07531_Diabetes_Ratgeber.indd Abs1:1 30.01.2007 9:53:56 Uh Inhalt 4 Ein aktives Leben mit Diabetes 6 Welche Formen von Diabetes gibt es? 8 Insulin – ein wichtiges Hormon 9 Diagnose Diabetes 12 Welche Insuline gibt es? 16 Die richtige Technik der Insulininjektion 22 Blutzuckersenkende Tabletten 24 Unterzuckerung – häufige Ursachen 27 Diabetische Stoffwechselentgleisung – diabetisches Koma 29 Diabetische Folgeerkrankungen vermeiden 32 Körperliche Aktivität und Diabetes 34 Die Reiseapotheke des Diabetikers 37 Die gesunde, vollwertige Ernährung 43 Anhang: Tabellen zur Berechnung von – Kohlenhydraten – Fetten – Eiweiß 54 Adressen Autor: Priv.-Doz. Dr. med. Oliver Schnell, Dozent für den Fachbereich Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 3 30.01.2007 9:53:59 Uh Ein aktives Leben mit Diabetes Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die sehr viele Menschen betrifft und weltweit im Ansteigen begriffen ist. In der Bundesrepublik Deutschland lebten im Jahr 2000 etwa 6 Millionen Menschen mit Diabetes, im Jahr 2010 werden es schätzungsweise mehr als 10 Millionen sein. Heute ist mit Diabetes die Führung eines normalen und aktiven Lebens sehr gut möglich. Im Vordergrund steht bei Diabetes eine Störung des Zuckerstoffwechsels, die durch verschiedene Phänomene ausgelöst wird. Diabetes zu haben bedeutet, dass der Körper nicht ausreichend Insulin produziert, dass er kein Insulin herstellt oder das vorhandene Insulin nicht richtig wirken kann. Diese Veränderungen können über einen längeren Zeitraum bestehen, ehe sie sich durch Beschwerden (Symptome) bemerkbar machen. Die genauen Ursachen des Diabetes sind bis heute noch nicht bekannt. Wir wissen aber, dass verschiedene Faktoren zusammenkommen müssen, bevor Diabetes auftritt. Hier spielen veränderte Lebensbedingungen eine wichtige Rolle: wenig Bewegung, vermehrte Kalorienzufuhr und möglicherweise auch Umweltfaktoren. Vererbbare Merkmale können das familiäre Auftreten eines Diabetes begünstigen. Nicht immer wird Diabetes bemerkt. Erhöhte Blutzuckerwerte können lange Zeit wenige oder gar keine Beschwerden ver-ursachen. Charakteristische Symptome sind Müdigkeit, Schwäche und Unwohlsein, vermehrtes Durstgefühl und Trinken, häufiges Wasserlassen, Juckreiz, Harnwegsinfekte, Gewichtsabnahme, Sehstörungen oder Gemütsstörungen. 4 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 4 30.01.2007 9:53:59 Uh Oft wird Diabetes zufällig entdeckt. Die vorliegende Broschüre soll Ihnen helfen, sich über die Stoffwechselstörung Diabetes mellitus zu informieren, und Sie dabei unterstützen, als Mensch mit Diabetes ein erfülltes und aktives Leben zu führen. Eine gesunde Lebensführung ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Diabetesbehandlung. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 5 30.01.2007 9:54:06 Uh Welche Formen von Diabetes gibt es? Wir unterscheiden heute Typ-1- und Typ-2-Diabetes mellittus, Diabetes in der Schwangerschaft und weitere, seltene Diabetesformen. Typ-1-Diabetes Der Typ-1-Diabetes tritt meist bei jüngeren Menschen im Alter zwischen 5 und 40 Jahren auf. Dennoch ist auch ein späteres Auftreten keine Seltenheit. Menschen mit Typ-1-Diabetes sind häufig schlank. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, d. h. das körpereigene Abwehrsystem richtet sich gegen körpereigene Zellen und führt zu ihrer Zerstörung. Betroffen sind hierbei die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, die so genannten Beta-Zellen. Diese Zellen sind für die Bildung und Ausschüttung des Insulins in die Blutbahn verantwortlich. Beim Typ-1-Diabetiker werden diese Zellen langsam zerstört. Wenn ca. 80 % der insulinproduzierenden Zellen funktionsuntüchtig sind, kann der Blutzucker nicht mehr ausreichend reguliert werden und es kommt zu einem Ansteigen des Blutzuckers (Hyperglykämie). Beim Typ1-Diabetes liegt daher ein vollständiger Insulinmangel vor. 8 –10 % aller Menschen mit Diabetes sind von dieser Form betroffen. Die Ursachen, die diese Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem) auslösen, sind bis heute noch nicht genau erforscht. Vermutlich spielen genetische Einflüsse, Virusinfektionen und Umweltfaktoren eine wesentliche Rolle. Typ-2-Diabetes Der Typ-2-Diabetes tritt meist nach dem 40. Lebensjahr auf, kann aber auch bereits im früheren Lebensalter bestehen. Heute leiden auch Kinder und Jugendliche unter Typ-2Diabetes, da Übergewichtigkeit im Kindesalter zunimmt und diese die Entstehung fördert. Er ist deutlich stärker vererbbar als Typ-1-Diabetes. Kennzeichnend ist, dass meist begleitende Faktoren wie erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie), Übergewicht (Adipositas), Störungen des 6 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 6 30.01.2007 9:54:10 Uh Fettstoffwechsels und Veränderungen des Gefäßsystems damit einhergehen. Im Vordergrund steht bei Typ-2-Diabetes eine Insulinunempfindlichkeit (Insulinresistenz) der Zellen, insbesondere des Fett- und Muskelgewebes. Dies versucht der Körper durch eine vermehrte Insulin-produktion auszugleichen. Es bestehen zunächst hohe Insulinspiegel (Hyperinsulinämie) bei unzureichender Wirksamkeit des Insulins aufgrund der Insulinresistenz der Zellen. Diese Phase des Typ-2-Diabetes ist daher durch einen relativen Insulinmangel gekennzeichnet. Im weiteren Verlauf des Typ-2-Diabetes kommt es aufgrund der stetigen Aktivität der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zu einem allmählichen Versagen der Insulinproduktion. Dies führt langfristig auch beim Typ-2Diabetes zum absoluten Insulinmangel. Etwa 90 % aller Diabetiker weisen einen Typ-2-Diabetes auf. Diabetes in der Schwangerschaft Bei 2–3 % aller Schwangerschaften tritt ein Diabetes mellitus auf. Bei dem Zusammentreffen von Diabetes und Schwangerschaft steht eine optimale Stoffwechseleinstellung besonders mit Blick auf die Gesundheit des Kindes im Vordergrund. Tritt Diabetes im Zusammenhang mit der Schwangerschaft auf, ist nach der Schwangerschaft meist keine Behandlungsbedürftigkeit mehr gegeben. Dennoch kann Diabetes zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftreten. Ein erhöhtes Risiko weisen übergewichtige Frauen auf, schwangere Frauen über 30 Jahre, Frauen, deren Kinder ein erhöhtes Geburtsgewicht hatten, und Frauen, die Verwandte ersten Grades mit Diabetes haben. Weitere Formen des Diabetes mellitus Sie sind sehr selten und betreffen genetische Defekte der insulinproduzierenden Zellen oder der Insulinwirkung oder gehen als begleitende Störungen mit weiteren Erkrankungen einher. