Kombination neuer Methoden zur Bestimmung des Wasserhaushaltes von Polymer-Elektrolyt-Brennstoffzellen DISSERTATION zur Erlangung des akademischen Grades eines DOKTOR-INGENIEURS (DR.-ING.) der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik der Universität Ulm von Robert Martin Kuhn aus Ulm Gutachter: Prof. Dr. rer. nat. Herbert Kabza Prof. Dr. rer. nat. Werner Tillmetz Amtierender Dekan: Prof. Dr.-Ing. Klaus Dietmayer Ulm, 02. Mai 2011 Danksagung Meine große Dankbarkeit und Anerkennung gebühren Herrn Dr. Christoph Hartnig, ehemaliger Leiter der Fachgruppe Elektrochemische Verfahren und Modellierung. Er stand mir während meiner ganzen Promotionszeit mit Rat und Tat zur Seite. Ohne die durch ihn erfahrene Unterstützung wäre diese Arbeit nicht so entstanden. Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Werner Tillmetz, Leiter des Geschäftsbereiches Elektrochemische Energietechnologien des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in Ulm, für die mir gegebene Möglichkeit, diese Promotion in einem interdisziplinären und engagierten Umfeld durchführen zu dürfen. Er hat die Idee dieser Arbeit tatkräftig unterstützt. Für meine freundliche Aufnahme als Promotionsstudent der Universität Ulm möchte ich mich besonders bei Prof. Dr. Herbert Kabza, Leiter des Instituts für Energiewandlung und -speicherung bedanken, der diese Promotion stets wohlwollend gefördert hat. Auch möchte ich Herrn Dr. Ingo Manke vom Helmholtz Zentrum Berlin für Ma” terialien und Energie“ für die Möglichkeit danken, mir innerhalb der Fachgruppe Tomographie die notwendigen Fertigkeiten und Herangehensweisen für die Erstellung und Auswertung der Neutronenradiogramme aneignen zu dürfen. Sehr dankbar bin ich meinen Kollegen. Sie gaben mir nicht nur Hilfestellung bei den durchgeführten Messungen, auch die zahlreichen fruchtbaren Diskussionen halfen mir, das Thema der vorgelegten Arbeit in Gänze zu entwickeln. Von Herzen möchte ich meinen Eltern danken, die mir immer Rückhalt gegeben und vertrauensvoll und zuversichtlich hinter mir gestanden haben. Thema Kombination neuer Methoden zur Bestimmung des Wasserhaushaltes von ” Polymer-Elektrolyt-Brennstoffzellen“ ’Combined novel methods for the determination of the humidification conditions of polymer electrolyte fuel cells’ The water management is one of the key factors for the performance of a low temperature PEM fuel cell. With respect to the optimization of the fuel cell operation it is important to detect and differentiate water in the membrane, in the gas diffusion layer (GDL) and excess water in the flow field channel. The water content of each component influences the performance in different ways and adapted operation modes have to be kept. This work entitled ’Combined novel methods for the determination of the humidification conditions of PEM fuel cells’ provides techniques and guidelines for fuel cell operation and will conclude in a straightforward control and operation strategy. Based on a combination of electrochemical impedance spectroscopy (EIS), locally resolved current distribution measurements and neutron radiography an informative basis for the determination of the water content of an operating PEM fuel cell is created. Special attention has been paid to the reproducibility and comparability in order to set up a consistent investigation and control strategy. Kurzüberblick In einer PEM-Brennstoffzelle reagieren Sauerstoff und Wasserstoff kontrolliert miteinander; dabei wird chemisch gespeicherte Energie in elektrische und thermische umgewandelt. Bei diesem kontinuierlichen Prozess entsteht das Produktwasser. Die Komponenten sowie die Medienführungen der Brennstoffzelle müssen hierfür so ausgelegt werden, dass diese das Wasser im gewünschten Maße austragen können. Ein unzureichender Abtransport würde zur Flutung, der umgekehrte Fall zur Austrocknung der Zelle führen. Beide Extremfälle beeinflussen die Effizienz der Brennstoffzelle negativ. Ein ausgewogener Wasserhaushalt ist daher für den leistungsoptimierten Betrieb sowohl der Zelle als auch des ganzen Systems unerlässlich und steht somit im Fokus dieser Arbeit. Der Wasserhaushalt stellt keine feste Größe dar, er kann durch das Verwenden unterschiedlicher Zellkomponenten (Gas-Diffusions-Lage, Membran) beeinflusst werden. Diese Tatsache sollte bei der Auslegung einer jeden Brennstoffzellenapplikation berücksichtigt werden. Wertvolle Hilfestellung bei der grundlegenden Auslegung eines Systems kann die stationäre Systemsimulation leisten. Daher wird im ersten Teil der vorliegenden Arbeit ein 2 kWel -BrennstoffzellenBlockheizkraftwerk modelliert. Weiter wird eine Parametervariation durchgeführt und der Einfluss des Wasserhaushalts auf den Systemwirkungsgrad untersucht. Ein nutzbringenderer Ansatz für viele technische Brennstoffzellenapplikationen wäre es, die Materialien der Brennstoffzelle so wählen zu können, dass der Einfluss des Systemwasserhaushaltes entsprechend berücksichtigt oder gar optimiert werden kann. Hierfür müsste jedoch das Zusammenspiel zwischen der Stackgeometrie und den verwendeten Materialien bezüglich des Wasserhaushaltes bekannt sein. Zu der Untersuchung dieser Zusammenhänge steckt die Methodenentwicklung noch in den Anfängen. Daher werden im Hauptteil dieser Arbeit die Methoden der elektrochemischen Impedanzspektroskopie, der Stromdichteuntersuchung und der Neutronenradiographie kombiniert und für die Bestimmung des Wasserhaushaltes der Brennstoffzelle herangezogen. Eine seit längerem bekannte Methode, den Zellzustand zu erfassen, ist die elektrochemische Impedanzspektroskopie. Diese Methode erfasst eine Vielzahl von verschiedenen, sich überlagernden Effekten. Die besondere Herausforderung hierbei besteht darin, die erhaltenen Messdaten richtig zu interpretieren. Besonders in Bezug auf die Untersuchung des Wasserhaushaltes sind die aufgezeichneten Impedanzspektren meist alleine nicht ausreichend für eine fundierte Interpretation. Dies ist in vielen Fällen nur in Kombination mit anderen Messmethoden möglich. Die relativ neue Methode der Neutronenradiographie hat großes Potenzial in diesem Bereich. Hierbei handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, welches es ermöglicht, flüssiges Wasser in der Brennstoffzelle unter Betriebsbedingungen sichtbar zu machen. Dieses Messverfahren beeinflusst den Betrieb und den vii Wasserhaushalt nicht. So erlaubt diese Methode die Untersuchung der Wasseransammlung, beziehungsweise Verteilung innerhalb der Brennstoffzelle bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen. Die Untersuchung der Stromdichteverteilung gibt Aufschluss darüber, in welchen Bereichen der Zelle Produktwasser generiert wird. Es kann hierbei davon ausgegangen werden, dass in Bereichen hoher Stromdichten auch vermehrt Wasser gebildet wird. Die zusätzlichen Informationen über die Entstehung und Ansammlung des Wassers innerhalb der Brennstoffzelle werden hier erstmalig in dieser Art und Weise für die Interpretation und Diskussion der Impedanzspektren herangezogen. viii Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Die Brennstoffzelle 2.1 Brennstoffzellen-Typen . . . . . . . . . . . . 2.2 Aufbau der Brennstoffzelle . . . . . . . . . . 2.2.1 Membran . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Elektroden . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3 Gas-Diffusions-Lage . . . . . . . . . . 2.3 Theoretische Grundlagen der Brennstoffzelle 2.3.1 Das Elektrodenpotenzial . . . . . . . 2.3.2 Thermodynamische Zellspannung . . 2.3.3 Potenziale und Ströme . . . . . . . . 2.3.4 Verlustmechanismen . . . . . . . . . 2.3.5 Wirkungsgrade . . . . . . . . . . . . 2.3.6 Strom-Spannungscharakteristik . . . . . . . . . . . . . . . 3 4 4 5 7 8 9 10 11 13 14 15 16 . . . . . . . . . . . . 19 19 20 21 21 21 22 22 24 26 28 30 31 . . . . 35 35 36 37 38 5 Messrandbedingungen 5.0.1 Teststandseinstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.0.2 Beschreibung der untersuchten Brennstoffzelle . . . . . . . . . 41 41 43 6 Elektrochemische Impedanzspektroskopie 6.1 Grundlagen der elektrochemischen Impedanzspektroskopie . . . . . . 6.1.1 Systemanregung und -antwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 47 48 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Brennstoffzellensystem 3.1 Vorbemerkung zur stationären Systemsimulation . 3.2 Vorstellung des Systems . . . . . . . . . . . . . . 3.3 System-Randbedingungen . . . . . . . . . . . . . 3.4 Beschreibung der Systemkomponenten . . . . . . 3.4.1 Wechselrichter . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.2 Pumpen, Gebläse und Motoren . . . . . . 3.4.3 Gasaufbereitung . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.4 PEM-Brennstoffzellen-Stack Modell . . . . 3.4.5 FLOX-Brenner . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.6 Teillastverhalten der Systemkomponenten 3.5 Parametervariation . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Diskussion der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . 4 Verifizierung des Brennstoffzellen-Teststands 4.1 Gasbefeuchtung . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Befeuchtungskonzept . . . . . . . . . . . . 4.3 Ermittlung des Taupunktes . . . . . . . . 4.4 Validierung des Taupunkts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ix 6.1.2 Impedanzspektrum . . . . . . . . . . 6.1.3 Analyse der Frequenzantwort . . . . 6.2 Anforderungen an das System . . . . . . . . 6.3 Elemente der Impedanzmodellierung . . . . 6.4 Impedanzmodellierung und Parametrierung 7 Impedanzspektroskopische Untersuchungen 7.1 Halbzellenmessung . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Differenzierbarkeit des Spektrums . . . . . . 7.2.1 Änderung der Kathodengasmischung 7.2.2 Änderung der Zellfeuchte . . . . . . . 7.2.3 Interpretation . . . . . . . . . . . . . 7.3 Messzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Untersuchung der Stromdichteverteilung 8.1 Messprinzip . . . . . . . . . . . . . . . 8.2 Messdurchführung . . . . . . . . . . . 8.3 Änderung der Gasmischung . . . . . . 8.4 Änderung der Zellfeuchte . . . . . . . . 8.5 Stromdichten des Messzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 49 50 52 56 . . . . . . 63 63 69 69 72 75 77 85 85 86 87 88 91 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Neutronenradiographie 9.1 Neutronenquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.2 Messinstrument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.2.1 Wechselwirkung zwischen Neutronenstrahl und Materie 9.2.2 Bildaufbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.3 Neutronenradiogramme des Messzyklus . . . . . . . . . . . . . 9.4 Wasserdifferenzierung zwischen Anode und Kathode . . . . . . 9.5 Wasser unter den Stegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 . 95 . 96 . 97 . 98 . 102 . 105 . 114 10 Zusammenfassung 119 11 Ausblick 125 A Brennstoffzellensystem 129 B Gas-Oszillation 133 C Beammonitor 137 D Impedanzspektren 139 E Stromdichteverteilungen 141 F Nomenklatur 145 x Abbildungsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausgewählte Brennstoffzellen-Typen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufbau einer PEM-Brennstoffzelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Membrangerüst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prinzipieller Temperaturverlauf der Leitfähigkeit einer Polymermembran Wassertransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Darstellung Dreiphasengrenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elektrodendoppelschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tafel-Gerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vergleich der theoretischen Wirkungsgrade . . . . . . . . . . . . . . . UI-Charakteristik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prinzipdarstellung des Gesamtsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . Stack-UI-Kennlinie bei Variation des E-drag und der Umsätze . . . . Stack-UI-Kennlinie bei Variation der Gasfeuchten und Druckverluste Systemkomponente des FLOX-Brenners . . . . . . . . . . . . . . . . . Darstellung des FLOX-Verhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Variation der Stackbefeuchtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brennstoffzellen-Wirkungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . System-Wirkungsgrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Charakteristik des Kathodenluftgebläses . . . . . . . . . . . . . . . . Schematische Darstellung des Befeuchtertopfes . . . . . . . . . . . . . Schematische Darstellung des Befeuchterkonzeptes . . . . . . . . . . . Taupunktmessungen bei unterschiedlichen Befeuchterdrücken: Gasmischungsverhältnis 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Taupunktmessungen bei unterschiedlichen Befeuchterdrücken: Gasmischungsverhältnis 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zelle 577 (interne Bezeichnung, links); Position der Endplatte, bezüglich der aktiven Fläche (rechts) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufbau und Anschlüsse der Zelle 577 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gaskanal-Geometrie (links Anodengeometrie, rechts Anoden- und Kathodengeometrie übereinandergelegt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperaturverteilung der Endplatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lichtmikroskopische Aufnahme der GDL 10BB . . . . . . . . . . . . . Günstiger Arbeitspunkt für EIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ungünstiger Arbeitspunkt für EIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nyquist-Diagramm eines RC, RCPE (links) (RL)C (rechts) Gliedes . Nyquist-Diagramm der Nernst-Impedanz . . . . . . . . . . . . . . . . Impedanzspektrum eines Einzellers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ESB RC-RC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ESB RCpe-RCpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ESB RC-RC(LR) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ESB RCpe-RCpe(RL) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3 4 5 6 7 8 11 14 16 17 20 25 26 27 28 31 32 32 33 36 37 39 40 42 42 43 44 45 52 52 55 56 57 59 59 60 60 xi 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 xii ESB RC-Zn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 ESB RC-Randles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Vergleich verschiedener Impedanzmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Systematischer Aufbau der Halbzellenmessung . . . . . . . . . . . . . 64 Halbzelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Halbzellenmessung 30 Kbef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Halbzellenmessung 100 Kbef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Gesamtspektrum und Halbzellenmessungen . . . . . . . . . . . . . . . 67 Anoden-Modellvergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Kathoden-Modellvergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Gesamtspektren bei unterschiedlichen Gasmischungen . . . . . . . . . 70 Normierung der Spektren bei unterschiedlichen Gasmischungen . . . . 71 Gesamtspektren bei der Zelltrocknung . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Gesamtspektren-Zellflutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Messzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Zyklusüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Zellzustand Z1 und Z10; (22) (160) entsprechen der fortlaufenden Messnummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Nyquist-Diagramm für 350 mA/cm2 (Z3, Z4) . . . . . . . . . . . . . . 79 Identifizierte Widerstände R . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Identifizierte Kapazitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Identifizierte Widerstände R1+R2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Messprinzip Stromdichteuntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Darstellung der Stromdichteverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Stromdichteverteilung bei Stickstoffvariation . . . . . . . . . . . . . . 87 Stromdichteverteilung bei Heliumvariation . . . . . . . . . . . . . . . 88 Stromdichte-Integration bei Kathodengasvariation . . . . . . . . . . . 88 Stromdichteverteilung bei 200 mA/cm2 , 100 KBef (oben), Flutung (unten links), Trocknung (unten rechts) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Differenzdarstellung der Stromdichteverteilungen bei 200 mA/cm2 (100 Kbef - trockene Zelle) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Differenzdarstellung der Stromdichteverteilungen bei 200 mA/cm2 (100 Kbef - geflutete Zelle) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Stromdichteverteilung bei 200 mA/cm2 : links 100 Kbef, rechts 30 Kbef 92 Differenzdarstellung bei 200 mA/cm2 (100 Kbef - 30 Kbef) . . . . . . 92 Zyklus-Stromdichteverteilung: rechts absolut, links relativ . . . . . . . 93 Zyklus-Stromdichteänderung (100 Kbef-30 Kbef): rechts absolut, links relativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Messprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Strahlschwächung in Abhängigkeit der Massenzahl . . . . . . . . . . . 98 Grundbildnormierung ((Iex − DF )/(Ie0 − DF ) = IeN ) . . . . . . . . . . 99 Trockennormierung (IeN /IeN,trocken = IeN,wasser ) . . . . . . . . . . . . . 100 Zellbildbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 Grauwerte des Messzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Neutronenradiogramme des Messzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Anoden- Kathodenmaske . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Ausblendung der Kathodenkanäle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Ausblendung der Anodenkanäle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Ausblendung der Kathodenkanäle (Gesamtzyklus) . . . . . . . . . . . 107 Geflutete Kathode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 Ausgeblendete Kathodenkanäle (mittels Flutungsbild) . . . . . . . . . 109 Ausgeblendete Kathodenkanäle (mittels Flutungsbild), gesamter Zyklus109 Zellkippung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Verlaufsfälle der Intensitätsprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Gekippte Zelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Grauwertverlauf der trockenen und betriebenen Zelle (gekippt) . . . . 113 Ausblendung der Anoden- und Kathodenkanäle . . . . . . . . . . . . 114 Ausblendung der Anoden- und Kathodenkanäle (Gesamtzyklus) . . . 115 Zeitverlauf des Wasserabtransportes im Kanal . . . . . . . . . . . . . 115 Wasserverteilung in GDL/Membran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Wasserverteilung in GDL/Membran (Gesamtzyklus) . . . . . . . . . . 117 Darstellung ausgewählter Systemkomponenten . . . . . . . . . . . . . 130 Darstellung des Gesamtsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 O2 -Konzentrationsverteilung an der aktiven Fläche . . . . . . . . . . 133 Kanal-Schnittansicht der O2 -Konzentrationsverteilung . . . . . . . . 134 Strom- und O2 -Oszillation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 H2 O- und O2 -Oszillation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Aufbau des Beammonitors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Integrale Helligkeitskorrektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 xiii Tabellenverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 xiv Gaszusammensetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wechselrichterwirkungsgrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pumpen, Gebläse Wirkungsgrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trockene Gaszusammensetzung vor und nach der Brennstoffzelle . . . Relative Feuchten des Kathodengasstroms bei 1 bar und 55°C Zelleintrittstemperatur) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parameterwerte der verwendeten Modelle 1 . . . . . . . . . . . . . . . Parameterwerte der verwendeten Modelle 2 . . . . . . . . . . . . . . . Parameterwerte Halbzellenmessungen 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . Parameterwerte Halbzellenmessungen 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . Parameterwerte bei unterschiedlichen Gasmischungen . . . . . . . . . Parameterwerte bei der Zelltrocknung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parameterwerte-Zellflutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spannungswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . RC-RC-Parameterwerte des Zyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 21 22 30 41 62 62 66 67 70 72 74 78 83 1 Einleitung Der weltweite Energieverbrauch steigt stetig. Ein Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass die Menschen in den so genannten Schwellenländern europäische Standards anstreben. Dies steigert somit nicht nur den Warenkonsum, sondern auch den damit verknüpften Energiekonsum. Für die Energiegewinnung werden heutzutage vorwiegend fossile Energieträger eingesetzt. Diese sind jedoch begrenzt und meist durch geographische oder politische Gegebenheiten nicht allen Ländern im gleichen Maße zugänglich. Die gerechte Verteilung beziehungsweise Nutzung dieser Energieträger stellt ein weltweites Problem dar. Auch die ökologischen Probleme der fossilen Energiegewinnung sind schwer zu lösen. In fast allen Millionenstädten der Erde stellt der Smog eine große Belastung für die Gesundheit und die Umwelt dar. Eine mögliche Lösung dieser Probleme könnte der kombinierte Einsatz von alternativen Energien und effizienten Energiespeicher- und Umwandlungssystemen sein. Die Technologien der Wasserstoffelektrolyse beziehungsweise der Brennstoffzellen werden aktuell als Energieumwandlungssysteme in Betracht gezogen. Mit Hilfe der Elektrolyse kann elektrische Energie für die Erzeugung von Wasserstoff genutzt werden. Wenn der so erzeugte Wasserstoff effizient gespeichert wird, kann dieser Energieträger zu einer ernstzunehmenden Alternative zu fossilen Brennstoffen werden. Mit Hilfe einer Brennstoffzelle kann der so gespeicherte Wasserstoff wieder in elektrische Energie umgewandelt werden. Dies geschieht ohne jeglichen CO2 -Ausstoß. Um die Brennstoffzelle in großen Mengen einsetzen zu können, müssen aber noch viele technische Lösungen gefunden werden. Besonders in den Bereichen der Lebensdauer und Zuverlässigkeit sind erhebliche Verbesserungen notwendig. Auch die Systemkosten müssen hierfür noch stark reduziert werden. Ein Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerk zeichnet sich dadurch aus, dass die oben genannten kritischen Punkte hier durch die hohe Gesamteffizienz nahezu kompensiert werden. Ein solches System hat somit bereits heutzutage reale Chancen, auf dem Markt erfolgreich zu sein. Aus diesem Grund wird im ersten Teil der vorliegenden Arbeit ein PEM-BHKW System modelliert und simuliert. Der Fokus der hier vorgestellten Simulationen ist auf die Untersuchung des Wasserhaushaltes gerichtet. Es soll aufgezeigt werden, welches Optimierungspotenzial unter dem Aspekt eines einstellbaren Wasserhaushaltes vorhanden ist. Der Gesamtsystem-Wasserhaushalt wird maßgeblich durch den Wasserhaushalt der Brennstoffzelle geprägt, dieser ist jedoch noch nicht vollständig verstanden. Das Wissen über die Materialeinflüsse (Gas-Diffusions-Lage, Membran-Elektroden-Einheit) reicht noch nicht aus, um diese komplexen Zusammenhänge erfassen zu können [1] [2]. Ein Grund hierfür ist die noch nicht weit genug entwickelte Messmethodik zur Ermittlung dieser Zusammenhänge. 1 Daher werden im Hauptteil der vorliegenden Arbeit neben der elektrochemischen Impedanzspektroskopie (Kapitel 6), der Stromdichteuntersuchung (Kapitel 8), die Methoden der lokal aufgelösten Stromdichtemessung und die der Neutronenradiographie (Kapitel 9) für die Untersuchung des Brennstoffzellen-Wasserhaushaltes herangezogen. Es soll aufgezeigt werden, inwieweit sich die Ergebnisse der elektrochemischen Impedanzspektroskopie beziehungsweise deren Interpretation mit denen der Neutronenradiographie und der Stromdichteuntersuchungen zusammenführen lassen und ergänzen. Der grobe Aufbau der Arbeit ist in Abbildung 1 zu sehen. Kapitel 1: Einleitung Kapitel 2: Aufbau und Funktionsweise einer Brennstoffzelle Kapitel 3: Untersuchung eines BHKW-Brennstoffzellensystems in Hinblick auf den Systemwasserhaushalt Kapitel 4: Beschreibung und Validierung des Brennstoffzellenteststandes Kapitel 6: Einführung in die elektrochemische Impedanzspektroskopie Kapitel 8: Untersuchung der Stromdichteverteilung Kapitel 5: Beschreibung der untersuchten Brennstoffzelle sowie Definition globaler Messrandbedingungen Untersuchung des Zellwasserhaushaltes Kapitel 7: Untersuchung und Parametrierung einer Brennstoffzelle mittels der elektrochemischen Impedanzspektroskopie Kapitel 10 und 11 Zusammenfassung und Ausblick Abbildung 1: Aufbau der Arbeit 2 Kapitel 9: Untersuchung der Wasserverteilung mittels Neutronenradiographie 2 Die Brennstoffzelle CO2 H2 O SOFC 950 ◦ C MCFC 650 C ◦ - O2 H2 CO CO2 H2 O 2 CO3 - H2 CO PAFC 200 ◦ C 70-90 C + H2 O + H2 O CO2 H CH3 OH + H2 O O2 PEMFC ◦ CO2 O2 O2 DMFC 80-130 ◦ C H H2 O2 H H2 H2 O + O2 AFC H2 O 60-80 ◦ C OH - O2 H2 Anode Elektrolyt Kathode Abbildung 2: Ausgewählte Brennstoffzellen-Typen Das Prinzip der Brennstoffzelle wurde bereits 1839 von William R. Grove entdeckt [3]. Er tauchte zwei Platinelektroden in Schwefelsäure und umspülte sie mit Wasserstoff und Sauerstoff. Dabei konnte er einen elektrischen Strom und eine Spannung feststellen. Die beiden britischen Wissenschaftler Ludwig Mond und Charles Langer verbesserten die Technik der galvanischen Gasbatterie weiter und gaben ihr schließlich 1889 den heute gebräuchlichen Namen Brennstoffzelle. Die Brennstoffzelle wandelt chemisch gebundene Energie in elektrische und thermische Energie um. Die exergonische Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff 2H2 +O2 ⇀ ↽ 2 H2 O stellt dabei die Hauptreaktion dar. Hierbei entsteht flüssiges Wasser, das Produktwasser [4] [5]. An der Anode findet die Oxidation von Wasserstoff und an der Kathode die Reduktion von Sauerstoff statt. Die Teilreaktionen der Oxidation und Reduktion sind durch eine Elektrolytmembran räumlich voneinander getrennt. Die technische Entwicklung der Brennstoffzelle ist ein weiter andauernder Prozess, eine Vielzahl von unterschiedlichen Typen wurde bis heute entwickelt. Da die PolymerElektrolyt-Brennstoffzelle (PEMBZ) im Fokus dieser Arbeite steht, wird zunächst die Funktion und der grundsätzliche Brennstoffzelle anhand dieses Zelltyps erklärt. Weiter werden die für den Betrieb wesentlichen elektrochemischen Grundlagen und Verlustmechanismen, sowie die Definitionen der Wirkungsgrade vorgestellt. 3 2.1 Brennstoffzellen-Typen Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der Brennstoffzellen sind die verwendeten Elektrolytmaterialien. Diese Materialien lassen unterschiedlich hohe Zellbetriebstemperaturen zu. Je höher die Temperaturen, desto unempfindlicher werden die verwendeten Katalysatoren gegenüber verunreinigtem Brenngas. Dies begründet sich darin, dass bei höheren Temperaturen die Reaktionskinetik verbessert wird und die Adsorptions- und Desorptionsprozesse am Katalysator beschleunigt ablaufen. Somit hat die Reaktionshemmung durch Fremdgase bei höheren Temperaturen einen vergleichsweise kleineren Einfluss. In der Abbildung 2 ist eine Übersicht der Brennstoffzellentypen gegeben. Die Reihenfolge orientiert sich hierbei an den Betriebstemperaturen [6]. 2.2 Aufbau der Brennstoffzelle Die Komponenten einer PEMBZ sind in Abbildung 3 schematisch veranschaulicht. In der Mitte befindet sich die Membran-Elektroden-Einheit (membrane electrode assembly, MEA), welche sowohl die Anoden- als auch die Kathodenelektrode beinhaltet. Beide Elektroden sind durch die Polymermembran elektrisch voneinander getrennt. Auf die Elektroden folgen die Gasdiffusionslage (GDL) und darauf die Bipolarplatten (BPP). In die Bipolarplatten sind die Gasverteiler- und Kühlmittelverteilerstrukturen eingearbeitet. Stromabnehmer Gasanschlüsse Gas-Diffusions-Lage H2 O2 H2 O2, H2O Kühlkanäle Endplatten Membran Gasverteilter Anoden Kathoden Abbildung 3: Aufbau einer PEM-Brennstoffzelle Auf der Rückseite der Gasverteiler befindet sich eine metallene Platte, welche als Stromabnehmer fungiert. Dieser stellt die elektrische Kontaktierung für den äußeren 4 Stromkreislauf dar. Auf den Stromabnehmer folgt die Endplatte, in der die Gasanschlüsse sowie der Kühlwasserein- und -auslass integriert sind. Die Endplatte dient der mechanischen Verspannung der Zellen. Die so erreichte Flächenpressung gewährleistet die elektrische Kontaktierung der Reaktionsschicht mit der Gas-Diffusions-Lage (GDL) und dem Gasverteiler, ebenso sorgt sie zusammen mit den Dichtungen für die notwendige Gasdichtheit der Zelle. 2.2.1 Membran Das Herzstück der PEM-Brennstoffzelle stellt der Membranelektrolyt dar. Er ermöglicht einen Protonentransport von der Anoden- auf die Kathodenseite und isoliert elektrisch die Anoden- von der Kathodenseite. Ebenfalls werden mittels der Membran die Anoden- und Kathodengase größtenteils voneinander getrennt. Bei dem Membranelektrolyt der PEMBZ handelt es sich um eine Polymermembran. Das fluorierte Polymer stellt das Grundgerüst dieser Membran dar, an welches Sulfonsäuregruppen als Festladungen gebunden sind. Diese Sulfonsäuregruppen lokalisieren flüssiges Wasser in der Membran und begünstigen damit die Protonen leitenden Eigenschaften (s. Abb. 4). ++ - + - - + -- + + - - -+ -+ + + + Ladungsträger - + - + - - Ladungstransport durch Brückenbindungen - -SO 3 H2O + H H + O …H O O H …O H H H H ………. H H Abbildung 4: Membrangerüst 5 Der Protonentransport durch das ionische Gerüst kann dabei auf zwei Arten erfolgen: über den Grotthus-Mechanismus und den Vehikel-Mechanismus. Der Grotthus- oder Bulk-Mechanismus beschreibt den Transport einer positiven Ladung mittels Umlagerung von Wasserstoffbrücken zwischen eigenen“ H+ -Ionen und ” dem Sauerstoff eines Wassermoleküls in einer Kette zu einem benachbarten“ H+ -Ion ” [7] [8]. Die Weitergabe der positiven Ladung eines Protons erfolgt damit sehr viel schneller als die tatsächliche Bewegung des Protons. Als so genannter Vehikel-Mechanismus wird der Protonentransport mittels der beweglichen Teilchen (Vehikel) verstanden. So bewegen sich ganze Ionen (H3 O+ ) durch die Membran. Zu beachten ist jedoch, dass dessen Beitrag an der Gesamtleitfähigkeit deutlich geringer ist als des Bulk-Mechanismus. Für den Wasserhaushalt spielt dieser jedoch eine Rolle, da hier Wasser von der Anode auf die Kathode transportiert wird. Leitfähigkeit ( S/cm) Bezüglich der besseren Protonenleitfähigkeit ist ein hoher Flüssigwassergehalt der Membran zu bevorzugen. Dies beschränkt die Betriebstemperatur der PEM-Brennstoffzelle. Die Temperaturen und Drücke sollten so gewählt werden, dass noch Wasser in flüssiger Phase vorliegen kann (s. Abb. 5). 