Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 §1 Warum die Ableitung? 1.1 Die Ableitung . . . . . . . . . . . . 1.2 Anwendung der Ableitung . . . . . 1.3 Extremwertprobleme . . . . . . . . 1.4 konkrete Bedeutung der Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 3 4 4 2 §2 Funktionen, Schranken und Grenzen 2.1 Definitionsmenge und Wertemenge . 2.2 Notation . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Invertierbarkeit von Funktionen . . . 2.4 Monotone Funktionen . . . . . . . . 2.5 konvexe Funktionen . . . . . . . . . 2.6 Schranken . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Maxima und Minima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 7 7 8 8 9 10 3 Vollständie Induktion (aus Übungsstunde) 3.1 Lösung Aufgabe I: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Lösung Aufgabe II: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 13 14 Seite 1 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Tangente einer beliebigen komplexen Funktion . ex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ortsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beispiel Bergweg-Funktion . . . . . . . . . . . . . Liniendichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beispielfunktion für Definitionsmengen . . . . . . Nicht invertierbar: x2 . . . . . . . . . . . . . . . . Beispiel und Gegenbeispiel für monoton steigend Konvexe Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . Konvex und Konkav . . . . . . . . . . . . . . . . Beschränkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beispielfunktion für Definitionsmengen . . . . . . (strikt) konvex und monoton . . . . . . . . . . . obere Grenze und Schranken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 4 5 5 5 6 7 8 8 9 9 10 11 11 Seite 2 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 1 §1 WARUM DIE ABLEITUNG? Analysis I - Kurzüberblick • Abgabe der Übungsaufgaben bis Dienstag 11:00 Uhr in Raum 25.22.00 (Briefkästen) • 30% der Übungen müssen gelöst werden • Skripte und Übungsblätter unter: http://reh.math.uni-duesseldorf.de/˜weiss/Analysis1 • [email protected] • Übungen: [email protected] 1 §1 Warum die Ableitung? 2010-10-12 1.1 Die Ableitung Die Ableitung dient dazu, eine komplizierte Funktion durch eine Gerade (oder ein Polynom) in der Nähe eines Punktes x0 zu approximieren. Abbildung 1: Tangente einer beliebigen komplexen Funktion f (x0 ) → f 0 (x0 )(x − x0 ) 1.2 Anwendung der Ableitung In Anwendung kommen sehr oft Differenzen der Form der Populationsdynamik, Gesetz von Malthus. f (x + h) − f (x) vor. Z.B. Klassische Modelle h Seite 3 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 1 §1 WARUM DIE ABLEITUNG? Malthus: Bevölkerungszuwachs in 30 Jahren ≈ Populationsgröße. Also, wenn f (t + h) − f (t) = c · f (t) h Hier ist h = 30 Jahre und c ist ein empirisch ermittelter Parameter (bei Malthus 0.02) Das Problem ist, dass