Untersuchung des Adsorptionsverhaltens organischer Molekule auf Eisenoxidoberachen mittels Rontgenabsorption Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften der Fakultat fur Chemie der Ruhr-Universitat Bochum vorgelegt von Mario Wuhn aus Brandenburg Bochum im August 2000 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 1.1 Einfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Motivation der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2. Apparative Grundlagen 5 2.1 Die BESSY-Meapparatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 Der Elektronenspeicherring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3 Die NEXAFS-Metechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3. Spektroskopische Grundlagen 17 3.1 Die Methode der kantennahen Rontgenabsorptionsspektroskopie (NEXAFS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.2 Die Methode der Rontgenphotoelektronenspektroskopie (XPS) . . . . 29 3.3 Die Methode der Beugung niederenergetischer Elektronen (LEED) . . 33 4. Adsorbate und Substrate 37 4.1 Die Eisenoxidoberachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I 37 Inhaltsverzeichnis 4.2 Organische Adsorbate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 4.3 Die Praparation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen 49 5.1 Charakterisierung mittels XP-Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . 49 5.2 Charakterisierung mittels NEXAFS-Spektroskopie . . . . . . . . . . . 53 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol 57 6.1 Das Edukt: Ethylbenzol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6.2 Das Produkt: Styrol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 6.3 Diskussion der Meergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate 81 7.1 Benzol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 7.2 Naphthalin, Oktan und Ethen adsorbiert auf Fe3 O4(111) . . . . . . . 86 7.3 Pyridin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 7.4 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 8. Zusammenfassung und Ausblick 99 II Abbildungsverzeichnis 1.1 Schematische U bersicht der katalytischen Dehydrierung von Ethylbenzol (Edukt) zu Styrol (Produkt). Unter katalytischer Wirkung von Eisenoxiden und Wasserdampf wird diese Reaktion bei Temperaturen von 900 K durchgefuhrt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.1 Die BESSY-Meapparatur besteht aus drei Vakuum-Kammern, die mit unterschiedlichen Komponenten bestuckt werden konnnen. Einige Standardkomponenten sind explizit angegeben. . . . . . . . . . . . . . 6 2.2 Querschnitt durch den hemispharischen Energieanalysator inklusive der elektronischen Komponenten. Die Flugbahn der zu detektierenden Elektronen ist schraert dargestellt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3 Der NEXAFS-Detektor mit seinen einzelnen Komponenten. Die Bauteile werden in Sandwich-Form in das Keramik-Gehause eingesetzt. Bei der Messung werden die elektrischen Komponenten mit unterschiedlichen Spannungen V1 bis V6 versorgt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.4 Aufbau einer LEED-Optik. Der Experimentator blickt von links auf den Leuchtschirm, auf dem das Beugungsbild entsteht. . . . . . . . . 11 III Abbildungsverzeichnis 2.5 Prinzipieller Aufbau des Elektronenspeicherrings. Nach Ablenkung des Elektronenstrahls im Ring mittels Undulatoren, Wiggler und Dipolmagnete gelangt die dabei erzeugte Synchrotronstrahlung durch ein tangential zum Ring angeordnetes Strahlrohr uber einen Monochromator zum Nutzer und weist dabei eine charakteristische raumliche und zeitliche Struktur auf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.6 An den verschiedenen Strahlrohren bei BESSY I verfugbarer Photonenu in Abhangigkeit von der Energie (doppelt-logarithmische Auftragung). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.7 Das Prinzip der Signalaufnahme und Verarbeitung dargestellt in Form eines einfachen Blockschaltbildes. Das I0- und das NEXAFS-Signal werden simultan aufgenommen und nach einer Verstarkung in ein digitales Spannungssignal (0-10 V) gewandelt. Der angeschlossene Computer steuert die Messungen und speichert die Daten. . . . . . . . . . 15 3.1 Beide Diagramme zeigen SEXAFS-Spektren, aufgenommen an der Sauersto-1s-Kante (O1s). Beim Adsorbat handelt es sich im oberen Fall um atomaren (O), im unter Fall um molekularen (NO) Sauersto als Adsorbat. Wahrend das obere Spektrum durch Oszillationen infolge ruckgetreuter Elektronenwellen dominiert ist, sind im unteren Teil resonante Anregungen in Molekulorbitale mit - und - Charakter von Bedeutung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.2 Dargestellt sind die moglichen Anregungen von kernnahen Elektronen (1s) in unbesetzte Molekulorbitale. Rechts wird ein sich daraus ergebendes NEXAFS-Spektrum inklusive der energetischen Referenzierung auf die entsprechenden Resonanzen gezeigt. . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.3 Raumliche Darstellung der bei der Anregung wichtigen Vektoren bezuglich der Oberache: X, Y, Z = kartesische Raumkoordinaten Ek bzw. E? = paralleler bzw. senkrechter Anteil der polarisierten Strahlung; TDM = Dipolubergangsmoment . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 IV Abbildungsverzeichnis 3.4 Theoretische Darstellung der moglichen Resonanzintensitaten in Abhangigkeit vom Einfallswinkel . Aus mindestens zwei unter verschiedenem Einfallswinkel aufgenommen Resonanzen lat sich somit eine genaue mathematische Anpassung laut Formel 3.8 nden, aus der man den Verkippungswinkel eindeutig bestimmen kann. . . . . . . 24 3.5 Mogliche Kanale fur die Abregung: Photoelektron, Auger-Elektron, Fluoreszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3.6 (A) Veranschaulichung der Photoabsorption im Festkorper und der kaskadenformigen Vervielfachung der erzeugten Auger-Elektronen vor dem Verlassen der Oberache. Wahrend die neutralen Photonen bis zu 1000 Ain die Probe eindringen, haben die Elektronen auf Grund der groeren Wechselwirkung mit Materie nur eine maximale Ausdringtiefe von 50 A. (B) Universalkurve fur die Freie Weglange der Elektronen in Abhangigkeit von ihrer kinetischen Energie. . . . . . . . . . . . . . . 27 3.7 Dargestellt sind alle NEXAFS-Spektren, die zur Auswertung beitragen: A) I0-Signal; B) auszuwertendes Rohspektrum einer Multilage Napthtalin (simultan zu A) gemessen); C) Rohspektrum der sauberen Substratoberache (Fe3O4), gemessen unmittelbar vor der Adsorption; D) Spektrum eines sauberen Goldsubstrates; E) Ausgewertetes Spektrum der Multilage Naphthalin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.8 Der Proze der Photoionisation und die Entstehung der Photoelektonenspektren in idealisierter Darstellung fur den Fall eines Atoms (a) und eines Festkorpers (b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3.9 Diese eindimensionale Zeichnung verdeutlicht die Beugung zweier paralleler Elektronenstrahlen am Coulomb-Potential zweier benachbarter Atome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 V Abbildungsverzeichnis 4.1 Die Praparation von Eisenoxidlmen mit unterschiedlichen Stochiometrien ist schematisch dargestellt. Ausgehend von einer sauberen, geordneten Pt(111)-Oberache kann man durch Variation verschiedener experimenteller Parameter den gewunschten Film herstellen. . . . . . 38 4.2 Die Struktur des FeO-Films (Wustit), bestehend aus Fe2+ -Kationen und O2;-Anionen. Oben: Oberachen- und Bulkstruktur, unten: korrespondierendes LEED-Bild. Die Einheitszellen sind eingezeichnet. . . 39 4.3 Die Struktur des Fe3O4 -Films (Magnetit), bestehend aus Fe2+- (tetraedisch) und Fe3+-Kationen (oktaedrisch) sowie O2;-Anionen (fcc). Oben: Oberachen- und Bulkstruktur, unten: korrespondierendes LEED-Bild. Die Einheitszellen sind eingezeichnet. . . . . . . . . . . . 40 4.4 Die Struktur des Fe2O3-Films (Hematit), bestehend aus Fe3+ -Kationen (oktaedrisch) sowie O2; -Anionen (hcp). Oben: Oberachen- und Bulkstruktur, unten: korrespondierendes LEED-Bild. Die Einheitszellen sind eingezeichnet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.5 Molekulare Struktur der katalytisch relevanten Molekule Ethylbenzol und Styrol. Wahrend im Falle des freien Styrolmolekuls nur eine geringe Torsion vorliegt (27), ist diese beim Ethylbenzol zwischen der Ebene des Phenylrings und der Ethylgruppe deutlich starker ausgepragt (70). 43 4.6 Molekulare Struktur der Modellmolekule Benzol, Naphthalin, Oktan und Ethen. Es handelt sich hier ausschlielich um planare Molekule mit einer wohldenierten Ebene. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.7 Zusammenfassung der Desorptionsexperimente von Ethylbenzol und Styrol adsorbiert auf den verschiedenen Eisenoxidoberachen (nach Kuhrs et al.). Diese Daten dienten zur Orientierung fur die Praparation der in dieser Arbeit untersuchten Adsorbat-Filme. . . . . . . . . . . . 47 VI Abbildungsverzeichnis 5.1 XP-U bersichtsspektren der drei relevanten Eisenoxid-Filme und des reinen Fe-Films vor der Oxydation (oben), der als Referenz fur die auftretenden Fe-Linien dient. Im Hinblick auf die qualitaitive Analyse lassen sich ferner die typischen Linien der Elemente Platin (nur FeO/Pt(111)) und Sauersto identizieren wobei die Referenzierung mit Hilfe von Literaturdaten durchgefuhrt wurde (fur Einzelheiten siehe Text). . . . . 50 5.2 Detaillierte XP-Spektren der Fe2p- (links) und der O1s-Linien gemessen mit einer hoheren Auosung des Energieanalysators. Wahrend sich die Fe2p-Linien von oben nach unten zu hoheren Bindungsenergien verschieben, bleibt die Position der O1s-Linie konstant. Die elektronische Ladung der Fe-Ionen und somit strukturelle Informationen des Eisenoxidlms lassen sich ermitteln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 5.3 NEXAFS-Spektren der drei Eisenonxidlme im Energiebereich der FeKanten L2 und L3 (white lines). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 5.4 NEXAFS-Spektren des Fe3 O4-Films im Energiebereich der O1s- (links) und C1s-Kante (rechts). Zwischen den drei Eisenoxidlmen sind dabei keine signikanten Unterschiede zu beobachen. . . . . . . . . . . . . . 55 6.1 XP-Daten im Bereich der C1s-Bindungsenergie von adsorbiertem Ethylbenzol in unterschiedliche Schichtdicken auf den drei EisenoxidSubstraten. Wahrend sich der Multilagenpeak bei 284,7 eV bendet, verschiebt sich die C1s-Linie bei dunneren Bedeckungen auf allen Substraten auf Grund der Relaxation kontinuierlich zu niedrigeren Bindungsenergien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 6.2 NEXAFS-Daten von adsorbierten Multilagen im Vergleich. Anhand der bekannten Literaturspektren Benzol und n-Oktan lassen sich die entsprechenden Resonanzen im Falle des Ethylbenzols zuordnen, was durch ein hochaufgelostes Gasphasenspektrum unterstutzt wird. . . . 59 VII Abbildungsverzeichnis 6.3 C1s NEXAFS-Spektren fur dunne Filme im Bereich einer Submonolage von Ethylbenzol adsorbiert auf den verschiedenen Substraten. Die Spektren wurden unter normalem und streifendem Einfall der Synchrotronstrahlung gemessen und weisen einen ausgepragten Dichroismus auf. bezeichnet den daraus ermittelten mittleren Verkippungswinkel der Molekule relativ zur Oberache an. . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 6.4 Spektrenserie von Ethylbenzol adsorbiert auf dem Fe3O4 -Substrat gemessen fur verschiedene Bedeckungen. Je dicker die Adsorbatschicht ist, um so geringer ist die Gegenlaugkeit und der sich daraus ergebende mittlere Verkippungswinkel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 6.5 XP-Daten im Bereich der C1s-Bindungsenergie von adsorbiertem Styrol in unterschiedlichen Bedeckungen auf den drei EisenoxidSubstraten. Wahrend sich der Multilagenpeak bei 284,7 eV bendet, verschiebt die C1s-Linie genau wie bei der Adsorption von Ethylbenzol bei dunneren Bedeckungen auf allen Substraten auf Grund der Relaxation kontinuierlich zu niedrigeren Bindungsenergien. . . . . . . . . 65 6.6 NEXAFS-Daten von adsorbierten Multilagen im Vergleich. Anhand der bekannten Literaturspektren von Benzol und den ISEELS-Daten von Ethen in der Gasphase lassen sich die entsprechenden Resonanzen im Falle von Styrol zuordnen. Diese Zuordnung wird unterstutzt durch detaillierte ab-initio Hartre-Fock-Rechnungen der dominierenden Resonanz bei 285 eV sowei ein hochaufgelostes Gasphasenspektrum, die im Detail in Abbildung 6.10 prasentiert werden. . . . . . . . . . . 66 6.7 C1s NEXAFS-Spektren fur dunne Filme von adsorbiertem Styrol im Bereich einer Submonolage auf den drei relevanten EisenoxidSubstraten. Die Spektren wurden unter normalem und streifendem Einfall der Synchrotronstrahlung gemessen und weisen einen ausgepragten Dichroismus auf. gibt den daraus berechneten, mittleren Verkippungswinkel der Molekule relativ zur Oberache an. . . . . . . . . . . 68 VIII Abbildungsverzeichnis 6.8 Vergleich verschiedener Multi- und Monolagenspektren zur Analyse der dominierenden -Resonanz. Wahrend sich im Falle von Ethylbenzol die Resonanz durch eine Gaukurve (285,3 eV) annahern lat, ist beim Styrol eine zusatzliche Schulter zu erkennen. Der gesamte Peak lat sich hier durch 2 Gaukurven (284,1 eV und 285,3 eV) Simulieren. . . 69 6.9 U berlagerung der Beitrage der einzelnen Kohlenstoatome zur Intensitat der dominierenden -Resonanz, wie sie mittels ab-initio HartreeFock-Rechnungen ermittelt wurden. Die beiden Komponenten liegen energetisch um 1,1 eV getrennt, wahrend der tiefer liegende Beitrag einen Anteil von 12% an der Gesamtintensitat besitzt. . . . . . . . . . 71 6.10 Die (C1s ! )-Resonanz im Detail: a) Simulation der Resonanz anhand der Ergebnisse der Hartree-Fock-Rechnungen unter Verwendung von Gaukurven einer Halbwertsbreite von 0,2 eV. b) Modizierung der theoretischen Ergebnisse durch Vibrationsanregungen. c) hochaufgelostes Gasphasenspektrum von Styrol mit eingezeichneten C-H Streckschwingungen. d) NEXAFS-Spektrum der Multilage Styrol . . . 73 6.11 Schematisches Bindungsmodell der Adsorption von Ethylbenzol und Styrol auf der Fe3 O4-Oberache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 7.1 NEXAFS-Spektren von einer Serie von Submonolagen Benzol adsorbiert auf den Substratoberachen FeO, Fe3 O4 und Fe2O3 . Im oberen Teil ist eine Multilage als Referenz gezeigt. Die unter streifendem (30) und senkrechtem (90) Einfall gemessenen Daten zeigen einen ausgepragten Dichroismus, dessen Analyse zu den angegebenen Verkippungswinkeln der Molekule in Bezug auf die Oberache fuhrt. . . . . 82 7.2 Anpassung der dominierenden -Resonanz von Benzol adsorbiert auf den drei verschiedenen Substraten. Die Daten der Submonolage (30Spektren) konnen direkt mit denen der Multilage verglichen werden. . 83 IX Abbildungsverzeichnis 7.3 NEXAFS-Spektren von einer Serie von Benzollmen adsorbiert auf der Fe3O4-Oberache in verschiedenen Schichtdicken. Wahrend die Bedeckung von unten nach oben zunimmt, ist auch ein Ansteigen des mittleren molekularen Verkippungswinkls zu beobachten. In der Submonolage liegen die Molekule annahernd ach auf der Oberachen, richten sich jedoch im Mittel bei nachfolgender Dosierung etwas auf. . 85 7.4 NEXAFS-Spektren von Naphthalin adsorbiert auf Fe3O4 (111) in Bedeckungen einer Multi- (oben) und Monolage (unten). Die dominierende -Resonanz ist in zwei Komponenten aufgespalten und kann den Endzustanden der an verschieden Kohlenstoen lokalisierten Anregungen zugeordnet werden. Der Dichroismus in den Spektren der Monolagenbedeckung lat auf ach auf der Oberache orientierte Molekule schlieen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 7.5 NEXAFS-Spektren von n-Oktan adsorbiert auf Fe3O4 (111) in Bedeckungen einer Multi- (oben) und Monolage (mitte). Diese Adsorbatspektren werden von den beiden Komponenten der Rydberg-Resonanz (288 eV) dominiert. Fur den Monolagenlm (T=160 K) lat sich anhand des Dichroismus eine Adsorption mit ach auf der Oberache liegenden Molekulen schlufolgern. In den Spektren von Oktan adsorbiert auf Cu(111) wird eine zusatzliche Resonanz (M ) bei 285,1 eV beobachtet (Vergleichsspektren unten). . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 7.6 EELS-Spektrum (oben) und Spektrum einer auf dem Fe3O4 (111)Substrat adsorbierten Monolage (unten) Ethen (T=127 K). Die dominierende Resonanz bei 284,7 eV wird einer Elektronenanregung der Form 1s!1b3g zugeordnet. Der in der Monolage prasente Dichroismus fuhrt zu einer molekularen Orientierung parallel zur Oberache (=18). 89 X Abbildungsverzeichnis 7.7 NEXAFS-Daten gemessen an der C1s- und N1s-Kante. An der C-Kante tritt ein Maximum in den 90-Spektren auf, was auf eine aufrechte Orientierung des Molekuls schlieen lat. An der N1s-Kante ist die energetische Verschiebung der -Resonanz um 0,3 eV von besonderer Bedeutung, da sie auf eine signikante Wechselwirkung zwischen dem N-Atom und dem Substrat hinweist. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 7.8 Schematische Darstellung der Modelle fur die Adsorption auf den Substraten FeO (oben), Fe3O4 (mitte) und Fe2 O3 (unten). . . . . . . . . 94 7.9 Schematische Darstellung der Adsorptionsgeometrien der Modellmolekule Naphthalin, Oktan, Ethen und Pyridin fur Adsorption auf dem Fe3O4 -Substrat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 8.1 Schematischer U berblich uber den Reaktionskreislauf wahrend der Dehydreirung von Ethylbenzol zu Styrol. . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 XI Abbildungsverzeichnis XII Tabellenverzeichnis 4.1 U berblick uber die untersuchten Ethylbenzollme adsorbiert auf den Oberache FeO(111), Fe3O4(111) und Fe2O3(0001) inklusive Schichtdicke und Adsorptionstemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4.2 U berblick uber die untersuchten Styrollme adsorbiert auf den FeO-, Fe3O4 - und Fe2O3-Oberachen inklusive Schichtdicke und Adsorptionstemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 6.1 Zuordnung der Resonanzen im Multilagenspektrum von Ethylbenzol. Verwendet wurden die entsprechenden Literaturdaten von Benzol- und Oktanspektren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 6.2 Zuordnung der Resonanzen im Multilagenspektrum von Styrol. Verwendet wurden die entsprechenden Literaturdaten von bekannten Benzolspektren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 6.3 Berechnete Energiepositionen und relative Intensitaten der zur dominierenden -Resonanz beitragenden Kohlensto-Atome . . . . . . . . 70 XIII Tabellenverzeichnis XIV 1. Einleitung Die eektive Durchfuhrung chemischer Reaktionen besitzt in unserer industrialisierten Gesellschaft einen hohen Stellenwert. So besteht unter anderem ein groer Bedarf an der okonomischen und okologischen Herstellung vielfaltiger Materialien und Substanzen als Ausgangssoe fur die anschlieende Weiterverarbeitung in diversen Technologiezweigen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Wirtschaftlichkeit der eingesetzten Verfahren. Um die Ausbeute an Reaktionsprodukten zu maximieren und den Ablauf von Reaktionen zu beschleunigen, gibt es in der chemischen Industrie verschiedene Ansatze. Eine herausragende Rolle nimmt dabei der Katalysator ein, der sogar eine Vielzahl von Reaktionen erst ermoglicht. Ein prominentes Beispiel ist der Einsatz des Katalysators zur Reduzierung des Stickoxidausstoes in Fahrzeugen. 1.1 Einfuhrung Aber auch bei der Herstellung von modernen Werkstoen, wie zum Beispiel Polymeren, ist der Einsatz von Katalysatoren unerlalich. In der chemischen Industrie wird seit 1957 das zur Herstellung von Polystyrol benotigte Monomer Styrol durch Dehydrierung von Ethylbenzol unter Verwendung promotierter Eisenoxide hergestellt [1]. Die dabei ablaufende Reaktion ist in Abbildung 1.1 schematisch dargestellt. Vergleichende Studien verschiedener U bergangsmetalloxide fuhrten zu dem Ergebnis, da ein auf Eisenoxid basierender Katalysator die hochste Eektivitat bezuglich chemischer Selektivitat und Aktivitat liefert [2,3]. Eine zusatzliche Promotierung mit Kalium erhoht den Umsatz um eine weitere Groenordnung. Diese endotherme Reaktion (H=12,9 kJ/mol) wird in Gegenwart von Wasserdampf bei einer Temperatur von 1 1. Einleitung 900 K durchgefuhrt. Das jahrliche Produktionsvolumen belauft sich auf 15 Millionen Tonnen Styrol [4]. + EisenoxideKatalysator + H2O - H 2 C6 C5 C8 C1 C4 C2 C3 Ethylbenzol C7 Styrol Abbildung 1.1: Schematische U bersicht der katalytischen Dehydrierung von Ethylbenzol (Edukt) zu Styrol (Produkt). Unter katalytischer Wirkung von Eisenoxiden und Wasserdampf wird diese Reaktion bei Temperaturen von 900 K durchgefuhrt. 