8-9/2015 ahn ärzte blatt BadenWürttemberg Informationen »ausmitderInformationen Zahn-, Mund- aus und der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Kieferheilkunde 9.2005 Leitartikel Hierarchie und Beteiligung: Der LEITARTIKEL Governance-Ansatz Das starke Ländle Titelthema Wählermeinung/ Umfrageaktion zur FORSCHUNG Bundestagswahl 2005 Zahnmedizin auf einem guten Weg Zahnärztekammer Fortbildung Außerordentliche VV: Eine neue liberale Berufsordnung BERUFSPOLITIK Zahnerhaltung durch Wurzelspitzenresektion FORTBILDUNG Zahngesundheit klappt nur mit den Zahnärzten Apexifikation des offenen Foramen apikale T vollständiges Kongressprogramm Internationaler Jahreskongress der DGZI www.dgzi-jahreskongress.de 2./3. Oktober 2015 REFERENTEN Wiesbaden I Dorint Hotel Pallas Wissenschaftliche Leitung: Prof. (CAI) Dr. Roland Hille/DE Zahntechnik und Implantologie – Schnittstelle zum Erfolg Goldsponsor Silbersponsor FAXANTWORT // 0341 48474-290 KT LDU GSPU N Prof. Dr. Nicole B. Arweiler/DE | Prof. Dr. Thorsten M. Auschill/DE | Prof. Dr. Michael Christgau/DE | Prof. Dr. Herbert Deppe/DE | Prof. Dr. Dr. Wilfried Engelke/DE | Prof. (CAI) Dr. Roland Hille/DE | Prof. Dr. Peter Rammelsberg/DE | Prof. Dr. Thomas Sander/DE | Prof. Dr. Dr. Jörg R. Strub/DE | Prof. Dr. Mazen Tamimi/JO | Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden/DE | Prof. Dr. Gerhard Wahl/DE | Prof. Dr. Stefan Zimmer/DE | Priv.-Doz. Dr. Mozhgan Bizhang/DE | Priv.-Doz. Dr. Armin Nedjat/DE | Priv.-Doz. Dr. Gregor Petersilka/DE | Dr. Georg Bach/DE | Dr. Wolfgang Diener, M.Sc./DE | Dr. Marcus Engelschalk/DE | Dr. Tomohiro Ezaki/JP | Dr. Daniel Ferrari, M.Sc./DE | Dr. Shoji Hayashi/JP | Dr. Detlef Hildebrand/DE | Dr. Shohei Ikeda/JP | Dr. Elisabeth JacobiGresser/DE | Dr. Zvi Laster/IL | Dr. Michael Leistner/DE | Dr. Frank Liebaug/DE | Dr. Andreas Lindemann/DE | Dr. Issei Masuda/JP | Dr. Richard J. Meissen, M.Sc./DE | Dr. Ilja Mihatovic/DE | Dr. Mathias Plöger/DE | Dr. Bernd Quantius, M.Sc./DE | Dr. Sigmar Schnutenhaus, M.Sc., M.Sc./DE | Dr. Jens Schug/CH | Dr. Taskin Tuna/DE | Dr. Kay Vietor/DE | Dr. Michael Vogeler/DE | Dr. Ralf Wachten/DE | Dr. Paul Weigl/DE | ZTM Andreas Kunz/DE | ZTM Rainer Semsch/DE | ZTM Wolfgang Sommer/DE | ZTM Volker Weber/DE | Dipl.-Inform. Frank Hornung/DE | Michael Harf/DE | Christian Hebbecker/DE | Michael Wierz/DE Bronzesponsor Praxis-/Laborstempel Praxisstempel Bitte senden Sie mir das Programm zum 45. Internationalen Jahreskongress Der DGZI am 2./3. Oktober 2015 in Wiesbaden zu. ZBW 8/2015 N FOR 16 BI E Oemus_45JKDGZI_A4_REF 17.06.15 13:29 Seite 1 Foto: Fotolia Foto: Bamberger Editorial » Innovativ. Das Titelthema dieser ZBW-Sommerausgabe rückt die Forschung in Baden-Württemberg und insbesondere die Wissenschaft und Forschung in der Zahnmedizin in den Blickpunkt. Christoph Link, im Hauptberuf Redakteur der Stuttgarter Zeitung und Gastautor dieser ZBW-Ausgabe, zeigt in seinem Leitartikel „Das starke Ländle“ (Seite 7) das breite Spektrum der Forschung in Baden-Württemberg. „Baden-Württemberg rangiert in Deutschland sicher auf Platz eins, was die Innovationskraft anbelangt.“ Aber er betont auch, dass „Politik und Hochschulen am Ball bleiben müssen“, wenn Baden-Württemberg weiter als „Forschungsstandort in der ersten Liga“ spielen will. Wie sieht die Forschungskultur in der Zahnmedizin in Baden-Württemberg aus? Kann die zahnmedizinische Forschung mit der medizinischen mithalten? ZBW-Redakteur Christian Ignatzi beleuchtet in seinem Beitrag „Zahnmedizin auf einem guten Weg“ (Seite 28 ff.), was sich seit der Veröffentlichung des Gutachtens des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in der Zahnmedizin verbessert hat. Darüberhinaus fragen die ZBW-Redakteure Johannes Clausen und Christian Ignatzi bei Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle, Heidelberg, u. a. nach dem Stellenwert der Zahnmedizin in der Forschung nach (Seite 31 ff.). Wo steht Baden-Württemberg im Ländervergleich in Europa und in der Welt? Dorothea Kallenberg, Freie Journalistin, geht der Frage nach dem Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg nach und begründet, warum Baden-Württemberg mit seinen mehr als 70 Hochschulen als eine der „hochschulreichsten und forschungsintensivsten Regionen Europas“ bezeichnet werden kann (Seite 34 f.). Last but not least leben Innovationen vom internationalen Austausch und von grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Eine weit beachtete binationale Kooperation stellt das Forschungsprojekt „Manifestation seltener Krankheiten im Mund- und Zahnbereich“ dar. Unter www.zahnaerzteblatt.de der Federführung der Zahnmedizinischen Fakultät der Universität Straßburg vereinte es Universitäten und Hochschulen, Krankenhäuser und Forschungslabors in Straßburg, Freiburg und Heidelberg sowie weiterer Partnerverbände (Seite 38 f.). » Berufspolitik. „Prävention, E-Health, GKV-Versorgungsstärkungsgesetz, Korruption: Die aktuellen Gesetzgebungsverfahren und die Auswirkungen der Gesundheitspolitik der Großen Koalition auf die Zahnärzte bestimmten die Vertreterversammlung der KZV BW Ende Juni in Donaueschingen. Nach intensiver Debatte verabschiedeten die Delegierten Beschlüsse mit klaren Forderungen. Die Vorstandsvorsitzende Dr. Ute Maier betonte: „Der Vorstand wird verstärkt die Folgen der Gesundheitspolitik für unsere Kolleginnen und Kollegen und die zahnärztliche Leistungserbringung abschätzen, Leitbilder der Gesundheitsversorgung herausarbeiten und die Diskussion noch praxiszentrierter führen.“ Lesen Sie mehr auf Seite 8 ff. Die Delegierten der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) beschäftigten sich in der Vertreterversammlung Anfang Juli in Berlin vorwiegend mit Sachthemen wie Compliance-Leitlinien, Kooperationsverträgen, Kieferorthopädie und privaten Zuzahlungen, „Konzept 2030“ und Berlin-Repräsentanz der KZBV. Lesen Sie den Beitrag von Guido Reiter „Standortfrage bleibt auf der Agenda“ auf Seite 12 ff. » Fortbildung. Der zweite Teil des Fortbildungsbeitrags „Aplasie der oberen seitlichen Schneidezähne und multiple Nichtanlagen“ von Prof. Dr. Dr. Bernd Lapatki und Dr. Johanna Radeke von der Klinik für Kieferorthopädie und Orthodontie, Universitätsklinikum Ulm, thematisiert die therapeutischen Möglichkeiten bei Nichtanlage der oberen seitlichen Schneidezähne und grundlegende Therapieoptionen bei multiplen Nichtanlagen (Seite 43 ff.). » [email protected] ZBW 8-9/2015 3 4 Inhalt Leitartikel Berufspolitik 21 Erfahrungstausch der Senioren- und Behindertenbeauftragten der LZK BW Gelungene Premiere 24 dentEvent „Beruf&Familie“ der KZV BW und LZK BW Große Herausforderungen souverän meistern Christoph Link, Stuttgarter Zeitung 7 Das starke Ländle Berufspolitik 25 Gutachtertagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen Wertschätzung und Außenwirkung 26 Beratertraining der Zahnmedizinischen Patientenberatungsstelle Profil einer unabhängigen Beratung schärfen Politik 8 Vertreterversammlung der KZV BW Zahngesundheit klappt nur mit den Zahnärzten 20 Kommentar von Christoph Reisinger, Stuttgarter Nachrichten DDR-Rezept Titelthema 12 Vertreterversammlung der KZBV Standortfrage bleibt auf der Agenda 15 Klausurtagung des BZÄK-Vorstandes in Stuttgart Eine Corporate Identity für die Kammern 18 ZBW 8-9/2015 Landesversammlung des FVDZ in Ispringen Freiberuflichkeit muss gestärkt werden 28 Forschung in Baden-Württemberg Zahnmedizin auf einem guten Weg 31 ZBW-Interview mit Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle, Heidelberg Stellung der Zahnmedizin in der Forschung www.zahnaerzteblatt.de Inhalt Titelthema Kommunikation 34 Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg Kluge Köpfe als Rohstoff der Zukunft 58 IZZ-Open in Stuttgart Seit 25 Jahren kompetent mit Herz dabei 36 Hochschulmedizin und Forschung in Baden-Württemberg Gesundheit steht im Mittelpunkt 38 Seltene Erkrankungen im Mund- und Zahnbereich 60 Neues Online-Portal des Informationszentrums Zahngesundheit Ein Webauftritt für viele Zielgruppen Forschung ohne Grenzen Im Blick Rubrik 3 Editorial 42Termine 63 Praxis 65Kultur 66 Namen und Nachrichten 68 Amtliche Mitteilungen 69 Leserforum 70 Personalia 76 Zu guter Letzt 76Impressum Internet Besuchen Sie auch die ZBW-Website 40 Sommerempfang der Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten Yes we can! Fortbildung » www.zahnaerzteblatt.de Dort finden Sie neben der Online-Ausgabe zusätzliche Informationen, Fotos, weiterführende Links sowie ein ZBW-Archiv ab dem Jahr 2006. Aktuelle Infos (dazu einfach den QR-Code scannen) » Weitere Bilder des Sommerempfangs der Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten 43 Aplasie der oberen seitlichen Schneidezähne und multiple Nichtanlagen (Teil 2) Therapeutische Möglichkeiten 52 Die Wurzelkanalfüllung des Zahnes mit nicht Prä-/posttherapeutischer Vergleich der Frontzahnästhetik. » Beschlüsse der VV der KZV BW abgeschlossenem Wurzelwachstum Apexifikation des offenen Foramen apikale 56 Sommer-Akademie des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart Risikofaktor Beruf www.zahnaerzteblatt.de » Beschlüsse des FVDZ www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2015 5 Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg Körperschaft des Öffentlichen Rechts Lorenzstraße 7, 76135 Karlsruhe, Fon O721 9181-2OO, Fax 0721 9181-222, Email: [email protected] September 2015 Kurs Nr. 8358 Röntgenkurs für die Zahnmedizinische Fachangestellte Referent: Dr. Burkhard Maager, Denzlingen Datum: 17.-19.09.2015 Kurshonorar: 500 € Oktober 2015 Kurs Nr. 8321 | 16 Punkte November 2015 Kurs Nr. 8281/14 Punkte Die hohe Schule der Schichttechnik für Front- und Seitenzahnrestaurationen Referent: Prof. Dott. Lorenzo Vanini, I- San Fedele Intelvi Datum: 06.-07.11.2015 Kurshonorar: 1100 € Der Kurs wird in italienischer Sprache gehalten und wird übersetzt. Kurs Nr. 8398 Sicherheit beim chirurgischen Eingriff Der richtige Ton an der Rezeption! Referent: Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, Kiel Datum: 09.-10.10.2015 Kurshonorar: 700 € Referentin: Brigitte Kühn, Tutzing Datum: 13..11.2015 Kurshonorar: 180 € Kurs Nr. 6244 | 14 Punkte Kurs Nr. 8332 Update Implantologie 2015 Schonende Chirurgie orale Operationen mit der Piezochirurgie Referenten: Prof. Dr. Chantal Malevez, Bruxelles Prof. Dr. Per-Olof Glantz, Lund Datum: 09.-10.10.2015 Kurshonorar: 750 € Kurs Nr. 8345 | 18 Punkte Referent: Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Wiesbaden Datum: 14.11.2015 Kurshonorar: 400 € Kurs Nr. 8399 Die Fachkunde für die Dentale Volumentomographie (DVT) Gelebtes Qualitätsmanagement: Praktische Umsetzung für Mitarbeiter/innen Referent: Dr. Edgar Hirsch, Leipzig Datum: 10.10.2015 Teil I und 16.01.2016 Teil II Kurshonorar: 800 € Referentin: Brigitte Kühn, Tutzing Datum: 14.11.2015 Kurshonorar: 180 € Kurs Nr. 8331 | 8 Punkte Praxiskurs evidenzbasierte Parodontologie Referent: Dr. Christoph Becherer, Karlsruhe Datum: 17.10.2015 Kurshonorar: 400 € Die Teilnehmerzahl ist auf 10 Teilnehmer begrenzt, der Kurs findet in der Praxis von Dr. Becherer statt. Kurs Nr. 8313 | 8 Punkte Schmerz und Psyche: Was der Zahnarzt wissen sollte Referent: Dipl.-Psych. Dr. Paul Nilges, Mainz Datum: 24.10.2015 Kurshonorar: 400 € Kurs Nr. 6242/16 Punkte imp 7: Augmentative Verfahren bei der Implantation Referent: Dr. Jan Tesch, Münster Datum: 20.-21.11.2015 Kurshonorar: 650 € Kurs Nr. 8240/ 16 Punkte Die ästhetische Versorgung des Paro-Patienten nach Parodontitistherapie Referent: Prof. Dr. Axel Spahr, Sydney Datum: 27.-28.11.2015 Kurshonorar: 650 € Leitartikel Das starke Ländle Baden-Württemberg spielt als Forschungsstandort in der ersten Liga. Das ist nicht für alle Zeit garantiert. Politik und Hochschulen müssen am Ball bleiben. Foto: Fotolia/Collage IZZ Das Land gilt als das Innovationsland, als Wissenschafts- beitsbedingungen. Und Asien? Peking zumindest ist für vieland. Eine lange Tradition als Industriestandort, eine enge le Europäer wegen der Smog-Belastung eine No-go-Area. Die deutsche Konkurrenz hingegen ist überschaubar. Verquickung von freier Wirtschaft und angewandter Forschung, eine Hochburg der Tüftler und eine Rekordzahl an München leuchtet mit seinen Top-Universitäten, der LMU Patentanmeldungen. Baden-Württemberg spielt als Standort und der TU. Aber auch diese Stadt schreckt wegen immenfür Forschung in der internationalen Liga und ist bundes- ser Wohnungsmieten Bewerber ab. Der Osten Deutschlands weit Spitze. Von seinen neun Universitäten haben es drei wiederum leidet unter dem Image als fremden-skeptisches zu Exzellenzuniversitäten geschafft – auch wenn Karlsru- Revier. Allenfalls Berlin gilt als aufstrebende Forschungshe und Freiburg noch am Verlust des Titels Eliteuniversität stadt. Sie punktet mit 39 Hochschulen und der Charité, knabbern. Baden-Württemberg rangiert in Deutschland si- der größten medizinischen Fakultät Europas. Die deutsche cher auf Platz eins, was die Innovationskraft anbelangt. Hier Hauptstadt gilt als hipp. Das ist Stuttgart nicht. Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für sind ein Dutzend Institute der Max-Planck-Gesellschaft und Forschung sind nicht besser gemehr als ein Dutzend Fraunhoferworden. Wissenschaftler müssen Gesellschaften angesiedelt. „Bei stets neu um Vertrauen werben, uns“, frohlockt die Landesregiedie Politik sollte sie dabei unterrung in Stuttgart, „stehen GrundlaHeidelberg stützen und ihnen nicht in den genforschung und wirtschaftsnahe Rücken fallen. Laut der Umfrage Forschung im ausgewogenen VerKarlsruhe Wissenschaftsbarometer sind 31 hältnis.“ Stuttgart Prozent der Befragten der AnTraditionsreiche Universitäten Tübingen Ulm sicht, die Entwicklung einer neuwie Heidelberg, Tübingen und en Technologie müsse gestoppt Freiburg strahlen weltweit aus – werden – unabhängig vom zu und die Förderung der Forschung Freiburg erwartenden Nutzen – wenn sie trifft hier auf einen politischen Konstanz unbekannte Risiken berge. Das Konsens. Das KIT in Karlsruhe Aus für die Nukleartechnologie ist Ingenieuren ein Begriff. Es ist folgte einem breiten Konsens in wohlgemerkt eine grüne Wissender Gesellschaft, aber andere Forschaftsministerin, die zweimal vom Hochschulverband zur Ministerin des Jahres gewählt schungsgebiete – grüne Gentechnik etwa – lösen ähnlich worden ist und die die für die Hochschulen existenzielle starke und emotionale Widerstände aus. Die StammzelGrundfinanzierung auf eine stabile Basis gestellt hat. Es lenforschung ist in Deutschland eingeschränkt. Da müssen war ein grüner Oberbürgermeister in Tübingen, der sich bei Forscher im Ausland arbeiten. Das Forschungsfeld der der Skandalisierung von Tierversuchen vor einigen Wochen Erneuerbaren Energien gilt als vielversprechender, neuer schützend vor die in seiner Stadt stattfindende humanmedi- Schwerpunkt hierzulande – doch die Produktion ist zum zinische Forschung gestellt hat. Dies sollte man nicht ver- großen Teil längst abgewandert. Den Fahrzeug- und Magessen. Andere Standorte, etwa das reiche Hamburg oder schinenbau hat dieses Los noch nicht ereilt. Da ist wirtdas kleine Sachsen-Anhalt, haben es mit unbedachten radi- schaftsnahe Forschung möglich – eine tragende Säule in kalen Kürzungen im Hochschulbereich geschafft, ein Zer- Baden-Württemberg. Bleibt das große Feld der Humanmedizin, der Medizinwürfnis zwischen Politik und Universitäten herbeizuführen. Aber in Baden-Württemberg haben Wissenschaft und technik. Heidelberg mit seiner Krebsforschung ragt hier aus Forschung freie Fahrt; die Neugierde, die Offenheit, das der Forschungslandschaft im Südwesten heraus. Und die internationale Flair sind ein Lebenselixier dieses in der Au- wissenschaftliche Zahnmedizin? Sie sieht sich stiefmütterlich behandelt im Vergleich zu anderen medizinischen Disßenwahrnehmung doch relativ biederen Bundeslandes. Muss das so bleiben? Noch hat der Südwesten Trümpfe. ziplinen. Bei den Publikationen aus Deutschland ist sie auf Wohin lockt es international renommierte Forscher? Nach Platz sechs abgerutscht, von Brasilien und China überflüGroßbritannien? In die USA? Aus England hört man, dass gelt. Es geht diesem Wissenschaftszweig ähnlich wie den die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen gegenwärtig Zahnärzten selbst: Es ist seit vielen Jahren relativ ruhig um nicht die idealsten seien. Und es mag banal klingen, aber sie. Sie fallen nicht auf in der politischen Debatte – weder junge Akademiker-Familien entfliehen Standorten wie Lon- durch positive noch durch negative Schlagzeilen. Damit don oder New York aus verschiedensten Gründen, unter an- kann die Zahnärzteschaft sicher gut leben. Ein Aufbruch zu derem wegen der immens hohen Kinderbetreuungskosten. neuen Ufern wird damit aber nicht möglich sein. Stanford in Kalifornien ist auch so ein Stern am Himmel, schön und gut, aber junge wissenschaftliche Mitarbeiter Christoph Link, scheuen oft die wenig komfortablen amerikanischen ArStuttgarter Zeitung www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2015 7 Berufspolitik Vertreterversammlung der KZV BW Zahngesundheit klappt nur mit den Zahnärzten Prävention, E-Health, GKV-Versorgungsstärkungsgesetz, Korruption: Die aktuellen Gesetzgebungsverfahren und die Auswirkungen der Gesundheitspolitik der Großen Koalition auf die Zahnärzte bestimmten die Vertreterversammlung der KZV BW Ende Juni in Donaueschingen. Nach intensiver Debatte verabschiedeten die Delegierten Beschlüsse mit klaren Forderungen. Vorstandsvorsitzende Dr. Ute Maier betonte: „Der Vorstand wird verstärkt die Folgen der Gesundheitspolitik für unsere Kolleginnen und Kollegen und die zahnärztliche Leistungserbringung abschätzen, Leitbilder der Gesundheitsversorgung herausarbeiten und die Diskussion noch praxiszentrierter führen.