Pressedienst Arzneimittel

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Diabetes: Weltbekannt und doch unterschätzt
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Diabetes betrifft in unseren Vorstellungen
häufig nur alte, übergewichtige oder erblich
vorbelastete Patienten. Ist das wirklich so? Die
Statistiken sprechen eine andere Sprache:
Weltweit explodiert die Zahl der Neuerkrankungen. Allein in Deutschland leben aktuell
rund sechs Millionen Menschen aller Altersgruppen mit Typ2-Diabetes, ehemals „Alterszucker“ genannt.
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Quelle: Thomas Siepmann / pixelio.de
Was ist eigentlich Diabetes mellitus?
Den Zucker senken - Die Diabetestherapie
Der entscheidende Faktor ist das Hormon
Insulin, das bei gesunden Menschen gemeinsam mit seinem Gegenspieler Glucagon den
Blutzuckerspiegel kontrolliert. Insulin senkt den
Blutzuckerspiegel, Glucagon erhöht ihn. Dieses lebenswichtige Wechselspiel ist bei
Diabeteskranken gestört.
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Diabetes mellitus ist nach wie vor eine unheilbare Krankheit, die die Lebenszeit der Patienten um durchschnittlich zehn Jahre verkürzen
kann. Grund dafür sind vor allem Begleiterkrankungen wie Herz- und Gefäßleiden. Trotz
aller Belastungen können die Patienten mit der
richtigen medizinischen Behandlung und
einem gesunden Lebensstil sehr gut im Alltag
zurechtkommen.
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Interview mit Prof. Dr. Dr. Hans-Georg
Joost
Daten & Fakten
Prof. Joost ist wissenschaftlicher
Direktor des Deutschen Instituts
für
Ernährungsforschung
in
Potsdam (DifE) und Inhaber des
Lehrstuhls für Pharmakologie
der Universität Potsdam.
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Quelle: DZD /
Till Budde
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts
waren im Jahr 1998 rund 5,8 Prozent der
deutschen Bevölkerung von Typ1- oder Typ2Diabetes betroffen. Im Jahr 2012 sind es
bereits über sieben Prozent. Besonders
sprunghaft nimmt die Zahl der Diabeteskranken zwischen Ende 60 und über 70 Jahren zu.
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Wussten Sie eigentlich, dass …
auch Haustiere an Diabetes Typ1 oder Typ2
erkranken können?
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Pressekontakt:
Impressum >
Joachim Odenbach
BPI-Pressesprecher
Tel. (030) 279 09 - 131
[email protected]
Andreas Aumann
BPI-Pressereferent
Tel. (030) 279 09 - 123
[email protected]
November 2012
Pressedienst Arzneimittel
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn man eine Straßenumfrage zum Thema „Diabetes“ machen würde, könnten vermutlich die meisten der befragten Bürgerinnen und Bürger mit dem Krankheitsbegriff
etwas anfangen. Schließlich kennt fast jeder von uns eine Oma, die über „Zucker“
klagt oder vielleicht sogar einen jüngeren Menschen, der seit seiner Kindheit Insulin
spritzen und genau auf seinen Blutzucker achten muss.
Dass dies Beispiele für Typ2- und Typ1-Diabetes mellitus sind, wissen wahrscheinlich schon
weniger Menschen. Diabetes – das betrifft in unseren Vorstellungen häufig nur alte, übergewichtige oder erblich vorbelastete Patienten. Ist das denn wirklich so? Die Statistiken sprechen eine
andere Sprache: Nicht nur in Deutschland sondern weltweit explodiert die Zahl der Neuerkrankungen gerade des Typ2-Diabetes und zunehmend sind auch jüngere Menschen betroffen. Allein
in Deutschland leben aktuell rund sechs Millionen Menschen aller Altersgruppen mit Typ2Diabetes, ehemals „Alterszucker“ genannt. Laut Statistischem Bundesamt verursacht die Erkrankung direkte Gesundheitskosten von über sechs Milliarden Euro. Damit ist Diabetes mit all seinen
Begleit- und Folgeerkrankungen eine der teuersten chronischen Krankheiten und ein immer
dringlicheres gesellschaftliches Problem. Wir sind also alle betroffen - direkt oder indirekt.
Ein Problem: Die genauen Ursachen des Diabetes sind immer noch nicht ausreichend erforscht.
Man weiß jedoch, dass unser sogenannter „westlicher“ Lebensstil, die fatale Kombination aus
ungesunder Ernährung und wenig Bewegung, uns besonders krankheitsanfällig macht. Das
Tückische am Typ2-Diabetes ist, dass sie sich ganz langsam in den Körper einschleicht. Viele
merken über Jahre gar nicht, dass sie betroffen sind. Erst wenn die Diagnose vom Arzt kommt,
wird der Lebensstil umgestellt und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergriffen. Bei aller Tücke
ist die Krankheit mit der richtigen Therapie aus Ernährung, Bewegung und Arzneimittel jedoch
recht gut in Schach zu halten. Alles muss genau auf den einzelnen Patienten abgestimmt und
- ganz wichtig - streng eingehalten werden.
Mit dem aktuellen Pressedienst Arzneimittel wollen wir Sie anlässlich des Weltdiabetestages am
14. November 2012 auf eine weltbekannte Krankheit aufmerksam machen, die häufig unterschätzt wird. Zum einen wollen wir möglichst viele Facetten der Krankheit deutlich machen, zum
anderen aber auch über wirksame Gegenmaßnahmen und -mittel berichten. Insbesondere haben
wir Professor Dr. Dr. Hans-Georg Joost vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DifE)
zum Thema interviewt. Er kann unter anderem auch erklären, warum die Zahl der Diabetiker
weltweit zunimmt und weiß, wo Prävention ansetzen muss. Mehr erfahren Sie im Interview. Wie
immer können Sie das Text- und Bildmaterial des Pressedienstes gerne unter Nennung der
Quellen kostenlos redaktionell verwenden, zudem stehen Ihnen auf unserer Homepage O-Töne
aus dem Experteninterview zum Download zur Verfügung, die Sie natürlich auch für Ihre Berichterstattung nutzen können.
Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Ihr BPI-Presseteam
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November 2012
Pressedienst Arzneimittel
Was ist eigentlich Diabetes mellitus?
Was geht eigentlich bei der Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit, im Körper vor sich? Der entscheidende Faktor ist das Hormon Insulin, das
bei gesunden Menschen gemeinsam mit seinem Gegenspieler Glucagon den Blutzuckerspiegel kontrolliert. Insulin senkt den Blutzuckerspiegel, Glucagon erhöht ihn.
Dieses lebenswichtige Wechselspiel ist bei Diabeteskranken gestört. Wer an Diabetes
leidet, hat deshalb ständig gegen einen erhöhten Blutzuckerspiegel zu kämpfen. Der
Zucker kann nicht mehr richtig aus dem Blut in die Körperzellen transportiert werden,
weil das körpereigene Insulin entweder gar nicht mehr oder nicht mehr ausreichend
produziert wird bzw. wirkungslos bleibt. Die Regulierung des Blutzuckerspiegels ist
aus dem Gleichgewicht geraten. Um das genauer zu verstehen, schaut man sich am
besten zunächst an, wie diese Regulierung beim gesunden Menschen funktioniert.
Es ist ein alltäglicher Vorgang im Körper: Durch die Nahrungsaufnahme steigt auch der
Blutzuckerspiegel an (1). Der angestiegene Blutzuckerspiegel (Glukoseüberschuss) führt
dazu, dass spezielle Zellen, die sogenannten „Langerhannssche Inselzellen“ der
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Bauchspeicheldrüse Insulin produzieren (2) und es ins Blut abgeben. Dort sorgt das Insulin
dafür, dass der Blutzucker (Glukose) in die Leber sowie in Körperzellen, zum Beispiel in
Niere, Gehirn aber auch in Muskelzellen abtransportiert und dort gespeichert oder in Energie
umgewandelt wird (3). Der Zuckerspiegel im Blut sinkt dadurch ab, nach und nach tritt wieder
Hunger auf (4). Der niedrige Blutzuckerspiegel (Glukosemangel) führt wiederum dazu, dass
in der Bauchspeicheldrüse der Insulin-Gegenspieler Glucagon produziert (5) und ins Blut
abgegeben wird. Dort stoppt Glucagon zum einen die durch Insulin gesteuerte
Glukoseaufnahme in die Körperzellen und regt zugleich die Leber dazu an, Glukose ins Blut
abzugeben (6). Der Blutzuckerspiegel steigt dadurch wieder langsam an. Mit der nächsten
Nahrungsaufnahme wird dann die Insulinproduktion in Gang gesetzt und der Kreislauf beginnt von vorne. So reibungslos funktioniert es in der Regel beim gesunden Menschen, beim
Diabeteskranken hingegen, ist das genau austarierte Spiel zwischen den Kontrahenten
Insulin und Glucagon aus dem Gleichgewicht geraten – und zwar aus unterschiedlichen
Gründen.
Typ1- und Typ2-Diabetiker
Beim Typ1-Diabetes kann die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren, weil die
insulinproduzierenden „Inselzellen“ der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Körper zerstört
wurden. Die Folge der krankhaft veränderten, körpereigenen Immunabwehr: Der Blutzucker
kann nicht mehr abgebaut und in die Körperzellen weitertransportiert und dort abgebaut
werden (Typ1). Beim Typ2-Diabetes wird das Insulin zwar noch produziert, die Leber und
andere Körperzellen reagieren aber zunehmend nicht mehr darauf (Typ2). In beiden Fällen
ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht und muss durch unterschiedliche Therapien gesenkt werden. Beim Typ2-Diabetiker kann die Senkung des Blutzuckerspiegels häufig schon
durch eine Änderung des Lebensstils, also zum Beispiel durch gesünderes Essen und sportliche Betätigung erreicht werden. Der Typ1-Diabetiker ist hingegen grundsätzlich auf Insulin
von außen angewiesen und muss seinen Blutzuckerspiegel ständig überprüfen. Übrigens
besteht bei Diabetikern nicht nur die Gefahr der Über- sondern auch der Unterzuckerung.
Wer Insulin spritzt oder bestimmte Tabletten zur Anregung der Insulinproduktion nimmt, kann
damit nämlich auch einen Glukosemangel verursachen. Umso wichtiger ist es, die Arzneimittel immer besonders sorgfältig zu dosieren und auf mögliche körperliche Warnsignale wie
zum Beispiel. Schweißausbrüche, innerer Unruhe oder Heißhunger schnell zu reagieren,
zum Beispiel mit einem Gegenmittel wie Traubenzucker oder Limonade. Diabetiker sollten
sich aber auf keinen Fall nur auf sich selbst verlassen, sondern unbedingt mit ihrem Arzt
über das Problem der möglichen Unterzuckerung sprechen.
