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Inhalt
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Ein aktives Leben mit Diabetes
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Welche Formen von Diabetes gibt es?
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Insulin – ein wichtiges Hormon
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Diagnose Diabetes
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Welche Insuline gibt es?
16
Die richtige Technik der Insulininjektion
22
Blutzuckersenkende Tabletten
24
Unterzuckerung – häufige Ursachen
27
Diabetische Stoffwechselentgleisung –
diabetisches Koma
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Diabetische Folgeerkrankungen vermeiden
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Körperliche Aktivität und Diabetes
34
Die Reiseapotheke des Diabetikers
37
Die gesunde, vollwertige Ernährung
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Anhang: Tabellen zur Berechnung von
– Kohlenhydraten
– Fetten
– Eiweiß
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Adressen
Autor: Priv.-Doz. Dr. med. Oliver Schnell, Dozent für den Fachbereich
Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München
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Ein aktives Leben mit Diabetes
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die sehr viele
Menschen betrifft und weltweit im Ansteigen begriffen ist.
In der Bundesrepublik Deutschland lebten im Jahr 2000 etwa
6 Millionen Menschen mit Diabetes, im Jahr 2010 werden es
schätzungsweise mehr als 10 Millionen sein. Heute ist mit
Diabetes die Führung eines normalen und aktiven Lebens sehr
gut möglich.
Im Vordergrund steht bei Diabetes eine Störung des Zuckerstoffwechsels, die durch verschiedene Phänomene ausgelöst
wird. Diabetes zu haben bedeutet, dass der Körper nicht
ausreichend Insulin produziert, dass er kein Insulin herstellt
oder das vorhandene Insulin nicht richtig wirken kann. Diese
Veränderungen können über einen längeren Zeitraum bestehen, ehe sie sich durch Beschwerden (Symptome) bemerkbar
machen.
Die genauen Ursachen des Diabetes sind bis heute noch
nicht bekannt. Wir wissen aber, dass verschiedene Faktoren
zusammenkommen müssen, bevor Diabetes auftritt. Hier
spielen veränderte Lebensbedingungen eine wichtige Rolle:
wenig Bewegung, vermehrte Kalorienzufuhr und möglicherweise auch Umweltfaktoren. Vererbbare Merkmale können
das familiäre Auftreten eines Diabetes begünstigen.
Nicht immer wird Diabetes bemerkt. Erhöhte Blutzuckerwerte
können lange Zeit wenige oder gar keine Beschwerden
ver-ursachen. Charakteristische Symptome sind Müdigkeit,
Schwäche und Unwohlsein, vermehrtes Durstgefühl und
Trinken, häufiges Wasserlassen, Juckreiz, Harnwegsinfekte,
Gewichtsabnahme, Sehstörungen oder Gemütsstörungen.
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Oft wird Diabetes zufällig entdeckt.
Die vorliegende Broschüre soll Ihnen helfen, sich über die
Stoffwechselstörung Diabetes mellitus zu informieren, und Sie
dabei unterstützen, als Mensch mit Diabetes ein erfülltes und
aktives Leben zu führen. Eine gesunde Lebensführung ist die
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Diabetesbehandlung.
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Welche Formen von Diabetes gibt es?
Wir unterscheiden heute Typ-1- und Typ-2-Diabetes mellittus,
Diabetes in der Schwangerschaft und weitere, seltene
Diabetesformen.
Typ-1-Diabetes
Der Typ-1-Diabetes tritt meist bei jüngeren Menschen im Alter
zwischen 5 und 40 Jahren auf. Dennoch ist auch ein späteres
Auftreten keine Seltenheit. Menschen mit Typ-1-Diabetes sind
häufig schlank. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung,
d. h. das körpereigene Abwehrsystem richtet sich gegen
körpereigene Zellen und führt zu ihrer Zerstörung.
Betroffen sind hierbei die insulinproduzierenden Zellen der
Bauchspeicheldrüse, die so genannten Beta-Zellen. Diese
Zellen sind für die Bildung und Ausschüttung des Insulins in
die Blutbahn verantwortlich. Beim Typ-1-Diabetiker werden
diese Zellen langsam zerstört. Wenn ca. 80 % der insulinproduzierenden Zellen funktionsuntüchtig sind, kann der Blutzucker
nicht mehr ausreichend reguliert werden und es kommt zu
einem Ansteigen des Blutzuckers (Hyperglykämie). Beim Typ1-Diabetes liegt daher ein vollständiger Insulinmangel vor.
8 –10 % aller Menschen mit Diabetes sind von dieser Form
betroffen. Die Ursachen, die diese Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem) auslösen, sind bis heute
noch nicht genau erforscht. Vermutlich spielen genetische
Einflüsse, Virusinfektionen und Umweltfaktoren eine wesentliche Rolle.
Typ-2-Diabetes
Der Typ-2-Diabetes tritt meist nach dem 40. Lebensjahr auf,
kann aber auch bereits im früheren Lebensalter bestehen.
Heute leiden auch Kinder und Jugendliche unter Typ-2Diabetes, da Übergewichtigkeit im Kindesalter zunimmt
und diese die Entstehung fördert. Er ist deutlich stärker
vererbbar als Typ-1-Diabetes. Kennzeichnend ist, dass
meist begleitende Faktoren wie erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie), Übergewicht (Adipositas), Störungen des
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Fettstoffwechsels und Veränderungen des Gefäßsystems
damit einhergehen. Im Vordergrund steht bei Typ-2-Diabetes
eine Insulinunempfindlichkeit (Insulinresistenz) der Zellen,
insbesondere des Fett- und Muskelgewebes. Dies versucht der
Körper durch eine vermehrte Insulin-produktion auszugleichen.
Es bestehen zunächst hohe Insulinspiegel (Hyperinsulinämie)
bei unzureichender Wirksamkeit des Insulins aufgrund der
Insulinresistenz der Zellen. Diese Phase des Typ-2-Diabetes
ist daher durch einen relativen Insulinmangel gekennzeichnet.
Im weiteren Verlauf des Typ-2-Diabetes kommt es aufgrund
der stetigen Aktivität der insulinproduzierenden Zellen der
Bauchspeicheldrüse zu einem allmählichen Versagen der
Insulinproduktion. Dies führt langfristig auch beim Typ-2Diabetes zum absoluten Insulinmangel. Etwa 90 % aller
Diabetiker weisen einen Typ-2-Diabetes auf.
Diabetes in der Schwangerschaft
Bei 2–3 % aller Schwangerschaften tritt ein Diabetes
mellitus auf. Bei dem Zusammentreffen von Diabetes und
Schwangerschaft steht eine optimale Stoffwechseleinstellung besonders mit Blick auf die Gesundheit des Kindes
im Vordergrund. Tritt Diabetes im Zusammenhang mit der
Schwangerschaft auf, ist nach der Schwangerschaft meist
keine Behandlungsbedürftigkeit mehr gegeben. Dennoch kann
Diabetes zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftreten. Ein
erhöhtes Risiko weisen übergewichtige Frauen auf, schwangere Frauen über 30 Jahre, Frauen, deren Kinder ein erhöhtes
Geburtsgewicht hatten, und Frauen, die Verwandte ersten
Grades mit Diabetes haben.
Weitere Formen des Diabetes mellitus
Sie sind sehr selten und betreffen genetische Defekte der
insulinproduzierenden Zellen oder der Insulinwirkung oder
gehen als begleitende Störungen mit weiteren Erkrankungen
einher.
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Insulin – ein wichtiges Hormon
Die wichtigste Rolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels spielt das Insulin. Es ist ein körpereigenes
Hormon, welches in den Inselzellen (Beta-Zellen) der
Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Nur in diesen Zellen kann
die körpereigene Insulinproduktion erfolgen. Von dort wird es
direkt in den Blutkreislauf abgegeben.
Die Wirkungen des Insulins sind sehr vielfältig und betreffen
verschiedene Organe. Es wirkt besonders am Fettgewebe, am
Muskel und in der Leber. Seine Aufgabe besteht vor allem
darin, dass Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut in die Zelle
transportiert wird, um dort zur Energiegewinnung verstoffwechselt zu werden. Dadurch wird der Blutzuckerspiegel
gesenkt. Aber auch Aminosäuren (die Bausteine der Eiweiße)
und andere lebenswichtige Stoffe gelangen über die Wirkung
des Insulins in die Zellen. Weiterhin führt es zu einem Aufbau von Eiweißen und zur Produktion von Fettsäuren.
