Das GIMP 2.8 Lernbuch Bildbearbeitung leicht gemacht für Ein- und Umsteiger von Bettina K. Lechner Art.-Nr. 012013322 Version 2.0.0 vom 13.10.2014 Autorisiertes Curriculum für das Webmasters Europe Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramm © 2012 by Webmasters Press www.webmasters-press.de Nordostpark 7, 90411 Nürnberg, Germany Das vorliegende Fachbuch ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Genehmigung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder Verwendung in elektronischen Systemen sowie für die Verwendung in Schulungsveranstaltungen. Die Informationen in diesem Fachbuch wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet. Trotzdem können Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden. Autoren und Herausgeber übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für eventuell verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Informationen zu dieser Buchreihe Dieses Buch ist Teil unserer Buchreihe zum Zertifizierungsprogramm des Europäischen Webmasterverbandes, Webmasters Europe e.V. (WE). Das Webmasters Europe Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramm ist modular aufgebaut und bietet Abschlüsse und Zertifizierungen auf verschiedenen Ebenen an – von der ExpertenZertifizierung für einzelne Themen bis hin zu Diploma-Abschlüssen für Webdesigner, WebEntwickler, Webmaster und Online Marketing Manager. Nähere Informationen dazu finden Sie unter http://de.webmasters-europe.org/bildungsprogramm Unsere Buchreihe bietet Ihnen nicht nur eine fundierte und praxisnahe Einführung in das jeweilige Thema, sondern ist von Webmasters Europe e.V. offiziell autorisiert zur Vorbereitung auf die WE-Zertifikatsprüfungen. Damit haben Sie die Garantie, dass alle prüfungsrelevanten Themen behandelt werden. Inhaltsverzeichnis Vorwort 13 1 Grundlagen der Bildbearbeitung 15 1.1 1.1.1 1.1.2 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.2.7 1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.3.5 1.4 15 2 3 Pixel- versus Vektorgrafiken Vektorgrafiken Pixelgrafiken Die wichtigsten Dateiformate für digitale Bilder JPEG GIF PNG XCF EPS TIFF PSD Farbmodelle Das RGB-Farbmodell Das CMYK-Farbmodell HSV Sonderfarben Graustufen Testen Sie Ihr Wissen 15 19 22 22 23 24 25 26 26 27 27 27 30 32 33 34 34 Ein erster Blick auf GIMP 35 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.2 2.2.1 2.2.2 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.3.5 2.3.6 2.4 35 GIMP herunterladen und installieren Installation unter Windows Installation unter Mac Installation unter Linux Die Arbeitsoberfläche Die Bereiche der GIMP-Oberfläche Die Handhabung der Docks und Dialoge Dateien in GIMP öffnen und speichern Ansicht verkleinern bzw. vergrößern (zoomen) Im herangezoomten Bild navigieren Eine neue Datei anlegen Datei in GIMP speichern bzw. exportieren Rückgängig machen von Arbeitsschritten Maßeinheiten und Hilfslinien Testen Sie Ihr Wissen 36 36 36 36 36 39 41 43 43 44 45 49 51 53 Bildgröße und Auflösung 55 3.1 3.2 3.3 3.4 55 Die Druckgröße Bild skalieren Zuschneiden-Werkzeug Testen Sie Ihr Wissen 57 59 60 4 5 6 Arbeiten mit Farben und Malwerkzeugen 62 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.4 4.4.1 4.4.2 4.5 4.5.1 4.5.2 4.5.3 4.6 4.6.1 4.6.2 4.7 4.7.1 4.7.2 4.8 62 Den Farbmodus feststellen Grundlagen des Farbmanagements Die wichtigsten Farbprofile So hinterlegen Sie in GIMP die Farbprofile Farbprofil auslesen und zuweisen In einen anderen Farbraum konvertieren Vorschau auf CMYK In Graustufen konvertieren Indiziert Farben auswählen Der Farbauswahldialog Die Pipette Die Malwerkzeuge Der Stift Der Pinsel Der Radierer Fläche füllen mit Farbe oder Muster Drag & Drop – Schritt für Schritt: Das Füllen-Werkzeug Arbeit mit Farbverläufen Verlaufsformen Verläufe bearbeiten Testen Sie Ihr Wissen 63 64 64 65 65 65 66 67 69 69 71 71 72 74 75 75 76 76 78 80 81 86 Bildkorrekturen 87 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.3 5.4 87 Farbkorrekturen Werte Kurven Farbton & Sättigung Filter Effektfilter Korrekturfilter Render-Filter Bildretusche Testen Sie Ihr Wissen 87 90 94 97 98 103 106 107 112 Bildteile auswählen 113 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.1.5 6.1.6 6.2 6.3 6.3.1 6.3.2 6.4 6.5 113 Die Auswahlwerkzeuge Einfache geometrische Formen auswählen Das Werkzeug für freie Auswahl Auswahl nach Farbe Abgesoftete Auswahlkante Auswahl bei homogenem Hintergrund Wichtige Tastenkombinationen für Auswahlen Auswahl erzeugen mit der Schnellmaske Auswahlmasken Auswahlen speichern Auswahl laden Das Pfadwerkzeug Testen Sie Ihr Wissen 114 118 120 121 123 125 126 131 131 133 134 137 7 8 9 Arbeiten mit Ebenen 138 7.1 7.1.1 7.1.2 7.1.3 7.1.4 7.1.5 7.1.6 7.1.7 7.1.8 7.1.9 7.1.10 7.1.11 7.2 7.3 7.3.1 7.3.2 7.3.3 7.4 138 Erste Schritte mit Ebenen Zweck von Ebenen Ebenen verwalten Ein