VÖB-Zinsprognose-Spektrum Mai / Juni 2015

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VÖB-Zinsprognose-Spektrum
Mai / Juni 2015
www.voeb.de
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
Vorwort
Das Zinsprognose-Spektrum des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB)
umfasst verschiedene Prognose-Ansätze, die eine breit fundierte Einschätzung der zukünftigen Zinsentwicklung ermöglichen. Prognostiziert wird die langfristige Entwicklung der Rendite
öffentlicher Anleihen für einen Zeitraum von zwei und sechs Monaten (Monatsdurchschnittswerte).
Die Grundlage der fundamentalen Analyse des VÖB bilden zum einen ein System von Frühi ndikatoren, das die Tendenz der Haupteinflussfaktoren des Rentenmarktes abschätzt und zum
anderen eine Prognose mittels technischer Analysen. Die Zinsprognosen der BayernLB, DekaBank, der HSH Nordbank, der Helaba, der LBBW sowie der NORD/LB verwenden Elemente
verschiedener Theorien und sind breit aufgestellt. Sie erscheinen alternierend in dieser Publikation. Das Konzept der einzelnen Prognosemethoden wird in den jeweiligen Kapiteln erlä utert. Die zusammengefassten Ergebnisse sowie eine Kontrolle der Prognosen sind dem Bericht vorangestellt.
Als Indikatoren der technischen Analyse des VÖB werden die „Methode der gleitenden Durchschnitte", „Moving Average Convergence-Divergence / MACD“ sowie der „Relative Strength
Index" herangezogen. Hiermit werden vor allem Aussagen zur kurzfristigen Entwicklung der
Renditen generiert.
Berlin, im Juni 2015
Prof. Dr. Liane Buchholz
Norman Schirmer
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Zinsprognose
Inhaltsverzeichnis
Prognoseüberblick und Rückschau ............................................................................ 7
Fundamentalanalyse der Zinsentwicklung
Bundesverbandes Öffentlicher Banken, VÖB ...................................................................... 17
Zinsprognose der HSH Nordbank ........................................................................................ 23
Technische Analyse der Zinsentwicklung
Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB ..................................................................26
Anhang
Weitere Publikationen des VÖB .......................................................................................... 32
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Zinsprognose
Prognoseüberblick und Rückschau
Zinsentwicklung
zwei Monate
sechs Monate
VÖB-Fundamentalanalyse


HSH Nordbank


VÖB-Technische Analyse

-
Ausgangswert:
Umlaufsrendite Öffentlicher Anleihen*, Tageswert 27. Mai 2015:
0,60 Prozent
PROGNOSEKONTROLLE der vorangegangenen Berichte:
(VÖB-Kapitalmarktbericht von November/Dezember 2014 und März/April 2015)
zwei Monate
sechs Monate
VÖB-Fundamentalanalyse
f
f
NORD/LB
f
-
Landesbank BadenWürttemberg
-
f
VÖB-Technische Analyse
f
-
Bezugswert Umlaufsrendite öffentlicher Anleihen*:

zwei Monate: Umlaufsrendite Tageswert vom 25. März 2015:
0,27 Prozent

sechs Monate: Umlaufsrendite Tageswert vom 24. November 2014:
0,75 Prozent
Legende:
=
Prognose einer Zinserhöhung um mehr als 10 Basispunkte
 = Prognose einer Seitwärtsbewegung,
Betrag der Zinsveränderung kleiner oder gleich 10 Basispunkte
=
Prognose einer Zinssenkung um mehr als 10 Basispunkte
f=
Prognose entsprach nicht dem Renditeverlauf
=
Prognose entsprach dem Renditeverlauf
-=
keine Prognose, bedingt durch Rotation im Prognoseteam
* Quelle: Deutsche Bundesbank: Umlaufsrenditen inländischer Inhaberschuldverschreibungen / Anleihen
der öffentlichen Hand / Mittlere RLZ von über 9 bis einschl. 10 Jahren / Tageswerte
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Zinsprognose
Entwicklung des Kapitalmarkts seit Veröffentlichung des letzten
Berichts
Der vergangene Berichtszeitraum wurde sehr stark vom Anleiheaufkaufprogramm der
Europäischen Zentralbank (EZB) und von den andauernden Verhandlungen der griechischen
Regierung mit den internationalen Geldgebern über die künftige Finanzierung des Landes
beeinflusst. Die griechische Regierung unter Führung von Ministerpräsident Alexis Tsipras
hielt die Märkte in Atem. Das Szenario eines Grexit oder eines Graccident bleibt bestehen,
Panik herrscht an den Märkten jedoch nicht. Die EZB scheint mit Ihrer expansiven Geldpolitik
Schlimmeres zu verhindern, sorgt dabei jedoch für beachtliche Schwankungen.
Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen erlebten eine wahre „Achterbahnfahrt“.
Zunächst erreichte die Rendite bis Mitte April erneut einen historischen Tiefpunkt von
0,13 Prozent (Tageswert). Bis Mitte Mai stiegen die Renditen jedoch sprunghaft auf
0,75 Prozent (Tageswert). Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe betrugen zuletzt
0,6 Prozent (Stand: 27. Mai 2015). Damit stieg sie seit Jahresanfang um 3 Basispunkte.
2.5
0.5
1.0
1.5
2.0
Prozent
3.0
3.5
4.0
4.5
U m lauf srenditen der öf f entl. H and (9-10 Jahre)
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Datenreihe: Umlaufsrenditen inländische Inhaberschuldv. / Anl. der öffentl. Hand /
Mittlere RLZ von über 9 bis einschl. 10 Jahren / Tageswerte / Quelle: Bundesbank
Die Entwicklung der Renditen an den Rentenmärkten in Europa und Deutschland stehen
weiterhin entscheidend unter dem Einfluss der EZB und der weitren Entwicklung um die
Finanzierung Griechenlands. Die Rendite der Bundesanleihen erhielt durch die Zinspolitik der
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Zinsprognose
EZB keine Entlastung. Wie erwartet, ließ die Notenbank der Eurozone die Zinsen auf dem
historisch niedrigen Niveau. Der Leitzins notiert somit unverändert bei 0,05 Prozent.
Die EZB setzte ihr im Januar beschlossenes erweitertes Ankaufprogramm von Staatsanleihen
und weiteren Wertpapieren seit März kontinuierlich fort. In der Sitzung des EZB-Rats am
15. April 2015 wurden weitere Details für das laufende Programm festgelegt. Die EZB bea bsichtigt nicht mehr als 25 Prozent einer einzelnen Emission aufzukaufen sowie höchstens ein
Drittel der Anleihen eines einzelnen Staates. Die Renditen der Wertpapiere sollen weiterhin
nicht unter -0,2 Prozent fallen. Spekulationen über das vorläufige Ende des Anleiheankau fprogramms widersprach EZB-Präsident Draghi klar. EZB-Ratsmitglied Coeure betonte, dass
die EZB ihre Ankäufe vor den Sommermonaten steigern werde, um Engpässe an den Märkten
während des traditionell niedrigen Handelsvolumens zu verhindern. Bis zum 25. Mai kaufte die
Notenbank Papiere mit einem Volumen von 134,2 Milliarden Euro an. Der EZB gelingt es bisher, ihren Plan einzuhalten, monatlich im Umfang von 60 Milliarden Euro Wertpapiere zu e rwerben.
Die anhaltenden Verhandlungen über die weitere Finanzierung Griechenlands und die damit
verbundene Unsicherheit sorgten zunächst für eine Renaissance der Bundesanleihe als traditionell „sicherer Hafen“ für Anleger. Dies sorgte für entsprechende Nachfrage und sinkende
Renditen. Demgegenüber verzeichneten Staatsanleihen der südlichen Euro -Peripherie zwischenzeitlich steigende Renditen. Die Volatilität der Verhandlungen spiegelte sich in den
Renditeentwicklungen der Rentenmärkte wider.
Es war wohl das Zusammenspiel von EZB-Ankäufen und die wechselhaften Verhandlungen
Griechenlands mit seinen Gläubigern, die zunächst für eine Knappheit bei den Bundesanle ihen und dramatisch fallende Renditen sorgte. Zwischenzeitlich hatten sich Marktteilnehmer
entsprechend positioniert und in einem zunehmend illiquiden Marktumfeld die Kurse geprägt.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält die Marktteilnehmer bezüglich des Zeitpunktes
der allseits erwarteten Zinsanhebung weiterhin im Ungewissen. Positive Arbeitsmarktzahlen
und eine leicht ansteigende Inflation lassen eine Zinsanhebung bereits im Sommer erwarten.
Erneut schwächere Konjunkturindikatoren, ein schwaches erstes Quartal der US-Wirtschaft
und ein starker US-Dollar sprechen hingegen für eine Verzögerung der Zinswende. Das Protokoll der Fed-Sitzung vom 28./29. April (veröffentlich am 20. Mai) bringt eine überwiegend
skeptische Haltung bezüglich einer Zinserhöhung im Juni zum Ausdruck, da die Wachstumsperspektive der US-Wirtschaft noch zu unsicher seien.
Die Aktienmärkte entwickelten sich im Berichtszeitraum auf beiden Seiten des Atlantiks unterschiedlich. Auf beiden Kontinenten erreichten die Indizes Höchststände, bei den europäischen
Indizes kam es jedoch zu Korrekturen, während sich die amerikanischen Pendants in der N ähe ihre Rekorde behaupten konnten. Der Dow Jones erreichte mit 18.351 Punkten am 19. Mai
ein Allzeithoch und musste seitdem nur einen leichten Kursrückgang verzeichnen. Der S&P
vollzog eine parallele Entwicklung, dem Allzeithoch (2.134 Punkte) am 21. Mai folgte eine
leichter Kursrückgang. Der DAX markierte am 10. April mit 12.390 Punkten erneut einen neuen historischen Höchststand. Der deutsche Leitindex verlor jedoch bis Anfang Mai ca.
10 Prozent und tendiert seitdem seitwärts. Die Entwicklung des Euro Stoxx 50 verlief fast parallel zum Dax. 3836 Punkte markierten am 13. April den höchsten Stand des Index seit dem
Frühsommer 2008. Wie beim DAX erfolgte anschließend der Kursrückgang um ca. 10 Prozent
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Zinsprognose
und die Seitwärtsbewegung.
Das Verhältnis des Euros zum US-Dollar war im Berichtszeitraum sehr volatil, nach zwei Monaten bleibt es jedoch eine Seitwärtsbewegung. Zuletzt notierte der Euro bei 1,0895 US-Dollar
(Stand: 27. Mai 2015) und verlor damit innerhalb von zwei Monaten 0,9 US-Cent gegenüber
dem US-Dollar. Hauptursache für die Schwankungen waren das Anleiheankaufprogramms der
EZB sowie dessen angekündigte Beschleunigung vor den Sommermonaten und die Verhandlungen um die weitere Finanzierung Griechenlands.
Die wesentlichen Entwicklungen in Kürze:

