DER ALLTAG MIT TRAUMATISIERTEN PFLEGEKINDERN Dresden 08.05.2017 Dipl.-Psych. Monika Dreiner © 2017 Dipl-Psych Monika Dreiner Was ist ein Trauma? (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 1 Ein seelisches Trauma beschreibt eine Situation, Die als lebensbedrohlich erlebt wird, In der keine hilfreichen und ausreichenden Bewältigungsmöglichkeiten vorhanden sind, In der niemand anwesend ist, der helfen kann Die das Gefühl von Ohnmacht, Hilflosigkeit und den Verlust der Selbstkontrolle hervorruft, Die das Selbst- und Weltverständnis nachhaltig beeinträchtigt. Definition von Psychotrauma Objektiver Aspekt: Beobachten oder Miterleben einer Situation, in der ein Mensch stirbt, mit dem Tod bedroht wird oder eine schwerwiegende Verletzung erleidet. Subjektiver Aspekt: die Reaktion auf das Erlebte oder Beobachtete hinterlässt Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit, massiver Angst und Entsetzen. Bei Kindern kann dies in Form von verwirrtem und agitiertem Verhalten auftreten. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 2 Ein Trauma stellt eine Erfahrung dar, bei der eine große Diskrepanz besteht zwischen den subjektiven Bewältigungsmöglichkeiten einerseits und den Anforderungen der traumatisierenden Situation andererseits. Diese Erfahrung verändert die Vorstellung vom Selbst und der Welt nachhaltig. Junge Kinder erleben bedrohliche Situationen insbesondere dann als traumatisierend, wenn die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten (noch) unzureichend sind und keine schützende bzw. helfende Bezugsperson (kein Retter) anwesend ist. Die reine körperliche Anwesenheit einer Person stellt keine rettende Unterstützung dar! (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 3 Ein Psychotrauma beeinflusst: Körperliche Funktionen Das Immunsystem Die seelische Verarbeitung des Erlebten Die Ausgestaltung von zwischenmenschlichen Beziehungen Das Lernen allgemein und in der Schule im besonderen Den Entwicklungsprozess bis hin zur Stagnation. Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 4 Besonderheiten bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen Kinder und Jugendliche befinden sich in einem Entwicklungsprozess. Dieser ganzheitliche Prozess wirkt sich auf Körper, Seele, Denken und soziale Kompetenzen der Heranwachsenden aus. Heranwachsende leben in einem System, das ihre Entwicklungsmöglichkeiten und -spielräume bedeutsam mitbestimmt. Bedeutung der körperlichen Entwicklung Größenwachstum verändert z.B. die Perspektiven (oben-unten, nah-fern) Zunahme der Körperkraft beeinflusst körperliche Auseinandersetzungen Die Entwicklung und Ausdifferenzierung des Gehirns (gebrauchsabhängige Nutzung) schafft neue, veränderte Möglichkeiten, das Leben zu strukturieren (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 5 Seelische und kognitive Entwicklung Körperliche, seelische und kognitive Entwicklung beeinflussen sich gegenseitig Die seelische und kognitive Entwicklung folgt ebenso wie die körperliche - inneren Gesetzmäßigkeiten. Wird ein Bereich gestört, beeinflusst die Störung immer den gesamten Entwicklungsverlauf. Ein Trauma stellt eine solche Störung dar. Das primäre Bezugssystem von Heranwachsenden Kinder und Jugendliche leben in der Regel in einem sozialen System (Familie, Ersatzfamilie, stationären Jugendhilfeeinrichtungen, etc.). Dieses System garantiert in der Regel sowohl die materiellen Bedürfnisse als auch die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse. Diese Systeme haben Rechte und Pflichten und damit auch Macht. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 6 Konsequenzen Zum Verständnis von traumatisierten Kindern und Jugendlichen müssen alle vier Aspekte ( körperliche, seelische, kognitive Entwicklung und das System) beachtet und berücksichtigt werden. Traumatisierende oder belastende Erfahrungen können als Störungen/Blockaden eingestuft werden, die sowohl die seelische, kognitive als auch die körperliche Entwicklung beeinträchtigen! Traumatypologie (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 7 Traumatypen nach Terr (1981) Typ I Ein einmaliges traumatisierendes Ereignis, keine besonderen Vortraumatisierungen Typ II Wiederholte und frühe Traumatisierungen, bzw. kontinuierliche und sich wiederholende Traumatisierungen Typ III Zeugenschaft (nach Maerker 2003) Typ II Traumata Traumatisierungen, die in der pränatalen und präsymbolischen, also vorsprachlichen Zeit (bis ca. 3. LJ) der Entwicklung begonnen haben. Wiederholte Traumatisierungen, die nach dem dritten Lebensjahr begonnen haben. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 8 Frühe Traumatisierungen Traumatisierungen in der vorsprachlichen Zeit können zum Einen das Bindungssystem, die Bezugspersonen betreffen (Bindungstraumatisierungen, Vernachlässigung, Misshandlung, sexuelle Grenzverletzungen), sie können jedoch auch andere Ursachen haben (Naturkatastrophen, Unfälle, Operationen). Traumatisierende Situationen: Unfall Naturkatastrophe Krieg, Flucht Medizinische Behandlung Beziehung Familiär (z.B. Vernachlässigung, Gewalt, etc.) Fremde Personen (Vergewaltigung, Gewalt, etc.) Andere Bezugspersonen (Lehrer, Trainer, MitschülerInnen, etc.) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 9 Bewältigung 2-Faktorenmodell Physiologische Reaktionen und Psychische Erlebensweisen wirken zusammen und variieren unabhängig voneinander (Everly 1995) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 10 3 Symptombilder prägen das Erlebenskontinuum: Heftiger Erregungszustand, Reizüberflutung Verleugnung, Vermeidung „frozen states“ (Horowitz 1976) Neurobiologie des Traumas Thalamus (Nuclei ant.) Filterfunktionen, sensorischer Input wird verarbeitet und verteilt (Schmerznetzwerk, Arousal) Hippocampus Wichtiger Teil des episodischen (autobiographischen ) Gedächtnis (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 11 Neurobiologie des Traumas Amygdala Kontextabhängiges Erkennen und Bewerten Abspeichern von emotional relevanten Reizen Medialer präfrontaler Cortex Integration von Informationen „Planungsgrundlage“ Steuerung des Verhaltens Das 3-Gliedrige Gehirn Älteste Teil: Überlebensfunktionen des Organismus: Atmung, Herzschlag, Körpertemperatur, SchlafWach-Rhythmus Mittlere Teil, Zwischenhirn: Organisation des Erlebten, der Emotionen, Steuernde Hormone, Stresshormone Neuere Gehirnstrukturen, graue Substanz: Verarbeitung, Koordination, Teile des Gedächtnis (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 12 Quelle: http://home.arcor.de/eberhard.liss/ Hormonelle Stressreaktion Normalerweise eine Anpassungsreaktion des Stresssystems auf der körperlichen und psychischen Ebene. Ziel ist das Überleben des Individuums 1. Phase: LC (Hirnstamm) schüttet Noradrenalin aus, Nebennierenmark schüttet Adrenalin aus 2. Phase: Start der HPA‐Achse 3. Phase: vermittelt durch Glucokortikoid‐Rezeptoren wird die Ausschüttung von Cortisol gehemmt. ‐> Wiederherstellen des Gleichgewichtes (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 13 Endokrines System und Trauma Traumatisierte Menschen, die eine PTBS ausbilden, haben eine „hyperdynamische HPAAchse“ > Hyperarousal und Hypervigilanz > Vigilanz und Erregbarkeit nehmen zu Noradrenalin fördert die Encodierung von emotionalen Gedächtnisinhalten. PTBS führt zu einer erhöhten Konzentration von Noradrenalin. Neurobiologische Folgen: • Überflutung durch Botenstoffe (wie z.B. Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin und Endorphine) • • • Einfrieren neuromuskulärer und kognitiver Aktivationsmuster Blockade der Informationsverarbeitung Andauernde Fehlregulationen von Botenstoffen im ZNS und in der Peripherie (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 14 Neurobiologie des Traumas Neocortex Hippocampus Thalamus Hypothalamus Amygdala Hirnstamm Notfallreaktion Neurobiologie des Traumas Eine als bedrohlich erlebte Situation (Notfallreaktion) aktiviert immer den kurzen Weg! Thalamus Amygdala Die räumlich / zeitliche Integration durch den Hippocampus findet nicht statt. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 15 Erkennungsmerkmale von Trauma Diagnostik „Clash der Zeiten“ (Linke 2003) beschreibt bei frühen Traumata einen Zustand, in dem sich die Empfindung einstellt: „Ich sterbe jetzt!“ Dieser Zustand führt dazu, dass sich der Zeittakt im Gehirn verändert. Die implizit gespeicherten Informationen dieser Momente können getriggert werden und zu befremdlichen Verhaltensweisen führen. (Fehlende Realitätswahrnehmung, die nicht psychotisch ist) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 16 Diagnostik Im Zustand der „Jetzt-Tod-Erfahrung“ während der traumatischen Situation existieren keine Handlungsmöglichkeiten. Alle bisherigen Bewältigungsversuche haben sich als unwirksam erwiesen. Dissoziation in eine Lebenserfahrung vor dem Trauma (Regression vor das Trauma) scheint die einzige Rettung. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 17 Übertragung - Gegenübertragung Trauma ist „ansteckend“. Betroffene berichten unbewusst über die Art und Weise der Beziehungsgestaltung was sie erlebt haben. Sie lassen uns auf diese Weise spüren, was sie erlebt haben. Wir erleben – teilweise sehr heftig - Gefühle, Wir spüren Impulse, etwas zu tun, was uns nicht vertraut ist. Wenn wir die Botschaften des Übertragungsgeschehens nicht übersetzen, laufen wir Gefahr, selbst zum Täter zu werden. Erkennen von Übertragung und Verständnis für die übertragene Geschichte erleichtern den Zugang zu den Kindern/Jugendlichen. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 18 Psychodynamik des Traumas Die Bewältigungsversuche führen dazu, dass sich Betroffene bemühen, ein solches Ereignis nicht noch einmal zu erleben. Ein wichtiger Selbstheilungsversuch besteht darin,(als Traumakompensation) alles zu vermeiden, was an das Trauma erinnert. Verankert wird die Spannung zwischen Vermeiden und Wiedererleben u.a. durch physiologische Bedingungen. Psychodynamik des Traumas Zu diesen physiologischen Folgen zählen: Überflutung durch Botenstoffe = Transmitter (wie z.B. Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin und Endorphine) Einfrieren neuromuskulärer und kognitiver Aktivationsmuster Blockade der Informationsverarbeitung Andauernde Fehlregulationen von Transmittern im ZNS und in der Peripherie (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 19 Psychodynamik des Traumas Im psychischen System lässt sich die Spannung durch zwei Kräfte beschreiben: Durch das Traumaschema (Wahrnehmungs- und Handlungsschema), sowie Das Traumakompensatorische Schema. Das Symptom stellt den Kompromiss beider Kräfte dar. Traumaschema (Fischer&Riedesser) Ein Schema i.S. Piagets beschreibt eine Art Schablone als Grundlage für Denken und Handeln. Das TS beschreibt das Zusammenwirken von erleben und Verhalten in der traumatischen Situation. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 20 Traumakompensatorisches Schema (Fischer&Riedesser) Basisstrategie und individuelle Ausprägung der traumakompensatorischen Maßnahmen. Das TKS umfasst 3 Komponenten: Eine ätiologische Theorie Die Heilungstheorie Die präventive Theorie Psychodynamik des Traumas Kontrollstil Traumakompensatorisches Schema (TKS) ätiologisch Minimal Kontrolliertes Handlungs- und Ausdrucksfeld (MKHA) präventiv reparativ Traumaschema (TS) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 21 BEZIEHUNGSGESTALTUNG (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 22 Trauma und Entwicklung Traumatisierende Erlebnisse bei Kindern und Jugendlichen führen zu: Unterbrechen der Handlung Unterbrechen der kindlichen Entwicklung Veränderung / Hilfe bedeutet: - Aufheben der Handlungsblockade - Aufheben der Entwicklungsblockade Beziehungsgestaltung Früh traumatisierte Kinder organisieren ihre Beziehungen nach diesen frühen Beziehungserfahrungen. D.h. sie übertragen ihre frühe Beziehungserfahrungen auch auf andere potentielle Bezugspersonen. Dies gilt für Pflegeeltern, ErzieherInnen, Lehrer und andere. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 23 Trauma und Entwicklung Lebensalter, körperliche Entwicklung, Entwicklungsaufgaben und Entwicklungsmöglichkeiten (und damit das Umfeld!) haben Einfluss auf das Erleben und die Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen. Trauma und Entwicklung Nähe zur Hauptbezugsperson herstellen Bindung an die Hauptbezugspersonen Kontrolle über die Funktionen des eigenen Körpers Erweiterung des Beziehungsgefüges (Triangulierung) Integration in die Peer-Group Sexuelle Entwicklung Ablösung aus den Bindungen Eigenes Wert- und Weltverständnis entwickeln und bewahren. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 24 Pränatale Traumatisierungen Die frühen intrauterin gelebten Erfahrungen werden als Gedächtnisspuren in jeder Zelle des Körpers festgehalten. Dieses Körpergedächtnis stellt quasi die innere Repräsentanz der gemachten Erfahrungen dar und kann nach dem Spracherwerb als innere Bilder im Sinne von inneren Verschaltungs‐mustern abgerufen werden. Entwicklung des kindlichen Bindungsverhaltens 4 Phasen: Vorphase (0 – 3 Monate) Phase der personenunterscheidenden Ansprechbarkeit (3 – 7 Monate) Phase der eigentlichen Bindung (ab 7. – 8. Monat) Phase der zielkorrigierten Partnerschaft (ab 3 Jahre) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 25 Bindung Bindungstypen: Sicher gebunden (40 - 55 %) Ambivalent gebunden (10 – 15 %) Vermeidend gebunden (20 – 25 %) Desorganisiert gebunden (15 – 20 %) (nach Streeck-Fischer 2006) Desorganisiertes Bindungsmuster 80% der traumatisierten Kinder haben ein desorganisiertes Bindungsverhalten (Carlson et al. 1989, 1998) Unfähigkeit der Selbstregulation Unfähigkeit notwendige Hilfe anzunehmen Unfähigkeit, sich auf andere zu verlassen Bezugsperson ist gleichzeitig Quelle von Zuwendung und Bedrohung 5.-7. Lebensjahr Wechsel von desorganisiertem Verhalten zu Kontrolle ausübendem Verhalten (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 26 PTBS und ADHS • PTBS-Symptome u.a.: – – – – – – Erhöhtes Erregungsniveau Wutausbrüche Impulskontrollverlust Dissoziationen Hyperarousal Probleme in der Beziehung zu Altersgleichen Diese Symptome finden sich auch bei unsicherdesorganisiert gebunden Kindern und z.T. bei ADHS -> Überdenken der Ätiologie von ADHS > „Behandlungsansätze“ notwendig Trauma und Gedächtnis (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 27 Traumatische Erlebnisse beeinträchtigen die Gedächtnisfunktion. Die Gedächtnisfunktionen sind für das Lernen unerlässlich. Lernen meint jedoch ausdrücklich nicht nur schulisches Lernen. Lernen Lernen beginnt im Mutterleib! Ein Neugeborenes verfügt bereits