Dr. Holger Cartarius, Universität Stuttgart Einführung in relativistische Quantenfeldtheorien Stuttgart, Wintersemester 2014 / 2015 Revision: 6. August 2015 Für Hinweise auf Druckfehler und Kommentare jeder Art bin ich dankbar.1 1 Henri Menke, [email protected] Übertragung in LATEX durch Henri Menke, Michael Schmid, Marcel Klett und Jan Schnabel. Dieses Werk ist unter einer Creative Commons Lizenz vom Typ Namensnennung - Nichtkommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland zugänglich. Um eine Kopie dieser Lizenz einzusehen, konsultieren Sie http://creativecommons.org/ licenses/by-nc-sa/3.0/de/ oder wenden Sie sich brieflich an Creative Commons, 444 Castro Street, Suite 900, Mountain View, California, 94041, USA. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Kurze Einführung in die relativistische Quantenmechanik 1 1.1 Grundlagen der SRT 1 1.1.1 Experimentelle Tatsachen und Konsequenzen 1 1.1.2 Geeignete Notation 2 1.1.3 Lorentztransformation 3 1.1.4 Relativistische Kinematik 3 1.2 Die Klein-Gordon-Gleichung 5 1.3 Die Dirac-Gleichung 7 1.3.1 Kontinuitätsgleichung 10 1.3.2 Ruhende Teilchen 10 1.3.3 Bedeutung der Zustände negativer Energie 11 1.3.4 Im elektromagnetischen Feld 12 2 Felder und deren Quantisierung 15 2.1 Ein Beispiel aus der Mechanik 15 2.2 Lagrangeformalismus für allgemeine Felder 17 2.3 Feldquantisierung 19 2.3.1 Zurück zum mechanischen Beispiel 19 2.3.2 Verallgemeinerung 21 2.4 Symmetrien und Erhaltungssätze 21 3 Quantisierung freier relativistischer Felder 23 3.1 Klein-Gordon-Feld 23 3.1.1 Motivation der Herangehensweise 23 3.1.2 Kanonische Variablen 23 3.1.3 Quantisierung der Klein-Gordon-Gleichung 25 3.1.4 Eigenzustände des Hamiltonoperators und deren Interpretation 27 3.2 Das Dirac-Feld 31 3.2.1 Kanonische Variablen 31 3.2.2 Quantisierung 32 3.3 Maxwell-Feld 34 3.3.1 Maxwell-Gleichungen und Eichfreiheit 34 3.3.2 Kanonische Variablen 35 3.3.3 Quantisierung 36 4 Behandlung von Wechselwirkungen 39 4.1 Motivation 39 4.1.1 Geladenen Fermionen 39 4.1.2 Lagrangedichten für Wechselwirkungen 39 4.1.3 Modellpotential 40 4.2 Formalismus zur Behandlung von Wechselwirkungen 40 4.2.1 Zeitentwicklung und Wechselwrikungsbild 41 QFT iii Inhaltsverzeichnis 4.2.2 Störungsrechnung 42 4.2.3 Die Streumatrix 43 4.2.4 Wicksches Theorem 45 4.3 Propagatoren 47 4.3.1 Feynman-Propagator für das Klein-Gordon-Feld 47 4.3.2 Dirac- und Maxwellfeld 50 5 Quantenelektrodynamik 51 5.1 Wechselwirkungsterm 51 5.1.1 Streumatrix 51 5.1.2 Rechtfertigung der Störungsreihe 52 5.2 Feynman-Diagramme 52 5.3 Ein Prozess erster Ordnung 54 5.3.1 Beitrag zur Streumatrix 54 5.3.2 Verschwinden der Matrixelemente 55 5.3.3 Externe elektromagnetische Felder 56 5.4 Feynman-Regeln 57 5.5 Ausgewählte Prozesse 2. Ordnung 58 5.5.1 Streumatrix 2. Ordnung 58 5.5.2 Vorkommende Prozesse 59 5.5.3 Elektron-Elektron-Streuung (Møller-Streuung) 60 5.6 Wirkungsquerschnitte 62 5.7 Korrekturen höherer Ordnung 62 5.7.1 Divergenzen 63 5.7.2 Problemloses Beispiel: Photon-Photon-Streuung 64 5.7.3 Verbleibende divergente Terme 64 5.8 Ideenskizze zur Regularisierung und Renormierung 65 5.8.1 Ansätze zur Regularisierung 65 5.8.2 Konvergente Matrixelemente durch Renormierung 66 5.8.3 Anmerkungen 68 5.9 Folgen der Korrekturen in der Quantenelektrodynamik 68 6 Symmetriegruppen und Gruppierung der Elementarteilchen 71 6.1 Definitionen 71 6.2 Matrixgruppen 72 6.2.1 Beispiel: Gruppen U (2) und SU (2) 72 6.3 Isospin 73 6.4 Die unitäre Symmetrie SU (3) 75 6.5 Quarks 75 6.6 Quarksorten 76 6.7 Farbladung 77 7 Eichinvarianz und Eichfelder 79 7.1 Eichinvarianz des Klein-Gordon-Feldes 79 7.2 Invarianz des Yang-Mills-Feldes 81 iv QFT Ku r z e E i n f ü h ru n g i n d i e r e l at i v i s t i s c h e Qua n t e n m e c h a n i k | 1 1 Kurze Einführung in die relativistische Quantenmechanik 1.1 Grundlagen der SRT 1.1.1 Experimentelle Tatsachen und Konsequenzen Experimente zeigen, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich ist und in jedem Inertialsystem zum gleichen Wert gemessen wird. Dies widerspricht jedoch der Galileitransformation, denn nach dieser berechnet sich im Falle zweier zueinander bewegter Koordinatensysteme (siehe Abbildung 1) r 0 = r − a − ut , (1.1a) ṙ 0 = ṙ − u . (1.1b) Auch die elektromagnetischen Felder transformieren sich nicht nach der Galileitransformation, sondern nach der Lorentztransformation, andernfalls müssten in jedem Inertialsystem die Maxwellgleichungen anders lauten. Einstein, 1905: Anwendung der Lorentztransformation auf die Mechanik gibt die richtige Physik wieder. ( Für das genannte Beispiel lautet die Lorentztransformation β t0 = γ t − x , c (1.2a) x 0 = −γβct + γx , (1.2b) K0 K y0 y u r0 r x0 a + ut x Galileitransformation von Inertialsystem K nach K 0 . Das Inertialsystem K 0 bewege sich mit u = u0 e x relativ zu K. I1 2014-10-14 1 1.1 | Gru n d l ag e n d e r S RT wobei β= u , c γ= p (1.2c) 1 1 − β2 . (1.2d) Es zeigt sich, dass sowohl die Zeit als auch der Ort transformiert werden müssen. 1.1.2 Geeignete Notation Da die Zeit kein geeigneter Bahnparameter ist, fassen wir diese mit dem Ort zu einem Vierervektor zusammen 0 x ct x x1 ct µ x = = 2 = y r x z x3 (1.3) Dabei gilt meist: I griechische Indizes zählen von 0 . . . 3 , I lateinische Indizes zählen von 1 . . . 3 . Ein kontravarianter Vektor wird durch x µ beschreiben. Das zugehörige Element im Dualraum, der kovariante Vektor wird mit xµ bezeichnet. Die Metrik der SRT ist η µν = ηµν 1 0 = 0 0 0 −1 0 0 0 0 −1 0 0 0 . 0 −1 (1.4) Mit ihr wechselt man von kontra- zu kovarianten Komponenten und vice versa, xµ = ηµν x ν und x µ = η µν xν . (1.5) Für das Skalarprodukt gilt in dieser Schreibweise xµ yµ = xµ η µν yν = x µ ηµν yν = x 0 y0 − x 1 y1 − x 2 y2 − x 3 y3 . 2 (1.6) 2014-10-14 Ku r z e E i n f ü h ru n g i n d i e r e l at i v i s t i s c h e Qua n t e n m e c h a n i k | 1 1.1.3 Lorentztransformation Das vorherige Beispiel aus den Gleichungen (1.1a) bis (1.1b) lautet in der Vierer-Schreibweise 0 ct γ − βγ 0 0 ct 0 x − βγ γ 0 0 0 = x. (1.7) y 0 0 1 0 y 0 z 0 0 0 1 z | {z } Λx Die Lorentztransformationen bilden ein Gruppe. In der Matrixschreibweise erfüllen sie Λ T ηΛ = η , (1.8a) Λµ $ ηµν Λν σ = η$σ (1.8b) mit µ T Λµ $ = Λ$ . Ein Vektor oder Lorentzvektor transformiert sich nach einer Lorentztransformation x 0 = Λµ ν x ν . µ (1.9) Bei Tensoren höherer Stufe transformiert sich jeder Index nach der Form (1.9) A0αβγ δε = Λα µ Λ β ν Λγ ξ Λδ Λε σ Aµνξ $σ . $ (1.10) Eine invariante skalare Größe unter Lorentztransformation wird als Lorentzskalar bezeichnet, der zum Beispiel aus der Kontraktion zweier Vektoren gebildet werden kann, µ µ ν x 0 x 0 µ = x 0 ηµν x 0 (1.9) = Λµ $ ηµν Λν σ x $ x σ (1.8b) = η$σ x $ x σ = x $ xσ . (1.11) 1.1.4 Relativistische Kinematik Ein wichtiger Lorentzskalar ist das Längenelement mit dem man die Abstände zwischen zwei Punkten der Raumzeit misst, ds2 = c2 dτ 2 = dx µ dxµ = c2 dt2 − dr 2 = (dx0 )2 − (dx1 )2 − (dx2 )2 − (dx3 )2 . (1.12) Daraus folgt, dass τ invariant unter Lorentztransformation ist (Lorentzskalar). 2014-10-14 3 1.1 | Gru n d l ag e n d e r S RT In einem Koordinatensystem, in dem man sich selbst nicht bewegt (dxi = 0) gilt c2 dτ 2 = c2 dt2 , Die Variable τ hat hier die Bedeutung der Zeit. Sie wird daher als Eigenzeit bezeichnet. In diesen Zusammenhang stellt sich die Frage nach einer sinnvollen Definition einer Geschwindigkeit. Diese sollte die folgenden Eigenschaften erfüllen: I Sie sollte ein Vierervektor sein. I Ableitungen von x µ nach t kommen nicht in Frage, diese sind keine Lorentzskalare. I Eine Ableitung nach τ ist jedoch möglich: d µ d ct x = dτ dτ r ! dt c c dt . = drdτdt = dτ ṙ dt dτ uµ = (1.13a) Mit c2 dτ dt 2 dτ dt 2 (1.12) 2 = c − ṙ 2 = c2 − v2 , = 1− v 2 c , dt =γ, dτ c =⇒ uµ = γ . v =⇒ (1.13b) (1.13c) Damit sind wir in der Lage, einen Viererimpuls zu identifizieren, c mγc pµ = muµ = mγ = . v p (1.14) Hierbei haben wir p = mγv für den räumlichen Anteil verwendet. Betrachten wir nur die nullte Komponente, d.h. p0 = mγc p0 c = mγc2 = q mc2 1− v2 c2 ≈ mc2 + mv2 +... 2 Die Entwicklung in eine Taylorreihe zeigt, dass wir die Ruheenergie, die kinetische Energie eines Teilchens und relativistische Korrekturen erhalten. Somit ergibt sich eine sinnvolle Definition der Energie. Man interpretiert entsprechend p0 = 4 E c (1.15) 2014-10-14 Ku r z e E i n f ü h ru n g i n d i e r e l at i v i s t i s c h e Qua n t e n m e c h a n i k | 1 mit der Energie E einer Punktmasse. Daraus folgt pµ pµ = E2 2 2 2 2 2 − p = m γ c − v = m2 c2 . c2 Somit sind wir in der Lage, die relativistische Energie-Impuls Beziehung anzugeben: E2 = m2 c4 + c2 p2 , q E = m2 c4 + c2 p2 . (1.16a) (1.16b) 1.2 Die Klein-Gordon-Gleichung Die Schrödingergleichung kann aus Sicht der Relativitätstheorie nicht korrekt sein, denn sie ist nicht invariant unter einer Lorentztransformation. Diese wurde gerade aus der klassischen Energie-Impuls-Beziehung E= p2 + V (r ) = H (r, p) 2m (1.17) unter Verwendung der Jordanschen Ersetzungsregeln E → ih̄∂t , p→ h̄ ∇ i (1.18) motiviert. Aufstellen einer Lorentz-invarianten quantenmechanischen Gleichung: Verwende die Ersetzungsregeln (1.18) in der relativistischen Energie-Impuls Beziehung (1.16a), aber nicht (1.16b), da sonst die Wurzel aus einem Differentialoperator benötigt wird (unendlich hohe Ableitungen): h i −h̄2 ∂2t ψ = m2 c4 − h̄2 c2 ∇2 ψ (1.19) Wir erhalten die Klein-Gordon-Gleichung. Diese Schreibweise lässt sich noch vereinfachen ∂2 1 2 ∂ t − ∇2 = − ∂2x − ∂2y − ∂2z 2 c ∂(ct)2 = ∂µ ηµν ∂ν = ∂µ ∂µ (1.20) oder mit dem D’Alembert-Operator µ ≡ ∂µ ∂ 2014-10-14 (1.21) 5 1.2 | D i e K l e i n- Go r d o n - Gl e i c h u n g erhalten wir mc 2 ∂µ ∂µ + ψ=0 h̄ mc 2 ψ = 0. =⇒ + h̄ =⇒ (1.22a) (1.22b) Dies ist die eigentliche Darstellung der Klein-Gordon-Gleichung. Sie besitzt folgende unerwünschte Eigenschaften: I Lösung ist das Skalarfeld ψ. Die Lösungen beschreiben ein Teilchen ohne Spin, d.h. wir erhalten keine geeignete Gleichung zur Beschreibung eines Elektrons. I Als Lorentzskalar ist dieses ψ invariant unter Lorentztransformationen. I Anders als in der Quantenmechanik gefordert, benötigt man zwei Anfangsbedingungen, nämlich ψ(r, t = 0) = . . . , ψ̇(r, t = 0) = . . . , um die Zeitentwicklung berechnen zu können, d.h. es tritt ein Widerspruch zu den Postulaten der Quantenmechanik auf! I Die Lösungen ψ können auf negative Wahrscheinlichkeitsdichten führen. Dies ist jedoch problematisch für die Interpretation der Wellenfunktion! Energiespektren (freies Teilchen) Die Klein-Gordon-Gleichung (1.22b) besitzt als freie Lösung die ebenen Wellen i ψ(r, t) = e h̄ ( Et− pr ) (1.23a) mit E=± q p2 c2 + m2 c4 , (1.23b) d.h. zu jedem Impuls p oder Wellenvektor k = p/h̄ gibt es, I eine Lösung positiver Energie, I eine Lösung negativer Energie. In Abbildung 2 ist dies veranschaulicht. Für die Energie sind Werte von E → −∞ möglich, d.h. es liegt ein Stabilitätsproblem vor! 6 2014-10-21 Ku r z e E i n f ü h ru n g i n d i e r e l at i v i s t i s c h e Qua n t e n m e c h a n i k | 1 kontinuierliches Spektrum E Gültigkeitsbereich der Schrödingergleichung +mc2 Beispiele für Energieniveaus gebundener Zustände −mc2 I2 Energiespektrum: Lösung der Klein-Gordon-Gleichung im Fall eines freien Teilchens. 1.3 Die Dirac-Gleichung Einige Probleme der Klein-Gordon-Gleichung lassen sich beseitigen, wenn man eine Differentialgleichung erster Ordnung findet. Diese wurde 1928 von P. Dirac aufgestellt. Die Forderungen an diese Gleichung sind: I relativistische Kovarianz, I nur Ableitungen erster Ordnung treten auf, I die Lösungen ψ der neuen Gleichung müssen auch die Klein-Gordon-Gleichung erfüllen, I die Gleichung muss eine positiv definite Wahrscheinlichkeitsdichte ergeben. Bemerkung: Hier wird eine Argumentation zum Aufstellen der Dirac-Gleichung aufgeführt, wie sie etwa im Anhang des Lehrbuches von F. Schwabl (siehe Literaturverzeichnis) zu finden ist. Sie entspricht nicht dem üblichen Weg, der aber bereits Bestandteil der Kursvorlesungen ist. ( Ausgangspunkt der Argumentation sei das freie Teilchen in der Schrödingergleichung p2 , 2m (1.24) (σ · a)(σ · b) = a · b + iσ ( a × b) (1.25) H= wobei wir die Relation zum Umschreiben des Hamiltonoperators verwenden. Der Vektor σ besitzt die PauliMatrizen als Einträge, d.h. σx σ = σy . σz 2014-10-21 7 1.3 | D i e D i rac- G l e i c h u n g Man kann dann schreiben H= (σ · p)(σ · p) (1.25) p2 p2 1 = + iσ ( p × p) = . 2m 2m 2m | {z } 2m (1.26) =0 Nach dem Prinzip der minimalen Ankopplung erfolgt die Ersetzung p → p − eA , H → H + eφ (1.27) für ein geladenes Teilchen im elektromagnetischen Feld. Im gerade gefundenen Ansatz ergibt sich damit 1 [σ · ( p − eA)] [σ · ( p − eA)] + eφ 2m i (1.25) 1 = ( p − eA)2 + σ [( p − eA) × ( p − eA)] + eφ 2m 2m 1 eh̄ = ( p − eA)2 − σ · B + eφ. 2m 2m H= (1.28) Dies ist die Pauli-Gleichung, sie entspricht dem nicht relativistischen Grenzfall der DiracGleichung. Ähnlich lässt sich die relativistische Energie-Impuls-Beziehung behandeln. E2 E E −σ·p + σ · p = 2 − (σ · p)(σ · p) c c c (1.25) = E2 − p2 c2 (1.16a) = m2 c2 . Mit den Jordanschen Ersetzungsregeln erhält man ih̄ ih̄ ∂t + σ · ih̄∇ ∂t − σ · ih̄∇ ϕ = m2 c2 ϕ . c c |{z} |{z} − ϕ1 | {z =−mcϕ2 (1.29) − ϕ1 } Mit den beiden zweikomponentigen Spinoren ϕ1 und ϕ2 erhalten wir zwei gekoppelte Differentialgleichungen erster Ordnung, ∂ ih̄ − σ · ∇ ϕ1 = mcϕ2 , (1.30a) ∂(ct) ∂ ih̄ + σ · ∇ ϕ2 = mcϕ1 . (1.30b) ∂(ct) Mit der Schreibweise σ · ∇ = σi ∂i und ∂/∂(ct) = ∂0 folgt für (1.30b) − (1.30a) und −(1.30b) − (1.30a) h i ih̄ ∂0 ( ϕ2 − ϕ1 ) + σi ∂i ( ϕ2 + ϕ1 ) = .mc( ϕ2 − ϕ1 ), (1.31a) h i −ih̄ ∂0 ( ϕ2 + ϕ1 ) + σi ∂i ( ϕ2 − ϕ1 ) = −mc( ϕ2 + ϕ1 ). (1.31b) 8 2014-10-21 Ku r z e E i n f ü h ru n g i n d i e r e l at i v i s t i s c h e Qua n t e n m e c h a n i k | 1 Mit dem Vierer-Spinor ψ= ϕ2 − ϕ1 ϕ2 + ϕ1 (1.32) ergibt sich ih̄ 1 0 σi 0 0 0 ∂ + −1 0 −σi mc ∂i − ψ=0 ih̄ (1.33) oder h iγµ ∂µ − mc i ψ=0 h̄ mit γ0 = γi = 1 0 0 −1 0 −σi σi 0 , (1.34a) . (1.34b) Dies ist die Dirac-Gleichung für ein freies Teilchen. Eine andere Schreibweise ist ih̄∂t ψ = h̄c k α ∂k + βmc2 ψ i (1.35a) mit 1 0 0 , −1 0 σi αi = βγi = . σi 0 β= (1.35b) Eine besonders kompakte Schreibweise ergibt sich unter Verwendung des Feynman-Dagger Symbols γ0 ∂t + γ∇ c p = γµ p̂µ = γ0 p̂0 + γi p̂i . /̂ / ∂ = γµ ∂µ = Damit folgt also 2014-10-21 p − mc) ψ(r, t) = 0 , (/̂ mc i/ ∂− ψ(r, t) = 0 . h̄ (1.36) (1.37) 9 1.3 | D i e D i rac- G l e i c h u n g 1.3.1 Kontinuitätsgleichung Multipliziere Gleichung (1.35a) von Links mit ψ† = ψ1∗ , ψ2∗ , ψ3∗ , ψ4∗ ih̄ψ† ∂t ψ = h̄c † k ψ α ∂k ψ + mc2 ψ† βψ i (1.38a) Die dazu konjugiert-komplexe Relation ist: −ih̄ † ∂ψ† h̄c ψ=− ∂i ψ† αi ψ + mc2 ψ† βψ . ∂t i (1.38b) Betrachte (1.38b) − (1.38a) † ∂t ψ† ψ = −c(∂i ψ† )αi ψ + cψ† αi ∂i ψ + imc2 † † ψ β ψ − ψ† βψ . h̄ (1.39) Hierbei gilt β† = β α i† =α (1.40a) i (1.40b) † $=ψ ψ (1.40c) 0 (1.40d) j = c$ k † k j = cψ α ψ (1.40e) und es folgt ∂µ jµ = 0. (1.40f) Dies entspricht einer Kontinuitätsgleichung für die positiv definite Dichte $! 