0,25 0,1 0 50 Temperatur ϑ (C◦ ) 100 Abbildung 5: Prinzipieller Temperaturverlauf der Leitfähigkeit einer Polymermembran Bei der Protonenleitung durch die Membran wird Wasser in den Hydrathüllen der Protonen mittransportiert. Dieser Effekt wird als elektroosmotischer drag bezeich- 6 net (E-drag). Hierbei kommt es zu einer vermehrten Wasseransammlung auf der Kathodenseite (s. Abb. 6). Ein gegenläufiger Effekt ist die Rückdiffusion. Bei einer PEM-Brennstoffzelle fällt das Produktwasser auf der Kathode an, hieraus resultiert ein Wasserkonzentrationsgradient. Dieser Gradient bedingt die Diffusion des Wassers von der Kathoden- zur Anodenseite. Die Membran fungiert als Diffusionsbarriere. Damit hat deren Dicke hier einen entscheidenden Einfluss. Die Kapillarkräfte sind stark von der Beschaffenheit der Membran abhängig, auch diese können einen Wasseraustausch zwischen Anode und Kathode bewirken. GDL Membran GDL E-Drag Diffusion Kapillareffekt Anodenseite H2 Diffusion Kapillareffekt Kathodenseite Luft Abbildung 6: Wassertransport 2.2.2 Elektroden Die Elektroden setzen sich aus Kohlenstoff, Ionomermaterial und den Katalysatorpartikeln zusammen. Als Katalysator wird bei der PEMBZ Platin verwendet. Die elektrochemische Reaktion findet dabei nur an der Dreiphasengrenze statt. Für das Erzeugen einer Dreiphasengrenze müssen am Katalysatorpartikel sowohl Reaktantenphase, Ionenleiterphase als auch Elektronenleiterphase angrenzen. Innerhalb der PEMBZ wird auf der Anodenseite Wasserstoff zu Protonen und Elektronen oxidiert (Abgabe von Elektronen), auf der Kathodenseite wird Sauerstoff mittels Protonen und Elektronen zu Wasser reduziert (Aufnahme von Elektronen). 7 Abbildung 7: Darstellung Dreiphasengrenze Die Vorgänge in der Reaktionsschicht an der Dreiphasengrenze sind stark strukturabhängig, wie in Abbildung 7 zu erkennen ist. Zwischen dem Platinpartikel (ElektronenLeiter) und dem Ionomer (Protonen-Leiter) bildet sich die elektrochemische Doppelschicht aus. Diese ist entscheidend für das sich ergebende Elektrodenpotenzial. Auch der Transportweg der Reaktanten ist von der Struktur der Elektrode abhängig (unterschiedliche Diffusionswege). Beide Effekte prägen der Brennstoffzelle eine kapazitive Charakteristik auf. Dieses Verhalten wird bei den impedanzspektroskopischen Untersuchungen des Kapitels 7 noch genauer diskutiert. Somit beeinflusst die Struktur der Elektrode direkt die elektrochemische Reaktion. Diese spiegelt sich letztendlich auch in ihren charakteristischen Parametern (Strom-Spannungskennlinie, Impedanzparameter) wider [9]. 2.2.3 Gas-Diffusions-Lage Die Gas-Diffusions-Lage (GDL) ist ein hochporöses Medium. Dieses muss vielseitige Eigenschaften aufweisen, um das Betreiben einer Brennstoffzelle effizient zu ermöglichen. Ihre erste Aufgabe besteht darin, die Katalysatorschichten der Brennstoffzelle über die gesamte aktive Fläche möglichst gleichmäßig und zuverlässig mit den Reaktionsgasen zu versorgen. Weiter muss sie ausreichend mechanisch stabil sein, um den Anpressdruck auf die Membran zu homogenisieren. Drittens stellt die GDL die elektrische Verbindung zwischen der Katalysatorschicht und den Gasverteilerplatten her. Daher sollte diese eine gute elektrische Leitfähigkeit besitzen. Auch eine gute Wärmeleitfähigkeit der GDL sollte gegeben sein, um unerwünschte Temperaturgradienten zu vermeiden. Neben diesen direkt ersichtlichen Aufgaben spielen die Gasdiffusionslagen auch eine tragende Rolle bezüglich des Brennstoffzellen-Wasserhaushaltes. Die GDL sollte in der Lage sein, unter unterschiedlichen Betriebsbedingungen den Zellwasserhaushalt 8 im Optimum zu halten. Bei Bedarf sollte das Wasser, welches mit den Gasströmen in die Zelle eingebracht wurde, an zu trockene Stellen der Membran gelangen können. Gleichzeitig muss das überschüssige Produktwasser an den Kanalgasstrom abgeführt werden können, um ein Fluten der Zelle zu verhindern. So dient die GDL als Wasserpuffer, der sowohl kurzzeitiges (z. B. durch Lastwechsel verursachtes) wie auch dauerhaftes Austrocknen der Membran verhindern soll. Einen wesentlichen Einfluss auf das Wassertransportverhalten der GDL haben deren Dicke und Porosität. Auch die Porenradienverteilung der GDL und ihr Benetzungsverhalten beeinflussen das Transportverhalten. Dieses Benetzungsverhalten kann durch die so genannte Hydrophobierung der GDL eingestellt werden. Hierfür wird die GDL meist teflonisiert. Je höher der Teflonierungsgrad, desto besser kann das flüssige Wasser abtransportiert werden [10]. Weiter kann auf die GDL eine mikroporöse Deckschicht (engl. Microporous Layer, MPL) aus Kohlenstoff und PTFE (einseitig) aufgebracht werden. Diese Schicht hält auf Grund ihrer kleinen Poren (ca. 10 nm) einen dünnen Wasserfilm direkt an der Elektrode. Ein weiterer Vorteil des MPL ist der Schutz der MEA vor Verletzungen. Die Oberflächenstruktur der GDL wird geglättet, so dass keine überstehenden Substrate in die MEA eindringen können. Eine verbesserte elektrische Kontaktierung zu den Elektroden wird hierdurch ebenfalls bewerkstelligt. 2.3 Theoretische Grundlagen der Brennstoffzelle In diesem Unterkapitel wird auf die theoretischen Grundlagen der Brennstoffzelle eingegangen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Zellspannung gelegt, da deren Kenntnis zu einem besseren Verständnis der in dieser Arbeit vorgestellten Ergebnisse beiträgt. Eine der wichtigsten Entdeckungen der Elektrochemie wurde von Michael Faraday gemacht. Er konnte die Beziehung zwischen Ladung und Stoffmenge belegen. Die Faraday-Konstante F entspricht der Ladung, die zur Abscheidung eines Mols eines einwertigen Stoffes (NA e) benötigt wird: Q C F = NA e = = 96485,339 (1) N mol Um eine beliebige Stoffmenge N eines z-wertigen Ions elektrolytisch abzuscheiden, braucht es somit die Ladung: Q = N|z|F (2) 9 Für einen konstanten Strom I = Qt kann somit der konstante Stoffmengenstrom Ṅ = Nt bestimmt werden. Für Wasserstoff werden zwei Elektronen (|z|=2) und für Sauerstoff vier (|z|=4) pro Mol-Formelumsatz freigesetzt/gebunden. Es ergibt sich also das faradaysche Gesetz für Ströme zu Ṅ = wobei: I . |z|F NA e Q N Ṅ I = = = = = = (3) Avogardo Konstante Elementarladung Ladung Stoffmenge Stoffmengenstrom Strom 2.3.1 Das Elektrodenpotenzial Das absolute Nullpotenzial einer Elektrode ist schwer zu ermitteln, daher ist in der Elektrochemie die elektrochemische Spannungsreihe etabliert worden. Als Bezugspunkt für Gaselektroden wird die Normal-Wasserstoff-Platin-Elektrode verwendet. Diese Elektrode hat per Definition das Potenzial 0 V. Der spannungsbildende Prozess an einer Elektrode findet in der elektrochemischen Doppelschicht statt. Der einfachste Fall einer solchen elektrochemischen Doppelschicht ist die starre Doppelschicht nach Helmholtz (auch als starre Doppelschicht bezeichnet). Hier sind Seiteneffekte wie diffusive Ausgleichsvorgänge und Adsorption vernachlässigt. Der helmholtzschen Doppelschicht liegt die Modellanschauung eines Plattenkondensators zugrunde. Es ist jedoch zu beachten, dass dieser Kondensator nicht durch einen angelegten Strom geladen wird, sondern durch die elektrochemische Reaktion (Austauschstromdichte). Im Gleichgewicht läuft an jeder Elektrode sowohl eine Oxidation als auch eine Reduktion ab. Hier liegt jedoch keine Gesamtstromdichte vor, da die anodische und kathodische Teilstromdichte an jeder Elektrode betragsmäßig gleich groß sind. Es bildet sich, wie oben beschrieben, die starre elektrochemische Doppelschicht aus (s. Abb. 8). In der Elektrochemie wird die anodische Stromdichte positiv und die kathodische negativ gesetzt. Die messbare Spannung U0 stellt den Potenzialunterschied zwischen Anoden- und Kathodenelektrode dar: U0 = ϕa − ϕk 10 (4) negative Elektrode H2 poröser Potenzial Elektronenleiter - + - + + - + - + + - + - + + - + - + + - + - + + positive Elektrod e H+ -+ + + -+ + + -+ + + -+ + + -+ + + O2 Drei-Phasengrenze starre Doppelschicht U0 Abbildung 8: Elektrodendoppelschicht 2.3.2 Thermodynamische Zellspannung Mit Hilfe der Gleichgewichtsthermodynamik kann das Verhalten der Brennstoffzelle im Leerlauf beschrieben werden. Dies setzt an den einzelnen Elektroden ein dynamisches Gleichgewicht voraus. Das bedeutet, es fließt kein effektiver Elektronenstrom über den äußeren Stromkreis. Auch tritt kein Protonenstrom durch die Membran. Es liegt also kein faradayscher Strom vor. Zellspannung unter Standardbedingungen: Aus dem fundamentalen Zusammenhang [11] G = H − TS , wobei: G H T S = = = = (5) freie Enthalpie Enthalpie Temperatur Entropie ergibt sich durch Einbeziehen der Reaktionslaufzahl ξ und der Definition der Reaktionsgrößen ∆R X = dX/dξ die Gleichung [12] ∆R G = ∆R H − T ∆R S . (6) 11 ∆R H stellt die gesamte chemische Energie der Reaktion dar. ∆R G kann als maximal gewinnbare Arbeit Wel betrachtet werden. T ∆R S entspricht den auch im reversiblen Optimalfall unvermeidbaren entropischen Wärmeverlusten. Somit kann unter Zuhilfenahme der Faraday-Beziehung folgendes Gleichungssystem formuliert werden: Wel = ne F dϕ = ∆R G , (7) wobei dϕ die elektrische Spannungsdifferenz (Anode zu Kathode) und n die Anzahl der übertragenen Elektronen darstellt. Aus den genannten Zusammenhängen lassen sich zwei Spannungen ermitteln, die thermoneutrale Utherm und die reversible Zellspannung E [4]: Utherm = E= |∆R H| = 1.48 V ne F |∆R G| = 1.23 V ne F (8) (9) Druck- und Temperaturabhängigkeit der Zellspannung: Um die Druck- und Temperaturabhängigkeiten der Zellspannung zu erhalten, werden die Maxwell’schen Gleichungen ∆R G ∆R G = −∆R S = ∆R V (10) dT p dp T herangezogen. Durch Integration dieser Gleichungen und unter Heranziehung der Faraday-Beziehung ergibt sich für die temperaturabhängige Zellspannung Z T0 1 E(T ) = E0 − −∆R SdT (11) ne F T und für die druckabhängige Zellspannung J RT X pi E(p) = E0 − νj ln . ne F j=1 p0 (12) Für die Konzentrationsabhängigkeit [13] folgt aus einer Gleichgewichtsbetrachtung des chemischen Potenzials die Nernst-Gleichung (Gleichung 13), welche die Zellspan- 12 nung in Abhängigkeit der Aktivitäten (ai ) auf Produkt- und Eduktseite angibt [14]: 2 aH2O RT ln (13) E(ai ) = E0 − ne F a2H2 aO2 2.3.3 Potenziale und Ströme Die Durchtritts-Strom-Spannungs-Beziehung wird üblicherweise mit der Butler-Volmer-Gleichung [5] beschrieben. Auf eine Herleitung der Gleichungen wird an dieser Stelle verzichtet. Die Butler-Volmer-Gleichung (hier für eine Reaktion erster Ordnung): αBV ne F ηD −(1 − αBV )ne F ηD i = i0 exp − exp RG T RG T (14) resultiert aus der Betrachtung von zwei Elektrodenströmen, hervorgerufen durch die Oxidation und durch die Reduktion. Der Parameter αBV wird als Symmetriefaktor bezeichnet und kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen. Die Austauschstromdichte i0 und der αBV -Wert geben die Steilheit des Stromanstieges vor. Die Durchtrittsüberspannung ηD resultiert aus der Hemmung des Ladungsdurchtrittes durch die Phasengrenze Elektroden/Ionenleiter. Für große Durchtrittsüberspannungen |ηD | >> RG T /F kann die Gegenreaktion (anodisch oder kathodisch) vernachlässigt werden. Da der Strom exponentiell von der Durchtrittsüberspannung abhängig ist, kann mit Hilfe einer logarithmischen Darstellung des Stroms über den Durchtrittsüberspannungen eine Gerade für rein anodischebeziehungsweise kathodische Prozesse ermittelt werden (s. Abb. 9), die so genannte Tafel-Gerade. Diese wird im Bereich hoher Potenziale ermittelt. Durch eine lineare Extrapolation kann der Schnittpunkt mit der y-Achse bestimmt werden, welcher die Austauschstromdichte i0 angibt. Diese Stromdichte beschreibt die Größe des Stoffaustausches durch anodische und kathodische Reaktion am Gleichgewichtspotenzial (ηD = 0) und gibt somit Aufschluss über die Katalysatoraktivität. Im Allgemeinen hängt die Reaktantenkonzentration an den reaktiven Zentren von der Stromdichte ab. Die anodische und die kathodische Teilstromdichte der ButlerVolmer-Gleichung kann mit dem Term c/cref erweitert werden. Dies bezieht die Konzentrationsabhängigkeit mit ein. cref ist hierbei die Referenzkonzentration, bei welcher die Kinetikparameter ermittelt werden. ! cOx (i) αBV ne F ηD cRed (i) −(1 − αBV )ne F ηD i = i0 exp − Red exp (15) RG T RG T cOx cref ref 13 ln | i | αnF bzw. (1- α)nF RT RT e rad Ge l fe Ta 1 ln i0 exakte Kurve | ηD | Abbildung 9: Tafel-Gerade 2.3.4 Verlustmechanismen In diesem Unterkapitel werden die bekannten Verlustmechanismen zusammengetragen und beschrieben. Mischpotenziale: Gelangen Fremdreaktanten (z. B. CO) an eine Elektrode, kommt es zu einer elektrochemischen Mischreaktion. Die gewünschte Reaktion läuft immer noch ab, allerdings entsteht ein zusätzliches Potenzial. Dieses ist meist geringer als das Potenzial der Hauptreaktion und führt zu einer Erniedrigung des Gesamtpotenzials. Durchtrittsüberspannungen: Eine Hemmung der Durchtrittsreaktion führt zur Durchtrittsüberspannung. Diese wurde schon bei der Diskussion der Butler-Volmer-Gleichung eingeführt [5]. Aus dem exponentiellen Zusammenhang geht hervor, dass der Durchtrittswiderstand bei steigendem Stromfluss abnimmt. Reaktionsüberspannungen: Diese Art der Überspannung entsteht durch vor- oder nachgelagerte Reaktionen. Die Reaktionsüberspannung beschreibt die Verluste, die zum Beispiel durch Dissoziation, Ad- Desorption der Reaktanten am Katalysator oder durch die Solvatisierung der H+ -Ionen entstehen. 14 Ohmsche Verluste: Hierzu gehören Spannungsabfälle, die durch den Stromfluss über die Flächenwiderstände der GDLs, Gasverteilerplatten und Stromabnehmern und den jeweiligen Übergangswiderständen verursacht werden. Der Widerstand des ionenleitenden Elektrolyten wird hier ebenfalls miteingerechnet. Stofftransportverluste / Konzentrationsüberspannungen: Für das kontinuierliche Betreiben einer Brennstoffzelle müssen die Reaktanten an die Elektrodenoberfläche transportiert werden. Geschieht dies nicht oder nur unzureichend, kann die Reaktion nicht wie gewünscht stattfinden. Dies kann zu Spannungsverlusten führen. Aufgrund der begrenzten Diffusionsgeschwindigkeit der Reaktionsgase kann es bei zunehmender Stromdichte i zu Verarmungserscheinungen an der aktiven Fläche kommen. Wie erwähnt, tritt während des Betriebes einer Brennstoffzelle Wasser nicht nur in der Gasphase sondern auch in der Flüssigphase auf. Kann das flüssige Wasser aus den Kanälen nicht mehr abtransportiert werden, kommt es je nach StrömungskanalGeometrie in größeren Zellbereichen ebenfalls zu einer Reaktantenunterversorgung. Um diese Verlustmechanismen zu begrenzen, müssen die Strömungskanal-Geometrie, die Wahl der GDL und Membran mit den gewünschten Betriebsbedingungen abgeglichen werden. 2.3.5 Wirkungsgrade Die Brennstoffzelle ist ein elektrochemischer Energiewandler. Der Umweg über die Erzeugung von thermischer hin zur mechanischen Energie (Turbine) findet hier nicht statt. Aus diesem Grund ist das Potenzial der Brennstoffzelle im Vergleich zu herkömmlichen Energiewandlern größer. Der maximal erreichbare, elektrische Wirkungsgrad der Brennstoffzelle ist durch die entropischen Verluste limitiert. Somit ist ηmax unter Standardbedingungen wie folgt definiert: ηmax = ∆R G = 0.838 ∆R H (16) Wird der Wirkungsgradverlauf der Brennstoffzelle mit dem theoretischen Wirkungsgrad des Carnot-Prozesses verglichen (s. Abb. 10), ist zu erkennen, dass die Brennstoffzelle besonders im Bereich niedrigerer Temperaturen den Wärmekraftprozessen überlegen ist [15]. Zur Ermittlung des elektrischen Wirkungsgrads ηBZ,el = PBZ,el UHz (17) 15 Wirkungsgrad η (%) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 Carnot (T2=100) 10 BZ ηmax 0 200 400 600 800 1000 Temperatur ϑ (C◦ ) 1200 1400 Abbildung 10: Vergleich der theoretischen Wirkungsgrade: Es wird angenommen, dass die durch den Carnotprozess erzeugte Leistung 1 zu 1 in elektrische Leistung umgesetzt wird. der Brennstoffzelle wird die elektrische Leistung der Brennstoffzellen auf den unteren Heizwert UHz der zugeführten Reaktanten bezogen. Für die Bestimmung des thermischen Wirkungsgrades ηBZ,th = PBZ,th UHz (18) wird die thermische Leistung ebenfalls auf den UHz bezogen. Der Gesamtwirkungsgrad kann somit wie folgt formuliert werden: ηBZ = PBZ,th + PBZ,el UHz (19) 2.3.6 Strom-Spannungscharakteristik Alle zuvor gemachten Betrachtungen resultieren letztendlich in einer Strom-Spannungscharakteristik, wie sie in Abbildung 11 zu sehen ist. Verluste, die direkt der Anode oder Kathode zugeschrieben werden können, sind hier als Polarisationsverluste dargestellt. Im Bereich niedriger Stromdichten ist ein stark nichtlineares Verhalten zu erkennen. In diesem Bereich hat die Kinetik einen großen Einfluss. 16 Alle zuvor beschriebenen Verluste treten hier gleichzeitig auf. Diese sind jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt. Einen finalen Einfluss hat die Stofftransportlimitierung bei sehr hohen Stromdichten. Hier kann der Transport hin zur aktiven Fläche nicht mehr bewerkstelligt werden. Dies führt zum Erliegen der Reaktion. [V] Uth Reversible Verluste E Ruhespannungsverluste U0 Pth Polarisationsverluste Kathode Polarisationsve rluste Anode Ohmsche Verlu ste Pel AP Stofftransportverluste 0 ilim [Am-2] Abbildung 11: UI-Charakteristik Wird die Stromspannungskennlinie aus leistungstechnischer Sicht an einem definierten Arbeitspunkt (AP) betrachtet, können die elektrische Leistung Pel und die thermische Leistung Pth abgelesen werden. 17 18 3 Brennstoffzellensystem Eine alleinstehende Brennstoffzelle an sich produziert noch keinen Strom. Hierfür muss ein Gesamtsystem bereitgestellt werden. Der Gesamtsystemwirkungsgrad und die Systemkosten sind letztendlich entscheidend für die Marktfähigkeit der Brennstoffzellentechnologie. An dieser Stelle soll anhand eines 2 kWel -Brennstoffzellen-BHKW-Systems die Kopplung zwischen System und Brennstoffzelle aufgezeigt werden. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Untersuchungen des System-Wassermanagements. Zum einen wird darauf eingegangen, wie eine Brennstoffzelle prinzipiell betrieben werden kann. Zum anderen ist das vorgestellte System so ausgelegt, dass die Brennstoffzellenleistung nicht vom Wassermanagement beeinflusst wird. Der System-Wasserhaushalt wirkt sich jedoch auf die Leistungsaufnahme aller anderen Systemkomponenten aus und beeinflusst somit den Gesamtwirkungsgrad des Systems. Dies ist ein eher unüblicher Ansatz, da im Normalfall das Brennstoffzellensystem um die wirtschaftlichste (bestmögliche) Brennstoffzelle aufgebaut wird. Da jedoch die parasitären Verbraucher einen enormen Einfluss auf den Systemwirkungsgrad haben, ist dieser Ansatz sehr interessant. 3.1 Vorbemerkung zur stationären Systemsimulation Die stationäre Systemsimulation ist ein leistungsstarkes Entwicklungstool zur Systemoptimierung. Eine solche Simulation kann bei der prinzipiellen Verschaltung der einzelnen Komponenten wertvolle Hilfestellung leisten. Des Weiteren können je nach Modellierungsgrad sensitive Größen eines Systems identifiziert werden. Diese können zur Systemoptimierung herangezogen werden [16]. Für die hier vorgestellte Systemsimulation ist das Programm IPSEpro verwendet worden. Dieses Programm basiert auf einem stationären Ansatz. So ist es möglich, rein thermodynamische Gleichgewichte iterativ zu bestimmen. Die implementierte Entwicklungsumgebung ermöglicht eine Modellierung der Systemkomponenten im gewünschten Detailgrad. Bei der Interpretation der Ergebnisse einer stationären Systemsimulation sollten folgende Punkte berücksichtigt werden: Jeder errechnete Zustand ist ein Gleichgewichtszustand. Eine Zeitabhängigkeit ist nicht gegeben. Eine Steuerung / Regelung der Komponenten ist nicht vorgesehen. Stoffströme und Temperaturen ergeben sich größtenteils aus der Geschlossenheit des Gleichungssystems. Für konstant angenommene, thermodynamische intensive Größen ergibt sich das Gleichgewicht durch Iteration. 19 3.2 Vorstellung des Systems Bei dem vorgestellten System wird für die Erzeugung von Wasserstoff Methan reformiert (s. Abb. 12). Kurz nach dem Eintritt des Methans in das System wird dieser Stoffstrom aufgeteilt. Ein Teil wird zum Brenner (FLOX, flammenlose Oxidation) geleitet und der andere Teil zum Dampfreformer geführt. Die Methanreformierung besteht aus dem Dampfreformer, welcher Methan vorwiegend zu Wasserstoff umwandelt. Anschließend wird das reformierte Gas zur so genannten Shiftstufe und dem Methanisator geleitet. Die Komponenten nach dem Dampfreformer werden benötigt, um den CO Gehalt des reformierten Gases auf einen akzeptablen Bereich zu beschränken. Die hier aufgeführten Systemkomponenten werden in Kapitel 3.4.3 genauer erläutert. Die Reaktion im Dampfreformer ist endotherm, daher muss dieser Systemkomponente extern Wärme zugeführt werden. Diese Wärme wird mit Hilfe des FLOX-Systems erzeugt, welches ebenfalls später vorgestellt wird (Kapitel 3.4.5). Der Brennstoffzellenstack wird kathodenseitig mit befeuchteter Luft versorgt. Die Befeuchtung erfolgt durch einen Gas-Gas-Befeuchter. Dieser entzieht dem Kathodenabgas Wasser, welches zur Befeuchtung der frischen Zuluft dient. Der unverbrauchte Wasserstoff wird zum FLOX-Brenner geleitet und dort umgesetzt. Im Anhang A ist das komplette System inklusive des Kühlkonzepts dargestellt. Luft Prozesswasser Dampfrefomer Shift Methanisator Kondensator Methan Luft FLOX Anodeneingang Kathodeneingang Brennstoffzelle Kathodenausgang Gas/Gas Befeuchter Anodenausgang FLOX Abgas Kathodenabluft Abbildung 12: Prinzipdarstellung des Gesamtsystems 20 3.3 System-Randbedingungen Die verwendete Gaszusammensetzung ist in Tabelle 1 aufgelistet. Die volumetrischen prozentualen Angaben sind auf Normalbedingungen bezogen (1,013 bar und 0°C.) Die Eintrittstemperatur des Methans beträgt 15°C. Die Rücklauftemperatur aus der Komponente Vol % C2 H6 C3 H8 CH4 CO2 N2 1.663 0.378 95.929 0.303 1.726 Total 100 Tabelle 1: Gaszusammensetzung Hauswärmeversorgung beträgt 30°C . Der elektrische Wirkungsgrad ηel und der thermische Wirkungsgrad ηth sind wie folgt definiert: ηel = Pel,BZ − Pel,V erluste UHz (20) Für ηel wird die Netto-Systemleistung durch den unteren Heizwert UHz des Methans dividiert. Für ηth wird die an das Haus abgeführte Wärmeleistung durch den unteren Heizwert des Methans dividiert: ηth = ṁ(h1 − h2 ) UHz (21) 3.4 Beschreibung der Systemkomponenten In diesem Kapitel werden die wichtigsten Komponenten des Systems sowie deren modelltechnische Umsetzung beschrieben. 3.4.1 Wechselrichter Der Wirkungsgrad des Wechselrichters wird nicht berechnet. Eine Lookup-Tabelle enthält den gewünschten Zusammenhang. Strom DC [A] 20 30 40 50 60 70 80 DC/AC-Strom [-] 0,8 0,85 0,9 0,95 0,95 0,9 0,9 Tabelle 2: Wechselrichterwirkungsgrade 21 3.4.2 Pumpen, Gebläse und Motoren Die Pumpen und Gebläse sind jeweils von Motoren angetrieben. Diese Motoren werden mit Hilfe eines konstanten mechanischen und elektrischen Wirkungsgrads berücksichtigt. Für die isentropen Wirkungsgrade der Gebläse und die polytropen Wirkungsgrade der Wasserpumpen werden am Auslegungspunkt Werte, wie in Tabelle 3 dargestellt, angenommen. Innerhalb der Simulationsumgebung wird zwischen dem isentropen und FLOX Luftzuführung Airbleed Gebläse Prozesswasserpumpe BZ Kühlkreislaufpumpe Hauswärme Kreislaufpumpe ηmech ηisen/poly ηmech,M otor ηel,M otor 0.9 0.9 0.8 0.8 0.8 0,1 0.2 0.2 0.3 0.3 0.5 0.5 0.4 0.4 0.5 0.5 0.5 0.4 0.4 0.5 Tabelle 3: Pumpen, Gebläse Wirkungsgrade polytropen Wirkungsgrad nicht unterschieden. Das Teillastverhalten ist hier durch den Zusammenhang s = f (p1 ,h1 + (h2 − h1 ) · ηisen ) (22) gegeben. Da das Gleichungssystem iterativ gelöst wird, genügt hier eine implizite Darstellung. Hierbei steht s für die Enthalpie und h für die Entropie; Index 1 für den Einlass, 2 für den Auslass. Diese Formulierung ist äquivalent zu T1 = T2 p1 p2 κ−1 κ η 1 isen . (23) Für das Kathodengebläse wird die Charakteristik eines Seitenkanalgebläses angenommen, welches genauer in Kapitel 3.6 erläutert wird. 3.4.3 Gasaufbereitung Für die Gasreformierung wurden jeweils die wichtigsten Reaktionspfade für die Simulation herangezogen. Mit Hilfe der Relaxationsmethode wurde das sich einstellende Gleichgewicht in einem iterativen Prozess (Newton Raphson) errechnet. Die Annahme eines gradientenfreien Batchreaktors ist bei jeder Aufbereitungsstufe getroffen worden. Die Reaktionswärme ist wie folgt implizit definiert: X X [ni,0 · Hi,0 (p,T )] + Q̇reakt = [ni,equ · Hi,0 (p,T )] 22 (24) Die Reaktionswärme Q̇reakt und die Gleichgewichtszusammensetzung ni,equ ist über die Enthalpien der einzelnen Gaskomponenten Hi,0 starr miteinander gekoppelt. Mit Hilfe der Relaxationsmethode ergibt sich für gegebene Drücke, Temperaturen, Reaktionspfade und einer entsprechenden Wärmebilanz die gewünschte Austrittsstoffzusammensetzung. Die Wärmebilanz der Gasaufbereitungskomponenten kann wie folgt berechnet werden: Q̇1 − Q̇2 = ±Q̇reakt + Q̇verlust (25) Q̇1 entspricht dem eintretenden Wärmestrom, Q̇2 dem austretenden. Die Differenz aus beiden entspricht der erzeugten, beziehungsweise aufgenommenen Wärmeleistung. Dampfreformierung: Für die Dampfreformierung wurden folgende Reaktionspfade berücksichtigt: CH4 + H2 O C2 H6 +2 H2 O C3 H8 + 3H2 O ⇀ CO + 3H2 ↽ ⇀ ↽ 2 CO + 5H2 ⇀ ↽ 3 CO + 7H2 Wie zu erkennen, wird hier aus Methan zu großen Teilen Wasserstoff. Mit Hilfe des zugegebenen Wassers kann das Reaktionsgleichgewicht eingestellt werden. Das Wasserdampf-Kohlenstoffverhältnis (S/C) stellt somit eine wichtige Größe dar. Die Reaktionstemperatur und Gasaustrittstemperatur sind auf 770°C gesetzt. Das S/C-Verhältnis beträgt hierbei 5. Shift-Stufe: Die Shift-Stufe reduziert den CO-Gehalt des Reformatgases. Die Reaktortemperatur ist auf 245°C gesetzt. Die Temperatur der exothermen Reaktion CO + H2 O ⇀ ↽ CO2 + H2 wird mit Hilfe des Prozesswassers konstant gehalten. Methanisierungsstufe: Die Methanisierungsstufe wird ebenfalls für die Reduzierung des CO-Gehalts im Reformatgas benötigt. Die Reaktion CO + 3H2 ⇀ ↽ CH4 + H2 O kann als inverse Dampfreformierung betrachtet werden. Hierbei wird Wasserstoff wieder zu Methan und Wasser umgewandelt. Die Reaktortemperatur ist bestimmt durch die zulässige CO-Ausgangskonzentration (10 ppm @ 276°C). Der Reaktor gilt als adiabat. 23 3.4.4 PEM-Brennstoffzellen-Stack Modell Der Brennstoffzellenstack wird als isotherm betrachtet. Lediglich die elektrochemische Reaktion 2H2 +O2 ⇀ ↽ 2H2 O ist berücksichtigt. Der Stack wird mit flüssigem Wasser gekühlt, welches die Stacktemperatur vorgibt. Die Druckverluste in den Kühlkanälen so wie in den Anoden- und Kathodengasverteilern sind mit Hilfe einer einfachen linear-quadratischen Beziehung zwischen Massenstrom und Druckverlust berechnet. Die Gesamtreaktionsenthalpie Q̇reakt der Wasserstoff-Oxidation und die der SauerstoffReduktion können mit Hilfe einer Einzelkomponenten-Betrachtung ermittelt werden (ähnlich der Gasreformierung): X X [ni,0 · Hi,0 (p,T )] + Q̇reakt = [ni,equ · Hi,0 (p,T )] (26) Auf Grund der Reaktion tritt das Produktwasser zunächst ausschließlich auf der Kathode in Erscheinung. Die komplexen und mathematisch schwer zu erfassenden Wassertransportmechanismen, wie z. B. die Rückdiffusion und der elektroosmotische Drag (E-drag), werden hier mit einer einfachen linearen Beziehung berücksichtigt: Edrag I (27) 1000 4000 Der Faktor Edrag sollte hier für eine Stromdichte von 400 mA/cm2 bekannt sein. Der E-drag bewirkt einen Wassertransport von Anoden- auf Kathodenseite. Ein linearer Abfall mit sinkender Stromdichte ist angenommen. Der Wasseraustausch zwischen Anode und Kathode ist somit durch Gleichung (27) beschrieben. ṅH20,drag = Das Zellspannungsmodell stellt ein semi-physikalisches Modell dar. Es ist als Einzelzellmodell konzipiert. Je nach Anzahl der Zellen wird die Zellspannung multipliziert, um die gewünschte Stackspannung zu erhalten. Die Gesamtspannung U setzt sich aus folgenden Teilspannungen zusammen: U = UOCV − ∆Uan,akt − ∆Uka,akt − ∆Uohm (28) Die offene Zellspannung UOCV ist innerhalb des Modells nur von der Sauerstoffkonzentration abhängig. Die Aktivierungsverluste der Kathode (∆Uan,akt ) sind eine Funktion der Zelltemperatur, des Zellstroms und des Sauerstoffpartialdruckes. Die Anodenverluste (∆Uka,akt ) sind abhängig vom Strom und dem Wasserstoffpartialdruck. Die ohmschen Verluste (∆Uohm ) werden nur als zelltemperaturabhängig betrachtet. Der elektrische Stackwirkungsgrad (ηstack ) kann als Quotient aus Leistung zur Reaktionsenthalpie definiert werden: ηstack = 24 Pel Q̇reakt (29) Die einzelnen Terme der Strom-Spannungscharakteristik sind im verwendeten Modell nicht explizit von der Feuchte der zugeführten Gase abhängig. In den Abbildungen 13 und 14 sind UI-Kennlinen für unterschiedliche Betriebsbedingungen dargestellt. Der Ausgangspunkt für die durchgeführte Variation der Betriebsbedingungen ist: Eine konstante Stacktemperatur (Tzelle ) = 75°C. Eine trockene Anodengaszusammensetzung von 77 % H2 , 17.5 % CO2 , 5.5 % N2 . Eine Anodenumsatzrate Xan von 70 %. Die relative Feuchte beträgt 70 % bei einem Absolutdruck von 1,24 bar und einer Gastemperatur von 66°C. Eine Kathodenumsatzrate Xka von 38 % bei einer relativen Feuchte von 65 %, bei einem Absolutdruck von 1,25 bar und einer Gastemperatur von 73°C. Als Gas wird Luft verwendet. Ausgehend vom oben beschriebenen Grundzustand sind die Anoden- und Kathodenumsatzraten sowie der E-drag geändert worden (s. Abb. 13). Dies geschah innerhalb realistischer Bereiche. Wie erwartet, ist so gut wie kein Unterschied innerhalb der Edrag-Variation zu erkennen. Selbst bei höheren Strömen ist die Änderung kleiner als 1 mV. Diese Änderung lässt sich auf eine minimale Verschiebung der Partialdrücke zurückführen. Bei der Reduzierung der Umsatzraten (höherer Massenstrom) steigt der Druck innerhalb des Stacks, was zu einer Erhöhung der Zellspannung führt. 