Eine Krankheit auf dem Vormarsch
Typ1-Diabetiker leiden an einer Autoimmunerkrankung, die, vermutlich erblich bedingt, in der
Regel bereits im Kindes- oder Jugendalter ausbricht und die Betroffenen aufgrund ihres
„absoluten Insulinmangels“ ein Leben lang zum regelmäßigen Insulinspritzen zwingt. Nach
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Angaben des Deutschen Diabetes Zentrum (DZZ) sind aktuell rund 30.400 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren am Typ1-Diabetes erkrankt, der 90 Prozent aller
Diabeteserkrankungen in dieser Altersgruppe ausmacht. Typ2-Diabetes hingegen, kommt
zwar bei jungen Menschen im Vergleich viel seltener vor, die Neuerkrankungsrate ist aber
laut DZZ in den letzten 20 Jahren um rund 3,5 bis 4,5 Prozent pro Jahr angestiegen. Ein
immer größer werdendes Problem ist der Typ2-Diabetes aber vor allem in der erwachsenen
Bevölkerung- und zwar weltweit. Allein in Deutschland leben nach Angaben des DZZ aktuell
rund sechs Millionen Menschen mit der Diagnose Typ2-Diabetes, die Experten gehen zusätzlich von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. So soll die Rate unerkannter Diabetes-Fälle
allein in der Altersgruppe zwischen 55 und 74 Jahren bei etwa acht Prozent liegen. Das
Problem: Die Krankheit verursacht oft jahrelang keinerlei Beschwerden, sondern schleicht
sich langsam in den Körper ein. Ein besonders großes Risiko, an einer Störung des Blutzuckerstoffwechsels zu erkranken, haben neben erblich vorbelasteten auch übergewichtige
Menschen mit ungesundem Lebensstil und Bewegungsmangel. Natürlich spielt das Alter
insbesondere bei dem Typ2-Diabetes eine Rolle, aber auch junge Menschen können daran
erkranken.
Diabetes tritt in unterschiedlichen Formen auf
Die Stoffwechselkrankheit Diabetes lässt sich wie oben beschrieben am einfachsten in Typ1
und Typ2 unterteilen. Genau genommen gibt es aber eine Vielzahl ganz unterschiedlicher
Krankheitsformen, die unterschiedliche Ursachen, Ausprägungen und Verläufe haben. So
kann zum Beispiel auch eine Schwangerschaft Auslöser von Diabetes sein. Dieser sogenannte „Gestationsdiabetes“, der normalerweise nach der Geburt des Kindes einfach wieder
verschwindet, ist sogar eine der häufigsten Komplikationen während der Schwangerschaft.
Rund zwei bis zwölf Prozent aller Schwangeren entwickeln sie nach Angaben des DZZ
erkannt oder auch unerkannt. Dabei kommt es durch die hormonelle Umstellung des Körpers
zu einer Störung des Zuckerstoffwechsels, weil die Bauchspeicheldrüse nicht mehr so viel
Insulin produzieren kann, wie benötigt wird. Häufig sind erbliche Vorbelastungen, Übergewicht oder das verhältnismäßig hohe Alter der Mutter für die Krankheitsentwicklung mitverantwortlich. Wie beim Typ2-Diabetes muss der Blutzucker durch Ernährungsumstellung oder
sogar Insulingabe gesenkt werden. Ohne Behandlung gefährdet die werdende Mutter auch
ihr ungeborenes Kind, das den Blutzuckerüberschuss über die Nabelschnur mit aufnimmt
und dadurch massiv an Gewicht zunehmen kann. Eine andere, weniger bekannte Krankheitsform ist LADA, der latent insulinpflichtige Diabetes im Erwachsenenalter. Diese Krankheit hat im Grunde die gleichen Konsequenzen wie der Typ1-Diabetes: das Immunsystem
wendet sich gegen die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse und zerstört
sie. Der Vorgang läuft aber bei LADA wesentlich langsamer ab als bei der Typ1-Diabetes, so
dass die Betroffenen ihren Zuckerspiegel zunächst mit Diäten und insulinfördernde Tabletten
regulieren können. Häufig wird die Krankheit zu diesem Zeitpunkt auch noch für einen Typ2Diabetes gehalten. Nach einiger Zeit sind jedoch auch bei diesen Patienten die Inselzellen
irreparabel zerstört und sie sind auf externes Insulin angewiesen. Nach Angaben der
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Deutschen Diabetes Gesellschaft (DGG) leiden schätzungsweise fünf bis 15 Prozent aller
Diabetespatienten in Deutschland an einem bisher noch nicht diagnostizierten, verzögerten
Typ1-Diabetes. Meistens sind dies Erwachsene im mittleren oder höheren Lebensalter, die
bislang als Typ2-Diabetiker gelten. Neben der temporären Schwangerschaftsdiabetes und
LADA, gibt es noch weitere spezielle Formen, zum Beispiel Mody, die „Maturity Onset Diabetes of the Young“. Dabei handelt es sich um eine Erwachsenendiabetes (Typ2), die bei
Kindern und Jugendlichen auftritt. Ursache für Mody sind erblich bedingte Gendefekte, die
die Funktion des Zuckerstoffwechsels stören. Je nach Gendefekt wird die Krankheit wiederum in sechs Varianten unterschieden, die unterschiedliche Behandlungen erfordern. Bei
einigen Mody-Varianten genügt es, Diät zu halten und Sport zu treiben, bei anderen wird
früher oder später eine Diabetika- oder Insulintherapie notwendig. Im Unterschied zu den
meisten Typ2-Diabetikern im Jugendalter sind Mody-Patienten übrigens meistens nicht
übergewichtig.
Quellen:
-
www.diabetes-ratgeber.net
www.lifeline.de
www.diabetes-heute.uni-duesseldorf.de
Focus Sonderheft Diabetes Herbst 2012
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Deutsches Diabetes Zentrum (DDZ)
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
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November 2012
Pressedienst Arzneimittel
Interview mit Professor Dr. Dr. Hans-Georg Joost
vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in
Potsdam
Professor Joost ist seit 2002 wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam (DifE). Zugleich ist er Inhaber des Lehrstuhls für Pharmakologie der Universität Potsdam. Professor Joost war von 2000 bis 2001 Präsident der
Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
PD: Herr Professor Joost, Sie sind wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Institut
für Ernährungsforschung. Haben Sie und Ihre Mitarbeiter eigentlich schon einen Weg
gefunden, wie Diabetiker in Zukunft wieder das essen und trinken können, was sie
wollen?