Außerdem regt Insulin den Körper an, Blutzucker in seiner
Speicherform (Glykogen) herzustellen.
Der Blutzuckerspiegel im Körper wird über einen komplizierten
Mechanismus durch die Insulinausschüttung reguliert. Insulin
ist ständig in geringen Konzentrationen im Blut vorhanden
und wird beim Ansteigen des Blutzuckerspiegels, z. B. nach
Nahrungsaufnahme oder bei vermehrter Glukosefreisetzung
der Leber, ausgeschüttet. Über einen feinen Mechanismus
wird der Blutzucker in engen Grenzen gehalten.
Beim Gesunden liegen die Blutzuckerwerte nüchtern nicht über
100 mg/dl (5,6 mmol/l) und 2 Stunden nach einer Mahlzeit
nicht höher als 140 mg/dl (7,8 mmol/l).
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Diagnose Diabetes
Diabetes wird dann diagnostiziert, wenn ein NüchternBlutzucker von über 110 mg/dl (6,1 mmol/l) im Kapillarblut
bzw. über 126 mg/dl (7,0 mmol/l) im Plasma gemessen wird
(Labormethode).
Aber auch ein Gelegenheitsblutzucker über 200 mg/dl (11,1
mmol/l), im Verlauf des Tages gemessen, sichert die Diagnose
Diabetes.
Ziele der Diabetestherapie
Die Therapie dient der Erhaltung bzw. der Verbesserung
der Lebensqualität. Je nach Alter und Begleiterkrankungen
sollen unterschiedliche, individuelle Therapieziele angestrebt
werden:
1. Eine möglichst gute und stabile Stoffwechsellage
2. Vermeidung von Symptomen der Erkrankung (Abgeschlagenheit, viel Durst, viel Harn) sowie Vermeidung
von schweren Stoffwechselentgleisungen und von
Nebenwirkungen der Therapie (z. B. Unterzuckerung)
3. Verminderung des erhöhten Risikos für Herzinfarkt,
Schlaganfall und andere Erkrankungen des Gefäßsystems (makroangiopathische Erkrankungen)
4. Vermeidung der Folgekomplikationen am Auge mit
schwerer Sehbehinderung oder Erblindung und an der Niere
mit Nierenversagen und Notwendigkeit von Dialyse oder
Nierentransplantation (mikroangiopathische Erkrankungen)
5. Vermeidung von Symptomen durch Nervenschädigungen
sowie Vermeidung von Komplikationen am Fuß mit chronischen Geschwüren, Entzündungen oder Amputationen
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Hämoglobin A1c (HbA1c)
Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, ist ein wichtiger Bestandteil in den roten Blutkörperchen. Blutzucker lagert sich zum
Teil sehr fest (irreversibel) an das Hämoglobin an. Durch die
Messung des HbA1c wird festgestellt, wie groß der Anteil des
Hämoglobins ist, an dem sich Blutzucker irreversibel angelagert hat. Dieser Anteil wird in Prozent angegeben, z. B. 7,2 %.
Je höher der HbA1c-Wert nach der Messung ausfällt, umso
schlechter war die Blutzuckereinstellung während der letzten
zwei bis drei Monate. Mit der regelmäßigen HbA1c-Messung
kann man also feststellen, wie gut die Blutzuckereinstellung
tatsächlich ist.
Ziele der Blutzuckereinstellung
Allgemein werden heute HbA1c-Werte unter 7 % als erstrebenswert angesehen. Der selbstkontrollierte Nüchtern-Blutzucker (präprandialer Blutzucker) sollte unter 110 mg/dl (6,1
mmol/l) liegen. Nach der Mahlzeit (postprandial) sollte der
Blutzucker nicht oberhalb von 160 mg/dl (8,9 mmol/l) sein.
Ihre individuellen Therapieziele legen Sie zusammen mit
Ihrem Arzt fest.
Siehe auch:
Praxis-Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft,
Diabetes und Stoffwechsel 2002, 11, Supplement 1, Nationale
Versorgungs-Leitlinie 2002, Diabetes mellitus Typ 2, 1. Auflage
www.uni-duesseldorf.de/www/awmf/ll/ll_diab.htm
Ziele der Blutdruckeinstellung
Der normale Blutdruck liegt unter 130/85 mm Hg.
Im oberen Normalbereich befindet sich der Blutdruck, wenn
ein Wert zwischen 130/85 und 139/89 mm Hg gemessen
wird. Höhere Werte belegen einen zu hohen Blutdruck
(Hypertonie). Anzustreben ist ein Blutdruck kleiner als 130/85,
und optimal ist er, wenn er dauerhaft unter 120/80 mm Hg
liegt (insbesondere bei einer beginnenden Nierenerkrankung).
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Regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks sind wichtig, denn
eine schlecht behandelte arterielle Hypertonie führt im
Laufe von Jahren zu Folgekrankheiten wie z. B. Schlaganfall,
Herzschwäche, Durchblutungsstörungen der Beine, Herzinfarkt
und Nierenversagen. Auch mit Blick auf mögliche diabetische Veränderungen an verschiedenen Organen ist eine
gute Blutdruckeinstellung wichtig. Können oben genannte
Blutdruckziele mit einer nichtmedikamentösen Therapie, wie
Gewichtsabnahme, regelmäßiges Ausdauertraining, eventuell
Kochsalzreduktion und Abbau von Stress, nicht erreicht werden, ist die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten
notwendig.
Ziele der Blutfettkontrolle
Bei Menschen mit Diabetes sollte zur Minimierung des Risikos
von Erkrankungen des Gefäßsystems auch auf die Kontrolle
der Blutfettwerte geachtet werden.
Ein niedriges Risiko liegt vor bei Gesamtcholesterinwerten
unter 185 mg/dl (4,8 mmol/l).
Entscheidend sind hierbei aber vor allem die Fettbestandteile:
LDL-Cholesterin sollte
115 mg/dl (3,0 mmol/l),
bei Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung
100 mg/dl (2,5 mmol/l) nicht überschreiten.
HDL-Cholesterin sollte
über 46 mg/dl (1,2 mmol/l) liegen.
Triglycerid-Werte (Neutralfette) von
weniger als 150 mg/dl (1,7 mmol/l) sind anzustreben.
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Welche Insuline gibt es?
Heute steht eine breite Palette von Insulinen zur Verfü gung.
Die Auswahl des Insulins richtet sich nach den Bedürfnissen
und Erfordernissen im Alltag der Menschen mit Diabetes
sowie der jeweiligen Insulintherapie. Menschen mit Diabetes,
die mit Insulin behandelt werden, sollten die wichtigsten
Merkmale ihres Insulinpräparates kennen, wie z. B. die
Wirkdauer, den Zeitpunkt der stärksten blutzuckersenkenden
Wirkung sowie den eventuell nötigen Spritz-Ess-Abstand. Dann
können im Alltag notwendige Anpassungen der Insulindosen
gezielt vorge-nommen werden. Sie sollten auch den Namen
Ihres Insulins und den Hersteller des Insulinpräparates kennen.
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Normalinsulin (Rapid-Insulin)
Normalinsulin (Alt-Insulin) enthält keine Stoffe, die die
Wirkung des Insulins verzögern. In das Unterhautfettgewebe
gespritzt, führt es rasch, nach ca. 10 –15 Minuten, zu einer
Senkung des Blutzuckers. Die stärkste Wirkung erfolgt nach
1,5 –2 Stunden und die Wirkdauer einer durchschnittlichen
Menge beträgt ungefähr 4 –6 Stunden. Da die Wirkung dosisabhängig ist, wirken größere Mengen Normalinsulin länger
und stärker. Da Normalinsulin schnell wirkt, sollte es kurz vor
der Mahlzeit gespritzt werden (bis zu 15 Minuten vorher). Ein
längerer Abstand zwischen der Injektion und dem Beginn der
Mahlzeit (Spritz-Ess-Abstand) kann zur Unterzuckerung führen
und sollte daher vermieden werden. Im Restaurant sollte erst
gespritzt werden, wenn das Essen serviert wird. Normalinsulin
wird vor den Mahlzeiten zur Abdeckung der mit der Nahrung
zugeführten blutzuckerwirksamen Kohlenhydrate gegeben.
