Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Technischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Effiziente Energieextraktion und -speicherung für piezoelektrische Energy Harvester Philipp Becker 2016 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Technische Fakultät Fritz-Hüttinger-Professur für Mikroelektronik Dekan Prof. Dr. Georg Lausen Referenten Prof. Dr. Yiannos Manoli Prof. Dr. Ulrich Schmid Datum der Disputation 25.04.2016 Erklärung ”Ich erkläre, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus anderen Quellen direkt oder indirekt übernommenen Daten und Konzepte sind unter Angabe der Quelle gekennzeichnet. Insbesondere habe ich hierfür nicht die entgeltliche Hilfe von Vermittlungs- oder Beratungsdiensten (Promotionsberaterinnen oder Promotionsberater oder anderer Personen) in Anspruch genommen. Niemand hat von mir unmittelbar oder mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Ich erkläre hiermit, dass ich mich noch nie an einer in- oder ausländischen wissenschaftlichen Hochschule um die Promotion beworben habe oder gleichzeitig bewerbe.” Villingen-Schwenningen, 27.04.2016 Philipp Becker Inhaltsverzeichnis Abstract 1 Zusammenfassung 3 Nomenklatur 5 Abbildungsverzeichnis 11 Tabellenverzeichnis 21 1 Einleitung 23 1.1 Ziel der Dissertation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 1.2 Publikationen im Rahmen dieser Dissertation . . . . . . . . . . . . . 30 1.3 Publikationen zum weiteren Themenfeld des Energy Harvestings . . . 33 1.4 Aufbau der Dissertation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen 39 2.1 Vibrationsbasierte Energy Harvester . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 2.2 Elektromagnetische Energy Harvester . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.3 Elektrostatische Energy Harvester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.4 Piezoelektrische Energy Harvester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 2.4.1 Grundlegende Gesetze des piezoelektrischen Effekts . . . . . . 50 i Inhaltsverzeichnis 2.4.2 Energiebetrachtung piezoelektrischer Energy Harvester . . . . 52 2.4.3 Leistungsbetrachtung piezoelektrischer Energy Harvester . . . 56 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik 59 3.1 Standard-Schnittstellenschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.2 Lastgekoppelte Schnittstellenschaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . 66 3.3 3.2.1 Parallel Synchronized Switch Harvesting on Inductor (P-SSHI) 66 3.2.2 Active Energy Harvesting Scheme (AEHS) . . . . . . . . . . . 69 Lastentkoppelte Schnittstellenschaltungen . . . . . . . . . . . . . . . 70 3.3.1 Series Synchronized Switch Harvesting on Inductor (S-SSHI) . 72 3.3.2 Switching and Discharging to a storage Capacitor through an Inductor (SSDCI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 3.3.3 Synchronous Electric Charge Extraction (SECE) . . . . . . . . 74 3.3.4 Synchronous Electric Charge Extraction featuring Energy Injection (SECEEI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 3.4 Fazit und Zusammenfassung der Schnittstellenschaltungstechnik . . . 76 4 Piezoelektrischer Energy Harvester 4.1 Modell und Aufbau des Energy Harvesters . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.2 Elektromechanisches Modell des Energy Harvesters . . . . . . . . . . 82 4.2.1 Elektrisches Ersatzschaltbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.2.2 Experimentelle Parameterbestimmung . . . . . . . . . . . . . 84 4.3 Numerische Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4.4 Fazit und Zusammenfassung der Modellentwicklung . . . . . . . . . . 91 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung ii 79 93 5.1 Theoretische Betrachtung der Standardschaltung . . . . . . . . . . . 94 5.2 Simulations- und messtechnische Analyse der Standardschaltung . . . 96 Inhaltsverzeichnis 5.3 5.2.1 Simulationstechnische Charakterisierung . . . . . . . . . . . . 98 5.2.2 Messtechnische Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Fazit und Zusammenfassung der Standardschaltung . . . . . . . . . . 106 6 Direct-P-SSHI 107 6.1 Funktion der direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung . . . . . . . . . . 107 6.2 Theoretische Betrachtung der direct-P-SSHI-Schaltung . . . . . . . . 114 6.3 Piezoelektrischer Energy Harvester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 6.4 Direct-P-SSHI-Schwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6.5 Schalter für die direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung . . . . . . . . . 120 6.6 Schaltung zur Detektion der Spannungsmaxima - Peak-Detektor . . . 122 6.7 Schaltung zur Ausgabe der Steuerpulse . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 6.8 Simulations- und messtechnische Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung 132 6.9 6.8.1 Simulationstechnische Charakterisierung . . . . . . . . . . . . 133 6.8.2 Messtechnische Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Fazit und Zusammenfassung der direct-P-SSHI-Schaltung . . . . . . . 144 7 Optimierung des Gesamtsystems 7.1 7.2 145 Energy Harvester mit konstanter mechanischer Spannungsverteilung . 146 7.1.1 Aufbau des piezoelektrischen Energy Harvesters . . . . . . . . 148 7.1.2 Messtechnische Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Effiziente Gleichrichterschaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 7.2.1 Konzept 1 - Dioden-Vollbrückengleichrichter . . . . . . . . . . 154 7.2.2 Konzept 2 - Dioden-NMOS-Vollbrückengleichrichter . . . . . . 155 7.2.3 Konzept 3 - PMOS-NMOS-Vollbrückengleichrichter . . . . . . 156 7.2.4 Konzept 4 - Aktiver Gleichrichter . . . . . . . . . . . . . . . . 157 7.2.5 Messtechnische Charakterisierung und Vergleich der Gleichrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 iii Inhaltsverzeichnis 7.3 Vorladungsfreies Anlaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 7.4 Additional Energy Extraction . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 7.5 7.4.1 Schnittstellenschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 7.4.2 Messtechnische Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Fazit und Zusammenfassung der Optimierungsschritte . . . . . . . . . 170 8 Fazit und Ausblick 173 8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 8.2 Vorschläge für weiterführende Untersuchungen und Entwicklungen . . 176 Danksagung 179 Anhang 181 Literaturverzeichnis 191 iv Abstract As energy autonomous systems become more ubiquitous, the need of a continuous energy supply to realize periodic operation sequences becomes more important. Different forms of energy (kinetic, thermal, etc.) can be converted into electrical energy by using various conversion mechanisms (piezoelectric effect, law of induction, Seebeck effect, etc.). This conversion into electrical energy is called energy harvesting. Unfortunately, energy harvesting devices deliver a power which is commonly non-continuous and fluctuant along with unstable voltage amplitudes. Therefore, an energy buffer is needed which compensates the energy requirement between the actual generator output and the energy consumption of the application. Caused by a mismatch between the energy buffer and the energy harvester, a more or less significant part of the energy delivered by the generator is not converted. The energy extraction itself is influenced, since the lack of electronic load adaptation also affects the mechanical properties of the energy harvester. A big amount of the produced energy gets lost on its way from the harvester to the storage cell. In order to continuously harvest the maximum possible energy, it is important to optimize the mechanical properties of the harvester as well as the energy transfer from the harvester to the storage element. By using electronic interface circuits, the energy conversion and storage can be maximized. Electromechanical equivalent circuits are presented in this thesis to model 1 the dynamics of the complete energy harvesting system in early design phases. In order to determine an optimal parameter setup and switching algorithm for the interface circuitry, the interactions between the mechanical energy harvester and the electrical interface are analyzed by using numerical simulations. Based on the obtained results, the simulated systems are developed, constructed and characterized by measurement. In comparison with standard systems, it is shown that by using electronic interface circuits, significantly more energy can be provided and stored. Finally, an optimization process for the complete energy harvesting system is presented. 2 Zusammenfassung Das Wandeln oder Ernten von Energie aus der Umgebung ist eine Schlüsseltechnologie für den großflächigen Einsatz von drahtlosen Sensornetzwerken. Unterschiedliche Energieformen (kinetisch, thermisch, etc.) können mit Hilfe von verschiedenen Wandlungsmechanismen (piezoelektrischer Effekt, Induktionsgesetz, Seebeckeffekt, etc.) in elektrisch nutzbare Energie gewandelt werden. Dies ermöglicht den Einsatz von Sensorsystemen an schwer zugänglichen Orten. Diese Wandlung in elektrische Energie wird Energy Harvesting, das Wandlerelement selbst Energy Harvester genannt. Da die Energie meist nicht permanent verfügbar ist und die gewandelte Energie somit diskontinuierlich angeliefert wird, muss ein solches System über einen Kurzzeitenergiespeicher verfügen, der den Puffer zwischen dem Energy Harvester vor Ort und den zum System gehörigen Sensoren, Aktoren, Funkmodulen und elektronischen Schaltungen bildet. Durch eine fehlende oder unzulängliche Anpassung der Energy Harvester an diese nachgeschalteten Systeme geht ein Großteil der gewandelten Energie ungenutzt verloren. Auch die Energieextraktion selbst wird dadurch beeinflusst, da die fehlende elektronische Anpassung sich auch auf die mechanischen Eigenschaften des Energy Harvesters auswirkt. Anhand von elektronischen Schnittstellenschaltungen kann die Energiewandlung und -speicherung maximiert werden. Dieses Thema wird im Rahmen dieser Disser- 3 tation aufgegriffen. Es werden schaltungstechnische Lösungen präsentiert, die den Ertrag der nutzbaren Energie vibrationsbasierter, piezoelektrischer Energy Harvester maximieren. Die Systeme zeichnen sich durch einen gesteigerten Wirkungsgrad gegenüber Standardsystemen aus. Es werden Modelle, Simulationen und technische Realisierungen der Schaltungskonzepte vorgestellt. Diese Arbeit beginnt mit einer Beschreibung grundlegender Systemkonzepte und einer Analyse der inhärenten Problemstellungen bei der effektiven Energieextraktion und -speicherung beim Einsatz piezoelektrischer Energy Harvester. Zur Lösung dieser Problemstellung fokussiert diese Arbeit in den weiteren Kapiteln auf die Beschreibung und Analyse von zeitsynchronisierten Schnittstellenschaltungen. Mit Hilfe von elektrischen Ersatzschaltbildern werden Systemmodelle präsentiert, mit denen numerische Simulationen der Gesamtsysteme, bestehend aus mechanischen Komponenten des Energy Harvesters und der elektronischen Schnittstellenschaltungen, durchgeführt werden. Basierend auf den gewonnenen Simulationsergebnissen werden die Systeme entwickelt, aufgebaut und messtechnisch charakterisiert. Es wird gezeigt, dass durch eine geeignete Beschaltung der piezoelektrischen Energy Harvester deutlich mehr Energie für anstehende Systemaufgaben zur Verfügung gestellt werden kann, als dies im Vergleich zu Standardsystemen möglich ist. Abschließend wird die gesamte Kette vom Energy Harvester bis hin zur Energiespeicherelektronik im Hinblick auf maximale Energieausbeute optimiert. 4 Nomenklatur Abkürzungen AEE Additional Energy Extraction AEHS Active Energy Harvesting Scheme direct-P-SSHI direct Parallel Synchronized Switch Harvesting on Inductor E-1 Primäre Elektrodenfläche des EH-4P E-2 Trigger-Elektrodenfläche des EH-4P E-3 AEE-Elektrodenfläche des EH-4P EH Energy Harvester EH-4P Piezoelektrischer Energy Harvester mit homogener Spannungsverteilung EH-B1 Piezoelektrischer Energy Harvester mit Balkenstruktur EH-B2 Piezoelektrischer Energy Harvester mit Balkenstruktur und strukturierten Elektroden H-SSHI Hybrid Synchronized Switch Harvesting on Inductor 5 IEEE Institute of Electrical and Electronics Engineers MEMS microelectromechanical system P-SSHC Parallel Synchronized Switch Harvesting on Capacitor P-SSHI Parallel Synchronized Switch Harvesting on Inductor PEH Piezoelektrischer Energy Harvester PZT Blei-Zirkonat-Titanat S-SSHI Series Synchronized Switch Harvesting on Inductor SECE Synchronous Electric Charge Extraction SECEEI Synchronous Electric Charge Extraction featuring Energy Injection SSDCI Synchronized Switching and Discharging to a storage Capacitor through an Inductor SSHI Synchronized Switch Harvesting on Inductor VEH Vibrations Energy Harvester WSN Wireless Sensor Network - Drahtloses Sensornetzwerk Griechische Formelzeichen α piezoelektrischer Faktor , β elektrische Permittivität 0 elektrische Feldkonstante des Vakuums r relative Permittivität des Dielektrikums 6 ω Kreisfrequenz ωp Kreisfrequenz im Maximum des Realteiles der Admittanz ωma Kreisfrequenz im Maximum des Imaginärteils der Admittanz ωmv Kreisfrequenz im Maximum der Vertärkung ωna Kreisfrequenz im Minimum des Imaginärteils der Admittanz ωnv Kreisfrequenz im Minimum der Vertärkung φ Phasenbeziehung zwischen Spannung und Geschwindigkeit des Piezoelements φm magnetischer Fluss Lateinische Formelzeichen ẍ Beschleunigung ẋ Geschwindigkeit F̂ Amplitude der Kraft Û Amplitude der elektrischen Spannung x̂ Amplitude der Auslenkung ~ A Fläche ~ B magnetische Flussdichte ~ D elektrische Flussdichte ~ E elektrisches Feld 7 ~ S mechanischen Dehnung T~ mechanische Spannung Ae Elektrodenfläche C elektrische Kapazitat c Dämpfung Cm Serienkapazität im piezoelektrischen Ersatzschaltbild Cp Kapazität zwischen den Elektrodenflächen d Federkonstante de Abstandzwischen den Elektroden dP E Materialsteifigkeit bei Kurzschluss E Energie e, k, g, h piezoelektrische Konstanten F Kraft FP Kraft auf das piezolektrische Material f0A Frequenz der äußeren Anregung f0LC Frequenz des direct-P-SSHI-Schwingkreises fmv Frequenz im Maximum der Vertärkung fnv Frequenz im Minimum der Vertärkung Im elektrischer Strom im piezoelektrischen Ersatzschaltbild 8 ISP Strom durch die direct-P-SSHI-Spule KD Kopplungsfaktor Lm Induktivität im piezoelektrischen Ersatzschaltbild m Masse P Leistung Pmax maximale Leistung Q elektrische Ladung Qm Güte des piezoelektrischen Elements R elektrischer Widerstand Rm Widerstand im piezoelektrischen Ersatzschaltbild RL Lastwiderstand Ropt optimaler Lastwiderstand s, b elastische Konstanten T Schwingungsperiodendauer t Zeit T0LC Periodendauer des direct-P-SSHI-Schwingkreises TLC Zeitkonstante des Schwingkreises tmess Messdauer Tmk1 Pulsdauer zum Schließen des direct-P-SSHI-Schalters 9 U elektrische Potentialdifferenz / -Spannung UAEE Spannung am AEE-EH Uc Spannung am Speicherkondensator UGR Gleichgerichtete Spannung UGS Steuerspannung des N-Kanal-MOSFET Uind induzierte Spannung Uin Spannung am piezoelektrischen EH UP 1 Spannung am primären EH UP 2 Spannung am Triggergenerator Upeak Ausgangsspannung des Peakdetektors UT Spannung am Triggergenerator x Änderung der Dicke des Materials Y Admittanz 10 Abbildungsverzeichnis 1.1 Einsatzmöglichkeiten von energieautarken Sensor- und Aktoriksystemen im industriellen Umfeld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.2 Kapitelstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.1 Blockschaltbild eines energieautarken Sensorsystems. . . . . . . . . . 40 2.2 a) Harmonische Schwingung regt einen EH permanent an. Dieser erzeugt eine Wechselspannung. b) Einzelne Schocks regen einen EH zum Nachschwingen an. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 2.3 Typischer Aufbau eines elektromagnetischen EH. Ein federnd gelagerter Magnet wird durch den Antrieb einer äußeren Kraft relativ zu einer Spule bewegt. Dies induziert in der Spule eine Spannung. . . . . 45 2.4 Typischer Aufbau eines elektrostatischen EH. Eine federnd gelagerte Masse wird durch den Antrieb einer äusseren Kraft bewegt. Dies resultiert in einer Kapazitätsänderung und einem Ladungsaustausch zwischen zwei Kondensatoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 2.5 Piezoelektrischer Effekt. Mechanische Belastung durch Zug oder Druck verschieben die Ladungsschwerpunkte. Es entsteht ein Dipol. . . . . . 48 2.6 Polarisation im elektrischem Feld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 11 2.7 Polarisation polykristalliner piezoelektrischer Materialien. a) ungleichmäßige Ausrichtung. b) gleichmäßige Ausrichtung bei Anlegen eines starken, elektrischen Feldes. c) remanente Polarisation. . . . . . . . . 49 2.8 Betriebsmodi 33 und 31 piezoelektrischer Materialien. In Energy Harvesting Anwendungen finden meist diese Modi Anwendung. . . . . . . 51 2.9 Typischer Aufbau eines PEH. Durch die Verformung des Materials entsteht eine elektrische Potentialdifferenz an den Elektrodenflächen. 54 2.10 Phasenbeziehung zwischen elektrischer Spannung und Geschwindigkeit eines PEH im Leerlauf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3.1 Teilbild a) zeigt die Standardschaltung für Vibrationswandler, bestehend aus dem (piezoelektrischen) EH, einem Spannungsgleichrichter und einem Energiespeicher (Kondensator) mit Last (Widerstand). Teilbild b) zeigt den typischen Verlauf der vom EH erzeugten und der am Energiespeicher anliegenden Spannung. . . . . . . . . . . . . . . . 61 3.2 Ladevorgang der Schaltung aus Abbildung 3.1 mit typischen Verläufen der vom EH erzeugten und der am Energiespeicher anliegenden Spannung. Der Stromfluss vom EH zum Energiespeicher nimmt mit steigendem Spannungsniveau des Energiespeichers ab. Es wird immer weniger Energie umgesetzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3.3 Der EH lädt über eine Gleichrichterschaltung einen Energiespeicher auf. Das Laden findet immer nur dann statt, sobald die vom EH generierte Spannung größer ist, als die bereits am Energiespeicher anliegende und die über dem Gleichrichter als Verluste abfallende. . . 64 12 3.4 Zufallsverteiltes Anregungsprofil. Ähnlich wie in Abbildung 3.3 wird der Speicher nur dann geladen, sobald die Spannung am PEH größer ist, als die bereits am Energiespeicher anliegende und die über dem Gleichrichter als Verluste abfallende. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3.5 Vereinfachtes Modell der P-SSHI-Schaltung bestehend aus PEH, Schalter, Spule, Speicherkondensator und Lastwiderstand mit zugehörigem Spannungsverlauf am PEH und am Speicherkondensator. . . . . . . . 67 3.6 Abhängigkeit der gespeicherten Energie der P-SSHI-Schaltung vom Schaltzeitpunkt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 3.7 Vereinfachtes Modell der AEHS-Schaltung, bestehend aus PEH, Schaltern, Spule, Speicherkondensator und Lastwiderstand. Das rechte Teilbild zeigt den zugehörigen Spannungsverlauf am PEH und am Speicherkondensator. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 3.8 Vereinfachtes Modell der S-SSHI-Schaltung bestehend aus PEH, Schalter, Spule, Speicherkondensator und Lastwiderstand. Das rechte Teilbild zeigt den zugehörigen Spannungsverlauf am PEH und am Speicherkondensator. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 3.9 Prinzipschaltbild und Spannungssignale der SSDCI-Schaltung mit Spule zur Entkopplung des Energiespeichers von dem PEH. . . . . . . . . 74 3.10 Prinzipschaltbild und Spannungssignale der SECE-Schaltung mit Trafo zur Entkopplung des Energiespeichers von dem PEH. . . . . . . . . 75 3.11 Prinzipschaltbild und Signalverläufe der SECEEI-Stellenschaltung mit Energierückführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.1 Einseitig eingespannter piezoelektrischer Bimorph-Biegebalken. . . . . 80 13 4.2 PEH mit Gehäuse zur Positionierung und Fixierung (EH-B1). Der EH-B1 kann mit Hilfe von Schrauben an der Vibrationsquelle befestigt werden. Die dargestellten Abmessungen sind in mm angegeben. . 81 4.3 Elektromechanisches Model . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.4 Ortskurve zur Bestimmung der Resonanzfrequenz. . . . . . . . . . . . 84 4.5 Bodeplot der Admittanz des EH-B1. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 4.6 Vergleich zwischen Messung und Simulation des Bodeplots der Admittanz des EH-B1. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 4.7 Resonantes und lastabhängiges Verhalten des EH-B1 in Messung und Simulation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 5.1 Simulationsergebnisse des Ladevorgangs der Standardschaltung aus Abbildung 3.1. Dargestellt werden Up (Spannung an EH-B1) und Uc (Spannung am Speicherkondensator). Das untere Teilbild zeigt die Spannungsniveaus im Detail. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.2 Messergebnisse des Ladevorgangs der Standardschaltung aus Abbildung 3.1 mit Messprofil MI. Dargestellt werden Up (Spannung an EH-B1) und Uc (Spannung am Speicherkondensator). Das untere Teilbild zeigt den Ladevorgang im Detail. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 5.3 Vergleich der Simulations- und Messergebnisse (SI und MI). Dargestellt werden Up (Spannung an EH-B1) und Uc (Spannung am Speicherkondensator). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 5.4 Abhängigkeit der gespeicherten Energie von der anregenden Frequenz. Dargestellt wird die mit der Standardschaltung gespeicherte Energie bei einem Frequenzsweep von 100Hz bis 200Hz mit fester Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 (MII). Das rechte Teilbild zeigt einen vergrößerten Ausschnitt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 14 5.5 Energiespeicherung mit der Standardschaltung bei zufallsverteiltem Anregungsprofil für Frequenzen zwischen 100Hz und 200Hz (MIII). Dargestellt werden vier Messungen mit unterschiedlicher mittlerer Beschleunigung der Anregung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 6.1 Funktionsblöcke des direct-P-SSHI-Systems. . . . . . . . . . . . . . . 111 6.2 Spannungssignale der direct-P-SSHI-Schaltung. Dargestellt werden die Spannung am primären EH (U in), die Spannung am Energiespeicher (Uc ), die Spannung am Triggergenerator (UT ), die Steuerpulse für das Schließen des Schalters (US ) und der Stromfluss durch den Schalter (ISP ). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 6.3 a) EH-B1 mit vollflächiger Elektrode. b) EH-B2 mit Trigger- und primärer EH-Elektrode. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 6.4 PEH mit unterschiedlichen Elektrodenstrukturen zur Erzeugung der Triggersignale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6.5 Direct-P-SSHI-Schalter bestehend aus zwei antisource verschalteten N-Kanal-MOSFET mit parasitären Dioden. . . . . . . . . . . . . . . 121 6.6 Stromfluss beim Invertierungsvorgang der Spannung durch den Schalter der direct-P-SSHI-Schaltung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 6.7 Peakdetektor zur Erkennung der Spannungsmaxima am Triggergenerator. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 6.8 Spannungssignale des Peakdetektors. Dargestellt sind Up1 (Spannungssignal des primären EH), Up2 (Spannungssignal des Triggergenerators) und Upeak (resultierendes Ausgangssignal des Peakdetektors). . . . . . 125 15 6.9 Schaltbild der Kontrolleinheit Version I. Die Einheit besteht aus dem Triggergenerator samt Gleichrichter, dem Peak-Detektor, einer Schaltung zur Erzeugung negativer Flanken und einer monostabilen Kippstufe zur Erzeugung der Schaltimpulse. . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 6.10 Spannungssignale der Kontrolleinheit Version I am Beispiel einer sinusförmigen Anregung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 6.11 Schaltbild der Kontrolleinheit Version II. Der im System inhärente Mikrocontroller (z.B. MSP430) übernimmt die Aufgabe der Pulserzeugung und verringert somit den Schaltungsaufwand. . . . . . . . . . 130 6.12 Spannungssignale der Kontrolleinheit Version II am Beispiel einer sinusförmigen Anregung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 6.13 Gekoppeltes Ersatzschaltbild zur Simulation von primärem EH und Triggergenerator. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 6.14 Simulation des Ladevorgangs der direct-P-SSHI Schaltung mit Simulationsprofil SI. Dargestellt werden Up1 (Spannung am primären EH), Up2 (Spannung am Triggergenerator), Uc (Spannung am Speicherkondensator), Upeak (Ausgang des Peakdetektors) und Upuls (Schaltpulse für Schalter S1). Die beiden unteren Teilbilder zeigen den Umschaltvorgang im Detail. Die Schaltimpulse setzen immer dann ein, sobald ein Maximum an Up2 erkannt wird. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 16 6.15 Messergebnisse des Ladevorgangs der direct-P-SSHI Schaltung. Dargestellt werden Up1 (Spannung am primären EH), Up2 (Spannung am Triggergenerator), Uc (Spannung am Speicherkondensator), Upeak (Ausgang des Peakdetektors) und Upuls (Schaltpulse für Schalter S1). Die beiden unteren Teilbilder zeigen den Umschaltvorgang im Detail. Die Schaltimpulse setzen immer dann ein, sobald ein Maximum an Up2 erkannt wird. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 6.16 Abhängigkeit der gespeicherten Energie von der anregenden Frequenz. Dargestellt wird die mit der direct-P-SSHI-Schaltung gespeicherte Energie im Vergleich mit der gespeicherten Energie der Standardschaltung, bei einem Frequenzsweep von 100Hz bis 200Hz mit fester Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 (MII). . . . . . . . . . . . . . . 140 6.17 Energiespeicherung mit der direct-P-SSHI-Schaltung bei zufallsverteiltem Anregungsprofil für Frequenzen zwischen 100Hz und 200Hz (MIII). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 6.18 Vergleich der Messergebnisse direct-P-SSHI- und der Standardschaltung bei zufallsverteiltem Anregungsprofil für Frequenzen zwischen 100Hz und 200Hz. Dargestellt werden die Messergebnisse mit unterschiedlicher mittlerer Beschleunigung. Die Kurve Differenz zeigt im jeweiligen Schaubild die Differenz aus der Energie des Systems mit direct-P-SSHI-Schaltung und mit Standardschaltung. . . . . . . . . . 142 6.19 Verhältnis der gespeicherten Energie der direct-P-SSHI-Schaltung zur gespeicherten Energie der Standardschaltung. . . . . . . . . . . . . . 143 7.1 Prinzip eines Vier-Punkt-Biegers mit homogener Spannungsverteilung. 148 7.2 Skizze und Foto des Prototyps eines EH mit homogener Spannungsverteilung (EH-4P). Die Abmessungen sind in mm angegeben. . . . . 149 17 7.3 Skizze des EH-4P mit markierten Elektrodenregionen. . . . . . . . . . 149 7.4 Mechanischer Spannungsverlauf entlang der Unterseite des Balken bei einer Beschleunigungsamplitude von 0, 2m/s2 und einer Frequenz von 113, 5Hz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 7.5 Phasenbeziehung der Ausgangsspannung des primären EH (Up1 ) und des Triggergenerators (Up2 ) des EH-4P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 7.6 Generierbare Leistung des EH-4P in Abhängigkeit der ohmschen Last bei Anregung in Resonanz mit 1m/s2 Beschleunigungsamplitude. . . 151 7.7 Gespeicherte Energie in Abhängigkeit der anregenden Frequenz bei einem Frequenzsweep von 60 − 160Hz und einer festen Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 . Direct-P-SSHI-Schaltung im Vergleich mit der Standardschaltung mit dem EH-4P. . . . . . . . . . . . . . . 153 7.8 Dioden-Vollbrücken-Gleichrichter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 7.9 NMOS-Dioden-Vollbrücken-Gleichrichter. . . . . . . . . . . . . . . . . 156 7.10 PMOS-NMOS-Vollbrücken-Gleichrichter. . . . . . . . . . . . . . . . . 156 7.11 PMOS-NMOS-Gleichrichter mit aktiver Diode. . . . . . . . . . . . . . 158 7.12 Versuchsaufbau zur Analyse der Gleichrichter. . . . . . . . . . . . . . 