Bewegte trümmerscheibe um nachbarstern Fließt hier salzwasser

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Blick in die Forschung: Nachrichten
Rinnt hier Wasser die Hänge
herab? Diese langen Strukturen
am Kraterhang könnten durch
Flüssigkeiten entstehen, die auf
Grund ihres hohen Salzgehalts
den widrigen UmweltbedingunNASA / JPL-Caltech / University of Arizona
gen trotzen.
der Fall. Stattdessen scheinen
dort tatsächlich Salzlösun­
gen auszutreten, die sich aus
unterirdischen Reservoiren
speisen.
Dies ergab sich aus der
Analyse von Spektren, die
Fließt hier Salzwasser am Kraterhang?
das Instrument CRISM auf
dem Mars Reconnaissance
chon länger wird vermu­
S
zutreten und hangabwärts zu
Raumsonden. Ihre Ursache
Orbiter der NASA gewonnen
tet, dass auf dem Mars
fließen. Dabei hinterlassen sie
war jedoch bislang nicht
hat. Bisher war die räumliche
eine besondere Form von
dunkle Linien in der Oberflä­
eindeutig geklärt, theoretisch
Auflösung solcher Geräte, die
Oberflächenfeuchtigkeit zu
che, die im Lauf von Tagen
könnten sie auch durch rie­
Aufschluss über die chemische
beobachten ist: An manchen
oder Wochen verschwinden.
selnden Sand entstehen. Doch
Zusammensetzung einer abfo­
wie Forscher um Lujendra
tografierten Stelle geben, nicht
sonnenbeschienenen Krater­
Diese so genannten Recur­
hängen scheinen während
ring Slope Lineae (»wieder­
Ojha vom Georgia Institute
hoch genug für die dünnen
der warmen Jahreszeit stark
kehrende Hangstriche«, RSL)
of Technology in Atlanta nun
Striche. Ojha und Kollegen
salzhaltige Flüssigkeiten aus­
zeigten sich auf Bildern von
berichten, ist dies wohl nicht
gelang es jedoch, entsprechen­
Bewegte Trümmerscheibe um Nachbarstern
D
er 32,3 Lichtjahre von uns
sie verursacht werden. Die
Zentralgestirn. Seit 2003 ist be­
entfernte rote Zwergstern
Forscher vermuten unter ande­
kannt, dass AU Mic von einer
SPHERE nach der Inbetrieb­
AU Microscopii (AU Mic) im
rem, dass sie mit Eruptio­nen
Trümmerscheibe umgeben ist,
nahme des Geräts am VLT
südlichen Sternbild Mikro­
des Sterns AU Mic zusammen­
deren Radius etwa 200 Astro­
mögliche Zielobjekte für erste
skop ist von einer Trümmer­
hängen. Ein andere Möglich­
nomische Einheiten beträgt.
Testbeob­achtungen anvisier­
scheibe umgeben, die wir fast
keit wären Schwerkrafteffekte
Es ist eine so genannte proto­
te, erwies sich AU Mic als ein
genau von der Seite sehen. Mit
von eventuellen Planeten in
planetare Scheibe aus Gas und
vielversprechender Kandidat.
Hilfe des Instruments SPHERE
der Staubscheibe. Bislang gibt
Staub, in der möglicherweise
Er war in der Vergangenheit
am Very Large Telescope ge­
gerade Planeten entstehen.
schon mehrfach mit dem
lang es einer Forschergruppe
es aber keine Hinweise hierauf.
AU Mic ist ein Roter Zwerg
um Anthony Boccaletti vom
vom Typ M1, und zählt zur
Observatoire de Paris, die
Klasse der eruptiven Veränder­
Scheibe scharf abzubilden und
lichen. Er ist nur etwas mehr
darin detaillierte Strukturen
als halb so groß wie die Sonne,
zu beobachten.