1.3.2 Ruhende Teilchen Die Dirac-Gleichung für das ruhende Teilchen, also p = h̄k = 0 (1.41) lautet ih̄∂t ψ(r, t) = mc2 γ0 ψ(r, t) = mc2 10 1 0 ψ1 0 ψ2 . −1 ψ3 ψ4 (1.42) 2014-10-21 Ku r z e E i n f ü h ru n g i n d i e r e l at i v i s t i s c h e Qua n t e n m e c h a n i k | 1 Diese hat vier Lösungen 1 2 (+) −i mch̄ t 0 ψ1 = e 0 , 0 0 2 (−) i mch̄ t 0 ψ1 = e 1 , 0 0 2 (+) −i mch̄ t 1 ψ2 = e 0 , 0 0 2 (−) i mch̄ t 0 ψ2 = e 0 . 1 (1.44) Wir erhalten also jeweils zwei entartete Zustände positiver und negativer Energie. Auf die energetisch entarteten Komponenten (+) oder (−) wirken in (1.33) gerade die PauliSpinmatrizen, dies entspricht den beiden Einstellungen des Spin 1/2. Folge: Die Dirac-Gleichung beschreibt offensichtlich Spin-1/2-Teilchen, kann also die gesuchte relativistische Gleichung für Elektronen sein. ( Aber: Es gibt auch die Zustände negativer Energie! ( 1.3.3 Bedeutung der Zustände negativer Energie Die Zustände positiver Energie beschreiben die gewünschten Spin-1/2-Teilchen. Doch die Zustände negativer Energien lassen sich nicht ignorieren, denn sobald die Teilchen nicht mehr ruhen, gibt es Kopplungen zwischen den Lösungen positiver und negativer Energie. Zudem besteht – wie in der Klein-Gordon-Gleichung – das Problem des unbeschränkten negativen Energiespektrums, was keinen stabilen Grundzustand zur Folge hätte. a) Vorschlag von Dirac: Alle Zustände negativer Energien sind besetzt. Da es sich um Spin-1/2-Teilchen, also um Fermionen handelt, können keine Zerfälle in diese Zustände stattfinden. Der Vakuumszustand ist dann ein Dirac-See bestehend aus Teilchen mit negativer Energie. Um einen angeregten Zustand zu erhalten, wird ein Teilchen aus dem Dirac-See (negative Energie) in den Bereich positiver Energie angehoben (vgl. Abbildung 3). Der besetzte Zustand positiver Energie entspricht dann einem Elektron, die fehlende Besetzung eines Zustandes negativer Energie (Loch) ist ein Positron (Antiteilchen). Dieser Übergang in einen angeregten Zustand wird auch Paarbildung genannt. Es zeigen sich jedoch Probleme dieser Interpretation. Der Grundzustand besitzt weiterhin die Energie E = −∞. Zudem gibt es Probleme mit der Unschärferelation. Gehen wir davon aus, dass ein gut lokalisiertes Teilchen durch eine Ortsmessung gegeben ist, h̄ , 4mc (1.45) ∆p ≥ 2mc , (1.46) ∆x < dann erhält man für die Impulsunschärfe 2014-10-28 11 1.3 | D i e D i rac- G l e i c h u n g E 0 γ I 3 Ein angeregter Zustand entsteht durch anheben eines Teilchens aus dem Dirac-See in den positiven Energiebereich. was auf eine Energieunschärfe von ∆E ≈ c∆p > 2mc2 führt und somit genügend Energie aufbringt, eine Paarbildung stattfinden zulassen. Das Bild des Dirac-Sees ist zudem nur für Fermionen und nicht für Bosonen geeignet. Außerdem zeigen sich Asymmetrien zwischen Positronen und Elektronen. b) Feynman-Stückelberg-Interpretation: chen mit Impuls sind von der Form Die Lösungen der Dirac-Gleichung für ein Teil- ψ+ = ψ0 e−ikµ x , ψ− = ψ0 eikµ x . µ µ (1.47) Umschreiben der Lösung negativer Energie führt auf eine Exponentialfunktion der Form µ µ ψ− = ψ0 eikµ x = ψ0 e−ikµ (− x ) (1.48) Damit besitzen die Antiteilchen auch positive Energien, bewegen sich aber im gespiegelten Raum (r → −r) rückwärts in der Zeit (t → −t). Diese Interpretation liefert einige Vorteile: I keine negativen Energien, I kein Problem mit der Unschärferelation, I funktioniert für Bosonen und Fermionen. Dennoch ist sie nicht intuitiv und nur schwer gedanklich nachzuverfolgen. 1.3.4 Im elektromagnetischen Feld Mit dem Viererpotential φ/c − A x Aµ = − Ay − Az 12 (1.49) 2014-10-28 Ku r z e E i n f ü h ru n g i n d i e r e l at i v i s t i s c h e Qua n t e n m e c h a n i k | 1 lautet die Dirac-Gleichung mc i γµ (i∂µ − eAµ ) − ψ=0 h̄ h mc i /− i/ ∂ − eA ψ=0. oder h̄ h (1.50) Mit dieser Gleichung ist die relativistische Beschreibung des Wasserstoffatoms möglich. Im Moment treten die Felder als klassische Größen auf, es ist jedoch möglich und erforderlich (Photoeffekt), die Felder zu quantisieren. Quantisieren wir jedoch die elektrischen und magnetischen Felder in (1.50), so werden zwei Sichtweisen der Quantenmechanik vermischt. I Elektrodynamik: Quantisierung eines Feldes, höhere Anregung bedeutet höhere Teilchenzahl (Photonen). I Materie: Quantisierung von Punktteilchen, jedes Teilchen benötigt eine Wellenfunktion und eine eigene oder gekoppelte Dirac-Gleichung. Die Dirac-Gleichung lässt im Allgemeinen einige Wünsche offen. Zum einen müssen negative Energien interpretiert werden, zum anderen wäre eine einheitliche Theorie für die Materie und ihre Wechselwirkungen hilfreich. Diese einheitliche Theorie sollte, wenn möglich, auch die Postulate der Quantenmechanik, nämlich I Symmetrisierung/Antisymmetrisierung der Wellenfunktion für Bosonen/Fermionen I Forderung nach einer Normierung der Wellenfunktion für eine Teilchenzahl auf einen festen Grund stellen. Es wird daher notwendig Quantenfeldtheorien aufzustellen. 2014-10-28 13 F e l d e r u n d d e r e n Qua n t i s i e ru n g | 2 2 Felder und deren Quantisierung 2.1 Ein Beispiel aus der Mechanik Wir betrachten eine schwingende Saite als verbundene Massepunkte der Masse m. Lassen wir den Abstand d zwischen den einzelnen Massepunkten gegen 0 laufen, so wird das System kontinuierlich (vgl. Abbildung 4). y j → y( x ) Für die Differenz zwischen zwei Punkten kann man schreiben y j +1 − y j = dy ·d . dx x=( j+1/2)d (2.1) Die Masse wird im Folgenden durch eine Linienmassendichte ausgedrückt m = $d (2.2) und die Federkonstante durch ein Elastizitätsmodul D= y κ . d (2.3) yi y i +1 y i −1 I4 2014-10-28 x Schwingende Saite. 15 2.1 | E i n B e i s p i e l au s d e r M e c h a n i k Für ein endliches d ergibt sich eine Lagrangefunktion der Form N +1 ∑ L({yn }, {ẏn }) = Tn − Vn n =1 m 2 N +1 D ẏ − ( y n − y n −1 )2 2 n n∑ n =1 =1 2 N = ∑ $d 2 N +1 κ ẏn − ∑ ( y n − y n −1 )2 2d (2.3) n=1 2 n =1 N $d ∂y(nd, t) 2 N +1 κ ∂y(d(n − 1/2), t) 2 2 − ∑ d ≈ ∑ 2 ∂t 2d ∂x n =1 n =1 " # ∂y(nd, t) 2 N +1 κ ∂y(d(n − 1/2), t 2 $d N = − ∑ 2 n∑ ∂t $ ∂x n =1 =1 (2.2) = N ∑ (2.4) Lassen wir N → ∞ und d → 0 gehen, so wird aus der diskreten Summe ein Integral d∑ → Z dx, (2.5) N was auf eine kontinuierliche Lagrangefunktion führt, Z (2.4) L = (2.5) $ dx 2 | " ∂y ∂t # κ ∂y 2 − . $ ∂x {z } 2 L (2.6) ∂y ∂y ∂t , ∂x Man nennt L die Lagrangedichte des kontinuierlichen Systems. Die Lagrangefunktion folgt aus dem Integral über die Ortskoordinate x. Die wichtige Variable ist das Feld y( x ), welches von dem kontinuierlichen Index x abhängt. Um aus der Lagrangedichte Bewegungsgleichungen gewinnen zu können, gehen wir wie in der klassischen Mechanik vor und benutzen die Variation der Wirkung, y( x, t) → y( x, t) + δy( x, t) , wobei an den Randpunkten δy = 0 gilt. S= Z L dt = Z dt Z dx L ∂y ∂y , ∂t ∂x ∂ ( δy ) ∂ ( δy ) ∂ L ∂ L δS = dt dx + ∂y ∂y ∂t ∂x ∂ ∂t ∂ ∂x Z Z ∂ ∂ L ∂ ∂ L − · δy = 0 , = dt dx − ∂t ∂ ∂y ∂x ∂ ∂y Z Z ∂t 16 (2.7) ∂x 2014-10-28 F e l d e r u n d d e r e n Qua n t i s i e ru n g | 2 woraus die Euler-Lagrange-Gleichungen abgeleitet werden können, ∂ ∂L ∂ ∂L + =0, ∂t ∂ ∂y ∂x ∂ ∂y ∂t ∂x (2.8) oder mit unserem Beispielsystem (2.6) $ ∂2 y ∂2 y − κ =0. ∂t2 ∂x2 (2.9) Wir erhalten also eine Wellengleichung für unsere schwingende Saite und wir sehen, dass die Lagrangedichte und ihre Variation auf physikalisch sinnvolle Gleichungen führen. 2.2 Lagrangeformalismus für allgemeine Felder Wir führen eine Lagrangedichte ein, die von mehreren Feldern φr ( x ) und allen ihren ersten Ableitungen φr,µ = ∂µ φr ( x ) abhängt. L = L(φr , φr,µ ) = L(φ, ∂x0 φ, ∂x1 φ1 , ∂x2 φ1 , ∂x3 φ1 , ∂x0 φ2 , . . .) (2.10) Die Lagrangefunktion ergibt sich dann aus der Integration nur über die Ortskoordinaten, L(t) = Z d3 r L(φr , φr,µ ) . (2.11) Das Integral über das Gebiet Ω der Raumzeit ergibt dann die Wirkung S(Ω) = Z Ω d4 x L(φr , φr,µ ) . (2.12) 2.2.0.1 Hamiltonsches Variationsprinzip Analog des Beispiels der schwingenden Saite erfolgt die Variation der Felder φr ( x ) → φr ( x ) + δφr ( x ) = φ̃r (2.13) δφr ( x )∂Ω = 0 (2.14) derart, dass gilt. Eine Variation der Wirkung (2.12) führt auf die Form Z ∂L ∂L 4 δS = d x δφr + δφr,µ , ∂φr ∂φr,µ Ω (2.15) wobei folgende Relation verwendet wurde (2.13) δφr ( x ) = φ̃r ( x ) − φr ( x ) , ∂µ φr ( x ) = φ̃r,µ ( x ) − φr,µ ( x ) = δφr,µ ( x ) , δφr,µ = δ(∂µ φr ( x )) = ∂µ δφr ( x ) . 2014-11-04 (2.16) 17 2.2 | L ag r a n g e f o r m a l i s m u s f ü r a l l g e m e i n e Fe l d e r Weiterhin verwendet man ∂L δφr,µ = ∂µ ∂φr,µ ∂L δφr ∂φr,µ ∂L δφr . − ∂µ ∂φr,µ Damit lässt sich die Variation der Wirkung schreiben als Z ∂L ∂L ∂L (2.15) 4 δφr + ∂µ − ∂µ δφr . δS = d x ∂φr ∂φr,µ ∂φr,µ (2.17) Ω Mit dem Gaußschen Satz berechnet man schließlich Z Z ∂L ∂L δφr = dσµ δφr = 0. d4 x ∂µ ∂φ ∂φ ∂Ω Ω r,µ r,µ (2.17) (2.18) (2.19) Daraus folgt für (2.18) δS = Z 4 Ω d x ∂L ∂L − ∂µ ∂φr ∂φr,µ δφr . (2.20) Da diese Gleichung unabhängig von δφr erfüllt sein soll, folgen die Euler-Lagrangegleichungen für die Felder. ∂L ∂L − ∂µ = 0. (2.21) ∂φr ∂φr,µ Den Aufwand, den wir betrieben haben, um eine Euler-Lagrangegleichung für Felder herzuleiten, wird dann nützlich, wenn wir den Formalismus auf relativistische Felder anwenden. 2.2.0.2 Hamiltondichte Analog zur klassischen Punktmechanik führt man über φ̇r = φr,t die Impulsdichte πr ein πr = L ∂L = . ∂φr,t ∂φ̇r (2.22) Die Impulsdichte hängt dabei im Allgemeinen von allen Raum-Zeit-Ableitungen als auch vom Ort selbst ab πr = πr (φ̇r , ∇φr , φr , x ). (2.23) Wir gehen davon aus, dass (2.23) invertierbar ist, sodass wir φ̇r = φ̇r (πr , ∇φr , φr , x ) (2.24) erhalten. Aus diesen Relationen lässt sich eine Hamiltondichte H formulieren, H = ∑ πr φ̇r − L(φr , φ̇r ) = φ̇r (πr , ∇φr , φr , x )) . (2.25) r 18 2014-11-04 F e l d e r u n d d e r e n Qua n t i s i e ru n g | 2 Um aus der Hamiltondichte Bewegungsgleichungen zu erhalten, berechnen wir ∂H ∂φ̇s ∂L ∂φ̇s = φ̇r + ∑ πs −∑ ∂πr ∂π ∂ φ̇s ∂πr r s s ∂L ∂φ̇s = φ̇r + ∑ πs − ∂φ̇s ∂πr s {z } | =0 oder φ̇r = ∂H . ∂πr (2.26) Weiterhin wollen wir die Hamiltondichte nach den Feldern ableiten und erhalten ∂L ∂L ∂φ̇s ∂H (2.25) ∂φ̇s = ∑ πs − −∑ ∂φr ∂φ ∂φ ∂ φ̇s ∂φr r r s s (2.22) = − ∂L ∂φr (2.21) = −∂µ ∂L ∂φr,µ ∂ ∂L ∂ ∂L − l ∂(ct) ∂φr,ct ∂x ∂φr,l ∂L ∂ ∂L = −∂t − l ∂φ̇r ∂x ∂φr,l =− (2.22) = −π̇r − ∂ ∂L , ∂x l ∂φr,l (2.27) wobei sich der letzte Term in (2.27) noch wie folgt umschreiben lässt. ∂H = ∂φr,l ∂φ̇r ∑ πr ∂φ − r,l r ∂L ∂L ∂φ̇s − ∂φr,l ∑ s ∂ φ̇s ∂φr,l (2.22) = − ∂L . ∂φr,l (2.28) Wir erhalten damit für die zeitliche Ableitung der Impulsdichte (2.27) π̇r = − (2.28) ∂H ∂ ∂H + l . ∂φr ∂x ∂φr,l (2.29) Zusammengefasst ergeben sich die Hamiltonschen Bewegungsgleichungen erster Ordnung für die Felder, welche wie folgt lauten π̇r = − ∂ ∂H ∂H + l , ∂φr ∂x ∂φr,l φ̇r = ∂H ∂πr (2.30) 2.3 Feldquantisierung 2.3.1 Zurück zum mechanischen Beispiel Wir teilen die Saite in diskrete Massepunkte auf, vergleiche Abbildung 5. 2014-11-04 19 2.3 | F e l d q ua n t i s i e ru n g yi ∆xi I5 Saite dargestellt durch diskrete Massen. yi ( t ) = ∆x →0 1 ∆xi Z Z dx π ( x, t) ≈ π ( xi , t)∆xi . ∆xi dx y( x, t) ≈ y( xi , t) (2.31) Analog folgt für die Impulse pi ( t ) = ∆x →0 ∆xi (2.32) mit der Impulsdichte π ( x, t) = ∂∂Lẏ . Im Sinn der kanonischen Bewegungsgleichungen gehen wir zu Operatoren über ŷi = p̂i = 1 ∆xi Z dx ŷ( x, t) ≈ ŷ( xi , t), (2.33) Z dx π̂ ( x, t) ≈ π̂ ( xi , t)∆xi . (2.34) ∆xi ∆xi Für die diskreten Variablen lässt sich die Quantisierung über die Forderung der Vertauschungsregeln [ŷi , p̂ j ] = ih̄δij , [ŷi , ŷ j ] = [ p̂i , p̂ j ] = 0 (2.35) einführen. Für das Beispiel der schwingenden Saite erhalten wir im Grenzwert ∆x → 0 (2.34) 0 = [ p̂i , p̂ j ] → [π̂ ( xi , t), π̂ ( x j , t)]∆xi · ∆x j = 0 , also [π̂ ( xi , t), π̂ ( x j , t)] = 0 (2.36) [ŷ( xi , t), ŷ( x j , t)] = 0. (2.37) und durch analoges Vorgehen Die Bedingung in (2.35) fordert (2.33) [ŷi , p̂ j ] = ih̄δij → [ŷ( xi , t), π̂ ( x j , t)]∆x j = δij ih̄ (2.34) und ist für den Grenzfall ∆x j → 0 genau dann erfüllt, wenn gilt [ŷ( xi , t), π̂ ( x j , t)] = ih̄ lim ∆x j →0 20 δij ∆x j = ih̄δ( xi − x j ) , (2.38) 2014-11-04 F e l d e r u n d d e r e n Qua n t i s i e ru n g | 2 denn Z ∆x dx f ( x ) δij ∆x j ( = 1 ∆x R ∆x →0 dx f ( x ) → f ( x ) 0 i=j i 6= j (2.39) 2.3.2 Verallgemeinerung In Verallgemeinerung zum Beispiel der schwingenden Saite führt man die Quantisierung ein, indem man für Felder φr und ihre Impulsdichte πs postuliert [φr (r, t), πs (r 0 , t)] = ih̄δ(r − r 0 )δrs , 0 0 [φr (r, t), φs (r , t)] = [πr (r, t), πs (r , t)] = 0. (2.40) (2.41) Dies ist die kanonische Quantisierung und enthält die bosonischen Vertauschungsregeln, die – wie der Name schon sagt – auf Bosonen führen werden. Später werden wir sehen, dass noch andere Regeln benötigt werden, um eine sinnvolle physikalische Aussage zu erhalten. 2.4 Symmetrien und Erhaltungssätze Wir nehmen an, dass es eine kontinuierliche Symmetrie gibt, welche die Wirkung invariant lässt x µ → x 0µ , µ φr ( x ) → Z d4 x L(φr0 , ∂0µ φr0 , x 0 ) = φr0 ( x 0µ ), Z d4 x L(φr , ∂µ φr , x ). Dann lässt sich die Relation L L ∂ µ ν dφr − φr,ν − δ ν L dx = 0 ∂x µ ∂φr,µ ∂φr,µ (2.42) (2.43) (2.44) (2.45) ableiten, wobei gilt dφr = φr0 ( x 0 ) − φr ( x ) , (2.46) dx µ = x 0µ − x µ . (2.47) Dies ist das Noether-Theorem. 