Biomaterialien Oberflächenbehandlung Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 1 Oberflächenbehandlung • Diskrete Grenzfläche (Interface) zwischen Implantat und Wirtsgewebe • Das Biomaterial soll biokompatibel und ohne toxische Wirkung sein • Das Biomaterial soll (idealerweise) spezifische biologische, chemische und strukturelle Informationen den Zellen übermitteln • Diese Signale sollen den Gewebsaufbau steuern, in etwa analog zur Zell-Matrix und zur Zell-Zell-Wechselwirkung Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 2 Oberflächenbehandlung • Diskrete Grenzfläche (Interface) zwischen Implantat und Wirtsgewebe • Das Biomaterial soll biokompatibel und ohne toxische Wirkung sein • Das Biomaterial soll (idealerweise) spezifische biologische, chemische und strukturelle Informationen den Zellen übermitteln • Diese Signale sollen den Gewebsaufbau steuern, in etwa analog zur Zell-Matrix und zur Zell-Zell-Wechselwirkung Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 3 Oberflächenbehandlung cLSM-Aufnahme einer natürlichen explantierten Herzklappe Endothelzellen auf der Oberfläche Myofibroblasten darunter Die Auskleidung mit einer kompletten Endothelzellschicht kann mit der Besiedlung eines aus Myofibroblasten bestehenden Biomaterials verglichen werden Zell-Zell-Wechselwirkung Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 4 Oberflächenbehandlung Herausforderungen liegen darin, • Verständnis dafür zu entwickeln, wie Zellen auf verschiedene molekulare und morphologische Signale reagieren und eine Vielzahl von ihnen zu einer Antwort zusammenfassen Biologie • die Wechselwirkungen zwischen dem Biomaterial und den Zellen so zu steuern, dass die Zellen spezifisch und voraussagbar reagieren Biologie/Werkstoffwissenschaft • das dafür geeignete Biomaterial mit entsprechend modifizierten Oberflächen zu entwickeln Werkstoffwissenschaft Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 5 Oberflächenbehandlung Die Oberflächenenergie: Energie, die zum Aufbrechen der chemischen Bindungen notwendig ist, wenn eine neue Oberfläche eines Festkörpers oder einer Flüssigkeit erzeugt wird [J/m²] M. Geetha et al. / Progress in Materials Science 54 (2009) 397–425 Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 6 Oberflächenbehandlung Teilung und Vermehrung der Zellen Zellzahl/Viabilitäts-/Proliferationstests (MTT, WST, Alamar Blue etc./Lactat Dehydrogenase LDH/ DNA) Ausbildung des erforderlichen Zelltyps aus pluripotenten Stammzellen, z.B. aus hMSC: Chondrozyten, Adipozyten, Osteoblasten u.a. (Differenzierungstests, z.B. Alkalische Phosphatase für Osteoblasten) Ausbildung einer zell- und gewebstypischen Extrazellulären Matrix: z.B. Kollagene, nichtkollagene Proteine einschließlich: Calcifizierung, Mineralisation Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 7 Oberflächenbehandlung Möglichkeiten der Oberflächenmodifizierung I 1. (Unmodifizierte Oberfläche) 2. Überzug, Beschichtung • • • adsorbierte Oberflächenschichten (Gas, Lösemittel, Proteine) Lacke Metallisierung 3. Gradierte Werkstoffe mit besonderer Oberfläche • • Ionenimplantation assymetrische Gele und Membranen 4. Langmuir-Blodgett-Layers, Self-Assembled Monolayers 5. Oberflächenaktive Komponenten aus der Volumen-Phase Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 8 Oberflächenbehandlung Möglichkeiten der Oberflächenmodifizierung II 6. Oberflächenchemische und elektrochemische Reaktionen • • Silanisierung Oxidation 7. Aufrauhung • • • Strahlen Ätzen Plasmasprayen 8. Mikro- und Nanostrukturierung 9. Multischichtfilme (Polyelektrolyte) 10.Beschichtung mit Biomolekülen 11.Kombination verschiedener Verfahren Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 9 Oberflächenbehandlung 500 µm Fibroblasten auf einem mit Kunstoff beschichteten Glasträger. Die Zellen siedeln dort, wo der Kunststoff mit einem Laser ablatiert wurde. Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 10 Oberflächenbehandlung Flaches Substrat (Biomaterial, z.B. Titan) adsorbierte Proteinschicht, gegebenenfalls mit vorbereiteter künstlicher EZM Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 11 Oberflächenbehandlung Direkte Beeinflussung der Genregulation durch die Oberfläche Veränderung des Genexpressionsmusters (und damit der Proteinbiosynthese) der Zelle nach Kontakt mit extrazellulären Proteinen, um den Aufgaben der Osseointegration zu entsprechen „homing“, Adhärenz, Proliferation, Differenzierung, biosynthetische Aktivitäten u.a. Integrin-Expression („Rückkopplung“) Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 12 Oberflächenbehandlung Direkte Beeinflussung der Genregulation durch die Oberfläche Integrin-Expression („Rückkopplung“): Die Zellen können auf veränderte Oberflächen mit veränderter Integrinausstattung (Typ, Anzahl, Verteilung) reagieren und sich so an die Situation anpassen Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 13 Oberflächenbehandlung • Das Biomaterial kommt zunächst über seine Oberfläche mit der biologischen Umgebung in Kontakt • Die biologische Umgebung besteht nicht primär aus den Zellen des umgebenden Gewebes, sondern aus Blut mit den einzelnen Bestandteilen Die mit den initialen Adsorbenzien (Proteine, Ionen, GAGs) beschichtete Oberfläche tritt mit dem Umgebungsgewebe in Wechselwirkung • Die adsorbierten Proteine, Ionen, GAGs sind die Vermittler der Wechselwirkung zwischen den Zellen des Umgebungsgewebes und dem Biomaterial, bzw. sind in in der Lage, solche zu binden Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 14 Oberflächenbehandlung erste Sekunden 5 Minuten ab 20 Minuten irreversibel reversibel kompetitiv M. Geetha et al. / Progress in Materials Science 54 (2009) 397–425 Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 15 Oberflächenbehandlung - Proteine Adhäsionsproteine, Wachstumsfaktoren, Chemokine, Thrombozyten, Fibrin irreversibel reversibel kompetitiv Verdrängung kleinerer initial adsorbierter Proteine durch größere (VromannEffekt) Ausreichend feste Anbindung erreichen Versch. Konformationen: von intakt bis komplett denaturiert Adsorption oder Denaturierung verhindern Oberflächenbehandlung Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 16 Oberflächenbehandlung - Proteine Ausreichend feste Anbindung erreichen Adsorption oder Denaturierung verhindern Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 17 Oberflächenbehandlung • Die Oberflächen von Biomaterialien müssen in der Lage sein, „entscheidende Substanzen“ zu binden und später abzugeben (Fänger- und Aktivatorstrukturen oder -oberflächen) • Im Falle der Osseointegration bedeutet das, dass die wichtigen knochenbildenden Zellen (Vorläuferzellen der Osteoblasten humane mesenchymale Stammzellen hMSC) – angelockt werden („homing“) – adhärieren – proliferieren – in die gewünschte Richtung differenzieren – die notwendige biosynthetische Aktivität (z.B. Kollagenbildung, Mineralisation) leisten Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 18 Oberflächenbehandlung Dazu ist eine ausreichende Anzahl und die richtige Verteilung von • Adhäsionsmolekülen (z.B. Fibronectin, Vitronectin) • Chemokinen (lösen Chemotaxis, d.h. Zellbewegung aus) • Wachstumsfaktoren und Cytokinen (zusammengefasst Mediatoren) auf der Biomaterialoberfläche notwendig Diese können 1. vor der Implantation in-vitro an die Oberfläche gebunden werden (wobei die initiale Proteinadsorption unterdrückt werden muss) 2. durch die geeignete Biomaterialoberfläche in-vivo