Aber auch Korrekturen von erhöhten Blutzuckerwerten werden
mit Normalinsulin gesteuert. Es eignet sich für die Behandlung
des Typ-1-und Typ-2-Diabetes und kann mehrmals am Tag bis
zu 4 oder 5 Mal gegeben werden. Normalinsulin ist Bestandteil der intensivierten Insulintherapie. Hierbei wird vor den
Mahlzeiten ein kurz wirksames Insulin zur Abdeckung der
Kohlenhydrate (und zur eventuellen Korrektur des Blutzuckers)
gespritzt und vor dem Schlafengehen sowie morgens ein
Verzögerungsinsulin verabreicht, um den Grundbedarf des
Körpers abzudecken.
Normalinsulin Wirkdauer *: 4 –6 Stunden
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Verzögerungsinsulin (Basalinsulin)
Verzögerungsinsuline enthalten zusätzlich die Substanz NPH (=
neutrales Protamin Hagedorn). Diese Substanz führt dazu, dass
das Insulin langsamer aus dem Unterhautfettgewebe in die
Blutbahn gelangt. Dadurch wird eine längere Wirkung erreicht.
Die Wirkdauer beträgt rund 8 –12 Stunden.
Diese Insuline dienen charakteristischerweise zur Abdeckung des basalen Insulinbedarfs, also des kontinuierlichen
Grundbedarfs an Insulin, das im Nüchternzustand erforderlich
ist, um den Blutzucker im Normalbereich zu halten. Sie eignen sich daher zur morgendlichen Insulingabe, aber auch zur
spät-abendlichen Gabe, um den nächtlichen Insulinbedarf
abzu-decken und den Nüchtern-Blutzucker zu normalisieren.
Verzögerungs-insuline eignen sich zur Behandlung von Typ1- und Typ-2-Diabetes. Sie können fester Bestandteil der
intensivierten Insulintherapie sein oder eignen sich auch,
wenn beispielsweise nur in der Nacht Insulin benötigt wird
(„Bedtime-Insulin“).
Verzögerungsinsulin Wirkdauer *: 8–12 Stunden
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Mischinsuline, Kombinationsinsuline
Mischinsuline oder auch Kombinationsinsuline sind Insuline,
bei denen Normalinsulin und Verzögerungsinsulin in einem
festen Verhältnis kombiniert wurden. Dabei wird der jeweilige
Prozentanteil von Normalinsulin und Verzögerungsinsulin im
Beipackzettel angegeben. Bei diesen Insulinen sollte der SpritzEss-Abstand nicht mehr als 30 Minuten betragen. Kombinationsinsuline eignen sich besonders für die Insulinbehandlung des
Typ-2-Diabetes. Sie werden in der Regel einmal morgens oder
morgens und abends gegeben (konventionelle Insulintherapie).
Mischisulin
Weitere Insuline
Zinkverzögerte Insuline sind Insuline, bei denen eine verzögerte Aufnahme durch Zink hervorgerufen wird. Sie können dann geeignet sein, wenn der Blutzucker in der zweiten
Nachthälfte ansteigt (Dawn-Phänomen).
Insulin-Analoga sind Insuline, die gentechnisch in ihrem
Aminosäureaufbau verändert wurden. Sie unterscheiden
sich daher von dem im Menschen vorkommenden Insulin.
Die gentechnische Veränderung führt zu einem veränderten
Wirkungsprofil, das entweder durch eine sehr kurze oder
eine sehr lange Wirkungsdauer charakterisiert ist.
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Die richtige Technik der Insulininjektion
Die richtige Technik der Insulininjektion ist Voraussetzung für
eine erfolgreiche Insulintherapie. Sie hilft Blutzuckerschwankungen, die durch fehlerhafte Insulininjektionen auftreten können, zu vermeiden. Insulinspritzen oder Insulinpens stehen dafür zur Verfügung.
Die Spritzen bestehen aus Kunststoff und sind mit einer fest
aufsitzenden Kanüle verbunden. In Deutschland stehen Insulinspritzen für die Insulinkonzentration U 40 und U 100 zur Verfügung, wobei Erstere am häufigsten verwendet werden. Der
Unterschied zwischen U 40- und U 100-Insulinen liegt in der
Konzentration.
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1 ml U 40-Insulin enthält 40 Insulineinheiten.
1 ml U 100-Insulin enthält 100 Insulineinheiten.
Aufgrund internationaler Standardisierung nimmt die
Verwendung von U 100-Insulin jedoch zu.
Insulinpens sind Injektionshilfen mit auswechselbaren
Insulinpatronen oder stehen als Einmal-Pen zur Verfügung. Hierbei wird das Insulin durch Knopfdruck gespritzt.
Insulinpens sind mit verschiedenen Dosierungsschritten
erhältlich. Die Insulinpatronen können 300 Einheiten Insulin,
also 3 ml fassen.
Insulinpatronen für Insulinpens enthalten stets Insulin der
Konzentration U 100.
Durchstechflaschen enthalten meist Insulin der Konzentration
U 40.
Auswechselbare Kanülen von unterschiedlicher Länge
(6, 8, 10, 12 mm) stehen zur Verfügung.
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Das Aufziehen von Insulin in der Insulinspritze
Die Desinfektion der Haut vor der Injektion ist nicht
notwendig.
Verzögerungsinsuline oder Kombinationsinsuline müssen vor
der Injektion etwa 20 Mal geschwenkt werden (1). So wird
sichergestellt, dass eine gute Durchmischung der Bestandteile
erfolgt.
Um einem Unterdruck in der Insulinflasche nach mehrmaligem
Aufziehen von Insulin vorzubeugen, sollte vor dem Aufziehen
die Menge Luft in die Insulinflasche gespritzt werden, die den
gewünschten Insulineinheiten entspricht. Anschließend wird
die Insulinflasche auf den Kopf gedreht, um das Insulin aufzuziehen (2).
Zuletzt wird überprüft, ob die genaue Insulindosis aufgezogen wurde. Luftblasen dürfen sich in der fertigen Spritze
nicht mehr befinden und werden gegebenenfalls mit nach
oben gehaltener Spritze herausgedrückt, bis Insulin an der
Nadelspitze sichtbar wird (3).
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Insulingabe mit dem Insulinpen
Es sollte immer eine ausführliche Einweisung in die technische Handhabung des Insulinpens erfolgen. Die Insulinpatrone muss korrekt eingelegt werden. Luftblasen dürfen in
der Ampulle nicht vorhanden sein.
Bei Anwendung von Verzögerungsinsulin oder Kombinationsinsulin ist es wichtig, den Insulinpen vor jeder Injektion etwa
20 Mal zu schwenken, um eine gute Durchmischung zu erreichen (1).
Zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit des Insulinpens empfiehlt es sich, 1 bis 2 Einheiten Insulin frei über die Kanüle
herauszuspritzen (2).
Die benötigte Insulinmenge wird am Dosierknopf eingestellt (3). Damit bei der Injektion gewährleistet ist, dass die
eingestellte Insulinmenge auch befördert wird, muss der
Dosierknopf immer bis zum auftretenden Widerstand heruntergedrückt bzw. der Auslöser bis zur Rückstellung des
Dosierknopfes auf Null festgehalten werden (4).
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So wird Insulin richtig verabreicht
Insulin wird in das Unterhautfettgewebe gespritzt. Bei
normaler Ausprägung des Fettgewebes wird mit dem
Daumen und dem Zeigefinger/Mittelfinger eine Hautfalte
gebildet und die Kanüle der Insulinspritze oder des Insulinpens senkrecht eingestochen. Bei geringer Fettgewebsdicke
sollte nach Bildung einer Hautfalte die Kanüle in einem
Winkel von 45° eingestochen und auf alle Fälle eine kurze
Nadel verwendet werden (1). Bei sehr übergewichtigen
Patienten kann das Insulin bei senkrecht gehaltener Kanüle
auch ohne Bildung einer Hautfalte gespritzt werden (2). Wichtig
ist, dass die Kanüle der Insulinspritze oder des Insulinpens
nach dem eigentlichen Spritzvorgang noch einen Augenblick
(ca. 5 Sekunden) im Fettgewebe verbleibt. Dadurch soll verhindert werden, dass das Insulin wieder nach außen tritt.