2014-11-11 21 Q ua n t i s i e ru n g f r e i e r r e l at i v i s t i s c h e r Fe l d e r | 3 3 Quantisierung freier relativistischer Felder 3.1 Klein-Gordon-Feld 3.1.1 Motivation der Herangehensweise Im vorherigen Abschnitt wurde eine „Wunschliste“ an die Theorie für die Elementarteilchen erstellt. Darin forderten wir eine einheitliche Beschreibung mit der Elektrodynamik. Eine Quantisierung der elektrischen und magnetischen Felder (Photonen) gelingt, indem man die Feldvektoren nach Gleichung (2.40) und (2.41) durch Opertoren ersetzen. Ansatz Ersetze auch das Feld ψ der Klein-Gordon-Gleichung durch Operatoren, dies führt auf eine Quantisierung. ( Allerdings ψ enstammt bereits einer Gleichung einer Quantentheorie, dies führt auf den Begriff der zweiten Quantisierung. ( Frage Wird hier tatsächlich zum zweiten Mal quantisiert? ( Nein, die Quantisierung in der Klein-Gordon-Gleichung oder auch der Schrödingergleichung erfolgt erst durch die Suche nach konkreten Lösungen für ein gegebenes Problem (Potential), die die geforderte Nebenbedingungen (Normierbarkeit!) erfüllen. Wir gehen genau von diesen Lösungen aus, stellen keine neuen Bedingungen, sondern erlauben nur eine mehrfache Besetzung dieser Lösungen und erhalten eine Vielteilchengleichung. Dies stellt einen anderen Ansatz dar, die Quantisierung zu verstehen, jedoch keine tatsächliche zweite Quantisierung eines quantenmechanischen Ergebnisses ψ. 3.1.2 Kanonische Variablen Für die Quantisierung nach Gleichung (2.40) werden kanonische Variablen benötigt. Dafür führen wir die Lagrangedichte h̄2 µν mc2 ∗ η (∂µ φ)(∂ν φ∗ ) − φφ 2m 2 2 2 h̄ mc = φ,µ φ∗ ,µ − φφ∗ 2m 2 L= (3.1) für das komplexe Feld φ ein. Es beschreibt dabei zwei unabhängige, reelle Felder, φ = φ1 + iφ2 , 2014-11-11 23 3.1 | K l e i n- Go r d o n - Fe l d d.h. entsprechend können φ und φ∗ als unabhängige Felder aufgefasst werden. Die zugehörigen Euler-Lagrange-Gleichungen lauten (2.21) 0 = ∂ ∂L ∂L − α ∗ ∂φ∗ ∂x ∂φ,α h̄2 mc2 φ− ∂α η µα ∂µ φ 2 2m h̄2 mc2 φ− ∂µ ∂µ φ =− 2 2m (3.1) = − oder ∂µ ∂µ + mc 2 h̄ φ = 0. (3.2) Weiterhin: 0= ∂L ∂L − ∂µ ∂φ ∂φ,µ mc2 ∗ h̄2 =− φ − ∂µ ∂µ φ∗ , 2 2m mc 2 0 = ∂µ ∂µ + φ∗ . h̄ (3.3) Wir erhalten die Klein-Gordon-Gleichung und ihr komplex konjugiertes. Damit ist L also geeignet, um das Klein-Gordon-Feld zu beschreiben. Führen wir nun die Impulsdichten über h̄2 h̄2 mc2 ∗ φ̇φ̇∗ − (∇φ)(∇φ∗ ) − φφ , 2 2m 2 2mc h̄2 ∗ (2.22) ∂ L π = = φ̇ , ∂φ̇ 2mc2 (3.1) L = (2.22) π∗ = ∂L h̄2 = φ̇ ∗ ∂φ̇ 2mc2 (3.4a) (3.4b) (3.4c) ein. Eine Umkehrung ergibt (3.4a) φ̇∗ = 2mc2 π, h̄2 (3.4b) 2mc2 ∗ φ̇ = π . h̄2 (3.5a) (3.5b) Damit wird die Hamiltondichte zu: (2.25) H = π φ̇ + π ∗ φ̇∗ − L 2mc2 ∗ 2mc2 h̄2 mc2 ∗ π π − 2 π∗ π + (∇φ)(∇φ∗ ) + φφ 2 2m 2 h̄ h̄ h̄ 2mc2 h̄2 mc2 ∗ = ππ ∗ + (∇φ)(∇φ∗ ) + φφ . 2 2m 2 = 24 2mc2 2 ππ ∗ + (3.6) 2014-11-11 Q ua n t i s i e ru n g f r e i e r r e l at i v i s t i s c h e r Fe l d e r | 3 3.1.3 Quantisierung der Klein-Gordon-Gleichung Eine Quantisierung erfolgt durch den Übergang zu Operatoren π, π ∗ , φ, φ∗ → π̂, π̂ † , φ̂, φ̂† , (3.7) die die Vertauschungsrelationen (2.40) und (2.41) erfüllen, also explizit [φ, φ] = [φ, φ† ] = [φ† , φ† ] = [π, π ] = [π, π † ] = [π † , π † ] = 0 , [φ, π † ] = [φ† , π ] = 0 , 0 † (3.8b) 0 † (3.8a) 0 [φ(r ), π (r )] = [φ (r ), π (r )] = ih̄δ(r − r ) . (3.8c) Die Ersetzung (3.7) zusammen mit (??) und (3.5a) ergibt, dass auch die Feldoperatoren φ̂, π̂ ∝ φ̂˙ † die Klein-Gordon-Gleichung (3.2) und (3.3) erfüllen müssen. Ein geeignetes Vorgehen besteht darin, die Feldoperatoren nach den Lösungen der freien Klein-Gordon-Gleichung zu entwickeln. φk ∝ e∓i( Et− p·r )/h̄ (3.9a) Verwende die Basisfunktionen 1 fk = (2π )3/2 s µ h̄ e−ikµ x 2E(k) (3.9b) mit den Orthogonalitätsrelationen Z Z f k∗ (r, t)i~∂~t f k0 0 (r, t) d3 r = δ(k − k0 ) (∗) (∗) f k (r, t)i~∂~t f k0 (r, t) d3 r = 0 (3.10a) (3.10b) mit a~∂~t b = a∂t b − (∂t a)b. (3.10c) Damit Z 2mc2 âk f k (r, t) + ĉ†k f k∗ (r, t) d3 k , h̄ Z 2mc2 † ∗ † φ̂ (r, t) = âk f k (r, t) + ĉk f k (r, t) d3 k , h̄ φ̂(r, t) = (3.11a) (3.11b) wobei die Operatoreigenschaft nun von den Entwicklungskoeffizienten âk und ĉk getragen werden muss. Unter Verwendung von Gleichung (3.10a) bis (3.10c) erhält man die 2014-11-11 25 3.1 | K l e i n- Go r d o n - Fe l d Umkehrung s âk = h̄2 2mc2 Z f k∗ (r, t)i~∂~t φ̂(r, t) d3 r , (3.12a) s h̄2 f k∗ (r, t)i~∂~t φ̂† (r, t) d3 r , 2mc2 s Z h̄2 f k (r, t)i~∂~t φ̂† (r, t) d3 r , â†k = − 2 2mc s Z h̄2 † ĉk = − f k (r, t)i~∂~t φ̂(r, t) d3 r . 2 2mc Z ĉk = (3.12b) (3.12c) (3.12d) Damit lassen sich die Kommutatorregeln für die Operatoren â und ĉ finden, (3.12a) [ âk , â†k ] = (3.12c) h̄2 2mc2 Z d3 r Z h i d3 r 0 f k∗ (r, t) f k0 (r 0 , t) ∂t φ̂(r, t), ∂t φ̂† (r 0 , t) | {z } ∝[π † (r,t),π (r 0 ,t)]=0 h i − (∂t f k∗ (r, t)) f k0 (r 0 , t) φ̂(r, t), ∂t φ̂† (r 0 , t) | {z } 2 0 = 2imc 2 δ (r −r ) h̄ − f k∗ (r, t) ∂t f k0 (r 0 , t) h i ∂t φ̂(r, t), φ̂† (r 0 , t) {z } | 2 0 =− 2imc h̄ δ (r −r ) + (∂t f k∗ (r, t)) ∂t f k0 (r 0 , t) i . φ̂(r, t), φ̂† (r 0 , t) {z } | h =0 Insgesamt ergibt sich [ âk , â†k ] = Z d3 r f k∗ (r, t)i~∂~t f k (r, t) (3.10a) = δ(k − k0 ) . (3.13a) i h âk , âk0 = â†k , â†k0 = 0 , i h ĉk , ĉ†k0 = δ(k − k0 ) , i h ĉk , ĉk0 = ĉ†k , ĉ†k0 = 0 . (3.13b) Analog findet man (3.13c) (3.13d) Die Operatoren âk und ĉk sind also Vernichter der Moden k mit + oder − im Exponenten. Demnach sind â†k und ĉ†k die zugehörigen Erzeuger. 26 2014-11-11 Q ua n t i s i e ru n g f r e i e r r e l at i v i s t i s c h e r Fe l d e r | 3 3.1.4 Eigenzustände des Hamiltonoperators und deren Interpretation a) Hamiltonoperator: Impusdichten Mit den Feldoperatoren (3.11a) und (3.11b) und den zugehörigen h̄2 ∂t φ̂† , 2mc2 r Z n o h̄ d3 kE(k) â†k f k∗ (r, t) − ĉk f k (r, t) =i 2 2mc r Z o n h̄ † ∗ 3 π̂ † (r, t) = −i â f ( r, t ) − ĉ f ( r, t ) d kE ( k ) k k k k 2mc2 (3.4b) π̂ (r, t) = (3.14a) (3.14b) und q E(k) = + h̄2 k2 c2 + m2 c4 (3.15) lässt sich die Hamiltondichte explizit in der Modenentwicklung angeben. (3.6) H = 2mc2 h̄2 π̂ π̂ † + h̄2 mc2 † (∇φ̂)(∇φ̂† ) + φ̂φ̂ . 2m 2 (3.16) Mit Gleichung (3.9a), (3.14) und (3.11) folgt H= 1 h̄ Z d3 k Z d3 k0 â†k âk0 f k∗ (r, t) f k0 (r, t) − â†k ĉ†k0 f k∗ (r, t) f k∗0 (r, t) − ĉk âk0 f k (r, t) f k0 (r, t) + ĉk ĉ†k0 f k (r, t) f k∗0 (r, t) E(k) E(k0 ) Z Z 0 2 3 3 0 + h̄c d k d k (k · k ) âk â†k0 f k (r, t) f k∗0 (r, t) + âk ĉk0 f k (r, t) f k0 (r, t) + ĉ†k â†k0 f k∗ (r, t) f k∗0 (r, t) + ĉ†k ĉk0 f k∗ (r, t) f k0 (r, t) + mc2 h̄ Z d3 k Z d3 k0 âk â†k0 f k (r, t) f k∗0 (r, t) + âk ĉk0 f k (r, t) f k0 (r, t) + ĉ†k â†k0 f k∗ (r, t) f k∗0 (r, t) + ĉ†k ĉk0 f k∗ (r, t) f k0 (r, t) . (3.17) Mit h̄ δ(k − k0 ) , 2E(k) Z h̄ d3 r f k (r, t) f k0 (r, t) = e−2iE(k)t/h̄ δ(k + k0 ) , 2E(k) Z h̄ d3 r f k∗ (r, t) f k0 (r, t) = e2iE(k)t/h̄ δ(k + k0 ) 2E(k) Z 2014-11-11 d3 r f k∗ (r, t) f k0 (r, t) = (3.18a) (3.18b) (3.18c) 27 3.1 | K l e i n- Go r d o n - Fe l d ergibt sich für den Hamiltonoperator H= Z (3.17) d3 r H = (3.18) + 1 2 Z 1 2 Z n o d3 kE(k) â†k âk − â†k ĉ†−k e2iEt/h̄ − ĉk â−k e2iEt/h̄ + ĉk ĉ†k o 1 n † âk + â−k ĉk e−2iEt/h̄ + ĉ†−k â†k e2iEt/h̄ + ĉ†k ĉk . d3 k (c2 h̄2 k2 + m2 c4 ) E(k) | {z } = E(k) Damit erhalten wir 1 2 Z n o d3 kE(k) â†k ĉk + âk â†k + ĉ†k ĉk + ĉk ĉ†k Z (3.13a) = d3 k â†k âk + ĉ†k ĉk + δ(0) E(k) |{z} (3.13b) H= (3.19) =1 oder H= Z d3 kE(k) n̂ a,k + n̂c,k + 1 (3.20) mit den Anzahloperator der a-, bzw. c-Zustände n̂ a,k = â†k âk , n̂c,k = b) Eigenzustände: ĉ†k ĉk . (3.21a) (3.21b) Eigenzustände sind nun Fockraumzustände der Form |n a,k nc,k i , wobei n̂ a,k |n a,k nc,k i = n a,k |n a,k nc,k i , (3.22a) n̂c,k |n a,k nc,k i = nc,k |n a,k nc,k i , (3.22b) die die Besetzung der a- und c-Zustände angeben. c) Vakuumzustand und Normalordnung: H |00i = Der Anteil R Z Der Vakuumzustand hat die Energie d3 kE(k) → ∞. (3.23) d3 k (. . . + E(k)) im Hamiltonoperator hat sich aufgrund der Reihenfolge π̂ π̂ † , (∇φ̂)(∇φ̂† ), φ̂φ̂† in Gleichung (3.17) ergeben. Diese ist jedoch willkürlich! Auch möglich wäre φφ∗ = φ∗ φ → φ̂† φ̂ , 28 (3.24) 2014-11-11 Q ua n t i s i e ru n g f r e i e r r e l at i v i s t i s c h e r Fe l d e r | 3 dies hätte die Vakuumenergie 0 zur Folge. Messbar sind nur die Energiedifferenzen, daher hat jede Reihenfolge ihre Berechtigung. Ein übliches Vorgehen besteht darin, die Normalordnung einzuführen, die so gewählt ist, dass die Vakuumenergie verschwindet. : â†k âk + âk â†k : = 2â†k âk Z :H: = (3.25a) n d3 kE(k) â†k âk + ĉ†k ck o (3.25b) Dies ist unser neuer Hamiltonoperator. In der Schreibweise wird : . . . : oft unterschlagen. d) Mesonen: Um zu erkennen, welche Teilchen durch die gefundenen Lösungen beschrieben werden, helfen Symmetrien der Wirkung mit der Lagrangedichte (3.4a). Die Lagrangedichte ist invariant unter der U (1) Phasentransformation φ → e−iθ φ (3.26) und damit auch die Wirkung. Es folgt mit der infinitesimalen Transformation (3.26) dφ = φ − φ0 = e−iθ − 1 φ ≈ −i dθφ aus den Gleichungen (2.45) bis (2.47) die Erhaltungsgröße " # ∂L ∂L ∗ ∂ µ −i φ+i ∗ φ = 0 ∂φ,µ ∂φ,µ (3.27) (3.28) Daraus lässt sich die folgende integrale Erhaltungsgröße gewinnen Q= i h̄ Z d3 r (φ∗ π ∗ − φπ ) , (3.29) die Ladung heißt. Tatsächlich, wenn man Gleichung (3.28) explizit mit Gleichung (3.4a) ausrechnet, findet man ∂µ jµ = 0 (3.30a) mit jµ = ih̄ (φ∗ ∂µ φ − φ∂µ φ∗ ) 2m (3.30b) die nicht positiv definite Wahrscheinlichkeitsdichte j0 und Stromdichte j des Klein-GordonFeldes. Diese hat bereits bei der Diskussion der Klein-Gordon-Gleichung Probleme in der Interpretation bereitet. Für die elektrische Ladung lässt sich diese Erhaltungsgröße aber sehr gut verstehen (Ladung q des Teilchens), Qq = 2014-11-11 iq h̄ Z d3 r (φ∗ π ∗ − φπ ) . (3.31a) 29 3.2 | Da s D i r ac- F e l d Die dazugehörigen Operatoren lauten Q̂q = iq h̄ : Q̂q : = q Z Z d3 r (φ̂† π̂ † − φ̂π̂ ) d3 k n̂ a,k − n̂c,k (3.31b) (3.31c) Daraus lesen wir ab: I Die a-Teilchen haben die Ladung q I Die c-Teilchen beschreiben die zugehörigen Antiteilchen mit Ladung −q (sonst identisch, positive Energien) I Ist das Feld reell, kann es nach (3.31a) nur Teilchen der Ladung Null beschreiben, d.h. Teilchen sind gleich ihre Antiteilchen (Majorana-Teilchen). I I Komplexe Felder sind in der Lage, die geladenen π + und π − -Mesonen zu beschreiben. 0 Aber auch K0 und K , die nicht elektrisch geladen sind, werden durch komplexe Felder beschreiben. Sie unterscheiden sich in der Hyperladung Q nach Gleichung (3.31a). Sie sind also keine Majorana-Teilchen. e) Impuls: Eine weitere Erhaltung folgt aus der Translationsinvarianz aus (3.4a). dφ = 0 , dx ` = ε` (3.32) Daraus p=− Z d3 r (π ∇φ + π ∗ ∇φ∗ ) (3.33a) Z d3 r π ∇ φ + π † ∇ φ † . (3.33b) bzw. die Operatoren dazu p=− Dies können wir als Impuls verstehen, denn tatsächlich folgt für das Klein-Gordon-Feld : p̂: = Z d3 k h̄k n̂ a,k + n̂c,k . (3.33c) 3.2 Das Dirac-Feld 3.2.1 Kanonische Variablen Wir versuchen es mit der Lagrangedichte L = ih̄cψγµ ∂µ ψ − mc2 ψψ 30 (3.34) 2014-11-18 Q ua n t i s i e ru n g f r e i e r r e l at i v i s t i s c h e r Fe l d e r | 3 Die Ableitungen liefern ∂L ∂ψ1 ∂L ∂L 2 = ∂ψ2 = −mc ψ ∂ψ .. . ∂L = ih̄cψγµ ∂ψ (3.35a) (3.35b) ,µ ∂L = ih̄cγµ ∂µ ψ − mc2 ψ ∂ψ ∂L =0 ∂ψ,µ (3.35c) (3.35d) Daraus folgt schließlich ∂L ∂L = −ih̄c∂µ ψγµ − mc2 ψ − ∂µ ∂ψ ∂ψ ,µ = −ih̄cψγµ ∂~µ − mc2 ψ = 0 mit a∂~µ b = (∂µ a)b . Man erhält also iψγµ ∂~µ + mc ψ=0 h̄ (3.36a) und ∂L ∂L − ∂µ = ih̄cγµ ∂µ ψ − mc2 ψ = 0 , ∂ψ ∂ψ,µ (3.36b) also die Dirac-Gleichung und ihre adjungierte. Die Impulsdichten sind mit (3.37) L = ih̄cψγ0 ψ̇ + ih̄cψγ` ∂` ψ − mc2 ψψ (3.37) π= ∂L (3.37) = ih̄ψγ0 = ih̄ψ† , ∂ψ̇ (3.38a) π= ∂L =0, ∂ψ˙ (3.38b) gegeben. 2014-11-25 31 3.2 | Da s D i r ac- F e l d Damit lautet die Hamiltondichte H = π ψ̇ + π ψ̇L (3.34) = π − ih̄ψγ0 ψ̇ − ih̄cψγl ∂l ψ + mc2 ψψ = (π − π ) ψ̇ − ih̄cψγl ∂l ψ + mc2 ψψ = −ih̄cψγl ∂l ψ + mc2 ψψ. Auf den ersten Blick hängt die Hamiltondichte nicht von der Impulsdichte ab. Dies stimmt jedoch nicht ganz, denn wir dürfen nicht vergessen, dass ψ (3.38a) = 1 πγ0 ih̄ (3.39) gilt. Somit lautet die Hamiltondichte mc2 πγ0 ψ ih̄ mc2 = −cπαl ∂l ψ + πγ0 ψ ih̄ 1 = π γ0 −ih̄cγl ∂l + mc2 ψ , ih̄ | {z } H = −cπγ0 γl ∂l ψ + (3.40) ≡ HD in der wir den Dirac’schen Hamiltonoperator HD wiedererkennen. 3.2.2 Quantisierung a) Hamiltonoperator Für die Quantisierung bietet sich der Weg aus Abschnitt 3.1.3 an. Der erste Schritt besteht dann darin, die Lösungen der Dirac-Gleichung zu bestimmen. Diese lauten ψ = ψ(+) + ψ(−) = ∑ Z s=↑,↓ d3 k (2π )3/2 s µ µ mc2 b(k, s)u(k, s)e−ikµ x + d∗ (k, s)v(k, s)eikµ x Ek (3.41) mit den Spinoren s u= s v= ! Ek + mc2 2mc2 cσ · p Ek +mc2 χs Ek + mc2 2mc2 cσ · p Ek +mc2 χs χs χs (3.42) ! (3.43) mit der Energie-Impuls-Beziehung q Ek = 32 h̄2 c2 k2 + m2 c4 2014-11-25 Q ua n t i s i e ru n g f r e i e r r e l at i v i s t i s c h e r Fe l d e r | 3 und den Relationen us us0 = vs vs0 = δs,s0 , v s u s0 = u s v s0 = 0 , u†s us0 χ↑ = v†s vs0 = 1 , 0 (3.44) E = k,s2 δs,s0 , mc 0 χ↓ = . 1 (3.45) Der nächste Schritt, den wir bestreiten wollen, ist der Übergang zu Operatoren. s Z d3 k mc2 (3.41) −ik µ x µ ˆ† (k, s)v(k, s)eikµ xµ ψ̂ = ∑ b̂ ( k, s ) u ( k, s ) e + d Ek (2π )3/2 s=↑,↓ (3.46) ˆ 0 π̂ = ih̄ψγ (3.46) = ∑ Z s=↑,↓ d3 k (2π )3/2 s µ µ mc2 † b̂ (k, s)u(k, s)γ0 eikµ x + dˆ(k, s)v(k, s)γ0 e−ikµ x Ek (3.47) Durch Rechnung folgt der Hamiltonoperator H= Z d3 r H = Z d3 k ∑ Ek (b̂† (k, s)b̂(k, s) − dˆ(k, s)dˆ† (k, s)) (3.48) s=↑,↓ b) Ladung Analog zu (3.31c) beim Klein-Gordon-Feld gewinnt man aus der Invarianz der Wirkung unter einer globalen Eichtransformation die Ladungserhaltung, ∂µ jµ = 0 jµ = − mit 1 ∂L ψ = cψγµ ψ. h̄ ∂ψ (3.49a) ,µ Daraus erfolgt die Erhaltung von Qq = q Q̂q = Z q ih̄ =q Z d3 r Z j0 =q c Z d3 rψγ0 ψ , (3.49b) d3 r π̂ ψ̂ d3 k ∑ (3.49c) h i b̂† (k, s)b̂(k, s) + dˆ(k, s)dˆ† (k, s) . (3.49d) s=↑,↓ c) Quantisierungsregeln Aus dem Vergleich der Klein-Gordon-Theorie und den experimentellen Tatsachen wollen wir erreichen, dass b̂ und b̂† Erzeuger und Vernichter von Teilchen der Ladung q sind. Außerdem sollen dˆ und dˆ† Erzeuger bzw. Vernichter der zugehörigen Antiteilchen sein. Ein weiteres Problem was uns an der bisherigen Dirac-Theorie stört, ist die nach unten unbeschränkte Energie. Eine rein positive Energie soll vorliegen. 