Beim Vergleich mit frü­
und mit rund zwölf Millionen
heren Beobachtungen des
im Vergleich zu unserem rund
Weltraum­teleskops Hubble
4,6 Milliarden Jahren alten
Durchmesser der Neptunbahn
Weltraumteleskop Hubble 2010
zeigte sich, dass sich diese
innerhalb von nur wenigen
Jahren signifikant verändert
Diese Zeitreihe dreier Aufnah-
hatten. Offenbar bewegen sich
men der Scheibe um AU Micro-
manche Bereiche in der Schei­
scopii zeigt die neu entdeckten
be um AU Mic sehr schnell und
bewegten, wellenartigen Struk-
bauen wellenartige Strukturen
turen. Der Stern selbst ist durch
auf, die nach außen laufen.
eine Blende in der jeweiligen
Noch ist unklar, wodurch
Bildmitte abgedeckt.
10
Dezember 2015
Weltraumteleskop Hubble 2011
VLT/SPHERE 2014
Position von
AU Microscopii
Sterne und Weltraum
ESO (2014), NASA / ESA (2010, 2011) / SuW-Grafik
Jahren ein sehr junger Stern
Als das Forscherteam von
de Informationen auf der Ebene einzelner
Pixel zu gewinnen. Demnach enthält der
Sterndichte
Marsboden im direkten Umfeld der RSLs
mehr Salzminerale als in der weiteren
Umgebung – mutmaßlich, weil er dort
von den Ausflüssen benetzt wurde.
Eigentlich kann sich flüssiges Wasser
an der Oberfläche des Mars wegen seines
Große
Magellansche
Kleine
Wolke
Magellansche
Wolke
geringen Atmosphärendrucks von im
Mittel sieben Millibar nicht lange hal­
ten – trotz Temperaturen unterhalb des
Gefrierpunkts verdampft es sofort. Nur
bleibt lange genug flüssig, um die meter­
langen Spuren erzeugen zu können.
Seit den Anfangstagen der Marserkun­
dung ist klar, dass es auf dem Mars nur
noch ein Restvorkommen von Wasser
gibt, das im Allgemeinen unterirdisch in
Form von Eis vorliegt. In der Frühzeit des
Dark Energy Survey Collaboration
eine Flüssigkeit, die sehr viel Salz enthält,
Roten Planeten dürfte es aber wesentlich
mehr Wasser gegeben haben, das sogar
Mit dem Dark Energy Survey wurde bislang ein Achtel des gesamten Himmels Meere und große Flusssysteme gebildet
durchmustert, hier rot eingefärbt. Die Positionen von 14 der 17 bislang unbekannten
haben könnte. Inwieweit dieses Szenario
möglichen Begleiter unseres Milchstraßensystems sind eingezeichnet.
eines warmen wasserreichen Mars jedoch
tatsächlich zutrifft, ist nach wie vor um­
stritten.
NASA, 28. September 2015
Leuchtschwache Begleiter unserer Galaxis entdeckt
D
er Dark Energy Survey (DES) ist eine Himmelsdurchmusterung, mit der die
Astronomen das Vorkommen und die Verteilung von Dunkler Materie und
Dunkler Energie in vielen hundert Millionen weit entfernter Galaxien erfassen
Weltraumteleskop Hubble untersucht
und kartieren. In das Blickfeld des dafür eingesetzten Vier-Meter-Teleskops Blanco
worden. Die Astronomen waren jedoch
auf dem chilenischen Berg Cerro Tololo geraten aber auch sehr viel näher gelegene
überrascht, als sie ihre Bilddaten mit den
Objekte: Forscher um Alex Drlička-Wagner am Fermi National Accelerator Labora­
Beobachtungen von Hubble verglichen:
tory im US-Bundesstaat Illinois stießen im Umfeld unseres Milchstraßensystems
Innerhalb der drei Jahre, die seit der letz­
auf acht bislang unbekannte Zwerggalaxien. Sie zeichnen sich alle durch eine
ten Beobachtung mit Hubble vergangen
äußerst geringe Leuchtkraft, kleine Durchmesser und kleine Massen aus.
waren, hatte sich die Scheibe markant
verändert.