159 7.13 Selbstentladung eines Kondensators mit angeschlossenen Gleichrichtern.160 7.14 Passive Anlaufschaltung zum Vorladen des Energiespeichers und Spannungsverlauf am Speicherkondensator während des Ladevorgangs. . . 161 7.15 Aufbau einer Anlaufschaltung im Detail. . . . . . . . . . . . . . . . . 162 7.16 Funktionsweise der Anlaufschaltung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 7.17 Prinzipschaltbild der direct-P-SSHI-Schaltung mit Erweiterung durch zusätzliche AEE-Schaltung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 7.18 Spannungs- und Stromverlauf der direct-P-SSHI-Schaltung mit Erweiterung durch zusätzliche AEE-Schaltung. . . . . . . . . . . . . . . 167 18 7.19 Oben: Auf einem 1µF Kondensator gespeicherte Energie der Elektrode E-3 des EH-4P mit AEE-Schaltung. Unten: Detaillierter Spannungsverlauf von E-3 mit AEE-Schaltung (UAEE ), Spannung am Speicherkondensator (UC ) und Ausgangssignal des mit E-2 verbundenen Peakdetektors (UP eak ). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 8.1 Einseitig eingespannter Balken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 8.2 Vier-Punkt-Biegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 8.3 Messsystem mit Labor-Schwingreger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 8.4 Anregungsprofil MIII. Teilbilder a) und b) stellen die Beschleunigung im zeitlichen Ablauf dar. In Teilbild c) erkennt man die Verteilung der auftretenden Frequenzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 19 20 Tabellenverzeichnis 4.1 Analogien zwischen Mechanik und Elektronik. . . . . . . . . . . . . . 83 4.2 Elektrische Größen des Ersatzschaltbildes. . . . . . . . . . . . . . . . 88 5.1 Simulations- und Messprofil mit den Randbedingungen: Frequenz f der äußeren Anregung, Beschleunigung ẍ der äußeren Anregung, Speicherkapazität C und Simulations- bzw. Messdauer tmess . Für SI, MI und MII sind ẍ Amplitudenwerte, für MIII die Werte der mittleren Beschleunigung angegeben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 6.1 Elektrische Größen des gekoppelten Ersatzschaltbildes des primären EH und des Triggergenerators. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 8.1 Einheiten zur Berechnung der mechanischen Spannung. . . . . . . . . 183 21 22 1 Einleitung Der rasante Fortschritt und Entwicklungsschub, der im letzten Jahrzehnt auf dem Gebiet der Mikrosensorik und Mikroelektronik erzielt wurde, hat unter dem Stichwort Maschinenzustandsüberwachung oder ”Condition Monitoring” im industriellen aber auch im häuslichen und privaten Bereich vielfältige fortschrittliche Kontrollund Überwachungssysteme ermöglicht. Diese können ihre Möglichkeiten mit besonderem Erfolg ausspielen, wenn sie in der Lage sind, wartungsfrei und völlig autark vom Stromnetz oder von Batterien zu arbeiten und für ihre Betriebsstromversorgung selbständig aufzukommen. Im Rahmen der aktuellen Entwicklungen zum Thema ”Industrie 4.0” [1] stellen solche Systeme Schlüsselpositionen der ”intelligenten Fabrik” dar. Die nötige Energieversorgung kann durch Umwandlung am Ort des Systems vorliegender Umgebungsenergie erfolgen [2, 3]. Ein solches energieautarkes System extrahiert sich seine benötigte Betriebsenergie direkt aus der Umgebung. Gerade im industriellen Umfeld bieten sich zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und neuartige Anwendungsszenarien. Abbildung 1.1 verdeutlicht das Einsatzpotential dieser Systeme mit einer Vielzahl an möglichen Einsatzorten. Die Anwendungen reichen dabei von frei beweglichen Sensorsystemen bis hin zu stationär eingebauten oder nachträglich erweiterbaren Sensor- und Aktorikknoten. 23 Kapitel 1 Einleitung Abbildung 1.1: Einsatzmöglichkeiten von energieautarken Sensor- und Aktoriksystemen im industriellen Umfeld. Diese Vorgehensweise der Energiegewinnung oder -wandlung vor Ort wird als ”Energy Harvesting” und der entsprechende Wandler als ”Energy Harvester” (EH) bezeichnet [4]. Entsprechend geeignete Energiequellen und zur Wandlung verwendete Wandlungsmechanismen sind unter anderem: • Licht (Photoelektrischer Effekt) [6] • Fluidfluss (Elektromagnetische Induktion) [7, 8] • Temperaturdifferenz (Seebeckeffekt) [9, 10, 11] • RF-Funkwellen (Antenne mit induktiver Kopplung) [12] • Bewegung, Vibration, Schock (Elektromagnetische Induktion, piezoelektrischer Effekt, etc.) [13, 5] • Rotation / Translation (Elektromagnetische Induktion) [14] 24 Einleitung Die Photovoltaikzelle ist als Wandler mittlerweile weit verbreitet [6]. Unterschiedliche Varianten finden bereits in vielen Produkten Anwendung. Doch gerade für den Einsatz an schwer zugänglichen Orten ist diese Technologie nur bedingt einsetzbar. Selten kann gewährleistet werden, ausreichend Licht zur Verfügung zu haben um genügend Energie zu wandeln. Gerade in industriellen Einsatzgebieten bietet sich deshalb die Versorgung durch die Wandlung kinetischer Energieformen wie Stöße und Vibrationen an [13, 15, 16, 17, 18, 19, 20]. Auch der Markt reagiert auf diesen Trend. Einige Firmen spezialisieren sich bereits auf die Entwicklung von Vibrations-Energy Harvestern (VEH) [21, 22, 23, 24, 25, 26]. Zum Einsatz kommen hierbei häufig Energiewandler, die mit piezoelektrischen Materialien oder mit Hilfe des Induktionsgesetzes die Energie wandeln [27, 30, 35, 36, 37, 38]. Energieautarke Sensorsysteme bestehen nach heutigem Stand der Technik aus drei Blöcken, die auf Grund ihrer Funktion unterteilt werden können. Der erste Block beinhaltet die Komponenten, die für die Wandlung und die Speicherung der Energie zuständig sind. Im zweiten Block sitzt die Kontroll- und Steuerungseinheit, meist in Form eines Mikrocontrollers, der die verschiedenen Sensoren des dritten Funktionsblocks steuert, auswertet und überwacht. Neben der Eigenenergieversorgung und Sensorik ist ein modernes Kontrollsystem dadurch gekennzeichnet, dass es mit einer Funkanbindung an die Außenwelt ausgestattet ist. Auch diese ist Teil des dritten Funktionsblocks. Die vor Ort aufgenommenen Messdaten können dann per Sender drahtlos an einen Empfängerknoten übertragen werden. Das Kontrollsystem ist somit vollständig frei von äußeren Kabelverbindungen. Damit ergeben sich Einsatzmöglichkeiten an schwer zugänglichen und räumlich eingeschränkten Stellen [39]. Durchaus von Interesse ist die Erweiterung der Peripherie durch eine zusätzliche Aktorikschnittstelle. Insbesondere solche Aktoriksysteme oder aktive Systeme, die 25 Kapitel 1 Einleitung zusätzlich zur Sensorfunktion auch Steuerung- und Regelungsaufgaben übernehmen, werden bis heute wegen ihres hohen Energieverbrauchs nur in seltenen Fällen eingesetzt. Die Anwendungsbreite entsprechender Systeme ist stark eingeschränkt. Das liegt insbesondere daran, dass die gewonnene und verfügbare Energie nicht ausreicht, um die meist komplexen elektronischen Schaltungen, die zur Aufbereitung und Auswertung des Informationsgehaltes der Sensorsignale nötig sind, autark mit Betriebsenergie zu versorgen. Neben dem Energieverbrauch der Elektronikkomponenten [40] gilt dies insbesondere für den Betrieb der Funkmodule, die in der Regel einen höheren Sendestrom entsprechend einer Sendeleistung von typisch 100mW benötigen [41]. Man begnügt sich deshalb damit, nur die wichtigsten Kenngrößen zu erfassen und die Messung und Funkübertragung mit niedriger Taktfrequenz vorzunehmen (z.B. 0, 1Hz). Verantwortlich für diese meist unbefriedigende und inakzeptable Situation ist neben der Wandlereffizienz selbst, vor allem die Energiespeicherung. Diese bildet den Puffer zwischen dem Energiewandler vor Ort, der seine Energie meist diskontinuierlich anliefert und dem Speichermodul, das aus dem Energiewandler gespeist wird und die elektronischen Schaltungen mit Betriebsspannung versorgt [42]. In der Regel geht ein mehr oder weniger großer Energieanteil, der gar nicht gespeichert werden kann, ungenutzt verloren. Zur Verbesserung des Wirkungsgrades eines EH und somit auch der Energiebilanz eines drahtlosen Sensorsystems, muss die gesamte Kette vom Energiewandler über die Ladelektronik bis zum Speicher optimiert werden. Thema dieser Dissertation ist vorrangig die Optimierung der Ladeelektronik. Sowohl die Funktionsweise als auch der Eigenverbrauch dieser Schaltungen ist hierbei von entscheidender Bedeutung. Aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Mikroelektronik, insbesondere der Low- 26 Einleitung Power-Schaltungstechnik, eröffnen immer mehr Einsatzmöglichkeiten energieautarker Anwendungen. Mit sinkendem Energieverbrauch steigt das große Bestreben der Industrie Sensoren, Mikrokontroller und Peripheriebausteine mit energiesparenden Funktionen und Modi auszustatten. Der Nutzen und die Bedeutung energieautarker Systeme ist gerade im Umfeld ”Industrie 4.0” unumstritten. Wird das Bestreben den Energieverbrauch solcher Systeme zu drosseln, als auch das Bestreben die zur verfügungstehende Energie zu maximieren, weiter vorangetrieben, so steht einer Vielzahl neuer Anwendungen die Tür offen. Die hier vorgestellte Dissertation beschäftigt sich genau mit dieser Schnittstelle der Energieoptimierung. Es wird ein System vorgestellt mit dem es möglich ist, die zur verfügungstehende Energie im Vergleich zu Standardsystemen auf das nahezu Dreifache zu erhöhen. Grundlage für die Untersuchungen bieten vibrationsbasierte piezoelektrische EH (PEH) als Energiequelle für unterschiedlichste Arten von Anwendungen. Der piezoelektrische Effekt kann zum Wandeln der benötigten Energie genutzt werden [43, 44, 45, 56]. Der Vorteil solcher Energiewandler liegt in der relativ geringen Bauhöhe, da PEH in der Regel aus flachen Biegebalken bestehen. Auch die hohe Energiedichte, durch die sich piezoelektrische Materialien auszeichnen, macht diese zu einem geeigneten Wandelmedium [47]. Beansprucht man einen piezoelektrischen Werkstoff mechanisch durch eine Kraft, so bewirkt dies eine Ladungsverschiebung im Innern des Materials. Um elektrische Schaltungen oder Prozessoren mit Energie zu versorgen, kann diese Ladung entzogen und gespeichert werden. Die Krafteinwirkung kann durch intermittierende Impulse, kontinuierlich aus harmonischen Schwingungen, oder durch chaotische zufallsverteilte Vibrationen geschehen. Um dem EH möglichst immer ein Maximum der Energie zu entziehen sind jedoch elektronische Schnittstellenschaltungen nötig, die eine optimale Anpassung 27 Kapitel 1 Einleitung der nachgeschalteten Elektronik an die Energiewandlereigenschaften gewährleisten [48, 49, 50]. Durch eine fehlende oder unzureichende Anpassung geht ein Großteil der verfügbaren Energie ungenutzt verloren. Besonders effektiv sind Schnittstellenschaltungen, wenn deren Eingangsimpedanz an die Impedanz des PEH angepasst ist. Im Betrieb wird diese Anpassung jedoch durch viele Faktoren, die zu einer sich ständig ändernden Impedanz führen, erschwert. Ausschlaggebend für diese Situation sind vor allem: • Zwischenspeicher: Sowohl die Wahl des eingesetzten Zwischenspeichers, als auch dessen aktueller Ladungszustand haben großen Einfluss auf die Eingangsimpedanz der Schaltung. Während des Ladens eines Speicherelements, z.B. eines Kondensators, ändert sich dessen Eingangsimpedanz permanent. • Betriebsmodi: Auch der aktuelle Betrieb des Sensorsystems beeinflusst maßgeblich die Impedanz. Der Betrieb kann permanent zwischen aktiven und passiven Modi wechseln. Der entnommenen Strom, also die Last, ändert sich ständig in Abhängigkeit von der benötigten Betriebsenergie. Damit die Energiewandlung und -speicherung unabhängig von diesen Faktoren maximiert werden kann, muss die komplette Strecke vom EH bis hin zum Speicherelement entkoppelt vom nachgeschalteten System betrachtet und optimiert werden. Von besonderem Interesse sind deshalb Schnittstellenschaltungen, die in der Lage sind, dem EH unbeeinflusst vom Rest der elektronischen Schaltung Energie zu entziehen [51, 52, 53, 54]. Diese Optimierung soll unabhängig von der Art der anregenden Vibrationsquelle eine Verbesserung zum Stand der Technik darstellen. Solche Anpassungsschaltungen ermöglichen eine Vielzahl neuer Anwendungen mit PEH. 28 1.1 Ziel der Dissertation 1.1 Ziel der Dissertation Die in dieser Dissertation beschriebenen Arbeiten konzentrieren sich auf PEH in Verbindung mit elektronischen Schnittstellenschaltungen. Diese haben zur Aufgabe möglichst immer ein Maximum der verfügbaren und wandelbaren Energie zu speichern. Basierend auf in der Literatur beschriebenen aktiven Schnittstellenschaltungen, werden neue Konzepte vorgestellt, analysiert und messtechnisch charakterisiert. Schaltungstechnische Lösungen werden präsentiert und mit Standardsystemlösungen verglichen. Durch theoretische Analysen, numerische Simulationen und experimentelle Verifikationen wird ein effizienter Weg aufgezeigt, um die zur Verfügung stehende Energie zu maximieren. Basierend auf piezoelektrischen Balkenstrukturen werden mit Hilfe geringer Anpassungen neuartige Wandlertypen vorgestellt, die im Zusammenspiel mit den Schnittstellenschaltungen den Energieertrag maximieren. Dies geschieht ohne dabei komplexe Eingriffe in die mechanischen Aufbauten der EH vornehmen zu müssen. Die Schnittstellenschaltungen sollen universell einsetzbar sein. Das bedeutet, unabhängig von der Änderung der anregenden Vibrationsquelle soll die Schnittstellenschaltung ohne zusätzliche Anpassung verwendet werden können, um die gespeicherte Energie zu maximieren. Die grundsätzlichen Errungenschaften dieser Dissertation können wie folgt zusammengefasst werden: • Eine Plattform zur Systementauslegung, basierend auf speziell entwickelten Ersatzschaltbildern, ermöglicht die Abbildung mechanischer Vorgänge in elektrischen Simulationen. Neuartige Energy Harvesting Systeme können mit Hilfe dieser Plattform entwickelt und optimiert werden. • Neuartige zeitsynchronisierte Schaltungen, zur Speicherung der vom PEH gewandelten Energie, werden eingeführt und analysiert. Diese minimieren die 29 Kapitel 1 Einleitung beim Einsatz von Standardschaltungen auftretenden Verluste und maximieren somit die Energiespeicherung. • Zur Realisierung dieser Schnittstellenschaltungen wurde ein neuartiger PEH entwickelt. Dieser, als Hybrid- oder Kombinationsgenerator bezeichnete EH, besteht aus zwei unabhängigen, signaltechnisch jedoch gekoppelten EH. • Durch den Einsatz des neuartigen PEH und der Schnittstellenschaltung können auch Vibrationen weit neben der Resonanzfrequenz des PEH zur effizienten Energiewandlung und -speicherung genutzt werden. Eine Verbreiterung der 3dB-Bandbreite des PEH um den Faktor 2,6 wird im Rahmen der Neuentwicklungen erreicht. Der Einsatz des PEH für Vibrationen auch neben seiner eigenen Resonanzfrequenz wird somit ermöglicht. • Ein weiterer PEH, der eine gleichmäßige Verteilung der mechanischen Spannung des EH im Betrieb gewährleistet, wird eingeführt. Dieser ermöglicht nochmals eine Erhöhung der gespeicherten Energie im Bezug auf die Fläche des EH auf das 2,9-fache, im Vergleich zu Standardsystemen. 1.2 Publikationen im Rahmen dieser Dissertation Im Folgenden sind die im Rahmen dieser Dissertation entstandenen Publikationen aufgelistet. Originalarbeiten in wissenschaftlichen Fachzeitschriften • P. Becker, E. Hymon, B. Folkmer and Y. Manoli. ”High Efficiency Piezoelectric Energy Harvester with Synchronized Switching Interface Circuit”, Sensors And Actuators A: Physical, Band: 202, Seiten: 155-161, 2012. 30 1.2 Publikationen im Rahmen dieser Dissertation Konferenzbeiträge • P. Becker, E. Hymon, B. Folkmer and Y. Manoli. ”High Efficiency Piezoelectric Energy Harvester with Synchronized Switching Interface Circuit”, 26th European Conference on Solid-State Transducers, Eurosensor Proc. Engineering Volume 47, 2012. • P. Becker, W. Hong, D. Hoffmann, E. Hymon, B. Folkmer and Y. Manoli. ”Hocheffizientes piezoelektrisches Energy Harvesting System mit neuartiger selbstregelnder ’Direct-SSHI’ Interfaceschaltung”, MikroSystemTechnikKongress, 2011. • P. Becker, E. Hymon, B. Folkmer and Y. Manoli. ”Piezoelectric Energy Harvester with Constant Stress Distribution and Synchronized Switching Circuitry”, Proceedings of the International Workshop on Micro and Nanotechnology for Power Generation and Energy Conversion Applications, published by Journal of Physics: Conference Series, 2011. • P. Becker, E. Hymon, B. Folkmer and Y. Manoli. ”High Effiency Piezoelectric Energy Harvester with Self Triggered Direct SSHI Interface”, Proceedings of the International Workshop on Micro and Nanotechnology for Power Generation and Energy Conversion Applications, published by Journal of Physics: Conference Series, 2010. • P. Becker, B. Folkmer and Y. Manoli. ”The hybrid vibration generator, a new approach for a high efficiency energy scavenger”, Proceedings of the International Workshop on Micro and Nanotechnology for Power Generation and Energy Conversion Applications, pp: 439-442, 2009. 31 Kapitel 1 Einleitung Workshopbeiträge • P. Becker. ”Intelligentes Energie Management”, Workshop Intelligente Sensoren und Systeme, Virtual Dimension Center, Technologiezentrum St. Georgen, 2013. • P. Becker. ”direct SSHx: Leistungssteigerung piezoelektrischer Energiegenratoren” Workshop Fortschritte in der Mikro-Energietechnik, Virtual Dimension Center, Technologiezentrum St. Georgen, 2010. • P. Becker. ”Leistungsoptimierter Mikro Energy Harvester auf Vibrationsbasis mit wandlergesteuerter Ladeelektronik”, IGF-Tag HSG-IMIT, 2010. • P. Becker. ”Designaspekte - Elektronik für Mikro-Generatoren”, Workshop Innovative Energyharvester für autonome Sensoren DC-TZ St.Georgen, 2009. • P. Becker. ”Schaltungskonzepte und elektrische Simulationen für Mikro-EnergieGeneratoren”, Workshop Mikro-Energietechnik, Virtual Dimension Center, Technologiezentrum, St. Georgen, 2008. • P. Becker. ”Low-Power Electronics in Autonomous Systems”, Proceedings of the GMM-Workshop Energieautarke Sensorik, 2008. Patente • Vorrichtung und Verfahren zur Erhöhung einer Ausgangsspannung eines Energiegenerators (DE 10 2009 032 422 A1) 32 1.3 Publikationen zum weiteren Themenfeld des Energy Harvestings 1.3 Publikationen zum weiteren Themenfeld des Energy Harvestings Neben den Veröffentlichungen zum Thema dieser Dissertation sind im Bearbeitungszeitraum weitere entstanden, die damit im Zusammenhang stehen. Diese betreffen spezielle Applikationen und übergreifende Themen des Energy Harvestings. Der Vollständigkeit halber werden auch diese im Folgenden aufgelistet. Originalarbeiten in wissenschaftlichen Fachzeitschriften • K. Ylli, D. Hoffmann, A. Willmann, P. Becker, B. Folkmer and Y. Manoli. ”Energy Harvesting From Human Motion: Exploiting Swing and Shock Excitations”, Smart Materials and Structures, Band: 24, Nummer: 2, 2015. • D. Maurath, P. Becker, D. Spreemann and Y. Manoli. ”Efficient Energy Harvesting with Electromagnetic Energy Transducers Using Active Low-Voltage Rectification and Maximum Power Point Tracking”, IEEE Journal of SolidState Circuits, IEEE, Band: 47, No: 6, pp: 1369-1380, 2012. Konferenzbeiträge • P. Becker, R. Goepfert, D. Hoffmann, A. Willmann and Y. Manoli. ”Energy Autonomous Wireless Water Meter with Integrated Turbine Driven Energy Harvester”, Proceedings of the International Workshop on Micro and Nanotechnology for Power Generation and Energy Conversion Applications, published by Journal of Physics: Conference Series, Band: 476, Nummer: 1, Seite: 012046, 2013. 33 Kapitel 1 Einleitung • D. Hoffmann, A. Willmann, R. Goepfert, P. Becker and Y. Manoli. ”Energy Harvesting from Fluid Flow in Water Pipelines for Smart Metering Applications”, Proceedings of the International Workshop on Micro and Nanotechnology for Power Generation and Energy Conversion Applications, published by Journal of Physics: Conference Series, Band: 476, Nummer: 1, Seite: 012104 2013. Workshopbeiträge • P. Becker. ”Micro-Power-Systeme, Effiziente Lösungen zur Energieversorgung automomer, autarker und mobiler Systeme”, GMM-Workshop Energieautarke Sensorik, 2014. • P. Becker. ”Micro Power Solutions for Self-Sustained Sensor Systems”, Workshop on water Monitoring and Management Offenburg, 2014. • P. Becker. ”Smart Metering - Energieautonome Wasserzähler”, Workshop Intelligente Sensoren und Systeme, Virtual Dimension Center, Technologiezentrum St. Georgen, 2013 • P. Becker. ”Energieautarker Wasserwächter”, Workshop Fortschritte in der Mikro-Energietechnik, Virtual Dimension Center, Technologiezentrum St. Georgen, 2010. • P. Becker. ”Aqalock - Energy Autonomous Water Stop System”, Workshop Innovative Energyharvester für autonome Sensoren, Virtual Dimension Center, Technologiezentrum St. Georgen, 2009. Patente • Seismischer Generator (DE 10 2010 013 625 A1) 34 1.4 Aufbau der Dissertation 1.4 Aufbau der Dissertation Nach dieser Einleitung bauen die folgenden Kapitel stets auf den vorangegangenen Kapiteln auf. Eine graphische Übersicht des Aufbaus der Dissertation bietet Abbildung 1.2. Kapitel 2 beginnt mit einer allgemeinen Betrachtung des Themas Energy Harvesting mit Fokus auf die Energiewandlung aus Vibrationen. Unterschiedliche Anwendungsszenarien erfordern unterschiedliche Wandlungsprinzipien. Dementsprechend werden die grundsätzlichen elektromechanischen Wandlungsprinzipien beschrieben und anschaulich dargestellt. Diese Dissertation basiert auf Schnittstellenschaltungen, die für die optimierte Energiespeicherung bei PEH eingesetzt werden. Ein grundlegender Überblick zum Stand der Technik, aktuellen Forschungsarbeiten und veröffentlichten Schnittstellenschaltungen auf diesem Gebiet wird in Kapitel 3 gegeben. Obwohl teilweise bereits in der Literatur beschrieben, ist die direkte Umsetzung dieser Schnittstellenschaltungen meist nicht ohne Weiteres möglich. Dennoch dienen diese Schaltungen als Ausgangspunkt für die universell einsetzbaren Neuentwicklungen, die in den folgenden Kapiteln vorgestellt werden. In Kapitel 4 wird die Entwicklung elektromechanischer Modelle für PEH beschrieben. Diese dienen als Basis für numerische Simulationen, die im weiteren Verlauf dieser Dissertation gezeigt werden. Abhängig von möglichem Simulationsaufwand und gewünschter Komplexität sind die Modelle in der Lage, in unterschiedlichem Grad, Bedingungen realitätsnah abzubilden. Ein PEH, der als Eingangsgröße für die nachfolgenden Analysen der Schnittstellenschaltungen dient, wird präsentiert. Ein elektrisches Ersatzschaltbild wird erstellt, das die Grundlage für die Simulationen und messtechnischen Charakterisierungen darstellt. Als Ausgangs- und Vergleichspunkt wird eine dem Stand der Technik entsprechende Schaltung sowohl theoretisch, basierend auf numerischen Simulationen, als auch 35 Kapitel 1 Einleitung messtechnisch in Kapitel 5 charakterisiert. Dies bildet die Basis für den Vergleich der nachfolgenden Neuentwicklungen und Optimierungen. Eine neuartige Schnittstellenschaltung wird in Kapitel 6 beschrieben. Diese Schaltung basiert auf zeitsynchronisierten Schaltungen, bei welchen Spulen dem PEH in Form von Schwingkreisen zugeschaltet werden. Mit angeschlossener Last wird hierbei die generierte Spannung maximiert und stets auf einem für das Laden notwendigen Niveau gehalten. Neben der Einführung der Schnittstellenschaltung zur Maximierung der Energieextraktion und -speicherung aus Kapitel 6 bieten EH-Systeme weitere Angriffspunkte zur Maximierung der zu speichernden Energie. Die in Kapitel 7 dargestellten Erweiterungen und Optimierungen können sowohl im Gesamtsystem, als auch als alleinstehende Bestandteile anderer EH-Systeme genutzt werden. Dies wird an den einzelnen Komponenten des Systems verdeutlicht. Neben der Einführung eines EH mit optimierter mechanischer Spannungsverteilung wird eine Schnittstellenschaltung präsentiert, die eine Erweiterung der Schaltung aus Kapitel 6 darstellt. Sie geht den Weg des lastunabhängigen Betriebs des EH. Diesem wird hierbei in sehr kurzen Impulsen Energie entzogen. Die mechanische Schwingung des EH wird somit nur äußerst gering beeinflusst. Diese Dissertation endet mit einer Zusammenfassung und einem Fazit der dargestellten Arbeiten in Kapitel 8 und schließt mit einem Ausblick auf zukünftige Forschungsthemen und Anwendungsszenarien. 36 1.4 Aufbau der Dissertation Abbildung 1.2: Kapitelstruktur 37 Kapitel 1 38 Einleitung 2 Energy Harvesting Energiewandlung aus Vibrationen Energy Harvesting, die Wandlung von Umgebungsenergie in elektrische Energie trifft heutzutage auf ein immer größer werdendes Interesse der Industrie. Als alternative Energiequelle zur Energieversorgung für drahtlose Sensor Netzwerke (WSN - Wireless Sensor Network) eröffnen sich vielseitige neue Einsatzmöglichkeiten. Abhängig vom Einsatzort und dort vorliegenden und nutzbaren Energiequellen werden verschiedene Arten von EH genutzt. Kinetische Energie in Form von Bewegung, Vibration oder Stößen ist in der Regel die am häufigsten verfügbare Energiequelle. Gerade im industriellen Umfeld trifft man oft auf diese Art der wandelbaren Energie. Oft sind die anregenden Vibrationen vor Ort jedoch nur schwach ausgeprägt und mit wechselnder Frequenz und Beschleunigungsamplitude verfügbar. Um dennoch aufwendige Funktionen realisieren zu können und Sensorsystemen ausreichend Energie zur Verfügung zu stellen, müssen der EH und die nachgeschaltete Energiespeicherschaltung so gestaltet sein, dass möglichst immer ein Maximum der verfügbaren Energie gewandelt und gespeichert wird. In Abbildung 2.1 ist ein, auf VEH basierendes, für einen solchen Einsatz ausgelegtes, System im Detail dargestellt. 39 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen Abbildung 2.1: Blockschaltbild eines energieautarken Sensorsystems. 40 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen Neben den notwendigen Peripherie-, Kontroll- und Steuerungskomponenten ist die Energieversorgung mit teilweise aufwendigen Schnittstellenschaltungen zur Energiespeicherung, die über die Komplexität eines Gleichrichters hinausgehen, ausgestattet. Der Prozeß der Energiewandlung und -speicherung läuft in diesen Fällen wie folgt ab: 1. Energie einer kinetischen Vibrationsquelle wird mit Hilfe von mechanischen Elementen, wie z.B. einem einseitig aufgehängten Biegebalken auf diese mechanische Struktur übertragen. Hierbei spielt die Kopplung der mechanischen Struktur an die Quelle eine tragende Rolle. Um möglichst viel Energie zu übertragen, muss diese Kopplung dementsprechend verlustfrei gestaltet sein. 2. Im nächsten Schritt wird diese mechanische Energie mit Hilfe von elektromechanischen Konvertierungsmechanismen in elektrische Energie gewandelt. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird auf diese Arten der Energiewandlung eingegangen. 3. Im letzten Schritt muss diese Energie entweder direkt einem elektronischen System zugeführt werden oder mit Hilfe von Speicherelementen effizient gespeichert werden. Gerade hier bietet sich großes Optimierungspotential. Unzureichende Anpassung der nachfolgenden Elektronik kann einen erheblichen Einfluss auf die verfügbare Energie haben. Betrachtet man diesen Wandlungs- und Speicherprozess, so ergeben sich drei mögliche Ansatzpunkte um die verfügbare Energie zu maximieren: 1. Erhöhung der verfügbaren Umgebungsenergie Auf die Art der Vibrationsquelle kann in den seltensten Fällen Einfluss genommen werden. Deshalb spielen Anbindung und Positionierung des EH hier eine entsprechend einflussreiche Rolle. Eine gute Anbindung an die Quelle ist ebenso von Bedeutung wie die Analyse der optimalen Positionierung. 41 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen 2. Maximierung der elektromechanischen Energiewandlung Sowohl die Optimierung der Werkstoffeigenschaften (Kopplungskoeffizient), als auch die geeignete Anordnung der Wandlerkomponenten haben großen Einfluß auf die verfügbare Energie. 