24 Wissen FREITAG, 3. JULI 2015 / 20MINUTEN.CH Karriere macht nicht glücklich Silberameisen bewahren immer einen kühlen Kopf BERN. Wer auf der sozialen Leiter nach oben klettert, wird dadurch nicht unbedingt glücklicher. Das haben Forschende der Uni Bern gemeinsam mit der Uni Luxemburg herausgefunden. Sie untersuchten anhand umfassender Umfragen bei Schweizern und Engländern, ob ein beruflicher Aufstieg die Leute zufriedener macht als zuvor. Das Resultat: Schweizer wurden nicht glücklicher, wenn sie innerhalb des Vorjahres in eine höhere Stellung gewechselt hatten – also beispielsweise vom Angestellten zum Manager. Die Engländer fühlten sich danach im Schnitt sogar etwas unglücklicher. Aber weshalb ändert der Aufstieg so wenig am Glücksgefühl der Menschen? «Wahrscheinlich halten sich positive und negative Folgen die Waa- Wer beruflich aufsteigt, entfremdet sich oft von seinen Kollegen. PRISMA ge», sagt der Soziologe Robin Samuel, Gastforscher an der Uni Bern. Denn ein Schritt nach oben bringe zwar mehr Geld und Ansehen. Doch gleichzeitig entfremden sich die Aufsteiger von ihrem vor- herigen sozialen Umfeld, beispielsweise von Arbeitskollegen und Freunden. Ob ein Aufstieg allerdings nach mehreren Jahren doch noch glücklich macht, ist bisher nicht geklärt. BMN Studie: Welche Betreuung wollen werdende Mütter? ZÜRICH. Silberameisen leben in der Sahara und halten Temperaturen von bis zu 70 Grad Celsius aus. Wie ihnen das gelingt, hat nun ein Forscherteam der Uni Zürich herausgefunden: Die silbrig glänzende Behaarung der Tiere – gut sichtbar in der Mikroskopaufnahme des Kopfes – reflektiert die Sonnenstrahlung. Gleichzeitig lassen die Härchen Wärme vom Körper nach aussen passieren – ein doppelter Kühleffekt. SCI/FOTOS: R. F. FOELIX, R. WEHNER WINTERTHUR. Wie erleben Frauen in der Schweiz die professionelle Betreuung vor und nach der Geburt ihres ersten Kindes? Was haben sie für Schwierigkeiten, was für Bedürfnisse? Das untersuchen Forschende des Instituts für Hebammen der Zürcher Fachhochschule ZHAW in einer Studie. Dazu befragen sie Frauen ab der 20. Schwangerschaftswoche bis sechs Monate nach der Geburt. Die Ergebnisse sollen helfen, die Betreuung von Schwangeren und frischgebackenen Müttern zu verbessern. Für die Studie werden noch Teilnehmerinnen aus den Kantonen Zürich, St. Gallen, Waadt und Tessin gesucht. SRU Geburt.20min.ch Forscherin steigt mit Filmteam in NEUENBURG. Die Forscherin Martine Rebetez untersucht den Klimawandel in den Alpen. Für einen Dokfilm bestieg sie sogar den Montblanc. genheit, die Auswirkungen des Klimawandels zu veranschaulichen», sagt Rebetez. Sie erforscht, wie sich die Erwärmung in den Bergen bemerkbar macht. Dafür ist sie normalerweise nicht in Frankreich am Montblanc unterwegs, sondern in den Nur wenige schaffen es so Schweizer Alpen. Dort unterhoch hinaus wie die Schwei- sucht sie an 140 verschiedezer Klimaforscherin Martine nen Messstationen, wie die Rebetez: Zusammen mit wei- steigenden Temperaturen teren Wissenschaftlern be- die Schneeschmelze und stieg die damit auch 54-Jährige die Vegetati«Ich bin am liebsten im verganon beeindas ganze Jahr im genen flussen. «Es Schnee.» könnte sein, Sommer Martine Rebetez den Montdass beKlimaforscherin an der Uni Neuenblanc, den stimmte burg und an der Forschungsanstalt höchsten Pflanzenfür Wald, Schnee und Landschaft Gipfel der arten verWSL. Alpen. Ihre schwinden Expedition zeigt der Doku- oder neue auftauchen.» mentarfilm «Labor MontDeutliche Anzeichen des blanc», der morgen auf Arte Klimawandels begegneten ausgestrahlt wird. «Der Film ihr auch während der Montist für mich eine tolle Gele- blanc-Expedition: Wo vor 30 Jahren noch meterdickes Eis war, mussten die Forscher nun über Geröll klettern. Dass die Gletscher verschwinden, bedauert Martine Rebetez sehr. Fast das ganze Jahr geht sie auf Skitouren im Hochgebirge, im Sommer wandert sie gern. «Auch nach Feierabend kann ich noch schnell auf einen Gipfel steigen.» Denn die Berge ragen gleich hinter ihrem Haus auf, das oberhalb des Genfersees liegt und das sie und ihr Mann vor kurzem gebaut haben. Mit einer Solaranlage erzeugen sie ihren Strom und ihr Warmwasser selbst. So könne sie auch privat einen Beitrag leisten, um den Klimawandel aufzuhalten, sagt