Zwerggalaxien dieses Typs werden als »ultraschwache Zwerggalaxien« bezeich­
net (englisch: ultra-faint dwarf galaxies). Die nun vorgestellten Exemplare haben
Die Untersuchungen mit SPHERE
Durchmesser zwischen 55 und 590 Lichtjahren und sind zwischen 80 000 und
erlaubten nicht nur die Bestimmung des
700 000 Lichtjahre von uns entfernt. Zum Vergleich: Unser Milchstraßensystem be­
räumlichen Aufbaus der Scheibe oder die
sitzt einen Durchmesser von rund 100 000 Lichtjahren. Die kleinste der Zwerggala­
Messung ihrer spektralen Eigenschaf­
xien enthält nur etwa 500 Sterne, was mit einem offenen Sternhaufen in unserem
ten – erstmals ließen sich auch »live«
Milchstraßensystem vergleichbar ist. Die Zwerggalaxien erreichen höchstens ein
Bewegungen in ihr verfolgen. Bislang
Milliardstel der Helligkeit unseres Milchstraßensystems. Bei den nun gefundenen
ist nicht klar, warum sich die Trümmer­
Objekten handelt es sich noch um Kandidaten.
Schon im März 2015 hatte das gleiche Forscherteam die Entdeckung von neun
scheibe so dynamisch verhält.
AU Mic ist als junger Stern sehr aktiv
ultraschwachen Zwerggalaxien im Umfeld unserer Galaxis bekannt gegeben. Bei der
und produziert häufig Eruptionen, bei
Untersuchung ihrer Spektren zeigte sich, dass diese Galaxien sehr viel mehr Masse
denen stellares Plasma mit hohen Ge­
als die sichtbaren Sterne enthalten – sie müssen offenbar aus großen Mengen der
schwindigkeiten nach außen geschleudert
unsichtbaren Dunklen Materie bestehen. Diese und die jetzt hinzugekommenen Ob­
wird. Dieses könnte mit dem Gas und
jekte befinden sich in der Nähe der Magellanschen Wolken, zwei größeren Begleitga­
dem Staub in der Scheibe in Wechselwir­
laxien unseres Milchstraßensystems. Sie sind 158 000 und 208 000 Lichtjahre von uns
kung treten und so schnelle Veränderun­
entfernt. Vielleicht sind einige der Zwerggalaxien mit den Magellanschen Wolken
gen hervorrufen. Auch empfiehlt es sich,
assoziiert und somit »Begleiter von Begleitern«. Tatsächlich sagen Theorien über
nach Planeten im Umlauf um AU Mic
die Verteilung der Dunklen Materie im Umfeld von Galaxien solche Satelliten von
zu suchen, die ebenfalls auf die Scheibe
Begleitgalaxien voraus.
einwirken könnten.
Drlička-Wagner, A. et al., The Astrophysical Journal, eingereicht, 2015
Nature 526, S. 230 – 236, 2015
www.sterne-und-weltraum.de
Dezember 2015
11
KURZ & Bündig
Das Licht zweier tanzender Schwarzer Löcher
Das Zielobjekt der japanischen Raum­
sonde Hayabusa-2 erhielt Anfang
Okto­ber 2015 seinen endgültigen
Namen nach einem Schloss in einer
japanischen Sage. Der Namensgebung
vorausgegangen war ein Wettbewerb im
Internet.
Raumsonde New Horizons
ändert ihre Bahn
Vom 22. Oktober bis zum 4. November
2015 zündete die Sonde viermal ihren
Bordantrieb, um das kleine Kuiper­
gürtelobjekt 2014 MU69 anfliegen zu
können. Die Passage in einem Abstand
von weniger als 12 000 Kilo­metern ist
für den 1. Januar 2019 vorgesehen.
Estland ist nun
ESA-Vollmitglied
Rückwirkend zum 1. September 2015
wurde der kleine baltische Staat zum
21. Mitglieds­land der Europäischen
Raumfahrtbehörde ESA. Schon 2007
hatte Estland eine Kooperation mit der
ESA begonnen.
Erdaufnahmen von
Satellit DSCOVR nun online
Die Farbaufnahmen des Satelliten
DSCOVR vom Lagrangepunkt L1 sind
seit Mitte Oktober 2015 im Internet frei
zugänglich (siehe SuW 10/2015, S. 16).
Die jeweils neuesten Bilder der Kamera
EPIC finden sich auf epic.gsfc.nasa.gov
Schwarzes Loch
zerreißt Stern
Das zentrale Schwarze Loch der Galaxie
PGC 043234 verschlang im Novem­
ber 2014 offenbar einen Stern, der ihm
zu nahe kam. Beobachtet wurde der
Vorgang von gleich drei unterschiedli­
chen Röntgensatelliten, die einen hel­
len Ausbruch im Bereich der Röntgenund Gammastrahlung nachwiesen.
