Institut für Theoretische Physik der Universität zu Köln, Sommersemester 2016 Prof. Dr. Joachim Krug Dr. Stefan Nowak Theoretische Physik in 2 Semestern II 7. Übung http://www.thp.uni-koeln.de/~sn/ss16/ Abgabe: Dienstag, 7. Juni 2016 bis 12:00 Uhr im Kasten vor der Theoretischen Physik 23. EPR-Experiment 6+8=14 Punkte ~ = 0. Eine Messung Betrachten Sie ein System aus zwei Spin-1/2-Teilchen mit Gesamtspin S ~ des Spins mit dem Operator Ŝz ergibt nach Aufgabe 21e) entweder + 2 oder − ~2 . Außerdem ist der Gesamtspin des Systems erhalten, d.h. wenn bei Teilchen 1 der positive Wert gemessen wurde, würde bei Teilchen 2 der negative Wert gemessen werden (und umgekehrt). Die Messapparatur von Teilchen 2 soll nun aber nicht die z-Komponente des Spins, sondern den Spin in Richtung ~n = (sin ϑ, 0, cos ϑ)T bestimmen, welche um den Winkel ϑ zur z-Achse geneigt ist. Der ~op . entsprechende Operator lautet Ŝ~n = ~n · S a) Berechnen Sie die Eigenwerte und normierten Eigenzustände von Ŝ~n . b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird bei Teilchen 1 zunächst der positive Eigenwert von Ŝz und anschließend bei Teilchen 2 der positive Eigenwert von Ŝ~n gemessen? Hinweis: Überlegen Sie sich, in welchem Zustand sich Teilchen 2 nach der Messung von Teilchen 1 befinden muss. 24. Vom Zwei- zum Einkörperproblem 7+9+5=21 Punkte Ein wasserstoffähnliches Atom besteht aus einem Elektron der Masse me in Wechselwirkung mit einem Kern der Masse mn und Ladung Ze. Der Hamilton-Operator dieses Zweiteilchen-Systems lautet Ĥ = |~ pe |2 |~ pn |2 Ze2 + − , 2me 2mn |~re − ~rn | (1) wobei p~e bzw. p~n den Impuls vom Elektron bzw. dem Kern und ~re bzw. ~rn den Ort der entsprechenden Teilchen bezeichnet. Um das Zweiteilchen- auf ein Einteilchenproblem zu reduzieren, ~ = (me~re + mn~rn )/(me + mn ) sowie führen wir die Schwerpunktskoordinaten P~ = p~e + p~n und R die Relativkoordinaten ~r = ~re − ~rn und p~ = (mn p~e − me p~n )/(me + mn ) ein. a) Zeigen Sie, dass die Komponenten der Schwerpunkts- und Relativkoordinaten die Vertauschungsrelationen [Ra , Pb ] = [ra , pb ] = i~ δab erfüllen. und [Ra , pb ] = [ra , Pb ] = 0 für a, b ∈ {x, y, z} (2) b) Zeigen Sie, dass der Hamilton-Operator aus Gleichung (1) in den neuen Koordinaten die Form Ĥ = |~ p|2 |P~ |2 Ze2 + − 2µ 2M |~r| (3) annimmt, wobei M = me + mn die Gesamtmasse und µ = me mn /M die reduzierte Masse ist. Hinweis: Sie benötigen in dieser Aufgabe noch nicht die Operator-Eigenschaften von p~ und P~ , sondern können diese als gewöhnliche Vektoren behandeln. c) Zeigen Sie, dass die Eigenfunktionen von Gleichung (3) von der Produkt-Form ~ = u(~r) φ(R) ~ sind, wobei φ(R) ~ die freie Bewegung des Schwerpunktes beschreibt und U (~r, R) u(~r) die in der Vorlesung behandelte Einteilchen-Schrödingergleichung löst (siehe Kapitel 5 im Skript). Hinweis: Aus Gleichung (2) folgt, dass P~ und p~ sich durch die üblichen Ersetzungsregeln als ~ bzw. ~r darstellen lassen, also z.B. Px = −i~ ∂ oder Ableitungen nach Komponenten von R ∂Rx py = −i~ ∂r∂y . 25. Zwei Teilchen im Kasten Betrachten Sie wieder das eindimensionale Kastenpotential ( 0 für − a2 ≤ x ≤ a2 , V (x) = ∞ sonst. 8+7=15 Punkte (4) mit unendlich hohen Wänden (siehe Kapitel 2.5 im Skript oder Aufgabe 11). In dieser Aufgabe betrachten werden wir nun N > 1 spinlose Teilchen in diesem Potential, die aber in keiner Wechselwirkung miteinander stehen. a) Betrachten Sie zunächst zwei Fermionen1 . Geben Sie die Wellenfunktion u(x1 , x2 ) für den Grundzustand des Zweiteilchen-Systems sowie die zugehörige gemeinsame Aufenthaltswahrscheinlichkeit |u(x1 , x2 )|2 an. Skizzieren Sie Letztere als Funktion von x1 bei konstantem x2 = 0. Was fällt auf? Hinweis: Verwenden Sie die bereits bekannten Lösungen für das Einteilchen-Problem. Denken Sie daran, dass die fermionische Zweiteilchen-Wellenfunktion antisymmetrisch sein muss und dass das Pauli-Prinzip gilt. b) Betrachten Sie nun die Situation für eine beliebige Anzahl N an (immer noch spinlosen) Teilchen. Bestimmen Sie die Grundzustandsenergie EB (N ) für N Bosonen bzw. EF (N ) für N Fermionen. Vergleichen Sie die Abhängigkeit der Grundzustandsenergie pro Teilchen von der Teilchenzahl P wenn N groß wird. 2 Hinweis: Es gilt N n=1 n = N (N + 1)(2N + 1)/6. 1 Nach dem Spin-Statistik-Theorem kommen spinlose Fermionen als “echte” Teilchen eigentlich nicht in der Natur vor, was aber der Einfachheit halber in dieser Aufgabe ignoriert werden soll. Zu erwähnen ist allerdings, dass es Quasiteilchen (d.h. Anregungen von Vielteilchensystemen, die mathematische und physikalische Eigenschaften von realen Teilchen besitzen) gibt, die sich formal wie spinlose Fermionen verhalten.