Differenzengleichungen im Allgemeinen schwer lösbar sind. Deshalb geht man f (t + h) − f (t) zum Limes über. lim h→0 h Man erhält die Differentialgleichung f 0 (t) = c · f (t) deren Lösung bekannt ist: die Lösung [für die Malthus-Exponentialfunktion] ist f (t0 ) = ec(t−t0 ) Differentialgleichungen sind einfacher lösbar, haben weniger Parameter und qualitative Eigenschaften der Lösung sind sofort sichbar. So ist z.B. die Exponentialfunktion schneller wachsend als jedes Polynom, konvex,... 10 exp(x) 8 6 4 2 0 -3 -2 -1 0 1 2 3 Abbildung 2: ex 1.3 Extremwertprobleme Zu gegebenen Daten (x1 , y1 ), (xn , yn ) finde eine Gerade, die in einer bestimmten Metrik den Abstand n X zur Punktmenge minimiert. Der Abstand zur Geraden αx + β könnte mit (yj − (αxj + β))2 j=1 gemessen werden. 1.4 konkrete Bedeutung der Ableitung In vielen Zusammenhängen hat die Ableitung bereits eine konkrete Bedeutung. Z.B.: • Die Ableitung der Ortsfunktion f (t) ist die Geschwindigkeit. Die Ableitung der Geschwindigkeit ist die Beschleunigung. Hier ist die Variable die Zeit. Seite 4 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 2 §2 FUNKTIONEN, SCHRANKEN UND GRENZEN Abbildung 3: Ortsfunktion • Die Ableitung der Lebenshaltungskosten ist die Inflation • Die Ableitung der Höhe eines Weges relativ zum Meeresspiegel ist die Steigung des Weges. Hier ist x die Position auf dem Meeresspiegel. Abbildung 4: Beispiel Bergweg-Funktion • Die Ableitung der Masse eines Stabes ist die Liniendichte (line density). Hier ist die Variable x das gemessene Stabsstück. Abbildung 5: Liniendichte 2 §2 Funktionen, Schranken und Grenzen 2.1 Definitionsmenge und Wertemenge Definition 2.1: Sei D eine Menge reeller Zahlen Beispiel: D=R D = (0, 1) D = {0} ∪ {1} Seite 5 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 2 §2 FUNKTIONEN, SCHRANKEN UND GRENZEN f : D → R heisst Funktion (einer reellen Variablen), wenn f jedem Element x aus D genau eine reelle Zahl f (x) zuweist. D heisst Definitionsmenge von f . f (D) := {f (x)|x ∈ D} heisst Wertemenge von f . Beispiel: x → f (x) = 0, x ≤ −1 x + 1, −1 < x ≤ 0 1 − x, 0 < x ≤ 1 0, x > 1 Abbildung 6: Beispielfunktion für Definitionsmengen Die Definitionsmenge von f ist R und die Wertemenge f (D) = [0, 1] Seite 6 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 2 §2 FUNKTIONEN, SCHRANKEN UND GRENZEN 2010-10-15 2.2 Notation abgeschlossene Intervalle: [a, b] = {x ∈ R | a ≤ x ≤ b} offene Intervalle (a, b) = {x ∈ R | a < x < b}, (a, b] = {x ∈ R | a < x ≤ b}, [a, b) = {x ∈ R | a ≤ x < b} ”x ∈ A” bedeutet, dass x ein Element der Menge A ist. ”A 3 x” bedeutet, dass x ein Element der Menge A ist. Demzufolge ist x ∈ (a, b] äquivalent zu a < x ≤ b <=> ”x 7−→ f (x)” bedeutet, dass x auf f (x) abgebildet wird. 2.3 Invertierbarkeit von Funktionen Definition 2.3: Besitzt eine Funktion einer reellen Variablen f : D → R für jedes y ∈ f (D) genau ein x ∈ D so dass f (x) = y, so heisst f eineindeutig oder invertierbar (one to one). In diesem Fall heisst die Funktion f : f (D) → D. g(y) = x die Umkehrfunktion von f und wird mit f −1 bezeichnet. Achtung: f −1 6= 1 f Beispiel 2.4: 1. Die Funktion f : [1−, 1] → R, f (x) = x2 ist nicht invertierbar. 