1 r.F.an 70% r.F.ca70% r.F.an 70% r.F.ca70% util. H2=50% 0.9 r.F.an 70% r.F.ca70% util. O2=20% r.F. 70% r.F. 70% edrag −1 U [V] an ca r.F.an 70% r.F.ca70% edrag +2 0.8 0.7 0.6 0.5 0 1000 2000 2 I [A/m ] 3000 4000 Abbildung 13: Stack-UI-Kennlinie bei Variation des E-drag und der Umsätze 25 Die Abbildung 14 zeigt den Einfluss auf die Strom-Spannungscharakteristik bei unterschiedlicher Gasbefeuchtung. Diese Variation wurde mit und ohne Druckverlust innerhalb des Stacks (dp=0) durchgeführt. Eine Änderung der Gasfeuchte hat bei Vernachlässigung des Druckverlustes keinen Einfluss auf die Spannung des vorgestellten Stackmodells. Wird der Druckverlust berücksichtigt, kann ein Ansteigen der Stackspannung beobachtet werden. Eine höhere Befeuchtung unter konstanten Umsatzraten hat einen höheren Massenstrom und somit auch einen höheren Druckverlust zur Folge. Dies erhöht den Druck innerhalb des Stacks und bewirkt einen Anstieg der Zellspannung. 1 r.F.an 70% r.F.ka65% dp=0 r.F.an 70% r.F.ka65% 0.9 r.F. 70% r.F. 80% dp=0 an ka r.F. 70% r.F. 80% U [V] an ka r.F. 80% r.F. 65% dp=0 0.8 an ka r.F. 80% r.F. 65% an ka 0.7 0.6 0.5 0 1000 2000 2 I [A/m ] 3000 4000 Abbildung 14: Stack-UI-Kennlinie bei Variation der Gasfeuchten und Druckverluste Es konnte gezeigt werden, dass das Stackmodell, wie gewünscht, nicht von der Gasfeuchte oder dem E-drag abhängig ist. Lediglich die Drücke, Temperaturen und trockenen Molenbrüche haben einen Einfluss auf die Stackspannung. Dieses Verhalten entspricht einem Stack mit frei einstellbarem Wasserhaushalt. Dies erlaubt es, das thermodynamische Verhalten eines Gesamtsystems zu untersuchen und gegebenenfalls eine systemoptimierte Stackmaterialwahl (GDL, MEA) zu treffen. Wie in der Einleitung beschrieben, sind GDL und MEA wesentlich für das Wassermanagement in einer Brennstoffzelle verantwortlich. 3.4.5 FLOX-Brenner FLOX steht für flammenlose Oxidation. Dieser Brenner hat enorme Vorteile im Vergleich zu einem normalen Brenner. Hier können auch Gase mit niedriger Wasserstoffkonzentration thermisch umgesetzt werden. Ein weiterer Vorteil ist die verringerte thermische NOx Bildung. In Hinblick auf die immer strenger werdenden Abgasverordnungen ist der Einsatz des FLOX-Brenners in einem BZ-BHKW-System zukunftsweisend. Um eine flammenlose Verbrennung“ zu realisieren, wird die zugeführte Luft ” 26 vorgewärmt und mit der rezyklisierten Abluft vermischt. Die Sauerstoffkonzentration und die Temperatur der zugeführten Brenngase müssen dabei so gewählt werden, dass die Brennraumtemperatur stets unter der Flammtemperatur der zugeführten Gase liegt. Dampfreformer aus Dampfreformer ein FLOX-Abgas Brenner Methan ein Frischluft ein hv 25°C Anodenabgas ein Dampfreformer gas comp. Rezyklierung Methan Anoden Gasmix Frischluft ein Vorwärmung FLOX-Restgas Abbildung 15: Systemkomponente des FLOX-Brenners Die FLOX-Komponente wurde mit Hilfe einer thermischen Verschaltung realisiert (s. Abb. 15 links) und stellt nicht den realen Aufbau dar. Die gewählte Verschaltung garantiert jedoch eine flammenlose Verbrennung und entspricht an den Systemgrenzen den Eigenschaften des FLOX. Diese Komponente wird im System dazu verwendet, den endothermen Dampfreformer mit der notwendigen Wärme zu versorgen. Die zugeführten Gase sind ein FrischluftAbgasgemisch und ein Anodenrestgas-Methan-Gemisch. Beide Gasgemische werden durch das FLOX-Abgas auf eine Temperatur von ca. 650°C vorgeheizt. Innerhalb des FLOX-Systems werden die bereits oxidierten Gase intern rezyklisiert (s. Abb. 15 rechts). Dies hat den Vorteil, dass sich im Brennraum eine homogenere Temperaturverteilung einstellt und es somit zu einer geringeren NOx -Bildung kommt. Die Rezyklierungsrate des Systems wird hauptsächlich über die Geometrie des FLOXSystems bestimmt. Die Annahme einer konstanten Rezyklierungsrate stimmt somit mit der Realität überein. In der Abbildung 16 ist der Einfluss von unterschiedlichen Anodenfeuchten (Wassergehalt) auf den FLOX-Brenner dargestellt. Die Einstellungen der Anodenfeuchte werden nach der Dampfreformierung über den Kondensator vorgenommen. Daher ändert sich die Wärmeanforderung des Dampfrefomers nicht. Die Geometrie des FLOX-Brenners fordert ein konstantes Rezyklisierungsverhältnis und Lambda. Dies führt zu einem unveränderten Massenstrom am FLOX-Ein- und Ausgang. Das FLOX-Lambda wurde konstant auf 2.66 gesetzt. Die Rezyklierungsrate 27 Abbildung 16: Darstellung des FLOX-Verhaltens wurde auf ein Mischungsverhältnis von 66 % Abgas und 34 % Frischluft gesetzt. Der Anoden- Wassergehalt wurde von 3.5 (Punkt 1) auf 6 (Punkt 11) mmol/s erhöht. Um eine Variation in einem realistischen Bereich zu ermöglichen, ist die Temperatur des FLOX-Gases am Dampfreformereintritt auf ca. 1200°C eingestellt worden. Die Wahl dieser Temperatur gewährleistet, dass die flammlose Oxidation nicht zum Erliegen kommt. Wie in der Abbildung 16 dargestellt, kommt es bei einem steigenden Anodenwassergehalt zu einem geringeren Methanverbrauch. Dies zieht wiederum eine Erniedrigung der FLOX-Abgastemperatur nach sich. Um der konstanten Wärmeanforderung des Dampfreformers zu genügen, erniedrigt sich in gleichem Maße die Abgasauslasstemperatur am Dampfreformer. Die Höhe der Temperatur am Dampfreformereintritt ist maßgeblich für den Methanverbrauch verantwortlich. 3.4.6 Teillastverhalten der Systemkomponenten Für eine korrekte Interpretation der Simulationsergebnisse ist das Wissen über das Teillastverhalten der einzelnen Systemkomponenten wichtig. Zu beachten ist, dass es für die folgende Variation lediglich geringe Abweichungen zum Auslegungspunkt gibt. 28 Daher kann bei manchen Systemkomponenten das Teillastverhalten unberücksichtigt bleiben. Der Druckverlust in jeder Systemkomponente ist abhängig vom Volumenstrom. Die Gasaufbereitungskomponenten sind mit einem konstanten Wärmeabstrahlverlust versehen. Die Pumpen und Gebläse weisen über den isentropen Wirkungsgrad eine DruckTemperaturabhängigkeit auf. Über die Relaxationsmethode sind die Gas-Aufbereitungskomponenten und auch der FLOX abhängig von Druck, Temperatur und Gaszusammensetzung. Die Brennstoffzelle weist über die verwendete Strom-Spannungscharakteristik ebenfalls eine Abhängigkeit von Druck, Temperatur und Gaszusammensetzung auf. Die Kondensatoren und Wärmetauscher haben eine konstante Wärmeübertragungsfläche. Die Änderungen des Wärmeübertragungskoeffizienten spielen sich in einem geringen Wertebereich ab, daher können diese vernachlässigt werden. Die Übertragungseigenschaften des Befeuchters sind von Druck, Temperatur und Gaszusammensetzung abhängig. 29 3.5 Parametervariation Der Auslegungspunkt des Systems ist äquivalent zu der eingestellten Brennstoffzellenstromdichte von 400 mA/cm2 . Die Stacktemperatur bleibt konstant und beträgt 75°C. Das Wasserdampf-Kohlenstoff-Verhältnis des Dampfreformers wurde auf 5 bei einer Reaktortemperatur von 770°C gesetzt. Die für den Dampfreformer benötigte Wärme wird über dem FLOX bereitgestellt, welcher mit einem Lambda von 2.66 betrieben wird. Die Shiftstufe arbeitet bei einer Temperatur von 245°C. Für den adiabaten Methanisator ergibt sich eine Temperatur von rund 272°C. Aus den eingestellten Bedingungen und der gewählten Variation resultiert eine konstante trockene Stoffstromzusammensetzung an den Ein- und Auslässen des Brennstoffzellenstacks (Tabelle 4). H2 CH4 CO2 N2 O2 Kathodeneingang 0,781 0,209 Kathodenausgang 0,848 0,141 Anodeneingang 0,731 0,017 0,183 0,054 Anodenausgang 0,351 0,039 0,441 0,131 Tabelle 4: Trockene Gaszusammensetzung vor und nach der Brennstoffzelle Für die Untersuchung des Einflusses unterschiedlicher Gasbefeuchtungen und E-dragEigenschaften wurde das in Kapitel 3.4.4 beschriebene Brennstoffzellenmodell verwendet. Dessen Leistung hängt nicht explizit von der Gasfeuchte ab. Lediglich die Änderungen in Druck und Temperatur sowie die trockene Gasstromzusammensetzung haben einen Einfluss auf die Stackleistung. Innerhalb der Parametervariation werden die Gasfeuchten auf Anoden- und Kathodenseite und der E-drag linear geändert. Die Variation des Wasserhaushaltes, beziehungsweise der Stackbefeuchtung, ist in der Abbildung 17 dargestellt. Der E-drag wurde von 3 auf 0 mmol/s linear gesenkt (Punkte 0-4). Anschließend wurde die relative Feuchte des Kathodenauslasses von 99 % auf 75 % erniedrigt (Punkte 5-27). Abschließend ist der Taupunkt am Anodeneinlass von 50°C auf 60°C erhöht worden (Punkte 28-38). Wird der E-drag erniedrigt, steigt die Feuchte des Anodenausgangs beträchtlich. Der Einfluss auf die Kathode ist auf Grund des hohen Volumenstroms gering. Wird die Kathodenausgangsfeuchte reduziert, verringert sich ebenfalls die Feuchte am Eingang. Auf die Anode hat dies keinen Einfluss. Eine Erhöhung des Taupunktes am Anodeneingang um 10 K führt dort zu einem kleinen Anstieg der relativen Feuchte. Am Anodenausgang steigt die relative Feuchte 30 Abbildung 17: Variation der Stackbefeuchtung jedoch auf nahezu 100 % an. Dies ist in den unterschiedlichen Drücken und Temperaturen zwischen Ein- und Ausgang begründet. 3.6 Diskussion der Ergebnisse Zunächst wird das Verhalten des Stackwirkungsgrades aufgezeigt (Abb. 18 a,b ). Für die gewählte Parametervariation kommt es lediglich zu einer Änderung des Stackwirkungsgrades um 0.10 % (44.85-44.75 %), was einer Leistungsänderung um ca. 5 W entspricht. Dieses Verhalten kann durch die gewünschte Unabhängigkeit der Zellspannung vom Feuchtegehalt der zugeführten Gase erklärt werden. Die auftretenden Änderungen sind größtenteils den Druckänderungen auf der Kathodenseite zuzuschreiben (vergleiche Kapitel 3.4.4). In der Abbildung 19 sind der Brutto- und Nettowirkungsgrad und der Methanverbrauch dargestellt. Der Unterschied zwischen Brutto- und Nettowirkungsgrad liegt in der Berücksichtigung der elektrischen Verbraucher. Somit gilt: ηSystemel.brutto = (Pel,netto −Pverbaucher )/UHz . Der untere Heizwert UHz kann mit dem Methanverbrauch gleichgesetzt werden. Im ersten Drittel der Grafik sind die Änderungen aufgezeigt, welche durch eine Reduzierung des E-drags verursacht wurden. Durch die Erniedrigung des E-drags kommt es zu einer Erhöhung der relativen Feuchte am Anodenausgang. Innerhalb des letzten Drittels wurde der Taupunkt am Anodeneingang erhöht. Bei unverändertem E-drag steigt auch hier die Feuchte am Anodenausgang an. Dieses nun feuchtere Anodenrestgas wird zum FLOX geführt. Der Anodenabgasstrom weist auf Grund des höheren Inertanteils (mehr Wasser) einen geringeren Heiz- 31 Abbildung 18: Brennstoffzellen-Wirkungsgrad Abbildung 19: System-Wirkungsgrade wert auf. Dies führt unter den getroffenen Annahmen zu einer geringeren FLOXAbgastemperatur und somit einem geringeren Methanbedarf (vergleiche Kapitel 3.4.5). Der Methanverbrauch wirkt sich auf den Brutto- und Netto-Wirkungsgrad aus; daher steigen beide an. Der System-Methanverbrauch ist in Abbildung 18 c verdeutlicht. Werden die Änderungen der Wirkungsgrade im mittleren Bereich miteinander verglichen, ist eine gegenläufige Tendenz zwischen Brutto- und Nettowirkungsgrad zu be- 32 obachten. Der Netto-Wirkungsgrad fällt leicht bei steigendem Brutto-Wirkungsgrad. Für die Interpretation des Brutto-Gesamtsystemwirkungsgrades ist die Charakteristik des Kathodenluftgebläses entscheidend. Dieses stellt einen der größten Verbraucher des Systems dar. Daher wurde dieser Systemkomponente die Charakteristik eines ( realen“) Seitenkanalgebläses aufgeprägt. Das Verhalten und die Leistungsaufnahme ” dieses Gebläses während der Variation sind in Abbildung 20 dargestellt. Eine Verringerung der Kathodenausgangsfeuchte (mittlerer Bereich) führt zu einem kleineren Massenstrom. Über die Druckkopplung (Druckabfall im Stack) muss das Luftgebläse somit einen geringeren Differenzdruck überwinden (310-360 mbar). Diese Druckänderung führt zu einer stark verminderten Leistungsaufnahme des Gebläses. So sinkt die Gebläseleistung von 255 auf 175 W. Diese Verlustreduzierung bewirkt eine Erhöhung des Brutto-Wirkungsgrades. Abbildung 20: Charakteristik des Kathodenluftgebläses Der Brutto-Systemwirkungsgrad bewegt sich während der Variation in einem Bereich von 27,5 bis 28,5 %. Dieser Ein-Prozentpunkt-Unterschied entspricht einer Effizienzsteigerung von rund 3-4 %, was innerhalb eines solchen Systems nicht zu vernachlässigen ist. Wie gezeigt werden konnte, sind die Systemkomponenten FLOX und das Kathodenluftgebläse besonders sensitiv bezüglich des Wassersystemhaushaltes. Diese sollten daher an das System angepasst werden. Beim FLOX-Brenner gilt es, ein Optimum 33 zwischen Anodenrestgasfeuchte und Brennraumtemperatur zu finden. Dies würde zu einer Minimierung des Methanverbrauchs führen. Die Leistungsaufnahme des Kathodenluftgebläses reagiert sehr sensitiv auf geringe Druckänderungen. Somit zieht eine höhere Kathodengasbefeuchtung (mehr Massenstrom) eine größere Leistungsaufnahme des Kathodenluftgebläses nach sich. Resümee: Wie in diesem Kapitel gezeigt wurde, kann der Gesamtwasserhaushalt enormen Einfluss auf den Systemgesamtwirkungsgrad haben. In den meisten Fällen ist es für Unternehmen finanziell uninteressant, alle Einzelkomponenten eines Systems selbst zu entwickeln und an die Anforderungen anzupassen. Ein nutzbringender Ansatz für viele technische Brennstoffzellen-Applikationen wäre es, die Materialien der Brennstoffzelle (GDL, Membran) so wählen zu können, dass der Einfluss des Systemwasserhaushaltes entsprechend berücksichtigt oder gar optimiert werden kann. Wie bereits erwähnt, besteht in diesem speziellen Forschungsbereich Handlungsbedarf, da die Entwicklung der Untersuchungsmethoden hier noch in den Anfängen steckt. Ein zielführender Ansatz ist die Kombination verschiedener Methoden. Mit Hilfe der Information darüber, an welchem Ort das Produktwasser entsteht (Stromdichteuntersuchung) und wo es sich ansammelt (Neutronenradiographie) [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26], kann der Wasserhaushalt der Brennstoffzelle vollständiger erfasst werden. Die elektrochemische Impedanzspektroskopie [27] [28] [29] [30] kann zusätzliche Informationen über Prozesse, wie zum Beispiel die Diffusion, liefern. Diese Methoden werden im Folgenden bezüglich ihrer Aussagekraft unter besonderer Berücksichtigung des Brennstoffzellen-Wasserhaushaltes diskutiert. 34 4 Verifizierung des Brennstoffzellen-Teststands Ein Teststand hat die Aufgabe, die Randbedingungen für das Betreiben einer Brennstoffzelle in einer reproduzierbaren, verlässlichen und genauen Art und Weise zu definieren. Gezielte Untersuchungen eines Phänomens verlangen daher eine Verifizierung des Teststandes bezüglich zuvor bestimmter wichtiger Größen. In diesem Kapitel wird daher der speziell für die Untersuchung des Wasserhaushaltes einer Brennstoffzelle aufgebaute Teststand vorgestellt und diskutiert. Das Gasbefeuchtungskonzept des Teststandes findet hierbei besondere Berücksichtigung. 4.1 Gasbefeuchtung Der hier vorgestellte Teststand kann Brennstoffzellen-Stacks mit bis zu fünf Zellen betreiben (max. 100 A). Das modulare Teststandkonzept erlaubt es, durch das Einsetzen unterschiedlicher Massendurchflussregler eine ausreichende Genauigkeit für bestimmte Betriebspunkte zu erhalten. Die Steuerung und auch die Datenerfassung wurden in Labview realisiert. Die Befeuchtung der Gase spielt bei diesem Teststandkonzept eine zentrale Rolle. Für die Befeuchtung der Anoden- und Kathodengase ist jeweils ein Befeuchtertopf verbaut worden. Daher sind die folgenden Erläuterungen für die Anoden- und für die Kathodengasbefeuchtung gültig. Durchströmt die Luft den in Abbildung 21 gezeigten Befeuchtertopf, nimmt diese im idealen Fall den Taupunkt der Wassertemperatur an. Um dies sicherzustellen, muss darauf geachtet werden, dass es an keiner Stelle zur Kondensation kommt. Hiefür wurde unter anderem eine Deckelheizung auf den Befeuchtertopf angebracht. Eine Deckelheizungstemperatur von 10 K über dem gewünschten Taupunkt hat sich bewährt, um an dieser Stelle Kondensationserscheinungen auszuschließen. Weiter muss die Aufenthaltszeit der Luft im Befeuchtertopf entsprechend lang sein, damit es zu einer vollständigen Wassersättigung kommen kann. Dementsprechend müssen Gasstromgeschwindigkeit und die Abmessungen des Befeuchters abgestimmt sein. Innerhalb des Befeuchtertopfes werden zwei Temperaturen mittels eines Tpy-K-Thermoelements überprüft. Eines befindet sich im Wasser, das andere kurz vor dem Gasausgang. Im idealen Fall sind beide Temperaturen identisch. Es muss gewährleistet werden, dass die Gastemperatur vor dem Austritt des Befeuchters über der gewünschten Taupunkttemperatur liegt (Kondensationsvermeidung). Die thermische Masse des Wassers im verwendeten Befeuchtertopf ist groß genug gewählt, um die Regeleingriffe am Befeuchtertopf-Heizelement zu glätten. So kann von einem konstanten Befeuchter-Gasaustritts-Taupunkt ausgegangen werden. 35 Gas aus Heizung Taupunkt Gas Wasser Heizung Gas ein Abbildung 21: Schematische Darstellung des Befeuchtertopfes 4.2 Befeuchtungskonzept Wird das befeuchtete Gas direkt zur Brennstoffzelle geleitet, muss bei einer Änderung des gewünschten Taupunktes der gesamte Befeuchtertopf auf die entsprechende Temperatur gekühlt, beziehungsweise erwärmt werden. Durch eine geschickte Verrohrung kann eine schnelle Änderung der Taupunkte bewerkstelligt werden. Wird ein trockener Gasstrom mit dem vollständig befeuchteten vermischt, stellt sich ein neuer (geringerer) Taupunkt ein. Hierbei muss beachtet werden, dass es auf der Strecke zwischen Befeuchter und Brennstoffzelle an keinem Punkt zur Kondensation kommt. Aus diesem Grund wird der trockene Gastrom vorgeheizt. Die Rohre / Schläuche, die zur Brennstoffzelle führen, werden isoliert und ebenfalls beheizt (s. Abb. 22). Innerhalb eines solchen Aufbaus müssen jedoch weitere Punkte neben der Kondensationsvermeidung berücksichtigt werden. Wird der Gasstrom zur Brennstoffzelle hin erhöht, führt dies zu einem größeren Druckabfall in der Brennstoffzelle und dadurch zu einem höheren Druck im Befeuchtertopf. Der Wassergehalt, welcher durch das Gas aufgenommen werden kann, ist eine Funktion von Temperatur und Druck. So bewirkt dieser Druckanstieg eine Erniedrigung des Taupunktes. Weiter muss berücksichtigt werden, dass der Massenstrom des Gases durch die Befeuchtung zunimmt. Dies hat ebenfalls eine Erhöhung der Gasgeschwindigkeit und somit eine Erhöhung des Druckes im Befeuchtertopf zur Folge. Die vorgestellte Verrohrung erlaubt es in diesem Fall nicht, den Taupunkt einfach zu setzen. Wird ein trockenes Gas mit einem feuchten gemischt, muss der Taupunkt entsprechend berechnet werden. Für die Berechnung der Feuchte des gemischten Gasstromes kann sowohl für die Anode als auch für die Kathode die ideale Gasgleichung herangezogen werden. Dies ist möglich, da die Gase geringe Drücke und hohe“ Tem” peraturen aufweisen. 36 T T T P BZ Durchflussregler trockene Seite P T Durchflussregler feuchte Seite T Abbildung 22: Schematische Darstellung des Befeuchterkonzeptes 4.3 Ermittlung des Taupunktes Für die Berechnung des sich ergebenden Taupunktes müssen verschiedene Temperaturen und Drücke am Teststand bekannt sein. Der Druck kurz nach dem Befeuchtertopf wird ermittelt. Da sowohl das Kathoden- als auch das Anodenabgas gegen Atmosphärendruck entlassen werden, sind diese Drücke bekannt. Folglich ist der Druckabfall über die Zelle ebenfalls bekannt. Eine wichtige Größe stellt die Zelltemperatur dar. Diese wird mit Hilfe eines Thermostaten auf einer konstanten Temperatur gehalten und zusätzlich am Kühlmittelaustritt erfasst. Um den Taupunkt einer Gasmischung (trocken, feucht) zu ermitteln, müssen die Gasmassenströme eingestellt werden können. Zur Einstellung der Gasflüsse sind Massenstromdurchflussregler (MFC) im System integriert. Die MFC sind auf bestimmte trockene Gase kalibriert. Mit Hilfe der spezifischen Wärmekapazität der Gase wird die den MFC durchströmende Menge bestimmt. Die von den MFCs angegebenen Werte beziehen sich daher auf einen Referenzpunkt (1 bar, 25°C). Um den Massenstrom kurz vor der Zelle zu bestimmen, wird folgende Massenbilanz aufgestellt: ṁZell = (ṁM F C,zuBef + ṁbef euchter ) + ṁM F C,trocken wobei: ṁZell ṁM F C,zuBef ṁbef euchter ṁM F C,trocken = = = = (30) Massenfluss vor der Zelle Am MFC eingestellter Massenfluss zum Befeuchter Zusätzlicher Wassermassenstrom aus dem Befeuchter Am MFC eingestellter trockener Massenfluss (zur Zelle) Um den zusätzlichen Massenstrom ṁbef euchter , welcher auf Grund der Befeuchtung hinzukommt, zu bestimmen, muss der Sattdampfdruck ermittelt werden. Einen Zu- 37 sammenhang zwischen Taupunkttemperatur Ttau [°C] und Sattdampfdruck psat stellt die Antoine-Gleichung dar: log(psat ) = A − wobei: A B C = = = B Ttau + C (31) 4.65430 1435.264 -64.848 Die Parameter A, B und C gelten für Wasser im Bereich von 0-100 °C [31]. Nun kann angenommen werden, dass der Wasserdampfpartialdruck dem errechneten Dampfdruck entspricht (100 % Sättigung). Mit dieser Information und dem Wissen, dass die Summen der Partialdrücke gleich dem Gesamtdruck entsprechen, kann der Molenbruch für Wasser wie folgt bestimmt werden: pi = yi · pges (32) Somit ist auch der Massenstromanteil des dazugewonnenen Befeuchterwassers bekannt. Für den sich in der Brennstoffzelle ergebenden Taupunkt kann ebenfalls mit der Antonie-Gleichung ein theoretischer Sattdampfdruck für die Zelltemperatur ermittelt werden. Mit der Definition der relativen Feuchte pi /psat und dem bereits errechneten Partialdruck lässt sich die relative Feuchte des Gases unter Zellbedingungen erfassen [32]. Soll weiter das Produktwasser mit in die Berechnung der Feuchte einbezogen werden, wird dies mit Hilfe des bereits vorgestellten faradayschen Gesetzes bewerkstelligt. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Abtransport von flüssigem Wasser, Rückdiffusion, E-drag und die Wasserpermeation unbekannt sind. Damit ist der Taupunkt des Gases am Eintritt der Zelle die richtige Wahl, den Teststand bezüglich seiner Befeuchtereigenschaften zu prüfen. 4.4 Validierung des Taupunkts Für die Validierung des Taupunkts wurde anstatt der Zelle ein Taupunktspiegel eingesetzt. Bei dieser Methode wird der feuchte Gasstrom über einen Spiegel geleitet, welcher sich mit Hilfe eines Peltierelements heizen oder kühlen lässt. Ein Lichtstrahl wird auf den Spiegel gerichtet, wobei die Reflektion dieses Strahls detektiert wird. Die Temperatur des Spiegels wird durch das Peltierelement reduziert, bis die Taupunkttemperatur des Gases erreicht ist; dies führt zum Beschlagen des Spiegels. Somit kann auch der Lichtstrahl nicht mehr reflektiert werden und der Gastaupunkt ist ermittelt. Für die durchgeführten Messungen wurde anstatt der Zelle ein Taupunktspiegel in das Teststandsystem eingebaut. Bei unterschiedlichen Gasströmen wurden die Gegendrücke, Mischungsverhältnisse und Befeuchtertopftemperaturen verändert. 38 Die Änderungen der Gegendrücke beziehungsweise Befeuchtertopfdrücke sind in Abbildung 23 dargestellt. Wird das Gas im Befeuchtertopf bei einer bestimmten Wassertemperatur und bestimmtem Druck befeuchtet und anschließend expandiert, ergibt sich eine Taupunkttemperatur, die unter der Wassertemperatur liegt. Grund hierfür ist die Tatsache, dass das Gas mit steigendem Druck weniger Wasser aufnehmen kann. In der Abbildung 24 sind die sich ergebenden Taupunkte bei unterschiedlichen Befeuchtertopftemperaturen aufgezeigt. Da hier ein Mischungsverhältnis von 60 % feuchter und 40 % trockener Luft eingestellt wurde, liegt der sich ergebende Taupunkt ebenfalls unter der Befeuchtertopftemperatur. 50 1 bar 1.3 bar 1.8 bar 45 Berechnete Werte 40 Taupunkt [°C] 35 35 30 30.3 25 24.7 20 15 10 5 0 0 50 100 150 Zeit [s] 200 250 300 Abbildung 23: Taupunktmessungen bei unterschiedlichen Befeuchterdrücken: Gasmischungsverhältnis 100 % feucht; bei einem Gesamtfluss von 4.200 l/min (= 500 mA/cm2 bei 20 % Sauerstoffumsatz); bei 35°C Topftemperatur Die Taupunkte weichen ca. 1-2,5 K von den berechneten Werten ab. Das Befeuchterkonzept kann somit die gewünschten Einstellungen in einem akzeptablen Genauigkeitsbereich bereitstellen. Die Berechnung der Gastaupunkttemperatur mittels der messtechnisch erfassten Werte findet ebenfalls in einem verlässlichen Bereich statt. 39 70 60 61.5 Taupunkt [°C] 50 40 41 70°C 50°C 35°C 30 Berechnete Werte 26.5 20 10 0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 Zeit [s] Abbildung 24: Taupunktmessungen bei unterschiedlichen Befeuchtertemperaturen: Gasmischungsverhältnis 60 % feucht zu 40 % trocken; bei einem Gesamtfluss von 4.200 l/min (= 500 mA/cm2 bei 20 % Sauerstoffumsatz); bei 1 bar Ausgangsdruck 40 5 Messrandbedingungen Auf Basis von vorab durchgeführten Messungen wurden verschiedene BrennstoffzellenBetriebsparameter als besonders geeignet identifiziert. An dieser Stelle werden die Randbedingungen für alle folgenden Messungen gesetzt. Eine Abweichung dieser Bedingungen wird jeweils explizit erwähnt. 5.0.1 Teststandseinstellungen Der im Kapitel 4 validierte Teststand wird für das Betreiben der Brennstoffzelle verwendet. Die hier vorgestellte Definition der Randbedingungen wird für alle folgenden Messungen verwendet. Die angegebenen Werte sind als konstant zu betrachten und ändern sich während der Messdurchführung nicht. Alle Messungen werden mit einer Zelltemperatur von 55°C durchgeführt. Der Umsatz auf der Anode beträgt 60 % , der Kathodenumsatz 20 %. Bei allen Messungen wird auf eine Befeuchtung der Anodengase verzichtet. Die Kathodenbefeuchtung wird mit den Teststandseinstellungen 100 Kbef und 30 Kbef vorgenommen. Diese Angaben (Kbef) beziehen sich nicht auf die sich ergebende relative Feuchte, sondern auf das Gasmischungsverhältnis zwischen trockenem (0 Kbef) und befeuchtetem (100 Kbef) Gasstrom. Die Taupunktstemperatur im Befeuchtertopf wird konstant auf 35°C gehalten. Die realtiven Feuchten am Zellein- und -ausgang sind in Tabelle 5 aufgelistet. Zwischen den beiden Zuständen (100 Kbef, 30 Kbef) ändert sich der Volumenstrom um ca. 4 % am Zelleintritt. Da mit konstanten Umsätzen gearbeitet wird, gelten die berechneten Werte folglich für alle Stromstärken. Teststandseinstellung 30 Kbef 100 Kbef relative Feuchte Zelleingang 12 % 35 % relative Feuchte Zellausgang 62 % 83 % Tabelle 5: Relative Feuchten des Kathodengasstroms bei 1 bar und 55°C Zelleintrittstemperatur) Für die Aufnahmen der Impedanzspektren wird ein Messinstrument der Firma Zahner (IM6) mit einer elektronischen Last (EL-300) verwendet. Es werden Spektren in einem Frequenzbereich von 100 mHz bis 10 kHz aufgezeichnet. Pro Frequenzdekade werden 10 Frequenzen abgetastet. Jede Frequenz wird 5 mal 41 gemessen. Eine Stromamplitude von ai = 1A wird verwendet. Die EL-300 erlaubt auf Grund ihrer Kalibrierung bei 10 kHz lediglich einen Offsetstrom von 25 A, bei 3 kHz sind 100 A möglich. Abbildung 25: Zelle 577 (interne Bezeichnung, links); Position der Endplatte, bezüglich der aktiven Fläche (rechts) H2 ein H2 ein Luft aus Luft aus Kühlwasser aus Kühlwasser aus Kühlwasser ein Luft ein H2 aus KathodenAnodenGasverteiler Gasverteiler KühlwasserMEA Strömungskanal Kühlwasser ein Luft ein H2 aus Abbildung 26: Aufbau und Anschlüsse der Zelle 577 42 5.0.2 Beschreibung der untersuchten Brennstoffzelle Die untersuchte Brennstoffzelle basiert auf einem am ZSW entwickelten 100 cm2 Design und trägt die interne Bezeichnung 577 (s. Abb. 25). Endplatten: Die Endplatten bestehen aus einer eloxierten Aluminiumlegierung. Anoden- und Kathodenendplatte sind gleich designt und weisen eine leichte Ballierung der zu den Gaskanälen zugewandten Seite auf. Verschraubt werden die Platten mit M8 Muttern, auf welche 15 Nm Drehmoment angewandt werden. Das Endplattenabbild auf der aktiven Fläche ist in Abbildung 25 (rechts) zu sehen. Durch die Kreuzverstrebung der Endplatten, die Ballierung und dem Anzugsmoment wird eine homogene Flächenpressung gewährleistet. Auf die Endplatte folgt ein vergoldeter Stromabnehmer, welcher mit zwei Fahnen die Strom- und Spannungsabnahme ermöglicht. Abbildung 27: Gaskanal-Geometrie (links Anodengeometrie, rechts Anoden- und Kathodengeometrie übereinandergelegt) Gasversorgung: In der Abbildung 26 sind die Anschlüsse der Gasversorgung und Kühlung zu erkennen, die sich auf der Kathodenseite befinden. Wie zu sehen, werden die Luft und auch das Kühlwasser von unten links nach oben rechts transportiert. Der Wasserstoff strömt von oben links nach unten rechts. Bei diesem Zellaufbau wird nur die Kathodenseite temperiert (s. Abb. 26 links). Gasverteilerkanäle: Die Abbildung 27 zeigt die aus Graphit bestehende Gaskanalgeometrie. Es handelt sich hierbei um ein so genanntes Drei-Kanal-Mäander-Design. Die Abmessungen eines Kanals ist 1mm x 1mm. Ein Einkanal weist vom Eingang zum Ausgang eine Länge 43 Abbildung 28: Temperaturverteilung der Endplatten von ca. 1.8 m auf. Die Stege, welche eine Umlenkung der drei Gaskanäle bewirken, laufen trapezförmig zusammen. Somit verlaufen die Dreier-Kanalstrukturen nicht parallel bezüglich einer Umlenkung (Flussrichtungsumkehr). Anoden- und KathodenGasverteiler sind identisch. Werden diese übereinandergelegt, kommt es auf Grund der Nicht- Parallelität der Mäanderstruktur nur in der Mitte zu einer Deckung der Anoden- mit den Kathodenkanälen (s. Abb. 27 rechts). Der Großteil der Flüsse ist somit im Gegenstrom zueinander ausgerichtet. An den Umlenkungen kommt es zu kleinen Kreuzstromanteilen. Thermographie: Die Endplatten und Stromabnehmer weisen auf Grund eines Spezialdesigns Löcher auf. Um nun den thermischen Einfluss der Löcher und der einseitigen Kühlung abzuschätzen, wurden Thermographien unter Stromfluss von 500 mA/cm2 aufgenommen. Der Thermostat wurde auf 55°C eingestellt. In Abbildung 28 (links) ist die Anodenseite zu sehen. Es können fünf (A-E) Temperaturbereiche ausgemacht werden. Der Bereich C (Fläche auf dem Kreuz ca. 54°C) weist eine um 0.1-0.3 K niedrigere Temperatur auf als der Bereich E ( Kleeblattflä” che“). Im Bereich B (Seitenfläche des Kreuzes) hingegen ist die höchste Temperatur zu messen, welche um ca. 0.2-0.5 K über der Flächentemperatur C liegt. Der Bereich A ist auf eine einfach Reflexion des Bereichs B zurückzuführen und spiegelt somit nicht die reale Oberflächentemperatur wider. Die Endplatten haben eine recht gute Wärmeleitfähigkeit (ca. 150 W/mK). Auf Grund dieser Tatsache und der geringen Temperaturunterschiede der Bereiche (B, C, E) kann von einer minimalen Temperaturinhomogenität von >0.1 K ausgegangen werden. Der Bereich D entspricht der thermischen Strahlung, emittiert von Graphit. Wegen der unterschiedlichen Emissionsfaktoren (Graphit ca. 1, eloxiertes Alu ca. 0.6) ist dieser Messpunkt nicht direkt mit den anderen vergleichbar. Eine Messung mit einem Temperaturfühler ergab hier eine Abweichung zur Flächentemperatur E von 1.5-2 K. Die Abbildung 28 rechts zeigt die untemperierte Anodenseite oben und die temperierte Kathodenseite unten (quadratische Aufkleber zu erkennen). Da sich die frei- 44 gesetzte Reaktionswärme bei den gewählten Betriebsbedingungen in Grenzen hält und die gewählten Materialien relativ gut in der Lage sind, diese Wärme abzuleiten, kommt es auch bei untemperierter Anode lediglich zu Abweichungen von 0.1-0.2 K. Gasdiffusionsmedium und Membran: Als Gasdiffusionsmedium wird die von SGL entwickelte GDL verwendet, welche die Bezeichnung 10BB trägt. Diese GDL besitzt eine mikroporöse Schicht, ist 420 µm dick und wird mit den Abmessungen 103 x 103 mm2 verbaut. Dieser GDL-Typ ist mit 5 gew.