Titelthema Komplementärmedizinische Methoden bei Asthma, Allergien und Atemwegserkrankungen Dr. Wolfgang Steflitsch Pneumologe, Medizinischer Aromatherapeut, Ganzheitsmediziner Interne Lungenabteilung, Otto Wagner Spital chocolat01 / pixelio.de Sanatoriumstraße 2 1145 Wien Österreich lungen express Seite 4 Komplementärmedizinische Verfahren genießen in der Bevölkerung ein beträchtliches Ansehen, Vertreter der konventionellen Medizin begegnen ihnen jedoch nach wie vor mit einer gewissen Zurückhaltung. Es kann aber nicht übersehen werden, dass die Komplementärmedizin – international zunehmend – als integrativer Bestandteil des Gesundheitsangebotes anerkannt wird. Störende Einflüsse auf die Zelle Alternative Heilmethoden werden kaum noch grundsätzlich angezweifelt oder abgelehnt. Zu diesem Ergebnis kommt im Oktober 2011 auch eine repräsentative Befragung unter 1000 Personen der Karmasin Motivforschung. Nicht nur das Vertrauen, sondern auch das Wissen um die einzelnen Ansätze hat seit den 90er Jahren erheblich zugenommen. „Komplementäre Medizin ist kein elitärer Begriff mehr, wie Bekanntheitswerte von mehr als 82% bei Akupunktur und Homöopathie zeigen. Dahinter rangieren Kneipptherapie, Bachblüten, Kräuterheilkunde und Traditionelle Chinesische Medizin. Besonders Frauen sind komplementären Behandlungsformen sehr aufgeschlossen, so Karmasin. Vorausschicken müsse man allerdings, dass die meisten mit der heutigen medizinischen Versorgung zufrieden sind und komplementäre Ansätze als Ergänzung, jedoch kaum als kompletten Ersatz der Schulmedizin verstehen. Dass sich die Komplementärmedizin binnen 20 Jahren von der Außenseiterposition zu einem Mainstream-Ansatz entwickeln konnte, sei Teil des Gesellschaftswandels, ergab die Studie. Die Schulmedizin gibt auf den Trend zur Individualisierung kaum eine befriedigende Antwort. Sie widmet dem Patienten wenig Zeit und gibt ihm nicht das Gefühl, er bekomme genau das, was er will oder müsse selbst einen aktiven Beitrag leisten. Komplementäre Therapien liefern das – oder inszenieren es zumindest besser. Im Sinne des Zieles jedes Gesundheitsangebotes, dem gesunden wie auch dem bereits erkrankten Menschen zu dienen, erscheint es sinnvoll und gerechtfertigt, alle jene Methoden einzusetzen, für die eine Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist oder für die eine Basis durch eine gute aber auch kritische ärztliche Empirie besteht. Nicht alle naturkundlichen Verfahren sind durch naturwissenschaftliche Beweise belegbar, vielfach spricht aber die Beobachtung positiver Erfahrungen und Ergebnisse für sich. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die gängigen eingesetzten komplementären und naturheilkundlichen Methoden bei Atemwegserkrankungen (in alphabetischer Reihenfolge). Im Lungen Express 2012 werden Sie über alle vier Ausgaben eine Serie vorfinden, die auf einzelne Verfahren näher eingeht. Anthroposophisch Erweiterte Medizin (AEM) Das Welt- und Menschenbild, das sich aus der geisteswissenschaftlichen Forschung Rudolf Steiners ergibt, fügt zu den naturwissenschaftlichen noch geisteswissenschaftliche Erkenntnisse hinzu. Diese haben für die Bereiche des 04-2011 Titelthema Lebendigen, des Seelischen und des Geistigen jeweils in unterschiedlicher Art Gültigkeit. Das bedeutet, dass Erkenntnismethoden, die für das Physische ihre Berechtigung haben, für die übrigen Gebiete nicht adäquat sind. Aus dieser ganzheitlichen, dem Menschen in seiner vierfachen Konstitution entsprechenden Anthropologie kann der anthroposophisch tätige Arzt nicht nur diagnostisch, sondern auch therapeutisch und prophylaktisch tätig werden. In der AEM ist das gemeinsame Wirken von Medizin und Pädagogik eine Grundbedingung für die Entfaltung einer menschlichen Individualität in Gesundheit. Neben diesen wesentlichen Gesichtspunkten für eine Prophylaxe (Vorbeugung) bietet die AEM auch ein breites Spektrum an therapeutischem Vorgehen wie künstlerische Therapien (z.B. Mal- oder Musiktherapie) und Heileurythmie (Bewegungstherapie nach Steiner). Evelyn Deutsch www.aromapflege.at Aromatherapie – Bindeglied zwischen konventioneller Medizin und Komplementärmedizin Ätherische Öle haben durch ihre reichhaltigen Inhaltsstoffe, die rasch in den Körper aufgenommen werden können, auch pharmakologisch starke, aber ausgewogenen Wirkungen. Durch ihre unmittelbare Wirkung auf Zentren im Gehirn und von dort aus auf Steuermechanismen regulieren sie psychische und physische Vorgänge, wie zum Beispiel einerseits Erinnerungen, Gedächtnis, Motivation, Stimmungen, Kreativität und andererseits über das unwillkürliche vegetative Nervensystem vielfältige Organund Stoffwechselfunktionen. Die in vieler Hinsicht wirksamen ätherischen Öle – entspannend, aktivierend, angstlösend, entzündungshemmend, antimikrobiell, durchblutungsfördernd, pflegend, immunstärkend und vieles mehr – können im Krankenhaus wie auch im niedergelassenen Bereich sehr kosteneffizient verwendet werden, weil unabhängig von der Applikationsart – und da gibt es eine bemerkenswerte Vielfalt, wie zum Beispiel Raumbeduftung, Einreibung, sanfte Massage, Bäder, Wickel, Auflagen, Inhalationen, Balsam, Cremes – jeweils nur wenige Tropfen in einem geeigneten Trägermedium benötigt werden. Im ersten Heft 2012 werden wir uns noch genauer mit den positiven Eigenschaften der Aromatherapie und ihrer Wirkweise befassen. Ayurveda – „Der Schlüssel zur Gesundheit liegt in uns Selbst!“ 04-2011 Evelyn Deutsch www.aromapflege.at Die Wurzeln der Ayurveda Medizin liegen in Indien. Sie gilt als einer ältesten bekannten menschlichen Heilverfahren. Das Wort setzt sich aus den Begriffen „Ayu“ für Leben oder Lebensspanne und „Veda“, was Wissen oder Intelligenz bedeutet, zusammen. So wird Ayurveda als „Wissenschaft vom Leben“ betrachtet. Nach ayurvedischer Theorie beeinträchtigt ein gestörtes Gleichgewicht das Wohlbefinden und führt zu Krankheitssymptomen. Mittels verschiedener Therapieformen und Anwendungen soll das innere Gleichgewicht wieder hergestellt werden. Je nach Situation werden als Therapie Ernährungsempfehlungen, Heilkräutermischungen, Meditation und Yoga, Musik- und Aromatherapie, sowie ambulante Reinigungsbehandlungen empfohlen. Seite 5 lungen express Titelthema Biophysikalische Informationstherapien BIT – Bioresonanztherapie, Magnetfeldtherapie… Komplementärmedizinische Methoden Homöopathie – eine klassische Art der Ganzheitsmedizin Auch die Homöopathie bezieht immer den Gesamtzustand des Patienten bei Diagnose und Behandlung ein. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, werden nach speziellen Riten hochverdünnte Substanzen verabreicht. Der Name leitet sich vom Altgriechischen ab und bedeutet „ähnlich, ähnliches Leiden“. Es gilt der Grundsatz des Ähnlichkeitsprinzip nach Samuel Hahnemann: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden.“ Durch Verdünnung und Verschüttelung werden die Substanzen in verschiedenen Stärken angeboten. Die Einnahme erfolgt zumeist oral in Form von Rohrzucker Globuli, die auf der Zunge zergehen. Die Hämoopathie geht davon aus, dass diese Verschüttelung zum Übergang der Wirkung eines Arzneimittels auf das Lösungsmittel wirkt. Selbst wenn die Bestandteile in starker Verdünnung nicht mehr nachweisbar sind, entfalten sie doch ihre Wirkung. Wissenschaftlich erklärbar ist das Phänomen nicht, aber Studien belegen, dass die Ergebnisse mit Homöopathie der Wirkung von Placebo überlegen sind. Kneipp-Medizin (TEM) Kneippmedizin ist die moderne Form der traditionellen europäischen Medizin (TEM). Mit Pfarrer Sebastian Kneipp hat ein NaturheilkundeBegeisterter diese Tradition mit Enthusiasmus propagiert – und viel Zulauf erhalten. Seine Empfehlungen hatten einen Schwerpunkt in der Hydrotherapie, der Anwendung von Wasser-Güssen zum Zweck der thermischen Reizung des Körpers. Daraus entwickelten sich die Kneipp-Kuren. Pfarrer Kneipp war ausdrücklich auf eine Symbiose