Prof. Joost: Nun ja, im Grunde unterscheiden sich Menschen mit Diabetes bezüglich ihrer
Ernährungsempfehlung eigentlich kaum von den gesunden Patienten. Ein Patient mit Diabetes mellitus vom Typ2 darf eigentlich nahezu alles essen wenngleich in Maßen. Das gilt auch
für den insulinpflichtigen Diabetiker vom Typ1, der allerdings die Menge der Kohlenhydrate in
der Nahrung genau kennen sollte, um dann entsprechend das Insulin, das nötig ist, zu berechnen. Insgesamt gibt es aber bezüglich einer gesunden Ernährung kaum oder keine
Unterschiede zwischen einem Patienten mit Diabetes mellitus und einem gesunden Menschen.
PD Arzneimittel: Zur Krankheit selbst. Bei Diabetes denkt man ja nicht unbedingt
zuerst an Kinder und Jugendliche. Trotzdem erkranken angeblich immer mehr Menschen in Deutschland bereits in jungen Jahren an Diabetes. Welche Rolle spielt dabei
eigentlich die Ernährung?
Prof. Joost: Die Ernährung spielt eine ganz erhebliche Rolle. Denn die Hauptursache für
das Zunehmen des Diabetes mellitus vom Typ2 ist das Übergewicht und zwar insbesondere
das exzessive Fett im Bauchraum. Und das hat natürlich etwas mit einer ungesunden
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Ernährung zu tun und zwar insbesondere einer Ernährung, durch nicht sättigende Produkte,
die gut schmecken und von denen man einfach zu viel isst. Diese Art von Ernährung enthält
ganz wenige Ballaststoffe und deshalb wird man davon nicht satt.
PD Arzneimittel: Ich habe gehört, dass mehr als 20 Prozent der über 70-jährigen in
Deutschland an Diabetes leidet und es nicht weiß. Können Sie das erklären?
Prof. Joost: Das kann zwei Gründe haben. Zunächst einmal ist es ja so, dass der Typ2Diabetes immer noch hauptsächlich eine Alterserkrankung ist, denn die
Glukosestoffwechselstörung nimmt vor allem im höheren Lebensalter zu. Es gibt also mehr
ältere Typ2-Diabetiker. Der andere Punkt kann sein, dass viele dieser älteren Menschen
ärztlich nicht angemessen versorgt sind und deshalb der Diabetes mellitus nicht bemerkt
wird. Was im Grunde einfach ist, denn der Diabetes lässt sich ganz schnell durch die Messung eines Blutzuckers diagnostizieren.
PD Arzneimittel: Die Zahl der Diabeteskranken nimmt auch weltweit rasant zu und
zwar auf allen Kontinenten. Warum ist die Krankheit nicht zu stoppen?
Prof. Joost: Wie gesagt: Der Hauptgrund für die Zunahme des Diabetes mellitus Typ2 ist
das zunehmende Übergewicht. Wir essen viel zu viel, zu hochkalorisch, zu fett, auch mit zu
viel Zucker und zu viel Salz. Wir ernähren uns also ungesund und nehmen dadurch an Gewicht zu. Und daher steigt auch das Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken erheblich.
Warum diese Zunahme schwer zu stoppen ist, würde ich persönlich damit beantworten, dass
diese unsere ungesunde Lebensweise gewissermaßen in unserem biologischen Bauplan
angelegt ist. Wir haben eben eine Präferenz, uns so hochkalorisch zu ernähren. Und eine
Prävention muss dieser Tatsache Rechnung tragen und gegen diese innere Präferenz massiv angehen.
PD Arzneimittel: Eine wichtige Maßnahme, die bei manchen Betroffenen Diabetikern
vom Typ2 schon ausreicht, ist es, die Ernährung umzustellen und sich sportlich zu
betätigen. Wenn das nicht genügt, kommen aber auch Medikamente mit ins Spiel.
Welche Rolle spielen denn Arzneimittel aus Ihrer Sicht bei der Diabetes-Behandlung?
Prof. Joost: Zunächst einmal zum Sport. Körperliche Aktivität ist meines Erachtens unbedingt notwendig, nicht nur, um die Gewichtskontrolle zu verbessern, sondern auch um zu
verhindern, dass man bei einer reduzierten Kalorienzufuhr an Muskelmasse verliert. Nach
unseren Daten kann ich dazu sagen, dass Sport auch dann präventiv wirksam ist, wenn man
nicht direkt Gewicht abnimmt. Nun zu den Medikamenten: Ohne Medikamente wäre die
Diabetes-Behandlung in sehr vielen Fällen gar nicht möglich. Es ist ja bekannt, dass die
Insulintherapie für den Typ1-Diabetiker lebensrettend ist und auch die oralen Antidiabetika,
also die Medikamente, die nicht gespritzt, sondern oral eingenommen werden haben einen
unverzichtbaren Platz in der Diabetestherapie. Sie sind zum Teil auch nachgewiesenermaßen lebensverlängernd.
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PD Arzneimittel: Diabetes ist, zumindest was den Typ1 betrifft, immer noch unheilbar.
Was tut sich aktuell in der Diabetes-Forschung, gibt es Fortschritte, zum Beispiel bald
eine Impfung?
Prof. Joost: Diese möglichen Fortschritte befinden sich zurzeit alle noch im Bereich der
klinischen Studien, das heißt wir können nicht sicher sein, ob eine Therapie, die zur Zeit
geprüft wird, wirksam ist und kann sie noch nicht allgemein empfehlen. Das Konzept, den
Diabetes mellitus durch eine Impfung zu verhindern, ist ja schon älter. Wir wissen, dass er
durch eine Reaktion des eigenen Immunsystems gegenüber den insulinproduzierenden
Zellen zustande kommt. Insofern ist es theoretisch nachvollziehbar, dass eine Impfung, also
ein Eingriff in das Immunsystem, an dieser Stelle wirksam sein könnte oder sogar müsste.