gebunden (gefangen) und den Zellen präsentiert (aktiviert) werden Fänger- und Aktivatorstruktur, -oberfläche Dazu dienen u.a. Glukosaminoglykane (GAG) bzw. Proteoglykane (PG) oder analoge Strukturen Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 19 Oberflächenbehandlung Amorphe extrazelluläre Substanzen: Kohlenhydrate, an ein Protein gebunden Kohlenhydrate: Glukosaminoglykane (GAGs) GAG + Protein = Proteoglykan (PG) Protein GAG Hyaluronsäure Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 20 Proteoglykane (Beispiele) Proteoglykan Seitenketten (Zahl/Protein) Gewebe, Zellen Subzelluläre Lokalisation Aggrecan Chonroitinsulfat (100) Keratansulfat (30) Knorpel Komplex mit Hyaluronsäure Fibromodulin Keratansulfat (4) Kollagenes Bindegewebe bindet Kollagenfibrillen Decorin Chondroitinsulfat (1) Kollagenes Bindegewebe bindet Kollagenfibrillen Biglycan Keratansulfat (2) Kollagenes Bindegewebe perizelluläre Matrix Versican Chondroitinsulfat (20-25) Wand von Blutgefäßen bindet Hyaluronsäure Perlecan Heparansulfat (3) Basallamina Bindet Laminin Syndecan Heparansulfat (3) Keratansulfat (1) Dermatansulfat (1) Plasmamembran von Epithelzellen Epithelium Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 21 Collagen buffer A Collagen with 25 µg/ml decorin, buffer A Collagen with 25 µg/ml chondroitin sulfate, buffer A Collagen buffer B Collagen with 25 µg/ml decorin, buffer B Collagen with 25 µg/ml chondroitin sulfate, buffer B S Bierbaum, T. Douglas, T. Hanke, D. Scharnweber et al. J Biomed Mater Res 77A (2006) 551–562 Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 22 Proteoglykane (Beispiele) M. Wollenweber, MBZ Wintersemester 2012/13 Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 23 Oberflächenbehandlung RGD Adhäsionsmoleküle sind Proteine, die die Adhäsion von Zellen an und in der EZM sowie ihre Bewegung darin ermöglichen (z.B. Fibronectin, Vitronectin), Abk. CAM (cell adhesion molecules) Fibronectin und Vitronectin • • Glycoproteine mit mehreren Domänen und Bindungsstellen für eine breite Palette von Komponenten der EZM wichtig für die Verankerung von Zellen in der EZM durch die Integrine Fibronectin Arginin-Glycin-Asparagin (RGD) Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 24 Oberflächenbehandlung RGD RGD-Peptide werden statt des Proteinmoleküls verwendet: • 1982 wurde die komplette Aminosäuresequenz des Adhäsionsfragmentes von Fibronektin dargestellt • Von diesen 108 Aminosäuren erwies sich eine Sequenz aus lediglich drei Aminosäuren als unabdingbar für das Zustandekommen einer Zellanheftung: • die Arginin-Glycin-Asparagin-Sequenz (RGD) • Ebenso wurde gezeigt, daß keine der drei Aminosäuren ersetzt werden konnte, wollte man die Funktion erhalten. RGD auf Titan Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 25 Oberflächenbehandlung RGD Ti6Al4V Phosphonat • • • Ti6Al4V als Biomaterial Cyclo(-RGDfK[-tetraphosphonyl-lysyllysyl-diamido-heptaethyleneglycolyl]) mit 4 Phosphat-Gruppen Einbau in die Titanoxidschicht durch anodische Polarisation Distanz der Liganden ist wichtig R. Beutner, D. Scharnweber et al., TU Dresden Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 26 Oberflächenbehandlung RGD E. de Beus and K. Jacobson Cell Motility and the Cytoskeleton 41 (1998) 126±137 Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 27 Oberflächenbehandlung RGD A-Alan; D-Asparaginsäure; E-Glutaminsäure; G-Glycin; H-Histidin; I-Isoleucin; K-Lysin; L-Leucin; NAsparagin; R-Arginin; Q-Glutamin; S-Serin; V-Valin; Y-Tyrosin; Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 28 Oberflächenbehandlung RGD A-Alan; D-Asparaginsäure; E-Glutaminsäure; G-Glycin; H-Histidin; I-Isoleucin; K-Lysin; L-Leucin; NAsparagin; R-Arginin; Q-Glutamin; S-Serin; V-Valin; Y-Tyrosin; Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 