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 7 7 30.01.2007 9:54:11 Uh Insulin – ein wichtiges Hormon Die wichtigste Rolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels spielt das Insulin. Es ist ein körpereigenes Hormon, welches in den Inselzellen (Beta-Zellen) der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Nur in diesen Zellen kann die körpereigene Insulinproduktion erfolgen. Von dort wird es direkt in den Blutkreislauf abgegeben. Die Wirkungen des Insulins sind sehr vielfältig und betreffen verschiedene Organe. Es wirkt besonders am Fettgewebe, am Muskel und in der Leber. Seine Aufgabe besteht vor allem darin, dass Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut in die Zelle transportiert wird, um dort zur Energiegewinnung verstoffwechselt zu werden. Dadurch wird der Blutzuckerspiegel gesenkt. Aber auch Aminosäuren (die Bausteine der Eiweiße) und andere lebenswichtige Stoffe gelangen über die Wirkung des Insulins in die Zellen. Weiterhin führt es zu einem Aufbau von Eiweißen und zur Produktion von Fettsäuren. Außerdem regt Insulin den Körper an, Blutzucker in seiner Speicherform (Glykogen) herzustellen. Der Blutzuckerspiegel im Körper wird über einen komplizierten Mechanismus durch die Insulinausschüttung reguliert. Insulin ist ständig in geringen Konzentrationen im Blut vorhanden und wird beim Ansteigen des Blutzuckerspiegels, z. B. nach Nahrungsaufnahme oder bei vermehrter Glukosefreisetzung der Leber, ausgeschüttet. Über einen feinen Mechanismus wird der Blutzucker in engen Grenzen gehalten. Beim Gesunden liegen die Blutzuckerwerte nüchtern nicht über 100 mg/dl (5,6 mmol/l) und 2 Stunden nach einer Mahlzeit nicht höher als 140 mg/dl (7,8 mmol/l). 8 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 8 30.01.2007 9:54:11 Uh Diagnose Diabetes Diabetes wird dann diagnostiziert, wenn ein NüchternBlutzucker von über 110 mg/dl (6,1 mmol/l) im Kapillarblut bzw. über 126 mg/dl (7,0 mmol/l) im Plasma gemessen wird (Labormethode). Aber auch ein Gelegenheitsblutzucker über 200 mg/dl (11,1 mmol/l), im Verlauf des Tages gemessen, sichert die Diagnose Diabetes. Ziele der Diabetestherapie Die Therapie dient der Erhaltung bzw. der Verbesserung der Lebensqualität. Je nach Alter und Begleiterkrankungen sollen unterschiedliche, individuelle Therapieziele angestrebt werden: 1. Eine möglichst gute und stabile Stoffwechsellage 2. Vermeidung von Symptomen der Erkrankung (Abgeschlagenheit, viel Durst, viel Harn) sowie Vermeidung von schweren Stoffwechselentgleisungen und von Nebenwirkungen der Therapie (z. B. Unterzuckerung) 3. Verminderung des erhöhten Risikos für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Erkrankungen des Gefäßsystems (makroangiopathische Erkrankungen) 4. Vermeidung der Folgekomplikationen am Auge mit schwerer Sehbehinderung oder Erblindung und an der Niere mit Nierenversagen und Notwendigkeit von Dialyse oder Nierentransplantation (mikroangiopathische Erkrankungen) 5. Vermeidung von Symptomen durch Nervenschädigungen sowie Vermeidung von Komplikationen am Fuß mit chronischen Geschwüren, Entzündungen oder Amputationen 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 9 9 30.01.2007 9:54:11 Uh Hämoglobin A1c (HbA1c) Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, ist ein wichtiger Bestandteil in den roten Blutkörperchen. Blutzucker lagert sich zum Teil sehr fest (irreversibel) an das Hämoglobin an. Durch die Messung des HbA1c wird festgestellt, wie groß der Anteil des Hämoglobins ist, an dem sich Blutzucker irreversibel angelagert hat. Dieser Anteil wird in Prozent angegeben, z. B. 7,2 %. Je höher der HbA1c-Wert nach der Messung ausfällt, umso schlechter war die Blutzuckereinstellung während der letzten zwei bis drei Monate. Mit der regelmäßigen HbA1c-Messung kann man also feststellen, wie gut die Blutzuckereinstellung tatsächlich ist. Ziele der Blutzuckereinstellung Allgemein werden heute HbA1c-Werte unter 7 % als erstrebenswert angesehen. Der selbstkontrollierte Nüchtern-Blutzucker (präprandialer Blutzucker) sollte unter 110 mg/dl (6,1 mmol/l) liegen. Nach der Mahlzeit (postprandial) sollte der Blutzucker nicht oberhalb von 160 mg/dl (8,9 mmol/l) sein. Ihre individuellen Therapieziele legen Sie zusammen mit Ihrem Arzt fest. Siehe auch: Praxis-Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Diabetes und Stoffwechsel 2002, 11, Supplement 1, Nationale Versorgungs-Leitlinie 2002, Diabetes mellitus Typ 2, 1. Auflage www.uni-duesseldorf.de/www/awmf/ll/ll_diab.htm Ziele der Blutdruckeinstellung Der normale Blutdruck liegt unter 130/85 mm Hg. Im oberen Normalbereich befindet sich der Blutdruck, wenn ein Wert zwischen 130/85 und 139/89 mm Hg gemessen wird. Höhere Werte belegen einen zu hohen Blutdruck (Hypertonie). Anzustreben ist ein Blutdruck kleiner als 130/85, und optimal ist er, wenn er dauerhaft unter 120/80 mm Hg liegt (insbesondere bei einer beginnenden Nierenerkrankung). 10 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 10 30.01.2007 9:54:11 Uh Regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks sind wichtig, denn eine schlecht behandelte arterielle Hypertonie führt im Laufe von Jahren zu Folgekrankheiten wie z. B. Schlaganfall, Herzschwäche, Durchblutungsstörungen der Beine, Herzinfarkt und Nierenversagen. Auch mit Blick auf mögliche diabetische Veränderungen an verschiedenen Organen ist eine gute Blutdruckeinstellung wichtig. Können oben genannte Blutdruckziele mit einer nichtmedikamentösen Therapie, wie Gewichtsabnahme, regelmäßiges Ausdauertraining, eventuell Kochsalzreduktion und Abbau von Stress, nicht erreicht werden, ist die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten notwendig. Ziele der Blutfettkontrolle Bei Menschen mit Diabetes sollte zur Minimierung des Risikos von Erkrankungen des Gefäßsystems auch auf die Kontrolle der Blutfettwerte geachtet werden. Ein niedriges Risiko liegt vor bei Gesamtcholesterinwerten unter 185 mg/dl (4,8 mmol/l). Entscheidend sind hierbei aber vor allem die Fettbestandteile: LDL-Cholesterin sollte 115 mg/dl (3,0 mmol/l), bei Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung 100 mg/dl (2,5 mmol/l) nicht überschreiten. HDL-Cholesterin sollte über 46 mg/dl (1,2 mmol/l) liegen. Triglycerid-Werte (Neutralfette) von weniger als 150 mg/dl (1,7 mmol/l) sind anzustreben. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 11 11 30.01.2007 9:54:11 Uh Welche Insuline gibt es? Heute steht eine breite Palette von Insulinen zur Verfü gung. Die Auswahl des Insulins richtet sich nach den Bedürfnissen und Erfordernissen im Alltag der Menschen mit Diabetes sowie der jeweiligen Insulintherapie. Menschen mit Diabetes, die mit Insulin behandelt werden, sollten die wichtigsten Merkmale ihres Insulinpräparates kennen, wie z. B. die Wirkdauer, den Zeitpunkt der stärksten blutzuckersenkenden Wirkung sowie den eventuell nötigen Spritz-Ess-Abstand. Dann können im Alltag notwendige Anpassungen der Insulindosen gezielt vorge-nommen werden. Sie sollten auch den Namen Ihres Insulins und den Hersteller des Insulinpräparates kennen. 