Opfer vergessener Katastrophen © Susan Hedinger, SF DRS Rotkreuzhilfe für Kinder und Erwachsene weltweit Croix-Rouge suisse Schweizerisches Rotes Kreuz Croce Rossa Svizzera Wenn überleben Zufall ist «Das Baby ist abgemagert, die nackte Haut von Schmutz und Sand bedeckt. Das Mädchen ist wohl knapp ein Jahr alt. Es leidet an Durchfall und liegt vor einer Hütte im Sand. Das Thermometer zeigt über 40 Grad, Schatten gibt es nicht. Eine Frau in einem farbigen Gewand hebt das Mädchen an einem Arm hoch und zieht es ein paar Meter durch den Sand, wo sie es zurücklässt. Dann geht sie zurück und wischt mit dem Fuss Sand über die Fäkalien. Das Baby bleibt regungslos liegen. Dieser Anblick schmerzt. Es ist die Realität im Grenzgebiet zur Sahara im Norden Malis.» Bericht einer Rotkreuz-Delegierten aus Mali © SRK, Beatrix Spring Die Tragik des alleingelassenen Babys ist nur ein Beispiel für das Leid, das Menschen in den ärmsten Ländern der Welt ertragen müssen. Wo es an sauberem Trinkwasser, sanitären Anlagen und genügend Essen fehlt, grassieren Krankheiten und Tod. Ein Schluck Wasser in der sengenden Hitze aus einer Pfütze kann bereits tödlich sein. Wer jeden Tag bloss eine Handvoll Reis zu sich nehmen kann, hat zwar zu Essen, wird aber schwach und krank. Für die Behandlung von Krankheiten gibt es kaum Medikamente und Ärzte, denn die medizinische Grundversorgung fehlt in vielen Randregionen von Entwicklungsländern gänzlich. Essen, was am Boden liegt: zwei Kinder im Norden Ghanas. Der stumme Schrei der Kinder und Mütter Für Kinder und Frauen sind solche harten Lebensbedingungen besonders gefährlich. Bei Babys und Kleinkindern führt Durchfall rasch zu Dehydrierung und Tod. Dies ist denn auch die häufigste Todesursache. Jedes Jahr sterben 1,5 Millionen Kinder vor ihrem fünften Lebensjahr an akutem Durchfall. Viele könnten überleben, wenn sie nicht noch mangelernährt wären. Auch Malaria-Schübe verlaufen bei Kindern häufiger tödlich als bei Erwachsenen. Kindern bessere Lebenschancen zu schenken bedeutet deshalb, sie insbesondere in den ersten Lebensjahren vor Krankheiten zu schützen. © SRK, Caspar Martig Schwangerschaft und Geburt können für Frauen lebensgefährlich sein. Wenn es keine Hebammen gibt, die Vorsorge-Untersuchungen durchführen und Geburtshilfe leisten, sind die werdenden Mütter ihrem Schicksal überlassen. Sie bringen ihre Kinder in Hitze, Staub und unter unhygienischen Bedingungen zur Welt. Starke Blutungen, Mehrlingsschwangerschaften oder kräftezehrende, stundenlange Wehen führen dazu, dass jeden Tag 1500 Frauen bei der Geburt ihres Kindes sterben. Ohne die mütterliche Nahrung und Liebe überlebt ein Neugeborenes nicht. Unzertrennbar verbunden: Die Gesundheit von Mutter und Kind. © Olav Saltbones/International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies Wenn alles zusammenbricht Die ärmsten Länder der Welt befinden sich häufig auch in klimatisch schwierigen Regionen. Extreme Hitze, starker Monsunregen oder Erdbeben und Überschwemmungen nehmen der Bevölkerung immer wieder das Wenige, das sie haben: Ernten gehen verloren, Häuser und Infrastruktur werden zerstört. Hungersnöte zwingen die Familien zur Flucht. Entkräftet verlassen Kinder, Frauen und Männer ihr Zuhause in der Hoffnung, an einem anderen Ort eine neue Existenz aufbauen zu können. Diese Hoffnung bleibt meistens unerfüllt. Für Krankheitserreger sind Hitze und Feuchtigkeit ideale Bedingungen, um sich rasch zu vermehren. Schnell können in diesem Klima potenziell tödliche Krankheiten wie Cholera oder Malaria ganze Regionen befallen. Warten − aber worauf? Menschen in einem Flüchtlingslager im Sudan in der sengenden Sonne. Das SRK im Einsatz: Die Not der Opfer vergessener Katastrophen lindern Während Katastrophen wie der Tsunami im Jahr 2004 grosse Solidarität auslösen, ist das tägliche Drama von Armut und Krankheit hunderttausender Menschen in der Tagespresse und der öffentlichen Wahrnehmung kaum von Interesse. Die Mitarbeitenden des Roten Kreuzes setzen sich für diese Opfer vergessener Katastrophen ein. Die Not ist gross. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) führt in rund 30 Ländern Gesundheitsprogramme durch mit dem Ziel, die Lebenssituation der Opfer vergessener Katastrophen nachhaltig zu verbessern. Denn Krankheiten wie Durchfall, Malaria, Tetanus, Masern oder Tuberkulose wären behandelbar oder liessen sich vermeiden, wenn professionelle Hilfe, Impfstoffe und Medikamente vorhanden wären. Medizin, die Leben rettet Die Prävention von Krankheiten ist der Schlüssel zu besseren Lebensbedingungen. Die Freiwilligen führen deshalb in Schulen und Dörfern Kampagnen durch, um Jugendliche und Erwachsene zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, wie man sich vor schweren Krankheiten schützen kann. Sie sind der Schlüssel für die zukünftige Entwicklung: gesunde Kinder. © SRK, Radoslav Pazameta Das SRK unterstützt die Bevölkerung auf dem Land, ihre Gesundheitsversorgung aufzubauen. Dazu werden Gesundheitsstationen und kleine Spitäler erbaut und eingerichtet sowie medizinisches Fachpersonal und Freiwillige ausgebildet. Die Gesundheitshelferinnen und -helfer leisten erste Hilfe bei Unfällen und behandeln häufige Krankheiten. Starke Kinder brauchen gesunde Mütter © SRK, TextBildWerkStatt, Hilde Eberhard, Uznach Das SRK engagiert sich besonders für die Gesundheit von Mutter und Kind. Einheimische Hebammen werden ausgebildet, die Schwangerschaftskontrollen durchführen und Geburtshilfe leisten. Gesundheitshelferinnen und -helfer beraten die Mütter in der Säuglingspflege oder beim Stillen, führen Gewichtskontrollen bei Neugeborenen durch, helfen bei Impfkampagnen mit und vermitteln wichtiges Wissen über Hygiene, ausgewogene Ernährung und bessere Gemüseanbau- und Lagermethoden. Ausserdem werden Frauen und Mütter über die Familienplanung sowie HIV und Aids informiert. Ein Schutz fürs Leben: Ein Rotkreuzhelfer kontrolliert den Impfausweis eines Kindes in Togo. Infektionskrankheiten eindämmen Die Bekämpfung von tödlichen Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose, HIV und Aids ist für das SRK zentral. Rotkreuz-Mitarbeitende führen Sensibilisierungs- und Präventionskampagnen durch, um möglichst viele Menschen über die Krankheiten aufzuklären. So lassen sich Ansteckungen vermeiden. Zum Schutz vor den Malaria-Mücken verteilen Freiwillige ausserdem Moskitonetze an Mütter und ihre Kinder. In den HIV -Programmen werden nebst Präventionskampagnen Aids-Tests angeboten, Kranke in ihrem eigenen Zuhause gepflegt und antiretrovirale Medikamente abgegeben. Aidskranke und ihre Angehörigen erhalten Unterstützung durch Lebensmittelpakete mit Bohnen, Butter und Mais. Das Rote Kreuz übernimmt die Schulgebühren von Aidswaisen und gibt ihnen Essen und Kleider ab. Sauberes Trinkwasser und Latrinen verhindern tödliche Krankheiten © SRK, Beatrix Spring In ländlichen Gebieten armer Länder sind die Menschen gezwungen, aus weit entfernten Brunnen Wasser anzuschleppen. Oder sie müssen aus schmutzigen Tümpeln und Flüssen trinken. Zudem fehlt es an Latrinen. Das SRK unterstützt die Bevölkerung deshalb beim Bau von Brunnen und Wasserleitungen, instruiert sie beim Filtern von verschmutztem Wasser, klärt über die Folgen von mangelnder Hygiene auf und leitet die Dorfbevölkerung beim Erstellen von Latrinen an. Denn sauberes Trinkwasser und Hygiene sind die Voraussetzungen für ein gesundes Leben. Das kostbarste Gut des Lebens: sauberes Trinkwasser. Das SRK engagiert sich seit fast 30 Jahren für die Verhütung und Behandlung von Armutsblindheit in Afrika und Asien. Denn Blindheit ist weit verbreitet: 45 Millionen Menschen sind weltweit blind, fast alle leben in den ärmsten Ländern der Welt. Blindheit ist ein trauriges Schicksal: Die Betroffenen verlieren ihr Einkommen, werden total abhängig und fallen den Familien zur Last. Vielfach sind es die Mädchen, die ganz in den Dienst eines blinden Familienangehörigen gestellt werden – anstatt zur Schule gehen zu können. © SRK, Beatrix Spring Armutsblindheit bekämpfen Wege aus der Dunkelheit: Dieser Bauer aus Ghana kann nach der Katarakt-Operation wieder arbeiten und seine Familie ernähren. Die Prävention von Augenkrankheiten hat für das Rote Kreuz deshalb Priorität. Ausgebildete Freiwillige informieren die Menschen in den Dörfern über Augenkrankheiten, führen Sehtests und Augenkontrollen durch und überweisen