Tiroler Tageszeitung, 22. März 2012 Rassismus-Report: Ein neuer „Trend“ in Österreich Lieber auf ein Geschäft verzichten als einen Ausländer bedienen: Dieser rassistische Trend war im vergangenen Jahr in Österreich vermehrt zu beobachten. Insgesamt 706 rassistische Zwischenfälle hat der Verein Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (ZARA) 2011 dokumentiert. Wien – „Ausse, ausse, jüdisches Gesindel“, „nur Inländer“ und „People like you cannot have an account here“ (Leute wie Sie können bei uns kein Bankkonto haben) – nur einige Aussprüche, die Opfern von Rassismus im vergangenen Jahr an den Kopf geworfen wurden. Der Rassismus-Report der Initiative „Zara“ für das Jahr 2011 listet einschlägige Vorfälle in vielen Lokalen, Banken und Shops auf. Insgesamt 706 Vorfälle, und damit 39 weniger als im Vorjahr, hat die Organiation im vergangenen Jahr dokumentiert. Der leichte Rückgang im Vergleich zum Jahr 2010 ist darauf zurückzuführen, dass deutlich weniger Beschmierungen gemeldet wurden. Angestiegen sind dagegen Vorfälle im Internet sowie eben im Bereich Güter und Dienstleistungen. So wurde etwa eine Frau beim Verlassen eines Geschäfts, in dem sie letztlich nichts gekauft hat, mit den Worten „Ausse, ausse, jüdisches Gesindel“ bedacht. Einer Malerin aus Chile wurde in mehreren Bankfilialen nicht gestattet, ein Konto zu eröffnen, offenbar weil man sie für eine Sexarbeiterin hielt: „What is your real job?“, musste sie sich von einem Angestellten anhören. Diskriminierung bei der Wohnungssuche Ein dauerhaftes Problem besteht auch im Wohnbereich. Vor allem Asylwerber haben es bei der Wohnungssuche generell schwer. Den Grund ortet Zara im schlechten Ruf, den Asylwerber in der Öffentlichkeit haben. Ebenfalls kein Ende der Diskriminierungen gibt es im Bereich der Gastronomie. Beispielsweise wurde einem Mann aus Lateinamerika der Eintritt in ein Lokal zunächst mit der Ausrede „Privatparty“ verwehrt und schließlich auf Lokale „für Latinos“ verwiesen. Den Schwerpunkt der ihrer Arbeit will die Organisation im heurigen Jahr deshalb darauf legen, diese Diskriminierungen im Bereich Dienstleistungen zu reduzieren. Politik und Wirtschaftsorganisationen wurden bei der Präsentation des Berichts Mittwochvormittag von Zara-Geschäftsführerin Claudia Schäfer aufgefordert, Initiativen gegen diese „rassistische Selektion“ vorzunehmen. Rassismus im Internet nimmt zu Während die Zahl der rassistischen Beschmierungen in den letzten Jahren etwas zurückging, nimmt die Zahl einschlägiger Vorfälle im Internet weiter zu. Die Fälle von Rassismus im Internet sind um 19 Prozent gestiegen. Vor allem Diskriminierung von Muslimen – vor allem von Frauen mit Kopftuch – nehmen weiter zu. Gerade in den sozialen Medien ist es oftmals schwierig, auf rechtlichem Weg gegen Diskriminierungen vorzugehen. Tiroler Tageszeitung, 22. März 2012 Gleichzeitig werden aber auch die Anzeigen mehr. Zara-Vertreter Wolfgan Zimmer hofft, „dass ein Bewusstsein dafür entsteht, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist, in dem Verhetzung und Rassismus nur ein Kavaliersdelikt darstellen.“ (tt.com/APA)