Ramses II. Als der 24-jährige Ägypter Usermaatre Setepenre, ein

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Ramses II.
Als der 24-jährige Ägypter Usermaatre Setepenre, ein
junger Mann mit rotem Haar und einer markanten
Hakennase, im August 1279 v. Chr. zum Pharao gekrönt
wurde, konnte der junge Herrscher nicht auf eine lange
und glanzvolle Ahnenreihe zurückblicken. Seit gerade
einmal zwei Generationen stand seine Familie an der
Spitze des mächtigsten Reiches der damaligen Zeit.
Angesichts
der
beinahe
zweitausendjährigen
Geschichte, die Ägypten damals schon hinter sich hatte,
muss sich auch der neue Gottkönig die Frage gestellt
haben, ob er zu Großem ausersehen war oder ob auch
er, wie zahllose Pharaonen vor ihm, im Laufe der
Geschichte in Vergessenheit geraten würde.
Verantwortlich für den Aufstieg des neuen Herrschers
war ein Pharao, der rund 70 Jahre zuvor den Thron
bestiegen hatte. Im fünften Jahr seiner Regierung hatte
Amenophis IV. sich entschlossen, die Jahrtausend alte
religiöse Ordnung durch die alleinige Verehrung des
Sonnengottes Aton auf den Kopf zu stellen und damit
das Reich in seinen Grundfesten erschüttert.
Innen- und außenpolitische Probleme und der frühe Tod
seines Nachfolgers Tutanchamun hatten schließlich das
Ende der 18. Dynastie eingeleitet und den Thron in der
Hände von Generälen gespült.
Der Großvater des neuen Pharao war einer dieser
Generäle gewesen. Mit beinahe 60 Jahren war er als
Ramses I. Herrscher über Ägypten geworden. Seine nur
knapp eineinhalbjährige Regentschaft hatte er unter
anderem dazu genutzt, seinen Sohn Sethos schon
frühzeitig als Mitregenten zu etablieren.
Nach dem Tod seines Vaters verfuhr Sethos selbst ganz
ähnlich. Seine Hauptfrau Teja, die Große Königliche
Gemahlin, hatte ihm drei Kinder geboren, ein Mädchen
und zwei Jungen. Da eines der Kinder, der Prinz
Nebchasetnebet, früh verstarb, konzentrierten sich die
Hoffnungen des Vaters auf den zweiten Sohn, der wie
sein Großvater auf den Namen Ramses - zu deutsch
„Liebling des Sonnengottes Re“ - hörte.
Zur Erziehung eines ägyptischen Prinzen gehörte schon
früh eine fundierte Ausbildung in Religion. Um seiner
späteren Stellung als Gottkönig gerecht werden zu
können,
galt
es,
sich
in
dem
unermesslichen
Götterpantheon zurechtzufinden und die Jahrtausende
alten Rituale zu verstehen. Als Lehrer kamen natürlich
nur die gebildetsten und angesehensten Männer des
Reiches in Frage. In Ramses Fall war es der königliche
Beamte Tia, der den Prinzen neben der Religion auch in
die Grundsätze der Verwaltung einweihen konnte.
Die wichtigste Herausforderung für einen angehenden
Pharao bestand jedoch darin, sich auch auf dem
Schlachtfeld zu beweisen. Als (noch symbolischer)
Anführer des Heeres bekam Ramses schon bald die
Gelegenheit, am eigenen Leibe zu erfahren, was es
bedeutete, die Armee einer Supermacht in den Kampf
zu führen.
Immer wieder hatten in der Vergangenheit libysche
Stämme die ägyptischen Grenzen bedroht.
Von
vereinzelten Strafaktionen und kürzeren Feldzügen
abgesehen, war es den Ägyptern dabei nie gelungen,
den Feind in den Griff zu bekommen. Jetzt war die
Reihe also an Sethos und seinem Sohn Ramses, sich
dem Gegner entgegenzustellen.
Der
Expedition
war
nur
ein
teilweiser
Erfolg
beschieden. Zwar hatte man den Gegner nicht
vernichten können, aber ein Sieg hatte den Ägyptern
immerhin
eine
Atempause
von
einigen
Jahren
verschafft, in denen es an der nördlichen Grenze ruhig
blieb.