1.2 Motivation der Arbeit Obwohl das empirisch gefundene Verfahren bereits uber 40 Jahre grotechnisch eingesetzt wird, konnte der genaue Mechanismus der Reaktion bisher nicht vollstandig geklart werden. Zur Optimierung ist jedoch unter anderem die genaue Funktionsweise des Katalysators auf mikroskopischer Ebene von entscheidender Bedeutung, da man sich dabei ein besseres Verstandnis der einzelnen molekularen Prozesse der chemischen Reaktion erhot. Diese Arbeit soll einen Beitrag zum Verstandnis des Reaktionsablaufs liefern. Ausgehend vom Realkatalysator ergibt sich eine Vielzahl komplexer Fragestellungen. Um jedoch die Moglichkeit zu haben, die zahlreich auftretenden Phanomene im Einzelnen zu untersuchen, empehlt sich die Verwendung von Modellsystemen, die eine fundamentalere Behandlung erlauben. Dabei ist jedoch zu beachten, da jede Vereinfachung des Problems eine Vereinfachung realer Gegebenheiten bedeutet, deren Zulassigkeit einer technischen U berprufung bedarf. Einen bevorzugter Ansatz derartige Modellsysteme zu behandeln, bieten die Methoden der Oberachenanalytik, wie sie auch in dieser Arbeit eingesetzt werden. Besondere Experimentierbedingungen bietet beispielsweise das Ultrahochvakuum (UHV), da hier die Praparation sehr sauberer Oberachen und die Bereitstellung der bei der 2 1. Einleitung Katalyse relevanten Edukte und Produkte mit einem hohen Reinheitsgrad moglich sind. Durch den Einsatz von Vakuumpumpen kann in den dafur notwendigen UHVKammern typischerweise ein Basisdruck von weniger als 10;9 mbar erreicht werden. Dadurch wird die Minimierung von Verunreinigungen auf einer fur das Modellexperiment notigen Zeitskala realisiert. Zu Beginn dieser Arbeit wurde eine derartige Apparatur aufgebaut, mit der die hier prasentierten Messungen durchgefuhrt wurden. Die Anlage ist transportabel konzipiert und kann sowohl im Labor fur Standardmessungen (siehe Kapitel 2.5), als auch fur externe Experimente unter Verwendung von Synchrotronstrahlung, wie zum Beispiel am Berliner Elektronenspeicherring BESSY, verwendet werden. Um die grundlegenden Prinzipien der chemischen Reaktion und Bindung zu untersuchen, werden oftmals hoch geordnete Kristalloberachen verwendet. Ausgehend von einem Pt(111)-Einkristall wurden im Rahmen dieser Arbeit die monokristallinen Oberachen FeO(111), Fe3O4 (111) sowie Fe2O3(0001) epitaktisch hergestellt und spektroskopisch untersucht. Um einen genaueren Einblick in die Reaktionsmechanismen auf molekularer Ebene zu bekommen, wurden die unmittelbar bei der Styrolsynthese beteiligten Substanzen Ethylbenzol und Styrol sowie die molekularen Modellsysteme Benzol, Naphthalin, Oktan und Ethen sowie Pyridin auf den Eisenoxidlmen adsorbiert und mittels diverser spektroskopischer Methoden eingehend untersucht. Von Interesse sind dabei die experimentellen Bedingungen, unter denen eine Adsorption stattndet, der chemische Charakter der Anbindung an die verschiedenen Oberachen und die elektronische Struktur des Adsorbat-Substrat-Systems. Diese Informationen lassen zusammen wichtige Ruckschlusse auf den Ablauf der Dehydrierung von Ethylbenzol zu Styrol zu. Dabei wurden im Rahmen dieser Arbeit die Methoden der rontgenkantennahen Feinstrukturanalyse NEXAFS (Near Edge X-ray Absorption Fine Strucure), der Rontgenphotoelektronenspektroskopie XPS (X-ray Photoelectron Spectroscopy) und der Beugung niederenergetischer Elektronen LEED (Low Energy Electron Diraction) verwendet. 3 1. Einleitung 4 2. Apparative Grundlagen Die hier vorgestellten Experimente wurden zu einem wesentlichen Teil am Berliner Elektronenspeicherring fur Synchrotronstrahlung BESSY I durchgefuhrt. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgte der Aufbau einer UHV-Apparatur, die zu den bewilligten Mezeiten nach Berlin transportiert wird, sonst jedoch fur vorbereitende und weiterfuhrende Experimente im Bochumer Labor stationiert ist. 2.1 Die BESSY-Meapparatur Die Anlage besteht aus drei separaten UHV-Kammern, die durch Plattenventile voneinander getrennt sind. In jeder Kammer wird durch eine Kombination aus Vorpumpe und Turbomolekularpumpe ein Ultrahochvakuum mit einem Basisdruck kleiner als 10;9 mbar erzeugt. Abbildung 2.1 zeigt in einer schematische Skizze die wesentlichen Komponenten der und deren Einsatzmoglichkeiten. In der Schleuse ist die gleichzeitige Lagerung von bis zu sieben Proben unter UHVBedingungen moglich. Die Kammer kann mit ussigem Sticksto beluftet werden, gestattet einen schnellen Aufbau neuer Proben und das Evakuieren ohne erneutes Ausheizen. Der Basisdruck betragt hier 1 10;8 mbar. Die Praparationskammer ist mit einem Manipulator bestuckt, mit dem die Probe mittels Elektronenstoheizung (Hochspannung: U 1000V , Emissionsstrom: I 2 A) prapariert werden kann. Die Temperatur wird uber ein Typ-K-Thermoelement bestehend aus Nickel/Nickel-Chrom-Draht kontrolliert. Eine Sputtereinrichtung wird zum Reinigen der Probe mittels Argonionen verwendet. Ferner besteht die Moglichkeit, 5 2. Apparative Grundlagen uber verschiedene Verdampfersysteme organische Molekule und Metallatome auf der Probe zu deponieren. Manipulator Manipulator Strahlrohr Probentransfer VorvakuumPumpen Meßkammer ! ! ! ! ! ! Präparationskammer Proben! präparation Adsorption ! NEXAFS XPS LEED TDS Schleuse ProbenLagerung von präparation max. 7 Proben Adsorption Abbildung 2.1: Die BESSY-Meapparatur besteht aus drei Vakuum-Kammern, die mit unterschiedlichen Komponenten bestuckt werden konnnen. Einige Standardkomponenten sind explizit angegeben. Die Mekammer ist ebenfalls mit einem Manipulator bestuckt, der jedoch zusatzlich vielfaltige raumliche Bewegungen ermoglicht. Neben den drei Raumrichtungen x, y und z lat sich die Probe auch um die Langsachse (z-Achse) um 360 rotie6 2. Apparative Grundlagen ren, was speziell fur die NEXAFS-Experimente von fundamentaler Bedeutung ist. Die gewunschte Position kann mittels eines Winkelcodierers mit einer Genauigkeit von 0,1 angesteuert werden. Ferner ist eine azimuthale Drehung um maximal 180 moglich. Weiterhin besteht die Moglichkeit, die Probe mit ussigem Sticksto bis auf Temperaturen von 100 K zu kuhlen, ohne da die raumlichen Freiheitsgrade dadurch eingeschrankt werden. Zur Probenpraparation steht eine Sputtereinrichtung zur Verfugung. In dieser Kammer werden die spektroskopischen Untersuchungen durchgefuhrt. Fur die XPS-Messungen stehen dazu eine Rontgenrohre mit Doppelanode fur Anregungen mit MgK - (E = 1253,6 eV) und AlK- (E = 1486,6 eV) Strahlung sowie ein hemispharischer Energieanalysator mit drei Channeltrons zur Verfugung. Abbildung 2.2 illustriert den Aufbau und die Funktionsweise eines Analysators. Bei der Bestrahlung der Probe mit Rontgenlicht treten als Folge der Absorption Elektronen aus der Probe aus. Sie werden am Analysator durch zwei elektrische Linsen auf den Eintrittsspalt fokussiert, wobei durch Variation der Feldstarke Elektronen einer bestimmten kinetischen Energie selektiert werden. Zwischen den elektrisch geladenen Hemispharen werden die Elektronen entsprechend einer gewahlten Pass-Energie auf kreisformige Bahnen gezwungen. Nach Passieren des Austrittsspaltes erfolgt die Detektion mittels dreier Channeltrons. Die so innerhalb eines speziellen Energiefensters zur Detektion gelangten Elektronen werden addiert und im XP-Spektrum wahlweise als Zahlrate gegen die Bindungsenergie oder gegen die kinetische Energie aufgetragen. Dabei gilt folgende Gleichung: Ekin = h ; BE ; Spec mit Ekin h BE Spec = = = = (2.1) Kinetische Energie der Elektronen, Photonenenergie der anregenden Rontgenstrahlung, Bindungsenergie der emittierten Elektronen im Festkorper Spektrometerfunktion Die Spektrometerfunktion ist eine von der zu untersuchenden Probe unabhangige Groe, die durch Kalibrierung an bekannten Linien ermittelt werden kann. Sie betragt 7 2. Apparative Grundlagen ElektronenFlugbahn Äußere Hemisphäre (negativ) Innere Hemisphäre (positiv) AustrittsEintrittsspalt spalt Linse R Channeltron Vorverstärker Quadrupole Linse N Probe LinsenVersorg. Ratemeter ChanneltronVersorgung SpektrometerSteuerung Kamera (optional) MeßComputer Abbildung 2.2: Querschnitt durch den hemispharischen Energieanalysator inklusive der elektronischen Komponenten. Die Flugbahn der zu detektierenden Elektronen ist schraert dargestellt. bei dem hier benutzten Analysator CLAM2 5,5 eV [40]. Fur die NEXAFS-Messungen wird ein in Eigenkonstruktion gefertigter Detektor eingesetzt, wie er in Abbildung 2.3 dargestellt ist [6]. Die einzelnen Komponenten sind gegen die Mekammer isoliert und wurden dazu in eine Macor-Keramik eingepat. Im unteren Teil bendet sich der Kollektor (Kupfer), der uber Zuleitungen mit einer Spannung versorgt wird (V6 ) und durch einen Keramikring nach oben isoliert ist. Daruber liegen in einer Sandwich-Anordnung zwei Mikokanalplatten (MCP: Micro 8 2. Apparative Grundlagen Channel Plate), die uber drei Ringkontakte (Kupfer) mit Spannung versorgt werden (V3 ; V5) und nach oben durch einen weiteren Keramikring isoliert sind. Es folgen zwei feinmaschige Metallgitter (Goldnetze, V1 und V2) mit Keramikring und als Abschlu ein Federkontakt mit Deckplatte. Dieser Aufbau gewahrleistet die Detektion von Elektronen, die nach Anregungen mit Synchrotronstrahlung in der Probe freigesetzt werden. Wahrend an Gitter 2 eine Gegenspannung von -150 V angelegt wird (PEY: Partial Electron Yield), ist Gitter 1 geerdet, um den Detektor von aueren Feldern abzuschirmen. Somit werden die elektrischen Kontakte von oben nach unten mit steigender Spannung belegt, um die Elektronen bei der sich anschlieenden Vervielfaltigung in den Mikrokanalplatten zu beschleunigen. Ein sogenannter I0 -Detektor zur simultanen Messung von Referenzsignalen vervollstandigt die Ausstattung, die fur die NEXAFS-Messungen eingesetzt wird. Dieser Detektor besteht im Wesentlichen aus einem mit Kontaminationen belegten Goldnetz. Er besitzt eine Durchlassigkeit fur Photonen im Rontgenbereich von uber 80% und ist isoliert am Eingang der Kammer montiert. Die absorbierten Photonen erzeugen Photoelektronen und ermoglich dadurch die Messung eines Probenstroms am Netz. Ferner steht fur Elektronenbeugungsexperimente eine verfahrbare LEED-Optik zur Verfugung, dessen Aufbau in Abbildung 3.3 dargestellt ist [21]. In der Elektronenkanone wird ein Elektronenstrahl erzeugt, den das Linsensystem auf die Probe fokussiert. Dort werden die Elektronen an der Oberache gebeugt und zum Leuchtschirm beschleunigt. Die elastisch gebeugten Elektronen interferieren und erzeugen das LEED-Bild, welches im Falle einer guten Fernordnung der Probe aus scharfen Spots mit einer wohldenierten Struktur besteht. Durch eine Gegenspannung an den Gittern werden die inelastisch gestreuten Elektronen mit geringer kinetischer Energie vom Leuchtschirm ferngehalten, so da nur eleastisch gebeugte Elektronen zum LEED-Bild beitragen. Die Analysenkammer ist mit einem Massenspektrometer ausgerustet, das eine Detektionsmoglichkeit von bis zu 300 atomaren Masseneinheiten besitzt. Dieses Gerat wird eingesetzt zur Restgasanalyse, zur Kontrolle der Reinheit der in die Kammer eingelassenen Gasen sowie fur Thermodesorptions-Messungen TDS (Thermal Desorption Spectroscopy). Dabei ermoglicht ein vor der Ionisationskammer des Mekopfes mon- 9 2. Apparative Grundlagen Deckplatte Federring Keramikring V1 Metallgitter 1 Keramikring Metallgitter 2 V2 Keramikring Ringkontakt V3 Kanalplatte 1 V4 Ringkontakt Kanalplatte 2 Ringkontakt V5 Keramikring V6 Kollektor KeramikGehäuse Abbildung 2.3: Der NEXAFS-Detektor mit seinen einzelnen Komponenten. Die Bauteile werden in Sandwich-Form in das Keramik-Gehause eingesetzt. Bei der Messung werden die elektrischen Komponenten mit unterschiedlichen Spannungen V1 bis V6 versorgt. tiertes Feulnercup mit kleiner O nung (1-2 mm) eine genaue Positionierung vor der Probe und somit die Auswahl des Ortes der Desorption der nachzuweisenden Molekule und Molekulfragmente. Drei direkt an die Kammer montierte Dosiersysteme ermoglichen es, sowohl organische Molekule aus der Gasphase (z. B. Benzol, Oktan, Styrol) als auch Laborgase (z. B. Ar, O2, H2 ) einzulassen, wobei eine denierte Dosierung durch die Kontrolle des 10 2. Apparative Grundlagen Leuchtschirm Elektronenkanone Kathode Probe Linse Gitter 0 - 300V 5 KV Abbildung 2.4: Aufbau einer LEED-Optik. Der Experimentator blickt von links auf den Leuchtschirm, auf dem das Beugungsbild entsteht. Partialdrucks gewahrleistet wird. Wahrend dieser Arbeit wurde auch ein Metallverdampfer fur das epitaktische Aufbringen von Eisen-Atomen verwendet. 2.2 Der Elektronenspeicherring Die Methode NEXAFS-Spektroskopie erfordert monochromatisierte Rontgenstrahlung hoher Intensitat, die energetisch durchstimmbar und linear polarisiert ist. Zur Durchfuhrung der hier dokumentierten Experimente wurde die Apparatur daher zum Berliner Elektronenspeicherring BESSY I transportiert, der eine Synchrotronquelle der zweiten Generation darstellt. Abbildung 2.5 zeigt eine Funktionsskizze. Nach der Emission aus einer Gluhkathode und anschlieender Beschleunigung durch ein Mikrotron sowie ein Booster-Synchrotron auf nahezu Lichtgeschwindigkeit (E = 800 MeV bei BESSY I), werden die relativistischen Elektronen im Intervall von etwa 11 2. Apparative Grundlagen Elektronenspeicherring Undulator/ Wiggler Kleine Quelle Weiter Energiebereich E Monochromator Schmales Bündel Zeitliche Struktur Abbildung 2.5: Prinzipieller Aufbau des Elektronenspeicherrings. Nach Ablenkung des Elektronenstrahls im Ring mittels Undulatoren, Wiggler und Dipolmagnete gelangt die dabei erzeugte Synchrotronstrahlung durch ein tangential zum Ring angeordnetes Strahlrohr uber einen Monochromator zum Nutzer und weist dabei eine charakteristische raumliche und zeitliche Struktur auf. 5 Stunden in Form von Paketen (Bunches) in den Speicherring injeziert. Diese besitzen eine raumlich ausgedehnte, periodische Struktur mit eine Pulsdauer von ca. 1 ns (Lange 3 cm) und Intervallen im Nanosekunden- bis Mikrosekunden-Bereich. Nach der Einspeisung in den Speicherring durchlaufen die Pakete einerseits geradlinige Strecken, auf denen Energieverluste durch eine Nachbeschleunigung kompensiert und mittels Quadrupolmagnete erneut fokussiert werden. Andererseits sind weitere Streckenabschnitte mit Dipolmagneten ausgerustet, an denen die Pakete auf Kreisbogen abgelenkt werden. Die von ihrer geradlinigen Bahn abgelenkten Elektronen verlieren wie jedes geladene Teichen kinetische Energie, die in Form von Synchrotronstrahlung in einem engen Kegel tangential zur Trajektorie abgestrahlt wird. Diese wird dem Nutzer an Schnittstellen, den Strahlrohren, zur Verfugung gestellt. Der O nungswinkel des Kegels betragt 1/ mit = Ekin=E0, wobei Ekin die kinetische und E0 die Ruhe-Energie der Elektronen sind. Das abgestrahlte Spektrum ist kontinuierlich. Die Synchrotronstrahlung ist in der Ringebene linear, daruber und darunter elliptisch polarisiert. Entsprechend der Abstrahlrichtung der Synchrotronstrahlung 12 2. Apparative Grundlagen sind Strahlrohre tangential zum Ring angeordnet. Die hier gezeigten Experimente wurden am Strahlrohr HE-TGM2 (HochenergieToroidalgitter-Monochromator 2) durchgefuhrt, fur das ein Polarisationsgrad P P = P P+kP ? k (2.2) von 91,5 % (+/- 1%) experimentell bestimmt wurde [7]. Dieses Strahlrohr gewahrleistet die Nutzung von weicher Rontgenstrahlung in einem Energiebereich zwischen 100 eV und 750 eV und ist sehr gut geeignet fur die Spektroskopie organischer Molekule. In diesem Bereich benden sich die Rontgenkanten der Elemente Kohlensto (C1sKante), Sticksto (N1s-Kante) und Sauersto (O1s-Kante) bei 285 eV, 400eV und 530 eV. Ein Vergleich der spektralen Intensitatsverteilung mit anderen bei BESSY I eingesetzten Strahlrohren ist in Abbildung 2.6 gegeben. Unmittelbar hinter dem Auslasystem des Speicherringes wird die Synchrotronstrahlung uber einen elliptischen, Nickel-bedampften Aluminium-Vorspiegel auf den Ein trittsspalt des Strahlrohres (Onung 200 m) fokussiert. Dahinter wird das weie Licht an einem Monochromator gebeugt, der wahlweise mit drei toroidformigen Gittern von 500, 1000 und 1500 Linien/mm betrieben werden kann. Durch Verfahren des Gitters mittels eines Schrittmotors kann das fur das Experiment benotigte Energieintervall schrittweise durchfahren werden. Dabei werden die monochromatisierten Photonen auf den Austrittsspalt (200 m) fokussiert. Das Strahlrohr endet mit einem fur Rontgenlicht undurchlassigen Glasventil, an welches die Mekammer direkt angeschlossen werden kann. Dabei wird das durch das Glasventil durchgelassene, visuell sichtbare Licht zur Justage von Kammer und Probe relativ zum Lichtstrahl verwendet. Dazu wird der Monochromator in die nullte Beugungsordnung gefahren. Durch die Wahl des Beugungsgitters am Monochromator und die Verwendung mehrerer verfahrbarer Blenden am Strahlrohr ist eine Manipulation des Lichtstrahls entsprechend den experimentellen Anforderungen moglich. Die hier dargestellten Experimente wurden mit dem Gitter 1 (1500 Linien/mm) gemessen, wobei eine Auosung von E/E = 600 erreicht wurde. Das entspricht an der C1s-Kante etwa 0,5 eV. Zur Bestimmung dieses Wertes wird standardmaig eine CaF2-Probe vermessen, in der 13 Photonen/sec x mrad2 x 1%bandbreite 2. Apparative Grundlagen Wellenlänge/Energie Abbildung 2.6: An den verschiedenen Strahlrohren bei BESSY I verfugbarer Photonenu in Abhangigkeit von der Energie (doppelt-logarithmische Auftragung). bei Photonenenergien von 351 eV und 354.5 eV intermolekule Elektronen-U bergange der Form Ca(2p3=2 ! 3d) sowie Ca(2p1=2 ! 3d) stattnden [8,9]. Im dazugehorigen Absorptionsspektrum sind 2 entsprechende Resonanzen prasent. Deren naturliche Linienbreite liegt mit ca. 0,1 eV deutlich unter der gemessenen Halbwertsbreite von 0,5 eV, welche somit ein geeignetes Ma fur die apparative Auosung darstellt. 2.3 Die NEXAFS-Metechnik Wahrend im Falle der XP- und LEED-Messungen kommerzielle elektronische Komplettsysteme zum Einsatz kommen, handelt es sich bei der verwendeten NEXAFSElektronik um speziell zusammengestellte Komponenten. Bei dieser Memethode werden das eigentliche NEXAFS-Spektrum sowie ein Referenzsignal (I0-Signal) simultan 14 2. Apparative Grundlagen Au-Netz Probe Ruhr-Universität Bochum Lehrstuhl für Physikalische ChemieMCP-Detektor I SR hn e V A D { I _ Kathode: +200V Anode: +2KV Kollektor: +2.1 KV G1 11 10 G2: -150V 8 10 Io-Signal { I V A D NEXAFSSignal Abbildung 2.7: Das Prinzip der Signalaufnahme und Verarbeitung dargestellt in Form eines einfachen Blockschaltbildes. Das I0 - und das NEXAFS-Signal werden simultan aufgenommen und nach einer Verstarkung in ein digitales Spannungssignal (0-10 V) gewandelt. Der angeschlossene Computer steuert die Messungen und speichert die Daten. gemessen (siehe Abbildung 2.7 sowie Abschnitt 2.1). Die aus dem Strahlrohr zugefuhrte Synchrotronstrahlung erzeugt beim Durchgang durch das Goldnetz einen Photoelektronenstrom. Anschlieend treen die Photonen auf die zu untersuchende Probe und setzen Sekundarelektronen frei. Diese werden im NEXAFS-Detektor nachgewiesen, wobei sie zunachst das potentialfreie Gitter 1 (V1 ) passieren. Das folgende Gitter 2 ist mit einer Gegenspannung von -150 V (V2) beschaltet und wirkt somit energiediskriminierend. Es gelangen nur Elektronen mit einer kinetischen Energie Ekin > 150 eV zur Detektion. Danach werden die Elektronen innerhalb zweier Mikrokanalplatten (MCPs) vervielfaltigt, wobei sie zwischen der Kathode (+200 V, V3 ), der Anode (+2.0 kV, V5) und dem Kollektor (+2,1 kV, V6 ) eine Beschleunigungsstrecke durchlaufen. Beide Signale werden im ersten Schritt um den Faktor 15 2. Apparative Grundlagen 108 (NEXAFS-Signal) und 1011 (I0-Signal) verstarkt. Anschlieend erfolgt uber einen Strom-Spannungs-Wandler (Fa. EG&G) eine Transformation in eine Spannung zwischen 0 und 10 V und mit zwei AD-Wandlerkarten (Fa. National Instruments) digitalisiert. Mittels eines selbst entwickelten LabWindows-Programms erfolgt die Steuerung der Messungen inklusive des Monochromators sowie die Datenspeicherung. 16 3. Spektroskopische Grundlagen Bei der NEXAFS-Spektroskopie wird die Feinstruktur im Nahbereich der elementspezischen Rontgenkante untersucht. Neben XPS ist sie die zentrale Untersuchungsmethode dieser Arbeit. 3.1 Die Methode der kantennahen Rontgenabsorptionsspektroskopie (NEXAFS) Dabei werden die Photonen in der Probe resonant absorbiert, wobei sie eine Eindringtiefe von maximal 500 A aufweisen. Dabei kommt es zur Erzeugung von Primarelektronen, die jedoch nur eine mittlere freie Weglange von etwa 8 A besitzen. Auf ihrem Weg zur Oberache losen sie durch inelastische Streuprozesse eine Vielzahl von Sekundarelektronen aus, die im Folgenden die Probe verlassen konnen [6]. 