1.1 x**2 1 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 -1 -0.5 0 0.5 1 Abbildung 7: Nicht invertierbar: x2 Seite 7 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 2 §2 FUNKTIONEN, SCHRANKEN UND GRENZEN 2. f : [0, 1] → R, f (x) = x2 ist invertierbar und f −1 (y) = 3. f (x) = √ 2 y 24 −1 sin0.41 · cos(2πT /365) cos (−tan(x )) π 1 − sin2 (0.41cos2 ( 2πT 365 )) zeigt die Zeitspanne zwischen Sonnenauf- und Untergang als Funktion vom Breitengrad x an; hier ist T die Anzahl der seit dem 21.06. vergangenen Tage. Überlege, ob f invertierbar ist. Falls ja, könnte man den eigenen Breitengrad durch Messen der Zeitspanne zwischen Sonnenauf- und Untergang bestimmen. 2.4 Monotone Funktionen Definition 2.5 (Monotone Funktion): f : d → R heisst monoton, falls für alle s, t ∈ D gilt: s ≤ t => f (s) ≤ f (t) Abbildung 8: Beispiel und Gegenbeispiel für monoton steigend 2.5 konvexe Funktionen Definition 2.6 (konvexe Funktion): Die Funktion f : (a, b) → R heisst konvex, wenn sie für alle x, y ∈ (a, b) und alle t ∈ [0, 1] die Ungleichung f (tx + (1 − t)y) ≤ t · f (x) + (1 − t)f (y) erfüllt. Abbildung 9: Konvexe Funktion Bemerkung: analog heisst eine Punktmenge D der Ebene konvex, falls für alle (x, y) ∈ D und alle (v, w) ∈ D die Strecke von (x, y) nach (v, w) in D enthalten ist. Seite 8 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 2 §2 FUNKTIONEN, SCHRANKEN UND GRENZEN Abbildung 10: Konvex und Konkav 2.6 Schranken Definition 2.7(Schranken) Sei A eine Menge reeller Zahlen. Falls es eine reelle Zahl M gibt, so dass für alle x ∈ A gilt x ≤ M , dann heisst M obere Schranke der Menge A. Falls es ein m ∈ R gibt, so dass m ≤ x für alle x ∈ A, so heisst m untere Schranke. Falls es sowohl obere als auch untere Schranke für A existieren, so heisst A beschränkt. Achtung: −∞, +∞ sind keine reellen Zahlen (keine Elemente von R). Falls A von oben beschränkt und gleichzeitig die Wertemenge einer Funktion f ist, so heisst f ebenfalls von oben beschränkt. Ist A = f (D) und ist A beschränkt, so heisst die Funktion f beschränkt. Ist A nicht beschränkt, so nennen wir es unbeschränkt. Das Gleiche gilt für f. Beispiel 2.8: 1. Die Menge (−∞, 1) hat unendlich viele obere Schranken (jedes x ≥ 1 ist obere Schranke) 2. f : [−1, 1] → R, x 7−→ f (x) = 1 , x 6= 0 |x| 0, x = 0 ist von unten beschränkt, aber nicht von oben. Abbildung 11: Beschränkung Seite 9 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 2 §2 FUNKTIONEN, SCHRANKEN UND GRENZEN 2.7 Maxima und Minima Definition 2.9 (Maxima und Minima) Sei A eine Menge reeller Zahlen. Falls es M ∈ A gibt, so dass x ≤ M für alle