3. Optimierung der Energieextraktion und -speicherung Geeignete Anpassungs- und Speicherschaltungen sind gerade bei Energy Harvesting Systemen mit hohen Innenwiderständen oder auch bei niedrigen Ausgangsspannungen von essentieller Bedeutung [31, 32, 33]. Bedenkt man, dass schon bei Aufgaben wie der Konvertierung von Spannungsniveaus ein nicht unerheblicher Anteil der verfügbaren Energie verloren geht, so wird die Bedeutung der effizienten Extraktion und Speicherung der Energie deutlich. 2.1 Vibrationsbasierte Energy Harvester Vibrationsquellen, die für den Einsatz von EH in Frage kommen, können unterschiedlich gestaltet sein. Sowohl Vibrationen, die harmonisch mit fester Frequenz schwingen, als auch schockartig auftretende Schläge oder Stöße können genutzt werden. Im Fall der harmonischen Anregung schwingt ein, auf diese abgestimmter PEH mit der anregenden Frequenz. Er erzeugt damit eine Ausgangsspannung, die mit der Frequenz der anregenden Vibration übereinstimmt. Im Fall der schockartigen Vibration beginnt der EH nach einmaliger Auslenkung in seiner eigenen Resonanzfrequenz nachzuschwingen. Abbildung 2.2 verdeutlicht dieses Verhalten. Selten jedoch treten isoliert die eine oder andere Art der Anregung auf. Meist sind die Frequenzen und Beschleunigungsamplituden der Vibrationen zufallsverteilt oder zeitlich variabel. Die Ausgangsspannung eines VEH gleicht einer Wechselspannung mit variierender Amplitude und Frequenz. Gemäß aktuellem Stand der Technik werden Gleichrichter- 42 2.1 Vibrationsbasierte Energy Harvester Abbildung 2.2: a) Harmonische Schwingung regt einen EH permanent an. Dieser erzeugt eine Wechselspannung. b) Einzelne Schocks regen einen EH zum Nachschwingen an. schaltungen verwendet, um die generierte Energie des EH auf einen Zwischenspeicher (z.B. wiederaufladbare Batterien, Kondensatoren, etc.) zu übertragen. Mit solchen Schaltungen ist man aber nur dann in der Lage Energie zum Speicher zu transportieren, wenn die Spannung am EH größer ist, als die Spannung die bereits am Energiespeicher anliegt (zuzüglich der Verluste die durch die Gleichrichtung entstehen). Mit dem Ziel möglichst die gesamte verfügbare Energie nutzen zu können sind intelligente Schnittstellenschaltungen notwendig. Diese haben die Aufgabe, unabhängig vom vorliegenden Spannungsniveau Energie zum Speicher zu übertragen. Der eigentliche Wandler, der die kinetische Energie der Schwingung oder des Schocks in eine elektrische Energie wandelt, kann unterschiedlich gestaltet sein. Verschiede- 43 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen ne physikalische Prinzipien kommen zur Wandlung in Frage. Unter anderem sind dies elektromagnetische, elektrostatische und piezoelektrische Wandlungsprinzipien. Aktuell eingesetzte EH setzen bevorzugt auf diese Mechanismen [55]. Jede Art der Energiewandlung hat in Abhängigkeit des Einsatzszenarios Vor- und Nachteile. Diese sind von der Charakteristik der Wandler abhängig. So benötigen etwa elektromagnetische Wandler oft komplexe mechanische Aufbauten, die die Relativgeschwindigkeit zwischen Magnet und Spule der Wandler erhöhen sollen. Die wandelbare Energie ist in diesem Fall abhängig von der zeitlichen Änderung des magnetischen Flusses. Typischerweise erzeugen elektromagnetische Wandler relativ geringe Spannungen und verhältnissmäßig große Ströme. Einfacher gestaltet sich der Aufbau piezoelektrischer Energiewandler, die häufig auf einseitig eingespannten Balkenstrukturen basieren. Ihre Ausgangskennwerte sind durch verhältnissmäßig hohe Spannungen und kleine Ströme geprägt. Elektrostatische EH sind nahezu nur in der Siliziummikromechanik zu finden, da die wandelbare Energie stark vom Abstand der Kondensatorplatten beeinflusst wird. Dementsprechend klein sind auch die zu erwartenden elektrischen Ausgangskennwerte. Ein universal optimales Prinzip existiert grundsätzlich nicht. Die Auswahl des am besten geeigneten Prinzips lässt sich nur anwendungsabhängig treffen und ist demnach abhängig vom verfügbaren Bauraum, geforderter Ausgangsleistung, vor Ort vorliegenden Vibrationen, Temperatur und Umwelteinflüssen. Diese Dissertation befasst sich mit dem Einsatz von PEH, mit denen sowohl feinwerktechnische EH mit Abmessungen im cm-Bereich als auch mikromechanische EH realisiert werden können [56]. Der Vollständigkeit halber wird im Folgenden dennoch kurz auf die Mechanismen der elektromagnetischen und elektrostatischen Wandlung eingegangen. Da diese Arbeit aber auf Schnittstellenschaltung für PEH fokussiert, werden die Prinzipien der PEH im Anschluss detaillierter beschrieben. 44 2.2 Elektromagnetische Energy Harvester 2.2 Elektromagnetische Energy Harvester Die elektromagnetische Wandlung von Bewegungsenergie in elektrische Energie basiert auf dem Faradayschen Induktionsgesetz. Es beschreibt das Entstehen eines elektrischen Feldes durch Änderung der magnetischen Flussdichte. Mit der induzier~ ten Spannung Uind , dem magnetischen Fluss φm , der magnetischen Flussdichte B ~ ergibt sich: und der Fläche A Uind = − dφm d Z ~ ~ =− BdA dt dt (2.1) Wird ein Magnet relativ zu einer Drahtschleife bewegt, so ändert sich die von der Drahtschleife umschlossene Flussdichte. Ist diese Drahtschleife im Leerlauf, so wird eine elektrische Spannung U an den Enden der Schleife erzeugt. Ein VEH besteht mit dieser Kenntnis aus einem oszillierenden Feder-Masse-System [27, 28] gemäß Abbildung 2.3. Die bewegte Masse kann hierbei entweder ein Permanentmagnet sein, der an einer Feder mit Federkonstante d aufgehängt relativ zu einer Spule bewegt wird, oder umgekehrt. Schließt man nun einen elektrischen Verbraucher an die Spule des EH an, so kann die gewandelte Energie genutzt werden [29, 34]. Abbildung 2.3: Typischer Aufbau eines elektromagnetischen EH. Ein federnd gelagerter Magnet wird durch den Antrieb einer äußeren Kraft relativ zu einer Spule bewegt. Dies induziert in der Spule eine Spannung. 45 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen 2.3 Elektrostatische Energy Harvester Elektrostatische EH nutzen den Ladungsaustausch zwischen zwei elektrisch miteinander verbundenen, variablen Kondensatoren [57, 58, 59]. Abbildung 2.4 stellt schematisch einen dafür geeigneten Aufbau dar. Jeweils eine Platte zweier variabler Kondensatoren ist mit einer schwingfähig gelagerten Masse verbunden. Wird diese Masse bewegt, so wird der Plattenabstand des ersten Kondensators vergrößert und der des zweiten Kondensators im gleichen Maß verringert. Mit der elektrischen Feldkonstante des Vakuums 0 , der der relativen Permittivität des Dielektrikums r , der Elektrodenfläche Ae und dem Abstand der Elektroden de , ergibt sich die Kapazität C, als C = 0 r Ae . de (2.2) Zusätzlich besitzen diese Systeme eine permanente Spannungsquelle, meist als Elektret ausgeführt. Da die Menge der Ladungen in diesem System konstant ist, fließt in Abhängigkeit von den sich ändernden Kapazitäten ein Ausgleichsstrom zwischen den beiden Kondensatoren. Werden elektrische Verbraucher in diese Leitung eingebracht, so kann man die Energie des Systems nutzen. Die meist in MEMS-Technologie (microelectromechanical system) aufgebauten elektrostatischen EH nutzen auf Grund der steifen Federstrukturen relativ hohe Frequenzen der Vibrationen. Da in industriellen Umgebungen eher Frequenzen im Sub-kHz Bereich auftreten [13], werden solche EH meist mit Schocks angeregt und schwingen dann in ihrer Eigenresonanz nach. 46 2.4 Piezoelektrische Energy Harvester Abbildung 2.4: Typischer Aufbau eines elektrostatischen EH. Eine federnd gelagerte Masse wird durch den Antrieb einer äusseren Kraft bewegt. Dies resultiert in einer Kapazitätsänderung und einem Ladungsaustausch zwischen zwei Kondensatoren. 2.4 Piezoelektrische Energy Harvester Für die Wandlung mechanischer in elektrische Energie kann der piezoelektrische Effekt genutzt werden. Materialien, die hierfür in Frage kommen, werden als piezoelektrisch bezeichnet. Der auftretende Wandlungseffekt ist als piezoelektrischer Effekt bekannt. Jaques und Pierre Curie entdeckten diesen Effekt erstmals 1880. Die Umkehrung dieses Effekts, also die mechanische Verformung unter Einwirken eines elektrischen Feldes, wird inverser Piezoeffekt genannt. Der piezoelektrische Effekt tritt bei Materialien mit unsymmetrischer Kristallstruktur auf. Wird diese Struktur durch eine mechanische Belastung, in Form von Zug oder Druck, belastet, so erfolgt eine Verschiebung der positiven und negativen Ladungsschwerpunkte. Elektrisch entsteht somit ein Dipol. Abbildung 2.5 veranschaulicht dieses Verhalten. Oberhalb der Curietemperatur treten technisch nutzbare piezoelektrische Materialien mit hohen piezoelektrischen Eigenschaften, wie z.B. Blei-Zirkonat-Titanat (PZT) in kubischer Kristallform auf. Dabei besitzen die Kristallstrukturen ein Symmetriezentrum und sind dementsprechend elektrisch neutral. Wird die Curietemperatur 47 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen Abbildung 2.5: Piezoelektrischer Effekt. Mechanische Belastung durch Zug oder Druck verschieben die Ladungsschwerpunkte. Es entsteht ein Dipol. jedoch unterschritten, so verändert sich die Kristallgeometrie in der Form, dass sich ein tetragonales Gitter, gleichbedeutend mit einer spontanen Polarisation, bildet. Piezolektrische Werkstoffe wie PZT sind polykristalline keramische Werkstoffe. Die Richtung der Polarisation der einzelnen Kristallgitter ist durch die polykristalline Struktur nicht gleich. Solche Materialien müssen, um nutzbare piezolektrische Eigenschaften zu erhalten, durch starke elektrische Felder ausgerichtet werden. Die einzelnen Dipolmomente richten sich entsprechend dem elektrischen Feld aus. Wird das äußere elektrische Feld deaktiviert, so stellt sich die remanente Polarisation ein. Dieses Verhalten ist in Abbildung 2.6 und Abbildung 2.7 dargestellt. Auf Grund der Kristallstruktur der piezoelektrischen Materialien ergibt sich ein anisotropes Verhalten bezüglich der Piezoelektrizität. Somit sind die Materialeigenschaften nicht in allen Richtungen gleich ausgeprägt. Dies findet auch im Aufbau der PEH Berücksichtigung. 48 2.4 Piezoelektrische Energy Harvester Abbildung 2.6: Polarisation im elektrischem Feld. Abbildung 2.7: Polarisation polykristalliner piezoelektrischer Materialien. a) ungleichmäßige Ausrichtung. b) gleichmäßige Ausrichtung bei Anlegen eines starken, elektrischen Feldes. c) remanente Polarisation. 49 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen 2.4.1 Grundlegende Gesetze des piezoelektrischen Effekts Die Beziehungen zwischen mechanischen und elektrischen Eigenschaften der piezoelektrischen Materialien können mit Hilfe der piezoelektrischen Zustandsgleichungen dargestellt werden. Diese beschreiben das Kopplungsverhalten der Materialien. Der allgemeine Fall verknüpft die Spannungs- und Dehnungseigenschaften mit dem elektrischen Feld und Verschiebungen. ~ Unter Verwendung der mechanischen Spannung T~ , der mechanischen Dehnung S, ~ dem elektrischen der elastischen Konstanten s und b, der elektrischen Flußdichte D, ~ und der elektrischen Permittivitäten und β ergibt sich das Zusammenspiel Feld E als folgende lineare Tensorgleichungen: T~ E b = ~ D et ~ S E s = ~ D kt ~ S D s = ~ E −g t ~ E D b = ~ E −ht 50 −e S k T ~ S (2.3) ~ E T~ (2.4) ~ E g βT −h βS T~ (2.5) ~ D ~ S ~ D (2.6) 2.4 Piezoelektrische Energy Harvester Die Exponenten der Konstanten beschreiben deren Abhängigkeit von den anderen Zustandsgrößen. Die Gleichungen umfassen sowohl den piezoelektrischen Effekt, als auch den inversen piezoelektrischen Effekt. Die Kopplungseffekte zwischen Mechanik und Elektronik finden mit den piezoelektrischen Konstanten e, k, g und h Berücksichtigung [60]. Die Richtungsabhängigkeiten der piezoelektrischen Konstanten bezüglich der Zustandsvariablen werden mit Hilfe einer Indizierung kenntlich gemacht. Man nutzt dazu, in Anlehnung an die Beschreibung von Kristallachsen, die Polarisationsvektoren eines rechtshändigen kartesischen Koordinatensystems. Somit entsprechen den Richtungen x, y und z die Ziffern 1, 2 und 3. Mechanische Spannungen, die tangential zu den, das kartesische Koordinatensystem aufspannenden Flächen, auftreten, werden durch die Ziffern 4, 5 und 6 gekennzeichnet. Bei PEH kommen meist die Richtungen 33 und 31 zum Einsatz [61]. Diese sind in Abbildung 2.8 dargestellt. Bei Modus 33 wirken mechanische Kraft und elektrisches Feld in die gleiche Richtung. Man nennt diesen Modus deshalb auch Longitudinaleffekt. Wirkt die mechanische Kraft quer zur Richtung des elektrischen Feldes, wie bei Modus 31, so nennt man diesen Modus Transversaleffekt. Unter Verwendung der Betriebsmodi 33 und 31 können die Tensorgleichungen in Abbildung 2.8: Betriebsmodi 33 und 31 piezoelektrischer Materialien. In Energy Harvesting Anwendungen finden meist diese Modi Anwendung. 51 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen skalare Gleichungen vereinfacht werden. Somit gilt: T = bE 33 S − e33 E D = e33 S − T = bE 11 S − e31 E D = e31 S − (2.7) S33 E (2.8) S33 E Diese Darstellung der Gleichungen entspricht den IEEE Standardformen. Auf eine ausführlichere Herleitungen der Zustandsgleichungen wird an dieser Stelle verzichtet, da diese in der Literatur bereits umfangreich und detailliert beschrieben wurden [62, 63, 64]. 2.4.2 Energiebetrachtung piezoelektrischer Energy Harvester Ausgehend von Gleichung 2.7 kann unter Verwendung von Vereinfachungen der Geometrie die Energiewandlung der piezoelektrischen Materialien analysiert werden. Gleichung 2.7 bezieht sich somit nur auf ein entlang der Symmetrieachse polarisiertes Material mit einer gleichmäßigen Belastung in Richtung der Polarisation. Dies führt zu den in Gleichung 2.9 dargestellten Beziehungen. Hierbei sind x die Änderung der Dicke des Materials, F die aufgebrachte Kraft, U die elektrische Potentialdifferenz zwischen den mit Elektroden bestückten Enden des Materials, Q die elektrische Ladung, Ae die Fläche und de der Abstand der Elektroden. bE e33 Ae 33 Ae x+ U de de S Ae e33 Ae x − 33 U Q= de de F = 52 (2.9) 2.4 Piezoelektrische Energy Harvester Zur Vereinfachung werden die Steifigkeit des Materials bei Kurzschluss dP E , die Kapazität zwischen den Elektrodenflächen Cp und der piezoelektrische Faktor α eingeführt. Es gilt: dP E = bE 33 Ae , de Cp = S33 Ae , de α= e33 Ae de (2.10) und somit: FP = dP E x + αU Q = αx − Cp U (2.11) (2.12) ⇔ I = αẋ − Cp U̇ PEH erzielen die maximale Energiewandlung bei maximaler Verformung des Materials. Dies ist genau dann der Fall, wenn die anregende Frequenz mit der Resonanzfrequenz des Systems übereinstimmt. Nahe der Resonanzfrequenz kann der EH mit Hilfe eines Systems aus Masse m, der Federkonstanten d und einer Dämpfung c dargestellt werden. Mit Gleichung 2.11 wird das System zusätzlich durch FP erweitert. Von Außen greift eine Kraft F an. Abbildung 2.9 stellt dieses System grafisch dar. Zusammengefasst ergibt dies ein Kräftegleichgewicht gemäß: F = mẍ + cẋ + dP E x + αU (2.13) Multipliziert man Gleichung 2.13 mit der Geschwindigkeit ẋ und Gleichung 2.12 mit der Spannung U und bildet das Integral über die Zeit, so erhällt man das Ener- 53 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen Abbildung 2.9: Typischer Aufbau eines PEH. Durch die Verformung des Materials entsteht eine elektrische Potentialdifferenz an den Elektrodenflächen. giegleichgewicht des gesamten Systems: Z t0 +τ F ẋdt − Z t0 +τ t0 Z t0 +τ Z t0 +τ mẍẋdt + t0 ⇔ t0 Z t0 +τ t0 αU ẋdt = t0 cẋ2 dt + F ẋdt − Z t0 +τ Z t0 t0 +τ dP E xẋdt (2.14) αU ẋdt = t0 Z t0 +τ 1 m[ẋ2 ]tt00 +τ + c ẋ2 dt + dP E [x2 ]tt00 +τ 2 t0 Z t0 +τ U Idt + t0 | {z } verfügbare Energie 1 Cp [U 2 ]tt00 +τ 2 {z } | elektrostatische Energie = α Z t0 +τ U ẋdt (2.15) t0 | {z } konvertierte Energie Aus Gleichung 2.15 geht hervor, dass sich die verfügbare Energie aus dem Integral über dem Produkt aus Spannung U , der Geschwindigkeit ẋ und dem piezoelektrischen Faktor α zusammensetzt. Diese Energie teilt sich in die elektrostatische Energie des piezoelektrischen Elements und der tatsächlich verfügbaren, also elektrisch nutzbaren Energie auf. Dementsprechend ergeben sich drei Möglichkeiten den Energieausstoß des EH zu maximieren: • Eine Erhöhung des Kopplungsfaktors α bringt unmittelbar eine Erhöhung der 54 2.4 Piezoelektrische Energy Harvester verfügbaren Energie mit sich. Möglich ist eine Änderung des Kopplungsfaktors durch eine Variation der piezoelektrischen Eigenschaften des Materials. Die geeignete Modifikation des piezoelektrischen Materials spielt somit eine wichtige Rolle bei der Auslegung des EH. • Eine Erhöhung der Spannung U am PEH hat direkte eine Erhöhung der wandelbaren Energie zur Folge [48]. Schaltungstechnisch bedeutet dies, dass geeignete Schnittstellenschaltkreise zur Erhöhung der Spannung am PEH eingesetzt werden können, die in Folge die zur Verfügung stehende Energie erhöhen. Diese Spannungserhöhung kann entweder direkt durch Spannungsrückführung aus dem Energiespeicher des Systems, von einer zweiten Generatorstruktur geliefert, oder durch eine direkte Spannungserhöhung der Ausgangsspannung erfolgen. Dabei kann man sich die Arbeitsweise von Ladungspumpen oder Boost-Konvertern zu Nutze machen. • Die Änderung der Phasenbeziehung zwischen Spannung U und Geschwindigkeit ẋ ist die dritte Möglichkeit zur Energieoptimierung. Unter der vereinfachten Annahme sinusförmiger Anregung mit ẋ = x̂ωsin(ωt) und U = Û sin(ωt + φ), wobei φ die Phasenbeziehung zwischen U und ẋ bezeichnet, stellt sich die Beziehung gemäß Abbildung 2.10 dar. Demnach ergibt sich der rechte Teil der Gleichung 2.15 zu: α Z 0 2π ω U ẋdt = α ωx̂Û cos(φ) 2 (2.16) Maximiert wird die verfügbare Energie bei einer Phasenbeziehung von φ = 0. Somit werden neben der Wahl geeigneter piezoelektrischer Materialien zwei Möglichkeiten der Optimierung gegeben. Ziel ist es Schnittstellenschaltungen zu entwickeln, die entweder die Ausgangsspannung der PEH erhöhen oder die Einfluss auf die Pha- 55 Kapitel 2 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen senbeziehung zwischen Spannung U und Geschwindigkeit ẋ des Wandlers nehmen. Abbildung 2.10: Phasenbeziehung zwischen elektrischer Spannung und Geschwindigkeit eines PEH im Leerlauf. 2.4.3 Leistungsbetrachtung piezoelektrischer Energy Harvester Wird parallel zu dem PEH ein ohmscher Widerstand R angeschlossen, so kann die Leistung des EH berechnet werden. Zur Vereinfachung wird die externe treibende Kraft F als sinusförmig nahe der Resonanzfrequenz des EH angenommen. Mithilfe Gleichung 2.12 und des ohmschen Widerstands kann die Spannung des PEH wie folgt dargestellt werden [65]: U= αR jωx 1 + jRCp ω (2.17) Mit Gleichung 2.13 und Gleichung 2.17 ergibt sich: ! α2 R 1 jωx F = jmω + dE + c + jω jωRCp + 1 56 (2.18) 2.4 Piezoelektrische Energy Harvester Mit der Annahme, dass die Kraft F und die Geschwindigkeit ẋ bei Resonanz in Phase sind, kann Gleichung 2.18 zu Gleichung 2.19 vereinfacht werden: ! α2 R F = c+ jωx (ωRCp )2 + 1 (2.19) es ergibt sich die Leistung als eine Funktion der Amplitude der Auslenkung x̂: P = ω 2 x̂2 α2 R 2(1 + (ωCp R)2 ) (2.20) Ersetzt man x̂ mit Hilfe der Gleichung 2.19, so kann die Leistung als Funktion von F̂ und R dargestellt werden. P = α2 RF̂ 2 2(1 + (ωCp R)2 ) c + α2 R 1+(ωCp R)2 (2.21) Unter der Annahme schwacher elektromechanischer Kopplung liegt α nahe bei Null [65]. Damit repräsentiert Gleichung 2.22 die vom EH generierte Leistung. P = α2 RF̂ m2 2c2 (1 + ωCp R) (2.22) Unter Verwendung der optimalen Last, die stark vereinfacht gemäß Gleichung 2.23 berechnet wird, ergibt sich die maximal erzielbare Leistung aus Gleichung 2.24. 1 ωCp (2.23) α2 F̂ 2 = 4ωc2 Cp (2.24) Ropt = Popt 57 Kapitel 2 58 Energy Harvesting - Energiewandlung aus Vibrationen 3 Schnittstellenschaltungstechnik Stand der Technik Faktoren wie der Ladungszustand des Zwischenspeichers oder Betriebsmodi nachfolgender Schaltungen haben großen Einfluss auf die Energiewandlung und wechselwirken stark mit dem eigentlichen PEH. Um dennoch stets das Maximum der verfügbaren Energie zu wandeln, werden Schaltungen eingesetzt, die entweder eine geeignete Anpassung der Impedanz oder eine völlig entkoppelte Betriebsweise garantieren [66, 67, 68, 69]. In den folgenden Unterkapiteln werden verschiedene, in der Literatur beschriebene, Schnittstellenschaltungen für PEH vorgestellt. Deren Funktions- und Arbeitsweisen werden erklärt und bewertet. Beginnend bei der sogenannten Standardschaltung können die Schnittstellenschaltungen in zwei Grundkategorien unterteilt werden. Diese unterscheiden sich in erster Linie darin, ob der PEH direkt mit dem Energiespeicher verbunden, also gekoppelt ist, oder ob der EH entkoppelt vom Rest des Systems betrieben wird. In der Folge zeigt sich, dass die dargestellten Schaltungen zwar grundsätzlich in der Literatur beschrieben wurden, eine tatsächliche Realisierung aber meist mit einigen Problemen behaftet ist und somit nicht ohne Weiteres umzusetzen ist. In Kapitel 6 und Abschnitt 7.4 werden deshalb zwei völlig neue Weiterentwicklungen dieser Schnittstellenschaltungen präsentiert und der Weg zur realen Umsetzung dargestellt. Nahezu unverändert sind 59 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik diese Weiterentwicklungen auch auf die anderen Arten der Schnittstellenschaltungen anwendbar. 3.1 Standard-Schnittstellenschaltung Ein typischer EH mit Speicherschaltung, der den Stand der Technik repräsentiert, ist in der Regel dreistufig gemäß der schematischen Darstellung in Abbildung 3.1 ausgeführt [70]. Die drei Stufen sind: • Mechanischer EH Der eigentliche Energiegenerator wandelt mit Hilfe eines physikalischen Wirkprinzips die vor Ort vorliegende Energie in elektrische Energie. Diese Prinzipien nutzen in dem Fall der VEH die Dynamik einer bewegten Masse um den Wandlungsprozess zu durchlaufen. Bei PEH geschieht dies durch Ladungsverschiebung infolge innerer Beanspruchung des Materials. • Gleichrichterschaltung Bedingt durch die alternierende Beschleunigung der Vibrationsquelle, erzeugen die VEH eine Wechselspannung, die nicht ohne weitere Verarbeitung einem Energiespeicher zugeführt werden kann. Es wird deshalb eine Gleichrichterschaltung benötigt, die aus der Wechselspannung eine modulierte Gleichspannung erzeugt. Diese Wandlung der Spannung geht jedoch mit einem Energieverlust einher, der bei passiven Gleichrichterschaltungen hauptsächlich aus einem Spannungsabfall an Dioden oder Schaltverlusten an Transistoren herrührt. Es werden bereits aktive Gleichrichterschaltungen eingesetzt, durch deren Hilfe sich die Verluste verringern lassen [98, 100]. Dennoch verbrauchen auch diese Schaltungen Energie, da sie aktive Bauelemente wie Komparatoren 60 3.1 Standard-Schnittstellenschaltung verwenden, die mit Energie versorgt werden müssen. Auch ist der Arbeitsbereich dieser aktiven Schaltungen stark eingegrenzt. Selten kann der gesamte Bereich der Ausgangsspannung des EH, der durchaus eine Differenz im zweistelligen Volt-Bereich einnehmen kann, genutzt werden. In gleicher Weise wird auch der Bereich der Ausgangsleistung des EH eingeschränkt. • Energiespeicher Der Energiespeicher arbeitet als Puffer, der die vom EH, meist diskontinuierlich gelieferte Energie, zwischenspeichert und die elektronischen Schaltungen mit Betriebsspannung versorgt. Abhängig von der verfügbaren und der benötigten Energie des Systems wird der Energiespeicher dementsprechend ausgelegt. Es kommen sowohl Kurzzeitspeicher, z.B. Kondensatoren, als auch Speicher mit geringer Selbstentladung, wie z.B. Lithium-Polymer Akkus, zur Überbrückung längerer Zeiträume in Frage. Abbildung 3.1: Teilbild a) zeigt die Standardschaltung für Vibrationswandler, bestehend aus dem (piezoelektrischen) EH, einem Spannungsgleichrichter und einem Energiespeicher (Kondensator) mit Last (Widerstand). Teilbild b) zeigt den typischen Verlauf der vom EH erzeugten und der am Energiespeicher anliegenden Spannung. Die grundsätzliche Schwachstelle beim Einsatz einer solchen Standardschaltung besteht darin, dass durch eine fehlende oder unzureichende Anpassung der Schaltung an den EH ein Großteil der verfügbaren Energie ungenutzt verloren geht. Außer- 61 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik dem kann die vom EH angelieferte Energie erst dann gespeichert werden, wenn die entsprechende Spannung am EH die am Speichermedium anliegende Spannung übersteigt. Letztere ist diejenige, die sich im bisherigen Verlauf der Aufladung am Speichermedium bereits ausgebildet hat. Das heißt: Mit fortschreitender Ladung des Speichers wird ein immer geringerer Anteil der vom EH gewandelten Energie genutzt. Die Ladungszunahme erfolgt zunehmend langsamer. Der Gesamtwirkungsgrad nimmt ab. Abbildung 3.2 verdeutlicht die Situation: Dargestellt werden bei fester sinusförmiger Anregungsfrequenz und Beschleunigung die Spannung am EH und das aktuelle Spannungsniveau des Speichers. Nur die Spitzen der Spannung am EH oberhalb der blauen Linie tragen zur Ladung bei. Die Kurve im unteren Teilbild stellt den Stromfluss vom EH zum Energiespeicher dar. Der Anteil ungenutzter Energie des EH wächst mit zunehmendem Ladungsniveau des Energiespeichers. Die Annäherung an einen angestrebten Sättigungszustand des Speichers erfolgt langsamer, als es von der verfügbaren Energie her möglich wäre. Besonders negativ wirkt sich dies im Fall der schockartigen Anregung aus. In Abbildung 3.3 erkennt man, dass nur bei Erreichen der maximalen Spannung Energie gespeichert wird. Während des weiteren Ausschwingens bleibt die Energie ungenutzt. Typischerweise treten in realen Anwendungsszenarien selten harmonische sinusförmige Schwingungen mit fester Frequenz auf. Eher wahrscheinlich sind völlig zufallsverteilte Schwingungen in breiten Frequenzbändern. Abbildung 3.4 zeigt ein solches Szenario. Ähnlich wie in Abbildung 3.3 tragen auch hier nur die wenigen Spitzen der Anregung zur Energiespeicherung bei. Damit ist offenbar, dass bezüglich der Verfahrenstechnik des Energiewandlers zwingend Maßnahmen zur Steigerung des Wirkungsgrades ergriffen werden müssen. Das Defizit der Verfahrenstechnik bezüglich seiner eingeschränkten Energie-SpeicherKapazität schlägt sich 1:1 in der Anwendungsbreite der darauf basierenden Produkte 62 3.1 Standard-Schnittstellenschaltung nieder, so dass eine Vielzahl von interessanten, wichtigen und lohnenden Anwendungen aus Mangel an Betriebsenergie nicht realisiert werden kann. Abbildung 3.2: Ladevorgang der Schaltung aus Abbildung 3.1 mit typischen Verläufen der vom EH erzeugten und der am Energiespeicher anliegenden Spannung. Der Stromfluss vom EH zum Energiespeicher nimmt mit steigendem Spannungsniveau des Energiespeichers ab. Es wird immer weniger Energie umgesetzt. 63 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik Abbildung 3.3: Der EH lädt über eine Gleichrichterschaltung einen Energiespeicher auf. Das Laden findet immer nur dann statt, sobald die vom EH generierte Spannung größer ist, als die bereits am Energiespeicher anliegende und die über dem Gleichrichter als Verluste abfallende. 64 3.1 Standard-Schnittstellenschaltung Abbildung 3.4: Zufallsverteiltes Anregungsprofil. Ähnlich wie in Abbildung 3.3 wird der Speicher nur dann geladen, sobald die Spannung am PEH größer ist, als die bereits am Energiespeicher anliegende und die über dem Gleichrichter als Verluste abfallende. 65 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik 3.2 Lastgekoppelte Schnittstellenschaltungen Auf der Standardschaltung basierend können zeitsynchronisierte Schaltungen entwickelt werden, bei denen zusätzlich induktive Elemente kurzfristig zugeschaltet werden [72, 73]. Hierbei wird der Einfluss von Lastschwankung zwar verringert, völlig unabhängig davon ist der Betrieb jedoch nicht. Dennoch stellt sich eine Steigerung des Wirkungsgrades gegenüber der Standardschaltung ein. Im Folgenden werden zwei Schnittstellenschaltungen beschrieben und analysiert, die auf einem solchen Zuschalten von induktiven Elementen basieren. Gleich ist beiden Schaltungen, dass diese zumindest zeitweise in Kontakt mit dem Energiespeicher stehen und somit nicht völlig entkoppelt davon betrieben werden. Die beiden Schaltungen zielen auf eine permanente Erhöhung der Ausgangsspannung des PEH ab, die sich auch positiv auf die Phasenbeziehung aus Spannung und Strom auswirkt. Wie in Unterabschnitt 2.4.2 beschrieben, bewirkt dies eine Steigerung der zur Speicherung verfügbaren Energie. 