3.1.1 Das NEXAFS-Spektrum Abbildung 3.1 zeigt zwei typische Spektren des Rontgenabsorptionsquerschnittes in Abhangigkeit von der Photonenenergie (aus Referenz [10]). Im oberen Teil wurde ein atomares Adsorbat untersucht, wahrend im unteren Teil das Spektrum eines auf einer Metalloberache adsorbierten Molekuls gezeigt wird. Dabei umfat die Ordinate ein weites Energieintervall von mehr als 300 eV, das in zwei Abschnitte unterteilt werden kann, die der NEXAFS- (A) und SEXAFS- (Surface Extended X-ray Absorption Fine Structure) Spektroskopie (B) zugeordnet wird. Das bedeutet, da bei der NEXAFS17 Absorption 3. Spektroskopische Grundlagen A 500 600 700 800 900 Photonenenergie [eV] Absorption Ni(111)-c(4x2)-NO A 500 Cu(110)-(2x1)-O B B 600 700 Photonenenergie [eV] 800 Abbildung 3.1: Beide Diagramme zeigen SEXAFS-Spektren, aufgenommen an der Sauersto-1s-Kante (O1s). Beim Adsorbat handelt es sich im oberen Fall um atomaren (O), im unter Fall um molekularen (NO) Sauersto als Adsorbat. Wahrend das obere Spektrum durch Oszillationen infolge ruckgetreuter Elektronenwellen dominiert ist, sind im unteren Teil resonante Anregungen in Molekulorbitale mit - und - Charakter von Bedeutung. Spektroskopie nur der niederenergetische Bereich der Rontgenabsorption, also der Nahbereich, untersucht wird. Wahrend dieser relativ scharfe Resonanzen aufweist, wird der SEXAFS-Bereich von Oszillationen uber weite Energiebereiche dominiert. Nach der Anregung der Adsorbate mit Synchrotronstrahlung werden im Zuge der Abregung Auger-Elektronen emittiert. Die auslaufenden Wellen werden an Nachbaratomen reektiert und fuhren zu Interferenzen, die im SEXAFS-Spektrum als Oszil- 18 3. Spektroskopische Grundlagen Vakuumniveau Rydbergorbitale unbesetzte Molekülorbitale Photonenenergie lationen zu identizieren sind. Das resultierende Spektrum hangt also stark von der Wellenlange und somit vom Abstand des ruckstreuenden Atoms vom emittierenden Atom ab. Die Analyse der Daten ermoglicht sowohl eine Bestimmung des AdsorbatAdsorbat- sowie Adsorbat-Substrat-Abstandes und ermoglicht Erkenntnisse uber die Adsorptionsplatze. Der Fokus dieser Arbeit lag auf der Untersuchung des Adsorptionsverhaltens von organischen Molekulen auf Festkorperoberachen. Da hierbei die Orientierung der molekularen Ebenen von entscheidender Bedeutung war, wurde vorrangig die NEXAFS-Spektroskopie eingesetzt. Kontinuum s* IP p* Absorption hn kernnahe Zustände Abbildung 3.2: Dargestellt sind die moglichen Anregungen von kernnahen Elektronen (1s) in unbesetzte Molekulorbitale. Rechts wird ein sich daraus ergebendes NEXAFS-Spektrum inklusive der energetischen Referenzierung auf die entsprechenden Resonanzen gezeigt. Das grundlegende Prinzip ist in Abbildung 3.2 illustriert. Die bei der Absorption von Rontgenphotonen auftretende Elektronenanregung erzeugt ein NEXAFS-Spektrum, wie es schematisch fur den Fall eines Molekuls dargestellt ist. Mehrelektronenanregungen werden dabei vernachlassigt. Dargestellt ist eine hierbei typische Form der Anregung eines kernnahen Elektrons in ein unbesetztes Molekulorbital (z.B. C1s ! ). Mogliche charakteristische Endzustande sind hierbei -Orbitale, die sich energetisch oberhalb des Vakuumniveaus benden, Rydberg (R)- sowie -Orbitale, die unterhalb des Vakuumniveaus liegen. Die rechte Seite der Abbildung zeigt eine entsprachende Zuordnung der Resonanzen im sich ergebenden NEXFAS-Spektrum. Daneben treten 19 3. Spektroskopische Grundlagen Anregungsprozesse auf, bei denen der Energieubertrag auf die Elektronen so gro ist, da diese das Ionisierungspotential uberwinden und als freie Elektronen in das Kontinuum angeregt werden. Sie bilden im Spektrum die elementspezische Rontgenkante, die von einer Feinstruktur uberlagert wird, welche Anregungen in die oben beschriebenen , R- und -Orbitale zugeordnet wird. Wahrend der Ursprung der -Resonanz theoretisch recht gut verstanden ist und in der Literatur der Anregung in das niedrigste unbesetzte Moleulorbital (LUMO: Lowest Unoccupied Molecular Orbital) zugeordnet wird, gibt es diesbezuglich im Falle der -Resonanz kontroverse Diskussionen. So wird dieser Endzustand oft als quasigebunden interpretiert [82], das mit einem eektiven Potential erklart werden kann. Auch Streuprozesse infolge auslaufender Photoelektronenwellen in Form von EXAFSOszillationen [83], Doppelanregungen ein und desselben Elektrons [63,84{86] sowie Shake-up- und Shake-o-Prozesse [63,87{89] werden in diesem Zusammenhang diskutiert. Verglichen mit den relativ schmalen -Resonanzen (FWHM 1 eV), weisen die -Resonanzen eine deutlich groere Halbwertsbeite auf (FWHM 3 eV) und haben somit der Heisenberschen Unscharferelation E t h=2 (3.1) folgend eine deutlich kurzere Lebensdauer. Als komplementare Methode zur NEXAFS Spektroskopie, bei der die nichtbesetzten elektronischen Zustande des Molekuls in Anwesenheit eines Kernlochs untersucht werden, ist die Photoelektronenspektroskopie UPS (Ultraviolet Photoelectron Spectroscopy) zu sehen, in der besetzte Valenzzustande analysiert werden [21]. 3.1.2 Physikalische Grundlagen Das Dipolubergangsmoment Bei der Analyse und der Interpretation von NEXAFS-Spektren ist eine quantenmechanische Betrachtung der Elektronenanregung von fundamentaler Bedeutung [6]. Allgemein lat sich der Zustand eines Elektrons durch seine Wellenfunktion be20 3. Spektroskopische Grundlagen schreiben. Unter der Annahme eines konstanten Potentials lat sich diese in der folgen Form formulieren: s = eikx; k = 2m(E 2; V ) h (3.2) mit E = Ekin + V (x), Ekin = kinetische Enrgie, V(x) = potentielle Energie am Ort x. Diese Wellenfunktion lat sich mit Hilfe der Schrodinger-Gleichung berechnen, die in eindimensionaler Form lautet: 2 2 ; 2hm ddx2 + V (x) = E (3.3) beziehungsweise unter Verwendung des Hamilton-Operators H^ : H^ = E (3.4) Betrachtet man ferner die zeitabhangige Schrodinger-Gleichung und fuhrt eine quantenmechanische Storungsentwicklung in erster Ordnung durch, erhalt man die Wahrscheinlichkeit fur den U bergang zwischen zwei orthogonalen Zustanden, zum Beispiel vom Anfangs- in den Endzustand. Diese U bergangswahrscheinlichkeit ;if ist ein Ma fur die Intensitat der angeregten Resonanz IRes und lat sich durch Fermis Goldene Regel beschreiben: IRes = ;if j < final jE~ ~rjinitial > j2 (3.5) In diesem Dipolmatrixelement beschreiben initial und final die Wellenfunktion des Anfangs- und Endzustandes, E~ den elektrischen Feldstarkevektor der anregenden Strahlung und ~r den Dipoloperator. Unter Verwendung des Dipolubergangselements TDM (Transition Dipole Moment) lat sich Formel 3.6 auch in der folgenden Form schreiben: IRes = ;if jE~ < final j~rjinitial > j2 = jE~ TDMj2 21 (3.6) 3. Spektroskopische Grundlagen Das bedeutet, da die Resonanzintensitat vom elektrischen Feldstarkevektor E~ und vom Dipolubergangsmoment TDM abhangt. Folglich lat sich unter Verwendung des im Experiment genau vorgegebenen E~ -Vektors die Lage des TDM bestimmen. Bestimmung des Verkippungswinkels Gruppenthoeretische Betrachtungen ermoglichen eine exakte mathematische Behandlung und liefern unter anderem die Dipolauswahlregel l = 1 [6]. Das bedeutet, da im Falle der Anregung von Elektronen aus der kugelsymmetrischen K-Schale (1s) nur ein U bergang in ein Molekulorbital mit p-Charakter (l = +1) erlaubt ist. Da folglich das Dipolubergangsmoment in Richtung der maximalen Amplitude des Endzustandes orientiert ist, lat sich daraus die Lage der Orbitale und unter Berucksichtigung der molekularen Geometrie die Orientierung der molekularen Ebene ermitteln. Im Falle ~ entlang der Bindungsachse orientiert, einer Anregung in ein -Orbital ist das TDM wahrend im Falle eines -Orbital als Endzustand das Dipolubergangsmoment senkrecht zur Bindung steht. Die Gruppentheorie liefert dafur folgende Abhangigkeit: IRes cos2; (3.7) mit = Winkel zwischen Dipolubergangsmoment und linear polarisiertem elektrischen Feldstarkevektor. Bei der Beschreibung von Anregungen in mehrere, raumlich unterschiedlich orientierte Orbitale kommt es zu einer Summierung der entsprechenden Beitrage. Abbildung 3.3 veranschaulicht die geometrischen Verhaltnisse. Hierbei fallen der parallele (Ek = 92%) und senkrechte (E? = 8%) Anteil des linear polarisierten Synchrotronlichts auf die Probe, wobei Ek mit der Oberachennormalen dem Einfallswinkel bildet. Die Raumrichtung mit der maximalen Anregung wird beschrieben durch das TDM, welches mit der Oberachennormalen den Winkel und mit dem Parallelanteil des Feldstarkevektors den Winkel einschliet. Die Projektion des TDM auf die Probe bildet mit der Projektion von Ek den Azimuthwinkel . Die theoretischen Resonanzintensitaten lassen sich aus geometrischen Betrachtungen entsprechend ihrer parallelen und senkrechten Anteile nach entwickeln. Unter Berucksichtigung einer mindestens dreizahligen Substatsymmetrie, welche bei (111)-Oberachen relevant ist, 22 3. Spektroskopische Grundlagen z hn E = Q Q a d TDM E f y x Abbildung 3.3: Raumliche Darstellung der bei der Anregung wichtigen Vektoren bezuglich der Oberache: X, Y, Z = kartesische Raumkoordinaten Ek bzw. E? = paralleler bzw. senkrechter Anteil der polarisierten Strahlung; TDM = Dipolubergangsmoment . ergibt sich im Rahmen dieser Arbeit die folgende mathematische Beschreibung [6]: IRes P (cos2cos2 + 21 sin2 sin2 ) + (1 ; P )sin2 (3.8) Aus Formel 3.8 wird ersichtlich, da bei vorgegebenem Einfallswinkel aus der Resonanzintensitat IRes der Verkippungswinkel des Dipolubergangsmomentes direkt ermittelt werden kann. Abbildung 3.4 gibt die Schar moglicher Kurven, bei denen die normierte Intensitat der Resonanzen in Abhangigkeit von Einfallswinkel und Verkippungswinkel aufgetragen sind. Der Verlauf jeder dieser theoretischen Kurven lat sich durch 2 Punkte eindeutig festlegen. Daraus folgt, da zur Ermittlung des Verkippungswinkels mindestens zwei Spektren unter verschiedenem Einfallswinkel der anregenden Synchrotronstrahlung gemessen werden mussen. Bei einem Einfallswinkel = 54; 7, dem magischen Winkel, schneiden sich alle Kurven in genau einem Punkt. Da dieser Punkt entartet ist, lat sich in diesem Fall keine Zuordnung zu einer der theoretischen Kurven treen. Eine Aussage bezuglich der Orientierung des /textbfTDM lat sich nicht ableiten. Allerdings kann das unter diesem Einfallswin23 3. Spektroskopische Grundlagen kel gewonnene Spektrum als Referenz verwendet werden. Ferner ergibt sich fur einen Verkippungswinkel = 54; 7 in diesem Diagramm eine Gerade parallel zur X-Achse. Es handelt sich auch hier um einen magischen Winkel, da bei gleichen Resonanzintensitaten nicht klar ist, ob der Verkippungswinkel tatsachlich 54,7 betragt oder eine zufallige Verteilung vorliegt. Da bei der NEXAFS-Spektroskopie in Abhangigkeit von der Spotgroe des anregenden Strahls ( 1 mm) uber einen weiten Bereich der Probe gemittelt wird, konnen die Molekule auch ungeordnet vorliegen. Gemessen wird daher stets der mittlere Verkippungswinkel. 1,0 Intensität [willk. Einheiten] 0,9 Vektororbital (3-zählige Symmetrie) a 0,8 0,7 0,6 0° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 90° 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Einfallswinkel Q [°] Abbildung 3.4: Theoretische Darstellung der moglichen Resonanzintensitaten in Abhangigkeit vom Einfallswinkel . Aus mindestens zwei unter verschiedenem Einfallswinkel aufgenommen Resonanzen lat sich somit eine genaue mathematische Anpassung laut Formel 3.8 nden, aus der man den Verkippungswinkel eindeutig bestimmen kann. 24 3. Spektroskopische Grundlagen 3.1.3 Detektion und Auswertung Detektion Wahrend die Anregung von kernnahen Elektronen innerhalb von 10;18 Sekunden erfolgt [6], betragt die Lebensdauer der dabei erzeugten Kernlocher etwa 10;15 Sekunden [11{13] und die der Zustande im Kontinuum 10;17 Sekunden. Im Gegensatz dazu nden die Vibrationen der Atomkerne auf Grund der groen Masse auf einer groeren Zeitskala von 10;13 Sekunden statt. Diese Tatsache gestattet eine getrennte Behandlung der elektronischen und nuklearen Eigenschaften im Sinne der Born-Oppenheimer-Naherung [14]. Ferner kann der Kernabstand wahrend der Anregung als konstant betrachtet werden (Franck-Condon-Prinzip [15]). Fur die Abregung der Elektronen stehen mehrere Kanale zur Verfugung, wie sie in Abbildung 3.5 dargestellt sind. Ein Photon der entsprechenden Energie h kann entweder ein Photoelektron erzeugen oder in einen gebundenen Endzustand anregen. Dieser zerfallt in den Grundzustand entweder unter Erzeugung eines Auger-Elektrons oder unter Aussendung eines Fluoreszenz-Photons. Daraus ergeben sich die folgenden Detektionsmoglichkeiten fur die Untersuchung des Anregungsprozesses (Yield = Ausbeute): Fluoreszenz Yield: Die aus der Probe austretenden Photonen werden detektiert. Auger Electron Yield: Die aus der Probe austretenden Auger-Elektronen werden energieselektiv mittels eines Analysators nachgewiesen, wobei ein vorgegebenenes Energiefenster verfahren wird. Total Electron Yield: Alle aus der Probe austretenden Sekundarelektronen werden unabhangig von ihrer kinetischen Energie nachgewiesen. Partial Electron Yield: Der Detektor wird am Eingang mit einer Gegenspannung beschaltet (zum Beispiel -150 V), so da nur Elektronen nachgewiesen werden konnen, deren kinetische Energie diesen Schwellwert uberschreitet (Elektronenteilausbeute). Die gesamte Zerfallsrate setzt sich additiv aus der Fluoreszenz- und der AugerAusbeute zusammen [16] und hangt wesentlich von der Atomzahl Z ab. Im Falle der fur 25 3. Spektroskopische Grundlagen Abbildung 3.5: Mogliche Kanale fur die Abregung: Photoelektron, Auger-Elektron, Fluoreszenz organische Adsorbate relevanten Atome Kohlensto (ZC = 12), Sticksto (ZN = 14) und Sauersto (ZO = 16) liegt die Fluoreszenzausbeute unterhalb 10%. Die im Rahmen dieser Arbeit eingesetzte Methode ist die Elektronenteilausbeute (Partial Electronen Yield), wobei die angelegte Gegenspannung bei den hier gezeigten Spektren -150 V betrug. Da die anregende Rontgenstrahlung eine Eindringtiefe von etwa 1000 Abesitzt [17], mussen die erzeugten Auger-Elektronen vor dem Verlassen der Probe den Festkorper durchqueren. Dabei werden durch inelastische Streuprozesse kaskadenformig Elektronen vervielfaltigt. Die dabei erzeugten Sekundarelektronen werden nachgewiesen. Abbildung 3.6 illustriert das Problem. Es gelangen nur Elektronen aus einer maximalen Tiefe von 50 A zur Detektion (Abbildung 3.6 A). Durch die Verwendung einer Gegenspannung am Eingang des Detektors wird die Oberachensensitivitat deutlich erhoht, da vorrangig Elektronen aus den oberen Schichten des Festkorpers nachgewiesen werden. Die spektroskopierten Rontgen-K-Kanten von C, N und O liegen im Bereich zwischen 250 eV und 600 eV der Photonenenergie. Daraus ergibt sich eine typische mittler freie Weglangen sowohl der Photo- als auch der Auger-Elektronen von weniger als 10 A (siehe Abbildung 3.6 A). Da die Anzahl der emittierten Elektronen in guter Naherung ein Ma fur die absorbierten Photonen ist, lat sich somit der Absorptionsquerschnitt der Rontgenstrahlung ermitteln. 26 3. Spektroskopische Grundlagen A) AdsorbatAtome ElectronenAusdringtiefe ~ 50 A SubstratAtome B) Freie Weglänge der Elektron [A] PhotonenEindringtiefe ~ 1000 A Elektronenenrgie oberhalb der Fermikante [eV] Abbildung 3.6: (A) Veranschaulichung der Photoabsorption im Festkorper und der kaskadenformigen Vervielfachung der erzeugten Auger-Elektronen vor dem Verlassen der Oberache. Wahrend die neutralen Photonen bis zu 1000 Ain die Probe eindringen, haben die Elektronen auf Grund der groeren Wechselwirkung mit Materie nur eine maximale Ausdringtiefe von 50 A. (B) Universalkurve fur die Freie Weglange der Elektronen in Abhangigkeit von ihrer kinetischen Energie. Datenanalyse Zum quantitativen Vergleich von Spektren, die unter verschiedenen experimentellen Bedingungen aufgenommen wurden, ist dabei eine einheitliche Datenreduktion und -darstellung erforderlich. In Abbildung 3.7 sind die fur die Auswertung wesentlichen NEXAFS-Spektren exemplarisch an der C1s-Kante dargestellt. 27 3. Spektroskopische Grundlagen 14 Intensität [Einheiten des Kantensprungs] A A) 12 10 B B) 8 C) C D) 6 4 2 E) 0 280 285 290 295 300 305 310 315 320 325 Photonenenergie [eV] Abbildung 3.7: Dargestellt sind alle NEXAFS-Spektren, die zur Auswertung beitragen: A) I0 -Signal; B) auszuwertendes Rohspektrum einer Multilage Napthtalin (simultan zu A) gemessen); C) Rohspektrum der sauberen Substratoberache (Fe3O4), gemessen unmittelbar vor der Adsorption; D) Spektrum eines sauberen Goldsubstrates; E) Ausgewertetes Spektrum der Multilage Naphthalin Spektrum A reprasentiert das I0 -Signal, welches als Monitorsignal fungiert (siehe Abschnitt 2.1. Neben der Intensitatskontrolle der anregenden Rontgenstrahlung wird es zur Kalibrierung der Energieskala verwendet, wobei die Position der mit A bezeichneten typischen Struktur als Referenz verwendet wird. Diese Energieposition wird vorher durch eine Referenzmessung genau bestimmt, wie sie in der Literatur eingehend beschrieben wird [18]. Hierbei wird eine Probe bestehend aus hochorientiertem pyrolyti28 3. Spektroskopische Grundlagen schen Graphit (HOPG) untersucht, dessen Spektrum eine ausgepragte -Resonance aufweist und deren Energieposition bei 285,36 eV sehr gut bekannt ist. Durch Vergleich mit dem im Experiment tatsachlich gemessenen Wert, lat sich die Energieskala kalibrieren und die sich daraus ergebende Position der Resonanz A im I0 -Signal exakt festlegen. Alle gemessenen NEXAFS-Spektren werden dann auf diese Position im I0 -Signal referenziert. Spektrum B zeigt die unbearbeiteten Rohdaten einer Multilage Naphthalin, die bei einer Oberachentemperatur von 145 K auf dem Substrat Fe3 O4 prapariert wurde. Dieses Spektrum ist eine U berlagerung von Adsorbat- und Substratbeitragen und weist speziell im niederenergetischen Bereich (E < 290 eV) typische NEXAFS-Resonanzen auf (B). Dem uberlagert aufgetragen ist das Signal der sauberen Substratoberache C, welches zunachst vom Spektrum B subtrahiert wird, um den reinen Betrag des Adsorbates E zu separieren. Bei Signal D wurde ein sauberer Goldwafer vermessen. Da Gold in diesem Energiebereich keine resonanten Strukturen aufweist und somit nur Elektronen des Untergrundes zum Signal beitragen, stellt dieses Spektrum ein gutes Ma fur den Photonenu dar. Deutlich zu erkennen sind hierbei zwei Minima (C) bei 285 eV und 291 eV, die durch die Absorption von Photonen an Verunreinigungen optischer Komponenten des Strahlrohres zuruckzufuhren sind und folglich auch in Spektrum C zu nden sind. Aus diesen Grunden ist eine Normierung der NEXAFS-Daten auf konstanten Photonenu mittels Division durch dieses Transmissionspektrums D erforderlich. Anschlieend erfolgt die einheitliche Normierung auf die Rontgenkante, was durch das Spektrum E symbolisiert wird. Dieser Prozedur folgend wurden alle Spektren dieser Arbeit ausgewertet. 3.2 Die Methode der Rontgenphotoelektronenspektroskopie (XPS) 3.2.1 Physikalische Grundlagen Diese Labormethode wird standardmaig zur Gewinnung von Informationen uber die chemische Zusammensetzung sowie die Schichtdicke und geometrische Anordnung von Adsorbaten und Substraten verwendet [19,20]. Sie wird daher in der Literatur auch als 29 3. Spektroskopische Grundlagen ESCA (Electron Spectroscopy for Chemical Analysis) bezeichnet [21]. Wahrend bei der NEXAFS-Spektroskopie die nicht besetzten Molekulorbitale untersucht werden, spektroskopiert man mit Hilfe der Rontgenphotoelektronenspektroskopie XPS (Xray photoelectron spectroscopy) die kernnahen Zustande. Die Oberache wird dabei entweder mit Synchrotronstrahlung einer diskret wahlbaren Energie oder mit Photonen einer Laborrontgenquelle mit der festen Energie 1253,6 eV (MgK ) bzw. 1486,6 eV (ALK ) bestrahlt. Nach der Primaranregung werden Rumpfelektronen (z.B. 1s, 2s, 2p, ...) emittiert, deren kinetische Energie elementspezisch ist. Die physikalische Grundlage bildet hierbei der Photoelektrische Eekt, der durch Formel 2.1 beschrieben wird. Wie im Falle der NEXAFS-Spektroskopie erfolgt auch hier die Beschreibung in Form der Einelektronennaherung. Formel 2.1 berucksichtigt jedoch nicht die beim U bergang des (N-1)-Elektronensystems in den Grundzustand auftretenden dynamischen Eekte (Relaxationseekte) [23,24]. Abbildung 3.8 illustriert den Vorgang der Photoemission fur den Fall eines Atoms (a) und eines Festkorpers. Abbildung 3.8: Der Proze der Photoionisation und die Entstehung der Photoelektonenspektren in idealisierter Darstellung fur den Fall eines Atoms (a) und eines Festkorpers (b) Im Atom ergibt sich bei der Anregung eines Elektrons mit der Ionisierungsenergie ;In (= negative Bindungsenergie) die kinetische Energie einfach zu h ; In, was im XP30 3. Spektroskopische Grundlagen Spektrum zu den n eingezeichneten Linien fuhrt (a). Hierbei dient das Vakuumniveau als Nullpunkt der Energieskala (Evac = 0). Im Festkorper (b) besteht der wesentliche Unterschied in der Tatsache, da auf Grund der vorhandenen Banderstruktur fur die Emission des Photoelektrons zusatzlich zum Betrag der Bindungsenergie Eb eine Autrittsarbeit geleistet werden muss. Das Ferminiveau, in der Festkorperphysik deniert als Bezugspunkt fur das thermodynamische Gleichgewicht der Elektronen, wird in diesem Falle als Energie-Nullpunkt verwendet. Die genaue Referenzierung kann unter Verwendung von Photoemissionsspektren UPS (engl.: Ultraviolett Photoelectron Spectroscopy) direkt auf experimentellem Wege erfolgen. Bei der Anregung von Elektronen des Anfangszustandes Ei (initial state) kommt es zum U bergang in den Endzustand Ef (nal state), was in Abbildung 3.8 fur den Fall von Rumpfniveaus (XPS) und Valenzbandniveaus (UPS) illustriert ist. Durch einen detaillierten Vergleich der beobachteten Rumpfniveaulinien im XP-Spektrum mit tabellierten Bindungsenergien (zum Beispiel C1s-Linie: 291 eV) ist die Durchfuhrung einer Element-analyse inklusive der eektiven lokalen Ladungsverteilung moglich. 3.2.2 Schichtdickenbestimmung der Adsorbate Die emittierten Elektronen mussen auf ihrem Weg zur Probenoberache den Festkorper durchqueren und haben auf Grund verschiedener Wechselwirkungen, wie zum Beispiel inelastischer Streuprozesse und Absorption, nur eine endliche mittlere freie Weglange im Adsorbat und Substrat, wodurch diese Analysemethode sehr oberachensensitv ist und unter anderem die Schichtdickenbestimmung von Adsorbatlmen ermoglicht. Prinzipiell gibt es dabei folgende Methoden: Abschwachung eines Substratsignals durch ein Adsorbat Vergleich von Adsorbat- und Substratsignal Verwendung eines Referenzsystems, zum Beispiel Alkanthiole mit variierender Kettenlange Vergleich mit deniertem Monolagensignal 31 3. Spektroskopische Grundlagen Die Intensitat eines XP-Signals ist eine Funktion mehrerer Faktoren und proportional zu folgenden Groen: nA(r) j (r) A LA( ) A LA( ) T (EPass) D(EA) = = = = = = = atomare Dichte einfallender Rontgenu photoelektronischer Streuquerschnitt, mit: isotroper Scoeldfaktor (Wirkungsquerschnitt fur die Anregung) Geometriefaktor der anregenden Strahlung, hier = 1 Transmissionsfunktion des Energieanalysators bei einer Passenergie EPass Nachweiswahrscheinlichkeit der Elektronen Die elementspezischen Scoeldfaktoren A beruhen auf quantenmechanischen Rechnungen und sind fur eine Vielzahl von Elementen tabelliert [25]. Der Geometriefaktor LA druckt die auf Grund der unterschiedlichen Symmetrien der elektronischen Rumpfzustande auftretende Winkelabhangigkeit des photoelektronischen Streuquerschnittes aus und betragt bei der hier verwendeten Apparatur 1, da = 54; 7 (magischer Winkel) ist. Infolge inelastischer Streuprozesse erfolgt gema dem Lambert-Beerschen Gesetz eine exponentielle Schwachung des Signals. Fur die Zahlrate dI (EA) gilt folgende allgemeine Beschreibung: z dI (EA) = T (EPass) D(EA) nA(r) j (r) A LA ( ) e; (EA;z ) cos d3rd mit (EA;z ) = = = = (3.9) mittlere freie Weglange Raumwinkel Winkel zwischen Rontgenrohre und Detektor Winkel zwischen Oberachennormalen und Detektor Diese allgemeingultige Formel lat sich je nach Adsorptionsgeometrie weiter entwickeln und liefert schlielich quantitative Methoden zur Bestimmung von Schichtdicke und Stochiometrie adsorbierter Schichten. Im Rahmen dieser Studie wurde die 32 3. Spektroskopische Grundlagen Filmdicke der organischen Adsorbate durch Vergleich der entsprechenden Intensitat (z.B. C1s Linie) mit der Intensitat der O1s Linie des Einsenoxid-Substraten verglichen. Dabei wurde die gleiche Passenergie EPass fur beide Linien verwendet. Die hierbei eingesetzte Formel ergibt sich zu: dA IA = A TA nA A(EA) [1 ; e; A(EA) ] dA IS S TS ns S (ES ) e; A(ES ) (3.10) Hierbei stehen die Indizes fur A = Adsorbat und S = Substrat. Im Falle von Multilagen hat es sich als praktisch erwiesen, die Filmdicke in Vielfachen der Monolage anzugeben. 