Selbst wenn der zu dieser Zeit etwa zwölfjährige
Ramses kaum den tatsächlichen Oberbefehl über das
Heer innegehabt haben dürfte, so konnte er in den
folgenden Jahren, in denen er seinen Vater auf
Kriegszügen gegen die Hethiter begleitete, doch
wertvolle militärische Erfahrungen sammeln.
Und offensichtlich war Sethos mit den Fortschritten
seines Sohnes zufrieden, denn im Alter von etwa
fünfzehn
Jahren
ernannte
ihn
der
Vater
zum
Mitregenten. Diese Mitregentschaft war dabei weit
mehr als ein weiterer Teil der Ausbildung. Wenn
Ramses erst einmal als legitimer Nachfolger etabliert
war, verringerte sich die Gefahr, dass es nach dem Tode
Sethos zu Machtkämpfen kam.
Später, als er selbst längst Pharao war, sollte sich
Ramses auf einer Inschrift an seinen Eintritt in die große
Welt der Politik erinnern: „Als mein Vater [...] vor das
Volk trat, während ich noch ein Kind in seinem Schoß
war, sprach er: 'Krönt ihn [Ramses] als König, so dass
ich seine Fähigkeiten erkenne, solange ich noch am
Leben bin.'“
Für den fünfzehnjährigen Ramses änderte sich das
Leben jetzt schlagartig: Wie es sich für einen
Thronerben gehörte, musste der Jüngling umgehend
heiraten. Die Verbindung mit den beiden Prinzessinnen
Nefertari und Isisnoferet war mit Sicherheit keine
Liebesheirat – die Ehen dienten in erster Linie
politischen Zwecken.
Bei Isisnoferet, deren Name wörtlich „Isis ist schön“
bedeutet, handelte es sich wahrscheinlich um eine
Prinzessin syrischer Herkunft, was den Frieden mit dem
potenziellen Gegner im Norden stärken sollte. Dass die
bildschöne Prinzessin rasch zu Ramses Lieblingsfrau
avancierte, war dabei mehr als nur eine angenehme
Begleiterscheinung.
Bei Nefertari ging die Zuneigung sogar soweit, das die
Große Königliche Gemahlin auf vielen Darstellungen
gleichberechtigt neben Ramses abgebildet wurde. Ein
deutliches Zeichen für das Ansehen und die Bedeutung,
die sie in Ramses Augen genoss.
Nach einem Umzug in einen standesgemäßen, eigenen
Palast samt zugehörigem Harem blieb Ramses Alltag
zunächst kriegerisch. Kusch, im heutigen Sudan, war als
„Goldland“ für Ägypten von einigem Interesse. Nach
Jahrhunderte langen Kämpfen war es den Ägyptern
gelungen, den südlichen Nachbarn zu unterwerfen, doch
im Jahr 1287 v. Chr. drohte ein neuer Aufstand. Sethos
befahl den Marsch in die aufsässige Provinz und
selbstverständlich begleitete auch Ramses seinen Vater.
Der Prinz wurde Zeuge eines überwältigenden Sieges.
In wenigen Tagen gelang es dem Pharao nicht nur, den
Gegner vollständig zu besiegen, er machte auch mehr
als tausend Gefangene, die umgehend in ägyptisches
Hoheitsgebiet umgesiedelt wurden.
Fast schien es, als könne Sethos kaum darauf warten,
seinem
Sohn
immer
neue,
verantwortungsvolle
Aufgaben zu übertragen. Die Oberaufsicht über
ehrgeizige Bauvorhaben übernahm Ramses in den
folgenden Jahren ebenso, wie das Eintreiben von
Tributen in Kusch und dem Nachbarland Wawat.
Als Sethos im Jahr 1279 v. Chr. überraschend starb,
hatte Ramses zehn Jahre Zeit gehabt, sich die nötigen
Kenntnisse über Staats- und Kriegsführung anzueignen.
Gekrönt mit den weißen und roten Kronen von Unterund Oberägypten machte er sich nun daran, die
Nachfolge seines erfolgreichen Vaters anzutreten.
Ganz
auf
sich
glücklicherweise
allein
nicht.
gestellt
Parser,
war
Ramses
ursprünglich
ein
hochrangiger Minister seines Vaters, stand dem jungen
Regenten mit Rat und Tat zur Seite. Später sollte er
sogar maßgeblich zu Ramses außenpolitischen Erfolgen
beitragen und enge Beziehungen mit dem hethitischen
König unterhalten.
