Flexibilisierung von ERP-Systemen als Aufgabe des Wissensmanagements – illustriert an MitarbeiterQualifikationsprofilen in SAP R/3 HR Prof. Dr. Joachim Fischer, Dipl.-Kffr. Anke Güssow-Grube, Universität Paderborn1 Zusammenfassung. Wissen als ein dynamischer Prozess zeigt sich in Handlungen vor dem Hintergrund von Informationen und Ressourcen und ergibt sich dann wiederum aus diesen Handlungen. Die wichtigsten Ressourcen im Unternehmen sind die Mitarbeiter, die im Rahmen ihrer Qualifikationsprofile ihre betrieblichen Aufgaben erfüllen. ERP-Systeme (wie SAP R/3) können dabei helfen, zum einen die aufgabenspezifischen Qualifikationen eines Mitarbeiters als auch dessen Handeln in Geschäftsprozessen zu dokumentieren und beides daraufhin zu aktualisieren. Grafische Prozessmodellierer sind dabei eine potentielle Brücke zwischen Mensch und ERP-System. 1. Einleitung In Enterprise Ressource Planning (ERP)– Systemen werden die betrieblichen Informationsflüsse in den Funktionsbereichen der Logistik und des Rechnungswesens integriert (d.h. mit konsistenten Daten und gekoppelten Funktionen) abgebildet [HaNe01, S.523]. Der Integrationsanspruch und der damit verbundene Implementierungsaufwand kann jedoch dazu führen, dass die Systeme mit ihren Strukturen und Funktionen normativ wirken und Abläufe in einem Unternehmen zementieren, so dass diese einen wesentlichen Teil der erforderlichen Flexibilität verlieren und nicht adäquat auf verändertes Kunden- und Wettbewerberverhalten reagieren können. Folgt man einem handlungsorientierten Wissensverständnis bieten ERP-Systeme umfassende Möglichkeiten, Geschäftsprozesse mit Datenbeständen zu begleiten und Prozesse und Daten aufgabenadäquat zu aktualisieren. Am Beispiel von Abläufen in der Tourismus- und Reisebranche soll gezeigt werden, wie bei der betrieblichen Aufgabenlösung im Zusammenspiel von Mitarbeitern und ERP-System Wissen entsteht, das • zum einen die Qualifikationen der Mitarbeiter erhöht und in personalwirtschaftlichen Systemen (hier SAP R/3 HR) dokumentiert werden sollte und • zum anderen die Prozesse verändert, so dass auch das unterstützende ERP-System aktualisiert werden sollte. Am Beispiel des ERP-Marktführers konzentrieren wir uns auf die Qualifikationsprofile von Mitarbeitern, da die Leistungsprozesse in der Reisebranche sehr beratungsintensiv sind und die Mitarbeiter die wesentlichen Wissensträger im Unternehmen sind. 2. Wissen ist ein Verb Wissen kann definiert werden als das Potential individuell oder organisatorisch verfügbarer Informationen für die Definition und Lösung von Problemen. Es handelt sich um Erfahrungen, die Individuen aus Handlungen über Kontexte und Alternativen gewonnen haben [Hubi98, S.10]. Wissen ergibt sich somit aus Handlungen vor dem Hintergrund bestimmter Informationen und Ressourcen. Allein das „Er-Kennen“ eines Problems reicht nicht aus, diese Information muss auch in Handlungen umgesetzt werden können. Oft sind die Mitarbeiter nicht in der Lage, ihre individuellen Einsichten in organisatorisches Handeln zu transferieren. Für diesen Transfer bedarf es Ressourcen (Ressourcen- bzw. Kompetenzmanagement) und eines Handlungswillens, d. h. des entsprechenden Management- und Realisierungswillens, um aus Potenzialen wirtschaftliche Resultate zu erzielen. Da die Exklusivität von Wissen und damit dessen Relevanz für den geschäftlichen Erfolg mit der Zeit abnimmt, sollen die entsprechenden Handlungen zeitgerecht erfolgen. Erst aus dem Tun entstehen die Erfahrungen (Aktionsmanagement). 