Entsprechende Studien laufen, ich kann aber noch nicht sagen, ob sie positiv sein werden
und der Therapieansatz damit auch erfolgreich ist.
PD Arzneimittel : Herr Professor Joost, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Andreas Aumann, BPI-Pressereferent
Unter www.bpi.de/presse/pressedienst-arzneimittel finden Sie das Interview sowie
einzelne O-Töne auch im Audioformat.
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November 2012
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Den Zucker senken - Die Diabetestherapie
Diabetes mellitus ist nach wie vor eine unheilbare
Krankheit, die die Lebenszeit der Patienten nach Expertenschätzungen um durchschnittlich rund zehn Jahre
verkürzen kann. Grund dafür sind vor allem Begleiterkrankungen wie Herz- und Gefäßleiden, die bei Diabetikern häufig viel früher auftreten als bei NichtDiabetikern. Trotz aller Belastungen können die Patienten mit der richtigen medizinischen Behandlung und
einem konsequent verfolgten, gesunden Lebensstil sehr
gut im Alltag zurechtkommen und sogar länger leben als
statistisch erwartet.
Quelle: Hans-Peter Häge /
pixelio.de
Da der Diabetes wie oben beschrieben in ganz verschiedenen Formen und in unterschiedlichen Lebensabschnitten auftreten kann, gibt es natürlich auch nicht die universelle Standardtherapie, sondern je nach individueller Ausprägung eine Vielzahl an
Behandlungsmöglichkeiten. Im Kern geht es aber bei allen Therapien darum, die Störung
des Blutzuckerstoffwechsels bei den Patienten zu beheben und die Symptome und
Begleiterkrankungen, die sich aus dieser Störung ergeben, zu lindern. Zu den allgemeinen
Diabetes-Symptomen gehören unter anderem Müdigkeit und Antriebslosigkeit, Durst,
häufiges Wasserlassen und schlecht heilende Wunden aber auch Sehstörungen und
mögliche Harnweginfektionen. Ob jedoch wirklich eine Diabeteserkrankung vorliegt, kann nur
ein Bluttest zweifelsfrei beweisen. Insbesondere beim Typ2-Diabetes können mit steigendem
Patientenalter Neben- und Folgeerkrankungen wie Augen-, Nieren- und Nervenleiden, Bluthochdruck sowie Herz- und Gefäßprobleme hinzukommen. Alles hängt letztlich von der
richtigen umfassenden Therapie und vor allem von der Therapietreue des Patienten ab.
Jeder Betroffene kann selbst eine Menge zu seinem Wohlbefinden beitragen. Am besten
schreibt man sich als Diabetiker in ein sogenanntes „Disease Management Programm“
(DMP) ein, das die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) anbieten. Das DMP ist ein
spezielles Angebot für Chroniker und besteht aus einem individuell auf den Patienten zugeschnittenen Versorgungskonzept. Der Teilnehmer wird dabei in Zusammenarbeit mit dem
Hausarzt dauerhaft von speziellen Diabetesexperten untersucht, behandelt und zum Beispiel
auch in Fragen der Ernährung beraten. Zur Teilnahme genügt eine Unterschrift bei der Krankenversicherung, zusätzliche Eigenkosten entstehen nicht.
Typ1-Therapie: Insulin ist Pflicht
Wer an der Typ1-Diabetes erkrankt ist und kein körpereigenes Insulin mehr produziert, hat
keine Wahl: Er muss sein Leben lang den Blutzuckerspiegel messen und Insulin spritzen.
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Hier gibt es aktuell zwei Möglichkeiten, die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)
oder die Insulinpumpen-Therapie (CSII). Die ICT soll gewissermaßen die Insulinproduktion
der Bauchspeicheldrüse im gesunden Körper nachahmen. Dazu spritzt der Diabetiker zum
einen schnellwirksames Insulin zu den Mahlzeiten (Bolus) und zum anderen mehrmals täglich normal wirkendes Insulin für die Basisversorgung (Basis), die fast die Hälfte des Gesamtbedarfs beansprucht. Vor jeder Mahlzeit wird der Blutzuckerwert gemessen und die
Insulindosis genau darauf, sowie auf die Faktoren Nahrungsmenge und zu erwartende körperliche Bewegung abgestimmt. Bei der CSII sorgt eine programmierte Insulinpumpe mit
Schlauch ins Fettgewebe für die automatische Insulinzufuhr. Der Diabetiker muss die Insulinpumpe jedoch entsprechend des Bolus-Basis-Prinzips auf Basiszufuhr und Zufuhr für die
Mahlzeiten programmieren. So lässt sich der Blutzuckerspiegel wesentlich genauer kontrollieren als bei der ICT. Um beim Insulinspritzen, sei es mit Pumpe oder ohne, alles richtig zu
machen, muss der Diabetiker genau geschult sein und zum Beispiel wissen, welchen Kohlenhydratwert (Broteinheiten) Lebensmittel enthalten. Typ1-Diabetiker sollten sich unbedingt
regelmäßig bei einem Diabetes-Experten vorstellen, der sich am besten mit dem Gesamttherapiekonzept aus Insulintherapie, Ernährung, Schulung und psychosozialer Betreuung auskennt und beraten kann. Neben der Insulingabe existieren aktuell noch keine wirklich gleichwertigen Alternativen, die Forschung kommt hier aber offenbar voran. So ist es heutzutage
neben der Transplantation einer kompletten Bauchspeicheldrüse auch schon möglich, Typ1Diabetes-Patienten nur die insulinproduzierenden Inselzellen einzupflanzen. Allerdings müssen die Patienten danach immunsuppressive Medikamente einnehmen, die starke Nebenwirkungen mit sich bringen können. Die Wiederbelebung der eigenen Insulinproduktion
gelingt außerdem in vielen Fällen noch nicht dauerhaft, weil die transplantierten Zellen vom
Körper wieder abgestoßen werden. Das Resultat: Die Patienten benötigen nach einiger Zeit
wieder externes Insulin. Laut Diabetesinformationsdienst München sind es aber immerhin
vier von zehn operierten Diabetikern, die nach einer Transplantation kein Insulin mehr spritzen müssen. Zudem habe sich bei vielen die Stoffwechselsituation insgesamt so verbessert,
dass deutlich weniger Unterzuckerungen und lebensgefährliche Schwankungen des Blutzuckers aufträten.