zwischen guter Tradition (in der Medizin) und aufkommender „wissenschaftlicher“ Medizin aus. Die Kneipp Medizin fundiert auf den fünf Therapieprinzipien: Ordnung, Hydrotherapie (Wasseranwendungen), Bewegung, Ernährung und Heilkräuteranwendung. günther gumhold / pixelio.de Tim Ruster / pixelio.de Die Biophysikalische Informationstherapie (BIT) ist ein Therapieverfahren der Ganzheitsmedizin und umfasst die Bioresonanztherapie (BRT), Systeminformationstherapie (SIT), Magnetfeldtherapie und verschiedene Mischformen. Laut dem Grundsystem dieser Therapieform kommen Behinderungen in den Regulationsvorgängen des Körpers eine große Bedeutung für die Entstehung chronischer Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen zu. Ein Ziel aller ganzheitsmedizinischen Methoden ist die Erfassung und Auflösung verschiedener Störfaktoren, welche den Informationstransfer im Körper behindern. Das individuelle Schwingungsmuster wird als Körperfeld (Aura) bezeichnet und durch äußere Faktoren beeinflusst und gestört. Zu diesen Kräften gehören das Erdmagnetfeld, Geomagnetwellen, Solarwellen und andere mehr, jedoch auch die Einflüsse des täglichen Lebens wie Ernährung, Stress, Mikroorganismen und noch vieles mehr. Die Steuermechanismen können so nachhaltig gestört werden und in der Folge Befindlichkeitsstörungen oder chronische bzw. akute Krankheiten auslösen. Mittels elektronischer Therapiegeräte sollen die Schwingungen im Körper wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. lungen express Seite 6 04-2011 Titelthema Mikroimmuntherapie (MIT) – Aktivierung der natürlichen Immunantwort Das Ziel der Mikroimmuntherapie (MIT) ist es, den Organismus, unter Einsatz der wichtigsten an der Immunreaktion beteiligten Akteure, auf schonende Weise zu einer natürlichen und wirksamen Immunantwort zurückzuführen. Die MIT verwendet daher körpereigene, hochverdünnte und potenzierte Botenstoffe und spezifische Nucleinsäuren, die in entsprechenden Verdünnungsstufen stimulierend, modulierend oder hemmend eingesetzt werden. Das Immunsystem wird so stimuliert, dass es auf die eingebrachten Stoffe reagiert und so dazu gebracht wird, entsprechend Angriffe durch Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze und vieles mehr abzuwehren. Das Ziel besteht in einer „Re-Education“, d.h. Schulung der Erinnerung an früher funktionierende Abwehrreaktionen des Immunsystems. Neuraltherapie (NT)– regulatorische Behandlung funktioneller Syndrome Die Neuraltherapie (NT) ist eine auf den herkömmlichen medizinischen Erkenntnissen basierende, ganzheitlich orientierte Form von Regulationstherapie. Sie ist allein oder in Kombination mit allen anderen Therapieformen anwendbar. Die NT entfaltet ihre Wirkung hauptsächlich durch den diagnostischen und therapeutischen Einsatz von Lokalanästhetika (örtlichen Betäubungsmitteln). Mit der Injektion am richtigen Ort ist die Neuraltherapie eine effektive Therapie bei akuten und chronischen Schmerzsyndromen. Es gibt verschiedene Behandlungsformen der Neuraltherapie. Es können direkt lokal Injektionen an schmerzenden Stellen verabreicht werden. Zudem wendet man auch die Segmentale- sowie die Störfeld-Therapie an, bei der Lokalanästhetika an anderen Punkten als an der betroffenen Stelle, bzw. dem Organ injiziert werden. So geht die Segmentale Therapie davon aus, dass jedes Organ mit bestimmten Hautarealen vernetzt ist. Ein Lokalanästhetikum wird an einer Hautstelle verabreicht, was dann eine lindernde Wirkung auf das diesem Punkt zugeordnetem Organ haben soll. Orthomolekulare Medizin – Optimierung physiologisch wichtiger Funktionen 04-2011 Seite 7 lungen express : Jens Goetzke / pixelio.de Mit orthomolekularer Medizin wird nach dem zweifachen Nobelpreisträger Linus Pauling die „Erhaltung der Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind“ bezeichnet. Orthomolekulare Medizin ist deshalb in erheblichem Maße auch Ernährungsmedizin. Im Bereich der Komplementärmedizin nimmt