Verwenden Sie für jede Injektion eine neue Kanüle.
mit Hautfalte
ohne Hautfalte
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Haut
subkutanes Gewebe
Muskel
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Welche Körperregionen kommen zur Insulininjektion
in Frage?
Geeignete Körperregionen zur Injektion sind:
Der Bauch, wobei der
Radius von 2 cm um den
Nabel verschont werden
soll, die Oberschenkel
(Bereich bis 5 cm oberhalb
des Knies nicht
verwenden, Innenseite
vermeiden) und die
seitlichen Gesäßpartien.
Bei der Injektion in den Oberarm besteht die Gefahr,
dass Insulin in den Muskel gespritzt wird. Daher ist diese
Region nicht zu empfehlen. Bei der Injektion in den
Bauch erfolgt die Insulinaufnahme ins Blut schneller als
bei der Injektion in den Oberschenkel oder in das Gesäß.
Es ist daher günstig, Normalinsulin in den Bauch und
Verzögerungsinsulin in den Oberschenkel oder das Gesäß
zu spritzen. Besonders wichtig ist der tägliche Wechsel
der Injektionsstellen, um Gewebeschädigungen, z. B.
Wucherungen, zu vermeiden. Dabei hat es sich bewährt, zwischen den verschiedenen Injektionsstellen jeweils Abstände
von einem bis zwei Zentimetern einzuhalten. Zu häufige
Insulininjektionen in die gleiche Körperstelle können zu
örtlichen Fettgewebswucherungen (Lipohypertrophien) bzw.
auch zu Gewebsverhärtungen führen. In diesen veränderten
Hautstellen ist eine gleichmäßige Insulinaufnahme nicht
garantiert, es kann dadurch zu Blutzuckerschwankungen
kommen.
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Blutzuckersenkende Tabletten
Bei einigen Menschen mit Typ-2-Diabetes ist es unter
bestimmten Voraussetzungen möglich, die Behandlung mit
blutzuckersenkenden Tabletten vorzunehmen. Verschiedene
Gruppen von blutzuckersenkenden Tabletten stehen zur
Verfügung.
Die Alpha-Glukosidase-Hemmer, z. B. Acarbose, entfalten
ihre Wirkung dadurch, dass sie die Aufnahme von Glukose aus
dem Darm in das Blut verzögern. Sie verursachen jedoch häufig
Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt.
Die Biguanide, z. B. Metformin, wirken direkt auf den
Glukosestoffwechsel im Bereich der Leber und der Muskeln
und führen dadurch zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels.
Auch diese Tabletten können – meist vorübergehend
– Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt verursachen. Bei
übergewichtigen Patienten gelten Biguanide jedoch als
Medikament der ersten Wahl.
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Die Sulfonylharnstoffe, z. B. Glibenclamid, stimulieren die
insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse
zur Freisetzung von Insulin. Sie erhöhen damit den Insulinspiegel
im Blut.
Postprandiale Glukoseregulatoren, z. B. Repaglinide,
führen temporär zu einer Insulinausschüttung aus den insulinproduzierenden Beta-Zellen. Sie werden daher mahlzeitenbezogen eingenommen.
Die Glitazone, z. B. Rosiglitazon, führen direkt zu einer
Verminderung der Insulinresistenz. Sie erhöhen die Empfindlichkeit der Zellen für Insulin und verbessern dadurch die
Glukoseaufnahme.
Der behandelnde Arzt wählt in Absprache mit Ihnen
die geeigneten blutzuckersenkenden Tabletten aus. Eine
Dosisänderung sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.
Die Behandlung des Typ-2-Diabetes durch blutzuckersenkende Tabletten erfordert die regelmäßige Einnahme, um den
optimalen Therapieeffekt zu erreichen.
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Unterzuckerung – häufige Ursachen
Eine zu starke Absenkung des Blutzuckers wird als Unterzuckerung (Hypoglykämie) bezeichnet. Diese wird abgekürzt
auch „Hypo“ genannt. Gelegentliche, leichte Unterzuckerungen
können bei einer Insulintherapie oder auch bei einer
Behandlung mit Sulfonylharnstoffpräparaten im Alltag vorkommen. Der Patient sollte die Zeichen und die möglichen
Ursachen für eine Unterzuckerung kennen und vorbeugend
handeln können.
Welche Ursachen kann eine Unterzuckerung haben?
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Versehentliche Gabe einer zu hohen Insulindosis
Zu hohe Dosis einer blutzuckersenkenden Tablette
Eine weggelassene oder eine zu kleine kohlenhydrathaltige Mahlzeit
Zu langes Warten mit der Nahrungsaufnahme
nach der Insulingabe
Außergewöhnliche körperliche Betätigung ohne
vorherige Planung
Änderung des Insulinbedarfs, z. B. wegen Gewichtsabnahme
Alkoholgenuss in größeren Mengen
Erbrechen oder Durchfall
Zeichen einer leichten Unterzuckerung:
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Zittrigkeit
Schwitzen
Blässe
Unruhegefühle
Herzklopfen
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Pelzigkeitsgefühl um und im Mund
Aggressivität
Heißhunger
Zeichen einer schweren Unterzuckerung:
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Seh- und Sprachstörungen
Konzentrationsstörung
Verwirrtheit
Gleichgewichtsstörung und Schwindel
Bewusstseinsstörungen bis hin zu Bewusstlosigkeit
Wie kann ich einer Unterzuckerung vorbeugen?
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Ausreichende Zufuhr von Kohlenhydraten nach der
Insulininjektion
Spritz-Ess-Abstand nicht zu lang
Anpassung der Insulindosis an besondere Situationen und
gegebenenfalls Verringerung der Insulindosis bei niedrigem
Blutzucker vor dem Essen
Verringerung der Insulindosis bei vermehrter körperlicher
Aktivität
Traubenzucker oder andere schnell wirkende Kohlenhydrate stets griffbereit halten
Korrekte Insulininjektion
Blutzuckersenkende Wirkung von Alkohol beachten
und entsprechend mit kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln oder mit einer Reduzierung der Insulindosis bei
Alkoholgenuss ausgleichen
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Sollten Zeichen einer Hypoglykämie (Unterzuckerung)
auftreten, muss sofort gehandelt werden.
Trinken Sie sofort ein Glas eines zuckerhaltigen Getränks (z. B.
0,2 l Saft oder Limonade). Vorsicht: Diätlimonade oder LightGetränke erhöhen den Blutzucker nicht! Mit vier Plättchen
Traubenzucker kann eine Unterzuckerung auch behandelt
werden.
Bei Bewusstlosigkeit durch Unterzuckerung muss der Notruf
gewählt werden. Man sollte Sie in die stabile Seitenlage
bringen und die Atemwege freimachen (gegebenenfalls das
Gebiss herausnehmen). Es sollten keine Kohlenhydrate zugeführt, aber eventuell Glukagon, der Gegenspieler des Insulins,
gespritzt werden.
Menschen mit Diabetes sollten immer einen Ausweis bei sich
tragen und die Menschen in ihrem Umfeld über zu ergreifende
Maßnahmen in Notfällen informieren.
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Diabetische Stoffwechselentgleisung –
diabetisches Koma
Jeder Mensch mit Diabetes sollte eine diabetische Stoffwechselentgleisung erkennen können. Dabei sind die Zeichen
eines hohen Blutzuckers (Hyperglykämie) oder einer beginnenden Stoffwechselentgleisung, die zu einem diabetischen
Koma führen kann, zu unterscheiden.
Zeichen eines zu hohen Blutzuckers:
■
■
■
■
■
■
■
■
■
Vermehrter Durst
Vermehrtes Wasserlassen
Abgeschlagenheit
Müdigkeit
Gewichtsabnahme
Allgemeine Schwäche
Infekte
Schlecht heilende Wunden
Sehstörungen
Zeichen eines beginnenden Komas:
■
■
■
■
■
■
■
Bewusstseinsstörungen
Allgemeine Schwäche
Übelkeit
Erbrechen
Bauchschmerzen
ggf. Azetongeruch in der Atemluft
(Atem riecht nach Obst)
Blutzuckerwerte über 300 mg/dl (16 mmol/l),
aber auch deutlich h öhere Blutzuckerwerte
werden gemessen
Die Symptome können auch missgedeutet werden. Denken
Sie deshalb auch an eine mögliche Stoffwechselentgleisung!