2014-11-25 33 3.3 | M a x w e l l - Fe l d Alle diese Forderungen lassen sich erfüllen, wenn man fermionische Vertauschungsregeln für ψ̂ und π̂ postuliert. Dazu benutzen wir im Folgenden die Formulierung { Â, B̂} =  B̂ + B̂  . {ψ̂α , ψ̂β } = {π̂α , π̂ β } = 0 (3.50a) 0 0 3 {ψ̂α (r, t), π̂ β (r , t)} = ih̄δα,β δ (r − r ) {b̂(k, s), b̂(k , s)} = {dˆ(k, s), dˆ(k0 , s0 )} = 0 0 {dˆ(k, s), b̂(k0 , s0 )} = {b̂(k, s), dˆ† (k0 , s0 )} = 0 0 (3.50c) (3.50d) {b̂(k, s), b̂ (k , s )} = {dˆ(k, s), dˆ† (k0 , s0 )} = δs,s0 δ3 (k − k0 ) † (3.50b) 0 (3.50e) Mit diesen fermionischen Vertauschungsregeln ergibt sich die korrekte Beschreibung von Elektronen mit der Ladung q = −e, Z h i :H: = d3 k ∑ Ek b̂† (k, s)b̂(k, s) + dˆ† (k, s)dˆ(k, s) , (3.51) s=↑,↓ : Q̂: = −e Z d3 k ∑ h i b̂† (k, s)b̂(k, s) − dˆ† (k, s)dˆ(k, s) . (3.52) s=↑,↓ d) Impuls Für den Impulsoperator findet man Z h i :p: = d3 k ∑ h̄k b̂† (k, s)b̂(k, s) + dˆ† (k, s)dˆ(k, s) , (3.53) s=↑,↓ wobei sich die Komponenten des Impulses wie folgt ableiten lassen, p̂l = −ih̄ Z † ψ̂ ∂l ψ̂ d3 r . 3.3 Maxwell-Feld 3.3.1 Maxwell-Gleichungen und Eichfreiheit Wir definieren den Feldstärketensor 0 − Ex /c Ex /c 0 µν F = Ey /c Bz Ez /c − By der sich aus den Potentialen Aµ = 34 − Ey /c − Bz 0 Bx φ/c A − Ez /c By , − Bx 0 (3.54) 2014-11-25 Q ua n t i s i e ru n g f r e i e r r e l at i v i s t i s c h e r Fe l d e r | 3 via F µν = ∂µ Aν − ∂ν Aµ (3.55) gewinnen lässt. Damit lauten die Maxwellgleichungen εµν$σ ∂µ F$σ = 0 , ∂µ F µν (3.56a) ν = µ0 j . (3.56b) Für freie Felder wird jµ = 0 und wir erhalten ∂µ F µν = 0 . (3.56c) Wie aus der Elektrodynamik bekannt ist, sind die Maxwell-Gleichungen invariant unter einer Eichtransformation Aµ A0µ = Aµ + ∂µ Λ . (3.57) Für uns wäre es scheinbar sinnvoll, die Lorentz-Eichung ∂µ Aµ = 0 (3.58) zu verwenden. Damit ist Aµ jedoch immer noch nicht eindeutig bestimmt, denn es gilt 0 = ∂µ A0µ = ∂µ Aµ + Λ , (3.59) was für jedes Λ0 = Λ + Λ1 mit Λ1 = 0 erfüllt ist. Oft wählt man Λ zusätzlich so, dass cA0 = φ = 0 (3.60) erfüllt ist, was uns auf die Coulomb-Eichung div A = 0 (3.61) führt. Gleichung (3.60) und (3.61) bilden die sog. Strahlungseichung. Diese ist nicht kovariant, bietet aber eine einfache Formulierung für die Quantisierung und kann jederzeit in einem gegebenen Inertialsystem formuliert werden. In der Strahlungseichung erkennt man, dass das elektromagnetische Feld nur zwei Freiheitsgrade besitzt, denn Aµ hat vier Komponenten, jedoch erhalten wir aus Gleichung (3.60) und (3.61) zwei Bedingungen für Aµ . Es gibt in der Strahlungseichung daher nur die zwei Transversalkomponenten einer sich ausbreitenden Welle zu bestimmen. 3.3.2 Kanonische Variablen Wir versuchen es mit der Lagrangedichte L=− 1 Fµν F µν 4µ0 (3.62) für freie Felder. 2014-12-02 35 3.3 | M a x w e l l - Fe l d Die Lagrangedichte ausgedrückt durch Aµ lautet: 1 ∂µ Aν − ∂ν Aµ (∂µ Aν − ∂ν Aµ ) 4µ0 1 2 1 1 1 2 2 Ȧ − Ȧ ∇ φ − (∇ φ ) − ( rot A ) = 2µ0 c2 c2 c2 1 2 (3.60) 1 = Ȧ − (rot A)2 2µ0 c2 1 2 (3.55) 1 ε E2 − B . = 2 0 2µ0 (3.62) L = − (3.55) (3.63) Da zum Schluss nur noch die Raumkomponenten A in der Lagrangedichte vorhanden sind, sieht man leicht, dass diese die relevanten Felder sind. Aus der Lagrangedichte lassen sich die Impulsdichten bestimmen. πi = ∂L ∂ Ȧi (3.63) = 1 1 Ȧi = − Ȧi = εEi . µ0 c2 µ0 c2 (3.64) Durch die bereits bekannte Legendretransformation erhalten wir ebenso die Hamiltondichte. 1 1 µ0 c2 ∑ ( π i )2 + (rot A)2 2 2µ 0 i i 1 2 1 2 1 ε 2 B . = Ȧ + ( rot A ) = 0 E2 + 2µ0 c2 2 2µ0 H = ∑ π i Ȧi − L = (3.66) 3.3.3 Quantisierung Wir postulieren die (bosonischen) Vertauschungsrelationen: [ Âi ,  j ] = [ Êi , Ê j ] = 0 (3.67a) (3.64) ε 0 [ Êi ( x, t),  j ( x0 , t)] = [π̂ i ( x, t),  j ( x0 , t)] (3.67b) = −ih̄δij δ3 ( x − x0 ) Dabei muss jedoch die Eichung beachtet werden. Aus φ = 0 folgt div E = ∂ j E j = 0. Aus div A = 0 folgt ∂ j A j = 0 und somit (3.67b) ! ∂i [ Êi ,  j ] = ∂0j [ Êi ,  j ] = −ih̄∂0j δij δ3 ( x − x0 ) = 0. (3.68) Dies wird erreicht mit ij 3 0 δ δ (x − x ) → δ 36 ij(tr) 3 0 δ (x − x ) = Z d3 k (2π )3 ki k j δ − | k |2 ij ! 0 eik( x− x ) . (3.69) 2014-12-02 Q ua n t i s i e ru n g f r e i e r r e l at i v i s t i s c h e r Fe l d e r | 3 Damit erhält man die Modenentwicklung s Z o µ µ εi (k, λ) n h̄µ0 c2 i  (r, t) = d3 k √ â(k, λ) e−ikµ x + ↠(k, λ) eikµ x , ∑ 3 (2π ) λ=1,2 2ωk (3.70a) wobei cω = +|k| = k0 . (3.70b) ε(k, λ) · k = 0. (3.70c) ε(k, λ1 ) · ε(k, λ2 ) = δλ1 ,λ2 . (3.70d) In dieser Notation zählt λ die zwei Polarisationen und ε(k, λ) ist der Polarisationsvektor. Damit findet man [ â(k, λ), â(k0 , λ0 )] = [ ↠(k, λ), ↠(k0 , λ0 )] = 0, 0 † 0 3 0 [ â(k, λ), â (k , λ )] = δ (k − k )δλλ0 . (3.71a) (3.71b) Mit diesen Relationen lauten die physikalischen Felder s r Z n o h̄µ0 c2 ωk 3 −ik µ x µ † ik µ x µ ˆ Ê = −dotA = i d k ε ( k, λ ) â ( k, λ ) e − â ( k, λ ) e , ∑ 2 (2π )3 λ=1,2 (3.72a) s B̂ = rot  = −i h̄µ0 c2 (2π )3 ∑ λ=1,2 Z o µ µ k×E n â(k, λ)e−ikµ x − ↠(k, λ)eikµ x . d3 k √ 2ωk (3.72b) Damit berechnet man : Ĥ: = : p̂: = Z (3.66) d3 r H = ∑ (3.72) λ=1,2 ∑ Z Z d3 k h̄ωk ↠(k, λ) â(k, λ) , d3 k h̄k ↠(k, λ) â(k, λ) . (3.73) (3.74) λ=1,2 2014-12-02 37 B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n | 4 4 Behandlung von Wechselwirkungen Anmerkung: In der Notation wird ab diesem Kapitel auf eine Markierung von Operatoren verzichtet. 4.1 Motivation 4.1.1 Geladenen Fermionen Die bisherigen Felder waren wechselwirkungsfrei. Damit kann die Exitenz von Teilchen und der sich daraus ergebenden Messgrößen wie Energie und Impuls bestimmt werden. Die Teilchen koppeln jedoch aneinander. ¸ Beispiel Die Forderung nach einer lokalen Eichinvarianz des Dirac-Feldes führt auf eine Gleichung der Form q mc iγµ ∂µ − γµ Aµ − ψ=0 (4.1) h̄ h̄ führt. Diese beschreibt die Kopplung geladener Teilchen an das elektromagnetische Feld. Für das nicht-freie Maxwellfeld (3.56b) erhält man den Strom jµ = cqψγµ ψ, (3.55)(3.56b) ∂µ ∂µ Aν = (4.2) (4.2) µ0 cqψγν ψ. (4.3) Dieser beschreibt die Kopplung des Maxwellfeldes an geladene Dirac-Teilchen. Das Ziel ist die Behandlung dieser Wechselwirkung auf Basis der freien Felder. µ 4.1.2 Lagrangedichten für Wechselwirkungen Eine Lagrangedichte, aus der sowohl (4.1) als auch (4.3) folgen, ist 1 (∂µ Aν )(∂µ Aν ) −cqψγµ ψAµ L = ih̄cψγµ ∂µ ψ − mc2 ψψ − 2µ 0 | {z }| {z } {z }| LD LM (4.4) LI mit 2014-12-02 39 4.2 | F o r m a l i s m u s z u r B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n I der Lagrangedichte L D des Dirac-Feldes, I der Lagrangedichte L M des Maxwellfeldes in Lorentzeichung, I dem Wechselwirkungsterm L I . Im Gegensatz zu den freien Feldern kommen die Felder in höheren Ordnungen als zwei vor. Die zugehörigen Bewegungsgleichungen enthalten Terme, die nichtlinear in den Feldern sind. Im Allgemeinen werden Wechselwirkungen durch nichtlineare Terme beschrieben. Das einfachste vorstellbare Beispiel ist ein Teilchen, welches mit sich selbst wechselwirkt. 4.1.3 Modellpotential Ein mit sich selbst wechselwirkendes ungeladenes skalares Teilchen könnte beschrieben werden durch L = L0 + L I , (4.5a) wobei 1 m2 2 (∂µ φ)(∂µ φ) − φ 2 2 g L I = − φ3 . 3 L0 = (4.5b) (4.5c) Dieses Modell hat jedoch keinen stabilen Grundzustand. Daher wählen wir den nächsteinfacherer Term g (4.5d) L I = − φ4 , g > 0 . 4 Dieses Potential hat die Form eines Mexican-Hat. Die daraus resultierenden Euler-LagrangeGleichungen lauten ∂L ∂L (4.5b) ∂µ − = ∂µ ∂µ φ + m2 φ + gφ3 . (4.6) ∂φ,µ ∂φ (4.5d) Damit erhalten wir die Impulsdichte π= ∂L = φ̇ ∂φ̇ und die Hamiltondichte H = π φ̇ − L = π2 1 m2 2 g 4 − (∂` φ)(∂` φ) + φ + φ . 2 2 2 4 (4.7) Das System besitzt für reelle Massen einen Grundzustand bei φ = 0. 4.2 Formalismus zur Behandlung von Wechselwirkungen Die nichtlinearen Terme lassen sich zumeist nicht explizit lösen, daher ist eine störungstheoretische Behandlung notwendig. 40 2014-12-09 B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n | 4 4.2.1 Zeitentwicklung und Wechselwrikungsbild Die Feldoperatoren der freien Felder folgen den Heisenberg-Bewegungsgleichungen ih̄φ̇ = [φ, :H:] , (4.8) sind also im Heisenbergbild gegeben. Als Beispiel betrachten wir die Klein-Gordon-Gleichung und berechnen die Heisenberg-Bewegungsgleichung für den Feldoperator φ(r, t) r Z Z n o 2mc2 (3.11a) [φ(r, t), :H:] = d3 k d3 k0 E(k) [ ak , a†k0 ] ak0 f k (r, t) + c†k0 [c†k , ck0 ] f k∗ (r, t) . h̄ (3.25b) Dabei ist E(k) = h̄ck0 und [ ak , a†k0 ] = δ(k − k0 ) sowie [c†k , ck0 ] = −δ(k − k0 ) und somit r Z 2mc2 h̄ d3 k ak ck0 f k (r, t) + c†k (−ck0 f k∗ (r, t)) . [φ(r, t), :H:] = h̄ Da die Funktion f k ∝ e−ikµ x ist, können wir den Term ck0 f k (r, t) als Ableitung nach der Zeit interpretieren µ ck0 f k (r, t) = ic∂ct f k (r, t). Damit erhalten wir schließlich [φ(r, t), :H:] = ih̄∂t φ(r, t) . (4.9) Eine formale Lösung für den Feldoperator ist φH (r, t) = ei:H:t/h̄ φS (r )e−i:H:t/h̄ . (4.10) Dabei symbolisiert der Index H, dass es sich um einen Operator im Heisenbergbild handelt und entsprechend kennzeichnet S einen Operator im Schrödingerbild φS (r ) = φH (r, 0). Im Folgenden werden wir eine typische Aufteilung des Hamiltonoperators H = H0 + H1 (4.11) verwenden. Dabei ist H0 der Hamiltonoperator des freien Feldes und H1 beschreibt die Wechselwirkung, welche wir als kleine Störung behandeln wollen. Dazu definieren wir zuerst das Wechselwirkungsbild eines Operators A im Schrödingerbild, der eine explizite Zeitabhängigkeit trägt A I (t) = eiH0 t/h̄ AS (t)e−iH0 t/h̄ , (4.12) was zu einer Heisenberg-Bewegungsgleichung ih̄ Ȧ I (t) = [ A I (t), H0 ] + ih̄∂t A I (t) (4.13a) mit ∂t A I = eiH0 t/h̄ ∂t AS e−iH0 t/h̄ (4.13b) führt. Insebesondere gilt für Feldoperatoren ih̄φ̇ I (r, t) = [φ I (r, t), H0 ] . 2014-12-09 (4.14) 41 4.2 | F o r m a l i s m u s z u r B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n Diese besitzen keine explizite Zeitabhängigkeit im Schrödingerbild. Nach (4.12) und (4.11) entspricht die Wechselwirkungsdarstellung dem Heisenbergbild der freien Felder, also φ I (r, t) = φH,freie Felder . (4.15) Für den Wechselwirkungsterm gilt dann H1I = eiH0 t/h̄ H1 (Φ(r, t), . . .)e−iH0 t/h̄ = H1 (Φ I (r, t), . . .). (4.16) Verwendet man die Heisenbergdarstellung der Feldoperatoren, also zum Beispiel (3.11a) und (3.11b) für das Klein-Gordon-Feld, erhält man automatisch die Wechselwirkungsdarstellung H1I des Wechselwirkungsterms H1 . Damit ist H1I explizit zeitabhängig. Die Zeitentwicklung im Wechselwirkungsbild lautet für einen Zustand |ψ I (t)i = eiH0 t/h̄ |ψS (t)i , ih̄∂t |ψ I (t)i = H1I (t) |ψ I (t)i . (4.17a) (4.17b) Wie wir sehen, wird die Zeitentwicklung nur durch H1I (im Folgenden nur noch H1 genannt) bestimmt. Der Zeitentwicklungsoperator ergibt sich dann zu |ψ I (t)i = U I (t, t0 ) |ψ I (t0 )i , U I (t, t0 ) = e (4.17c) iH0 t/h̄ −iH0 (t−t0 )h̄ −iH0 t0 /h̄ e e . (4.17d) Dabei gilt stets ih̄∂t U I (t, t0 ) = H I U I (t, t0 ) . (4.18) 4.2.2 Störungsrechnung Die formale Lösung von (4.18) ist gegeben durch U (t, t0 ) = 1 − Z t i h̄ t0 dt0 H (t0 )U (t0 , t0 ) . (4.19) Dabei ist der erste Term in (4.19) so gewählt, dass die Unitarität von U (t, t0 ) gewährleistet ist. Im Rahmen der Störungstheorie benutzen wir einen Iterationsansatz der Form U (t, t0 ) = 1 + ∞ ∑ Un (t, t0 ) . (4.20a) n =1 Einsetzen von (4.20a) in (4.19) führt auf die Rekursionsbeziehung Un (t, t0 ) = − i h̄ Z t t0 dt0 H I (t0 )Un−1 (t0 , t0 ) . (4.20b) Damit ergibt sich schließlich Un (t, t0 ) 42 (4.20a) = − (4.20b) i h̄ Z t t0 dt0 H I (t0 ) − 1 Z t h̄2 t0 dt0 Z t0 t0 dt00 H I (t0 ) H I (t00 ) + . . . (4.21) 2014-12-09 B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n | 4 Mit dem Zeitordnungsoperator T kann dieser Term vereinfacht werden. Seine Wirkung ist T ( A(t1 ) A(t2 ) A(t3 ) A(t4 )) = (±1) p A(tα1 ) A(tα2 ) . . . (4.22a) Für Bosonen wird das positive Vorzeichen benötigt, für Fermionen das negative. Dabei steht p für die Anzahl der Permutationen, die benötigt werden, um ein zeitgeordnetes Produkt zu erzeugen, also t α1 < t α2 < t α3 . . . (4.22b) Für einen Term n-ter Ordnung in (4.21) lässt sich dann schreiben 1 h̄n Z t t0 (4.22a) = (4.22b) dt1 Z t1 1 n!h̄n t0 dt2 . . . Z t t0 dt1 Z t n −1 Z t t0 t0 dtn H I (t1 ) H I (t2 ) . . . H I (tn ) dt2 . . . Z t t0 dtn T ( H I (t1 ) H I (t2 ) . . . H I (tn )) (4.23) oder schließlich (4.21) U (t, t0 ) = 1 + (4.23) = Te − h̄i ∞ 1 ∑ n! n =1 Rt t0 − dt0 H I (t0 ) i h̄ n Z t t0 dt1 . . . Z t t0 dtn T ( H I (t1 ) . . . H I (tn )) . (4.24) In einer Störungsrechnung bestimmt man nicht die volle Reihe in (4.24), sondern die niedrigsten Ordnungen, also zum Beispiel U1 (t, t0 ) = − i h̄ Z t t0 H I (t0 ) dt0 (4.25) für die erste Ordnung, was dann auf einen genäherten Zeitentwicklungsoperator der Form U (t, t0 ) ≈ 1 + U1 (t, t0 ) (4.26) führt. 4.2.3 Die Streumatrix Wir wollen im Folgenden Vorgänge betrachten, die wie folgt ablaufen. Am Anfang (t → −∞) liegt die Situation vor, dass sich ein freies Teilchen dem Streuzentrum nähert, gestreut wird und zu einem Zeitpunkt t → ∞ wieder als freies Teilchen behandelt werden kann (siehe auch Bild 6). Für zwei Teilchen haben wir anfänglich den Zustand 1 | i i = | k 1 , S1 i | k 2 , S2 i = √ a † ( k 1 , S1 ) a † ( k 2 , S2 ) | 0 i , 2 (4.27) wobei der Zustand |0i den Vakuumszustand beschreibt. Unter der Annahme, dass der freie Zustand |i i zur Zeit t → −∞ vorliegt, erhalten wir für die Zeitentwicklung |ψi (t)i = U (t, −∞) |i i . 