1 Wirtschaftsinformatik 1: Betriebswirtschaftliche Informationssysteme; Warburger Straße 100; 33098 Paderborn; [email protected]; [email protected] KENNEN KÖNNEN TUN Informationen +Ressourcen +Handeln Informations- Kompetenz- Aktions- Wissens - Management = systematisch, durch Methoden unterstützt Abb. 1: Wissen ist ein Verb sso ur c en Ha nd eln Re s so urc n urce en Fall 1 Re so Res eln nd Ha Informationen Hande ln Wissen als Verb zeigt sich demnach in strukturiertem Handeln (Tun) vor dem Hintergrund von Informationen (Kennen) und Ressourcen (Können). Dynamisch zeigt sich Wissen in einem Prozess aus Handlungen. Neue Informationen und Ressourcen rufen neue Handlungen und damit Wissen hervor. Informationen (Kennen), Ressourcen (Können) und Handlungen (Tun) sind also die drei Elemente des Wissens (als Verb). Diese drei Elemente lassen sich in Informationssystemen dokumentieren und in Kommunikationssystemen verbreiten, sind aber jeweils durch die Mitarbeiter zu interpretieren. Die drei Elemente Informationen, Ressourcen und Handlungen lassen sich in einer Wissenstriade darstellen. Besteht ein Überschuss von Informationen und ein Engpass von Ressourcen, lassen sich nicht ausreichend Handlungen durchführen, um Erfahrungen zu sammeln und ein höheres Wissensniveau zu erreichen (Fall 1). Ähnliches gilt, wenn Ressourcen und Informationen im Überfluss vorhanden sind, aber nicht gehandelt wird (Fall 3). Im Fall 2 werden zu wenig Informationen dokumentiert. Informationen Fall 2 Informationen eln Ressource n nd Ha Informationen Fall 3 Abb. 2: Wissensmanagement bringt Informationen, Ressourcen und Handeln in Einklang 3. Aufgabenfelder im Wissensmanagement Nach unserer Sicht besteht die erste Aufgabe des Wissensmanagements darin, ein Gleichgewicht zwischen Informationen, Ressourcen und Handlungen im betrieblichen Ablauf zu erreichen, um nicht unnötig Mittel in nicht durch Handlungen genutzte materielle oder personelle Ressourcen oder in Informationssystemen zu binden. Zweite Aufgabe des Wissensmanagements ist es, ein Niveau des vom Unternehmen zu erreichenden Wissens • in unterschiedlichen Dimensionen (geschäftlich, organisatorisch, fachlich, technisch) • in unterschiedlichen Wissensfeldern (Kunden, Regionen, Produkte, Technologien) zu definieren, welches das Unternehmen aufgrund der Marktanforderungen (market based view) oder der internen Ressourcen (resource based view) in einem definierten Zeitraum erreichen sollte. Abb. 3: Wissensspirale Um ein solches Wissensniveau zu erreichen, ist als dritte Aufgabe ein Wissens- oder Erfahrungspfad auf der Wissensspirale zu definieren. Dieser besteht aus • Wissensplateaus als Zwischenschritte auf dem Wege zum Ziel-Wissensniveau. Auf diesen Plateaus wird u. U. durchaus eine Disharmonie zwischen Ressourcen, Informationen und Handeln in Kauf genommen, zum Beispiel weil bewusst erst Informationen gesammelt, bevor Ressourcen aufgebaut werden sollen oder eine Harmonie nur in einzelnen Bereichen, jedoch nicht organisationsweit vorhanden ist. • einer Erfahrungs- oder Lerngeschwindigkeit, mit der die Diskrepanz zwischen Ausgangs- und Ziel – Wissensniveau überwunden werden soll. Die Erfahrungs- oder Lerngeschwindigkeit ist davon abhängig, welche materiellen und personellen Ressourcen in welcher Quantität und Qualität in den Lernprozess investiert werden. Abb. 4: Wissensniveau und Erfahrungspfad Aktive Beschleuniger des Lernprozesses (acceleratoren) sind die Mitarbeiter mit ihrem Qualifikationsgrad für die angestrebten Wissensdimensionen und Wissensfelder. Passive Unterstützer (enabler) sind zum Beispiel Informations- und Kommunikationssysteme, mit deren Hilfe sich Daten effizienter speichern und transportieren, Mitarbeiter effektiver kommunizieren und Erfahrungen austauschen können. 