WestallgäuPlus VITALES WESTALLGÄU Abstand vom Alltag, Zeit für die Genesung Nach Krebserkrankungen im Darm- und Bauchraum lernen Patienten, mit der veränderten Verdauung zu leben Kempten / Aulendorf. „Ich freue mich, wenn ich im Frühling wieder die gelben Löwenzahnwiesen im Allgäu sehen kann“, sagt Edith Gaißer-Asprian aus Oberstdorf. In der Fachklinik für Onkologische Rehabilitation erholt sich die 62-jährige von einer aufwendigen Bauchoperation. Nach länger anhaltenden Beschwerden mit der Galle war die gebürtige Kärntnerin Anfang Februar im Klinikum Kempten operiert worden. In einer neunstündigen OP mussten unter anderem die Gallenblase, Teile der Bauchspeicheldrüse und des Zwölffingerdarms, ein Stück des Magens sowie Lymphknoten entfernt werden. Grund dafür war ein so genanntes Gallengangkarzinom. „Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken“, erläutert Dr. Christian Duncker, Chefarzt im Parksanatorium Aulendorf. „Auch die Fälle von Gallengangkarzinomen nehmen zu.“ Prof. Dr. Peter Büchler, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie am Klinikum Kempten, nahm die nach dem Chirurgen Whipple benannte Operation vor. „Ich war froh, dass ich von ihm so umfassend beraten und aufgeklärt wurde“, berichtet Edith Das Gallengangkarzinom Das Gallengangkarzinom ist ein bösartiger Tumor der Gallenwege. Diese seltene Krebserkrankung trifft nur etwa ein bis zwei von 100 000 Menschen und verstopft den Gallengang. Eine operative Entfernung des Tumors ist die einzige Möglichkeit. Chemotherapie und Bestrahlung können unterstützend eingesetzt werden. Allgemein-, Viszeral-, Gefäßund Thoraxchirurgie Die Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie am Klinikum Kempten, Chefarzt Prof. Dr. Peter Büchler, bietet das gesamte Spektrum der Allgemein- und Viszeralchirurgie an. Besondere Schwerpunkte liegen in der chirurgischen Onkologie und der minimalinvasiven Chirurgie. Gefäßchirurgisch wird das gesamte OP-Spektrum der peripheren- und zentralen Gefäße außerhalb des Brustkorbs abgedeckt. Gaißer-Asprian. „Erst nach der Operation war das Ausmaß meiner Erkrankung wirklich offensichtlich. Da war es gut, dass ich schon lag, als ich die Diagnose bekam“, erzählt sie weiter. Die ersten fünf Tage nach dem Eingriff waren besonders kritisch. In dieser Zeit durfte sie nichts essen. Ganz vorsichtig gewöhnte Edith Gaißer-Asprian ihren Körper wieder an Nahrung. „In den drei Wochen im Krankenhaus habe ich mich wirklich gut umsorgt gefühlt.“ Prof. Büchler empfahl eine Rehabilitation, um nach der langen und komplizierten Operation wieder zu Kräften zu kommen. Der Sozialdienst am Klinikum Kempten kümmerte sich um alles Notwendige – und Anfang März ging es mit dem Taxi nach Aulendorf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Parksanatoriums haben viel Erfahrung in der Behandlung von körperlichen Funktionsstörungen und seelischen Beeinträchtigungen nach onkologischen Erkrankungen im Bereich von Magen und Darm. „Patienten, die wegen eines Tumors im Bauchraum operiert wurden, stellen fest, dass die Verdauung nicht mehr wie früher selbstverständlich nebenher funktioniert. Sie beansprucht jetzt deutlich mehr Platz im Alltag, verlangt Kraft und Zeit.