2014-12-09 (4.28) 43 4.2 | F o r m a l i s m u s z u r B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n Elementarteilchen bewegen sich aufeinander zu Elementarteilchen entfernen sich voneinander Wechselwirkungsbereich I 6 Einfallende Teilchen verhalten sich für Zeiten t → −∞ wie freie Teilchen. Nachdem sie den Wechselwirkunsgbereich durchlaufen haben, sind sie für Zeiten t → ∞ wieder als freie Teilchen zu interpretieren. Zur Zeit t → ∞ liegt der Endzustand | f i vor, der sich erneut durch freie Teilchenzustände beschreiben lässt, | f i = U (∞, t) |ψ f (t)i , (4.29a) |ψ f (t)i = U (t, ∞) | f i . (4.29b) Es folgt für die Wahrscheinlichkeit, dass der Übergang |i i → | f i stattfindet D E ψ f (t) ψi (t) = h f | U (∞, −∞) | i i ≡ S f i , (4.30) mit dem Element S f i der Streumatrix S. Daraus folgern wir (4.24) i S = U (∞, −∞) = T e− h̄ R∞ −∞ dt0 H I (t0 ) . (4.31) Vorgehen: Um die Streumatrix S bestimmen zu können, entwicklen wir S in eine Störungsreihe. Dies ist jedoch schwer auszuwerten, da wir gesehen haben, dass normalgeordnete Produkte relevant sind, der Zeitordnungsoperator T stört jedoch diese Normalordnung. Ein zeitgeordnetes Produkt lässt sich jedoch in ein normalgeordnetes umschreiben. Als Beispiel betrachten wir einen Wechselwirkungsterm der einen Feldoperator eines reellen Feldes φ enthalten soll, φ= Z d3 k ak f k ( x ) + a†k f k∗ ( x ) . In zweiter Ordnung Störungstheorie erhalten wir Z ∞ −∞ dt1 Z ∞ −∞ dt2 T (φ(t1 )φ(t2 )) . Durch die Zeitordnung treten darin Terme der Form a k1 a k2 , 44 a k2 a k1 , a†k1 ak2 , ... 2014-12-16 B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n | 4 auf. Insbesondere kommt dadurch jede erdenkliche Kombination der einzelnen Erzeuger und Vernichter vor. Betrachten wir nun ein Matrixelement der Streumatrix hk a | S | kb i , so ist hierfür die Darstellung E D Sab = k a a†ka akb kb besonders einfach, denn (4.32) E D Sab = 0 aka a†ka akb a†kb 0 . Damit ist jeweils nur eine Vertauschung aka a†ka = ± a†ka aka + x akb a†kb = ± a†kb akb + y nötig, um die nichtverschwindenden Terme x und y zu erhalten, alle anderen führen zur Anwendung von Vernichtern auf den Vakuumszustand |0i und damit verschwinden diese. Das Vorzeichen ist hierbei + für Bosonen und − für Fermionen (Kommutator/Antikommutator). Der Term in (4.32) ist gerade normalgeordnet. Eine Verallgemeinerung überlegt man sich leicht für höhere Potenzen der Operatoren. Unter einer Normalordnung höherer Potenzen versteht man die Form, a†k1 a†k2 . . . ak2 ak1 , in der alle Erzeuger links und alle Vernichter rechts stehen. Die Reihenfolge der Indizes 1, 2 . . . ist nur für Fermionen relevant, bei bosonischen Operatoren kommutieren die einzelnen aki repsketive a†ki untereinander. 4.2.4 Wicksches Theorem Wir führen die Kontraktion zweier Operatoren ein. AB = T ( AB) − :AB: (4.33) Von der Zeitordnung wissen wir, dass T ( AB) = AB gilt, falls die Operatoren bereits zeitgeordnet sind, ansonsten gilt: ( BA = AB + BA − AB = AB + [ B, A] Bosonen T ( AB) = − BA = AB − BA − AB = AB − { B, A} Fermionen (4.34a) (4.34b) Analog gilt für die Normalordnung, sofern AB bereits normalgeordnet ist :AB: = AB . 2014-12-16 45 4.2 | F o r m a l i s m u s z u r B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n Ist jedoch B ein Erzeuger und A ein Vernichter, so gilt: ( :AB: = AB + [ B, A] AB − { B, A} Bosonen Fermionen (4.35) Für die Kontraktion verbleibt: ( AB = a[ B, A] Bosonen − a{ B, A} Fermionen a ∈ {1, 0, −1} Die Kommutatoren/Antikommutatoren der Feldoperatoren sind nach den Quantisierungsregeln aller behandelten Felder keine Operatoren sondern komplexe Zahlen, welche gegebenenfalls noch mit Einheiten multipliziert sind, also h0| AB |0i = AB , (4.36) weiterhin gilt h0 | :AB: | 0i = 0 (4.37) und damit (4.33) h0 | T ( AB) | 0i = AB . (4.37) (4.38) Für ein zeitgeordnetes Produkt erhält man damit (4.33) (4.38) T ( AB) = :AB: + AB = :AB: + h0 | T ( AB) | 0i , (4.39) also das normalgeordnete Produkt addiert mit einer komplexen Zahl, nämlich nach (4.38) den Vakuumserwartungswert von T ( AB). Die Verallgemeinerung lautet (ohne Beweis) T ( A1 A2 . . . An ) = :A1 A2 . . . An : + : A1 A2 . . . An : + :A1 A2 A3 . . . An : + . . . + : A1 A2 A3 A4 . . . A n : + : A1 A2 A3 A4 A5 . . . A n : + . . . + : A1 A2 A3 A4 A5 A6 . . . A n : + : A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 . . . A n : + . . . , (4.40) wobei in der zweiten Zeile in (4.41) jeweils alle Möglichkeiten einer Kontraktion in der Normalordnung auftreten, in der zweiten Zeile alle Möglichkeiten zweier Kontraktionen, in der dritten Zeile alle Möglichkeiten dreier Kontraktionen usw. Dies ist das Wicksche Theorem. Treten bereits normalgeordnete Terme in (4.40) auf, zum Beispiel T (:AB:CD:EF:), so entfallen in (4.40) die Kontraktionen, welche zwei Operatoren aus demselben normalgeordneten Produkt enthalten würden. 46 2014-12-16 B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n | 4 Transport eines Teilchens von x 0 nach x Zeit Zeit t t0 +q t0 −q t x x0 I7 Transport eines Antiteilchens von x nach x 0 Ort x x0 Ort Links: t > t0 : 0 φ( x )φ† ( x 0 ) 0 . Rechts: t < t0 : 0 φ† ( x 0 )φ( x ) 0 . 4.3 Propagatoren Propagatoren stellen die trivialste (nämlich keine) Wechselwirkung dar. Als Beispiel betrachten wir ein Teilchen, das sich zum Zeitpunkt t1 am Ort r 1 befinden soll. Es wird dabei durch den Zustand |ψ(r 1 , t1 )i = φ† (r 1 , t1 ) |0i (4.41) beschreiben. Wir wollen nun die Wahrscheinlichkeit wissen, mit der das Teilchen zum Zeitpunkt t2 am Ort r 2 ist. Dazu benötigt man (4.41) hψ(r 2 , t2 ) | ψ(r 1 , t1 )i = E D 0 φ (r 2 , t2 ) φ † (r 1 , t1 ) 0 . (4.42) Der Feynman-Propagator E (4.38) D ∆ F ( x − x 0 ) = −i 0 T (φ( x )φ† ( x 0 )) 0 = −i φ( x )φ† ( x 0 ) (4.43) tritt typischerweise in Zeitentwicklungen auf. Seine Bedeutung wird klar, wenn wir die beiden Fälle t > t0 und t < t0 und die dazugehörigen Orts-Zeit-Diagramme in Abbildung 7 betrachten. 4.3.1 Feynman-Propagator für das Klein-Gordon-Feld Wir rufen uns die Feldoperatoren des Klein-Gordon-Feldes in Erinnerung, φ(r, t) 2014-12-16 (3.11a) = 2mc2 h̄ Z d3 k ak f k (r, t) + c†k f k∗ (r, t) 47 4.3 | P ro pag at o r e n und berechnen damit den Feynman-Propagator E D (4.43) ∆ F ( x − x 0 ) = −i 0 T (φ( x )φ† ( x 0 )) 0 ( Z Z E D 2mc2 3 3 0 = −i d k d k f k (r, t) f k∗0 (r 0 , t0 ) 0 ak a†k0 0 h̄ | {z } 0 =δ(k−k ) E D + f k (r, t) f k0 (r , t ) 0 ak ck0 0 + f k∗ (r, t) f k∗0 (r 0 , t0 ) 0 c†k a†k0 0 | {z } | {z } 0 0 =0 =0 ) E D † ∗ 0 0 + f k (r, t) f k0 (r , t ) 0 ck ck0 0 Θ(t − t0 ) {z } | =0 Z 2mc2 Z d3 k d3 k0 f k0 (r 0 , t0 ) f k∗ (r, t)δ(k − k0 )Θ(t0 − t) h̄ Z o 1 1 n −ikµ ( xµ − x0µ ) (3.9b) 3 0 ik µ ( x µ − x 0µ ) 0 = −imc2 d k e Θ ( t − t ) + e Θ ( t − t ) . E(k) (2π )3 −i Oder anders geschrieben, ∆ F ( x − x 0 ) = −i Z o d3 k mc2 n −ikµ ( xµ − x0µ ) 0 ik µ ( x µ − x 0µ ) 0 e Θ ( t − t ) + e Θ ( t − t ) . (2π )3 E(k) (4.44) Die beiden Summanden lassen sich auch einheitlich schreiben. Dazu machen wir einen kleinen Ausflug in die Funktionalanalysis und betrachten das Integral Z c1 0 00 i 0i e−ik0 ( x − x ) e−iki ( x − x ) dk0 2 k µ kµ − mc h̄ Indem wir den Nenner etwas umschreiben, können wir die Polstellen verdeutlichen q q mc 2 = k0 − (k i )2 + (mc/h̄)2 k0 + (k i )2 + (mc/h̄)2 . k µ kµ − h̄ Das Ergebnis des Integrals, das sich für den Weg aus Abbildung 8 ergibt, ist dann das Residuum für den Pol bei E/ch̄. Z c1 0 00 i 0i 0 00 i 0i e−ik0 ( x − x ) eiki ( x − x ) 2πi p dk0 = e−ik0 ( x − x ) e−iki ( x − x ) 2 i )2 + ( mc/h̄ )2 k + ( k k µ kµ − mc 0 h̄ = 2πi µ 0µ µ 0µ e−ikµ ( x − x ) 2πi e−ikµ ( x − x ) = ch̄ , 2k0 2 E(k) (4.45) oder anders ausgedrückt − 48 2mc h̄ c1 0µ d4 k e−ikµ ( x − x ) 4 (2π ) k µ kµ − (mc/h̄)2 µ Z (4.45) = −i Z d3 k mc2 −ikµ ( xµ − x0µ ) e . (2π )3 E(k) (4.46) 2014-12-16 B e h a n d l u n g v o n We c h s e lw i r k u n g e n | 4 =k0 k0 = − I8 q E 2 2 ( mc h̄ ) + ∑i ( k i ) = − ch̄ k0 = q E 2 2 ( mc h̄ ) + ∑i ( k i ) = ch̄ <k0 Integrationsweg von c1 der den Pol bei E/ch̄ enthält. Integrand verschwindet auf diesem Abschnitt I9 Neuer Integrationsweg Nun kann man den Integrationsweg noch vereinfachen, indem man die Pole infenitesimal in der imaginären Ebene verschiebt (siehe Abbildung 9), ! q iε 2 2 × k0 − (k i ) + (mc/h̄) + p 2 (k i )2 + (mc/h̄)2 ! q iε k0 + (k i )2 + (mc/h̄)2 − p 2 (k i )2 + (mc/h̄)2 = k20 − k i ki + (mc/h̄)2 + iε + O(ε2 ) Damit ergibt sich für die Kontur c1 Z c1 2014-12-16 → lim Z −∞ ε →0 ∞ 0µ 0µ ∞ e−ikµ ( x − x ) dk0 e−ikµ ( x − x ) dk0 = − lim µ 2 ε→0 −∞ k µ k µ − ( mc/h̄ )2 + iε k µ k − (mc/h̄) + iε µ Z µ (4.47) 49 4.3 | P ro pag at o r e n und es folgt −i Z d3 k mc2 −ikµ ( xµ − x0µ ) (4.46) mc e = 2 h̄ (2π )3 E(k) (4.47) Z 0µ e−ikµ ( x − x ) d4 k . (2π )4 k µ kµ − (mc/h̄)2 + iε µ (4.48) Für den zweiten Summanden mit dem Term Θ(t0 − t) findet man exakt dieselbe Darstellung, man kann also ohne Einschränkung der Θ-Funktionen schreiben (4.48) ∆F (x − x0 ) = 2 (4.44) mc h̄ Z 0µ d4 k e−ikµ ( x − x ) µ 4 (2π ) k µ k − (mc/h̄)2 + iε µ (4.49) Der limε→0 wird oft nicht geschrieben, ist aber immer im Hinterkopf zu behalten! 4.3.2 Dirac- und Maxwellfeld Vollkommen analog kann man Propagatoren für das Diracfeld aufstellen S F ( x − x 0 ) = −i ψ ( x ) ψ ( x 0 ) E D = −i 0 ψ ( x ) ψ ( x 0 ) 0 = Z / k + mc d4 k h̄ . 4 (2π ) k µ kµ − mc 2 + iε h̄ (4.50) Für das Maxwellfeld, das heißt für den Photonenpropagator, ergibt sich FFαβ ( x − x 0 ) = − 50 Z µ 0µ h̄µ0 c d4 k eikµ ( x − x ) ηαβ + Eichterm . (2π )4 k µ kµ + iε (4.51) 2015-01-13 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 5 Quantenelektrodynamik 5.1 Wechselwirkungsterm 5.1.1 Streumatrix Die Quantenelektrodynamik behandelt die Wechselwirkung von Teilchen der Dirac-Gleichung (Elektronen, Positronen) mit dem Maxwellfeld (Photonen). Ausgangspunkt ist hierbei die Lagrangedichte (4.4), insbesondere der Wechselwirkungsterm / L I = −ce:ψγµ ψAµ : = −ce:ψ Aψ: (5.1) mit den Feldoperatoren ∑ ψ= s=↑,↓ s Aµ = Z d3 k √ 3 2π h̄µ0 c2 (2π )3 ∑ s Z λ o µ µ mc2 n b(k, s)u(k, s)e−ikµ x + d† v(k, s)eikµ x , Ek o µ µ εµ (k, λ) n d3 k √ a(k, λ)e−ikµ x + a† (k, λ)eikµ x 2ωk und der Ladung q = e = −e0 < 0. Wir finden also für den Hamiltonoperator der Wechselwirkung :H I : = Z :H I : d3 r = ce Z / d3 r . :ψ Aψ: (5.2) Damit lautet die Streumatrix der QED S = Te−i = Te−i (5.2) R∞ −∞ R :H I : dt/h̄ :H I : d4 x/(ch̄) R 4 / d x/h̄ = Te−ie :ψ Aψ: Z ∞ ie n n 1 / ( xi ) ψ ( xi ) : = ∑ − T ∏ d4 xi :ψ( xi ) A n! h̄ n =0 i =1 (5.3) sowie die Terme erster und zweiter Ordnung S (1) = − S (2) = 2015-01-13 1 2 ie h̄ Z /( x )ψ( x ): , d4 x :ψ( x ) A 2 Z ie /( x1 )ψ( x1 )::ψ( x2 ) A / ( x2 ) ψ ( x2 ) : . − T d4 x1 d4 x2 :ψ( x1 ) A h̄ (5.4a) (5.4b) 51 5.2 | F e y n m a n- D i ag r a m m e 5.1.2 Rechtfertigung der Störungsreihe Für jede Ordnung ergibt sich in grober Näherung e/h̄ Z /( x )ψ( x ): ≈ d4 x :ψ( x ) A √ α (5.5) 1 mit der Feinstrukturkonstanten α ≈ 137 . Wie wir später sehen werden, trägt nur jede zweite Ordnung zu den Übergangsamplituden bei, sodass die Störungsreihe (5.3) einer 1 entspricht. Entwicklung nach der kleinen Zahl 137 5.2 Feynman-Diagramme Die Aufgabe der QED besteht nun darin, die einzelnen Ordnungen der Ströungsreihe aus (5.3) auszuwerten, um damit physikalische Prozesse zu erklären. Dabei sind aufgrund von 3n Feldoperatoren in n-ter Ordnung, 2 Erzeugern oder Vernichtern in den Modenentwicklungen (3.46) und (3.70a) und der Zeitordnung viele Terme zu erwarten. Bei deren Sortierung ist eine graphische Darstellung in Feynmandiagrammen hilfreich. Die typische Auftragung erfolgt in Raum-Zeit-Diagrammen, t r wobei diese Achsen eigentlich nie gezeichnet werden. In den Feynman-Diagrammen treten folgende Symbole auf: 52 I Elektronen als durchgezogene Linien mit Pfeil in positiver Zeitrichtung: I Positronen als durchgezogene Linien, allerdings mit Pfeil in negativer Zeitrichtung in Anlehnung an die Feynman-Stückelberg Interpretation: I Photonen als gewellte Linien (ohne Pfeil, da es keine unabhängigen Antiteilchen gibt): 2015-01-13 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 I Externe statische (waagrecht im Diagramm) Felder sind durch Wellenlinien mit einem Kreuz am Ende gekennzeichnet: I Das Erzeugen und Vernichten von Teilchen, also das Auftreten der Operatoren a, a† , b, b† , d, d† wird durch einen Punkt (Vertex) gekennzeichnet: Mit diesen elementaren Bausteinen kann man folgende Situationen beschreiben: I Ein- und auslaufendes Teilchen, also freie Teilchen bei t = ±∞ haben nur auf einer Seite einen Vertex. Zum Beispiel ein einlaufendes Elektron und auslaufendes Positron Endzustand | f i Vernichter b des Elektrons | I Anfangzustand |i i {z b |i i } | Photonenerzeugung a† {z h f | a† } Sogennante innere Linien, Linien mit zwei Vertizes beschreiben ein Teilchen, das in einem Prozess erzeugt und anschließend in einem weiteren vernichtet wird Vernichter eines Positrons d Erzeuger eines Positrons d† Innere Linien beschreiben Teilchen, welche nach außen nicht auftreten können – sie werden virtuelle Teilchen gennant. Sie treten in Kontraktionen auf, zum Beispiel (4.50) ψψ = iS F . Diese enthalten immer die Propagationen von Teilchen und Antiteilchen, daher stellt man sie im Diagramm ohne Zeitrichtung dar. ≡ 2015-01-13 53 5.3 | E i n P ro z e s s e r s t e r Or d n u n g 5.3 Ein Prozess erster Ordnung 5.3.1 Beitrag zur Streumatrix Im Folgenden wollen wir die erste Ordnung der Streumatrix (5.4a) S (1) = − ie h̄ Z /( x )ψ( x ): d4 x :ψ( x ) A näher betrachten. Dazu definieren wir zunächst folgende Abkürzungen: s Z µ mc2 d3 k ψ = ∑ b(k, s) u(k, s)e−ikµ x √ 3 b E k 2π s=↑,↓ s Z µ d3 k mc2 † ψ b† = ∑ b (k, s) u(k, s)eikµ x √ 3 E k 2π s=↑,↓ s Z µ mc2 † d3 k ψ † = ∑ d (k, s) v(k, s)eikµ x √ 3 d E k 2π s=↑,↓ s Z µ d3 k mc2 ψd = ∑ d(k, s) v(k, s)e−ikµ x √ 3 E k 2π s=↑,↓ s Z µ h̄µ0 c2 ε α (k, λ) A aα = d3 k √ a(k, λ)e−ikµ x ∑ 3 (2π ) λ 2ωk s Z µ h̄µ0 c2 ε α (k, λ) † a (k, λ)eikµ x A a† α = d3 k √ ∑ 3 (2π ) λ 2ωk (5.6a) (5.6b) (5.6c) (5.6d) (5.6e) (5.6f) Alle Operatoren treten in (5.4a) am selben Raum-Zeit-Punkt auf, das heißt es gibt nur einen Vertex. Allgemein gilt, dass in der Ordnung n aus (5.3) n Integrationsvariablen x µ vorkommen und damit n Vertizes. Damit findet man e− (5.4a) S(1) = − (ie/h̄) Z ψb† γα A aα ψ d4 x b e− γ e− e+ − (ie/h̄) Z ψb† γα ψ † A aα d4 x d γ e− γ − (ie/h̄) Z ψb† γα A a† α ψ d4 x b e− 54 2015-01-13 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 − (ie/h̄) − (ie/h̄) Z ψ b † γ α A a † α ψ † d4 x e+ γ e− d Z ψd γα A aα ψ d4 x b e− e+ γ e− − (ie/h̄) Z :ψd γα ψ † : A aα d4 x d e− γ γ − (ie/h̄) Z A a† α ψd γα ψ d4 x b e− e+ e+ γ − (ie/h̄) Z A a† α :ψd γα ψ † : d4 x (5.7) d e+ 5.3.2 Verschwinden der Matrixelemente a) Anfangs- und Endzustände Ein konkretes Matrixelement h f | S (1) | i i verschwindet nur dann nicht, wenn |i i und | f i die Teilchen enthalten, die in (5.7) erzeugt oder vernichtet werden. Als Beispiel betrachten wir die Zustände | i i = a † ( k1 , λ1 ) |0i |fi = b † Dabei verbleibt nur der zweite Term aus (5.7). Er enthält die Operatoren h 0|db d† b† a a† |0 i 6= 0 |{z} |{z} hf| (5.8a) (k20 , s20 )d† (k30 , s30 ) |0i . (5.8b) b† d† a und damit (5.9) |i i für geeignete k, λ und s. Betrachten wir hingegen den ersten Term aus (5.7), so enthält dieser das Matrixelement h0|db(b† ab) a† |0i = 0 , (5.10) wobei das Ergebnis trivial zu sehen ist, denn die Operatoren a† und b vertauschen und somit wenden wir einen Vernichtungsoperator auf den Vakuumzustand an. Der zweite Prozess aus Gleichung (5.9) heißt Paarerzeugung, dabei verwandelt sich ein Photon in ein Elektron-Positron-Paar. 2015-01-20 55 5.3 | E i n P ro z e s s e r s t e r Or d n u n g b) Energie- und Impulserhaltung Dass es geeignete Anfangs- und Endzustände gibt, heißt noch nicht, dass der Beispielprozess auch existiert. Das Matrixelement muss ungleich Null sein. Eine explizite Rechnung (vgl. Übungen) für einen ähnlichen Prozess liefert Z h0|d(k30 , s30 )b(k20 , s20 )(−ie/h̄) ψb† γα ψd† A aα d4 x | a† (k1 , λ1 )|0i √ −iemc3 µ0 u(k20 , s20 )γα v(k30 , s30 )ε α (k1 , λ1 ) (4) 0 q δ (k3 + k20 − k1 ) . = 4πh̄Ek0 Ek0 ωk1 2 3 (5.11) Die δ-Funktion fordert die Erhaltung des Viererimpulses am Vertex (also die Energie- und Impulserhaltung). Im vorliegenden Fall lässt sich beides nicht gleichzeitig erfüllen. Gleiches gilt für alle acht Prozesse aus (5.7), das heißt alle Prozesse erster Ordnung existieren in der Natur nicht. 