3.3 Die Methode der Beugung niederenergetischer Elektronen (LEED) Eine der wichtigsten Methoden zur Untersuchung monokristalliner Festkorproberachen mit einer periodischen Struktur ist die Beugung niederenergetischer Elektronen LEED (Low Electron Energy Diraction). Dabei wird ein monochromatischer Elektronenstrahl (E = 20 ... 500 eV) an der Oberache gebeugt, und erzeugt nach einer anschlieenden Beschleunigung infolge von Interferenzen auf einem Schirm ein Beugungsbild, welches eine charakteristische Abbildung des reziproken Oberachengitters darstellt (siehe Referenz 2.1). Da nur elastisch gebeugte Elektronen detektiert werden, deren Wellenlange im Bereich der Atomabstande im Festkorper liegt, ist diese Methode mit einer Eindringtiefe von 10 A ebenfalls sehr oberachensensitiv. Sehr hilfreich ist dabei die Beschreibung der Elektronen mittels ihrer de-Broglie-Wellenlange: = hpp = mhp v = p hp 2mE mit: 33 (3.11) 3. Spektroskopische Grundlagen hp = Plancksches Wirkungsquantum p = Impuls m = Masse der Elektronen v = Geschwindigkeit des Elektrons E = kinetische Energie des Elektrons Analysiert werden dabei die Intensitaten und die Lage der Beugungsmaxima bezuglich des zentralen (00)-Reexes. Prinzipiell ist dabei eine Unterscheidung von Reexen moglich ist, die einerseits vom Substrat stammen und die andererseits von einem Adsorbat erzeugt werden, sofern dieses eine geordnete U berstruktur aufweist. In der vorliegenden Arbeit wurden unter Verwendung eines Fluoreszenzschirmes Informationen uber Art und Struktur der Einheitszelle der Substratoberache gewonnen und mit Literaturdaten verglichen. Die Frauenhofersche Beugungsbedingung sagt aus, da es zu konstruktiver Interferenz und damit zu einem Beugungsmaximum kommt, wenn der Gangunterschied des gestreuten Strahls ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlange ist: a~1 (~s ; s~0) = h (3.12) mit: a~1 = Abstandsvektor zwischen 2 streuenden Atomen (Gittervektor) ~s = Einheitsvektor in Ausfallsrichtung s~0 = Einheitsvektor in Einfallsrichtung Abbildung 3.14 veranschaulicht die Beugung zweier paralleler Elektronenstrahlen s~0 ! ~s am Coulomb-Potential der Oberachenatome und die dabei relevanten geometrische Zusammenhange fur den eindimensionalen Fall. Unter Verwendung von Wellenvektoren der Form 34 3. Spektroskopische Grundlagen S0 S S0 S a1 Abbildung 3.9: Diese eindimensionale Zeichnung verdeutlicht die Beugung zweier paralleler Elektronenstrahlen am Coulomb-Potential zweier benachbarter Atome. k~0 = 2 s~0 sowie ~k = 2 ~s; (3.13) erhalt man die Laue-Gleichungen, welche die grundlegende Basis fur die kinematische Beschreibung der Beugung niederenergetischer Elektronen darstellt: a~1 (~k ; k~0 ) = 2 h a~2 (~k ; k~0 ) = 2 h (3.14) Dabei stellt (~k ; k~0 ) = ~k den Streuvektor dar. Da das Beugungsbild ein zweidimensionales Abbild der Oberache ist, sind bei der Beschreibung nur zwei LaueGleichungen relevant. Da jedoch die Relation k 1= gilt, stellt das LEED-Bild lediglich die Projektion des reziproken Oberachengitters dar. Durch eine Fouriertransformation ergibt sich daraus das reale Gitter im Ortsraum. Dabei lassen sich die realen (a~i) in die reziproken Gittervektoren (z~j ) nach folgender Denition transformieren: a~i z~j = ij 2 (3.15) Von besonderer Bedeutung ist dabei der Translationsvektor G~ , dessen Betragsquadrat Ort und Scharfe der Reexe bestimmt. Er ist gegeben durch: G~ = h z~1 + h z~2 35 (3.16) 3. Spektroskopische Grundlagen Die Laue-Gleichungen sind erfullt, wenn der Streuvektor ~k gleich dem Translationsvektor G~ ist [21]. Schematisch lat sich bei bekannter Periodizitat der Oberache unter Verwendung einer Ewald-Kugel mit dem Radius k0 = 2= das zu erwartende Beugungsbild konstruieren. In der Praxis benotigt man zur Berechnung des Streuvektors die apparativen Groen Radius des LEED-Schirms und sichtbarer Durchmesser sowie die experimentellen Groen Energie der Elektronen und Abstand der Reexe vom zentralen (00)-Spot. Daraus lassen sich dann die Gittervektoren im Realraum und somit die Groe der Einheitszelle der Oberache und gegebenenfalls der U berstruktur bestimmen. Als weitaus aufwendigere Methode zur verfeinerten Analyse von Oberachenstrukturen sei in diesem Zusammenhang die Beugung schneller Elektronen (RHEED: Reection High Energy Electron Diraction) im Energiebereich von 10 bis 50 keV erwahnt. 36 4. Adsorbate und Substrate Fur das Verstandnis des Adsorptionsverhaltens organischer Molekule auf molekularer Ebene ist eine genaue Kenntnis der Oberachenmorphologie von groer Bedeutung. Die im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Eisenoxidoberachen weisen daher eine monokristalline Struktur auf. Bei der Probenpraparation wurde dabei auf Arbeiten von Weiss et al. zurueckgegrien [26{30,35]. 4.1 Die Eisenoxidoberachen Bei den katalytisch relevanten Eisenoxidoberachen handelt es sich um Filme mit FeO-, Fe3O4 - und Fe2O3 -Stochiometrie. Dabei werden mittels eines Verdampfers Eisenatome auf einen Pt(111)-Kristall epitaktisch aufgedampft und anschlieend in einer Sauersto-Atmosphare geheizt. Je nach Wahl der praparativen Parameter wie die Schichtdicke des Fe-Films, O2 -Partialdruck, Probentemperatur und Heizdauer lassen sich die gewunschten Oberachen mit hoher struktureller Qualitat herstellen [26], [27]. Dabei erfolgt die Praparation prinzipiell nach dem in Abbildung 4.1 dargestellten Schema. Die Kontrolle der hergestellten Oberachen bezuglich ihrer Reinheit und Struktur erfolgt mittels XPS, LEED und NEXAFS. Vor Beginn des Aufdampfens wird mittels mehrerer Sputter- (Eargon = 1 keV, IProbe = 3 A) und Heizzyklen in einer Sauerstoatmosphare (TProbe = 1200 K, pO2 = 10;7 mbar) eine saubere Pt(111)-Oberache hoher Ordnung prapariert. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis ein scharfes (1X1) LEED-Bild zu sehen ist und keine nachweisbaren Verunreinigungen im XP-Spektrum mehr auftreten. Anschlieend er37 4. Adsorbate und Substrate Präparation dünner Eisenoxid-Filme Pt(111) Substrat Eisen Abscheidung von Eisen Sauerstoff Pt Substrat -6 -7 Oxidation in 10 -10 mbar O2 bei 870-1000 K FeO(111) Pt Substrat Wiederholte Zyklen aus Eisenabscheidung und Oxidation Fe3O4(111) Fe O (111) Pt Substrat -1 -3 Oxidation in 1 - 10 mbar O2 bei 1000 K a -Fe2O3(0001) Pt Substrat Abbildung 4.1: Die Praparation von Eisenoxidlmen mit unterschiedlichen Stochiometrien ist schematisch dargestellt. Ausgehend von einer sauberen, geordneten Pt(111)-Oberache kann man durch Variation verschiedener experimenteller Parameter den gewunschten Film herstellen. folgt die Abscheidung von Eisenatomen in dunner Bedeckung aus der Dampfphase und anschlieend eine Oxydation mittels Heizen ((TProbe = 870 - 1000 K) in Sauerstoatmosphare (pO2 = 10;6-10;7 mbar). Dabei kommt es zur Ausbildung eines dunnen FeO-Films ( 3 A). Das Wachstum des Fe3 O4-Films erfolgt durch zyklisches Wiederholen der Aufdampfprozedur und anschlieender Oxydation unter gleichen experimentellen Bedingungen bis zur Ausbildung eines 50-200 A dicken Films entsprechender Stochiometrie. Ein Fe2 O3-Film wird ausgehend von dieser Oberache ohne erneutes Aufdampfen von Eisenatomen durch Heizen der Probe auf 870 K in einer Hochdruck-Sauerstoatmosphare und anschlieendem Abkuhlen (pO2 = 10;4 mbar) prapariert. Eine Ruckkonvertierung der Filme ist nicht moglich. Die Struktur der Oberachen ist aus der Literatur gut bekannt und wurde mittels Ra- 38 4. Adsorbate und Substrate stertunnelmikroskopie STM (Scanning Tunneling Microscopy) und LEED von Ritter et al. (Referenz [28], FeO und [29], Fe3O4 ) sowie Shaikhutdinov et al. (Referenz [30], Fe2 O3) untersucht. Die sich aus diesen Studien fur die verschiedenen Eisenoxidlme ergebenden Oberachen- und Festkorperstrukturen sowie die entsprechenden LEEDBilder, sind in den Abbildung 4.2 bis 4.4 gezeigt und wurden in dieser Arbeit zugrunde gelegt. FeO 2- O 2 + / 3+ Fe Tetr. 2 + / 3+ FeOkt. Abbildung 4.2: Die Struktur des FeO-Films (Wustit), bestehend aus Fe2+-Kationen und O2;-Anionen. Oben: Oberachen- und Bulkstruktur, unten: korrespondierendes LEED-Bild. Die Einheitszellen sind eingezeichnet. Der FeO-Film (Wustit) bedeckt die Pt(111)-Oberache vollstandig in Form einer Doppellage, bestehend aus Fe2+- und O2;-Ionen und ist komplett Sauersto-terminierten (4.2, oben). Wahrend die hexagonale Einheitszelle der Pt(111)-Oberache eine Gitterkonstante von 2,77 A aufweist, betragt sie fur den FeO(111)-Film 3.1 A und ist damit um 12% groer. Durch diese Dierenz der Gitterkonstanten kommt es zur 39 4. Adsorbate und Substrate Formierung einer Moire-U berstruktur mit einer Periodizitat von 25 A [31], die ge genuber der Pt(111)-Unterlage um 1,30 rotiert ist. Mit Hilfe detaillierter SPA-LEEDUntersuchungen (Spot Prole Analysis-LEED) konnten die hexagonal angeordneten Hauptbeugungsreexe im LEED-Bild (4.2, unten) dem FeO-Film zugeordnet werden, wahrend die umgebenden Satelliten-Spots durch Doppelbeugung zwischen der Pt(111)-Oberache und der FeO(111)-Monolage entstehen. FeO 2- O Fe 2+/3+ Tetr. 2+/3+ Fe Okt. Abbildung 4.3: Die Struktur des Fe3O4-Films (Magnetit), bestehend aus Fe2+- (tetraedisch) und Fe3+ -Kationen (oktaedrisch) sowie O2;-Anionen (fcc). Oben: Oberachen- und Bulkstruktur, unten: korrespondierendes LEED-Bild. Die Einheitszellen sind eingezeichnet. Der deutlich dickere Magnetitlm bildet eine wohldenierte Oberachenstruktur aus und weist eine vertikale Rauhigheit von 30-100 A pro m auf. Dabei kristallisiert Fe3 O4 (50-200 A dick) in der kubisch inversen Spinellstruktur, wobei die O2;Anionen ein fcc-Untergitter mit tetraedrisch und oktaedrisch koordinierten Fe2+- 40 4. Adsorbate und Substrate Fe3+-Kationen bilden. Wahrend der interatomare Abstand der dicht gepackten Sauerstoonen nur 2,96 A betragt, weist die zweidimensionale Einheitszelle eine Lange von 5,92 A auf (Abbildung 4.3 oben). Es sind nur einige Muldenplatze der (111)-Flache mit Fe-Ionen besetzt, welche insgesamt 1/4 Eisenterminierung aufweist. Die Spots des im untern Teil von Abbildung 4.3 prasentierten LEED-Bildes sind konsistent mit einer hexagonalen Einheitszelle mit einer Lange von 6.00 A. a -Fe2O3 2- O 2+/3+ Tetr. Fe 2+ / 3+ Fe Okt. Abbildung 4.4: Die Struktur des Fe2O3 -Films (Hematit), bestehend aus Fe3+Kationen (oktaedrisch) sowie O2; -Anionen (hcp). Oben: Oberachenund Bulkstruktur, unten: korrespondierendes LEED-Bild. Die Einheitszellen sind eingezeichnet. Ausgehend vom Fe3O4-Film erfolgt die irreversible Umwandlung in den Fe2O3-Film (Hematit) durch Oxidation bei den in Abbildung 4.1 gegebenen experimentellen Bedingungen. Dabei kristallisiert -Fe2O3 in der Korundstruktur, wobei die O2;Anionen in diesem Fall hcp-Untergitter bilden und die Fe3+-Kationen eine oktaedrische Anordnung aufweisen (Abbildung 4.4, oben). Im Gegensatz zu den oben be41 4. Adsorbate und Substrate schriebenen Oberachen mit (111)-Orientierung, weist der Fe2O3-Film bezuglich des Sauersto-Untergitters eine (0001)-Orientierung auf. Sowohl die Gitterkonstante dieses hcp-Untergitters (2,91 A), als auch die zweidimensionale Einheitszelle mit 1/3 Eisenterminierung (5.03 A) sind etwas kleiner als im Fall des Fe3 O4-Films. Die Beugungsreexe im dazu gehorigen LEED-Bild (Abbildung 4.4 unten) sind konsistent mit einer Gitterkonstanten von 5.00 A fur die Einheitszelle. Auer den im Rahmen dieser Arbeit hergestellten und untersuchten Eisenoxidoberachen, wie sie in diesem Abschnitt beschrieben sind, ist eine mit Kalium dotierte Oberache bezuglich der heterogenen Katalyse von groer Bedeutung. Unter realkatalytischen Bedingungen fuhrt eine derartige Dotierung beim Umsatz von Ethylbenzol zu Styrol zu einer Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit um eine Groenordnung, wobei eine aktive KFeO2-Phase nachgewiesen wurde [32{34]. Ausgehend von der Fe3O4 -Oberache ist es Shaikhutdinov et al. gelungen, durch Aufdampfen von Kaliumatomen einen epitaktischen Kalium-Eisenoxid-Film der Form KFexOy zu praparieren und zu charakterisieren [35]. Auch dieser Film weist eine hohe strukturelle Ordnung auf und hat eine besondere Relevanz im Hinblick auf eine Fortfuhrung der vorliegenden Arbeit in Form einer Kooperation. 4.2 Organische Adsorbate Die spektroskopische Analyse der katalytischen Dehydrierung von Ethylbenzol zu Styrol im Rahmen der vorliegenden Arbeit gliedert sich bezuglich der Adsorbate in zwei Kategorien. Einerseits wurden neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Adsorptionseigenschaften vom Edukt Ethylbenzol (EB) und Produkt Styrol (ST) erarbeitet. Andererseits wurde ein Satz von Sondenmolekulen untersucht, die sowohl Aufschlu uber die relevanten elektronischen und geometrischen Aspekte der Modelloberachen des Katalysators liefern, als auch in Form von Modellsubstanzen beispielsweise zum Verstandnis der spektroskopischen Ergebnisse. Hierbei handelt es sich um die organischen Molekule Benzol, Naphthalin, Oktan und Ethen. Die katalytisch relevanten Molekule sind in Abbildung 4.5 schematisch dargestellt. Wahrend Ethylbenzol (C8H10 ) aus einem Phenylring und einer Ethylgruppe besteht, 42 4. Adsorbate und Substrate setzt sich Styrol (C8H8) aus einem Phenylring und einer Vinylgruppe zusammen. Beide Molekule unterscheiden sich stochiometrisch nur in der funktionellen Gruppe. Die molekulare Struktur von Ethylbenzol wurde von Scharfenberg et al. [37] mittels Elektronen-Beugungsexperimente in der Gasphase untersucht. Dabei wurde eine Orientierung ermittelt, bei der der Phenylringebene relativ zur Ebene der Ethylgruppe unter einem Winkel von 70 angeordnet ist und eine coplanare Orientierung (0 ) ausgesschliet. Die molekulare Struktur von Styrol wurden von Cochran et al. [36] mittels detaillierter ab-initio Rechnungen und Elektronen-Beugungsexperimente in der Gasphase ermittelt. Bezuglich molekularer Torsion existiert demzufolge bei Raumtemperatur fur das freie Molekul ein Energieminimum bei einen Raumwinkel von 27 zwischen der Ebene der Phenylrings und der Vinylgruppe. Ethylbenzol Styrol Abbildung 4.5: Molekulare Struktur der katalytisch relevanten Molekule Ethylbenzol und Styrol. Wahrend im Falle des freien Styrolmolekuls nur eine geringe Torsion vorliegt (27), ist diese beim Ethylbenzol zwischen der Ebene des Phenylrings und der Ethylgruppe deutlich starker ausgepragt (70). In Abbildung 4.6 sind die relevanten Modellmolekule gezeigt, die im Rahmen dieser Arbeit untersucht wurden. Um nahere Informationen uber die Gute der Eisenoxidoberachen und uber die Adsorption von Phenylringe in genereller Form zu erlangen, wurden die planaren Molekule Benzol und Naphthalin auf diesen Oberachen adsorbiert und spektroskopiert. Als spektroskopisches A quivalent zur Ethylgruppe des Ethylbenzol beziehungsweise zur Vinylgruppe des Styrol wurden Oktan und Ethen bezuglich ihres Adsorptionsverhaltens auf diesen Oberachen untersucht. 43 4. Adsorbate und Substrate Naphthalin Benzol Oktan Ethen Abbildung 4.6: Molekulare Struktur der Modellmolekule Benzol, Naphthalin, Oktan und Ethen. Es handelt sich hier ausschlielich um planare Molekule mit einer wohldenierten Ebene. 4.3 Die Praparation Nach der Herstellung der verschiedenen Eisenoxid-Filme und der U berprufung der hohen strukturellen Qualitat mittels LEED und XPS (Abschnitt 4.1) erfolgte eine kontrollierte Praparation der Adsorbatlme. Zur Bestimmung der Schichtdicken wurden dafur die entsprechenden XP-Spektren quantitativ nach Formel 3.2.2 ausgewertet. Fur Ethylbenzol und Styrol geben die Tabellen 4.1 und 4.2 einen konkreten U berblick uber die untersuchten Adsorbat-Substrat-Systeme inklusive der ermittelten Schichtdicken und Adsorptionstemperaturen. Von jedem System wurde eine Reihe von Adsorbatschichten mit wachsendem Be- 44 4. Adsorbate und Substrate Ethylbenzol/FeO Schichtdicke Temperatur Kommentar 0.5 ML 190 K Submonolage 1.0 ML 190 K Monolage 5.0 ML 170 k Multilage Ethylbenzol/Fe3O4 Schichtdicke Temperatur Kommentar 0.3 ML 270 K Submonolage 1.0 ML 260 K Monolage 3.0 ML 200 K dunne Multilage 5.0 ML 155 k Multilage Ethylbenzol/Fe2O3 Schichtdicke Temperatur Kommentar 0.4 ML 230 K Submonolage 1.0 ML 190 K Monolage 10.0 ML 145 k Multilage Tabelle 4.1: U berblick uber die untersuchten Ethylbenzollme adsorbiert auf den Oberache FeO(111), Fe3 O4(111) und Fe2O3 (0001) inklusive Schichtdicke und Adsorptionstemperatur deckungsgrad prapariert, wobei das Aufdampfen aus der Gasphase zunachst bei hohen Oberachentemperaturen und geringer Dosierung durchgefuhrt wurde. Nach abgeschlossener spektroskopischer Charakterisierung wurde durch ein erneutes Aufdampfen der Molekule bei tieferen Probentemperaturen die nachst dickere Schicht hergestellt und erneut untersucht, bis eine abschlieende Bedeckung im Multilagenbereich erreicht wurde. Die somit hergestellten Schichten verschiedener molekuarer Bedeckung lassen sich als Submonolage (hohe Probentemperatur), gesattigte Monolage, dunne Multilage und dicke Multilage (niedrige Probentemperatur) beschreiben. Um eine Desorption wahrend der Messungen zu vermeiden, wurde nach erfolgter Adsorption die Probe weiter gekuhlt. Zur Praparation der Ethylbenzol- und Styrol-Filme wurde 45 4. Adsorbate und Substrate Styrol/FeO Schichtdicke Temperatur Kommentar 10 A 270 K Submonolage 20 A 250 K Monolage 30 A 200 K dunne Multilage 40 A 150 k Multilage Styrol/Fe3O4 Schichtdicke Temperatur Kommentar 10 A 270 K Submonolage 20 A 250 K Monolage 30 A 200 K dunne Multilage 40 A 150 k Multilage Styrol/Fe2O3 Schichtdicke Temperatur Kommentar 10 A 270 K Submonolage 20 A 250 K Monolage 30 A 200 K dunne Multilage 40 A 150 k Multilage Tabelle 4.2: U berblick uber die untersuchten Styrollme adsorbiert auf den FeO-, Fe3O4 - und Fe2O3-Oberachen inklusive Schichtdicke und Adsorptionstemperatur auf TDS-Daten aus der Literatur zuruckgegrien [39,70], die eine gute Orientierung hinsichtlich der Oberachentemperatur wahrend der Adsorption und der Dosierrate ermoglichten. Eine Verizierung dieser Untersuchungen von Kuhrs et al. konnte mittels XP-Spektroskopie durchgefuhrt werden. Die schematische Darstellung der TDS-Ergebnisse ist in Abbildung 4.7 gezeigt. Da bezuglich der Desorptionstemperatur zwischen Ethylbenzol und Styrol kein signikanter Unterschied festgestellt wurde, gilt die Abbildung fur beide Substanzen gleicher- 46 4. Adsorbate und Substrate 150 200 Sauber Monolage Multilage TDS: Ethylbenzol (Styrol) /FeO (schematisch) 250 300 350 400 Temperatur [K] Sauber Monolage Bilage Multilage TDS: Ethylbenzol (Styrol) /Fe3O4 (schematisch) 150 200 250 300 350 400 Temperatur [K] Sauber Monolage Bilage Multilage TDS: Ethylbenzol (Styrol)/ Fe2O3 (schematisch) 150 200 250 300 350 400 Temperatur [K] Abbildung 4.7: Zusammenfassung der Desorptionsexperimente von Ethylbenzol und Styrol adsorbiert auf den verschiedenen Eisenoxidoberachen (nach Kuhrs et al.). Diese Daten dienten zur Orientierung fur die Praparation der in dieser Arbeit untersuchten Adsorbat-Filme. maen. Daraus folgt, da das Adsorptionverhalten auch insgesamt vergleichbar ist. Im Hinblick auf die Ausbildung der verschiedenen Oberachenspezies in Abhangigkeit von der Temperatur treten jedoch deutliche Variationen auf. Wahrend sich im Falle des FeO-Substrates zwei verschiedene Spezies ausbilden konnen, handelt es sich im Falle des Fe3O4- und Fe2O3-Substrates um drei verschiedene Phasen. In jedem Fall kommt es bei Temperaturen unterhalb 170 K durch Kondensation zur Ausbildung einer Multilage. Zwischen 170 K und 220 K formiert sich auf allen Substraten ein schwach gebundener, physisorbierter Film, der auf den Fe3 O4- und Fe2 O3-Oberachen 47 4. Adsorbate und Substrate eine Bilage bildet, im Falle von FeO jedoch als gesattigte Monolage charakterisiert wird. Wahrend beim FeO-Film unterhalb 220 K die Desorption erfolgt, wird im Falle der anderen beiden Substrate bei diesen Temperaturen eine chemisorbierte Spezies in Monolagenbedeckung beobachtet. Oberhalb von 300 K beziehungsweise 340 K kommt es zur Desorption von der Fe2O3- beziehungsweise Fe3O4 -Oberache. 48 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen In der Literatur werden haug Adsorptionsexperimente beschrieben, bei denen vorrangig einkristalline Oberachen (zum Beispiel Cu(110), Au(111), ... ) als Substrate Verwendung nden [6]. Die in dieser Arbeit untersuchten Eisenoxid-Filme weisen im Vergleich dazu eine recht komplexe Struktur auf. Um nahere Informationen bezuglich ihrer elektronischen Struktur zu erlangen, wurden zunachst die reinen Substratlme spektroskopisch charakterisiert. 