Duplikat einer Ebene erstellen Sehen oder nicht sehen: Ebenen aus- und einblenden Freigestellte Bildteile bearbeiten Bildteile freistellen Ebenengröße verändern Ebenenoptionen Ebenen importieren Ebenen transformieren Ebene zuschneiden Füllmethoden: Kolorieren eines Schwarzweißfotos Ebenenmasken Was sind Ebenenmasken? Ebenenmasken im Überblick Ebenenmasken in der Praxis Testen Sie Ihr Wissen 138 139 139 141 141 143 145 150 153 154 160 161 164 164 165 165 178 Text erzeugen 180 8.1 8.2 8.3 180 Das Textwerkzeug Texteffekte mit Vorlagen Testen Sie Ihr Wissen 186 187 Webgrafiken erzeugen 188 9.1 9.1.1 9.1.2 9.2 9.2.1 9.2.2 9.2.3 9.3 188 Webgrafiken Buttons selbst zeichnen Webgrafiken auf »Knopfdruck« Animationen Zeitlicher Ablauf Vorschau auf die Animation Animation optimieren und speichern Testen Sie Ihr Wissen 188 189 191 192 193 193 194 Lösungen 195 Index 201 Vorwort GIMP ist eines der bekanntesten Open Source-Programme. »Was ist Open Source?«, werden Sie sich vielleicht fragen. Übersetzt bedeutet der englische Begriff »quelloffen«. Damit ist gemeint, dass der Quellcode des Programms offen vorliegt und für jedermann einsehbar ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn kommerzielle Anbieter halten den Code stets streng geheim. Der Vorteil des offenen Quellcodes liegt auf der Hand: Jeder, der dazu in der Lage ist, kann das Programm weiterentwickeln und dadurch bereichern. Anders als man vielleicht denken mag, führt das nicht zu einem Chaos, sondern ganz im Gegenteil: »Die Weisheit der Vielen«1 zeigt sich – wie ich finde – in solchen Projekten immer ganz besonders deutlich. Denn GIMP ist nicht nur ein hochentwickeltes Bildbearbeitungsprogramm, sondern besticht durch eine Vielzahl an kreativen Funktionen, wie zum Beispiel die zahlreichen Filter, die quasi per Mausklick künstliche Lichtquellen, Wolken, Flammen, Bewegungsunschärfe, van GoghImitationen, aber auch ausgefallene Effekte wie Kaffeeflecken erzeugen. Von diesen Filtern gibt es über hundert! Und ja, einige der wichtigsten Funktionen und Filter werden wir uns in diesem Lernbuch natürlich genauer ansehen. Oft werde ich gefragt, ob GIMP den Programmen kommerzieller Anbieter das Wasser reichen kann. In den allermeisten Bereichen lässt sich die Frage mit einem einfachen Ja beantworten. So bietet GIMP alle Funktionen, die Sie für die Aufbereitung von Bildern für den Webbereich benötigen. Es kann aber beispielsweise nicht in den CMYK-Farbraum umwandeln, was vor allem bei der Aufbereitung von Bildern für den professionellen Druckbereich nachteilig ist. Dennoch können Sie Bilder für z. B. ein Fotobuch aufbereiten, da hier stets RGB-Dateien verwendet werden. Und GIMP arbeitet (noch!) nur mit 8 Bit Farbtiefe pro Kanal. Da sind wir schon beim Thema »was Sie erwartet« angelangt: In diesem Lernbuch möchte ich Ihnen die Grundlagen der digitalen Bildbearbeitung mit GIMP nahebringen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Veröffentlichung von Bildern im Web, wobei natürlich der eine oder andere Blick über den Tellerrand hinaus auf andere Medienbereiche nicht ausbleibt. Mit zahlreichen Übungen werden Sie Schritt für Schritt die verschiedenen Aufgabengebiete und Funktionen des Programms kennenlernen. Die einzelnen Lektionen dieses Buches sind in sich abgeschlossen, bauen jedoch aufeinander auf. Arbeiten Sie die Lektionen also nacheinander durch. Im Laufe der Zeit werden Ihnen immer öfter Dinge aus vorangegangenen Lektionen in anderen Zusammenhängen wiederbegegnen. Nach dem Durcharbeiten dieses Lernbuchs sollten Sie in der Lage sein, Bilder in GIMP professionell zu bearbeiten, zu korrigieren und zu retuschieren, Montagen mit Ebenen und Masken zu erstellen, Filter anzuwenden, Größenänderungen durchzuführen, Texte zu setzen, kleine Animationen zu erstellen sowie Ihre Grafiken für das Web aufzubereiten. Natürlich kann und will dieses Lernbuch nicht alle Funktionen von GIMP abdecken. Da die Software mittlerweile einen großen Funktionsumfang für unterschiedliche Anwendungszwecke bietet, nehmen wir uns die Werkzeuge vor, die für die tägliche Praxis in Bildbearbeitung, 1. Titel von James Surowieckis Buch, Die Weisheit der Vielen. Warum Gruppen klüger sind als der Einzelne. Grafik- und Webdesign relevant sind. Bei meinen Trainings ist es mir auch immer ein Anliegen, dass die Teilnehmer in der Lage sind, sich selbst zu helfen. Daher werde ich Ihnen auch mit Tipps und Tricks Hilfe zur Selbsthilfe mitgeben. Doch nun ist es Zeit: Tauchen Sie ein in die kreative Welt der digitalen Bildbearbeitung und lassen Sie sich begeistern von den unzähligen Möglichkeiten! Viel Spaß und Erfolg mit GIMP wünscht Ihnen Bettina K. Lechner Neuhaus, im Mai 2014 1.1 Pixel- versus Vektorgrafiken 15 Grundlagen der Bildbearbeitung In dieser Lektion lernen Sie: ➤ was der Unterschied zwischen Pixel- und Vektorgrafiken ist. ➤ welche Dateiformate für digitale Bilder die wichtigsten sind. ➤ worin sich Farbmodelle unterscheiden. 