3.2.1 Parallel Synchronized Switch Harvesting on Inductor (P-SSHI) Ein Lösungsansatz zur Verstärkung der vom EH gelieferten Spannung und Verlängerung der Ladephasen gegenüber der Standardbeschaltung beruht auf dem SSHIVerfahren (Synchronized Switching Harvesting with an Inductor). Dieses Verfahren ist in seiner Grundform in der Literatur grundsätzlich beschrieben [76, 77], es fehlt jedoch eine zufriedenstellende schaltungstechnische Realisierung. Diese wirft, wie im Folgenden gezeigt, beträchtliche Probleme auf. Der Lösungsweg führt deshalb über das in Kapitel 6 beschriebene modifiziertes Verfahren, das in der vorliegenden Arbeit entwickelt und umgesetzt wurde. 66 3.2 Lastgekoppelte Schnittstellenschaltungen Das Prinzip des SSHI-Verfahrens besteht aus dem zeitsynchronisierten Umladen der Energie des EH mit Hilfe einer zusätzlichen Spule. Grundsätzlich unterscheidet man hierbei zwischen dem parallelen (P-SSHI) [78] und seriellen (S-SSHI) [54] Zuschalten der Spule. Bei der P-SSHI-Technik wird dem PEH, der stark vereinfacht einen Kondensator darstellt, über einen Schalter zyklisch eine Spule parallel geschaltet. Es entsteht ein Schwingkreis aus Spule und Kondensator. Die Zuschaltung der Spule erfolgt kurzzeitig im Maximum der am PEH anliegenden Spannung. Ein vereinfachtes Modell ist in Abbildung 3.5 dargestellt. Spule und Kapazität des EH sind so dimensioniert, dass die Resonanzfrequenz des elektrischen Schwingkreises wesentlich höher ist, als die Frequenz der mechanischen Schwingung. Sobald die Maximalspannung Abbildung 3.5: Vereinfachtes Modell der P-SSHI-Schaltung bestehend aus PEH, Schalter, Spule, Speicherkondensator und Lastwiderstand mit zugehörigem Spannungsverlauf am PEH und am Speicherkondensator. am PEH unter dem Einfluss des hochfrequenten Schwingkreises invertiert wurde, wird die Spule wieder vom Schwingkreis getrennt. Dies hat jedoch keine Auswirkung auf die mechanische Schwingung des PEH, der seine Schwingung nahezu unbeeinflusst beibehält. Die Spannung am PEH wird, wie in Abbildung 3.5 dargestellt, nach unten fortgesetzt. Es ergibt sich eine Verstärkung der Wechselspannung. Dadurch wird auch die Zeitdauer erhöht, in der die gleichgerichtete Spannung diejenige am Energiespeicher übersteigt. Somit kann ein wesentlich größerer Energieanteil an den Speicher weitergegeben werden. Der gesamte Energiespeicherprozess gliedert sich 67 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik somit in zwei Schritte: 1. Schalter S1 geöffnet. Während dieser Phase ist der PEH über den Gleichrichter mit dem Speicherkondensator verbunden. Es wird Energie gespeichert. 2. Schalter S2 geschlossen. Die Spannung wird über das Zuschalten der Spule invertiert. Diese Phase ist extrem kurz verglichen mit der vorangegangenen Phase, die direkt im Anschluss wieder beginnt. Eine ähnliche Realisierung bietet die Schaltung ”Hybrid SSHI” [79]. Hier wird statt einer Spule ein Transformator eingesetzt, mit dem eine zusätzliche Anpassung der Spannungslevel möglich ist. Jedoch erhöhen sich durch den Einsatz des Transformators auch die Energieverluste bei den Schaltvorgängen. Die Schwierigkeit bei der Realisierung der P-SSHI-Schaltung besteht darin, Minimum und Maximum der Spannung am EH exakt zu bestimmen, um daraus die Schaltvorgänge zu takten. Das Spannungssignal des EH selbst kann für diesen Zweck nicht genutzt werden, da es durch die P-SSHI-Schaltung gemäß Abbildung 3.5 verändert wird und die Information über die Lage der Spitzenwerte verloren geht. Die Abweichung des P-SSHI-Schaltpunktes von den Spitzenwerten des Spannungssignals beeinflusst jedoch in empfindlicher Weise die mit der P-SSHI-Technik erzielte Spannungsverstärkung und somit die verfügbare Energie. Abbildung 3.6 verdeutlicht diese Wirkung. Der Graph zeigt den funktionalen Zusammenhang zwischen verfügbarer Energie und Abweichung des Schaltzeitpunktes vom optimalen Zeitpunkt. Die markierten Werte wurden durch numerische Simulation gewonnen. Auf der Abszisse ist die zeitliche Abweichung vom optimalen Schaltzeitpunkt aufgetragen, auf der Ordinate die in einer festgelegten Ladezeit gespeicherte Energie geteilt durch die maximal speicherbare Energie bei Idealbetrieb. Dieses Ergebnis macht deutlich, dass eine Realisierung der P-SSHI-Schaltung nicht ohne Weiteres umsetzbar ist. Es ist möglich einen Beschleunigungssensor einzusetzen, der die Bewegung des PEH 68 3.2 Lastgekoppelte Schnittstellenschaltungen analysiert und die korrelierenden Maxima der Auslenkung und elektrischen Spannung detektiert. Auf Grund des hohen Energieverbrauchs eines solchen Sensors kommt dessen Einsatz an dieser Stelle nicht in Frage. Deshalb wurde im Rahmen dieser Arbeit ein modifiziertes P-SSHI-Verfahren realisiert, das darauf basiert, neben dem eigentlichen piezoelektrischen Element als primärer EH einen sekundären EH oder Signalgeber einzusetzen. Dieser arbeitet, trotz gleicher mechanischer Anregung, nahezu unabhängig und unbeeinflusst von der P-SSHI-Schaltung. Sinn dieses Sekundär-EH ist es, die synchronen P-SSHI-Schaltsignale beizusteuern. Die Entwicklung dieses Systems wird ausführlich in Kapitel 6 beschrieben. Abbildung 3.6: Abhängigkeit der gespeicherten Energie der P-SSHI-Schaltung vom Schaltzeitpunkt. 3.2.2 Active Energy Harvesting Scheme (AEHS) Ähnlich der P-SSHI-Schaltung arbeitet die Schaltung mit der Bezeichnung ”Active Energy Harvesting Scheme” [80]. Die Gleichrichtung wird hier über aktive Schalter ermöglicht. Durch den in Abbildung 3.7 dargestellten Aufbau wird eine nahezu 69 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik verlustfreie Spannungsinversion realisiert. Der Ablauf gliedert sich in zwei Schritte: 1. Die Spannung am PEH erreicht ein Maximum. Schalter S1 und S4 werden geschlossen, Schalter S2 und S3 bleiben geöffnet. Der Energiespeicher wird geladen. 2. Die Spannung am PEH wird invertiert. Schalter S2 und S3 werden geschlossen, Schalter S1 und S4 werden geöffnet. Der Ladung über die negative Halbwelle des Spannungssignals findet statt. Jedoch erfordert auch hier die Detektion der zeitsynchronen Taktpulse für die Schalterrealisierung einen gesteigerten Aufwand. Da der EH auch hier nahezu permanent mit dem Speicherkondensator verbunden ist, liefert das Spannungssignal des EH nicht die erforderlichen Informationen. Somit muss auch hier auf aufwendige Schaltkreise oder Sensortechnik für die Realisierung zurückgegriffen werden. Abbildung 3.7: Vereinfachtes Modell der AEHS-Schaltung, bestehend aus PEH, Schaltern, Spule, Speicherkondensator und Lastwiderstand. Das rechte Teilbild zeigt den zugehörigen Spannungsverlauf am PEH und am Speicherkondensator. 3.3 Lastentkoppelte Schnittstellenschaltungen Ein weiterer Ansatz die Energiespeicherung zu maximieren, besteht darin, die Energiespeicherung entkoppelt von Einflüssen der übrigen Komponenten des Systems 70 3.3 Lastentkoppelte Schnittstellenschaltungen durchzuführen. Dazu wurden Prinzipien entwickelt, die eine Entkopplung der EH vom Rest des Systems gewährleisten. Ziel ist somit der Betrieb des EH in nahezu permanent unbelastetem Zustand. Man nutzt hierbei Phasen, in denen der EH quasi unbelastet arbeitet um somit die maximalen Leerlaufspannungen zu erzeugen. Die Energie wird jeweils nur in kurzen, pulsartigen Stößen übertragen und meist in induktiven Speicherelementen zwischengespeichert. Der Einfluss des restlichen Systems auf die Dynamik und Dämpfung des EH bleibt dank dieser Betriebsweise gering. Den im Folgenden beschriebenen Prinzipien gleich ist die Entkopplung, die jeweils über einen Schalter realisiert wird. Der Prozess der Energiespeicherung ist in 2 Schritte unterteilt: 1. Im ersten Schritt wird, sobald die Spannung am PEH ein Maximum erreicht, die Energie auf eine Spule oder einen Transformator übertragen. Dies geschieht durch ein schnelles Schließen des Schalters. 2. Im zweiten Schritt wird der Schalter, sobald der Stromfluss zum Erliegen kommt, wieder geöffnet. Der PEH ist nun wieder vom Rest des Systems getrennt. Die in der Spule oder dem Transformator gespeicherte Energie wird nun zum Speicherkondensator übertragen. Eine direkte Verbindung zwischen PEH und Last wird durch diese Vorgehensweise verhindert. Die übertragene und gespeicherte Energiemenge ist somit nahezu lastunabhängig. 71 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik 3.3.1 Series Synchronized Switch Harvesting on Inductor (S-SSHI) Die S-SSHI-Schaltung basiert auf einem der, in Unterabschnitt 3.2.1 vorgestellten, P-SSHI-Schaltung ähnlichen Konzept. Statt die Spule parallel zum PEH zu schalten, wird diese bei der S-SSHI-Technik in Reihe zum EH geschaltet [81]. Abbildung 3.8 zeigt den prinzipiellen Aufbau. Die Taktzyklen zum Zuschalten der Spule ähneln denen der P-SSHI-Schaltung. Jeweils im Maximum der Spannung am PEH wird der Schalter S1 aus Abbildung 3.8 geschlossen. Der Stromfluss durch die zugeschaltete Spule setzt ein. Dieser Strom läd infolgedessen den Speicherkondensator C. Der Schalter bleibt geschlossen, bis der Stromfluss in Richtung Speicherkondensator wieder zum Erliegen kommt. Der Speicherkondensator muss um ein vielfaches größer sein als die Kapazität des PEH um die hochfrequente Schwingung nicht zu beeinflussen. Da der Zyklus, in dem der PEH über den geschlossenen Schalter mit dem Speicherkondensator verbunden ist, sehr kurz ist, wird diese Schaltung den lastentkoppelten Schaltungen zugeordnet. Der Ablauf gliedert sich auch hier wieder in zwei Schritte: 1. Die Spannung am PEH erreicht ein Maximum. Kurzzeitig wird S1 geschlossen und die Ladung vom EH über die Spule zum Energiespeicher übertragen. 2. Danach bleibt der Schalter geöffnet bis wiederum ein Maximum erkannt wird. In dieser Zeit schwingt der PEH im Leerlauf. 72 3.3 Lastentkoppelte Schnittstellenschaltungen Abbildung 3.8: Vereinfachtes Modell der S-SSHI-Schaltung bestehend aus PEH, Schalter, Spule, Speicherkondensator und Lastwiderstand. Das rechte Teilbild zeigt den zugehörigen Spannungsverlauf am PEH und am Speicherkondensator. 3.3.2 Switching and Discharging to a storage Capacitor through an Inductor (SSDCI) Die Schaltung ”SSDCI” (Synchronized Switching and Discharging to a storage Capacitor through an Inductor) [82] entkoppelt die Energiespeicherung vom Rest des Systems, indem ein Schalter immer im Maximum der Spannung am PEH geschlossen und die Energie auf eine Spule übertragen wird. Ein Prinzipschaltbild zeigt Abbildung 3.9. Die Position von Schalter und Spule ist hierbei erst hinter dem Gleichrichter. Die Vorgehensweise ist ähnlich der Vorgehensweise bei der S-SSHISchaltung. Anders jedoch als bei der S-SSHI-Schaltung wird die Spule und der Schalter erst nach dem Gleichrichter platziert. Zusätzlich wird dadurch eine Diode benötigt, die den Stromfluß in der Spule aufrecht hällt. Diese Änderung lässt sich auch in den dargestellten Spannungsformen erkennen. Der Ablauf gliedert sich hier in drei Schritte: 1. Die Spannung am EH erreicht ein Maximum. Kurzzeitig wird der Schalter geschlossen und die Ladung vom EH auf die Spule übertragen. 2. Der Schalter S wird geöffnet. Die Diode hällt den Stromfluss der Spule aufrecht, bis die gesamte Ladung über die Spule zum Energiespeicher übertragen 73 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik wurde. 3. Danach bleibt der Schalter geöffnet bis wiederum ein Maximum erkannt wird. In dieser Zeit schwingt der EH im Leerlauf. Abbildung 3.9: Prinzipschaltbild und Spannungssignale der SSDCI-Schaltung mit Spule zur Entkopplung des Energiespeichers von dem PEH. 3.3.3 Synchronous Electric Charge Extraction (SECE) Das Konzept der SECE-Schaltung (Synchronous Electric Charge Extraction) beruht auf zyklischem Entladen des EH. Hierbei wird der EH im Leerlauf betrieben und stets im Maximum seiner Auslenkung und somit auch seiner Spannungsamplitude entladen. Dies geschieht mit Hilfe eines Schalters und eines Miniaturtransformators. Kurzzeitiges Schließen des Schalters führt zu einem hohen Kurzschlussstrom. Dieser Strompuls kann per Transformator auf den Energiespeicher übertragen werden. Ein Konzeptschaltbild dieser Schaltung ist in Abbildung 3.10 dargestellt. In der Literatur findet man weitere Prinzipien, die auch unter dem Namen SECE veröffentlicht wurden, aber statt eines Transformators, Spulen mit zusätzlichen Schaltern verwenden [83, 84, 52]. Gleich ist diesen Prinzipien der Ablauf, der auch hier wieder in zwei Schritte unterteilt ist: 1. Die Spannung am EH erreicht ein Maximum. Kurzzeitig wird der Schalter geschlossen und die Ladung vom EH über auf die Primärwindungen des Transfor- 74 3.3 Lastentkoppelte Schnittstellenschaltungen mators übertragen. In den Sekundärwindungen des Transformators wird eine Spannung induziert. Es beginnt ein Stromfluss von den Sekundärwindungen zum Energiespeicher. 2. Der Schalter S wird geöffnet. Die Diode verhindert ein Entladen des Speicherkondensators über die Sekundärspule. Der EH schwingt wieder im Leerlauf. Abbildung 3.10: Prinzipschaltbild und Spannungssignale der SECE-Schaltung mit Trafo zur Entkopplung des Energiespeichers von dem PEH. 3.3.4 Synchronous Electric Charge Extraction featuring Energy Injection (SECEEI) Eine Erweiterung der SECE-Schaltung stellt die SECEEI-Schaltung (Synchronous Electric Charge Extraction featuring Energy Injection) dar [74, 75]. Zum Aufbau der SECE-Schaltung kommen gemäß Abbildung 3.11 zwei weitere Schalter und eine weitere Spule hinzu. Diese haben die Aufgabe, direkt im Anschluß an den Energieextraktionsprozess vom Energiespeicher Energie auf den PEH zurückfließen zu lassen. Dies resultiert in einer Erhöhung der Spannung am Piezoelement und somit gemäß Gleichung 2.15 in einer Erhöhung der verfügbaren Energie. Der Ablauf gleicht also dem aus Unterabschnitt 3.3.3 und wird durch einen dritten Schritt erweitert: 3) Energieinjektion auf den EH. Dazu werden Schalter S2 und S3 kurzzeitig 75 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik geschlossen. Die Energie wird dem Speicherkondensator entnommen und dem EH wieder zugeführt. Abbildung 3.11: Prinzipschaltbild und Stellenschaltung mit Energierückführung. Signalverläufe der SECEEI- 3.4 Fazit und Zusammenfassung der Schnittstellenschaltungstechnik Selten kann die vom EH gewandelte Energie nahezu komplett einem Energiespeicher überführt werden. Der Einfluss nachgeschalteter Elektronik hat großen Einfluss auf die Effizienz der Energiewandlung und -speicherung. Neben der Standardschaltung, bei der eine geeignete Anpassung der Impedanz oder eine völlig entkoppelte Betriebsweise nicht realisiert werden kann, werden in der Literatur verschiedene Schnittstellenschaltungen beschrieben die sich dieser Thematik annehmen. Dabei wird zwischen lastgekoppelten und -ungekoppelten Schnittstellenschaltungen unterschieden. Prinzipien dieser Schaltungen werden in der Literatur zwar grundsätzlich beschrieben, eine tatsächliche Realisierung scheitert jedoch oft an der Umsetzung dieser Prinzipien in reale Schaltungstechnik. Meist sind solche Schaltungen in den Bereichen der zulässigen Eingangsspannungsniveaus und Leistungsaufnahme beschränkt. Abweichungen von definierten Spannungsniveaus sind nicht tolerierbar und bedürfen 76 3.4 Fazit und Zusammenfassung der Schnittstellenschaltungstechnik aufwendiger Anpassungen. Daneben existiert die Problematik der für diese Schaltungen essentielle Erkennung spezifischer elektrischer Kennwerte, wie z.B. der Spannungsmaxima. Diese Problematik entsteht gerade im Fall der lastgekoppelten Schnittstellenschaltungen durch die Verfälschung der nativen Spannungssignale durch die Schnittstellenschaltungen selbst. Ohne diese Information sind diese zeitsynchronisierten Schaltungen nicht umsetzbar. Ungenaue Taktzyklen verschlechtern den Wirkungsgrad der Energiespeicherung mit großem Einfluss. Ist die anregende Vibrationsquelle bekannt und bietet diese im besten Fall sogar eine harmonische Schwingung mit fester Amplitude, so können diese Schnittstellenschaltungen mit geringen Mitteln angepasst werden. Feste Einstellungen können vorgenommen werden und es bedarf keiner Anpassung im laufenden Betrieb. Die Realität jedoch verspricht selten Anregungsprofile dieser Art. Alterungsprozesse, Temperaturschwankungen, chaotisch auftretende Beschleunigungsamplituden und zufallsverteilte Frequenzspektren beeinflussen die Vibrationsprofile maßgeblich. Eine Schnittstellenschaltung muss somit in der Lage sein, unabhängig vom Vibrationsprofil vor Ort die entsprechenden Schaltungsparameter selbstständig anzupassen, um stets das Maximum der wandelbaren Energie zu speichern. Die Schnittstellenschaltungen beinhalten aktive elektronische Komponenten, die die zeitsynchronisierte Taktung der Schaltungen ermöglichen. Diese Komponenten benötigen somit eine eigene Spannungsversorgung. Ist das System jedoch in Ruhe und besitzt der Energiespeicher keine Vorladung, so können die aktiven Komponenten nicht betrieben werden. Ein ”Aufwecken” aus dem Ruhemodus ist ohne Vorladung somit nicht realisierbar. Ziel der in Kapitel 6 und Abschnitt 7.4 präsentierten Systeme ist somit der universelle Einsatz, unabhängig des anregenden Vibrationsprofils und aktuellen Betriebs- 77 Kapitel 3 Schnittstellenschaltungstechnik - Stand der Technik modi. Die präsentierten Entwicklungen bedürfen keiner weiteren Anpassung an die Umgebungsbedingungen und Anwendungsszenarien und sind nahezu unverändert auch für die anderen, in diesem Kapitel beschriebenen zeitsynchronisierten Schnittstellenschaltungen, anwendbar. 78 4 Piezoelektrischer Energy Harvester Das Hauptaugenmerk dieser Dissertation wird auf elektronische Schnittstellenschaltungen gerichtet. Diese haben zur Aufgabe einem Energiespeicher mehr Energie zuzuführen, als dies mit Systemen, die dem Stand der Technik entsprechen, möglich ist. Ausgangslage ist somit immer die maximal mögliche Leistung eines PEH mit Gleichrichterschaltung und Speicherkondensator. Dieser Aufbau wird im Folgenden als ”Standardschaltung” bezeichnet. Alle präsentierten Messergebnisse werden immer im Bezug auf diese Größen ausgewertet. Zu diesem Zweck wurde ein PEH entwickelt, der die Eingangs- und Vergleichsgröße darstellt. Verwendung findet hierbei ein einseitig eingespannter Biegebalken. 4.1 Modell und Aufbau des Energy Harvesters Der in Abbildung 4.1 dargestellte einseitig eingespannte Biegebalken wird am nicht eingespannten Ende mit Massen beschwert. Diese sind neben der allgemeinen Balkengeometrie für die Steifigkeit und somit für die Eigenresonanz des Balkens verantwortlich. Sie ermöglichen es, im Hinblick auf die Miniaturisierung eines solchen PEH, relativ kurze Balken mit niedrigen Eigenfrequenzen zu verwenden. Der Balken selbst ist aus fünf Schichten aufgebaut. Neben zwei äußeren piezoelektrischen Schichten, die entgegengesetzt polarisiert wurden, existiert im Inneren eine Messingschicht, die 79 Kapitel 4 Piezoelektrischer Energy Harvester einen robusten Aufbau garantiert und die Stabilität des Balkens erhöht. Auf der Oberfläche der piezoelektrischen Schichten sind Nickelelektroden aufgebracht, die eine elektrische Kontaktierung ermöglichen. Lastet eine mechanische Kraft auf den Biegebalken, so bewirkt der besondere Aufbau, dass eine der piezoelektrischen Schichten gestaucht und die andere gedehnt wird. Dies resultiert in einer elektrischen Spannung, die bemüht ist der Belastung entgegenzuwirken. Die resultierenden elektrischen Potentialdifferenzen sind auf Grund der entgegengesetzten Polarisierung der beiden Schichten in ihren Vorzeichen gleich. Somit stellen die beiden Schichten zwei in Reihe geschaltete Spannungsquellen dar. Dies erleichtert die Kontaktierung, die einfach an Ober- und Unterseite der kompletten Struktur angebracht werden kann. Die Abmessungen und der Aufbau Abbildung 4.1: Einseitig eingespannter piezoelektrischer Bimorph-Biegebalken. des PEH sind in Abbildung 4.2 zu erkennen. In Anlehnung an die Balkenstruktur des EH, wird dieser im Folgenden mit EH-B1 abgekürzt. Als piezoelektrisches Material kommt eine PZT-Keramik (PSI-5A4E, Herstellerbezeichnung: T215-H4-303X) [97] der Dicke 380µm zum Einsatz. Hierbei wurde auf die einfache Verfügbarkeit des Materials Wert gelegt. Weniger Einfluß auf die Auswahl hat hierbei die Wahl des optimierten Materials, da die Schnittstellenschaltungen unabhängig von speziell ausgewählten Materialien eingesetzt werden sollen. Die Oberfläche ist mit dünnen Nickelelektroden besputtert, die eine geringe magnetische Permeabilität besitzen 80 4.1 Modell und Aufbau des Energy Harvesters und geringe Leckströme zulassen. Die eingesetzten EH werden in Einzelheiten modifiziert um optimal mit den Schnittstellenschaltungen zu arbeiten. Diese Modifikationen werden in den einzelnen Kapiteln der Schnittstellenschaltungen detailliert beschrieben. Grundlage für den Vergleich der EH Systeme stellt jedoch der hier beschriebene EH-B1 dar. Ausgehend von diesem Typ werden Optimierungen und Anpassungen durchgeführt, um die gewandelte und gespeicherte Energiemenge zu maximieren. Resümees werden grundsätzlich am Ende der Kapitel der Schnittstellenschaltungen im Bezug auf den EH-B1 gezogen. Abbildung 4.2: PEH mit Gehäuse zur Positionierung und Fixierung (EH-B1). Der EH-B1 kann mit Hilfe von Schrauben an der Vibrationsquelle befestigt werden. Die dargestellten Abmessungen sind in mm angegeben. 81 Kapitel 4 Piezoelektrischer Energy Harvester 4.2 Elektromechanisches Modell des Energy Harvesters Die in dieser Dissertation vorgestellten Schnittstellenschaltungen werden in den folgenden Kapiteln anhand von Simulationen und Messergebnissen analysiert und optimiert. Um bereits in der Konzeptphase der Schaltungen realitätsnahe Berechnungen und Voraussagen treffen zu können, sind Simulationen des Gesamtsystems ein unverzichtbares Werkzeug. Dabei sollen sowohl die Einflüsse der elektronischen Beschaltung auf die Mechanik und Dynamik des kompletten Systems, als auch die Einflüsse der Mechanik auf die Elektronik analysiert werden können. Grundsätzlich ist durch die starke elektromechanische Kopplung der PEH eine getrennte, unabhängige Analyse der Mechanik oder Elektronik wenig aussagekräftig. Nur eine ganzheitliche Analyse, beginnend bei der anregenden Schwingung, über die mechanischen Komponenten des Systems, der elektronischen Schnittstellenschaltungen, der Zwischenenergiespeicher, bis hin zu den aktiven Belastungen des System durch Sensor-, Aktor- und Funkaufgaben, kann tatsächlich realitätsnahe Berechnungen zulassen. Ein Weg diese ganzheitliche Analyse zu realisieren ist die Nutzung elektromechanischer Analogien [86]. Unter deren Verwendung können elektrische Ersatzschaltbilder erstellt werden, die realistische numerische Simulationen ermöglichen. Unterabschnitt 4.2.1 beschreibt die Herleitung eines elektrischen Ersatzschaltbildes für Schwingungen nahe der Resonanzfrequenz des EH. Die in den folgenden Kapiteln präsentierten Simulationen nutzen dieses Modell um das Verhalten der PEH darzustellen und dienen als Ausgangspunkt für die tatsächlichen Messungen. 82 4.2 Elektromechanisches Modell des Energy Harvesters 4.2.1 Elektrisches Ersatzschaltbild Grundlage für die Entwicklung des elektrischen Ersatzschaltbildes ist das mechanische Ersatzschaltbild aus Abbildung 2.9 in Unterabschnitt 2.4.2. Der PEH kann wie in Abbildung 4.3 a) dargestellt, als Parallelschaltung aus einer Spannungsquelle, einem Kondensator und dem mechanischen Modell aus Abbildung 2.9 aufgefasst werden. Der Kondensator besteht hierbei aus den beiden Nickelelektroden mit dazwischenliegendem Dielektrikum. Abbildung 4.3: Elektromechanisches Model Nun werden Analogien zwischen mechanischen und elektrischen Komponenten verwendet, um das System in ein völlig elektrisch beschreibbares System zu überführen. Mechanische Vorgänge können somit mit Hilfe von elektrischen Bauteilen vereinfacht beschrieben werden. Tabelle 4.1 listet die verwendeten Analogien auf. Wendet man Mechanisch Elektrisch Kraft F Strom i Geschwindigkeit ẋ Spannung u Masse m Kapazität C 1/Federkonstante d Induktivität L 1/Dämpfung c Widerstand R Tabelle 4.1: Analogien zwischen Mechanik und Elektronik. diese Analogien auf das Ersatzschaltbild in Abbildung 4.3 a) an, so erhält man das 83 Kapitel 4 Piezoelektrischer Energy Harvester rein elektrische Ersatzschaltbild aus Abbildung 4.3 b). Nun kann das Verhalten des EH mit rein elektrischen Größen beschrieben werden. Als Eingangsquelle für nummerische Simulationen wird dieses Modell verwendet. Die Werte für die elektrischen Größen können experimentell bestimmt werden. 4.2.2 Experimentelle Parameterbestimmung Durch die Darstellung mit rein elektrischen Größen kann die Admittanz (Y ) des Ersatzschaltbildes bestimmt werden als: Y = P + jωCp Rm 1 − ω 2 Cp Lm + CCm 1 Rm + jωLm + jωC m (4.1) Dabei stellen Cp die parallele Kapazität, ω die Kreisfrequenz, Lm die Induktivität, Cm die Serienkapazität und Rm den Widerstand aus dem Ersatzschaltbild in Abbildung 4.3 b) dar. Mit Hilfe der Ortskurve der Admittanz (Abbildung 4.4) Abbildung 4.4: Ortskurve zur Bestimmung der Resonanzfrequenz. des EH-B1 aus Abbildung 4.2, die mit einem Gain-Phase-Analyser (hier verwendet: 84 4.2 Elektromechanisches Modell des Energy Harvesters gain/phase analyser Bode100 von Omicron Lab) vermessen werden kann, können drei charakteristische Stellen bestimmt werden. Diese sind: • die Kreisfrequenz ωp im Maximum des Realteiles der Admittanz • die untere Grenzfrequenz ωma im Maximum des Imaginärteils der Admittanz • die oberer Grenzfrequenz ωna im Minimum des Imaginärteils der Admittanz Mit ωp , ωma und ωna kann die Güte des Schwingkreises aus Rm , Lm und Cm berechnet werden. Dazu beschreibt Kreisfrequenz ωp die Resonanzfrequenz des Serienschwingkreises aus Lm und Cm . Diese kann mit Gleichung 4.2 berechnet werden. ωp = 2πfp = √ 1 (4.2) Lm Cm ωma und ωna , als obere und untere Grenzfrequenz beschreiben die Grenze, bei der der Strom, beziehungsweise die Spannung um 3dB vom Maximum abweichen. Somit berechnet sich die Güte Qm des Systems zu: 1 ωp = Qm = ωna − ωma Rm s Lm Cm (4.3) Mit Hilfe der Ortskurve aus Abbildung 4.4, Gleichung 4.2 und Gleichung 4.3 können die elektrischen Parameter des Ersatzschaltbildes bestimmt werden: Rm = Cp = 1 max[Re(Y )] max[Im(Y )] + min[Im(Y )] 4πfp (4.4) (4.5) 85 Kapitel 4 Piezoelektrischer Energy Harvester Lm = Rm ω(max[Im(Y )]) + ω(min[Im(Y )]) (4.6) Cm = 1 Lm 4π 2 fp2 (4.7) Neben der Darstellung der Admittanz in Form einer Ortskurve kann diese auch mit einem Bodediagramm, mit Verstärkung und Phasensignal, veranschaulicht werden (Abbildung 4.5). Bei dieser Darstellung kann ein anderer Weg zur Herleitung der elektrischen Parameter verwendet werden. Zwei charakteristische Frequenzen werden im Bodeplot dargestellt. Zum einen ist dies ωmv oder fmv im Maximum der Verstärkung, zum anderen ωnv oder fnv2 im Minimum der Verstärkung. Diese beiden Frequenzen markieren die Parallel- und die Serienresonanz des EH-B1. Mit der Annahme von Rm = 0 für den Resonanzfall, führt Gleichung 4.1 zu: Y = P 1 − ω 2 Cp Lm − CCm 1 jωLm + jωC m (4.8) Setzt man in Gleichung 4.8 den Nenner gleich Null, kann das Maximum der Konduktanz bestimmt werden und es ergibt sich ωmv als: 1 ωmv = √ Cm Lm (4.9) Setzt man hingegen den Zähler gleich Null, so ergibt sich das Minimum der Konduktanz und somit ωnv als: ωnv = 86 v u 1 1 u t Cp Cm Lm (4.10) 4.2 Elektromechanisches Modell des Energy Harvesters Abbildung 4.5: Bodeplot der Admittanz des EH-B1. Bildet man das Quadrat aus ωnv /ωmv , so führt dies zu: 2 ω C nv = 1 + m ωmv Cp (4.11) Die beiden Frequenzen der Serien- und Parallelresonanz unterscheiden sich nur gering. Mit ωnv ≈ ωmv folgt somit aus Gleichung 4.11: Cp Cm . Somit kann mit den gemessenen Frequenzen fmv und fnv aus Abbildung 4.5 der Quotient Cm /Cp berechnet werden. Für kleine Frequenzen hängt die Admittanz hauptsächlich von 87 Kapitel 4 Piezoelektrischer Energy Harvester Cp ab und ergibt sich somit zu: Y = jω(Cp + Cm ) (4.12) Für hohe Frequenzen ist die Admittanz in erster Linie von Cm abhängig und ergibt sich zu: ωCp − 1 Y = j ωLm (4.13) Durch die Berechnung von Cp , Cm und Lm mit Gleichung 4.12 und Gleichung 4.13 ergeben sich die elektrischen Kennwerte wie in Tabelle 4.2 dargestellt. Elektrische Größe Wert Cp 6, 625nF Cm 1, 048nF Lm 1, 075kH Rm 29, 573kΩ Tabelle 4.2: Elektrische Größen des Ersatzschaltbildes. Mit Hilfe dieser Größen ist das Ersatzschaltbild nun komplett und kann für numerische Simulationen verwendet werden. 