% tefloniert. In der Abbildung 29 links (20 fache Vergrößerung) und rechts (200 fache Vergrößerung) ist die Substratseite dargestellt. Wie in der 200 fachen Vergrößerung zu erkennen, sind manche Faserzwischenräume mit PTFE und Binder komplett ausgefüllt, was den optimalen Medientransport behindern kann. In der Mitte der Abbildung 29 ist eine Kantenansicht der verwendeten GDL zu sehen. Deutlich sichtbar ist die hohe Dichte des MPLs. Die Porenradien des MPLs bewegen sich im nm-Bereich, die des Substrates im µm-Bereich. Werden die Herstellerdaten 10BB mit denen der 10BA (gleiches Substrat ohne MPL) verglichen, ist ersichtlich, dass die Gaspermeation durch den MPL um den Faktor 30 reduziert wird. Die 10BB weist hierbei eine Gesamtporosität von 30 % auf. Abbildung 29: Lichtmikroskopische Aufnahme der GDL 10BB Als Membran-Elektrodeneinheit (MEA) wird ein Produkt der Firma Gore gewählt. Die MEA ist rund 18 µm dick und wird mit einer aktiven Fläche von 100 x 100 mm2 verbaut. Die Anodenseite weist hierbei eine Pt-Ru-Legierung von 0.45 mg/cm2 auf. Kathodenseitig ist diese MEA mit 0.4 mg/cm2 Pt versetzt. Für alle durchgeführten Messungen wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit die zuvor beschriebene Brennstoffzelle verwendet. Der zeitliche Ablauf der Messungen entspricht hierbei nicht der Gliederungsreihenfolge, da für einige Messungen invasive Eingriffe erfolgen mussten. So fanden die EIS-Messungen (Kapitel 6) und die Neutronenradiogramme (Kapitel 9) an einer neu aufgebauten Zelle (ca. 80 Stunden ein- 45 gefahren bei 350 mA/cm2 ) statt. Für die Stromdichtemessungen (Kapitel 8) musste die Zelle aufgeschraubt werden und für die Halbzellenmessungen (Kapitel 7.1) wurde ein Teil der aktiven Fläche entfernt, daher wurden diese Messungen abschließend durchgeführt. 46 6 Elektrochemische Impedanzspektroskopie Die elektrochemische Impedanzspektroskopie ist ein seit langem bekanntes Verfahren zur Bestimmung des Zustandes eines elektrochemischen Elements. Auch in der Brennstoffzellenforschung wird dieses Verfahren eingesetzt. Neben den ex-situ messbaren Größen, wie Temperatur, Druck und Massenstrom, kann mit dieser In-situ-Methode der Zustand im Inneren der Zelle erfasst werden [33] [34]. Beispielsweise können die Membranfeuchte oder transportlimitierende Zustände ermittelt werden. Als eine der wenigen In-situ-Messmethoden im Bereich der Brennstoffzellenforschung ist sie besonders interessant in Hinblick auf ein optimales Betreiben einer Brennstoffzelle [35] [36] [37]. Wenn die Impedanzspektren richtig interpretiert werden, lassen sich ungewünschte Zellzustände vermeiden. Dies hätte große Vorteile bezüglich der Effizienz und Lebenserwartung einer Brennstoffzellenapplikation. In diesem Kapitel werden die Messmethode und die Voraussetzungen für die Anwendung dieser Messmethode vorgestellt. Für die Interpretation der Spektren stehen verschiedene physikalische Bauelemente“ zu Verfügung, welche einführend erläutert ” werden. Mittels dieser Bauelemente können Modelle geschaffen werden, welche das dynamische Verhalten der Brennstoffzelle abbilden. 6.1 Grundlagen der elektrochemischen Impedanzspektroskopie Das Verfahren der elektrochemischen Impedanzspektroskopie ist in der Literatur ausführlich beschrieben. In dem folgenden Kapitel werden daher nur die notwendigen Grundlagen vorgestellt, welche für das Verstehen der Messungen und für die Interpretation der Ergebnisse notwendig sind. In den vorangegangenen Kapiteln wurde bereits auf den Zusammenhang zwischen Strom und Spannung einer Brennstoffzelle eingegangen. Bei der elektrochemischen Impedanzspektroskopie werden Stromsignale einer bestimmten Frequenz mit Hilfe eines Signalgenerators auf das System geprägt. Die Spannungsantwort der Brennstoffzelle wird dabei mit Impedanzbetrag und Phasenversatz bezüglich des Stromsignals aufgezeichnet. Aus diesen Informationen lassen sich die Real- und Imaginärteile der Spannungsantwort ermitteln. Wird dies für mehrere Frequenzen durchgeführt, resultiert hieraus ein Impedanzspektrum, welches Rückschlüsse auf das Übertragungsverhalten des Systems Brennstoffzelle zulässt. Grundsätzlich kann auch die Spannung der Zelle als Anregungssignal herangezogen werden, auf diese Vorgehensweise wird jedoch nicht eingegangen. Im Weiteren wird somit der Brennstoffzellenstrom I(t) als Anregungsfunktion der Spannung U(t) betrachtet. Im Normalfall handelt es sich bei der Anregungsfunktion um eine harmonische Schwingung. Somit kann der Ablauf einer Impedanzspektroskopie in drei wesentliche Schritte unterteilt werden: 1. Anregen des Systems mittels einer harmonischen Schwingung einer bestimmten Frequenz an einem festgelegten Systemarbeitspunkt. 47 2. Messung des Impedanzbetrags, der Phase und des Antwortsignals (Spannungsantwort). 3. Analyse der Frequenzantwort bezüglich der Impedanzbestimmung. 6.1.1 Systemanregung und -antwort Wie erwähnt, handelt es sich bei der Anregungsfunktion um eine harmonische Schwingung, welche einem konstanten Stromarbeitspunkt IAP aufgeprägt wird: I(t) = IAP + ai sin(ωt + ϕi ) (33) Die Amplitude ai ist dabei konstant zu halten. Die Wahl des Arbeitspunktes und der Amplitude sollte die Kramers-Kronig-Bedingung (vergleiche Kapitel 6.2 Voraussetzungen) erfüllen, damit die Systemantwort U(t) = UAP + au sin(ωt + ϕu ) (34) ebenfalls ein harmonisches Verhalten aufweist. Es wird davon ausgegangen, dass das System mit der gleichen Frequenz ω antwortet, jedoch in der Phase um ϕ = ϕu − ϕi verschoben. Die Amplitude des Anregungssignals ist dabei so zu wählen, dass au ausreichend über dem Messrauschen liegt. 6.1.2 Impedanzspektrum Die Darstellung der Impedanzen findet im komplexen Raum statt. Eine komplexe Größe Z = a + jb, wobei a den Realteil und jb den Imaginärteil darstellten, kann mittels der Euler-Darstellung unter Voraussetzung einer harmonischen Schwingung mit konstanter Frequenz wie folgt formuliert werden: Z = |Z|ejϕ = |Z|( cos ϕ + | {z } Realteil j sin ϕ ) | {z } (35) Imanginärteil Hierbei entspricht ϕ dem Phasenversatz zwischen Strom und Spannung. Der Betrag der Impedanz |Z| = aaui ist auch unter der Bezeichnung Dämpfungsfaktor bekannt. Um aus dem Anregungssignal und der Systemantwort eine komplexe Größe zu ermitteln, werden lediglich die modulierenden Stromanteile iEIS = ai sin(ωt + ϕi ) und die dazugehörigen Spannungsanteile uEIS = au sin(ωt + ϕu ) betrachtet. Für die Ermittlung des komplexen Innenwiderstandes Z der Brennstoffzelle wird uEIS durch iEIS geteilt: Z= 48 uEIS au = ej(ϕu −ϕi ) = |Z|ejϕ iEIS ai (36) Die Phasenverschiebung ϕ(ω) = ϕu − ϕi und der Dämpfungsfaktor |Z(ω)| sind meist von der Frequenz ω abhängig. Wird der Impedanzwiderstand für mehrere ausgewählte Frequenzen ermittelt, resultiert daraus ein Impedanzspektrum Z(jω) = |Z(ω)|ejϕ(ω) . (37) Da alle Frequenzmessungen an einem Arbeitspunkt durchgeführt werden und der konstante Anteil nicht explizit bei der Berechnung des komplexen Widerstands berücksichtigt wird, hat das Impedanzspektrum folglich nur eine Aussagekraft bezüglich des gewählten Arbeitspunktes IAP . 6.1.3 Analyse der Frequenzantwort Für die Durchführung dieser Analyse wird ein so genannter Frequenzanalysator verwendet. Mit diesem werden der Betrag und der Phasenversatz zum aufgeprägten Strom der Spannungsantwort über mehrere Perioden gemessen. Um den Realteil der Impedanz zu erhalten, wird für jede Frequenz das Antwortsignal mit sin(ωt) multipliziert und über die Messzeit t einer Periode Tint integriert. Mit Hilfe trigonometrischer Äquivalenzbeziehungen kann der zu integrierende Teil so umgeformt werden, dass bei einer Integration über eine oder mehrere vollständige Perioden lediglich der Term au /2 cos(ϕ) auszuwerten ist. Mit au = |Z|ai kann der Realteil der Impedanz ermittelt werden [6]: au Tint Z 0 Tint sin(ωt + ϕ) sin(ωt)dt | {z } Antwortsignal (38) Z Tint 1 au cos ϕ − cos(2ωt + ϕ)dt (39) = 2 Tint 0 ai ai = |Z(ω)| cos ϕ(ω) = Re{Z(ω)} (40) 2 2 Für die Bestimmung des Imaginärteils wird das Antwortsignal mit cos(ωt) multipliziert und anschließend nach gleichem Vorgehen wie bei der Bestimmung des Realteils gearbeitet: Z Tint au sin(ωt + ϕ) cos(ωt)dt (41) | {z } Tint 0 Antwortsignal Z Tint au 1 = sin ϕ − sin(2ωt + ϕ)dt (42) 2 Tint 0 ai ai = |Z(ω)| sin ϕ(ω) = Im{Z(ω)} (43) 2 2 49 Somit kann das Impedanzspektrum mit den gemessenen und gemittelten Werten (Phase ϕ und Betrag |Z(ω)|) und mit Hilfe von Gleichung 36 wie folgt bestimmt werden: Z(jω) = Re{Z(ω)} + jIm{Z(ω)} = au (ω) au (ω) cos(ϕ(ω)) + j sin(ϕ(ω)) (44) ai ai Die Anschaffung eines auf diesem Prinzip basierenden Frequenzanalysators ist relativ teuer. Ein großer Vorteil ist jedoch die hohe Genauigkeit und die Einsetzbarkeit über einen weiten Frequenzbereich [38]. Ein günstigeres“ Verfahren ist die so ge” nannte Stromunterbrechungsmethode. Hier wird der Strom zwischen zwei definierten Arbeitspunkten geändert, wobei der transiente Verlauf der Spannung aufgezeichnet wird. Diese Daten können in den Frequenzbereich transformiert und mit den bekannten Frequenzbereichsverfahren analysiert werden. Ein weiteres Verfahren wäre die elektrochemische Parameteridentifikation. Diese Methode arbeitet rein im Zeitbereich, das heißt, sowohl die Messungen als auch Interpretation finden im Zeitbereich statt [30] [39] [40]. Hierfür werden spezielle Anregungssignale verwendet, die im relevanten Frequenzbereich (Vergleich zum Frequenzanalysator) eine ausreichende Sensitivität gewährleisten. Die für die Interpretation notwendigen Modelle sind ebenfalls im Zeitbereich aufgestellt oder in diesen transformiert. Für die Modellentwicklung und zur Durchführung gezielter Untersuchungen sollte jedoch immer der Frequenzanalysator als Referenz herangezogen werden, da diese Methode die höchste Genauigkeit aufweist. 6.2 Anforderungen an das System Nachdem die Messdurchführung behandelt wurde, werden die notwendigen Voraussetzungen für das zu untersuchende System erläutert. Für die Ermittlung der Impedanz eines Systems muss dieses die Eigenschaften der Kausalität, Linearität, der Stabilität und der Endlichkeit aufweisen. Diese Bedingungen sind auch als KramerKronig-Bedingung bekannt: Kausalität: Als Kausalität wird der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung bezeichnet. Bezogen auf ein System verlangt hier die Kausalität, dass die Systemantwort nur von den aktuellen Eingangswerten abhängig sein darf. Linearität: Für ein lineares System müssen Ein- und Ausgangssignale proportional zueinander sein, ebenfalls muss das Superpositionsprinzip gelten. Dies verlangt, dass die Ein- und Ausganggrößen und auch die Zustandsgrößen eines beliebigen Systems linear auftreten. 50 Stabilität: Allgemein besagt die Stabilität der Ruhelage eines dynamischen Systems, dass ausgehend von einer Ruhelage eine beschränkte Ursache auch nur eine beschränkte Wirkung hat. Für lineare Systeme gilt die Voraussetzung der so genannten asymptotischen Stabilität. Asymptotisch stabil ist ein System, wenn es Ljapunow-stabil ist (kleine Störungen bleiben klein) und attraktiv (das System kehrt wieder in die Ruhelage zurück). Endlichkeit: Ein System wird als endlich bezeichnet, wenn es für ω → 0 und ω → ∞ gegen begrenzte reale Werte konvergiert. Lineare, kausale und stabile Systeme sind stets endlich. Im Hinblick auf eine impedanzspektroskopische Untersuchung einer Brennstoffzelle muss zur Erfüllung des Kausalitätskriteriums zunächst gewährleistet werden, dass die Randbedingungen des Systems (Teststand) konstant gehalten werden können, so dass die Systemantwort auf das reine Anregungssignal (Strom) hin aufgezeichnet wird, das heißt, eine Spannungsänderung darf ausschließlich auf Grund einer Stromänderung auftreten. Zu Erfüllung des Stabilitätskriteriums muss die Brennstoffzelle so lange an einem Arbeitspunkt betrieben werden, dass von einem dynamischen Zellgleichgewicht ausgegangen werden kann. Dies beinhaltet neben konstanten Randbedingungen (Zelltemperatur, definierte Gase, konstante Durchflüsse usw.) auch das elektrochemische Gleichgewicht der Zelle. Das elektrochemische Gleichgewicht ist unter anderem vom Wasserhaushalt der Zelle abhängig, welches sich nur sehr langsam einstellt (vergleiche Kapitel 9). Die Bedingung der Endlichkeit ist in den physikalischen Eigenschaften der Brennstoffzelle begründet. Für ω → 0 und ω → ∞ kann sie an beliebigen Arbeitspunkten nur gegen U = 0 oder U = U0 konvergieren. Die Voraussetzungen der Kausalität, Endlichkeit und auch der Stabilität können während einer impedanzspektroskopischen Untersuchung gewährleistet werden. Die Bedingung der Linearität hingegen kann vom System Brennstoffzelle nicht uneingeschränkt erfüllt werden. Bei der Brennstoffzelle handelt es sich um ein recht unlineares System. Aus diesem Grund müssen der Arbeitspunkt und das Anregungssignal so gewählt werden, dass die Annahme eines linearen Systems nicht zu weit von der Realität abweicht. In Abbildung 30 ist ein Fall dargestellt, bei welchem Arbeitspunkt und Anregungssignal so gewählt sind, dass von einem linearen Systemverhalten ausgegangen werden kann. Minimal- und Maximalwert des Anregungssignals ∆I treffen auf einen linearen Bereich der Strom-Spannungskennlinie. In Abbildung 31 ist ein ungünstiger Fall dargestellt, hier ist der zu untersuchende Arbeitspunkt in einem nicht linearen Bereich 51 [V] [V] AP AP DU D Ulin D Ureal [Am-2] U = f(I) DI u=ri DI [Am-2] U = f(I) Abbildung 30: Günstiger Arbeitspunkt Abbildung 31: Ungünstiger für EIS für EIS u=ri Arbeitspunkt der UI-Charakteristik. Auch bei einer Reduzierung des Anregungssignals ∆I kommt es an diesem Arbeitspunkt mit relativ großen Abweichungen nicht zur geforderten Linearität. Die reale Spannungsantwort ∆Ureal weicht von der erwarteten Antwort ∆Ulin eines linearen Systems ab. Das Spektrum hat folglich für diesen Arbeitspunkt keine Aussagekraft. 6.3 Elemente der Impedanzmodellierung Für die Modellierung der Impedanz werden aus verschiedenen Bauelementen elektrotechnische Ersatzschaltbilder (ESB) entwickelt. Bei den hierbei verwendeten Elementen wird zwischen konzentrierten (Widerstand, Kapazität, Induktivität) und verteilten Elementen, welche geometrieabhängig sind (Konstant-Phasen-Elemente, NernstImpedanz usw.), unterschieden. Die genannten Bauelemente werden an dieser Stelle kurz eingeführt. Ohmscher Widerstand: R Der Ohmsche Widerstand ist ein von der Frequenz unabhängiges Element R = |Z| und zeichnet sich durch seine Proportionalität bezüglich Strom und Spannung aus. Dieses Element bewirkt keine Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung, so entspricht der komplexe Widerstand dem Widerstand selbst: ZR = |Z(ω)|ejϕ(ω) = R 52 (45) Der Widerstand R kann als normaler Leitungswiderstand oder als Faradayscher Widerstand interpretiert werden1 : d Aσ |{z} R= = Leitungswiderstand RT |z|F i | {z 0} (46) F araday−W iderstand Hierbei entspricht i0 der Austauschstromdichte im Gleichgewicht (vergleiche ButlerVolmer-Gleichung, Durchtrittswiderstand). L Induktivität: Die Impedanz der Induktivität einer idealen Spule ist frequenzabhängig und bewirkt eine konstante Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung von + π2 . Da die Frequenz im Zähler steht, ergibt sich für ω → ∞ ein unendlich hoher Widerstand und für ω → 0 das Verhalten eines idealen Leiters: π ZL = jωL = ωLej 2 (47) Die Induktivität L kann als solche einer idealen Spule oder als Pseudo-Induktivität, z. B. verursacht durch Relaxation, interpretiert werden: L= µµ0 n2w a l } | {z (48) Spuleninduktivität Kapazität: C Der komplexe Widerstand eines idealen Plattenkondensators ist frequenzabhängig und bewirkt eine konstante Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung von − π2 . Da die Frequenz im Nenner steht, ergibt sich für ω → 0 ein unendlich hoher Widerstand und für ω → ∞ das Verhalten eines idealen Leiters: ZC = 1 1 1 1 −j π = −j = e 2 jωC ωC ωC (49) gilt nur bei offener Zellspannung 53 Wobei die Kapazität C einmal als Kapazität eines idealen Plattenkondensator oder als Pseudo-Kapazität, z. B. verursacht durch Adsorption, verwendet werden kann. C= ǫǫ0 A d} | {z (50) P lattenkondensator Konstant-Phasen-Element: CPE C Das Konstant-Phasen-Element (CPE) kann als Verallgemeinerung der Kapazität verstanden werden. In der Literatur gibt es verschiedene Darstellungen des CPEs, wobei die erste: ZCP E,Brug = Q (ωj)1−γ (51) auf Brug zurückgeht. Das CPE wird oftmals herangezogen, um nicht ideale Elektroden abzubilden [41]. Wird für Q = 1/C αCP E mit αCP E = 1 − γ angenommen, kann die Impedanz des CPEs wie folgt formuliert werden [37] [42]: ZCP E = 1 (ωjC)αCP E Nernst-Impedanz: (52) ZN Hierbei handelt es sich um ein verteiltes Element. Die Nernst-Impedanz soll das transiente Verhalten der Nernst-Diffusion beschreiben und kann aus dem fickschen Transportansatz in Kombination mit der Erhaltungsgleichung hergeleitet werden: p tanh(δN jω/D √ ZN (jω) = rN (53) jωD Hierbei entspricht δN der Diffusionsdicke und D dem Diffusionskoeffizienten. Der Parameter rN wird als Warburg- Parameter bezeichnet, Rct ∂f (54) rN = nF A ∂ci wobei Rct dem Ladungsdurchtrittswiderstand entspricht 54 Um die einzelnen Bauelemente vergleichend darstellen zu können, wird jedem der beschriebenen Elemente mit Phasenverschiebung ein realer Widerstand R parallel geschaltet. In Abbildung 32 (links) ist der Vergleich eines RC- mit einem RCpeGlied2 aufgezeigt. Hierbei ist für ω = 2πf = 0 der Schnittpunkt mit der Abszisse bei 1, da hier der Widerstand R mit 1Ω angenommen wurde. Wie zu erkennen, sind die Werte für 100 mHz bei den Bedingungen R=1 und C=1 relativ weit von der Abszisse entfernt. Wird C auf 0.1 reduziert, ist der Übergang zu 0 Hz geschlossener, das heißt, der prinzipielle Kurvenverlauf ist nicht von der Kapazität abhängig, sondern vom Widerstand R. Die Lage einzelner Frequenzpunkte ist jedoch von der gewählten Kapazität abhängig. Das Konstant-Phasen-Element weist das gleiche Verhalten auf. Wird hier der Exponent αCP E von 1 (normaler Kondensator) auf 0.5 reduziert, verringert sich die Ausprägung des kapazitiven Bauches“ in der Nyquist-Darstellung. ” In den weiteren Kapiteln wird eine Änderung dieses RC-Verhaltens als Änderung ” der kapazitiven Ausprägung“ bezeichnetet. 0.2 RC, C=1 RC C=0.1 RCPE, C=1, α = 0.5 0.1 0 RC RLC L=0.05 RLC L=0.1 RLC L=0.2 0 −0.2 −0.4 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω −0.1 −0.2 −0.3 −0.6 −0.8 −1 −0.4 −1.2 −0.5 −1.4 −1.6 −0.6 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 Re Z(jω) / Ω 0.7 0.8 0.9 1 0 0.5 1 Re Z(jω) / Ω 1.5 2 Abbildung 32: Nyquist-Diagramm eines RC, RCPE (links) (RL)C (rechts) Gliedes: Basisbedingungen: für alle gilt R=1, C=1(links) C=0.1(rechts), Auslenkungen im Diagramm deutlich gemacht In der Abbildung 32 rechts ist der Vergleich eines RC- mit einem (RL)C-Glied zu sehen. Hierbei wurden der Widerstand R ebenfalls mit 1 Ω und die Kapazität mit 0.1 F angenommen. Wird der induktive Anteil erhöht, kommt es zu einer Verschiebung des kapazitiven Bogens hin zu größeren negativen Imaginärteilen. Bei einer Wahl der Induktivität von größer als 0.1 kommt es im niederfrequenten Bereich zu einer Verschiebung in den positiven (induktiven) Bereich des Nyquist-Diagrammes. In Abbildung 33 ist das Verhalten der Nernst-Impedanz dargestellt. Die drei Parameter δn , D und rn wurden variiert. Offensichtlich weist dieses Element, ausgehend 2 entspricht einem RC Glied, jedoch mit einem Konstant-Phasen-Element statt eines Kondensators 55 vom hochfrequenten Bereich (links), zunächst einen linearen Verlauf auf, welcher dann in eine Bogenkurve übergeht. Weiterhin bestimmen δn · rn den Schnittpunkt auf der Abszisse, D gibt großteils die Verteilung der Frequenzpunkte innerhalb der Kurve vor (ähnlich der Kapazität des Kondensators). Z δ =1, D=1, r =1 N N ZN δN=0.5, D=1, rN=1 0 ZN δN=1, D=1, rN=0.5 Z δ =0.5, D=1, r =0.5 −0.1 Im Z(jω) / Ω N ZN δN=1, D=0.5, rN=1 0.1 N N N −0.2 −0.3 −0.4 −0.5 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 Re Z(jω) / Ω 0.7 0.8 0.9 1 Abbildung 33: Nyquist-Diagramm der Nernst-Impedanz 6.4 Impedanzmodellierung und Parametrierung Für die Impedanzmodellierung werden in diesem Kapitel nur die zuvor beschriebenen komplexen Widerstände verwendet. Mit Hilfe dieser Widerstände können verschiedene elektrotechnische Ersatzschaltbilder (ESB) geschaffen werden. Hierbei müssen zwei prinzipielle Herangehensweisen unterschieden werden. Ein Ansatz ist, ein ESB zu erstellen, welches sich auf rein physikalischen Überlegungen stützt. Diese Herangehensweise ist geeignet für Untersuchungen an speziell designten Brennstoffzellen / Gaselektroden, welche eine Aussage über das zu untersuchende Phänomen erlauben (z. B. kleine homogene Zelle). Für Untersuchungen an marktnahen Brennstoffzellen gestaltet sich dieser Ansatz als schwierig, da sich hier viele physikalische Phänomene überlagern und die (große) aktive Fläche Inhomogenitäten aufweisen kann. Hier ist der zweite Ansatz zielführender, welcher nicht den Anspruch erhebt, direkt zuordbare physikalische Größen als Ergebnis zu liefern. Physikalische Überlegungen spielen hier dennoch eine Rolle. Die Tendenzen der identifizierten Parameter geben wertvolle Hinweise bei gezielten Veränderungen des Zellzustandes. Daher ist es möglich, relative Zustandsänderungen 56 zu detektieren und diese gegebenenfalls der physikalischen Bedeutung eines Parameters/Bauelementes zuzuordnen. Induktivität Gesamtwiderstand Hochfrequenter Widerstand Kapazitäten Abbildung 34: Impedanzspektrum eines Einzellers Ein Nyquist-Diagramm eines typischen Impedanzspektrums einer einzelligen Brennstoffzelle ist in Abbildung 34 verdeutlicht. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass ein solches Spektrum lediglich eine Aussage bezüglich des gewählten Arbeitspunktes erlaubt, konstante Elemente, wie z. B die Leerlaufspannung, spielen hier keine Rolle. Hier gibt es zwei Schnittpunkte mit der Abszisse (rein ohmsch). Der Schnittpunkt im hochfrequenten Bereich (links) wird meist als Membranwiderstand bezeichnet. Durch die schnellen Änderungen des Stroms (ab ca. 1 kHz) wird die Protonenleitung innerhalb der Membran zum limitierenden Faktor (Kapazitäten werden kurzgeschlossen). Der zweite Schnittpunkt ist bei ω= nahe 0. Dieser reale Widerstand spiegelt die gesamten ohmschen Verluste innerhalb der Brennstoffzelle wider, wie z. B. die Durchtrittsüberspannungen (vergleiche Butler-Volmer-Gleichung). In manchen Fällen wird bei hohen Frequenzen ein induktiver Anteil gemessen, dieser ist auf die Induktivität der Kabel zurückzuführen. Ist deren Anteil nicht zu groß, kann auf die Modellierung dieser Induktivität verzichtet werden. Im kapazitiven Bereich (−Im) können meist zwei dominante Bögen identifiziert werden. Dies wird auf die anodische und kathodische Doppelschichtkapazität zurückgeführt. Oftmals wird der zweite niederfrequente Bogen (rechter Bogen) auch als Diffusionsbogen bezeichnet. 57 Um das gemessene Impedanzspektrum an ein Modell mathematisch anzupassen, gibt es verschiedene Verfahren, welche unter der Abkürzung CNLS-Verfahren bekannt sind (complex nonlinear least-square). Wie dieser Name vermuten lässt, werden hierbei die kleinsten Fehlerquadrate minimiert. Die Fehler der Real- und Imaginärteile werden dabei getrennt betrachtet, quadriert und aufsummiert. Für die Parameteridentifikation wird im Rahmen dieser Arbeit das Programm Matlab verwendet. Mit der Funktion fminsearch“ wird der Simplex-Algorithmus nach ” Nelder und Mead auf eine zuvor definierte Funktion angewendet. Der große Vorteil dieses Suchverfahrens besteht in der Tatsache, dass hier Ableitungen der Funktion nach den Parametern nicht notwendig sind. Somit kann dieses Verfahren relativ einfach auf komplexe nichtlineare Probleme angewandt werden. Die Funktion zur Optimierung beinhaltet die Formulierung des Modells und die Bedingung der kleinsten Fehlerquadrate. Da es sich hierbei um eine statistische Methode handelt, ist die Wahl des Parameterstartvektors Θs wichtig. Eine anwendungsbezogenere Erläuterung der Parametrierung wird im Folgenden anhand des RC-RC-Modells aufgezeigt. Impedanzmodelle: So mannigfaltig wie die Interpretationsmöglichkeiten für Impedanzspektren sind, so vielfältig sind auch die dazu entwickelten ESBs. Aus diesem Grund werden hier zunächst sechs verschiedene Modellansätze, anhand eines ausgewählten Betriebspunktes, vergleichend gegenübergestellt. Hier soll im ersten Schritt nur die Fähigkeit der ESBs veranschaulicht werden, den aufgezeichneten Spektren zu entsprechen. Alle hier vorgestellten Modelle sind ähnlich aufgebaut und weisen einen rein ohmschen Widerstand R und eine RC-RC-Architektur auf. Modell RC-RC: Das RC-RC-Modell ist das weitverbreitetste und einfachste Impedanzmodell. Es besteht aus zwei einfachen, in Reihe geschalteten RC-Gliedern und einem realen Widerstand (s. Abb. 35). Der Frequenzgang des Modells lautet ZRCRC (jω) = R + 1 R1 1 + + jωC1 1 R2 1 . + jωC2 (55) Dieses Modell ist relativ unflexibel, da auf Grund der wenigen Freiheitsgrade die Abszisse immer im 90° Winkel geschnitten wird. Die Form des kapazitiven Bogens kann nicht gestaucht werden. Induktive Anteile sind nicht abbildbar. Die Größen, welche für die Parameteridentifikation herangezogen werden, sind im Vektor Θ zusammengefasst: Θ = [R R1 C1 R2 C2 ]T 58 (56) Um nun die Parameter dieses Modells zu bestimmen, muss zunächst ein passender Startvektor Θs gefunden werden, welcher in der Funktion ZRCRC (jω,Θ) initial verarbeitet wird. Nun findet ein frequenzweiser Abgleich der errechneten Modellwerte für den Real- und den Imaginärteil mit den jeweiligen Messwerten statt. Somit ergibt sich der Fehler des Realteils eR,k = Re{Zmess (jωk )} − Re{ZRCRC (jωk ,Θ)} (57) und der Fehler des Imaginärteils eIk = Im{Zmess (jωk )} − Im{ZRCRC (jωk ,Θ)} . (58) Anschließend werden diese Fehler quadriert aufsummiert: J(Θ) = N X 2 (eR,k (Θ)) + k=1 N X (eI,k (Θ))2 (59) k=1 Der Suchalgorithmus ändert die Werte des Parametervektors so lange, bis die gewünschte Genauigkeit J(Θ) erreicht wurde oder ein anderes Abbruchkriterium erfüllt wird. Modell RCpe-RCpe: Das RCpe-RCpe ist dem RC-RC-Modell sehr ähnlich (s. Abb. 36). Hier wurden lediglich die Kapazitäten durch ein Konstant-Phasen-Element ersetzt. Somit ist eine Änderung der Ausprägung des kapazitiven Bogens möglich. Auch die Beschränkung, die Abszisse in einem 90° Winkel durchschneiden zu müssen, ist aufgehoben. Ein induktiver Anteil kann auch hier nicht abgebildet werden. Das Spektrum dieses Modells lässt sich wie folgt beschreiben: ZRCpeRCpe (jω) = R + 1 R1 1 + + (jωC1 )αCP E,1 1 R2 1 + (jωC2)αCP E,2 (60) Θ = [R R1 C1 R2 C2 αCP E,1 αCP E,2]T R1 (61) R2 R R1 R2 CPE1 CPE2 C C R C1 C2 Abbildung 35: ESB RC-RC Abbildung 36: ESB RCpe-RCpe 59 Modell RC-RC(LR): Bei diesem Modell wurde das RC-RC-Modell um einen zu einem RC-Glied parallelen RL-Anteil erweitert (s. Abb. 37). Dieses Modell ermöglicht einen, zwei oder drei Schnittpunkte mit der Abszisse. Die Möglichkeit der Abbildung von Induktivitäten ist bei diesem Modell gegeben: ZRCRCLR (jω) = R + 1 R1 1 + + jωC1 1 R2 1 + jωC2 + (62) 1 R3 +jωL3 Θ = [R R1 C1 R2 C2 R3 L3 ]T (63) Modell RCpe-RCpe(LR): Hier wurden Kapazitäten des RC-RC(LR)-Modells durch Konstant-Phasen-Elemente ersetzt (s. Abb. 38). Somit weist dieses Modell eine größte Flexibilität auf, ist jedoch auch extrem abhängig von gewählten Startwerten. Um diese Abhängigkeit zu reduzieren, wurden aus dem RC-RC(LR)-Modell die Parameter R2 und R3 als Konstanten herangezogen. Somit ergibt sich die Modellformulierung: ZRCpeRCpeLR (jω) = R + 1 R1 1 + + (jωC1)αCP E,1 1 1 R2 + (jωC2 )αCP E,2 + 1 R3 +jωL3 Θ = [R R1 C1 C2 L3 αCP E,1 αCP E,2]T R1 R C1 (65) R1 R2 R3 L3 C2 Abbildung 37: ESB RC-RC(LR) (64) R R2 R3 L3 Cpe1 Cpe2 C C Abbildung 38: ESB RCpe-RCpe(RL) Modell RC-Zn: Das RC-Zn-Modell besteht aus einem RC-Glied und der Nernst-Impedanz. Wie bereits erwähnt, ist die Nernst-Impedanz ein Element, welches das zeitliche Verhalten der Nernst-Diffusion beschreiben soll. In dem hier aufgeführten Modell (s. Abb. 39) wird versucht, den zweiten kapazitiven Bogen lediglich dieser Impedanz anzupassen: p tanh(δN jω/D 1 √ + rN (66) ZRCZn (jω) = R + 1 + (jωC ) jωD 1 R1 60 Θ = [R R1 C1 rN ,δn ,D]T (67) Modell RC-Randles: In Abbildung 40 ist das Randles-Modell dargestellt. Die Randleszelle wird in der Literatur oft verwendet, um eine einzelne Elektrode abzubilden. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der Widerstand R2 die Durchtrittsüberspannung abbildet und C2 als Doppelschichtkapazität interpretiert werden kann. Folglich müsste die Impedanz ZN alle zusätzlich auftretenden physikalischen Effekte einer Elektrode mit abbilden (Diffusion): ZRCRandles (jω) = R + 1 R1 1 + + (jωC1) 1 1 √ tanh(δN jω/D √ R1 +rN jωD (68) + (jωC2) Θ = [R R1 C1 R2 C2 rN ,δn D]T (69) R1 R1 ZN R C1 Abbildung 39: ESB RC-Zn ZN R2 R C1 C2 Abbildung 40: ESB RC-Randles Die Parameter der beschriebenen Modelle sind für eine beliebige“ Messung identifi” ziert worden (s. Abb. 41). Wie zu erkennen, sind alle Modelle in der Lage, das reale Verhalten tendenziell wiederzugeben. In den Tabellen 6 und 7 sind die hierfür ermittelten Werte aufgelistet. Die Parameter der Modelle RC- RC, -RC(LR) und RCpeRCpe, -RCpeRL weisen eine Übereinstimmung ihrer Größenordnungen auf. Das RCRandles und RC-Zn-Modell sind auf Grund ihrer Nernst-Impedanz nicht direkt mit den anderen Modellen vergleichbar. Auffällig ist auch der αCP E,2-Wert des RCpeRCpe-Modells. Da dieser größer als 1 ist, lässt dies auf das Fehlen einer weiteren Kapazität oder Induktivität schließen. Der αCP E,1-Wert des RCpe-RcpeRL-Modells hingegen bewegt sich in dem erwarteten Wertebereich von 0.5-1. Die identifizierten Werte können nicht als absolute physikalische Größen betrachtet werden. Lediglich deren Tendenzen bei unterschiedlichen Zellzuständen werden im Folgenden untersucht und diskutiert. Hierfür werden das RC-RC-Modell, das RCpe-RCpe(LR)-Modell und das RC-Randles-Modell herangezogen. Das RC-RC-Modell dient als Vergleichsbasis. Das RCpe-RCpe(LR)-Modell wurde gewählt, da dieses die kleinsten Residuals aufweist. Das RC-Randles wurde auf Grund seines physikalischen Hintergrunds verwendet. 