1.1 Pixel- versus Vektorgrafiken Wir beginnen zunächst mit einem erläuternden Theorieteil, der aber hoffentlich alles andere als grau für Sie sein wird. Für die spätere Bearbeitung von Bildern und Grafiken ist wichtig, dass Sie den Unterschied zwischen den folgenden beiden Grafiktypen kennen: Pixelgrafiken und Vektorgrafiken. 1.1.1 Vektorgrafiken Vektorgrafiken sind aus geometrischen Formen aufgebaut (man spricht auch von Pfaden). Eine vektorbasierte Form ergibt sich aus Punkten (sogenannten Ankern oder auch Knoten), die in einem Koordinatensystem gesetzt werden und die durch Linien oder Kurven (sog. Bézierkurven) miteinander verbunden sind. Der Bereich zwischen zwei Ankern wird auch Pfadsegment genannt. Beispiel Abb. 1.1 Um ein vektorbasiertes Quadrat aufzubauen, benötigt man vier Anker. Diese werden durch Geraden miteinander verbunden. 1 16 1 Grundlagen der Bildbearbeitung Abb. 1.2 Ein vektorbasierter Kreis beruht wie das Quadrat auf vier Ankern, die allerdings durch gebogene Linien miteinander verbunden sind. Die Stärke der Biegung wird über sogenannte Grifflinien eingestellt, die aus den Ankerpunkten gezogen werden. Abb. 1.3 Vektorform mit allen für Kurven benötigten Elementen: Anker, Griffpunkte, Segmente. Mit all diesen Elementen lässt sich jede beliebige Form zeichnen. Für die Gestaltung einer vektorbasierten Form gibt es die folgenden Eigenschaften: ➤ die Sichtbarkeit, Deckkraft bzw. Farbe der Kontur (der Verbindungslinien) ➤ die Stärke (Dicke) der Kontur ➤ der Stil der Kontur (z. B. durchgezogen, gestrichelt oder gepunktet) ➤ die Sichtbarkeit, Deckkraft bzw. Füllfarbe der Fläche (z. B. einfarbig oder als Farbverlauf ). 1.1 Pixel- versus Vektorgrafiken 17 Abb. 1.4 Kreise mit unterschiedlichen Eigenschaften, v.l.n.r.: dicke Kontur, Fläche gefüllt mit Farbverlauf, gestrichelte Kontur mit einer Füllfarbe Durch geschickten Einsatz dieser Eigenschaften und Übereinanderlegen verschiedener Vektorformen lassen sich äußerst komplexe Formen und (mit viel Geduld) auch fotorealistische Zeichnungen erzeugen: Abb. 1.5 Versuchen Sie mal geistig diese Zeichnung in Pfadsegmente zu unterteilen. Sie erkennen bestimmt die Flächen, Kurven und Linien, aus denen Gesicht und Haar aufgebaut sind. Quelle: openclipart.org/detail/170348/woman-bysudhakar_m_k-170348 18 1 Grundlagen der Bildbearbeitung Abb. 1.6 Kaum zu glauben: Selbst diese fotorealistische Zeichnung besteht nur aus Vektorformen. Quelle: commons.wikimedia.org/wiki/ File:Rubik%27s_cube_v3.svg Vor- und Nachteile von Vektorgrafiken Verlustfrei skalierbar. Eine Vektorgrafik kann prinzipiell ohne Qualitätsverlust beliebig verkleinert oder vergrößert werden. Dabei werden einfach die Anker versetzt und das Segment bzw. die Fläche neu befüllt. Das heißt, dass aus einer Vektorgrafik ein mikroskopisch kleines Bild für eine Briefmarke genauso gedruckt werden kann wie ein riesiges Bild für eine Plakatwand. Nicht geeignet für Fotos. Eine Darstellung detailreicher Fotografien ist nicht möglich – denken Sie beispielsweise an die vielen Farbschattierungen eines Himmels oder die zahlreichen Farben, aus denen sich ein Gesicht zusammensetzt; der Aufbau eines solchen Fotos mit Vektorformen wäre unmöglich. Ressourcenschonend. Vektorgrafiken benötigen nur sehr wenig Speicherplatz, weil ja nicht jeder einzelne Bildpunkt gespeichert wird, sondern nur die Koordinaten und die Eigenschaften der Form. Spezielle Programme nötig. Kein Nachteil im eigentlichen Sinn, aber für die Bearbeitung bzw. Erstellung von Vektorgrafiken benötigen Sie spezielle Softwareprogramme, die die meisten Computer standardmäßig nicht installiert haben. Und auch für die Darstellung im Web gibt es gewisse Einschränkungen. Tabelle 1.1 Vor- und Nachteile von Vektorgrafiken Einsatzbereiche für Vektorgrafiken ➤ Firmenlogos ➤ Zeichnungen, Comics ➤ Schriften 1.1 Pixel- versus Vektorgrafiken 19 ➤ geometrische Formen. Dateiformate für Vektorgrafiken ➤ EPS (= Encapsulated PostScript, ein Standard in der Druckvorstufe, speichert zudem auch Pixelgrafiken) ➤ SVG (= Scalable Vector Graphics, XML-basierter, offener Standard, auch für Webgrafiken) ➤ AI (proprietäres Dateiformat von Adobe Illustrator) ➤ CDR (proprietäres Dateiformat von CorelDraw) ➤ WMF (= Windows Metafile). Bekannte Programme zur Erstellung bzw. Bearbeitung von Vektorgrafiken ➤ Adobe Illustrator ➤ Macromedia FreeHand (wird nicht mehr weiterentwickelt) ➤ Corel Draw ➤ Xara Xtreme ➤ InkScape (Open-Source) ➤ iDraw (Mac). Auch Desktop-Publishing-Programme wie Adobe InDesign oder das Open-Source-Programm Scribus arbeiten vektorbasiert. Und wie ist das in GIMP? GIMP ist grundsätzlich ein Bildbearbeitungsprogramm (so steht IMP für image manipulation program), es ist also für die Erstellung und Bearbeitung von Vektorgrafiken nur bedingt geeignet. Mit Ausnahmen: So wird beispielsweise Text vektorbasiert erzeugt, und GIMP bietet das Pfadwerkzeug, mit dem Sie Formen, Linien und Kurven erzeugen können. 