Wichtig ist, dass Sie die Zeichen einer Stoffwechselentgleisung frühzeitig erkennen. Richtiges Handeln hilft ein
Fortschreiten zu vermeiden und beugt dem diabetischen
Koma vor.
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Bestehen entsprechende Symptome und ist der Blutzucker über
250 mg/dl (14 mmol/l) erhöht, ist es von großer Wichtigkeit,
den Urin auf Azeton zu testen.
Stellen Sie kein Azeton im Urin fest, korrigieren Sie den
Blutzucker wie üblich 4 Stunden nach der letzten Insulingabe.
Trinken Sie zusätzlich reichlich Wasser oder Tee (pro Stunde
einen Liter).
Ist der Urin positiv (+) für Azeton, besteht eine beginnende
Stoffwechselentgleisung. Sie sollten sofort mit Insulin korrigieren, Wasser trinken und Blutzucker und Azetongehalt des
Urins nach 3–4 Stunden erneut testen. Wiederholen Sie dies
gegebenenfalls.
Ist der Urin deutlich positiv (++ oder +++) für Azeton, ist der
Stoffwechsel stärker entgleist und es besteht unmittelbar die
Gefahr eines diabetischen Komas. Informieren Sie Ihren Arzt
und Angehörige. Wichtig ist, dass Sie wach bleiben. Geben
Sie sofort 20 % des gesamten Tagesbedarfs an Insulin, trinken
Sie viel Wasser und messen Sie Blutzucker und Azetongehalt
des Urins nach 2 Stunden. Bestehen immer noch hohe Blutzuckerwerte und ist der Urin weiter deutlich positiv (++ oder
+++), wiederholen Sie dies 1–2 Mal. Halten Sie engen Kontakt
zu Ihrem Arzt.
In dieser Situation sollte auch keine körperliche Aktivität
durchgeführt werden. Falls keine Besserung eintritt, muss der
Stoffwechsel unter kontinuierlicher ärztlicher Überwachung
normalisiert werden.
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Diabetische Folgeerkrankungen vermeiden
Heute ist gesichert, dass durch die Optimierung der Diabetesund Blutdruckeinstellung das Auftreten von diabetischen
Folgeschäden verringert werden kann.
Daher ist es wichtig, dass bei Ihnen gute Blutzuckerwerte,
ein guter HbA1c-Wert und optimale Blutdruckwerte erreicht
werden.
Diabetische Veränderungen können an verschiedenen
Organen auftreten. Es können besonders die Augen, die
Nieren, das Herz, das Gefäßsystem und das Nervensystem
betroffen sein.
Diabetische Herzerkrankung
Diabetiker neigen zum Auftreten von Herzerkrankungen,
besonders der koronaren Herzerkrankung. Herzinfarkt und
Herzfunktionsstörungen müssen konsequent behandelt
werden.
Diabetische Retinopathie (Augenveränderung)
Das Gefäßsystem im Bereich des Augenhintergrundes kann
sich verändern. Jährliche augenärztliche Untersuchungen sind
zu empfehlen, um Augenveränderungen frühzeitig erkennen
und therapieren zu können, da erste Veränderungen nicht
spürbar sind.
Diabetische Nephropathie (Nierenerkrankung)
Diabetes kann die Nieren schädigen und zum Nierenversagen führen. Ein frühes Merkmal ist die vermehrte
Ausscheidung von Eiweiß über die Nieren in den
Urin. Jährliche bzw. halbjährliche Untersuchungen der
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Eiweißausscheidung im Urin sind zu empfehlen. Besonders
wichtig ist die Untersuchung auch, wenn z. B. eine diabetische
Retinopathie nachgewiesen wurde.
Diabetische Nervenveränderung
Verschiedene Nerven können geschädigt werden. Typischerweise können Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen und
Schmerzen, aber auch Taubheitsgefühl und Temperaturunempfindlichkeit an den Füßen auftreten.
Druckstellen und Verletzungen bleiben dadurch unbemerkt
und können zu Geschwüren führen, die sich entzünden können.
Durchblutungsstörungen im Bereich der Beine können den
Heilungsprozess zusätzlich ungünstig beeinflussen. Wegen
dieser Veränderungen am Fuß ist Diabetes die häufigste
Ursache für eine Amputation der Füße.
Weitere Veränderungen des Nervensystems können den Herzschlag betreffen, die Magenentleerung verzögern und zu Störungen der Blasenfunktion sowie bei Männern zu Störungen der
Erektion führen.
Vorbeugung des diabetischen Fußes
Bitte schauen Sie Ihre Füße regelmäßig an, trocknen Sie sie
nach dem Waschen gut ab, insbesondere feuchte Bereiche
in den Zehenzwischenräumen sind zu vermeiden. Bei zu
trockener Haut ist ein regelmäßiges Eincremen mit einer
harnstoffhaltigen Creme bzw. Schaum erforderlich. Verletzungen bei der Fußpflege sind zu vermeiden. Die Schuhe
sollten ausreichend weit sein, um Druckstellen vorzubeugen.
Vermeiden Sie bei der Fußpflege spitze und scharfe Gegenstände wie z. B. Scheren, Nagelknipser, Hornhauthobel etc.
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Wie können Sie diabetische Veränderungen vermeiden?
Am besten können Sie das Auftreten von diabetischen
Veränderungen durch eine optimale Blutzuckereinstellung
vermeiden. Aber auch eine gute Blutdruckeinstellung ist
entscheidend. Daneben sollten die Blutfette regelmäßig
kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden. Rauchen
ist ein weiterer Risikofaktor für Gefäßveränderungen, so dass
Sie, falls Sie rauchen, dies unbedingt aufgeben sollten.
Bewegungsmangel gilt ebenfalls als ein Risikofaktor für die
Durchblutung der Gefäße. Deshalb sollten Sie auch im
Alltag für ausreichend körperliche Aktivität sorgen. Lassen Sie
sich zu Ihrer optimalen Diabetestherapie und einer gesunden
Lebensweise durch Ihren Arzt unterstützen.
Die Kontrolle des HbA1c-Wertes, die alle 3 Monate durchgeführt werden sollte, hilft die Diabeteseinstellung zu beurteilen
und sie gegebenenfalls anzupassen. Bespre-chen Sie mit Ihrem
Arzt, wie häufig Blutzuckerkontrollen bei Ihnen notwendig sind.
Das Führen eines Tagebuchs für Diabetiker, in dem Sie Ihre
Blutzuckerwerte eintragen, ist bei Insulintherapie, aber auch
bei der Behand-lung mit Tabletten, unbedingt erforderlich. Es
hilft Ihnen, selbst einen Überblick über die Diabeteseinstellung
zu behalten. Sie können viel tun für eine gute Diabeteseinstellung.
Lassen Sie von Ihrem Arzt die Ergebnisse der Vorsorge- und
Kontrolluntersuchungen im Gesundheitspass Diabetes eintragen und besprechen Sie diese mit ihm.
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Körperliche Aktivität und Diabetes
Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Grundpfeiler einer
jeden Diabetestherapie. Sie trainiert das Herz-KreislaufSystem, hilft bei einer Gewichtsreduktion und verbessert die
Insulinempfindlichkeit. Somit wird insgesamt weniger Insulin
benötigt, auch werden Blutfette und Blutdruck verbessert.
Letztendlich wird der gesamte Körperstoffwechsel sehr
günstig beeinflusst. Sport bzw. körperliche Aktivität wirkt
auch frühzeitigen Alterungs-prozessen entgegen und hält
Sie nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit. Außerdem
erhöht regelmäßige körperliche Betätigung insgesamt die
Lebensqualität der Menschen.
Die Betätigung der Muskulatur führt zu einer Einschleusung
von Zucker aus der Blutbahn in die Muskelzellen und kann
daher die Stoffwechsellage positiv beeinflussen. Regelmäßige sportliche Betätigung ist daher empfehlenswert.