61 x 10 −3 1 Messung fit RC RC fit RCpe RCpe fit RC RCLR fit RCpe RCpeLR fit RC Radles fit RC Zn 0.5 Im Z(jω) / Ω 0 −0.5 −1 −1.5 −2 2.5 3 3.5 4 4.5 5 Re Z(jω) / Ω 5.5 6 6.5 −3 x 10 Abbildung 41: Vergleich verschiedener Impedanzmodelle Modell Residual R [Ω] RC-RC RCpe-RCpe RC-RCRL RCpe-RCpeRL RC-Randles RC-Zn 1.165 9.113 1.165 9.112 1.167 1.558 0.0024 0.0012 0.0023 4.56e-4 0.0024 0.0029 0.0023 0.003 0.0012 0.003 0.002 9.63e-4 E-6 E-7 E-6 E-7 E-6 E-6 R1 [Ω] C1 [F] R2 [Ω] C2 [F] 33.49 42.97 13.68 14.4 1.255 52.8 1.252 1.217 1.323 2.488 0.0457 0.0033 0.0042 0.003 0.003 0.0024 Tabelle 6: Parameterwerte der verwendeten Modelle 1 Modell RC-RC RCpe-RCpe RC-RCRL RCpe-RCpeRL RC-Randles RC-Zn αCP E,1 αCP E,2 0.88 1.21 0.943 0.906 R3 [Ω] L3 [H] 0.0035 0.0035 2.731e-4 1.812e-4 Zn (rn dn D) 0.0631, 0.3509, 31.86 0.0254, 0.084, 0.5365 Tabelle 7: Parameterwerte der verwendeten Modelle 2 62 7 Impedanzspektroskopische Untersuchungen In den folgenden Kapiteln werden die durchgeführten impedanzspektroskopischen Untersuchungen vorgestellt. Am Anfang stehen die Halbzellenmessungen, welche Aufschluss über die Differenzierbarkeit zwischen Anode und Kathode geben sollen. Danach werden Kathodengasmischung und Feuchtezustand der Zelle gezielt beeinflusst [43]. Die hier diskutierten und interpretierten Ergebnisse sollen Anhaltspunkte für eine erweiterte Interpretation der Spektren liefern. Anschließend wird ein Messzyklus vorgestellt, welcher die Reproduzierbarkeit der Spektren belegen soll. Weiter werden anhand der identifizierten Parameter die Zellzustände untereinander abgegrenzt. Für diesen Zyklus stehen Neutronenradiogramme und Stromdichtemessungen für eine detaillierte Diskussion zu Verfügung. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung 100 Kbef einer relativen Feuchte am Kathodeneintritt von 35 % entspricht. Die Bezeichnung 30 Kbef entspricht einer Kathodengaseintrittsfeuchte von 12 % (vergleiche Kapitel 53 ). 7.1 Halbzellenmessung In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der Halbzellenmessungen vorgestellt. Ziel dieser Untersuchung ist es, die beschriebenen Modelle zu verifizieren. Es soll gezeigt werden, inwieweit sich anhand der ESB-Modelle die Anoden- von der Kathodeseite unterscheiden lässt. Zunächst wird jedoch auf die Umsetzung und Durchführung der Halbzellenmessung eingegangen. Um ein Impedanzspektrum der Anode beziehungsweise der Kathode der im Kapitel 5 beschriebenen Zelle zu erfassen, muss gegen eine Referenzelektrode gemessen werden. Bei der Spannungsmessung fließt ein minimaler Strom. Um dies zu bewerkstelligen, wird der dafür notwendige Stromkreis durch die Elektrolytbrücke (Protonenleitung) geschlossen (s. Abb. 42). Hiefür muss ein Kontakt zwischen Festkörperelektrolyt (Membran) und dem Elektrolyten der Referenzelektrode hergestellt werden. Als Referenzelektrode kommt eine Quecksilber-Quecksilber-Sulfat-Elektrode (Elektrode 2. Ordnung) zum Einsatz. Ein 0.5 molarer K2 SO4 Flüssigelektrolyt wurde verwendet. Um die Zelle so wenig wie möglich zu beeinflussen, ist bei Herstellung der Elektrolytbrücke am Rand der Zelle (anodenseitig) ein kleines Stück GDL entnommen worden. Die Elektrode der Anoden-MEA ist an dieser Stelle ebenfalls entfernt worden, so dass ein direkter Kontakt mit der Membran hergestellt werden kann (s. Abb. 43 links). Um bei der Zelle die Gasdichtheit zu gewährleisten, wurde für die Kontaktierung der Elektrolyten ein saugfähiges Dochtmaterial gewählt. Dies liegt zum einen direkt auf der Membran auf. Zum anderen reicht es in ein Flüssigelektrolyt-Reservoir hinein (s. Abb. 43 rechts). Durch die Kapillarkräfte innerhalb des Dochtmaterials entsteht ein durchgehender Flüssigelektrolyt-Kontakt bis hin zur Membranoberfläche. Somit ist die Elektrolytbrücke geschaffen. An dieser modifizierten Zelle wurden die Anode und 3 Es stehen jeweils lediglich die errechneten Werte zur Verfügung 63 Abbildung 42: Systematischer Aufbau der Halbzellenmessung Abbildung 43: Halbzelle die Kathode separat gegen die Referenzelektrode gemessen. In Abbildung 44 sind die Resultate einer solchen Messung aufgezeigt. Die Randbedingungen sind, wie in Kapitel 5 beschrieben, eingestellt worden. Die Kathodenbefeuchtungseinstellung 30 Kbef und eine Stromdichte von 200 mA/cm2 sind für diese Messung gewählt worden. Eine Aussage bezüglich der absoluten Lage der Referenzmessungen soll an dieser Stelle nicht getroffen werden, da der Messaufbau hierfür nicht konzipiert war. Als erste Plausibilitätsprüfung sind hier die Referenzelektrodenmessungen addiert (Org. 30 Kbef Rekon) und mit einer normalen“ Messung (Org. 30 Kbef A/K) vergli” chen worden. Wie zu erkennen, führt dies zu tendenziell gleichen Frequenzverläufen. 64 x 10 −3 Org. 30Kbef A/K Org. 30Kbef A/Ref Org. 30Kbef K/Ref Org. 30Kbef Rekon 1.5 1 Im Z(jω) / Ω 0.5 0 −0.5 −1 −1.5 −2 −2.5 −3 1 2 3 4 Re Z(jω) / Ω 5 6 x 10 −3 Abbildung 44: Halbzellenmessung 30 Kbef Dies ist ein Indikator für die prinzipielle Richtigkeit der Messungen. In der Abbildung 45 sind die Messungen des gleichen Betriebspunktes bei geänderter Kathodenbefeuchtungseinstellung (100 Kbef) veranschaulicht. Auch bei diesen Messungen führt eine Addition der Referenzmessungen zu den Originaldaten“. ” Auffällig ist bei beiden Messungen der induktive Anteil der Kathodenreferenzmessung. Wie zu erkennen, nimmt dieser bei geringerer Feuchte ab (30 Kbef). Das prinzipielle Vorhandensein eines induktiven Anteils wurde bereits in den Arbeiten von Schneider [44] [27] [28] [45] [46], Bayer [29], Kuhn [47][48] und Armstrong [49] beobachtet und mittels unterschiedlicher Herangehensweisen untersucht. In der Arbeit von Kuhn [47] sind Halbzellenmessungen (Messaufbauten unterscheiden sich) durchgeführt worden, welche kathodenseitig ebenfalls einen induktiven Anteil aufwiesen4 . Erste Ansätze für eine erweiterte Untersuchung der von Schneider und Bayer beschriebenen Phänomene sind im Anhang B aufgeführt. Werden beide Messungen mit den zuvor bestimmten Modellen identifiziert, kann auch hier beobachtet werden, dass alle Modelle die Tendenzen richtig abbilden (s. Abb. 46). Wie erwartet, ist der hochfrequente Widerstand bei den 100 Kbef Messungen geringer als bei den 30 Kbef. In den Tabellen 8 und 9 sind die hierfür ermittelten Modellwerte aufgelistet. Werden die Parameter bezüglich ihrer Tendenzen betrachtet, ist festzustellen, dass diese in allen Modellen gleich sind. Die Widerstände R, R1 und R2 werden geringer bei gesteigerter Gasfeuchte. Die Kapazitäten C1 und C2 weisen 4 Eine Einflussuntersuchung der Referenzelektroden-Anordnung auf die beobachtete Induktivität fand hier nicht statt. 65 x 10 −3 Org. 100Kbef A/K Org. 100Kbef A/Ref Org. 100Kbef K/Ref Org. 100Kbef Rekon. 1.5 1 Im Z(jω) / Ω 0.5 0 −0.5 −1 −1.5 −2 −2.5 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4 4.5 5 5.5 −3 x 10 Abbildung 45: Halbzellenmessung 100 Kbef Residual R [Ω] R1 [Ω] C1 [F] R2 [Ω] C2 [F] RC-RC 30 Kbef 100 Kbef 1,165E-06 0,00240 0,00119 33,49277 0,00334 1,25205 8,681E-07 0,00160 0,00102 57,46852 0,00307 2,12643 RCpe-RCpe(RL) 30 Kbef 100 Kbef 9,445E-07 0,00232 0,00302 14,40718 0,00301 2,48850 6,930E-07 0,00154 0,00286 18,76078 0,00272 4,95323 RC-Randles 30 Kbef 100 Kbef 1,167E-06 0,00240 0,00123 31,86485 0,00334 1,25484 8,557E-07 0,00161 0,00103 62,19543 0,00310 2,13298 Tabelle 8: Parameterwerte Halbzellenmessungen 1 eine gegenläufige Tendenz auf und steigen. Auf Basis der identifizierten Werte soll die Anode von der Kathode unterschieden werden. R1 und C1 der jeweiligen Modelle werden der Anode zugeschrieben. Ausgehend von dieser Zuordnung wird die Anode beziehungsweise Kathode rekonstruiert (s. Abb. 47, 48 ). Werden diese Resultate mit den zuvor durchgeführten Halbzellenmessungen verglichen, ist zu erkennen, dass für den Zellzustand 30Kbef (Abb. 47 links) keines der Modelle mit den Messungen in Einklang gebracht werden kann. Für den Zellzustand 100 Kbef (Abb. 47 rechts) trifft das RCpe-RCpe(LR)-Modell die gemessenen Werte gut. Der Zuordnungsversuch der Kathode ist ebenfalls nicht zufriedenstellend (s. Abb. 48). Eine Zuordnung/Aufteilung 66 x 10 −3 Org. 30Kbef Org. 100Kbef RC−RC 30Kbef RC−RC 100Kbef RC−Radles 30Kbef RC−Radles 100Kbef RCpe−RCpe(LR) 30Kbef RCpe−RCpe(LR) 100Kbef 1 0.5 Im Z(jω) / Ω 0 −0.5 −1 −1.5 −2 −2.5 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 Re Z(jω) / Ω 5 5.5 6 6.5 −3 x 10 Abbildung 46: Gesamtspektrum und Halbzellenmessungen αCP E,1 RCpe-RCpe(RL) 30 Kbef 100 Kbef RC-Randles 30 Kbef 100 Kbef αCP E,2 R3 [Ω] L3 [H] Zn (rn dn D) 0,94395 0,90615 0,00353 0,00018 0,95764 0,89153 0,00260 0,00018 0,35092 0,06308 0,04573 0,04141 8,22017 14,95904 Tabelle 9: Parameterwerte Halbzellenmessungen 2 in Anoden- und Kathodenseite der ermittelten Modellwerte kann somit nur bedingt (für diese Zelle) geschehen. Wie aus den Untersuchungen hervorgeht, sind die entwickelten Modelle zwar in der Lage, das Gesamtspektrum (Anode versus Kathode) tendenziell richtig abzubilden. Eine Aufteilung beziehungsweise Unterscheidung zwischen Anoden- und Kathodenelektrode ist für die vorgestellte Zelle mit diesen Modellen jedoch nur bedingt möglich. Eine solche Differenzierung könnte jedoch stattfinden, wenn von einer nahezu homogenen Zelle (Wasserverteilung, Temperatur, Gasverteilung) ausgegangen werden kann. Die untersuchte Zelle erlaubt es jedoch nicht auf Grund ihrer Größe, diese Annahme zu treffen. Für die weiteren Untersuchungen findet das RC-RC-Modell Verwendung. Dieses Modell liefert die stabilsten und signifikantesten Parameter, da es die geringste Parameteranzahl hat. Somit ist dieses Modell am geeignetsten, um ten- 67 −4 −4 x 10 x 10 6 Org. 30Kbef A/Ref RC−RC 30Kbef RC−Radles 30Kbef RCpe−RCpe(LR) 30Kbef 4 2 Org. 100Kbef A/Ref RC−RC 100Kbef RC−Radles 100Kbef RCpe−RCpe(LR) 100Kbef 4 2 0 0 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω −2 −4 −6 −8 −2 −4 −6 −10 −8 −12 −10 −14 −12 −16 −14 0 0.5 1 1.5 Re Z(jω) / Ω 2 2.5 3 x 10 0 0.5 1 −3 1.5 Re Z(jω) / Ω 2 2.5 x 10 −3 Abbildung 47: Anoden-Modellvergleich −4 −4 x 10 x 10 Org. 30Kbef K/Ref RC−RC 30Kbef RC−Radles 30Kbef RCpe−RCpe(LR) 30Kbef 5 Org. 100Kbef K/Ref RC−RC 100Kbef RC−Radles 100Kbef RCpe−RCpe(LR) 100Kbef 6 4 2 0 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 0 −5 −10 −2 −4 −6 −8 −10 −12 −15 −14 0 0.5 1 1.5 2 Re Z(jω) / Ω 2.5 3 0 x 10 0.5 1 −3 1.5 Re Z(jω) / Ω 2 2.5 3 −3 x 10 Abbildung 48: Kathoden-Modellvergleich denzielle Änderungen des Zellzustandes zu erfassen. Fazit: Die Tendenz der identifizierten Werte der unterschiedlichen Modelle weist in dieselbe Richtung. Die Halbzellenmessungen lassen kathodenseitig ein induktives Verhalten erkennen, deren Ursache nicht zuordbar ist. Die identifizierten Werte einer Messung (Anode gegen Kathode) können innerhalb der gewählten Randbedingungen den jeweiligen Elektroden nicht eindeutig zugeordnet werden. 68 7.2 Differenzierbarkeit des Spektrums In diesem Unterkapitel werden unterschiedliche Brennstoffzellen-Betriebsbedingungen gezielt eingestellt. Zum einen wird die Gasmischung auf der Kathodenseite geändert, zum anderen wird der kathodenseitige Feuchtehaushalt definiert beeinflusst. Die Anodenseite bleibt während der gesamten Untersuchungen unverändert. Diese gezielten Änderungen sollen Aufschluss über die Aussagekraft beziehungsweise Differenzierbarkeit der Untersuchungsmethode geben. 7.2.1 Änderung der Kathodengasmischung Zunächst wird der Einfluss unterschiedlicher Kathodengasmischungen auf das Spektrum untersucht. Hierfür sind kathodenseitig zwei Massendurchflussregler zusammengeschaltet worden, deren Flüsse beide durch den Befeuchtertopf geleitet werden. Somit besteht ein ausreichend großes Mischungsvolumen, um eine homogene Durchmischung der Gase sicherstellen zu können. Die Randbedingungen sind wie in Kapitel 5 beschrieben eingestellt. Als Kathodengas wurde zum einen ein Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch [50] (s. Abb. 49 links), zum anderen ein Sauerstoff-Helium-Gemisch verwendet (s. Abb. 49 rechts). Bei dem Gebrauch von Helium sind die MFCs entsprechend den Herstellerangaben auf Helium ausgerichtet worden. Die Prozentangaben in diesen Darstellungen sind als vol-% zu verstehen. Der eingestellte Volumenstrom entspricht einem kathodenseitigen Luftbetrieb bei 200 mA/cm2 bei einem Kathodenluftumsatz von 20%. Dieser wurde über alle Messungen konstant gehalten. Durch diese Bedingungen kann gesichert werden, dass der Feuchtehaushalt der Brennstoffzelle nicht durch geänderte Gasflüsse verändert wird. In der Abbildung 49 (links) sind die Spektren für unterschiedliche Sauerstoff-StickstoffGemische aufgezeigt. Wie zu erkennen, verändert sich der hochfrequente Widerstand der Zelle während der Variation der Stickstoffkonzentration nicht. Dies spricht für einen unveränderten Membranzustand. Im niederfrequenten Bereich kommt es mit steigender Stickstoffkonzentration zu einer Verschiebung hin zu größeren Realteilen (R1 und R2 werden größer). Gleichzeitig verringert sich die Zellspannung bei steigender Stickstoffkonzentration (geringere Sauerstoffkonzentration). Werden die gleichen Messungen nun mit Helium statt Stickstoff durchgeführt, ist zu beobachten, dass dies zu vergleichbaren Ergebnissen führt. In der Abbildung 49 rechts sind die Helium-Sauerstoffmessungen zu sehen. Der Membranwiderstand bleibt auch hier nahezu unverändert. 69 −3 −3 x 10 x 10 100Kbef 69% N 2 1 100Kbef 69% He 100Kbef 79% He 100Kbef 89% He RC−RC 100Kbef 69% He RC−RC 100Kbef 79% He RC−RC 100Kbef 89% He 1 100Kbef 79% N 2 100Kbef 89% N 0.5 2 0.5 RC−RC 100Kbef 69% N 2 RC−RC 100Kbef 79% N 0 2 RC−RC 100Kbef 89% N Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 0 2 −0.5 −1 −1.5 −0.5 −1 −1.5 −2 −2 −2.5 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 Re Z(jω) / Ω 5 5.5 6 6.5 −3 x 10 1.5 2 2.5 3 3.5 4 Re Z(jω) / Ω 4.5 5 5.5 6 −3 x 10 Abbildung 49: Gesamtspektren bei unterschiedlichen Gasmischungen RC-RC Residual R [Ω] R1 [Ω] C1 [F] R2 [Ω] C2 [F] 69 % N2 79 % N2 89 % N2 1.131E-06 0.00143 0.00069 94.23939 0.00286 2.19918 1.066E-06 0.00142 0.00094 82.24442 0.00306 2.34714 1.213E-06 0.00143 0.00163 61.22415 0.00346 2.48516 69 % He 79 % He 89 % He 9.677E-07 0.00152 0.00073 50.09429 0.00273 2.08241 1.086E-06 0.00155 0.00084 52.51012 0.00282 2.04501 1.106E-06 0.00157 0.00124 52.71955 0.00331 2.18514 Tabelle 10: Parameterwerte bei unterschiedlichen Gasmischungen In der Tabelle 10 sind die identifizierten Werte für das RC-RC-Modell aufgelistet. R1 und R2 steigen jeweils mit steigender Stickstoffkonzentration (fallende Zellspannung). Die Werte der Helium-Messung weisen die gleiche Tendenz auf, sind jedoch durchgehend geringer als die der Stickstoffmessung. In der Abbildung 50 sind beide Messungen in einem Nyquist-Diagramm veranschaulicht. Hier wurde auf den hochfrequenten Abszissen Nulldurchgang normiert. Werden die Spektren bei gleichen Konzentrationseinstellungen verglichen, ist zu erkennen, dass Helium- und Stickstoffmessungen besonders in höheren Frequenzbereichen gut übereinstimmen. Auffällig ist, dass die kapazitive Ausprägung des zweiten Bogens (Änderung der Kapazitäten und der Durchtrittswiderstände im niederfrequenten Bogen) der Stickstoffmessungen im Vergleich zu den Heliummessungen größere Werte annimmt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die beobachtete Änderung auf die unterschiedlichen Gaseigenschaften (binäre Diffusionskoeffizienten) von Stickstoff und Helium zurückzuführen sind. 70 x 10 −3 100Kbef 69% N 2 1 100Kbef 69% He 100Kbef 79% N 2 0.5 100Kbef 79% He 100Kbef 89% N 2 Im Z(jω) / Ω 0 100Kbef 89% He −0.5 −1 −1.5 −2 −2.5 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 Re Z(jω) / Ω 5 5.5 6 6.5 −3 x 10 Abbildung 50: Normierung der Spektren bei unterschiedlichen Gasmischungen Fazit: Bei unveränderter Feuchte und variierter Kathoden-O2-Konzentration ist eine starke Änderung im niederfrequenten Bereich des Spektrums zu erkennen. Somit ist das Spektrum von der Gasmischung auf der Kathodenseite abhängig. Der niederfrequente Bereich (zweite Bogen) ist nicht nur von der O2 -Konzentration abhängig, auch die Art der Gasmischung hat einen Einfluss. Die unterschiedlichen Gasmischungseigenschaften (evtl. binäre Diffusionskoeffizienten) beeinflussen hier die kapazitive Ausprägung. 71 7.2.2 Änderung der Zellfeuchte Bei dieser Untersuchung wurde die Zelle zum einen getrocknet und zum anderen gezielt mit flüssigem Wasser beaufschlagt. Für die Durchführung der Zelltrocknung ist der gleiche Grundzellzustand wie bei vorherigen Messungen eingestellt worden. Kathodenseitig wurde Luft verwendet. Als Startpunkt fand hier ebenfalls die Teststandseinstellung 100 Kbef Verwendung. Anschließend wurde trockene Luft zugeführt, wobei in 15-20 -minütigen Abständen ein Spektrum aufgenommen wurde. In der Abbildung 51 links sind die Auswirkungen der Trocknung auf das Spektrum ersichtlich. Die Abbildung 51 rechts zeigt den Spektrenverlauf normiert auf den hochfrequenten Nulldurchgang der Abszisse. Der hochfrequente Widerstand R nimmt mit zunehmender Austrocknung der Zelle zu. Wird der trockene und der feuchte Zustand in der normierten Darstellung miteinander verglichen, ist auch hier eine Verstärkung der kapazitiven Ausprägung zu erkennen. In den Tabellen 11 sind die ermittelten Werte aufgelistet. Hier ist festzuhalten, dass die Kapazitäten mit fortschreitender Trocknung fallen und die Widerstände steigen. −3 x 10 1.5 2 100Kbef 1 t=0 trocken 2 t=20 min trocken 3 t=35 min RC−RC t=0 RC−RC t=20 min RC−RC t=35 min 1.5 1 −3 100Kbef 1 t=0 trocken 2 t=20 min trocken 3 t=35 min 1 0.5 0 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 0.5 x 10 0 −0.5 −1 −0.5 −1 −1.5 −1.5 −2 −2 −2.5 −2.5 −3 2 3 4 5 Re Z(jω) / Ω 6 7 8 −3 x 10 2 3 4 Re Z(jω) / Ω 5 6 Abbildung 51: Gesamtspektren bei der Zelltrocknung RC-RC Residual R [Ω] R1 [Ω] C1 [F] R2 [Ω] C2 [F] feucht 9.269E-07 0.00144 0.00122 73.13145 0.00333 2.38680 trocken 1 1.277E-06 0.00213 0.00197 33.06422 0.00368 1.58922 trocken 2 1.050E-06 0.00282 0.00172 26.24049 0.00363 1.11508 Tabelle 11: Parameterwerte bei der Zelltrocknung 72 7 −3 x 10 Nachdem die Änderung des Spektrums bezüglich einer Zellaustrocknung verdeutlicht worden ist, wird nun die Zelle kathodenseitig gezielt mit flüssigem Wasser beaufschlagt. Hierfür ist eine Membranpumpe an die Zelle angeschlossen worden. Das flüssige Wasser (45°C) wurde direkt am Kathodeneinlass stoßweise in die Gasverteilerkanäle eingebracht. Startbedingung für diese Messungen war auch hier der stationäre Zellzustand bei 200 mA/cm2 und die Teststands-Befeuchtungs-Einstellung 100 Kbef. Nach Erreichen des stationären Zustandes wurde gezielt flüssiges Wasser hinzugeführt (ca. 35 min lang). Anschließend ist die Zelle wieder bei den Bedingungen 100 Kbef betrieben worden (5 min Umbauzeit). In der Abbildung 52 links sind die aufgenommenen Spektren zu sehen. Diese Messungen sind im Abstand von ca. 15 min durchgeführt worden. Wie zu erkennen, kommt es hier zu einer leichten Verschiebung des hochfrequenten Nulldurchgangs (R wird kleiner). Diese Verschiebung ist während der Flüssigwasserinjektion am ausgeprägtesten, jedoch noch immer relativ gering. Nach Beendigung der Injektion ist zu beobachten, dass der hochfrequente Nulldurchgang wieder in Richtung des stationären Wertes tendiert. Wird der stationäre Spektrenverlauf mit dem Verlauf des Spektrums während der Wasserinjektion verglichen, ist weiter zu sehen, dass die Werte im hochfrequenten Bereich gut übereinstimmen. Besonders auffällig erscheint hier die vergleichsweise große Messwertestreuung im niederfrequenten Bereich und die dennoch relativ geringe Abweichung von dem stationären Spektrenverlauf. Nach dem Ausschalten der Injektionspumpe ist eine Verschiebung der Spektren hin zu größeren Realteilen zu beobachten. −3 −3 x 10 x 10 100Kbef pumpe 200 ml 100Kbef 1 100Kbef 2 RC−RC 100Kbef RC−RC pumpe 200 ml RC−RC 100Kbef 1 RC−RC 100Kbef 2 0.5 Im Z(jω) / Ω 0 0.5 0 −0.5 −1 −0.5 −1 −1.5 −1.5 −2 −2 −2.5 1.5 2 2.5 3 3.5 4 Re Z(jω) / Ω 100Kbef pumpe 200 ml 100Kbef 1 100Kbef 2 1 Im Z(jω) / Ω 1 4.5 5 5.5 6 −3 x 10 1.5 2 2.5 3 3.5 4 Re Z(jω) / Ω 4.5 5 5.5 6 −3 x 10 Abbildung 52: Gesamtspektren-Zellflutung In der Tabelle 12 sind die hierfür ermittelten Werte aufgelistet. Wie bereits aus den Spektrenverläufen ersichtlich, fallen die Widerstände R, R1 und R2 während der 73 Wasserinjektion und steigen bei Normalbetrieb langsam wieder an; R1 und R2 übersteigen hierbei den stationären Wert. RC-RC Residual R [Ω] R1 [Ω] C1 [F] R2 [Ω] C2 [F] 100 Kbef pumpe 100 Kbef1 100 Kbef2 1.197E-06 1.385E-06 9.460E-07 9.210E-07 0.00145 0.00117 0.00127 0.00137 0.00097 0.00092 0.00129 0.00140 70.29224 67.52735 69.87520 78.51699 0.00306 0.00287 0.00308 0.00333 2.29508 2.88690 2.64134 2.49399 Tabelle 12: Parameterwerte-Zellflutung Fazit: Eine Zellaustrocknung führt zu einem größer werdenden Widerstand R, eine Zellflutung dagegen zu einem geringeren. Somit kann dieser Widerstand als Indikator für den Feuchtegehalt der Membran herangezogen werden. Eine Änderung der kapazitiven Ausprägung des niederfrequenten Bereichs ist für die Trocknung und die Flutung aufgetreten. Bei der Zelltrocknung kann diese Änderung überwiegend an den Kapazitäten C1 und C2 abgelesen werden. Bei der Flutung der Zelle ändert sich der Widerstand R1 signifikant. 74 7.2.3 Interpretation Bei der Variation der Gaszusammensetzung konnte eine Korrelation zwischen der O2 -Konzentration und den realen Widerständen R1 und R2 belegt werden. Mit abnehmender O2 -Konzentration tendierten diese zu größeren Realteilen. Dies kann auf eine schlechter werdende Gesamtpolarisation der Elektroden zurückgeführt werden (vergleiche konzentrationsabhängige Butler-Volmer-Gleichung). Der Membranwiderstand R blieb während der Variation nahezu unverändert. Eine Erhöhung des Stickstoffanteils führte zu einer starken Reduzierung von C1, C2 nahm hierbei minimal zu. Eine Erhöhung des Heliumanteils bewirkte eine minimale Zunahme der Kapazitäten C1 und C2. Fallende Kapazitäten könnten somit ein Indikator für einen schlechter werdenden Sauerstofftransport (langsamere Diffusion) sein. Da Sauerstoff in Helium wesentlich besser diffundiert als in Stickstoff, ändern sich die Kapazitäten während der Heliumvariation minimal. Die Werte C1 und C2 der Heliumvariation sind durchgehend geringer als die der Stickstoffvariation. Dies lässt vermuten, dass eine Änderung der Heliumkonzentration einen im Vergleich zur Stickstoffkonzentrationsänderung geringen Einfluss auf die Diffusions-Zeitkonstanten hat. Somit können die Kapazitäten Aufschluss über Änderungen bezüglich des diffusiven Sauerstofftransports geben. Während der Zelltrocknung konnte eine Vergrößerung des kapazitiven Bogens im niederfrequenten Bereich beobachtet werden. Es kam bei einer Reduzierung der Feuchte zu einer deutlichen Erniedrigung der Kapazitäten C1 und C2. Die Widerstände R1 und R2 stiegen leicht an. Der Widerstand R hingegen stieg stark. Es kann auf Grund der starken Änderung des Membranwiderstands R darauf geschlossen werden, dass die Austrocknung der Zelle zu einem stark veränderten Membranzustand (Stromdichteverteilung) führt. Ein zu trockener Zellzustand kann dazu führen, dass es in kleineren Bereichen der aktiven Fläche zu hohen Stromdichten kommt. Dieser Bereich dominiert auf Grund des hohen Gesamtstromanteils das aufgezeichnete Impedanzspektrum. Durch die erhöhte Stromdichte in diesem Bereich entsteht dort entsprechend vermehrt Produktwasser. Dieses behindert an dieser Stelle die Diffusion des Sauerstoffs hin zur aktiven Fläche. Wie bereits gezeigt, kann eine schlechter werdende Diffusion zu einer Verringerung der Kapazität führen. Bei der Durchführung der Flüssigwasserinjektion wurde eine geringe Gesamtänderung des Spektrums beobachtet. Die verwendete GDL ist sehr hydrophob. Das eingetragene flüssige Wasser wurde somit nicht von der GDL aufgenommen. Daher wurden die aktive Fläche (Drei-Phasengrenze) und auch die Transportwege vom Kanal hin zur Elektrode zunächst nur unwesentlich beeinflusst. Von einer vollständigen Blockierung der Kanäle wird nicht ausgegangen. Die Messwertstreuungen im niederfrequenten Bereich sprechen jedoch für lokale Kanalblockierungen. Diese Streuung könnte gegebenenfalls als Indikator für eine geflutete Zelle herangezogen werden. 75 Nach dem Abschalten der Injektionspumpe wurde auch hier eine Vergrößerung der kapazitiven Ausprägung beobachtet. Diese Änderung kann hauptsächlich an dem Parallelwiderstand R1 abgelesen werden. Ein Grund hierfür könnte die langsame Verdampfung des Wassers sein. Dies würde zu einer vollständigen Sättigung des Kathodengases und zu einer O2 -Konzentrationsverringerung führen. Der Widerstand R änderte sich hier unwesentlich, daher wird von einem nahezu unveränderten Membranzustand ausgegangen. 76 7.3 Messzyklus In diesem Unterkapitel wird ein Messzyklus vorgestellt. Dieser soll Hinweise auf die Reproduzierbarkeit der Spektren und die Differenzierbarkeit unterschiedlicher Zellzustände liefern. Ein Überblick über die einzelnen Zellzustände ist in der Abbildung 53 dargestellt. Er umfasst die Zellzustände Z1-Z10. Der Zyklus startet mit dem Zustand 500 mA/cm2 bei der Teststandseinstellung 100 Kbef und endet auch wieder mit diesem. Jeder Zustand wurde mindestens 2.5 Stunden gehalten. Dies stellt das dynamische Gleichgewicht sicher. Alle Randbedingungen entsprechen den in Kapitel 5 beschriebenen Randbedingungen. Die jeweils letzten drei Messungen eines jeden Zykluszustandes sind in Anhang D aufgezeigt Abbildung 53: Messzyklus Die hier gezeigten Messungen wurden am Helmholtz-Zentrum-Berlin durchgeführt. Dies ermöglichte es, parallel Neutronenradiogramme der Zelle aufzuzeichnen. Hiefür war es notwendig, die Zelle ca. alle 10 Minuten mit Hilfe eines Millimetertisches zu bewegen. Von einem Einfluss dieser minimalen Bewegung auf Zellzustand/Spektrum wird hier nicht ausgegangen. Die zugehörigen Radiogramme werden in Kapitel 9 aufgezeigt. In der Abbildung 54 sind die Nyquist-Diagramme der jeweils letzten Messung eines einzelnen Zellzustandes zu sehen. Wie zu erkennen, können die Zustände mit 200 und 350 mA/cm2 gut voneinander unterschieden werden. Eine rein visuelle Unterscheidung zwischen 350 und 500 mA/cm2 fällt schwerer. In der Tabelle 13 sind die während der Messung ermittelten Spannungswerte aufgelistet. Weiter wurde der DC- Widerstand RDC = U0 −UI mess der Zelle bestimmt. Ein Vergleich der niederfrequenten Abszissen-Nulldurchgänge (Rω = R + R1 + R2) mit 77 −3 −3 x 10 x 10 1 2 350 mA/cm 100Kbef 2 350 mA/cm 30Kbef 2 200 mA/cm 100Kbef 2 200 mA/cm 30Kbef 1 0.5 0.5 0 0 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 2 500 mA/cm 100Kbef 2 500 mA/cm 30Kbef 2 350 mA/cm 100Kbef 2 350 mA/cm 30Kbef −0.5 −1 −0.5 −1 −1.5 −2 −1.5 −2.5 1.5 2 2.5 3 3.5 4 Re Z(jω) / Ω 4.5 5 5.5 6 −3 x 10 1.5 2 2.5 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4 4.5 5 −3 x 10 Abbildung 54: Zyklusüberblick dem DC-Widerstand (RDC ) zeigt in beiden Fällen einen sinkenden Gesamtwiderstand bei steigendem Strom. Die mittels der Impedanzspektroskopie identifizierten Widerstände sind als differenzielle Widerstände zu verstehen. Die Summe der identifizierten Widerstände (R, R1, R2) entspricht somit nicht dem Gesamtwiderstand Rω der Gleichstrommessung. Zustand Z1, Z2, Z3, Z4, Z5 Z6 Z10 Z9 Z8 Z7 Umess [mV] Umess [mV] RDC [mΩ] 617 (628) 678 669 726 715 619 611 676 667 12.3 12.2 15.7 16.0 25.2 25.7 Rω [mΩ] 4.8 4.9 4.7 5.1 5.7 6.3 Tabelle 13: Spannungswerte Wie bereits die Spannungstabelle zeigt, sind die gewählten Betriebspunkte gut reproduzierbar. Werden die stationären Punkte der Messungen Z1 mit denen der Messung Z10 verglichen (s. Abb. 55 links), ist eine gute Übereinstimmung zu erkennen. Die hierbei auftretende Messwertabweichung entspricht der Abweichung, welche bei sofort hintereinander durchgeführten Messungen zu erwarten ist (s. Abb. 55 rechts). Werden die Spektren einer Stromdichte bei unterschiedlichen Befeuchtungsgraden miteinander verglichen, ist ein deutlicher Unterschied im hochfrequenten Nulldurchgang zu erkennen (s. Abb. 56 links). Bei einer Normierung der beiden Messungen auf den hochfrequenten Abszissen-Nulldurchgang sind sehr geringe Abweichungen in der kapazitiven Ausprägung zu erkennen (s. Abb. 56 rechts). Diese Beobachtung konnte bei allen Zykluszuständen gleicher Stromdichte gemacht werden. 78 −3 −3 x 10 x 10 1 500 mA/cm2 100Kbef (22) 2 500 mA/cm 100Kbef (160) 0.5 0.5 0 0 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 1 −0.5 2 500 mA/cm 100Kbef 1 2 500 mA/cm 100Kbef 2 2 500 mA/cm 100Kbef 3 −0.5 −1 −1 −1.5 −1.5 −2 1.5 2 2.5 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4 4.5 5 −3 x 10 1.5 2 2.5 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4 4.5 x 10 −3 Abbildung 55: Zellzustand Z1 und Z10; (22) (160) entsprechen der fortlaufenden Messnummer −4 −3 1 x 10 x 10 2 350 mA/cm 100Kbef(43) 2 350 mA/cm 30Kbef (62) 5 0.5 0 Im Z(jω) / Ω 0 Im Z(jω) / Ω 350 mA/cm2 100Kbef 2 350 mA/cm 30Kbef norm −0.5 −1 −5 −10 −1.5 −15 1.5 2 2.5 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4 4.5 5 x 10 −3 1.5 2 2.5 3 Re Z(jω) / Ω 3.5 4 4.5 −3 x 10 Abbildung 56: Nyquist-Diagramm für 350 mA/cm2 (Z3, Z4) Auf Basis der durchgeführten Untersuchungen kann davon ausgegangen werden, dass der hochfrequente Widerstand (R) ein deutliches Maß für den Feuchtezustand der Membran ist. Die Kapazitäten können ebenfalls als Indikator hierfür dienen. Für die jeweils letzten drei Messungen eines jeden Zustandes wurden die Parameter des RCRC-Modells identifiziert (s. Tabelle 14). In der Abbildung 57 sind die hochfrequenten Widerstände der einzelnen Zustände dargestellt. Die Streuung der einzelnen Werte der jeweiligen Betriebspunkte ist relativ gering. Wie für die Zellzustände mit einer Gasbefeuchtungseinstellung von 30 Kbef zu erkennen, steigt der Membranwiderstand (R) mit abnehmender Stromdichte an. Für die Zellzustände mit einer Gasbefeuchtungseinstellung von 100 Kbef kann diese Beobachtung nicht gemacht werden, lediglich der Zustand der Stromstärke 200 mA/cm2 erlaubt eine Differenzierung. 