4. Wissenstreiber in einer Organisation 4.1 Mitarbeiter (Acceleratoren) In der Organisation eines Unternehmens sind bestimmte Aufgaben definierten Mitarbeiterstellen zugewiesen. Die Aufgabeninhalte und die erforderlichen Qualifikationen sind in Stellenbeschreibungen hinterlegt, die im Rahmen der Einführung von ERP-System oft präzisiert werden. Abb. 5: Stellenbeschreibung für eine Sachbearbeiterstelle in SAP Die auf den Stellen tätigen Mitarbeiter wurden nach ihren Qualifikationsprofilen ausgewählt und weitergebildet. Allerdings wandeln sich in der heutigen globalen Wirtschaft die Aufgaben und deren Anforderungen in schneller Folge. Bei der tagtäglichen Arbeit erfüllen die Mitarbeiter die zugewiesenen Aufgaben mit einem gewissen, im Laufe der Zeit erworbenen Qualifikationsgrad. Aufgrund des Wandels der Aufgabeninhalte wird die Routine immer häufiger durch neue Herausforderungen abgelöst. Deren Wissensanforderungen sind nur in seltenen Fällen strukturiert dokumentiert, sondern ergeben sich spontan in den Handlungsprozessen. Um diesen Anforderungen zu begegnen, können zum einen die Mitarbeiter zu schnellen Lernprozessen befähigt werden (individueller Weg), zum zweiten in der Organisation vordefiniert oder situativ Mitarbeiter mit anderen Qualifikationsprofilen hinzugezogen werden (organisatorischer Weg). Dazu sind zum Beispiel Qualifikationsdomänen zu definieren und in ihrem Kommunikationsprozess zu unterstützen. Während des Handlungsprozesses kombinieren die beteiligten Mitarbeiter materielle Ressourcen und Informationen mit dem Ziel eines Handlungsergebnisses. Sie lernen dabei, die in der Organisation vorhandenen Ressourcen und Informationen zu identifizieren und zielgerichtet auszunutzen. Nach Prozessabschluss haben die Mitarbeiter durch ihre Handlungen persönliche Erfahrungen erworben. Es ist anzustreben, diese Erfahrungen über die notwendigen Informationen und Ressourcen für die Aufgabe und eventuelle Differenzen zu den vorgelagerten Vorstellungen schriftlich zu dokumentieren, um sie später nicht nur persönlich sondern organisationsweit nutzen zu können. 4.2 Informationssysteme (Enabler) In allen drei Schritten unterstützen die Informationssysteme die Mitarbeiter: • Organisations- und Ressourcenverzeichnisse (directories) helfen, Mitarbeiter und Ressourcen mit bestimmten Qualifikationsprofilen zu finden, • Daten- und Dokumentenbanken speichern die im Unternehmen vorhandenen strukturierten und unstrukturierten Daten, • Kommunikationssysteme unterstützen die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander und bieten Zugang zu internen (z. B. Portalen) oder externen Kommunikationsdiensten (z. B. WWWeb), • Workflow- und Auftragsabwicklung -Systeme strukturieren Arbeitsprozesse und stellen die dazu notwendigen Daten bereit. Eine spezielle Rolle spielen integrierte ERP-Systeme (z. B. SAP), da sie • zum einen den gesamten Wertschöpfungsprozess („von der Wiege bis zur Barre“ einer Kundenbeziehung, eines Produktes) in verschiedenen Wissensdimensionen (technisch, organisatorisch, geschäftlich) abzudecken streben, • zum zweiten durch vorgegebene „best practice“ Prozessabläufe normativ auf das zu erreichende Wissensniveau und den Erfahrungspfad