29 Oberflächenbehandlung TiN Verhältnis Breite zu Höhe von Kollagenfibrillen mittels AFM gemessen T Hanke, C. Wolf-Brandstetter, D. Scharnweber Das Verhältnis von Breite zu Höhe der Fibrillen ist Ausdruck des Kräftegleichgewichts zwischen der adsorptiven Wechselwirkung der Fibrille mit der Substratoberfläche und der internen Stabilisierung der Fibrille durch Wasserstoffbrückenbindungen und hydrophobe Wechselwirkungen Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 30 Oberflächenbehandlung TiN 8 7,5 7 6,5 6 5,5 hydrophob 5 4,5 4 hydrophil 3,5 3 Referenz TiN LS 90 TiN NEn TiN PI TiN PII2 DLC T Hanke, C. Wolf-Brandstetter, D. Scharnweber • • • • Änderung der Oberflächenenergien des Titans durch oberflächliche Erzeugung von TiN Vergleich mit Reintitan und einer dichten Kohlenstoffschicht TiN durch Plasma-Immersions-Ionen-Strahlen (TiN PI, TiN PII2) und Laserumschmelzen in 90%er Stickstoffatmosphäre (TiN LS 90*) DLC, diamond like carbon duch Magnetronsputtern. *Umschmelzprozess war nicht erfolgreich (Ramanspektr.), also TiN LS90=Reintitan Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 31 Oberflächenbehandlung ODN Grundlage: Anbindung von DNA (Oligodesoxyribonucleotide – ODN) an Metalloberflächen Hybridisierung von DNA mit komplementären “sticky ends” 5' RP Au 3' P P P P P P P P P P P P P P P P P P P R R R R R R R R R R R R R R R R R R R 3' R R R R R R R R R R R R R R R R R R R R P P P P P P P P P P P P P P P P P P P P 5' Adsorption von Thiol-Oligonucleotiden mit “sticky ends” an Gold W. Pompe Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 32 Oberflächenbehandlung ODN 30er Oligodesoxyribonucleotid (ODN) mit Phosphat am 5’-Terminus (ODN-P) Immobilisierter Strang (Adsorption + anodische Oxidation) Fluorescein-markierter komplementarer Oligodesoxyribonucleotid-Strang (15er, ODN-FS) mobiler Strang Faktoren, Mediatoren R. Beutner, J. Michael, D. Scharnweber et al. TU Dresden AO Ti6Al4V Oxidschicht O Ti6Al4V Ti6Al4V O Ti6Al4V Anodisch verdickte Oxidschicht AO Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 33 Oberflächenbehandlung ODN Modular Nucleic Acid based Immobilization System for Biologically Active Molecules (AG Scharnweber) J. Michael et al. J Biomed Mater Res 80B(2007) 146-55; R. Beutner et al., Biomaterials 30(2009)14, 2774-81; J. Michael et al., Bioconjugate Chem. 20(2009)4, 710-8. Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 34 Oberflächenbehandlung µ-Strukturierung P.M. Kou and J.E.Babensee: J. Biomed Mater Res A: 96 (2011) 239-260 Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 35 Oberflächenbehandlung µ-Strukturierung M. Bartneck et al. / Acta Biomaterialia 6 (2010) 3864–3872 Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 36 Oberflächenbehandlung µ-Strukturierung M. Bartneck et al. / Acta Biomaterialia 6 (2010) 3864–3872 Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 37 Mehrstufige Oberflächenbehandlung Metallisches Substrat (Titanlegierung) Zellbesiedlung (in vitro) +Proteine (aus Serum/FKS im Zellkulturmedium) anorganische Beschichtung (HAP) oder biologische Beschichtungen (Kollagen, Mediatoren, GAGs) Implantation (in vivo) Schaft aus Titanlegierung +Proteine (aus Blut) Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 38 Mehrstufige Oberflächenbehandlung Metallisches Substrat (Ti+Oxid) cLSM Reflexbild anorganische Beschichtung (HAP) Zellbesiedlung als in vitro –Test (Osteoblasten) cLSM-Bild REM-Bild biologische Beschichtung (Kollagen) AFM-Bild +Proteine (aus Serum/FKS im Zellkulturmedium) Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 39 Mehrstufige Oberflächenbehandlung - Rauhigkeit Titan, poliert