Typ2-Therapie: Verschiedene Optionen
Manche Typ2-Diabetiker können ihren entgleisten Blutzuckerspiegel auf einfache Art und
Weise wieder ins Lot bringen, insbesondere durch Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung
und sportliche Betätigung. Wenn diese Maßnahmen allein aber nicht ausreichen und der
Körper gegen das eigene Insulin weiter resistent bleibt, bieten sich medikamentöse Therapieoptionen an, die genau mit dem Arzt besprochen und mit Blick auf das Patientenalter, den
Gesundheitszustand und andere Faktoren sorgfältig ausgewählt werden müssen. Entscheidend ist, die genaue Dosis des Arzneimittels zu bestimmen und die Ernährung danach auszurichten, denn sonst droht mitunter eine Unterzuckerung. Zum einen gibt es die Arzneimittelgruppe der sogenannten oralen Antidiabetika, zum anderen wiederum Insulin, beides kann
jedoch auch in Kombination zum Einsatz kommen. Bei den oralen Antidiabetika gibt es
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verschiedene Präparate, die ganz unterschiedlich wirken. Metformin etwa hilft dabei, die
Zuckeraufnahme aus dem Darm zu stoppen und die Zuckerbildung in der Leber zu verringern. Die Gefahr einer Unterzuckerung besteht hier nach Expertenangaben praktisch nicht,
zudem senkt Metformin die Blutfette und fördert das Abnehmen, indem es das Hungergefühl
dämpft. Nebenwirkungen, die mit dem Arzneimittel einhergehen können, sind unter anderem
Magendrücken, Übelkeit und Durchfall. Eine andere Option können Antidiabetika wie zum
Beispiel die sogenannten Sylfonylharnstoffe oder die Glinide sein. Diese fördern die Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse und müssen genau dosiert werden, damit
keine Unterzuckerung bei den Patienten auftritt. Mögliche Nebenwirkungen der Arzneimittel
sind Magen-Darm-Probleme und allergische Reaktionen. Zu den Antidiabetika gehören auch
die sogenannten Alpha-Glukosidasehemmer, die im Dünndarm dafür sorgen, dass die
Glukoseaufnahme ins Blut verzögert wird. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel nach den
Mahlzeiten nur langsam an. Als Nebenwirkungen können Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen auftreten. Eine weitere Wirkstoffgruppe sind die sogenannten Gliptine oder
DPP4-Hemmer, die zum einen die Insulinausschüttung und die Aufnahme von Glukose ins
Gewebe fördern und zum anderen die Glucagonausschüttung und damit die Glukoseabgabe
aus der Leber mindern. Als Nebenwirkungen können unter anderem Völlegefühl, gelegentlich auch Bauchschmerzen und Durchfall auftreten. Wenn der Typ2-Diabetes bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium ist, können meistens auch Antidiabetika gegen den
hohen Blutzuckerspiegel nichts mehr ausrichten. Dann bleibt als einziges Mittel die Insulintherapie übrig. Seit längerer Zeit existieren chemisch veränderte Kurzzeit-Analoginsuline, die
unmittelbar zu den Mahlzeiten oder direkt danach gespritzt werden können. Für den Grundbedarf stehen entsprechende Langzeit-Analoginsuline zur Verfügung. In der Forschung gibt
es derzeit verschiedene Ansätze, die Diabetes-Therapie weiterzuentwickeln. Unter anderem
versucht man, die Glukoseausscheidung über die Niere zu stimulieren oder die Ausschüttung des Insulin-Gegenspielers Glucagon im Körper zu unterbinden. Auch werden Wege
gesucht, die Verbrennung von Körperfett zu optimieren oder die Ausschüttung von Stresshormonen, die für Gewichtszunahme verantwortlich gemacht werden, besser zu kontrollieren.
Begleit- und Folgeerkrankungen des Diabetes
Wer dauerhaft unter einem erhöhten Blutzuckerspiegel leidet, muss schnell entsprechend
behandelt werden. Ansonsten schädigt die überschüssige Glukose im Blut früher oder später
auch die Blutgefäße unterschiedlicher Organe im Körper. Gefährliche Folgen können zum
Beispiel verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße sein, was auf längere Sicht zu einem
Herzinfarkt führen kann. Auch die Blutgefäße in den Augen sind durch die mangelnde
Durchblutung häufig in Mitleidenschaft gezogen. Dadurch schwindet das Sehvermögen der
Patienten, einige können sogar erblinden. Die schlechte Durchblutung kann auch Auswirkungen auf die Füße der Patienten haben, im Fachjargon spricht man dann von einem „diabetischen Fuß“. Kennzeichnend dafür ist, dass die Nerven gestört sind und damit auch das
Schmerzempfinden herabgesetzt wird. Dadurch können sich auch kleinste Wunden oder
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Hautschäden leicht entzünden und verheilen nicht mehr richtig. Wird der diabetische Fuß
nicht rechtzeitig fachgerecht behandelt, droht im schlimmsten Fall eine Amputation. Auch die
Blutgefäße in der Niere können durch einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel angegriffen werden und die Funktion des Organs kann stark beeinträchtigt werden. Wenn dieser
Prozess nicht rechtzeitig aufgehalten wird, müssen die Betroffenen mitunter eine regelmäßige Blutwäsche (Dialyse) durchführen. Nicht zuletzt kann die Durchblutungsstörung in extremen Fällen auch die Blutgefäße im Gehirn betreffen und einen Schlaganfall verursachen.