4.3 Numerische Simulation Die Gültigkeit des elektrischen Ersatzschaltbildes kann mit Hilfe SPICE-basierter, numerischer Simulationstools, wie beispielsweise LTspice, dargestellt werden. Es lassen sich nun umfangreiche Simulationen nahe der Realität duchführen. Das Simulationsergebnis der Admittanz und Phase im Vergleich mit der Messung aus Abbildung 4.5 ist in Abbildung 4.6 dargestellt. 88 4.3 Numerische Simulation Abbildung 4.7 zeigt das resonante und lastabhängige Verhalten des EH-B1. Die Am- Abbildung 4.6: Vergleich zwischen Messung und Simulation des Bodeplots der Admittanz des EH-B1. plitude der anregenden Beschleunigung ist hierbei stets 1m/s2 . Es werden Simulationsund Messergebnisse verglichen. Das erste Teilbild stellt die Leerlaufspannung des EH-B1 in Abhängigkeit zur anregenden Frequenz dar. Im zweiten Teilbild wird der EH-B1 konstant bei Resonanzfrequenz angeregt. Variiert wird der angeschlossene Lastwiderstand. Die Vergleiche der Mess- und Simulationsergebnisse zeigen eine gute Übereinstim- 89 Kapitel 4 Piezoelektrischer Energy Harvester Abbildung 4.7: Resonantes und lastabhängiges Verhalten des EH-B1 in Messung und Simulation. mung. Das entwickelte Ersatzschaltbild kann somit in Folge für numerische Simulationen in Kombination mit elektrischen Schnittstellenschaltungen verwendet werden und stellt eine wichtige Hilfe bei der Parametervariation und Auslegung elektrischer Schnittstellenschaltungen dar. Die in dieser Dissertation beschriebenen Schnittstellenschaltungen wurden mit Hinblick auf Vergleichbarkeit untereinander, stets mit dem in diesem Kapitel präsentierten EH-B1 analysiert und vermessen. Dieser bietet in der dargestellten Form eine 90 4.4 Fazit und Zusammenfassung der Modellentwicklung gute Basis für Vergleiche und Analysen mit bestehenden Systemen. Eine Möglichkeit der Optimierung des mechanischen EH wird in Abschnitt 7.1 dargestellt. Diese soll als Basis für weitere Entwicklungen dienen. 4.4 Fazit und Zusammenfassung der Modellentwicklung Die entwickelten elektrischen Ersatzschaltbilder ermöglichen das mechanische Verhalten des PEH in elektronischen Simulationen abzubilden. Dies erlaubt es, Schnittstellenschaltungen realitätsnah zu simulieren und an die Gegebenheiten der unterschiedlichen Einsatzbedingungen anzupassen. Die erarbeiteten Modelle dienen als Basis für Weiterentwicklungen und stellen somit eine Plattform für die Entwicklung und Optimierung von weiteren PEH-Systemen dar. Der Aufwand das bestehende Modell an andere Typen von PEH anzupassen ist gering: Mit den in Unterabschnitt 4.2.1 dargestellten Berechnungen und einer Admittanz- oder Impedanzmessung kann das Ersatzschaltbild eines PEH mühelos neuen Anforderungen angepasst werden. Die präsentierte Modellentwicklung bildet das Verhalten des EH nahe der Resonanzfrequenz ab. Um auch Auswirkungen bei Anregungsfrequenzen in weit von der Resonanzfrequenz entfernten Frequenzbereichen detailliert simulieren zu können, muss die Komplexität der Modelle um den zusätzlichen Einsatz elektrischer Koppelglieder zur Trennung der mechanischen und elektrischen Komponenten erweitert werden [49]. Dies geht jedoch unmittelbar mit einer Erhöhung des Rechen- und Simulationsaufwandes einher. Die in den folgenden Kapiteln durchgeführten Simulationen jedoch, wurden im Bereich nahe der Resonanzfrequenz des EH durchgeführt. Die angestellten Vergleiche aus Messungen und Simulationen machen deutlich, dass die 91 Kapitel 4 Piezoelektrischer Energy Harvester hier präsentierte Komplexität des PEH-Modells für die vorliegende Aufgabenstellung völlig ausreicht und eine hinreichend genaue Darstellung der Realität zuläßt. 92 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung Als Basis für weitere Untersuchungen und Vergleiche wird die Standardschaltung weiteren Analysen unterzogen. Im Rahmen der in Kapitel 6 und Kapitel 7 beschriebenen Entwicklungen wird die Energiebetrachtung um den Teil der Energiespeicherung als Teil des Vergleichs einbezogen. Dies stellt eine notwendige Erweiterung eines Vergleichs der reinen Leistungsdichte von EH dar. Vergleiche der Leistungsdichte verschiedener EH gelten meist nur unter optimal angepassten Lastbedingungen und ohne zusätzliche Energiespeicherschaltung. Für einen Vergleich der Energiespeicherung ist dies nicht ausreichend, da in der Realität eine optimale Lastanpassung selten bis nie der Fall ist. Ein direkter Vergleich mit dieser Darstellung ist somit schwer zu realisieren und nicht zielführend. Dieser muss somit um den Teil der Energiespeicherung erweitert werden. Ein Einbeziehen der Speicherung der Energie zum eigentlichen EH erleichtert es, die tatsächlich verfügbare Energie in Systemberechnungen einfließen zu lassen. Ausgangspunkt für einen Vergleich der Ergebnisse ist die Analyse des Standardsystems aus Abschnitt 3.1. Diesem werden die Ergebnisse aus Kapitel 6 und Kapitel 7 gegenübergestellt. Es werden Simulationen angewandt, die die Schnittstellenschaltung unter gleichen Randbedingungen, wie mechanische Anregung des EH und Grö- 93 Kapitel 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung ße der Speicherkapazität, analysieren. Mit Hilfe des elektrischen Ersatzschaltbildes, das in Unterabschnitt 4.2.1 beschrieben wird, kann die Simulationssoftware LTSpice zur Simulationen der Ausgangsleistung, der wandelbaren und der gespeicherten Energie verwendet werden. In Abhängigkeit der anregenden Schwingungsquelle liefern die PEH prinzipbedingt Wechselspannungen mit alternierender Amplitude und Frequenz. Aus Gründen der Vergleichbarkeit werden die in den folgenden Unterkapiteln beschriebenen Schnittstellenschaltungen mit Dioden-Vollbrücken-Gleichrichtern ausgestattet. Der Einfluss verschiedener Gleichrichter soll nicht Teil dieser Schnittstellenschaltungsanalyse sein, sondern folgt in Abschnitt 7.2. Beginnend mit einer theoretischen Betrachtung beschreiben die nachfolgenden Unterkapitel die Standardschaltung aus Abschnitt 3.1 im Detail. Danach folgen Simulationen und detaillierte messtechnische Charakterisierungen. Die Neuentwicklungen aus Kapitel 6 und Kapitel 7 werden immer im Bezug auf diese Ergebnisse mit Simulationen und Messungen unter gleichen Randbedingungen analysiert. 5.1 Theoretische Betrachtung der Standardschaltung Da die Standardschaltung als Basis für den Vergleich mit den neuartigen Schnittstellenschaltungen gilt, wird an dieser Stelle tiefer auf die theoretischen Hintergründe dieser Schaltungsart eingegangen und die maximal generierbare Leistung ermittelt. Die Berechnung wird der Einfachheit halber unter der Bedingung einer harmonisch anregenden Kraft und einer verlustfreien Gleichrichtung durchgeführt. Grundlage für diese Berechnung ist die in Abbildung 3.1 dargestellte Schaltung. Die Zeitkonstante TLC des Speicherkondensators ist hoch gegenüber der anregenden Schwingungsperiode. Somit kann die Ausgangsspannung Uc als konstant angesehen werden. Solange für die Spannung Uin des PEH Uin < Uc gilt, fließt kein Strom über den Gleichrich- 94 5.1 Theoretische Betrachtung der Standardschaltung ter. Für Uin ≥ Uc wird der Gleichrichter leitend und es gilt vereinfacht Uin = UC . Mit dieser Bedingung kann der vom PEH gelieferte Strom gleich dem Strom durch den Lastwiderstand RL gesetzt werden. Innerhalb einer halben Schwingungsperiode (T /2) und unter Berücksichtigung von Gleichung 2.12 kann die gleichgerichtete Spannung UC als Funktion der Amplitude der Auslenkung x̂ dargestellt werden: Z t2 Idt = t1 UC = ωx̂ T UC 2RL (5.1) αRL ωRCP + π 2 (5.2) Die gelieferte Energie ist mit Gleichung 2.15 gleich der Summe der mechanischen Verluste und der am Lastwiderstand dissipierten Energie und ergibt sich somit als: Z T 2 F ẋdt = c 0 Z 0 T 2 T UC2 ẋ dt + 2R 2 (5.3) Nimmt man im Fall der Resonanz eine konstante sinusförmige Auslenkung an, so vereinfacht sich Gleichung 5.3 mit der Amplitude der Kraft F̂ zu: x̂ = F̂ ωc + 2ωα2 R (ωRCp + π2 )2 (5.4) Die generierte Leistung lässt sich mit Gleichung 5.5 berechnen: P = α2 R Uc2 = ω 2 x̂2 RL (ωCp R + π2 )2 (5.5) 95 Kapitel 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung Unter der Annahme schwacher elektromechanischer Kopplung, liegt α nahe bei Null [65]. Damit repräsentiert Gleichung 5.6 die vom EH generierte Leistung. P = α2 F̂ 2 R c2 (ωCp R + π2 )2 (5.6) Mit der optimalen Last aus Gleichung 5.7 ergibt sich die maximal generierbare Leistung somit in Gleichung 5.8: Ropt = Pmax π 2ωCp α2 F̂ 2 = 2πωc2 Cp (5.7) (5.8) 5.2 Simulations- und messtechnische Analyse der Standardschaltung Die Standardschaltung wurde mit Simulationen und messtechnischen Untersuchungen analysiert. Um eine möglichst breite Einsatzumgebung abzudecken wurden ein Simulationsprofil und drei verschiedene messtechnische Profile verwendet. Diese Profile decken, von einfachen harmonischen Anregungen mit fester Beschleunigungsamplitude bis hin zu Anregungsprofilen mit zufallsverteilten Frequenzverläufen und unterschiedlichen mittleren Beschleunigungen der Anregung, ein großes Spektrum an Untersuchungen ab. Folgende Profile ergeben sich: • Simulationsprofil (SI): Es werden numerische, SPICE-basierte Simulationen der Schnittstellenschaltungen mit Ersatzschaltbildern des EH-B1 durchgeführt. 96 5.2 Simulations- und messtechnische Analyse der Standardschaltung Diese Simulationen werden sowohl mit der Standardschaltung, als auch mit der Schaltung aus Kapitel 6 durchgeführt. Als Anregungsprofile für diese Simulationen werden sinusförmige Schwingungen mit fester Beschleunigungsamplitude (1m/s2 ) und Frequenz (150Hz) eingesetzt. Die Frequenz liegt nahe der Resonanzfrequenz des EH-B1. Als Energiespeicher wird aus Gründen der Vergleichbarkeit stets ein Kondensator (10µF ) eingesetzt. Die Simulationen besitzen eine Dauer von 2s. Die in dieser Zeit auf dem Speicherkondensator gespeicherte Energie wird gemessen. Berücksichtigung findet hierbei auch die Selbstentladung des Kondensators, die bei den eingesetzten Keramikkondensatoren durchaus von Bedeutung ist. • Messprofil I (MI): Die im vorangegangenen Punkt beschriebenen Simulationen werden durch reale Messungen verifiziert. Es gelten die gleichen Bedingungen wie bei den Simulationen. Im Ergebnis werden diese Messung mit den Simulationen verglichen. Somit kann das erstellte Ersatzschaltbild des EH-B1 verifiziert werden. • Messprofil II (MII): Die zweite Messung zeigt die Abhängigkeit des Systems von der anregenden Frequenz. Bei dieser Messung wird bei fester Beschleunigungsamplitude der Anregung von 1m/s2 ein Frequenzsweep von 100Hz bis 200Hz durchgeführt. Hierbei wird die Frequenz mit einer Rate von 30Hz pro Minute langsam erhöht. Auch hier kommt ein 10µF Kondensator zum Einsatz. Sobald die Anregungsfrequenz 200Hz erreicht, wird die Messung beendet. Untersucht wird die auf dem Speicherkondensator gespeicherte Energie zum jeweiligen Zeitpunkt der Messung in Abhängigkeit der anregenden Frequenz und Messdauer. Da die Frequenz nur sehr langsam erhöht wird, spielt die Selbstentladung des Kondensators an dieser Stelle eine wichtige Rolle. Somit kann gewährleistet werden, dass abhängig von der aktuellen Frequenz stets 97 Kapitel 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung der tatsächliche Sättigungswert des Kondensators erreicht wird. • Messprofil III (MIII): Die dritte Messung zeigt den Ladevorgang mit einem zufallsverteilten Anregungsprofil. Bei fester mittlerer Beschleunigung der Anregung wird die Frequenz zufallsverteilt im Bereich von 100Hz bis 200Hz variiert. Es werden vier Szenarien mit unterschiedlichen mittleren Beschleunigungen analysiert. Die verschiedenen Messprofile decken unterschiedliche Anwendungsszenarien ab. Dadurch kann der EH-B1 mit den Schnittstellenschaltungen für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten charakterisiert werden. Tabelle 5.1 listet die Profile zum besseren Verständniss tabellarisch auf. Profil f (Hz) ẍ(m/s2 ) C(µF ) tmess (s) SI 150 1 10 2 MI 150 1 10 2 MII Sweep: 100 − 200 (30Hz/min) 1 10 2000 MIII Random: 100 − 200 0, 5; 0, 8; 1; 2 10 1800 Tabelle 5.1: Simulations- und Messprofil mit den Randbedingungen: Frequenz f der äußeren Anregung, Beschleunigung ẍ der äußeren Anregung, Speicherkapazität C und Simulations- bzw. Messdauer tmess . Für SI, MI und MII sind ẍ Amplitudenwerte, für MIII die Werte der mittleren Beschleunigung angegeben. 5.2.1 Simulationstechnische Charakterisierung Die Simulation wird mit dem oben beschriebenen mit Simulationsprofil (SI) durchgeführt. Als Speichermedium kommt ein Kondensator mit 10µF Kapazität zum Einsatz. Die Dauer der durchgeführten Simulation beträgt 2s. Die Simulation wird bei fester Frequenz (f = 150Hz) und sinusförmiger Anregungsquelle mit einer Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 durchgeführt. Abbildung 5.1 stellt den Ladevorgang des Kondensators dar. Das Schaubild zeigt die elektrische Spannung Up , 98 5.2 Simulations- und messtechnische Analyse der Standardschaltung die direkt am Piezoelement anliegt und die Spannung Uc am Speicherkondensator. Abhängig von einer sinusförmigen Anregungsquelle alterniert Up mit wachsender Amplitude. Die Amplitude ist wiederum abhängig vom steigenden Ladungszustand des Speicherkondensators zuzüglich der Spannungsverluste die durch die Gleichrichtung auftreten. Der Gleichrichter wurde als Vollbrückengleichrichter mit vier Dioden (Unterabschnitt 7.2.1) ausgeführt. Verwendet wurden Schottky-Dioden des Typs BAT54HT1G [87]. Diese zeichnen sich durch einen besonders niedrigen Spannungsabfall von etwa 240mV , bei einem für VEH typischen Strom von 0, 1mA, aus. Das Level von Uc steigt in Abhängigkeit des wachsenden Ladezustandes bis sich ein Maximalwert einstellt. Dieser wird durch die Leerlaufspannung des PEH festgelegt. Mit dem Spannungslevel von Uc zum Zeitpunkt t = 2s ergibt sich die auf dem Speicherkondensator gespeicherte Energie in der Simulation zu 32µJ. 99 Kapitel 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung Abbildung 5.1: Simulationsergebnisse des Ladevorgangs der Standardschaltung aus Abbildung 3.1. Dargestellt werden Up (Spannung an EH-B1) und Uc (Spannung am Speicherkondensator). Das untere Teilbild zeigt die Spannungsniveaus im Detail. 100 5.2 Simulations- und messtechnische Analyse der Standardschaltung 5.2.2 Messtechnische Charakterisierung Für die messtechnische Analyse und den in den folgenden Kapiteln dargestellten Vergleich der neuartigen Schnittstellenschaltung, wurde ein System zur Charakterisierung der Schnittstellenschaltungen unter gleichen Bedingungen verwendet. Dieses System besteht aus einem Labor-Schwingreger in Kombination mit einem Beschleunigungssensor, einer Kontrolleinheit und einer Verstärkerstufe. Dies ermöglicht eine Regelung der Anregung des EH-B1 mit definierter Beschleunigung und Frequenz. Detailliert ist der Aufbau in Anhang B dargestellt. 5.2.2.1 Messprofil I Die erste Messung wird mit dem oben beschriebenen Messprofil I (MI) durchgeführt. Bei fester Frequenz (f = 150Hz) und sinusförmiger Anregungsquelle wird die Beschleunigungsamplitude fest auf 1m/s2 gehalten. Die Gesamtdauer der durchgeführten Messung beträgt 2s. Der Speicherkondensator hat eine Kapazität von 10µF . Das Ergebnis der Messung ist in Abbildung 5.2 dargestellt. Zu erkennen sind auch hier die Spannung Up , die direkt am Piezoelement anliegt und die Spannung Uc am Speicherelement. Man erkennt den Ladevorgang des Kondensators anhand der steigenden Spannung Uc . Auch zu erkennen ist, dass sich eine Sättigung einstellt, bei der Uc nicht mehr erhöht werden kann. Zum Ende der Messdauer konnten 28µJ auf dem Speicherkondensator gespeichert werden. Das untere Teilbild zeigt einen vergrößerten Ausschnitt der Darstellung des oberen Teilbildes. Abbildung 5.3 zeigt die Ergebnisse der Simulation SI und der realen Messung MI im Vergleich. Man erkennt eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse. 101 Kapitel 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung Abbildung 5.2: Messergebnisse des Ladevorgangs der Standardschaltung aus Abbildung 3.1 mit Messprofil MI. Dargestellt werden Up (Spannung an EH-B1) und Uc (Spannung am Speicherkondensator). Das untere Teilbild zeigt den Ladevorgang im Detail. 102 5.2 Simulations- und messtechnische Analyse der Standardschaltung Abbildung 5.3: Vergleich der Simulations- und Messergebnisse (SI und MI). Dargestellt werden Up (Spannung an EH-B1) und Uc (Spannung am Speicherkondensator). 103 Kapitel 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung 5.2.2.2 Messprofil II Die zweite Messung (MII) zeigt die Abhängigkeit des Systems von der anregenden Frequenz im Detail. Bei Messprofil II wird bei der Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 ein Frequenzsweep von 100Hz bis 200Hz durchgeführt. Die Frequenz wird mit einer Rate von 30Hz pro Minute langsam erhöht. Abbildung 5.4 zeigt das Ergebnis dieser Messung. Man erkennt das frequenzabhängige Verhalten des PEH. Dies wird durch die langsame Erhöhung der Frequenz gewährleistet. Durch die relativ hohe Selbstentladung des Keramikkondensators zeigt jeder Wert der Energie stets den tatsächlich zu dieser Frequenz zugehörigen Sättigungswert. Die maximal gespeicherte Energie beträgt 260µJ bei der Anregungsfrequenz von 155Hz. Die 3-dbBandbreite des Systems beträgt 3, 5Hz. Schwingungen mit weit von der Resonanz entfernten Frequenzen erlauben nur die Speicherung sehr geringer Energiemengen. Grund dafür ist, neben dem resonanten Verhalten des EH-B1, die Tatsache, dass bei geringeren Eingangsspannungen die Effizienz des Gleichrichters sinkt. Unabhängig von der Eingangsspannung bleibt der Spannungsabfall des Gleichrichters konstant. Abbildung 5.4: Abhängigkeit der gespeicherten Energie von der anregenden Frequenz. Dargestellt wird die mit der Standardschaltung gespeicherte Energie bei einem Frequenzsweep von 100Hz bis 200Hz mit fester Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 (MII). Das rechte Teilbild zeigt einen vergrößerten Ausschnitt. 104 5.2 Simulations- und messtechnische Analyse der Standardschaltung 5.2.2.3 Messprofil III Die dritte Messung (MIII) zeigt den Ladevorgang mit einem zufallsverteilten Anregungsprofil. Es wurden vier Szenarien gemäß Messprofil III mit unterschiedlichen mittleren Beschleunigungen analysiert. Randbedingungen für diese Messung sind: • zufällig verteilte Frequenzen zwischen 100Hz und 200Hz und • mittlere Beschleunigung (0, 5 sm2 , 0, 8 sm2 , 1 sm2 und 2 sm2 ). Abbildung 5.5 zeigt das Ergebnis dieser Messungen. Man erkennt den Ladevorgang des Kondensators, dargestellt für eine Messung von drei Minuten. Je höher die mittlere Beschleunigung, desto höher ist dementsprechend auch die gespeicherte Energie. Man erkennt, dass auch hier eine Sättigung des Energiespeichers eintritt. Mit Hilfe der Standardschaltung kann die Selbstentladung des Kondensators jedoch zumindest wieder ausgeglichen werden. Abbildung 5.5: Energiespeicherung mit der Standardschaltung bei zufallsverteiltem Anregungsprofil für Frequenzen zwischen 100Hz und 200Hz (MIII). Dargestellt werden vier Messungen mit unterschiedlicher mittlerer Beschleunigung der Anregung. 105 Kapitel 5 Analyse der Standard-Schnittstellenschaltung 5.3 Fazit und Zusammenfassung der Standardschaltung Aus den Simulations- und Messergebnissen der Standardschaltung wird die Problematik bei dem Einsatz dieses Schaltungstyps ersichtlich. Die vom EH-B1 angelieferte Energie wird nur dann gespeichert, wenn die Spannung des EH die am Speichermedium anliegende Spannung, zuzüglich der am Gleichrichter abfallenden Spannung, übersteigt. Wird der EH in Resonanz betrieben, so sind die Ausgangsspannungen des EH groß im Verhältnis zu den Verlusten am Gleichrichter. Somit steigt das Spannungslevel am Speicherkondensator bis die Leerlaufspannung des EH erreicht wird und eine Sättigung eintritt. Mit steigendem Spannungslevel am Speicherkondensator erfolgt dies jedoch stetig langsamer, da nur noch die Spannungsspitzen zur Ladung beitragen. Weniger Energie, als tatsächlich vom EH bereitgestellt, kann gespeichert werden. Gravierender erkennt man diese Problematik beim Betrieb außerhalb der Resonanz des EH. Das Spannungsniveau sinkt und nur wenig bis gar keine Energie kann gespeichert werden. Bei zufallsverteiltem Anregungsprofil tragen hauptsächlich die Frequenzen zur Energiespeicherung bei, die nahe der Resonanzfrequenz des EH liegen. Um die bereitgestellte Energie vollständig nutzen zu können, muss zwingend das Spannungsniveau des EH bei Betrieb neben der Resonanz erhöht werden. 106 6 Direct-P-SSHI Die bisherigen Ausführungen können wie folgt zusammengefasst werden. Bei der Realisierung eines EH, der im oben genannten Sinn aus Umgebungsenergie elektrische Energie erzeugt und diese in einem Speichermedium ablegt, treten in der Regel einige Schwierigkeiten auf, die den Wirkungsgrad der Energiewandlung und -speicherung verschlechtern. Die Aufgabe besteht darin, einen Wandler zu erstellen, der die verfügbare Energie möglichst vollständig nutzt, um externe Verbraucher mit einer zuverlässigen Betriebsspannung zu versorgen. Die folgenden Unterkapitel beschreiben und analysieren ein Verfahren für eine sehr effiziente und universell einsetzbare Schnittstellenschaltung. Diese wird sowohl durch eine theoretische Betrachtung der maximal möglichen Leistung, als auch durch Simulations- und Messergebnisse mit der Standardschaltung aus Abschnitt 3.1 verglichen und gegenübergestellt. 6.1 Funktion der direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung Die Schnittstellenschaltung direct-P-SSHI stellt eine neuartige Erweiterung der in Unterabschnitt 3.2.1 beschriebenen P-SSHI-Schaltung dar und basiert auf den beschriebenen Prinzipien des zeitsynchronisierten Zuschaltens von Schwingkreiskomponenten. Um den dort beschriebenen Störparameter ”Abweichung des optimalen P- 107 Kapitel 6 Direct-P-SSHI SSHI-Schaltpunktes” auszuschalten, wurde ein modifiziertes P-SSHI-Verfahren realisiert, das eine reale Umsetzung der Theorie und Simulation ermöglicht. Zur Realisierung dieser Schnittstellenschaltung wird ein neuartiger Wandlertyp eingeführt der als Hybrid- bzw. Kombinationsgenerator bezeichnet wird und der aus zwei unabhängigen, signaltechnisch jedoch miteinander gekoppelten Generatoren besteht. Auf der Basis dieser Untersuchungen und deren Ergebnissen wurde eine elektronische Schaltung entwickelt und erstellt, die den gespeicherten Energieertrag maximiert. Das modifizierte P-SSHI-Verfahren (im Folgenden direct-P-SSHI genannt) basiert darauf, neben dem eigentlichen piezoelektrischen Element als primärem EH einen sekundären EH einzusetzen, der völlig unabhängig und unbeeinflusst von der P-SSHISchaltung arbeitet, aber derselben mechanischen Anregung ausgesetzt ist. Dieser sekundäre EH, im Folgenden Triggergenerator genannt, hat lediglich die Aufgabe, die synchronen P-SSHI-Schaltsignale beizusteuern. Beide EH können vom gleichen Typ sein, aber z.B. unterschiedliche Größe besitzen. Ebenso können Hybrid EH eingesetzt werden, die auf unterschiedlichen physikalischen Wirkprinzipien beruhen. Von Interesse ist somit neben rein piezoelektrischen EH auch ein System aus EH mit einer Kombination aus piezoelektrischem und induktivem EH. Die Aufgabenverteilung beider EH ist wie folgt: • Primärer EH ist ein piezoelektrisches System: Dieser EH dient der eigentlichen Energiegewinnung oder -wandlung. Die Ladeelektronik mit der P-SSHISchaltung und der elektrische Energiespeicher sind nachgeschaltet. • Triggergenerator kann ein piezoelektrisches oder induktives System sein. Dieses arbeitet im Leerlauf (unbelastet) und stellt die Schaltsignale für die PSSHI-Schaltung bereit. – Induktives System: Diese Kombination besitzt den Vorteil, dass die Ex- 108 6.1 Funktion der direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung trema der Spannung des primären EH stets genau mit Nulldurchgängen des Triggergenerators korreliert sind. Das Induktionssystem arbeitet abgesehen von einem hochohmigen Nullpunktskomparator praktisch unbelastet, so dass sich keine lastabhängigen Phasenverschiebungen ergeben. Kombiniert man ein piezoelektrisches und ein induktives System, so kann die Aufgabenverteilung zwanglos auch umgekehrt erfolgen. Bei dynamischer Anregung sind die Spannungsextrema des PEH am Ort der maximalen Auslenkung zu finden, dort wo die Umkehrpunkte der Bewegung liegen, diejenigen des induktiven EH aber am Ort der maximalen Geschwindigkeit im Nulldurchgang der Bewegung [107, 108]. Dies ist für die schaltungstechnische Bestimmung der SSHI-Schaltpunkte besonders günstig (Nullspannungsdetektor). Um einen kompakten Aufbau des EH zu gewährleisten, ist es möglich den PEH sowohl als Energiegenerator als auch als Träger für das induktive Schwingungssystem zu verwenden. Jedoch sind auf Grund der geringen Auslenkung des PEH nur geringe Spannungssignale am induktiven System zu erwarten. Eventuelle Aufbereitung und Verstärkung dieser Signale sollten auf Grund des erhöhten Energieverbrauchs vermieden werden. – Piezoelektrisches System: Diese Kombination besitzt den Vorteil, dass beide EH auf einem Substrat realisiert werden können. In dieser Ausführung wird eine maximale Übereinstimmung zwischen den Signalen beider Strukturen erzielt. Aufwendige Konstruktionen sind somit nicht notwendig. Auch sind die generierten Spannungssignale größer als die eines induktiven Systems. Dies erleichtert und reduziert den Aufwand bei der schaltungstechnischen Analyse zur Bestimmung der Spannungsmaxima des EH. 109 Kapitel 6 Direct-P-SSHI – Vorstellbar ist auch ein Kombigenerator bestehend aus zwei induktiven EH, bei dem der Triggergenerator aus einer leerlaufenden zusätzlichen Spule, die um die Primärspule gewickelt ist, besteht. Bei der entsprechenden Schnittstellenschaltung wird der notwendige LC-Schwingkreis durch Parallelschaltung eines Kondensators zur EH-Spule realisiert. Unter diesen Bedingungen gelten die für das P-SSHI-Verfahren gemachten Aussagen auch für das P-SSHC-Verfahren (P-SSHC - Parallel Synchronized Switch Harvesting with a Capacitor). Eine Schnittstellenschaltung, die die vom Triggergenerator gelieferten Signale auswertet und damit die Schwingkreiskomponente des primären EH zu den richtigen Zeitpunkten zuschaltet ist zusätzlich notwendig. Von entscheidender Bedeutung ist dabei der Eigenverbrauch der Schaltung. Nur wenn diese deutlich unter der erzielbaren Energie liegt, macht so ein solches Schaltungskonzept Sinn. Eine Realisierung ist sowohl mit einer Ultra-Low-Power ASIC Schaltung, als auch mit einem, in Sensorsystemen meist inhärenten Mikrocontroller, möglich. Auch dieser kann die Verlustleistung in akzeptable Bereiche bringen. Als neuartige Erweiterung der P-SSHI Schaltung werden auch die Funktionsblöcke der direct-P-SSHI neu arrangiert und erweitert. Die für die Realisierung der Direkt-P-SSHI Schaltung notwendigen Blöcke, mit dazugehörigen Signalverläufen sind in Abbildung 6.1 und Abbildung 6.2 dargestellt und lassen sich folgendermaßen aufgliedern: • PEH bestehend aus primärem EH und Triggergenerator • Spule zur Erzeugung des hochfrequenten Schwingkreises • MOSFET-basierter Schalter zum Zuschalten der Spule • Gleichrichter zur Konvertierung der dem Speicher zugeführten Spannung • Energiespeicher in Form eines Kondensators 110 6.1 Funktion der direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung • Kontrolleinheit bestehend aus: – Peak-Detektor zur Erkennung der Spannungsmaxima – Logiksteuerung für die Ausgabe der Steuerpulse für das Schließen und Öffnen des Schalters Abbildung 6.1: Funktionsblöcke des direct-P-SSHI-Systems. Mit diesen Komponenten kann das Funktionsprinzip der direct-P-SSHI-Schaltung in ein reales System überführt werden. Dieses ähnelt dem aus Abbildung 3.5, wird jedoch durch die neuen Komponenten Triggergenerator, Peakdetektor und Logiksteuerung erweitert. Der Energy Harvesting Prozess der direct-P-SSHI-Schaltung gestaltet sich nun wie folgt: • Dem primären EH wird über einen Schalter, kurzzeitig im Maximum der anliegenden Spannung, zyklisch eine Spule parallel geschaltet. Es entsteht ein Schwingkreis aus Spule und dominanten kapazitiven Komponenten des primären EH. Das Zuschalten der Spule wird so lange beibehalten, bist die Spannung am primären EH invertiert wurde. Dieser Vorgang wird durch die Dimensionierung der Spule extrem kurz gehalten und hat somit keinen Einfluss auf die eigentliche anregende Schwingung von außen. Die ursprünglich bei der P-SSHI-Schaltung bestehende Schwierigkeit die Spannungsmaxima auch 111 Kapitel 6 Direct-P-SSHI bei variierender Art der Anregungsvibration zu detektieren, wird mit Hilfe des Triggergenerators umgangen. Quasi im Leerlauf betrieben, liefert dieser die benötigte Information zur Maximaerkennung. In Kombination mit Peakdetektor und Logiksteuerung generiert der Triggergenerator die benötigten Schaltpulse für den, für das Zuschalten verantwortlichen, Schalter. • Die Schwingung des primären EH setzt sich in Folge fort. Dies resultiert in einer Spannungserhöhung am primären EH und somit in einer Verlängerung der Ladephase, in der die gleichgerichtete Spannung des primären EH diejenige am Energiespeicher übersteigt. Ein wesentlich größerer Energieanteil kann an den Speicher weitergegeben werden. Im Folgenden werden die einzelnen Funktionsblöcke im Detail beschrieben und deren Dimensionierung und Auslegung dargestellt. Es werden Simulations- und Messergebnisse der direct-P-SSHI Schnittstellenschaltung präsentiert. Der in Kapitel 4 vorgestellte EH wird modifiziert, um ihn für die direct-P-SSHI-Schaltung nutzbar zu machen. Dies ermöglicht eine erstmalige reale Umsetzung der P-SSHI-Schaltung, unbhängig von der Art der Anregungsquelle, in Form der direct-P-SSHI-Schaltung. Die folgenden Unterkapitel beschreiben Schritt für Schritt die notwendigen Entwicklungen für die Realisierung der direct-P-SSHI Schaltung. 