5.1 Charakterisierung mittels XP-Spektroskopie Fur die hier prasentierten XP-Spektren erfolgte die Anregung mit Mg K -Rontgenstrahlung (h = 1253,6 eV). Zur qualitativen Analyse wurden zunachst von allen praparierten Eisenoxid-Oberachen U bersichtsspektren im Bereich von Bindungsenergien zwischen 1000 eV und 0 eV aufgenommen. Diese sind in Abbildung 5.1 dargestellt und konnen anhand der Zuordnung der auftretenden Linien nach Referenz [40] direkt miteinander verglichen werden. Als Referenzsignal wird hier im oberen Teil das XP-Spektrum eines reinen Eisenlms, der auf den Platin-Kristall aufgedampft wurde, vor der Oxidation gezeigt. Zu erkennen sind die typischen Linien Fe2s (Ebin =845 eV), Fe2p1=2 (Ebin =720 eV) und Fe2p3=2 (Ebin =707 eV), Fe3p (Ebin=53 eV) sowie die drei Auger-Linien LMM (Ebin=655 eV, Ebin =606 eV, Ebin =551 eV). Auf den darunter folgenden Spektren sind diese Linien 49 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen XPS: Übersichtsspektren (Mg Ka ) Intensität [CPS x 1000] 300 Fe 2p1/2 Fe 2p3/2 Fe/Pt(111) 200 Pt 4p3/2 100 Pt 4f Pt 4d3/2 Pt 4d5/2 FeO/Pt(111) Fe3O4/Pt(111) 0 1000 Fe 2s O KLL 800 Fe2O3/Pt(111) Fe LMM O 1s 600 400 Bindungsenergie [eV] 200 Fe 3p 0 Abbildung 5.1: XP-U bersichtsspektren der drei relevanten Eisenoxid-Filme und des reinen Fe-Films vor der Oxydation (oben), der als Referenz fur die auftretenden Fe-Linien dient. Im Hinblick auf die qualitaitive Analyse lassen sich ferner die typischen Linien der Elemente Platin (nur FeO/Pt(111)) und Sauersto identizieren wobei die Referenzierung mit Hilfe von Literaturdaten durchgefuhrt wurde (fur Einzelheiten siehe Text). ebenfalls prasent, variieren jedoch bezuglich Intensitat und energetischer Position, was in den hoher aufgelosten Spektren in Abbildung 5.2 am Beispiel der Fe2p-Linien demonstriert wird. Neben diesen Eisenlinien wird das U bersichtsspektrum der Monolage FeO auf Pt(111) ( 3 A) deutlich von den Platin-Linien Pt4p3=2 (Ebin=519 eV), Pt4d3=2 (Ebin=332 eV) und Pt4d5=2 (Ebin=315 eV) sowie Pt4f5=2 (Ebin=74 eV) und Pt4f5=2 (Ebin=71 eV) dominiert, wahrend diese bei den dickeren Filmen mit Fe3O4und Fe2O3-Stochiometrie nicht mehr auftreten, da sie durch die daruber bendliche 50 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen Multilage ( > 100 A) vollstandig abgeschwacht werden. Ferner sind in allen Spektren der Eisenoxid-Filme die Sauersto-Auger-Linien O KLL (Ebin =780 eV, Ebin =766 eV, Ebin =745 eV) sowie die O1s-Linie (Ebin =530,1 eV) zu erkennen. Diese Ergebnisse stehen mit den Literaturdaten in guter U bereinstimmung, siehe Referenzen [41] und [42]. XPS: Fe 2p (Mg Ka ) Fe 2p1/2 Fe 2p3/2 20 40 Fe 30 FeO Fe3O4 Fe2O3 0 730 720 710 Bindungsenergie [eV] FeO 10 20 10 530.1 eV 15 Intensität [CPS x 1000] Intensität [CPS x 1000] 50 XPS: O1s (Mg Ka ) Fe3O4 5 Fe2O3 0 540 700 530 520 510 Bindungsenergie [eV] Abbildung 5.2: Detaillierte XP-Spektren der Fe2p- (links) und der O1s-Linien gemessen mit einer hoheren Auosung des Energieanalysators. Wahrend sich die Fe2p-Linien von oben nach unten zu hoheren Bindungsenergien verschieben, bleibt die Position der O1s-Linie konstant. Die elektronische Ladung der Fe-Ionen und somit strukturelle Informationen des Eisenoxidlms lassen sich ermitteln. Die beiden Diagramme in Abbildung 5.2 gestatten eine genauere Untersuchung der Fe2p- (links) und O1s-Region (rechts), wobei die Spektren hier in einer deutlich hohern Auosung dargestellt sind. Der Energieanalysator wurde dafur wahrend des Experimentes mit einer Passenergie von 20 eV betrieben, wahrend die Spektren in Abbildung 5.1 bei EPass=100 eV gemessen wurden. Der linke Teil der Abbildung wird die Fe2p-Linien des reinen Fe-Signals erganzt (oben). Deutlich zu erkennen ist die Verschiebung beider Fe2p-Linien zu hoheren Bindungsenergien mit steigender Ladung 51 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen der Eisenatome bezwiehungsweise -ionen. Beim reinen Eisen (Fe0 ) benden sich die Peaks bei 719,7 eV und 706,6 eV (siehe 5.1). Sie verschieben im Falle des FeO-Films (ausschlielich Fe2+ -Ionen) zu 721,7 eV und 708,8 eV, im Falle des Fe3 O4-Films (Fe2+und Fe3+-Ionen) zu 723,6 eV und 710,5 sowie beim Fe2 O3-Film (ausschlielich Fe3+Ionen) zu 723,9 eV und 710,7 eV. Diese Werte sind charakteristisch fur die Fe2+und Fe3+-Ionen und stimmen sehr gut mit Literaturangaben von Muhler et al. [43], Brundle et al. [44] und Bagus et al. [45] uberein. Die Linien des Fe3O4-Fims weisen im Vergleich zu den anderen beiden Oxiden eine Verbreiterung auf, die sich auf die Koexistentenz der beiden Ionen Fe2+ und Fe3+ zuruckfuhren lat. Besonders deutlich erkennbar ist das im Fall des Fe2p3=2 -Peaks, dessen Schwerpunkt auf Grund des entsprechenden Mengenverhaltnisses der Ionen 1/3 (Fe2+) zu 2/3 (Fe3+) bei hoheren Bindungsenergien liegt. Neben der Primaranregung mit Mg K-Strahlung tragen sowohl zahlreiche Satelliten als auch shake-up-Prozesse zu der gemessenen Linienform bei [41,42]. Bei Betrachtung des rechten Teils der Abbildung 5.2 wird deutlich, da die energetische Position der O1s-Linie bei allen drei Eisenoxidlmen konstant bei einer Bindungsenergie von 530,1 eV bleibt. Im Gegensatz zu den Fe2p-Linien weist die SauerstoLinie bezuglich der Linienbreite und -form keine signikanten Unterschiede auf, was zu den Angaben aus der Literatur konsistent ist [43{45]. In allen drei Filmen liegt der Sauersto ausschlielich in Form von O2; -Ionen vor und die O1s-Bindungsenergie ist von der Phase der Eisenoxide unabhangig ist. Die Struktur auf der niederenergetischen Seite im Spektrum des FeO-Film bei 519 eV ist der Pt4p3=2 -Linie zugeordnet, wahrend die an der nahezu gleichen Energieposition bendlichen Strukturen geringer Intensitat im Falle der beiden anderen Oxid-Filme typische Satelliten der Hauptanregung sind. Wie bei der Analyse der Fe2p-Region demonstriert, liefert somit die Photoelektronenspektroskopie XPS eine adaquate Moglichkeit, strukturelle Informationen inklusive der elektronischen Ladungen und der Ionenstochiometrie der Eisenoxidlme zu gewinnen. Diese Spektroskopiemethode ist bezuglich der Charakterisierung und Identizierung der verschiedenen Filme eine sinnvolle Erganzung der LEED-Experimente (siehe Kapitel 4.1). Um eine detailliertere Analyse der Linienform der in diesem Kapitel gezeigten XP-Spektren durchzufuhren, empehlt sich eine Studie unter Verwen52 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen dung durchstimmbarer Rontgenstrahlung. 5.2 Charakterisierung mittels NEXAFS-Spektroskopie Intensität [Einheiten des Kantensprungs] NEXAFS: Fe "White Lines" 20 L3 30° 90° 15 L2 10 Fe2O3 Fe3O4 FeO 5 0 700 710 720 730 Photonenenergie [eV] 740 Abbildung 5.3: NEXAFS-Spektren der drei Eisenonxidlme im Energiebereich der Fe-Kanten L2 und L3 (white lines). Analog zu den in den Abbildungen 5.1 und 5.2 gezeigten XP-Spektren werden hier die NEXAFS-Signale prasentiert, die vor der Adsorption der organischen Molekule von den reinen Eisenoxidoberachen detektiert wurden. Die Energieskala wurde dabei anhand von Literaturdaten kalibriert [42]. Abbildung 5.3 zeigt entsprechende Spektren, die fur alle drei Oxidlme im Bereich der Photonenenergie zwischen 700 eV und 740 eV gemessen wurden, wobei die Energieskala anhand von Literaturdaten kalibriert 53 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen [42] wurde. In diesem Bereich liegen die Fe-Kanten L2 und L3, die durch Elektronenanregungen aus den 2p- in die 3d-Orbitale erzeugt werden. Diese "white lines" (weie Linien) lassen sich generell in Form des Elektronenubergangs 2p6 3dn ! 2p5 3dn+1 schreiben (l = +1) und sind auf Grund der Spin-Bahn-Kopplung der Fe2p3=2 - und Fe2p1=2 -Orbitale energetisch um etwa 13 eV voneinander getrennt (siehe Abbildung 5.2). Verglichen mit den spektralen Formen des metallischen Eisens [46], kommt es im Falle der Eisenoxide zu einer chemischen Verschiebung zu hoheren Energien um 1.4 eV und zu einer Erhohung des Intensitatsverhaltnisses I(L3)/I(L2) von 3,0 auf 4,1. Mogliche Ursachen dafur sind Unterschiede im Bereich des Valenzbandes sowie in den Koordinationen (oktaedrisch ! tetraedrisch), was durch Untersuchungen an Mineralien unterstutzt wird [47]. Ein Vergleich der Spektren der verschiedenen Oxidoberachen untereinander lat keine signikanten Unterschiede im spektralen Verlauf erkennen. Allerdings wurden die Messungen hier in einem energetischen Grenzbereich durchgefuhrt, da die Optimierung des verwendeten Monochromators im Bereich von Photonenenergien zwischen 200 eV und 600 eV liegt. Die Auosung bei 700 eV konnte zu 2 eV abgeschatzt werden (Abschnitt 2.5), so da eine eventuelle Aufspaltung der "white lines", wie sie in der Literatur berichtet wird [48], nicht beobachtbar war. Im Falle der Fe3 O4- und FeO- Oberachen sind Spektren gezeigt, die unter streifendem (30) und senkrechtem Einfall (90) der anregenden Rontgenstrahlung relativ zur Oberache gemessen wurden, die jedoch keine signikanten Intensitatsunterschiede aufweisen. In Abbildung 5.4 sind die zu den Spektren in Abbildung 5.3 zugeordneten NEXAFSDaten gezeigt, die im Energiebereich der O1s- (links) und der C1s-Kanten (rechts) gemessen wurden. Exemplarisch werden hier die Daten fur den Fe3 O4-Film prasentiert, da die Strukturen der Signale der einzelnen Eisenoxidlme keine wesentlichen Unterschiede aufweisen. Ebenso zeigen die Spektren keine wesentlichen Variationen der Intensitat bei A nderung des Einfallswinkels (30 vs. 90), weshalb die Spektren in der Abbildung unter einem Einfallswinkel von 55 gemessen wurden. Das C1s-Spektrum ist der Abbildung 3.7 entnommen und weist im Vergleich mit den Spektren der Fe2p- und O1s-Region nur wenige ausgepragte Strukturen auf. Der Ursprung der beiden charakteristischen Minima, lokalisiert bei 285 eV und 291 eV, ist in 54 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen A B 3 55° Intensität [Einheiten des Kantensprungs] Intensität [Einheiten des Kantensprungs] 4 NEXAFS: C1s-Kante NEXAFS: O1s-Kante Fe3O4 2 1 O2p+Fe4s O2p+Fe4p 0 1,0 Fe3O4 0,5 O2p+Fe3d 280 290 300 310 320 330 520 530 540 550 560 570 Photonenenergie [eV] Photonenenergie [eV] Abbildung 5.4: NEXAFS-Spektren des Fe3 O4-Films im Energiebereich der O1s(links) und C1s-Kante (rechts). Zwischen den drei Eisenoxidlmen sind dabei keine signikanten Unterschiede zu beobachen. Abschnitt 3 erlautert. Im Gegensatz dazu ist im O1s-Spektrum eine Vielzahl von intensiven Strukturen vorhanden, die durch die beiden Resonanzen A und B dominiert werden, deren Zuordnung durch einen detaillierten Vergleich mit Modellrechnungen moglich ist. Hierbei lat sich Resonanz A im Bereich vor der Kante bei 531 eV in U bereinstimmung mit Molekulorbital-Rechnungen Anregungen in ein Hybridorbital mit O2p- und Fe3d-Charakter zuordnen [49,50]. Resonanz B liegt bei um 5-20 eV hoheren Photonenenergien und besteht aus 2 Komponenten, die Anregungen in Orbitale zugeordnet werden konnen, die durch Hybridisierung des O2p-Zustandes mit dem Fe4s- bzw. Fe4p-Zustanden gebildet werden [51,52]. In einem reinen ionischen Modell wurde der Sauersto formell die Konguration O 1s2 2s2 2p6 aufweisen, womit ein U bergang der Form 1s ! 2p unter Berucksichtigung der Dipolauswahlregel l = +/-1 nicht moglich ware, da der O2p-Zustand bereits vollstandig besetzt ist. Aus der Literatur ist jedoch bekannt, da U bergangsmetalloxide nicht ausschlielich ionischen Charakter aufweisen, sondern auch einen betrachtlichen Anteil an kova55 5. Spektroskopie der reinen Eisenoxid-Oberachen lenten Anteilen besitzen [51]. Das O1s-Signal ist daher eine Funktion des Grades der Kovalenz und somit des Anteils des O2p-Zustandes im Leitungsband des Metalls. Die Elektronenanregung kann daher in der Form O1s ! O2p Fe4sp geschrieben werden. Anschaulich lat sich die elektronische Struktur als Bindung zwischen den Fe4sp-Zustanden mit dem p-Zustand der oktaedrisch koordinierten O-Liganden beschreiben. Dabei kommt es zur Ausbildung von -artigen Bindungen, wahrend der Literatur zufolge das O2p+Fe3d-Orbital als -Orbital behandelt werden kann. Obwohl somit die elektronischen Strukturen der reinen Eisenoxidoberachen im Wesentlichen verstanden sind, kann es bei der Auswertung der NEXAFS-Spektren von adsorbatbedeckten Oberachen auf Grund der ausgepragten Strukturen im Falle des Substrates zu Problemen kommen. Speziell bei Spektren gemessen an der O1s-Kante mu dabei eine exakte Normierung erfolgen, wahrend das Substratsignal an der C1sKante einen eher achen spektralen Verlauf aufweist. 56 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Wahrend die Prasentation der Ergebnisse fur die Adsorbate der Modellmolekule in Kapitel 7 erfolgt, werden in diesem Kapitel die spektroskopischen Ergebnisse der katalytisch relevanten Adsorbate Ethylbenzol und Styrol gezeigt. Die Daten fur das Ethylbenzol sind veroentlicht in [62], wahrend die Styrol-Ergebnisse in [41] zu nden sind. 6.1 Das Edukt: Ethylbenzol 6.1.1 XP-Daten In Abbildung 6.1 sind die XP-Daten des Edukts Ethylbenzol adsorbiert auf den Substratoberachen FeO (oben), Fe3O4 (mitte) und Fe2 O3 (unten) im Bereich der C1sBindungsenergie zusammenfassend dargestellt. Die Energieskala wurde durch Referenzierung auf die Position der O1s-Substratlinie kalibriert, deren Bindungsenergie mit 530,1 eV fur alle Eisenoxide konstant ist [41,42,45]. Die resultierenden Energiepositionen der C1s-Linien sind in der Abbildung explizit angegeben, wobei in jedem Spektrum jeweils nur eine Linie mit einer Halbwartsbreite von 1,3 eV prasent ist. In jedem Diagramm nimmt die Schichtdicke der adsorbierten Filme von unten nach oben zu, wobei der Bedeckungsgrad nach Kapitel 3 berechnet wurde und eine Monolage als Sattigungsbedeckung auf dem FeO-Substrat bei einer Substrattemperatur von 190 K 57 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol XPS (Mg Ka ): Ethylbenzol 30 EB/FeO 284.7 eV 20 284.5 eV 10 Intensität [CPS x 1000] Monolage 284.3 eV 0 295 15 10 Multilage 290 EB/Fe3O4 Submonolage 285 284.7 eV Multilage 284.3 eV 5 280 Monolage Submonolage 284.2 eV 0 295 40 30 290 EB/Fe2O3 285 284.7 eV Multilage 20 10 0 295 284.4 eV Monolage 284.3 eV 290 280 Submonolage 285 280 Bindungsenergie [eV] Abbildung 6.1: XP-Daten im Bereich der C1s-Bindungsenergie von adsorbiertem Ethylbenzol in unterschiedliche Schichtdicken auf den drei EisenoxidSubstraten. Wahrend sich der Multilagenpeak bei 284,7 eV bendet, verschiebt sich die C1s-Linie bei dunneren Bedeckungen auf allen Substraten auf Grund der Relaxation kontinuierlich zu niedrigeren Bindungsenergien. deniert ist. In allen Multilagenspektren bendet sich der C1s-Peak bei einer Energieposition von 284,7 eV. Bei diesen Schichtdicken kann der Einu des Substrates bezuglich der Adsorption ausgeschlossen werden. Das ist jedoch bei den dunneren Bedeckungen nicht der Fall und es kommt zu einer Verschiebung der C1s-Linie infolge von Relaxationseekten [53{55]. 58 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol 6.1.2 NEXAFS-Daten NEXAFS: Multilagen (C1s) hochaufgelöstes Gasphasen-Spektrum Elektronenteilausbeute [Einheiten des Kantensprungs] 30 25 A BC D E F 20 Ethylbenzol 15 n-Oktan 10 5 Benzol 0 280 290 300 310 Photonenenergie [eV] 320 Abbildung 6.2: NEXAFS-Daten von adsorbierten Multilagen im Vergleich. Anhand der bekannten Literaturspektren Benzol und n-Oktan lassen sich die entsprechenden Resonanzen im Falle des Ethylbenzols zuordnen, was durch ein hochaufgelostes Gasphasenspektrum unterstutzt wird. Die Untersuchung der elektronischen Struktur und der geometrischen Orientierung der Adsorbatmolekule erfordert ein umfassendes Verstandnis der in den NEXAFSSpektren auftretenden Resonanzen, deren Identizierung mittels Modellrechnungen und in der Literatur ausfuhrlich diskutierten Zuordnungen erfolgt. In Abbildung 6.2 werden die NEXAFS-Spektren an der C1s-Kante fur die adsorbierten Multilagen von Benzol, n-Oktan und Ethylbenzol prasentiert und konnen direkt miteinander verglichen werden. Fur das Molekul Ethylbenzol lassen sich die einzelnen spektralen Komponenten durch eine direkte U berlagerung der entsprechenden Resonanzen kleinerer Molekulfragmente zusammensetzen. Nach diesem "Building Block" Prinzip [6] erfolgte in dieser Arbeit die Identizierung mittels bekannter Multilagenspektren der Molekule Benzol [6,57,58], und n-Oktan [59]. Eine entsprechende Zuordnung ist ebenfalls in Abbildung 6.2 gegeben, wobei die einzelnen Energiepositionen der mit A bis 59 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol F bezeichnet Resonanzen der Tabelle 6.1 zu entnehmen sind: Zuordnung der Resonanzen Resonanz Energieposition [eV] Zuordnung A 285,3 ; Orbital; Benzol(C 1s ! e2u) B 287,6 Rydberg ; Orbital; Benzol + Oktan C 288,9 ; Orbital; Benzol(C 1s ! b2g ) D 293,9 ; Orbital; Benzol(C 1s ! e1u) + Oktan E 300,0 ; Orbital; Benzol(C 1s ! e1u + a2g ) F 302,0 ; Orbital; Oktan Tabelle 6.1: Zuordnung der Resonanzen im Multilagenspektrum von Ethylbenzol. Verwendet wurden die entsprechenden Literaturdaten von Benzol- und Oktanspektren. Im oberen Teil der Abbildung ist ferner ein hochaufgelostes Gasphasen-Spektrum im Energiebereich der vorderen -Resonanz gezeigt, welches von Puttner et al. (BESSY I Strahlrohr SX700/II) gemessen wurde [60,61]. Die experimentelle Auosung betragt in diesem Energiebereich 0,1 eV und ermoglicht eine detaillierte Analyse der Resonanzen A bis C in der Gasphase. Dieses Spektrum weist mit dem Multilagenspektrum eine groe A hnlichkeit auf und unterstutzt die erfolgte Zuordnung der NEXAFSResonanzen im Falle der Multilagen. 60 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol NEXAFS: Ethylbenzol (C1s) Multilage 20 Elektronenteilausbeute [Einheiten des Kantensprungs] 90° 30° 90° 15 30° EB/FeO(111), Q = 41° 0.1 L / T = 190 K: 0.5 ML 10 EB/Fe3O4(111), Q = 7° 0.2 L / T = 270 K: 0.3 ML 5 EB/Fe2O3(0001), Q = 21° 0 280 0.1 L / T = 230 K: 0.5 ML 290 300 310 Photonenenergie [eV] 320 Abbildung 6.3: C1s NEXAFS-Spektren fur dunne Filme im Bereich einer Submonolage von Ethylbenzol adsorbiert auf den verschiedenen Substraten. Die Spektren wurden unter normalem und streifendem Einfall der Synchrotronstrahlung gemessen und weisen einen ausgepragten Dichroismus auf. bezeichnet den daraus ermittelten mittleren Verkippungswinkel der Molekule relativ zur Oberache an. 61 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Diese wird in Abbildung 6.3 verglichen mit den entsprechenden NEXAFS-Spektren von Ethylbenzol adsorbiert auf den Adsorbatoberachen FeO(111), Fe3O4(111) sowie Fe2 O3(0001) fur den Fall geringer Bedeckungen von weniger als einer Monolage. Dabei werden je Adsorbat zwei Spektren prasentiert, die unter normalem (90, durchgezogene Linie) und streifendem (30, punktierte Linie) Einfall des anregenden Synchrotronlichtes gemessen wurden. Alle Spektren werden dominiert durch die -Resonanz A bei einer Photonenenergie von 285,2 eV, wobei ein ausgepragter gegenlauger Verlauf mit einem Maximum in den unter 30 gemessenen Daten erkennbar ist. Bei den unter 90 gemessenen Spektren besitzt die dominierende -Resonanz nur im Falle des FeO-Substrates eine deutliche Intensitat, wahrend bei den anderen beiden Substraten die entsprechende Intensitat fast verschwindet. Eine detaillierte Analyse der Resonanzintensitaten nach Referenz [6], wie sie in Kapitel 3 beschrieben wurde, liefert fur das molekulare -System die in der Abbildung 6.3 angegebenen mittleren Verkippungswinkel bezuglich der Oberachennormalen von 41, 7 und 21 fur die Adsorption auf den Substraten FeO, Fe3 O4 und Fe2 O3. Ausgehend von einem senkrecht zur molekularen Ebene orientierten -System, geben diese Winkel die Orientierung der Molekule relativ zur Oberache an. Die Resonanzen B und C weisen prinzipiell den gleichen Dichroismus auf, wahrend bei den -Resonanzen D und E ein entgegengesetzter Verlauf zu beobachten ist, was in sehr guter Konsistenz zu Literaturdaten steht [6]. Abbildung 6.4 zeigt eine Spektrenserie von Ethylbenzol adsorbiert auf dem Fe3O4Substrat mit variierender Bedeckung. Jede Adsorbatschicht, deren Dicke vom unteren Teil der Abbildung nach oben kontinuierlich wachst, wird dabei durch je zwei Spektren charakterisiert, die unter normalen (90) und streifenden (30) Einfall des Rontgenlichts gemessen wurden. Dabei wird der im Falle der Submonolage am starksten ausgepragte Dichroismus mit wachsender Bedeckung schwacher, wobei sich der spektrale Verlauf unter beiden gemessenen Winkeln annahert. Die sich aus dem Intensitatsverhaltnis der dominierenden -Resonanz ergebenden Verkippungswinkel betragen im Falle der Submonolage, Monolage und dunnen Multilage (Bilage) 7 , 40 und 57. 62 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol NEXAFS: Ethylbenzol/Fe3O4 20 30° 90° Elektronenteilausbeute [Einheiten des Kantensprungs] 18 16 Multilage 14 12 Q = 57° dünne Multilage 10 8 Q = 40° Monolage (gesättigt) 6 4 2 Q = 7° 0 Submonolage (ungesättigt) -2 280 285 290 295 300 305 310 315 320 325 Photonenenergie [eV] Abbildung 6.4: Spektrenserie von Ethylbenzol adsorbiert auf dem Fe3O4 -Substrat gemessen fur verschiedene Bedeckungen. Je dicker die Adsorbatschicht ist, um so geringer ist die Gegenlaugkeit und der sich daraus ergebende mittlere Verkippungswinkel. 63 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol 6.2 Das Produkt: Styrol Neben den bei den Untersuchungen von Ethylbenzol angewendeten Memethoden der XP- und NEXAFS-Spektroskopie werden zur Charakterisierung der Adsorption des katalytischen Produkts Styrol zusatzlich ab-initio Hartree-Fock-Rechnungen prasentiert, die anschlieend in einer eingehenden Analyse mit den experimentellen NEXAFS-Daten der Multilage und hochaufgelosten Gasphasenspektren verglichen werden (siehe Referenz [41]). 6.2.1 XP-Daten Auch in diesem Abschnitt werden zunachst die XP-Spektren im Bereich der C1sBindungsenergie gezeigt, die in Abbildung 6.5 fur die Adsorption von Styrol auf den Substratoberachen FeO (oben), Fe3O4 (mitte) und Fe2O3 (unten) dargestellt sind, wobei die Kalibrierung der Energieskala analog zu der im Falle des Ethylbenzols erfolgte. Diese Photoelektronenspektren weisen mit denen fur das Ethylbenzol gemessenen eine groe U bereinstimmung bezuglich der Halbwartsbreite ( 1,3 eV) und der Position der C1s-Linien auf. Wahrend sich der Peak der Multilage ebenfalls bei 284,7 eV bendet, betragt dessen Verschiebung auf Grund des Relaxationseektes in den Monolagenspektren bis zu 0,6 eV, was auch in diesem Fall in U bereinstimmung mit Literaturdaten steht. [53{55]. 