1.1.2 Pixelgrafiken Eine Pixel- oder Rastergrafik, bzw. Bitmap-Grafik, besteht aus unzähligen Bildpunkten, die Pixel genannt werden. In den Pixeln sind die Informationen über ihre Farbwerte gespeichert, die Summe all dieser Pixel ergibt dann das Bild bzw. Foto – ähnlich wie bei einem Mosaik: Je kleiner die Mosaiksteinchen (Pixel), desto detailtreuer ist das Bild, je größer die Mosaiksteinchen, desto gröber ist die Abbildung. Auf die Pixelgrafik angewendet heißt das: Die Qualität und Detailtreue eines Bildes ist abhängig von der Anzahl und Größe der Pixel. Dieser Umstand wird später bei der Erläuterung der Drucktauglichkeit eines Bilds relevant (mehr dazu s. Abschnitt 1.3.2). 20 1 Grundlagen der Bildbearbeitung Abb. 1.7 2x das gleiche Bild, links das Bild im Original und rechts mit stark reduzierter Pixelanzahl; es weist also bei gleicher Größe wesentlich weniger Pixel auf, wodurch die Qualität leidet – es wirkt unscharf. Quelle: www.flickr.com/photos/fjseb/2645671122 Und weil eben eine Pixelgrafik mit einer riesigen Anzahl an Pixeln aufgebaut wird und jeder Pixel eine andere Farbe aufweisen kann, ist es das perfekte und damit auch gängigste Format für die Darstellung von sehr feinen Farbschattierungen, wie sie eben Fotos benötigen. Daher sind Fotos aus digitalen Kameras, aus dem Web und eingescannte Bilder allesamt Pixel- bzw. Rastergrafiken. Relative versus absolute Auflösung Die Anzahl der Pixel, aus denen ein Bild besteht, nennt man Auflösung. Man unterscheidet hier zwischen der absoluten und der relativen Auflösung: ➤ Die absolute Auflösung bezeichnet die Gesamtzahl an Pixeln, aus denen ein Bild besteht, also den Flächeninhalt (Länge × Breite). Diese Angabe wird z. B. von den Herstellern von Digitalkameras verwendet: Eine Kamera mit 16 Megapixeln kann also Bilder erzeugen, die insgesamt aus 16 Millionen Pixeln (Mega = Millionen) bestehen. ➤ Die relative Auflösung bezeichnet die Anzahl an Pixeln pro Längeneinheit. Die geläufige Maßeinheit für diese Angabe ist ppi (pixels per inch, Pixel pro Zoll). Ein Bild mit einer Auflösung von 300 ppi hat also 300 Pixel pro Zoll. Über die Breite bzw. Höhe des Bildes können hier keine Rückschlüsse gezogen werden. Ist jedoch bekannt, dass das Bild z. B. 5,08 cm breit und ebenso hoch ist, so kann die Gesamtzahl nun errechnet werden. Zufälligerweise ;-) sind 5,08 cm exakt 2 Zoll (1 Zoll = 2,54 cm): 2 Zoll × 300 = 600 Pixel in der Breite und 2 Zoll × 300 = 600 Pixel in der Höhe. 600 × 600 ergibt 360.000. Das Bild hätte also eine absolute Auflösung von 360.000 Pixeln. Daraus resultiert einer der gravierendsten Nachteile von Pixelgrafiken: Sie sind auflösungsabhängig, d. h. sie haben eine fest definierte Größe. Wird ein Pixelbild skaliert, kann dies zu einem erheblichen Qualitätsverlust führen, der das Bild im Extremfall unbrauchbar macht. Dabei bewirkt eine Vergrößerung des Bildes einen höheren Qualitätsverlust als eine Verkleinerung, da hier von der Software Pixel an Stellen »hinzuerfunden« werden müssen, an denen zuvor keine waren. Das Bild wird zwangsläufig unscharf. Je nachdem, ob ein Bild verkleinert oder vergrößert wird, müssen Pixel weg- bzw. hinzugerechnet werden. Diesen Vorgang der Pixelneuanordnung nennt man Interpolation. Je nach Art der Skalierung gibt es Interpolationsmethoden, die besonders für das Verkleinern, und andere, die speziell für das Vergrößern von Bildern geeignet sind. 1.1 Pixel- versus Vektorgrafiken 21 Abb. 1.8 Das linke Bild zeigt das Original. Rechts sehen Sie deutliche Qualitätsverluste, die eintreten, wenn ein pixelbasiertes Bild vergrößert wird. Trotz dieses Nachteils sind Pixelgrafiken bis heute die einzige Möglichkeit, Fotos und ähnliche Bilder (wie etwa gerenderte 3D-Grafiken) wirklichkeitsgetreu im Druck und im Web wiederzugeben. Leistungsfähige Programme wie GIMP ermöglichen umfangreiche Manipulationen auf Pixelebene, um Bilder auf vielfältige Weise zu bearbeiten, Farben zu korrigieren, Effektfilter anzuwenden oder Montagen zu erstellen. Vor- und Nachteile von Pixelgrafiken Farbenvielfalt. Aufgrund der hohen Farbanzahl sind realitätsgetreue Farbdarstellungen und -abstufungen problemlos möglich. Qualitätsverluste bei Skalierung. Die fehlenden Pixel können beim Skalieren nur schwer bis gar nicht ersetzt werden. Programmunabhängigkeit. Jeder Computer hat eine Software installiert, die Pixelbilder öffnet. Höherer Speicherbedarf. Pixelgrafiken haben im Vergleich zu Vektorgrafiken eine höhere Dateigröße und benötigen daher mehr Speicher. Tabelle 1.2 Vor- und Nachteile von Pixelgrafiken Einsatzbereiche für Pixelgrafiken ➤ Fotos ➤ eingescanntes Bildmaterial ➤ 3D-Grafiken. Dateiformate für Pixelgrafiken ➤ JPEG ➤ PNG ➤ GIF ➤ TIFF ➤ XCF (GIMP) ➤ PSD (Photoshop). 