112 6.1 Funktion der direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung Abbildung 6.2: Spannungssignale der direct-P-SSHI-Schaltung. Dargestellt werden die Spannung am primären EH (U in), die Spannung am Energiespeicher (Uc ), die Spannung am Triggergenerator (UT ), die Steuerpulse für das Schließen des Schalters (US ) und der Stromfluss durch den Schalter (ISP ). 113 Kapitel 6 Direct-P-SSHI 6.2 Theoretische Betrachtung der direct-P-SSHI-Schaltung Für den theoretischen Vergleich mit der Standardschaltung aus Abschnitt 3.1 wird die direct-P-SSHI-Schaltung ohne zusätzliche Steuer- und Regelschaltungen analysiert. Ziel ist es, unter Vernachlässigung der Verluste, die durch das Umschalten und die zusätzlichen Schaltungskomponenten auftreten, einen Vergleich zu erzielen, der die potentiell mögliche maximale Leistung darstellt. Die in den folgenden Kapiteln dargestellten Messergebnisse können jedoch nicht verlustfrei betrachtet werden. Dort fließen stets diese Verluste mit ein, so dass ein tatsächlicher Vergleich mit realer Umsetzung der Systeme an dieser Stelle mit den Ergebnissen aus Kapitel 5 ermöglicht wird. Ausgangspunkt für die Analyse der direct-P-SSHI stellt Abbildung 3.5 ohne zusätzliche Beschaltung wie Triggergenerator, Peakdetektor und Logiksteuerung dar. Im Vergleich zu Abbildung 3.1 wird die Standardschaltung um eine, zum PEH parallel geschaltete Spule mit idealem Schalter, erweitert. Die weiteren Randbedingungen bleiben unverändert. Vernachlässigt man auch hier die Verluste durch die Gleichrichtung und betrachtet in Folge die Spannungssignale aus Abbildung 3.5, so folgt, dass auch in diesem Fall ein Stromfluss zum Speicherkondensator C und Lastwiderstand RL nur dann stattfindet, sobald die Spannung am PEH UIN größer oder gleich der Spannung am Speicherkondensator UC ist. Tritt dieser Fall ein, so gilt: Uin = UC . Der Strom, der durch die zusätzliche Spule fließt, ist außer im Fall des kurzzeitigen Schließens des Schalters gleich Null. Betrachtet wird im Rahmen der Analyse eine halbe Periodendauer der anregenden Schwingung. Die durch die Spule und den Schalter fließende Ladung kann mit Hilfe des Stromes Isp durch Spule und Schalter berechnet werden. Nur für den kurzen Moment der Spannungsinvertierung 114 6.2 Theoretische Betrachtung der direct-P-SSHI-Schaltung (t1 + tsp ) ergibt sich ein Stromfluss durch Schalter und Spule: Z t2 Idt + t1 t1 Z t2 t1 Z t2 Isp dt = Isp dt = Cp Z t1 +tsp t1 T UC 2RL (6.1) −π dU = Cp Uc 1 + e 2Qs (6.2) −π Der Term e 2Qs beschreibt die beim Umschalten auftretenden Verluste. Qs stellt hierbei die Güte des Schaltvorgangs dar. Unter der Vereinfachung eines perfekten Umschaltens gilt: Qs π 2 (6.3) Somit lässt sich Gleichung 6.2 vereinfachen zu: Z t2 t1 Isp dt = Cp Z t1 +tss t1 dU = Cp Uc (6.4) Uc lässt sich als Funktion der Amplitude der Auslenkung x̂ mit Hilfe von Gleichung 2.12, Gleichung 6.1 und Gleichung 6.4 darstellen: Uc = 2ωαRL x̂ π + ωRCp (6.5) Die Energie des Systems kann in diesem Fall als die Summe der gewandelteten EHEnergie, der Schaltverluste und der mechanischen Verluste berechnet werden. Das Energiegleichgewicht ergibt sich somit für eine halbe Periodendauer (t0 bis t0 + τ = 115 Kapitel 6 Direct-P-SSHI T /2) zu: Z T /2 F ẋdt = c Z T /2 0 0 1 T Uc2 ẋ2 dt + Cp Uc2 + 2 2RL (6.6) Unter der Annahme einer sinusförmigen Auslenkung nahe der Resonanz des PEH kann das Energiegleichgewicht vereinfacht und nach der Amplitude der Auslenkung x̂ als Funktion der Amplitude der Kraft F̂ dargestellt werden. Es gilt: x̂ = F̂ ωc + 4ωα2 R(2π+ωRCp ) π(π+ωRCp )2 (6.7) Für die vom EH gewandelte Energie gilt in Folge die Darstellung als Funktion der Spannung Uc und der Last RL : P = 4ω 2 x̂2 α2 RL Uc2 = RL (π + ωRL Cp )2 (6.8) Für Strukturen mit schwacher elektromechanischer Kopplung wird Gleichung 6.8 vereinfacht zu Gleichung 6.9 [53]. P = 4α2 RL F̂ 2 c2 (π + ωRL Cp )2 (6.9) Die optimale Last aus Gleichung 6.10 führt zur maximalen Leistung in Gleichung 6.11. Dies gilt auch für den Betrieb außerhalb der Resonanz des PEH [53]. Ropt = Pmax = 116 π ωCp α2 F̂ 2 ωπc2 Cp (6.10) (6.11) 6.3 Piezoelektrischer Energy Harvester Verglichen mit dem Ergebnis der theoretischen Betrachtung der Standardschaltung aus Gleichung 5.8 ist mit der direct-P-SSHI-Schaltung die doppelte maximale Leistung bei gleicher Anregung erzielbar. Dies gilt jedoch nur unter Vernachlässigung der Verluste beim Umschaltvorgang und dem Energiebedarf der aktiven Bauelemente. 6.3 Piezoelektrischer Energy Harvester Aus Gründen der Vergleichbarkeit basiert der verwendete PEH für die direct-PSSHI-Schaltung auf den in Kapitel 4 beschriebenen EH-B1, der für die Analyse der Standardschaltung verwendet wurde. Verschiedene Elektrodenstrukturen wurden mit Hilfe von Ätzverfahren auf der Ober- und Unterseite des Energiewandlers geformt. Diese tragen die unterschiedliche Aufgaben des primären EH und des Triggergenerators. Sie werden zur Energiegewinnung und zur Signalbereitstellung für die Schnittstellenschaltungen genutzt. Abbildung 6.3 zeigt im zweiten Teilbild den eingesetzten EH mit einer der verschiedenen Elektrodenanordnungen. Man erkennt darauf die kleinere Triggerelektrode und eine große Primärelektrode. Die gleiche Struktur befindet sich auch auf der Unterseite des EH. Zum Vergleich ist im linken Teilbild der EH-B1 mit vollflächiger Elektrode abgebildet. Der neue Typ von EH wird im Folgenden mit EH-B2 abgekürzt. Verschiedene energieoptimierte Elektrodenanordnungen sind vorstellbar. Abbildung 6.4 stellt einige der Möglichkeiten dar. Besonders sinnvoll, gerade beim Einsatz einfacher Biegebalken, ist eine Variante, bei der der Triggergenerator nicht an Positionen maximaler Verformung des piezoelektrischen Biegebalkens positioniert wird. Diese findet stets nahe der Einspannungsstelle statt. Wird dieser Bereich dem Triggergenerator vorenthalten, so steht dem primären EH immer das Maximum der zu wandelnden Energie zur Verfügung. Nachteilig wirkt sich dies jedoch auf das maximale Spannungsniveau des 117 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Abbildung 6.3: a) EH-B1 mit vollflächiger Elektrode. b) EH-B2 mit Trigger- und primärer EH-Elektrode. Triggergenerators aus, das in Abhängigkeit seiner Positionierung variiert. Bei Anregungsprofilen bei denen große mechanische und somit auch elektrische Spannungen garantiert werden, ist dies zu vernachlässigen. Nicht jedoch bei Anregungen niedriger Beschleunigungsamplitude. Es muss gewärleistet werden stets eine elektrische Minimalspannung zur Verfügung zu haben, die eine Auswertung der Signale zur Maximaerkennung zulässt. Mit dem Aufbau aus Abbildung 6.3 b) ist dies garantiert. Die verwendeten Anregungsprofile zur messtechnischen Charakterisierung wurden bewusst auch in Bereichen sehr kleiner mittlerer Beschleunigung (0, 5 − 2m/s2 ) gewählt, um gerade dort die Funktionsweise zu demonstrieren. Neben dem Ziel der Optimierung der Energieausbeute steht an dieser Stelle vorrangig die Möglichkeit eines universellen Einsatzszenarios, beginnend bei sehr kleinen Beschleunigungen. 118 6.4 Direct-P-SSHI-Schwingkreis Abbildung 6.4: PEH mit unterschiedlichen Elektrodenstrukturen zur Erzeugung der Triggersignale. 6.4 Direct-P-SSHI-Schwingkreis Um das direct-P-SSHI-Prinzip umzusetzen wird eine Spule benötigt, die in Kombination mit dem primären EH einen Schwingkreis bildet. Dieser Schwingkreis wird genutzt um das am primären EH anliegende Spannungssignal zu invertieren. In Folge wird das Spannungssignal durch die fortgesetzte Schwingung des EH-B2 weiter erhöht. Die Dimensionierung der Spule richtet sich nach der technischen Realisierbarkeit eines Steuerpulses für den Schwingvorgang der P-SSHI-Schaltung. Die Periodendauer einer Schwingung des Schwingkreises soll kurz im Verhältnis zu der Periodendauer der äußeren Anregungsquelle sein. Damit wird der Energy HarvestingProzess möglichst nicht beeinflusst. Mit der Frequenz diese Schwingkreises f0LC und der Frequenz der äußeren Anregung f0A gilt: f0LC >> f0A (6.12) Die Frequenz f0LC berechnet sich gemäß: f0LC = 1 q 2π Cp L1 (6.13) 119 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Pulse im MHz-Bereich sind mit gängigen Mikrocontrollern realisierbar. Somit wurde für die dargestellte Anwendung eine Spule mit L = 10µH gewählt. Damit ergibt sich f0LC = 0, 6M Hz. Um die Güte des Schwingkreises möglichst hoch zu halten, wird eine Spule mit geringem ohmschem Widerstand eingesetzt. Dies verringert die, bei der Invertierung der Spannung am primären EH auftretenden, ohmschen Verluste. 6.5 Schalter für die direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung Um die Schaltvorgänge der direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung möglichst verlustarm und präzise realisieren zu können, werden MOSFET basierte Schalter eingesetzt. Diese haben gegenüber anderen Schaltervarianten, wie z.B. stromgesteuerten Bipolartransistoren, folgende Vorteile: • schnelleres Schalten • geringe Verlustleistung auf Grund des geringen Gatestroms • geringe Verluste auf Grund des niedrigen Drain-Source Widerstands im leitenden Zustand Durch die interne Verbindung von Bulk und Source entsteht bei MOSFET eine parasitäre Diode parallel zur Drain-Source-Strecke. Setzt man einen MOSFET als Schalter ein, so schließt dieser auf Grund der parasitären Diode nur in eine Richtung. Ein einzelner diskreter MOSFET kann somit nur in Gleichstromsschaltung als Schalter eingesetzt werden. Die direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung benötigt jedoch einen Schalter der unabhängig der Stromrichtung und des Spannungspotentials sperrt oder leitet. Dieses Problem kann mit Hilfe zweier antisource geschalteter n-Kanal-MOSFET behoben werden. Verbindet man jeweils Source mit Source und 120 6.5 Schalter für die direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung Gate mit Gate der beiden MOSFET, so kann mit einer einzelnen Steuerspannung UGS geschaltet werden. Die parasitären Dioden werden in diesen Fall antiseriell geschaltet und sperren und leiten somit jeweils abwechselnd. Der Schalter ist in Abbildung 6.5 dargestellt. Zur Verdeutlichung der Funktion stellt Abbildung 6.6 den Stromfluss durch den Abbildung 6.5: Direct-P-SSHI-Schalter bestehend aus zwei antisource verschalteten N-Kanal-MOSFET mit parasitären Dioden. Schalter dar. Neben dem geöffneten Zustand, bei dem kein Strom durch den Schalter fließt, ergeben sich zwei verschiedene Phasen des Stromflusses im geschlossenen Zustand des Schalters. In Phase I wird die Spannung des primären EH von positivem Spannungslevel auf ein negatives Spannungslevel invertiert. In dieser Phase fließt der Strom, wie in Abbildung 6.6 dargestellt, über die Drain-Source-Strecke des oberen MOSFET und durch die in Durchlassrichtung geschaltete parasitäre Diode des unteren MOSFET. Phase II kehrt diese Situation um. Hier wird die Spannung am primären EH vom negativen Niveau auf ein positives Niveau invertiert. Der Strom fließt hierbei über die Drain-Source-Strecke des unteren MOSFET und die parasitäre Diode des oberen MOSFET. An den parasitären Dioden der MOSFET entstehen Verluste auf Grund der relativ hohen Spannungsabfälle in Durchlassrich- 121 Kapitel 6 Direct-P-SSHI tung. Diese Veluste können durch den zusätzlichen Einsatz von Schottky-Dioden mit kleinerer Schwellenspannung verringert werden. Diese werden den parasitären Dioden der MOSFET parallel geschaltet. Abbildung 6.6: Stromfluss beim Invertierungsvorgang der Spannung durch den Schalter der direct-P-SSHI-Schaltung. 6.6 Schaltung zur Detektion der Spannungsmaxima Peak-Detektor Aufwendige Sensortechnik oder die Verwendung von Stromsensoren erschweren den Einsatz der P-SSHI-Schaltungstechnik, oder machen diesen bei zu hohem Energiebedarf sogar unrentabel. Die Realisierung ist somit nicht ohne Weiteres möglich. Bei bekannter anregender Schwingung, im einfachsten Fall einer harmonischen, sinus- 122 6.6 Schaltung zur Detektion der Spannungsmaxima - Peak-Detektor förmigen Anregung, ist es jedoch möglich die Taktung der Schaltsignale im Voraus festzulegen und ablaufen zu lassen. Diese Situation entspricht aber in den seltensten Fällen der Realität. Der Einsatz des Kombinationsgenerators ermöglicht erstmals bei geringer Komplexität der Schaltungsechnik und somit auch geringem Energiebedarf die direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung zu betreiben. Um der direct-P-SSHISchaltung die benötigten synchronen Schaltsignale beizusteuern wird der Triggergenerator eingesetzt. Dieser liefert in Kombination mit einem Detektor zur Erkennung der Maxima der Spannung, kurz Peakdetektor, die benötigten Informationen über den optimalen Schaltpunkt. Der Peakdetektor wurde so ausgelegt, dass der Triggergenerator nahezu unbelastet im Leerlauf arbeitet und somit wenig Einfluss auf den Energy-Harvesting-Prozess an sich genommen wird. Der Peakdetektor besteht grundsätzlich aus zwei Teilschaltungen. Den einen Teil der Schaltung stellt ein analoger Teil dar, der kontinuierlich die Spannungsmaxima zeitlich speichert und mit dem aktuellen Spannungslevel vergleicht. Der zweite Teil besteht aus einem digitalen Ausgang, der über die Detektion eines Maximums des Spannungsignals informiert. Der grundsätzliche Aufbau des Peakdetektors ist in Abbildung 6.7 dargestellt. Der Peakdetektor ist unipolar ausgelegt, um auf die energieaufwendige Wand- Abbildung 6.7: Peakdetektor Triggergenerator. zur Erkennung der Spannungsmaxima am lung der Versorgungsspannung hin zu einem negativem zweiten Spannungsniveau zu 123 Kapitel 6 Direct-P-SSHI verzichten. Somit kann die Energieversorgung der Schaltung direkt aus dem Speicherkondensator des Systems gewährleistet werden. Dies hat jedoch zur Folge, das dem Triggergenerator ein Gleichrichter nachgeschaltet wird, um innerhalb des Spannungsbereichs zwischen GND und der maximalen Versorgungsspannung zu arbeiten. Dem Gleichrichter folgt im ersten Pfad ein Kondensator, der über eine Diode geladen wird. Dieser Pfad arbeitet somit als Informationsspeicher, der den Wert der Spannungsmaxima darstellt. Parallel zum Kondensator wird ein Widerstand geschaltet, der den Kondensator in definierter Zeit wieder entläd, um das nächste Maximum der Spannung zu erkennen. Im zweiten Pfad folgt auf eine Kompensationsdiode ein Widerstand, der stets den aktuellen Wert der Spannung am Triggergenerator repräsentiert. Die beiden Pfade werden mit Hilfe eines Komparators verglichen. Die steigende Ausgangsflanke des Komparators stellt somit immer die Detektion eines Spannungsmaximums dar. Abbildung 6.8 zeigt die Spannungssignale des Peakdetektors in einer Messung. Dargestellt werden die Ausgangsspannung des primären EH (Up1 ), die Spannung am Peakdetektor (Up2 ) und das Ausgangssignal des Triggergenerators (Upeak ). Man erkennt, dass jeweils bei Erreichen eines Maximums der Spannung des EH-B2 die Ausgangsspannung des Peakdetektors auf die positive Versorgungsspannung ansteigt. Um den Triggergenerator möglichst wenig zu belasten, wurden hochohmige Widerstände eingesetzt. Mit Hilfe der Wahl eines Komparators mit Strombedarf im Bereich weniger nA konnte der Energieverbrauch unter 1µA gehalten werden. Folgende Komponenten wurden verwendet: • Gleichrichter: Vollbrückengleichrichter mit vier Schottkydioden mit geringer Durchlassspannung (BAT54HT)[87] • Dioden D1 und D2 (BAT54HT) • Kondensator C1 : 470pF 124 6.7 Schaltung zur Ausgabe der Steuerpulse • Widerstand R1 : 10M Ω • Widerstand R2 : 20M Ω • Komparator K1 : LTC1540 [88] mit 0.3µA Versorgungsstrom Abbildung 6.8: Spannungssignale des Peakdetektors. Dargestellt sind Up1 (Spannungssignal des primären EH), Up2 (Spannungssignal des Triggergenerators) und Upeak (resultierendes Ausgangssignal des Peakdetektors). Das Ausgangssignal des Peakdetektors kann nun in Folge als Triggersignal für das Schließen des direct-P-SSHI-Schalters genutzt werden. Dazu wird zusätzlich die im Folgenden beschriebene Schaltung zur Ausgabe der Steuerpulse benötigt. 6.7 Schaltung zur Ausgabe der Steuerpulse Nachdem der Peakdetektor den optimalen Schaltzeitpunkt für das Zuschalten der Spule erkannt hat, muss nun ein geeigneter Steuerpuls generiert werden der den Schalter aus Abschnitt 6.5 steuert. Die benötigten Spannungspulse für das Zuschalten der Spule können auf zwei verschiedene Arten generiert werden. Beide Arten der Realisierung nutzen die vom Peakdetektor ausgegebenen Pulse als Triggersignal. Ein erster Aufbau in diskreter oder integrierter Form ist möglich, bei dem mit Hilfe einer 125 Kapitel 6 Direct-P-SSHI monostabilen Kippstufe die Pulsdauer festgelegt und die Pulse ausgegeben werden können. Bei einem zweiten Aufbau wird ein Mikrocontroller genutzt, bei dem die Pulsdauer in der Software hinterlegt werden kann. Die Dauer der Steuerpulse ist in jedem Fall unabhängig von der anregenden Schwingung und errechnet sich als T0LC /2, gemäß Gleichung 6.14 aus der halben Periodendauer des Schwingkreise aus Kapazität des primären EH und der zugeschalteten Spule. q T0LC 1 = = π · Cp L 2 2 · f0LC (6.14) Die erste Variante des Aufbaus (Version I) ist in Abbildung 6.9 dargestellt. Die Schaltung ist in vier Blöcke mit unterschiedlichen Funktionen unterteilt: • Triggergenerator mit Gleichrichter: Um im Spannungsbereich zwischen GND und der maximalen Versorgungsspannung arbeiten zu können, wird die Ausgangsspannung des Triggergenerators gleichgerichtet. • Peakdetektor: Die Spannungsmaxima werden erkannt und ein Rechteckimpuls wird ausgegeben. Die steigende Flanke stellt hierbei das Erreichen eines Maximalwertes dar. • Schaltung zur Erzeugung negativer Flanken: Diese Schaltung erzeugt immer dann wenn der Peakdetektor eine steigende Flanke generiert eine negative Flanke. • Monostabile Kippstufe: Die auf der integrierten Schaltung NE555, oder deren low-power Variante SE555 [89, 90], basierende monostabile Kippstufe nutzt die negative Flanke als Triggersignal und gibt einen Puls vorbestimmter Dauer aus. Die Dauer Tmk1 kann über den Widerstand R7 und den Kondensator C4 126 6.7 Schaltung zur Ausgabe der Steuerpulse gemäß Gleichung 6.15 festgelegt werden. Tmk1 = 1, 1 · R7 · C4 (6.15) In dieser Auführung ist die monostabile Kippstufe nicht nachtriggerbar. Das bedeutet, dass der erzeugte Ausgangspuls unabhängig von der Dauer des Eingangspulses ist und somit auch kürzer als dieser sein kann. R7 und C4 werden so dimensioniert, dass gilt: 1 Tmk1 = T0LC 2 (6.16) Abbildung 6.10 zeigt die zu den einzelnen Funktionsblöcken zugehörigen Spannungssignale. Dargestellt sind die native und die gleichgerichtete Ausgangsspannung des Triggergenerators UT und UGR , die rechteckförmige Ausgangsspannung des Peakdetektors UP eak , die erzeugten negativen Spannungsflanken Uneg und das Ausgangssignal zur Steuerung des Schalters der P-SSHI-Schaltung UOut . Das Steuersignal erzeugt somit die Pulse immer beim Erreichen der Maxima der Triggerspannung. 127 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Abbildung 6.9: Schaltbild der Kontrolleinheit Version I. Die Einheit besteht aus dem Triggergenerator samt Gleichrichter, dem Peak-Detektor, einer Schaltung zur Erzeugung negativer Flanken und einer monostabilen Kippstufe zur Erzeugung der Schaltimpulse. 128 6.7 Schaltung zur Ausgabe der Steuerpulse Abbildung 6.10: Spannungssignale der Kontrolleinheit Version I am Beispiel einer sinusförmigen Anregung. 129 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Die zweite Variante (Version II) ist in Abbildung 6.11 dargestellt. Die Schaltung ist hierbei in drei Blöcke mit unterschiedlichen Funktionen unterteilt, wobei die ersten beiden Blöcke, also Triggergenerator und Peakdetektor, gleich den beiden ersten Blöcken aus Version I sind. Der dritte Teil der Schaltung ersetzt die Schaltung zur Erzeugung der negativen Flanken und die monostabile Kippstufe durch den Einsatz eines Mikrocontrollers. Neben Block eins und zwei der Version I besteht Version II somit aus dem folgenden Abbildung 6.11: Schaltbild der Kontrolleinheit Version II. Der im System inhärente Mikrocontroller (z.B. MSP430) übernimmt die Aufgabe der Pulserzeugung und verringert somit den Schaltungsaufwand. 130 6.7 Schaltung zur Ausgabe der Steuerpulse dritten Funktionsblock: • Mikrocontroller: Energieautarke Sensor- oder Aktorsysteme benötigen stets eine Einheit zur Verarbeitung und Steuerung der Sensordaten, der Aktoren und der Funkanbindung. Meist wird hierfür ein Mikrocontroller eingesetzt. Dieser ist sowohl mit einem Prozessor, als auch mit Peripheriefunktionen ausgestattet. Dazu zählen unter anderem verschiedene Kommunikationsschnittstellen, Analog-Digital-Umsetzer, Timer und die Möglichkeit ereignisgesteuerte Funktionen abzurufen. Dabei kann der Mikrocontroller in einen energiesparenden Modus versetzt werden und immer nur dann ”aufgeweckt” werden, wenn er Aufgaben zu bewältigen hat. Das ”Aufwecken” des Mikrocontrollers kann entweder über einen internen Timer, oder über einen Flankenwechsel eines extern angelegten Spannungssignals erfolgen. Dieses Interrupt-Signal wird im vorliegenden Fall vom Peakdetektor bereitgestellt. Erkennt der Mikrokontroller die steigende Flanke des Rechtecksignals des Peakdetektors, so erzeugt er ein Ausgangssignal mit der festgelegten Dauer des Schaltimpulses für den Schalter der direct-P-SSHI-Schaltung. Die Dauer dieses Schaltsignals kann hierbei über die Software definiert werden. Als Mikrocontroller kommt im vorliegenden Fall ein Mikrocontroller (MSP430G2553 [91]) der MSP430-Familie [92] von Texas Instruments zum Einsatz. Der zugehörige C-Quellcode ist in Anhang C beschrieben. Abbildung 6.12 zeigt die zu den einzelnen Funktionsblöcken zugehörigen Spannungssignale. Dargestellt sind die unveränderte und die gleichgerichtete Ausgangsspannung des Triggergenerators UT und UGR , die rechteckförmige Ausgangsspannung des Peakdetektors UP eak und das Ausgangssignal des Mikrocontrollers zur Steuerung des Schalters der P-SSHI-Schaltung UOut . 131 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Abbildung 6.12: Spannungssignale der Kontrolleinheit Version II am Beispiel einer sinusförmigen Anregung. 6.8 Simulations- und messtechnische Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung Im Folgenden werden die Simulations- und Messergebnisse der Schnittstellenschaltung direct-P-SSHI vorgestellt. Die direct-P-SSHI Schaltung arbeitet völlig automatisiert. Durch die Verwendung des EH-B2 mit getrenntem Triggergenerator und primärem EH, des Peak-Detektors und der Schaltpulserzeugung durch den Mikrocontroller, ist das System völlig flexibel einsetzbar und bedarf keiner zusätzlicher Einstellung oder Kalibrierung. Die Simulationen und Messungen der Schnittstellenschaltungen wurden unter gleichen Randbedingungen wie bei der Analyse der Standardschaltung durchgeführt. Der Vollständigkeit halber werden die Profile an dieser Stelle nochmals kurz beschrieben. Eine ausführliche Beschreibung der Messprofile 132 6.8 Simulations- und messtechnische Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung ist in Kapitel 5 zu finden. • Simulationsprofil: Es werden sinusförmige Schwingungen mit fester Beschleunigungsamplitude (1m/s2 ) und Frequenz (150Hz) eingesetzt. Als Energiespeicher kommt ein Kondensator mit einer Kapazität von 10µF zum Einsatz. Die Simulationsdauer beträgt 2s. Die in dieser Zeit auf dem Speicherkondensator gespeicherte Energie wird gemessen. • Messprofil I: Es gelten die gleichen Bedingungen wie bei dem Simulationsprofil. Das Ergebnis stellt einen Vergleich der Messung mit der Simulation dar. • Messprofil II: Bei fester Beschleunigungsamplitude der Anregung von 1m/s2 wird ein Frequenzsweep von 100Hz bis 200Hz durchgeführt. Die Frequenz wird mit einer Rate von 30Hz pro Minute langsam erhöht. Ein 10µF Speicherkondensator kommt zum Einsatz. Messergebnis ist die gespeicherte Energie in Abhängigkeit der anregenden Frequenz und Messdauer. • Messprofil III: Ein Ladevorgang mit einem zufallsverteilten Anregungsprofil wird durchgeführt. Die Frequenz variiert im Bereich von 100Hz bis 200Hz bei fester mittlerer Beschleunigung der Anregung. Vier Szenarien mit unterschiedlichen Beschleunigungen werden analysiert. 