Die Preisdynamik im Euroraum liegt – trotz steigender Tendenz – weiterhin auf sehr niedrigem Niveau (März - 0,1 Prozent und April null Prozent). Die Teuerungsrate liegt damit
weiterhin deutlich unter der Zielmarke der EZB von „knapp unter 2 Prozent“.

Die Wachstumsrate der Geldmenge M3 stieg im Berichtszeitraum erneut. Im März lag das
Wachstum bei 4,6 Prozent und im April bei 5,3 Prozent. Die Wachstumsrate hat damit den
Schwellenwert der EZB von 4,5 Prozent überschritten.

Der Euro-Außenwert ist im Berichtszeitraum von 1,0985 auf 1,0895 US-Dollar gefallen
(Stand: 27. Mai 2015).
Konjunkturelle Lage und ihre Auswirkungen auf den Kapitalmarkt
Die Wirtschaftsentwicklung in den USA und der Eurozone verlief im ersten Quartal 2015 unterschiedlich. Der wirtschaftliche Aufschwung legte im ersten Quartal 2015 eine Pause ein.
Erneute Rückgänge bei Auftragseingängen und Einkaufsindizes deuten ebenfalls auf eine
nachlassende Dynamik hin. Der schwache Start der US-Wirtschaft in das erste Quartal 2015
dämpft die Aussicht für das Jahr 2015. In der Eurozone verdichten sich die Signale für eine
konjunkturelle Erholung. Die weitere Geldpolitik der Notenbanken wird wohl den Fortgang der
konjunkturellen Entwicklung entscheidend beeinflussen.
USA
Die US-Wirtschaft kommt bei weiterhin sinkender Arbeitslosenquote (5,4 Prozent) zunächst
vom Wachstumspfad. Im vierten Quartal 2014 schwächte sich das BIP-Wachstum gegenüber
dem Vorquartal auf 0,5 Prozent ab. Im Gesamtjahr 2014 erzielt die US-Wirtschaft damit ein
BIP-Wachstum von 2,4 Prozent. Den Aufwärtstrend konnte die US-Wirtschaft zunächst nicht
fortsetzen. Die zweite Schätzung des US-BIP für das erste Quartal 2015 weist einen annualisierten Rückgang von 0,7 Prozent aus. Primäre Ursache ist der schwache Beitrag des Außenhandels. Anlass für Optimismus bieten hingegen positive Entwicklungen bei den Investitionen,
gerade im Ausrüstungsbereich. Der IWF korrigierte seine Prognose für das US-BIP-Wachstum
auf 3,1 Prozent für 2015 und 2016. Einige schwache Konjunkturdaten deuten auf eine geringere ökonomische Dynamik im ersten Halbjahr hin.
Die Industrieproduktion blieb hinter den Erwartungen zurück. Im April sank die Produktion um
0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Der Wert für März konnte hingegen von -0,6 Prozent
auf -0,3 Prozent revidiert werden. Verantwortlich für den Rückgang waren insbesondere der
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Zinsprognose
Energie- und Bergbausektor, hier zeigt sich die Ambivalenz der Talfahrt des Ölpreises. Denn
Ölbohrungen, die in den Bergbausektor fallen, wurden wegen des niedrigen Preises teilweise
unrentabel. Das verarbeitende Gewerbe stagnierte hingegen. Der Rückgang der Industrieproduktion dämpft die Aussichten für die US-Konjunktur im zweiten Quartal.
Die US-Einzelhandelsumsätze stagnierten im Berichtszeitraum. Im April blieben sie auf Vormonatsniveau. Der Anstieg des Wertes für den März wurde von zunächst +0,9 Prozent auf
+1,1 revidiert. Den stärksten Rückgang im April verzeichnete mit -0,4 Prozent die Umsätze mit
Autos und Autoteilen. Bereinigt um diesen Bestandteil wäre ein Anstieg von 0,2 Prozent zu
verzeichnen. Der Einzelhandel behauptet sich also, bleibt bezüglich der Dynamik hinter den
zunächst erwarteten Nachholeffekten des schwachen ersten Quartals zurück. Die ausbleibe nde Dynamik des Einzelhandels wird sich auch auf die US-Konjunktur im zweiten Quartal auswirken.
Die Arbeitsmarktdaten bleiben positiv. Die Arbeitslosenquote sank im April auf 5,4 Prozent
nach 5,5 Prozent im Vormonat. Dies entspricht 223.000 neuen Stellen außerhalb des Agrarsektors. Die US-Arbeitslosenquote erreicht damit den niedrigsten Stand seit Sommer 2008.
Die Arbeitslosenquote fällt wiederholt und der Beschäftigungsaufbau setzt sich kontinuierlich
fort. Der Kurs der US-Wirtschaft zeigt damit weiterhin in Richtung Vollbeschäftigung. Die Lohnentwicklung blieb erneut moderat. Seit vier Jahren bewegen sich die Lohnsteigerungen um
die Zwei-Prozent-Marke. Diese verhaltene Lohnentwicklung spricht gegen eine zügige Zin swende der Fed.
Am Immobilienmarkt wurden die wiederholten Wintereinbrüche gut verkraftet. Im April stieg
die Anzahl der Baubeginne von 944.000 auf 1,14 Millionen Einheiten. Die Anzahl der Neubauten liegt damit wieder über der Eine-Million-Marke und auf dem höchsten Stand seit November
2007. Auch die erteilten 1,14 Millionen Baugenehmigungen markieren den höchsten Stand seit
Juni 2008. Die Verkaufszahlen bestehender Häuser nahmen im April ab und sanken von
5,21 Millionen auf 5,04 Millionen Einheiten. Diese Entwicklung hatte der Markt nicht erwartet,
der Rückgang vom Jahresanfang ist dennoch mehr als ausgeglichen . Der NAHB-Index für
April sank erneut von 56 auf 54 Punkte, verbleibt aber auf hohem Niveau und weist auf einen
stabilen Immobilienmarkt hin.
Die Einkaufsmanagerindizes notierten im Berichtszeitraum uneinheitlich. Der ISM-Index für
April blieb mit 51,5 Punkten auf dem Niveau des Vormonats und damit im expansiven Bereich.
Der Teilindex für Produktion stieg gegenüber dem Vormonat um 2,2 Punkte auf 56 Punkte.
Auch der Teilindex für Auftragseingänge legte zu, mit 53,5 Punkten notierte er 1,7 Punkte
über dem Vormonatswert. Der ISM-Index deutet weiterhin auf eine positive Konjunkturentwicklung hin, allerdings bei verhaltener Dynamik. Der Index für das verarbeitende Gewerbe der
Region Chicago legte im April sehr deutlich zu. Er stieg nach mehren Rückgängen in Folge
von 46,3 auf 52,3 Punkte. Sein Pendant aus der Region Philadelphia fiel hingegen und enttäuschte die Erwartungen. Für den Monat Mai gab er mit 0,7 Punkten auf 6,7 Punkte nach.
Der Empire State Index der Federal Reserve of New York stoppte hingegen den Abwärtstrend
und stieg von -1,2 auf 3,1 Punkte und damit wieder in den Expansionsbereich. Die Indizes
weisen damit dennoch auf eine Ausweitung der Produktion hin.
Das Verbrauchervertrauen passt sich in dieses Bild ein. Der US -Verbrauchervertrauensindex
der Universität Michigan gab im Mai deutlich nach und sank von 95,9 auf 88,6 Punkte. Die von
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steigenden Beschäftigungszahlen und sinkenden Ölpreisen getriebene Euphorie der US Verbraucher ist wohl beendet. Auf diesem Niveau droht der private Konsum als Stütze der
Konjunktur schwächer zu werden.