Weitere aktuelle Meldungen
aus Astronomie und Raumfahrt
finden Sie auf
www.spektrum.de/astronomie und
www.twitter.com/Sterne_Weltraum
12
Dezember 2015
R
und 3,5 Milliarden Lichtjahre von
die Materie extrem stark durch Reibung
uns entfernt im Sternbild Jungfrau
aufgeheizt, so dass sie energiereiche
befindet sich der Quasar PCG 1302-102.
Strahlung freisetzt.
Es handelt sich um eine aktive elliptische
Das hellere der Schwarzen Löcher
Galaxie, in deren Zentrum sich mit hoher
ist das masseärmere und bewegt sich
Wahrscheinlichkeit gleich zwei Schwarze
mit der enormen Geschwindigkeit von
Löcher befinden, die ihren gemeinsamen
20 000 Kilometern pro Sekunde um den
Schwerpunkt umrunden. Mit dem Galaxy
Schwerpunkt, das sind rund sieben Pro­
Evolution Explorer (Galex) und dem Welt­
zent der Lichtgeschwindigkeit. Pro Stunde
raumteleskop Hubble stießen Forscher
legt es also rund 72 Millionen Kilometer
um Daniel J. D’Orazio von der Columbia
zurück, das entspricht rund der Hälfte
University in New York auf zusätzliche
des Abstands Erde – Sonne. Das masseär­
Belege, welche das Vorhandensein der
mere Schwarze Loch bewegt sich näher
beiden Schwarzen Löcher weiter unter­
am dichtesten Bereich der gemeinsamen
mauern. Erst im Frühjahr 2015 war der
Gas- und Staubscheibe und kann daher
Quasar bei Beobachtungen im Rahmen
mehr Materie an sich ziehen als das mas­
des Catalina Real-Time Transient Survey
sereichere Schwarze Loch. Daher leuchtet
aufgefallen, der Ausschau nach zeitlich
sein unmittelbares Umfeld heller. Durch
variablen Lichtquellen hält. Dessen Daten
die hohe Geschwindigkeit macht sich
legten bereits nahe, dass die Strahlung
der Dopplereffekt bemerkbar, es kommt
von PCG 1302-102 von zwei Schwarzen
zu einer Blauverschiebung, wenn sich
Löchern erzeugt wird.
das Schwarze Loch von uns aus gesehen
Aus den Archivdaten konnten die
auf uns zu bewegt. Zusätzlich sorgen
Forscher um D’Orazio das Leuchtverhal­
relativistische Effekte dafür, dass das vom
ten von PCG 1302-102 über rund 20 Jahre
Schwarzen Loch ausgehende Licht noch
zurückverfolgen. Tatsächlich hatte Galex
weiter verstärkt wird.
den Quasar im Lauf seiner Mission sechs­
Beobachtungen im sichtbaren Licht
mal beobachtet. Auch beim Weltraumte­
zeigten, dass PCG 1302-102 periodische
leskop Hubble stießen die Forscher auf
Schwankungen seiner Helligkeit aufweist.
mehrmalige Beobachtungen. Die Forscher
Sollten daran relativistische Effekte
nehmen an, dass sich die Schwarzen
beteiligt sein, so lässt sich berechnen,
Löcher in einem Abstand von 0,06 bis
dass diese Schwankungen im Ultravio­
0,22 Lichtjahren umrunden. Sie sind von
letten etwa zweieinhalbmal stärker
einer weit ausgedehnten Scheibe aus Gas
ausgeprägt sein sollten. Und tatsächlich
und Staub umgeben, die beide Objekte
passen die Messdaten von Galex und
umschließt.
Hubble sehr gut zu dieser Vorhersage.