die Forscherin: «Das ist mir wichtig – vor allem für die nächste Generation.» CLAUDIA HOFFMANN «Labor Montblanc», Sa, 4.7., 20.15 Uhr, Arte Expedition auf den Montblanc: Martine Rebetez wirkte in einem Film mit, FREITAG, 3. JULI 2015 & INITIATED BY Wissen 25 ERFINDUNG Die Parkuhr Im Jahr 1935 ist Carlton Cole Magee Chef des Verkehrsrates der US-amerikanischen Stadt Oklahoma City. Er ärgert sich über die Dauerparkierer vor den Geschäften und will Platz für die Shoppingkunden schaffen. Deshalb entwickelt er einen Automaten, der nach einem Münzeinwurf die erlaubte Parkzeit herunterzählt. Erstmals müssen die Autofahrer nun dafür bezahlen, dass sie ihr Gefährt stehen lassen können. Das kommt nicht gut an: Entrüstete Bürger protestieren gegen die Parkuhren und reissen sie mancherorts sogar nieder – ohne Erfolg. Heute, 80 Jahre später, sind Parkplätze mit Parkuhren oder elektronischen Ticketautomaten längst zur Normalität geworden. SCI Insulin spritzen soll einfacher werden SITTEN. Diabetes-Patienten müssen sich in der Regel mehrmals täglich Insulin spritzen. Eine neue Methode könnte nun die Verabreichung deutlich vereinfachen. Derzeit entwickelt die Firma Medirio ein System, bei dem ein kleines Insulinreservoir – ein sogenannter Patch – direkt am Körper angeklebt wird. Daran befindet sich eine flexible Kunststoffnadel, die in der Haut steckt, dabei aber kaum spürbar ist. Über ein Steuergerät lässt sich exakt dosieren, wie viel Insulin der Patch abgibt. Die im Reservoir enthaltene Menge reicht für mindes- tens drei Tage, danach muss es ausgetauscht werden. Erste Tests mit Patienten sind im Herbst geplant. Das fertige System soll in zwei Jahren auf den Markt kommen. LU Insulin-Patch und Steuergerät zum Dosieren. MEDIRIO ARTE FRANCE/GRAND ANGLE PRODUCTIONS/ETHIC PROD 2015 eisige Höhen der den Klimawandel in den Alpen dokumentiert. Militärs und Geheimdienste vieler Länder führen mit Hilfe ihrer IT-Experten Hackerangriffe durch. GETTY «Cyber-Abwehr ist zu schwach» LUZERN. Das Internet wird immer mehr zum Schlachtfeld, auf dem sich Staaten gegenseitig bekriegen. Hackerangriffe auf Banken, Stromerzeuger oder Verwaltungen können im Extremfall ein ganzes Land lahmlegen. Hinter solchen Attacken stecken häufig nicht Einzelpersonen, sondern Staaten wie Russland, die USA, China oder Nordkorea. Wie gut die Schweiz dagegen gewappnet wäre, erklärt Cyber-Experte Bernhard Hämmerli. Herr Hämmerli, kann man bei Angriffen im Netz wirklich von Krieg sprechen? Derzeit gibt es zwar keinen offen erklärten Krieg, aber eine riesige Grauzone. Zum Vergleich: Wenn fremde Truppen über die Landesgrenze marschieren, ist das eine klare Verletzung der staatlichen Souveränität. Hackt hingegen ein Staat die IT-Systeme eines anderen Landes, ist die Lage viel unklarer. Solche Vorfälle häufen sich aber. Etwa 50 Staaten, darunter die USA, haben bereits erklärt, Cyber-Angriffe auf andere Länder durchzuführen. Mit welchem Ziel? Unter anderem zur Abschreckung. Indem man beispielsweise das Computernetz einer gegnerischen Regierung lahmlegt, trifft man diese an einer empfindlichen Stelle. Gleichzeitig zeigt man so, dass man das nötige Know-how hat, um auch die eigenen IT-Systeme zu schützen. Wären solche Angriffe auch für die Schweiz eine Option? Nein, denn die Schweiz hat eine vermittelnde Rolle. Dazu würde es nicht passen, eine Drohkulisse aufzubauen. Aber auch wir können Stärke zeigen, indem wir Cyber-Attacken konsequent aufklären und strafrechtlich verfolgen. Doch auch der Schutz vor solchen Attacken müsste noch verstärkt werden. Inwiefern? Der Bund hat 2013 knapp 30 neue Stellen im Bereich CyberSicherheit geschaffen. Aber das reicht nicht, denn die Lage hat sich in den letzten zwei Jahren weltweit massiv ver- schärft. Gegen einen grossangelegten Angriff auf mehrere kritische Einrichtungen – beispielsweise die Regierung, Fernsehsender und die Stromversorgung – wäre unsere heutige Abwehr nicht gewappnet. CLAUDIA HOFFMANN Bernhard Hämmerli ist Leiter Cyber-Sicherheit der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften und Professor an der Hochschule Luzern. Produced by Scitec-Media GmbH Agentur für Wissenschaftskommunikation Leitung: Beat Glogger [email protected], Scitec-media.ch Twitter.com/Wissen20Min