wirken und durch diese Vorgaben stark die Lernprozesse im Unternehmen beeinflussen, • zum dritten eine Organisation mit den Arbeitsabläufen der Mitarbeiter komplett durchdringen und durch die normativen Prozesse Lernschritte und Lerngeschwindigkeit der Mitarbeiter stark prägen. Damit spielen ERP-Systeme eine doppelschneidige Rolle. Auf der einen Seite ist das in ihnen verkörperte Know How in speziellen Wissensfeldern und –dimensionen für Unternehmen ein wichtiger Investitionsmotiv, zum anderen verlocken diese Systeme zu normierten Wissenspfaden und Wissensniveaus. 4.3 Mitarbeiter und Informationssysteme im Wechselspiel Soll die normative Wirkung von Informationssystemen vermieden oder zumindest gesteuert werden, so bedarf es eines Zusammenspiels von Mitarbeiter und Informationssystem im Handlungsprozess. Dazu sollten die Mitarbeiter als eigentliche Akteure in der Wissensspirale ihre Erfahrungen hinsichtlich Informationen, Ressourcen und Handlungen in einer ERP-adäquaten Sprache dokumentieren. Für strukturierte ERP-Systeme wie SAP bieten sich Prozessmodellierungsinstrumente wie ARIS und die Business Process Modelling Language an, für (noch nicht existierende) objektorientierte Systeme wären anschaulichere Sprachen (z. B. in Anlehnung an Simulationswerkzeuge) denkbar. Mit diesen Sprachen ist es möglich, die Prozesse, die verwendeten Daten und die eingesetzten Ressourcen vor und nach Handlungen zu beschreiben. ERP-Systeme bieten Vorschläge für Handlungsabläufe als Referenzmodelle an, mangels anders gelagerter Erfahrungen übernehmen Unternehmen diese Referenz meist beim initialisierenden Customizing. Im Laufe der eigenen Arbeitsprozesse erweist sich das Referenzmodell als unzureichend für die Aufgabenerfordernisse. Abb. 6: ARIS-Modell vor, zur und nach einer Handlung Dennoch unterbleibt angesichts der täglichen Arbeitsbelastung und des erforderlichen Aufwandes in den Unternehmen meist eine Spezifikation der Referenz und eine entsprechende Modifikation des Customizing. Bei fortschreitender Wissensspirale ergibt sich somit eine zunehmende Diskrepanz zwischen dem Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter und dem, was dem ERP-System zugrundegelegt wurde. Um die Mitarbeiterakzeptanz und die Problemlösungsmächtigkeit zu steigern, bieten ERP-Systeme in bestimmten Bereichen durchaus bemerkenswerte und wachsende Flexibilitätspotentiale. Stand der Technik ist die Möglichkeit, Benutzeroberflächen und Informationssichten entsprechend der Rollen und Profile von Mitarbeitern zu personalisieren. Nur über Umwege lassen sich zur Zeit Funktionen und Daten entsprechend dem Aufgabenbereich und Wissensstand eines Mitarbeiters spezifizieren. Eine Aktualisierung von Prozessabläufen und Transaktionen im System entsprechend sich kontinuierlich verändernder Aufgaben und Erfahrungen der Mitarbeiter lässt sich zur Zeit kaum realisieren. Stufen Personalisierung Spezifizierung Flexibilisierung Ausprägungen • • • • • • von Oberflächen von Informationssichten von Rollen von Stammdatenstrukturen von Funktionalität von Rollen • von Prozessabläufen • von Funktionalität • von Rollen Beispiele • MySap • von Mitarbeiter Qualifikationen • Business Objekte – • Drag & Relate • Mini-Applikationen • Single Sign On Abb. 7: Flexibilisierungsstufen von ERP-Systeme 5. Flexibilitätspotentiale am Beispiel von SAP R/3 - HR Das SAP Human Ressource (HR) ist die Personalwirtschaftskomponente des verbreiteten R/3-Systems und umfasst neben den „klassischen“ Funktionen wie