Diabetes ist also eine Krankheit, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte.
Generell gilt aber: Je früher der Diabetes erkannt und behandelt wird, desto besser lassen
sich die Risiken für Leib und Leben minimieren.
Quellen:
-
FAZ-Beilage „Diabetes und Übergewicht“ vom 19. Oktober 2012
www.NetDoktor.de
Berufsverband Deutscher Internisten e.V.
www.diabetes-risiko.de
AWMF Leitlinien „Therapie des Diabetes mellitus Typ1“
http://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/forschung/regenerativemedizin/index.html
Focus.de Ratgeber Diabetes
Diabetes-ratgeber.net
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/814684/lebenserwar
tung-diabetikern-steigt.html
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Daten & Fakten
Diabeteserkrankungen haben in Deutschland bei Frauen und Männern zwischen 18
und 79 Jahren deutlich zugenommen: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI)
waren im Jahr 1998 rund 5,8 Prozent der gesamten Bevölkerung von Typ1- oder Typ2Diabetes betroffen. Im Jahr 2012 sind es bereits über sieben Prozent. Waren im Jahr
1998 noch rund 5,4 Prozent der männlichen Bevölkerung in Deutschland Diabetiker,
so sind es heute bereits rund sieben Prozent. Ein ähnlicher Anstieg ist bei der weiblichen Bevölkerung zu verzeichnen: Hier waren im Jahr 1998 rund sechs Prozent Diabetikerinnen, 14 Jahre später sind es bereits rund 7,4 Prozent.
Eine weitere Erhebung des RKI zur geschlechtsspezifischen Prävalenz nach Altersgruppen
aus dem Jahr 2009 zeigt, dass Diabetes verstärkt in den Altersgruppen ab 50 Jahren diagnostiziert wurde. Besonders sprunghaft nimmt die Zahl der Diabeteskranken zwischen Ende
60 und über 70 Jahren zu. Sind in der Altersgruppe der 60-70-Jährigen rund 15 Prozent
Diabetiker, so verzeichnet die Altersgruppe 70+ bereits über 22 Prozent. Interessant ist auch
die geschlechterspezifische Betroffenheit. So sind Frauen zwischen 18 und 40 Jahren zunächst stärker von Diabetes betroffen als Männer. Grund hierfür ist vor allem die während
der Schwangerschaft häufig auftretende Gestationsdiabetes, die nach einiger Zeit wieder
verschwindet. In der Altersgruppe zwischen 50 und 60 Jahren gibt es deutlich mehr bei
Männern diagnostizierte Erkrankungen (m: rd. elf Prozent, w: rd. acht Prozent). Ab dem Alter
von 60 Jahren schließlich, sind beide Geschlechter fast zu gleichen Teilen von Diabetes
betroffen. Nach Angaben des RKI ist Diabetes eine der teuersten chronischen Erkrankungen
in Deutschland. Das Statistische Bundesamt hat errechnet, dass allein im Jahr 2008 direkte
Kosten von 6,34 Milliarden Euro entstanden sind, das entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent der Gesundheitsausgaben für alle Krankheiten.
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http://de.statista.com/statistik/daten/studie/233462/umfrage/praevalenz-von-diabetes-mellitusin-deutschland-nach-geschlecht/
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November 2012
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http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDown
loadsK/2011_3_diabetes.pdf?__blob=publicationFile
Diabetes ist nicht nur in Industrieländern wie Deutschland oder den Vereinigten Staaten auf dem Vormarsch. Die International Diabetes Federation (IDF) geht davon aus,
dass die Zahl der Diabetiker in den nächsten 20 Jahren auf allen Kontinenten rasant
zunehmen wird. Den stärksten Anstieg erwarten die Experten in Südostasien und der
Westpazifik-Region.
Hier gibt es aktuell rund 71 Millionen (Südostasien) bzw. rund 132 Millionen (WestpazifikRegion) Diabetiker. Im Jahr 2030 rechnet man in Südostasien fast mit einer Verdopplung auf
rund 121 Millionen Diabeteskranke, in der Westpazifik-Region geht man von einem Anstieg
auf rund 188 Millionen Kranke aus. Es sind aber nicht nur reiche Länder von Diabetes betroffen, sondern zunehmend auch Regionen, in denen es weniger Wohlstand gibt. So erwarten
die Wissenschaftler zum Beispiel in Afrika einen Anstieg von heute rund 15 Millionen auf
rund 28 Millionen Erkrankte im Jahr 2030. Weltweit soll sich die Zahl der Diabetiker bis 2030
nach Angaben der IDF von aktuell rund 366 Millionen Menschen (zwischen 20 und 79
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Jahren) auf rund 552 Millionen Menschen erhöhen. Zu den Ursachen gehören zum einen
sich ändernde Ernährungsgewohnheiten und mangelnde Bewegung, zum anderen aber
auch der medizinische Fortschritt und die damit verbundene höhere Lebenserwartung. Die
Zahlen und Prognosen legen insgesamt nahe, dass mit wachsendem Wohlstand auch das
Risiko steigt, an Diabetes zu erkranken.
http://www.idf.org/diabetesatlas/5e/diabetes-in-low-middle-and-high-income-countries
Bei Kindern und Jugendlichen ist der Typ1-Diabetes die häufigste Krankheitsform, sie
macht weltweit rund 90 Prozent der Diabetesfälle im Alter bis 25 Jahren aus. Nach
Schätzungen der IDF aus dem Jahr 2008 nehmen die weltweiten Typ1-Erkrankungen
bei Kindern und Jugendlichen jährlich um rund drei Prozent zu, bei Vorschulkindern
soll die Zuwachsrate nach Angabe der Experten sogar bereits bei rund fünf Prozent
liegen.