“ Fotos: Bamberger 8 Beschlüsse. Prävention, Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung, E-Health, Antikorruptionsgesetz und TTIP: Nach intensiver Debatte verabschiedeten die Delegierten politische Beschlüsse mit klaren Forderungen. Prävention praxisnah gestalten ohne Einbeziehung der Ärzte und Zahnärzte im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses? Das ist kaum vorstellbar, aber wohl Realität: „Zur Beratung des Präventionsgesetzes hat die KZBV weder eine Einladung in den Gesundheitsausschuss erhalten, noch ist sie in der Präventionskonferenz vertreten“, berichtete Dr. Ute Maier den Delegierten. Es sei geradezu „absurd“, dass eine Mitarbeit der ärztlichen und zahnärztlichen Verbände in so wichtigen Gremien vom Gesetzgeber nicht erwünscht und nicht vorgesehen ZBW 8-9/2015 sei. Dr. Maier: „Zahngesundheit, Prophylaxe und Prävention funktionieren nur, wenn man uns Zahnärzte einbezieht.“ Und weiter: „Wir Zahnärzte leben Prävention!“ Die Delegierten bekräftigten dies und fassten einstimmig den Beschluss, dass es „dringend geboten“ sei, „zahnärztlichen Sachverstand in die neu zu schaffenden Entscheidungsgremien zur Prävention“ einzubringen. Gesetzgebung. Mit dem Präventionsgesetz, den weiteren Gesetzgebungsmaßnahmen, der damit verbundenen gesundheitspolitischen Linie der Großen Koalition und den Auswirkungen auf den zahnärztlichen Berufsstand befassen sich die Institutionen der Berufspolitik derzeit intensiv. Die ernüchternde Zwischenbilanz der Vorstandsvorsitzenden der KZV BW: „Beim Antikorruptionsgesetz gibt es unbestimmte Formulierungen und damit ein nicht kalkulierbares Strafbarkeits- und Kriminalisierungsrisiko, das GKV-VSG führt zu staatlichen Eingriffen in den Arztberuf, zur Prävention sind ohne unser Knowhow keine vernünftigen Ergebnisse zu erzielen, per E-Health-Gesetz wird versucht, die Ärzte und Zahnärzte mit Sanktionen für Verzögerungen beim Aufbau der Telematikinfrastruktur zu belegen.“ Ein Plazet für politisches Handeln klingt ganz anders. Das Antikorruptionsgesetz sei „flächendeckend nicht erforderlich“ und schlicht „Ausdruck politischen Mainstreams“, bemerkte Dr. Eberhard Montigel in der Diskussion. Unbefriedigend und gegebenenfalls folgenschwer für den Zahnarzt sei die Tatsache, dass er – aufgrund unscharf formulierter Passagen im Gesetzesentwurf – nicht vorhersehen könne, welches Verhalten strafbar sei. Die Gerichte müssten das Gesetz auslegen. Christian Finster, stv. Vorstandsvorsitzender der KZV BW: „Es kann doch wohl nicht sein, dass derselbe Sachverhalt bei uns strafbewehrt ist, in Hamburg dagegen ist er straffrei!“ Was man gegen das Gesetz noch unternehmen könne, wollte Dr. Bert Bauder wissen. Finster sicherte zu, man werde „lautstark hinweisen“ auf die massive Rechtsunsicherheit und die erforderlichen verfassungsrechtlichen Anforderungen. Sanktionen. Entschieden wehrten sich die Delegierten gegen die im Zusammenhang mit dem E-Health-Gesetz angedrohten Sanktionsmaßnahmen – etwa Honorarkürzungen, wenn die Praxen zukünftig die Onlineüberprüfung www.zahnaerzteblatt.de Berufspolitik Informationen. Vorstandsvorsitzende Dr. Ute Maier (Mitte) beantwortete die berechtigt kritischen Fragen von Dr. Rainer-Udo Steck (Foto links) zur Euro-Z-II-Studie und zu gewählten Preisbeispielen. VV-Vorsitzender Dr. Dr. Alexander Raff informierte über die Überarbeitung des „Governance Codex“, der als sog. „Soft Law“ Empfehlungen für das Zusammenspiel der Organe gibt. und -aktualisierung der Versichertenstammdaten nicht wie politisch beabsichtigt durchführen wollen, oder bei Verspätungen beim Aufbau der Infrastruktur. „Das dürfen wir uns so nicht bieten lassen“, forderte Dr. Hans Hugo Wilms. Die Praxen seien bereits jetzt mit Bürokratie überlastet. Der Antrag zu diesem die Gemüter erregenden Thema wurde einstimmig angenommen (weitere Anträge: s. Infokasten mit QR-Code). Strategie. Die Ansätze der Gesundheitspolitik sichtbar machen und die Folgen für die Zahnärztinnen und Zahnärzte abschätzen: Das ist die Zielvorgabe für die weitere strategische Ausrichtung der KZV BW. „Der Vorstand wird verstärkt die Folgen der Gesundheitspolitik für unsere Kolleginnen und Kollegen und die zahnärztliche Leistungserbringung abschätzen, Leitbilder der Gesundheitsversorgung herausarbeiten und die Diskussion noch praxiszentrierter führen“, betonte Dr. Ute Maier. Und weiter: „Wir werden uns im politischen Dialog positionieren und uns auf die Anforderungen der Zukunft vorbereiten!“ Dem Ziel, für die künftigen Herausforderungen Lösungen zu unterbreiten, hat sich auch die KZBV verpflichtet und das „Konzept 2030“ erarbeitet. Dieses sollte in der VV der KZBV Anfang Juli in Berlin vorgestellt und diskutiert werden (mehr dazu: s. Beitrag zur KZBV-VV in dieser Ausgabe). Dr. Maier zu den Delegierten in Donaueschingen: „Wir begrüßen das grundsätzlich, aber Zukunftsvisionen und Vorschläge oder Antworten zu brennenden Themen sind darin nicht wirklich zu finden.“ Auch müsse die Frage, an welchem Standort die KZBV tätig sei, getrennt von einem aktuell notwendigen Personalkonzept gesehen und behandelt werden. Diese Position vertritt auch die Arbeitsgemeinschaft der KZVen Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Meinung. Die engagierte Debatte bestritten u. a. Dr. Norbert Engel (linkes Foto, l.) und Dr. Eberhard Montigel (Foto Mitte), der das Antikorruptionsgesetz als „Ausdruck politischen Mainstreams“ sah. Christian Finster (Foto rechts), stv. Vorstandsvorsitzender, sicherte zu, man werde „lautstark hinweisen“ auf die massive Rechtsunsicherheit und die erforderlichen verfassungsrechtlichen Anforderungen. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2015 9 10 Berufspolitik Debatte. Dr. Bert Bauder (Foto links) mit einer Nachfrage in der politischen Debatte, der Vorstand der KZV BW – Vorstandsvorsitzende Dr. Ute Maier (Foto Mitte), stv. Vorstandsvorsitzender Christian Finster (Foto Mitte, r.), stv. Vorstandsvorsitzender Christoph Besters (Foto Mitte, l.) – mit Antworten. Die stellvertretende VV-Vorsitzende Dr. Renate Lüllwitz-Hoch (Foto rechts) leitete die VV am Samstag in Vertretung von Dr. Dr. Alexander Raff. Kieferorthopädie. Mediale Kreise zog zuletzt die ursprünglich vor allem von Patientenschutzorganisationen bundesweit berichtete Verweigerung von GKV-Vertragsleistungen in Verbindung mit der Forderung nach einer privaten Zuzahlung in der Kieferorthopädie. Leider gebe es auch im Bereich der KZV BW einzelne Fälle, so Dr. Maier. Und sie stellte klar: „Vertragszahnärzte sind verpflichtet, eine vertragszahnärztliche Leistung anzubieten.“ Werde gegen diesen Grundsatz verstoßen und der Patient zu einer Zuzahlung gedrängt, sei das völlig inakzeptabel. Hier müsse der Berufsstand geschlossen Position beziehen und auf Kolleginnen und Kollegen, die sich nicht an die Regeln halten, einwirken. Dr. Maier befürchtet sonst, dass sich die jetzige Diskussion im Bereich der Kieferorthopädie möglicherweise auch auf andere Leistungsbereiche auswirke, etwa die Mehrkostenregelung bei Füllungen oder das Festzuschusssystem. „Im Bereich der Bezirksdirektion Stuttgart ist mir kein Fall bekannt, in dem ein Patient zu irgendetwas gezwungen worden wäre“, betonte Dr. Martin Kamp, KFOReferent der BD Stuttgart. Sofern dies passiere, „muss mit aller Härte durchgegriffen werden“. Christian Finster verdeutlichte: „Es ist auf gar keinen Fall verboten, dass sich ZBW 8-9/2015 der Patient etwas Anderes, Besseres leisten kann, wenn er dies wünscht. Wenn er aber sagt, er will das nicht, können Sie das nicht ablehnen.“ Das brisante Thema werde auch in der KZBV-VV eine Rolle spielen, kündigte Dr. Ute Maier an. Auf Bundesebene werde es einen „Letter of intent“ der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung mit dem Bund Deutscher Kieferorthopäden (BDK), der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) geben. Dieser werde sich an alle Kieferorthopäden und kieferorthopädisch tätigen Zahnärzte richten. Vertragslage. „Vertragspartnerschaftlich sind wir im Ergebnis einfach besser unterwegs!“ Dieses Resümee zog Dr. Ute Maier zum Punkt „Vertragslage“. Mit fast allen Krankenkassen seien die Vergütungsverträge unter Dach und Fach, das Ergebnis selbst sei – schwäbisch gesagt – „nicht so schlecht“. Neu ist die Tatsache, dass die Kassen „sehr stark untereinander vergleichen“. Umso besser müsse man selbst aufgestellt sein: „Wir müssen unsere Forderungen bei den Vertragsverhandlungen mit unseren Zahlen noch viel besser untermauern“, so die Verhandlungsführerin. Die Erhebung aktueller Daten zur Praxiskostenstruk- tur in Baden-Württemberg wird als unbedingte Voraussetzung dafür angesehen. Governance Codex. Der Vorsitzende der Vertreterversammlung, Dr. Dr. Alexander Raff, berichtete, der „Governance Codex“, der als sog. „Soft Law“ Empfehlungen für das Zusammenspiel der Organe gibt, sei überarbeitet worden. „Die Definition der Organe wurde neu aufgenommen, die Kompetenzen von Vorstand und Landesbeirat wurden konkretisiert“, so Dr. Dr. Raff. Zudem solle die VV zukünftig „ein Legislaturprogramm beschließen.“ Der Codex wurde den VV-Delegierten zur Kenntnis vorgelegt. Termin. Die nächste VV der KZV BW findet am 27. und 28. November 2015 in Donaueschingen statt. » [email protected] Info Beschlüsse der VV der KZV BW im Internet: einfach QR-Code scannen! www.zahnaerzteblatt.de Berufspolitik Die Erwartungen sind und waren sich nur mit der Umsetzung dieser hoch. Die Punktwertverhandlun- Richtlinien und Vorgaben befasst. gen mit den Krankenkassenver- Das kostet neben der Investition bänden des Landes sollten den in die notwendigen Geräte eine großen Ausgleich erbringen, mit Menge Geld, das durch Patientendem wenigstens die Investitionen behandlung erst erwirtschaftet der Praxen in die Vorgaben der Hy- werden muss, wofür aber immer gienerichtlinien aufgefangen wer- weniger Zeit zur Verfügung steht. den sollten. Das konnte natürlich Da sind die Erwartungen an die nicht vollumfänglich durchgesetzt Vertragsverhandlungen mit den werden, und es war auch nicht Krankenkassen einfach hoch. zu erwarten. Der Frust ist aber Erinnern wir uns weiter: Bis trotzdem nicht kleiner geworden. vor drei Jahren haben wir uns mit Dabei sind die Vertragsabschlüs- Punktwertsteigerungen von z. T. se insgesamt gesehen eigentlich unter 1 Prozent zufriedengeben gar nicht so schlecht. Irgendwas müssen, weil die Anbindung an passt da nicht zusammen! die Grundlohnsummensteigerung Erinnern wir uns: Seit 2006 sind gesetzlich vorgegeben war. Nach die Hygienerichtlinien in Kraft, Aufhebung dieser Begrenzung nur hat sie niemand so richtig ernst ge- Kommentar nommen. Fairerweise muss man aber feststellen, dass die LZK-Verantwortlichen immer wieder darauf hingewiesen haben, dass da mal besteht aber immer noch die Bewas kommen kann. Nun werden achtung des Gesamtbudgets und die Landesbehörden aktiv und der Beitragssatzstabilität, die völkontrollieren die Umsetzung, ver- lig freie Verhandlungen mit den bunden mit hohen Investitionskos- Krankenkassen und die Erwartung ten. Parallel dazu musste ein Qua- an einen hohen Abschluss nicht litätsmanagement in den Praxen zulassen. Dazu kommt, dass eine eingeführt werden, die Dokumen- hohe Forderung an die Krankentationspflichten wurden wesent- kassen mit entsprechenden konlich erweitert und die Aufklärung kreten Nachweisen der gestiegeder Patienten gemäß Patienten- nen Praxiskosten – einschließlich rechtegesetz nimmt immer mehr Hygienekosten – begründet werZeit in Anspruch. Diese Bürokra- den muss. Und diese fehlen zurtielasten zu stemmen, geht nur zeit noch. Vor diesem Hintergrund mit dem enormen Zeiteinsatz des ist der diesjährige Abschluss der Praxisinhabers und damit auf Kos- Vertragsverhandlungen zu verten der Freizeit oder durch eine stehen und zumindest als nicht Aufstockung des Personals, das schlecht zu bewerten. Dass sich aber dadurch die betriebswirtschaftliche Basis der Praxen bei stark gestiegenen Kosten nicht entscheidend verbessert hat, ist unbestritten. Was also ist zu tun? Politisch bleibt die nachdrückliche Forderung an die verantwortlichen Gesundheitspolitiker, dass Gesetze und Richtlinien, die mit hohen Kosten für die Praxen verbunden sind, mit der Bereitstellung von entsprechenden Finanzmitteln verbunden sein muss. Dies ist allerdings mit dem Bohren von extrem harten Brettern verbunden und kurzfristig nicht zu erreichen. Die Praxen müssen noch mehr als sonst ihre betriebswirtschaftliche Basis beobachten und konsequent über den Mehrleistungssektor verbessern. Das ist nicht immer einfach, aber eigentlich unmittelbar umsetzbar. Vorstand und Verwaltung der KZV BW arbeiten daran, belastbare Zahlen zur Entwicklung der Praxiskosten in Baden-Württemberg zu erhalten, um die Forderung nach höheren Punktwerten nachweisbar begründen zu können. Dazu wird ein Verfahren entwickelt, mit dem die notwendigen Zahlen in den Praxen erhoben werden können. Dies wird nicht ohne Mithilfe der Praxen in Baden-Württemberg gehen. Deshalb ergeht heute schon der Appell, sich dieser Mitarbeit nicht zu verschließen. Bleiben wir also dran, es gibt − wie immer − viel zu tun. Dr. Hans Hugo Wilms Begründete Forderungen Anzeige www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2015 11 Berufspolitik Vertreterversammlung der KZBV Standortfrage bleibt auf der Agenda In der „Arbeits-VV“ werde man sich mit „den Notwendigkeiten unserer internen Ausrichtung“ befassen, so die Ankündigung von Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), anlässlich der Vertreterversammlung Anfang Juli im Humboldt Carré in Berlin. Die Delegierten beschäftigten sich denn auch vorwiegend mit Sachthemen wie Compliance-Leitlinien, Kooperationsverträgen, Kieferorthopädie und private Zuzahlungen, „Konzept 2030“ und Berlin-Repräsentanz der KZBV (einzelne Anträge: s. Infokasten mit QR-Code). Erweiterung der ComplianceLeitlinie der KZBV um konkrete Fallbeispiele und weitere inhaltliche Modifizierungen beschlossen. Das Ziel: Die ordnungsgemäße vertragszahnärztliche Berufsausübung solle dadurch erleichtert werden, dass „ausgewählte vertragszahnärztliche Pflichten übersichtlich zusammengestellt werden und damit auf einen Blick erkennbar sind, exemplarische Konkretisierungen bzw. darauf basierende allgemeine Handlungsempfehlungen gegeben werden, wie diese Pflichten umgesetzt und Verstöße dagegen vermieden werden können, die Unabhängigkeit zahnärztlicher Entscheidungen von wirtschaftlicher Einflussnahme durch Dritte gewahrt bleibt“. Fotos: KZBV/Darchinger 12 Delegation. Die Delegation aus Baden-Württemberg mit (v. r.) Vorstandsvorsitzender Dr. Ute Maier, Dr. Georg Bach und Dr. Eberhard Montigel (mit auf dem Bild: stv. Vorstandsvorsitzender Christian Finster, Dr. Hans Hugo Wilms und Guido Reiter). Kieferorthopädie. Die Verweigerung von GKV-Vertragsleistungen in Verbindung mit der Forderung nach einer privaten Zuzahlung in der Kieferorthopädie war in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Thema in der Öffentlichkeit. Laut Dr. Eßer trafen sich deshalb auf Bundesebene Vertreter von KZBV, Bund Deutscher Kieferorthopäden (BDK), Deutscher Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) und Deutscher Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Es bedürfe einer Initiative zusammen mit den Kieferorthopäden, so Dr. Eßer. Sehr begrüßt wurde von der Vertreterversammlung ZBW 8-9/2015 deshalb auch die Ankündigung, dass man einen „Letter of intend“ an alle Kieferorthopäden und kieferorthopädisch tätigen Zahnärzte richten werde. „Freiheitsgrade funktionieren, solange man mit diesen verantwortungsvoll umgeht“, betonte Dr. Eßer. „Wir müssen deshalb in den KZV-Bereichen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dafür sorgen, dass die Patienten uneingeschränkten Zugang zur Vertragsleistung erhalten und nicht von manchen Praxen abgewiesen werden“, ergänzte Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende der KZV BW. Compliance-Leitlinie. Ohne große Diskussionen wurde die Studie. Ein „falsches Bild in der Außenwirkung“ sei entstanden im Zusammenhang mit der Euro-ZII-Studie, die Systeme zahnmedizinischer Versorgung in Europa sowie Leistungen und finanzielle Aufwände vergleiche. „Die Darstellung, dass eine Extraktion dem Zahnarzt in Deutschland über 40 Euro einbringe, wurde in unserer VV stark kritisiert“, erläuterte Dr. Ute Maier. Dass man im Rahmen der Studie Leistungskomplexe gebildet habe, die Extraktion selbst aber gerade einmal bei knapp zehn Euro liege, sei für einen Außenstehenden nicht deutlich genug ausgeführt worden. Völlig indiskutabel sei, dass in die Leistungskomplexe Leistungen eingepreist worden seien, die dem im GKVBereich bestehenden Wirtschaftlichkeitsgebot widersprächen und somit zu Kürzungen im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsprüfung füh­ren würden. Dr. Maier: „Deshalb die Anregung für die Zukunft: Beschreiben Sie die Fakten so, dass kein falsches Bild entsteht!