6.2.2 NEXAFS-Daten Zunachst erfolgt eine Zuordnung der auftretenden Resonanzen, wobei analog zu Abschnitt 6.2.2 die Daten der Multilage Styrol mit den entsprechenden Daten von Benzol verglichen werden. Zusatzlich wird hier ein ISEELS-Datensatz (Inner Shell Electron Energy Loss Spectroscopy) von Ethen in der Gasphase zur Analyse verwendet [56]. Die Energiepositionen wurden mit den entsprechenden Literaturdaten [6,57,58] (Benzol) sowie [63,64] (Ethen) verglichen und konnen Tabelle 6.2 entnommen werden. Hierbei sind 4 verschiedene ausgepragte Resonanzen erkennbar (A-D), wobei die do64 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol 25 20 XPS (Mg Ka ): Styrol ST/FeO 284.7 eV Intensität [CPS x 1000] 15 10 284.4 eV 5 284.1 eV 0 295 25 20 290 ST/Fe3O4 15 10 5 0 295 25 20 284.7 eV 15 10 5 Monolage Submonolage 280 Multilage 284.6 eV Monolage 284.5 eV Submonolage 290 ST/Fe2O3 0 295 285 Multilage 285 284.7 eV 280 Multilage 284.5 eV Monolage 284.4 eV Submonolage 290 285 280 Bindungsenergie [eV] Abbildung 6.5: XP-Daten im Bereich der C1s-Bindungsenergie von adsorbiertem Styrol in unterschiedlichen Bedeckungen auf den drei EisenoxidSubstraten. Wahrend sich der Multilagenpeak bei 284,7 eV bendet, verschiebt die C1s-Linie genau wie bei der Adsorption von Ethylbenzol bei dunneren Bedeckungen auf allen Substraten auf Grund der Relaxation kontinuierlich zu niedrigeren Bindungsenergien. minierende -Resonanz bei 285,0 eV dem U bergang C 1s ! e2u zugeordnet wird, was einer Anregung in das niedrigste unbesetzte Molekulorbital LUMO des Phenylrings entspricht. Zu beachten ist dabei, da bei einer Energieposition von 284,1 eV eine zusatzliche Schulter auftritt, deren Intensitat etwa 12 % des Hauptpeaks entspricht (siehe auch Abbildung 6.8). In Abschnitt 6.2.3 werden Rechnungen prasentiert, die 65 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Elektronenteilausbeute [Einheiten des Kantensprungs] NEXAFS: Multilagen (C1s) 20 Ethen: ISEELS-Daten der Gasphase 15 Styrol 10 5 Benzol 0 280 A BC 285 290 D 295 300 305 310 Photonenenergie [eV] 315 320 325 Abbildung 6.6: NEXAFS-Daten von adsorbierten Multilagen im Vergleich. Anhand der bekannten Literaturspektren von Benzol und den ISEELS-Daten von Ethen in der Gasphase lassen sich die entsprechenden Resonanzen im Falle von Styrol zuordnen. Diese Zuordnung wird unterstutzt durch detaillierte ab-initio Hartre-Fock-Rechnungen der dominierenden Resonanz bei 285 eV sowei ein hochaufgelostes Gasphasenspektrum, die im Detail in Abbildung 6.10 prasentiert werden. eine Idenkation in Form einer Anregung von 1s-Elektronen, die an den C7 - und C8 -Kohlenstoatomen der Vinylgruppe lokalisiert sind, in das LUMO (1s ! ) entspricht. Diese Interpretation wird ferner durch die Tatsache unterstutzt, da in den Ethen-Daten die Position der ersten -Resonanz mit 284,7 eV um 0,5 eV energetisch tiefer liegt als im Falle von Benzol. Im NEXAFS-Spektrum vom Styrol, kommt es zur U berlagerung der Beitrage des Phenylrings und der Vinylgruppe, was in der beobachteten Aufspaltung resultiert. In Abbildung 6.7 ist eine Serie von NEXAFS-Spektren gezeigt, die fur verschiedene 66 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Zuordnung der Resonanzen Resonanz Energieposition [eV] Zuordnung A 284,1 -Orbital, Ethen (C 1s ! e2u) 285,0 -Orbital, Benzol (C 1s ! e2u ) B 287,7 Rydberg-Orbital, Benzol + Ethen C 289,1 -Orbital, Benzol (C 1s ! b2g ) + Rydberg-Orbital, Ethen D 293,6 -Orbital (C 1s ! e1u) Tabelle 6.2: Zuordnung der Resonanzen im Multilagenspektrum von Styrol. Verwendet wurden die entsprechenden Literaturdaten von bekannten Benzolspektren. Styrol-Adsorbate mit Bedeckungen im Bereich von Submonolagen auf den drei Substraten FeO (oben), Fe3O4 (mitte) und Fe2 O3 (unten) gemessen wurden. Analog zu den entsprechenden Untersuchungen von Ethylbenzol existiert auch im Falle von Styrol ein ausgepragter Dichroismus im Verlauf der Spektren, die unter normalem (90) und streifendem (30) Einfall der Rontgenstrahlung aufgenommen wurden. Die dominierende -Resonanz bei 285 eV weist auch hier ihr Maximum in den 30-Spektren auf und der spektroskopische Verlauf der Resonanzen D und E ist bei Variation des Einfallswinkels gegenlaug. Der sich daraus ergebende mittlere Verkippungswinkel der molekularen Ebene gegen die Oberache ist in der Abbildung 6.7 angegeben, wobei im Falle der Fe3O4- und Fe2O3-Substrate die Molekule im Wesentlichen ach auf der Oberache angeordnet sind ( = 28 und 23), wahrend sie auf dem FeO-Film deutlich starker verkippen ( = 41). In Abbildung 6.8 werden nun die fur Ethylbenzol und Styrol gemessenen NEXAFSDaten miteinander verglichen, wobei der Fokus auf der spektralen Form der ersten -Resonanz liegt. Im oberen Teil sind zunachst die Spektren der in Multilagenbedeckung adsorbierten Molekule Ethylbenzol (Abbildung 6.2) und Styrol (Abbildung 6.6) prasentiert, wahrend im unteren Teil die Styroldaten der auf dem Fe3 O4-Substrat adsorbierten, gesattigten Monolage gezeigt sind, die unter verschiedenen Winkeln gemessen wurden (Abbildung 6.7). Im Falle von Ethylbenzol kann die Form der Resonanz durch eine Gaukurve bei einer Position von 285,3 eV simuliert werden. Im Falle von Styrol ist sowohl in den Multi- als auch Monolagen-Spektren eine zusatzliche 67 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol NEXAFS: Styrol (C1s) Multilage 20 Elektronenteilausbeute [Einheiten des Kantensprungs] 90° 30° 90° 15 30° ST/FeO(111), Q = 41° 0.1 L / T = 190 K: 0.6 ML 10 ST/Fe3O4(111), Q = 28° 0.1 L / T = 240 K: 0.5 ML 5 ST/Fe2O3(111), Q = 23° 0 280 0.1 L / T = 240 K: 0.3 ML 290 300 310 Photonenenergie [eV] 320 Abbildung 6.7: C1s NEXAFS-Spektren fur dunne Filme von adsorbiertem Styrol im Bereich einer Submonolage auf den drei relevanten EisenoxidSubstraten. Die Spektren wurden unter normalem und streifendem Einfall der Synchrotronstrahlung gemessen und weisen einen ausgepragten Dichroismus auf. gibt den daraus berechneten, mittleren Verkippungswinkel der Molekule relativ zur Oberache an. Schulter auf der niederenergetischen Seite zu erkennen. Hier kann die Resonanzform duch 2 Gaukurven angenahert werden, die bei 284,1 eV und 285,0 eV positioniert sind. Auf Grund der limitierten apparativen Auosung von 0,5 eV an der C1s-Kante ist eine weitere Trennung in diesem Fall nicht moglich. Im folgenden Abschnitt 6.2.3 68 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Elektronenteilausbeute [Einheiten des Kantensprungs] Anpassung der p *-Resonanzen Multilage Ethylbenzol 285.3 eV 25 20 284.1 eV 285.0 eV Multilage Styrol 15 10 Monolage Styrol/Fe3O4 30° 5 Monolage Styrol/Fe3O4 90° 0 280 282 284 286 288 290 292 294 Photonenenrgie [eV] Abbildung 6.8: Vergleich verschiedener Multi- und Monolagenspektren zur Analyse der dominierenden -Resonanz. Wahrend sich im Falle von Ethylbenzol die Resonanz durch eine Gaukurve (285,3 eV) annahern lat, ist beim Styrol eine zusatzliche Schulter zu erkennen. Der gesamte Peak lat sich hier durch 2 Gaukurven (284,1 eV und 285,3 eV) Simulieren. wird eine auf Hartree-Fock-Rechnungen basierende, detaillierte Interpretation dieser Struktur gegeben. 6.2.3 Hartree-Fock-Rechnungen Um den Ursprung der dominierenden -Resonanz, lokalisiert bei 285 eV detaillierter zu untersuchen, wurden fur das Styrol ab-initio Hartree-Fock-Rechnungen durchgefuhrt [41]. Die dabei verwendeten Wellenfunktionen beschreiben die Elektronenanregungen von einem lokalisierten 1s- in ein unbesetztes Valenz-Orbital im Falle 69 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol eines isolierten Molekuls. Um den Rechenaufwand vertretbar zu gestalten, wurde eine planare Geometrie des Molekuls gewahlt, obwohl es theoretische und experimentelle Hinweise auf eine Torsion zwischen Phenylring und Vinylgruppe in der Gasphase um 27 gibt [36]. Wahrend in Referenz [41] die Durchfuhrung der Rechnungen detailliert beschrieben ist, werden im Rahmen dieser Arbeit die zum Vergleich mit den NEXAFS-Daten relevanten Ergebnisse in Tabelle 6.3 prasentiert. Ergebnisse der ab-initio Hartree-Fock-Rechnungen Nummer des C-Atoms Energieposition [eV] Intensitat (siehe Abbildung 1.1) (relativ zu C5 ) (willkurliche Einheiten) C5 (phenyl) +/- 0 (286.49) 1,00 C1 (phenyl) -0.01 1,10 C4 (phenyl) -0.12 1,07 C3 (phenyl) -0.19 0,99 C2 (phenyl) -0.30 0,94 C6 (phenyl) -0.38 1,04 C7 (vinyl) -1.06 1,16 C8 (vinyl) -1.46 1,16 Tabelle 6.3: Berechnete Energiepositionen und relative Intensitaten der zur dominierenden -Resonanz beitragenden Kohlensto-Atome Fur den Beitrag jedes Kohlenstoatoms zur Gesamtintensitat wurde dabei die Anregung aus den einzelnen 1s-Orbitalen simuliert und deren Energieposition und Intensitat untereinander referenziert. In Abbildung 6.9 ist das Ergebnis der Rechnungen graphisch dargestellt, wobei fur die Halbwartsbreite der verwendeten Gaukurven ein Wert von 0,5 eV verwendet wurde, der die experimentelle Auosung am Strahlrohr HE-TGM2 widerspiegelt (siehe Kapitel 3.2.1). In der resultierenden U berlagerung der einzelnen Beitrage wird deutlich, da die Resonanz in zwei Komponenten unterteilt werden kann. Die Schwerpunkte der resultierenden Kurven liegen um 1,1 eV voneinander getrennt und der niederenergetische Peak weist einen Anteil von 12% an der Gesamtintenitat auf. Dieses Ergebnis steht in guter U bereinstimmung mit den experimentellen NEXAFS-Daten, die in Abbildung 6.8 dargestellt sind. 70 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol 5 Intensität [willkürliche Einheiten] 4 berechnete p *Resonanz von Styrol 3 2 1 0 -1 284 C8 C7 285 C6C2C3C4C1C5 286 287 Photonenenergie [eV] Abbildung 6.9: U berlagerung der Beitrage der einzelnen Kohlenstoatome zur Intensitat der dominierenden -Resonanz, wie sie mittels ab-initio HartreeFock-Rechnungen ermittelt wurden. Die beiden Komponenten liegen energetisch um 1,1 eV getrennt, wahrend der tiefer liegende Beitrag einen Anteil von 12% an der Gesamtintensitat besitzt. 6.2.4 Vergleich mit hoch-aufgelosten Gasphasen-Daten Um weitere, von der Filmpraparation und den NEXAFS-Daten unabhangige, experimentelle Informationen uber die elektronische Struktur des Molekuls Styrol speziell im Bereich der ersten -Resonanz zu erlangen, wurde zusatzlich ein hochaufgelostes Gasphasenspektrum gemessen. Dieses ist in Abbildung 6.10 c) gezeigt und wird direkt mit einem entsprechenden Ausschnitt aus dem NEXAFS-Spektrum der Multilage d) verglichen. Ebenso wie im Falle von Ethylbenzol (Abbildung 6.1) wurde Spektrum c) von Puttner et al. am Strahlrohr SX700/II gemessen. In beiden Styrol-Spektren ist deutlich eine Schulter auf der niederenergetischen Seite der -Resonanz erken71 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol nen. Ferner weist das Gasphasenspektrum c) eine Reihe weiterer Strukturen in einem Energieintervall von 320 meV auf, welche C-H Streckschwingungen zugeordnet werden konnen und die in der Abbildung ebenfalls gekennzeichnet sind. Diese Feststellung wird unterstutzt durch das Studium bekannter Photoabsorptionsspektren von Benzol und Ethen aus der Literatur ( [65{67]) bei denen die entsprechende Anregung C1s ! eine vergleichbare Vibrationsfeinstruktur aufweist. Spektrum a reprasentiert erneut die Ergebnisse der Hartree-Fock-Rechnungen, wobei auf Grund der erhohten experimentellen Auosung fur die Halbwertsbreite der Gaukurven ein Wert von 0,2 eV gewahlt wurde. Eine darauf basierende einfache Modellierung der C-H Vibrationen fuhrt schlielich zu Spektrum b. Die dafur notigen Angaben bezuglich der Intensitatsrelationen der Vibrationsbanden aller beteiligter Atome wurden den Referenzen [65{67] entnommen. Zu beachten ist dabei, da die symmetrischen C-C Streckschwingungen vernachlassigt werden konnten, da ihre Vibrationsenergie mit 120 meV deutlich kleiner ist als die bei der Modellierung verwendete Linienbreite von 200 meV. In Referenz [41] werden alle Details ausfuhrlich diskutiert. Das somit theoretisch simulierte Spektrum b zeigt groe A hnlichkeiten mit den experimentellen Daten der Gasphase c und der Multilage d Styrol. 6.3 Diskussion der Meergebnisse In diesem Kapitel wurden experimentelle und theoretische Daten prasentiert, deren Analyse neue Informationen bezuglich der Adsorptionseigenschaften von Ethylbenzol und Styrol auf den relevanten Eisenoxidoberachen liefern. Betrachtet man die Oberachentemperaturen, bei denen die Adsorption der dunnen Filme im Bereich unterhalb einer Monolagenbedeckung stattndet, sind deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Substraten zu erkennen. Wahrend im Falle der Fe3 O4- und Fe2O3Oberachen die Adsorption bereits in einem Temperaturintervall zwischen 270 K und 230 K stattndet, kommt es auf dem FeO-Film erst bei Probentemperaturen von 190 K zu einer Bedeckung, woraus sich fur beide Adsorbate deutlich kleinere Bindungsenergien schlufolgern lassen. Die Adsorption im Multilagenbereich tritt jeweils bei 150 K auf, was in guter U bereinstimmung mit den Ergebnissen von Kuhrs et al. steht 72 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Photoionisationsausbeute Styrol C1s-1 p * d) c) b) C2C4C5 a) C8 C7 284 C6C3C1 285 286 Photenenergie (eV) Abbildung 6.10: Die (C1s ! )-Resonanz im Detail: a) Simulation der Resonanz anhand der Ergebnisse der Hartree-Fock-Rechnungen unter Verwendung von Gaukurven einer Halbwertsbreite von 0,2 eV. b) Modizierung der theoretischen Ergebnisse durch Vibrationsanregungen. c) hochaufgelostes Gasphasenspektrum von Styrol mit eingezeichneten C-H Streckschwingungen. d) NEXAFS-Spektrum der Multilage Styrol [39]. Bezuglich der energetischen Position der C1s-Linie in den XP-Spektren sind die typischen Relaxationsverschiebung zwischen Multilage und Monolage zu erkennen. 73 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Dieser Eekt ist zuruckzufuhren auf die hohe Polarisierbarkeit der Metallatome im Substrat (Relaxation). Im Falle der Multilagenbedeckung hat die Polarisierbarkeit des Substrates auf Grund des groeren Abstandes keinen Einu mehr, weshalb die C1s-Linie bei etwas hoheren Bindungsenergien auftritt. Zwischen der Multilage und der Mono- beziehungsweise Submonolage von Ethylbenzol und Styrol adsorbiert auf den Eisenoxidoberachen betragt diese Energiedierenz bis zu 0,6 eV. Auf der Basis der Identikation der in den NEXAFS-Spektren von adsorbiertem Ethylbenzol (Abbildungen 6.2 und Tabelle 6.1) und adsorbiertem Styrol (Abbildungen 6.6 und Tabelle 6.2) auf den Eisenoxidoberachen auftretenden Resonanzen, die anhand von Vergleichsspektren und Literaturdaten erfolgte, lassen sich nun Aussagen bezuglich der elektronischen Struktur und der molekularen Adsorptionsgeometrie treen. Betrachtet man den Dichroismus der dominierenden -Resonanz in den Submonolagenspektren in Abbildung 6.3 und 6.7, ergibt sich auf allen Oberachen ein mittlerer Verkippungswinkel der Molekule, der deutlich kleiner als der magische Winkel von 54,7 ist. Daraus lassen sich fur die Fe3 O4- und Fe2O3 -Substrate Adsorptionsgeometrien mit ach auf der Oberache orientierten Molekulen schlufolgern, wahrend die schwacher gebundenen Molekule im Falle des FeO-Films um etwa 40 gegen die Substratebene verkippt sind oder einen geringeren Grad der Ordnung aufweisen. Die Halbwartsbreiten der dominierenden -Resonanzen zeigen zwischen den Spektren verschiedener Schichtdicke geringe Variationen. Sowohl fur die Adsorbatlme von Ethylbenzol als auch von Styrol sind zwischen den Multilagen (0,7 eV) und den Submonolagen, adsorbiert auf FeO (0,9 eV), nur geringe Veranderungen erkennbar, wahrend diese etwas signikanter auf den Substraten Fe3O4 (1,2 eV) und Fe2 O3 (1,2 eV) sind. Daraus lat sich im Falle des FeO-Films erneut eine deutlich schwachere Wechselwirkung zwischen beiden Adsorbaten und dem Substrat feststellen (Physisorption) als im Falle der anderen beiden Eisenoxide (Chemisorption). Von Interesse ist ein Vergleich diese Ergebnisse mit Literaturdaten, denen zufolge Benzol auf verschiedenen Metalloberachen in einer achen Geometrie adsorbiert [58]. In der Monolage wird im Falle einer schwachen Wechselwirkung mit dem Substrat (z.B. Au(111)) in den 90-Spektren keine Intensitat fur die dominiernde -Resonanz beobachtet, wahrend die Halbwertsbreite verglichen mit dem Peak der Multilage konstant bleibt. Bei starken Adsorbat-Substrat-Wechselwirkungen (z.B. auf Rh(111) und 74 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Pt(111)) kommt es auf Grund intensiverer chemischer Wechselwirkung zu A nderungen der elektronischen Struktur, wobei besonders die Verbreiterung der ersten Resonanz bei 285 eV charakteristisch ist. Weiss et al. konnten zeigen, da diese Beobachtung konsistent mit Verformungen der molekularen Ebene ist. Das Adsorptionsmodell geht dabei von einem mittlere Verkippungswinkel der C-H-Bindungen relativ zur Probenoberache von 20 - 30 aus, wahrend der Kohlenstoring parallel orientiert ist [58]. Als Folge davon kommt es zur Reduzierung der Symmetrie und die C2pxund C2py -Orbitale konnen in das molekulare -Orbital mischen. Im Vergleich dazu kann die Adsorption sowohl von Ethylbenzol, als auch von Styrol auf den Fe3O4- und Fe2 O3-Substraten als schwache Chemisorption betrachtet werden. Bei der Betrachtung der Ergebnisse von Abbildung 6.4 wird ein weiterer Aspekt der Adsorbat-Substrat-Wechselwirkung deutlich. Dabei ist der stetige Anstieg der Intensitat der vorderen -Resonanz bei den 90-Spektren mit wachsender Schichtdicke ein deutlicher Hinweis auf ein unterschiedliches Adsorptionsverhalten bei Bedeckungen im Submono- und Monolagenbereich. Fur die ungesattigte Submonolage lat sich daraus eine Adsorptionsgeometrie schlufolgern, bei der die Molekule ach auf der Oberache liegen. Wahrend der Formierung der gesattigten Monolage werden alle bei dieser Oberachentemperatur relevanten Adsorptionsplatze belegt, wobei es jedoch zur A nderung der molekularen Orientierung kommt, die in einem mittleren Verkippungswinkel von 40 resultiert. Das bedeutet, da bei einem sich verringernden Platzangebot auf der Oberache neben den Adsorbat-Substrat-Wechselwirkungen auch die intermolekularen Wechselwirkungen des Adsorbates Ethylbenzol an Bedeutung gewinnen. Die dafur verantwortlichen van-der Waals-Krafte konkurrieren in diesem Falle mit den fur die Adsorption verantwortlichen chemischen und elektrostatischen Kraften. Bei einem U bergang in den Bedeckungsbereich der Multilage erreicht die mittlere Verkippung den magischen Winkel von 54,7, was die Prasenz einer zufalligen Verteilung der molekularen Orientierung beziehungsweise eine Zunahme der Unordnung widerspiegelt. Der gleiche Befund konnte fur die Adsorption von Styrol festgestellt werden, wobei der entsprechende experimentelle Datensatz aus Grunden der Redundanz hier nicht explizit gezeigt ist (vergleiche Abbildung 6.4). Neben dieser groen Anzahl von U bereinstimmungen bezuglich des Adsorptionsverhaltens vom Edukt Ethylbenzol und vom Produkt Styrol auf den katalytischen 75 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Eisenoxid-Modelloberachen, weist deren elektronische Struktur signikante Unterschiede auf. Eine detaillierte Analyse der NEXAFS-Daten, gemessen von kondensierten Filmen im Bereich von Multilagen (Abb. 6.3 und 6.7) sowie aus den Gasphasenspektren (Abb. 6.10) und aus den unterstutzenden Hartree-Fock-Rechnungen (Abb. 6.9), lassen speziell im Energiebereich der ersten -Resonanz 285 eV diese Unterschiede deutlich zu Tage treten. Wahrend beim Ethylbenzol nur eine Resonanz prasent ist, die der Anregung C1s ! des Phenylrings zugeordnet wird, tritt beim Styrol eine zusatzliche Resonanz in Form einer Schulter auf. Diese ist um etwa 0,9 eV zu niedrigeren Photonenenergien verschoben und wird den entsprechenden Anregungen C1s ! zugeordnet. Durch die limitierte experimentelle Auosung und die U berlagerung der NEXAFS- und Gasphasenspektren durch Vibrationen auf Grund von C-H-Streckschwingungen ist eine Trennung dieser beiden Resonanzen gleichen Charakters, aber unterschiedlichen lokalen Ursprungs nicht moglich. Diese Schulter jedoch erlaubt eine spektroskopische Unterscheidung der beiden relevanten Molekule Ethylbenzol und Styrol, was hinsichtlich des katalytischen Prozesses der Dehydrierung von Interesse ist. Auch hinsichtlich von Polymerisationsreaktionen, wie beispielsweise bei der Bildung von Polystyrol, kann diese Erkenntnis ausgenutzt werden. So wurde diese zusatzliche Resonanz auch im NEXAFS-Spektrum von Polyphenylacetylen [68] beobachtet, dessen sich wiederholende Monomereinheiten der Form [CPH=CH]n dem Styrol sehr ahnlich sind. In korrespondierenden Polystyrolspektren, deren Monomereinheiten [CPH-CH2 ]n groe strukturelle A hnlichkeit mit Ethylbenzol besitzen, existieren hingegen keine Hinweise auf eine derartige Resonanz [69]. Bindungsmodell In U bereinstimmung mit anderen Adsorptionsstudien [70] kann auf Grund der im Rahmen dieser Arbeit prasentierten XP- und NEXAFS-Studien geschlufolgert werden, da keine chemische Wechselwirkung der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol mit dem ausschlielich Sauersto-terminierten FeO(111)-Substrat stattndet. Eine mogliche Interpretation liegt im basichen Charakter (nach Lewis) sowohl der Sauerstoatome an der Substratoberache als auch des molekularen -Systems des Adsorbates. Im Gegensatz dazu wird im Falle der teilweise Eisen-terminierten Filme Fe3O4 und Fe2 O3 eine Chemisorption beobachtet, die in Form einer Wechselwirkung zwischen den schwachen Basen Ethylbenzol und Styrol mit den unbesetzten 3d-Zustanden der 76 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol aciden Eisenzentren erklart werden kann. Hierbei kommt es zu einer chemische Wechselwirkung der niedrigsten unbesetzten