22 1 Grundlagen der Bildbearbeitung Bekannte Programme zur Erstellung bzw. Bearbeitung von Pixelgrafiken ➤ GIMP ➤ Adobe Photoshop ➤ Adobe Fireworks ➤ Microsoft Windows Photo Viewer ➤ PaintShop Pro ➤ Pixelmator (Mac). Abschließend sehen Sie hier eine direkte Gegenüberstellung der beiden Grafiktypen: Links sehen Sie, was passiert, wenn Sie eine Pixel- bzw. Rastergrafik vergrößern, rechts die Vergrößerung einer Vektorgrafik. Abb. 1.9 Diese Grafik veranschaulicht deutlich den Nachteil von Pixel- gegenüber Vektorgrafiken. Quelle: commons.wikimedia.org/wiki/File:Bitmap_VS_SVG_Fr.svg?uselang=fr 1.2 Die wichtigsten Dateiformate für digitale Bilder Im vorangegangenen Teil habe ich bereits einige Dateiformate angesprochen wie zum Beispiel JPEG, PNG, GIF, XCF, TIFF, PSD etc. In diesem Abschnitt sehen wir uns die Einsatzbereiche und die jeweiligen Vor- und Nachteile der wichtigsten Formate an. 1.2.1 JPEG JPEG (sprich: tsch'eipäg), Dateiendung .jpg, Abkürzung von Joint Photographic Experts Group, ist das gängigste und bekannteste Dateiformat für Bilder. 1.2 Die wichtigsten Dateiformate für digitale Bilder 23 JPEG Vor- und Nachteile ➤ Gängiges Format, so gut wie jeder Computer hat eine Software installiert, die JPEG-Dateien öffnen kann ➤ Beherrscht den vollen RGB-Farbraum (bis 16,7 Millionen Farben = »True Color«) daher perfekt für farbenreiche Bilder ➤ Beherrscht neben RGB auch den CMYKFarbraum (mehr dazu siehe Abschnitt 1.3.2) und natürlich Graustufen (mehr dazu siehe Abschnitt 4.6.6) ➤ Die Komprimierung ist verlustbehaftet, es kommt zu Qualitätseinbußen. Bei zu hoher Komprimierung entstehen die typischen JPEG-Artefakte (»Klötzchenbildung«) ➤ Bei jedem Öffnen und Speichern kommt es zu einer weiteren verlustbehafteten Kompression ➤ Für den Profibereich häufig unzulänglich, weil nur 8 Bit pro Farbkanal möglich ➤ Keine Transparenz möglich. ➤ Hohe Komprimierung möglich ➤ Webtauglich ➤ Speichert EXIF-Daten (Metainformationen wie z. B. Aufnahmedatum, Brennweite etc.). Tabelle 1.3 JPEG Vor- und Nachteile Einsatzbereiche von JPEG Brilliante Fotos, farbenreiche Grafiken, ideal zum Austausch, Versenden per E-Mail und zum Publizieren auf Webseiten. JPEG lässt sich kurz so beschreiben: »Gutes Preis-Leistungsverhältnis«. Mehr zum Speichern-Vorgang in GIMP lesen Sie hier: Abschnitt 2.3.4 1.2.2 GIF GIF (sprich: giff ), Abkürzung für Graphical Interchange Format, ist ein sehr kompaktes Format für Grafiken. Die größte Besonderheit liegt in der Kompressionsmethode: Das GIF-Format komprimiert Bilder durch Entfernen von Farben. Ein Bild im GIF-Format kann noch maximal 256 Farben enthalten (und ist demnach natürlich »websicher«), gegenüber 16,7 Millionen im RGB-Farbmodus. Diese 256 Farben entstammen jedoch alle dem RGB-Farbraum, es handelt sich also um eine Untergruppe des RGB-Farbraums. Welche Farben das genau sind, können Sie selbst bestimmen: Sie müssen hier also eine Farbtabelle definieren, einen Index aller im Bild enthaltenen Farben. Deshalb spricht man hier auch von Indizierten Farben. Da es sich dabei nicht mehr um den vollen RGB-Farbumfang handelt, werden die indizierten Farben in GIMP auch wie ein eigener Farbmodus behandelt (siehe Menü Bild → Modus bzw. mehr dazu Abschnitt 4.3.3). GIFBilder bestehen – ähnlich wie Graustufenbilder – lediglich aus einem einzigen Farbkanal. Dieser Kanal kann maximal 256 Farben (8 Bit) speichern, es können jedoch auch noch weniger 24 1 Grundlagen der Bildbearbeitung Farben enthalten sein: 128 (7 Bit), 64 (6 Bit), 32 (5 Bit), 16 (4 Bit), 8 (3 Bit), 4 (2 Bit) oder nur 2 Farben (1 Bit). GIF Vor- und Nachteile ➤ Grundsätzlich verlustfreie Komprimierung möglich ➤ Unterstützt einfache Transparenz (1-BitTransparenz) ➤ Animierbar (animated gif): Mehrere Einzelbilder werden in einer Datei gespeichert und vom Browser nacheinander abgespielt (»Daumenkino«) ➤ Kennt nur max. 256 Farben, daher Qualitätsverlust bei Bildern, die ursprünglich aus mehr Farben bestanden ➤ Kennt nur volle oder keine Transparenz (keine weichen Transparenzabstufungen wie bei PNG möglich), daher wirken die Ränder von transparenten GIF-Grafiken häufig unschön. ➤ Webtauglich. Tabelle 1.4 GIF Vor- und Nachteile Einsatzbereiche von GIF Animationen, kleine, einfache Grafiken wie Icons, bedingt auch Logos, Schriftzüge, Buttons und Fotos mit wenigen Farben. GIF lässt sich kurz so beschreiben: »Klein aber fein!