Personalabrechnung, Personalzeitwirtschaft und Personalbeschaffung Komponenten wie die Personalentwicklung, die Personalkostenplanung und das Organisationsmanagement. Da Mitarbeiter die Wissensbeschleuniger im Unternehmen sind, sind ihre Qualifikationen im ERP-System von der Angebotsseite (Qualifikationsprofile) und Nachfrageseite in den Handlungsprozessen (Qualifikationsgrade) aktuell zu speichern, um einen möglichst aufgabenoptimalen Einsatz der Mitarbeiter zu erreichen. Dieser aufgabenoptimale Einsatz setzt voraus, dass • zum einen die Qualifikationsanforderungen der Aufgaben nach Art und Ausmaß definiert sind, • zum zweiten die Qualifikationsprofile der Mitarbeiter bekannt sind, • zum dritten die Profile mit den Anforderungen abgeglichen wurden und sich in aufgabenspezifischen Qualifikationsgraden jedes Mitarbeiters wieder finden. SAP bietet für die Strukturierung dieser Angaben Qualifikationskataloge an, die in Qualifikationsgruppen unterteilt sind. Auf der Basis dieser Kataloge und gruppenspezifischer Ausprägungsskalen können Qualifikationsprofile für Mitarbeiter angelegt werden, die eine bestimmte Gültigkeitszeit haben. Qualifikationskatalog Qualifikationsgruppe 1(Ausprägungsskala) Qualifikation A Qualifikation B Qualifikationsgruppe 1.1 (Ausprägungsskala) KundenKundenAnfrage Anfrage Reise Reise ist ist eröffnet eröffnet Qualifikationsgruppe 2 (Ausprägungsskala) Arbeitgeber fragt nach Mitarbeiter bietet an Qualifikationsprofil erfassen Qualifikationsanforderungen erstellen - Qualifikationen auswählen - Ausprägung nach Skala bewerten - (Kann-/Muss-) Anforderungen definieren - Ausprägung bewerten Personalauswahl Reiseziel Reiseziel bestimmen bestimmen Produkt Produkt ist ist konfiguriert konfiguriert VERGLEICHE VERGLEICHE Qualifikationsanforderungen Qualifikationsanforderungen mit mit -profilen -profilen und und ermittle ermittle Mitarbeiter Mitarbeiter KundenKundenAnfrage Anfrage Reise Reise ist isteröffnet eröffnet • richtig qualifiziert • zu wenig qualifiziert • zu hoch qualifiziert Prozess-Reengineering KundenKundenbedürfnisse bedürfnisse ermitteln ermitteln Vorstellungen Vorstellungen Kundenwünsche Kundenwünsche festgelegt festgelegt Reiseziel Reiseziel bestimmen bestimmen AufenthaltsAufenthaltsAlternativen Alternativen prüfen prüfen Produkt Produktist ist konfiguriert konfiguriert Abb. 8: Qualifikationsgrade entscheiden über Mitarbeitereinsatz in Geschäftsprozessen Zum Beispiel läßt sich für eine Reise hinterlegen, welche Qualifikationen der Verkaufssachbearbeiter im Reisebüro für eine kundengerechte Beratungs- und Verkaufsleistung haben sollte. Abb. 9: Qualifikationsanforderungen einer Aufgabe in SAP am Beispiel eines Verkaufs-Sachbearbeiters Entsprechend bietet SAP die Möglichkeit, das Qualifikationsprofil eines Mitarbeiters abzulegen und zu pflegen. Abb. 10: Qualifikationsprofil eines Mitarbeiters in SAP Die Qualifikationsgrade eines Mitarbeiters für eine Aufgabe lassen sich in einen Plan-Grad (aufgrund hinterlegter Qualifikationsprofile) und einen Ist-Grad (aufgrund realisierter Aufgabenerfüllung) unterscheiden. SAP unterstützt diese Unterscheidung. Abb. 11: Qualifikationsabgleich eines Mitarbeiters in SAP (Qualifikationsgrad) Die Qualifikationsgrade können in SAP in einer Grafik als Säulendiagramm dargestellt werden. Abweichungen zwischen einem Plan- und einem Ist-Grad werden somit transparent abgebildet. Abb. 12: Graphische Darstellung eines Profilabgleichs Der Reisemarkt wandelt sich zur Zeit. Da die Kundenanforderungen