Die US-Auftragseingänge langlebiger Güter entwickelten sich im Berichtszeitraum positiv. Im
März betrug der Anstieg 5,1 Prozent. Im April war lediglich ein kleiner Rückgang von
0,5 Prozent zu verzeichnen. Bereinigt um den volatilen Transportsektor, insbesondere die
Flugzeugbestellungen (-4 Prozent im April), bleibt auch im April ein Anstieg von 0,5 Prozent.
Die Kapitalgüteraufträge, bereinigt um Rüstungs- und Flugzeugaufträge, stiegen im März
(+1,5 Prozent) und April (+1 Prozent) ebenfalls. Diese Daten erlauben einen optimistischeren
Blick auf den weiteren Verlauf der US-Konjunktur. Das zweite Quartal dürfte damit positiver
ausfallen als der Jahresstart.
Die Verbraucherpreise in den USA stiegen gegenüber dem Vormonat, im April lag der Zuwachs bei +0,1 Prozent, im März betrug der Anstieg +0,2 Prozent. Die Kerninflationsrate (ohne Lebensmittel- und Energiekomponente) stieg im April um 0,3 Prozent und lag damit über
den Erwartungen, was wiederum die Fed zu einer baldigen Zinserhöhung bewegen könnte.
Euroland
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland und im Euroraum konnte sich zunehmend stabilisieren. Die positiven Indikatoren der Vergangenheit schlagen nun an. Die wirtschaftliche Dynamik der Eurozone nimmt auf breiter Basis zu.
Die deutsche Wirtschaft ist positiv in das erste Quartal gestartet. Der BIP-Anstieg betrug gegenüber dem Vorquartal 0,3 Prozent. Die Wachstumsprognosen von Bundesbank und Bundesregierung für 2015 mit einem BIP-Wachstum von 1,5 Prozent bleiben damit realistisch.
Auch im ersten Quartal 2015 erweist sich der private Konsum als Stütze und legt um
0,6 Prozent zu. Ebenfalls einen Beitrag zum Wachstum leistete der öffentliche Konsum mit
einem Anstieg von 0,7 Prozent. Weitere Impulse setzten die Investitionen in Ausrüstung
(+1,5 Prozent) und Bauten (+1,7 Prozent). Negativ wirkte sich hingegen der Außenhandel aus,
einer Steigerung der Exporte von 0,8 Prozent stand ein Anstieg der Importe von 1,5 Prozent
gegenüber, dadurch fiel das BIP-Wachstum um 0,2 Prozent geringer aus. Das BIP der Eurozone wuchs im ersten Quartal 2015 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal, der wirtschaftliche Aufwärtstrend verstetigt sich also weiterhin. Frankreich (+0,6 Prozent), Italien
(+0,3 Prozent) und Spanien (+0,9 Prozent) übertrafen dabei die Erwartungen. Das Wachstum
in der Eurozone ist damit breiter aufgestellt.
Die deutsche Industrieproduktion entwickelte sich verhalten. Die Produktion gab im März um
0,8 Prozent nach. Im Februar wurde ein Anstieg von 0,2 Prozent erzielt. Die Produktion im
verarbeitenden Gewerbe ging im März gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent zurück. Einzig das Baugewerbe konnte mit einem Anstieg von 2,1 Prozent kräftig zulegen. Die Fertigung
von Zwischen- (-0,8 Prozent) und Kapitalgütern (-1,4 Prozent) gab hingegen nach. Dennoch
bleibt im ersten Quartal ein leichtes Plus beim verarbeitenden Gewerbe (+0,5 Prozent) und bei
der Industrieproduktion (+0,2 Prozent). Etwas schwächer notierte ebenfalls der Industrieausstoß in der Eurozone, der Rückgang fiel allerdings moderater aus als in Deutschland. Die Veränderungsrate im März betrug -0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Trotz des Rückgangs
im März stieg die Veränderungsrate zum Vorjahr um 1,8 Prozent. Für die kommenden Monate
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sind aufgrund der niedrigen Energiepreise und des schwächeren Euros weitere Steigerungen
zu erwarten. Positiv überraschte die Industrieproduktion Spaniens. Italien meldete für März
einen Anstieg von 0,4 Prozent. Die Industrieproduktion Spaniens ist mit -0,2 Prozent ebenfalls
rückläufig, kann sich jedoch über dem Durchschnitt der Eurozone behaupten.
Die Auftragseingänge der deutschen Industrie waren nach rückläufigen Tendenzen seit Jahresanfang im März wieder auf Wachstumskurs: +0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Die
Nachfrage kam sowohl aus dem Inland (+4,3 Prozent) und der Eurozone (+2,5 Prozent). Insbesondere Zwischen- (+0,9 Prozent) und Kapitalgüter (+1,3 Prozent) erfreuten sich wachsender Nachfrage. Konsumgüter waren hingegen weniger (-2,2 Prozent) gefragt. Bezogen auf das
Vorquartal gingen die Auftragseingänge um 1,5 Prozent zurück. Den Rückgang der Auslandsbestellungen um 3,4 Prozent konnte ein Zuwachs von einem Prozent bei der Inlandsnachfrage
nicht ausgleichen.
Der Erholungskurs der Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum erhielt im Mai einen kleinen
Dämpfer. Der Gesamtindex für die Eurozone fiel leicht von 53,9 auf 53,4 Punkte. Der Teilindex
für die Stimmung in der Industrie stieg leicht von 52,0 auf 52,3 Punkte. Die Stimmung im
Dienstleistungssektor fiel hingegen von 54,1 auf 53,3 Punkte. Erfreulich ist jedoch der höherer
Wert für die Stimmung unter den Einkaufsmanagern der französischen Industrie
(+1,3 Prozent). Der schwächere Indikator in Deutschland sorgt für das Absinken der Niveaus
in der Eurozone. Der Teilindex für das verarbeitende Gewerbe gab von 52,1 Punkten auf 51,4
nach. Der Dienstleistungs-Index fiel von 54,0 auf 52,9 Punkte. Die Daten für die anderen Mitglieder der Eurozone untermauern die Tendenz einer konjunkturellen Erholung auf breiter Basis.
Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Analysten schätzten
die Erwartungen für die deutsche Konjunktur deutlich negativ ein. Der entsprechende Index
fiel im Mai vom Wert des Vormonats 53,3 auf 41,9 Punkte. Dies ist nach einer langen Aufwärtsbewegung ein ziemlicher Dämpfer. Der Index für die Einschätzung der momentanen Konjunkturlage gab um 4,5 auf 65,7 Punkte nach. Ein weiterer Indikator für die konjunkturelle Lage, der ifo-Geschäftsklimaindex, gab im Mai von 108,6 auf 108,5 Punkte leicht nach, allerdings stieg er vorab sechs Mal in Folge. Rückläufig sind die Stimmungsindikatoren im verarbeitenden Gewerbe und im Großhandel. In der Baubranche, bei Dienstleistungen und im Ei nzelhandel verbesserte sich die Stimmung hingegen. Grundsätzlich schätzen die befragten Unternehmen die aktuelle Lage etwas besser ein als die Aussichten. Trotz der Stagnation bleibt
der Index auf hohem Niveau, die deutsche Wirtschaft dürfte im ersten Halbjahr 2015 auf
Wachstumskurs bleiben, aber der Optimismus lässt nach.
Das Verbrauchervertrauen in Deutschland bleibt konstant auf hohem Niveau und nimmt weiter
zu. Der GfK-Konsumklima-Index für Juni stieg leicht und liegt bei 10,2 Punkten. Dies ist der