« Mehr zum Speichern-Vorgang in GIMP lesen Sie hier: Abschnitt 2.3.4 1.2.3 PNG PNG (sprich: pi:en'dschi oder ping), Abkürzung von Portable Network Graphics, ist ein verbreitetes Format vor allem im Web. Es existiert in zwei Varianten: PNG-8 und PNG-24. Die Zahlen stehen für die Farbtiefe (8 Bit bzw. 24 Bit): ➤ PNG-8 hat dieselben Eigenschaften wie das GIF-Format (mit Ausnahme der Animationen): Solche Dateien liegen im Farbmodus Indizierte Farben mit max. 256 Farben vor und unterstützen einfache Transparenzen (1 Bit). Deshalb findet es in der Praxis kaum Verwendung, es wird stattdessen das GIF-Format verwendet. ➤ PNG-24 hingegen unterstützt den vollen RGB-Farbumfang (16,7 Mio. Farben, jedoch nicht den CMYK-Farbmodus) bei verlustfreier Kompression. Diese ist allerdings bei weitem nicht so effektiv wie die JPEG-Kompression – PNG-Dateien sind also größer. Der größte Vorteil ist jedoch die Unterstützung von Alphatransparenzen (8-Bit-Transparenzen). Damit ist das PNG-Format das einzige Web-Format, mit dem sich weiche Übergänge von deckend nach transparent sowie halbtransparente Bereiche darstellen lassen. 1.2 Die wichtigsten Dateiformate für digitale Bilder 25 PNG Vor- und Nachteile ➤ Komprimierung ohne Verlust möglich ➤ Unterstützt 8 bzw. 16 Bit pro Farbkanal ➤ Unterstützt RGB, Graustufen und indizierte Farben ➤ Beherrscht Transparenz und sogar Transparenz-Abstufungen (sog. Alphatransparenz, z. B. für einen Milchglaseffekt) ➤ Keine Unterstützung des CMYK-Farbraums (mehr dazu siehe Abschnitt 1.3.2) ➤ Keine so hohe Kompression wie bei der verlustbehafteten JPG-Datei möglich, daher größere Dateien ➤ Steinzeitliche Browser wie der Internet Explorer 6 stellen die Transparenz nicht dar. ➤ Webtauglich ➤ Speichert EXIF-Daten (Metainformationen wie z. B. Aufnahmedatum, Brennweite etc.). Tabelle 1.5 PNG Vor- und Nachteile Einsatzbereiche von PNG Typische Anwendungsbereiche sind Fotos und Grafiken für das Web wie Logos, Buttons und Banner, die dank der Transparenzabstufungen die Hintergrundfarbe durchscheinen lassen, was besonders bei Farbverläufen oder Schatten für tolle Effekte sorgt. PNG lässt sich kurz so beschreiben: »Vereint die Vorteile von JPG (Farbanzahl) und GIF (Transparenz)«. Mehr zum Speichern-Vorgang in GIMP lesen Sie hier: Abschnitt 2.3.4 1.2.4 XCF XCF, Abkürzung von eXperimental Computing Facility, ist das GIMP-eigene Dateiformat. XCF Vor- und Nachteile ➤ Speichert alle GIMP-Funktionen wie Ebenen, Pfade usw. ➤ Kein webtaugliches Format ➤ Keine Verluste beim Speichern ➤ Sehr große Dateien ➤ Simple Komprimierung mittels DateiEndung bzip2 und gz. ➤ (Noch) keine CMYK-Unterstützung. Tabelle 1.6 XCF Vor- und Nachteile ➤ Kann nur mit GIMP geöffnet werden 26 1 Grundlagen der Bildbearbeitung Einsatzbereiche von XCF XCF dient zur Speicherung der für die Bearbeitung nötigen Ebenen, Pfade etc. in GIMP. XCF lässt sich kurz so beschreiben: »Die Arbeitsdatei«. Mehr zum Speichern-Vorgang in GIMP lesen Sie hier: Abschnitt 2.3.4 1.2.5 EPS EPS-Dateien (Encapsulated PostScript) sind eine Variante der Seitenbeschreibungssprache PostScript, die ausschließlich in der Druckvorstufe verwendet wird. EPS-Grafiken können sowohl Vektor- als auch Pixeldaten enthalten, und sogar Schriften können eingebettet werden. Zudem kann eine EPS-Datei optional ein Vorschaubild in niedriger Auflösung (Thumbnail) enthalten, das in Layoutprogrammen als Platzhalter dienen kann. Das Format ist allerdings in der Praxis kaum mehr anzutreffen, da es von JPG abgelöst wurde. 1.2.6 TIFF Abkürzung von Tagged Image File Format. Das TIFF-Format ist ein qualitativ hochwertiges Format, das die Dateigröße Ihrer Bilder mit Hilfe der LZW-Kompression (Lempel-Ziv-Welch-Algorithmus) verlustfrei reduzieren kann. Es speichert Alphakanäle und Ebenen. Das TIFF-Format unterstützt sowohl den RGB- als auch den CMYK-Farbmodus. Dieses Format wurde häufig für hochaufgelöste Bilder im Druckbereich verwendet, ist aber aufgrund der hohen Datenmenge, die das Format erzeugt, großteils von JPG abgelöst worden. Desweiteren kommt es noch beim Scannen zum Einsatz, weil die Pixel, genauso wie beim Scan-Abtastraster, in dem Format zeilenweise angeordnet werden. TIFF Vor- und Nachteile ➤ Verlustbehaftetes und verlustfreies Komprimieren ➤ Ebenen ➤ 16-Bit-Alphakanal, CMYK ➤ Hohe Auflösung ➤ Ausgezeichnete Bildqualität ➤ Unterstützt RGB und CMYK. Tabelle 1.7 TIFF Vor- und Nachteile ➤ Kein webtaugliches Format ➤ Sehr große Dateien. 1.3 Farbmodelle 27 Einsatzbereiche von TIFF Für den Datenaustausch, beim Scannen, manchmal noch in der Druckvorstufe, zum Archivieren, für große Kartenbilder, Luftbilder (GeoTIFF). 1.2.7 PSD Der Vollständigkeit halber sei auch das Adobe Photoshop-Dateiformat erwähnt, das natürlich – genauso wie XCF für GIMP – alle in Photoshop erstellten Elemente speichert, wie Ebenen, Pfade, Transparenzen, und alle vorhandenen Farbräume unterstützt. Sie können PSD-Dateien in GIMP öffnen! Nicht jedoch XCF in Photoshop. 1.3 Farbmodelle Zu guter Letzt streifen wir in dieser Lektion noch das Thema Farbtheorie. Denn die Darstellung von Farben hängt direkt vom gewählten Ausgabemedium ab. Farben auf einem Computermonitor (wie etwa auf einer Webseite) werden auf andere Weise erzeugt als Farben, die auf Papier gedruckt werden. Abhängig vom jeweiligen Ausgabemedium werden also unterschiedliche Methoden zur Farbdarstellung benutzt. Diese Methoden werden als Farbmodelle oder Farbmodi bezeichnet. 