Molekulorbitale (LUMO) mit den Substratoberachen, was durch die beobachtete schwache Verbreiterung der dominierenden -Resonanz unterstutzt wird. Im Verleich zur Adsorption von Benzol auf reinen Metalloberachen handelt es sich jedoch hier um eine schwachere chemische Wechselwirkung. Unter Verwendung wohlbekannter Erkenntnisse der Komplexchemie bezuglich der -Liganden, kann die Wechselwirkung durch zwei Bindungsmodelle erklart werden [71]: Das Dewar-Chatt-Duncanson-Modell geht von einer Donation von Elektronen des -HOMO von Ethylbenzol und Styrol in unbesetzte Metallorbitale mit d-Charakter aus. Gleichzeitig kommt es zum Rucktransfer der Elektronendichte der besetzten Metall-d-Orbitale in das -LUMO des adsorbierten Molekuls (Konzept von Hin- und Ruckbindung). Der planare Phenylring wird hierbei als Monodentat-Ligand behandelt, der ausschlielich sp2 -hybridisierte Kohlenstoatome aufweist. Das zweite denkbare Modell behandelt den Phenylring als Hexadentat-Ligant, wobei es zur Ausbildung von 6 Metall-Kohlensto-Bindungen kommt. Da der p-Charakter in den CHybridorbitalen starker ausgepragt ist, sind die C-H-Bindungen von der Oberache weg geneigt, was zu einer Schwachung der intramolekularen Bindungskrafte fuhrt, wie es bei auf reinen Metalloberachen chemisorbiertem Benzol der Fall ist. [58,72]. Der starke Dichroismus in den prasentierten NEXAFS-Spektren und die im Vergleich zur kondensierten Multilage auftretende geringe Verbreiterung der dominierenden Resonanz im Falle der Chemisorption bei dunnen Bedeckungen, lat auf eine reale Bindungssituation schlieen, die aus einer Kombination beider geschilderter Modelle besteht und zu einem 6-artigen Komplex zwischen Metallzentrum und Phenylring fuhrt. In Abbildung 6.11 sind die fuhr die Adsorption von Ethylbenzol und Styrol vorgeschlagenen Bindungsmodelle exemplarisch am Beispiel der Fe3 O4(111)-Oberache illustriert. Selbstverstandlich handelt es sich bei den epitaktisch gewachsenen Eisenoxiden nicht um Oberachen mit perfekt acher Topologie. Eine hohe Rauhigkeit auf atomarer Ebene (Stufen, Defekte) und eine mogliche Koexistenz verschiedener Domanen mussen in Betracht gezogen werden. Ferner wird im Rahmen der hier eingesetzten Spektroskopiemethoden ein relativ groer Bereich ( 1 mm) der Oberache vermessen. Daher sind die angegebenen Daten fur den molekularen Verkippungswinkel als 77 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol Ethylbenzol O Fe Styrol 2- 2+/3+ Tetr. 2+/3+ Fe Okt. Abbildung 6.11: Schematisches Bindungsmodell der Adsorption von Ethylbenzol und Styrol auf der Fe3 O4-Oberache. Mittelwerte zu betrachten, die lediglich qualitative Aussagen zulassen. Eine Unterscheidung verschiedener Domanen ist nicht moglich. Die Situation wird zusatzlich noch komplizierter durch die Veranderung der mittleren molekularen Orientierung mit wachsender Bedeckung bis zu einer Monolage, wie mittels Abbildung 6.4 gezeigt werden konnte. Das bedeutet, da bei hoheren Bedeckungen die intermolekularen Krafte der Adsorbate in den Bereich der Adsorbat-Substrat-Wechselwirkung gelangen und analog zur Situation auf der FeO-Oberache miteinander konkurrieren. Ferner ist die Adsorption des Phenylrings auf den Eisenkationen in einer 6-artigen Geometrie und die damit verbundene elektronische Veranderung der C-H-Bindungen eine wichtige Information bezuglich der Dehydrierung von Ethylbenzol. Eine dadurch 78 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol mogliche chemische Aktivierung der C-H-Bindungen in der Seitenkette des Molekuls mu in Erwagung gezogen werden, was unter anderem durch Gasphasenuntersuchungen von Schwarz et al. [73,74] bestatigt wird. Ein eektiver Elektronentransfer vom Phenylring zur Oberache kann hierbei durch den U berlapp der Elektronendichten von Ring und Metallion gewahrleistet werden, wobei es zur Reduktion des Eisens kommt [75]. 79 6. Spektroskopie der Adsorbate Ethylbenzol und Styrol 80 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate Im vorherigen Abschnitt wurde das Adsorptionsverhalten der katalytisch relevanten Molekule Ethylbenzol und Styrol auf den unterschiedlichen Eisenoxidoberachen ausfuhrlich untersucht. Es stellt sich nun die Frage nach dem konkreten Beitrag der submolekularen Komponenten Phenylring, Vinyl- und Ethylgruppe. Daher erfolgt hier eine systematische Untersuchung eines entsprechenden Satzes von Modellsubstanzen. Dabei wurden folgende Adsorbat-Substratsysteme prapariert und spektroskopisch charakterisiert: Benzol/FeO, Benzol/Fe3O4, Benzol/Fe2O3 , Naphthalin/Fe3O4, n-Oktan/Fe3O4 , Ethen/Fe3 O4 sowie Pyridin/Fe3O4. 7.1 Benzol Ergebnisse Das Molekul Benzol wird hierbei als Modell fur den in Edukt und Produkt vorhandenen Phenylring betrachtet und wurde daher besonders ausfuhrlich untersucht. Im Gegensatz zu den anderen Substanzen, deren Wechselwirkungen ausschlielich mit der Fe3O4 -Oberache studiert wurden, erfolgte im Falle von Benzol die Adsorption und Charakterisierung mittels NEXAFS-Spektroskopie auf allen drei Eisenoxidsubstraten. In Abbildung 7.1 sind die NEXAFS-Spektren verschiedener Submonolagen Benzol prasentiert und konnen direkt mit dem oben gezeigten Spektrum der entsprechenden Multilage verglichen werden. Die getroene Zuordnung der Resonanzen 81 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate wurde ausfuhrlich in Kapitel 6 diskutiert. 24 NEXAFS: Benzol Submonolagen Intensität [Einheiten das Kantensprungs] 22 30° 90° FWHM: 0.7 eV 20 Multilage (55°) 18 16 14 FWHM: 0.7 eV Benzol/FeO(111), a 12 10 8 6 4 = 43° 1.0 L / T = 180 K FWHM: 1.3 eV Benzol/Fe3O4(111), a = 14° 1.0 L / T = 200 K FWHM: 1.3 eV 2 Benzol/Fe2O3(111), a = 24° 0 1.0 L / T = 200 K 280 290 300 310 320 Photonenenergie [eV] Abbildung 7.1: NEXAFS-Spektren von einer Serie von Submonolagen Benzol adsorbiert auf den Substratoberachen FeO, Fe3O4 und Fe2O3. Im oberen Teil ist eine Multilage als Referenz gezeigt. Die unter streifendem (30) und senkrechtem (90) Einfall gemessenen Daten zeigen einen ausgepragten Dichroismus, dessen Analyse zu den angegebenen Verkippungswinkeln der Molekule in Bezug auf die Oberache fuhrt. Hierbei ist zu beachten, da es sich nicht um gesattigte Filme handelt, sondern um Bedeckungen im Bereich etwa einer halben Monolage. Alle Spektren werden dominiert 82 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate durch die ausgepragte -Resonanz bei bei 285,0 eV, welche vorrangig fur die Analyse der Daten verwendet wird. Die unter streifendem (30) und senkrechtem (90) Einfall gemessenen Daten zeigen auch hier einen ausgepragten Dichroismus, wobei die unter 30 gemessenen Spektren jeweils ein Maximum aufweisen. Der Intensitatsunterschied variiert jedoch mit dem Substrat und ist im Falle von FeO am schwachsten ausgebildet, wahrend er im Falle der Fe3O4 - und Fe2 O3-Oberachen deutlich groer ist. Fur den mittleren Verkippungswinkel der Molekule relativ zur Oberache ergeben sich die in der Abbildung angegebenen Winkel von 43 (FeO), 14 (Fe3O4) sowie 24 (Fe2 O3). Von Interesse ist dabei, da sich auf dem FeO-Substrat dieser Wert dem Magischen Winkel von 55 annahert, was auf den beiden anderen Oxiden nicht beobachtet wird. Intensität [Einheiten das Kantensprungs] Anpassung der p *-Resonanzen 20 Multilage (55°) FWHM: 0.7 eV 15 Benzol/FeO(111) FWHM: 0.9 eV 10 5 0 Benzol/Fe3O4(111) FWHM: 1.1 eV Benzol/Fe2O3(111) FWHM: 1.1 eV 280 282 284 286 288 290 292 294 296 298 300 Photonenenergie [eV] Abbildung 7.2: Anpassung der dominierenden -Resonanz von Benzol adsorbiert auf den drei verschiedenen Substraten. Die Daten der Submonolage (30Spektren) konnen direkt mit denen der Multilage verglichen werden. 83 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate Ferner existieren in den Halbwertsbreiten (FWHM) der dominierenden -Resonanzen signikante Unterschiede bei Verwendung verschiedener Substrate. Eine genaue Analyse fuhrt zu Werten von 0,9 eV im Falle des FeO-Substrats sowie 1,1 auf den anderen beiden Eisenoxidoberachen. Der Referenzwert der Multilage betragt 0,7 eV. Die entsprechenden Anpassungen sind in Abbildung 7.2 fur den Fall der unter 30 gemessenen Spektren zusammengestellt. Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht in den Oberachentemperaturen, bei denen die Adsorption der Benzol-Molekule erfolgte. Wahrend die FeO-Oberache auf 180 K gekuhlt werden mute, wurde im Falle der Fe3 O4- und Fe2 O3-Substrate bereits bei 200 K die Adsorption von Benzol beobachtet, was auf deutlich unterschiedliche Adsorbat-Substrat-Wechselwirkungen hinweist. Analog zu den Ethylbenzol- und Styrollmen wurde das Adsorptionsverhalten von Benzol in Abhangigkeit von der Schichtdicke untersucht und wird hier am Beispiel des Fe3O4-Substrates exemplarisch diskutiert. In Abbildung 7.3 sind die entsprechenden NEXAFS-Spektren fur vier Adsorbatlme mit von unten nach oben steigender Bedeckung gezeigt. Zuerst wurde dabei die Submonolage durch Dosieren von 0,1 L Benzol hergestellt, wahrend bei der folgenden Absattigung der Monolage 0,6 L bei der gleichen Oberachentemperatur dosiert wurden. Fur die Ausbildung einer dunnen Multilage war eine Temperatur von 180 K notwendig (0,9 L Benzol), im Falle der Multilage wurde auf 160 K gekuhlt (16 L Benzol). In allen Spektren mit Bedeckungen unterhalb der Multilage ist ebenfalls ein Dichroismus erkennbar, der fur die Submonolage die starkste Auspragung aufweist und mit wachsender Schichtdicke geringer wird. Eine quantitative Analyse der Resonanzintensitaten ergibt die in der Abbildung angegebenen mittleren Verkippungswinkel der Molekule relativ zur Oberache, die mit steigender Bedeckung ebenfalls groer werden. Diskussion Vergleicht man die Oberachentemperaturen fur die Adsorption von Benzol auf FeO(111), Fe3O4 (111) sowie Fe2 O3(111) zeigen sich signikante Unterschiede. Wahrend im Falle des FeO-Substrates eine Adsorption im Bereich bis zu einer Monolage bei tiefen Temperaturen ab 180 K auftritt, beobachtet man die Ausbildung eines Benzol-Filmes auf den anderen beiden Substraten bereits bei deutlich hoheren Temperaturen um 200 K. Folglich kann man die Adsorbat-Substrat-Wechselwirkung auf den 84 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate Benzol/Fe3O4(111) Variierende Bedeckungen 28 Intensität [Einheiten des Kantensprungs] 26 16L / T = 160 K (Multilage) 24 22 20 30° 90° 18 16 14 a = 49° 0.9 L / T = 180 K (dünne Multilage) 12 10 a = 40° 8 0.6 L / T = 200 K (Monolage) 6 4 2 a = 24° 0 0.1 L / T = 200 K (Submonolage) 280 290 300 310 320 Photonenenergie [eV] Abbildung 7.3: NEXAFS-Spektren von einer Serie von Benzollmen adsorbiert auf der Fe3O4-Oberache in verschiedenen Schichtdicken. Wahrend die Bedeckung von unten nach oben zunimmt, ist auch ein Ansteigen des mittleren molekularen Verkippungswinkls zu beobachten. In der Submonolage liegen die Molekule annahernd ach auf der Oberachen, richten sich jedoch im Mittel bei nachfolgender Dosierung etwas auf. Fe3 O4- und Fe2 O3-Oberachen als Chemisorption betrachten. Deutlich zu erkennen ist dabei auch eine Verbreiterung der -Resonanz relativ zur der im Multilagenspek85 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate trum, deren Ursache in der Wechselwirkung mit dem Substrat zu sehen ist. Diese ist starker als bei der Adsorption von Benzol auf Au(111) und schwacher als bei der Adsorption von Benzol auf Rh(111) und Pt(111), wie aus der Groe der Verbreiterung der ersten -Resonanzen geschlufolgert werden kann [72,58]. Im Falle der Adsorption von Benzol auf dem FeO-Film handelt es sich um eine Physisorption, wie sie auch beim System Benzol/Au(111) beobachtet wurde. Die Breite der -Resonanz ist identisch mit dem entsprechenden Wert der Multilage und spricht somit ebenfalls fur eine schwache Wechselwirkung. Diese Ergebnisse sind in guter U bereinstimmung mit denen fur die Adsorption von Ethylbenzol und Styrol auf den Eisenoxidoberachen und unterstreichen somit die Bedeutung des Phenylrings der katalytisch relevanten Molekule bezuglich der chemischen Anbindung an die Oberache. 7.2 Naphthalin, Oktan und Ethen adsorbiert auf Fe3O4(111) Nach der eingehenden Untersuchung der Adsorptionseigenschaften von Benzol als Modellmolekul fur den Phenylring, erfolgt hier die Prasentation der entsprechenden NEXAFS-Daten von Naphthalin als raumlich ausgedehnteres Modellmolekul fur den Phenylring, n-Oktan als Modellmolekul fur die Ethylgruppe in Ethylbenzol sowie Ethen als Modellmolekul fur die Vinylgruppe in Styrol. Dabei erfolgte die Adsorption dieser Molekule ausschlielich auf der Fe3 O4(111)-Oberache. a) Naphthalin Die NEXAFS-Daten von Naphthalin adsorbiert auf Fe3 O4(111) in Bedeckungen von einer Multi- (oben) und einer Monolage (unten) sind in Abbildung 7.4 dargestellt. Die Spektren werden dabei durch eine fur aromatische Systeme typische -Resonanze dominiert, die in diesem Falle deutlich in zwei Komponenten bei 284,8 eV und 285,6 eV aufgespalten ist. In beiden Fallen handelt es sich um Anregungen der Form C1s! [78,77]. Ab-initio Rechnungen der elektronischen Struktur folgend beruht die Aufspaltung nicht auf einem Anfangszustandseekt mit unterschiedlichen C1s Bindungsenergien, sondern liegt in der Variation der -Bindungsenergie mit unterschiedlicher Lokalisierung des Kernlochs begrundet. Ferner kann die Resonanz bei 284,8 eV Anregungen in den C-Atomen 1 bis 4 und 7 bis 10 zugeordnet werden (siehe Schema86 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate Intensität [Einheiten des Kantensprungs] Naphthalin/Fe3O4 14 12 10 p * 1-4, 7-10 p * 5,6 8 9 7 10 6 5 1 2 4 3 Multilage (11 L / T = 145 K) 8 6 30° 90° 4 Monolage (1 L / T = 290 K) 2 a = 16° 0 280 285 290 295 300 305 310 315 320 325 Photonenenergie [eV] Abbildung 7.4: NEXAFS-Spektren von Naphthalin adsorbiert auf Fe3 O4(111) in Bedeckungen einer Multi- (oben) und Monolage (unten). Die dominierende -Resonanz ist in zwei Komponenten aufgespalten und kann den Endzustanden der an verschieden Kohlenstoen lokalisierten Anregungen zugeordnet werden. Der Dichroismus in den Spektren der Monolagenbedeckung lat auf ach auf der Oberache orientierte Molekule schlieen. zeichnung in Abbildung 7.4), wahrend die Zuordnung der Resonanz bei 285,6 eV zu den Kohlenstoatomen 5 und 6 erfolgt. In den Monolagenspektren ist ein deutlich ausgepragter Dichroismus dieser -Resonanzen erkennbar, der zu dem Verkippungswinkel =16 fuhrt, wobei die Resonanzposition nicht beeinut wird. Die Adsorption dieses Filmes erfolgte bei Oberachentemperaturen von 290 K und spricht somit fur eine starke Wechselwirkung (Chemisorption) mit ach auf der Oberache liegenden Molekulen. b) Oktan In Abbildung 7.5 werden die Spektren gezeigt, die fur n-Oktan-Filme adsorbiert auf 87 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate n-Oktan Intensität [Einheiten des Kantensprungs] 6 4 Multilage (20 L / 150 K) Rp (288.2 eV) Rs (287.6 eV) 2 Monolage/Fe3O4 (1 L / 160 K) 0 -2 -4 280 30° 90° * M (285.1 eV) 285 290 295 300 Monolage/Cu(111) (180 K) 305 310 315 320 325 Photonenenergie [eV] Abbildung 7.5: NEXAFS-Spektren von n-Oktan adsorbiert auf Fe3O4(111) in Bedeckungen einer Multi- (oben) und Monolage (mitte). Diese Adsorbatspektren werden von den beiden Komponenten der Rydberg-Resonanz (288 eV) dominiert. Fur den Monolagenlm (T=160 K) lat sich anhand des Dichroismus eine Adsorption mit ach auf der Oberache liegenden Molekulen schlufolgern. In den Spektren von Oktan adsorbiert auf Cu(111) wird eine zusatzliche Resonanz (M ) bei 285,1 eV beobachtet (Vergleichsspektren unten). Fe3 O4(111) gemessen wurden. Im Falle der Multilage (oben) ist zu erkennen, da hier keine -Resonanz (285 eV) existiert. Statt dessen wird das NEXAFS-Spektrum durch eine fur Alkane typische Rydberg-Resonanz dominiert, dessen zwei Hauptkomponenten bei 287,6 eV (R ) und 288,2 eV (R ) lokalisiert sind und somit bei um etwa 3 eV hoheren Photonenenergien liegen. Diese Resonanz kann im Wesentlichen der Anregung aus dem C1s-Zustand in einen molekularen Rydberg-Zustand zugeordnet werden und ist in Referenz [53] anhand mehrerer gesattigter Kohlenwasserstoketten ausfuhrlich diskutiert. In den Monolagenspektren (mitte) besitzt diese Rydberg-Resonanz deutlich weniger Intensitat und weist ebenfalls einen Dichroismus auf. Das Maximum tritt 88 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate in dem Spektrum gemessen unter 30 der anregenden Strahlung auf und ist konsistent mit einem parallel zur Oberache adsorbierten Molekul [53]. Da es zur Adsorption von n-Oktan erst bei tiefen Temperaturen kommt (TOfl:=160 K), handelt es sich hier um eine schwache Wechselwirkung in Form einer Physisorption. Die Spektren im unteren Teil der Abbildung 7.5 erlauben einen direkten Vergleich mit einem Monolagenlm von Oktan auf Cu(111) (aus Referenz [53]). Darin wird eine zusatzliche Resonanz (M -Resonanz) lokalisiert bei 285,1 eV beobachtet, wie sie typisch ist fur reine metallische Substrate. Im Falle der Fe3 O4-Oberache tritt diese hingegen nicht auf. Intensität [Einheiten des Kantensprungs] c) Ethen Ethen/Fe3O4 14 12 1s 1b3g 10 EELS-Daten (Corex-Datenbank) 8 6 30° 90° 4 2 Monolage (60 L / 127 K) 0 a = 18° 280 285 290 295 300 305 310 Photonenenergie [eV] 315 320 325 Abbildung 7.6: EELS-Spektrum (oben) und Spektrum einer auf dem Fe3O4(111)Substrat adsorbierten Monolage (unten) Ethen (T=127 K). Die dominierende Resonanz bei 284,7 eV wird einer Elektronenanregung der Form 1s!1b3g zugeordnet. Der in der Monolage prasente Dichroismus fuhrt zu einer molekularen Orientierung parallel zur Oberache (=18). 89 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate Die entsprechenden NEXAFS-Ergebnisse fur die Adsorption von Ethen auf dem Fe3 O4(111)-Substrat sind in Abbildung 7.6 prasentiert. Wahrend fur die Ausbildung einer Monolage Oberachentemperaturen von 127 K notig waren, konnte aus apparativen Grunden keine Multilage bei noch tieferen Temperaturen prapariert werden. Daher werden in Analogie zu Referenz [79] die EELS-Daten der COREX-Datenbank von Hitchcock et al. zum spektroskopischen Vergleich verwendet. Die dominierende Resonanz beruht auch hier auf einer Anregung der Form 1s ! LUMO, wobei das 1b3g -Orbital den Endzustand darstellt, welcher eine antisymmetrische Linearkombination von C 2p-Funktionen darstellt. Die energetische Position der Resonanz betragt 284,7 eV und weist mit der in aromtischen Systemen auftretenden -Resonanz groe spektroskopische A hnlichkeiten auf. In den Spektren der Monolage zeichnet sich diese Resonanz durch einen starken Dichroismus aus, der im Falle der unter 30 gemessenen Spektren ein Maximum besitzt. Den Dipolauswahlregeln folgend, ergibt sich somit ein mittlerer Verkippungswinkel von 18, was im wesentlichen einer molekularen Orientierung parallel zur Oberache entspricht. Unter Berucksichtigung der benotigten tiefen Substrattemperatur lat sich bezuglich der chemischen Anbindung an die Oxidoberache auf eine schwache Wechselwirkung in Form von Physisorption schlieen. Sie ist folglich vergleichbar mit der Adsorption von Oktan auf Fe3O4(111). 7.3 Pyridin Bei dem hier untersuchten Adsorbat Pyridin handelt es sich um ein aromatisches Molekul, da infolge der Substitution eines Kohlensto- duch ein Stickstoatom signikante Unterschiede zu den anderen im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Ringsystemen aufweist. Neben einem delokalisierten -System zusatzlich ein weiteres, am N-Atom lokalisiertes, freies Elektronenpaar. Nach der Saure-Base-Denition von Lewis kann Pyridin somit als Base fungieren und ermoglicht eine Untersuchung von Substraten bezuglich ihrer Aciditat. Dieses Verfahren wurde bereits erfolgreich bei der Charakterisierung von unterschiedlich terminierten ZnO(0001)-Oberachen durchgefuhrt [80] und wurde im Rahmen dieser Arbeit auf die Eisenoxidoberache Fe3O4 (111) ubertragen. 90 Intensität [Einheiten des Kantensprungs] 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate NEXAFS: Pyridin/Fe3O4 (C1s) 8 * * p 1 p 2 (285.0) (285.5) Multilage (60 L / T=145 K) 6 3 4 2 4 1 5 N Monolage (5 L / T=280 K) 2 a = 67° 30° 90° 0 280 285 290 295 300 305 310 315 320 325 Intensität [Einheiten des Kantensprungs] Photonenenergie [eV] NEXAFS: Pyridin/Fe3O4 (N1s) 20 18 16 400.5 eV 14 Multilage 12 10 8 400.8 eV 6 4 Monolage (55°) 2 0 390 395 400 405 410 415 420 425 430 435 Photonenenergie [eV] Abbildung 7.7: NEXAFS-Daten gemessen an der C1s- und N1s-Kante. An der CKante tritt ein Maximum in den 90-Spektren auf, was auf eine aufrechte Orientierung des Molekuls schlieen lat. An der N1s-Kante ist die energetische Verschiebung der -Resonanz um 0,3 eV von besonderer Bedeutung, da sie auf eine signikante Wechselwirkung zwischen dem N-Atom und dem Substrat hinweist. In Abbildung 7.7 sind die NEXAFS-Daten von Pyridin adsorbiert auf Fe3O4(111) in Schichtdicken im Bereich von Mono- und Multilagen dargestellt, wobei sowohl Daten 91 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate an der C1s-Kante (oben), als auch an der N1s-Kante gewonnen wurden. Anhand des Multilagenspektrums an der Kohlenstokante wird ersichtlich, da die dominierende -Resonanz aus zwei Komponenten besteht, die um 0,5 eV voneinander getrennt sind. Wahrend die Resonanz bei 285,5 eV den C-Atomen 1 und 5 in unmittelbarer Nachbarschaft (ortho) des N-Atoms zugeordnet wird (siehe Skizze des Molekulmodells), hat die Resonanz bei 285,5 eV ihren Ursprung in Anregungen, die an den verbleibenden 3 C-Atomen 3 (para) sowie 2 und 4 (meta) lokalisiert sind. Eine exakte Zuordnung aller Resonanzen an der C1s- und N1s-Kante ist in den Referenzen [57,80] zu nden. Die C1s-Spektren der Monolage Pyridin weisen auch in diesem Fall eine Dichroismus auf, wobei das Maximum jedoch beim Spektrum gemessen unter 90 auftritt. Der sich daraus ergebende mittlere molekulare Verkippungswinkel von -Resonanz von 67 weicht somit deutlich von den Werten ab, die fur die anderen aromatischen Systeme ermittelt wurden ( 20) und weist somit auf eine andere chemische Wechselwirkung hin. Konnte dort eine Adsorptionsgeometrie ermittelt werden, bei der die Molekule ach auf der Oberache orientiert sind, ist im Falle von Pyridin eine aufrechte Orientierung konsistent mit den Daten. Bezuglich der Energieposition und der Halbwertsbreite der Resonanz sind zwischen den Spektren der Multi- und der Monolage keine signikanten Unterschiede feststellbar. In den NEXAFS-Daten an der N1s-Kante (unten) sind die zu den C1s-Daten zugeordneten Spektren prasentiert, wobei jedoch bei beiden Schichtdicke der Fokus auf den Ergebnissen liegen, die unter einem Einfallswinkel von 55 ermittelt wurden. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die energetische Verschiebung der -Resonanz zwischen der Multilage (400,5 eV) und der Monolage (400,8 eV) von 0,3 eV. Ein vergleichbares Ergebnis wurde ebenfalls bei der Adsorption von Pyridin auf der Znterminierten Seite der ZnO(0001)-Oberache beobachtet (E=0,6 eV) und ist in beiden Fallen ein deutlicher Hinweis auf eine signikante Wechselwirkung zwischen dem N-Atom und dem Substrat. 92 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate 7.4 Diskussion Benzol und Naphthalin Die NEXAFS-Daten belegen, da sowohl Benzol als auch Naphthalin vorrangig mit der molekularen Ebene in einer achen Orientierung auf den Eisenoxidoberachen adsorbieren. Bezuglich der Adsorption von Ethylbenzol und Styrol ergeben sich groe U bereinstimmungen mit den im Kapitel 6 gewonnenen Erkenntnissen. So sind zur Ausbildung eines Benzol-Films auf dem FeO(111)-Substrat Probentemperaturen vom 180 K notig, wahrend im Falle der Fe3 O4(111)- und Fe2O3 (0001)-Oberache bereits bei hoheren Temperaturen von 200 K die Adsorption beobachtet wird (Abbildung 7.1). Vergleicht man das Multilagenspektrum mit dem Spektrum von Benzol adsorbiert auf FeO, zeigen sich keine Variationen der dominierenden -Resonanz in Bezug auf die Halbwertsbreite (FWHM=0,7 eV) und energetische Position. Auf den anderen Oberachen kommt es jedoch zu einer deutlichen Verbreiterung um 0,6 eV, was ein deutliches Indiz auf eine starker ausgepragte chemische Wechselwirkung darstellt. Folglich lat sich schlufolgern, da es bei der Adsorption von Benzol auf FeO bei Bedeckungen im Bereich einer Monolage oder weniger zu einer Physisorption kommt, wahrend auf den beiden anderen Oxidoberachen die Molekule chemisorbieren. Damit lat sich auch der Unterschied in den ermittelten mittleren Verkippungswinkeln der Molekule erklaren. Diese Werte sind im Falle der auf den Fe3 O4- und Fe2O3Oberachen stark gebundenen Molekule klein (14 und 24) und somit konsistent mit ach auf der Oberache adsorbierten Molekulen. Analog zum Bindungsmodell von Ethylbenzol und Styrol adsorbiert auf diesen Oberachen, kommt es somit zur Ausbildung der chemischen Bindung durch eine Wechselwirkung des aromatischen -Systems mit den Metallzentren der Oberache, die sich erneut mit dem DewarChatt-Duncanson-Modell unter Ausbildung eines 6-artigen Komplexes beschreiben lat. Da ferner keinerlei Verzerrungen der elektronischen Struktur beobachtet werden, wie das bei der Adsorption auf einigen Metalloberachen der Fall ist (Rh(111), Pt(111)) [58], lat sich eine Modizierung der molekularen Ebene in dieser Arbeit ausschlieen. Im Falle des auf der FeO-Oberache schwach gebundenen Adsorbates ergibt sich ein mittlerer Verkippungswinkel von 43 und belegt ein leichtes Aufstellen der Molekule. Der gleiche Eekt wird jedoch auch bei der Absattigung der Mono93 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate lagen auf den anderen beiden Substraten beobachtet, was in Abbildung 7.3 exemplarisch fur die Fe3O4 -Oberache demonstriert werden konnnte. Wie im Falle von Ethylbenzol und Styrol kommt es auch hier zu intermolekularen Wechselwirkungen, welche die Adsorptionsgeometrie beeinussen und im Bereich der Adsorbat-SubstratBindungskrafte liegen. In Abbildung 7.8 sind schematisch die Adsorptionsmodelle fur alle drei Eisenoxidoberachen zusammengefat. Benzol/FeO(111) 43° Submonolage 43° Monolage T = 180 K Benzol/Fe3O4(111) 40° Submonolage Monolage T = 200 K Benzol/Fe2O3(111) 40° Submonolage Monolage T = 200 K Abbildung 7.8: Schematische Darstellung der Modelle fur die Adsorption auf den Substraten FeO (oben), Fe3 O4 (mitte) und Fe2 O3 (unten). Die Untersuchungen zum Adsorptionsverhalten des raumlich ausgedehnteren aromatischen Molekuls Naphthalin bestatigen im Wesentlichen die im Falle von Benzol gewonnenen Erkenntnisse. Da die FeO(111)-Oberache im Rahmen der Styrol-Synthese auf Grund der schwachen Wechselwirkung mit den Adsorbatmolekulen nur eine unter94 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate geordnete Rolle spielt, erfolgte hier die Adsorption auf der Fe3 O4-Oberache. Naphthalin adsorbiert ebenfalls mit der molekularen Ebene parallel zur Oberache. Auf Grund der deutlich hoheren Desorptionstemperatur lat sich eine im Vergleich zu Benzol starkere chemische Bindung zum Substrat schlufolgern. was sich in der deutlich hoheren Oberachentemperatur bemerkbar macht. Grundsatzlich bleibt die elektronische Struktur jedoch ebenfalls erhalten, so da bei der Adsorption von einem intakten, ungestorten Molekul ausgegangen werden kann. Desweiteren kommt es wie beim Benzol zu einer Chemisorption, wobei die Wechselwirkung zwischen dem delokalisierten -System und den Eisenionen der Oberache fur die Ausbildung der Bindung verantwortlich ist. Da es bei der Adsorption von Benzol und von Naphthalin bei Oberachentemperaturen von 200 K und 290 K zur Bildung eines Films im Monolagenbereich kommt, lat sich feststellen, da die Groe des jeweils adsorbierten aromatischen Molekuls die Starke der Chemisorption bestimmt. Diese ist im Falle von Naphthalin groer, da das -System hier groere Dimensionen aufweist. Die Orientierung der molekularen Ebene relativ zum Substrat ist jedoch fur beide Adsorbate auf den untersuchten Eisenoxidoberachen gleich. Oktan und Ethen Die Molekule Oktan und Ethen adsorbieren auf dem Fe3O4 -Substrat bei deutlich tieferen Oberachentemperaturen als die aromatischen Systeme, was in der unterschiedlichen chemischen Struktur begrundet liegt. Bei Oktan wird oberhalb von 160 K die Desorption der Monolage beobachtet, wahrend dies im Falle von Ethen bei Oberachentemperaturen von 127 K geschieht. Im gesattigten KohlenwasserstoMolekul Oktan existieren ausschlielich Einfachbindungen und es handelt es sich hier um eine Wechselwirkung mit dem Substrat in Form einer Physisorption. Aus der Literatur ist bekannt, da es bei der Adsorption von n-Oktan auf reinen Metalloberachen (z.B. Au(111), Cu(111), Ru(0001)) ausschlielich zu einer Adsorption dieser Art kommt [53], wobei sich ebenfalls eine Geometrie ausbildet, bei der die Molekule ach auf der Oberache adsorbieren. Obwohl auf dem Fe3 O4-Substrat zu einem Viertel Eisenzentren in ionischer Form existieren, weisen die im Rahmen dieser Arbeit erhaltenen Ergebnisse eine gute U bereinstimmung mit denen auf, die fur die Adsorption auf den reinen Metalloberachen gewonnen wurden. Das bedeutet, da der chemische Charakter der Oberache fur die Adsorption von Oktan keine dominie95 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate rende Rolle spielt, was das hier vorgeschlagene Modell der Physisorption unterstutzt. Vergleicht man die Resonanzintensitaten in der Multi- und in der Monolage, ist zu erkennen, da es im Falle der Monolage zu einer deutlichen Abschwachung des Signals kommt. Die Nahe zum Substrat und die damit verbundene chemische Wechselwirkung konnte eine mogliche Ursache dafur sein. Es ist denkbar, da der Endzustand in Form eines raumlich sehr ausgedehnten Rydberg-Orbitals in diesem Falle gestort ist. Allerdings wird im Falle von Metallsubstraten zusatzlich eine M-Resonanz beobachtet, die auf eine Hybridisierung von Molekulorbitalen mit Metallzustanden zuruckgefuhrt wird. Im Kontrast dazu, wird diese Struktur bei der Adsorption auf Fe3O4(111) nicht beobachtet, was auf einen deutlichen Unterschied bei der Ausbildung von Adsorbatlmen auf rein metallischen sowie oxidischen Substraten schlieen lat. Schematische Geometrien für die Adsorption der relevanten Modellsubstanzen auf Fe3O4 Naphthalin/Fe3O4(111) Oktan/Fe3O4(111) T = 290 K T = 160 K Pyridin/Fe3O4(111) Ethen/Fe3O4(111) T = 280 K T = 127 K N N N Abbildung 7.9: Schematische Darstellung der Adsorptionsgeometrien der Modellmolekule Naphthalin, Oktan, Ethen und Pyridin fur Adsorption auf dem Fe3O4 -Substrat. Bei der Adsorption von Ethen weist die mit 127 K deutlich geringere Oberachentemperatur auf eine im Vergleich zu n-Oktan geringere Wechselwirkung hin. Daher wird hier ein Adsorptionmodell vorgeschlagen, bei dem das Molekul in Form einer auerst schwachen Physisorption ach auf dem Substrat adsorbiert. Ein Literaturvergleich mit dem System Ethen/Cu(111) [79] zeigt erneut eine groe U bereinstimmung 96 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate mit der Adsorption auf einer Metalloberache. Dort durchgefuhrte Modellrechnungen bezuglich der Adsorbat-Substrat-Abstande sagen zwei energetisch diskrete Minima voraus. Jedoch konnte dort nur ein Adsorptionzustand beobachtet werden, wobei das Molekul im ungestorten Zustand auf der Oberache physisorbiert. Die Ergebnisse der hier vorliegenden Arbeit fuhren zu dem gleichen Ergebnis. Anhand der NEXAFSDaten ist keine Storung der elektronischen Struktur zu beobachten, was konsistent ist mit dem oben vorgeschlagenen Modell der schwachen Physisorption auf der Fe3O4Oberache. In Abbildung 7.9 sind die hier vorgeschlagenen Adsorptionsgeometrien der hier untersuchten Modellmolekule schematisch dargestellt. Pyridin Aus den Daten an der C1s-Kante lat sich eindeutig eine aufrechte Orientierung der molekularen Ebene relativ zur Substratoberache schlufolgern. Dieses Ergebnis steht in guter U bereinstimmung mit Literaturdaten, bei denen das Adsorptionverhalten von Pyridin auf den beiden polaren ZnO(0001)-Oberachen mit Sauerstobzw. Zinkterminierung untersucht wurde (Hovel et al. [80]). Durch einen Vergleich der Multi- und Monolagenspektren erkennt man, da es hier zu keinen wesentlichen A nderungen der elektronischen Struktur kommt. Folglich kommt es zwischen den Kohlenstoatomen und dem Substrat nur zu einer schwache Wechselwirkung. Ein daruber hinausgehendes Ergebnis liefert jedoch die Betrachtung der an der N1sKante aufgenommenen NEXAFS-Spektren. Im Falle der Monolage verschiebt sich die dominierende -Resonanz im Vergleich zur Multilage (400,5 eV) um 0,3 eV zu hoheren Bindungsenergien, was ein eindeutiger Hinweis auf eine signikante AdsorbatSubstrat-Wechselwirkung darstellt. Vergleicht man dieses Ergebnis mit der Arbeit von Hovel et al., wird deutlich, da der Wert der beobachteten Verschiebung zwischen dem auf der O-terminierten (0,2 eV) und dem der Zn-terminierten (0,6 eV) Oberache des ZnO-Substrates liegt. Unter Berucksichtigung der bei der Adsorption auf der Fe3O4 -Oberache verwendeten Temperatur von 280 K, kann auf eine relativ starke chemische Bindung geschlossen werden. Insgesamt ergibt sich damit folgendes Modell: Das Molekul Pyridin chemisorbiert auf der Eisenoxidoberache und weist dabei eine aufrechte Geometrie auf. Diese Bindung wird realisiert durch die Wechselwirkung des freien Elektronenpaares des N-Atoms mit den Eisenkationen, was sich durch eine chemische Verschiebung der dominierenden -Resonanz manifestiert. Da 97 7. NEXAFS-Spektroskopie verschiedener Modelladsorbate Pyridin als Lewis-Base fungiert, konnen die Eisenionen als Saure betrachtet werden. Zur Saurestarke lat sich feststellen, da diese zwischen derjenigen der O-terminierten (schwacher) und Zn-terminierten (starker) Oberache des ZnO-Substrates liegt. Vergleicht man diese Ergebnisse mit den fur die Adsorption von Pyridin auf Pt(111) von Horsley et al. [57], bei denen eine entsprechende Energieverschiebung von 1,2 eV beobachtet wurde, lat sich allgemein ein schwacherer saurer Charakter der untersuchten Oxidoberachen im Vergleich zu reinen Metallen feststellen. Ferner konnte gezeigt werden, da das Adsorptionsverhalten von Pyridin auf einer Fe3O4-Oberache bezuglich der elektronischen Struktur und molekularen Orientierung deutliche Unterschiede zu den hier ebenfalls untersuchten aromatischen Systemen aufweist und somit als Sondenmolekul eektiv eingesetzt werden kann. 98 8. Zusammenfassung und Ausblick Die Dehydrierung von Ethylbenzol zu Styrol stellt in der chemischen Industrie ein wichtiges grotechnisches Verfahren dar, mit dem die Monomere zur Polystyrolerzeugung bereit gestellt werden. U ber die Wirkungsweise der dabei verwendeten EisenoxidKatalysatoren auf molekularer Ebene existieren bisher jedoch nur wenige Informationen. Deshalb wurden im Rahmen dieser Arbeit spektroskopische Untersuchungen an epitaktisch gewachsenen, monokristallinen Modelloberachen FeO(111), Fe3O4 (111) und Fe2O3 (0001) unter den Bedingungen des Ultrahochvakuums durchgefuhrt. Als Analysemethoden fanden dabei vorrangig die Rontgenphotoelektronenspektroskopie (XPS) und die Rontgenabsorptionsspektroskopie im Nahbereich der Rontgenkante (NEXAFS) Verwendung. Sowohl die katalytisch relevanten Molekule Ethylbenzol und Styrol als auch die kleineren molekulare Einheiten und Sondenmolekule Benzol, Naphthalin, Oktan, Ethen und Pyridin wurden auf diesen Oberachen adsorbiert und bezuglich ihrer Wechselwirkung mit den verschiedenen Oxidsubstraten charakterisiert. Im ersten Teil dieser Arbeit konnte gezeigt werden, da es bei der Adsorption von Ethylbenzol, Styrol und Benzol auf dem FeO(111)-Substrate nur zu einer schwachen Wechselwirkungen in Form von Physisorption kommt, wobei oberhalb von 180 K Oberachtemperatur keine Bedeckung stattndet. Der Grund dafur liegt in der ausschlielichen Sauersto-Terminierung dieser Oberache, die zu einer chemischen Passivierung fuhrt und folglich in der katalytischen Reaktion keine dominierende Rolle spielen durfte. Im Gegensatz dazu bilden sich auf den Fe3 O4(111)- und Fe2O3 (0001)Oberachen im Bedeckungsbereich bis zu einer Monolage chemisorbierte Filme bereits bei Temperaturen uber 200 K aus, womit beide Oxide prinzipiell fur die Katalyse von 99 8. Zusammenfassung und Ausblick Bedeutung sein konnen. Diese Oberachen bestehen bis zu einem Viertel aus Eisenionen, wodurch die Ausbildung einer chemische Bindung durch die Wechselwirkung der -Systeme des Phenylrings in den aromatischen Molekulen mit den Elektronendichten der Metallbander ermoglicht wird. Bei dunnen Bedeckungen adsorbieren Molekule unter Ausbildung einer achen Geometrie und bilden ein 6-artiges System. Ferner belegen die spektroskopischen Ergebnisse einer Donor-Akzeptor-Wechselwirkung zwischen den chemisorbierten aromatischen Molekulen und den eisenterminierten Oberachen. Im Rahmen dieser Arbeit wird das zum Beispiel durch die Untersuchungen der Pyridinadsorption unterstrichen, das eindeutig den sauren Charakter vom Fe3O4(111)Substrat belegt. Die Molekule Ethylbenzol und Styrol wirken dann als schwache LewisBasen. Der zweite Teil dieser Arbeit liefert die Erkenntnis, da die Adsorption von Oktan und Ethen auf der Fe3 O4(111)-Oberache bei Temperaturen unterhalb 160 K stattndet, wobei die Molekule in einer liegenden Anordnung auf dem Substrat physisorbieren. Auf Grund der chemischen Struktur wurden Oktan und Ethen als Modellsubstanzen fur die Ethylgruppe in Ethylbenzol und fur die Vinylgruppe in Styrol betrachtet. Verallgemeinert man die gewonnen spektroskopischen Ergebnisse, kommt man zu dem Schlu, da diese molekularen Untergruppen bei der Chemisorption der katalytisch relevanten Substanzen keine entscheidende Rolle spielen. Die Wechselwirkung mit der Oberache ndet somit ausschlielich uber den jeweiligen Phenylring statt, der somit die Haftung der Molekule an die Katalysatoroberache gewahrleistet. Gegenteilige Mechanismen wurden jedoch fruher in der Literatur vorgeschlagen, konnen aber im Rahmen dieser Arbeit eindeutig widerlegt werden. Anhand der NEXAFS-Daten konnte in diesem Zusammenhang gezeigt werden, da es bei der Chemisorption zu einer leichten Veranderung der elektronischen Struktur der adsorbierten Molekule kommt, was eine weitreichende Konsequenz bezuglich der Dehydrierung des Edukts zur Folge hat. Durch die Wechselwirkung des -Systems mit den Fe2+- und Fe3+Ionen und den damit verbundenen Austauch von Elektronendichten, kommt es zur Polarisierung der Adsorbatmolekule. Im Falle von Ethylbenzol kann es dabei zu einer Aktivierung der C-H-Bindungen der Ethylgruppe kommt. Diese Erkenntnisse stehen in guter U bereinstimmung mit den Arbeiten von Weiss et al. (siehe zum Beispiel [81]). Dabei ist die Dehydrierung dieser Ethylgruppe an Stufenkanten unter Einbeziehung 100 8. Zusammenfassung und Ausblick von Sauerstoatomen des Gitters ein moglicher Mechanismus (vergleiche auch Abbildung 8.1), bei dem der Elektronentransfer durch das -System zu dem unter dem Phenylring lokalisierten Eisenion erfolgen kann. Ferner belegen STM-Untersuchungen, da die Adsorption vorrangig auf regularen Terassenplatzen erfolgt und Defekte der Oberache diesbezuglich eine untergeordnete Rolle spielen [30]. 3+ H2, (H2O) O 3+ (H2O) H 2+ 2+ 2- O Fe Stufenkante Katalysatoroberfläche 4 Ads or 1 HH 3+ - O Fe H H 2- O 3+ Fe - O so De St O 3+ Fe 3 H rp tion 2 H H H H 2+ Fe 2- O 2+ Fe 3+ - O 3+ - O Fe 2- O 2- O H 3+ Fe 3+ O 2- Fe 2- O 3+ 2- O Fe tio n Fe H O 3+ Fe 2- EB 2- O ion Reo xi tion 3+ Fe 2- Fe pt da Fe 2- ak Re Fe Abbildung 8.1: Schematischer U berblich uber den Reaktionskreislauf wahrend der Dehydreirung von Ethylbenzol zu Styrol. Abschlieend gibt Abbildung 8.1 einen U berblick uber den sich ergebenden Mechanismus der Dehydrierung von Ethylbenzol und Styrol am Beispiel der Fe2O3-Oberache (siehe Referenz [70]). Eventuell ist fur die Reoxidation (Schritt 4) die Co-Adsorption von Wasser auf der Oberache notig ist. Dabei kommt es zur Dissoziation in H+- und OH;-Ionen, die eine Desorption von molekularem Wassersto und die damit verbundene Reoxidation des Eisens ermoglichen. Damit wird der katalytische Zyklus vollendet. Der dabei auftretende Adsorptions- und Desorption-Mechanismus wird in Referenz [76] anhand einer weiteren XPS- und NEXAFS-Studie fU r den Fall der Fe3O4Substratoberache ausfuhrlich diskutiert. Trotz des dabei auftretenden Problems, da bei der Auswertung der Daten die Beitrage des oxydischen Substrates von denen des Wassers nur sehr schwierig zu separieren sind, konnen signikante spektroskopische 101 8. Zusammenfassung und Ausblick Unterschiede zwischen kondensiertem Eis und chemisorbiertem Wasser (OH; + H+) sowie Gasphasenspektren aus der Literatur demonstriert werden. Der katalytisch interessante Zustand ist hierbei die dissoziierte Phase, wobei die OH-Gruppen eine aufrechte Orientierung aufweisen. Einen wichtigen Aspekt der zukunftigen Untersuchungen sollte daher die Wirkung von Wasser im Rahmen der Katalyse einnehmen. H2 O ist wahrend der Reaktion in Form von Dampf prasent und spielt bei der Dehydrierung moglicherweise eine entscheidende Rolle. Im Rahmen dieser Arbeit konnte nicht geklart werden, welche der beiden Eisenterminierten Oberachen bezuglich der Katalyse groere Relevanz besitzt. Durch weiterfuhrende spektroskopische Experimente auf dem Fe2O3 (0001)-Substrat lieen sich dazu weitere wichtige Informationen gewinnen. Erste Reaktorexperimente belegen jedoch, da gerade diese Oberache von besonderer katalytischer Wirkung ist [39]. Ferner gibt es momentan intensive Bestrebungen, mit Kalium versetzte Eisenoxidlme zu praparieren, die ebenfalls eine hohe strukturelle Ordnung aufweisen. Da diese Oberache in der realen Katalyse den groten Stellenwert einnimmt, kann einer intensiven Untersuchung mit groem Interesse entgegengesehen werden. Ebenso ungeklart ist bisher die Frage der Desorption von Styrol von der Katalysatoroberache unmittelbar nach der Reaktion. Da ein belegtes Substrat katalytisch inaktiv ist, wird das eine der zentralen Fragen zukunftiger Forschung sein. 102 Literaturverzeichnis [1] H. Ohlinger und S. Stadelmann, Ullmann Enzyclopadie der technischen Chemie 16, 460, Urban Schwarzenberg, Berlin (1965). [2] E.H. Lee, Catal. Rev. Sci. Eng. 8, 285 (1973). [3] M. Muhler, J, Schutze, M. Wesemann, T. Rayment, A. Dent, R. Schlogl and G. Ertl, The Nature of the Iron Oxide-Based Catalyst for Dehydrogenation of Ethylbenzene to Styrene, J. Catal. 126, 339-360 (1990). [4] K. 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Herrn Dipl.-Phys. S. Rei danke ich fur die sehr gute Zusammenarbeit und die freundschaftliche Unterstutzung in verschiedensten Phasen der Arbeit. Stellvertretend fur alle Mitarbeiter der Lehrstuhls der Physikalischen Chemie I danke ich Herrn Dipl.-Phys. R. Arnold und Dipl.-Chem. A. Niklewski fur die produktive Arbeitsatmosphare. Mein besonderer Dank gilt meiner Verlobten Frau C. Stol fur die groe Unterstutzung und das entgegengebrachte Verstandnis. Lebenslauf Personliche Daten: Name: Geburtsdatum/-ort: Familienstand: Nationalitat: Mario Wuhn 20.11.1969, Brandenburg ledig deutsch Schulbildung: 1976-1986 1986-1988 Polytechnische Oberschule in Brandenburg Erweiterte Oberschule in Brandenburg, Abitur Wehrdienst: 1988-1990 Zeitsoldat der Nationalen Volksarmee der DDR Studium: 1990-1993 1994-1995 1993-1997 Physik-Grundstudium an der TU Braunschweig Auslandsstudium an der Faculty of Physics and Astronomy, University of Edingurgh, Scotland Physik-Hauptstudium an der Universitat Heidelberg, Diplomarbeit: Elektronenspektroskopische Untersuchungen der Adsorption von Phthalsaureanhydrid auf einkristallinen Cu-Oberachen, Angewandte Physikalische Chemie Promotion: 7/1997 Beginn der Promotion am Lehrstuhl fur Physikalische Chemie I bei Prof. Dr. Ch. Woll