x ∈ A, so heisst M Maximum der Menge A. Falls es m ∈ A gibt, so dass m ≤ x für alle x ∈ A, so heisst m Minimum der Menge A. Wir schreiben M= max A und m= min A. In dem Falle, dass A der Wertebereich einer Funktion f : D → R ist, so heisst M (falls existent) Maximum der Funktion f, bzw. m Minimum der Funktion f. Wir schreiben M = max f = max f (x) und m = min f = min f (x) D x∈D D x∈D Beispiel 2.10: 1. Die Menge (0, 1] hat das Maximum 1, sie besitzt jedoch kein Minimum. 2. Die Funktion f : R → R 0, x ≤ −1 x + 1, −1 < x ≤ 0 0, x = 0 x → f (x) = 1 − x, 0 < x ≤ 1 0, x > 1 Abbildung 12: Beispielfunktion für Definitionsmengen f hat das Minimum 0, aber kein Maximum. Seite 10 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 2 §2 FUNKTIONEN, SCHRANKEN UND GRENZEN Dieses Script wird nur noch um Kommentare ergänzt, da ein vollständiges Skript vom Dozenten verfügbar ist Obere Schranke: Die kleineste obere Schranke heißt obere Genze S=sup A (oder supremum): sup f S D ist nicht unbedingt Teil der Menge. (0.9999) Abbildung 13: (strikt) konvex und monoton Abbildung 14: obere Grenze und Schranken Seite 11 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 3 VOLLSTÄNDIE INDUKTION (AUS ÜBUNGSSTUNDE) 3 Vollständie Induktion (aus Übungsstunde) Für alle x, y ∈ R : (x − y)2 = x2 − 2xy + y 2 Beweis: Seien x, y ∈ R beliebig: (x − y)2 = (x − y)(x − y) = x2 + x(−y) + (−y)x + y 2 = x2 − 2xy + y 2 q.e.d Beispiel: Für alle n ∈ N : n X k=1 1 k = n(n + 1). 2 Diese Aussage lässt sich nicht algebraisch beweisen. Dominosteine Wir haben n Dominosteine. Alle Steine fallen um, falls gilt: 1. Stein 1 fällt um 2. Für alle n ∈ N gilt: Stein n fällt um => Stein n + 1 fällt um. Nach 1.) Stein 1 fällt um 2.) => Stein 2 fällt um 2.) => Stein 3 fällt um Vollständige Induktion Für jedes n ∈ N sei A(n) eine Aussage. Für alle n ∈ N giltA(n), falls 1. A(1) Induktionsanfang (Ind. Anf.) 2. Für alle n ∈ N gilt: A(n) => A(n + 1) 1.) => A(1) Wende 2) auf n=1 an. => A(2) 2.) => A(2) Wende 2) auf n = 2 an => A(3) => A(4) => A(5)... Beweis durch Induktion: A(n) := k X k=1 1 k = n(n + 1) 2 Ind. Anf.: Seite 12 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 3 n=1: 1 X k=1, k=1 VOLLSTÄNDIE INDUKTION (AUS ÜBUNGSSTUNDE) 1 · 1(1 + 1) = 1 => A(1) 2 Ind. Schritt: Sei n ∈ N beliebig und gelte A(n), d.h. n X k=1 1 k = n(n + 1) Induktionsvoraussetzung (IV) 2 z.z. (zu zeigen): A(n + 1), d.h.: n+1 X k=1 n+1 X k=1 1 k = (n + 1)((n + 1) + 1) 2 n X k=( k) + (n + 1) k=1 1 = n(n + 1) + (n + 1) 2 1 n+2 1 = (n + 1)( n + 1) = (n + 1)( ) = (n + 1)((n + 1) + 1) 2 2 2 3.1 Lösung Aufgabe I: Wir sagen, ein schwarzer Stein erfüllt die Eigenschaft E, wenn gilt: links neben ihm befinden sich genauso viele schwarze wie weiße Steine. Behauptung: Wenn man n weiße und n + 1 schwarze Steine in beliebiger Reihenfolge anordnet, gibt es stets einen schwarzen Stein mit Eigenschaft E. Beweis: (per Induktion) Ind. Anf: n = 1: d.h. wir haben einen weißen und zwei schwarze Steine. 