“ Versorgung. Thema der Diskussion in der VV waren auch die Kooperationsverträge mit stationären www.zahnaerzteblatt.de Berufspolitik Es gab etwas zu feiern in Berlin. mal mehr und auch mal weniger 60 Jahre Kassenzahnärztliche erfolgreich für die jeweilige Seite. Bundesvereinigung (KZBV) und Der „Partner“, um den es eigentdamit 60 Jahre Selbstverwaltung lich geht, der Patient, blieb eigentin der vertragszahnärztlichen Ver- lich immer außen vor, da ja beide sorgung. Damit sind die KZVen Seiten immer für ihn mitkämpfen. natürlich impliziert. Nun ist das Erfolgsmodell Ist das ein Grund zu feiern? KZBV Selbstverwaltung ein bisschen und auch die KZVen als Selbst- in die Jahre gekommen, und man verwaltungsorgane sind nicht im- muss feststellen, dass der Einfluss mer beliebt bei den Zahnärzten. des Staates, der eigentlich nur für Zwangsmitgliedschaft, Verwal- gewisse Rahmenbedingungen zutungskostenbeiträge, Wirtschaft- ständig sein sollte, nicht weniger, lichkeitsprüfungen, Budget- und sondern eklatant mehr geworden Degressionsrückzahlungen sind ist. Die Anzahl an Gesundheitsnur einige Stichworte, bei denen reformgesetzen der letzten 25 man keine Lobeshymnen erwarten Jahre spricht dafür Bände! Allein kann. Dem gegenüber stehen die die Institution des GemeinsaZulassung zur vertragszahnärztli- men Bundesausschusses (G-BA) chen Versorgung, das Aushandeln von Ver- Kommentar trägen mit den Krankenkassen und das Abrechnungswesen, also der geordnete und zuverlässige Geldfluss, den die Praxen nicht missen möchten. Und wenn wir ehrlich sind: 99 Prozent der jungen Kolleginnen und als mächtigstes Organ innerhalb Kollegen, die sich niederlassen der GKV zeigt die Richtung: Zenhaben, werden beim Zulassungs- tralismus ist angesagt, wovon ausschuss vorstellig. Also doch zahlreiche Gesetze in Verbindung irgendwie ein Erfolgsmodell, bei mit Bürokratieaufbau und damit dem es sich lohnt, dabei zu sein! kurzen und direkten EingreifmögKlar ist, dass es ohne das zahn- lichkeiten des Gesetzgebers zeuärztliche Selbstverwaltungsor- gen. Die Aufnahme einer neuen gan KZV nicht geht, solange der Leistungsposition in den BEMA Leistungsbereich Zahnmedizin im beispielsweise unterliegt einer GKV-Sachleistungssystem veran- Verfahrensordnung im G-BA, die kert ist. Der Zahnarzt als Einzel- sich über mindestens zwei Jahre kämpfer hat keine Chance gegen hinzieht, verbunden mit umfangdie Krankenkassen. Das haben die reich angelegten evidenzbasierten Gründerväter der KZBV und der Studien. Und wenn es dann soweit KZVen schon richtig erkannt. Und sein sollte, bedarf es der Zustimauch der Staat hat die Vorteile ge- mung des Plenums im G-BA, d. h. sehen. Er sicherte sich über die der Vertreter der KrankenhausRechtsform als Körperschaft des gesellschaft, der Ärzte, der Zahnöffentlichen Rechts den unmittel- ärzte und der Krankenkassen. baren Einfluss auf die KZV und auf Letztendlich muss das Bundesmidie Organisationen der Kranken- nisterium für Gesundheit (BMG) kassen. Denn die alte Weisheit auch noch seinen Segen dazu ge„Fürsorge ist Macht“ hat nichts ben. Kein Wunder, dass der BEMA von ihrer Bedeutung verloren. Und in seiner Aktualität zu wünschen so kämpfen die beiden Partner der übrig lässt! Es ginge eigentlich Selbstverwaltung um ihre Interes- auch anders, doch subsidiäre sen und Einflussmöglichkeiten, Strukturen und damit die direkten Nutzen wir unsere Fachkompetenz www.zahnaerzteblatt.de Einflussmöglichkeiten auf Versorgungsengpässe vor Ort durch kompetente Vertragspartner werden möglichst kleingehalten. Als Feigenblatt sollen nun kommunale Gesundheitskonferenzen herhalten. Und doch ist es der KZBV gelungen – das darf in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden – durch direkte Einflussnahme auf Politiker in den Koalitionsfraktionen eine neue Leistung in den GKV-Katalog per Gesetz zu verankern: die Kariesfrüherkennung bei Kleinkindern. Die Leistungsbeschreibung obliegt dem G-BA, aber die Verfahrensordnung mit entsprechenden Evidenznachweisen ist elegant umgangen worden, sehr zum Missfallen übrigens des Vorsitzenden des G-BA und der Juristen im BMG. Es geht also doch noch anders. Ein ermutigendes Zeichen und zur Nachahmung empfohlen, wobei die wissenschaftliche Begleitung des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) sehr hilfreich war. Dazu bedarf es aber auch engagierter Vertreter unseres Berufsstandes, sei es bei der KZBV oder den KZVen im Vorstand und auch in den Vertreterversammlungen, die sich in vielen Einzelgesprächen und Verhandlungen einbringen und argumentativ unsere Anliegen vertreten. Geburtstagsfeste sind immer auch verbunden mit guten Vorsätzen. Arbeiten wir daran, die KZV als Interessenvertretung und Dienstleistungsunternehmen der Zahnärztinnen und Zahnärzte aller Altersstufen auszubauen, der ausufernden Bürokratie den Kampf anzusagen und die Kompetenzen vor Ort zu stärken. Nutzen wir unsere Fachkompetenz gerade im GKV-System. Machen Sie mit, damit wir bald wieder einen Grund zum Feiern haben! Dr. Hans Hugo Wilms ZBW 8-9/2015 13 14 Berufspolitik Präsidium. Leiteten die VV der KZBV in Berlin: VV-Vorsitzender Dr. Karl-Friedrich Rommel (KZV Thüringen; r.) und die stv. VV-Vorsitzenden Dipl.-Volksw. Christoph Besters (KZV Baden-Württemberg; M.) und Dr. Axel Wiedenmann (KZV Bayerns; l.). Pflegeeinrichtungen. Etwa 2.000 dieser Vereinbarungen gibt es derzeit im Bundesgebiet. Hier müsse man „dafür sorgen, dass wir die Versorgung in der Fläche haben“, auch müssten die Verträge weiter optimiert werden, so der KZBVVorstandsvorsitzende. Und weiter: „Bei all diesen Programmen brauchen wir qualifiziertes Assistenzpersonal“. Darüber hinaus müsse man darauf hinwirken, dass noch weit mehr Kooperationen zustande kommen, so Dr. Eßers Forderung. Standort. Etwas mehr Raum nahm dann doch die Standortdebatte – die KZBV zukünftig in Köln und/oder Berlin – ein, die vom Vorstand in der VV nicht unbedingt gewollt war, die dieser jedoch selbst im Rahmen des „Konzept 2030“ angestoßen hatte. Auf der Grundlage detaillierter Analysen gebe es für den Vorstand derzeit „kein Argument, das uns bewegen könnte, einen vollständigen Umzug nach Berlin zu empfehlen“, sagte Dr. Eßer im Rahmen seines Statements bereits am Vormittag. Dem wollten – so bereits die Signale im Vorfeld der KZBVVV – viele KZVen jedoch nicht folgen. Eine etwas zerfahrene Behandlung dieses Punktes mündete schlussendlich in zwei Ergebnisse: Dem Antrag eines Delegierten, als kurzfristige Maßnahme die Erweiterung der Präsenz im Berliner Büro zustimmend zur Kenntnis zu nehmen, wurde entsprochen. Auf Vorschlag von Dr. Eßer wird zudem der Haushaltsausschuss, erweitert um drei VV-Delegierte, gebeten, das Konzept zu überarbeiten. Dabei hätte gerade bezüglich der Standortfrage eine emotionale Diskussion vermieden werden können, war doch bereits im Vorfeld dem Vorstand der KZBV vermittelt worden, dass eine Abkoppelung eines inhaltlichen Konzepts zu zukünftigen Schwerpunktaufgaben von der Standortfrage ratsam erschien. Die anderen Punkte des „Konzepts 2030“ standen bei dieser „Arbeits-VV“ zwar auch noch auf der Tagesordnung, diskutiert wurden sie allerdings nicht mehr. Laut Ausführungen in den Sitzungsunterlagen heißt es dazu, dass die KZBV „auch zukünftig über die Fähigkeit verfügen (müsse), flexibel auf neuere Entwicklungen zu reagieren“. Den „gesteigerten und zunehmend ausdifferenzierten Aufgabenstellungen“ werde die KZBV jedoch „bereits mittelfristig“ auch mit dem derzeitigen Personalbestand nicht mehr angemessen Rechnung tragen können. „Zukünftige Schwerpunktaufgaben“, für die man strategisch, inhaltlich und personell gewappnet sein muss, sind laut Konzept: Gemeinsamer Bundesausschuss, Qualität, Versorgungsforschung, Einsatz elektronischer Verfahren in Praxis und Verwaltung, Nachwuchsförderung, Präsenz der KZBV in der wissenschaftlichen Diskussion. Kommentar aus Baden-Württemberg dazu: Es werde grundsätzlich begrüßt, wenn ein in die Zukunft weisendes Papier erarbeitet werde, „aber Zukunftsvisionen und Vorschläge oder Antworten zu brennenden Themen“ seien im vorgelegten Konzept „nicht wirklich zu finden.“ » [email protected] Info Beschlüsse der VV der KZBV im Internet: einfach QR-Code scannen! Anzeige Werden Sie jetzt Projektpate! www.german-doctors.de/paten Tel.: +49 (0)228 387597-0 [email protected] ZBW 8-9/2015 www.zahnaerzteblatt.de Berufspolitik Klausurtagung des BZÄK-Vorstandes in Stuttgart Eine Corporate Identity für die Kammern „Ich wusste, dass diese Klausurtagung in Stuttgart ein Erfolg wird“, war sich BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel bereits am Abend des ersten Klausurtages sicher, „denn Baden-Württemberg ist zielgerichtet, effizient und ergebnisorientiert.“ Das hörte man in Baden-Württemberg selbstverständlich gerne. LZK-Präsident Dr. Udo Lenke freute sich sehr, „dass der Vorstand der BZÄK unserer Einladung gefolgt ist und in seiner Klausurtagung zum Thema ‚Zukunft der Kammern‘ die Weichen für die zukünftige Kammerarbeit stellt.“ Neben der Zukunft der Kammer stand die „Digitale Welt im Gesundheitssektor“ auf der Agenda der Vorstandsklausur. Verlust der Anonymität. Für die Zahnärzteschaft birgt diese Entwicklung ebenfalls Risiken, denn es droht der Verlust der freiberuflich geprägten Versorgung der Patienten, da durch die unkontrollierte Datenpreisgabe an Dritte von Seiten der Krankenkassen oder der privaten Krankenversicherungen eine Steuerungswirkung auf die Versorgung droht. Der Internet-Blogger und Politikberater Sascha Lobo ist einer der wenigen, der öffentlich auf diese Entwicklung hinweist. In seinem Impulsreferat „Zukunft und Trends der digitalen Welt im Gesundheitssektor“ empfahl er, dass die Kammern der Ärzte und Zahnärzte die Öffentlichkeit viel Gemeinwohlauftrag. In einem zweiten Themenkomplex beschäftigte sich der BZÄK-Vorstand auf seiner Klausurtagung mit den Zukunftsthemen der Zahnärztekammern. Als Referent war Prof. Dr. Armin Nassehi vom Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München geladen, der mit einem Impulsreferat über die „Zukunft der Zahnärztekammern – Umgang mit sich ändernden Rahmenbedingungen“ in das Thema einführte. Als gesellschaftspolitische Herausforderungen und neue Rahmenbedingungen, die eine verstärkte Kammertätigkeit erfordern, kristallisierte Prof. Dr. Armin Nassehi die „De-Regulierungs“-Bestrebungen aus Europa, die freiberufliches Handeln in Frage stellten, den sich auf nationaler und europäischer Ebene verstärkende Trend zur Ökonomisierung des Gesundheitswesens, den Trend zu stark gestiegenen Ansprüchen an Aufklärung und Versorgung sowie Fotos: Mader Datenflüsse selbst kontrollieren. Es gibt tausende Apps für Smartphones und Tablets, die sich mit Gesundheit, Medizin oder Fitness beschäftigen. Einer in der Ärztezeitung veröffentlichten Stu­die zufolge ist jeder Dritte in Deutschland inzwischen auch bereit, seine persönlichen Gesundheits- und Fitnessdaten aus diesen Smartphone-Apps an die Krankenversicherung weiterzuleiten. Trotz der hohen Sensibilität für datenschutzrechtliche Themen in Deutschland bestätigt diese Studie einen Trend: Das klassische Vertrauens- und Verschwiegenheitsverhältnis zwischen dem Patienten und seinem Behandler erodiert zunehmend. Damit droht ein schleichender stärker vor der unkontrollierten Datenpreisgabe warnen müssten und die Datenflüsse wieder selbst kontrollieren sollten. Zu Gast. Vorstand und Verwaltung der Bundeszahnärztekammer in Stuttgart. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2015 15 16 Berufspolitik Abendprogramm. Beim Abendspaziergang lernten die Gäste die Sehenswürdigkeiten Stuttgarts kennen. die Auswirkungen der Digitalisierung der Gesellschaft, zum Beispiel beim Umgang mit gesundheitsbezogenen Daten heraus. Die Kammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts stehen für eine unabhängige Interessenvertretung und sichern, unter anderem durch ihre Berufsordnungen und ihre Weiterbildungsordnungen, hohe Standards zum Wohle der Patienten. Ihre Autonomie stellen die Kammern durch die Mitgliedschaft her, aber diese Autonomie muss immer wieder neu bestimmt werden. Damit schaffen sie die Voraussetzung für eine unabhängige und verantwortungsvolle Berufsausübung. Auf den Zahn gefühlt 19 amtierende Präsidenten, der Landeszahnärztekammern und der Bundeszahnärztekammer in Stuttgart – das ZBW hat die Gelegenheit genutzt, vier von ihnen einige Fragen zur Zukunft der Kammer zu stellen: ZBW: Herr Dr. Engel, die Zukunft der Kammer steht auf Ihrer Tagungsagenda. Müssen wir uns Sorgen um die Zukunft der Kammern machen oder wie sieht Ihr Zukunftsszenario aus? Dr. Peter Engel, Präsident BZÄK: In der Tat stehen die Zeichen momentan auf Sturm. EuZBW 8-9/2015 Aperitif. LZK-Präsident Dr. Udo Lenke begrüßte seine Gäste im Stadtbesen zum Aperitif. „Die Vorteile der Mitgliedschaft werden oftmals nicht der Kammer zugerechnet“, führte Prof. Nassehi aus, „die Kammer erscheint selbstverständlich.“ Die Kammer sei heute nicht mehr ausschließlich eine Interessenvertretung, vielmehr gelte es, nach innen zu verdeutlichen, was die Kammer den Mitgliedern biete. „Die Kammern müssen zu einer neuen Corporate Identity finden“. Die Kammern sind zudem dem Gemeinwohl verpflichtet. In der einstimmig verabschiedeten „Stuttgarter Erklärung“ verpflichten sich Bundeszahnärztekammer, Landeszahnärztekammern und ihre Mitglieder, „den Gemein- wohlauftrag nicht einfach fortzuschreiben, sondern zu modernisieren.“ Dazu wird die BZÄK ein Beratungsgremium einrichten, in dem professionsübergreifender Sachverstand zusammengeführt wird. » [email protected] ropäisch wird über die Transparenzinitiative die Deregulierung der Freien Berufe gefordert und die nationalen Staaten werden aufgerufen, diesbezüglich aktiv zu werden. Das bedeutet, dass Kammern, Pflichtmitgliedschaften, Gebührenordnungen, Berufsrecht usw. zunehmend im Fokus der Kritik stehen. Ganz aktuell zeigt sich das bei Tierärzten und Architekten. National wandern vermehrt originäre Kammerthemen über den G-BA in das SGB V. Durch fremdgesteuerte „regulierte Deregulierung“ wird damit die Freiberuflichkeit scheibchenweise beschnitten – und dies unter rein ökonomischen Gesichtspunkten. Patient und Arzt werden folglich immer stärker zu Marionetten im Gesundheitssystem degradiert. Unter diesem Aspekt sind auch die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) sehr kritisch zu sehen, da u. a. Fremdkapital und Fremdkapitalgesellschaften die Strukturen freiberuflicher Praxen nachhaltig verändern würden. Stuttgarter Erklärung Die Stuttgarter Erklärung im Wortlaut finden Sie unter folgendem Link: w w w. b z a e k . d e / f i l e a d m i n / PDFs/b/Stuttgar ter_Erklaerung_2015.pdf ZBW: Herr von Laffert, als frisch gewählter und jüngster amtierender Präsident interessiert es uns besonders, welches Szenario Sie für die Zukunft der Kammer entwerfen? www.zahnaerzteblatt.de Berufspolitik Konstantin von Laffert, Präsident Zahnärztekammer Hamburg: Wir müssen versuchen neben dem Engagement für die Interessen unserer Mitglieder verstärkt das Gemeinwohl in den Mittelpunkt zu rücken. Patienteninformation, faire Aufklärung über Kassen- und Privatleistungen, Transparenz und hohe Qualität im Beschwerdemanagement, also dem Gutachterwesen und auch Engagement für die Schwächeren in unserer Gesellschaft sind nur einige Punkte. In Hamburg haben wir gerade eine Offensive für das Zähneputzen in Grundschulen und das ehrenamtliche Screening von Flüchtlingskindern in den überfüllten Flüchtlingsunterkünften in unserer Stadt gestartet. Das hat sowohl bei der Politik als auch in den Medien zu einem ausgesprochen positiven Echo geführt. Solche Themen anzufassen ist gut für die Betroffenen und verbessert unsere Glaubwürdigkeit enorm. Aber auch nach intern werden die Kammern mehr gebraucht denn je, z. B. im Bereich Hygiene­management und Begehungen. Das ist für die Kollegenschaft ein existentielles Thema, bei dem nur die Kammern ohne wirtschaftliche Interessen beraten können. Fachlich im Hygienebereich hochqualifizierte Kollegen, wie bei Ihnen hier Kollege Dr. Struß, haben mit ihrer Expertise schon so manche Praxis vor bösen Überraschungen bewahrt. ZBW: Herr Berger, die Klausurtagung endete mit einer Stuttgarter Erklärung. Hätten Sie lieber eine Münchner Erklärung gehabt? Christian Berger, Präsident der Bayerischen Zahnärztekammer: Baden-Württemberg und Bayern sind sicher Paradebeispiele für den deutschen Föderalismus – Sie mit 4 Bezirkszahnärztekammern, Bayern mit 8 Zahnärztlichen Bezirksverbänden. Bei aller Heimatnähe, www.zahnaerzteblatt.de große Politik wird heute in Brüssel und Berlin gemacht. Nur gemeinsam und geschlossen können die Kammern in diesem politischen Konzert Gehör finden. Deshalb gerne eine Stuttgarter Erklärung und vielleicht bald ein Münchner Manifest – ich lade die Bundeszahnärztekammer gern zu einer Klausur nach Bayern ein. ZBW: Wo sehen Sie die Kammer in zehn Jahren? Dr. Udo Lenke, Präsident der LZK Baden-Württemberg: Als Zahnarzt und Kammerpräsident vermute ich, dass die Politik in der seit Jahren verfolgten Spur weiterfahren wird: Mehr Patientenschutz (vor den Ärzten), mehr Kontrollen, mehr Qualität im Gesundheitswesen und dies bei bestenfalls gering steigenden Ausgaben für Gesundheitsdienstleistungen. Die Kammer als Vertreter der Berufsinteressen aller Zahnärzte unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Belange des Gemeinwohls wird stärker für die freie Arztwahl der Patienten und die Verbesserung der Therapiefreiheit in Abstimmung zwischen Zahnarzt und Patient kämpfen müssen. Die hohe Qualität der zahnärztlichen Versorgung, die eben wieder in einem Zahnreport bescheinigt wurde, nämlich dass 40 Prozent der Zahnfüllungen doppelt so lange wie gesetzlich gefordert und ca. 60 Prozent noch länger halten, muss noch besser herausgearbeitet werden. Die Kammern stehen zur Zeit auf vielen Ebenen auf dem Prüfstand – eine Chance für die Kammern, noch besser zu werden. Dr. Peter Engel: Entsprechend auch den Vorgaben durch das Zahnheilkundegesetz und die Heilberufsgesetze müssen sich die Kammern zukünftig stärker positionieren und profilieren, um den Herausforderungen in der Zukunft und den sich ändernden Strukturen gerecht zu werden, denn mit den Vorstellungen von vor zwanzig Jahren wird man nicht die Zukunft der nächsten dreißig Jahre gestalten können. Die Kammer ist und bleibt die Vertretung der gesamten Zahnärzteschaft – Gemeinwohl orientiert, Patienten orientiert und Kollegen orientiert. Sie ist Garant für die Freiberuflichkeit mit der damit verbundenen fachlichen Weisungsunabhängigkeit und der daraus resultierenden Vertrauensbeziehung zwischen Arzt und Patient. Konstantin von Laffert: Mir ist da überhaupt nicht bange, in 10 Jahren werden die Zahnärztekammern gut aufgestellt sein. Allein die Tagesordnung dieser Klausur zeigt, dass wir uns selbst hinterfragen und uns gerade zukunftsfest aufstellen. Wenn es aufgrund europäischer Deregulierung wirklich zur Vergewerblichung Freier Berufe kommen sollte, werden wir dort beobachten können, dass die Kammern in ihrer jetzigen Form schmerzlich vermisst werden. Frei nach dem Motto „You are going to miss me when I am gone.