Trotz aller militärischen Erfolge war es Sethos Zeit
Lebens nicht gelungen, die latente Bedrohung durch die
Hethiter, die sich im heutigen Anatolien und Nordsyrien
ein starkes Reich geschaffen hatten, zu beseitigen. Nach
einer Zeit friedlicher diplomatischer Beziehungen hatten
die Hethiter in letzter Zeit damit begonnen, ihre
Einflusssphäre weiter nach Süden auszudehnen.
Die Stadt Kadesch lag dabei ziemlich genau auf der
imaginären Trennlinie, die Ägypten und das Reich der
Hethiter zu Beginn von Ramses Herrschaft voneinander
trennte.
Jedesmal,
wenn
in
den
vergangenen
Jahrzehnten eines der Reiche einen militärischen
Vorstoß gemacht hatte, hatte Kadesch im Zentrum der
Auseinandersetzung gestanden.
Im fünften Jahr von Ramses Regierung eskalierte die
Situation erneut. Verschiedene Stadtstaaten in Palästina
hatten sich auf die Seite der Hethiter geschlagen und
damit das Gleichgewicht der Kräfte in Frage gestellt.
Jetzt musste der Pharao beweisen, ob er die Fähigkeiten
seines Vaters geerbt hatte und in der Lage war, die
ägyptischen Interessen auch militärisch durchzusetzen.
Ramses beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Das
Heer, das er aufstellte, war eines der größten, der
ägyptischen Geschichte: Mit 20.000 Mann Fußvolk in
vier Divisionen, zahlreichen leichten Streitwagen sowie
einer kleinen Flotte zog der Pharao nach Norden. Um
ein Haar wäre die erste große Herausforderung jedoch
Ramses letzte gewesen.
Die Divisionen zogen im Abstand von etwa einem
Tagesmarsch hinter einander her, und als der Pharao
von einigen aufgegriffenen Beduinen hörte, dass sein
Gegner
sich
vor
Angst
weit
nach
Norden
zurückgezogen habe, fühlte er sich vollkommen sicher.
Doch die Information war eine geschickte Finte.
Tatsächlich lagerte der hethitische König Muwatalli mit
mehr als 35.000 Mann und gut 3.000 Streitwagen in der
Nähe von Kadesch und lauerte auf seine Chance.
Ramses überquerte am 12. Mai 1274 v. Chr. mit der
ersten Division in der Nähe der Stadt den Fluss Orontes,
während die zweite Division ihm mit einigem Abstand
nachfolgte. Der Rest seines Heeres lag noch weiter
zurück, als die Hethiter vollkommen unerwartet über die
geschockten Ägypter herfielen.
Der Überraschungsangriff begann, als Muwatalli seine
Streitwagen über die zweite Division herfallen ließ. Die
Ägypter hatten dem Angriff nichts entgegenzusetzen
und wurden am Flussufer fast vollständig aufgerieben.
Die wenigen Überlebenden flüchteten sich in Panik zu
Ramses erster Division, wo schnell ein vollständiges
Chaos ausbrach.
Was der Pharao an strategischem Geschick vermissen
ließ, machte er in dieser Krisensituation durch seinen
Mut wieder wett. Während seine Männer flüchteten,
kämpfte Ramses um sein Leben. Nur dem zufälligen
Eintreffen einer ägyptischen Eliteeinheit war es zu
verdanken, dass der Herrscher nicht in die Hände des
Feindes fiel.
Zu Ramses großem Glück verstand es Muwatalli nicht,
die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Er hielt seine
Fußtruppen so lange zurück, dass die dritte und vierte
Division schließlich bis zum Schlachtfeld aufschließen
konnten.
Als die Widersacher erkannten, dass keiner von ihnen
das Schlachtfeld als eindeutiger Sieger verlassen würde,
war es Muwatalli, der einen Waffenstillstand anbot.
Ramses nahm nur zu gerne an. Angesichts der Tatsache,
dass ihm nur noch zwei vollständige Divisionen zur
Verfügung standen, schienen die Aussichten auf eine
erfolgreiche Belagerung Kadeschs nämlich mehr als
fragwürdig.