die orthomolekulare Medizin eine wachsende Bedeutung ein. Einen besonders hohen Stellenwert hat dabei eine adäquate Zufuhr von Mikronährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Durch gezielte Ernährung und Gabe von Vitalstoffen wird das Gleichgewicht des Körpers unterstützt und so die Gesundheit gestärkt. Titelthema Osteopathie – wenn Hände heilen Die Osteopathie ist eine eigenständige, medizinisch-wissenschaftlich begründete, ganzheitliche Behandlungsmethode, die zu Diagnose und Therapie die Hände einsetzt. Die wichtigsten Grundlagen sind das Erkennen des menschlichen Körpers als Einheit, seine Fähigkeit zu Selbstregulation und Selbstheilung sowie das Wechselspiel von Struktur und Funktion. Die osteopathische Behandlung hat das Ziel, Einschränkungen der Beweglichkeit von Strukturen und Geweben zu korrigieren und dadurch körperliches und seelisches Wohlbefinden wieder herzustellen. Das wird erreicht durch eine sehr differenzierte Diagnose struktureller Störungen und Einschränkungen der Mobilität sowie ihrer Auswirkungen. Es erfolgt eine Korrektur mit Hilfe sanfter manueller Techniken, die der/die OsteopathIn aus einer großen Palette von Methoden auswählt – entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Dabei arbeitet der/die OsteopathIn an allen Körperstrukturen, zum Beispiel am knöchernen Skelett, an Muskeln wie auch inneren Organen. Voraussetzung dafür ist ein exaktes Grundlagenwissen in Anatomie, Physiologie und Pathologie, ebenso wie eine umfassende, jahrelange Schulung. Ozontherapie – Regeneration, Vitalisierung und Immunstärkung Das Heilmittel Sauerstoff/Ozon ist eine Kombination aus O2 und O3 (Ozon) in reinster Form. Dieses Sauerstoffmolekül, auch „Medical Ozon“ genannt, ist ein biologischer Wirkstoff mit vielen herausragenden Eigenschaften. Besonders erwähnenswert ist, dass es bei richtig angewandter Ozontherapie keine unerwünschten Nebenwirkungen gibt. „Medical Ozon“ verbessert die Durchblutung des Herzmuskels, des Gehirns, der Beine, aller wichtigen Organe wie Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, begünstigt den Schadstoffabbau im Organismus und hat gute Stoffwechsel fördernde Wirkungen. Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) – Atemwegserkrankungen aus der Sicht der chinesischen Medizin Entzündliche Atemwegserkrankungen beruhen nach traditioneller chinesischer Vorstellung auf einer Schwäche des „Lungen Qi“, einem der am häufigsten auftretenden Syndrome der chinesischen Medizin. Das Syndrom „Schwäche des Lungen Qi“, ist gekennzeichnet durch Blässe, Schwächegefühl im Körper, übermäßige Müdigkeit, leise und schwache Stimme sowie die Lustlosigkeit zu reden, Husten ohne Kraft, Empfindlichkeit auf Wetterfaktoren. Kurzatmigkeit bei Belastungen und vermehrtes Schwitzen sind weitere Symptome. Die Therapie geht in zwei Richtungen: zunächst auf die „Eliminierung der klimatischen Einflüsse“, d.h. der Bekämpfung des überhitzten Zustands. Dies geschieht in den äußeren Schichten des Körpers. Hitze wird durch Öffnung der Oberflächen mit spezifischen Akupunkturpunkten eliminiert. Bei Kälte kann auch Moxibustion (bezeichnet den Vorgang der Erwärmung von speziellen Punkten des Körpers durch sogenannte „Moxazigarren“, die entzündet und dann nahe an die Haut gehalten werden) neben der Nadelung tonisierender Punkte angewendet werden. Die „Stärkung des Lungen Qi“ als Behandlung der tiefen Schicht ist ebenfalls ein essentieller Teil der Therapie, der eine schnelle Genesung fördert. Grundsätzlich ist das Prinzip der Traditionellen Chinesischen Medizin die gestörten Energiebahnen des Körpers wieder zum Fließen zu bringen. In den kommenden Ausgaben des LungenExpress in 2012 finden sie eine Sonderreihe von Dr. Wolfgang Steflitsch, in dem die einzelnen komplementären Verfahren genauer erläutert sowie Tipps, Adressen und Organisationen rund um Naturheilverfahren und komplementäre Therapien gegeben werden. lungen express Seite 8 04-2011