12 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 12 30.01.2007 9:54:12 Uh Normalinsulin (Rapid-Insulin) Normalinsulin (Alt-Insulin) enthält keine Stoffe, die die Wirkung des Insulins verzögern. In das Unterhautfettgewebe gespritzt, führt es rasch, nach ca. 10 –15 Minuten, zu einer Senkung des Blutzuckers. Die stärkste Wirkung erfolgt nach 1,5 –2 Stunden und die Wirkdauer einer durchschnittlichen Menge beträgt ungefähr 4 –6 Stunden. Da die Wirkung dosisabhängig ist, wirken größere Mengen Normalinsulin länger und stärker. Da Normalinsulin schnell wirkt, sollte es kurz vor der Mahlzeit gespritzt werden (bis zu 15 Minuten vorher). Ein längerer Abstand zwischen der Injektion und dem Beginn der Mahlzeit (Spritz-Ess-Abstand) kann zur Unterzuckerung führen und sollte daher vermieden werden. Im Restaurant sollte erst gespritzt werden, wenn das Essen serviert wird. Normalinsulin wird vor den Mahlzeiten zur Abdeckung der mit der Nahrung zugeführten blutzuckerwirksamen Kohlenhydrate gegeben. Aber auch Korrekturen von erhöhten Blutzuckerwerten werden mit Normalinsulin gesteuert. Es eignet sich für die Behandlung des Typ-1-und Typ-2-Diabetes und kann mehrmals am Tag bis zu 4 oder 5 Mal gegeben werden. Normalinsulin ist Bestandteil der intensivierten Insulintherapie. Hierbei wird vor den Mahlzeiten ein kurz wirksames Insulin zur Abdeckung der Kohlenhydrate (und zur eventuellen Korrektur des Blutzuckers) gespritzt und vor dem Schlafengehen sowie morgens ein Verzögerungsinsulin verabreicht, um den Grundbedarf des Körpers abzudecken. Normalinsulin Wirkdauer *: 4 –6 Stunden 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 13 13 30.01.2007 9:54:14 Uh Verzögerungsinsulin (Basalinsulin) Verzögerungsinsuline enthalten zusätzlich die Substanz NPH (= neutrales Protamin Hagedorn). Diese Substanz führt dazu, dass das Insulin langsamer aus dem Unterhautfettgewebe in die Blutbahn gelangt. Dadurch wird eine längere Wirkung erreicht. Die Wirkdauer beträgt rund 8 –12 Stunden. Diese Insuline dienen charakteristischerweise zur Abdeckung des basalen Insulinbedarfs, also des kontinuierlichen Grundbedarfs an Insulin, das im Nüchternzustand erforderlich ist, um den Blutzucker im Normalbereich zu halten. Sie eignen sich daher zur morgendlichen Insulingabe, aber auch zur spät-abendlichen Gabe, um den nächtlichen Insulinbedarf abzu-decken und den Nüchtern-Blutzucker zu normalisieren. Verzögerungs-insuline eignen sich zur Behandlung von Typ1- und Typ-2-Diabetes. Sie können fester Bestandteil der intensivierten Insulintherapie sein oder eignen sich auch, wenn beispielsweise nur in der Nacht Insulin benötigt wird („Bedtime-Insulin“). Verzögerungsinsulin Wirkdauer *: 8–12 Stunden 14 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 14 30.01.2007 9:54:14 Uh Mischinsuline, Kombinationsinsuline Mischinsuline oder auch Kombinationsinsuline sind Insuline, bei denen Normalinsulin und Verzögerungsinsulin in einem festen Verhältnis kombiniert wurden. Dabei wird der jeweilige Prozentanteil von Normalinsulin und Verzögerungsinsulin im Beipackzettel angegeben. Bei diesen Insulinen sollte der SpritzEss-Abstand nicht mehr als 30 Minuten betragen. Kombinationsinsuline eignen sich besonders für die Insulinbehandlung des Typ-2-Diabetes. Sie werden in der Regel einmal morgens oder morgens und abends gegeben (konventionelle Insulintherapie). Mischisulin Weitere Insuline Zinkverzögerte Insuline sind Insuline, bei denen eine verzögerte Aufnahme durch Zink hervorgerufen wird. Sie können dann geeignet sein, wenn der Blutzucker in der zweiten Nachthälfte ansteigt (Dawn-Phänomen). Insulin-Analoga sind Insuline, die gentechnisch in ihrem Aminosäureaufbau verändert wurden. Sie unterscheiden sich daher von dem im Menschen vorkommenden Insulin. Die gentechnische Veränderung führt zu einem veränderten Wirkungsprofil, das entweder durch eine sehr kurze oder eine sehr lange Wirkungsdauer charakterisiert ist. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 15 15 30.01.2007 9:54:14 Uh Die richtige Technik der Insulininjektion Die richtige Technik der Insulininjektion ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Insulintherapie. Sie hilft Blutzuckerschwankungen, die durch fehlerhafte Insulininjektionen auftreten können, zu vermeiden. Insulinspritzen oder Insulinpens stehen dafür zur Verfügung. Die Spritzen bestehen aus Kunststoff und sind mit einer fest aufsitzenden Kanüle verbunden. In Deutschland stehen Insulinspritzen für die Insulinkonzentration U 40 und U 100 zur Verfügung, wobei Erstere am häufigsten verwendet werden. Der Unterschied zwischen U 40- und U 100-Insulinen liegt in der Konzentration. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 16 30.01.2007 9:54:15 Uh 1 ml U 40-Insulin enthält 40 Insulineinheiten. 1 ml U 100-Insulin enthält 100 Insulineinheiten. Aufgrund internationaler Standardisierung nimmt die Verwendung von U 100-Insulin jedoch zu. Insulinpens sind Injektionshilfen mit auswechselbaren Insulinpatronen oder stehen als Einmal-Pen zur Verfügung. Hierbei wird das Insulin durch Knopfdruck gespritzt. Insulinpens sind mit verschiedenen Dosierungsschritten erhältlich. Die Insulinpatronen können 300 Einheiten Insulin, also 3 ml fassen. Insulinpatronen für Insulinpens enthalten stets Insulin der Konzentration U 100. Durchstechflaschen enthalten meist Insulin der Konzentration U 40. Auswechselbare Kanülen von unterschiedlicher Länge (6, 8, 10, 12 mm) stehen zur Verfügung. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 17 17 30.01.2007 9:54:20 Uh Das Aufziehen von Insulin in der Insulinspritze Die Desinfektion der Haut vor der Injektion ist nicht notwendig. Verzögerungsinsuline oder Kombinationsinsuline müssen vor der Injektion etwa 20 Mal geschwenkt werden (1). So wird sichergestellt, dass eine gute Durchmischung der Bestandteile erfolgt. Um einem Unterdruck in der Insulinflasche nach mehrmaligem Aufziehen von Insulin vorzubeugen, sollte vor dem Aufziehen die Menge Luft in die Insulinflasche gespritzt werden, die den gewünschten Insulineinheiten entspricht. Anschließend wird die Insulinflasche auf den Kopf gedreht, um das Insulin aufzuziehen (2). Zuletzt wird überprüft, ob die genaue Insulindosis aufgezogen wurde. Luftblasen dürfen sich in der fertigen Spritze nicht mehr befinden und werden gegebenenfalls mit nach oben gehaltener Spritze herausgedrückt, bis Insulin an der Nadelspitze sichtbar wird (3). 1 2 3 4 18 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 18 30.01.2007 9:54:20 Uh Insulingabe mit dem Insulinpen Es sollte immer eine ausführliche Einweisung in die technische Handhabung des Insulinpens erfolgen. Die Insulinpatrone muss korrekt eingelegt werden. Luftblasen dürfen in der Ampulle nicht vorhanden sein. Bei Anwendung von Verzögerungsinsulin oder Kombinationsinsulin ist es wichtig, den Insulinpen vor jeder Injektion etwa 20 Mal zu schwenken, um eine gute Durchmischung zu erreichen (1). Zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit des Insulinpens empfiehlt es sich, 1 bis 2 Einheiten Insulin frei über die Kanüle herauszuspritzen (2). Die benötigte Insulinmenge wird am Dosierknopf eingestellt (3). Damit bei der Injektion gewährleistet ist, dass die eingestellte Insulinmenge auch befördert wird, muss der Dosierknopf immer bis zum auftretenden Widerstand heruntergedrückt bzw. der Auslöser bis zur Rückstellung des Dosierknopfes auf Null festgehalten werden (4). 