Unter militärische Gesichtspunkten hatte sich Ramses
im besten Fall ein Unentschieden erstritten. Seine
Unfähigkeit, die Hethiter zu besiegen, führte dann auch
zu einem deutlichen Prestigeverlust, der die Situation
Ägyptens in Palästina wesentlich erschwerte. Bevor
Ramses es erneut wagen konnte, seinen Hauptgegner
herauszufordern, musste er erst einmal die Ruhe unter
den aufsässig gewordenen Provinzen wieder herstellen.
Das alles hinderte Ramses jedoch nicht daran, die
Schlacht von Kadesch in der Heimat als großartigen
Sieg zu verkaufen. In den Tempelwänden von Karnak,
Abu-Simbel, Luxor, Theben und Abydos ließ er
darstellen, wie er, Ramses, den „elenden Besiegten von
Hatti“ quasi im Alleingang in die Schranken verwiesen
hatte.
Dass Ramses den Frieden an der Nordgrenze einige
Jahre später schließlich doch noch herstellen konnte,
hatte er weniger seinem militärischen Können, als
vielmehr einer dritten Großmacht zu verdanken. Die
Assyrer hatten ihre Grenzen immer weiter nach Westen
vorgeschoben und waren damit in den Machtbereich der
Hethiter eingedrungen. Um einen Zweifrontenkrieg zu
vermeiden bot Hattusili II., der Muwatalli auf dem
Thron
gefolgt
war,
Ramses
ein
gegenseitiges
Schutzbündnis gegen die Assyrer vor.
Das Abkommen, das die Könige im November 1259 v.
Chr. unterzeichneten, stellt den ersten überlieferten
Friedensvertrag der Geschichte dar. Minutiös wurden
hier Rechte und Pflichten der Partner aufgelistet und die
Nachkommen für den Fall eines Vertragsbruches mit
dem Fluch der Götter bedroht.
Um den Frieden endgültig zu besiegeln, nahm Ramses
eine Tochter des ehemaligen Gegners zur Frau.
Maathorneferure wurde die dritte Große Königliche
Gemahlin und gebar dem Pharao kurz darauf eine
Tochter.
Die Sicherung der Grenzen und das Eintreiben von
Tributen war jedoch nur ein kleiner Teil der Aufgaben,
die Ramses seit seiner Krönung beschäftigten. Sein
Vater hatte eine rege Bautätigkeit in Gang gesetzt, und
bei seinem plötzlichen Tod waren unzählige Bauten
unvollendet geblieben. Dieser nahm Ramses sich nun
an.
Die ungezügelte Bauwut des Pharao, mit der er landauf
landab neue Tempel erbauen und alte erweitern ließ,
sollte sich für spätere Generationen von Historikern als
wirklicher Glücksfall erweisen. Bei jedem Bau war er
nämlich darauf bedacht, an den Wänden seine Erfolge
und Heldentaten im rechten Licht verewigen zu lassen.
Zwei Projekte ragten schon zu seinen Lebzeiten deutlich
hervor. In Theben, am westlichen Nilufer, ließ Ramses
einen
Totentempel
von
gigantischen
Ausmaßen
errichten. Zwanzig Jahre dauerten die Arbeiten an dem
Gebäudekomplex, der anschließend mit einer hohen
Mauer
umgeben
wurde.
Hier,
im
sogenannten
Ramesseum, sollte nach seinem Tod die Erinnerung an
ihn lebendig gehalten werden. Kein Wunder also, dass
auch die Schlacht von Kadesch an den Wänden
verewigt wurde. In diesem „Tempel der Millionen
Jahre“ fand auch Ramses ehemaliger Lehrer Tia als
Verwalter
eine
neue
Anstellung.
Das
Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer und Schüler ging
sogar soweit, dass Tia eine Schwester des Pharaos, die
ebenfalls auf den Namen Tia hörte, zur Frau nehmen
durfte.
Das ehrgeizigste Projekt war jedoch die Errichtung
einer neuen Hauptstadt. Bereits Sethos hatte sich im
östlichen Nildelta in der Nähe von Hutwaret eine
prächtige Residenz bauen lassen. Nun beschloss
Ramses, diesen Palast zum Zentrum einer neuen
Metropole zu machen. Pi-Ramesse, das Haus des
Ramses, sollte alles bisher dagewesene in den Schatten
stellen und zur neuen Hauptstadt Ägyptens werden.