Beginnen Sie jedoch nie ohne vorherige ärztliche Untersuchung plötzlich mit Sport. Die Trainingsintensität und -dauer
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sollte langsam und stetig gesteigert werden. Suchen Sie sich
eine Sportart aus, die Ihnen gefällt, die Spaß macht und somit
auch dauerhaft durchgeführt wird. Auch regelmäßige Spaziergänge wirken sich positiv auf den Zuckerstoffwechsel aus. Zu
empfehlen sind vor allem Sportarten, die das Herz-KreislaufSystem und die Lungen trainieren. Regelmäßiges Joggen
bzw. Walken ist dazu geeignet. Ebenfalls zu empfehlen sind
Schwimmen, Mannschaftssportarten, Skilaufen, Bergwandern, Radfahren, Rudern oder Gymnastik. Auch Hochleistungssport ist möglich, wenn er unter Anleitung und mit individuellem Trainingsplan erfolgt. Eher ungeeignet sind Kraftsportarten wie Gewichtheben und Bodybuilding.
Am besten sprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche körperliche
Aktivität bzw. welche Sportart für Sie in welcher Intensität
günstig ist. Beachten Sie die Auswirkungen des Sports auf
den Blutzucker. Sorgen Sie vorher für ausreichende zusätzliche Zufuhr von Kohlenhydraten, gegebenenfalls ist eine
Verringerung der Insulindosis notwendig. Es gilt, Unterzuckerungen zu vermeiden. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, auch
die Sportpartner über den bestehenden Diabetes und die richtigen Maßnahmen bei einer Unterzuckerung zu informieren.
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Die Reiseapotheke des Diabetikers
Bei Reisen empfehlen wir Folgendes im Handgepäck mitzuführen, um bei einem eventuellen Verlust des Reisegepäcks die
Diabetestherapie fortführen zu können:
■
■
■
■
■
■
■
■
■
■
■
Gesundheitspass Diabetes
Tagebuch
Blutzuckermessgerät mit Teststreifen und Lanzetten
Urinteststreifen zur Harnzucker- und Azetonbestimmung
Ausreichend Vorrat an Insulin
Insulinpens
Insulinspritzen und Penkanülen
Liste über im Urlaubsland verfügbare Insuline, die Ihrem
Insulin entsprechen
Alle ständig einzunehmenden Medikamente
Ausreichend Traubenzucker oder schnell wirkende
Kohlenhydrate; eventuell eine Glukagonfertigspritze
Bescheinigung (in Englisch), dass Sie Insulin spritzender Diabetiker sind und daher Utensilien zur Blutzuckermessung und Insulinapplikation (Insulinspritzen,
Insulinpens sowie Kanülen und Insulin) mit sich führen
müssen
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In Ihrem Gepäck sollten Sie mitführen
■
■
■
■
■
■
■
■
■
Adressen von Konsulaten und Botschaften
Adressen von internationalen Apotheken
Vorrat an Insulin
Insulinspritzen und Penkanülen
Rezept Ihres Arztes für Insulin
Eine Temperaturschutzbox, z. B. aus Styropor, zur Kühlung
von Insulin
Blutzuckerteststreifen; eventuell auch solche, die mit dem
Auge ablesbar sind
Ersatzbatterien für das Blutzuckermessgerät
Umrechnungstabellen für Nahrungsmittel, die auf das
jeweilige Reiseland zugeschnitten sind
Bei Fernreisen in östlicher und westlicher Richtung ist die
Zeitverschiebung zu beachten. Die Insulindosis muss hierbei
individuell an die zeitlich verschobene Nahrungszufuhr angepasst werden. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt beraten.
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Die gesunde, vollwertige Ernährung
Gesunde Ernährung ist ein weiterer wichtiger Bestandteil
der Diabetestherapie. Ziel ist die Zufuhr aller notwendigen
Nährstoffe sowie die bedarfsgerechte Energiezufuhr. Essen
macht aber in erster Linie Spaß und sollte weiterhin Freude
bereiten. Bei Übergewichtigkeit ist eine Gewichtsreduktion
erforderlich. Sie beeinflusst den Blutzucker positiv. Eine
diabetesgerechte Ernährung sollte an dem Ziel orientiert sein,
gute Blutzuckerspiegel zu erreichen. Blutfette und Blutdruck
sollten durch sie günstig beeinflusst werden. Wichtig ist, dass
individuelle Vorlieben berücksichtigt werden. Eine abwechslungsreiche, schmackhafte Mischkost wird heute empfohlen.
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Grundsätze einer diabetesgerechten Ernährung
Allgemein gilt, dass Getreideprodukte (vorzugsweise Vollkornprodukte), Kartoffeln, Reis, Gemüse, Salate und Obst im Mittelpunkt der Ernährung stehen sollten. Auch magere Milch und
Milchprodukte gehören auf den Speiseplan. Seefisch einmal
bis zweimal pro Woche ist wünschenswert.
Aber auch vegetarische Gerichte können eine sinnvolle
Abwechslung bieten. Fettreiche Lebensmittel wie Wurstwaren, Fleisch, Milch und Milchprodukte, Nüsse sowie Fett in
jeglichen Formen sollten reduziert werden. Kochsalz ist eher
sparsam zu verwenden. Haushaltszucker kann in Maßen
genossen werden, aber nicht isoliert oder in flüssiger Form.
In Verbindung mit Fett, Eiweiß und Ballaststoffen (Kuchen,
Schokolade, Vollkorngebäck) steigt der Blutzucker nicht so
rasch an. Um eine Gewichtszunahme zu vermeiden, ist es
auch wichtig, sich zu bewegen. Wichtig ist außerdem eine
ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern
am Tag.
Kohlenhydrate in einer gesunden und vollwertigen
Ernährung
Sie sollten Kohlenhydrate nicht reduzieren oder meiden, sondern
eine gezielte Auswahl treffen.
Kohlenhydrateinheiten (KE; früher: Broteinheiten, BE)
In Ernährungsplänen ist es üblich, die Kohlenhydratmenge in
Einheiten (KE) anzugeben. Eine KE entspricht 10 –12 g blutzuckerwirksamen Kohlenhydraten, zum Beispiel: ein kleiner Apfel
oder eine mittelgroße Kartoffel. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt
oder der Diabetesberaterin, wie viel Kohlenhydrateinheiten
Sie täglich zu sich nehmen sollen. Es wird empfohlen, ca. 50 %
der täglichen Energie durch Kohlenhydrate zuzuführen. Bei einer
Insulintherapie richtet sich die Dosierung des Insulins nach der
Zufuhr der Kohlenhydratmenge.
38
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„Zucker“
■
Zucker
■
Saccharose
■
Invertzucker
■
Haushaltszucker
■
Traubenzucker
■
Maltose
■
Honig
■
Dextrose
■
Malzzucker
■
Glukose
■
Glukosesirup
■
Malzextrakt
Kohlenhydrat- und energiehaltig:
starke Blutzuckerwirkung
Zuckeraustauschstoffe
■
Fruktose
■
Xylit
■
Mannit
■
Fruchtzucker
■
Sorbit
■
Isomalt
Kohlenhydrat- und energiehaltig:
schwache Blutzuckerwirkung
Verwendung wie Zucker, in größeren Mengen abführende Wirkung.
Süßstoffe
■
Saccharin
■
Aspartam
■
Cyclamat
■
Acesulfam K
■
Thaumatin
Kohlenhydrat- und energiefrei:
keine Blutzuckerwirkung
Verwendung in kleinsten Mengen, da wesentlich größere
Süßkraft.
Zuckeraustauschstoffe sind nicht nötig. Spezielle Diabetikerprodukte wie Diätschokolade, Diätkuchen usw. bieten
keine Vorteile. Viele Lebensmittel, die als „für Diabetiker
geeignet“ angeboten werden, haben einen hohen Fett- und
Energiegehalt und sind sehr teuer. Sie werden heute nicht
mehr empfohlen.
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Fette in der Ernährung
Fett liefert von allen Nährstoffen die meisten Kalorien:
„Fett macht fett“. Generell ist eine fettarme Ernährung zur
Gewichtsreduktion zu empfehlen, aber auch zum Halten des
Normal- oder Idealgewichts. Der Fettanteil in der Nahrung
sollte 30 bis maximal 35 Prozent der Gesamtenergie betragen.
Wie sieht eine fettarme Ernährung aus?
Meiden Sie versteckte Fette. Essen Sie Fleisch und Wurstwaren nur 2–3 Mal pro Woche. Milch und Milchprodukte sind
täglich zu empfehlen, verwenden Sie jedoch fettarme Sorten.