6.8.1 Simulationstechnische Charakterisierung Für die Simulation wurde ein Ersatzschaltbild des primären EH des EH-B2 verwendet. Die Kopplung des Triggergenerators an den primären EH wird in der Simulation, wie in Abbildung 6.13 dargestellt, mit einem vereinfachten Ersatzschaltbild des Triggergenerators realisiert. Der Kopplungsfaktor KD wird eingeführt. Dieser berechnet sich aus dem Verhältnis der Amplitudenwerte der Leerlaufspannung des Triggergenerators Ûp2 und des primären EH Ûp1 . Tabelle 6.1 zeigt die berechneten 133 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Abbildung 6.13: Gekoppeltes Ersatzschaltbild zur Simulation von primärem EH und Triggergenerator. Werte des Ersatzschaltbildes gemäß der Herleitung aus Unterabschnitt 4.2.1. kD = Ûp2 Ûp1 (6.17) Die Simulation wird mit Simulationsprofil SI bei sinusförmiger Anregung bei 150Hz Elektrische Größe Wert Cp 4, 391nF Cm 0, 459nF Lm 2, 396kH Rm 40, 94kΩ Cp2 2, 07nF Tabelle 6.1: Elektrische Größen des gekoppelten Ersatzschaltbildes des primären EH und des Triggergenerators. und einer Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 durchgeführt. Wie oben beschrieben kommt als Speichermedium aus Gründen der Vergleichbarkeit ein Kondensator mit 10µF Kapazität zum Einsatz. Die Gesamtdauer der durchgeführten Messung beträgt 2s. In dieser Dauer der Simulation konnten 43µJ auf dem Speicherkondensator gespeichert werden. In Abbildung 6.14 sind die Spannung, die direkt am primären EH (Up1 ) anliegt und die Spannung am Speicherelement (Uc ) dargestellt. Auch zeigt ein Zoom detailliert den Schaltvorgang der Schaltung. Man erkennt den 134 6.8 Simulations- und messtechnische Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung für die direct-P-SSHI-Schaltung typischen Signalverlauf. Up2 zeigt den Signalverlauf des Triggergenerators, der die für das Takten der Schaltpulse notwendige Information über das Erreichen eines Maximums der Spannung liefert. Das Takten der Schaltpulse wurde in der Simulation gemäß der in Abbildung 6.9 präsentierten Schaltung inklusive Peakdetektor und Logiksteuerung zur Ausgabe der Schaltpulse realisiert. Im Vergleich mit der Simulation der Standardschaltung wurde eine Steigerung der gespeicherten Energie auf das 1,34-fache erzielt. In dieser Berechnung wird der Energieverbrauch des direct-P-SSHI-Systmes nicht berücksichtigt. Dies wird jedoch in die Ergebnisse der Messungen aufgenommen. 135 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Abbildung 6.14: Simulation des Ladevorgangs der direct-P-SSHI Schaltung mit Simulationsprofil SI. Dargestellt werden Up1 (Spannung am primären EH), Up2 (Spannung am Triggergenerator), Uc (Spannung am Speicherkondensator), Upeak (Ausgang des Peakdetektors) und Upuls (Schaltpulse für Schalter S1). Die beiden unteren Teilbilder zeigen den Umschaltvorgang im Detail. Die Schaltimpulse setzen immer dann ein, sobald ein Maximum an Up2 erkannt wird. 136 6.8 Simulations- und messtechnische Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung 6.8.2 Messtechnische Charakterisierung Für die messtechnische Analyse wurde das gleiche System zur Charakterisierung der Schnittstellenschaltungen, das auch schon in Unterabschnitt 5.2.2 zum Einsatz kam, verwendet. Für den Vergleich mit den Simulationen wird eine Messung (MI) bei fest eingestellter Frequenz einer harmonischen Schwingung durchgeführt. Um die Realität möglichst genau darstellen zu können und eine große Anwendungsbreite zu realisieren, wird das System zwei weiteren Messungen unterzogen. Diese sind ein Frequenzsweep über einen Bereich von 100Hz − 200Hz (MII) und eine Messung bei zufallsverteilter Frequenz im gleichen Bereich und unterschiedlicher mittlerer Beschleunigung (MIII). Der Leistungsbedarf des kompletten direct-P-SSHI-Systems, bestehend aus den in Abschnitt 6.1 beschriebenen Komponenten beträgt 6µW . Dieser muss bei der Analyse der Ergebnisse berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der drei verschiedenen Anregungsszenarien werden im Folgenden detailliert beschrieben. 6.8.2.1 Messprofil I Die erste Messung wird bei fester Frequenz (f = 150Hz) und sinusförmiger Anregungsquelle mit einer Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 durchgeführt. Die Gesamtdauer der durchgeführten Messung beträgt 2s. In Abbildung 6.15 dargestellt sind die Spannung, die direkt am Piezoelement anliegt und die Spannung am Speicherelement. Ein Zoom zeigt detailliert den Schaltvorgang des Zuschaltens der Spule. In der dargestellten Messdauer konnten 42µJ auf dem Speicherkondensator gespeichert werden. Die Simulation (SI) und die reale Messung (MI) zeigen eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse. Im Vergleich der Messergebnisse wurde mit Hilfe der direct-P-SSHI-Schaltung die gespeicherten Energie um den Faktor 1,5 gegenüber der Messung MI der Standardschaltung aus Unterabschnitt 5.2.2 gesteigert. 137 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Abbildung 6.15: Messergebnisse des Ladevorgangs der direct-P-SSHI Schaltung. Dargestellt werden Up1 (Spannung am primären EH), Up2 (Spannung am Triggergenerator), Uc (Spannung am Speicherkondensator), Upeak (Ausgang des Peakdetektors) und Upuls (Schaltpulse für Schalter S1). Die beiden unteren Teilbilder zeigen den Umschaltvorgang im Detail. Die Schaltimpulse setzen immer dann ein, sobald ein Maximum an Up2 erkannt wird. 138 6.8 Simulations- und messtechnische Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung Abzüglich des Energiebedarf des gesamten direct-P-SSHI-Systems, der für die Messdauer von 2s genau 12µJ beträgt, ergibt sich dennoch eine Steigerung der gespeicherten Energie um 14%. 6.8.2.2 Messprofil II Die zweite Messung zeigt die Abhängigkeit des Systems von der anregenden Frequenz im Detail. Bei dieser Messung wird bei fester Amplitude der Beschleunigung der Anregung von 1m/s2 ein Frequenzsweep von 100Hz bis 200Hz durchgeführt. Hierbei wird die Frequenz mit einer Rate von 30Hz pro Minute langsam erhöht. Abbildung 6.16 zeigt das Ergebnis dieser Messung. Dargestellt wird das Messergebnis im Vergleich mit dem Ergebnis der Standardschaltung aus Unterabschnitt 5.2.2. Man erkennt folgende Effekte die durch die Direkt-P-SSHI-Schaltung zur Optimierung der Energiespeicherung beitragen: • Es findet eine Verschiebung der Resonanzfrequenz des EH-B2 gegenüber EHB1 um 3Hz statt. Dieser Effekt lässt sich durch die gemeinsame Verwendung des Substrats durch primären EH und Triggergenerator erklären. • Die 3dB-Bandbreite des EH vergrößert sich von ursprünglich 3, 5Hz im Fall der Standardschaltung mit EH-B1 auf 9Hz im Fall der Direkt-P-SSHI-Schaltung mit EH-B2. • Bereiche deren Frequenz weit von der Resonanz entfernt sind, tragen anders als im Fall der Standardschaltung dennoch merklich zur Energiespeicherung bei. Ursache dafür ist die durch die direkt-P-SSHI-Schaltung erhöhten Spannungssignale in Bereichen geringer Spannungsamplituden. Verglichen mit der Standardbeschaltung, erlaubt die direct-P-SSHI-Schaltung somit auch neben der Resonanz des PEH, eine effizientere Energiespeicherung. 139 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Abbildung 6.16: Abhängigkeit der gespeicherten Energie von der anregenden Frequenz. Dargestellt wird die mit der direct-P-SSHI-Schaltung gespeicherte Energie im Vergleich mit der gespeicherten Energie der Standardschaltung, bei einem Frequenzsweep von 100Hz bis 200Hz mit fester Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 (MII). 6.8.2.3 Messprofil III Die dritte Messung stellt den Ladevorgang bei zufallsverteiltem Anregungsprofil dar. Bei zufällig verteilten Frequenzen zwischen 100Hz und 200Hz und vier verschiedenen mittleren Beschleunigung von 0, 5m/s2 , 0, 8m/s2 , 1m/s2 und 2m/s2 . Abbildung 6.17 zeigt das Ergebnis dieser Messungen. Man erkennt die zeitlich variierende Spannung am Kondensator Uc , dargestellt für eine Messung von drei Minuten. Je höher die mittlere Beschleunigung, desto höher ist dementsprechend auch die gespeicherte Energie. Abbildung 6.18 stellt die Ergebnisse der Analyse der Standardschaltung den Ergebnissen der direct-P-SSHI-Schaltung gegenüber. Man erkennt die Energie, die auf dem Energiespeicher (Kondensator mit 10µF Kapazität) gespeichert wurde. Die einzelnen Teilbilder zeigen hierbei die Messungen mit den unterschiedlichen Beschleunigungsprofilen. Standardschaltung und direct-P-SSHI-Schaltung wurden hierbei jeweils mit identischen Anregungsprofilen betrieben. Man erkennt, dass die Energie, 140 6.8 Simulations- und messtechnische Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung Abbildung 6.17: Energiespeicherung mit der direct-P-SSHI-Schaltung bei zufallsverteiltem Anregungsprofil für Frequenzen zwischen 100Hz und 200Hz (MIII). die mit Hilfe der Direkt-P-SSHI gespeichert wurde grundsätzlich höher ist, als die mit der Standardschaltung gespeicherte. In Abhängig von Anregungsprofil und Zeitpunkt der Messung ergibt sich das in Abbildung 6.19 dargestellte Ergebnis. Je geringer die mittlere Beschleunigung der Anregung, desto größer ist der Effekt der Steigerung der gespeicherten Energie. Dies lässt sich durch den Einfluss der Spannungserhöhung der direct-P-SSHI-Schaltung erklären. Umso kleiner die vom PEH generierte Spannung ist, desto schneller stellt sich eine Sättigung auf dem Speicherkondensator ein. Es werden höhere Spannungslevel erforderlich um den Energiepseicher weiter laden zu können. Dies wird mit Hilfe der direct-P-SSHI-Schaltung ermöglicht. 141 Kapitel 6 Direct-P-SSHI Abbildung 6.18: Vergleich der Messergebnisse direct-P-SSHI- und der Standardschaltung bei zufallsverteiltem Anregungsprofil für Frequenzen zwischen 100Hz und 200Hz. Dargestellt werden die Messergebnisse mit unterschiedlicher mittlerer Beschleunigung. Die Kurve Differenz zeigt im jeweiligen Schaubild die Differenz aus der Energie des Systems mit direct-P-SSHI-Schaltung und mit Standardschaltung. 142 6.8 Simulations- und messtechnische Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung Abbildung 6.19: Verhältnis der gespeicherten Energie der Schaltung zur gespeicherten Energie der Standardschaltung. direct-P-SSHI- 143 Kapitel 6 Direct-P-SSHI 6.9 Fazit und Zusammenfassung der direct-P-SSHI-Schaltung Die Analyse der direct-P-SSHI-Schaltung zeigt, dass durch deren Einsatz eine Steigerung der gespeicherten Energie im Vergleich zum Betrieb der Standardschaltung ermöglicht wird. Folgend Ergebnisse ergeben sich durch die simulations- und messtechnische Charakterisierung und den Vergleich zur Standardschaltung: • Die bei der Standardschaltung bestehende Problematik, dass Energie nur dann gespeichert wird, wenn die Spannung am EH die am Speichermedium anliegende, zuzüglich der am Gleichrichter abfallenden Spannung übersteigt, wird durch die direct-P-SSHI-Schaltung gelöst. Der Effekt der Spannungserhöhung durch zeitsynchronisiertes Zuschalten einer Spule beseitigt diese Problematik. • Auch außerhalb der Resonanz des EH ist die direct-P-SSHI-Schaltung, anders als die Standardschaltung, in der Lage dem Energiespeicher Energie zuzuführen. • Die 3dB-Bandbreite des EH wird durch den Einsatz der direct-P-SSHI-Schaltung verbreitert. Ein Einsatz für Vibrationen nahe der Resonanzfrequenz wird hierdurch verbessert. • Der Einsatz für zufallsverteilte Profile macht das tatsächliche Potential der direct-P-SSHI-Schaltung deutlich. Neben der Anregung mit Frequenzen nahe der Resonanz tragen hier auch Frequenzen die weit entfernt von der Resonanzfrequenz liegen merklich zur Energiespeicherung bei. • Obwohl der primäre EH sich die Substratfläche des EH-B2 mit dem Triggergenerator teilt, wird mehr Energie gespeichert als das bei der vollflächigen Nutzung mit Standardschaltung und EH-B1 der Fall ist. 144 7 Optimierung des Gesamtsystems Neben der Einführung einer Schnittstellenschaltung zur Maximierung der Energieextraktion und -speicherung bieten Standard-EH-Systeme weitere Ansatzpunkte zur Maximierung der zu speichernden Energie. Die in Folge präsentierten Erweiterungen und Optimierungen können sowohl als Gesamtsystem, als auch als alleinstehende Bestandteile anderer EH-Systeme genutzt werden. Am Beispiel des direct-P-SSHISystems soll dies an dessen einzelnen Komponenten verdeutlicht werden: • Die Optimierung der PEH-Strukturen fokussiert auf die Entwicklung von PEH, die bei Belastung durch eine externe Anregungssquelle eine gleichmäßige mechanische Spannungs- und Stressverteilung aufweisen. Ein, bei Belastung, nicht gleichförmig über die komplette Struktur verlaufender mechanischer Spannungsverlauf, führt zu elektrischen Potentialdifferenzen innerhalb der piezoelektrischen Materialien und in Folge dessen zu einer geringeren speicherbaren elektrischen Energie. • Mit Ausnahme der AEHS-Schaltung aus Unterabschnitt 3.2.2 ist allen, in Kapitel 3 dargestellten, Schnittstellenschaltungen der Einsatz eines Gleichrichters gleich. Als grundsätzliche Komponente ist er Teil des Gesamtsystems und trägt zur Energiebilanz des Systems bei. Zwar ist der Gleichrichter aus Gründen der Vergleichbarkeit nicht Teil der Analysen aus Kapitel 5 und Abschnitt 7.4, dennoch sollen der Vollständigkeit halber die Möglichkeiten der 145 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems Optimierung in Abschnitt 7.2 dargestellt werden. • Die Schnittstellenschaltungen aus Abschnitt 3.2 und Abschnitt 3.3 besitzen stets aktive Bauelemente, die ohne eine entsprechende Intertialenergie nicht arbeiten können. Grundsätzlich ist ein Einsatz solcher Schnittstellenschaltungen bei vollständiger Entladung des Systems somit nicht möglich. Das bedeutet, dass ein solches System immer mit einer Art Reservebatterie ausgestattet sein muss, um auch nach langer Inaktivität betrieben werden zu können. Abschnitt 7.3 stellt eine Schaltung vor, die diese Anlaufproblematik löst. Ohne jegliche Vorladung des Systems sind die Schnittstellenschaltungen durch diese Erweiterung in der Lage den Betrieb aufzunehmen. • Bei Verwendung des direct-P-SSHI-Systems teilt sich der primäre EH die Fläche des piezoelektrischen Materials mit dem Triggergenerator. Da der Triggergenerator einen Teil der Fläche zur Signalerzeugung nutzt, steht weniger piezoelektrisches Material für die Energiewandlung zur Verfügung als tatsächlich vorhanden. Die in Abschnitt 7.4 vorgestellte Schnittstellenschaltung ermöglicht zumindest eine teilweise Nutzung der dort vom Triggergenerator verwendeten Fläche des piezoelektrischen Materials. Die vorgestellte Schaltung stellt eine Erweiterung der direct-P-SSHI-Schaltung dar. 7.1 Energy Harvester mit konstanter mechanischer Spannungsverteilung Die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Schnittstellenschaltungen wurden mit Hinblick auf Vergleichbarkeit untereinander, stets mit dem in Abschnitt 4.1 dargestellten Typ EH-B1 oder EH-B2 analysiert und vermessen. Im Folgenden wird ein neuartiger Typ von PEH beschrieben, der für alle, im Rahmen dieser Arbeit 146 7.1 Energy Harvester mit konstanter mechanischer Spannungsverteilung präsentierten, Schnittstellenschaltungen eingesetzt werden kann. Der Ansatz für die Optimierung zielt auf eine Erhöhung der Ausgangsleistung durch die Realisierung einer gleichmäßigen Verteilung der mechanischen Spannung des EH im Betrieb. Der Spannungsverlauf bei einseitig eingespannten Biegebalken verläuft nicht gleichförmig über die komplette Struktur. Es kommt in Folge dessen zu elektrischen Potentialdifferenzen an der Oberfläche der piezoelektrischen Materialien. Diese führen zu einem Auftreten von internen Ausgleichströmen, die sich negativ auf die elektrisch verfügbare, gewandelte Energie des EH auswirken [93]. Es muss also ein optimales Belastungsprofil gefunden werden, das bei Belastung durch eine externe Anregungsquelle eine gleichmäßige mechanische Spannungs- und Stressverteilung gewährleistet [95, 96]. Im Vergleich zu einem klassisch geformten, einseitig eingespannten Rechteckbalken kann die Energiedichte bei optimaler Spannungsverteilung auf das dreifache gesteigert werden [7]. Zu beachten ist jedoch, dass jede Änderung der Form eines piezoelektrischen Biegebalkens hin zu optimaler Spannungsverteilung einen Einfluss auf die Steifigkeit und die bewegte Masse dieses Systems hat. Somit beeinflusst dies auch das resonante Verhalten des Balkenschwingers. Eine Geometrieoptimierung des PEH, mit dem Ziel der gleichmäßigen Spannungsverteilung steht jedoch zudem in direktem Widerspruch zur optimalen Ausnutzung des verfügbaren Bauraumes. Eine gängige Bauform eines Biegebalkens mit gleichmäßiger Spannungsverteilung stellt beispielsweise ein Dreieck dar. Bei dieser Art des Aufbaus wird im Vergleich zu einem rechteckigen Aufbau gleicher Länge und Breite weniger der verfügbaren Fläche ausgefüllt. Neben der Resonanzfrequenz sinkt die schwingfähige Masse und damit in direkter Folge auch die wandelbare Energie. Zwar steigt die Energiedichte bezogen auf das aktive Material, jedoch nicht zwingend in Bezug auf den verfügbaren Bauraum. Im Folgenden wird ein PEH beschrieben, dessen Aufbau nicht auf einer Dreiecksform 147 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems basiert. Dennoch wird mit diesem eine gleichmäßige Spannungsverteilung erzielt. 7.1.1 Aufbau des piezoelektrischen Energy Harvesters Der Aufbau des Energy Harverters basiert, wie in Abbildung 7.1 dargestellt, auf dem Prinzip der Vier-Punk-Biegung. Die Strukturgleichungen eines solchen Biegebalkens sind in Anhang A zu finden. Mit einem solchen Aufbau kann gewärleistet werden, dass bei äußerer Schwingungsanregung des Balkens im Bereich zwischen den beiden angreifenden Kräften F/2 eine homogene Spannungsverteilung auftritt. In Anlehnung an die Vier-Punkt-Biegung, wird dieser EH im Folgenden mit EH-4P abgekürzt. Für den Aufbau des Vier-Punkt-Biegebalkens wurde das gleiche Materi- Abbildung 7.1: Prinzip Spannungsverteilung. eines Vier-Punkt-Biegers mit homogener al eingesetzt, das bereits bei dem EH-B1 und EH-B2 verwendet wurde (PSI-5A4E, Herstellerbezeichnung: T215-H4-303X [97]). Auch dieser Balken besteht aus jeweils zwei äußeren Nickelelektroden, zwei piezoelektrischen Schichten (PSI-5A4E) und einer Messingschicht in der Mitte. An dem Balken wurden vier Massen angebracht. Die Enden den Balkens wurden mittels Miniaturkugellager frei schwenkbar am Gehäuse befestigt. Abbildung 7.2 zeigt im linken Teilbild eine Konstruktionszeichnung des EH-4P und im rechten Teilbild den komplett aufgebauten Prototyp mit Gehäuse. 148 7.1 Energy Harvester mit konstanter mechanischer Spannungsverteilung Abbildung 7.2: Skizze und Foto des Prototyps eines EH mit homogener Spannungsverteilung (EH-4P). Die Abmessungen sind in mm angegeben. Die Elektrodenflächen an Ober- und Unterseite wurden mit Hilfe nasschemischem Ätzens strukturiert. An den Stellen, an denen die vier Massen befestigt wurden, wurde die Elektrodenschicht komplett entfernt. Somit entstehen an Ober- und Unterseite jeweils drei Elektrodenregionen. Diese sind in Abbildung 7.3 dargestellt. Die mittlere Region (E-1) stellt den primären EH dar. Dies ist auch der Bereich in dem sich bei Belastung eine konstante mechanische Spannung einstellt. Die beiden äußeren Regionen (E-2 und E-3) werden im Rahmen der direct-P-SSHI-Schaltung als Triggergenerator eingesetzt. Abbildung 7.3: Skizze des EH-4P mit markierten Elektrodenregionen. 149 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems Um die Eigenfrequenz, die maximale Auslenkung und die mechanische Spannungsverteilung des EH-4P zu kalkulieren, wurde ein Finite Elemente Model verwendet und mit harmonischen Analysen mit der FEM-Sofware ANSYS WB 12 simuliert. Das Ergebnis in Abbildung 7.4 zeigt den mechanischen Spannungsverlauf entlang der Unterseite des Balken exemplarisch bei einer Beschleunigungsamplitude von 0, 2 sm2 und einer Frequenz von 113, 5Hz. Die gleichmäßige Spannungsverteilung ist im Bereich zwischen den beiden Massen zu erkennen. Abbildung 7.4: Mechanischer Spannungsverlauf entlang der Unterseite des Balken bei einer Beschleunigungsamplitude von 0, 2m/s2 und einer Frequenz von 113, 5Hz. Abbildung 7.5 stellt die Spannungssignale der unterschiedlichen Regionen des EH4P bei Anregung in Resonanz (f = 113, 5Hz) und konstanter Amplitude der Beschleunigung von 1m/s2 dar. Man erkennt, dass wie auch schon beim EH-B2 aus Abbildung 6.8 die beiden Spannungssignale von primärem EH (Up1 ) und der äußeren Regionen (Up2 ) in Phase schwingen. Die beiden äußeren Regionen E-2 und E-3 eignen sich somit zur Informationsgewinnung für die direct-P-SSHI-Schaltung gemäß Kapitel 6 und arbeiten als Triggergenerator. Im Bild dargestellt wird der 150 7.1 Energy Harvester mit konstanter mechanischer Spannungsverteilung Einfachheit halber nur das Spannungssignal der Elektrodenfläche E-2. Abbildung 7.5: Phasenbeziehung der Ausgangsspannung des primären EH (Up1 ) und des Triggergenerators (Up2 ) des EH-4P. Abbildung 7.6 zeigt das lastabhängige Verhalten des EH-4P und die maximale Ausgangsleistung in Resonanz mit der Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 . Abbildung 7.6: Generierbare Leistung des EH-4P in Abhängigkeit der ohmschen Last bei Anregung in Resonanz mit 1m/s2 Beschleunigungsamplitude. 151 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems 7.1.2 Messtechnische Charakterisierung Der EH-4P wird messtechnisch mit Hilfe der direct-P-SSHI-Schaltung analysiert. An dieser Stelle wird eine Messung basierend auf Messprofil II aus Tabelle 5.1 dargestellt. Dieses Profil zeigt die gesamte Einsatzbreite des EH-4P über einen breiten Frequenzbereich. Bei fester Beschleunigungsamplitude der Anregung von 1m/s2 wird ein Frequenzsweep von 60Hz bis 160Hz durchgeführt. Die Frequenz wird mit einer Rate von 30Hz pro Minute langsam erhöht. Ein 10µF Speicherkondensator kommt zum Einsatz. Das Messergebnis ist die gespeicherte Energie in Abhängigkeit der anregenden Frequenz und Messdauer. Das Frequenzband wurde im Vergleich zu den Messungen aus Abschnitt 6.8 und Unterabschnitt 5.2.2 verschoben. Dies geschieht auf Grund der unterschiedlichen Resonanzfrequenz der eingesetzten EH. Diese soll sich jeweils in der Mitte des Frequenzbandes befinden. Abbildung 7.7 zeigt das Ergebnis der Messung mit der direct-P-SSHI-Schaltung im Vergleich zur Messung mit der Standardschaltung, jeweils im Betrieb mit dem EH-4P. Man erkennt auch hier eine deutliche Steigerung der gespeicherten Energie durch den Einsatz der directP-SSHI-Schnittstellenschaltung. Die 3dB-Bandbreite des EH-4P vergrößert sich von ursprünglich 4, 5Hz im Fall der Standardschaltung auf 9Hz im Fall der DirektP-SSHI-Schaltung. Bereiche deren Frequenz weit von der Resonanz entfernt sind, tragen anders als im Fall der Standardschaltung dennoch merklich zur Energiespeicherung bei. Ursache dafür ist die durch die Direkt-P-SSHI-Schaltung erhöhten Spannungssignale in Bereichen geringer Spannungsamplituden. Bezogen auf die Fläche des EH-4P von 3, 18cm2 , ergibt sich eine maximale Energiedichte von 0, 383mJ/cm2 bei Anregung in Resonanz und einer Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 . Die Energiedichte des EH-B2 beträgt in diesem Fall maximal 0, 131mJ/cm2 , bei einer Fläche von 2cm2 . Dies kommt einer Steigerung auf das 2,9fache durch den Einsatz des EH-4P gleich. 152 7.2 Effiziente Gleichrichterschaltungen Berücksichtigt man zusätzlich die Höhe des PEH, die hauptsächlich durch die aufgebrachten Massen bestimmt wird, so kann man die maximale Energie pro Volumen des PEH bestimmen. Im Fall des EH-4P ergibt sich diese, bei einer Höhe des PEH von 1cm, zu 0, 383mJ/cm3 . Im Fall des EH-B2 beträgt die Höhe nur 0, 6cm. Damit ergibt sich maximale Energie pro Volumen des EH-B2 zu 0, 128mj/cm3 . Im Resultat kann mit Hilfe des EH-4P die Energie pro Volumen des EH auf das 1,8-fache gesteigert werden. Abbildung 7.7: Gespeicherte Energie in Abhängigkeit der anregenden Frequenz bei einem Frequenzsweep von 60 − 160Hz und einer festen Beschleunigungsamplitude von 1m/s2 . Direct-P-SSHI-Schaltung im Vergleich mit der Standardschaltung mit dem EH-4P. 7.2 Effiziente Gleichrichterschaltungen Die Gleichrichtung der Spannung des EH geht stets mit einem Energieverlust einher, der bei passiven Gleichrichterschaltungen hauptsächlich aus einem Spannungsabfall an Dioden oder Schaltverlusten an Transistoren entsteht. Es werden bereits aktive Gleichrichterschaltungen eingesetzt, durch deren Hilfe sich die Verluste verringern lassen [98, 99, 100]. Dennoch verbrauchen auch diese Schaltungen Energie, da 153 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems sie aktive Bauelemente wie beispielsweise Komparatoren verwenden, die mit Energie versorgt werden müssen. Auch ist der Arbeitsbereich dieser aktiven Schaltungen stark eingeschränkt. Selten kann der gesamte Bereich der Ausgangsspannung des EH, der durchaus eine Differenz von bis zu 20 Volt einnehmen kann, genutzt werden. Im Folgenden werden verschiedene Gleichrichterschaltung auf ihre Eignung und ihren möglichen Einsatz in VEH basierten Systemen untersucht und verglichen. Gleichrichterschaltungen, die eine Erhöhung der Ausgangsspannung auf Kosten der Energieeffizienz zur Folge haben (z.B. Villard-, Greinacher-, oder Delon-Schaltung) werden an dieser Stelle nicht in Betracht gezogen. 7.2.1 Konzept 1 - Dioden-Vollbrückengleichrichter Der Aufbau des Dioden-Vollbrückengleichrichters ist in Abbildung 7.8 dargestellt. Der Vollbrückengleichrichter wird aus vier Dioden aufgebaut. Diese sind so verschaltet, dass pro Halbwelle zwei diagonal gegenüberliegende Dioden in Durchlassrichtung und die jeweils anderen beiden Dioden in Sperrrichtung gepolt sind. Es werden somit beide Halbwellen zur Gleichrichtung genutzt. Dies steigert die Effizienz gegenüber einem Halbbrückengleichrichter. Der Strom, fließt jedoch während jeder Halbwelle durch 2 Dioden, so dass die Durchlassspannung zweimal abfällt. Bei Verwendung von Schottky-Dioden mit einer Durchlassspannung von ca. 300mV liegt das Level der Ausgangsspannung am Kondensator somit um 600mV niedriger als das Level der Eingangsspannung. 154 7.2 Effiziente Gleichrichterschaltungen Abbildung 7.8: Dioden-Vollbrücken-Gleichrichter. 7.2.2 Konzept 2 - Dioden-NMOS-Vollbrückengleichrichter Bei dem Dioden-NMOS-Vollbrückengleichrichter werden zwei der vier Dioden des Dioden-Vollbrückengleichrichter durch N-Kanal-MOSFET ersetzt. Die Verschaltung der Bauteile zeigt Abbildung 7.9. Die Transistoren arbeiten hierbei als Schalter, die jeweils abwechselnd leitend und sperrend sind. Somit ist z.B. beim Eintreffen der positiven Halbwellen D1 in Durchlassrichtung, Q2 leitend, D2 in Sperrrichtung und Q1 sperrend. Wechselt die Eingangsspannung nun ihr Vorzeichen so sperren D1 und Q2 , D2 und Q1 werden leitend. Es tritt ein sprunghaftes Ansteigen bzw. Abfallen der Ausgangsspannung auf, sobald die Thresholdspannung der Transistoren überschritten wird. Somit ist der Vorteil des NMOS-Dioden-Vollbrückengleichrichters gegenüber dem Dioden-Vollbrückengleichrichter, dass nur eine Dioden-Durchlassspannung abfällt. 155 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems Abbildung 7.9: NMOS-Dioden-Vollbrücken-Gleichrichter. 7.2.3 Konzept 3 - PMOS-NMOS-Vollbrückengleichrichter Der PMOS-NMOS-Vollbrückengleichrichter besteht aus zwei N-Kanal- und zwei PKanal-MOSFET. Bei Überschreitung der Gate-Schwellenspannung schalten die jeweiligen Transistoren auf den leitenden Zustand. Durch das Fehlen von Dioden treten keine Verluste der Spannung durch einen Spannungsabfall auf. Nachteilig ist jedoch, dass die Stromrichtung bei durchgeschalteten Transistoren nicht eindeutig festgelegt ist. Somit muss, um ein Entladen des Speichers über den Energy Harvester zu verhindern, eine Diode nachgeschaltet werden. Abbildung 7.10 stellt den Aufbau dar. Abbildung 7.10: PMOS-NMOS-Vollbrücken-Gleichrichter. 156 7.2 Effiziente Gleichrichterschaltungen 7.2.4 Konzept 4 - Aktiver Gleichrichter Der Aufbau des aktiven Gleichrichters basiert auf dem des in Abbildung 7.10 dargestellten Gleichrichters. Die Diode wird durch eine sogenannte aktive Diode ersetzt [98]. Diese besteht aus einem P-Kanal-MOSFET und einem Komparator. Der Komparator vergleicht die Spannungen an seinen beiden Eingängen und schaltet, wenn die Spannung am positiven, nicht invertierenden Eingang größer ist, den Ausgang auf das Level der positiven Versorgungsspannung. Ist die Spannung am negativen, invertierenden Eingang größer wird der Ausgang an die negative Versorgungsspannung angepasst. Steigt nun die Ausgangsspannung über das Maximum der Eingangsspannung, so wird das Gate des MOSFET auf das Potential des Source-Anschlusses gelegt. Da nun die Gate-Source-Spannung auf gleichem Potential liegen, sperrt der Transistor. Ist allerdings die Eingangsspannung größer als die Ausgangsspannung, so schaltet der Komparator das Gate auf das Potential der negativen Versorgungsspannung. Da der Sourceanschluss einen Wert besitzt, der größer als das Potential der negativen Versorgungsspannung ist, bekommt die Gate-Source-Spannung einen negativen Wert und der P-Kanal-MOSFET wird bei Überschreitung der erforderlichen Schwellenspannung leitend. Neben der Versorgung des Komparators wird in diesem Fall keine Energie zum Betrieb des Gleichrichters benötigt. Die Verluste, die durch die Drain-Source-Widerstände der Transistoren auftreten, sind hierbei zu vernachlässigen. 