5.3.3 Externe elektromagnetische Felder In Fällen, in denen das elektromagnetische Feld in guter Näherung als äußeres klassisches Feld behandelt werden kann, sind Prozesse erster Ordnung möglich, zum Beispiel die Mott-Streuung S(1) = (−ie/h̄) Z ψb† γα Aα (r )ψ d4 x , b (5.12) wobei hier ein klassisches Viererpotential der Form A = (φ/c, 0, 0, 0) angenommen wird. Hierbei handelt es sich im eigentlichen Sinne um keinen Prozess erster Ordnung, da die Annahme eines klassischen Feldes nur dann gerechtfertigt ist, sofern eine hohe Anzahl von Photonen vorliegt. In der ersten Ordnung ist jedoch nur ein Photon involviert. 56 2015-01-20 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 5.4 Feynman-Regeln Gleichung (5.11) lässt erkennen, welche Ausdrücke aus den Feldoperatoren nach Auswertung aller Integrale im Ergebnis auftreten. Die Feldoperatoren können nach (5.2) jedoch einzelnen Ausdrücken aus den Feynman-Diagrammen zugeordnet werden. Das funktioniert auch für höhere Ordnungen systematisch und eindeutig. Daher gibt es feste Regeln, nach denen man ein Feynman-Diagramm in ein Element der Streumatrix in der Form (5.11) umschreiben kann und umgekehrt. Dies erspart eine explizite Rechnung. Dabei lauten die Feynman-Regeln wie folgt: I Die Übergangsamplitude |i i → | f i ist durch eine Störungsreihe ∞ S f i = h f | S |i i = δ f i + ∑ Sfi (n) (5.13) n =1 gegeben. I (n) In der Ordnung S f i treten alle topologisch verschiedenen Feynman-Diagramme n-ter Ordnung (n Vertizes) auf. Jedes dieser Feynman-Diagramme ergibt eine Teilamplitude S f i,m mit (n) Sfi = ∑ S f i,m . (n) (5.14) m Die Teilamplitude lässt sich nach folgenden Regeln aus dem Diagramm auslesen, wobei alle Terme multiplikativ auftreten. Die Terme innerer Fermionenlinien werden entgegen der Pfeilrichtung aus dem Diagramm abgelesen und dann von links nach rechts geschrieben. I Elektron = √ = √ I 2π 3 s 1 2π 3 mc2 u(k, s) Ek einlaufend mc2 u(k, s) Ek auslaufend mc2 v(k, s) Ek einlaufend mc2 v(k, s) Ek auslaufend Positron = √ = √ I s 1 s 1 2π 3 s 1 2π 3 Photon = √ 2015-01-20 s 1 2π 3 h̄µ0 c2 ε α (k, λ) = 2ωk 57 5.5 | Au s g e wä h lt e P ro z e s s e 2 . O r d n u n g I Vertex = − ieh̄ (2π )4 γα δ(4) (∑i,ausl. k i − ∑i,einl. k i ) I Innere Fermionenlinie =i Z d4 k S̃ F (k) = (2π )4 Z / k + mc d4 k h̄ , (2π )4 k µ kµ − (mc/h̄)2 + iε wobei die Impulse gegebenenfalls nicht durch ein- und auslaufende Zustände festgelegt sind. I Innere Photonenlinie =i Z d4 k D̃F (k) = −i (2π )4 αβ Z d4 k h̄µ0 cηαβ (2π )4 k µ kµ + iε I Ist eine ungerade Anzahl an Transpositionen nötig, um die Fermionenoperatoren in Normalordnung zu bringen, so wird das Ergebnis mit −1 durchmultipliziert. I Für jede in sich geschlossene Fermionenschleife wird das Ergebnis eben- falls mit −1 durchmultipliziert. 5.5 Ausgewählte Prozesse 2. Ordnung 5.5.1 Streumatrix 2. Ordnung Die Streumatrix zweiter Ordnung lautet umgeschrieben in ein normalgeordnetes Produkt Z n 1 ie 2 (2) − S = dx1 dx2 :ψ( x1 )γα Aα ( x1 )ψ( x1 )ψ( x2 )γ β A β ( x2 )ψ( x2 ): 2 h̄ + : ψ ( x1 ) γ α A α ( x1 ) ψ ( x1 ) ψ ( x2 ) γ β A β ( x2 ) ψ ( x2 ) : + :ψ( x1 )γα Aα ( x1 )ψ( x1 )ψ( x2 )γ β A β ( x2 ) ψ( x2 ): + :ψ( x1 )γα Aα ( x1 ) ψ( x1 )ψ( x2 ) γ β A β ( x2 )ψ( x2 ): + : ψ ( x1 ) γ α A α ( x1 ) ψ ( x1 ) ψ ( x2 ) γ β A β ( x2 ) ψ ( x2 ) : (5.15) + : ψ ( x1 ) γ α A α ( x1 ) ψ ( x1 ) ψ ( x2 ) γ β A β ( x2 ) ψ ( x2 ) : + :ψ( x1 )γα Aα ( x1 ) ψ( x1 )ψ( x2 ) γ β A β ( x2 ) ψ( x2 ): o + ψ ( x1 ) γ α A α ( x1 ) ψ ( x1 ) ψ ( x2 ) γ β A β ( x2 ) ψ ( x2 ) , 58 2015-01-20 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 wobei berücksichtigt wurde, dass kommutierende/antikommutierende Operatoren eine verschwindende Kontraktion haben. 5.5.2 Vorkommende Prozesse Sortiert nach den Zeilen von (5.15): I 1. Zeile: Verdopplung der Prozesse erster Ordnung und damit kein Beitrag zur Übergangsamplitude I 2. und 4. Zeile: Prozesse mit einer inneren Fermionenlinie, zum Beispiel die ElektronPhoton-Streuung I 3. Zeile: Prozesse mit einer inneren Photonenlinie, zum Beispiel die Elektron-PositronStreuung (Bhaba-Streuung) I 5.-7. Zeile: Prozesse mit zwei inneren Linien, zum Beispiel die Vakuumpolarisation (virtuelles Elektron-Positron-Paar) I 8.Zeile: Sog. Vakuumblase, welche einen divergierenden Anteil liefert und daher ignoriert werden muss. 2015-01-27 59 5.5 | Au s g e wä h lt e P ro z e s s e 2 . O r d n u n g 5.5.3 Elektron-Elektron-Streuung (Møller-Streuung) a) Übersicht über die Terme Das Feynman-Diagramm ist und gehört zum Term S (2) = 1 2 − ie h̄ 2 Z :ψb† ( x1 )γα Aα ( x1 )ψ ( x1 )ψb† ( x2 )γ β A β ( x2 ) ψ ( x2 ): dx1 dx2 . b b (5.16) Die zugehörigen nichtverschwidenden Anfangs- und Endzusstände sind | i i = b † ( k1 , s1 ) b † ( k2 , s2 ) |0i , |fi = b † (k10 , s10 )b† (k20 , s20 ) |0i (5.17a) . (5.17b) Die Tatsachen, dass in den Modenentwicklungen der Feldoperatoren alle Impulse und Spins 0 0 vorkommen und somit die Zustände (k1 , s1 ), (k2 , s2 ), (k10 , s10 ) und R (k2R, s2 ) mit jedem Vertex verknüpft sind sowie durch die Integration über alle Zeiten in dx1 dx2 . . . die zeitliche Reihenfolge vertauschbar ist, führt darauf, dass sich hinter dem Feynman-Diagramm vier Summanden verbergen, die sich aus (5.16) ergeben. (k10 , s10 ) (k20 , s20 ) (k10 , s10 ) (k20 , s20 ) = + ( k2 , s2 ) ( k2 , s2 ) ( k1 , s1 ) ( k1 , s1 ) (k10 , s10 ) (k20 , s20 ) (k10 , s10 ) (k20 , s20 ) + + ( k1 , s1 ) ( k1 , s1 ) ( k2 , s2 ) ( k2 , s2 ) Dabei heißen die Diagramme des ersten und dritten Summanden direkte Streuung und die des zweiten und vierten Austauschstreuung. 60 2015-01-27 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 b) Streuamplitude Die Streuamplitude ergibt sich aus den Feynman-Regeln. Für die direkte Streuung erhält man (mit dem Photonenimpuls k p ) I am linken Vertex mc2 ie 1 0 0 α q u ( k ( k , s ) − (2π )4 δ(4) (k01 + k p − k1 ) , , s ) γ u 1 1 1 1 h̄ (2π )3 Ek E 0 1 k 1 I am rechten Vertex mc2 ie 1 0 0 β q ) γ u (2π )4 δ(4) (k02 − k p − k2 ) , u ( k , s ( k , s ) − 2 2 2 2 h̄ (2π )3 Ek E 0 2 k 2 I durch die innere Photonenlinie −i d4 k h̄µ0 cηαβ . (2π )4 k pµ kµp + iε Z Das Produkt dieser drei Terme liefert die Streuamplitude (2) Sdirekt = i (mc2 )2 e2 µ0 c 1 q η u(k10 , s10 )γα u(k1 , s1 )u(k20 , s20 )γ β u(k2 , s2 ) 2 (2π ) h̄ Ek E 0 Ek E 0 αβ 2 k 1 k 2 1 × = Z d4 k p δ(4) (k01 + k p − k1 )δ(4) (k02 − k p − k2 ) µ k pµ k p + iε ie2 m2 c5 µ0 ηαβ u(k10 , s10 )γα u(k1 , s1 )u(k20 , s20 )γ β u(k2 , s2 ) (4) 0 q δ (k1 + k02 − k1 − k2 ) µ 0µ (2π )2 h̄ Ek1 Ek0 Ek2 Ek0 (k1µ − k01µ )(k1 − k1 ) 1 2 (5.18) Hier wurde nur eines der beiden Diagramme der direkten Streuung berechnet. Das andere unterscheidet sich nur durch k p → −k p und führt auf dasselbe Ergebnis. Tatsächlich sind beide Fälle bereits in den Feynman-Regeln enthalten. Die beiden Diagramme sind topologisch äquivalent, nur eines wird berechnet. Die Zahlenfaktoren in den FeynmanRegeln sind darauf angepasst. In jeder Ordnung n kommen n! identische Terme vor, die 1 der Reihenentwicklung (4.23) aufheben. sich mit dem Faktor n! Durch die Erhaltung des Viererimpulses an den Vertizes hat das Photon einen eindeutigen Viererimpuls. Dieser erfüllt aber nicht die Dispersionsrelation ω = c|k|, es handelt sich hierbei um sogennante virtuelle Photonen. Treten zwei innere Linien auf, so ist der Impuls der zugehörigen Teilchen nicht festgelegt, da die Viererimpulse der Vertizes auf beide aufgeteilt werden können. k0 k 2015-01-27 k k − k0 61 5.7 | K o r r e kt u r e n h ö h e r e r O r d n u n g Der Term der Austauschstreuung unterscheidet sich in zwei Punkten von (5.18): I I der Vertauschung (k20 , s20 ) ↔ (k10 , s10 ), einem zusätzlichen Minuszeichen durch eine zusätzlich benötigte Permutation der fermionischen Feldoperatoren. 5.6 Wirkungsquerschnitte Beobachtbar im Experiment sind Wirkungsquerschnitte, also die Rate eines Übergangs eines durch die Fläche dσ einfallenden Teilchenstroms jein in ein Raumwinkelelement dΩ. Der differentielle Wirkungsquerschnitt ist definiert durch 1 dẆp→d3F p0 dσ = , dΩ | jein | dΩ (5.19) wobei der Teilchenstrom zum Beispiel durch das Dirac-Feld beschrieben werden kann, α α jein = h ĵein i . (5.20) Dabei verwendet man (3.49a) sowie die Übergangsrate F dẆp→d3F p0 = ẇ p→ p0 ∏ dN ( p0n ) (5.21a) n =1 im Impulsraum für F Teilchen, wobei gilt ẇ p→ p0 = lim τ →∞ 2 S f i τ . (5.21b) 5.7 Korrekturen höherer Ordnung Für die korrekten Übergangsraten sind in (5.21b) alle Zustände zu verwenden, welche den richtigen Anfangszustand |i i mit dem richtigen Endzustand | f i verknüpfen, also den passenden Übergang enthalten. Nehmen wir als Beispiel die Elektron-Elektron-Streuung: 62 2015-01-27 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 Diese hat in 4. Ordnung zusätliche Beiträge, zum Beispiel + + Diese liefern Korrekturen von der Größenordnung α · S(2) ≈ 1 137 · S (2) . 5.7.1 Divergenzen Bei den Korrekturen tritt eine Schwierigkeit der Theorie auf. Betrachten wir den zweiten Term aus dem Beispiel mit der Selbstenergie des Photons: q2 = k − q1 γµ γν k k q1 Wir finden mit den Feynman-Regeln und der Auswertung aller sofort lösbaren Integrale (2) SSP = − d4 k i D̃Fαµ (k) 2 4 (2π )4 (2π ) h̄ | {z } e2 Z innere Photonenlinien Z tr γµ S̃ F (q)γν S̃ F (q − k) d4 q i D̃Fνβ . | {z } (5.22) Spur im 4-dim Spinorraum Für große Werte des Impulses q liefern die Feynman-Propagatoren eine Abhängigkeit S̃ F (q) ∝ |1q| und d4 q ∝ |q|4 , somit divergiert der Integrand quadratisch, dies wird auch Ultraviolettdivergenz genannt, da hohe Frequenzen notwendig für die Divergenz sind. Tatsächlich findet man in der Quantenelelektrodynamik unendlich viele divergierende Terme, die sich aber auf endlich viele primitiv-divergente reduzieren lassen, aus denen alle weiteren zusammengesetzt werden. Durch einfaches Abzählen der Potenzen der Propagatoren sowie aus der Kenntnis der Zahl der Linien an den Vertizes lässt sich folgende Regel ableiten: Fa D = 4 − 3 − Pa . (5.23) 2 Dabei ist D der Divergenzgrad, der eine logarithmische Divergenz für den Fall D = 0 beschreibt, wohingegen D = n > 0 die Potenz der Divergenz angibt, Fa ist die Anzahl der äußeren Fermionenlinien und Pa die Anzahl der äußeren Photonenlinien. 2015-02-03 63 5.7 | K o r r e kt u r e n h ö h e r e r O r d n u n g 5.7.2 Problemloses Beispiel: Photon-Photon-Streuung I zwei einlaufende Photonen I zwei auslaufende Photonen I Photonen streuen an Photonen Im Gegensatz zur klassischen Elektrodynamik (Superpositionsprinzip) gibt es die PhotonPhoton-Streuung in der Quantenelektrodynamik. Nach (5.23) ergibt sich für die PhotonPhoton Streuung einen Divergenzgrad von D = 0, was eine logarithmische Divergenz bedeutet. Tatsächlich sind es jedoch innere Symmetrien (hier die Eichinvarianz der Elektrodynamik), die dazu führen, dass sich divergierende Teilintegrale gegenseitig aufheben. Damit konvergiert die Photon-Photon Streuung. Experimentell wurde diese Art der Lichtstreuung noch nicht nachgewiesen, da der Effekt stark unterdrückt ist (4 innere Fermionlinien werden benötigt). 5.7.3 Verbleibende divergente Terme Neben den Vakuumblasen, die in den Übergangsamplituden nur einen irrelevanten Phasenfaktor liefern, müssen drei primitiv-divergente Graphen betrachtet werden, deren Divergenz nicht in irgendeiner Form kompensiert werden kann. I Selbstenergie des Elektrons/Positrons D = 1 I Selbstenergie Photons D = 2 I Vertexkorrektur D = 0 Alle divergierenden Diagramme höherer Ordnung enthalten diese Graphen. 64 2015-02-03 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 5.8 Ideenskizze zur Regularisierung und Renormierung Die Divergenzen können ein grundlegendes Scheitern der Theorie bedeuten. Es gibt jedoch eine Möglichkeit so so zu behandeln, dass sich ein konsistentes Ergebnis ableiten lässt, das in hervorragender Übereinstimmung mit dem Experiment ist. Die Grundlegende Idee besteht darin, dass alle Divergenzen in prinzipiell nicht messbare Konstanten verschoben werden. Dies hat zur Folge, dass die Wirkungsquerschnitte theoretisch berechenbar bleiben. 