Gehen Sie mit sichtbaren Fetten sparsam um. Bevorzugen Sie
fettarme Zubereitungsarten und tragen Sie Streichfette dünn
auf. Salatöl, Koch- und Brotfett sollten Sie abmessen.
Fettqualität
Wenn Sie Fett verwenden, sollten hochwertige pflanzliche
Fette den tierischen Fetten vorgezogen werden. Pflanzliche
Fette haben einen höheren Anteil an essentiellen Fettsäuren.
Empfehlenswert sind z. B. zum Kochen und für Salate Olivenoder Rapsöl, als Streichfett z. B. Reformmargarine.
Eiweiß in der Ernährung
Ernähren Sie sich nach der Regel „Eiweißqualität statt
Eiweißquantität“. Reduzieren Sie tierische Eiweißträger mit
hohem Fettgehalt und bevorzugen Sie pflanzliches Eiweiß aus
Kartoffeln, Hülsenfrüchten oder Vollkornprodukten kombiniert
mit Eiweiß aus Milchprodukten, z. B. Pellkartoffeln mit Quark,
Brot mit Käse, Linsensuppe, Joghurt zum Nachtisch. Eine zu
hohe Eiweißzufuhr ist zu vermeiden.
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Getränke in der diabetesgerechten Ernährung
Getränke können reichlich Zucker enthalten. Deshalb gilt es
auch hier, die richtige Auswahl zu treffen.
Geeignet:
■
■
■
Energiefreie und energiearme Getränke wie
Mineralwasser, Kaffee und Tee ohne Milch und Zucker
Diätlimonaden, die statt Zucker Süßstoffe enthalten
Mit Berücksichtigung des Energie-/Kohlenhydratgehaltes
geeignet:
■
■
■
■
Milch
Reine Fruchtsäfte
Diabetiker-Limonaden mit Zuckeraustauschstoffen
Diabetiker-Fruchtsaftgetränke und -nektare
Ungeeignet:
■
■
Zuckerhaltige Getränke (Limonaden, Cola)
Alkoholische Getränke
Alkoholische Getränke
Bitte halten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache. Alkohol kann
in Maßen genossen werden. Beachten Sie, dass Alkohol zu
Unterzuckerungen führen kann. Eine Unterzuckerung kann
nach Alkoholzufuhr am Abend sogar noch in der Nacht und
am nächsten Morgen erfolgen. Beugen Sie durch Zufuhr von
Kohlenhydraten vor und reduzieren Sie gegebenenfalls die
spätabendliche Insulindosis.
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Anhang
Tabellen zur Berechnung von:
■
Kohlenhydraten
■
Fetten
■
Eiweiß
Bezugsquellen:
■ Kalorien mundgerecht, 11., überarbeitete und
erweiterte Auflage 2000, Umschau/ Braus
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Kohlenhydrate
Kohlenhydrat-Austauschtabelle
Die in den Tabellen angegebenen Mengen entsprechen
jeweils 1 KE (Kohlenhydrateinheit) bzw. 1 BE (Broteinheit), d. h.
10 bis 12 g Kohlenhydraten (1 g Kohlenhydrate = ca. 4 kcal
oder 17 kJ)
Mehle, Nährmittel,
Teigwaren
Küchenmaß
Weizenmehl, Type 405,
Type 550
1 geh. EL
15 g
Vollkornmehl (Weizen, Roggen)
2 EL
20 g
Roggenmehl
1 geh. EL
15 g
Stärkemehl
1 geh. EL
15 g
Grieß
1 geh. EL
15 g
Cornflakes (Mais),
ungezuckert
3 EL
15 g
Haferflocken
2 geh. EL
20 g
Menge in g
Reis, roh
1 geh. EL
15 g
Reis, gekocht
2 geh. EL
ca. 50 g
Teigwaren, roh
bitte wiegen
Teigwaren, gekocht
Brot / Gebäck
15 g
ca. 50 g
Küchenmaß
Menge in g
Knäckebrot
2 Scheiben
20 g
Mischbrot, Grahambrot
1 dünne Scheibe
30 g
Pumpernickel, Steinmetz-/
Simonsbrot
1/2 Scheibe
30 g
Roggenschrotbrot,
Roggenvollkornbrot
1 dünne Scheibe
30 g
Salzstangen
20 Stück
15 g
Weißbrot, Semmel, Brezel
1/2 Stück
25 g
Zwieback (ungesüßt)
2 Stück
20 g
44
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30.01.2007 9:56:03 Uh
Milch und
Milchprodukte
Küchenmaß
Menge in g
Buttermilch, Kefir
ca. 1/4 Liter
250 g
Joghurt *
ca. 1/4 Liter
250 g
Trinkmilch *, Magermilch
ca. 1/4 Liter
250 g
Kartoffeln, Kartoffelprodukte
Küchenmaß
Menge in g
Kartoffeln
1 mittelgroße
80 g
Kartoffelknödel
1/2 Knödel
50 g
Kartoffelpüree
2 geh. EL
100 g
Kroketten *
1 Stück
40 g
Pommes frites *
10–15 Stück
35 g
Kartoffelchips *
15 große
30 g
Hülsenfrüchte,
Gemüse
Küchenmaß
Menge in g
Hülsenfrüchte
(Erbsen, Bohnen, Linsen)
roh
2 EL
20–25 g
gekocht
4 EL
70–80 g
Erbsen, grün, frisch
3 EL
80 g
Maiskörner
2 EL
65 g
Rote Bete
140 g
Hülsenfrüchte enthalten viele Ballaststoffe, so dass sie den
Blutzucker kaum ansteigen lassen und somit normale Portionen
nicht berechnet werden müssen.
* Fettgehalt beachten
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Kohlenhydrate
Kohlenhydrat-Austauschtabelle
Die in den Tabellen angegebenen Mengen entsprechen
jeweils 1 KE (Kohlenhydrateinheit) bzw. 1 BE (Broteinheit), d. h.
10 bis 12 g Kohlenhydraten (1 g Kohlenhydrate = ca. 4 kcal
oder 17 kJ)
Ohne KE-/BE-Anrechnung
Wegen ihres geringen Kohlenhydratgehaltes können folgende Gemüse
und Salate ohne KE-/BE-Anrechnung gegessen werden:
■
Artischocken
■
grüne Bohnen
■
Sauerkraut
■
Auberginen
■
Grünkohl
■
Schwarzwurzeln
■
Avocado *
■
Gurken
■
Spargel
■
Bambussprossen
■
Knollensellerie
■
Spinat
■
Bleichsellerie
■
Kohlrabi
■
Steinpilze
■
Blumenkohl
■
Kopfsalat
■
Tomaten
■
Bohnenkeimlinge
■
Kürbis
■
Weißkohl
■
Broccoli
■
Mangold
■
Wirsing
■
Butterpilze
■
Paprikaschoten
■
Champignons
■
Pfifferlinge
■
Chicoree
■
Radicchio
■
Chinakohl
■
Radieschen
■
Eisbergsalat
■
Rettich
■
Endiviensalat
■
Rhabarber
■
Feldsalat
■
Rotkohl
* Fettgehalt beachten
46
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30.01.2007 9:56:03 Uh
Obst, frisch
Stück
Ananas
2 kl. Scheiben
80 g
Äpfel
1 kleiner
100 g
Apfelsinen
1 mittelgroße
130 g
Aprikosen
3 Stück
130 g
Bananen
1/2 Frucht
60 g
Birnen
1 kleine
Erdbeeren
Menge in g
90 g
200 g
Grapefruit
ca. 1/2 Frucht
130 g
Heidelbeeren
ca. 8 EL
170 g
Himbeeren, Brombeeren
200 g
Johannisbeeren, rot
230 g
Johannisbeeren, schwarz
Kirschen, sauer
170 g
12 Stück
120 g
Kirschen, süß
10 Stück
90 g
Kiwi
1 Stück
110 g
Mandarinen
2 Stück
120 g
Pfirsich, Nektarine
1 mittelgroße
130 g
Pflaumen
3 Stück
100 g
Stachelbeeren
20 Stück
150 g
Wassermelone
Weintrauben
150 g
8–10 mittlere
Trockenobst
Menge in g
Trockenobst
Obst- und Gemüsesäfte
80 g
20 g
Küchenmaß
Menge in l
Apfelsaft
1/2 Glas
0,1 l
Orangensaft
1/2 Glas
0,1 l
Grapefruitsaft
3/4 Glas
0,15 l
Johannisbeersaft, rot,
gezuckert
1/2 Glas
0,1 l
Johannisbeersaft, schwarz,
gezuckert
1/2 Glas
0,09 l
Karottensaft
1 Glas
0,2 l
Rote-Bete-Saft
3/4 Glas
0,15 l
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Kohlenhydrate
Kohlenhydrat-Austauschtabelle
Die in den Tabellen angegebenen Mengen entsprechen
jeweils 1 KE (Kohlenhydrateinheit) bzw. 1 BE (Broteinheit), d. h.
