Sensorik Versuch S 11 Laborpraktikum Fachbereich Elektrotechnik / Informationstechnik Elektrische Temperatursensoren Set: ....................................... Datum: ....................................... Praktikumsgruppe: ....................................... Testat: ....................................... Teilnehmer: ....................................... ....................................... Unterschrift ....................................... Eigenschaften und Anwendung von Temperatursensoren 1 Versuchsziel Kennenlernen des Wirkprinzips verschiedener Temperatursensoren, sowie deren Eigenschaften und die sich daraus ergebenden Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis. Dabei sollen nur solche Temperatursensoren betrachtet werden, die ein elektrisch auswertbares Ausgangssignal ergeben. 2 Theoretische Grundlagen Im Sinne des Versuchsziels ist zu untersuchen, inwieweit sich eine Temperaturänderung auf die physikalischen (insbesondere elektrischen) Eigenschaften eines Stoffes auswirken. Im folgenden sollen einige Wirkprinzipien vorgestellt und näher untersucht werden. 2.1 Metallischer Leiter Der elektrische Widerstand von Metallen ändert sich bei Temperaturänderung im gleichen Sinne, d.h. bei Temperaturerhöhung steigt dieser auch an. Deshalb bezeichnet man metallische Leiter auch als Kaltleiter. Der elektrische Widerstand ist eine Funktion der Temperatur. Rϑ = f ( Δϑ ) Es gilt die Beziehung: wobei R0 , α 0 , β 0 temperaturabhängige (Gl. 1) Rϑ = R0 ⋅ 1 + α 0 Δϑ + β 0 Δϑ 2 Materialkonstanten bei der Bezugstem- peratur ϑ 0 , Δϑ = ϑ − ϑ 0 die Temperatur- differenz zur Bezugstemperatur ϑ 0 , und Rϑ der elektrische Widerstand bei der jeweiligen Umgebungstemperatur ϑ ist. α 0 liegt für Metalle bei etwa 0,004 K-1, während der Wert für β 0 bei etwa 10-6 K-2 liegt. Wie eine einfache Rechnung zeigt, ist die Widerstandsänderung mit hinreichender Genauigkeit der Temperaturänderung proportional, wenn die Temperaturänderung unter 200 Grad bleibt, da in diesem Fall der quadratische Anteil in der (Gl. 1) vernachlässigbar klein ist. Um für eine bestimmte Temperaturdifferenz Δϑ eine möglichst große Widerstandsänderung und damit (hohe Empfindlichkeit) bei einem linearen Zusammenhang zu erzielen, müßte α 0 möglichst groß und β 0 möglichst klein sein. Platin erfüllt diese Bedingungen mit einem β 0 = - 6.10-7 am besten, wobei auch der spezifische elek-trische Widerstand von Platin mit 0,11Ωmm²/m relativ hoch gegenüber anderen Metallen ist. Temperatursensoren aus Platin werden industriell gefertigt, wobei der Pt 100 (100 Ω bei 0° C) am häufigsten anzutreffen ist. der nutzbare Temperaturbereich ist für den Pt 100 mit -200 °C bis 850 °C recht groß und wird nach oben hin nur noch vom Thermoelement übertroffen. Nachteilig wirkt sich der relativ geringe elektrische Widerstand ( Einfluß der Leitungswiderstände ) aus. Temperaturmessungen mit dem Pt 100 müssen deshalb mit Brückenschaltungen realisiert werden. Auch Ni - Fe - Legierungen sind als Temperatursensoren im Gebrauch. Der Nennwiderstand wird hier jedoch bei 20 °C gemessen (bei Pt 100 war die Bezugstemperatur 0 °C). Der nutzbare Temperaturbereich liegt hier jedoch zwischen - 60 °C und + 180 °C. Seite 1 Es gilt die Beziehung: (Gl. 2) Rϑ = R20 ⋅ 1 + 3, 83 ⋅ 10 −3 Δϑ + 4 , 64 ⋅ 10 −6 Δϑ 2 wobei R20 wiederum eine temperatur-abhängige Materialkonstante und Δϑ = ϑ − ϑ 20 die Temperaturdifferenz zur Bezugstemperatur ϑ 20 , und Rϑ der elektrische Widerstand bei der jeweiligen Umgebungstemperatur ϑ ist. Der bedeutend größere β - Wert in dieser Gleichung hat eine Empfindlichkeitserhöhung gegenüber dem Pt100 zur Folge, jedoch wird dieser Vorteil mit einer stärkeren Krümmung der Temperatur Widerstandskennlinie erkauft. Eine Linearisierungsschaltung ist bei Verwendung dieses Sensors meist notwendige Folge. 