“ Hoffentlich wird das bei Tierärzten, Ingenieuren und Architekten nicht schneller Realität, als wir uns heute vorstellen können. Christian Berger: Die Kammer der Zukunft sollte Schild, Partner und Approbationsbehörde für den Zahnarzt sein. In Zeiten, in denen jährlich mehr Zahnärzte nach Deutschland kommen als Studenten ihr Staatsexamen ablegen, kann niemand besser beurteilen als die Kammer, ob diese Kollegen hier auf Augenhöhe kommunizieren und nach hiesigem Standard behandeln können. Die Praxen brauchen die Kammer als Schutz vor überbordender Bürokratie und Einflussnahme auf die Behandlung durch Erstatter sowie für Streitschlichtung und Begutachtung. Und die Kammer als Partner kann viele Aufgaben übernehmen: in Bayern bereits als Röntgenstelle und beim BUS-Dienst – zukünftig wünsche ich mir, dass die Kammer die Gewerbeaufsicht ersetzt – wir können auch das besser. ZBW 8-9/2015 17 Berufspolitik Landesversammlung des FVDZ in Ispringen Freiberuflichkeit muss gestärkt werden Trotz des schwül-heißen Wetters waren die Delegierten zur Landesversammlung ihres Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), Landesverband Baden-Württemberg, zahlreich erschienen. Das berufspolitische Forum bot den Kolleginnen und Kollegen am 11. Juli in Ispringen viel Raum, um die gesundheitspolitischen Herausforderungen für die Zahnärztinnen und Zahnärzte zu diskutieren. Engagement zeichnet nicht nur die über 60 Delegierten aus, die an diesem heißen Tag in Ispringen zusammenkamen, wo die Firma Dentaurum seit vielen Jahren Veranstaltungssaal und Verpflegung kostenfrei zur Verfügung stellt. „Engagement“ war auch das Stichwort für Jochen Haußmann MdL, den gesundheitspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, der den Zahnärztinnen und Zahnärzten „herzlich für ihr Engagement zum Wohle der Patienten“ dankte. Darüber hinaus lobte er das soziale Engagement für Migranten, das auch in der vergangenen ZBW-Ausgabe „auf hervorragende Weise aufgegriffen und beleuchtet worden ist“. Sein floskelfreies Grußwort umfasste auch die von der FDP im Landtag gestarteten Anfragen zum Thema Hygiene und kritisierte vehement das Versorgungsstärkungsgesetz, das besser „Versorgungsschwä- chungsgesetz“ heißen sollte. Die politischen Eingriffe in die Freiberuflichkeit, das Mindestlohngesetz, die Landesbauordnung mit ihren verschärften Verordnungen für Barrierefreiheit und Fahrradstellplätzen, die Rente mit 63, die Erhöhung der Grunderwerbsteuer und viele andere Punkte mehr garnierten seine Kritik an den politischen Entscheidungen sowohl von Schwarz-Rot als auch von GrünRot. Darüber hinaus plädierte er für die Beibehaltung der Säulen GKV und PKV als Qualitätsmerkmale der Gesundheitsversorgung. Seiner Meinung nach „hat eine Einheitsversicherung keine Zukunft und wir müssen uns für den Erhalt des PKV-Systems einsetzen“, betonte Haußmann. Dr. Michael Betz, Karlsruhe, stellvertretender Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, setzt nicht nur die Präsenz Baden-Württembergs im Bundesverband an exponierter Stelle fort, sondern zeigte auch auf der Landesversammlung Flagge. Auch er geißelte in seinem Grußwort die Angriffe auf die Freiberuflichkeit durch das Versorgungsstärkungsgesetz. Positiv hob er hervor, dass der Freie Verband zurzeit 19.000 Mitglieder habe, 1.200 mehr als bisher. Recht. Bevor es galt, den neuen Vorstand des Landesverbandes sowie Delegierte und Versammlungsleiter zu wählen, wurden die Delegierten aus berufenem Munde von RA Michael Lennartz über das Gesetz zur Behandlung von Korruption im Gesundheitswesen, das E-Health-Gesetz und andere Themen mehr informiert. In Bezug auf den § 27b SBG V – Anspruch auf Zweitmeinung – fragte er sich, ob sich bald „ein neues Berufsbild und damit ein neuer Markt für Zweitmeiner“ entwickle. Medizinische Versorgungszentren können künftig auch durch Kommunen betrieben werden. Allerdings sieht Dr. Dr. Heinrich Schneider darin keine Gefahr, denn auf diese Weise erführen auch MVZ-Betreiber wie Kommunen, welch hohe bürokratische Anforderungen an eine Zahnarztpraxis gestellt werden. Foto: Billischek 18 Abstimmung. Die Delegierten verabschiedeten einstimmig eine Resolution, die die politisch Verantwortlichen auffordert, den wachsenden staatlichen Einfluss auf medizinische Leistungserbringung, Versorgungs-Infrastruktur und Behandlungsergebnis zurückzuschrauben. ZBW 8-9/2015 www.zahnaerzteblatt.de Foto: Clausen Foto: Billischek Berufspolitik Kritik. In seinem Bericht kritisierte Dr. Joachim Härer die staatlichen Eingriffe in die Selbstverwaltung. Vorstand. Der neu gewählte Vorstand des FVDZ (v. l.): Dr. Joachim Härer, Versammlungsleiterin Dr. Gisela Leisin-Hillebrand, Dr. Jens Finger und Dr. Thomas Schlachta. Staatliche Eingriffe. Eine Tour d’horizon beschrieb der Landesvorsitzende, Dr. Joachim Härer, in seinem Bericht. Dabei analysierte er treffend die „massiven staatlichen Eingriffe in die Selbstverwaltung, die die Freiberuflichkeit der Ärzte und Zahnärzte gefährden“. Dr. Joachim Härer erinnerte an Ulla Schmidts Aussage, die bereits 2005 deutlich machte: „Es muss endlich Schluss sein mit der Ideologie der Freiberuflichkeit.“ Die „Gesetze, Ordnungen und Richtlinien“ dienen Dr. Härers Meinung zufolge der „zunehmenden Verstaatlichung“ des Gesundheitswesens. Ob das Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-VSG) oder das geplante Freihandelsabkommen zur transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) zwischen EU und USA, Dr. Härer zeigte die Fallstricke auf, die damit verbunden sind. Das TTIP berge die Gefahr, dass das Gesundheitswesen rein marktwirtschaftlich nach US-Vorbild ausgerichtet werde und damit die Ökonomisierung der Patientenbehandlung. Gewinn­ orientierte Unternehmen werden „Profitmöglichkeiten durch den Betrieb von Praxen oder MVZs“ suchen. Für diesen Fall prognostizierte Dr. Härer eine „weitere Ver- schlechterung der Versorgungslage mit Einschränkung der Rechte von Patienten und Zahnärzten“. Deutlich betonte der Landesvorsitzende: „Kapitalinteressen dürfen die hohe Qualität und den schnellen Zugang zur Gesundheitsversorgung in Deutschland nicht gefährden.“ Darüber hinaus sprach sich Dr. Härer dafür aus, dass die „Ausübung der Zahnheilkunde im Sinne des Patientenschutzes ausschließlich Zahnärzten vorbehalten sein muss“. Deshalb lehne der FVDZ die Übertragung von zahnärztlichen Tätigkeiten auf NichtApprobierte ab. Der FVDZ lehne auch die im geplanten E-HealthGesetz „enthaltene verpflichtende Nutzung einer Telematik-Infrastruktur und die damit verbundenen Sanktionsmechanismen“ ab: „Die zwangsweise Einführung der Online-Versichertenstammdaten mit strafbaren Zwangsmaßnahmen zu forcieren, wird als unverhältnismäßig und unsachgemäß zurückgewiesen.“ Ein freiberuflicher Zahnarzt müsse selbst entscheiden können, welche Kommunikationswege er in seiner Praxis nutzen möchte. Weiter sprach sich Dr. Joachim Härer dafür aus, BEMAund GOZ-Werte „an die aktuellen Gegebenheiten“ anzupassen, „um die hohe Qualität der zahnärztlichen Versorgung in Deutschland www.zahnaerzteblatt.de zu erhalten“. Zudem forderte er den Vorstand der KZBV auf, „die Ausdehnung der Mehrleistungsregelung (analog § 28 SGB V) auf alle Leistungsbereiche zu fordern. Somit können auch gesetzlich Versicherte am zahnmedizinischen Fortschritt besser als zurzeit partizipieren“, ist er sich sicher. Zum Schluss zitierte er einen Kommentar des Chefredakteurs der Stuttgarter Nachrichten, Dr. Christoph Reisinger, vom 13. April 2015 mit der Überschrift: „DDR-Rezept“, der in seiner Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt (Nachdruck des Kommentar auf Seite 20). Vorstand. Zudem wurde ein neuer Vorstand für die zweijährige Amtszeit gewählt: Dabei wurde Dr. Joachim Härer, Steinenbronn, als Vorsitzender mit einem eindrucksvollen Votum bestätigt. Als Stellvertreter wurde Dr. Jens Finger, Mannheim, ebenfalls im Amt wiedergewählt und Dr. Thomas Schlachta, Sulz a. N., folgt auf Kai Sallie, der als Bezirksvorsitzender des FVDZ weiter aktiv bleiben wird, aber als stv. Landesvorsitzender nicht mehr kandidierte. Anträge, Resolutionen sowie Fotoimpressionen finden Sie im Internet unter www.zahnaerzteblatt.de » [email protected] ZBW 8-9/2015 19 Berufspolitik Erfahrungstausch der Senioren- und Behindertenbeauftragten der LZK BW Gelungene Premiere Fotos: Mader 42 Senioren- und Behindertenbeauftragte zählt Baden-Württemberg. Gemeinsam mit den in ihren Kreisvereinigungen engagierten insgesamt über 900 Betreuungszahnärztinnen und -zahnärzten verbessern sie aktiv die zahnärztliche Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung in Baden-Württemberg. Dieses Betreuungskonzept ist einmalig in Deutschland. Viele Kammerbereiche sind derzeit dabei, ähnliche Strukturen aufzubauen. Einmalig war auch, dass alle Senioren- und Behindertenbeauftragten der Landeszahnärztekammer am 20. Juni 2015 erstmals zu einem gemeinsamen landesweiten Erfahrungsaustausch zusammengekommen sind. Premiere. Erstmals trafen sich die Senioren- und Behindertenbeauftragten zu einem landesweiten Erfahrungsaustausch. Bisher hatten sich lediglich die Beauftragten jedes Bezirks im Beisein des Arbeitskreisvorsitzenden zweimal im Jahr getroffen. Für dieses Jahr hatte der LZK-Vorstand auf Initiative des Arbeitskreises eine Änderung beschlossen. Erstmals kamen alle Beauftragten zu einem landesweiten Erfahrungsaustausch in Stuttgart zusammen. Psychologie des Alter(n)s. Mit einem Impulsreferat von Prof. Dr. Renate Deinzer wurde das erste landesweite Treffen eröffnet. Die Diplompsychologin des Instituts für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen sprach zum Thema „(Dental)Psychologie des Alter(n)s“. Ihre Auswww.zahnaerzteblatt.de führungen gliederte sie in zwei Teile: Psychologie des Alterns und Gesundheitsverhalten von Alten. Dem früher vorherrschenden Defizitmodell im Zusammenhang mit dem Alter setzte Prof. Deinzer gleich zu Beginn ihrer Ausführungen ein altersassoziiertes Modell entgegen: „Altern kann man aktiv und erfolgreich gestalten!“ Mit empirischen Studien konnte die Diplompsychologin nachweisen, dass altersassoziierte Veränderungen mit dem chronologischen Alter nur geringfügig zunehmen. Sie belegte dies an den vier zentralen psychologischen Leistungen des Menschen: Intelligenz, Gedächtnis, Persönlichkeit und Emotionen. Bis zum 20. Lebensjahr steigen die Leistungen in diesen vier Bereichen stetig an – dann verlaufen sie stetig; es lässt sich kein Abbau feststellen. Häufig sind Defizite mit Demenz oder Depressionen assoziiert. Aber auch hier brach sie mit einer weitverbreiteten Überzeugung: Senioren sind heute nicht überwiegend dement. Der prozentuale Anteil bei den 80 bis 84-Jährigen liegt bei 10 Prozent. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre 80-jährigen Patienten in der Praxis nicht dement sind, ist heute sehr hoch“, betonte Prof. Deinzer. Älterwerden erfordert Anpassungsleistungen an neue Gegebenheiten: an veränderte soziale Rahmenbedingungen, neue Umweltgegebenheiten, psychische Faktoren, körperliche Einschränkungen bzw. Sinneseinschränkungen. Welche Schlussfolgerung lässt sich daraus für den Umgang mit älteren und alten Patienten ziehen? „Störungen vermeiden, Lautstärke anpassen, Emotionen aktiv zulassen, Gedächtnis ermutigen durch realistische Vorgaben“, fasste Prof. Deinzer zusammen. Mit dem zweiten Teil ihrer Ausführungen über das Gesundheitsverhalten von alten Menschen löste Prof. Deinzer großen Gesprächsund Diskussionsbedarf unter den Senioren- und Behindertenbeauftragten aus. Als Konsequenz fasste sie folgende, auf der Individualebene angesiedelte Maßnahmen aus psychologischer Sicht für die Anleitung von alten Menschen bei ihrer Mundhygiene zusammen: • Es wird eine strukturierte, ggf. computergestützte Aufklärung benötigt. (Prof. Deinzer hat ermittelt, dass Häufigkeit und Dauer keine Rolle für die Gründlichkeit des Putzens spielen.) • Mit einem Fertigkeitstraining, ggf. auch dieses computerassistiert, mit den Schwerpunkten Gründlichkeit und Systematik könnte die Situation verbessert werden. • Es kommt vor allem darauf an, ZBW 8-9/2015 21 22 Berufspolitik Impulsreferat. Prof. Dr. Renate Deinzer vom Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen sprach zum Thema „(Dental)Psychologie des Alter(n)s“. realistische und individuelle Zielsetzungen zu formulieren. • Das häusliche Umfeld spielt eine große Rolle und muss mit einbezogen werden. • Die Senioren brauchen eine häusliche Selbstkontrolle mit Rückmeldesystem. Langer Atem benötigt. Die Vorsitzende des Vorstandes der KZV BW, Dr. Ute Maier, berichtete über die neuen gesetzlichen Regelungen die Alters- und Behindertenzahnheilkunde betreffend und den aktuellen Stand der Umsetzung der Kooperationsverträge nach § 119b in BadenWürttemberg. Ausgehend vom Reform- und Versorgungskonzept „Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter“ (AuB-Konzept), das der Berufsstand bereits 2010 vorgelegt hat, sind in nur fünf Jahren wesentliche Inhalte des Konzeptes in gesetzliche Regelungen geflossen. Ein Novum, gemessen an der Dauer, die andere politische Forderungen der Zahnärzte, beispielsweise das ZE-FestzuschussSystem, benötigten, so Dr. Maier. „Meist braucht es einen langen Atem, um Themen zur Umsetzung zu bringen – das Thema Altersund Behindertenzahnheilkunde ist aufgrund der demografischen Entwicklung in nur fünf Jahren zu einem großen Thema der PoliZBW 8-9/2015 Behindertenzahnheilkunde. Dr. Guido Elsäßer betonte, dass der Abschluss von Kooperationsverträgen ausschließlich mit stationären Pflegeeinrichtungen möglich ist. tik geworden“, betonte Dr. Maier. Die erste Umsetzung erfolgte mit dem Versorgungsstrukturgesetz, als Besuche besser honoriert wurden. Der nächste Schritt wurde 2014 mit dem Pflegeneuausrichtungsgesetz eingeleitet – hier konnten weitere Verbesserungen der aufsuchenden Betreuung in vollstationären Einrichtungen durch den Abschluss von Kooperationsverträgen erreicht werden. „Wir bekommen jede Woche ein bis zwei Verträge zur Genehmigung vorgelegt“, so Dr. Maier. Bislang ist auch keine Altenpflegeeinrichtung bekannt, die gerne einen Kooperationsvertrag mit einem Zahnarzt abschließen wollte, aber keinen gefunden hat. Dr. Ludwig appellierte an dieser Stelle nochmals an die Zahnärzteschaft, sich in der Betreuung stationärer Einrichtungen zu engagieren. Die letzte gesetzliche Umsetzung kam jüngst mit dem Versorgungsstärkungsgesetz. Mitunter ist es nun möglich, dass auch Kommunen Medizinische Versorgungszentren (MVZ) einrichten können. Berichte aus den Referaten. Dr. Elmar Ludwig berichtete über das aktuelle Versorgungsforschungsprojekt von LZK und KZV zusammen mit dem DRK, das eine qualitative Bewertung der Kooperationsverträge vornimmt (das ZBW berichtete in 6/2015). Unter dem Slogan „Hausbesuche stehen uns gut“ warb er zudem für Hausbesuche insgesamt – nicht um alles vor Ort zu behandeln, sondern um sich wenigstens vor Ort ein Bild zu machen und Lösungen mit Augenmaß anzustreben. Dr. Ludwig stellte den SuBs nochmals die zahlreichen Kooperationspartner des AKABe im Land vor. Diese gute Vernetzung ermöglicht es, den Bekanntheitsgrad des Betreuungsprojektes der Zahnärzteschaft weiter zu erhöhen. Zu guter Letzt berichtete er über das am 22. Juli stattfindende Gespräch mit dem Beratungsteam Altenpflegeausbildung des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben in der Region Baden-Württemberg. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Altenpflege hat die Bundesregierung unter Federführung des für die Altenpflegeausbildung zuständigen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gemeinsam mit den Ländern und Verbänden 2013 die Ausbildungs- und Qualifizierungs­ offensive Altenpflege gestartet. Das Beratungsteam Altenpflegeausbildung ist Teil dieser Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege. In diesem www.zahnaerzteblatt.de Berufspolitik Dank. AKABe-Vorsitzender Dr. Elmar Ludwig dankte der Referentin Prof. Dr. Renate Deinzer für ihren Impulsvortrag. Gespräch wird es auch um die bestehende Kooperation des AKABe mit der Konferenz der privaten Altenpflegeschulen in BadenWürttemberg gehen. Im Zuge dieser Kooperation hat der AKABe für das Lernfeld „Alte Menschen personen- und situationsgerecht pflegen“ drei Ausbildungsmodule sowie ein Fortbildungsmodul entwickelt, die den Anforderungen des Pflegealltags Rechnung tragen. Keine Krankheit. Menschen mit Behinderung sind nicht krank. Novum. „Das Thema Alters- und Behindertenzahnheilkunde ist zu einem großen Thema der Politik geworden“, betonte Dr. Ute Maier. Dr. Guido Elsäßer erläuterte den Senioren- und Behindertenbeauftragten, dass die bislang im SGB V XII geregelte Eingliederungshilfe bald im SGV IX Bundesteilhabegesetz geregelt wird. Der Anteil der Menschen, die Eingliederungshilfe im ambulanten Bereich beziehen, nimmt zu, während sich im stationären Bereich ein Rückgang verzeichnen lässt. Darüber hinaus betonte er, dass der Abschluss von Kooperationsverträgen nach § 119b Abs. 1 SGB V ausschließlich mit stationären Pflegeeinrichtungen Engagiert. Die Senioren- und Behindertenbeauftragten verfolgten das Impulsreferat und die Berichte aus den Referaten mit Interesse. www.zahnaerzteblatt.de möglich ist und nicht mit Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung. Derzeit werden die Komplexeinrichtungen, in denen Menschen mit Behinderung arbeiten, wohnen und betreut werden, in dezentrale gemeindenahe Wohnangebote mit lokaler Infrastruktur umgewandelt. Ein großes Problem für Patienten mit Behinderung ist die Suche nach einer geeigneten Praxis. „Mein Ziel ist es, dass jedem suchenden Patienten mit Behinderung Praxen in zumutbarer Entfernung vermittelt werden können, in denen er adäquat, das heißt auch zahnerhaltend, behandelt wird“, appellierte Dr. Elsäßer an die Beauftragten, in deren Aufgabenbereich er diese Vermittlung auch gerne angesiedelt sehen möchte. Dr. Elsäßer schloss seinen Bericht mit einer Botschaft zum Nachdenken: „Menschen mit Behinderung sind nicht krank, außer sie erkranken. Sie sind nicht pflegebedürftig, außer sie werden pflegebedürftig. Sie sind nicht alt, sie werden es erst im höheren Lebensalter. Und es sind nicht alle in Heimen untergebracht, sondern die meisten wohnen zu Hause, viele werden ambulant betreut und immer weniger wohnen in Großeinrichtungen.