1. w s s (3. Stein) 2. s w s (1. oder 3. Stein) 3. s s w (1. Stein) Ind. Schritt: Sei n ∈ N beliebig und seien n + 1 weiße und n + 2 schwarze Steine in beliebiger Reihenfolge angeordnet (Reihe 1) und gelte, wenn n weiße und n + 1 schwarze Steine in beliebiger Reihenfolge angeordnet sind, gibt es einen schwarzen Stein mit der Eigenschaft E. Seite 13 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 3 VOLLSTÄNDIE INDUKTION (AUS ÜBUNGSSTUNDE) z.Z: In Reihe 1 gibt es einen schwarzen Stein mit Eigenschaft E. Idee: Wir werden nun “ganz geschickt“ einen weißen und einen schwarzen Stein aus Reihe 1 “rein gedanklich“ weglassen. Daraus entsteht eine neue Reihe (Reihe 2), die n weiße und n+1 schwarze Steine hat. Nach (IV) gibt es in Reihe 2 einen schwarzen Stein mit der Eigenschaft E. Wir zeigen, dass dieser Stein S* auch die Eigenschaft E für Reihe 1 erfüllt. 1. ... ... ... s 2. ... ... s w (Für die Steine links neben dem schwarzen gilt: Reihe 2 mit n weißen Steinen und n+1 schwarzen Steinen) 3. s w w w (Letzter und vorletzter Stein weiß: Wähle den rechten weißen Stein, sowie den 1. schwarzen Stein von rechts und nehme sie weg. Nach (IV) gibt es einen schwarzen Stein S* mit Eigenschaft E. S* liegt links neben den beiden Steinen, die weggelassen wurden.) 3.2 Lösung Aufgabe II: Sei 0 < h < 1, c > 0 ∀k ∈ N : ak+1 − ak = −ak , a0 = c h Sei k ∈ N: ak+1 − ak = −ak | h => ak+1 − ak = −ak · h => ak+1 = ak (1 − h) a0 = c a1 = c(1 − h) a2 = a1 (1 − h) = a0 (1 − h)(1 − h) = c(1 − h)2 a3 = a2 (1 − h) = a0 (1 − h)2 (1 − h) = c(1 − h)3 an = c(1 − h)n ∀n ∈ N Beweis: Per Induktion n = 0 : a0 , a0 (1 − h)0 = a0 = c Ind Schritt Sei n ∈ N beliebig und gelte an = c(1 − h)n Seite 14 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 3 VOLLSTÄNDIE INDUKTION (AUS ÜBUNGSSTUNDE) (IV ) => an+1 = an (1 − h) = c(1 − h)n (1 − h) = c(1 − h)n+1 Seite 15 Prof. Dr. G.S. Weiss, WS 2010/11, HHU Duesseldorf Vorlesung: Analysis I, inoffizielle Mitschrift by: Christian Franzen, Matr. 1956616 3 VOLLSTÄNDIE INDUKTION (AUS ÜBUNGSSTUNDE) Definition Betrag: i) ∀x ∈ R :| x |≥ 0 ii) ∀x ∈ R :|| x ||=| x iii) ∀x, y ∈ R :| x · y |=| x | · | y | iv) ∀x ∈ R :| x |2 = x2 v) ∀x ∈ R :| −x |=| x | x |x| vi) ∀x, y ∈ R, y 6= 0 :| |= y |y| vii) ∀x ∈ R : x ≤| x | viii) ∀x ∈ R :| x + y |≤| x | + | y | (Dreiecksungleichung) ix) ∀x, y ∈ R :| x | − | y |≤| x − y | x) ∀x, y ∈ R :|| x | − | y ||≤| x − y | xi) ∀x, y ∈ R √ :| x | − | y |≤| x + y | 2 xii) ∀x ∈ R : x2 =| x | ∞ ∞ X X xiii) ∀x ∈ R :| x · k |≤ |x·k | k=0 k=0 x3 x2 · | x | | x | · | x | ·x = = = x· | x | |x| |x| |x| Definition Konvexität: Sei D ≤ R, f : D → R Fkt. (i) f konvex: <=> ∀x1 , x2 ∈ D, x1 6= x2 ∀λ ∈ (0, 1) : f (λx1 + (1 − λ)x2 ≤ λf (x1 ) + (1 − λ)f (x2 ) (ii) f streng konvex: <=> ∀x1 , x2 ∈ D, x1 6= x2 ∀λ ∈ (0, 1) : f (λx1 + (1 − λ)x2 < λf (x1 ) + (1 − λ)f (x2 ) Seite 16