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 19 1 2 3 4 19 30.01.2007 9:54:40 Uh So wird Insulin richtig verabreicht Insulin wird in das Unterhautfettgewebe gespritzt. Bei normaler Ausprägung des Fettgewebes wird mit dem Daumen und dem Zeigefinger/Mittelfinger eine Hautfalte gebildet und die Kanüle der Insulinspritze oder des Insulinpens senkrecht eingestochen. Bei geringer Fettgewebsdicke sollte nach Bildung einer Hautfalte die Kanüle in einem Winkel von 45° eingestochen und auf alle Fälle eine kurze Nadel verwendet werden (1). Bei sehr übergewichtigen Patienten kann das Insulin bei senkrecht gehaltener Kanüle auch ohne Bildung einer Hautfalte gespritzt werden (2). Wichtig ist, dass die Kanüle der Insulinspritze oder des Insulinpens nach dem eigentlichen Spritzvorgang noch einen Augenblick (ca. 5 Sekunden) im Fettgewebe verbleibt. Dadurch soll verhindert werden, dass das Insulin wieder nach außen tritt. Verwenden Sie für jede Injektion eine neue Kanüle. mit Hautfalte ohne Hautfalte 1 1 2 2 Haut subkutanes Gewebe Muskel 20 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 20 30.01.2007 9:54:57 Uh Welche Körperregionen kommen zur Insulininjektion in Frage? Geeignete Körperregionen zur Injektion sind: Der Bauch, wobei der Radius von 2 cm um den Nabel verschont werden soll, die Oberschenkel (Bereich bis 5 cm oberhalb des Knies nicht verwenden, Innenseite vermeiden) und die seitlichen Gesäßpartien. Bei der Injektion in den Oberarm besteht die Gefahr, dass Insulin in den Muskel gespritzt wird. Daher ist diese Region nicht zu empfehlen. Bei der Injektion in den Bauch erfolgt die Insulinaufnahme ins Blut schneller als bei der Injektion in den Oberschenkel oder in das Gesäß. Es ist daher günstig, Normalinsulin in den Bauch und Verzögerungsinsulin in den Oberschenkel oder das Gesäß zu spritzen. Besonders wichtig ist der tägliche Wechsel der Injektionsstellen, um Gewebeschädigungen, z. B. Wucherungen, zu vermeiden. Dabei hat es sich bewährt, zwischen den verschiedenen Injektionsstellen jeweils Abstände von einem bis zwei Zentimetern einzuhalten. Zu häufige Insulininjektionen in die gleiche Körperstelle können zu örtlichen Fettgewebswucherungen (Lipohypertrophien) bzw. auch zu Gewebsverhärtungen führen. In diesen veränderten Hautstellen ist eine gleichmäßige Insulinaufnahme nicht garantiert, es kann dadurch zu Blutzuckerschwankungen kommen. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 21 21 30.01.2007 9:54:59 Uh Blutzuckersenkende Tabletten Bei einigen Menschen mit Typ-2-Diabetes ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, die Behandlung mit blutzuckersenkenden Tabletten vorzunehmen. Verschiedene Gruppen von blutzuckersenkenden Tabletten stehen zur Verfügung. Die Alpha-Glukosidase-Hemmer, z. B. Acarbose, entfalten ihre Wirkung dadurch, dass sie die Aufnahme von Glukose aus dem Darm in das Blut verzögern. Sie verursachen jedoch häufig Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt. Die Biguanide, z. B. Metformin, wirken direkt auf den Glukosestoffwechsel im Bereich der Leber und der Muskeln und führen dadurch zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels. Auch diese Tabletten können – meist vorübergehend – Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt verursachen. Bei übergewichtigen Patienten gelten Biguanide jedoch als Medikament der ersten Wahl. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 22 30.01.2007 9:55:00 Uh Die Sulfonylharnstoffe, z. B. Glibenclamid, stimulieren die insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zur Freisetzung von Insulin. Sie erhöhen damit den Insulinspiegel im Blut. Postprandiale Glukoseregulatoren, z. B. Repaglinide, führen temporär zu einer Insulinausschüttung aus den insulinproduzierenden Beta-Zellen. Sie werden daher mahlzeitenbezogen eingenommen. Die Glitazone, z. B. Rosiglitazon, führen direkt zu einer Verminderung der Insulinresistenz. Sie erhöhen die Empfindlichkeit der Zellen für Insulin und verbessern dadurch die Glukoseaufnahme. Der behandelnde Arzt wählt in Absprache mit Ihnen die geeigneten blutzuckersenkenden Tabletten aus. Eine Dosisänderung sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Die Behandlung des Typ-2-Diabetes durch blutzuckersenkende Tabletten erfordert die regelmäßige Einnahme, um den optimalen Therapieeffekt zu erreichen. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 23 23 30.01.2007 9:55:02 Uh Unterzuckerung – häufige Ursachen Eine zu starke Absenkung des Blutzuckers wird als Unterzuckerung (Hypoglykämie) bezeichnet. Diese wird abgekürzt auch „Hypo“ genannt. Gelegentliche, leichte Unterzuckerungen können bei einer Insulintherapie oder auch bei einer Behandlung mit Sulfonylharnstoffpräparaten im Alltag vorkommen. Der Patient sollte die Zeichen und die möglichen Ursachen für eine Unterzuckerung kennen und vorbeugend handeln können. Welche Ursachen kann eine Unterzuckerung haben? ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Versehentliche Gabe einer zu hohen Insulindosis Zu hohe Dosis einer blutzuckersenkenden Tablette Eine weggelassene oder eine zu kleine kohlenhydrathaltige Mahlzeit Zu langes Warten mit der Nahrungsaufnahme nach der Insulingabe Außergewöhnliche körperliche Betätigung ohne vorherige Planung Änderung des Insulinbedarfs, z. B. wegen Gewichtsabnahme Alkoholgenuss in größeren Mengen Erbrechen oder Durchfall Zeichen einer leichten Unterzuckerung: ■ ■ ■ ■ ■ Zittrigkeit Schwitzen Blässe Unruhegefühle Herzklopfen 24 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 24 30.01.2007 9:55:03 Uh ■ ■ ■ Pelzigkeitsgefühl um und im Mund Aggressivität Heißhunger Zeichen einer schweren Unterzuckerung: ■ ■ ■ ■ ■ Seh- und Sprachstörungen Konzentrationsstörung Verwirrtheit Gleichgewichtsstörung und Schwindel Bewusstseinsstörungen bis hin zu Bewusstlosigkeit Wie kann ich einer Unterzuckerung vorbeugen? ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Ausreichende Zufuhr von Kohlenhydraten nach der Insulininjektion Spritz-Ess-Abstand nicht zu lang Anpassung der Insulindosis an besondere Situationen und gegebenenfalls Verringerung der Insulindosis bei niedrigem Blutzucker vor dem Essen Verringerung der Insulindosis bei vermehrter körperlicher Aktivität Traubenzucker oder andere schnell wirkende Kohlenhydrate stets griffbereit halten Korrekte Insulininjektion Blutzuckersenkende Wirkung von Alkohol beachten und entsprechend mit kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln oder mit einer Reduzierung der Insulindosis bei Alkoholgenuss ausgleichen 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 25 25 30.01.2007 9:55:03 Uh Sollten Zeichen einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) auftreten, muss sofort gehandelt werden. Trinken Sie sofort ein Glas eines zuckerhaltigen Getränks (z. B. 0,2 l Saft oder Limonade). Vorsicht: Diätlimonade oder LightGetränke erhöhen den Blutzucker nicht! Mit vier Plättchen Traubenzucker kann eine Unterzuckerung auch behandelt werden. Bei Bewusstlosigkeit durch Unterzuckerung muss der Notruf gewählt werden. Man sollte Sie in die stabile Seitenlage bringen und die Atemwege freimachen (gegebenenfalls das Gebiss herausnehmen). Es sollten keine Kohlenhydrate zugeführt, aber eventuell Glukagon, der Gegenspieler des Insulins, gespritzt werden. Menschen mit Diabetes sollten immer einen Ausweis bei sich tragen und die Menschen in ihrem Umfeld über zu ergreifende Maßnahmen in Notfällen informieren. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 26 30.01.2007 9:55:03 Uh Diabetische Stoffwechselentgleisung – diabetisches Koma Jeder Mensch mit Diabetes sollte eine diabetische Stoffwechselentgleisung erkennen können. Dabei sind die Zeichen eines hohen Blutzuckers (Hyperglykämie) oder einer beginnenden Stoffwechselentgleisung, die zu einem diabetischen Koma führen kann, zu unterscheiden. Zeichen eines zu hohen Blutzuckers: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Vermehrter Durst Vermehrtes Wasserlassen Abgeschlagenheit Müdigkeit Gewichtsabnahme Allgemeine Schwäche Infekte Schlecht heilende Wunden Sehstörungen Zeichen eines beginnenden Komas: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Bewusstseinsstörungen Allgemeine Schwäche Übelkeit Erbrechen Bauchschmerzen ggf. Azetongeruch in der Atemluft (Atem riecht nach Obst) Blutzuckerwerte über 300 mg/dl (16 mmol/l), aber auch deutlich h öhere Blutzuckerwerte werden gemessen Die Symptome können auch missgedeutet werden. Denken Sie deshalb auch an eine mögliche Stoffwechselentgleisung! Wichtig ist, dass Sie die Zeichen einer Stoffwechselentgleisung frühzeitig erkennen. Richtiges Handeln hilft ein Fortschreiten zu vermeiden und beugt dem diabetischen Koma vor. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 27 27 30.01.2007 9:55:13 Uh Bestehen entsprechende Symptome und ist der Blutzucker über 250 mg/dl (14 mmol/l) erhöht, ist es von großer Wichtigkeit, den Urin auf Azeton zu testen. Stellen Sie kein Azeton im Urin fest, korrigieren Sie den Blutzucker wie üblich 4 Stunden nach der letzten Insulingabe. Trinken Sie zusätzlich reichlich Wasser oder Tee (pro Stunde einen Liter). Ist der Urin positiv (+) für Azeton, besteht eine beginnende Stoffwechselentgleisung. Sie sollten sofort mit Insulin korrigieren, Wasser trinken und Blutzucker und Azetongehalt des Urins nach 3–4 Stunden erneut testen. Wiederholen Sie dies gegebenenfalls. Ist der Urin deutlich positiv (++ oder +++) für Azeton, ist der Stoffwechsel stärker entgleist und es besteht unmittelbar die Gefahr eines diabetischen Komas. Informieren Sie Ihren Arzt und Angehörige. Wichtig ist, dass Sie wach bleiben. Geben Sie sofort 20 % des gesamten Tagesbedarfs an Insulin, trinken Sie viel Wasser und messen Sie Blutzucker und Azetongehalt des Urins nach 2 Stunden. Bestehen immer noch hohe Blutzuckerwerte und ist der Urin weiter deutlich positiv (++ oder +++), wiederholen Sie dies 1–2 Mal. Halten Sie engen Kontakt zu Ihrem Arzt. In dieser Situation sollte auch keine körperliche Aktivität durchgeführt werden. Falls keine Besserung eintritt, muss der Stoffwechsel unter kontinuierlicher ärztlicher Überwachung normalisiert werden. 28 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 28 30.01.2007 9:55:14 Uh Diabetische Folgeerkrankungen vermeiden Heute ist gesichert, dass durch die Optimierung der Diabetesund Blutdruckeinstellung das Auftreten von diabetischen Folgeschäden verringert werden kann. Daher ist es wichtig, dass bei Ihnen gute Blutzuckerwerte, ein guter HbA1c-Wert und optimale Blutdruckwerte erreicht werden. Diabetische Veränderungen können an verschiedenen Organen auftreten. Es können besonders die Augen, die Nieren, das Herz, das Gefäßsystem und das Nervensystem betroffen sein. Diabetische Herzerkrankung Diabetiker neigen zum Auftreten von Herzerkrankungen, besonders der koronaren Herzerkrankung. Herzinfarkt und Herzfunktionsstörungen müssen konsequent behandelt werden. Diabetische Retinopathie (Augenveränderung) Das Gefäßsystem im Bereich des Augenhintergrundes kann sich verändern. Jährliche augenärztliche Untersuchungen sind zu empfehlen, um Augenveränderungen frühzeitig erkennen und therapieren zu können, da erste Veränderungen nicht spürbar sind. Diabetische Nephropathie (Nierenerkrankung) Diabetes kann die Nieren schädigen und zum Nierenversagen führen. Ein frühes Merkmal ist die vermehrte Ausscheidung von Eiweiß über die Nieren in den Urin. Jährliche bzw. halbjährliche Untersuchungen der 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 29 29 30.01.2007 9:55:14 Uh Eiweißausscheidung im Urin sind zu empfehlen. Besonders wichtig ist die Untersuchung auch, wenn z. B. eine diabetische Retinopathie nachgewiesen wurde. Diabetische Nervenveränderung Verschiedene Nerven können geschädigt werden. Typischerweise können Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen und Schmerzen, aber auch Taubheitsgefühl und Temperaturunempfindlichkeit an den Füßen auftreten. Druckstellen und Verletzungen bleiben dadurch unbemerkt und können zu Geschwüren führen, die sich entzünden können. Durchblutungsstörungen im Bereich der Beine können den Heilungsprozess zusätzlich ungünstig beeinflussen. Wegen dieser Veränderungen am Fuß ist Diabetes die häufigste Ursache für eine Amputation der Füße. Weitere Veränderungen des Nervensystems können den Herzschlag betreffen, die Magenentleerung verzögern und zu Störungen der Blasenfunktion sowie bei Männern zu Störungen der Erektion führen. Vorbeugung des diabetischen Fußes Bitte schauen Sie Ihre Füße regelmäßig an, trocknen Sie sie nach dem Waschen gut ab, insbesondere feuchte Bereiche in den Zehenzwischenräumen sind zu vermeiden. Bei zu trockener Haut ist ein regelmäßiges Eincremen mit einer harnstoffhaltigen Creme bzw. Schaum erforderlich. Verletzungen bei der Fußpflege sind zu vermeiden. Die Schuhe sollten ausreichend weit sein, um Druckstellen vorzubeugen. Vermeiden Sie bei der Fußpflege spitze und scharfe Gegenstände wie z. B. Scheren, Nagelknipser, Hornhauthobel etc. 30 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 30 30.01.2007 9:55:14 Uh Wie können Sie diabetische Veränderungen vermeiden? Am besten können Sie das Auftreten von diabetischen Veränderungen durch eine optimale Blutzuckereinstellung vermeiden. Aber auch eine gute Blutdruckeinstellung ist entscheidend. Daneben sollten die Blutfette regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden. Rauchen ist ein weiterer Risikofaktor für Gefäßveränderungen, so dass Sie, falls Sie rauchen, dies unbedingt aufgeben sollten. Bewegungsmangel gilt ebenfalls als ein Risikofaktor für die Durchblutung der Gefäße. Deshalb sollten Sie auch im Alltag für ausreichend körperliche Aktivität sorgen. Lassen Sie sich zu Ihrer optimalen Diabetestherapie und einer gesunden Lebensweise durch Ihren Arzt unterstützen. Die Kontrolle des HbA1c-Wertes, die alle 3 Monate durchgeführt werden sollte, hilft die Diabeteseinstellung zu beurteilen und sie gegebenenfalls anzupassen. Bespre-chen Sie mit Ihrem Arzt, wie häufig Blutzuckerkontrollen bei Ihnen notwendig sind. Das Führen eines Tagebuchs für Diabetiker, in dem Sie Ihre Blutzuckerwerte eintragen, ist bei Insulintherapie, aber auch bei der Behand-lung mit Tabletten, unbedingt erforderlich. Es hilft Ihnen, selbst einen Überblick über die Diabeteseinstellung zu behalten. Sie können viel tun für eine gute Diabeteseinstellung. Lassen Sie von Ihrem Arzt die Ergebnisse der Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen im Gesundheitspass Diabetes eintragen und besprechen Sie diese mit ihm. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 31 31 30.01.2007 9:55:14 Uh Körperliche Aktivität und Diabetes Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Grundpfeiler einer jeden Diabetestherapie. Sie trainiert das Herz-KreislaufSystem, hilft bei einer Gewichtsreduktion und verbessert die Insulinempfindlichkeit. Somit wird insgesamt weniger Insulin benötigt, auch werden Blutfette und Blutdruck verbessert. Letztendlich wird der gesamte Körperstoffwechsel sehr günstig beeinflusst. Sport bzw. körperliche Aktivität wirkt auch frühzeitigen Alterungs-prozessen entgegen und hält Sie nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit. Außerdem erhöht regelmäßige körperliche Betätigung insgesamt die Lebensqualität der Menschen. Die Betätigung der Muskulatur führt zu einer Einschleusung von Zucker aus der Blutbahn in die Muskelzellen und kann daher die Stoffwechsellage positiv beeinflussen. Regelmäßige sportliche Betätigung ist daher empfehlenswert. Beginnen Sie jedoch nie ohne vorherige ärztliche Untersuchung plötzlich mit Sport. Die Trainingsintensität und -dauer 32 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 32 30.01.2007 9:55:15 Uh sollte langsam und stetig gesteigert werden. Suchen Sie sich eine Sportart aus, die Ihnen gefällt, die Spaß macht und somit auch dauerhaft durchgeführt wird. Auch regelmäßige Spaziergänge wirken sich positiv auf den Zuckerstoffwechsel aus. Zu empfehlen sind vor allem Sportarten, die das Herz-KreislaufSystem und die Lungen trainieren. Regelmäßiges Joggen bzw. Walken ist dazu geeignet. Ebenfalls zu empfehlen sind Schwimmen, Mannschaftssportarten, Skilaufen, Bergwandern, Radfahren, Rudern oder Gymnastik. Auch Hochleistungssport ist möglich, wenn er unter Anleitung und mit individuellem Trainingsplan erfolgt. Eher ungeeignet sind Kraftsportarten wie Gewichtheben und Bodybuilding. Am besten sprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche körperliche Aktivität bzw. welche Sportart für Sie in welcher Intensität günstig ist. Beachten Sie die Auswirkungen des Sports auf den Blutzucker. Sorgen Sie vorher für ausreichende zusätzliche Zufuhr von Kohlenhydraten, gegebenenfalls ist eine Verringerung der Insulindosis notwendig. Es gilt, Unterzuckerungen zu vermeiden. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, auch die Sportpartner über den bestehenden Diabetes und die richtigen Maßnahmen bei einer Unterzuckerung zu informieren. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 33 33 30.01.2007 9:55:28 Uh Die Reiseapotheke des Diabetikers Bei Reisen empfehlen wir Folgendes im Handgepäck mitzuführen, um bei einem eventuellen Verlust des Reisegepäcks die Diabetestherapie fortführen zu können: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Gesundheitspass Diabetes Tagebuch Blutzuckermessgerät mit Teststreifen und Lanzetten Urinteststreifen zur Harnzucker- und Azetonbestimmung Ausreichend Vorrat an Insulin Insulinpens Insulinspritzen und Penkanülen Liste über im Urlaubsland verfügbare Insuline, die Ihrem Insulin entsprechen Alle ständig einzunehmenden Medikamente Ausreichend Traubenzucker oder schnell wirkende Kohlenhydrate; eventuell eine Glukagonfertigspritze Bescheinigung (in Englisch), dass Sie Insulin spritzender Diabetiker sind und daher Utensilien zur Blutzuckermessung und Insulinapplikation (Insulinspritzen, Insulinpens sowie Kanülen und Insulin) mit sich führen müssen 34 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 34 30.01.2007 9:55:29 Uh 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 35 30.01.2007 9:55:36 Uh In Ihrem Gepäck sollten Sie mitführen ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Adressen von Konsulaten und Botschaften Adressen von internationalen Apotheken Vorrat an Insulin Insulinspritzen und Penkanülen Rezept Ihres Arztes für Insulin Eine Temperaturschutzbox, z. B. aus Styropor, zur Kühlung von Insulin Blutzuckerteststreifen; eventuell auch solche, die mit dem Auge ablesbar sind Ersatzbatterien für das Blutzuckermessgerät Umrechnungstabellen für Nahrungsmittel, die auf das jeweilige Reiseland zugeschnitten sind Bei Fernreisen in östlicher und westlicher Richtung ist die Zeitverschiebung zu beachten. Die Insulindosis muss hierbei individuell an die zeitlich verschobene Nahrungszufuhr angepasst werden. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt beraten. 36 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 36 30.01.2007 9:55:39 Uh Die gesunde, vollwertige Ernährung Gesunde Ernährung ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Diabetestherapie. Ziel ist die Zufuhr aller notwendigen Nährstoffe sowie die bedarfsgerechte Energiezufuhr. Essen macht aber in erster Linie Spaß und sollte weiterhin Freude bereiten. Bei Übergewichtigkeit ist eine Gewichtsreduktion erforderlich. Sie beeinflusst den Blutzucker positiv. Eine diabetesgerechte Ernährung sollte an dem Ziel orientiert sein, gute Blutzuckerspiegel zu erreichen. Blutfette und Blutdruck sollten durch sie günstig beeinflusst werden. Wichtig ist, dass individuelle Vorlieben berücksichtigt werden. Eine abwechslungsreiche, schmackhafte Mischkost wird heute empfohlen. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 37 30.01.2007 9:55:48 Uh Grundsätze einer diabetesgerechten Ernährung Allgemein gilt, dass Getreideprodukte (vorzugsweise Vollkornprodukte), Kartoffeln, Reis, Gemüse, Salate und Obst im Mittelpunkt der Ernährung stehen sollten. Auch magere Milch und Milchprodukte gehören auf den Speiseplan. Seefisch einmal bis zweimal pro Woche ist wünschenswert. Aber auch vegetarische Gerichte können eine sinnvolle Abwechslung bieten. Fettreiche Lebensmittel wie Wurstwaren, Fleisch, Milch und Milchprodukte, Nüsse sowie Fett in jeglichen Formen sollten reduziert werden. Kochsalz ist eher sparsam zu verwenden. Haushaltszucker kann in Maßen genossen werden, aber nicht isoliert oder in flüssiger Form. In Verbindung mit Fett, Eiweiß und Ballaststoffen (Kuchen, Schokolade, Vollkorngebäck) steigt der Blutzucker nicht so rasch an. Um eine Gewichtszunahme zu vermeiden, ist es auch wichtig, sich zu bewegen. Wichtig ist außerdem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern am Tag. Kohlenhydrate in einer gesunden und vollwertigen Ernährung Sie sollten Kohlenhydrate nicht reduzieren oder meiden, sondern eine gezielte Auswahl treffen. Kohlenhydrateinheiten (KE; früher: Broteinheiten, BE) In Ernährungsplänen ist es üblich, die Kohlenhydratmenge in Einheiten (KE) anzugeben. Eine KE entspricht 10 –12 g blutzuckerwirksamen Kohlenhydraten, zum Beispiel: ein kleiner Apfel oder eine mittelgroße Kartoffel. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder der Diabetesberaterin, wie viel Kohlenhydrateinheiten Sie täglich zu sich nehmen sollen. Es wird empfohlen, ca. 50 % der täglichen Energie durch Kohlenhydrate zuzuführen. Bei einer Insulintherapie richtet sich die Dosierung des Insulins nach der Zufuhr der Kohlenhydratmenge. 38 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 38 30.01.2007 9:55:53 Uh „Zucker“ ■ Zucker ■ Saccharose ■ Invertzucker ■ Haushaltszucker ■ Traubenzucker ■ Maltose ■ Honig ■ Dextrose ■ Malzzucker ■ Glukose ■ Glukosesirup ■ Malzextrakt Kohlenhydrat- und energiehaltig: starke Blutzuckerwirkung Zuckeraustauschstoffe ■ Fruktose ■ Xylit ■ Mannit ■ Fruchtzucker ■ Sorbit ■ Isomalt Kohlenhydrat- und energiehaltig: schwache Blutzuckerwirkung Verwendung wie Zucker, in größeren Mengen abführende Wirkung. Süßstoffe ■ Saccharin ■ Aspartam ■ Cyclamat ■ Acesulfam K ■ Thaumatin Kohlenhydrat- und energiefrei: keine Blutzuckerwirkung Verwendung in kleinsten Mengen, da wesentlich größere Süßkraft. Zuckeraustauschstoffe sind nicht nötig. Spezielle Diabetikerprodukte wie Diätschokolade, Diätkuchen usw. bieten keine Vorteile. Viele Lebensmittel, die als „für Diabetiker geeignet“ angeboten werden, haben einen hohen Fett- und Energiegehalt und sind sehr teuer. Sie werden heute nicht mehr empfohlen. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 39 39 30.01.2007 9:55:54 Uh Fette in der Ernährung Fett liefert von allen Nährstoffen die meisten Kalorien: „Fett macht fett“. Generell ist eine fettarme Ernährung zur Gewichtsreduktion zu empfehlen, aber auch zum Halten des Normal- oder Idealgewichts. Der Fettanteil in der Nahrung sollte 30 bis maximal 35 Prozent der Gesamtenergie betragen. Wie sieht eine fettarme Ernährung aus? Meiden Sie versteckte Fette. Essen Sie Fleisch und Wurstwaren nur 2–3 Mal pro Woche. Milch und Milchprodukte sind täglich zu empfehlen, verwenden Sie jedoch fettarme Sorten. Gehen Sie mit sichtbaren Fetten sparsam um. Bevorzugen Sie fettarme Zubereitungsarten und tragen Sie Streichfette dünn auf. Salatöl, Koch- und Brotfett sollten Sie abmessen. Fettqualität Wenn Sie Fett verwenden, sollten hochwertige pflanzliche Fette den tierischen Fetten vorgezogen werden. Pflanzliche Fette haben einen höheren Anteil an essentiellen Fettsäuren. Empfehlenswert sind z. B. zum Kochen und für Salate Olivenoder Rapsöl, als Streichfett z. B. Reformmargarine. Eiweiß in der Ernährung Ernähren Sie sich nach der Regel „Eiweißqualität statt Eiweißquantität“. Reduzieren Sie tierische Eiweißträger mit hohem Fettgehalt und bevorzugen Sie pflanzliches Eiweiß aus Kartoffeln, Hülsenfrüchten oder Vollkornprodukten kombiniert mit Eiweiß aus Milchprodukten, z. B. Pellkartoffeln mit Quark, Brot mit Käse, Linsensuppe, Joghurt zum Nachtisch. Eine zu hohe Eiweißzufuhr ist zu vermeiden. 40 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 40 30.01.2007 9:55:54 Uh Getränke in der diabetesgerechten Ernährung Getränke können reichlich Zucker enthalten. Deshalb gilt es auch hier, die richtige Auswahl zu treffen. Geeignet: ■ ■ ■ Energiefreie und energiearme Getränke wie Mineralwasser, Kaffee und Tee ohne Milch und Zucker Diätlimonaden, die statt Zucker Süßstoffe enthalten Mit Berücksichtigung des Energie-/Kohlenhydratgehaltes geeignet: ■ ■ ■ ■ Milch Reine Fruchtsäfte Diabetiker-Limonaden mit Zuckeraustauschstoffen Diabetiker-Fruchtsaftgetränke und -nektare Ungeeignet: ■ ■ Zuckerhaltige Getränke (Limonaden, Cola) Alkoholische Getränke Alkoholische Getränke Bitte halten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache. Alkohol kann in Maßen genossen werden. Beachten Sie, dass Alkohol zu Unterzuckerungen führen kann. Eine Unterzuckerung kann nach Alkoholzufuhr am Abend sogar noch in der Nacht und am nächsten Morgen erfolgen. Beugen Sie durch Zufuhr von Kohlenhydraten vor und reduzieren Sie gegebenenfalls die spätabendliche Insulindosis. 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 41 41 30.01.2007 9:55:54 Uh 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 42 30.01.2007 9:55:54 Uh Anhang Tabellen zur Berechnung von: ■ Kohlenhydraten ■ Fetten ■ Eiweiß Bezugsquellen: ■ Kalorien mundgerecht, 11., überarbeitete und erweiterte Auflage 2000, Umschau/ Braus 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 43 43 30.01.2007 9:56:02 Uh Kohlenhydrate Kohlenhydrat-Austauschtabelle Die in den Tabellen angegebenen Mengen entsprechen jeweils 1 KE (Kohlenhydrateinheit) bzw. 1 BE (Broteinheit), d. h. 10 bis 12 g Kohlenhydraten (1 g Kohlenhydrate = ca. 4 kcal oder 17 kJ) Mehle, Nährmittel, Teigwaren Küchenmaß Weizenmehl, Type 405, Type 550 1 geh. EL 15 g Vollkornmehl (Weizen, Roggen) 2 EL 20 g Roggenmehl 1 geh. EL 15 g Stärkemehl 1 geh. EL 15 g Grieß 1 geh. EL 15 g Cornflakes (Mais), ungezuckert 3 EL 15 g Haferflocken 2 geh. EL 20 g Menge in g Reis, roh 1 geh. EL 15 g Reis, gekocht 2 geh. EL ca. 50 g Teigwaren, roh bitte wiegen Teigwaren, gekocht Brot / Gebäck 15 g ca. 50 g Küchenmaß Menge in g Knäckebrot 2 Scheiben 20 g Mischbrot, Grahambrot 1 dünne Scheibe 30 g Pumpernickel, Steinmetz-/ Simonsbrot 1/2 Scheibe 30 g Roggenschrotbrot, Roggenvollkornbrot 1 dünne Scheibe 30 g Salzstangen 20 Stück 15 g Weißbrot, Semmel, Brezel 1/2 Stück 25 g Zwieback (ungesüßt) 2 Stück 20 g 44 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 44 30.01.2007 9:56:03 Uh Milch und Milchprodukte Küchenmaß Menge in g Buttermilch, Kefir ca. 1/4 Liter 250 g Joghurt * ca. 1/4 Liter 250 g Trinkmilch *, Magermilch ca. 1/4 Liter 250 g Kartoffeln, Kartoffelprodukte Küchenmaß Menge in g Kartoffeln 1 mittelgroße 80 g Kartoffelknödel 1/2 Knödel 50 g Kartoffelpüree 2 geh. EL 100 g Kroketten * 1 Stück 40 g Pommes frites * 10–15 Stück 35 g Kartoffelchips * 15 große 30 g Hülsenfrüchte, Gemüse Küchenmaß Menge in g Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen) roh 2 EL 20–25 g gekocht 4 EL 70–80 g Erbsen, grün, frisch 3 EL 80 g Maiskörner 2 EL 65 g Rote Bete 140 g Hülsenfrüchte enthalten viele Ballaststoffe, so dass sie den Blutzucker kaum ansteigen lassen und somit normale Portionen nicht berechnet werden müssen. * Fettgehalt beachten 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 45 45 30.01.2007 9:56:03 Uh Kohlenhydrate Kohlenhydrat-Austauschtabelle Die in den Tabellen angegebenen Mengen entsprechen jeweils 1 KE (Kohlenhydrateinheit) bzw. 1 BE (Broteinheit), d. h. 10 bis 12 g Kohlenhydraten (1 g Kohlenhydrate = ca. 4 kcal oder 17 kJ) Ohne KE-/BE-Anrechnung Wegen ihres geringen Kohlenhydratgehaltes können folgende Gemüse und Salate ohne KE-/BE-Anrechnung gegessen werden: ■ Artischocken ■ grüne Bohnen ■ Sauerkraut ■ Auberginen ■ Grünkohl ■ Schwarzwurzeln ■ Avocado * ■ Gurken ■ Spargel ■ Bambussprossen ■ Knollensellerie ■ Spinat ■ Bleichsellerie ■ Kohlrabi ■ Steinpilze ■ Blumenkohl ■ Kopfsalat ■ Tomaten ■ Bohnenkeimlinge ■ Kürbis ■ Weißkohl ■ Broccoli ■ Mangold ■ Wirsing ■ Butterpilze ■ Paprikaschoten ■ Champignons ■ Pfifferlinge ■ Chicoree ■ Radicchio ■ Chinakohl ■ Radieschen ■ Eisbergsalat ■ Rettich ■ Endiviensalat ■ Rhabarber ■ Feldsalat ■ Rotkohl * Fettgehalt beachten 46 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 46 30.01.2007 9:56:03 Uh Obst, frisch Stück Ananas 2 kl. Scheiben 80 g Äpfel 1 kleiner 100 g Apfelsinen 1 mittelgroße 130 g Aprikosen 3 Stück 130 g Bananen 1/2 Frucht 60 g Birnen 1 kleine Erdbeeren Menge in g 90 g 200 g Grapefruit ca. 1/2 Frucht 130 g Heidelbeeren ca. 8 EL 170 g Himbeeren, Brombeeren 200 g Johannisbeeren, rot 230 g Johannisbeeren, schwarz Kirschen, sauer 170 g 12 Stück 120 g Kirschen, süß 10 Stück 90 g Kiwi 1 Stück 110 g Mandarinen 2 Stück 120 g Pfirsich, Nektarine 1 mittelgroße 130 g Pflaumen 3 Stück 100 g Stachelbeeren 20 Stück 150 g Wassermelone Weintrauben 150 g 8–10 mittlere Trockenobst Menge in g Trockenobst Obst- und Gemüsesäfte 80 g 20 g Küchenmaß Menge in l Apfelsaft 1/2 Glas 0,1 l Orangensaft 1/2 Glas 0,1 l Grapefruitsaft 3/4 Glas 0,15 l Johannisbeersaft, rot, gezuckert 1/2 Glas 0,1 l Johannisbeersaft, schwarz, gezuckert 1/2 Glas 0,09 l Karottensaft 1 Glas 0,2 l Rote-Bete-Saft 3/4 Glas 0,15 l 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 47 47 30.01.2007 9:56:04 Uh Kohlenhydrate Kohlenhydrat-Austauschtabelle Die in den Tabellen angegebenen Mengen entsprechen jeweils 1 KE (Kohlenhydrateinheit) bzw. 1 BE (Broteinheit), d. h. 10 bis 12 g Kohlenhydraten (1 g Kohlenhydrate = ca. 4 kcal oder 17 kJ) Zuckeraustauschstoffe, Süßwaren Küchenmaß Fruchtzucker 2 TL Sorbit, Xylit, Mannit 2 TL Menge in g 12 g 12 g Isomalt 20 g Vollmilchschokolade * 4 Stückchen 20 g Gummibärchen 6 Stück 12 g Nüsse, Hartschalenobst ohne Schale Menge in g davon Fett/g Erdnüsse * 60 g 30 g Mandeln * 75 g 40 g Walnüsse * 85 g 55 g Haselnüsse * 90 g 60 g Kokosnuss, frisch * 120 g 40 g Paranüsse * 170 g 110 g Cashewnüsse * 40 g 15 g Kastanien, Maronen 30 g 0,5 g Nüsse bestehen zu 50–60 % aus Fett, deswegen ist ihr Fettgehalt unbedingt zu berücksichtigen. Aufgrund des Fettgehalts ist auch die Wirkung auf den Blutzucker gering. * Fettgehalt beachten 48 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 48 30.01.2007 9:56:04 Uh Fette Fett-Berechnung In den Tabellen sind die üblichen Portionen und deren Fettgehalt in Gramm angegeben (1 g Fett = ca. 9 kcal oder 38 kJ) Streichfette, Kochfette, Eier Portion Fett Butter-, Schweineschmalz 10 g 10 g Kokosfett, Pflanzenöle 10 g 10 g Butter 20 g 17 g Halbfettmargarine 20 g 8g Mayonnaise, Remoulade 25 g / 1 EL 21 g 20 g / 1 Stück 6g Portion Fett Joghurt (3,5 %) 150 g 5g Joghurt (1,5 %) 150 g 2g Hühnereigelb Milch und Milchprodukte Vollmilch (3,5 %) 1/4 l 8g Fettarme Milch (1,5 %) 1/4 l 4g Camembert (45 % Fett i. Tr.) 30 g 7g Chester (50 % Fett i. Tr.) 30 g 10 g Edamer Käse (40 % Fett i. Tr.) 30 g 7g Emmentaler, Gouda (45 % Fett i. Tr.) 30 g 9g Edelpilzkäse (50 % Fett i. Tr.) 30 g 9g Parmesan 30 g 8g Schmelzkäse (20 % Fett i. Tr.) 30 g 3g Schmelzkäse (45 % Fett i. Tr.) 30 g 8g Doppelrahmfrischkäse (60 % Fett i. Tr.) 30 g 8g Speisequark (40 % Fett i. Tr.) 100 g 11 g Speisequark (20 % Fett i. Tr.) 100 g 5g 15 g / 1 geh. EL 5g Schlagsahne 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 49 49 30.01.2007 9:56:04 Uh Fette Fett-Berechnung In den Tabellen sind die üblichen Portionen und deren Fettgehalt in Gramm angegeben (1 g Fett = ca. 9 kcal oder 38 kJ) Fleisch Rohgewicht Fett Rindfleisch (Filet) 125 g 5g Rindfleisch (Hüfte, Wade) 125 g 3g Rindfleisch (Tafelspitz) 125 g 15 g Kalbfleisch (Schnitzel) 125 g 2g Kalbfleisch (Keule) 125 g 4g Kalbsbries 125 g 4g Kalbsleber 125 g 5g Schweinefleisch (Schnitzel) 125 g 2g Schweinefleisch (Filet) 125 g 3g Schweinefleisch (Haxe) 125 g 10 g Schweineschinken, gekocht 30 g 1g Schweineschinken, roh, geräuchert 30 g 10 g Schinkenspeck, durchwachsen 30 g 19 g Hammelfleisch (Keule) 125 g 23 g Hammelkotelett 125 g 40 g 50 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 50 30.01.2007 9:56:05 Uh Wurstwaren Portion Fett Bratwurst 150 g 40 g Gelbwurst, Hirnwurst 30 g 8g Kalbsleberwurst 30 g 11 g Leberkäse, Weißwurst 125 g 33 g Salami, Mettwurst 30 g 10 g Teewurst 30 g 11 g Wiener 70 g / 1 Paar 20 g Wild und Geflügel Rohgewicht Fett 125 g 12 g Huhn (Brathuhn) Ente 125 g 21 g Gans 125 g 39 g Kaninchen 125 g 10 g Hase 125 g 4g Hirsch 125 g 4g Wildschwein 125 g 4g 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 51 51 30.01.2007 9:56:05 Uh Fette Fett-Berechnung In den Tabellen sind die üblichen Portionen und deren Fettgehalt in Gramm angegeben (1 g Fett = ca. 9 kcal oder 38 kJ) Fisch Rohgewicht Fett Forelle 150 g 4g Goldbarsch 150 g 5g Heilbutt 150 g 3g Karpfen 150 g 7g Lachs 150 g 20 g Hering 100 g 18 g Thunfisch 150 g 23 g Makrele 150 g 18 g Portion Fett Avocado 100 g 24 g Oliven, grün 20 g 3g Oliven, schwarz 20 g 7g Sonstiges Kartoffelchips 50 g 20 g 1 Stück 3g Pommes frites 150 g 13 g Vollmilchschokolade 20 g 6g Diabetiker-Schokolade 20 g 7g Kroketten 52 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 52 30.01.2007 9:56:05 Uh Ohne Berechnung Wegen ihres geringen Fettgehalts können Sie ohne Berechnung essen: ■ Putenschnitzel ■ Dorsch ■ Buttermilch ■ Rehfleisch ■ Hecht ■ Magermilch (Keule, ■ Kabeljau ■ magerer Quark Rücken, ■ Schellfisch Schlegel) ■ Schleie ■ Scholle ■ Seelachs ■ Zander ■ Krabben Eiweiß Eiweiß-Berechnung Die tägliche Nahrung sollte 0,8 g Eiweiß pro kg Körpergewicht enthalten, vorzugsweise als mageres Fleisch, fettarmer Fisch, Joghurt, magerer Quark sowie fettarmer Käse (1 g Eiweiß = ca. 4 kcal oder 17 kJ) 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 53 53 30.01.2007 9:56:05 Uh Nützliche Adressen für Diabetiker Bei der Vermittlung einer Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe Deutscher Diabetiker-Bund e. V. Danziger Weg 1 58511 Lüdenscheid Telefon: 0 23 51/98 91 53 [email protected] www.diabetikerbund.de Insuliner Narzissenweg 1 57548 Kirchen Telefon: 0 27 41/93 00 40 [email protected] www.insuliner.de Auf der Suche nach einer Diabetes-Beratung Verband der Diabetes-Berater/innen in Deutschland e. V. VDBD-Geschäftsstelle Am Eisenwald 16 66386 St. Ingbert Telefon: 0 68 94/5 90 83 13 [email protected] www.vdbd.de 54 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 54 30.01.2007 9:56:06 Uh Auf der Suche nach einem Schulungszentrum für diabetische Kinder und Jugendliche Bund diabetischer Kinder und Jugendlicher e. V. Diabeteszentrum Hahnbrunner Str. 46 67659 Kaiserslautern Telefon: 06 31/7 64 88 [email protected] www.bund-diabetischer-kinder.de Weitere Informationen zum Thema Diabetes im Internet www.diabetes-line.de Unter folgenden Adressen können Sie kostenlos ein Diabetes-Tagebuch anfordern: ratiopharm GmbH Abteilung Diabetes Care 89070 Ulm B. Braun Melsungen AG Postfach 11 20 34209 Melsungen Diabetes-Tagebuch CT 07531_Diabetes_Ratgeber.indd 55 Diabetes-Tagebuch ICT 55 30.01.2007 9:56:06 Uh