“ » [email protected] ZBW 8-9/2015 23 24 Berufspolitik dentEvent „Beruf & Familie“ von KZV BW und LZK BW Große Herausforderungen souverän meistern Am 17. Oktober 2015 ist es wieder soweit: Das dentEvent „Beruf & Familie“ öffnet seine Türen und lädt herzlich alle interessierten Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Studentinnen und Studenten zum gemeinsamen Informationsaustausch und Netzwerken ein. dentEvent. Die Fort- und Weiterbildungsveranstaltung, die gemeinsam von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung BadenWürttemberg und der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg veranstaltet wird, dreht sich rund um Themen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Schwerpunkte der Veranstaltung werden sein: Die rechtliche Absicherung in relevanten Berufs- und Lebenslagen, Ratschläge bei Generationenkonflikten und Schwangerschaft sowie die zukünftigen Entwicklungen der Freiberuflichkeit. WoManPower. Gerade vollzieht sich ein spürbarer Wandel in der Gesellschaft, den u. a. die Generation Y mit vorantreibt. Stand früher noch für viele die Karriere im Vordergrund, wird heute immer mehr die optimale Work-LifeBalance angestrebt. Auch vielen Zahnärztinnen und Zahnärzten wird dieser Aspekt ihres Lebens immer wichtiger und sie möchten vor allem Beruf und Familie leichter miteinander vereinen können. ZBW 8-9/2015 Laut Statistik werden außerdem im Jahr 2017 mehrheitlich Frauen den Zahnarztberuf ausüben, wodurch sich die Zahnmedizin auch verändern wird. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die fortschreitende Tendenz hin zum Angestelltenverhältnis, was Auswirkungen auf die Freiberuflichkeit nicht abwegig erscheinen lässt. Aber welche Formen der Arbeit lassen sich tatsächlich idealerweise mit individuellen Lebensvorstellungen kombinieren und auf welche juristischen und sozialen Hindernisse sollte man unbedingt vorbereitet sein? Im Programm des dentEvent „Beruf & Familie“ stehen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fachkundige Informationen, hilfreiche Praxis-Tipps und freier Austausch im Fokus. Programm. Hier finden sich herausragende Expertinnen zusammen, die mit Rat und Tat das Podium erobern: Die DentistaWissenschaftspreisträgerin Dr. Anja Seltmann referiert über die Herausforderungen der Freiberuf- lichkeit. Die Juristinnen Melanie Neumann und Monika MayerLang beleuchten rechtlich jeweils relevante Themen: Was ist zu tun im Falle einer Schwangerschaft und wie betreibe ich juristische Prophylaxe bei Praxisgründung oder Trennung? Zu guter Letzt untersucht Birgit Klement mögliche Schwierigkeiten, wenn die nachfolgende Generation die Praxis der Eltern übernimmt. Durch die Veranstaltung führen die Gastgeberinnen Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende der KZV BW, und Dr. Renate LüllwitzHoch, Beauftragte für Beruf/Familie der LZK BW. Für das leibliche Wohl wird ebenso gesorgt sein, wie für anregende Diskussionen und ein entspanntes Miteinander. Die Veranstalter freuen sich, viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Zahnärztehaus in Stuttgart begrüßen zu dürfen! » [email protected] Info dentEvent „Beruf & Familie“ Samstag, 17. Oktober 2015 9.30 bis ca. 16.15 Uhr Zahnärztehaus BW, Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart Anmeldeinformationen Teilnahmegebühr 79 Euro Kostenfrei für alle Studierenden Anmeldeschluss: 17. August 2015 Anmeldeformular und Programmdetails: www.kzvbw.de www.lzkbw.de Mobil per QR-Code www.zahnaerzteblatt.de Berufspolitik Gutachtertagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen Wertschätzung und Außenwirkung Der Gutachterreferent für Gerichts- und Privatgutachten, Dr. Herbert Martin, hatte am 25. und 26. Juni erstmalig in der Geschichte der BZK Tübingen alle Privatgutachter und Mitglieder der Kommission für Fragen zahnärztlicher Haftung zur Tagung nach Schwendi ins Oberschwäbische eingeladen. Das Besondere an der Tagung waren die Dialoge der Zahnärzte mit dem anwesenden Leiter der Gutachterkommission, Dr. Werner Müller, sodass auch eine Bewertung aus juristischer Sicht stattfand. Katrin Sump, Geschäftsführerin der BZK Tübingen, konnte in ihren Vorträgen als Juristin kompetent glänzen. Foto: BZK Tübingen kieferorthopädischen Kollegen diskutierten räumlich getrennt über Bewertungskriterien. Mit Dr. Monika Cremer, Referentin GOZ KFO, wurden „The big five – fünf kontroverse GOZ-Positionen in der KFO“ besprochen. Fallbetrachtungen moderierte Dr. Patrick Engelfried. Erkenntnis. Eine gelungene, gut dokumentierte Kommunikation kann Gutachterfälle vermeiden. In seinen Eröffnungsworten führte Dr. Martin an, dass das Gutachten eine Wertschätzung und Außenwirkung hat, die höchst professionalisiert mit Kompetenz zu erfüllen ist. Er stellte dar, dass auch eine Herausforderung in der Zukunft für alle Gutachter gegeben ist, denn industrieentwickelte Neuerungen halten die zahnärztliche Versorgung im Fluss. Er schnitt beispielsweise an, dass Keramikimplantate zu bewerten sind und mögliche Materialunverträglichkeiten Bestandteil einer therapeutischen Sicherheitsaufklärung werden und eine Bewertung erhalten müssen. In den Vorträgen von Katrin Sump waren die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Gutachtenarten – Privatgutachten versus Gerichtsgutachten – einer Gegenüberstellung ausgesetzt. www.zahnaerzteblatt.de Fallvignetten. Prof. Dr. Winfried Walther von der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe führte in seinem Vortrag „Was können wir über die ZA-PatientenKommunikation im Gutachten lernen“ aus, wie Gutachter aus den Schriftsätzen der Parteien, Rechtsanwälte und Patienten über die Kommunikation Hintergrundinformationen erfahren. Er konnte zeigen, wie Patienten ein individuelles Erleben der zahnärztlichen Versorgung verstehen, und beschrieb die Ausführungen als authentischste Informationen, die uns der Patient für die Einschätzung im Gutachten geben kann. Ein bleibender Kernsatz war die Aussage: „Was der Patient in wörtlicher Rede darstellt, das hat er gespeichert, das ist für ihn in der Wahrnehmung höchst bedeutend.“ Samstags waren Falldarstellungen aus den Reihen der Gutachter zur Besprechung anberaumt. Die Kommissionsgutachten. Dr. Rainer Merz beschrieb in seinem Kommissionsgutachten den Fall einer inadäquaten Toxavit-Anwendung, die eine lokale Kiefernekrose und eine inverse Interdentalpapille nach sich zog. Der Kommunikationsaspekt und die notwendige Dokumentation des Gesprochenen in der Krankenakte waren hier für den Ausgang mitentscheidend. Warum die Lehrbücher – und insbesondere die Liste der Berufskrankheiten – neu geschrieben werden müssen, war für Dr. Florian Troeger, in seinem Fall zur Bäckerkaries, gut darstellbar. Er zeigte auf, dass der antragstellende Patient keinen Anspruch auf Anerkennung seiner Zahnschäden als berufsbedingte Erkrankung habe. Darüber hinaus schaffte er es, den Begriff Bäckerkaries als nicht mehr existentes Krankheitsbild zu definieren. Schmerzensgeld. Den Abschluss der Fallvortragsreihe machte Dr. Berthold Jäger. Ein noch nicht entschiedenes Verfahren um Schmerzensgelder nach umfangreicher zahnärztlich chirurgischer und prothetischer Rehabilitation hinterließ ratlose und auch staunende Gesichter in den Reihen der Gutachter. Auffallend hierbei war auch die schlechte Dokumentation durch den Behandler sowie die fehlende Kommunikation zwischen Behandler und chirurgischer Überweisungspraxis. Kommunikation ist zentral – das ist das Fazit – schon um Gutachtenfälle zu vermeiden. Die BZK Tübingen ist gut beraten, wenn sie diese erfolgreiche Reihe zur gemeinsamen Diskussion weiter fortführt. Dr. Martin Braun ZBW 8-9/2015 25 Berufspolitik Beratertraining der Zahnmedizinischen Patientenberatungsstelle Profil einer unabhängigen Beratung schärfen Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Beratung ist die fachliche Kompetenz der Beratungszahnärzte. Am 18. April 2015 lud die Zahnmedizinische Patientenberatungsstelle Baden-Württemberg (ZPB BW) zu einer internen Qualifizierungsmaßnahme: 54 der 82 Beratungszahnärzte folgten der Einladung zum Berater-Training in Stuttgart. Die ZPB BW ist eine Einrichtung der Zahnärzteschaft Baden-Württemberg und wird von den zahnärztlichen Körperschaften getragen. Geführt als eigenständige Institution, bringt sie damit ihre Unabhängigkeit zum Ausdruck. Kompetenz = Handlungskompetenz) zu stärken und so das Profil einer unabhängigen, neutralen Beratung zu schärfen. Daneben konnten in Gesprächen am Rande der Veranstaltung Kontakte geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht werden. Teilgenommen haben insgesamt 54 der 82 Beratungszahnärztinnen und Beratungszahnärzte der ZPB BW. Als Gäste durfte die ZPB BW die Kollegen der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Gordan Sistig, Dr. Hendrik Schlegel sowie Rüdiger Winkelmann willkommen heißen, mit denen auch im Rahmen der Patientenberatung auf Bundesebene eine hervorragende Zusammenarbeit besteht. Foto : Khawaja 26 Qualifizierungsmaßnahme. 54 Beratungszahnärzte folgten der Einladung zum Berater-Training in Stuttgart. Das Berater-Training, in dem eine umfangreiche Tagesordnung kurzweilig abgearbeitet wurde, nahm insgesamt acht Stunden in Anspruch. Impulsreferate wechselten sich mit Diskussionen im Plenum und Gruppenarbeiten ab. Nach einer Einführung durch den Vorsitzenden des Verwaltungsrates der ZPB Baden-Württtemberg, Dr. Konrad Bühler, referierten Prof. Michael Dick, Prof. Dr. Winfried ZBW 8-9/2015 Walther und Dr. Nele Kettler. In ihren Vorträgen thematisierten sie u. a. die Bedeutung der Patientenberatung für Arzt, Patient, Profession und Gesellschaft sowie das Empowerment der Patienten. Die Beratungszahnärztinnen und Beratungszahnärzte beteiligten sich rege an den Gruppenarbeiten, die zum Ziel hatten, die Kompetenzen der Berater (Fach-/Sozial-/Methoden-/Persönlichkeits-/emotionale Auf hohem Niveau halten. Die Zahnmedizinische Patientenberatungsstelle Baden-Württemberg hat zum 1. Januar 2014 ihre Tätigkeit aufgenommen und hat ihren Sitz im Zahnärztehaus Stuttgart. Sie bietet in Baden-Württemberg mit ihrer Allgemeinen Patientenberatung (jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr) eine kostenfreie, telefonische Beratung für Patienten in allen Fragen der Zahn- und Mundgesundheit an. Ergänzt wird dieses Angebot durch eine Individuelle Patientenberatung (persönliche Beratung zu einer geplanten Zahnbehandlung bzw. Therapiemaßnahme) in ausgewählten Fortbildungseinrichtungen/Zahnärztehäusern. Zukünftig werden den an der Zahnmedizinischen Patientenberatung tätigen Beratungszahnärztinnen und Beratungszahnärzten regelmäßig Schulungen und Fortbildungsmaßnahmen angeboten, um die Qualität der Beratung konstant auf einem hohen Niveau sicherzustellen. Simone Khawaja www.zahnaerzteblatt.de FORTBILDUNGSFORUM Eine Initiative der Zahnärztinnen und Zahnärzte in Baden-Württemberg Kursprogramm September/Oktober 2015 3 Tage-Intensiv-Workshop für Fortgeschrittene zur ZE-Abrechnung Andrea Räuber, Edingen-Neckarhausen Kurs-Nr. 15FKT10814 € 525,– (pro Person) September 16.–18. (für das Praxisteam) 24 Fortbildungspunkte Das Gehirn isst mit - Wie die Psychologie unser Essverhalten beeinflusst PD Dr. med. habil. Volker Busch, Regensburg Kurs-Nr. 15FKT20915 € 265,– (pro Person) September 18. (für das Praxisteam) 6 Fortbildungspunkte September 19. Keine Angst vor Stress - Was uns stark macht und hält PD Dr. med. habil. Volker Busch, Regensburg Kurs-Nr. 15FKT20916 € 325,– (pro Person) (für das Praxisteam) 8 Fortbildungspunkte Kinder unter 3 Jahren und ihre Eltern - Erzieher in der Zahnarztpraxis und in der Gruppenprophylaxe Sybille van Os-Fingberg, Berlin Kurs-Nr. 15FKM31232 € 195,– (für Zahnmedizinische Mitarbeiter/-innen) September 23. Prophylaxe für Implantatpatienten Iris Karcher, Freiburg Kurs-Nr. 15FKM31234 € 95,– (für Zahnmedizinische Mitarbeiter/-innen) Alltägliche Probleme der herausnehmbaren Prothetik Dr. Felix Blankenstein, Berlin Kurs-Nr. 15FKZ30925 € 325,– September 19. September 26. (für Zahnärztinnen / Zahnärzte) 8 Fortbildungspunkte Hands-on-Kurs: Direkte Komposite in Front- und Seitenzähnen Intensivseminar mit praktischen Übungen und Live-Demonstrationen Prof. Dr. Jürgen Manhart, München Kurs-Nr. 15FKM30926 € 625,– Oktober 9./10. (für Zahnärztinnen / Zahnärzte) 18 Fortbildungspunkte Parodontitis versus Periimplantitis-Prophylaxe praktisch Initialphasen und Erhaltungsphasen: Was wann wie bei wem??? Annette Schmidt, Tutzing Kurs-Nr.: 15FKM31237 € 225,– (für Zahnmedizinische Mitarbeiter/-innen) Strukturierte Fortbildung: PARODONTOLOGIE, Teil 1-3 Leitung Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger, Freiburg Kurs-Nr. 15FKZ40303 € 3.400,– Oktober 9. (für Zahnärztinnen / Zahnärzte) 101 Fortbildungspunkte Infos: Fortbildungsforum Freiburg, Merzhauser Straße 114 –116, 79100 Freiburg Telefon 07 61 45 06 -1 60 oder -1 61, Telefax 07 61 45 06-4 60 www.ffz-fortbildung.de 11.11. – 14.11.15 20.01. – 23. 01.16 19.02. – 20. 02.16 Titelthema Foto: Fotolia 28 Forschung in Baden-Württemberg Zahnmedizin auf einem guten Weg In den vergangenen ZBW-Ausgaben wurden die Themen Aus- und Fortbildung an den Universitäten in Baden-Württemberg und den Fortbildungsinstitutionen in Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart beleuchtet. Dabei kamen auch die Leiter der Fortbildungsinstitutionen Prof. Dr. Elmar Hellwig, Prof. Dr. Winfried Walter und Prof. Dr. Johannes Einwag zu Wort. Das ZBW stellt das Spektrum der Forschung und Lehre in Medizin und Zahnmedizin vor am Beispiel des Universitätsklinikums Heidelberg. Es war im Jahr 1998, als ein Gutachten des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in der Zahnmedizin für Aufsehen sorgte. Alle ZMK-Kliniken in Baden-Württemberg hatten demnach hohe Überlastungsquoten. Doch nicht nur das. Die Medizin hatte im Vergleich zur Zahnmedizin das Zehnfache an Hochschullehrern zur Verfügung. Ein hartes Stück Arbeit, das auf die ZMK-Kliniken zukam. Stand heute, 17 Jahre später, hat sich die Situation in vielen Teilen nicht verbessert, sagt der Ärztliche Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde an der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle: „Den zahnmedizinischen Fächern werden zum Teil erheblich schlechtere Arbeitsbedingungen als anderen medizinischen Disziplinen zugeZBW 8-9/2015 wiesen. Zahnmedizinische Publikationsorgane werden, auch wenn sie hervorragende wissenschaftliche Originalarbeiten präsentieren, häufig niedrig eingestuft.“ Zudem sei es in der Zahnmedizin schwierig, öffentliche Drittmittel zu akquirieren, die Personaldecke sei an vielen Universitäts-ZMK-Kliniken dünn, die Ausstattung begrenzt und das Personal müsse wesentlich stärker als in den anderen medizinischen Fächern in die Lehre eingebunden werden. Das, glaubt Prof. Staehle, liege daran, dass die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger den Stellenwert der Zahnmedizin nach wie vor als gering einschätzen. Das beweise unter anderem die Tatsache, dass die Approbationsordnung und die Kapazitätsverordnung noch immer nicht aktualisiert worden sind. „Auch die Medizinischen Fakul- täten verweigern der Zahnmedizin mitunter die Mittel, die ihnen aufgrund ihres Anteils von Studierenden eigentlich zustehen würden“, sagt Prof. Staehle. Im Rahmen der Leistungsorientierten Mittelvergabe (LOM) würde der Wert der zahnmedizinischen Lehre gegenüber dem in der Medizin herabgestuft. Impactfaktoren ungünstig. Im Rahmen der LOM kommen fast nur die wissenschaftlichen Arbeiten in die Wertung, die in wissenschaftlichen Journalen erschienen sind, die im Science Citation Index (SCI) oder vergleichbaren Indices gelistet sind. Die gelisteten Zeitschriften unterliegen gemäß ihrer Zitierhäufigkeit einem Ranking anhand der Höhe von Impactfaktoren. „Die zunehmende Impactfaktor-Orientierung hat Begleiterscheinungen, die www.zahnaerzteblatt.de Titelthema Höheres Forschungsvolumen. Doch es gibt auch Positives auf die Kritik des Sachverständigenrats zu berichten: Das Forschungsvolumen an den Hochschulen ist deutlich gestiegen. Die Zahnmedizin in Heidelberg weist etwa nach dem CHE-Hochschul-Ranking die größte Anzahl an Publikationen pro Professor unter den Zahnmedizinern an Universitätskliniken in BadenWürttemberg auf. Das ergab eine sehr detaillierte auf das Jahr 2011 bezogene bundesweite Publikationserhebung. „Zu diesem Erfolg haben alle unsere vier Abteilungen der MZK-Klinik beigetragen“, sagt Prof. Staehle. Wesentlicher Beitrag. Doch auch er selbst leistete einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Heidelberger Forschung: Als er 1990 dorthin kam, fand er nur geringe Forschungsaktivitäten in der Zahnerhaltungskunde vor. Für ihn war klar, dass die Heidelberger sich zunächst in Forschung, Lehre und Patientenversorgung spezialisieren mussten, um international mitzuhalten. Es folgte die Gründung von Sektionen. Angefangen mit der Parodontologie, über die Präventive & Restaurative Zahnheilkunde, bis zur Endodontologie & Dentalen Traumatologie. Genutzt hat den Heidelbergern auch die Etablierung der Sektion Experimentelle Zahnheilkunde. Die jüngste Einrichtung ist die Translationale Gesundheitsökonomie. Zwischen 1997 und 2008 hat die Heidelberger Universitätsmedizin so im Vergleich zum Jahrhundert zuvor ihre Habilitationen vervielfacht, von drei zwischen 1895 und 1994 in der Zahnerhaltungskunde zu zwölf seit 1994. www.zahnaerzteblatt.de Fotos: Baars einer kritischen Betrachtung bedürfen“, sagt Prof. Staehle. „Die heute auch von den Medizinischen Fakultäten geübte Praxis, die Qualität der Forschung anhand von Impactfaktoren einzustufen, ist für kleinere Fächer wie die Zahnmedizin a priori ungünstig.