In der Nähe der Großbaustelle siedelten seit einigen
Jahrhunderten
die
Hyksos.
Diese
semitischen
Auswanderer hatten im Nildelta eine eigene Machtbasis
errichtet, waren aber inzwischen von den Ägyptern
unterworfen worden.
Immer wieder ist diskutiert worden, ob es sich bei den
Hyksos um jene Israeliten handelte, von denen in der
Bibel die Rede ist. Im 2. Buch Mose heißt es im 1.
Kapitel: „So setzte man Fronvögte über die Israeliten
ein, die sie mit schweren Fronarbeiten bedrückten. Sie
mussten für den Pharao Vorratsstädte bauen, vor allem
Pitom und Ramses [d.h. Pi-Ramesse].“
Stützt diese Textstelle einen historischen Hintergrund
der biblischen Darstellung, nach der Ramses II. der
Pharao des biblischen Exodus der Israeliten gewesen
ist? Die Wissenschaftler sind sich bis heute nicht einig
und führen teils erbitterte Diskussionen über das Für
und Wider der verschiedenen Text-Interpretationen.
Ob der Auszug der Israeliten tatsächlich unter Ramses
II. oder vielleicht eher unter seinen Vorgängern
Thutmosis III. oder Amenophis II. stattgefunden hat,
wird sich wohl nie mit Sicherheit feststellen lassen.
Erstaunlich ist nämlich auch die Tatsache, dass sich
keine Aufzeichnungen über die Flucht von tausenden
Sklaven finden lassen. Selbst wenn die Ägypter eine
derartige Schmach wohl kaum an den Tempelwänden
verewigt hätten, so müssten aller Wahrscheinlichkeit
nach doch zumindest vereinzelte Hinweise über das
traumatische Ereignis zu finden sein.
Entgegen
dem
biblischen
Pharao,
der
bei
der
Verfolgung der Flüchtigen in den Fluten des Roten
Meeres umkam, genoss Ramses nach Fertigstellung
seiner neuen Hauptstadt noch ein langes Leben.
Rund fünfzehn Kinder bekam er während seiner
66-jährigen Regierungszeit allein mit seinen drei
Großen Königlichen Gemahlinnen. Zählt man den
Nachwuchs seiner zahllosen Nebenfrauen mit dazu,
kommt man auf die stolze Zahl von weit über 90
direkten Nachkommen.
Als Ramses II. am 19. Juli 1213 v. Chr. im Alter von 85
Jahren starb und im Tal der Könige beigesetzt wurde,
war er ein vom Alter gebeugter Greis. Ein Greis, der
sich den Beinamen „der Große“ während seines langen
Lebens redlich verdient hatte.
Oder sollte Ramses II. doch ganz anders gewesen sein?
In den letzten Jahrzehnten sind immer häufiger
Stimmen laut geworden, die nicht ihn, sondern seinen
Vater Sethos als wichtigsten Herrscher der 18. Dynastie
ansehen. Bei Ramses Bauwut sei es nur um Quantität,
nicht aber um Qualität gegangen, heißt es, und auch die
Tendenz, Tempel seiner Vorgänger umzubauen und mit
seinem eigenen Namen zu versehen, werten einige
Wissenschaftler als unsympathischen Ausdruck eines
übersteigerten Selbstwertgefühls.
Doch eines ist sicher: Ramses II. ist auch nach über
3.000 Jahren noch in der Lage, die Menschen in seinen
Bann zu ziehen. Als seine Mumie im Jahr 1881 in
einem fremden Grab wiederentdeckt wurde, jubelten die
Ägypter „ihrem“ Pharao am Ufer des Nils zu. Und als
man
seinen
Leichnahm
zu
wissenschaftlichen
Untersuchungen nach Paris flog, rollte man für das
ausländische „Staatsoberhaupt“ auf dem Flugplatz einen
roten Teppich aus.
Heute ruht „Ramses der Große“ wieder in seiner Heimat
im ägyptischen Museum in Kairo. Wenn der Pharao
vielleicht auch nicht der größte aller Pharaonen gewesen
sein mag, so ist er dank seiner unermüdlichen
Bautätigkeit und seines wahrhaft biblischen Alters mit
Sicherheit doch der bekannteste.
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