5.8.1 Ansätze zur Regularisierung Die Regularisierung enthält den Schritt, die Divergenzen von regulären Anteilen der Integrale in additive Terme abzuspalten. Dabei gibt es zwei Ansätze: I Pauli-Villars-Regularisierung: Terme mit derselben divergierenden Asymptotik werden abgezogen. Betrachten wir zum Beispiel die Selbstenergie des Elektrons + 0(2) S̃ F (q) + S̃ F (q)Σ(2) (q)S̃ F (q) = S̃ F (q) mit Σ (2) ( q ) = i e2 h̄ Z (5.24a) d4 k D̃F (k)γα S̃ F (q − k)γ β , (2π )4 αβ wobei für den Phtonenpropagator D̃Fαβ (k) ∝ 1 k µ kµ +iε (5.24b) gilt. Dies wird nun ersetzt durch 1 1 1 → − k µ kµ + iε k µ kµ + iε k µ kµ + Kµ K µ + iε mit großen aber endlichen K. Es gilt dann für kleine k → 0, dass der subtrahierte Term unbedeutend wird und für große k → ∞ geht die Differenz gegen 0, womit die Divergenz aufgehoben ist. I Dimensionsmäßige Regularisierung: Der Ursprung der Divergenz ist die Potenz in d4 k. Als Ansatz wird nun das Integral in der Dimension d = 4+δ (5.25) ausgewertet. Der Term in (5.24b) lautet explizit Σ (2) ( q ) = 2015-02-03 β −ie2 µ0 cηαβ Z 4 γα / q −/ k + mc h̄ γ d k (2π )4 (k µ kµ + iε)(q − k)µ (q − k)µ − mc 2 h̄ + iε (5.26a) 65 5.8 | I d e e n s k i z z e z u r Re g u l a r i s i e ru n g u n d Re n o r m i e ru n g oder in d Dimensionen Σ (2) −ie2 µ0 cl 4−d (q) = (2π )d Z d k (k µ kµ + iε)(q − k)µ mc h̄ γα (q − k )µ − q −/ k+ γα / d mc 2 h̄ + iε . (5.26b) Der Faktor l 4−d spiegelt hierbei eine Korrektur der Einheiten wider. Mit der Umrechnung β −ie2 µ0 cηαβ Z 4 γα / q −/ k + mc (2) h̄ γ h i (5.27a) d k Σ (q) = 2 (2π )4 (k µ kµ + iε) (q − k)µ (q − k)µ − mc + iε h̄ oder in d Dimensionen Σ (2) −ie2 µ0 cl 4−d (q) = (2π )d Z γα γα / q −/ k + mc h̄ h d k (k µ kµ + iε) (q − k)µ (q − k)µ − d mc 2 h̄ + iε i . (5.27b) Der Faktor l 4−d spiegelt hierbei eine Korrektur der Einheiten wider. Mit der Umrechnung Z 1 1 dz = (5.28) ab 0 ( az + b ( z + 1))2 wird daraus d γα / q −/ k + mc h̄ γα d k h i2 . 2 0 µ (1 + z ) + iε (q − k)µ (q − k)µ z − mc z + k k µ h̄ (5.29) In einigen Rechenschritten kann man zeigen, dass Z Z γα / q −/ k + mc −ie2 µ0 cl 4−d 1 (2) d h̄ γα Σ (q) = dz d k h i2 . 2 (2π )d 0 (q − k)µ (q − k)µ z − mc z + k µ kµ (1 + z) + iε h̄ (5.30a) in einen divergierenden Anteil ∝ δ−1 (für d = 4 gilt δ → 0) und einen regulären Σ (2) ( q ) = −ie2 µ0 cl 4−d (2π )d Z 1 dz Z (1 + ξ ) / q mc − (1 + 2ξ ) 2 h̄ Z 1h i mc + (1 − z ) / q −2 ln h̄ 0 RΣ (q) = m2 c2 z − qµ qµ z(1 − z)h̄2 ! dz 4πµ20 h̄2 (5.30b) zerfällt. Dabei ist ξ eine Integrationskonstante. 5.8.2 Konvergente Matrixelemente durch Renormierung Der erste Schritt in der Beseitigung der Divergenzen besteht darin, (5.24a) umzuschreiben 0(2) S̃ F 66 = S̃ F (q) + S̃ F (q)Σ(2) (q)S̃ F (q) ≈ 1 1 (2) S̃− F (q) − Σ (q) . (5.31) 2015-02-03 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 2 Tatsächlich ist dies bis auf Terme der Ordnung O Σ(2) (q) identisch mit (5.24a) 1 1 (2) S̃− F (q) − Σ (q) = S̃ F (q) + S̃ F (q)Σ(2) (q)S̃ F (q) + S̃ F (q)Σ(2) (q)S̃ F (q)Σ(2) (q)S̃ F (q) + . . . + + +... und enthält in konsequenter Reihenfolge alle höheren Beiträge von Korrekturen desselben Typs. 0(2) 4 mc q h̄ − / + RΣ (q) q− − / δ α 1 − 2πδ + O α2 RΣ (q) 3α αh̄ 1 + 2πδ + mc + 2π q − mc / h̄ (??) ≈ Jetzt führen wir ein 1 (5.31) S̃ F (q) = mc h̄ α 2π m = mr + ∆m +O (α)2 , |{z} (5.32) (5.33) O(α) dann wird der Nenner in Gleichung (5.32) zu mr c ∆m c 3αmr c q− − − + O ( α )2 . / h̄ h̄ 2πh̄δ (5.34) Dieser Term divergiert genau dann nicht mehr, sofern ∆m = − 3αmr 2πδ (5.35) gilt. Auf ähnliche Weise absorbiert man die Divergenz im Zähler. Zu beachten gilt, dass die inneren Linien immer zusammen mit Vertizes und weiteren dort verknüpften Linien auftreten. Dabei ist der Vertex proportional zur Elementarladung e, welche wiederum aufgespalten werden kann in e = er + ∆e . (5.36a) Der Zähler aus (5.32) divergiert genau dann nicht, wenn ∆e = αer . 3πδ (5.36b) Diese Renormierung gelingt konsistent in der Quantenelektrodynamik, das heißt in allen divergierenden Termen mit denselben Werten. Es treten in allen messbaren Größen nur die renormierten Massen mr und Ladungen er auf. Die nackten Massen m und Ladungen e, die wie ∆m und ∆e divergieren, sind nun reine Rechengrößen ohne physikalische Relevanz. 2015-02-10 67 5.9 | F o l g e n d e r Ko r r e k t u r e n i n d e r Q ua n t e n e l e k t ro dy na m i k Ihr Divergieren spielt keine Rolle für die Theorie. Für die konkrete Rechnung verwendet man überall mr und er statt m und e und hat keine divergierenden Terme mehr, also zum Beispiel 1 0(2) S F (q) = (5.37) mr c αh̄ RΣ (q) q − h̄ 1 + 2π / mr c statt dem divergierenden Integral (5.24b). 5.8.3 Anmerkungen Bisher wurde nur die Regularisierung und Renormierung in niedrigster Ordnung betrachtet, weiterhin muss man Graphen der Form oder oder . . . berücksichtigen. Auch das gelingt mit (5.35) und (5.36b). In der Quantenelektrodynamik tritt nur eine endliche Anzahl an primitiv divergenten Graphen auf. Eine solche Theorie nennt man renormierbar. Es gibt jedoch auch nicht renormierbare Theorien, in denen jede Ordnung neue Divergenzen hervorbringt. Treten in einer gesamten Theorie nur eine endliche Anzahl divergenter Graphen auf, so nennt man sie superrenormierbar. 5.9 Folgen der Korrekturen in der Quantenelektrodynamik Trotz ihrer problematischen mathematischen Behandlung sind die Korrekturterme wichtig und ihre Auswertung im Sinn von (5.37) führt auf eine hervorragende Übereinstimmung mit Experimenten. Wichtige Beispiele hierfür sind die Wechselwirkung eines Elektrons mit einem äußeren Magnetfeld: 68 2015-02-10 Qua n t e n e l e k t ro dy na m i k | 5 Die korrekte Berechnung erfordert aber auch Korrekturen der Form + woraus das anomale magnetische Moment des Elektrons bestimmt werden kann. Mit Termen aus der Ordnung α2 und α3 lässt sich theoretisch bestimmen: g−2 = 0.0011596524(±4) . 2 Betrachtet man ähnliche Diagramme für eine Wechselwirkung des Elektrons mit dem Kern via eines Coulomb-Potentials, so erhält man die Lamb-Verschiebung. isospin 69 S y m m e t r i e g ru p p e n u n d Gru p p i e ru n g d e r E l e m e n ta r t e i l c h e n | 6 6 Symmetriegruppen und Gruppierung der Elementarteilchen In der Elementarteilchentheorie spielen Symmetrien eine große Rolle zur theoretischen Beschreibung der Elementarteilchenphysik. Sie äußern sich neben dem Transformationsverhalten von Teilchenzuständen auch in wichtigen Erhaltungssätzen. Im Folgenden soll eine kurze mathematische Sichtweise der Gruppen dargestellt werden. 6.1 Definitionen Eine durch Verknüpfung strukturierte Menge bildet ein Gruppe G, wenn die folgenden Gruppenaxiome erfüllt sind: 1. Die Gruppe ist abgeschlossen, das heißt das Produkt zweier Elemente aus G liegt wiederum in G. a∈G b ∈ G =⇒ ( ab) ∈ G 2. Die Verknüpfungen sind assoziativ. Es muss gelten ( ab)c = a(bc) = abc . 3. Es gibt ein neutrales Element E. Dieses Element wird oft auch als Identität oder Einselement bezeichnet und erfüllt die Eigenschaft: Ea = aE = a a∈G 4. Zu jedem Element der Gruppe G gehört ein inverses Element, für das aa−1 = a−1 a = E gilt. Erfüllen die Gruppenelemente die Bedingung der Kommutativität ab = ba a, b ∈ G , so heißt die Gruppe abelsch. isospin 71 6.2 | M at r i x g ru p p e n Als diskrete Gruppen werden alle Gruppen bezeichnet, die eine endliche bzw. abzählbar unendliche Anzahl von Elementen enthalten. Besitzt eine Gruppe Elemente, welche noch von einem oder mehreren kontinuierlichen Parametern abhängen, so bezeichnet man sie als kontinuierliche Gruppe. Eine Abbildung M → M0 zweier strukturierter Mengen wird als Morphismus bezeichnet, wenn die Struktur erhalten bleibt. Für das Beispiel zweier Gruppen G und G 0 bedeutet dies eine Zuordnung des Elements a0 aus der Gruppe G 0 , sodass gilt ( ab)0 = a0 b0 a∈G. Ist die Abbildung M → M0 zudem noch bijektiv so spricht man von einem Isomorphismus und man bezeichnet die Gruppen als isomorph 6.2 Matrixgruppen Alle n × n-Matrizen U welche die Bedingung U†U = E (6.1) erfüllen, bilden die unitäre Gruppe der Ordnung n, oder auch U(n). Im Allgemeinen sind die Einträge der Matrizen U komplexwertig, sodass jede Matrix U 2n2 Parameter besitzt. Aus der Bestimmungsgleichung (6.1) bleiben noch n2 Parameter unbestimmt. Fordert man weiterhin noch det(U ) = 1, so erhält man n2 − 1 freie Parameter und man bezeichnet die Gruppe als spezielle unitäre Gruppe SU(n). Analog zur unitären Gruppe lässt sich auch noch eine orthogonale Gruppe O(n) definieren. Für alle Matrizen der orthogonalen Gruppe gilt die Bedingung OO T = O T O = E . (6.2) Fordert man zusätzlich noch die Bedingung det(O) = 1, so sind die Matrizen O Elemente der Gruppe der speziellen orthogonalen Gruppen SO(n). 6.2.1 Beispiel: Gruppen U (2) und SU (2) Die allgemeinste 2 × 2-Matrix lautet a b U= c d U† = ∗ a b∗ c∗ d∗ Die Bedingung U † U = E liefert die Gleichungen aa∗ + bb∗ = 1 , cc∗ + dd∗ = 1 , ac∗ + bd∗ = 0 , ca∗ + db∗ = 0 . Dabei folgt die vierte Gleichung durch komplexe Konjugation aus der dritten Gleichung und liefert daher keinen weiteren Informationsbeitrag. Es ergibt sich a∗ d = − ∗c b 72 , a d∗ = − c∗ , b isospin S y m m e t r i e g ru p p e n u n d Gru p p i e ru n g d e r E l e m e n ta r t e i l c h e n | 6 was auf cc führt und damit ∗ aa∗ 1+ ∗ bb cc∗ = bb∗ = cc∗ =1 bb∗ dd∗ = aa∗ . Durch Wahl von a = Aeiα und b = Beiβ ist die Forderung aa∗ + bb∗ = 1 erfüllt, sofern man A = cos ϑ und B = sin ϑ wählt. Da c den gleichen Betrag wie b besitzt, ist der Ansatz c = − sin ϑeγ gerechtfertigt. Damit ergibt sich in Matrixdarstellung cos ϑeiα sin ϑeiβ U= , (6.3) iγ i ( β + γ − α ) − sin ϑe cos ϑe was auf die Determinante det(U ) = ei( β+γ) führt. Fordert man hier noch det(U ) = 1, so erhält man γ = − β und cos ϑeiα sin ϑeiβ SU = . (6.4) − sin ϑe−iβ cos ϑe−iα Angemerkt sei noch, dass die Gruppe SU (2) auch Darstellungen mit höherdimensionalen Matrizen besitzt. 6.3 Isospin Die Idee einen weiteren inneren Freiheitsgrad für Elementarteilchen einzuführen entstand bereits im Jahre 1932. Als Ausgangspunkt diente damals die nahezu gleiche Masse zwischen Proton und Neutron (Massenabweichung von 0.1%), da es sich bei beiden Teilchen um Spin1/2-Teilchen handelt und diese sich nur in ihrer Ladung unterscheiden, schlug Heisenberg vor, sowohl das Proton, als auch das Neutron als jeweils einen Zustand des sogenannten Nukleon zu definieren. Die theoretische Umsetzung besteht dann darin, das Nukleon als zweikomponentigen Vektor der Form p ψ= (6.5) n darzustellen. Dabei sind n und p im Allgemeinen komplexe Zahlen. Die Spaltenvektoren aus (6.5) werden aus historischen Gründen auch Isospinoren genannt. Als Basiswahl im Isospin-Raum dienen die orthonormalen Zustände 1 0 ψp = , ψn = . (6.6) 0 1 Eine Eigenschaft der Quantenmechanik besteht aus der Superposition der Lösungen, so dass die allgemeinste Lösung ein Mischzustand aus Neutron und Proton ist ψ = pψ p + nψn . (6.7) Wir suchen nun eine Transformation der Form ψ → ψ0 = Uψ , isospin (6.8) 73 6.3 | I s o s p i n sodass mit Hilfe einer unitären Matrix der Gruppe SU(2) wieder ein Zustand des Systems entsteht. Die 2 × 2-Darstellung der SU(2) lautet dabei explizit U = ei ( n · σ ) ϑ , (6.9) mit den Pauli-Matrizen σi und einem Einheitsvektor n. Schreibt man Gleichung (6.7) explizit in Vektorschreibweise um, so erhält man 0 p p p(cos θ + inz sin ϑ ) = ei(n·σ )ϑ = . (6.10) 0 n n p(in x − ny ) sin ϑ + n(cosθ − inz sin θ ) Für die Umwandlung eines Protons in ein Neutron können wir nz = n x = 0 und ϑ = π/2 wählen. Transformationen der Form (6.9) nennt man Drehungen im Isospinraum. Die starke Analogie des Isospin mit dem bekannten Spin-1/2 führt auf die Einführung der Operatoren des starken Isospin I1 = 1 σ 2 1 I2 = 1 σ 2 2 I3 = 1 σ . 2 3 (6.11) Im Gegensatz zu den Spin-1/2-Matrizen sind die Operatoren Ii dimensionslos. Später wird klar, dass der Namenszusatz stark daher stammt, dass der Isospin eine Invariante der starken Wechselwirkung ist. Wie üblich in der Spinalgebra werden die Operatoren I3 und I 2 herangezogen, um Aussagen über den Gesamtisospin und die Isospinorientierung zu machen. Aus der Definition (6.6) folgt I3 ψ p = 1 ψp 2 1 I3 ψn = − ψn 2 I 2 ( pψ p + nψn ) = 3 ( pψ p + nψn ) . 4 (6.12) Die allgemeine Definition I 2 ψ = I ( I + 1)ψ lässt darauf schließen, dass sowohl Neutron, als auch Proton den Isospin I = 1/2 haben (Es soll hier nochmals angemerkt sein, dass I für den Isospin und nicht für den Kernspin steht). Die unterschiedlichen Eigenwerte des Operators I3 für Neutron und Proton folgen der Definition (6.6) und sind damit willkürlich wählbar. Allgemein benutzt man die Ladungskonvention des Isospins, welche besagt, dass das Teilchen mit der höchsten Ladung dem höchsten Eigenwert von I3 zugeordnet wird. In der Ketschreibweise ψ = | I, I3 i erhält man für das Proton | pi = |1/2, 1/2i und für das Neutron die Schreibweise |ni = |1/2, −1/2i . Alle Hadronen lassen sich zu Isomultiplets zusammenfassen. So bildet das Nukleon, bestehend aus Neutron und Proton, einen Dublett. Die bisher nicht angesprochenen π-Mesonen haben einen Gesamtisospin von I 2 = 1 vorzuweisen und bilden damit einen Tripplet, welcher die Quantenzahlen I3 = 1, 0, −1 enthält. Innerhalb eines Isomultipletts ist Gesamtisospin I3 gleich, wohingegen in der elektrischen Ladungsquantenzahl q unterschiede auftreten, diese wird durch die Gleichung B q = e I3 + (6.13) 2 bestimmt. Dabei beschreibt B die Baryonenzahl und e die Elementarladung. Für das Nukleon ist B = 1 und für Mesonen B = 0 zu setzen. 