10 bis 12 g Kohlenhydraten (1 g Kohlenhydrate = ca. 4 kcal
oder 17 kJ)
Zuckeraustauschstoffe,
Süßwaren
Küchenmaß
Fruchtzucker
2 TL
Sorbit, Xylit, Mannit
2 TL
Menge in g
12 g
12 g
Isomalt
20 g
Vollmilchschokolade *
4 Stückchen
20 g
Gummibärchen
6 Stück
12 g
Nüsse, Hartschalenobst
ohne Schale
Menge in g
davon Fett/g
Erdnüsse *
60 g
30 g
Mandeln *
75 g
40 g
Walnüsse *
85 g
55 g
Haselnüsse *
90 g
60 g
Kokosnuss, frisch *
120 g
40 g
Paranüsse *
170 g
110 g
Cashewnüsse *
40 g
15 g
Kastanien, Maronen
30 g
0,5 g
Nüsse bestehen zu 50–60 % aus Fett, deswegen ist ihr Fettgehalt
unbedingt zu berücksichtigen. Aufgrund des Fettgehalts ist auch die
Wirkung auf den Blutzucker gering.
* Fettgehalt beachten
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Fette
Fett-Berechnung
In den Tabellen sind die üblichen Portionen und deren Fettgehalt in Gramm angegeben (1 g Fett = ca. 9 kcal oder 38 kJ)
Streichfette, Kochfette, Eier
Portion
Fett
Butter-, Schweineschmalz
10 g
10 g
Kokosfett, Pflanzenöle
10 g
10 g
Butter
20 g
17 g
Halbfettmargarine
20 g
8g
Mayonnaise, Remoulade
25 g / 1 EL
21 g
20 g / 1 Stück
6g
Portion
Fett
Joghurt (3,5 %)
150 g
5g
Joghurt (1,5 %)
150 g
2g
Hühnereigelb
Milch und Milchprodukte
Vollmilch (3,5 %)
1/4 l
8g
Fettarme Milch (1,5 %)
1/4 l
4g
Camembert (45 % Fett i. Tr.)
30 g
7g
Chester (50 % Fett i. Tr.)
30 g
10 g
Edamer Käse (40 % Fett i. Tr.)
30 g
7g
Emmentaler, Gouda
(45 % Fett i. Tr.)
30 g
9g
Edelpilzkäse (50 % Fett i. Tr.)
30 g
9g
Parmesan
30 g
8g
Schmelzkäse (20 % Fett i. Tr.)
30 g
3g
Schmelzkäse (45 % Fett i. Tr.)
30 g
8g
Doppelrahmfrischkäse
(60 % Fett i. Tr.)
30 g
8g
Speisequark (40 % Fett i. Tr.)
100 g
11 g
Speisequark (20 % Fett i. Tr.)
100 g
5g
15 g / 1 geh. EL
5g
Schlagsahne
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Fette
Fett-Berechnung
In den Tabellen sind die üblichen Portionen und deren Fettgehalt in Gramm angegeben (1 g Fett = ca. 9 kcal oder 38 kJ)
Fleisch
Rohgewicht
Fett
Rindfleisch (Filet)
125 g
5g
Rindfleisch (Hüfte, Wade)
125 g
3g
Rindfleisch (Tafelspitz)
125 g
15 g
Kalbfleisch (Schnitzel)
125 g
2g
Kalbfleisch (Keule)
125 g
4g
Kalbsbries
125 g
4g
Kalbsleber
125 g
5g
Schweinefleisch (Schnitzel)
125 g
2g
Schweinefleisch (Filet)
125 g
3g
Schweinefleisch (Haxe)
125 g
10 g
Schweineschinken, gekocht
30 g
1g
Schweineschinken, roh, geräuchert
30 g
10 g
Schinkenspeck, durchwachsen
30 g
19 g
Hammelfleisch (Keule)
125 g
23 g
Hammelkotelett
125 g
40 g
50
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Wurstwaren
Portion
Fett
Bratwurst
150 g
40 g
Gelbwurst, Hirnwurst
30 g
8g
Kalbsleberwurst
30 g
11 g
Leberkäse, Weißwurst
125 g
33 g
Salami, Mettwurst
30 g
10 g
Teewurst
30 g
11 g
Wiener
70 g / 1 Paar
20 g
Wild und Geflügel
Rohgewicht
Fett
125 g
12 g
Huhn (Brathuhn)
Ente
125 g
21 g
Gans
125 g
39 g
Kaninchen
125 g
10 g
Hase
125 g
4g
Hirsch
125 g
4g
Wildschwein
125 g
4g
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Fette
Fett-Berechnung
In den Tabellen sind die üblichen Portionen und deren Fettgehalt in Gramm angegeben (1 g Fett = ca. 9 kcal oder 38 kJ)
Fisch
Rohgewicht
Fett
Forelle
150 g
4g
Goldbarsch
150 g
5g
Heilbutt
150 g
3g
Karpfen
150 g
7g
Lachs
150 g
20 g
Hering
100 g
18 g
Thunfisch
150 g
23 g
Makrele
150 g
18 g
Portion
Fett
Avocado
100 g
24 g
Oliven, grün
20 g
3g
Oliven, schwarz
20 g
7g
Sonstiges
Kartoffelchips
50 g
20 g
1 Stück
3g
Pommes frites
150 g
13 g
Vollmilchschokolade
20 g
6g
Diabetiker-Schokolade
20 g
7g
Kroketten
52
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Ohne Berechnung
Wegen ihres geringen Fettgehalts können Sie ohne Berechnung essen:
■
Putenschnitzel
■
Dorsch
■
Buttermilch
■
Rehfleisch
■
Hecht
■
Magermilch
(Keule,
■
Kabeljau
■
magerer Quark
Rücken,
■
Schellfisch
Schlegel)
■
Schleie
■
Scholle
■
Seelachs
■
Zander
■
Krabben
Eiweiß
Eiweiß-Berechnung
Die tägliche Nahrung sollte 0,8 g Eiweiß pro kg Körpergewicht
enthalten, vorzugsweise als mageres Fleisch, fettarmer Fisch,
Joghurt, magerer Quark sowie fettarmer Käse (1 g Eiweiß =
ca. 4 kcal oder 17 kJ)
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Nützliche Adressen für Diabetiker
Bei der Vermittlung einer Selbsthilfegruppe
in Ihrer Nähe
Deutscher Diabetiker-Bund e. V.
Danziger Weg 1
58511 Lüdenscheid
Telefon: 0 23 51/98 91 53
[email protected]
www.diabetikerbund.de
Insuliner
Narzissenweg 1
57548 Kirchen
Telefon: 0 27 41/93 00 40
[email protected]
www.insuliner.de
Auf der Suche nach einer Diabetes-Beratung
Verband der Diabetes-Berater/innen in Deutschland e. V.
VDBD-Geschäftsstelle
Am Eisenwald 16
66386 St. Ingbert
Telefon: 0 68 94/5 90 83 13
[email protected]
www.vdbd.de
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Auf der Suche nach einem Schulungszentrum für
diabetische Kinder und Jugendliche
Bund diabetischer Kinder und Jugendlicher e. V.
Diabeteszentrum
Hahnbrunner Str. 46
67659 Kaiserslautern
Telefon: 06 31/7 64 88
[email protected]
www.bund-diabetischer-kinder.de
Weitere Informationen zum Thema Diabetes im Internet
www.diabetes-line.de
Unter folgenden Adressen können Sie kostenlos ein
Diabetes-Tagebuch anfordern:
ratiopharm GmbH
Abteilung Diabetes Care
89070 Ulm
B. Braun Melsungen AG
Postfach 11 20
34209 Melsungen
Diabetes-Tagebuch CT
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Diabetes-Tagebuch ICT
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