Die IDF hat im Jahr 2010 die Typ1-Krankheitsrate bei Kindern unter 15
Jahren in ausgewählten Ländern untersucht. Dabei zeigte sich, dass insbesondere Kinder in
skandinavischen Ländern überdurchschnittlich häufig unter Typ1-Diabetes leiden. So sind
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beispielsweise in Finnland, dem Spitzenreiter der Untersuchung, rund 57 von 100.000 Kindern erkrankt, in Schweden sind es rund 40 von 100.000 Kindern. In Deutschland oder den
Niederlanden dagegen, die eher im Mittelfeld stehen, sind etwa 18 von 100.000 Kindern an
Diabetes Typ1 erkrankt. Die geringste Krankheitsrate hat die IDF in China festgestellt (rund
eines von 100.000 Kindern), gefolgt von Japan (rund zwei von 100.000 Kindern) und der
Türkei (rund drei von 100.000 Kindern). Woraus sich die Unterschiede wie zum Beispiel das
Nord-Süd-Gefälle in Europa ergeben, ist nicht eindeutig klar, denn in Finnland treten Diabetes-Risiko-Gene nach Angaben von Experten nicht häufiger auf als zum Beispiel in Deutschland. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass unterschiedliche regionale Umwelteinflüsse
eine Rolle spielen.
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/182589/umfrage/typ-1-diabetes-praevalenz-beikindern/
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Wussten Sie eigentlich, dass …
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auch Haustiere an Diabetes Typ1 oder Typ2 erkranken können? Nach Angaben
der internationalen Tierschutzorganisation Vier Pfoten sind in Deutschland ca.
40.000 Hunde und Katzen betroffen.
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es nach Schätzungen der IDF weltweit rund 366 Millionen Diabeteskranke gibt?
Die Krankheit wird weiter zunehmen, in 20 Jahren rechnet man bereits mit rund
552 Millionen Patienten.
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das deutsche Gewichtheber-Ass Michael Steiner seit seinem 18. Lebensjahr an
Typ1-Diabetes leidet? Nach der Diagnose rieten seine Ärzte vergeblich vom
Gewichtheben ab, im Jahr 2008 holte Steiner die Olympia-Goldmedaille in Peking.

der Begriff Insulin von lateinisch „insula“, also Insel abgeleitet wurde? Das
Hormon Insulin wird bei gesunden Menschen von den sogenannten Langerhansschen Inselzellen der Bauchspeicheldrüse ins Blut abgegeben und steuert
dort den Zuckerstoffwechsel.

die nordamerikanischen Pima-Indianer überdurchschnittlich häufig an Fettleibigkeit und Typ2-Diabetes leiden? Forscher vermuten, dass die ehemaligen
Bewohner karger Wüstenregionen genetisch bedingt Nahrung besonders gut
verwerten können. In modernen Zeiten fettreicher Ernährung im Überfluss erweist sich das aber als Fluch.

es dem kanadischen Arzt Frederick Banting im Jahr 1921 erstmals gelang, Insulin zu isolieren? Von da an war Diabetes kein Todesurteil mehr, denn man
konnte den Patienten kontrolliert Insulin verabreichen.

die Schwangerschaftsdiabetes nicht nur für die Mutter sondern auch für das
Kind negative Folgen haben kann? Nach Angaben des Helmholtz-Zentrums
München zeigen Studien, dass die Kinder später häufiger übergewichtig sind
und an Typ2-Diabetes erkranken.
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die damals noch unbekannte Krankheit Diabetes im Mittelalter als „Honig-Urin“
bezeichnet wurde? Damals gehörte das Probieren der Körperflüssigkeit zur Diagnosestellung des Arztes.
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sich die Oscarpreisträgerin Halle Berry in den USA für Kinder und Jugendliche
mit Diabetes engagiert? Sie selbst bekam die Diagnose Typ1-Diabetes im Alter
von 23 Jahren.
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Süßstoff Diabetikern im Falle einer Unterzuckerung nicht hilft? Der Grund: Der
künstliche Süßstoff wird vom Körper nicht als Zucker erkannt und kann daher
auch nicht den Zuckerspiegel normalisieren.
Weitere Themen im Pressedienst Arzneimittel unter www.bpi.de.
Aids im Jahr 2011: Eine behandelbare Krankheit:
http://www.bpi.de/presse/pressedienst-arzneimittel/ansicht/2011-11-aids-im-jahr-2011-einebehandelbare-krankheit/
Leukämietherapie bei Kindern: Eine Erfolgsgeschichte:
http://www.bpi.de/presse/pressedienst-arzneimittel/ansicht/2012-03-leukaemietherapie-beikindern-eine-erfolgsgeschichte/
Risiko Reisekrankheiten: Wer vorbeugt, hat mehr vom Urlaub:
http://www.bpi.de/presse/pressedienst-arzneimittel/ansicht/2012-05-risiko-reisekrankheitenwer-vorbeugt-hat-mehr-vom-urlaub/
Palliativmedizin: Würde und Selbstbestimmung am Lebensende:
http://www.bpi.de/presse/pressedienst-arzneimittel/ansicht/2012-08-palliativmedizin-wuerdeund-selbstbestimmung-am-lebensende/
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