79 An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass bei allen Stromstärken gleicher Feuchteeinstellung unter Berücksichtigung des Produktwassers die relative Feuchte des Kathodengases am Zellaustritt gleich sein sollte (83 beziehungsweise 62 %). Dies spricht dafür, dass der Produktwassereinfluss auf die Membranfeuchte bei den Zellzuständen mit geringerer Kathodengasbefeuchtung ausgeprägter ist als bei einer hohen Kathodengasfeuchte. An den Betriebspunkten 500 mA/cm2 (100 Kbef) und 350 mA/cm2 (100 Kbef) kann kein eindeutiger Unterschied erkannt werden (nahe an optimaler Membranbefeuchtung). Es ist anzunehmen, dass sich die Zelle mittels des entstehenden Produktwassers bei höheren Stromdichten (30 Kbef) selbst“ be” feuchten kann. Einen wichtigen Beitrag hierfür leistet der MPL, welcher auf Grund seiner Hydrophobizität das entstehende Produktwasser in ausreichenden Mengen an der Membran halten kann. 500 mA/cm2 350 mA/cm2 200 mA/cm2 350 mA/cm2 500 mA/cm2 30KBef 100KBef Abbildung 57: Identifizierte Widerstände R Werden die zu einer Stromstärke gehörenden Widerstäande (R) untereinander verglichen, ist zu erkennen, dass eine Änderung der Gasfeuchte einen relativ großen Einfluss auf den Membranwiderstand hat. Die Beobachtung, dass eine erhöhte Kathodenbefeuchtung zu einem geringeren Membranwiderstand führt, war bei allen durchgeführten Messungen möglich. In der Abbildung 58 ist die Summe (C = C1 + C2) der identifizierten Kapazitäten verdeutlicht. Die Tendenz größerer Kapazitäten bei größerer Kathodengasfeuchte kann jedoch bei allen identifizierten Werten ausgemacht werden. Eine Differenzierung der Parameter bezüglich unterschiedlicher Stromstärken kann infolge der nahe zusammenliegenden Parameterwerte nicht vorgenommen werden. 80 500 mA/cm2 350 mA/cm2 200 mA/cm2 350 mA/cm2 500 mA/cm2 C/F 100KBef 30KBef Abbildung 58: Identifizierte Kapazitäten 500 mA/cm2 350 mA/cm2 200 mA/cm2 350 mA/cm2 500 mA/cm2 Abbildung 59: Identifizierte Widerstände R1+R2 Die Widerstandssummen (R1+R2) erlauben auf Grund der nahe zusammenliegenden Parameterwerte keine Unterscheidung bezüglich der eingestellten Stromdichten (s. 81 Abb. 59). Auch eine Differenzierung bezüglich der eingestellten Kathodengasfeuchte ist hier nicht bei allen Zellzuständen möglich. Werden die gesamten Parameterwerte gleicher Zellzustände ([Z1 Z10], [Z2 Z9], [Z3 Z8], [Z4 Z7]) verglichen, können diese über den Messzyklus als reproduzierbar betrachtet werden. Fazit: Mit Hilfe der erfolgten Halbzellenmessungen ist es möglich, Anoden- und Kathodeneffekte zu unterscheiden. Rückschlüsse von einer Gesamtzellenmessung auf die einzelnen Elektroden sind mit den gewählten Modellen nur bedingt zu ziehen. Kathodenseitig gelang es, mittels der Halbzellenmessungen ein induktives Verhalten nachzuweisen. Eine eindeutige Ursache war hiefür nicht zu finden. Alle verwendeten Modelle waren tendenziell in der Lage, die gemessenen Gesamtspektren zufriedenstellend widerzuspiegeln. Die Parameterwerte lagen hierbei deutlich auseinander. Eine Abhängigkeit des Spektrums von der Gaszusammensetzung wurde mittels unterschiedlicher Helium- und Stickstoff-Sauerstoff-Kathodengasmischungen nachgewiesen. Nicht nur die O2 - Konzentration beeinflusst die kapazitive Ausprägung, sondern auch die Art der Gasmischung (binäre Diffusionkoeffizienten). Der hochfrequente reale Widerstand R ließ sich als eindeutiger Indikator für den Feuchtezustand der Membran identifizieren. Eine gezielte Flüssigwasserinjektion führte in den niederfequenten Bereichen zu einer vergrößerten Messwertstreuung. Es wird vermutet, dass die Änderungen der Kapazitäten C1 und C2 auf einen geänderten Membranzustand (Stromdichteverteilung) zurückzuführen sind, beziehungsweise auf eine daraus resultierende Änderung bezüglich des O2 -Transportes (Diffusion). Der Messzyklus zeigte die Reproduzierbarkeit der gewählten Zellzustände und der Spektren auf. Die Zustände können als stabil betrachtet werden. – Mittels der gemessenen Spektren kann keine Aussage bezüglich der Zellspannung für unterschiedliche Stromstärken erfolgen. Jedoch waren unterschiedliche Zustände einer Stromstärke (Betriebspunkt) mittels der Spektren gut zu detektieren. – Eine Zustandsunterscheidung mittels des Widerstands R und der Kapazitäten C1 und C2 konnte belegt werden. Die Werte R1 und R2 waren hierfür nur bedingt heranzuziehen. 82 83 Modell Residual R [Ω] R1 [Ω] C1 [F] R2 [Ω] C2 [F] R1+R2 [Ω] Z1 1 Z1 2 Z1 3 Z2 1 Z2 2 Z2 3 Z3 1 Z3 2 Z3 3 Z4 1 Z4 2 Z4 3 Z5 1 Z5 2 Z5 3 Z6 1 Z6 2 Z6 3 Z7 1 Z7 2 Z7 3 Z8 1 Z8 2 Z8 3 Z9 1 Z9 2 Z9 3 Z10 1 Z10 2 Z10 3 9.463E-07 9.417E-07 8.639E-07 4.300E-07 5.704E-07 4.248E-07 3.670E-07 3.371E-07 4.318E-07 3.582E-07 4.019E-07 4.638E-07 5.157E-07 5.610E-07 5.044E-07 6.056E-07 5.779E-07 6.363E-07 4.666E-07 4.449E-07 4.041E-07 4.235E-07 4.862E-07 4.336E-07 7.757E-07 1.568E-06 7.079E-07 1.323E-06 9.819E-07 9.512E-07 0.00133 0.00125 0.00128 0.00159 0.00159 0.00160 0.00129 0.00128 0.00129 0.00171 0.00170 0.00170 0.00144 0.00142 0.00143 0.00191 0.00190 0.00191 0.00176 0.00176 0.00174 0.00130 0.00129 0.00130 0.00161 0.00167 0.00165 0.00131 0.00126 0.00129 0.00128 0.00136 0.00137 0.00115 0.00119 0.00119 0.00106 0.00102 0.00105 0.00111 0.00113 0.00111 0.00113 0.00111 0.00112 0.00127 0.00130 0.00129 0.00114 0.00111 0.00112 0.00104 0.00107 0.00108 0.00134 0.00128 0.00135 0.00128 0.00130 0.00130 39.70229 36.11161 41.83292 34.78306 32.81730 32.48875 56.39492 61.20039 55.82851 37.15325 36.40669 38.77204 52.67394 54.64543 53.89243 37.46170 35.45339 36.07049 33.20421 35.63040 35.27761 58.36984 57.89307 58.08295 30.92085 31.56529 28.41693 41.65153 37.40476 42.65466 0.00216 0.00224 0.00225 0.00188 0.00190 0.00188 0.00230 0.00230 0.00234 0.00219 0.00217 0.00220 0.00309 0.00311 0.00312 0.00318 0.00317 0.00318 0.00219 0.00224 0.00223 0.00232 0.00238 0.00235 0.00203 0.00199 0.00199 0.00221 0.00217 0.00222 2.49155 2.27914 2.26375 1.94876 1.90841 1.90073 2.32917 2.36147 2.36729 1.78924 1.80024 1.82928 2.15373 2.18006 2.19257 1.62148 1.60562 1.61987 1.69337 1.75262 1.76600 2.32666 2.33290 2.32952 1.89635 2.11162 1.96506 2.50433 2.35525 2.42617 0.00344 0.00360 0.00362 0.00304 0.00309 0.00307 0.00336 0.00332 0.00338 0.00330 0.00329 0.00332 0.00422 0.00423 0.00423 0.00446 0.00447 0.00447 0.00333 0.00335 0.00336 0.00336 0.00345 0.00343 0.00337 0.00328 0.00334 0.00349 0.00347 0.00351 Tabelle 14: RC-RC-Parameterwerte des Zyklus C1+C2 [F] 42.19383 38.39075 44.09666 36.73182 34.72571 34.38947 58.72409 63.56186 58.19580 38.94249 38.20693 40.60132 54.82767 56.82549 56.08500 39.08318 37.05901 37.69036 34.89759 37.38303 37.04360 60.69650 60.22597 60.41247 32.81720 33.67691 30.38200 44.15586 39.76001 45.08083 84 8 Untersuchung der Stromdichteverteilung In diesem Kapitel wird die Stromdichteverteilung [21][51] der in Kapitel 5 beschriebenen Brennstoffzelle diskutiert. Die hier betrachteten Zellzustände entsprechen denen, die bereits in den Kapiteln der impedanzspektroskopischen Untersuchungen vorgestellt wurden. So ist es möglich, mittels der hier durchgeführten Messungen eine Korrelation zwischen den Impedanzuntersuchungen und der Stromdichteverteilung herzustellen. Zunächst werden jedoch der Messaufbau und die Messdurchführung erläutert. 8.1 Messprinzip Das Messprinzip beruht auf Induktion. In der Abbildung 60 ist das grundlegende Messprinzip dargestellt. Der zu messende Strom I wird über eine vergoldete Kollektorplatte aufgenommen und mittels eines Leiters durch einen Ferritring geleitet. Abbildung 60: Messprinzip Stromdichteuntersuchung Jeder stromdurchflossene Leiter besitzt ein magnetisches B-Feld, welches proportional zum Strom ist. Durchdringt dieses Feld ein Material, wird es gebündelt. Mittels des Durchflutungssatzes kann die magnetische Feldstärke H = µB ermittelt werden. Je größer µ, desto größer ist die Felddichte. Der Stromleiter erzeugt somit ein konstantes magnetisches B-Feld innerhalb des Ferritkerns. Um ein Messsignal zu generieren, wird einem zweiten Leiter ein sich zeitlich verändernder Strom i(t) aufgeprägt. Aus diesem resultiert ein sich zeitlich änderndes magnetisches Feld B(t) innerhalb des Fer- 85 ritkerns. Ein dritter Leiter umschließt eine bestimmte Fläche des Ferritkerns. Mittels des Induktionsgesetzes Z d ~ A ~ Bd (70) uind = − dt kann die Induktionsspannung uind bestimmt werden. Wird die Annahme getroffen, dass das B-Feld über die zu integrierende Fläche homogen ist und senkrecht zur Fläche steht, kann das Induktionsgesetz wie folgt formuliert werden: uind = − dB(t,µ,T,Hges (i(t),I)) A dt (71) Da das magnetische Feld von der Temperatur T , der Permeabilität µ und der magnetischen Feldstärke H (Hystereseeffekte) abhängig ist, sollte an jedem Betriebspunkt eine Kalibrierung vorgenommen werden. Wird für i(t) eine harmonische Schwingung mit konstanter Amplitude verwendet, folgt hieraus ebenfalls ein Magnetfeld mit konstanter Amplitude. Eine Änderung des Messstroms I führt zu einer Änderung des Hges (i(t),I). Durch diese Änderung kann auf den Stromfluss I zurückgeschlossen werden. Bei der verwendeten Stromdichtemessplatine handelt es sich um ein Produkt der Firma S++. Diese Platine hat 14 x 14 quadratische Segmente, verteilt auf einer Fläche von 10 x 10 cm. 8.2 Messdurchführung Aus designtechnischen Gründen wurde die Platine anodenseitig direkt am Stromabnehmer eingebaut. Jeder Zellzustand wurde mindestens 45 Minuten gehalten, anschließend wurde der Stromfluss kurz unterbrochen und eine Kalibrierung durchgeführt. Die hier vorgestellten Messwerte sind nach weiteren 15 Minuten entstanden. In der Abbildung 61 sind links die originalen Messdaten zu sehen. Die rechte Seite zeigt die interpolierten Daten. Im Bild befindet sich oben links der Wasserstoffund unten links der Kathodeneingang. Bei der Stromdichtemessung kommt es zu Abweichungen von ±2 A bezüglich des eingestellten Gesamtstromes. Daher wurde jede Messung auf den eingestellten Gesamtstromwert normiert. Die Verteilung der Stromdichte bleibt hierdurch unbeeinflusst. Somit liefert eine Integration über die dargestellte Fläche immer den exakt eingestellten Gesamtstromwert. Die verwendete Graustufenverteilung ist linear. Dies ist notwendig für einen direkten Vergleich beziehungsweise für eine rechentechnische Verarbeitung der Bilder. Im rechten oberen Bereich der Stromdichtemessung ist eine Fläche kleiner Stromdichte zu erkennen. Die untersuchte Zelle weist ein spezielles Design auf. Daher befinden sich im Stromabnehmer kleine Löcher, welche für weiterführende Messungen notwendig sind. Dies führt zu den beschriebenen Störstellen. 86 H2 ein A/cm2 0.6 2 A/cm 0.6 Luft ein Abbildung 61: Darstellung der Stromdichteverteilung Für die folgenden Betrachtungen sind diese jedoch unerheblich und können außer Acht gelassen werden. 8.3 Änderung der Gasmischung Wie bei den impedanzspektroskopischen Untersuchungen wurde eine Variation der Gasmischung durchgeführt. Die Betriebsbedingungen entsprechen hier einer Stromstärke von 200 mA/cm2 . Die Befeuchtungseinstellung entspricht der Teststandseinstellung von 100 Kbef (35 % relative Feuchte). In der Abbildung 62 sind die Stromdichtemessungen für die Stickstoffvariation dargestellt. Die Abbildung 63 zeigt die Ergebnisse der Heliumvariation. Wie auch schon bei den Impedanzmessungen vermutet, kommt es hier zu keiner wesentlichen Änderung. Abbildung 62: Stromdichteverteilung bei Stickstoffvariation 87 Abbildung 63: Stromdichteverteilung bei Heliumvariation 0.287 Helium Stickstoff 0.2865 2 Stromdichte [A/cm ] 0.286 0.2855 0.285 0.2845 0.284 0.2835 0.283 0 5 Bildnummer 10 15 Abbildung 64: Stromdichte-Integration bei Kathodengasvariation Über den weiß umrandeten Bereich in Abbildung 64 (links) wurde für jeden gemessenen Zustand der Strom integriert. Auf der rechten Seite sind die resultierenden Stromdichten aufgezeigt. Hierbei weisen die Bildnummern 1-5 auf die 89 %ige-, 6-10 auf die 79 %ige- und 11-15 auf die 68 %ige Gasmischung hin. Die Abweichungen untereinander betragen lediglich 1 bis 2 %. Diese geringe Abweichung deutet auf einen nahezu unveränderten Membranzustand hin. In Kapitel 7.2.1 wurde die gleiche Variation durchgeführt. Für die Interpretation der hier erlangten Resultate ist eine nahezu konstante Stromdichteverteilung vorausgesetzt worden, welche mit dieser Stromdichtemessung belegt werden konnte. 8.4 Änderung der Zellfeuchte Die hier vorgestellten Untersuchungen sind bei den gleichen Betriebsbedingungen wie bei den zuvor beschriebenen Impedanzuntersuchungen durchgeführt worden (vergleiche Kapitel 7.2.2). In der Abbildung 65 oben links ist die Stromdichteverteilung des 88 A/cm2 0.6 350 Stromdichte mA/cm2 300 250 200 150 100 0 A/cm2 0.6 20 40 60 80 100 Y−Bidlposition 120 140 160 180 2 A/cm 0.6 Abbildung 65: Stromdichteverteilung bei 200 mA/cm2 , 100 KBef (oben), Flutung (unten links), Trocknung (unten rechts) Ausgangszustandes verdeutlicht. Oben rechts wird der Stromdichteverlauf dieses Zustandes ortsabhängig aufgezeigt. Die verwendete Abszissenbeschriftung (Y-Bildposition) entspricht einem Verlaufsauftrag vom oberen zum unteren Bildrand. So entspricht der Wert an der Y-Bildposition Null dem mittleren Grauwert der ersten Bildzeile5 . Die Y-Bildposition 180 liegt demzufolge am unteren Bildrand (100 mm). Wie zu erkennen, ist der Ausgangszustand bereits inhomogen. Die geforderte Stromdichte von 200 mA/cm2 kann aus zwei Flächenanteilen zusammengesetzt werden. Dem oberen Bereich mit rund 300 mA/cm2 und dem unteren Bereich mit ca. 100 mA/cm2 . Somit werden ca. 2/3 des geforderten Stroms allein in der oberen Fläche generiert. Unten links ist die Stromdichteverteilung während der Wasserinjektion und rechts die bei ausgetrocknetem Zellzustand abgebildet. Rein optisch sind hier schon eindeutige 5 Es wurde eine lineare Grauwertverteilung angewandt, daher entspricht dies einer mathematisch korrekten Mittelung 89 Unterschiede auszumachen. Bezüglich des Ausgangszustandes führt die Wasserinjektion zu einer homogeneren Stromdichteverteilung. Dies lässt sich durch eine homogener werdende Membranfeuchteverteilung erklären. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Kathodenbefeuchtung bei der Teststandeinstellung 100 Kbef nicht optimal war. Die Stromdichteverteilung der trockenen Zelle zeigt im obereren Bereich (nahe dem Anodeneingang) eine enorme Stromzunahme. Am Kathodeneingang wird die Membran durch den trockenen Gasstrom entfeuchtet und liefert nur noch einen geringen Beitrag zum geforderten Gesamtstrom. In Richtung des Anodeneingangs nimmt die Gasfeuchte auf Grund der Produktwasserentstehung stetig zu. Durch die sich somit einstellende Membranfeuchteverteilung wird die Stromgenerierung im oberen Zellbereich begünstigt. Eine Möglichkeit, Änderungen der Stromdichte besser zu visualisieren, ist die Erzeugung von Differenzbildern. In den Abbildungen 66 und 67 sind diese dargestellt. Die Abbildung 66 links zeigt das Differenzbild (200 mA/cm2 100 Kbef - 200 mA/cm2 trocken Betrieben). Auf der rechten Seite ist ein zeilenweiser Werteauftrag des Differenzbildes ersichtlich. Hierbei sind die Werte kleiner als Null Indikatoren dafür, dass es im Vergleich zum Ausgangszustand zu einer höheren Stromdichte kam (dunkle Bereiche im Bild). Werte über Null (helle Bereiche im Bild) lassen auf eine Reduzierung der Stromdichte schließen. Die Zelltrocknung bewirkt eine Stromdichteverschiebung [46] von ca. 100 mA/cm2 . Dies bedeutet, dass im unteren Zellbereich nahezu kein Strom mehr fließt. 90 100 Änderung mA/cm2 50 0 −50 −100 −150 −200 0 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 160 180 Abbildung 66: Differenzdarstellung der Stromdichteverteilungen bei 200 mA/cm2 (100 Kbef - trockene Zelle) 80 60 Änderung mA/cm 2 40 20 0 −20 −40 −60 −80 0 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 160 180 Abbildung 67: Differenzdarstellung der Stromdichteverteilungen bei 200 mA/cm2 (100 Kbef - geflutete Zelle) In der Abbildung 67 sind die Ergebnisse der Zellflutung zu sehen. Hierbei wurde ausgehend vom Betriebszustand 200 mA/cm2 100 Kbef die Differenz zu den Messungen bei Zelleflutung (bei 200 mA/cm2 ) gebildet. Wie zu erkennen, verschiebt sich die Stromdichte um ca. 50-60 mA/cm2 hin zu einer homogeneren Stromdichteverteilung. 8.5 Stromdichten des Messzyklus In diesem Kapitel werden die Stromdichteverteilungen der in Kapitel 7.3 beschriebenen Zykluszustände diskutiert. In Anhang E sind die einzelnen Zustände abgebildet. Exemplarisch werden hier die Bilder für die Stromstärke 200 mA/cm2 beschrieben (s. Abb. 68). Für die Auswertung finden die Differenzbilder Verwendung (s. Abb. 69). Offensichtlich führt eine stärkere Befeuchtung zu einer homogeneren Stromdichteverteilung. 91 2 A/cm2 0.6 A/cm 0.6 Abbildung 68: Stromdichteverteilung bei 200 mA/cm2 : links 100 Kbef, rechts 30 Kbef 60 Änderung mA/cm 2 40 20 0 −20 −40 −60 0 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 160 180 Abbildung 69: Differenzdarstellung bei 200 mA/cm2 (100 Kbef - 30 Kbef) Die Stromdichtewerte der Zykluszustände lassen sich in der Abbildung 70 (links) ablesen. Auf der rechten Seite sind die Änderungen bezogen auf den Gesamtstrom zu sehen. In allen Fällen führt eine höhere Befeuchtung zu einer homogeneren Stromdichteverteilung. Weiter kann beobachtet werden, dass je größer der geforderte Gesamtstrom ist, desto homogener wird die Stromdichteverteilung. In Abbildung 71 sind die Stromdichteänderungen zwischen den Zuständen 100 Kbef und 30 Kbef verdeutlicht. Die absolute Darstellung ist auf der linken Seite gezeigt. Auf der rechten Seite wurden die absoluten Werte auf die Gesamtstromstärke normiert. Offensichtlich bewirkt eine Befeuchtungsänderung bei den Stromstärken 200 und 350 mA/cm2 eine nahezu gleiche relative Änderung. Bei der Stromstärke 500 mA/cm2 ist eine vergleichsweise stärkere relative Änderung zu erkennen. 92 900 600 500 400 300 200 100 0 0 2 200mA/cm 100Kbef 2 200mA/cm 30Kbef 2 350mA/cm 100Kbef 2 350mA/cm 30Kbef 2 500mA/cm 100Kbef 500mA/cm2 30Kbef 1.8 relative Änderung / Gesamtstromdichte 700 Stromdichte mA/cm2 2 2 200mA/cm 100Kbef 2 200mA/cm 30Kbef 2 350mA/cm 100Kbef 2 350mA/cm 30Kbef 2 500mA/cm 100Kbef 500mA/cm2 30Kbef 800 1.6 1.4 1.2 1 0.8 0.6 0.4 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 160 0.2 0 180 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 160 180 160 180 Abbildung 70: Zyklus-Stromdichteverteilung: rechts absolut, links relativ 250 0.5 2 200mA/cm 200mA/cm 200 2 0.4 350mA/cm 2 500mA/cm 0.3 100 0.2 relative Änderung Änderung mA/cm2 500mA/cm 150 50 0 0 −0.1 −100 −0.2 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 160 180 2 0.1 −50 −150 0 2 350mA/cm2 −0.3 0 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 Abbildung 71: Zyklus-Stromdichteänderung (100 Kbef-30 Kbef): rechts absolut, links relativ Fazit: Während der O2 -Konzentrationsänderung änderte sich die Stromdichteverteilung nur unwesentlich. Die zuvor beobachteten Änderungen des Spektrums können somit als unabhängig von der Stromdichteverteilung beziehungsweise dem Membranzustand angesehen werden. Mit steigender Befeuchtung und Stromstärke wurden die Stromdichteverteilungen homogener. Dies kann mit den Beobachtungen der Impedanzspektroskopie in Übereinklang gebracht werden; hier konnte ein fallender Membranwiderstand R beobachtet werden. Die Änderungen der Stromdichteverteilungen der Stromstärken 350 und 200 mA/cm2 bei unterschiedlichen Kathodengasbefeuchtungen wurden als nahezu 93 gleich identifiziert. Wird der Vergleich zu der Summe der identifizierten Kapazitäten hergestellt, ist auch hier das Verhältnis der Kapazitäten dieser Stromstärken nahezu gleich. Diese Beobachtung stärkt die Vermutung, dass die Kapazitäten eine Aussagekraft bezüglich der Stromdichteverteilung beziehungsweise des Membranfeuchtezustands haben. 94 9 Neutronenradiographie In diesem Kapitel wird auf die Methode der Neutronenradiographie eingegangen. Der große Vorteil dieser Methode besteht darin, dass Neutronen Metalle nahezu ungehindert durchdringen können. An Wasserstoffmolekülen werden die Neutronen jedoch stark gestreut. So eignet sich diese Methode besonders, Wasser innerhalb einer Brennstoffzelle zu visualisieren. Die durchgeführten Experimente fanden am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie statt [52]. Der Messaufbau und das prinzipielle Vorgehen sind in den folgenden Kapiteln beschrieben. Weiter werden verschiedene Auswertungstechniken vorgestellt, welche eine verbesserte Lokalisierung des Wassers ermöglichen. Die Radiogramme des in den Kapiteln 9.3 beschriebenen Messzyklus werden vorgestellt und diskutiert. 9.1 Neutronenquellen Um eine Radiographie auf Basis von Neutronen durchzuführen, werden starke Neutronenquellen benötigt. Die zwei am häufigsten eingesetzten Quellen werden im Folgenden erläutert [53]. Bei der Spallationsquelle werden hochenergetische Teilchen auf schwere Atomkerne geschossen. Die bei diesem Prozess freigesetzten Protonen werden in einen Speicherring eingespeist und anschließend auf das Target (meist Blei-Wismut) geleitet. Hierbei wird ein entsprechender Neutronenfluss freigesetzt. Jedes Proton kann bis zu 30 Neutronen erzeugen. Die Flussdichte beträgt etwa 1017 Neutronen/cm2 s. und liegt damit ca. eine Größenordnung über den bei Kernreaktoren üblichen Flussdichten. In Kernreaktoren entstehen Neutronen durch Spaltung schwerer Atomkerne (Uran). Hier läuft ein kontinuierlicher Prozess zwischen Einfangen der Neutronen und Kernzerfall ab. Nimmt z. B. der Uran-235 Kern ein Neutron auf, wird dieser angeregt und zerfällt. Bei diesem Zerfall kommen wiederum Neutronen frei. Zur Aufrechterhaltung dieses Prozesses müssen die Neutronen moderiert (abgebremst) werden, was je nach Reaktortyp durch leichtes oder schweres Wasser geschieht. Der Reaktor BERII: Der Reaktor BERII des Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) ist ein Leichtwasserreaktor mit einer thermischen Leistung von 10 MW. Dieser Reaktor besitzt eine offene Reaktorhülle und arbeitet daher bei Normaldruck. Als Kernbrennstoff wird niedrig (19 %) angereichertes Uran-235 eingesetzt. Um die Neutronenflussdichte zu erhöhen, ist dieser Kern von einem Berilliumreflektor umgeben. Hier werden die Neutronen reflektiert, die ansonsten den Kern verlassen würden. Eine sehr wichtige Rolle bei der Erzeugung von Neutronen spielt die Moderation. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch von Thermalisierung gesprochen. Der Moderator ist im Fall des BERII leichtes Wasser. Durch elastische Stöße verlieren die Neutronen den größten Teil ihrer kinetischen Energie. Die mittlere Energie der Neutronen beträgt ca. 25 meV (Wellenläge ca. 1.8Å). Um so genannte kalte Neutronen 95 zu erhalten, wird ein weiteres Mal thermalisiert. Dies wird mit Hilfe von 27 K kaltem Wasserstoff bewerkstelligt. Hierbei beträgt die wahrscheinlichste Wellenlänge ca. 3.5 Å. Die Verwendung von kalten Neutronen hat entschiedene Vorteile für die hier vorgestellten Messungen. So hat die größere Wellenlänge der kalten Neutronen den Effekt, dass das Kontrastverhältnis zwischen Metall und Wasser verstärkt wird. Dies erlaubt eine genauere Detektion des flüssigen Wassers innerhalb der Brennstoffzelle. Mittels der Neutronenleiter werden die kalten Neutronen zu verschiedenen Messinstrumenten in der Experimentalhalle geführt. Eine Besonderheit des Setups am HZB ist die Tatsache, dass diese Leiter leicht gekrümmt sind. Somit müssen die Neutronen mindestens einmal reflektiert werden, um wieder austreten zu können. Für schnelle Neutronen und auch Gammastrahlung ist eine Totalreflektion nicht möglich. Deshalb sind lediglich kalte Neutronen am Neutronenleiterausgang vorzufinden. Die verwendeten Detektorsysteme haben eine Nachweiswahrscheinlichkeit für Gammastrahlung und thermische (schnelle) Neutronen. Das Ausschließen dieser Störstrahlung verbessert somit die Aussagekraft der Neutronendetektion. 9.2 Messinstrument In der Abbildung 72 ist der prinzipielle Messaufbau dargestellt. Dieses Setup beinhaltet einen Doppelmonochromator und bietet die Möglichkeit, verschiedene Lochblenden zu wählen. Der Monochromator wurde während der Messungen so eingestellt, dass der Strahl nahezu unbeeinflusst blieb (polychromatisch). Dies führt zu einer maximalen Strahlintensität. Da der Strahl das Strahlrohr nicht vollkommen kollinear verlässt, ist das Einsetzen einer Lochblende notwendig. Je kleiner die Lochblende, desto paralleler ist der austretende Neutronenstrahl (geringe Strahldivergenz am Probenort). Gleichzeitig sinkt jedoch auch die Intensität. Zu Gunsten einer höheren Strahlintensität wurde die größtmögliche Lochblende (D = 3 cm) verwendet. Der Abstand L zwischen Lochblende und Sample beträgt ca. 5 m. Der Abstand l des Samples zur Detektorfläche sollte so gewählt werden, dass Neutronen, welche im Sample gestreut werden, am Detektor vorbei geführt werden können. Auch sollte dieser Abstand nicht zu groß sein. Dies würde auf Grund des nicht kollinearen Strahls die erzielbare Auflösung reduzieren. Als optimaler Abstand zwischen Detektor und Sample wurden 5 cm identifiziert. Als Detektorsystem kommt ein Szintillator zum Einsatz. Dieser absorbiert die auftreffenden Neutronen und emittiert anschließend Photonen (Licht). Der Detektor besteht zu großen Teilen aus 6-Lithium-Florid (6 LiF-ZnS). Typische Szintillatordicken bewegen sich im Bereich von 50-400 µm. Je dicker der Szintillator ist, desto höher ist die Nachweiswahrscheinlichkeit für Neutronen. Mit zunehmender Dicke geht jedoch die 96 Abbildung 72: Messprinzip detektierbare ”Helligkeit”der Lichtemission zurück, was wiederum zu einer längeren Belichtungszeit führen würde. Dünnere Szintillatoren hingegen zeichnen sich durch eine bessere Lokalisation/Auflösung der Neutronen aus. Für die durchgeführten Messungen wurde ein 200 µm dicker Lithium-Szintillator verwendet. Das durch den Szintillator emittierte Licht wird mittels eines Spiegels zu einer CCDKamera gelenkt und mit einer 2048 x 2048 Pixel-Auflösung aufgezeichnet. 9.2.1 Wechselwirkung zwischen Neutronenstrahl und Materie Da das Neutron ein ungeladenes Teilchen ist, kann dieses nur durch sein magnetisches Dipolmoment oder durch starke Wechselwirkung (Streuung, Absorption) mit Materie in Reaktion treten. Dies bedeutet, dass Neutronen hauptsächlich mit den Atomkernen des Targets interagieren. Andere Strahlarten (Elektronen-, Röntgenstrahlen) hingegen wechselwirken größtenteils mit den Elektronen der Atomkerne des Targets. In der Abbildung 73 ist die prinzipielle Abhängigkeit des Schwächungskoeffizienten von der Massenzahl verdeutlicht. Es besteht bei den Röntgenstrahlen ein fast logarithmischer Zusammenhang zwischen Masse und Abschwächung. Bei den Neutronen ist kein trivialer Zusammenhang zwischen Massenzahl und Schwächungskoeffizienten ersichtlich. Dieses Verhalten ermöglicht es, mittels Neutronen, z. B. wasserstoffhaltige Materialien/Elemente, welche sich hinter oder vor Metallen befinden, gut zu detektieren. Die Schwächung, hervorgerufen durch die Probe, ist unter anderem vom Wellenlängenspektrum des Messstrahls abhängig. Bei der Verwendung von kalten 97 Neutronen verschiebt sich das Spektrum zu größeren Wellenlängen. Dies bewirkt eine Verbesserung des Kontrastverhältnisses. Hierbei liegen die Schwächungskoeffizienten der unterschiedlichen Materialien weiter auseinander. Dies hat enorme Vorteile, besonders bei der Flüssigwasserdetektion in Brennstoffzellen. Abbildung 73: Strahlschwächung in Abhängigkeit der Massenzahl 9.2.2 Bildaufbereitung Um nun ein aussagekräftiges Radiogramm zu erhalten, müssen mehrere Punkte bei der Messdurchführung und der Bildaufbereitung bedacht werden. Die Strahlgeometrie ist nicht homogen und die Strahlintensität schwankt. Um diese Effekte aus den aufgenommenen Radiogrammen herauszurechnen, ist es notwendig, in kurzen zeitlichen Abständen den reinen Strahl aufzunehmen. Diese Bilder werden als Flat-Fields (FF) bezeichnet. Ein möglicher Ansatz, diese Inhomogenitäten besser aus den Radiogrammen zu entfernen, ist im Anhang C dargestellt. Weiter ist es notwendig, den so genannten Dunkelstrom der CCD-Kamera zu kennen. Eine einmalige Aufnahme des thermischen Rauschens des CCD-Chips ist ausreichend und wird im Allgemeinen als Dark Field (DF) bezeichnet. In der Abbildung 74 ist das Vorgehen bei der Bildaufbereitung anhand einer Trockenzelle dargestellt. Zunächst müssen vom Radiogramm der Zelle und vom Strahlbild die Dunkelströme abgezogen werden. Anschließend wird das Zellbild durch das 98 Strahlbild geteilt. Durch diese Division werden die Strahlschwankungen und Inhomogenitäten aus dem Radiogramm herausgerechnet. Dies entspricht einer Grundnormierung, die für alle aufgenommenen Radiogramme durchgeführt werden muss. In dem resultierenden Bild sind deutlich die unterschiedlichen Materialstärken zu erkennen (Kreuzverstrebung und Löcher). Auf jedem Radiogramm sind sowohl die Anode als auch die Kathode sichtbar. Abbildung 74: Grundbildnormierung ((Iex − DF )/(Ie0 − DF ) = IeN ) Um lediglich die Änderung im Wasserhaushalt der Zelle zu visualisieren, wird das Radiogramm einer feuchten Zelle durch das Radiogramm der trockenen Zelle geteilt (s. Abb. 75). Bei allen Aufnahmen (außer DF) handelt es sich um Intensitätsdarstellungen. Eine Division entspricht nach dem Lambert-Beersches-Abschwächungsgesetz einer Differenz der Materialdicken: Ie = Ie0 e− P i µei xi (72) Ie0 ist hierbei die Grundintensität (FF) und µei entspricht dem Schwächungskoeffizienten des jeweiligen Materials der Dicke xi . Da es in jedem Radiogramm lediglich zu einer Änderung des Wasseranteils kommt, wird der Summenterm im Exponenten um dieses Material“ erweitert. Eine Division des feuchten Zellbildes (IeN ) ” 99 Abbildung 75: Trockennormierung (IeN /IeN,trocken = IeN,wasser ) durch das trockene Zellbild IeN,trocken liefert somit ein Bild mit der Pixelinformation e−eµH2O xH2o . Wie zu erwarten, sind die Kreuzverstrebungen und Löcher in diesem Fall nicht mehr zu erkennen. Exemplarisch werden anhand des Divisionsbildes des Zellzustandes 500 mA/cm2 100 Kbef die einzelnen Bereiche diskutiert (s. Abb. 76). In den folgenden Darstellungen befindet sich der Lufteingang unten rechts (Ausgang oben links). Der Wasserstoffeingang ist oben rechts (Ausgang unten links). Die schwarzen/ dunkleren Bereiche innerhalb des Bildes deuten auf das Vorhandensein von flüssigem Wasser hin. Im Bereich A kann nahezu kein Wasser identifiziert werden. Grund hierfür könnte die Tatsache sein, dass die Anodenseite mit trockenem Wasserstoff betrieben wird. Hier kann es zu einer starken Rückdiffusion kommen. Das Wasser kann von der Kathode zur Anode wandern, ohne dabei zu kondensieren. Der Bereich B weist die höchste Stromdichte auf (vergleiche Stromdichteuntersuchungen). Auf Grund der höheren Stromdichte entsteht hier vermehrt das Produktwasser. Zum einen sind die Wasserschlangen in den Kanälen gut zu erkennen. Zum anderen kann in diesem Bereich auch Wasser in der GDL/Membran unter den Stegen ausgemacht werden. Eine solche Unterscheidung konnte hier erstmalig durchgeführt werden, da nur am HZB ein hierfür geeigneter Messaufbau (kalte Neutronen) vorhanden ist. Dieser Aufbau wurde im Rahmen dieser Arbeit bezüglich dieser Unterscheidungsmöglichkeit optimiert. 