über einen Erfahrungsschatz, der sein weiteres Leben prägt. (Reaktionen auf unangenehme Reize ab der 6. SSW möglich) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 28 Trauma und Lernen Seelische Traumata hinterlassen bleibende strukturelle Veränderungen im Gehirn. Die strukturellen Veränderungen betreffen in erster Linie die entwicklungsgeschichtlich späteren Areale, die für die Steuerung und Kontrolle des Verhaltens notwendig sind. In traumatisierenden Situationen wird die Handlung und damit auch die Entwicklung unterbrochen. Traumadynamik Herkunfts-, Ersatz-Familie Die Herausnahme eines Kindes aus seiner Herkunftsfamilie hat immer Einfluss auf den weiteren Lebensverlauf. Die Aufnahme in die Ersatzfamilie stellt noch nicht das Ende der erlebten und erlittenen Belastungen dar. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 29 Lernen in der Schule Bei unverarbeiteten Traumata ist der Überlebenskampf vorrangig vor dem Neugierverhalten. Traumafolgen sind z.B. Entwicklungs-verzögerungen, implizite Blockaden etc. erschweren das Lernen. Trauma als Prozess Traumata haben eine Verlaufsgestalt: Schockphase (bis zu 14 Tagen nach dem Ereignis) Einwirkphase (bis ca. 6 Monate nach dem Ereignis) Erholungsphase oder Chronifizierungsphase Die Phase der Verarbeitung bestimmt, welche Unterstützung Kinder benötigen! (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 30 Im Rahmen der In-Obhutnahme trifft man auch auf Kinder, die sich noch in der Schockphase befinden. In der Regel befinden sich Pflege- und Adoptivkinder im Prozess der Chronifizierung. Zentrale Symptome Intrusives Wiedererleben Bilder, Geräusche, Gerüche, Gefühle, Träume Vermeidungsverhalten Vermeiden von Wiedererleben, „Unfähigkeit“, sich zu erinnern, Übererregung Schlafstörungen, Aggressives Verhalten (Reizbarkeit, Wutausbrüche), Konzentrationsprobleme, erhöhte Schreckhaftigkeit, verstärkte Wachsamkeit (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 31 Kernsymptome Kernsymptome der PTBS Intrusionen: sich aufdrängende, belastende Traumaerinnerungen in Form von Bildern, Alpträumen und flash-backs oder Gedanken Diese Symptome treten besonders vor dem Einschlafen auf oder, wenn das Kind zur Ruhe kommen soll (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 32 Kernsymptome der PTBS Fühlen und Verhalten, als ob das Trauma sich gerade wiederholt (Dissoziationen, Halluzinationen) Repetitives Spiel der traumatisierenden Situation Kernsymptomatik der PTBS Wiederholungsträume vom bedrohlichen Ereignis (Schlafstörungen, Aufschreien in der Nacht ohne aufzuwachen, neue Dunkelangst, nächtliche körperliche Symptome, Einnässen, Einkoten) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 33 Kernsymptomatik der PTBS Aggressives Verhalten, starke und rasche Reizbarkeit oder sozialer Rückzug können zu Problemen in der Interaktion und Kommunikation mit den Peers und Bezugspersonen führen Spannungsabbau durch Nägelkauen, Haare lutschen oder essen, Kopf gegen die Wand schlagen, sich kratzen, beißen, schneiden Kernsymptomatik der PTBS Trennungsängste auch bei größeren Kindern und Jugendlichen Gefühl der Nichtzugehörigkeit Schuldgefühle (Überlebensschuld), Panikattacken, neue Ängste, Depressionen, Scham, Suizidgedanken und - fantasien (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 34 Kernsymptomatik der PTBS Hypervigilanz, ständige Erwartung einer Bedrohung, Gefahr lauert immer und überall, extreme Schreckreaktionen und extreme „Lachreaktionen“ Unfähigkeit, sich an Aspekte des Traumas zu erinnern oder extrem genaue Erinnerung an Details der traumatische Situation Kernsymptomatik der PTBS Nachlassendes Interesse an bisher