157 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems Abbildung 7.11: PMOS-NMOS-Gleichrichter mit aktiver Diode. 7.2.5 Messtechnische Charakterisierung und Vergleich der Gleichrichter Die verschiedenen Gleichrichterkonzepte wurden mit Hilfe des in Abbildung 7.12 dargestellten Versuchsaufbau messtechnisch miteinander verglichen und analysiert. Ein Speicherkondensator mit 400µF Kapazität wurde mittels eines Funktionsgenerators für 60s über die Gleichrichter aufgeladen. Danach wurde die Selbstentladung beobachtet. Neben der Effizienz der Gleichrichtung spielt auch die, über den Gleichrichter stattfindende, Selbstentladung eine Rolle bei der Wahl des optimalen Gleichrichters. Folgende Komponenten wurden verwendet: • Dioden: BAT54HT1G [87], Schottkydiode mit besonders geringem Spannungsabfall in Durchlassrichtung und geringem Rückwertsstrom in Sperrrichtung. • N-Kanal-MOSFET: PMF400UN [101], Transistor mit sehr geringem DrainSource-Widerstand im leitenden Zustand. • P-Kanal-MOSFET: PMV32UP [102], Transistor mit sehr geringem DrainSource-Widerstand im leitenden Zustand. 158 7.2 Effiziente Gleichrichterschaltungen Abbildung 7.12: Versuchsaufbau zur Analyse der Gleichrichter. Abbildung 7.13 stellt das Ergebnis der Analyse dar. Die Ladung mit den geringsten Spannungsverlusten ermöglicht der Gleichrichter aus Abbildung 7.11. Jedoch ist bei diesem Typ auch die Selbstentladung über die Zeit am größten. Solange stets genügend Energie nachgeliefert wird, ist dieser Gleichrichter für den Einsatz in VEH-Systemen am Besten geeignet. Einen guten Kompromiss aus geringem Spannungsverlust und Selbstentladung stellen die beiden Konzepte aus Abbildung 7.9 und Abbildung 7.10 dar. Diese eignen sich für den Einsatz in Szenarien, in denen mit längeren Pausen der anregenden Vibration zu rechnen ist. 159 Kapitel 7 Abbildung 7.13: Selbstentladung Gleichrichtern. Optimierung des Gesamtsystems eines Kondensators mit angeschlossenen 7.3 Vorladungsfreies Anlaufen Schnittstellenschaltungen, wie die in Abbildung 3.1 dargestellte Standardschaltung, die ohne aktive Schaltungselemente auskommen, haben den Vorteil, dass sie ohne eine vorhandene Intertialernergie mit dem Ladevorgang starten können. Die Schnittstellenschaltungen aus Abschnitt 3.2 und Abschnitt 3.3 besitzen stets aktive Bauelemente, die ohne eine entsprechende Vorladung zur Energieversorgung nicht arbeiten können. Eine Ausnahme stellen jedoch die direct-P-SSHI-Schaltung aus Kapitel 6 dar. Der besondere Aufbau des Schalters ermöglicht hierbei zusätzlich einen Betrieb ähnlich dem der Standardschaltung, solange keine Energie für das Zuschalten der Spule zur Verfügung steht. In dieser Zeit bleibt der aktive Teil der Schaltung abgeschaltet und das Laden findet lediglich über den passiven Gleichrichter statt. Sobald jedoch genügend Energie zum Betrieb der aktiven Komponenten gespeichert wurde, beginnen diese automatisch zu arbeiten und optimieren somit in der dargestellten Weise die Energiespeicherung. 160 7.3 Vorladungsfreies Anlaufen Für die Arten der Schnittstellenschaltungen mit denen ein passives Anlaufen jedoch nicht ohne Weiteres möglich ist, wird ein weiterer Schaltungsblock benötigt, der ein Vorladen des Energiespeichers ermöglicht. Exemplarisch zeigt diese Anlaufschaltung Abbildung 7.14 am Beispiel der SECE-Schaltung aus Abbildung 3.10. Dieser zusätzliche Schaltungsblock überbrückt in Zeiten geringer gespeicherter Energie den aktiven Teil der Schnittstellenschaltung und ermöglicht ein passives Laden. Der Ladevorgang des Speicherkondensators läuft in diesem Fall, wie im rechten Teilbild der Abbildung 7.14 dargestellt, ab. In der Startphase (t1 ) wird der Kondensator über die passive, weniger effiziente Ladeschaltung geladen. Das Spannungslevel am Kondensator Uc steigt langsam. Sobald genügend Energie zum Betrieb der aktiven Schnittstellenschaltung zur Verfügung steht, beginnt diese zu arbeiten (t2 ). Dies kann über ein vorher definiertes Spannungslevel UA festgelegt werden. Das Laden des Kondensators erfolgt nun effektiver als mit der passiven Schaltung. Das Spannungslevel am Kondensator steigt schneller. Abbildung 7.14: Passive Anlaufschaltung zum Vorladen des Energiespeichers und Spannungsverlauf am Speicherkondensator während des Ladevorgangs. Der detaillierte Aufbau der Anlaufschaltung ist in Abbildung 7.15 dargestellt. Einzig der Spannungsdetektor wird als aktives Bauteil eingesetzt, das sich jedoch direkt aus dem Speicherkondensator mit Energie versorgt. Der Spannungsdetektor hat die Aufgabe das definierte Spannungslevel UA zu detektieren. Verwendet wird hierfür 161 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems der LTC2934 [104] der Firma Linear Technology. Er besitzt einen Ruhestrom von 0, 5µA und ist somit für diesen Einsatz geeignet. Abbildung 7.16 stellt die Funk- Abbildung 7.15: Aufbau einer Anlaufschaltung im Detail. tionsweise dieser Schaltung anhand der verschiedenen Spannungslevel dar. In Phase t1 steigt das Spannungslevel des Eingangskondensators Uin in Abhängigkeit der vom EH gelieferten und gleichgerichteten Spannung. Das Ausgangssignal des Spannungsdetektors ist auf Massepotential. Somit ist der Transistor Q1 sperrend. Das Gatepotential von Q2 wird in dieser Phase durch die Spannung Uin definiert. Bei Erreichen der Thresholdspannung wird Q2 leitend, wodurch das Gate von Q3 auf Massepotential gezogen wird. Q3 leitet somit auch. Erreicht die Spannung UC das Spannungsniveau UA so beginnt Phase t2 und der Ausgang des Spannungsdetektors schaltet auf UC . In Folge leitet Q1 , es sperren Q2 und Q3 . Der Ladevorgang über Q3 ist nun deaktiviert und kann von der aktiven Schnittstellenschaltung übernommen werden. Das Laden gestaltet sich nun in Abhängigkeit der Schnittstellenschaltung effektiver. 162 7.3 Vorladungsfreies Anlaufen Abbildung 7.16: Funktionsweise der Anlaufschaltung. 163 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems 7.4 Additional Energy Extraction Die vom Triggergenerator genutzten Flächen tragen bei der direct-P-SSHI-Schaltung nicht zur Energiespeicherung bei, obwohl auch an diesen Stellen Energie gewandelt wird. Geschuldet ist dies, wie in Kapitel 6 beschrieben, der notwendigen Funktion als Signalgeber. Durch den Einsatz des EH-4P in Kombination mit der direct-PSSHI-Schaltung stellt sich eine Besonderheit ein: Der spezielle Aufbau des EH ermöglicht durch die drei verschiedenen Elektrodenregionen die Einführung einer weiteren Funktion. Eine zusätzliche Schnittstellenschaltung als Erweiterung der directP-SSHI-Schaltung kann mit Hilfe von Elektrodenregion E-3 eingesetzt werden. Die auf dieser Fläche bisher ungenutzte gewandelte Energie kann im direkten Anschluss an das Zuschalten des Schwingkreises der direct-P-SSHI-Schaltung entzogen und gespeichert werden. Die drei Elektrodenregionen des EH-4P besitzen in diesem speziellen Fall die folgende Aufgabenverteilung: • E-1: Primärer EH der direct-P-SSHI-Schaltung • E-2: Triggergenerator als Signalgeber zur Erzeugung der Schaltpulse • E-3: Zusätzlicher EH in Kombination mit einer weiteren Schnittstellenschaltung (Additional Energy Extraction kurz AEE). 7.4.1 Schnittstellenschaltung Mit geringem Aufwand kann die direct-P-SSHI-Schaltung durch die zusätzliche AEE-Schaltung in Kombination mit der Elektrodenfläche E-3 erweitert werden. Abbildung 7.17 zeigt einen Überblick über das komplette System des EH-4P mit den beiden Schnittstellenschaltungen. Unverändert arbeitet der primäre EH der Elektrodenfläche E-1 mit der daran angeschlossenen direct-P-SSHI-Schaltung. Der Triggergenerator in Kombination mit der Elektrodenfläche E-2 stellt, wie auch in 164 7.4 Additional Energy Extraction Abbildung 7.17: Prinzipschaltbild der direct-P-SSHI-Schaltung mit Erweiterung durch zusätzliche AEE-Schaltung. Kapitel 6 und in Abschnitt 7.1 dargestellt, die benötigten Schaltsignale zur Taktung der Schaltimpulse der direct-P-SSHI-Schaltung bereit. Zusätzlich wird nun der in Abbildung 7.17 dargestellte Schaltungsblock ”AEE” hinzugefügt und mit Elektrodenfläche E-3 verbunden. Der Schaltungsblock besteht aus einer, wie bereits in Unterabschnitt 3.3.3 vorgestellten und beschriebenen, SECE-Schnittstellenschaltung. Jeweils im Maximum der Spannung an E-3 wird über einen Schalter S2 die gleichgerichtete Spannung über einen Transformator für einen kurzen Moment kurzgeschlossen. Daraus resultiert ein rapider Spannungsabfall und ein hoher Kurzschlussstrom im Transformator. In den sekundären Wicklungen des Transformators wird in Folge eine Spannung induziert. Diese sind mit dem Systemspeicherkondensator verbunden und laden diesen somit zusätzlich zur Ladung aus der direct-P-SSHI-Schaltung auf. Im zusätzlichen Ladungspfad wird eine Diode eingesetzt, die ein Entladen des Speicherkondensators verhindert. Da auch hier die Maxima der Spannung an E-3 mit denen von E-1 und E-2 übereinstimmen, kann der Schalter über die gleiche Logiksteuerung angesteuert werden, die auch für die Steuerung des Schalters S1 der 165 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems direct-P-SSHI-Schaltung verantwortlich ist. Der Schaltvorgang wird im direkten Anschluss an das Schalten von S1 durchgeführt. Abbildung 7.18 stellt den zeitlichen Verlauf der verschiedenen Spannungssignale der direct-P-SSHI-Schaltung und der AEE-Schaltung anschaulich dar. Der Schalter kann durch einen N-Kanal-MOSFET, der schnelle Schaltzeiten ermöglicht, realisiert werden. Zum Einsatz kommt der N-Kanal-MOSFET ”SI2306DS” [103] der Firma Vishay Siliconix. Mit Hilfe des Transformators kann das Spannungslevel der sekundären Windungen angepasst werden. Es wird für diesen Einsatz ein Wicklungsverhältniss von 1:2 gewählt, um die relativ geringen Spannungen zu verdoppeln. Als Diode wird eine Schottky-Diode vom Typ BAT54HT [87] mit geringem Spannungsabfall in Durchlassrichtung verwendet. 166 7.4 Additional Energy Extraction Abbildung 7.18: Spannungs- und Stromverlauf der direct-P-SSHI-Schaltung mit Erweiterung durch zusätzliche AEE-Schaltung. 167 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems 7.4.2 Messtechnische Charakterisierung Zur messtechnischen Charakterisierung der AEE-Schaltung wird diese isoliert von der direct-PSSHI-Schaltung gemäß Messprofil II aus Tabelle 5.1 analysiert. Dies ermöglicht eine Messung und Beschreibung der Schaltung über einen breiten Frequenzbereich und deckt den möglichen Einsatzbereich ab. Bei fester Beschleunigungsamplitude der Anregung von 1m/s2 wird ein ein Frequenzsweep von 60Hz bis 160Hz durchgeführt. Die Frequenz wird mit einer Rate von 30Hz pro Minute langsam erhöht. In diesem Fall kommt ein 1µF Speicherkondensator zum Einsatz. Abbildung 7.19 stellt das Ergebnis dar. Im oberen Teilbild erkenn man die gespeicherte Energie in Abhängigkeit zur anregenden Frequenz. Das untere Teilbild zeigt zur Verdeutlichung der Funktionsweise den Spannungsverlauf an E-3 beim Einsatz der AEE-Schaltung (UAEE ), den Ladezustand des Kondensators (UC ) und das Ausgangssignal des Peakdetektors (UP eak ) mit angeschlossenem Triggergenerator zum Takten des Schließvorgangs des Schalters S2. Als Ergebnis dieser Messung lässt sich festhalten: • Durch die geringe elektrische Spannung, die an E-3 anliegt, tragen Frequenzen weit neben der Resonanz des EH-4P wenig bis gar nicht zur Energiespeicherung bei. Anders als die direct-P-SSHI-Schaltung ist die AEE-Schaltung nicht in der Lage diese Spannung zu verstärken und somit nutzbar zu machen. • Das resonante Verhalten des EH-4P ist deutlich zu erkennen. Im Bereich der Resonanzfrequenz kann die maximale Energie von 21µJ gespeichert werden. Im Verhältnis zu der speicherbaren Energie der E-1 mit der direct-P-SSHI-Schaltung von maximal 1, 22mJ bei gleicher mechanischer Anregung fällt die gespeicherte Energie von E-3 mit AEE-Schaltung nur gering aus. Dennoch trägt auch dieses System zur Steigerung der gespeicherten Energie bei. Der verhältnismäßig geringe 168 7.4 Additional Energy Extraction zusätzliche schaltungstechnische Aufwand fällt bei der Erweiterung des direct-PSSHI-Systems in Kombination mit dem EH-4P durch die AEE-Schaltung nur wenig ins Gewicht. Abbildung 7.19: Oben: Auf einem 1µF Kondensator gespeicherte Energie der Elektrode E-3 des EH-4P mit AEE-Schaltung. Unten: Detaillierter Spannungsverlauf von E-3 mit AEE-Schaltung (UAEE ), Spannung am Speicherkondensator (UC ) und Ausgangssignal des mit E-2 verbundenen Peakdetektors (UP eak ). Die präsentierte Erweiterung trägt auf Grund der geringen Energie, die mit der Elektrode E-3 des EH-4P wandelbar ist und der Verluste beim Einsatz eines Transformators, kaum merklich zur Energiespeicherung bei. Findet jedoch der EH-4P Verwendung im Einsatz mit einem anderen Prinzip der Schnittstellenschaltung, bei 169 Kapitel 7 Optimierung des Gesamtsystems der kein Triggergenerator von Nöten ist, so können Fläche E-2 und E-3 kombiniert und somit der Energiebeitrag erhöht werden. In der Veröffentlichung ”High efficiency piezoelectric energy harvester with synchronized switching interface circuit” [105] wird dieser Einsatz demonstriert. 7.5 Fazit und Zusammenfassung der Optimierungsschritte Die in diesem Kapitel beschriebenen Optimierungsschritte können in Kombination oder einzeln eingesetzt werden und haben eine Erhöhung der gespeicherten Energie zur Folge. Die Ergebnisse der Optimierungen sind: • Es wurde ein neuartiger PEH (EH-4P) eingeführt, der bei Belastung durch eine externe Anregungssquelle eine gleichmäßige mechanische Spannungs- und Stressverteilung aufweist. In Kombination mit der direct-P-SSHI-Schaltung konnte die Energiedichte des EH-4P auf das 2,9-fache gegenüber der des EHB2 gesteigert werden. Berücksichtigt man zusätzlich die Höhe des jeweiligen PEH, so kann die Energie pro Volumen auf das 1,8-fache gesteigert werden. • Es wurden verschiedene Gleichrichterschaltungen präsentiert und messtechnisch charakterisiert. Einen guten Kompromiss aus geringem Spannungsverlust und Selbstentladung stellen die beiden Konzepte aus Abbildung 7.9 und Abbildung 7.10 dar. Sie eignen sich besonders für den Einsatz in Energy Harvesting Systemen. • Eine Schaltung wurde vorgestellt, die ein vorladungsfreies Anlaufen der aktiven Schnittstellenschaltungen ermöglicht. Über diese wird der Systemenergiespeicher so lange geladen, bis ausreichen Energie zum Betrieb der aktiven 170 7.5 Fazit und Zusammenfassung der Optimierungsschritte Komponenten zur Verfügung steht. • Eine weitere Schnittstellenschaltung (AEE) wurde eingeführt. Diese ergänzt die direct-P-SSHI-Schaltung beim Einsatz des EH-4P. Bisher ungenutzte Substratflächen des EH werden zur zusätzlichen Energiewandlung und -speicherung genutzt. Der hinzukommende schaltungstechnische Aufwand ist äußerst gering. 171 Kapitel 7 172 Optimierung des Gesamtsystems 8 Fazit und Ausblick Im Rahmen dieser Dissertation wurden neuartige PEH in Verbindung mit elektronischen Schnittstellenschaltungen vorgestellt. Die gesamte Kette vom EH bis hin zur Energiespeicherelektronik wurde im Hinblick auf maximierte Energieausbeute optimiert. Ziel der Entwicklungen war stets die Speicherung der maximal verfügbaren und wandelbaren Energie. Basierend auf in der Literatur beschriebenen EH und aktiven Schnittstellenschaltungen, wurden neue Konzepte vorgestellt, messtechnisch charakterisiert und mit Standardsystemlösungen verglichen. Durch theoretische Analysen, numerische Simulationen und experimentelle Verifikationen wurden Neuentwicklungen präsentiert, die den Energieertrag maximieren. Die dargestellten Schnittstellenschaltungen sind universell einsetzbar und somit unabhängig von der Änderung der anregenden Vibrationsquelle. Sie können ohne zusätzliche Anpassung zur Steigerung der gespeicherten Energie eingesetzt werden. 8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse Zusammenfassend können folgende Ergebnisse festgehalten werden: • Es wurden elektrische Ersatzschaltbilder entwickelt, die es erlauben, das mechanische Verhalten von PEH in elektronischen Simulationen abzubilden. Die erarbeiteten Modelle dienen als Basis für Weiterentwicklungen und stellen so- 173 Kapitel 8 Fazit und Ausblick mit eine Plattform für die Entwicklung von weiteren PEH-Systemen dar. Der Aufwand das bestehende Modell an andere Typen von PEH anzupassen ist gering: Mit den in Unterabschnitt 4.2.1 dargestellten Berechnungen und einer Admittanz- oder Impedanzmessung kann das Ersatzschaltbild eines PEH mühelos an neue Anforderungen angepasst werden. • Die grundsätzliche Schwachstelle beim Einsatz von elektronischen Schaltungen zur Speicherung der vom EH gewandelten Energie, die darin besteht, dass durch eine fehlende oder unzureichende Anpassung der Schaltung an den EH ein Großteil der verfügbaren Energie ungenutzt verloren geht, wurde mit der Einführung der direct-P-SSHI-Schaltung beseitigt. Der Effekt der Spannungserhöhung durch zeitsynchronisiertes Zuschalten einer Spule beseitigt diese Problematik. • Zur Realisierung der direct-P-SSHI-Schnittstellenschaltung wurde ein neuartiger Wandlertyp (EH-B2) eingeführt der als Hybrid- bzw. Kombinationsgenarator bezeichnet wird und der aus zwei unabhängigen, signaltechnisch jedoch miteinander gekoppelten Generatoren besteht. Obwohl der primäre EH sich die Substratfläche des EH-B2 mit einem Signalgeber teilt, wird in Kombination mit der direct-P-SSHI-Schaltung mehr Energie gespeichert, als das bei der vollflächigen Nutzung eines vergleichbaren EH mit Standardschaltung der Fall ist. Je nach Art des Anregungsprofils kann mehr als das Doppelte an Energie gespeichert werden. • Die direct-P-SSHI-Schaltung ist, anders als die Standardschaltung, in der Lage auch Vibrationen weit neben der Resonanzfrequenz des PEH zu nutzen und dem Energiespeicher Energie zuzuführen. Bereiche deren Frequenz weit von der Resonanz entfernt sind, tragen anders als im Fall der Standardschaltung dadurch merklich zur Energiespeicherung bei. Ursache dafür sind die, durch 174 8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse die direkt-P-SSHI-Schaltung, erhöhten Spannungssignale in Bereichen geringer Spannungsamplituden. Verglichen mit der Standardbeschaltung, erlaubt die direct-P-SSHI-Schaltung somit, auch neben der Resonanz des PEH, eine effiziente Energiespeicherung. • Die 3dB-Bandbreite des PEH wird durch den Einsatz der direct-P-SSHI-Schaltung verbreitert. Sie vergrößert sich von ursprünglich 3, 5Hz im Fall der Standardschaltung auf 9Hz im Fall der direkt-P-SSHI-Schaltung. Ein Einsatz für Vibrationen nahe der Resonanzfrequenz wird hierdurch verbessert. • Ein weiterer PEH (EH-4P) wurde vorgestellt, der eine Erhöhung der Ausgangsleistung durch die Realisierung einer gleichmäßigen Verteilung der mechanischen Spannung des EH im Betrieb ermöglicht. Mit diesem EH konnte die gespeicherte Energie im Bezug auf die Fläche des EH im Vergleich zu Standardsystemen auf das 2,9-fache gesteigert werden. • Durch den Einsatz des EH-4P in Kombination mit der direct-P-SSHI-Schaltung stellt sich eine Besonderheit ein: Der spezielle Aufbau des EH ermöglicht durch die drei verschiedenen Elektrodenregionen die Einführung einer weiteren Funktion. Eine zusätzliche Schnittstellenschaltung mit dem Titel ”Additional Energy Extraction” kann mit Hilfe von Elektrodenregion E-3 als Erweiterung der direct-P-SSHI-Schaltung eingesetzt werden. Die auf dieser Fläche bisher ungenutzte gewandelte Energie kann somit zusätzlich dem Energiespeicher zugeführt werden. Es wurde gezeigt, dass durch die vorgestellten schaltungstechnischen Lösungen in Kombination mit den Neuentwicklungen der PEH deutlich mehr Energie für anstehende Systemaufgaben zur Verfügung gestellt werden kann, als dies im Vergleich zu Standardsystemen möglich ist. 175 Kapitel 8 Fazit und Ausblick 8.2 Vorschläge für weiterführende Untersuchungen und Entwicklungen Die Ergebnisse der in dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen eröffnen weitere Möglichkeiten der Maximierung der zur Verfügung stehenden Energie. Die Wandlung von kinetischer in elektrische Energie bietet ein zusätzliches Optimierungspotential für die unterschiedlichen ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen, wie z.B. Elektrotechnik, Mikrosystemtechnik, Werkstofftechnik und Maschinenbau. Diese sind unter anderem: • Der mikroelektronische Aufbau der direct-P-SSHI-Schaltung in integrierter Form bietet die Möglichkeit, den Energieverbrauch dieser Schnittstellenschaltung samt der Steuerungs- und Regelungsschaltungen, im Vergleich zu diskret aufgebauten Schaltungen, zu reduzieren. Neben der reinen Optimierung des Energiebedarfs, kann das Systems dadurch auch miniaturisiert werden. • Bei der Übertragung der Energie einer kinetischen Vibrationsquelle auf die mechanische Struktur des EH muss eine möglichst verlustfreie Kopplung realisiert werden. Sowohl die Anbindung an die Vibrationsquelle, als auch die mechanische Struktur des EH selbst bieten Ansatzpunkte die verfügbare Energie zu maximieren. Geeignete Gehäuse und Einspannungsmechanismen müssen entwickelt werden. • Die Verbesserung der Werkstoffeigenschaften, oder deren Anpassung an den PEH bieten weiteres Optimierungspotential. Neben einer reinen Leistungsoptimierung ist auch eine Optimierung hinsichtlich einer geeigneten Ausgangsspannung von Interesse. So kann diese an eventuell vorkommende Beschränkungen der Eingangsspannung von Schaltungen angepasst werden. • Obwohl die direct-P-SSHI-Schaltung die Möglichkeit bietet, auch neben der 176 8.2 Vorschläge für weiterführende Untersuchungen und Entwicklungen Resonanzfrequenz des EH, Energie zu nutzen, ist der Einsatz von verstimmbaren EH von Interesse. Ein Verschieben der Resonanzfrequenz hin zur aktuellen Frequenz der Anregung ermöglicht stets die Wandlung der maximal verfügbaren Energie. 177 Kapitel 8 178 Fazit und Ausblick Danksagung Im Rahmen der verschiedenen Phasen der Entstehung dieser Dissertation bin ich vielen Menschen zum Dank verpflichtet. Ohne deren Hilfe, Unterstützung, Rat und Motivation wäre diese Arbeit in der vorliegenden Form nicht entstanden. An erster Stelle danke ich Herrn Prof. Dr. Yiannos Manoli für die stete und inspirierende fachliche Betreuung und die Möglichkeit diese Arbeit unter seiner Leitung durchführen zu können. Des Weiteren gilt mein Dank dem Prüfungskomitee, für die Durchsicht, Prüfung und Bewertung dieser Dissertation. Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Prof. Dr. Ulrich Schmid, für die Übernahme des Zweitgutachtens. In den Jahren meiner Beschäftigung am HSG-IMIT sind viele Personen zu nennen, denen ich zu größtem Dank verpflichtet bin. In erster Linie sind dies Dieter Mintenbeck, Bernd Folkmer, Erwin Hymon, Dr. Dirk Spreemann, Dr. Daniel Hoffmann, Rudi Göpfert und Alexander Willmann. Ihnen danke ich für die stets anregende, fachlich herausfordernde und auch für diese Dissertation äußerst nutzbringend Zusammenarbeit. Adolf Neurath, Simone Schwarzwälder, Lukas Wagner und Dietmar Schuhmacher danke ich für die Unterstützung bei Versuchsaufbauten und die Fertigung unterschiedlichster Funktionsmuster. Die stete Unterstützung und Motivation meiner Frau Saskia und die unendliche 179 Danksagung Freude, die mir unser Sohn Matti beschert, waren stets antreibende Kraft für den Abschluss dieser Arbeit. Ich danke euch dafür. Zu guter Letzt danke ich meinen Eltern für die unmessbare Unterstützung in jeder Phase meines Lebens. Moralisch, emotional, geistig und nicht zuletzt auch finanziell wart ihr stets für mich da. Ich widme diese Arbeit meinem, leider viel zu früh verstorbenen, Vater Dr. Rainer Becker, der mein Interesse für die Wissenschaft maßgeblich geprägt hat. 180 Anhang A Strukturgleichungen Mit Tabelle 8.1 lassen sich die mechanische Spannung und die Auslenkung der Balken berechnen. Einseitig eingespannter Balken Abbildung 8.1: Einseitig eingespannter Balken. Mechanische Spannung in Abhängigkeit vom Abstand: F s = − (l − x) Z (8.1) 181 Anhang Mechanische Spannung an der Einspannung: s=− Fl Z (8.2) Auslenkung in Abhängigkeit vom Abstand: y= F x2 (3l − x) 6EI (8.3) Auslenkung am belasteten Ende: y= F l3 3EI (8.4) Vier-Punkt Bieger Abbildung 8.2: Vier-Punkt-Biegung 182 Anhang Mechanische Spannung in der Zone A oder C: s=− Fx 2Z (8.5) Mechanische Spannung in Zone B: s=− Fa 2Z (8.6) Auslenkung in Zone A und C: y= Fx (3a(l − a) − x2 ) 12EI (8.7) Auslenkung in Zone B: y= Fx (3v(l − v) − a2 ) 12EI (8.8) Beschreibung Einheit Symbol E Elastizitätsmodul N m−2 I Trägheitsmoment m4 F Last auf dem Balken N s Spannungsverlauf des Querschnittes N m−2 y Auslenkung m x, a, v, l Länge (siehe Abbildung 8.2) m Z Widerstandsmoment des Querschnitts des Balkens m3 Tabelle 8.1: Einheiten zur Berechnung der mechanischen Spannung. 183 Anhang 184 Anhang B Versuchsaufbau Versuchsaufbau zur Charakterisierung der PEH und daran angeschlossene Schnittstellenschaltungen (Abbildung 8.3). Die einzelnen Komponenten sind: • Software ”VibrationView” zur Steuerung und Reglung der Testprofile. (http://www.vibrationresearch.com) • Schwingungskontrollsystem ”VR8500-Controller” (http://www.vibrationresearch.com) • Analogvertärker ”TIRA BAA 1000” (http://www.tira-gmbh.de) • Schwingreger ”TIRA Schwingprüfanlage TV51144” (http://www.tira-gmbh.de) • Oszilloskop ”Tektronix TPS2024” (http://www.de.tek.com) 185 Anhang Abbildung 8.3: Messsystem mit Labor-Schwingreger. 186 Anhang Anregungsprofil In Abbildung 8.4 wird ein Ausschnitt des Anregungsprofils der Messung MIII, als Beispiel der in den Messungen verwendeten Anregungsprofile, dargestellt. Abbildung 8.4: Anregungsprofil MIII. Teilbilder a) und b) stellen die Beschleunigung im zeitlichen Ablauf dar. In Teilbild c) erkennt man die Verteilung der auftretenden Frequenzen. 187 Anhang 188 Anhang C Listing 8.1: Interrupt-Steuerung-Dirct-PSSHI #include <msp430 . h> int i = 0 ; void main ( ) { WDTCTL = WDTPW + WDTHOLD; // Stop watchdog t i m e r P1DIR |= 0 x04 ; // P1 . 2 und P1 . 4 Output P1REN |= 0 x28 ; // Enable i n t e r n a l p u l l −up r e s i s t o r s P1OUT &= 0 x00 ; // Shut down e v e r y t h i n g P1OUT |= 0 x28 ; // S e l e c t p u l l −up mode f o r P1 . 3 , P1 . 5 P1IE |= 0 x28 ; // P1 . 3 und P1 . 5 i n t e r r u p t e n a b l e d P1IES &= ~0 x28 ; // P1 . 3 und P1 . 5 Hi/Lo edge P1IFG &= ~0 x28 ; // P1 . 3 und P1 . 5 IFG c l e a r e d BCSCTL1 = CALBC1_16MHZ; // S e t range DCOCTL = CALDCO_16MHZ; // S e t DCO s t e p + m o d u l a t i o n _BIS_SR( LPM4_bits + GIE ) ; // Enter LPM1 w/ i n t e r r u p t while ( 1 ) {} } 189 Anhang // Port 1 i n t e r r u p t s e r v i c e r o u t i n e #pragma v e c t o r=PORT1_VECTOR __interrupt void Port_1 ( void ) { P1OUT ^= 0 x04 ; // T o g g l e P1 . 2 i = 1; // Delay do ( i −−); while ( i != 0 ) ; P1OUT &= ~0 x04 ; // T o g g l e P1 . 2 P1OUT ^= 0 x10 ; // T o g g l e P1 . 4 i = 1; // Delay do ( i −−); while ( i != 0 ) ; P1OUT &= ~0 x10 ; // T o g g l e P1 . 4 P1IFG &= ~0 x28 ; // P1 . 3 und P1 . 5 IFG c l e a r e d } 190 Literaturverzeichnis [1] Industrie 4.0, Hightechstrategie der Bundesregierung, website: http://www.hightech-strategie.de/de/Industrie-4-0-59.php [2] S. 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