Die beiden Schwarzen Löcher bewegen
Die Forscher vermuten, dass diesem Paar
sich durch diese Scheibe und sammeln
von Schwarzen Löchern nur noch eine
dabei große Mengen an Materie auf. Sie
geringe Lebensdauer beschieden ist. Die
kann wegen der Erhaltung des Drehim­
beiden Objekte dürften sich innerhalb der
pulses nicht direkt in die Schwarzen Lö­
nächsten Million Jahre zu einem einzigen
cher fallen, sondern sammelt sich jeweils
Schwarzen Loch vereinigen.
in einer Akkretionsscheibe an. Hier wird
D’Orazio, D. J. et al., Nature 525, S. 351 – 353, 2015
In dieser Simulation
ist die LichtabstrahZoltan Haiman, Columbia University / SuW-Grafik
Asteroid 1999 JU3
heißt jetzt (162173) Ryugu
lung zweier umein­
ander kreisender
Schwarzer Löcher
dargestellt, die von
einer gemeinsamen
Scheibe aus Gas
und Staub umgeben
sind. Die grünen
Pfeile geben die Bewegungsrichtungen
in der Scheibe an.
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Dezember 2015
13
Ein Röntgenatlas des Milchstraßenzentrums
W
issenschaftler um Gabriele Ponti vom Max-Planck-In­
Die Forscher verwendeten für ihren Himmelsatlas Ar­
stitut für extraterrestrische Physik in Garching veröf­
chivdaten, die XMM-Newton in den 16 Jahren seiner Mission
fentlichten kürzlich die bislang detaillierteste Röntgen­karte
aufgenommen hat, und nahmen neue Beobachtungen hinzu.
vom unmittelbaren Umfeld des galaktischen Zen­trums. Die
Daraus konnten sie Karten der kontinuierlichen Röntgen­
Karte gibt die zentralen anderthalb Grad um das galaktische
strahlung, aber auch von Röntgenemissionslinien erstellen.
Zentrum wieder, das rund 26 000 Lichtjahre von uns entfernt
Unter anderem fallen große Blasen mit Durchmessern von
im Sternbild Schütze liegt. Sie wurde aus mehr als 100 Auf­
mehreren Dutzend Lichtjahren auf. Manche von ihnen sind
nahmen des europäischen Röntgensatelliten XMM-Newton
Supernova-Überreste und kennzeichnen die Orte, an denen
zusammengesetzt, die in drei verschiedenen Energiebe­
ein massereicher Stern am Ende seiner Lebensdauer explo­
reichen entstanden. Auf ihr finden sich zahlreiche unter­
dierte und dabei einen Großteil seiner Masse als heißes Gas
schiedliche Röntgenquellen, darunter Supernova-Überreste,
ausstieß. In ihrem Inneren sind diese Blasen weit gehend leer
Sternhaufen mit massereichen heißen Sternen und heiße
und schaffen so riesige Hohlräume in den Gas- und Staubre­
Gasblasen, die vom zentralen massereichen Schwarzen Loch
gionen, die das galaktische Zentrum umgeben.
im galaktischen Zen­trum ausgestoßen wurden. Auch dieses
Oberhalb und unterhalb des zentralen Schwarzen Lochs
verrät sich durch Röntgenstrahlung aus seinem unmittelba­
zeigen sich zwei Blasen, die als bipolare Flügel bezeichnet
ren Umfeld.
werden. Sie bestehen aus heißem Gas, das aus der unmittel­
baren Umgebung des zentralen Schwarzen Lochs abgegeben
wurde und sich über mehrere Dutzend Lichtjahre ausgebrei­
tet hat. Am Rand der nördlichen Blase findet sich ein scharfer
und heller Übergang – ein Hinweis auf eine Stoßwelle, wo das
vom Schwarzen Loch stammende Material auf das interstel­
ESA/XMM-Newton/G. Ponti et al. 2015
lare Medium trifft. Es könnte hier mit dem Material von zwei
Supernova-Überresten kollidieren. Die Form der bipolaren
Flügel weist auf einen meist ruhigen Ausfluss von Gas aus
dem zentralen Schwarzen Loch hin. Zudem werden diese
Blasen auch von den Winden der massereichen Sterne nahe
dem Schwarzen Loch mit Gas versorgt.