2.2 Thermoelement Verbindet man die Enden verschiedener Metalldrähte ( Bild 1 ) miteinander ,so entsteht zwischen den beiden offenen Drähten eine geringe Spannung U. Ursache ist der nach dem Entdecker benannte Seebeckeffekt. Die Höhe dieser Spannung ist abhängig von Konzentration und Beweglichkeit der in den Metallen a und b vorhandenen freien Elektronen. Da diese Spannung von der Temperatur ϑ1 abhängig ist spricht man auch von einer Thermospannung, wobei gilt : ( U = f(ϑ) ). Verbindet man nun auch die noch freien Drahtenden ( Bild 2 ) miteinander, so entsteht eine zweite Thermospannung ( verursacht durch ϑ2 ), die jedoch der durch ϑ1 verursachten entgegengesetzt ist. Für den Fall, daß ϑ2 = ϑ1 heben sich die beiden Thermospannungen auf, so daß der Strom I = 0. Wird nun eine Verbindungsstelle der Metalle a und b erhitzt, so daß z.B. ϑ1 > ϑ2., so ensteht an dieser erwärmten Stelle eine höhere Thermospannung (Uϑ1 > Uϑ2). Durch diese Spannungsdifferenz wird ein Strom I verursacht, ϑ2 der näherungsweise proportional zur jeweiligen Temperaturϑ2 ϑ2 differenz ansteigt. U In der Praxis wird eine Verbindungsstelle (Vergleichsstelle) (hier ϑ2) auf 0° C oder 50° C konstant gehalten, damit der fließende Strom ausschließlich von θ1 abhängig ist. I Metall a Metall b Schaltet man einen Strommesser in den Thermokreis um I zu messen, so müssen beide Verbindungsstellen zum Meßgerät die gleiche Temperatur aufweisen. ϑ1 Vorteilhaft ist das Thermoelement als Temperatursensor ϑ1 insofern, als es zum Betrieb keine Hilfsenergie benötigt, einen sehr großen Temperaturmeßbereich von -200° C bis 1600° C erfaßt und der Thermostrom etwa proportional zu Temperatur Bild 1 Bild 2 der Meßstelle ( I ~ ϑ1 ) ist 2.2 Heißleiter Heißleiter bestehen aus pulverisierten und gesinterten Metalloxiden, Titanverbindungen und verschiedenen Zuschlagstoffen. Sie besitzen einen negativen Temperaturkoeffizienten, woraus folgt, daß der elektrische Widerstand mit steigender Temperatur abnimmt. Diese Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstandes ist in hohem Maße nichtlinear. Besondere Aufmerksamkeit ist bei der Verwendung von Heißleitern als Temperatursensoren der im Bauelement entstehenden Verlustleistung (Erwärmung!) zu widmen. Diese darf keinesfalls einen bestimmten Grenzwert übersteigen, da die steigende Erwärmung durch den Betriebsstrom zu einer weiteren Widerstandsabnahme und in Folge zu einem noch höheren Betriebsstrom führen würde. Deshalb sollten Heißleiter stets mit einem hinreichen großen Vorwiderstand betrieben werden. Es gilt die Beziehung: (Gl. 3) RT = R0 ⋅ e ⎛1 1⎞ B ⋅⎜ − ⎟ ⎝ T T0 ⎠ wobei B eine temperaturabhängige Materialkonstante bei der Bezugstemperatur TN, und RT der elektrische Widerstand bei der jeweiligen Umgebungstemperatur T ist. 2.4 Transistoren Die Parameter eines Transistors (Halbleiterbauelement sind stark temperaturabhängig. Bei 10 K Temperaturerhöhung verdoppelt sich beispielsweise sein Sperrstrom (IS), und seine Basis Seite 2 Emitterspannung (UBE) sinkt um ca. 2mV/K ab. Diese sonst nicht erwünschten Effekte können zur Temperaturmessung ausgenutzt werden. Ein Transistor wird als Diode geschaltet ( Bild 3 ) und mit einem konstanten Strom gespeist. So ergibt sich eine temperaturabhängige Basis-Emitterspannung. Auf