74 isospin S y m m e t r i e g ru p p e n u n d Gru p p i e ru n g d e r E l e m e n ta r t e i l c h e n | 6 6.4 Die unitäre Symmetrie SU (3) Neben dem Isospin wurde bereits in den fünfziger Jahren eine weitere Quantenzahl eingeführt, ihr wurde der Name Strangeness (Seltsamkeit) – kurz S – zu Teil. Die Einführung dieser neuen additiven Quantenzahl wurde notwendig, nachdem man sog. seltsame Teilchen in Nebelkammeraufnahmen der kosmologischen Strahlung beobachtete. Diese seltsamen Teilchen besitzen eine Lebensdauer von etwa 10−10 s welche größer als alle bekannten Lebensdauern von Hadronen war. Diese Lebensdauer liefert Rückschlüsse darauf, dass es eine erhaltende Quantenzahl geben muss, welche den Zerfall der seltsamen Teilchen durch elektromagnetische (10−18 s) bzw. starke Wechselwirkung (10−23 s) verhindert. Den bereits bekannten Hadronen (Neutron, Proton, π-Mesonen usw.) teilte man die Quantenzahl S = 0 zu. Während die strangeness eines Elementarteilchens bei elektromagnetischer und starker Wechselwirkung erhalten bleibt, ändert sich diese Quantenzahl bei Übergängen der schwachen Wechselwirkung um ∆S = 1. Mit Hilfe der von M. Gell-Mann und K. Nishijima gefundenen Relation B+S (6.14) q = e I3 + 2 gelingt eine Verknüpfung zwischen Isospin und Baryonenzahl mit der neuen Quantenzahl S. Der Anteil B + S in Gleichung (6.14) wird auch Hyperladung genannt und zumeist mit Y = B + S abgekürzt. Neben dem Operator I3 sollte nun auch der Operator der Hyperladung Y so wählbar sein, dass beide Operatoren in Diagonalgestalt auftreten. Die Symmetriegruppe SU (3) enthält gerade diese Eigenschaft für zwei ihrer Generatoren in der dreidimensionalen Darstellung. Die komplexwertigen Matrixelemente von U enthalten dabei, 2 · 3 · 3 = 18 frei wählbare Parameter. Durch die Unitaritätsbedingung UU † = E und der speziellen Unitaritätsbedingung det(U ) = 1 existieren zwischen den 18 frei wählbaren Parametern zehn Relationen, sodass die Gruppe SU (3) durch 8 reelle Parameter festgelegt wird. Analog zum Isospin sollte es möglich sein, auch für die SU (3)-Symmetrie Multipletts zu definieren, die Teilchen gleichen Spins und Parität enthalten. Die 8 frei wählbaren Parameter lassen sich mit den acht Baryonen p, n, Λ, Σ+ , Σ0 , Σ− , Ξ0 , Ξ− identifizieren, die alle den selben Spin (nicht Isospin!) und die gleiche Parität besitzen. Diese acht Baryonen lassen sich nun noch einmal zu Isomultipletts zusammenfassen – einem Singulett, zwei Dubletts und ein Tripplet, die in Tabelle 1 aufgezeigt sind. Analog zu den Baryonen können die π/K/η-Mesonen (Spin = 0) zu einem Oktett zusammengefasst werden. Während die Antiteilchen der Mesonen (zum Beispiel π̄) gemeinsam mit ihren Teilchen in den Oktetts auftauchen, bilden Baryonen und Antibaryonen getrennte Multipletts. 6.5 Quarks Neben den seltsamen Teilchen wurden in Experimenten zwei weitere Arten von Hadronen gefunden, für die jeweils eine eigene Quantenzahl eingeführt wurde. Namentlich isospin 75 6.6 | Q ua r k s o r t e n Singulett Dublett Dublett Triplett Teilchen Λ p, n Ξ0 , Ξ − − Σ , Σ0 , Σ + Hyperladung Y Y=0 Y=1 Y = −1 Y=0 Isospin I3 I3 = 0 I3 = +1/2, −1/2 I3 = +1/2, −1/2 I3 = −1, 0, 1 I 1 Aufteilung der Multipletts der acht Baryonen mit Hilfe der Isospinquantenzahl I3 und der Hyperladung Y. handelt es sich hierbei um die Quantenzahlen bottom B und charm C. Zusammen mit der Quantenzahl S der strangeness definiert man den sogenannten flavor (dt. Geschmack) eines Elementarteilchens, der die Quantenzahlen s, b, c (nun kleine Buchstaben, um die Quantenzahl bottom b mit der Bayronenzahl B zu unterscheiden.) in eine Gruppe fasst. Bei elektromagnetischer und starker Wechselwirkung sind sowohl b, als auch c erhalten, diese Quantenzahlerhaltung entfällt bei Prozessen der schwachen Wechselwirkung. Ein Zugang, um die unzählige Anzahl der Hadronen zu bewältigen, besteht darin, die Hadronen als Teilchen anzusehen, die aus kleineren, elementaren Bausteinen, den Quarks aufgebaut sind. Analog zu den Leptonen besitzen diese elementaren Bausteine keine Ausdehnung, das heißt keinen nachweisbaren Radius (ohne Beweis). Im Quarkmodell sind alle Quarks Spin-1/2-Teilchen. Da alle Mesonen einen ganzzahligen Spin besitzen, lässt sich ein Meson aus Quark-Antiquark-Paaren aufbauen |mesoni = |qq̄i . (6.15) Baryonen hingegen sind aus drei Quarks aufgebaut |Bayroneni = |qqqi , (6.16) was unvermeidlich auf eine Baryonenzahl der Quarks Bq = 1/3 führt. 6.6 Quarksorten Betrachten wir das Nukleon mit der Baryonenzahl B = 1, so enthält dieses Dublett Elementarteilchen mit unterschiedlicher Ladung (Proton und Neutron). Allein aus dieser Tatsache muss es mindestens zwei unterschiedliche Quarks geben, die sich in ihrer Ladung unterscheiden. Ihnen wird der Name up-Quark (u-Quark) bzw. down-Quark (d-Quark) zu Teil. Das u-Quark beseitzt hierbei eine Ladung von Q = 2/3 und das d-Quark eine Ladung von Q = −1/3. Das Proton mit der Ladung Q = 1 wird dann wie folgt zusammengesetzt | pi = |uudi . (6.17) Für das Neutron findet man die Zusammensetzung |ni = |uddi . 76 (6.18) isospin S y m m e t r i e g ru p p e n u n d Gru p p i e ru n g d e r E l e m e n ta r t e i l c h e n | 6 Aus der experimentellen Erfahrung, dass Mesonen nur in Ladungssinguletts und Ladungstripletts auftreten (Q = 1, 0, −1), lassen sich diese Bayronen jeweils durch ein QuarkAntiquark-Paar beschreiben. Dabei gilt zu beachten, dass das Antiquark jeweils das negative Ladungsverhalten vorweist. Q(ud¯) = 1 , Q(uū) = Q(dd¯) = 0 , Q(dū) = −1 (6.19) Mit Hilfe der beiden Quarks up und down können jedoch nicht alle Hadronen zusammengesetzt werden, daher fügt man weitere Quarks in das Modell ein, das charm-Quark (c-Quark), das strange-Quark (s-Quark) und das bottom-Quark (b-Qurak). Dabei wird dem s-Quark die strangeness S = 1 zugeschrieben, dem c-Quark die Charmquantenzahl C = 1 und dem b-Quark die Quantenzahl b = −1. Das negative Vorzeichen stimmt dabei mit der Konvention überein, dass die Ladung und die Flavourquantenzahl des Quarks dasselbe Vorzeichen erhält. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Quarks wurde 1995 die lange gezielte Suche nach einem weiteren Quark – das top-Quark (t-Quark) – zum Erfolg. Das t-Quark besitzt den Flavour t = 1. Die Ladungen der einzelnen Quarks lauten dabei u 2/3 c 2/3 t 2/3 = , = , = . (6.20) d −1/3 s −1/3 b −1/3 Wie man leicht sieht, tauchen die Dubletts up-down, strange-charm und top-bottom auf, die jeweils die Ladungen −1/3 und 2/3 enthalten. 6.7 Farbladung Messungen des totalen Wirkungsquerschnittes der Reaktion e+ e− → Hadronen ergaben experimentelle Werte, welche durch das bisher eingeführte Quarkmodell nicht richtig beschrieben werden konnten. Dieser Widerspruch wird aufgehoben, sobald man annimmt, dass jedem Quark eine neue Quantenzahl, die sogennante Farbladung, hinzugefügt wird. Diese Farbe kann die Werte grün, rot und blau annehmen. Die Einführung der Farbe macht es möglich, ein Hadron aus gleichen Quarks, welche sich im selben Zustand befinden, aufzubauen, ohne das Pauli-Prinzip zu verletzen. Dies wird zum Beispiel beim Teilchen ∆++ nötig, welches aus drei u-Quarks des gleichen Zustandes zusammengesetzt ist. Es soll hierbei angemerkt werden, dass das Wort Farbe keinen bildlichen Wert besitzt und nur eine willkürliche Bezeichnung für diese Quantenzahl ist. Jedes Antiquark besitzt die Antifarbe seines zugehörigen Quarks. Die Einführung des Wortes Farbe macht es jedoch einfach, die folgende Definition zu verwenden: Ein Quark-Antiquark-Paar ist farblos, eine Mischung der (Anti)-Farben rot, blau und grün ergibt ebenso ein farbloses Teilchen. In der Natur treten nur Teilchen auf, die farblos sind. Diese Aussage beinhaltet auch alle Teilchen, die nicht aus Quarks aufgebaut sind, da diese ebenfalls farblos sind. Dies beinhaltet widerum die Tatsache, das in der Natur Quarks nicht als freie Teilchen vorkommen. eichtheorien 77 E i c h i n va r i a n z u n d E i c h f e l d e r | 7 7 Eichinvarianz und Eichfelder Ist eine Gleichung invariant unter der Transformation einer globalen (siehe später) Phase ψ0 = e−iΛ ψ , (7.1) so ist sie invariant gegenüber einer Eichtransformation erster Art. Da die Phase Λ in (7.1) nicht von der Raum-Zeitkoordinate x abhängt, spricht man auch von einer globalen Transformation. Hierbei steht x im weiteren Verlauf dieses Kapitels für die vier RaumZeitkomponenten. Anders als die globale U(1)-Invarianz, hat sich die Forderung nach einer lokalen Invarianz als äußerst geeignet herausgestellt. Lokal bedeutet in diesem Sinne eine explizite Orts- bzw. Zeitabhängigkeit der Phase Λ( x ) aus Gleichung (7.1) – auch Eichtransformation zweiter Art genannt. Eine einfache Begründung für die Forderung nach lokaler Phaseninvarianz folgt aus der Kausalität, so sollten Phasen an Punkten der Raumzeit, die nicht kausal miteinander verbunden sind, unabhängig voneinander wählbar sein. Es ist trivial zu beweisen, dass sowohl die Schrödingergleichung, als auch die Klein-Gordon-Gleichung nicht invariant unter einer Eichtransformation zweiter Art sind. In der Quantenmechanik wird die Schrödingergleichung jedoch invariant unter solch einer Transformation, sobald man geladene Teilchen betrachtet, die an ein elektromagnetisches Feld koppeln, dabei muss beachtet werden, dass auch die Potentiale umgeeicht werden. Dieses Verhalten der Schrödingergleichung dient als Vorbild, um die Klein-Gordon-Gleichung invariant unter einer lokalen Eichtransformation zu lassen. 7.1 Eichinvarianz des Klein-Gordon-Feldes Nehmen wir die Transformation (7.1) als Vorbild und betrachten eine infinitesimale Transformation φ0 = φ + dφ , (7.2) so erhalten wir nach einer Taylorentwicklung bis zur ersten Ordnung φ0 = e−i dΛ( x) φ = (1 − i dΛ( x ))φ = φ − i dΛ( x )φ . (7.3) Finden wir eine Lagrangedichte, welche unter der lokalen infinitesimalen Eichtransformation (7.2) invariant ist, so ist auch die Invarianz der Feldgleichungen gewährleistet. Als Erinnerung geben wir hier nochmal die Lagrangedichte des Klein-Gordon-Feldes (3.1) an, h̄2 mc2 ∗ L= φ,µ φ∗,µ − φφ . 2m 2 eichtheorien 79 7.1 | E i c h i n va r i a n z d e s Kl e i n - Go r d o n - Fe l d e s 2 Der Masseterm der Lagrangedichte mc2 φφ∗ macht hier keinerlei Probleme, denn er ist bereits invariant unter einer lokalen Eichtransformation, sodass wir ihn nicht weiter betrachten. Die infinitesimale Lagrangedichte ergibt sich dann zu dL = ∂ dL ∂L ∗ dφ,µ + ∗ dφ,µ ∂φ,µ ∂φ,µ (7.4) Dies lässt sich noch weiter vereinfachen, wenn man die Lagrangedichte (3.1) und ∗ ∗ dφ,µ = i dΛ( x )φ,µ + iφ∗ ∂µ dΛ( x ) dφ,µ = −i dΛ( x )φ,µ − iφ∂µ dΛ( x ) (7.5) verwendet. (3.1) dL = (7.5) i ih̄ h ∗,µ ∗ −φ dΛ( x )φ,µ + φ∂µ dΛ( x ) + φ,µ dΛ( x )φ,µ + φ∗ ∂µ dΛ( x ) 2m ih̄2 ∂µ dΛ( x ) ∗ ,µ (φ φ − φφ∗,µ ) 2m = h̄J µ ∂µ dΛ( x ) = (7.6) Wobei die Definition des Teilchenflusses Jµ = ih̄ (φ∗ φ,µ − φφ∗,µ ) 2m (7.7) verwendet wurde. Wir definieren nun die Konstante g1 ≡ und das Feld dAµ ( x ) ≡ − q h̄ 1 ∂µ dΛ( x ) . g1 (7.8) (7.9) Damit ergibt sich aus (7.6) dL = −qJ µ dAµ = −q d( J µ Aµ ) − Aµ dJ µ mit ih̄ (φ,µ dφ∗ + φ∗ dφ,µ − φ∗,µ dφ − φ dφ∗,µ ) 2m ih̄ = φ,µ iφ∗ dΛ( x ) + φ∗ −i dΛ( x )φ,µ − iφ∂µ dΛ( x ) 2m h i ih̄ ∗,µ ∗ + φ iφ dΛ( x ) − φ i dΛ( x )φ,µ + iφ∗ ∂µ dΛ( x ) 2m q h̄ (7.9) = φφ∗ ∂µ dΛ = − φφ∗ dAµ ( x ) m m dJ µ = Mit Hilfe von d(φφ∗ ) = 0 erhält man schließlich h i q d φφ∗ Aµ Aµ dL = − q d( J µ A µ ) + 2m 80 eichtheorien E i c h i n va r i a n z u n d E i c h f e l d e r | 7 oder q2 dL̃ = d L + φφ∗ Aµ Aµ + qJ µ Aµ = 0 . 2m (7.10) Die neue Lagrangedichte L̃ aus (7.10) ist invariant unter der lokalen Eichtransformation, der letzte Schritt besteht darin, die Lagrangedichte L aus Gleichung (7.10) mit Hilfe von (3.1) zu ersetzen, h̄2 mc2 φφ∗ q2 φφ∗ ih̄q ∗ ,µ φ,µ φ∗,µ − + Aµ Aµ + (φ φ − φφ∗,µ ) Aµ 2m 2 2m 2m i 1 h −ih̄φ,µ − qAµ φ (ih̄φ∗,µ − qAµ φ∗ ) − m2 c2 φφ∗ . = 2m L̃ = (7.11) Die neue Lagrangedichte L̃ beschreibt also gerade das Klein-Gordon-Feld für geladene Teilchen, wenn wir das Viererpotential Aµ mit dem bekannten Viererpotential des elektromagnetischen Feldes identifizieren. Ein Problem ist jedoch, dass die Lagrangedichte (7.11) nur Kopplungsterme zwischen dem elektromagnetischen Aµ und dem skalaren Feld φ enthält. Damit jedoch die Einführung des Hilfsfeldes Aµ physikalisch sinnvoll wird, sollte zusätzlich ein Anteil in der Lagrangedichte auftreten, welcher nicht an das Feld φ koppelt (freier Feldanteil). Dieser sog. Freifeld-Anteil sollte ebenfalls eichinvariant unter einer lokalen Transformation sein und eine quadratische Funktion der Feldableitungen enthalten. Wir erweitern (7.11) mit dem Term Fµν = ∂µ Aν − ∂ν Aµ (7.12) und erhalten die totale Lagrangedichte Ltot = i 1 h 1 −ih̄φ,µ − qAµ φ (ih̄φ∗,µ − qAµ φ∗ ) − m2 c2 φφ∗ − Fµν F µν . 2m 4µ0 (7.13) Einführen einer neuen kovarianten Ableitung der Form Dµ = ∂µ − ig1 Aµ (7.14) führt auf die vereinfachte Darstellung Ltot = mc2 ∗ 1 1 Dµ φ ( D µ φ ) ∗ − φφ − Fµν F µν . 2m 2 4µ0 (7.15) Angemerkt sei noch, dass ähnlich des φ-abhängigen Anteils in (7.15) auch noch ein Masseterm für das Feld Aµ hinzugefügt werden könnte, der die Form m2A c2 2µ0 h̄2 Aµ Aµ (7.16) besitzen würde. Dieser wäre jedoch nicht invariant unter der zuvor vereinbarten Feldtransformation A0µ = Aµ − (1/g1 ) Aµ (7.17) und muss daher entfallen. Daraus lässt sich schließen, dass die Quanten des Feldes Fµν die Ruhemasse null besitzen. QFT 81 Index — Sonstige — SO(n), 72 —A— abelsch, 71 Austauschstreuung, 60 —B— bottom, 76 bottom-Quark, 77 —C— charm, 76 charm-Quark, 77 —D— differentielle Wirkungsquerschnitt, 62 Dimensionsmäßige Regularisierung, 65 Dirac-Gleichung, 31 Dirac-Gleichung für ein freies Teilchen, 9 direkte Streuung, 60 diskrete Gruppen, 72 down-Quark, 76 —E— Eigenzeit, 4 —F— Farbladung, 77 Feynman-Dagger Symbols, 9 flavor, 76 —H— Hamiltondichte, 18 Hamiltonschen Bewegungsgleichungen, 19 Heisenbergbild, 41 —I— isomorph, 72 Isospinoren, 73 QFT —K— kanonische Quantisierung, 21 Klein-Gordon-Feld, 24 Klein-Gordon-Gleichung, 5 kontinuierliche Gruppe, 72 Kontinuitätsgleichung, 10 Kontraktion, 45 kontravarianter Vektor, 2 kovariante Vektor, 2 —L— Ladungskonvention des Isospins, 74 Lagrangedichte, 16 Lamb-Verschiebung, 69 Lorentzskalar, 3 —M— Majorana-Teilchen, 30 Morphismus, 72 —N— Noether-Theorem., 21 Normalordnung, 29 Nukleon, 73 —O— orthogonale Gruppe, 72 —P— Paarbildung, 11 Pauli-Gleichung, 8 Pauli-Villars-Regularisierung, 65 —Q— Quarks, 76 —R— relativistische Energie-Impuls Beziehung, 5 —S— Strahlungseichung, 35 strange-Quark, 77 Strangeness, 75 83 INDEX Streumatrix, 44 SU(n), 72 superrenormierbar, 68 Viererimpuls, 4 Vierervektor, 2 virtuelle Photonen, 61 —T— top-Quark, 77 —W— Wechselwirkungsbild, 41 Wicksche Theorem, 46 —U— Ultraviolettdivergenz, 63 up-Quark, 76 —V— 84 —Z— Zeitordnungsoperator, 43 zweiten Quantisierung, 23 QFT Literatur Literatur [1] J. Bjorken und S. Drell. Relativistische Quantenfeldtheorie. BI-Hochschultaschenbücher. Bibliographisches Institut, 1967. isbn: 978-3-860-25596-4. [2] F. Mandl, G. Shaw und R. Bönisch. Quantenfeldtheorie. Aula-Verlag GmbH, 1993. isbn: 978-3-891-04532-9. [3] U. Mosel. Fields, Symmetries, and Quarks. Texts and monographs in physics. Springer, 1999. isbn: 978-3-540-65235-9. [4] F. Schwabl. Quantenmechanik für Fortgeschrittene. Springer-Lehrbuch. Springer, 2005. isbn: 978-3-540-25904-6. QFT 85