Mit dieser Karte können die Astrophysiker rekonstruieren,
welche energiereichen Prozesse das Zentrum unseres Milch­
straßensystems in den letzten Milliarden Jahren gestaltet
haben. Auch lassen sich aus ihr Hinweise entnehmen, wie
Mit dem europäischen Satelliten XMM-Newton wurde diese
sich diese Region in Zukunft weiterentwickeln wird. Auf
Röntgenkarte des galaktischen Zentrums aus 100 Einzelbelich-
jeden Fall bleibt das Zentrum unserer Galaxis ein wilder und
tungen zusammengestellt. Sie erstreckt sich über eine Breite von
turbulenter Ort.
rund 500 Lichtjahren.
Ponti, G. et al., Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 453, S. 172 – 213, 2015
»Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel
M
it etwas Glück können Sie ein Exemplar
des informativen und reich illustrierten
Senden Sie die Ziffern der Fragen und den
jeweils zugehörigen Buchstaben der richtigen
Sachbuchs »Urknall im Labor – Wie Teilchen-
Lösung bis zum 11. Dezember 2015 per E-Mail
beschleuniger die Natur simulieren« aus dem
mit der Betreffzeile »Delta Cephei« an:
Springer-Verlag gewinnen.
[email protected]
Frage 1: Delta Cephei im Stern-
Frage 2: Die Masse von Frage 3: Von Delta Cephei
bild Kepheus ist ein:
a) veränderlicher Stern
Delta Cephei beträgt:
trennen uns etwa:
a) 2,5 Sonnenmassen
a) 790 Lichtjahre
b) Blauer Riese
b) 3,5 Sonnenmassen
b) 890 Lichtjahre
c) Roter Zwerg
c) 4,5 Sonnenmassen
c) 990 Lichtjahre
Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis zum 11. Dezember 2015
die richtigen Lösungen an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung
teil. Bitte dabei unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs.
Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum der Wissenschaft
14
Dezember 2015
Verlagsgesellschaft mbH und deren Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch
der Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an.
Sterne und Weltraum
Sonnensonde Soho entdeckt ihren
dreitausendsten Kometen
Vor 50 Jahren
eit 20 Jahren beobachtet
S
seine dichte Annäherung an
die gemeinsam von der
die Sonne nicht und löste sich
Warum nicht über …
Europäischen Raumfahrtbe­
durch die enorme Einstrah­
»›Warum liest man in SuW nichts
hörde ESA und der US-ameri­
lung in kurzer Zeit vollständig
über den Planetoiden ›Ikarus‹, der
kanischen NASA betriebene
in Gas und Staub auf.
am 15. Juni mit der Erde zusammen-
Sonnensonde Soho ständig
stoßen soll?‹ ›Warum nichts von
Dieses Schicksal erleiden
dem Riesenmeteoriten, der 1908 in
unser Tagesgestirn und seine
die allermeisten der mit Soho
unmittelbare Umgebung.
entdeckten Kometen, die in
Sibirien niederging und der aus Antimaterie bestanden haben
Soho setzt dazu unter ande­
rund 85 Prozent der Fälle zur
soll?‹ ›Warum nicht über …?‹, so steht es in Leserzuschriften.
rem zwei Korono­grafen ein,
so genannten Kreutz-Familie
Lassen Sie uns an dieser Stelle … ausführen, … wie unsere
welche das grelle Licht der
gehören. Sie ist nach dem deut­
Zeitschrift ›gemacht‹ wird bzw. wie sie nicht ›gemacht‹ wird.
Sonnenscheibe ausblenden,
schen Astronomen Heinrich
Neben den Presse- und Informationsdiensten von Ministerien,
um die äußere Atmosphäre
Kreutz (1854 – 1907) benannt,
Botschaften und Wirtschaftsunternehmen … gibt es eine große
der Sonne, die Korona, sicht­
dem Ende des 19. Jahrhunderts
Zahl von Feuilleton-Diensten privaten Charakters. … Aus diesen
bar zu machen. Immer wieder
aufgefallen war, dass sich
Quellen stammen meist die ›sensationellen‹ Nachrichten. … Wir
geraten Kometen ins Blickfeld
manche Kometen in ihren
übernehmen [diese] … nicht. Wir prüfen aber, ob sich nicht doch
der beiden Instrumente, im
Bahnparametern sehr ähnlich
Mittel rund 200 Schweifsterne
waren, obwohl es sich um
[dahinter] Fakten verbergen, … die unseren Lesern zur Kenntnis
(SuW, Dezember 1965, S. 267)
gebracht werden sollen.«
pro Jahr. Am 13. September
verschiedene Schweif­sterne
2015 fand der Amateurbild­
handelte. Schnell kam daher
auswerter Worachate Boon­
die Vermutung auf, dass die
plod aus Thailand auf einem
Kometen der Kreutz-Familie
Soho-Bild einen Kometen,
Bruchstücke eines größeren
Astronomen gehört. Speziell in diesem Dezemberheft 1965
den er an die von der NASA
Objekts sind, das bei einer oder
hätte sich aber – »Warum nicht über …?« – neben den fünf
betriebene Registrierungsstel­
mehreren dichten Annähe­
wiedergegebenen Kurzberichten aus der Forschung noch ein
le meldete. Dort stellte er sich
rungen an die Sonne in viele
sechster gut gemacht. Er könnte so ausgesehen haben:
dann als der dreitausendste
tausend Bruchstücke ausein­
mit Soho entdeckte Komet
andergerissen wurde.