Grund der großen Streuung der Durchlaßspannung und des hohen Temperaturkoeffizienten ergibt sich eine geringe Meßgenauigkeit. Eine höhere Genauigkeit bieten Schaltungen, deren Arbeitsprinzip auf + U BE mV 800 KonstantStromquelle 600 400 U BE 200 100 Bild 3 200 300 400 T K Bild 4 der Differenzbildung der Basis - Emitterspannungen von zwei bei verschiedenen Stromdichten betriebenen Bipolartransistoren beruht. Sinngemäß abgewandelt, läßt sich die Diodengleichung auch für einen als Diode geschalteten Transistor verwenden, so daß gilt : (Gl. 4) I C = I CS ⎤ ⎡ UUBE ⋅ ⎢e T − 1⎥ ⎢⎣ ⎦⎥ wobei IC der Kollektorstrom, ICS der Kollektorsperrstrom und UT die Temperaturspannung ist. Für letztere gilt (Gl. 5) UT = mit k ⋅T e k = 1, 38 ⋅ 10−23 J / K e = 1, 6 ⋅ 10−19 As T 3 Temperatur in Kelvin Anwendungen Im Folgenden sollen zwei Möglichkeiten der Temperaturmessung näher untersucht, und die zugehörigen Meßschaltungen dimensioniert und realisiert werden. 3.1 Temperaturmessung mittels Thermoelement Im Bild 5 ist eine Schaltung gezeigt, die neben einer Verstärkung der geringen Thermospannung Utherm auch gleichzeitig eine Anpassung an die Multimeterskale gestattet, mit welchem die Ausgangsspannung Ua gemessen wird. Werden R1 und R2 geeignet bemessen, so läßt sich erreichen, daß eine Temperatur von beispielsweise 15° C eine Multimeteranzeige von 15 mV ergibt, und somit die zu messende Temperatur direkt ablesbar ist. R2 R1 741 + U therm + Ua R3 Bild 5 3.2 Temperaturmessung mittels PT100 Da - wie bereits dargelegt - die durch eine Temperaturänderung hervorgerufene Widerstandsänderung relativ klein ist, wird zur Auswertung eine Brückenschaltung verwendet Seite 3 (Bild 6 ). Mit dem Widerstand R4 wird die Brücke bei 0° C abgeglichen. Ändert sich nun die Umgebungstemperatur, so ist die gemessene Spannung Ua ein Maß für die Temperatur ϑ. Es handelt sich im vorliegenden Fall um eine Ausschlagbrücke, für die unter Beachtung der angegebenen Bezugs-pfeile gilt: (Gl. 6) ⎛ R2 R4 ⎞ ⎟ Ua = U0 ⋅⎜ − R3 + R4 ⎠ ⎝ R1 + R2 R 3 U0 Bei der Dimensionierung einer solchen Meßbrücke ist einmal der maximal zulässige Strom durch den Pt100, zum Anderen der Einfluß der Speisespannung auf die Empfindlichkeit zu beachten. 4 R 1 V R R 2 4 Bild 6 Versuchsvorbereitung 4.1 Berechnen Sie den Fehler, der bei Vernachlässigung des quadratischen Anteiles in der (Gl. 1) bei Δϑ = 100° C, bzw. = 200° C entsteht. 4.2 Berechnen Sie für einen Pt100 ( R0 = 100 Ω, α0 = 3,90802.10-3 K-1 und β0 = - 5,8019 10-7 K-2 ) die Widerstandsänderung im Bereich von ϑ1 = 0° C bis ϑ2 = 100° C. 4.3 Zeigen Sie am Beispiel des Pt100 und des Fe - Ni - Temperatursensors, den durch β verursachten Temperaturfehler (Linearitätsfehler) bei 180 °C auf (Rechnung!) 4.4 Zeigen Sie an Hand der (Gl. 4), daß UBE = f(T) einen linearer Zusammenhang gemäß Bild 4 ergibt! ϑ/°C 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Utherm/mV 0,351 0,561 0,8 1,43 1,95 2,57 3,12 3,7 4,13 4.7 Nachstehend sind für ein Thermoelement einige Meßwerte für Utherm in Abhängigkeit von der Temperatur ϑ dargestellt. Stellen Sie Utherm als Funktion von ϑ graphisch dar und ersetzen Sie dieselbe näherungsweise durch eine Gerade ! Berechnen Sie gemäß Bild 5 den Widerstand R2 so, daß die Ausgangsspannung des OPV 741eine direkte Zuordnung zur Temperatur am Thermoelement ermöglicht (z.B. 15 mV ≅ 15° C). gegeben: R1 = R3 = 100 Ω 4.5 Berechnen Sie die Empfindlichkeit des mit einem Thermoelement wie unter 4.7 aufgebauten Temperaturmeßgerätes (Temperatursensor, OPV und DVM) 4.6 Wie groß ist die Auflösung dieses Temperaturmeßgerätes? 