100 Innerhalb des Bereiches C sind hauptsächlich Wasserschlangen in den Kanälen zu beobachten. Eine vermehrte Wasseransammlung in der GDL/Membran kann optisch nicht ausgemacht werden. H2 ein A Steg B C Luft ein Abbildung 76: Zellbildbereiche 101 9.3 Neutronenradiogramme des Messzyklus Jedes der hier gezeigten Radiogramme repräsentiert einen stationären Zustand. Um diesen zu erreichen, wurde die Zelle an jedem Punkt ca. 2.5 Stunden betrieben. Die vorgestellten Zellzustände entsprechen dem in Kapitel 7.3 erläuterten Messzyklus. Die Radiogramme sind wie zuvor beschrieben, normiert worden. Hierfür wurde über jeweils 25 Bilder (Belichtungszeit 15 s) eine Mittelung durchgeführt. Somit repräsentiert jedes Bild einen Zeitraum von ca. 6 Minuten. Um in diesem Zeitraum eine minimale Änderung zu gewährleisten, sind die Gas- und der Stromflüsse unterbrochen worden. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Gase der Anodenseite nicht befeuchtet wurden und auf den Radiogrammen sowohl die Anoden- als auch die Kathodenseite zu sehen ist. Die erhaltenen reinen Wasserbilder sind in Abbildung 78 präsentiert. Auf der linken Seite sind die Zykluszustände der Einstellung 100 Kbef (35 % relative Feuchte am Kathodeneintritt) abgebildet. Auf der rechten Seite sind die der Einstellung 30 Kbef (12 % relative Feuchte am Kathodeneintritt) dargestellt. Übereinstimmend zu den Stromdichtemessungen zeigen die Radiogramme im oberen Zellbereich eine erhöhte Wasseransammlung. Grund hiefür ist die vermehrte Produktwasserentstehung in Bereichen höherer Stromdichten. Werden die Zustände gleicher Stromstärke und gleicher Feuchteeinstellung miteinander verglichen, ist eine gute Übereinstimmung zu erkennen. Der Wasserhaushalt der Zelle hat sich während der Aufnahmen im Gleichgewicht befunden. Weiter führen die gewählten Einstellungen zu reproduzierbaren Wassergleichgewichts-Zuständen innerhalb der Zelle. Bei der Einstellung 100 Kbef ist durchweg mehr Wasser in den Gasverteilerkanälen vorhanden als bei der Einstellung 30 Kbef. In beiden Fällen führt eine Erhöhung der Stromstärke zu einer vermehrten Ansammlung von flüssigem Wasser in den Gaskanälen. Für jeden in Abbildung 78 gezeigten Zellzustand ist ein flächengemittelter Grauwert bestimmt worden (s. Abb. 77). Da es sich um eine Divisionsdarstellung handelt, deutet eine Abweichung vom Wert 1 auf das Vorhandensein von flüssigem Wasser hin. Je größer die Abweichung, desto mehr flüssiges Wasser ist vorhanden. Die optischen Beobachtungen werden mittels dieser Grauwertanalyse bestätigt. Eine Aufteilung zwischen den Einstellungen 100 Kbef und 30 Kbef kann, wie auch schon bei der Impedanzspektroskopie, durchgeführt werden. Durch die gewählten Teststandseinstellungen sollte im theoretisch idealen Fall die relative Feuchte innerhalb der Zelle unabhängig von der gewählten Stromstärke sein. Dies sollte zu relativ gleichen Wasserverteilungen führen. Die unterschiedlichen Wassermengen in der Zelle lassen jedoch darauf schließen, dass die Strömungsgeschwindigkeit in den Gasverteilerkanälen hier einen entscheidenden Einfluss hat. Wird angenommen, dass sich das flüssige Wasser in den Kanälen auf der Kathodenseite be- 102 200 mA/cm² 30Kbef 350 mA/cm² 500 mA/cm² 30Kbef Z2 30Kbef Z6 Z4 Z7 100Kbef Z9 100Kbef 100Kbef Z5 Z3 Z8 Z1 Z10 Abbildung 77: Grauwerte des Messzyklus findet, könnte ein Grund hierfür das schlechter werdende Wasseraustragsverhalten der Gaskanäle sein. Mit steigender Produktwassermenge und steigender Strömungsgeschwindigkeit kann relativ weniger Wasser ausgetragen werden. Wird jedoch die Tatsache berücksichtigt, dass eine relativ dünne Membran in der Zelle verbaut worden ist, sollte die Möglichkeit der Wasserdiffusion von Kathode auf Anode nicht außer Acht gelassen werden. Somit ergibt sich die Fragestellung, auf welcher Seite sich das Wasser in den Kanälen befindet. Viele Geometrien aktueller Gasverteilerstrukturen sind so ausgelegt, dass sich eine Differenzierung zwischen Anodenund Kathodenkanälen als sehr schwierig gestaltet [54] [55]. Häufig überschneiden sich die einzelnen Kanäle teilweise oder sogar ganz. Auch die hier verwendeten Geometrien der Gasverteiler erlauben nur mittels einer speziell entwickelten und angepassten Untersuchungsmethodik eine Lokalisierung des Wassers. 103 104 Z1 50A100 Z10 50A100 Z3 35A100 Z8 35A100 Z2 50A30 Z9 50A30 Z4 35A30 Z5 20A100 Z7 35A30 Z6 20A30 Abbildung 78: Neutronenradiogramme des Messzyklus 9.4 Wasserdifferenzierung zwischen Anode und Kathode Anoden-Maske Kathoden-Maske Abbildung 79: Anoden- Kathodenmaske Um die Anoden- und Kathodenkanäle zu differenzieren, können diese mit Hilfe von Masken hervorgehoben oder ausgeblendet werden. In der Abbildung 79 sind die auf die Zellorientierung angepassten Masken für die Gaskanäle dargestellt. Exemplarisch werden die Masken auf das Divisionsbild des Zellzustandes 500 mA/cm2 100 Kbef angewendet. Werden die Kathodenkanäle ausgeblendet (s. Abb. 80), sind an den Rändern links und rechts noch deutlich die Wasserschlangen zu erkennen. Als Gegenprobe zeigt die Abbildung 81 eine Darstellung, in der die Anodenkanäle ausgeblendet sind. Wasserschlangen sind hier nahezu nicht mehr zu erkennen. Dies lässt darauf schließen, dass sich das Wasser vorwiegend in den Anodenkanälen sammelt. Für die Zellzykluszustände Z1-Z10 können die gleichen Beobachtungen gemacht werden (s. Abb. 82) 105 Original Divisionsbild Ausblendung Kathodenkanäle Abbildung 80: Ausblendung der Kathodenkanäle Original Divisionsbild Ausblendung Anodenkanäle Abbildung 81: Ausblendung der Anodenkanäle 106 Z1 Z2 Z5 Z6 Z9 Z10 Z3 Z7 Z4 Z8 Abbildung 82: Ausblendung der Kathodenkanäle (Gesamtzyklus) 107 Eine ähnliche Methode, das flüssige Wasser den Anoden- oder Kathodenkanälen zuzuordnen, ist das Arbeiten mit sogenannten Flutungsbildern. Im Bild 83 (links) ist ein solches Flutungsbild dargestellt. Um dieses zu erhalten, wurde durch die kathodenseitig kontinuierlich flüssiges Wasser gepumpt. Somit ist der komplette Kathodenkanal mit Wasser ausgefüllt. Das originale Divisionsbild wurde durch das Flutungsbild geteilt (s. Abb. 84 rechts). Dies hat zur Folge, dass die wasserfreien Kathodenkanäle weiß, beziehungsweise hell erscheinen. Da sich beim sogenannten Flutungsbild kein Wasser in den Anodengaskanälen befunden hat, deuten im resultierenden Bild die schwarzen Bereiche auf Wasser in Anodengaskanälen hin. Eine solche Bearbeitung des Radiogrammes führt zu einer wesentlich kontrastreicheren Darstellung als das Bearbeiten des Radiogramms mittels der zuvor beschriebenen Masken. Die Bildbearbeitung mittels der Flutungsbilder ist auf die einzelnen Zykluszustände angewandt worden (s. Abb. 85). Auf Grund des hohen Schwarzanteils in den Darstellungen kann auch hier davon ausgegangen werden, dass sich das meiste Wasser in den Anodenkanälen befindet. Geflutete Kathode Divisionsbild Abbildung 83: Geflutete Kathode 108 Abbildung 84: Ausgeblendete Kathodenkanäle (mittels Flutungsbild) Z1 Z2 Z5 Z6 Z9 Z10 Z3 Z7 Z4 Z8 Abbildung 85: Ausgeblendete Kathodenkanäle (mittels Flutungsbild), gesamter Zyklus 109 Eine weitere Möglichkeit, das Wasser den Kanälen der Anode oder Kathode zuzuordnen, ist das Neigen der Zelle. Die Zelle wurde hierfür 15° in Richtung des Strahls gekippt. Diese Neigung bewirkt eine Vergrößerung der Projektionsfläche der Kanäle, welche sich von 1 mm auf ca. 1.6 mm erweitert. Somit ist eine Unterscheidung auf Grund des ausreichenden Abstandes zwischen benachbarten Kanälen noch möglich (s. Abb. 86). Um nun das flüssige Wasser den Anoden- oder Kathodenkanälen zuzuordnen, werden zunächst vier Fälle bezüglich ihres Intensitätsverlaufes unterschieden (s. Abb. 87). Im ersten Fall befindet sich kein Wasser in den Kanälen und das dazugehörige Intensitätsprofil hat sein Maximum in der Mitte (bezüglich der Projektionslänge). Im zweiten Fall sind sowohl die Anoden- als auch Kathodenkanäle mit Wasser gefüllt. Das resultierende Intensitätsprofil weist ein Minimum dort auf, wo im trockenen Fall das Maximum liegt. Befindet sich lediglich Wasser in den Kathodenkanälen, verschiebt sich das Intensitätsminimum bezüglich des trockenen Maximums nach unten (Fall 3). Hält sich das Wasser in den Anodenkanälen auf, ist zu erkennen, dass sich das resultierende Intensitätsminimum im Vergleich zum trockenen Maximum nach oben verschiebt (Fall 4). Zelle / Kanal ausreichender Abstand Projektion 1644 µm Kathodenkanal Anodenkanal Schirm Abbildung 86: Zellkippung 110 Kathode Fall 1 Anode Intensitätsprofile Fall 2 Intensitätsminimum Fall 3 Fall 4 Abbildung 87: Verlaufsfälle der Intensitätsprofile 111 In der Abbildung 88 (links) ist eine trockene, gekippte Zelle zu sehen (Fall 1). Auf der rechten Seite wird ein Divisionsbild des Zellzustands 500 mA/cm2 (100 Kbef) gezeigt. Um zwischen dem Wasser in den Anoden- beziehungsweise Kathodengaskanälen differenzieren zu können, wurde hier exemplarisch ein Bereich von drei Kanälen in der Zellmitte gewählt. Die Grauwerte dieses Bereichs sind von oben nach unten pixelweise für die trockene und die betriebene Zelle ausgelesen worden (s. Abb. 89). Auf Grund der verwendeten Auflösung entsprechen hier ca. 20 Pixel einem Millimeter. Werden das Minima und Maxima (Referenzfall 1) innerhalb eines Kanals betrachtet, ist zu erkennen, dass zuerst das Minimum und dann das Maximum erscheint. Dies spricht dafür, dass sich das flüssige Wasser zu großen Teilen in den Anodenkanälen befindet. Der Unterschied hierbei beträgt zwischen 5 und 10 Pixel (250-500µm); dieser Abstand kann als Maß für den Füllzustand des Kanals angesehen werden. Gaszuleitungen Gekippte Trocken Zelle Divisionsbild Abbildung 88: Gekippte Zelle Eine Differenzierung zwischen dem flüssigen Wasser in den Anoden- und Kathodengaskanälen liefert einen wichtigen Hinweis bezüglich der dort vorherrschenden Wassertransportmechanismen. Es konnte belegt werden, dass sich das flüssige Wasser zum größten Teil auf der Anodenseite befindet. Da diese Seite nicht befeuchtet wurde, kann hier von einer enormen Rückdiffusion von der Kathode auf die Anode ausgegangen werden. Ein Grund für die sehr geringe Wasseransammlung in den Kathodenkanälen könnte die relativ hohe Strömungsgeschwindigkeit sein. Unter den sich einstellenden Feuchtebedingun- 112 Kanal 1 Kanal 2 Kanal 3 Pixel Abbildung 89: Grauwertverlauf der trockenen und betriebenen Zelle (gekippt) gen wird eine Kondensation beziehungsweise eine Wasseransammlung vermieden. Anodenseitig durchströmt der trockene Wasserstoff die Kanäle nur sehr langsam. Sich dort ansammelndes, flüssiges Wasser wird so gut wie nicht konvektiv ausgetragen. Der hier vorherrschende Wasserabtransportprozess kann der Verdampfung zugeordnet werden. 113 9.5 Wasser unter den Stegen Eine weitere wichtige Information, die aus den Radiogrammen extrahiert werden kann, ist der Wassergehalt in der GDL und der Membran. Hiefür wird ebenfalls mit Masken gearbeitet, welche sowohl die Anoden- als auch die Kathodenkanäle ausblenden (s. Abb. 90). Somit wird lediglich das Wasser in der Zellmembran und in den GDLs sichtbar (s. Abb. 90 links). Gesamt-Maske Original Divisionsbild Ausblendung Kanäle Abbildung 90: Ausblendung der Anoden- und Kathodenkanäle Die Radiogramme der Zykluszustände Z1-Z10 wurden mit dieser Maske verrechnet (s. Abb. 91). Werden die originalen Divisionsbilder mit den GDL/Membran-Bildern verglichen, fällt auf, dass hauptsächlich dort Wasser detektiert wird, wo sich eine Wasserschlange befindet. Neutronenstreueffekte können für die Erklärung dieses Effektes ausgeschlossen werden, da das Vorhandensein von Wasser durch das Fehlen“ von Neutronen bestimmt ” wird. Streueffekte würden demnach Wasser verschwinden“ lassen. Auch die verwen” dete Maske ist minimal dicker ist als der Kanal. Somit sind die Kanäle vollständig ausgeblendet. Wie zuvor belegt wurde, befindet sich der Großteil der Wasserschlangen in den Kanälen auf der Anodenseite. Diese Wasserschlangen bewegen sich dort auf Grund der vergleichsweise geringen Strömungsgeschwindigkeiten nur langsam voran. Aufenthaltsdauer bis zu 38 min an einem Ort sind bei transienten Auswertungen beobachtet worden [56]. Ein solcher zeitlicher Verlauf ist in Abbildung 92 zu sehen (200 mA/cm2 100 Kbef). Hiefür wurde lediglich ein kleiner Ausschnitt des Kanals betrachtet. Im oberen Bildbereich ist der Anfangszustand gezeigt, im unteren der Endzustand. In der Mitte wird der zeitliche Verlauf dazwischen abgebildet. Diese Zeit ist ausreichend, um die GDL in diesem Bereich diffusiv zu befeuchten. Hierdurch kann der Zusammenhang zwischen den Wasserschlangen und den detektierten Wassermengen in der GDL erklärt werden. 114 Z1 Z2 Z5 Z6 Z9 Z10 Z3 Z4 Z7 Z8 Abbildung 91: Ausblendung der Anoden- und Kathodenkanäle (Gesamtzyklus) Wasserschlange Kanal t1 x 38 min t1 t2 Kanal t2 y x Abbildung 92: Zeitverlauf des Wasserabtransportes im Kanal 115 Wie schon bei der Auswertung der Stromdichteverteilung ist eine pixelweise Grauwertanalyse von oben nach unten durchgeführt worden6 . Die hierbei erhaltenen Resultate werden anhand der Zellzustände Z1(500 mA/cm2 100 Kbef) und Z2 (500 mA/cm2 30 Kbef) exemplarisch diskutiert (s. Abb. 93). Der trockene obere Bereich A der Zelle bleibt auch nach einer Änderung der Kathodengasbefeuchtung nahezu unbeeinflusst. Im Bereich B entsteht in beiden Fällen der Großteil des Produktwassers, daher kommt es hier zu einer vermehrten Ansammlung von Wasser in der GDL/Membran (vergleiche Stromdichteuntersuchung). Offensichtlich ist der Bereich C stark von der eingestellten Kathodengasfeuchte abhängig. Mit zunehmender Gasbefeuchtung lässt sich hier vergleichsweise mehr Wasser feststellen. Im unteren Zellbereich D wird hauptsächlich das Wasser in der Anoden-GDL detektiert. Wie zuvor erwähnt, kommt es hier durch Diffusion von den Kanälen in die GDL zu nachweisbaren Wasseransammlungen. Im Bild 94 links werden entsprechende Verläufe der Zellzustände für die Teststandseinstellung 100 Kbef, rechts für die 30 Kbef aufgezeigt. Im unteren Bereich dieser Abbildung sind die optisch ermittelten prinzipiellen Verläufe dargestellt. Der Vergleich der Messungen bei unterschiedlichen Kathodengasfeuchten zeigt, dass sich der Bereich B (vergleiche Abbildung 93) mit steigender Gasbefeuchtung zu Lasten des Bereiches C vergrößert. Bei den Zellzuständen 30 Kbef ist festzuhalten, dass in der unteren Hälfte der Zelle nahezu kein flüssiges Wasser detektiert werden kann. Weiter lässt sich beobachten, dass sich der Bereich B mit steigender Stromstärke (bei gleicher Kathodengasbefeuchtung) vergrößert. Werden die hier gemachten Beobachtungen mit den Stromdichtemessungen abgeglichen, ist eine sehr gute Übereinstimmung festzustellen. Der Bereich A weist durchgehend eine niedrigere Stromdichte auf. Im Zellbereich B kann die jeweils höchste Stromdichte nachgewiesen werden, wobei auch hier eine Vergrößerung (Homogenisierung) bei steigender Gasbefeuchtung erkennbar ist. Geringe Stromdichteänderungen können im Bereich D ausgemacht werden. Eine Korrelation zwischen Stromdichte und Wassergehalt in der GDL/Membran ist somit nachgewiesen. 6 Die verwendete Abszissenbeschriftung Y-Bildposition entspricht einem Verlaufsauftrag vom oberen zum unteren Bildrand. So entspricht der Wert an der Y-Bildposition Null dem mittleren Grauwert der ersten Bildzeile 116 Y-Bildposition Abbildung 93: Wasserverteilung in GDL/Membran Y-Bildposition Y-Bildposition Z5 Z6 Z3 Z4 Z1 Z2 Abbildung 94: Wasserverteilung in GDL/Membran (Gesamtzyklus) 117 Fazit: Die Radiogramme der einzelnen Zellzustände können optisch voneinander unterschieden werden. Die Zustände geringer Kathodengasbefeuchtung (30 Kbef) zeigen hier durchgehend einen geringeren Gesamtwasseranteil als die einer hohen Befeuchtung (100 Kbef). Eine Auswertung der Grauwerte (Wasseranteil) belegt diese Beobachtung. Zudem kann erkannt werden, dass gleiche Zellzustände zu gleichen Wasserverteilungen beziehungsweise Wasseranteilen in der Zelle führen. Dies spricht für eine gute Reproduzierbarkeit der Zellzustände. Mittels der verschiedenen Auswertemethoden konnte gezeigt werden, dass sich der Großteil der Wasserschlangen in den Anodenkanälen befindet. Der zugeführte Wasserstoff wurde hierbei nicht befeuchtet. So kam es hier zur Diffusion des Wassers von der Kathode auf die Anode. Durch die Ausblendung der Anoden- und Kathodenkanäle ließ sich die Wasserverteilung in der GDL und Membran visualisieren. Hierbei sind vier Bereiche ermittelt worden. Die größte Ansammlung von flüssigem Wasser lag im oberen Zellbereich (B). Mit steigender Stromdichte kam es zu einer Bereichsvergrößerung. Bei der Reduzierung der Kathodengasbefeuchtung verkleinerte sich dieser Bereich. Aus den Stromdichteuntersuchungen geht hervor, dass es bei einer Reduzierung der Kathodengasbefeuchtung zu einer vermehrten Stromgenerierung im oberen Zellbereich kommt. Somit wird in diesem Bereich auch vermehrt Produktwasser gebildet. Dieses Mehr an Produktwasser kann jedoch nicht in den Radiogrammen ausgemacht werden, da die Methode der Neutronenradiographie großteils nur flüssiges Wasser erfasst. Es wird davon ausgegangen, dass es in diesem Bereich zu einem Abtransport des Wassers in Gasphase kommt. 118 10 Zusammenfassung In der hier vorgelegten Arbeit steht die Untersuchung des Wasserhaushaltes von Niedertemperatur-Brennstoffzellen im Fokus. Hierfür wurden unterschiedliche Werkzeuge herangezogen; die Simulation und das Experiment. Mit Hilfe von Simulationsrechnungen wurde im ersten Teil dieser Arbeit der Wassereinfluss auf ein Gesamtsystem betrachtet. Hierbei wurden ausschließlich die Simulationsergebnisse diskutiert. Im Hauptteil dieser Arbeit wurden die experimentellen Untersuchungen an einer ausgewählten Brennstoffzelle beschrieben. Verschiedene, zum Teil neu entwickelte Methoden sind für die Erfassung des Zell-Wasserhaushaltes kombiniert worden. Die gewonnenen Erkenntnisse führten zu einer konsistenten Gesamtergebnis-Interpretation. In den folgenden Absätzen werden die Ergebnisse zusammengefasst. Innerhalb des ersten Teils dieser Arbeit wurde ein sehr realitätsnahes 2 kWel -Brennstoffzellen-BHKW-System modelliert. Dies geschah mit dem Ziel, den Einfluss des Wassers auf dieses System zu untersuchen. Hierfür wurde die Annahme getroffen, dass die simulierte Brennstoffzellenleistung vom vorgegebenen Zellwasserhaushalt unabhängig ist. So stand hier nicht der leistungsoptimierte Betrieb der Brennstoffzelle im Vordergrund, sondern die Effizienzsteigerung des Systems unter der Annahme eines einstellbaren Zellwasserhaushaltes. Zur Untersuchung des System-Wassermanagements wurde eine Parametervariation durchgeführt. Diese beinhaltete verschiedene Gaseinund -austrittsfeuchten auf der Anoden- und Kathodenseite. Es konnte festgestellt werden, dass die Leistungsaufnahmen des FLOX-Brenners und des Kathodenluftgebläses wesentlich durch den Wasserhaushalt beeinträchtigt werden. Die Leistungsaufnahme des Kathodenluftgebläses steigt mit zunehmender Kathodengasfeuchte. Durch einen höheren Wasseranteil in der Luft vergrößert sich der Massenstrom. Hierdurch erhöht sich die Druckdifferenz, die das Gebläse überwinden muss, welche maßgeblich die Gebläseleistung bestimmt. Die Erhöhung der Anodenaustrittsgasfeuchte führte bei den gewählten Betriebsbedingungen zu einer Verbesserung des Systemwirkungsgrades. Dies lässt sich auf einen verminderten Methanverbrauch des Brenners zurückführen. Ausschlaggebend für diesen Effekt sind hierbei die Geometrie des FLOX-Brenners und die daran gekoppelte Abgastemperatur. Innerhalb der gewählten Betriebsbedingungen ergeben sich so System-Effizienzunterschiede im Bereich von 3 bis 4 %. Die hier erhaltenen Resultate verdeutlichen die Wichtigkeit des Brennstoffzellen-Wasserhaushaltes aus einer systemtechnischen Betrachtungsweise. Eine optimale Wahlmöglichkeit der Zellkomponenten bezüglich des Wasserhaushaltes wäre daher äußerst wünschenswert. So könnte der Einfluss des Systemwasserhaushaltes entsprechend berücksichtigt und optimiert werden. Hierfür müsste jedoch das Zusammenspiel zwischen der Stackgeometrie und den verwendeten Materialien bezüglich des Wasserhaushaltes bekannt sein. Diese Zusammenhänge sind noch wenig erforscht. Die hierfür notwendigen Messmethoden weisen noch Entwicklungspotenzial auf. 119 Im Hauptteil dieser Arbeit wurden daher verschiedene experimentelle Untersuchungsmethoden miteinander kombiniert, um den Wasserhaushalt der PEM-Brennstoffzelle besser erfassen zu können. Eine bekannte Methode zur Bestimmung des Zustandes eines elektrochemischen Elements ist die Impedanzspektroskopie. Diese zeichnet sich vor allem durch ihre einfache Systemintegrierbarkeit aus. Sie beruht auf einer Frequenzantwort-Analyse und erfasst somit eine Vielzahl von verschiedenen, sich überlagernden Effekten. Innerhalb der Brennstoffzellenforschung wird diese Methode verwendet, um beispielsweise den Membranwiderstand, die Doppelschichtaufladung oder Prozesse wie Diffusion zu charakterisieren. Die große Herausforderung hierbei besteht in der richtigen Interpretation der erhaltenen Spektren. Besonders in Bezug auf die Untersuchung des Wasserhaushaltes können die aufgezeichneten Impedanzspektren meist nicht ausreichend für eine fundierte Interpretation sein. Dies gilt vor allem für luftbetriebene, marktnahe Brennstoffzellen, da hier verstärkt Inhomogenitäten, sowie starke Gradienten über der aktive Zellfläche (Stromdichte-, Wasser-, Temperaturverteilung) auftreten können. In den meisten Fällen ist somit eine fundierte Interpretation der Spektren nur in Kombination mit anderen Messmethoden möglich. Daher wurden hier die Methoden der elektrochemischen Impedanzspektroskopie, der Stromdichteuntersuchung und der Neutronenradiographie erstmalig in dieser Art und Weise kombiniert, um den Wasserhaushalt der Brennstoffzelle umfassender zu ergründen. Für das Betreiben der Brennstoffzelle beziehungsweise für das Durchführen der Messungen ist ein speziell hierfür aufgebauter und optimierter Brennstoffzellenteststand eingesetzt worden. Besondere Berücksichtigung fand bei diesem Teststandskonzept die Befeuchtung der Gase. Durch eine sehr geschickte Verrohrung und durchdachte Messdatenerfassung ist es mit diesem Teststand möglich, verschiedene Gasfeuchten hoch dynamisch einzustellen. Ein wichtiger Aspekt für fundierte Ergebnisse ist ein validiertes Testsystem. Es konnte nachgewiesen werden, dass der gewünschte Taupunkt sehr konstant gehalten und mit einer Genauigkeit von ±1-2.5 K einstellbar ist. Für eine erweiterte Interpretation der aufgezeichneten Impedanzspektren wurden sechs unterschiedliche Impedanzmodelle (Ersatzschaltbilder) entwickelt. Der strukturelle Aufbau dieser Modelle lässt auf eine mögliche Differenzierbarkeit zwischen Anoden- und Kathodenelektrode schließen. Die Halbzellenmessung wurde angewandt, um zu überprüfen, ob es mittels der Modelle möglich ist, die einzelnen Elektroden zu unterscheiden. Durch Addition der Einzelelektroden-Messungen gelang es, das Gesamtspektrum sehr gut zu rekonstruieren, was für die Plausibilität und Richtigkeit der Messprozedur an sich sprach. Anschließend wurden die ermittelten Parameter des Gesamtspektrums aufgeteilt und den jeweiligen Elektroden zugeordnet. Bei dem Vergleich zwischen den rekonstruierten Einzelelektrodenwerten und den Halbzellenmesswerten konnte jedoch keine zufriedenstellende Übereinstimmung gefunden werden. Bei der weiteren Interpretation wurde darauf verzichtet, den identifizierten Parametern eine Elektrode zuzuordnen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse ist das RC-RC-Modell für die weiterführenden Untersuchungen ausgewählt worden. 120 Die weiteren Messungen wurden ausschließlich an einer Zelle vorgenommen. Um weitere Anhaltspunkte zu erhalten, welche Rückschlüsse ein Impedanzspektrum zulässt, wurden unterschiedliche Zellzustände untersucht. Für die Einschätzung von Diffusionsprozessen innerhalb einer Brennstoffzelle wurde als Kathodengas sowohl eine Stickstoff-Sauerstoff- als auch eine Helium-Sauerstoff-Mischung verwendet. In beiden Fällen fand somit eine Variation der Sauerstoffkonzentration statt. Diese Betriebsbedingungen wurden so gewählt, dass die Strömungsgeschwindigkeiten in den Gasverteilerkanälen identisch waren. Unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten könnten zu unterschiedlichen Wasserverteilungen innerhalb der Brennstoffzelle führen. So konnte sichergestellt werden, dass sich ausschließlich die Gasmischungsart und nicht der Zellwasserhaushalt ändert. Eine Versicherung dieser Annahme konnte mittels der durchgeführten Stromdichteuntersuchungen belegt werden. Die ermittelten Kapazitäten des RC-RC-Modells änderten sich bei der Helium-Messung unwesentlich. Bei der Erhöhung der Sauerstoffkonzentration innerhalb der Stickstoff-Messung erfuhren die Kapazitäten einen enormen Anstieg. Änderungen der beobachteten Größenordnung können nicht alleine auf sich ändernde Doppelschichten zurückgeführt werden. Wird die Tatsache berücksichtigt, dass Sauerstoff in Helium eine höhere Beweglichkeit als in Stickstoff besitzt, wird dieses Verhalten klar. So erlauben es diese Ergebnisse, die ermittelten Kapazitäten als Indikator für sich ändernde Diffusionseigenschaften heranzuziehen. Für die Untersuchung der Sensitivität des Impedanzspektrums bezüglich des Zellwasserhaushaltes wurden extreme Zellbedingungen geschaffen. Zum einen wurde die Brennstoffzelle mit unbefeuchteten Gasen betrieben. Zum anderen wurde die Kathodenseite gezielt mit flüssigem Wasser beaufschlagt. Bei der Durchführung der Zelltrocknung wurde ein Anstieg des Widerstandes R beobachtet, wobei die identifizierten Kapazitäten stark sanken (ähnlich ausgeprägt wie bei der Untersuchung der Diffusionseigenschaften). Die Stromdichteuntersuchungen zeigten bei diesem Zellzustand eine enorme Erhöhung im oberen Zellbereich (Kathodenausgang/Anodeneingang). Die Ergebnisse der Zellflutung wiesen einen fallenden Widerstand R und eine sich gering ändernde Kapazität auf. Im Gegensatz zur Zelltrocknung konnte bei den Stromdichteuntersuchungen nur eine leichte Änderung (Homogenisierung) festgestellt werden. Interessant bei diesen Untersuchungen war die sich vergrößernde Messwertstreuung der Impedanzwerte im niederfrequenten Bereich. Diese Streuung könnte somit ein Anhaltspunkt für geflutete Gasverteilerkanäle sein. Die Betrachtung des Widerstands R belegt dessen Fähigkeit, den Feuchtezustand der Membran zu charakterisieren. Ein sich ändernder Membranzustand führt zu unterschiedlichen Diffusionsprozessen, welche wiederum die Kapazitäten ändern. Die Interpretation der Stromdichte- und Impedanzuntersuchungen führte zu dem Schluss, dass die Kapazitäten eine Aussage über die Stromdichteverteilung erlauben. Um die Reproduzierbarkeit und die Konsistenz der elektrochemischen Impedanzspektroskopie zu prüfen, wurde ein Messzyklus erarbeitet. Die Stromdichten 500 mA/cm2 , 350 mA/cm2 und 200 mA/cm2 wurden hierbei bei zwei unterschiedlichen Kathoden- 121 gasbefeuchtungseinstellungen gezielt untersucht. Gleichzeitig wurden für diesen Messzyklus Neutronenradiogramme aufgenommen. Die relativ neue Methode der Neutronenradiographie ist ein bildgebendes Verfahren, welches es ermöglicht, flüssiges Wasser in der Brennstoffzelle sichtbar zu machen. Bei dieser Methode wird der Zellbetrieb nicht gestört und die Wasserverteilung bleibt unbeeinflusst. Der hier verwendete Messaufbau wurde angepasst und die Messdurchführung optimiert. Erstmalig wurde mit dem hier vorgestellten Vorgehen eine Vergleichbarkeit und Reproduzierbarkeit der Neutronenradiogramme belegt. Es konnte aufgezeigt werden, dass identische Zellzustände zu gleichen Radiogrammen führen. Die Differenzierung zwischen der Anode und Kathode ist auf Grund der Zellgeometrie und der Gasverteiler-Kanalstrukturen nicht trivial. Um dies zu bewerkstelligen, wurden verschiedene Methoden entwickelt, angepasst und angewandt. Innerhalb der einzelnen Zykluszustände konnte festgestellt werden, dass eine stark ausgeprägte Rückdiffusion von der Kathoden- auf die Anodenseite stattfindet. Das visualisierte Wasser in den Kanälen konnte größtenteils der Anodenseite zugeschrieben werden. Weiter konnte hier erstmalig mittels Neutronenradiographie Wasser unter den Stegen eindeutig visualisiert werden. Die so ermittelten Wasseransammlungen ließen sich sehr plausibel mit den Ergebnissen der Stromdichteuntersuchung in Einklang bringen. In Bereichen hoher Stromdichten befand sich vermehrt flüssiges Wasser in der GDL/Membran. Alle erlangten Resultate der hier vorgestellten Untersuchungen zeigten ausnahmslos eine sehr gute Reproduzierbarkeit sowie auch eine Unterscheidbarkeit zwischen den einzelnen Zellzuständen des Messzyklus. Bei dem Vergleich der Spannungswerte identischer Betriebszustände wurde eine sehr geringe Abweichung von nur 2-3 mV beobachtet. Mit Hilfe der identifizierten Kapazitäten und des realen Widerstandes R konnte gezeigt werden, dass es mittels des einfachen RC-RC-Modells möglich ist, die Betriebszustände beziehungsweise die Zellzustände deutlich zu differenzieren. Auch die Erkenntnisse der impedanzspektroskopischen Voruntersuchungen konnten anhand dieses Zyklus eindeutig belegt werden. Werden alle in der Arbeit aufgezeigten Ergebnisse geschlossen für die Interpretation der Impedanzspektren herangezogen, lassen sich bemerkenswerte Erkenntnisse bezüglich der identifizierten Kapazitäten erlangen. Im Zuge dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Kapazitäten bei schlechter werdender Sauerstoff-Diffusion sinken. Innerhalb des Messzyklus wurde eindeutig festgestellt, dass es bei einer Verringerung der Kathodengasbefeuchtung zu einer Erniedrigung der Kapazitäten kommt. Wird davon ausgegangen, dass sich die Kapazitätsänderungen in beiden Fällen auf Sauerstoff-Diffusionsprozesse zurückführen lassen, scheinen diese Beobachtungen zunächst widersprüchlich, da eine geringere Feuchte zu einer verbesserten Sauerstoff- 122 Diffusion führen sollte. Werden jedoch die Erkenntnisse der Stromdichte- und der neutronenradiographischen Untersuchungen mit herangezogen, kann eine Erklärung hierfür gefunden werden. Wie die Stromdichteuntersuchung belegte, kam es bei einer Reduzierung der Kathodengasfeuchte zu einer Erhöhung der Stromdichte im oberen Zellbereich. Dieser Bereich beeinflusst maßgeblich das aufgezeichnete Spektrum. – Hier entstand demzufolge vermehrt Produktwasser, welches von der aktiven Fläche abtransportiert werden musste. – Dieser Transport beeinflusst die Sauerstoff-Diffusion und führt somit in diesem Bereich zu einem geänderten Diffusionsverhalten. Die Transportrichtung ist hierbei noch nicht eindeutig identifiziert. Mit Hilfe der Neutronenradiographie lassen sich die quasi-stationären Wasserverteilungen ermitteln. Da die Anodenseite nicht befeuchtet wurde, kann auf diese Seite nur Wasser auf Grund von Diffusionsprozessen gelangen. In den Kathodenkanälen wurde bei allen Einstellungen nahezu kein flüssiges Wasser identifiziert. Diese Informationen lassen Rückschlüsse auf die Richtung und Ausprägung des Diffusionsprozesses zu. Die Neutronenradiographie zeigte bei einer niedrigen Kathodengasbefeuchtung vergleichsweise weniger flüssiges Wasser in den Anodenkanälen. Auch die detektierbare gesamte Wassermenge in der GDL/Membran war hier geringer. – Bei beiden Befeuchtungseinstellungen wurde in Summe gleich viel Produktwasser generiert, jedoch an unterschiedlichen Orten und unterschiedlich ausgeprägt (vergleiche Stromdichteverteilung). – Dies lässt darauf schließen, dass mehr Produktwasser (in Gasphase) über die Kathodenseite abtransportiert wurde und weniger auf die Anodenseite diffundierte. – Die Wasserdampfdiffusion ist somit der Sauerstoffdiffusion entgegengesetzt. Da Wasserdampf ein wesentlich größeres Volumen als flüssiges Wasser einnimmt, hat dies eine wesentlich stärkere Diffusionshemmung. Auch diese Beobachtung stützt die These, dass es bei einer Reduzierung der Kathodengasbefeuchtung zu einer Verschlechterung der Gesamt-Sauerstoff-Diffusion kommt. Dies führt, wie belegt werden konnte, zu einer Erniedrigung der Kapazitäten. Diese Interpretation der Impedanzspektren konnte somit durch die Kombination der Informationen über die Orte der Wasserentstehung (Stromdichteuntersuchung) und der Wasseransammlung (Neutronenradiographie) erfolgen. 