heraus. 95 Prozent aller mit
Diese Trümmer verteilten
I
n dieser Stellungnahme der damaligen Herausgeber drückt
sich der wohltuend solide Charakter von »Sterne und
Weltraum« aus, wozu auch die direkte Einbeziehung aktiver
Eine neue Quelle diffuser Radiostrahlung
Wissenschaftler der Bell Laboratories in Holmdel, USA, haben
Soho und anderen Sonnen­
sich entlang der lang gestreck­
bei einer Frequenz von 4080 Megahertz eine diffuse Strah-
sonden entdeckten Kometen
ten ursprünglichen Umlauf­
lung entdeckt, die im Rahmen der Messgenauigkeit isotrop,
werden von Amateurforschern
bahn und geraten nun nach
unpolarisiert und frei von jahreszeitlichen Schwankungen ist.
aufgespürt, welche die frei im
und nach in Sonnennähe. Die
Der Vergleich mit Messungen bei 404 Megahertz zeigt, dass
Internet zugänglichen Bilder
meisten Bruchstücke sind
diese Strahlung von anderer Art sein muss als die bisher aus
systema­tisch nach Schweif­
zwischen 10 und 50 Meter
der Milchstraße bekannten Quellen von Radiostrahlung. Die
sternen durchkämmen.
groß und werden nur durch
Veröffentlichung im Juliheft von »Astrophysical Journal Let-
die enorme Einstrahlung der
ters« (Band 142, S. 419 – 421, 1965) wird durch einen zweiten
Sein Kerndurchmesser dürfte
Sonne sichtbar, wenn sie dabei
Artikel ergänzt, der eine mögliche Erklärung dieser zusätzli-
nur wenige zehn Meter be­
sind, zu verdampfen.
chen Strahlung liefert.
Der Komet war sehr klein:
tragen haben. Er überlebte
ESA, 16. September 2015
Die Astronomie der 1960er Jahre fand im Ganzen sicher in
SuW ein getreues Spiegelbild. Liest man aber die Überschrift
des zweiten Artikels, »Cosmic Black-Body Radiation«, so wird
klar, dass hier der Zeitschrift eines der wichtigsten Ereignisse
des Jahrzehnts durchschlüpfte: die Entdeckung der Drei-Kelvin-Hintergrundstrahlung. Vielleicht konnte man diesen Fund
damals noch nicht in seiner vollen, vielseitigen Bedeutung
erfassen, nicht nur den Urknall betreffend, sondern auch die
Hubble-Konstante, Strukturbildung und Alter des Kosmos,
NASA / ESA / SOHO
Materiedichte, Dunkle Materie und Dunkle Energie. Es mag
auch ein Trost sein, dass Otto Heckmann, Gründungsdirektor
der Europäischen Südsternwarte ESO, noch im Dezember
1966 einen Beitrag über »150 Jahre Kosmologie« drucken
ließ, in dem die Hintergrundstrahlung mit keinem Wort
erwähnt wird. Und von einem Proteststurm seitens der daAuf dieser Aufnahme vom 13. September 2015 ist der dreitau-
maligen Leser ist nichts bekannt.
Christoph Leinert
sendste mit der Sonnensonde Soho aufgespürte Komet zu sehen.
www.sterne-und-weltraum.de
Dezember 2015
15
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