“ Sie begünstige das strategisch motivierte Bestreben, fachfremde Gebiete mit höherer Impactfaktor-Wertung zu bearbeiten und die relevanten Themen des eigenen Faches zu vernachlässigen. Praxisalltag. Im Seminarraum der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde am Universitätsklinikum Heidelberg arbeiten 80 Studentinnen und Studenten über den Tag verteilt an 20 Plätzen. Deutlich mehr Gewicht. Doch nicht nur in Heidelberg und ganz Baden-Württemberg – das Ansehen der deutschen zahnärztlichen Forschung hat sich in den vergangenen Jahren dank des höheren Forschungsvolumens generell deutlich verbessert: Der Herausgeber der Fachzeitschrift „Clinical Oral Investigation“, Prof. Dr. Gottfried Schmalz, veröffentlichte 2014 eine Erhebung mit dem Titel „Die deutsche zahnmedizinische Wissenschaft im internationalen Vergleich“. Darin schreibt er, die deutsche wissenschaftliche Zahnmedizin habe in den vergangenen 20 Jahren erheblich an Gewicht gewonnen. Demnach spiele sie heute in Europa neben Großbritannien eine führende Rolle. Auch dem badenwürttembergischen Forschungsministerium ist das nicht entgangen, sagt Sprecher Jochen Schönmann: „An den medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg wird auch in der Zahnmedizin kontinuierlich und in erheblichem Umfang innovative Forschung betrieben, die weiter ausgebaut werden kann.“ Deutschland auf Rang sechs. Allerdings: Im weltweiten Kontext hat Deutschland trotz höherer Zahlen seine Stellung als Num- mer vier eingebüßt. Brasilien und China haben die Bundesrepublik überholt. Laut Schmalz steht Deutschland heute im weltweiten Vergleich auf Platz sechs, was die Menge an Publikationen in der Zahnmedizin betrifft. Publikationszahlen allein würden aber nur eine limitierte Sicht erlauben. Das bestätigt auch eine Einschätzung des Wissenschaftsrats aus dem Jahr 2005, der darin behauptete, dass die überproportionale Belastung des wissenschaftlichen Personals in ZMK-Kliniken durch Lehre und Patientenversorgung dazu geführt habe, dass in der Zahnmedizin wenig echte Forschungskulturen an den Standorten entstanden seien. „Die Belastungen sind seit langem bekannt“, sagt Prof. Staehle. „Um echte Forschungsschwerpunkte zu etablieren, muss man bereit sein, sich in den relevanten Disziplinen der Zahnmedizin zu spezialisieren. Hier sind wir noch im Hintertreffen und wir bekommen auch von der Standespolitik leider nicht viel Rückenwind, wenn Sie sich zum Beispiel die Diskussionen um einen Ausbau der zahnärztlichen Weiterbildung vor Augen führen.“ Neuere Erhebungen des Wissenschaftsrats gibt es für Baden-Württemberg nicht. Immer wieder gebe es standZBW 8-9/2015 29 30 Titelthema Impactfactor Übung. Studenten der Zahnmedizin behandeln in Heidelberg gemeinsam einen Patienten im Behandlungssaal. ortbezogene Untersuchungen, sagte ein Sprecher auf ZBW-Anfrage. Zuletzt lagen Zahlen für das Saarland vor. Aufschwung. Ein positives Beispiel in Sachen Forschungskultur ist die neue Sektion Translationale Gesundheitsökonomie in Heidelberg unter Leitung von Priv.-Doz. Dr. Dr. Stefan Listl. Diese Sektion veröffentlicht besonders viele Publikationen. Dr. Listl und sein Team bearbeiten Themen der Gesundheitsökonomie, der klinischen Epidemiologie, der Versorgungsforschung und Public Health. Daneben ist Dr. Listl unter anderem Kern- und Gründungsmitglied des International Centre for Oral Health Inequalities Research and Policy, wo Wissenschaftler Interventionspunkte im Lebenszyklus gegen soziale Ungleichheit in der Gesundheit untersuchen. Dr. Listls Arbeiten wurden bisher unter anderem von den National Institutes of Health (NIH, USA) gefördert. Im laufenden Jahr erhielt er öffentliche EU-Drittmittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro für ein zukunftsweisendes Forschungsprojekt zur Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung. ZBW 8-9/2015 Wenig Maßnahmen, viel Ertrag. Das macht deutlich: Die zahnmedizinische Forschung in Heidelberg ist gut aufgestellt. Das sieht auch Prof. Staehle so: „Die Tatsache, dass die Zahnmedizin in Deutschland trotz teilweise ungünstiger Rahmenbedingungen im Vergleich zu vielen anderen Ländern weltweit einen guten Platz hat, zeigt, dass man schon mit vergleichsweise wenigen Maßnahmen sehr viel erreichen könnte.“ Aus seiner Sicht müsste sich die Gesundheitspolitik nun dazu durchringen, die Strukturen einschließlich der künftigen zahnärztlichen Approbationsordnung und der Kapazitätsverordnung so zu gestalten, dass der wissenschaftliche Nachwuchs bessere Arbeitsbedingungen und bessere berufliche Perspektiven hat. Zudem müssten die Universitäten dazu bereit sein, der Zahnmedizin die ihr zustehenden Mittel auch wirklich zur Verfügung zu stellen. Würde die Standespolitik ihre Bedenken in Hinblick auf einen Ausbau der Weiterbildung überprüfen, glaubt Staehle, würde sie dadurch nicht nur die Forschung und Lehre fördern, sondern auch das Niveau der Patientenversorgung in Deutschland deutlich steigern können. » [email protected] Der Impactfactor (IF) sagt etwas darüber aus, wie oft Publikationen einer Zeitschrift durch andere Publikationen zitiert wurden. Mit der Qualität der Artikel hat das zunächst nichts zu tun, doch steckt dahinter die Idee, dass gute Arbeiten häufig und schlechtere eher selten zitiert werden. Der IF wird von der amerikanischen Firma ISI (Institute for Scientific Information) durch Auswertung der Literaturverzeichnisse ermittelt und über die Datenbank Journal Citation Reports (JCR) herausgegeben. Erfasst werden nur diejenigen Zeitschriften, die in der Web of Science-Datenbank gelistet sind. In der Praxis werden Impactfaktoren häufig für die Beurteilung wissenschaftlicher Publikationsleistungen verwendet. Kritiker meinen jedoch , dass sie als Qualitätsmaßstab nur innerhalb enger Fächergrenzen und ausschließlich bei der internen Verteilung von Fördermitteln in Institute/Forschergruppen akzeptabel sind, für eine Bewertung von Einzelpersonen bei Habilitationen und Berufungen aber nicht geeignet. CHE-Hochschulranking Das CHE-Hochschulranking gilt als das umfassendste und detaillierteste Ranking deutscher Universitäten und Fachhochschulen. Es umfasst insgesamt 37 Fächer an 300 Hochschulen. Es wird vom gemeinnützigen Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) herausgegeben, das 1994 u. a. von Reinhard Mohn, dem Gründer der Bertelsmann Stiftung, und dem damaligen Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz ins Leben gerufen wurde. Neben Fakten zu Studium, Lehre, Ausstattung und Forschung umfasst das Ranking Urteile von über 150.000 Studierenden über die Bedingungen an ihrer Hochschule sowie für einige Fächer die Reputation der Fachbereiche unter den Professoren. Veröffentlicht wird das Hochschulranking von der Wochenzeitung „Die Zeit“. www.zahnaerzteblatt.de Titelthema ZBW-Interview mit Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle, Heidelberg Stellung der Zahnmedizin in der Forschung Baden-Württemberg spielt in der deutschen Forschungslandschaft eine große Rolle. Das war zumindest im Bereich der Zahnmedizin nicht immer so. Und nach wie vor gibt es hier Nachholbedarf. Das ZBW führte vor diesem Hintergrund ein Interview mit Prof. Dr. med. Dr. dent. Hans Jörg Staehle, Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Fragen stellten Johannes Clausen und Christian Ignatzi. durch, dass man im Rahmen der so genannten Leistungsorientierten Mittelvergabe (LOM) den Wert der zahnmedizinischen Lehre gegenüber jenem in der Medizin herabstuft. Der Sachverständigenrat bemängelte damals, die Forschungstätigkeit in der Zahnmedizin müsse deutlich zunehmen. Ist das gelungen? Prof. Staehle: Den zahnmedizinischen Fächern werden zum Teil erheblich schlechtere Arbeitsbedingungen als anderen medizinischen Disziplinen zugewiesen. Zahnmedizinische Publikationsorgane werden – auch wenn sie hervorragende wissenschaftliche Originalarbeiten präsentieren – häufig niedrig eingestuft. Es ist in der Zahnmedizin extrem schwierig, öffentliche Drittmittel zu akquirieren, die Personaldecke ist an vielen Universitäts-ZMKKliniken dünn, die Ausstattung begrenzt und das Personal muss wesentlich stärker als in den anderen medizinischen Fächern in die Lehre eingebunden werden. Diese Situation hat sich leider bis heute nicht wesentlich verbessert. Wie erklären Sie sich das? Der Stellenwert der Zahnmedizin wird – so ungern wir das hören – von den gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern trotz www.zahnaerzteblatt.de Fotos: Baars ZBW: Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen wurde 1985 erstmals berufen. Seitdem erstellt er alle zwei Jahre Gutachten und setzt sich auch mit der Forschung auseinander. 1998 ergab sich aus dem Gutachten und der Stellungnahme der Hochschulen, dass alle ZMKKliniken Überlastungsquoten haben. Außerdem hatte die Medizin im Vergleich zur Zahnmedizin damals das Zehnfache an Hochschullehrern zur Verfügung. Hat sich diese Situation verbessert? Macher. Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle sprach im IZZ-Interview über den Aufbau der Forschung in Heidelberg. gegenteiliger Beteuerungen als gering eingeschätzt. Wir sollten uns hier nichts vormachen. Dies beweist unter anderem die Tatsache, dass die immer wieder vorgetragene Bitte zahnmedizinischer Repräsentanten aus Forschung und Praxis, man möge die inzwischen 60 Jahre alte zahnärztliche Approbationsordnung von 1955 und die überholte Kapazitätsverordnung aktualisieren, seit nunmehr etlichen Jahrzehnten mit dem lapidaren Bescheid, man habe schließlich Wichtigeres zu tun, abgeschmettert wird. Auch die Medizinischen Fakultäten verweigern der Zahnmedizin mitunter die Mittel, die ihnen aufgrund ihres Anteils von Studierenden eigentlich zustehen würden. Dies geschieht unter anderem da- Die Forschungstätigkeit in der Zahnmedizin hat in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich zugenommen, auch wenn immer wieder kritische Töne zu vernehmen sind. Vom Herausgeber der Fachzeitschrift „Clinical Oral Investigation“ Prof. Dr. Gottfried Schmalz wurde im Deutschen Zahnärztekalender 2014 eine Erhebung mit dem Titel „Die deutsche zahnmedizinische Wissenschaft im internationalen Vergleich“ vorgestellt. Schmalz hat folgendes Résumee gezogen, ich zitiere: „Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die deutsche wissenschaftliche Zahnmedizin im internationalen Vergleich in den letzten 20 Jahren erheblich an Gewicht gewonnen hat und heute in Europa – neben Großbritannien – trotz widriger Umstände an vielen zahnmedizinischen Universitätsstandorten eine führende Rolle spielt. Im weltweiten Kontext allerdings hat Deutschland – trotz einer Steigerung der absoluten Zahlen – seine Stellung als Nummer 4 eingebüßt, da Brasilien und China aufgrund noch stärkerer Anstrengungen Deutschland überholt haben“. An welchen Parametern lassen sich solche Einschätzungen festmachen? Schmalz sichtete die deutsche Präsenz in internationalen Organisationen, Kongressen und vor allem in internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften. Er stellZBW 8-9/2015 31 32 Titelthema te fest, dass sich von 1995 bis 2012 die Zahl der zahnmedizinischen Publikationen aus Deutschland um mehr als das 3,5-fache erhöht hat. Diese Steigerungsraten waren größer als in vielen anderen Ländern, sie wurden aber zum Beispiel von Brasilien und China noch übertroffen. Nach Einschätzung von Schmalz steht Deutschland heute im weltweiten Vergleich auf Platz 6, wobei er allerdings einschränkend darauf hinweist, dass Publikationszahlen alleine immer nur eine limitierte Sicht erlauben können. Der Wissenschaftsrat behauptete in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2005, dass die überproportionale Belastung des wissenschaftlichen Personals in ZMKKliniken durch Lehre und Patientenversorgung dazu geführt hat, dass in der Zahnmedizin wenig echte Forschungskulturen an den Standorten entstanden sind. Können Sie das bestätigen? Die Belastungen sind seit langem bekannt. Der Zahnmedizin werden in Deutschland wesentlich weniger Wissenschaftlerstellen je Studierendem als in anderen Industrienationen zugebilligt. Wir haben geringere Forschungsausrüstungen als in anderen Ländern und – wie oben ausgeführt – eine veraltete Kapazitätsverordnung sowie eine nicht mehr zeitgemäße Approbationsordnung. Es kommen aber noch andere Faktoren hinzu: Um echte Forschungsschwerpunkte zu etablieren, muss man bereit sein, sich in den relevanten Disziplinen der Zahnmedizin zu spezialisieren. Hier sind wir noch im Hintertreffen und wir bekommen auch von der Standespolitik leider nicht viel Rückenwind, wenn Sie sich zum Beispiel die Diskussionen um einen Ausbau der zahnärztlichen Weiterbildung vor Augen führen. Die an der Klinik für Mund-, Zahnund Kieferkrankheiten des Universitätsklinikums Heidelberg etablierte zahnmedizinische Forschung nimmt heute landes- und bundesweit eine sehr gute PositiZBW 8-9/2015 Kooperationen. „Wir haben innerhalb und außerhalb der Klinik vielfältige Kooperationen ausgebaut, die sich immer mehr bezahlt machen.“ on ein. Auf welchen Daten basiert diese Einschätzung? Es gibt diverse „Rankings“ und Benchmark-Daten. In einer sehr detaillierten, auf das Jahr 2011 bezogenen bundesweiten Publikationserhebung haben wir sehr gut abgeschnitten. Alle vier Abteilungen unserer Heidelberger MZK-Klinik haben übrigens zu diesem Erfolg gleichermaßen beigetragen. Klinik ziehen hier gemeinsam an einem Strang. Wir stellen gezielt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, die sich für eine längerfristige Forschungstätigkeit interessieren und wir versuchen, ihnen ein forschungsfreundliches Arbeitsumfeld zu geben, soweit dies unter den genannten Einschränkungen unserer Fächer möglich ist. Woraus resultiert dieser Erfolg? Wie hat sich die Forschung an der von Ihnen geleiteten Poliklinik für Zahnerhaltungskunde entwickelt? Das hat verschiedene Ursachen. Zunächst haben sich in Heidelberg beim Umzug der alten in die neue Klinik verbesserte räumliche Arbeitsbedingungen ergeben. Die Medizinische Fakultät schreibt seit einigen Jahren Forschungsstellen aus, um die sich zahnmedizinische Mitarbeiter unserer vier Abteilungen bewerben können. Voraussetzung ist, dass fundierte Forschungsprojekte verfolgt werden. Obwohl es sich nur um wenige Stellen handelt, hat uns dieses Modell genutzt. Wir haben darüber hinaus innerhalb und außerhalb der Klinik vielfältige Kooperationen aufgebaut, die sich immer mehr bezahlt machen. Alle vier Ärztlichen Direktoren der MZK- Als ich 1990 nach Heidelberg kam, waren die Forschungsaktivitäten in der Zahnerhaltungskunde leider gering, sodass starker Handlungsbedarf gegeben war. Für mich war klar, dass wir uns zunächst in Forschung, Lehre und Patientenversorgung spezialisieren müssen, wenn wir internationalen Anschluss gewinnen wollen. Ich wusste damals aber noch nicht, auf welch große Widerstände ich stoßen würde. Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch, das ich 1990 mit einem hiesigen Standesvertreter geführt habe. Als ich ihm von meinen Plänen über Sektionsbildungen und Spezialisierungen berichtete, entgegnete er mir entrüstet, er werde alles www.zahnaerzteblatt.de Titelthema zyklus gegen soziale Ungleichheit in der Gesundheit untersucht. Die Arbeiten von Herrn Dr. Listl wurden bisher unter anderem von den National Institutes of Health (NIH, USA) gefördert. Im Jahr 2015 konnte er für ein zukunftsweisendes Forschungsprojekt zur Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung öffentliche EUDrittmittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro einwerben. Wissenschaft. „Die gesamte Heidelberger MZK-Klinik hat sich sehr stark wissenschaftlichen Aktivitäten geöffnet“. tun, was in seinen Möglichkeiten stehe, um so etwas zu verhindern, weil dies zu einer Zersplitterung des Berufsstandes führe und den Wunsch nach weiteren Fachzahnärzten beflügele. Ich dachte zunächst, dass dies eine Einzelmeinung sei, musste aber bald erkennen, dass der „standespolitische Boden“ für eine Weiterentwicklung unseres Berufsstandes noch nicht bereitet war. Mangels der von den Kammern blockierten Weiterbildungen haben die vier Ordinarien für Zahnerhaltung in Baden-Württemberg Spezialisierungsprogramme etabliert, die später von den Fachgesellschaften bundesweit übernommen wurden. Inzwischen haben wir in der Heidelberger Poliklinik für Zahnerhaltungskunde bereits 22 Spezialisten ausgebildet und viele Mitarbeiter durchlaufen derzeit die entsprechenden Curricula, die meisten im Fach Parodontologie, aber zum Beispiel auch in Endodontologie, Zahnerhaltung (präventiv & restaurativ) oder Kinderzahnheilkunde. Das war zwar nicht die einzige, aber eine sehr wichtige Grundlage, die Forschung voranzubringen. Was sind die weiteren Eckpfeiler? www.zahnaerzteblatt.de Für die besonders relevanten drei klinischen Fächer wurden Sektionen gegründet. Begonnen wurde mit der Sektion Parodontologie, es folgte die Sektion Präventive & Restaurative Zahnheilkunde und schließlich die Sektion Endodontologie & Dentale Traumatologie. Das hat uns sehr weit vorangebracht. Genutzt hat uns auch die Etablierung der Sektion Experimentelle Zahnheilkunde. Unsere jüngste Einrichtung ist die Sektion Translationale Gesundheitsökonomie. Was hat es mit der neuen Sektion Translationale Gesundheitsökonomie unter Leitung von Herrn Priv.