achte Anstieg in Folge und damit der höchste Wert seit Herbst 2001. Der Wert für Mai lag bereits bei 10,1 Punkten. Der Index für das EU-Verbrauchervertrauen beendet nach vier Anstiegen in Folge zunächst den Weg nach oben. Im April gab der Index von -3,7 auf -4,6 Punkte
nach, verbleit aber auf hohem Niveau.
Das Preisniveau im Euroraum stieg leicht und blieb dennoch weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Die EWU-Verbraucherpreise blieben im April konstant und gingen im März um
0,1 Prozent zurück. Erneut sind fallende Energiepreise und fallende Preise bei Kraftstoffen für
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die jüngste Entwicklung verantwortlich. Im Vorjahresvergleich gingen im April die Preise von
Kraftstoffen um 8,6 Prozent und bei Gas um 3,1 Prozent zurück. Die Preise für Kraftstoffe von
Verkehrsmitteln gaben um 19,8 Prozent nach. Für Preisauftrieb im April sorgten Restaurants
und Cafés (+1,4 Prozent ggü. Vorjahr), Mieten (+1,3 Prozent) und Gemüse (+4,3 Prozent),
Bereinigt um die Energiekomponente stieg die Inflation im April um 0,7 Prozent und im März
um 0,6 Prozent. Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen im April um 0,5 Prozent. Die
Inflationsrate stieg gegenüber den Vormonaten im April um 0,3 Prozent und im März um
0,2 Prozent. Damit steigt die Inflationsrate in Deutschland erneut an. Ohne Berücksichtigung
der Energiekomponente hätte die Inflationsrate im April 2015 bei +1,2 % gelegen.
Februar 2015
März 2015
April 2015
Verbraucherpreise
+0,1
+0,3
+0,5
Großhandelspreise
-2,1
-1,1
-0,9
Quelle: Statistisches Bundesamt; jeweils Veränderung gegenüber Vorjahresmonat in Prozent.
Auswirkungen auf den Kapitalmarkt
Die Entwicklung des Kapitalmarktes in der Eurozone stand im Berichtszeitraum erneut unter
dem Einfluss der EZB-Politik. Das QE-Programm und die turbulenten Verhandlungen um die
weitere Finanzierung Griechenlands sorgten zunächst für fallende Renditen bei den Bunde sanleihen. Auch die Renditen anderer Staatsanleihen der Eurozone gaben weiterhin nach, jene
Titel aus den südlichen Eurostaaten reagierten jedoch mit steigenden Renditen auf Zuspitzu ngen in den Griechenland-Verhandlungen. Das QE der EZB sorgt jedoch auch für geringere
Liquidität in den Rentenmärkten, die Märkte reagieren volatiler. So legten die Renditen der
Bundesanleihe und weiterer Eurostaaten rasant zu und erreichten in kurzer Zeit Jahre shöchststände.
Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg zuletzt auf 0,6 Prozent. Das US-Pendant
notierte bei 2,13 Prozent. Damit ist der Renditeabstand zwischen der Bundesanleihe und der
zehnjährigen US-Anleihe deutlich zurückgegangen.
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Zinsprognose
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Zinsprognose
Fundamentalanalyse der Zinsentwicklung des Bundesverbandes Öffentlicher Banken, VÖB
Annahmen für die Prognose
Ausgehend vom Tageswert vom 25. März 2015 (0,27 Prozent) erwarten wir für die kommenden zwei Monate entsprechend unserer Fundamentalanalyse für die Rendite der zehnjährigen
Bundesanleihen eine seitwärtstendierende Rendite. Das Niedrigzinsniveau und die niedrige
Inflation werden einen Anstieg verhindern. Insbesondere der Ankauf von Staatsanleihen durch
die EZB wird die Nachfrage nach Bundesanleihen hoch und somit die Rendite niedrig halten.
Konjunktur und Zinsniveau
Die wirtschaftlichen Entwicklungen verliefen auf beiden Seiten des Atlantiks unterschiedlich.
Die US-Wirtschaft startete schwach ins erste Quartal 2015. Konjunkturindikatoren wie das
Verbrauchervertrauen und die Stimmung der Einkaufsmanager gaben nach, die Produktion sdaten ebenfalls. Grund für Optimismus bieten hingegen die Entwicklung der Auftragseingänge
und der weiterhin robuste Arbeitsmarkt. In der Eurozone bewegen sich die ökonomischen
Kennzahlen weiterhin aufwärts, der Ausblick ist positiv. Alle vier großen Volkswirtschaften der
Eurozone (Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien) starteten mit einem BIP -Wachstum
in das erste Quartal 2015. Der weitere Verlauf der Verhandlungen Griechenlands mit den
Geldgebern könnte die Märkte noch beschäftigen. Sollte es tatsächlich zu einem Ausscheiden
Griechenlands aus der Eurozone kommen, dürfte dies – trotz der bisher gelassenen Reaktion
an den Märkten – dennoch zu Verwerfungen führen und die Nachfrage nach sicheren Bundesanleihen steigern.
Der Ölpreis hat sich im Berichtszeitraum stabilisiert, die Bodenbildung ist vorerst gelungen.
Der Preis notiert Ende Mai unterhalb der 60-Dollar-Marke je Barrel und verbleibt auf vergleichsweise niedrigem Niveau, wovon die Konjunktur und Verbraucher grundsätzlich profiti eren. Potentielle Konfliktherde im Nahen Osten (IS und Jemen) könnten im Falle einer weiteren
Eskalation den Ölpreis wieder steigen lassen. Das gilt ebenso für nachlassende Investi tionen
in Förderprojekte in den Vereinigten Staaten.
Die geldpolitischen Rahmenbedingungen sollten in den kommenden Monaten konstant ble iben. Das Zinsniveau wird, gerade in der Eurozone, anhaltend niedrig bleiben. Die gegensätzliche Entwicklung von EZB und Fed bezüglich des Ankaufs von Wertpapieren wird bestehen
bleiben. Seit März kauft die EZB Staatsanleihen der Euro-Staaten auf, sie kann ihre Ankaufziele (60 Milliarden Euro p.m.) bisher realisieren. Die EZB-Spitze trat auch allen Spekulationen über ein vorzeitiges Ende des Ankaufprogramms bisher entschieden entgegen. Die EZB
kündigte an, das Programm vor den Sommermonaten zu forcieren, um Marktverwerfungen in
der umsatzschwachen Sommerzeit gering zu halten. Der verhalten optimistische Ausblick auf
die Konjunktur und die weiterhin niedrige Inflation werden die EZB an ihrem geldpolitischen
Kurs festhalten lassen und einen Renditeanstieg am Rentenmarkt verhindern. Die mit dem QE
einhergehende Verringerung der Liquidität an den Rentenmärkten wird jedoch zu einer höheren Volatilität führen. Zu Kursauschlägen wie in den letzten Wochen wird es vermutlich nicht
erneut kommen, da die EZB einem vorzeigtigen Ende des QE klare Absagen erteilt und sich
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Zinsprognose
Markteilnehmer entsprechend positioniert haben. Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA
verliert an Dynamik, der Arbeitsmarkt tendiert weiterhin zur Vollbeschäftigung. Die Fed äußerte sich wieder skeptischer bezüglich einer frühen Zinswende. Eine Zinsanhebung im Juni ist
mittlerweile unrealistisch, insbesondere unter dem Eindruck der schwachen ersten Quartals.
Also im Westen nichts Neues: Die Zinswende der Fed wird kommen, die Frage ist nur wann.
Erwartete Wechselkursentwicklung
Der Euroaußenwertverlust setzte sich in den letzten beiden Monaten nicht fort. Der Kursverlauf Euro/US-Dollar verlief jedoch sehr volatil. Der Euro sank gegenüber dem US-Dollar im
Berichtszeitraum von 1,0985 auf 1,0895 US-Dollar. Das Verhältnis der Währungen reagierte
stets auf die jüngsten Meldungen aus den Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen
Gläubigern.
Das Verhältnis Euro und US-Dollar könnte in den nächsten Monaten konstant bleiben. Die
Fortsetzung und die vorsommerliche Beschleunigung des QE-Programms der EZB werden
den Kurs des Euro weiterhin niedrig halten. Die erwartete spätere Zinswende der Fed dämpft
hingegen den Anstieg des US-Dollars. Die sich abzeichnende konjunkturelle Erholung in der
Eurozone könnte den Euro stabilisieren, gerade da im Gegenzug die Dynamik der USKonjunktur etwas nachlässt. Die Unbekannten in diesem Szenario bleiben die Zinswende
durch die Fed und der Verbleib Griechenlands in der Eurozone.
Die Auswirkungen eines weiter sinkenden Wechselkurses auf das Zinsniveau halten wir weiterhin für gering. Die Abwärtseffekte des Ankaufsprogramms europäischer Staatsanleihen
durch die EZB dürften deutlich überwiegen. Umgekehrt dürfte das Liquiditätsprogramm den
Außenwert des Euro weiterhin unter Druck setzen.
Euroland-Preisniveau und Geldmengenentwicklung
Die jährliche Teuerungsrate im Euroraum erholte sich von den historischen Tiefpunkten vom
Jahresanfang. Im April betrug sie null Prozent und März -0,1 Prozent. Höhere Preise kamen
für Restaurantbesuche, Mieten und Gemüse zustande. Den Preisverfall führten Kraft- und
Brennstoffe an.
Die Inflationsrate in Deutschland betrug im April 0,3 und im März um 0,2 Prozent. Sie verließ
damit den negativen Bereich des Jahresanfangs. Für fallende Preise sorgten erneut die Ene rgiepreise, bereinigt um die Energiekomponente betrug die Inflationsrate +1,2 Prozent.
H VPI Euroland
6
G eld me ng e M1
G eld me ng e M3
0
-0.5
0.0
2
0.5
4
1.0
1.5
Prozent
2.0
8
2.5
10
3.0
3.5
12
4.0
Geldm engenwachstum im Euroraum
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
    18
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
Das Geldmengenwachstum zeigte im März und April sehr starke Aufwärtstendenzen. Die
Wachstumsrate der Geldmenge M1 stieg im März auf zehn Prozent und kletterte im April auf
10,5 Prozent. Die Veränderungsrate der Geldmenge M3 erhöhte sich gleichzeitig auf
4,6 Prozent bzw. 5,3 Prozent und überschritt damit den Schwellenwert der EZB von
4,5 Prozent. Beide Geldmengen haben den Wachstumskurs des zweiten Halbjahres 2014 fortgesetzt und zeigen damit an, dass die Anreize zur Bargeldhaltung sowie für kurzfristige Einlagen weiterhin hoch sind.
Die Bilanzentwicklung der Kreditinstitute, das Gegenstück zur Geldmengenentwicklung, unte rstützt weiterhin die Geldpolitik der EZB, auch wenn sich die Rückgänge in der Kreditvergabe
stetig abschwächen. So sank die Kreditvergabe an den privaten Sektor im Jahresvergleich um
0,2 Prozent im März und um null Prozent im April. Der Rückgang der Kreditausreichung an
nicht-finanzielle Unternehmen betrug im gleichen Zeitraum -0,6 Prozent bzw. -0,4 Prozent.
Damit nähert sich die Kreditvergabe langsam der Trendwende, d er Liquiditätsdruck durch die
Aktivseite der Banken ist aber weiterhin gering.
Geldpolitik / Geldmarktzins in den USA und Euroland
Aufgrund der langsamen wirtschaftlichen Erholung bei äußerst geringer Preisdynamik behält
die EZB das niedrige Zinsniveau bei. Der Leitzins liegt bei 0,05 Prozent und der Einlagensatz
bei -0,2 Prozent. Der Spitzenrefinanzierungssatz beträgt 0,3 Prozent.
6
Leitzinsentwicklung
1
2
3
4
5
Eur o lan d- L eitz ins e n
U S- L eitz in s en
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Seit März läuft das QE der EZB. Die Bilanzsumme der EZB wird bis Herbst 2016 deutlich ansteigen. Die EZB wird monatlich ein Anleihevolumen von 60 Milliarden Euro erwerben. Bisher
liegt die Notenbank im Plansoll und kaufte zum 25. Mai Papiere mit einem Volumen von
    19
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
134,2 Milliarden Euro an. Das Programm soll bis mindestens September 2016 laufen, damit
entspricht es einem Volumen von 1,14 Billionen Euro. Neben der Fortsetzung der Ankäufe von
Covered Bondes und weiterer Langfristtenders wird die Bilanzsumme bis zu 3.000 Milliarden
Euro ansteigen.
Die Federal Reserve hat die Ankäufe von Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherten
Anleihen im Oktober 2014 beendet. Eine Anhebung der Leitzinsen wird noch immer diskutiert
und erwartet. Arbeitsmarktentwicklung und Preisniveau werden weiterhin die maßgeblichen
Faktoren für eine Änderung der Zinsen bleiben. Ein nachlassendes Wirtschaftswachstum und
ein starker US-Dollar könnten die Entscheidung für eine Zinserhöhung verzögern.
Zinsprognose mit einem Regressionsmodell
Aufgrund der sich ändernden Einflüsse auf die Zinsentwicklung überprüf en wir die Vorhersagen mit Hilfe mathematischer Verfahren, wie zum Beispiel einer Multiplen Linearen Regression (MLR).
Bei der MLR wird versucht, (vorverarbeitete) Werte von Zeitreihen aus der Vergangenheit so
mit Faktoren zu multiplizieren und anschließend zu addieren, dass der Wert der Zinskurve (Zielgröße) zum gleichen Zeitpunkt möglichst optimal angenähert wird.
Es wird davon ausgegangen, dass folgende Bedingungen erfüllt sind:
1.)
Eingesetzt werden lediglich Größen, die einen ökonomisch sinnvollen Zusammenhang
zur Zielgröße aufweisen.
2.)
Zwei paarweise verschiedene Einflussgrößen dürfen inhaltlich nicht den gleichen wir tschaftlichen oder geldpolitischen Einflüssen unterliegen und diese somit direkt oder ind irekt widerspiegeln.
3.)
Die Werte der Zeitreihen sind vor Beginn der Regression (neben weiteren umfangreichen
Verarbeitungen) entsprechend ihrem zeitlichen Vorlauf so zu verschieben, dass s ie eine
maximale Korrelation zur Zielgröße aufweisen.
Für die tatsächliche Zielgröße werden, unabhängig vom verwendeten Modell, stets Näh erungswerte berechnet. Dazu greift das VÖB-Modell unter anderem auf folgende Einflussgrößen zurück:

Geldpolitik und Geldmarkt in USA und Euroland,

Zehnjährige US-Treasuries,

Preisniveau- und Konjunkturentwicklung sowie die

Staatsverschuldung im Euroraum.
Eine weitere wichtige Rolle spielt die Aktienmarktentwicklung.
    20
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
Fazit
Basierend auf den fundamentalen Bestimmungsfaktoren und dem MLR-Modell der Zinsentwicklung rechnen wir für die nächsten zwei Monate mit einer Seitwärtsbewegung der Rendite
gegenüber dem Tageswert der 10-jährigen Bundesanleihe vom 27. Mai 2015 in Höhe von
0,6 Prozent. Auf sechs Monate erwarten wir ebenfalls eine Seitwärtsbewegung der Rendite.
2.5
0.5
1.0
1.5
2.0
Prozent
3.0
3.5
4.0
4.5
Prognose
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
zwei Monate
sechs Monate
US-Geldpolitik


Euroland-Preisniveauentwicklung


Euroland-Geldpolitik / Geldmarktzins


 = zinserhöhender Einfluss /  = neutraler Einfluss /  = zinssenkender Einfluss
Zusammenfassung:
Zinsentwicklung
Fundamentalanalytische Prognose des VÖB
(Richtwert: 0,6 Prozent)
zwei Monate
sechs Monate
 (0,45 Prozent)
 (0,50 Prozent)
    21
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Zinsprognose
    22
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
Zinsprognose der HSH Nordbank
Verliert die Fed ihre Vormachtstellung?
Mit der Finanzmarktkrise lernten wir, alte Gewissheiten aufzugeben. Zinsen sind keineswegs
immer positiv, der Ölpreis kann auch fallen, wenn im nahen Osten Krieg herrscht und Staaten
der Eurozone können pleite gehen. Aber eine Gewissheit galt bis vor kurzem weiterhin: Die
US-Notenbank (Fed) bestimmte an den Zinsmärkten, wo es langging. Wenn etwa in den
1990er Jahren der damalige US-Notenbankchef Alan Greenspan die Zinswende vollzog, dann
konnte man darauf wetten, dass die Welt unmittelbar oder mit einer leichten Verzögerung fol gte. Die Dominanz der US-Notenbank war auch 2013 noch zu spüren, als der damalige USNotenbankchef Ben Bernanke das Ende der Anleiheankäufe andeutete und prompt in nahezu
allen Ländern die Renditen nach oben schossen.
Doch diese Gesetzmäßigkeit scheint heute nicht mehr zu gelten. So wird die Fed aller Wah rscheinlichkeit nach den Leitzins im zweiten Halbjahr anheben, steht damit jedoch allein auf
weiter Flur. Niemand folgt ihr. Stattdessen findet sich die Europäische Zentralbank (EZB) in
der ungewohnten Rolle wieder, den globalen Taktstock der Geldpolitik zu schlagen. So haben
seit der Ankündigung des Anleiheankaufprogramms im Januar 2015 durch die EZB run d zwei
Dutzend Notenbanken ihren Leitzins gesenkt. Wird an den Finanzmärkten gerade ein neues
Kapitel aufgeschlagen oder handelt es sich lediglich um eine vorübergehende Episode?
Dominanz der US-Notenbank historisch gewachsen
Historisch gesehen rührt die Dominanz der US-Notenbank noch aus den Zeiten des Goldstandards und dem nach dem zweiten Weltkrieg vereinbarten so genannten Bretton Woods Sy stem. Dieses Konstrukt legte einen festen Wechselkurs jedes partizipierenden Landes zur
Weltreservewährung, dem US-Dollar, fest. In diesem System mussten die Länder etwas ve reinfacht dargestellt den Zinsschritten aus den USA folgen, weil sie ansonsten beispielsweise
im Fall einer Zinsanhebung der Fed mit einem Abzug an Kapital konfrontiert wurden.
Dieses System fester Wechselkurse wurde 1971 von den USA aufgekündigt, da die Vereini gten Staaten das letztliche Versprechen, Gold gegen Dollar in einem festen Verhältnis einzul ösen, nicht mehr aufrechterhalten wollten. Jedoch bestand die Dominanz der Fed fort, zumal
die meisten aufstrebenden Länder sich weiterhin an den US-Dollar koppelten. Dazu kam, dass
es keinen vergleichbar großen Währungsraum gab. Die Deutsche Mark spielte zwar eine wic htige Rolle und bestimmte die Zinslandschaft Europas. Aber das jährliche BIP Deutschlands
betrug 1980 etwa so viel, wie die USA in vier Monaten produzierte und so trabte die Deutsche
Bundesbank der Fed doch meist brav hinterher.
Euro-Währungsraum kann auf den ersten Blick mit Dollar mithalten
Mit der Einführung des Euros änderte sich das Bild zunächst nur unwesentlich. Zwar entstand
hier ein neuer großer Währungsraum, der in Bezug auf das BIP und das Volumen der ausst ehenden Staatsanleihen den USA durchaus Paroli bieten konnte. Aber die alten Reaktionsmuster - die Fed führt an, die anderen folgen - schienen doch recht festgefahren zu sein.
    23
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
Seit einigen Monaten sieht die Angelegenheit anders aus. Die EZB bestimmt in weiten Teilen
der Welt die Zinslandschaft. Was ist die Ursache für diese ungewöhnliche Entwicklung? Die
Antwort darauf ist QE, also das gerade gestartete Ankaufprogramm der EZB für Anleihen. O ffensichtlich ist dieses Programm ein mächtiges Instrument, mit dem sich eine Notenbank unter
der Bedingung hinreichender Glaubwürdigkeit (die argentinische Notenbank etwa würde eine
derartige Politik unmittelbar mit Kapitalflucht und Hyperinflation bezahlen) von der Fed abko ppeln kann. Dass die EZB nunmehr auch das Handeln anderer Notenbanken bestimmt, hat d amit zu tun, dass die Eurozone für die meisten Länder einen der wichtigsten Handelspartner