5 Versuchsdurchführung Untersuchung von Temperatursensoren mit unterschiedlichen physikalischen Wirkprinzipien hinsichtlichihrer Eigenschaften wie Empfindlichkeit, Kennlinienlinearität und Ansprechzeit. Zur Verfügung stehen: - Metallsensor Pt 100 - Halbleitersensor NTC 100 - Thermoelement vom Typ Fe - Ko 5.1 Für nachstehende Temperatursensoren ist der Einfluß der Eigenerwärmung zu bestimmen. - Pt100; - P330 - D1; R0 = 100 Ω R25 = 80 Ω (Platinwiderstand) (PTC-Widerstand) Seite 4 - K2013 - K; R20 = 1 kΩ (NTC-Widerstand) Dazu wird gemäß der skizzierten Schaltung ( siehe Bild 7 )Strom und Spannung gemessen, und aus diesen Werten der Widerstand des untersuchten Temperatursensors bei Umgebungstemperatur berechnet. Die Funktion RSen = f( I ) ist für alle drei Temperatursensoren im Bereich 0 ≤ I ≤ 50 mA graphisch darzustellen! Anmerkung: Die Strombegrenzung der Spannungsquelle AX 322 ist vor Beginn der Messreihe auf 50 mA einzustellen! Für I ≤ 10 mA ist die Stromstärke in 2 mA Schritten, für I ≥ 10 mA in 10 mA Schrittenzu erhöhen. 2,2 k Ω MX 230 A 5.1.1 Weshalb wurde der 2,2kΩ-Widerstand in die skizzierte Schaltung eingefügt (R=2,2 kΩ bis 10mA; sonst R=100Ω) 5.1.2 Bestimmen Sie aus den für die untersuchten Temperatursensoren aufgenommenen Diagrammen diejenige Stromstärke, bei der gerade eine Eigenerwärmung feststellbar ist! Berechnen Sie die in diesem Fall in den Sensoren erzeugte Wärmeleistung! GDM 8039 U R V Bild 7 5.2 Um die Temperaturabhängigkeit der o. g. Temperatursensoren festzustellen, ist mittels der im Bild 8 skizzierten Brückenschaltung (Abgleichbrücke) Rϑ = f( ϑ ) zu ermitteln und graphisch darzustellen! Dazu ist die Temperatur bei 0° C beginnend in Schritten von 10° C bis ϑmax = 100° C zu erhöhen. Anmerkung: Ermitteln Sie die Widrstandswerte bei 0° C, indem Sie die Temperatursensoren in das Eis Wasser - Gemisch einbringen. Die 10° C erhalten Sie durch Zugabe einer Teilmenge Eis in das Wasserbad. Die einzelnen Temperaturstufen sind am Wasserbad einstellbar (Zweipunktregler). Die angegebenen ϑmax = 100° C werden u.U. auch beim Sieden nicht erreicht, so daß der Meß- wert für eine Temperatur von 98 °C zu verwenden ist! 5.3 Stellen Sie die Ansprechzeit der drei untersuchten Temperatursensoren fest, indem Sie diese von 100° C in das Eis - Wasser Gemisch einbringen und die Zeit ermitteln die vergeht, bis sich ein Widerstandswert des Sensors ergibt, der einer Temperatur von 50 ° C entspricht. 2,2 kΩ 2,2 kΩ GDM 8039 12 V V 1 Ω . . .11 MΩ Anmerkung: R Gemäß DIN IEC 751 ist als Ansprechzeit τ diejenige Zeit festgelegt, die ein Thermometer nacheinem Temperatursprung benötigt, um 50 % des Temperatursprungs anzuzeigen(τ0,5). 10 x 0,1 Ω Bild 8 5.4 Realisieren Sie die im Bild 5 skizzierte Schaltung unter Verwendung der Ergebnisse von 4.7 und messen Sie im angegebenen Temperaturbereich Utherm und Ua für das Fe-Ko-Thermoelement (T - 102) nach. Halten Sie diese Werte in einer Tabelle fest! Seite 5 5.4.1 Stellen Sie Utherm und Ua in Abhängigkeit von der Temperatur graphisch dar! 5.4.2 Ermitteln Sie die Ansprechzeit für das Fe-Ko-Thermoelement entsprechend 5.3 ! Seite 6 6. Literatur Schmusch, Wolfgang: Elektronische Meßtechnik Würzburg: Vogel 1993 Tietze,Ulrich; Schenk, Christoph Halbleiter-Schaltungstechnik Berlin, Heidelberg: Springer 1990 K. Schlenzig; D.Jung: Mikroelektronik für den Praktiker Berlin: Technik 1985 Rother, Unger, Georgi: Belegarbeit im Lehrfach Elektrische Meß- und Prüftechnik Jena, im Januar 1993 Dipl.- Ing. R. Richardt Seite 7