“ Zeit haben die Patienten hier in Aulendorf, sich ganz auf ihre Genesung zu konzentrieren. „Hilfestellungen in allen Lebenslagen und Unterstützung der Krankheitsverarbeitung beschreibt in Kürze den Ansatz des Hauses“, so Dr. Duncker. Edith Gaißer-Asprian kann dies nur unterstreichen: „Ich muss mich hier um nichts kümmern.“ Vorbereitung auf den Alltag zu Hause So bleibt viel Raum für wohldosierte Bewegung zur Vorbereitung auf den Alltag zu Hause. „Ich nehme an verschiedenen Gymnastik- und Bewegungsgruppen teil. Aber natürlich gehe ich auch selbst, so oft ich Kraft habe, spazieren.“ In der ersten Woche nach dem Krankenhausaufenthalt konnte Edith Gaißer-Asprian kaum die wenigen Schritte bis zum Fenster laufen. Inzwischen ist sie schon oft in die Stadt oder den Park gleich hinter der modernen Rehabilitationsklinik spaziert. „Selbst bis zum Bahnhof Parksantatorium Aulendorf Das Parksanatorium Aulendorf ist als Onkologische Fachklinik unter anderem auf die Bedürfnisse von Patienten nach Darm-, Magen-, Speiseröhren- und anderen Tumoren im Bauchraum spezialisiert. Patienten lernen hier, mit den krankheitsbedingten Verdauungsstörungen wie Durchfall oder Verstopfung umzugehen, die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie ihre Kalorienbilanz an ihre veränderten Möglichkeiten anzupassen oder sich an einen künstlichen Darmausgang – das sog. Stoma – zu gewöhnen. Damit ebnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Patienten den Weg zurück in ein unabhängiges privates wie berufliches Leben. Gegrilltes und Paniertes ist nach der Entfernung von Teilen des Darms nicht mehr zu empfehlen. Wie Essen trotzdem schmackhaft sein kann, erfahren Patienten während der Ernährungsberatung im Parksanatorium Aulendorf. habe ich es bereits geschafft“, freut sich die Oberstdorferin. Hinzu kommen Lymphdrainagen und Massagen. Außerdem stehen speziell für Patienten wie Gaißer-Asprian eine Magengruppe und Ernährungsberatung auf dem Programm. „Eigentlich habe ich keinen Hunger“, sagt die Patientin „Aber ich muss doch essen, denn ich will leben!“ Große Mahlzeiten sind eher kontraproduktiv. Bekömmlicher sind viele kleine Portionen, die langsam gut gekaut werden sollten. „Training, Schulung und intensive Zuwendung sind die drei Bausteine der Rehabilitation im Parksanatorium Aulendorf “, erläutert Dr. Duncker. „Die Diagnose Krebs ist wie ein Schock. Körperliche und soziale Belastungen sind die Folge. Hinzu kommen finanzielle oder berufliche Probleme. Während einer Rehabilitation versuchen wir, unsere Patienten in allen diesen Bereichen durch einen individuell zusammengestellten Behandlungsplan, einen Wechsel aus Gruppenangeboten und einzelnen Therapie- und Arztgesprächen, zu unterstützen.“ Auf Edith Gaißer-Asprian wartet nach der dreiwöchigen Rehabilitation in Aulendorf der nächste Schritt. Prof. Büchler hat ihr zur Unterstützung der Genesung eine Chemotherapie empfohlen. „Ich weiß jetzt, dass es in ganz kleinen Schritten ein bisschen besser wird“, so Edith Gaißer-Asprian. „Jetzt habe ich schon so viel hinter mich gebracht. Da schaffe ich die Chemo auch noch.“ Zu Hause, in Oberstdorf. Damit sie die Löwenzahnblüte nicht verpasst. Parksanatorium Aulendorf Fachklinik für Onkologische Rehabilitation Patientin Edith Gaißer-Asprian und Dr. Christian Duncker, Chefarzt im Parksanatorium Aulendorf. Fotos: Waldburg-Zeil Kliniken Schussenrieder Str. 5 · 88326 Aulendorf www.parksanatorium-aulendorf.de [email protected] Telefon 0 75 25 / 93 1-0 13