darstellt. Eine Zentralbank, die angesichts der expansiven Geldpolitik der EZB untätig bleibt,
riskiert eine starke Aufwertung ihrer Währung gegenüber dem Euro bzw. einen Verlust an
Wettbewerbsfähigkeit. Dieser Zusammenhang wird gerne unter dem Stichwort "Währung skrieg" zusammengefasst.
Kein Paradigmenwechsel
Muss man in Zukunft von einer dauerhaft bipolar determinierten Zinslandschaft ausgehen, in
der die EZB mit der US-Notenbank auf Augenhöhe um die Vorherrschaft auf den Zinsmärkten
kämpft?
Man sollte die Zugkraft des amerikanischen Rentenmarktes nicht unterschätzen. Der amerik anische Anleihemarkt bleibt der am tiefsten integrierte Kapitalmarkt der Welt. Der fragmentierte
Bondmarkt der Eurozone, der bei den Staatsanleihen durch unterschiedliche Bonitäten und
nur teilweise abgestimmte Emissionskalender gekennzeichnet ist, kann dem amerikanischen
Pendant nicht das Wasser reichen. So lange das so ist, wird ein nachhaltiger Paradigme nwechsel ausbleiben.
Schlussfolgerungen für die Zinsprognose
Der Renditesprung, den die Bunds in den vergangenen Wochen erlebt haben, dürfte sich z unächst nicht fortsetzen, selbst wenn wie von uns erwartet die US -Renditen weiter steigen werden. Zu mächtig ist das Instrument der Anleiheankäufe (QE-Programm) und wir halten kurzfristig auch Rückgänge bei den langfristigen Bund-Renditen für möglich. Für das kommende
Jahr werden die zehnjährigen Bundrenditen wahrscheinlich einen durch die QE -Politik gedämpften Anstieg aufweisen, der in erster Linie auf den US-Renditeanstieg sowie ein sich
aufhellendes Konjunktur- und Inflationsbild in der Eurozone beruht. An der Leitzinsfront der
EZB wird dagegen bis zum Jahresende 2016 Ruhe herrschen, während die US -Notenbank
voraussichtlich die Fed Fund Rate bis dahin auf 1,5 Prozent angehoben haben wird.
Zusammenfassung: Prognose der HSH Nordbank
Zinsentwicklung
Zwei Monate
Sechs Monate
Tendersatz (%)
→ (0,05 Prozent)
→ (0,05 Prozent)
3-Monats-Euribor (%)
→ (-0,05 Prozent)
→ (-0,02 Prozent)
2-jähr. Bundesanleihen (%)
→ (-0,20 Prozent)
↑ (-0,10 Prozent)
10-jähr. Bundesanleihen (%)
↓ (0,30 Prozent)
↓ (0,40 Prozent)
Eurozone
    24
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Zinsprognose
USA
fed funds (Zielzone) (%)
→ (0 - 0,25 Prozent)
↑ (0,50 Prozent)
3-Monats-Libor-USD (%)
↑ (0,35 Prozent)
↑ (0,70 Prozent)
2-jährige Staatsanleihen (%)
↑ (0,85 Prozent)
↑ (1,05 Prozent)
10-jähr. Staatsanleihen (%)
↑ (2,25 Prozent)
↑ (2,45 Prozent)
    25
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Zinsprognose
Technische Analyse der Zinsentwicklung
Methode der gleitenden Durchschnitte
Die Kurve der gleitenden Durchschnitte auf Basis von 38 Tagen wurde zuletzt von unten und
die für 200 Tage von oben durchstoßen. Damit liegt kein eindeutiges Signal für die weitere
Renditeentwicklung vor.
2.5
U m lauf srenditen der öf f entl. H and (9-10 Jahre)
1.5
0.5
1.0
Prozent
2.0
200-Tageslinie
38-Tageslinie
Q1
Q2
Q3
2012
Q4
Q1
Q2
Q3
2013
Q4
Q1
Q2
Q3
2014
Q4
Q1
Q2
2015
    26
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
Relative Strength Index (RSI)
RSI-Werte oberhalb von 70 zeigen eine Situation künftig eher sinkender Zinsen an. Werte u nterhalb von 30 sind als Signal für steigende Zinsen zu interpretieren. Vergleiche auch Erläuterungen auf den folgenden Seiten
Der RSI-Wert liegt im neutralen Bereich. Es wird kein Signal für die Änderung der Renditen
generiert.
1.4
1.0
0.2
0.6
Prozent
1.8
Umlaufsrenditen der öffentl. Hand (9-10 Jahre)
Q1
Q2
Q3
2012
Q4
Q1
Q2
Q3
2013
Q4
Q1
Q2
Q3
2014
Q4
Q1
Q2
2015
20
30
40
50
60
70
80
RSI
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
2010
2011
2012
2013
2014
2015
    27
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
Moving Average Convergence-Divergence (MACD)
Der MACD liefert Signale für steigende oder fallende Kurse an den Schnittpunkten der beiden
Linien. Schneidet die (schnellere) 12-/26-Tageslinie die langsamere Signallinie von unten
nach oben, so liegt ein Signal für steigende Zinsen vor. In anderer Richtung spricht man von
einem Signal für fallende Renditen.
Am aktuellen Rand hat die Tageslinie die Signallinie letztmalig von oben durchbrochen. Somit
liegt ein Signal für weiter sinkende Zinsen vor. Dies zeigt auch die folgende Abbildung.
2.0
1.5
0.5
1.0
Prozent
2.5
3.0
Umlaufsrenditen der öffentl. Hand (9-10 Jahre)
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Prozent
-0.05
0.05
MACD
-0.15
1 2- /2 6- Tag es linie
Sign allin ie
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
2010
2011
2012
2013
2014
2015
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Zinsprognose
2.0
1.5
0.5
1.0
Prozent
2.5
3.0
Umlaufsrenditen der öffentl. Hand (9-10 Jahre)
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
2010
2011
2012
2013
2014
2015
0.05
MACD-Signaldifferenz
0.01
-0.03
Prozent
bullish
bearish
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Fazit der technischen Analyse
Moving Average und RSI genieren keine eindeutigen Signale. Der MACD zeigt sinkende Zinsen an. Es wird für den Prognosehorizont von zwei Monaten von tendenziell weiter sinkenden
Renditen ausgegangen.
Tendenz der Zinsentwicklung
Prognose auf Basis der
Technischen Analyse
zwei Monate
sechs Monate