1.3.1 Das RGB-Farbmodell In diesem Farbmodell werden alle Farben aus den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau gemischt. Man spricht deshalb vom RGB-Farbmodell. Dieses Farbmodell ist das gängigste, denn es wird nicht nur von Monitoren verwendet, sondern auch von Projektoren oder Fernsehschirmen. Die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau werden direkt durch Lichtquellen erzeugt, es handelt sich also um Lichtfarben. Durch Mischung dieser drei Grundfarben zu unterschiedlichen Anteilen können mehr Farben dargestellt werden, als das menschliche Auge wahrnehmen kann, umgekehrt jedoch umfasst es nicht alle wahrnehmbaren Farben. Wenn alle Grundfarben bei voller Leuchtkraft übereinanderstrahlen, addieren sie sich zu Weiß. Der RGB-Farbraum wird deshalb als additives Farbmodell bezeichnet. Das völlige Fehlen aller drei Grundfarben (= alle Lichtquellen sind ausgeschaltet) ergibt demnach Schwarz. In der Bildbearbeitung wird jede dieser drei Grundfarben auch als Farbkanal bezeichnet. Jedem dieser Farbkanäle stehen standardmäßig 8 Bit zur Verfügung. Jede Grundfarbe kann zu 256 unterschiedlichen Anteilen abgemischt werden, von 0 (= keine Farbe) bis 255 (= höchstmöglicher Farbanteil). 2 Insgesamt stehen im RGB-Farbraum mit seinen 3 Farbkanälen Rot, Grün und Blau also 256 × 256 × 256 Farben zur Verfügung, das sind fast 16,8 Millionen unterschiedliche Farbnuancen. 2. Warum 256 Farben? 1 Bit kann zwei unterschiedliche Zustände annehmen, aus und an. Bei 8 Bit pro Farbkanal rechnet man also: 2 hoch 8 = 256. 28 1 Grundlagen der Bildbearbeitung Abb. 1.10 An der Grafik erkennen Sie schön, welche Farben bei Überschneidungen der drei Kanäle entstehen. Das Weiß in der Mitte zeigt deutlich, was passiert, wenn alle drei Farbkanäle übereinander liegen. Quelle: commons.wikimedia.org/wiki/File:RGB.jpg Autor: Ntozis at Greek Wikipedia Beispiele für RGB-Farben Farbe RGB-Wert reines Rot R = 255, G = 0, B = 0 reines Grün R = 0, G = 255, B = 0 reines Blau R = 0, G = 0, B = 255 reines Weiß R = 255, G = 255, B = 255 reines Schwarz R = 0, G = 0, B = 0 Orange R = 255, G = 110, B = 0 Tabelle 1.8 Beispiele für RGB-Farben Vergeben Sie für alle drei Farbkanäle gleiche Werte, ist das Ergebnis immer ein Grauton. Ausgenommen natürlich die höchsten bzw. niedrigsten Werte, die Weiß bzw. Schwarz erzeugen. Hexadezimale Werte Im Webbereich werden RGB-Werte häufig nicht mit dezimalen Farbwerten, sondern in hexadezimaler Form wiedergegeben. Hierbei handelt es sich lediglich um eine alternative Schreibweise zu den RGB-Zahlenwerten. Das Hexadezimalsystem verwendet die Zahlenbasis 16, die Werte werden mit Hilfe von Ziffern und Buchstaben definiert. So steht z. B. das Buchstabenpaar FF für die Zahl 255. Die Definition von Farben nach dem Hexadezimalsystem erfolgt nach dem Schema #RRGGBB: Nach der Raute # zur Kennzeichnung des Hexadezimalsystems folgt der sechsstellige HexWert der Farbe, wobei für jede der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau zwei Stellen zur Verfügung stehen. 1.3 Farbmodelle 29 Beispiele für Hex-Werte Farbe hexadezimaler Wert RGB-Wert reines Rot #FF0000 R = 255, G = 0, B = 0 reines Grün #00FF00 R = 0, G = 255, B = 0 reines Blau #0000FF R = 0, G = 0, B = 255 reines Weiß #FFFFFF R = 255, G = 255, B = 255 reines Schwarz #000000 R = 0, G = 0, B = 0 Orange #FF6E00 R = 255, G = 110, B = 0 Tabelle 1.9 Beispiele für Hex-Werte Ein paar Tipps und Hinweise zu den Hexadezimalwerten ➤ Es macht keinen Unterschied, ob Sie die Buchstaben in den hexadezimalen Angaben groß- oder kleinschreiben. Also: #FF0033 = #ff0033. ➤ Häufig sieht man auch nur dreistellige Hex-Werte: Das ist dann möglich, wenn die sechs Stellen pro Paar jeweils die gleichen Werte haben. Zum Beispiel kann #FF0033 auch als #F03 geschrieben werden. Dies kann auch so im GIMP-Farbauswahldialog eingegeben werden (dazu später dann mehr). Beim folgenden Wert für Orange ist demnach keine Abkürzung möglich: #FF3000. ➤ Bei Angaben in CSS zur Gestaltung von Webseiten leiten Sie den Hex-Wert immer mit # ein. Die Raute benötigen Sie allerdings nicht im GIMP-Farbauswahldialog. Websichere Farben Im Zusammenhang mit Webdesign wird auch immer noch gelegentlich der Begriff »websichere Farben« genannt. Dabei handelt es sich keineswegs etwa um ein weiteres Farbmodell, sondern man versteht darunter lediglich eine bestimmte Untermenge des RGB-Farbraums. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit konnten Computermonitore lediglich 256 Farben darstellen. Welche Farben das genau waren, war jedoch durch das Betriebssystem vorgegeben und von System zu System unterschiedlich. Eine Überschneidung zwischen diesen unterschiedlichen Systemfarben gab es de facto nur für 216 Farben. Was passierte aber, wenn Sie auf Ihren Webseiten eine Farbe benutzten, die auf einem solchen System nicht dargestellt werden konnte? Das System hat diese Farbe gerastert, d. h. es hat versucht, die Farbe zu simulieren, indem es aus den vorhandenen, darstellbaren Farben einzelne Punkte dicht nebeneinander setzte. Diesen Vorgang des Rasterns nennt man auch Dithering. Zur Vermeidung dieses unschönen Effekts ging man dazu über, auf Webseiten nur die 216 Farben zu verwenden, die auf allen Systemen ohne Dithering dargestellt werden konnten. Diese Farben bezeichnet man deshalb bis heute als »websichere Farben«, Web Safe Colours, Browser 30 1 Grundlagen der Bildbearbeitung Safe Palette oder Web-Farbpalette. In Photoshop und den meisten anderen Grafikprogrammen steht diese Farbpalette gesondert zur Verfügung. Es gibt eine einfache Regel, mit der man websichere Farben erkennen und definieren kann: Es sind alle Farben, die sich aus einer Kombination der Hexadezimalwerte 00, 33, 66, 99, CC und FF ergeben. Da moderne Computersysteme jedoch alle 16,8 Millionen Farben darstellen können, spielen die websicheren Farben im modernen Webdesign keine Rolle mehr, und Sie können sie in der Praxis getrost ignorieren. 1.3.2 Das CMYK-Farbmodell Im Offset- bzw. im professionellen Digitaldruck sieht die Sache etwas anders aus. Zwar werden auch hier drei Grundfarben zu unterschiedlichen Anteilen abgemischt. Die drei Grundfarben bei diesem Farbmodell sind Cyan, Magenta und Gelb (im engl. Yellow, daher das Y; woher das K kommt, verrate ich im nächsten Absatz.). Doch handelt es sich hier nicht um Lichtfarben, sondern um Farbpigmente, die auf Papier aufgebracht werden. Die sichtbaren Farben sind dabei – wie überall in der Natur – diejenigen, die vom Untergrund (dem Papier) nicht absorbiert werden, die also »übrig bleiben«. Man spricht deshalb von einem subtraktiven Farbmodell. Das völlige Fehlen aller Grundfarben ergibt hier (Papier-)Weiß, alle Grundfarben übereinandergedruckt ergeben (theoretisch) Schwarz. Vereinfacht kann dieses Farbmodell als komplementär zum RGB-Farbmodell gesehen werden. Da die drei Farben Cyan, Magenta und Gelb zusammen jedoch nur theoretisch Schwarz ergeben, in der Praxis jedoch – abhängig von der Beschaffenheit des Papiers, der Qualität der Pigmente usw. – höchstens ein schmutziges Braun, wird als vierte Farbe noch echtes Schwarz beigemischt. Dieses Schwarz wird als Key (engl. Schlüsselfarbe) bezeichnet, daher also das K am Ende von CMYK. CMYK-Farben werden häufig auch als Prozessfarben bezeichnet. Im CMYKFarbmodell werden die Farbwerte mittels Prozentwerten angegeben, wobei 100% vollen Farbauftrag bedeutet, 0% keine Farbe. Abb. 1.11 Die CMYK-Farben Quelle: www.flickr.com/photos/lkbanker/5576466844/sizes/s/in/photostream/ 1.3 Farbmodelle 31 Beispiele für CMYK-Farben Farbe CMYK-Wert reines Cyan C = 100, M = 0, Y = 0, K = 0 reines Magenta C = 0, M = 100, Y = 0, K = 0 reines Gelb C = 0, M = 0, Y = 100, K = 0 reines Weiß C = 0, M = 0, Y = 0, K = 0 reines Schwarz C = 0, M = 0, Y = 0, K = 100 Orange C = 0, M = 60, Y = 77, K = 0 Tabelle 1.10 Beispiele für CMYK-Farben Um also ein Foto für den Offset- oder auch hochwertigen Digitaldruck korrekt aufzubereiten, muss es nach der Bearbeitung in den CMYK-Farbraum konvertiert werden.3 Wenn nun später Ihr Bild im Fotobuch-Labor in CMYK von anderen umgewandelt wird, sollten Sie zumindest wissen, was passiert: Die Umwandlung wird als Separation bezeichnet. Der CMYK-Farbraum ist jedoch kleiner als der RGB-Farbraum, d. h. es können weniger Farben gedruckt als am Bildschirm dargestellt werden. Und hier sind es gerade die brilliantesten Farben, die bei der Konvertierung leiden. Daher gibt es in GIMP einen eigenen Ansichtsfilter Abschnitt 4.3.1, mit dem CMYK simuliert wird und Sie prüfen können, ob das Bild noch Ihren Qualitätskriterien entspricht. Abb. 1.12 So merkt man sich das Wort besonders leicht! :-) Quelle: www.flickr.com/photos/conbon/2764224301/ sizes/q/in/photostream/ 3. Dies gilt nicht für den Ausdruck auf Tintenstrahldruckern. Diese Drucker sind für die Belange von Heimanwendern ausgelegt, die aus Office-Programmen u. ä. drucken. Solche Programme unterstützen den CMYK-Farbraum nicht einmal. Zwar nutzen auch Tintenstrahldrucker meist CMYK-Tinten, die Konvertierung findet jedoch erst in der Druckersoftware statt. Auch bei der Aufbereitung von Fotos für Fotobücher und dgl. brauchen Sie keine Umwandlung in CMYK vorzunehmen, sondern können in RGB bleiben. Die Fotobuch-Anbieter raten sogar davon ab, weil der gesamte Produktionsprozess auf RGB-Bilder optimiert ist – und sie die Umwandlung selbst vornehmen. Um ganz sicher zu gehen, lesen Sie die Hilfe-Seiten des Anbieters oder fragen Sie nach.