123 124 11 Ausblick Der innerhalb dieser Arbeit entwickelte Brennstoffzellen-Teststand zeichnet sich durch sein Gasbefeuchtungskonzept aus. In Hinblick auf eine umfassendere Untersuchung des Brennstoffzellen-Wasserhaushaltes wäre eine Investition in mehrere Feuchtesensoren zu überlegen. Es sollte die Möglichkeit bestehen, sowohl den Druck, Temperatur als auch den Taupunkt an allen Gasein- und auslässen der Zelle zu erfassen. Dies würde es erlauben, genau zu bestimmen, welche Wassermenge in die Zelle ein- und ausgetragen wird. Eine solche Messanordnung würde es ermöglichen, alle notwendigen Werte für eine zeitabhängige Wasserbilanz experimentell zu erfassen. Somit gibt diese Bilanz Aufschluss über das in der Zelle verbleibende Wasser, welches mittels der Neutronenradiographie sichtbar gemacht werden kann. Auch aus einer systemtechnischen Betrachtungsweise wäre die zusätzliche Information über den Wasseraustrag von großem Interesse. Der Dead-End-Betrieb in Brennstoffzellen-Applikationen findet nur selten Anwendung. Die Wassermenge an den Gasauslässen ist daher für die Systemauslegung ebenfalls relevant. Bei der Vorstellung der Neutronenradiographie wurden der optimierte Messaufbau und die Messdurchführung beschrieben. Ein Ansatz, welcher in diesem Bereich zu weiteren Verbesserungen führen könnte, wäre der Einsatz des Beammonitors (Anhang C). Dieses System würde es erlauben, für jedes aufgenommene Radiogramm ein FlatField zu rekonstruieren. Somit könnten die Änderungen innerhalb der Strahlgeometrie und -intensität nahezu perfekt herausgerechnet werden. Die flat-field-korrigierten Radiogramme wären demnach absolut unbeeinflusst vom Neutronenstrahl. In den Kapiteln der Impedanzuntersuchung wurden Modelle entwickelt, die in der Lage sind, das Verhalten der einzelnen Elektroden wiederzugeben. Weitere Untersuchungen zeigten jedoch, dass es sehr schwierig ist, auf Basis eines Gesamtspektrums die Anoden- von der Kathodenelektrode zu unterscheiden. Eine tendenzielle Differenzierung zwischen diesen Elektroden erlaubt die vorgestellte Halbzellenmessung. Es konnte gezeigt werden, dass eine Addition der Einzelelektroden-Spektren wieder zum Gesamtspektrum führt. Zu klären ist hierbei noch, inwieweit die Referenzelektrode und der verwendete Flüssigelektrolyt die einzelnen Spektren beeinflussen können. Weiter ist der hier entwickelte Aufbau sehr sensibel und unhandlich. Damit diese Messungen auch (gefahrlos) in Kombination mit der Neutronenradiographie durchgeführt werden können, sollte dieser Aufbau weiterentwickelt werden. Wie mit Hilfe der Neutronenradiographie festgestellt worden ist, findet eine starke Rückdiffusion von der Kathoden- zur Anodenseite statt. Die kombinierte Anwendung beider Messmethoden könnte somit Anhaltspunkte liefern, inwieweit sich diese Diffusionsprozesse beziehungsweise die unterschiedliche Wasserverteilung auf die jeweiligen Elektroden auswirken. Im Zuge der Stromdichteuntersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Kathodengasbefeuchtung einen Einfluss auf die Stromdichteverteilung hat. Informationen über die Potenzialverteilung konnten mit der verwendeten Messplatine nicht erfasst wer- 125 den. Eine solche Messanordnung müsste in der Lage sein, die Potentialverteilung beider Elektroden zu erfassen. So muss nicht von einer Äquipotentialfläche ausgegangen werden. In einem Messsegment könnte dadurch die reale Spannungsdifferenz und der Strom bestimmt werden. Eine lokale Analyse des Strom-Spannungsverhaltens könnte Aufschluss darüber geben, wie sich die einzelnen Zellbereiche auf ein gesamtes Impedanzspektrum auswirken. Diese Informationen wären besonders in Bereichen sehr niedriger Stromdichten interessant, da es hier zu Nichtlinearitäten kommen könnte (vergleiche Kapitel 6). Auch bei der ortsaufgelösten Impedanzspektroskopie wären demnach die Potenzialverteilungen beider Elektroden von großem Interesse. Die Durchführung einer impedanzspektroskopischen Untersuchung verursacht jedoch in allen erwähnten Fällen (Halbzellenmessungen, Gesamtzellenuntersuchungen global und lokal) Seiteneffekte, welche noch nicht vollständig erfasst sind. Hierbei kann es zu Gas-Oszillationen kommen, welche durch die Umsetzung des Sauerstoffs entsprechend der Stromamplitude hervorgerufen werden. Die Sauerstoffkonzentrations-Oszillation kann zu einer Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung führen, welche das aufgezeichnete Spektrum verfälschen könnten. Gleichzeitig oszilliert die Wasserdampfkonzentration, die in besonders trockenen Zellbreichen zu einer Hydration/Dehydration der Membran führen kann. Erste Ansätze, diese Phänomene zu untersuchen, befinden sich in Anhang B. Da die messtechnische Erfassung dieser Effekte sehr schwierig ist, wurde hier versucht, mittels einer CFD-Simulation die Auswirkungen dieser Effekte abzuschätzen. Das hier vorgestellte Modell befindet sich noch in der Entwicklung. Um das Zeitverhalten einer Halbzelle genauer erfassen zu können, müssten zudem Sorptionsprozesse und der Einfluss der sich aufbauenden Doppelschichtkapazität mitberücksichtigt werden. Vor allem bei Betrachtungen extremer Betriebsbedingungen (kleines Lambda) sollte die sich einstellende inhomogene Stromdichteverteilung mitabgebildet werden. Für eine genauere Untersuchung der oben genannten Seiteneffekte wäre es daher durchaus sinnvoll, weitere Studien mit diesem Modell durchzuführen und dieses gegebenenfalls um die genannten Aspekte zu erweitern. Während der spektroskopischen Untersuchungen konnten Indikatoren für die Erfassung des Zellwasserhaushaltes ausgemacht werden. In Hinblick auf ein OnlineMonitoring sollte daher geprüft werden, ob eine Übertragung der Erkenntnisse auf Stackebene Anwendung finden kann. Eine Interpretation eines Spektrums, welches über einen kompletten Stack aufgezeichnet worden ist, stellt eine große Herausforderung dar. Würden jedoch die einzelnen Zellen eines Stacks vermessen werden, könnte beispielsweise mittels des hochfrequenten Widerstandes die Einzel-Zellfeuchte ermittelt werden. Für diese Bestimmung sollte nicht nur eine Frequenz untersucht werden (1 kHz). Ein kleiner Bereich von 5 - 0.5 kHz liefert hier bessere Anhaltspunkte. Dadurch könnten eventuell auftretende Messwertabweichungen kompensiert werden. Auch eine größer werdende Messwertstreuung im niederfrequenten Bereich, beziehungsweise schon ein instabiler Zellspan- 126 nungswert, könnte ein Hinweis auf Wasser in den Gasverteilerkanälen sein (vergleiche Ergebnisse zur Zellflutung). Das in dieser Arbeit behandelte Thema hat seinen Schwerpunkt in der Methodenentwicklung und Validierung. Hierfür war es notwendig, alle Messungen an einer Zelle vorzunehmen. Der nächste Schritt wäre es somit, den hier skizzierten methodischen Weg fortzuführen und unterschiedliche GDL- und Membranmaterialien sowie Gasverteilergeometrien zu untersuchen. So sollte das Wasseraustragsverhalten unterschiedlich dicker beziehungsweise teflonierter GDLs in realem Betrieb der Brennstoffzelle untersucht werden. Auch in Hinblick auf die Untersuchungen von Alterungseffekten ist die hier vorgestellte Methodenkombination interessant. So können beispielsweise die Stromdichteuntersuchungen und die Impedanzspektroskopie Hinweise auf sich verschlechternde Membranzustände liefern. Weiterführende Untersuchungen könnten daher sehr wertvolle Anhaltspunkte für eine gezieltere Materialentwicklung geben. 127 128 A Brennstoffzellensystem Bei dem vorgestellten System wird für die Erzeugung von Wasserstoff Methan reformiert. Dieses System kann grob in vier Bereiche unterteilt werden (s. Abb. 96). Kurz nach dem Eintritt des Methans in das System wird dieser Stoffstrom aufgeteilt. Ein Teil wird zum Brenner (FLOX, flammenlose Oxidation) geleitet und der andere Teil zum Dampfreformer geführt. Im grün hervorgehobenen Bereich der Abbildung 96 befindet sich die Gasreformierung. Sie besteht aus dem Dampfreformer, welcher Methan vorwiegend zu Wasserstoff umwandelt, einer so genannten Shiftstufe und dem Methanisator. Die Komponenten nach dem Dampfreformer werden benötigt, um den CO-Gehalt des reformierten Gases auf einen akzeptablen Bereich zu beschränken. Die Reaktion im Dampfreformer ist endotherm, daher muss dieser Systemkomponente extern Wärme zugeführt werden. Die Gasversorgung des Stacks ist gelb hervorgehoben. Der Brennstoffzellenstack (rot umrahmt) wird kathodenseitig mit befeuchteter Luft versorgt. Diese Befeuchtung wird hier mit Hilfe eines Gas-Gas-Befeuchters bewerkstelligt, welcher in der Lage ist, dem Kathodenabgas Wasser zu entziehen und damit die frische Luft zu befeuchten. Die restliche erwärmte Luft und der unverbrauchte Wasserstoff werden zum FLOXBrenner geleitet und dort umgesetzt. Der blau hervorgehobene Bereich ist für die Kühlung des Brennstoffzellenstacks notwendig. Das verwendete Kühlkonzept besteht aus einem Zwei-Kreis-System. Die hier abgeführte Wärme wird für die Temperierung von Wohnräumen eingesetzt. Ausgewählte Systemkomponenten und der detaillierte Systemaufbau sind in den Abbildungen 96 und 95 dargestellt. 129 130 Kühlung aus DC/AC Kühlung in Wärmeübertrager Wasserpumpe Kathode in Anode in FC_PEM Anode aus Kondensator Luftgebläse Dry_Gas H2 + O2/2 => H2O Kondensat aus Kathode aus Kühlung aus Injektionspumpe Feuchtesensor Kühlung in Abbildung 95: Darstellung ausgewählter Systemkomponenten FLOXabgas Kathodenlufteinlass Stromnetz Heizwassereinlass Zusätzlicher Prozesswassereinlass Ref_NG_H2O CH4+H20=3H2+CO C2H6+2H2O=5H2+2CO C3H8+3H2O=7H2+3CO CO+H2O=H2+CO2 Prozesswassereinlass Shift_stage comp. gas H2+CO2 CO+H2O= gas c omp. S/G gas comp. comp. gas Methanator_adiab. comp. gas Dry_Gas CO+3H2=CH4+H2O comp. gas FC_PEM H2 + O2/2 => H2O gas c omp. gas c omp. comp. gas cold MX TX hot HX hv 25°C comp. gas hv 25°C gas c omp. gas comp. Methaneinlass c on d FLOXLufteinlass Dry_Gas Prozesswasserauslass Heizwasserauslass 131 Kühlwasserkreislauf FLOXSystem Stackgasversorgung Gasaufbereitung Abbildung 96: Darstellung des Gesamtsystems 132 B Gas-Oszillation Die Interpretation der identifizierten Parameter der eindimensionalen Impedanzmodelle ist in vielen Fällen nicht eindeutig. So ist auch die Interpretation der Parametertendenzen sehr schwierig. Wie in den Arbeiten von Schneider [27] [28] gezeigt wurde, führt die Anwendung der Impedanzspektroskopie zu Schwingungen der Sauerstoffkonzentration in den Kathodenkanälen, welche sich bis hin zur aktiven Fläche ausbreiten. Bei sehr geringen Sauerstoffumsätzen wurde hier experimentell sogar ein induktives Verhalten der Zelle nachgewiesen. Somit kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Messmethode an sich zu Verfälschungen der Ergebnisse führt. Eine Möglichkeit, diesen Effekt der Selbstbeeinflussung abzuschätzen, ist die ortsaufgelöste Strömungssimulation. An dieser Stelle sollen kurz die ersten Ansätze bezüglich einer solchen Untersuchung vorgestellt werden. Hierfür wurde das Programm Fluent von Ansys verwendet. Die Strömung in den Kanälen wird mit der inkompressiblen Navier-Stokes-Gleichung berechnet, die Gas-Gas-Diffusion wird durch die Stefan-Maxwell-Gleichungen beschrieben. Für die Permeation, beziehungsweise für die Strömung in den porösen Schichten, wird die Hagen-Poiseuille-Gleichung verwendet. Mit den in Fluent vorhandenen Modellpaketen war es zunächst nicht möglich, den einzelnen Schichten wie Kanal, GDL, MPL unterschiedliche Diffusionskoeffizienten zuzuordnen. Mittels einer so genannten User-Defined-Funktion (UDF) wurde diese Möglichkeit programmiert und hinzugefügt. Da eine solche Simulation sehr zeitaufwändig ist, wurde lediglich ein kleiner Ausschnitt des Strömungskanals verwendet (s. Abb. 97 oben). Kanalstruktur Auslass Einlass Periodischerandbedingungen Abbildung 97: O2 -Konzentrationsverteilung an der aktiven Fläche Alle konvektiven und diffusiven Stofftransportvorgänge finden in drei Raumdimensionen statt. Um Überström- beziehungsweise Querströmeffekte abbilden zu können, sind an den Seiten periodische Randbedingungen angenommen worden. So können sich die Gase innerhalb der GDL und des MPLs realitätsnäher ausbreiten. Als volu- 133 metrische Senke fungiert die 20 µm dicke Membran. Dieser Schicht wurden die gleichen Eigenschaften wie dem MPL zugeordnet. Da hier lediglich die Kathodenseite modelltechnisch erfasst wird, findet hier ausschließlich eine Umsetzung von Sauerstoff zu Wasserdampf statt. Kondensation wird an dieser Stelle nicht berücksichtigt. Die Annahme einer homogenen Stromdichteverteilung bei 200 mA/cm2 wurde getroffen. Eine Sauerstoffstöchiometrie von 5 (unbefeuchtete Luft) wurde eingestellt. Dies führte zu der in Abbildung 97 (unten) zu sehenden Sauerstoffkonzentrationsverteilung an der aktiven Fläche. Ein mittiger Schnitt ermöglichte eine Darstellung der Konzentrationsverteilung innerhalb der einzelnen Schichten (s. Abb. 98). Wie erwartet, ist innerhalb des MPLs die Sauerstoffkonzentration auf Grund des deutlich niedrigeren Diffusionskoeffizienten (stärkerer Konzentrationsgradient) geringer als noch innerhalb des GDL-Substrats. Kanal GDL MPL Membran Original Dicke Abbildung 98: Kanal-Schnittansicht der O2 -Konzentrationsverteilung Um nun erste Anhaltspunkte bezüglich des Einflusses der Sauerstoff-KonzentrationOszillation auf das Impedanzspektrum zu erhalten, wurde die Stromdichte bei einer Frequenz von 10Hz um ± 1 A/cm2 moduliert. In der Abbildung 99 ist die Stromdichtemodulation mit dem dazugehörigen, invertierten O2 -Konzentrationsverlauf aufgezeigt. Eine Phasenverschiebung von ca. 18° kann hierbei ausgemacht werden. 134 0.21 −0.152 − O −Konzentration 2 −0.154 0.2 −0.156 0.195 −0.158 2 O −Konzentration [kg/kg] 0.205 2 Stromdichte [A/cm ] Stromdichte 0.19 0 200 400 600 800 1000 1200 −0.16 1400 Grad° Abbildung 99: Strom- und O2 -Oszillation Die Änderungen innerhalb der O2 -Konzentration belaufen sich hier, auf Grund der hohen Stöchiometrie, auf ± 0.0015 Gewichts-Prozent-Punkte. Auf Basis dieser geringfügigen Änderung kann von keiner wesentlichen Beeinflussung des Spektrums ausgegangen werden. Die direkte Spannungsänderung, hervorgerufen durch die Stromamplitude, ist wesentlich größer. Erste Abschätzungen zeigen, dass es hier lediglich zu einer Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung um ca. 1 Grad kommen könnte. Somit kann bei den in der Arbeit gezeigten Ergebnissen des Messzyklus (λ=5) davon ausgegangen werden, dass durch die Gas-Oszillation keine wesentliche Beeinflussung stattfand. Das hier vorgestellte Modell befindet sich noch in der Entwicklung. Um das Zeitverhalten einer Halbzelle genauer abschätzen zu können, müssten zudem Sorptionsprozesse und der Einfluss der sich aufbauenden Doppelschichtkapazität mitberücksichtigt werden. Vor allem bei Betrachtungen extremer Betriebsbedingungen (kleine Stöchiometrie) sollte die sich einstellende inhomogene Stromdichteverteilung mit abgebildet werden. Ein weiterer kritischer Punkt bei der Impedanzspektroskopie ist eine mögliche Änderung der Membranfeuchte während der Aufzeichnung eines Spektrums. Diese Änderung wurde in der Arbeit von Bayer [29] bei besonders trockenen Zellzuständen beobachtet und diskutiert. Auf Grund der oben dargestellten Gas-Oszillation, schwingt ebenfalls die Kathodengasfeuchte. Diese ist der Sauerstoffkonzentrationsänderung entgegengesetzt (s. Abb. 100). Wie schon zuvor beschrieben, sind diese Effekte bei den gewählten Bedingungen (und somit auch für den vorgestellten Messzyklus) vernachlässigbar klein. 135 0.0805 0.159 O −Konzentration 2 H2O−Konzentration 0.1585 0.158 0.079 0.1575 0.0785 0.157 0.078 0.1565 0.0775 0.156 0.077 0.1555 0.0765 0.155 0.076 0.1545 0.0755 0 200 400 600 800 1000 1200 2 0.0795 O −Konzentration [kg/kg] 2 H O−Konzentration [kg/kg] 0.08 0.154 1400 Grad° Abbildung 100: H2 O- und O2 -Oszillation Werden Betriebsbedingungen angenommen, bei denen sich ein solcher Effekt signifikant auf die Membranfeuchte auswirken kann, würde dies vor allem bei niedrigen Frequenzen zu einer Verfälschung/Verschiebung der Frequenzaufzeichnungen führen. Wie in der vorliegenden Arbeit dargestellt, spiegelt der hochfrequente AbszissenNulldurchgang im Nyquist-Diagramm die Befeuchtung der Membran wider. Innerhalb eines Spektrums wären somit die hochfrequenten Messungen nicht exakt bei den gleichen Bedingungen wie bei den niederfrequenten Messungen durchführbar (Verletzung des Stationaritätskriteriums). Wird weiter ein zeitlicher Versatz zwischen Hydration/Dehydration der Membran bezüglich des Stromsignals angenommen, würde sich das Spektrum somit selbst beeinflussen. In der Arbeit von Bayer [29] wurde für dünne Membranen und den prognostizierten Zeitverlauf des Membranwiderstandes ein induktives Verhalten ermittelt. Eine Änderung der Wassermenge innerhalb der Membran konnte hierbei jedoch nicht direkt bestimmt werden. Neben theoretischen Betrachtungen/Berechnungen wurde hier als Hilfsgröße der hochfrequente Widerstand angenommen. Als fundierte Validierungsbasis für den zeitlichen Verlauf der Hydration/Dehydration der Membran während der Aufzeichnung des Spektrums könnte die in den Arbeiten von Ch. Hartnig und I. Manke [57] [58] [59] [58] [20] [60] angepasste/entwickelte Methode der X-Ray-Radiographie herangezogen werden. Diese Methode erlaubt es, mit hoher zeitlicher Auflösung (kleiner als 4 Sekunden) das flüssige Wasser eines Zellausschnittes zu visualisieren und sehr detailliert zu quantifizieren. Mittels der durch diese Methode zugänglichen Daten könnte das vorgestellte 3D-Modell für eine detaillierte Untersuchung dieser Effekte angepasst werden. 136 C Beammonitor Im Kapitel 9 wurde auf die Aufbereitung der Neutronenradiogramme eingegangen. Wie erwähnt, war es notwendig, so genannte Flat-Fields in nahe beieinanderliegenden zeitlichen Abständen aufzuzeichnen, um die Neutronenstrahlschwankungen und Inhomogenitäten aus den Radiogrammen herausrechnen zu können. Hiefür musste die Zelle aus dem Strahl herausgefahren werden. Eine Möglichkeit, diesen Aufwand zu umgehen und dennoch für jedes Radiogramm ein sehr gutes Flat-Field für die Normierung zu erhalten, wäre der Einsatz eines so genannten Beammonitors. Diese Methodik des Beammonitors wurde im Zuge dieser Arbeit und eines interdisziplinären Gedankenaustausches mit den Wissenschaftlern (N. Kardjilov, A. Hilger, T. Arlt) des HZB erdacht. Die prinzipielle Überlegung besteht darin, die Strahlgeometrie und -intensität vor der Zelle zu erfassen. Diese kann anschließend kontinuierlich mit einem einmal aufgenommenen normalen Flat-Field abgeglichen werden, so dass auf Basis der laufenden Strahlaufnahmen vor der Zelle ein Flat-Field rekonstruiert werden kann. Hiefür muss ein zweites Kamerasystem aufgebaut werden, welches den Szintillator vor der Zelle aufnimmt. Dieser Szintillator sollte den Strahl nicht zu sehr abschwächen, beziehungsweise streuen, gleiches gilt für den Spiegel (s. Abb. 101). Szintillatoren Spiegel Spiegel Neutronen Zelle CCD CCD Abbildung 101: Aufbau des Beammonitors Leider bestand zu diesem Zeitpunkt nicht die Möglichkeit, zwei identische Kamerasysteme zu verwenden. Diese wären notwendig gewesen, um direkt ineinander umrechenbare Flat-Fields aufzunehmen. Erste Versuche mit einem zweiten, unterschiedlichen Kamerasystem zeigten jedoch zufriedenstellende Ergebnisse. In der Abbildung 102 ist eine integrale Helligkeitsnormierung der Zellradiogramme vorgenommen worden. 137 Wie zu erkennen, konnten so die Strahlsprünge herausgerechnet werden. Eine Weiterentwicklung und Anpassung dieser Methode wäre besonders im Hinblick auf eine exakte Wasserquantifizierung sehr erstrebenswert. 1,07 integraler Intensitätsverlauf nach Beammonitor 1,06 integraler Intensitätsverlauf vor Beammonitor Helligkeit [a.u.] 1,05 1,04 1,03 1,02 1,01 1,00 0,99 0 10 20 30 40 50 60 laufende Bildnummer Abbildung 102: Integrale Helligkeitskorrektur 138 70 D Impedanzspektren Hier werden die jeweils letzten drei Messungen des in Kapitel 7.3 beschriebenen Messzyklus ergänzend aufgeführt. −3 −4 x 10 x 10 1 2 2 500 mA/cm 100Kbef 1 2 500 mA/cm 100Kbef 2 2 500 mA/cm 100Kbef 3 0.5 5 0 0 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 500 mA/cm 30Kbef 1 2 500 mA/cm 30Kbef 2 2 500 mA/cm 30Kbef 3 −0.5 −5 −1 −10 −1.5 −15 −2 1.5 2 2.5 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4 4.5 5 −3 x 10 1.5 2 2.5 Z1 3 Re Z(jω) / Ω 3.5 4 4.5 −3 x 10 Z2 −3 −3 x 10 x 10 1 2 500 mA/cm 100Kbef 1 2 500 mA/cm 100Kbef 2 2 500 mA/cm 100Kbef 3 0.5 2 500 mA/cm 30Kbef 1 2 500 mA/cm 30Kbef 2 2 500 mA/cm 30Kbef 3 1 0.5 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 0 −0.5 0 −0.5 −1 −1 −1.5 −1.5 1.5 2 2.5 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4 4.5 1.5 x 10 2 2.5 −3 Z10 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4.5 5 −3 x 10 Z9 −4 −4 x 10 x 10 2 2 350 mA/cm 100Kbef 1 2 350 mA/cm 100Kbef 2 2 350 mA/cm 100Kbef 3 5 350 mA/cm 30Kbef 1 2 350 mA/cm 30Kbef 2 2 350 mA/cm 30Kbef 3 5 0 0 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 4 −5 −10 −5 −10 −15 −15 1.5 2 2.5 3 Re Z(jω) / Ω Z3 3.5 4 4.5 −3 x 10 2 2.5 3 3.5 Re Z(jω) / Ω 4 4.5 5 x 10 Z4 139 −3 −4 −4 x 10 x 10 2 2 350 mA/cm 100Kbef 1 2 350 mA/cm 100Kbef 2 2 350 mA/cm 100Kbef 3 5 0 Im Z(jω) / Ω 0 Im Z(jω) / Ω 350 mA/cm 30Kbef 1 2 350 mA/cm 30Kbef 2 2 350 mA/cm 30Kbef 3 5 −5 −5 −10 −10 −15 −15 1.5 2 2.5 3 Re Z(jω) / Ω 3.5 4 4.5 −3 x 10 2 2.5 3 Z8 5 −3 x 10 x 10 1 2 200 mA/cm 100Kbef 1 2 200 mA/cm 100Kbef 2 2 200 mA/cm 100Kbef 3 2 200 mA/cm 30Kbef 1 2 200 mA/cm 30Kbef 2 2 200 mA/cm 30Kbef 3 0.5 0 0 Im Z(jω) / Ω Im Z(jω) / Ω 4.5 −3 x 10 0.5 −0.5 −1 −0.5 −1 −1.5 −1.5 −2 −2 1.5 2 2.5 3 3.5 4 Re Z(jω) / Ω Z5 140 4 Z7 −3 1 3.5 Re Z(jω) / Ω 4.5 5 5.5 −3 x 10 −2.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 Re Z(jω) / Ω Z6 5 5.5 6 x 10 −3 E Stromdichteverteilungen Hier werden die einzelnen Zellzustände, wie in Kapitel 8.5 beschrieben, aufgezeigt. A/cm2 0.6 2 A/cm 0.6 Stromdichteverteilung bei 200 mA/cm2 : links 100 Kbef, rechts 30 Kbef 60 Änderung mA/cm2 40 20 0 −20 −40 −60 0 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 160 180 Differenzdarstellung bei 200 mA/cm2 100 Kbef - 30 Kbef 141 2 A/cm2 A/cm Stromdichteverteilung bei 350 mA/cm2 : links 100 Kbef, rechts 30 Kbef 100 80 60 Änderung mA/cm2 40 20 0 −20 −40 −60 −80 −100 0 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 Differenzdarstellung bei 350 mA/cm2 100 Kbef - 30 Kbef 142 160 180 2 A/cm2 A/cm Stromdichteverteilung bei 500 mA/cm2 : links 100 Kbef, rechts 30 Kbef 250 200 Änderung mA/cm2 150 100 50 0 −50 −100 −150 0 20 40 60 80 100 Y−Bildposition 120 140 160 180 Differenzdarstellung bei 500 mA/cm2 100 Kbef - 30 Kbef 143 144 F Nomenklatur Symbol Einheit Chemische Symbole: 6 LiF-ZnS Au C2 H6 C3 H8 CH3 OH CH4 CO CO2 D Fe H H+ H2 H3O+ K2 SO4 Li N2 Ni NOx O2 SO3− - 6-Lithium-Florid Zinksulfid Gold Ethan Propan Methanol Methan Kohlenmonoxid Kohlendioxid Atomares Deuterium Eisen Atomarer Wasserstoff Wasserstoffproton Wasserstoff Hydronium Kaliumsulfat Lithium Stickstoff Nickel Stickoxid Sauerstoff Sulfonat - Wechselstrom Alkalische Brennstoffzelle Arbeitspunkt Blockheizkraftwerk Bipolarplatte Brennstoffzelle Charge-Coupled Device Computational Fluid Dynamics Konstant-Phasen-Element Gleichstrom Dark-Field (Dunkelstrombild) Direkt-Methanol Brennstoffzelle Druckunterschied Elektroosmotischer Drag Abkürzungen: AC AFC AP BHKW BPP BZ CCD CFD CPE DC DF DMFC dp E-drag Beschreibung 145 Symbol EIS ESB FF FLOX GDL HZB Kbef MCFC MEA MFC MPL PAFC PEM PEMBZ PEMFC PTFE r.F. SOFC UDF X-Ray ZSW Einheit - Formelzeichen: a A ai au αCP E αBV B c cref D d δn e E eI ,k eR ,k ηD ηBZ m2 A V T m2 /s m m C V - 146 Beschreibung Elektrochemische Impedanzspektroskopie Elektrotechnisches Ersatzschaltbild Flat-Field (rein Strahlbild) flammlose Oxidation Gas-Diffusions-Lage Helmholtz Zentrum Berlin Kathodengasbefeuchtungseinstellung Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle Membran-Elektroden-Einheit Massendurchflussregler Mikroporöse Deckschicht Phosphorsaure Brennstoffzelle Polymer-Elektrolyt-Membran Polymer-Elektrolyt-Membran Brennstoffzelle Polymer-Elektrolyt-Membran Brennstoffzelle Polytetrafluorethylen relative Feuchte Festoxid-Brennstoffzelle Benutzerdefinierte Funktion Röntgen Strahlung Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Aktivität Fläche Amplitude Strom Amplitude Spannung Exponent des Konstant-Phasen-Elements Exponent der Butler-Volmer-Gleichung magnetische Flussdichte Konzentration Referenzkonzentration Diffusionskoeffizient Abstand Diffusionsdicke Elementarladung reversible Zellspannung Fehler Imaginärteil Fehler Realteil Durchtrittsüberspannung Brennstoffzellen-Wirkungsgrad Symbol ηBZ,el ηBZ,th ηel,M otor ηisen/poly ηmax ηmech ηmech,M otor ηstack F f G γ H H h I Ie IeN iEIS i0 Im j J L l ṁ ṁbef euchter ṁM F C,trocken ṁM F C,zuBef ṁZelle µ e µ µ0 ne κ nw N Ṅ NA ω p Einheit C/mol Hz J/mol A/m J/mol J/kg A W/m2 W/m2 A A H m kg/s kg/s kg/s kg/s kg/s 1/m H/m H/m mol mol/s 1/mol 1/s Pa Beschreibung elektrischer Brennstoffzellen-Wirkungsgrad thermischer Brennstoffzellen-Wirkungsgrad elektrischer Motor-Wirkungsgrad isentroper, polytroper Wirkungsgrad maximaler Wirkungsgrad mechanischer Pumpen-Wirkungsgrad mechanischer Motor-Wirkungsgrad Brennstoffzellen-Stack-Wirkungsgrad Faraday Konstante Frequenz freie Enthalpie Exponent des Konstant-Phasen-Elements magnetische Feldstärke Enthalpie Enthalpie Strom Intensität Normierte Intensität Wechselstromanteil bei der Impedanzspektroskopie Austauschstromdichte Realteil Komplexe Variable Residual Induktivität Länge Massenstrom Wassermassenstrom aus dem Befeuchter Eingestellter Massenstrom trocken Eingestellter Massenstrom zum Befeuchter Massenstrom zur Brennstoffzelle Abschwächungskoeffizient Permeabilität Magnetische Feldkonstante Anzahl der Übertragenen Elektronen Polytropen-Exponente Anzahl der Windungen Stoffmenge Stoffmengenstrom Avogadro Konstante Kreisfrequenz Druck 147 Symbol Pel Pel,netto Pel,verbraucher pges Pth ϕ π Q Q̇ RG R RDC Rω Re rn S S/C σ T t Tint Θ θ U ∆Uan,akt ∆Uka,akt ∆UΩ uEIS UHz uind Umess UOCV U0 Utherm V Wel X x ξ y z 148 Einheit W W W Pa W V C W J/(mol K) Ω Ω Ω J/(mol K) S K s s °C V V V V V J/kg V V V V V m3 J m - Beschreibung elektrisch Leistung elektrische Leistung netto elektrische Leistung der Verbraucher Gesamtdruck thermische Leistung elektrisches Potenzial Kreiszahl elektrische Ladung Wärmestrom Realgaskonstante Widerstand Gleichstrom Widerstand Wechselstrom Widerstand Imaginärteil Warburg-Parameter Entropie Wasserdampf/Kohlenstoffverhältnis Leitwert Temperatur Zeit Integrationszeit/ Periodendauer Parametervektor Temperatur Gesamtspannung Aktivierungsverluste Anode Aktivierungsverluste Kathode ohmsche Verluste Wechselstromanteil bei der Impedanzspektroskopie unterer Heizwert Induktionsspannung real gemessene Spannung offene Zellspannung messbare Spannung thermoneutrale Zellspannung Volumen Elektrische Arbeit Anodenumsatz Materialdicke Reaktionslaufzahl Molenbruch Wertigkeit eines Ions Symbol Z Zn Einheit Ω Ω Beschreibung Impedanz Nernst-Impedanz Index: i 1 2 ∆R 0 equ an ka th el - Laufindex für Stoffe und Komponenten Zustand am Eintritt Zustand am Austritt Reaktionsgrößen Normierter Zustand Gleichgewichtszustand Anodengröße Kathodengröße thermische Größe elektrische Größe 149 150 Literatur [1] J. 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