–
    29
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
Methodische Erläuterungen
Grundsätzliche Annahmen der Technischen Analyse
Unter der Technischen Analyse versteht man das Studium von Marktbewegungen (Kurs, Umsatz sowie Open Interest bei Futures und Optionen) auf der Basis von Charts, um künftige
Kurstrends vorherzusagen. Der technische Ansatz basiert auf den folgenden Grundanna hmen (vergleiche John Murphy, 2006):
1. Die Marktbewegung diskontiert alles.
2. Kurse bewegen sich in Trends.
3. Die Geschichte wiederholt sich selbst.
Daraus folgt, dass neben den zu untersuchenden Kursbewegungen keine weiteren Einflüsse
in Betracht gezogen werden müssen! Die Technische Analyse konzentriert sich auf das Stud ium von Marktbewegungen und fragt nicht nach den ökonomischen Gründen für das Verhältnis
von Angebot und Nachfrage. Dies verhilft ihr zu Objektivität und macht sie von Meinungen und
Vermutungen weitgehend unabhängig.
Methode der gleitenden Durchschnitte (Moving Averages)
Das Verfahren der gleitenden Durchschnitte wird zur Glättung einer Zeitrei he eingesetzt. Kurzfristige und möglicherweise eher zufällige Schwankungen sollen gedämpft und ein Trend
dadurch sichtbar gemacht werden.
Ein gleitender Durchschnitt wird durch die Bildung des arithmetischen Mittels aus einer b estimmten Anzahl von Werten einer Zeitreihe bestimmt. Die Breite des Berechnungszeitraumes
des arithmetischen Mittels (der Ordnung des gleitenden Durchschnitts) ist von hoher Bedeutung für die Analyse von Zeitreihen. Meist werden gleitende Durchschnitte über 38 sowie 200
Tagen berechnet.
Der so berechnete gleitende Durchschnitt repräsentiert einen Trend, aus dessen Verhalten
Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Kurses gezogen werden. Je größer die
Ordnung des signalgebenden gleitenden Durchschnitts (zum Beispiel 38 Tage o der 200 Tage)
ist, desto zuverlässiger ist in der Regel das angezeigte Signal. Allerdings sinkt mit zunehme nder Ordnung auch die Erkennungsgeschwindigkeit, da Entwicklungen am aktuellen Rand stä rker nivelliert werden.
Relative Strength Index (RSI)
Der RSI misst die „innere“ Stärke eines Titels. Er dient der Erkennung unter - beziehungsweise
überverkaufter Marktsituationen. Zur Berechnung des RSI werden über mehrere Schritte die
Aufwärtsdifferenzen einer Kursentwicklung ins Verhältnis zu deren Abwärtsdifferen zen ge-
    30
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
setzt. Der Wert des RSI variiert zwischen 0 und 100 und weist folgende Eigenschaften auf:
Tiefstwerte unterhalb 30 und Höchstwerte oberhalb 70 bilden sich meist früher heraus, als im
Kursverlauf des Basistitels. Liegt die Indikatorlinie unter 30, so deutet dies auf einen überverkauften Markt hin. Werte oberhalb von 70 deuten auf einen überkauften Markt hin und werden
damit als Verkaufssignal interpretiert. Der RSI besitzt seine Stärken in zyklischen oder Sei twärtsmärkten und ist besonders geeignet, rechtzeitig Ausstiegszeitpunkte zu markieren.
Moving Average Convergence-Divergence (MACD)
Der MACD (Moving Average Convergence-Divergence) basiert auf insgesamt drei exponentiell
geglätteten gleitenden Durchschnitten, die zur Konstruktion zweier Linien benu tzt werden. Die
Werte der ersten Linie werden über die Differenz zwischen einem auf 12 - und auf einem 26Tage exponentiell geglätteten gleitenden Durchschnitt errechnet. Die zweite Linie, die man als
Signallinie bezeichnet, erhält man als 9-Tage exponentiell geglätteter und gleitender Durchschnitt der Linie 1.
Signale für steigende oder fallende Kurse entstehen an den Schnittpunkten beider Linien.
Schneidet die (schnellere) Linie 1 die langsamere Signallinie von unten nach oben, so liegt ein
Kaufsignal vor. In anderer Richtung spricht man von einem Verkaufssignal.
Der MACD liefert in Märkten mit einem starken Aufwärts - oder Abwärtstrend sehr gute Signale. In Seitwärtsphasen erhält man jedoch leicht Fehlsignale. Eine Möglichkeit, Fehleinschätzungen zu vermeiden, ist die Nutzung des sogenannten MACD-Histogramms. Es stellt nur die
Differenz zwischen den Werten beider oben genannten Linien dar und bewegt sich daher um
eine Null-Linie. Ein Abflachen unter null ist als Kaufsignal zu interpretieren. Umgekehrt verhäl t
es sich beim Ausstieg.
Die Abbildungen der aktuellen Prognose enthalten alle drei hier diskutierten Linien jeweils in
Verbindung mit der Kursentwicklung. Damit ist ein Vergleich der Charts und eine Aussage zur
Güte der Prognosen möglich.
Autor: Prof. Dr. Tilo Wendler
    31
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Mai/Juni 2015
Zinsprognose
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Comprehensive Assessment und Stresstest 2014 - Erläuterungen zu den Ergebnissen
Die kreditwirtschaftlich wichtigen Vorhaben der EU 2014
Der Jahresbericht 2014
Sanierungsplanung in Deutschland
Der Single Supervisory Mechanism (SSM) - Die einheitliche Aufsicht für die Banken der
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Die Europäische Kapitalmarktunion – Impulse des Bundesverbandes Öffentlicher Banken
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Stand: 29.05.2015
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