in profitablen Segmenten immer heterogener, spezifischer werden und sich dynamisch verändern, ist • zum einen eine pauschale Abstufung der Qualifikationsgrade z. B. nach Zielgebieten, Altersgruppen durch viel differenzierte Qualifikationsgrade z. B. nach einzelnen Zielorten, Unterkünften, Sportarten etc. zu ersetzen, • zum zweiten die umfassende Speicherung potentieller, latenter Qualifikationsprofile der Mitarbeiter (z. B. auch aus privaten Interessen) über die zur Zeit benötigten sinnvoll, • zum dritten eine umfassende Beobachtung der Makro- und Mikrotrends des Reisemarktes erforderlich, um Qualifikationspotentiale und –anforderungen miteinander abzugleichen. Bei einer solchen granularen und dynamischen Abbildung von Qualifikationen bietet SAP nur begrenzte Möglichkeiten. Da SAP zunehmend wachsende Möglichkeiten des Customer Relationsship Managements bietet, ist es tendenziell möglich, die Kundenanforderungen aktuell und differenziert auf Mikroebene zu erfassen und daraus Trends abzuleiten. Abb. 13: Ableitbarkeit von Qualifikationsanforderungen aus der Prozesskette (Pre-Sale, Sale, After-Sale) Auch der umfassenden Speicherung von Mitarbeiter – Qualifikationsprofilen stehen tendenziell nur die Schwierigkeiten von deren Gewinnung entgegen. Denkbar sind • manuelle Erhebungen bei den Mitarbeitern, deren Verlässlichkeit durch Tests (z. B. im Sprachenbereich), Fortbildungen oder Vorgesetztenurteile verbessert werden kann, • Unterstützung von internen virtuellen und realen „communities of interests“ in potentiell relevanten Gebieten, • Unterstützung der Teilnahme von Mitarbeitern an externen Wissensforen und deren Beobachtung. SAP kann nur begrenzt aus der Teilnahme an bestimmten formellen oder informellen Kommunikationsdomänen und deren Intensität auf potentielle Qualifikationsprofile eines Mitarbeiters schließen. Umfassender werden explizite Qualifizierungsmaßnahmen ausgewertet, um das aktuelle Qualifikationsprofil eines Mitarbeiters zu bestimmen. 6. Zusammenfassung und Ausblick Da ERP-Systeme zum einen mit erheblichen Investitionen an Zeit und Geld in die Unternehmen eingeführt wurden und die Basis für die operativen Geschäftsprozesse bilden, liegt es nahe, diese auch als Informationsinfrastruktur für das Wissensmanagement zu nutzen. Dazu sind allerdings die Strukturen und Prozessabbildungen in den ERP-Systemen, deren Qualifikationsanforderungen sowie die dokumentierten Profile der Mitarbeiter entsprechend dem Wissensfortschritt zu aktualisieren. Bei einem handlungsorientierten Wissensverständnis wurde versucht, Prozessmodellierer (wie z. B. ARIS) als Interface zwischen dem realen und dem im ERP-System abgebildeten Prozess zu nutzen. Illustriert wurde dieses Vorgehen für Mitarbeiter-Qualifikationen. Offen bleibt die Frage, wie die Ergebnisse einer revidierten Prozessmodellierung automatisiert in ein verändertes Customizing einfließen sollen. Dies wirft technische, organisatorische und personelle Aufgaben auf. Literatur [AKFE99] Arbeitskreis F&E-Management der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft: Wissensmanagement in F&E – Kooperationen: Kommunikation ist die Logistik des Wissens, Paderborn 1999 [Blec99] Blecker, Th.: Unternehmung ohne Grenzen – Konzepte, Strategien und Gestaltungsempfehlungen für das Strategische Management, Wiesbaden 1999 [Fisc01] Fischer, J.: Wissensmanagement in Forschungs- und Entwicklungskooperationen, in: Blecker, Th./ Gemünden, H.G. 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