gepflegten Hobbys, an anderen alterstypischen Aktivitäten, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, Pessimismus, fehlende Perspektive, Veränderung der Werte (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 35 Kernsymptomatik der PTBS Nichts mehr wahrnehmen Nichts mehr spüren Nichts mehr fühlen Nichts mehr wissen Nichts mehr tun Gefühl der Entfremdung Die Alltagsgestaltung (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 36 Resilienz Ein Topf mit viel und unterschiedlichen Inhalten. Resilienz meint die seelische Widerstandskraft des Menschen. Resilienz beschäftigt sich mit den Bedingungen, die die körperliche und seelische Gesundheit fördern. Resilienz Definition „Wenn sich Personen trotz gravierender Belastungen oder widriger Lebensumstände psychisch gesund entwickeln, spricht man von Resilienz. Damit ist keine angeborene Eigenschaft gemeint, sondern ein variabler und kontextabhängiger Prozess.“ Fröhlich-Gildehoff, Rönnau-Böse (2015) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 37 Eine wesentliche Bedingung für die Entwicklung von Resilienz ist eine hinreichend gute Beziehung! Beziehungen lassen sich nicht trainieren, man kann sie anbieten oder verweigern und annehmen oder ablehnen. „Kochbuch für TraumaKinder?“ Es gibt kein Manual für die Kinder! Sinn und Funktion von Trainings Das Unwissen über Trauma in KiTa und Schule. Die Macht der traumatisierenden Übertragung in den Alltagsbeziehungen. Die Gefahr der Identifikation mit den verschiedenen Zeitkindern (=Übertragungsanteile). (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 38 Der Spagat zwischen dem regredierten kleinen Kind und dem aktuellen Kind. Struktur und nochmals Struktur! Grenzen auf jeden Fall oder vielleicht doch nicht? Die Einsamkeit der traumatisierten Pflegeeltern. Kinder brauchen: Einen äußeren realen sicheren Raum! Sie sollten nicht alleine gelassen werden! wichtig ist: Beachten der Phase, in der sich das Kind befindet (Akut-, Einwirk- oder Erholungsphase oder Traumatischer Prozess) Bezugspersonen der Kinder unbedingt berücksichtigen! (unmittelbare oder mittelbare Traumatisierung der Bezugspersonen) (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 39 Alltagsgestaltung: Wahrnehmen des Geschehenen (Dynamik). Ernst nehmen der Kinder (Jugendlichen) und der eigenen Gefühle. Die Selbstheilungsversuche respektieren und nicht als untauglich abtun. Ängste ernst nehmen. Auf Sorgen und Nöte aller Beteiligten achten und diese respektieren. Alltagsgestaltung: Die Unterstützung richtet sich nach dem Stand im Bewältigungsprozess. Nach Möglichkeit zunächst Trigger erkennen und vermeiden, um Retraumatisierungen gering zu halten. Betroffene darin unterstützen, Dissoziationen zu beenden, bzw. zu stoppen. Kompensatorisches Verhalten als „letzten Strohhalm“ und nicht als bösartig, beabsichtigt verstehen. (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 40 Zur Beachtung: Eigene mögliche Traumata beachten! Traumatisierte Menschen können durch ihr Verhalten Traumata bei anderen Menschen triggern. Für die eigene Psychohygiene sorgen! Trauma im Kontext von Helfersystemen Wissen ist nicht alles! Traumata haben viele Gesichter. „Helfen“ als traumakompensatorisches Schema für eigene erlittene Traumata. „Aushalten“ als traumakompensatorisches Schema für eigene erlittene Traumata. Nicht wahrnehmen dürfen als TKS. Gemeinsam sind wir stark? Oder? (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 41 Hoffnung ist nicht die Überzeugung, das etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, das etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. Vaclav Havel (c) Dipl.-Psych. Monika Dreiner 42