Titan, sandgestrahlt Titan, mit Glasperlen gestrahlt Titan, mit Edelkorund gestrahlt Titan, plasmagespritzt Proben: D. Scharnweber, cLSM-Topographiebilder: Th. Hanke, TU Dresden Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 40 Oberflächenbehandlung - Rauhigkeit gesamt > 20 µm < 20µm < 2 µm Plasma Korund Glasperle poliert Sand grob Sand fein Implant DD Implant B 9,254 5,575 0,893 0,214 9,018 3,803 4,1 21,858 8,979 5,482 0,7 0,108 8,356 3,046 4,245 21,737 1,882 0,724 0,537 0,14 2,135 1,848 1,68 3,879 0,376 0,236 0,234 0,034 0,386 0,422 0,24 0,469 Fouriertransformation gestattet die Zuordnung der Werte zu bestimmten Wellenlängen der Oberflächentopographie Titan, sandgestrahlt Titan, sandgestrahlt Welligkeit vs. Rauhigkeit 10 9 8 7 Ra/µm Die Gesamtrauhigkeit gibt nicht die Rauhigkeiten in den einzelnen Wellenlängenbereichen wieder, die z.B. für Zellbesiedlung wichtig sein können gesamt 6 > 20 µm 5 < 20µm 4 < 2 µm 3 2 1 0 D le er sp la in fe rt l ie po G nd Sa tD an pl Im ob gr a nd ru Ko nd Sa m as Pl Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 41 Mehrstufige Oberflächenbehandlung - Rauhigkeit D. Scharmweber, T. Hanke, TU Dresden John E. Davis, Toronto Die Rauhigkeit kann zwei alternative Funktionen haben 1. Bessere Wechselwirkung mit initial adsorbierten Proteinen und anderen Komponenten der EZM aus dem Blut, z.B. Fibronektin (RGD) (Fänger- und Aktivatorstruktur) linkes Bild 2. Ankerschicht für künstlich aufgebrachte Schichten, wie z.B. Kollagen I, das seinerseits notwendige Komponenten, wie z.B. Fibronektin (RGD), aus dem Blut adsorbiert oder trägt (Vorimmobilisierung) rechtes Bild Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 42 Mehrstufige Oberflächenbehandlung - Rauhigkeit Rauhigkeit und Topographie der Oberflächen • bestimmen die Verteilung der Adhäsionsproteine, z.B. Muster und Abstände der RGD-Peptidsequenzen wichtig für Ausbildung fokaler Kontakte (d < 140 nm), Zelladhäsion und –adhärenz • senden zusammen mit den auf ihnen verteilten Adhäsionsmolekülen sog. haptotakische Signale an die Zellen, die für die Zelladhärenz vs. –mobilität wichtig sind • beeinflussen damit erheblich Proliferation und Differenzierung – – z.B. ist die Bindung der ß1 Integrin-Untereinheit an einen Liganden nötig, damit Pre-Osteoblasten beginnen zu mineralisieren z.B. wird die Protein-Expression beeinflusst, z.B. erhöht sich auf rauhen Unterlagen die Kollagen I-Produktion von Osteoblasten Nachteil direkter Adsorption der Adhäsionsproteine: Die Konformation der Proteine ist uneinheitlich, z.T. komplett denaturiert, was sie inaktiviert Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 43 Mehrstufige Oberflächenbehandlung - Kollagen Kollagene • Eine „Superfamilie“ sehr stark aufeinander bezogener, doch genetisch, biochemisch und funktionell unterschiedlicher extrazellulärer Matrixproteine • Hauptfunktionen: Struktur (vor allem für Zugfestigkeit verantwortlich), Verankerung der Zellen in der Matrix • bildet einen extrazellulären Rahmen für die Gewebe aller multizellulären Organismen • das häufigste Protein bei Tier und Mensch • formt üblicherweise supramolekulare Aggregate (Fibrillen, Filamente, Netzwerke), allein oder gemeinsam mit anderen Komponenten der EZM Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 44 Mehrstufige Oberflächenbehandlung - Kollagen Kollagen Typ I (links) und Typ III (rechts)-Fibrillen in dreidimensionalen Kollagenschichten (Kollagen-Gel) AFM-tapping mode-Bilder der feuchten Schichten Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 45 Mehrstufige Oberflächenbehandlung - Zellen Primäre Osteoblasten nach 24 Stunden Kulturzeit auf (links) Kollagen-Typ I und (rechts) -Typ III-Schichten (Kollagen-Gel) Vorlesung Biomaterialien Folie Nr. 46