Zusammenfassung Seignorage Geldtheorie und Geldpolitik Wintersemester, 2011/12 Literaturhinweise: Holtemöller S. 176 ff. Unter Seignorage (Münzgewinn, Schlagschatz) versteht man den Gewinn aus der Geldschöpfung. Seignorage Die nominale Budgetrestriktion des Staates T T + RCBt = Pt Tt + BtT − Bt−1 Pt Gt + it−1 Bt−1 (1) Die Staatsausgaben setzen sich aus Güterkäufen Gt und Zinszahlungen auf die bestehende Staatsschuld T it−1 Bt−1 zusammen. Der Staat finanziert seine Ausgaben durch Steuern Tt , erhaltene Zentralbankgewinne RCBt und der T Ausgabe von Staatsverschuldung BtT − Bt−1 (Nettoneuverschuldung). Der Zentralbankgewinn besteht unter anderem aus dem sogenannten Schlagschatz, d.h. der Differenz aus dem Nennwert und den Herstellungskosten von Bargeld. Der nominale Zentralbankgewinn M M RCBt = Mt − Mt−1 + it Bt−1 − (BtM − Bt−1 ) wobei BtM der von der Zentralbank gehaltenen Staatsschuld entspricht und it BtM den daraus entsehenden Zinsgewinnen, demzufolge ist Bt = BtT − BtM die von den privaten Haushalten gehaltene Staatsschuld. Daraus folgt die nominale konsolidierte Budgetgleichung des öffentlichen Sektors Pt (Gt − Tt ) = Mt − Mt−1 + Bt − (1 + it−1 )Bt daraus folgt unmittelbar unter Berücksichtigung von Gt − Tt = wir definieren 1 + it−1 Bt−1 Bt − + Pt 1 + πt Pt Pt Pt−1 = 1 + πt Mt Mt−1 − Pt Pt−1 + πt Mt−1 1 + πt Pt−1 St Mt Mt−1 πt Mt−1 = − + Pt Pt Pt−1 1 + πt Pt−1 als Seignorage. Die Seignorage besteht aus der realen Geldschöpfung und der Inflationssteuer. Im Folgenden kennzeichnen wir reale Variablen mit X̂. Im steady state vereinfacht sich die Seignorage zu Ŝ = π M̂ 1+π 1 Eine alternative Betrachtung Da die Zentralbank alle Wertpapiere mit real bewertetem Geld kauft gilt M̂ = B̂ M . Damit folgt für der realen Zentralbankgewinn ˆ t = it−1 M̂t−1 Ŝt = RCB 1 + πt im steady state gilt die Fisher Gleichung i=r+π es folgt für den Barwert der Seignorage im steady state V = ∞ X t=1 1 1+r t Ŝ = 1+ 1 π r 1+π M̂ und als Barwert der zuvor definierten Seignorage V = 1 π M̂ r 1+π In der ersten Definition werden die Emissionsgewinne aus der Geldschöpfung der Emissionsperiode zugerechnet - im zweiten Fall gleichmässig als ewige Rente auf alle Perioden aufgeteilt. Was ist die maximale Inflationssteuer? Welche maximalen Einnahmen lassen sich aus Seignorage erzielen? Ŝ = π M̂ 1+π Wir nehmen die folgende Geldnachfragefunktion an M̂ d = y µ i−η Damit folgt für die Seignorage S= π y µ i−η 1+π oder alternativ in logs ausgedrückt, unter der Annahme r = 0 log s = log π − log(1 + π) + µ log y − η log π maximieren und nach der optimalen Inflationsrate (Steuersatz) auflösen erbringt π∗ = 1−η η Die Seignorage-maximierende Inflationsrate hängt von der Zinselastizität der Geldnachfrage ab. Wohlfahrtsverlust durch Seignorage - die Friedman Regel Geld kann zu Grenzkosten von fast Null hergestellt werden, betrachten die folgende Geldnachfragefunktion mt − pt = αyt − βit • Die Geldnachfrage hängt von den Opportunitätskosten der Geldhaltung ab. • Da die marginalen Kosten der Geldproduktion ungefähr Null sind, sollte auch der Grenzpreis der Geldhaltung Null sein. Betrachten wir die Fisher Gleichung it = rt + E(π1 ) d.h. der Grenzpreis der Geldhaltung ist eine Funktion von realem Zins und Inflationsrate. Da die Kosten der Geldproduktion nahe Null sind, sollte dies auch für den Grenzpreis der Geldhaltung gelten. Die Wohlfahrt wird also maximal, wenn die Zentralbank eine Inflationsrate (Wachstumsrate der Geldmenge) wählt, die gerade dem negativen Realzins entspricht. Diese geldpolitische Strategie wird nach dem amerikanischen Ökonom Milton Friedman als Friedman Regel bezeichnet. Die optimale Geldpolitik ist also deflationär. 2 3 Fiskalische Dominanz Literaturhinweise: Leeper, Eric M., 1991. ”Equilibria under ’active’ and ’passive’ monetary and fiscal policies,” Journal of Monetary Economics, Elsevier, vol. 27(1), pages 129-147, February. Kann Staatsschuld eine Ursache für Inflation sein? Die reale Budgetrestriktion des Staates Ĝt + (1 + r)B̂t−1 = T̂t + Ŝt + B̂t Haushalte sind nur bereit Staatschuld zu kaufen, wenn Sie erwarten das der Staat seine Verbindlichkeiten in der Zukunft bedient. Die reale Budgetrestriktion des Staates lässt sich umformulieren B̂t−1 = 1 B̂t − D̂t 1+r wobei D̂t = (Ĝt − T̂t ) − Ŝt . Wiederholtes einsetzen liefert B̂t−1 = − s T +1 ∞ 1 X 1 1 D̂t+s + lim B̂t+T T →∞ 1 + r 1 + r s=0 1 + r Die Solvenzbedingung des Staates lautet lim T →∞ 1 1+r T +1 B̂t+T = 0 Die intertemporale Budgetbedingung des Staates lautet also (1 + r)B̂t−1 = ∞ X s=0 1 1+r s (T̂t+s − Ĝt+s ) + ∞ X s=0 1 1+r s Ŝt+s Der Anfangsbestand von Staatsverschuldung muss also entweder durch • primäre Budgetüberschüsse, oder • durch Seignorage zurückgezahlt werden. Unter der Annahme, dass der Staat sein Budget ohne Beschränkung wählen kann, wird die intertemporale Budgetrestriktion des Staates zu einer Restriktion für die Zentralbank. Die Geldpolitik muss dann die Seignorage so anpassen, dass die Solvenz des Staates sichergestellt ist. Unpleasant monetarist arithmetic Literaturhinweise: Thomas J. Sargent and Neil Wallace, 1981. ”Some unpleasant monetarist arithmetic,” Quarterly Review, Federal Reserve Bank of Minneapolis, issue Fall. Sofern die zukünftigen primären Budgetüberschüsse fallen muss die Seignorage entsprechend steigen. Zur Erinnereung, der Barwert der Seignorage V = 1 π M̂ r 1+π (2) Die Zentralbank kann in diesem Fall nur noch den Zeitpfad, nicht jedoch den Barwert der Seignorage wählen. 4