Kranke an einen Gesundheitsposten oder eine Klinik. Die Dorfbewohner lernen, wie wichtig einfache Hygiene-Massnahmen sind, um sich vor Krankheiten zu schützen. Zudem baut das SRK Augenkliniken und Aussenstationen auf und rüstet diese aus. Augenkrankheiten werden operiert und behandelt sowie einheimisches Fachpersonal und Freiwillige aus- und weitergebildet. Jedes Jahr führen die Rotkreuz-Mitarbeitenden in Afrika und Asien rund 15 000 Katarakt-Operationen durch und schenken blinden Menschen Augenlicht. Blut spenden – Leben retten © SRK, Katharina Schindler Infektionen und Blutungen bei der Geburt gehören zu den häufigsten Todesursachen von Frauen in Entwicklungsländern. Blutarmut – durch Malaria, HIV oder Mangelernährung noch verstärkt – erhöht das Risiko zusätzlich. Das verlorene Blut muss sofort durch sichere Bluttransfusionen ersetzt werden, sonst stirbt die werdende Mutter. Auch bei schweren Unfällen und Operationen sind Bluttransfusionen nötig. Das SRK setzt sich deshalb dafür ein, dass in unterversorgten Ländern Blutspendedienste aufgebaut werden. Hat die Herzoperation nur dank sicheren Blutsreserven überlebt: Yobel aus Eritrea. Nothilfe, Wiederaufbau und Katastrophenvorsorge © SRK, Balz Halbheer Nach schweren Naturkatastrophen leistet das SRK Nothilfe, beteiligt sich am Wiederaufbau und versucht, zukünftiges Leid durch Massnahmen in der Katstrophenvorsorge zu lindern. So werden Rettungseinheiten geschult, die bei Katastrophen alarmieren, Betroffene evakuieren und erste Hilfe für Verletzte leisten. Stimmen, die kaum jemand hört: Obdachlose Mutter und ihr Kind nach Unwettern in Senegal. Es gibt aber viele Naturkatastrophen, die sich fast unbemerkt von der Weltöffentlichkeit ereignen – weil sie nicht medienwirksam sind: Beispielsweise Unwetter in Senegal, Überschwemmungen in Vietnam, Dürren in Mali. Den Opfern dieser vergessenen Katastrophen helfen, das will das Schweizerische Rote Kreuz. So können Sie helfen: Mit 150 Franken können für 10 fehlsichtige Schulkinder in Ghana Korrekturbrillen gekauft werden. Mit 300 Franken können in Swasiland 3 Aidswaisen ein Jahr lang die Schule besuchen und erhalten Kleider und Essen. Mit 500 Franken erhalten eine aidskranke Person und ihre Familie in Swasiland ein Lebensmittelpaket mit Mais, Butter und Bohnen für 6 Monate. Mit 1000 Franken können in Ghana oder Togo 100 Mütter und ihre Babys mit Moskitonetzen vor Malaria geschützt werden. Mit 2500 Franken kann in Togo eine Hebamme in Geburtsvorbereitung und Geburtshilfe ausgebildet werden. Mit 3000 Franken können in Mali 25 Freiwillige eine 3-wöchige Ausbildung in Gesundheit und Hygiene absolvieren. Mit 5000 Franken können in Mali 200 einfache Haushalt-Latrinen gebaut werden. Mit 10 000 Franken erhalten in Nepal 500 Menschen mit dem Bau eines Quellwassersystems Zugang zu Trink- und Nutzwasser. Mit 25 000 Franken können in Eritrea 10 Gesundheitsstationen gebaut und ausgerüstet werden. Schweizerisches Rotes Kreuz Internationale Zusammenarbeit Rainmattstrasse 10 CH -3011 Bern Telefon: 031 387 71 11 www.redcross.ch Jede Spende hilft Not lindern. Vielen Dank für Ihre Solidarität. Postcheck-Konto 30-4200-3 IBAN CH43 0900 0000 3000 4200 3 Vermerk: «Opfer vergessener Katastrophen» Das Gütesiegel für gewissenhaften Umgang mit Ihrer Spende Das Schweizerische Rote Kreuz handelt nach den sieben Rotkreuz-Grundsätzen Menschlichkeit Der Mensch ist immer und überall Mitmensch. Unparteilichkeit Hilfe in der Not kennt keine Unterschiede. Neutralität Humanitäre Hilfe braucht das Vertrauen aller. © International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies Unabhängigkeit Selbstbestimmung wahrt unsere Grundsätze. Freiwilligkeit Echte Hilfe ist ohne Eigennutz. Einheit In jedem Land einzig und für alle offen. Universalität Humanität ist weltumfassend. Die sieben Grundsätze wurden von der XX. Internationalen Rotkreuzkonferenz 1965 in Wien proklamiert. Schweizerisches Rotes Kreuz Rainmattstrasse 10 Postfach 3001 Bern Telefon: 031 387 71 11 Fax: 031 387 73 73 E-Mail: [email protected] www.redcross.ch Postkonto 30-4200-3 «Opfer vergessener Katastrophen» Januar 2010 Croix-Rouge suisse Schweizerisches Rotes Kreuz Croce Rossa Svizzera