-Doz. Dr. Dr. Listl auf sich? Herr Dr. Listl ist Zahnarzt und Volkswirt. Das ist eine sehr ungewöhnliche Fächerkombination, die ich als ausgesprochen vielversprechend betrachte. In der Sektion werden Themen der Gesundheitsökonomie, der klinischen Epidemiologie, der Versorgungsforschung & Public Health bearbeitet. Herr Dr. Listl ist unter anderem Kern- und Gründungsmitglied des International Centre for Oral Health Inequalities Research and Policy. Dort werden Interventionspunkte im Lebens- Sie berichteten bereits vor einigen Jahren einmal in einem Vortrag, dass die Heidelberger Universität im Bereich der Zahnmedizin die Zahl der Habilitationen zwischen 1997 und 2008 im Vergleich zum Jahrhundert zuvor vervielfacht hat. Was sagt das über die Arbeitsweise in Ihrem Haus aus? Das zeigt, dass sich die gesamte Heidelberger MZK-Klinik sehr stark wissenschaftlichen Aktivitäten geöffnet hat. In allen vier Abteilungen hat sich die Zahl der Habilitationen in letzter Zeit drastisch erhöht. Was die Fächer der Zahnerhaltungskunde angeht, so hatten wir in den 100 Jahren seit der Etablierung der Zahnmedizin (1895 bis 1994) drei Habilitationen. In den 21 Jahren von 1994 bis heute waren es zwölf Habilitationen, davon in den letzten elf Jahren (seit 2004) acht. Diese acht Habilitationen waren bei sechs Zahnärztinnen und zwei Zahnärzten zu verzeichnen. Während früher die Habilitationen fast ausschließlich von Männern erworben wurden, hat sich die Situation heute geändert. Es gibt immer mehr hochkompetente Zahnärztinnen, die ihre Expertise nicht nur in der Patientenversorgung und der Lehre, sondern mehr und mehr auch in der Forschung einbringen. Ohne Nutzung dieses Potenzials wären wir nicht da, wo wir jetzt stehen. Das vollständige Interview finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de. ZBW 8-9/2015 33 Titelthema Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg Kluge Köpfe als Rohstoff der Zukunft Dass man im Ländle keine natürlichen Ressourcen hat außer „Wald, Wiesen, Steine und bei Heilbronn ein bisschen Salz“, ist inzwischen zum Bonmot geworden. Umso mehr muss man auf kluge Köpfe setzen, denn Bildung und Wissenschaft sind wichtige Rohstoffquellen. Und die sprudeln hier besonders reichlich: Baden-Württemberg hat sich zum Hochtechnologie-Standort Nummer eins in Europa entwickelt. Nach dem vom Statistischen Landesamt im Juli 2015 vorgestellten Innovationsindex ist Baden-Württemberg die Region mit der höchsten Innovationskraft innerhalb der Europäischen Union. Der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung lag 2011 in BadenWürttemberg bei 5,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BPI) und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt (2,9 Prozent) und dem EUDurchschnitt mit 2,0 Prozent. Aber auch Länder wie die USA (2,8 Prozent), China (1,8 Prozent) und Japan (3,4 Prozent) konnte man deutlich überholen. Am nächsten kommen Finnland mit Forschungsausgaben in Höhe von 3,8 Prozent des BIP sowie Schweden mit 3,4 Prozent. Tüftler und Erfinder. Schwäbischer Erfindungsgeist war dem Rest der Welt schon seit geraumer Zeit eine Nasenlänge voraus: Gottlob Bauknecht, Karl Benz, Robert Bosch, Gottlieb Daimler, Heinrich Lanz und Wilhelm Maybach haben erheblich zur wirtschaftlichen Stärke nicht nur des deutschen Südwestens beigetragen. Und ihre Nachfolger im Geiste tun es noch heute: BadenWürttemberg liegt mit 138 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 57) bundesweit an der Spitze. Engagement der Wirtschaft. Knapp ein Drittel der von deutschen Firmen angemeldeten Patente kamen aus Baden-Württemberg. Dabei ist der Wirtschaftssektor mit seinen Forschungsstätten in den Unternehmen der bedeutendste Forschungsträger. Allein rund 81 Prozent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung wurden von privaten Unternehmen getätigt. Der Anteil des Staatssektors beträgt acht Prozent, der des Hochschulsektors elf Prozent. Viele Hochschulen. BadenWürttemberg mit seinen mehr als 70 Hochschulen kann sich mit Fug und Recht als eine der hochschulreichsten und forschungsintensivsten Regionen Europas bezeichnen. Dank einer ausdifferenzierten Forschungsinfrastruktur, die von der Grundlagenforschung bis zur anwendungsorientierten, wirtschaftsnahen Forschung ein großes Spektrum abdeckt, kann man hierzulande auch in Zukunft mit Innovationen rechnen, die für den Wohlstand der Gesellschaft wichtig sind. Forschung und Entwicklung in den Bundesländern Summen im Vergleich. Absolut betrachtet sieht das Ganze jedoch etwas anders aus: Die drei weltweit führenden Schwergewichte USA (429 Mrd. US-Dollar), China (208 Mrd. US-Dollar) und Japan (148 Mrd. US-Dollar) gaben im Vergleich mit Deutschland (97 Mrd. US-Dollar) erheblich mehr Finanzmittel für Forschung und Entwicklung aus. In Baden-Württemberg wurden umgerechnet 25 Mrd. US-Dollar in FuE investiert. Bundesländer. Im Länderranking baute Baden-Württemberg seine Spitzenposition weiter aus und liegt mit einem Abstand von 1,5 Prozentpunkten vor dem zweitplatzierten Berlin. Ebenfalls zur Spitzengruppe gehören mit einer FuE-Intensität von über drei Prozent die Länder Bayern und Hessen. Knapp über dem Bundesdurchschnitt von 2,9 Prozent lag die FuE-Intensität von Sachsen. ZBW 8-9/2015 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 34 Sektoren. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Jahr 2013, aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Sektoren. In Baden-Württemberg werden 81 Prozent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung von privaten Unternehmen getätigt. In RheinlandPfalz und Niedersachsen liegt der Anteil des Wirtschaftssektors noch knapp über dem Bundesdurchschnitt und in Nordrhein-Westfalen und Hamburg noch bei über 50 Prozent. In den verbleibenden Ländern dominiert mit dem Staats- und Hochschulsektor der öffentliche Bereich. www.zahnaerzteblatt.de Titelthema Exzellenzcluster. Mit den Universitäten Heidelberg, Konstanz und Tübingen befinden sich drei der bundesweit elf Exzellenz-Universitäten im Land. Im laufenden Programmzeitraum (2012-2017) fließen Fördermittel von insgesamt 571 Mio. Euro an die baden-württembergischen Universitäten. Bundesweit stehen rund 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung, ein Viertel davon wird von den jeweiligen Ländern getragen. Konzepte für morgen. Die Universität Heidelberg als Volluniversität schlägt mit ihrem Zukunftskonzept eine Brücke zwischen Tradition und Zukunft. Dabei steht die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Disziplinen und die Ausweitung strategischer Allianzen mit dem außeruniversitären Forschungsbereich im Mittelpunkt. Das ist ganz im Sinne der Landesregierung, die insbesondere die Zusammenarbeit von universitärer und außeruniversitärer Forschung für förder- und verbesserungswürdig hält. Die Universität Konstanz möchte eine „Kultur der Kreativität“ ermöglichen und die internationale Attraktivität für junge Spitzenforscherinnen und -forscher steigern. Unter dem Motto „Research – Relevance – Re- Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Forschung und Entwicklung in den Regionen Europas Ausgaben. Die Grafik zeigt die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den größeren Regionen oder Landesteilen Europas, bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt. Hinter Baden-Württemberg auf Platz 2 liegt mit einer FuE-Intensität von 3,9 Prozent die Region Südösterreich. Auf den Plätzen 3 und 4 folgten wie bereits im Jahr 2009 die Region Ösdra Sverige in Schweden und die Region Manner-Suomi in Finnland mit einer FuE-Intensität von 3,9 Prozent bzw. 3,8 Prozent. www.zahnaerzteblatt.de sponsibility“ will die Universität Tübingen ihre Kernkompetenzen in der Grundlagenforschung noch stärker durch anwendungsorientierte Aspekte ergänzen und sich Zukunftsthemen und aktuellen gesellschaftlichen Problemstellungen zuwenden. Starke Forschung. „Die Spitzenforschung ist für die Lösung der großen Zukunftsfragen der Gesellschaft unverzichtbar“, gab Wissenschaftsministerin Theresia Bauer bekannt. Ein Viertel der Forschungskapazität deutscher Großforschungseinrichtungen (zum Beispiel das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg) ist in Baden-Württemberg konzentriert. 12 der bundesweit insgesamt 80 Max-Planck-Institute und 14 der insgesamt 60 Fraunhofer-Institute in Deutschland sowie nahezu ein Viertel der Forschungskapazität der Einrichtungen der HelmholtzGesellschaft sind ebenfalls im Ländle angesiedelt. Und die mehr als 100 außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg sind vielfach mit den Hochschulen des Landes vernetzt. Wissenstransfer. Diese Vernetzung ist auch nötig, damit die Wissenschaft die gesellschaftlichen und technischen Probleme aufgreifen und Lösungen anbieten kann. Und damit Ideen und Technologien aus der Forschung in Gesellschaft und Wirtschaft ankommen. Fördermaßnahmen wie „Industry on Campus“ stärkt die direkte Kooperation von Hochschulen und Industrieunternehmen. Darüber hinaus möchte die Landesregierung in Zukunft neben der Wirtschaft auch andere gesellschaftliche Gruppen in den Forschungsprozess einbinden und den Dialog zwischen Gesellschaft und Wissenschaft stärken. Auch die 19 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (ehemals Fachhochschulen) im Land könnten dabei Impulsgeber sein. D. Kallenberg » [email protected] Im Internetangebot des ZBW finden Sie zusätzliche Informationen zur Entwicklung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung, national und international. ZBW 8-9/2015 35 Titelthema Hochschulmedizin und Forschung in Baden-Württemberg Gesundheit steht im Mittelpunkt Gesundheitsforschung wird in Baden-Württemberg großgeschrieben. Dies zeigt sich unter anderem an der Beteiligung des Landes an allen sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung zur Bekämpfung von Volkskrankheiten. Jedes dieser Zentren besteht aus mehreren Partnerstandorten, um besondere Expertisen zu vernetzen und Grundlagenforschung sowie klinische und translationale Forschung zu bündeln. Geforscht wird auf den Gebieten Demenz, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektions- und Lungenerkrankungen sowie Krebs. tungen im jeweiligen Fachgebiet vernetzt. Foto: Fotolia 36 Schnittstelle. Die translationale Medizin soll für eine rasche Übersetzung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in verbesserte Behandlungsformen sorgen. In den vergangenen Jahren ist der Begriff der translationalen Forschung immer mehr in den Fokus gerückt. Besonders häufig wird er in der Gesundheitsforschung verwendet und meint hier die enge Verzahnung zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung. Translationale Medizin umfasst die Erforschung der Krankheitsursachen im Labor, klinische Untersuchungen mit dem Ziel eines besseren Verständnisses der zugrundeliegenden Mechanismen und schließlich die möglichst rasche Übersetzung von ForZBW 8-9/2015 schungsergebnissen in neue oder verbesserte Behandlungsformen. From bench to bedside. Das Schlagwort „vom Labor zum Krankenbett und zurück“ haben sich viele Forschungsinstitute und Arbeitsgruppen in den Medizinischen Fakultäten der Universitäten auf die Fahnen geschrieben, die bundesweit an den Zentren für Gesundheitsforschung tätig sind. In diesen Zentren, im Rahmen eines BMBF-Wettbewerbs eingerichtet, sind die besten deutschen Forschungseinrich- Enge Zusammenarbeit. Die Hochschulmedizin BadenWürttemberg ist mit Tübingen, Heidelberg/Mannheim und Freiburg an der Erforschung der molekularen „Fußabdrücke“ und Signalwege der häufigsten Volkskrankheiten beteiligt. Beginnend mit verschiedenen Labor- und Tiermodellen und der Nutzung der daraus gewonnenen Daten führen die Prozesse zur Entwicklung und Umsetzung klinischer Studien, die dann möglichst rasch der Patientenversorgung zugute kommen. Ermöglicht wird dies durch eine enge Zusammenarbeit von Grundlagenforschern und Klinikern, die sich in regelmäßigen Zusammenkünften, wissenschaftlichen Symposien und dem Zugang zu gemeinsamer Infrastruktur niederschlägt. Die Medizinische Fakultät der Eberhard Karls Universität und das Universitätsklinikum Tübingen sind Partner in vier der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung: Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung wurden bereits 2009 eingerichtet. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung und das Deutsche Konsortium für translationale Krebsforschung folgten 2011. Neurowissenschaften. In der Tübinger Arbeitsgruppe des DZNE werden die Ursachen und Folgen neurodegenerativer Erkrankungen des alternden menschlichen Gehirns, insbesondere von Parkinson und Alzheimer, untersucht. Ziel der Neurowissenschaftler ist es überdies, neue Maßnahmen der Prävention und Therapie zu entwickeln. Die Ergebnisse sollen außerdem in neue Strategien der Diagnostik umgesetzt werden. Dazu arbeiten www.zahnaerzteblatt.de Titelthema die neurowissenschaftlichen Einrichtungen der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen sowie das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und das Centum für Integrative Neurowissenschaften (CIN) der Universität eng zusammen. Diabetes. Das primäre Forschungsziel der im Tübinger Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen zusammengeführten Arbeitsgruppen innerhalb des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) ist die individualisierte Vorhersage des Diabetesrisikos und die Diabetesprävention. Dabei stehen Untersuchungen zur Gen-Umwelt-Interaktion im Vordergrund. Ein Forschungszweig gilt der Entwicklung und Anwendung nicht-invasiver Methoden zur Beurteilung des individuellen Diabetesrisikos. Breiten Raum nehmen auch Forschungen und Entwicklungen zur personalisierten Diabetesprävention und -therapie ein, wobei man sich neue Erkenntnisse auch von Untersuchungen zur Rolle des Gehirns bei der Regulation von Appetit, Bewegung, Insulinsensitivität und Insulinsekretion erhofft. Translationale Krebsforschung. In der Krebsforschung gelingt es zunehmend, Forschungsergebnisse aus den Labors in die Klinik zu übertragen. Dazu ist es notwendig, dass Krebsforscher und Ärzte eng zusammenarbeiten, wie dies im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg, einer Kooperation des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Universitätsklinikums Heidelberg seit 2004 der Fall ist. Diese beispielhafte Zusammenarbeit wurde im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) auf ganz Deutschland übertragen. In Heidelberg ist das Kernzentrum angesiedelt, weitere Partnerstandorte in Baden-Württemberg sind die Universitätskliniken Freiburg und Tübingen mit dem Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer und dem Südwestdeutschen Tumorzentrum. www.zahnaerzteblatt.de Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Interdisziplinär erfahrene Kliniker, Molekularbiologen, Genetiker und Bioinformatiker erforschen im Raum Heidelberg/ Mannheim an den Universitätskliniken Heidelberg und Mannheim, der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Europäischen Molekularbiologischen Laboratorium (EMBL) schwerpunktmäßig Ursachen, Signalwege und klinische Fragestellungen der Kardiomyopathien. Ihr Schwerpunkt innerhalb des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) liegt auf der Erforschung erblicher und entzündlicher Herzerkrankungen, um neue Diagnoseverfahren und innovative Therapiekonzepte zu entwickeln. Dazu gehört auch die Generierung von Herzmuskelzellen aus adulten Stammzellen, die (zunächst im Tiermodell) zur Reparatur des erkrankten Gewebes herangezogen werden können. Infektionsforschung. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZI) wurde 2011 gegründet, um die Diagnose, Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten zu verbessern. Am Standort Tübingen forscht das Comprehensive Infectious Disease Research Center (CIDRE), ein Konsortium von Forschern an der Eberhard Karls Universität Tübingen, der Universitätsklinik Tübingen und dem Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie. Die Forscher besitzen besondere Expertise auf dem Gebiet von StaphylokokkenInfektionen, bei Entzündungen und Infektionen der Schleimhäute, Malaria, chronischen viralen Infektionen, und Mukoviszidose. Ihr Augenmerk gilt u. a. der Entwicklung von Immuntherapien und Antiinfektiva. Die Schwerpunkte der Heidelberger wissenschaftlichen Aktivitäten liegen bei HIV-Infektionen, Hepatitis, Infektionen im immungeschwächten Wirt, Malaria und neu auftretenden Infektionskrankheiten. In diesem Zusammenhang ist auch die Kooperation mit dem Partnerstandort Nouna in Burkina Faso erwähnenswert. Lungenkrankheiten. Das Deutsche Zentrum für Lungenkrankheiten (DZL) wird wie alle anderen sechs Zentren zu 90 Prozent aus Bundesmitteln finanziert. Zehn Prozent tragen die Bundesländer, in denen die jeweiligen Partnerinstitute angesiedelt sind. Am Standort Heidelberg wurde das Translational Lung Centre (TLRC) als interdisziplinäres Zentrum für translationale Lungenforschung gegründet, das neben dem Universitätsklinikum und der Thoraxklinik, einer der ältesten und größten Lungenkliniken, auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und das Europäische Molekularbiologische Labor (EMBL) umfasst. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die Entstehungsmechanismen häufiger angeborener und erworbener chronischer und maligner Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Lungenkrebs. D. Kallenberg » [email protected] Im Internetangebot des ZBW finden Sie zusätzliche Informationen und viele Links zum Nachsurfen. Info Auf dem Gebiet der Gesundheitsforschung bietet BadenWürttemberg ein vielseitiges und leistungsstarkes Umfeld. So ist das Land größter Standort der pharmazeutischen Industrie in Deutschland und mit mehr als 600 Medizintechnik-Unternehmen auf diesem Gebiet führend in Europa. Um diese Positionen weiter auszubauen und die Versorgung der Patienten zu verbessern, wird der Gesundheitsforschung auch in Zukunft ein hoher Stellenwert beigemessen. ZBW 8-9/2015 37 Titelthema Seltene Erkrankungen im Mund- und Zahnbereich Forschung ohne Grenzen Innovationen leben vom internationalen Austausch und von grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Als Beispiel für eine vielbeachtete binationale Kooperation kann das soeben abgeschlossene Forschungsprojekt „Manifestationen seltener Krankheiten im Mund- und Zahnbereich“ dienen. Unter der Federführung der Zahnmedizinischen Fakultät der Universität Straßburg vereinte es Universitäten und Hochschulen, Krankenhäuser und Forschungslabors in Straßburg, Freiburg und Heidelberg sowie weitere Partnerverbände. Foto: Gerard Brauer, Hopitaux Universitaires de Strasbourg 38 Vive l‘ Europe! In Straßburg liefen die Fäden zusammen. Im deutsch-französischen Projekt vernetzten sich Universitätsinstitute, Krankenhäuser, Forschungslabore und wissenschaftliche Gesellschaften (u. a. auch die Oberrheinische Zahnärztegesellschaft). In Europa sind drei Millionen Menschen von genetisch bedingten Pathologien oder Anomalien der Mundhöhle und der Zähne betroffen. Doch bis zum Start des Projektes am 1. Juli 2012 gab es kaum Bestrebungen, genetische Variationen anhand von Personengruppen, die Anzeichen seltener Krankheiten im Mund- und Zahnbereich aufweisen, zu detektieren Das liegt unter anderem daran, dass Forschungen im Bereich der seltenen Krankheiten schwierig sind angesichts der geringen Patientenzahl. Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Ziel, den Kenntnisstand sowie die Diagnosestellung und Behandlung bei diesen Pathologien zu verbessern, hat den Vorteil, sich ZBW 8-9/2015 auf eine größere Patientengruppe stützen zu können. Grenzüberschreitend. Das von der Universität Straßburg unter der Leitung von Professor Dr. Agnès Bloch-Zupan zwischen 2012 und 2015 durchgeführte Projekt ermöglichte die Identifizierung und Charakterisierung von mehr als 1.500 Patienten als Teil einer Kohorte von 3.000 Patienten mit seltenen Krankheiten. In das Projekt einbezogen waren Erkrankungen wie Schmelz- und Dentinfehlbildungen (z. B. Amelogenesis imperfecta und Dentinogenesis imperfecta), ektodermale Dysplasien, Patienten mit abnormen Zahnzahlen oder -formen, mit generellen Wachs- tumsveränderungen sowie mit verschiedenen anderen Syndromen. Die Daten jedes teilnehmenden Patienten wurden in einer speziellen Datenbank erfasst und können so hinsichtlich Befund, Diagnose, Therapie oder auch anderer Faktoren wie Lebensqualität mit schon publizierten Fällen weltweit verglichen werden. Durch eine frühzeitige Diagnose ist es möglich, Patienten und Angehörige zu beraten und geeignete prophylaktische und therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Sie sollen dazu beitragen, Ästhetik und Funktion zu verbessern und die Chancen für eine Zahn­ erhaltung bis ins Erwachsenenalter zu erhöhen. Genanalyse. Im Rahmen des Projekts wurden über 200 Patienten mit verschiedenen Methoden genetisch auf die Ursache ihrer seltenen Krankheiten untersucht. Dabei konnten neue Mutationen in bekannten Genen sowie neue Gene identifiziert werden. Zu Forschungs- und diagnostischen Zwecken wurden zwei Sequenzierungsinstrumente entwickelt und validiert. Auf diese Weise konnte die genetische Ursache mehrerer seltener Krankheiten der Knochen- und Zahnentwicklung festgestellt werden. Eine verbesserte Diagnostik und die medizinische Behandlung und Nachsorge zuvor unbeachteter Symptome hat zu einer Verbesserung der Patientenversorgung und -betreuung beigetragen. Auch wurden Grundlagen für Studien zu klinischen Behandlungsmöglichkeiten geschaffen. Außerdem wurde eine therapeutische, translationale Forschungsarbeit zum Cherubismus durchgeführt, einer erblichen Knochenerkrankung, die den Oberund Unterkiefer befällt und hier zu Auftreibungen führt. Familienanamnese. Vor der Gendiagnostik wird die Familienanamnese erhoben, der Stammbaum analysiert und eine sorgfälwww.zahnaerzteblatt.de Titelthema tige klinische Untersuchung vorgenommen. Aufgrund der Entwicklung der Gentechnik beschleunigt sich die Entdeckung neuer Gene, die für derartige Krankheiten verantwortlich sind. Zur Teilnahme an der Identifizierung dieser neuen Gene wurden vor allem Familien aufgefordert, bei denen ein Mitglied (zumeist ein Kind) Symptome einer seltenen Krankheit im Mund- oder Zahnbereich aufwies. Diese Anomalien sind oftmals ein Hinweis auf eine seltene Krankheit, deren eindeutige Diagnose erst durch die Identifizierung der beteiligten Gene möglich ist. Um Genanalysen in einem solchen grenzüberschreitende Projekt durchführen zu können, müssen u. a. die unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen berücksichtigt werden, außerdem Voten der Ethikkommission. Wichtig ist bei einem solch sensiblen Thema auch die genau Einhaltung der unterschiedlichen Einwilligungsverfahren sowie die strikte Gewährleistung der Pseudonymisierung der Proben. bekannter und bisher unbekannter Krankheiten zu verbessern und dadurch neben einer qualitativ höherwertigen Diagnostik auch die Therapie zu verbessern“, fasst Dr. Stefanie Feierabend, Zahnärztin in der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg, ihre Aufgaben zusammen. Translational. Mit dem Ziel, die Kenntnisse dieser Pathologien, die Qualität der Diagnose, den Zugang zur Versorgung und die Behandlung der Patienten zu verbessern, vereinte dieses Projekt Praktiker, Forscher, Patienten und Fachpersonal im Gesundheitswesen und kombinierte klinische, genetische, biologische und bioinformatische Ansätze für ein besseres Verständnis der Krankheit. Auch die Entwicklung eines Moduls „Lebensqualität der Patienten“ resultierte aus den Forschungen. Somit folgte das Projekt dem Prinzip der translationalen Forschung, das eine rasche Übertragung der Grundlagenforschung in den medizinischen Alltag zum Ziel hat. Finanzierung. Das Gesamtbudget des eben abgeschlossenen Projekts betrug 1,97 Millionen Euro für eine Projektlaufzeit von drei Jahren (vom 1. Juli 2012 bis zum 30. Juni 2015). Die Gelder kamen von der Europäischen Union (EFRE – Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen von INTERREG IV Oberrhein). Die Aufnahme des Projekts in die Wissenschaftsoffensive der Trinationale Metropolregion Oberrhein (TMO) ermöglichte darüber hinaus eine regionale Kofinanzierung durch die Region Elsass und Baden-Württemberg. Dazu Professor Dr. Agnès Bloch-Zupan: „Die Wissenschaftsoffensive stellte als Label für exzellente, innovative Forschungsprojekte in der TMO von Anfang an einen Mehrwert für unser Projekt dar. Dank dieser Initiative konnten konkrete Verbesserungen im Bereich der Diagnose und Therapie seltener Krankheiten erreicht werden.“ spruchnahme durch das Projekt: „Voraussetzung für die Mitarbeit an dem Projekt ist eine hinreichend genau berechnete und im Voraus festgelegte Freistellung von anderen klinischen Aufgaben für dieses Forschungsprojekt. Die Arbeitszeit ist gegenüber der fördernden Institution nachzuweisen. Insofern steht Zeit zur Bearbeitung der Fragestellung zur Verfügung.“ Sie weist jedoch auch darauf hin, dass sich durch die Freistellung für die Forschung eine Mehrbelastung der anderen Mitarbeiter ergibt, weil „die hohe Arbeitslast der allgemeinen klinischen Aufgaben auf weniger Schultern verteilt werden muss, solange das Projekt läuft“. Ihre Erfahrungen mit der Durchführung eines solchen Forschungsprojekts sind jedoch durchweg positiv: „Die Arbeit in einem interdisziplinären und binationalen Team führt zu einer enormen Horizonterweiterung hinsichtlich kultureller und struktureller Unterschiede von Forschungs- und Versorgungslandschaften, die wiederum einen sehr fruchtbaren Boden für weitere Forschungsfragen darstellt. Für mich ist das gelebtes Europa zum Nutzen für unsere Patienten und als Motivation für mich als Wissenschaftlerin.“ Arbeitsbelastung. Dr. Anna Wolff schildert die zeitliche Inan- D. Kallenberg » [email protected] Grundlagenforschung. Das Universitätsklinikum Freiburg war mit der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie sowie dem Labor für pädiatrische Genetik an dem Projekt beteiligt. „Ziel war es, durch genetische Grundlagenforschung die Kenntnis der zugrunde liegenden Mechanismen www.zahnaerzteblatt.de Versorgungssituation. In Heidelberg war neben anderen universitären Einrichtungen auch die Poliklinik für Zahnerhaltungskunde der Klinik für Mund-, Zahn- und Kieferkrankheiten des Universitätsklinikums beteiligt. Dr. Anna Wolff, deren Themenschwerpunkt auf der Erforschung der zahnärztlichen Versorgungssituation von Patienten mit seltenen Erkrankungen in beiden Ländern lag, freut sich auf die Auswertung: „Ich denke, wir werden wichtige Kenntnisse im Erleben von Patienten mit seltenen Erkrankungen im Hinblick auf ihren Zugang zu zahnärztlicher Versorgung (Barrieren, Lücken, förderliche Faktoren) liefern können“. Info Eine Krankheit gilt dann als selten, wenn weniger als einer von 2.000 Menschen betroffen ist. In ihrer Summe sind seltene Erkrankungen aber nicht selten, sie machen etwa 20 Prozent aller bekannten Krankheiten aus. Genetisch bedingt sind rund 80 Prozent der mehr als 7.000 seltenen Krankheiten. In Europa gibt es rund 20 Millionen Betroffene, in Deutschland geht man von vier Millionen aus. Bei 900 Erkrankungen weisen Patienten neben anderen Symptomen auch Auffälligkeiten im Mundund Zahnbereich auf. ZBW 8-9/2015 39 40 Im Blick Sommerempfang der Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten Yes we can! Brütende Hitze und drückende Schwüle gönnten sich an diesem schönen 8. Juli eine verdiente Pause und machten Platz für angenehmere Temperaturen und eine wohlige Brise. Das diesjährige Sommerfest der Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten bot Anlass zum Feiern – unter anderem gab es so manches Jubiläum. Die Veranstaltung glänzte durchweg mit stimmungsvollem Ambiente und höchst professioneller Durchführung. Die zahlreich geladenen Gäste nutzten die Gelegenheit, sich verwöhnen zu lassen und gleichzeitig tiefgründige Gespräche zu führen. Manche fanden ein lauschiges Plätzchen, etwas abseits, in der herrlich begrünten Anlage und genossen bei einem kühlen Getränk den Easy Listening Jazz des legeren Saxofonisten Sebastian Lilienthal. „Gemeinsam für gute Gesundheit“ lautete das Motto des Abends und so bestritten aus dem Reigen der Gastgeber Dr. Norbert Metke, Vorsitzender des Vorstandes der KV BW, und Dr. Ute Maier, Vorsitzende des Vorstandes der KZV BW, auch gemeinsam freudig die Eröffnung des Festes: Dr. Norbert Metke schwelgte beim Gedanken an das 10-jährige Jubiläum der Fusion zur Kassenärztlichen sowie der Kassenzahnärztlichen Vereinigungen in Baden-Württemberg in Erinnerungen an seine Kindheit und die Dinge, die eine Rolle spielten, als er zehn Jahre alt war. Er wünschte jedoch auch mehr Lob und Anerkennung für die bisher geleistete und ausgezeichnete Arbeit der KVen. Da man in Deutschland ein „weltweit einmaliges Niveau“ an Gesundheitsversorgung mit „Leistungen für alle, unabhängig von Herkunft oder Einkommen“ habe, sollte man zu Recht stolz sein auf diese Leistung und nicht müde werden, diese stets „gemeinsam weiterzuentwickeln“, so Metke. Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende der KZV BW, thematisierte die zunehmende Feminisierung in den Heilberufen und zählte weitere nennenswerte Jubiläen auf, wie etwa 60 Jahre Landeszahnärztekammer, 63 Jahre Landesärztekammer oder 14 Jahre Psychotherapeutenkammer. Es gibt „viele Anlässe zum Feiern“, betonte sie und bedankte sich bei der Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren, Katrin Altpeter, für ihr wiederholtes Kommen. Die Sozialministerin zeigte sich hoch erfreut über die Wahl von Dr. Dietrich Munz zum Vorsitzenden der Bundespsychotherapeutenkammer. Sie betonte auch, dass so ein Anlass eine „gute Gelegenheit biete, sich ernsteren und gesundheitspolitischen Themen zu widmen“ und darüber zu diskutieren. Mit einem ermutigendem „Yes we can!“ lobte Frau Altpeter die unermüdliche und wichtige Arbeit der jeweiligen K(Z)Ven, die sich trotz „aller Holprigkeiten als starke Selbstverwaltungen etablieren konnten“. Bei all den vielen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft sowie von Verbänden und Krankenkassen kann man nur einige nennen: Rosa Grünstein MdL (SPD), Jochen Haußmann MdL, Gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dieter Hillebrand MdL (CDU), Karin Maag MdB (CDU), Bärbl Mielich MdL, Gesundheitspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion B‘90/Die Grünen, Volker Stich, Vorsitzender des Beamtenbundes Baden-Württemberg, Thomas Strobl MdB, Landesvorsitzender der CDU BW, und Sabine Wölfle MdL (SPD). Angesichts dieser lockeren und freundlichen Atmosphäre feierten die Gäste im Ärztehaus sichtlich zufrieden und erfreuten sich entspannt an regen Gesprächen und zwanglosem Austausch. Ein schöneres und harmonischeres Zusammentreffen hätten sich die Gastgeber sicherlich nicht wünschen können. » [email protected] ZBW 8-9/2015 www.zahnaerzteblatt.de 41 Fotos: Jan Potente Im Blick www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2015 42 Termine » Zahnärztlicher Arbeitskreis für Praxisführung und Fortbildung e. V. (Z. A. P. F.) Wo? Zahnärztehaus Stuttgart Albstadtweg 9 70567 Stuttgart Montag, 14.9.2015 19.30 Uhr bis ca. 22.00 Uhr Lachgas Referent: ZA Wolfgang Lüder, Rosenheim Gebühr: Mitglieder: 0,00 €, Nicht-Mitglieder: 40,00 €. Fortbildungspunkte: 3 Montag, 21.9.2015 19.30 Uhr bis ca. 22.00 Uhr ZAPF femme: Neupatientengewinnung und Marketingkonzept Referentin: Nadja Alin Jung, Frankfurt Gebühr: Mitglieder: 0,00 €, Nicht-Mitglieder: 40,00 €. Fortbildungspunkte: 3 Information und Anmeldung: Z.A.P.F. e. V. Bahnhofstr. 16/2 74354 Besigheim Deutschland Tel. 0700-9273 5877 Fax. 0700-9273 3291 Mail: [email protected] Internet: www.zapf.org » Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. (LAGZ) Wo? Zahnärztehaus Stuttgart Albstadtweg 9 70567 Stuttgart Donnerstag, 8. Oktober 2015 Schwerpunkt: Kinder in Kindertageseinrichtungen Dienstag, 13. Oktober 2015 und Schulkinder Donnerstag, 29. Oktober 2015 Dienstag, 24. November 2015 Schwerpunkt: Kleinkinder Thema: Seminare in Gruppenprophylaxe für Erzieher/innen in Kindertageseinrichtungen und Lehrer/innen in Grundschulen Schwerpunkte: Zahngesundheitserziehung durch Aufklärung, Maßnahmen der Mundhygiene, Schmelzhärtung und Ernährungsberatung. Die Teilnahme am Seminar ist kostenlos. Fahrt- und Verpflegungskosten werden von der LAGZ getragen. Bitte geben Sie diese Termine an Erzieher/innen Ihres Bekannten- und Patientenkreises weiter. Information und Anmeldung: ZBW 8-9/2015 Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. Albstadtweg 9 70567 Stuttgart Telefon (0711) 2 28 45-0 Fax: (0711) 2 28 45-50 E-Mail: [email protected] Internet: www.lagz-bw.de www.zahnaerzteblatt.de Fortbildung Aplasie der oberen seitlichen Schneidezähne und multiple Nichtanlagen (Teil 2) Therapeutische Möglichkeiten Der erste Teil unseres Fortbildungsbeitrages (siehe ZBW 7/2015) stellte allgemeine Aspekte der Diagnostik und Therapie bei Nichtanlagen sowie das Vorgehen bei Aplasie der unteren zweiten Prämolaren dar. In diesem zweiten Teil werden die therapeutischen Möglichkeiten bei Nichtanlage der oberen seitlichen Schneidezähne thematisiert und außerdem grundlegende Therapieoptionen bei multiplen Nichtanlagen skizziert und exemplarisch dargestellt. Nichtanlage der seitlichen OK-Inzisivi. Beim Entscheidungsprozess hinsichtlich des therapeutischen Vorgehens bei Aplasie eines oder beider seitlicher OK-Inzisivi (Diagramm 1) stehen ästhetische Gesichtspunkte mit im Vordergrund. Dies liegt daran, dass im Falle eines Lückenschlusses der Ersatz des nicht angelegten 2er durch den OK 3er erfolgt. Da der Eckzahn dann als „Schneidezahn“ fungiert, können sich eine stark gelbliche Kronenfarbe, eine relativ große und bauchige Krone und/oder ein im Vergleich zu den mittleren Inzisivi relativ kranial verlaufender Gingivalsaum als ästhetisch ungünstig herausstellen. Sind diese Faktoren anzutreffen, müssen die Optionen Lückenschluss vs. Implantatversorgung unter Berück- sichtigung aller für die Therapieentscheidung relevanter Befunde besonders sorgfältig gegeneinander abgewogen werden [1, 2]. Ganz grundsätzlich sollte die Entscheidung für oder gegen einen Lückenschluss im Optimalfall in enger Rücksprache zwischen behandelndem Zahnarzt und Kieferorthopäden sowie unter Einbeziehung des Patienten bzw. seiner Eltern getroffen werden. Ähnlich wie bei Aplasien der UK 5er kann auch bei Nichtanlage der OK 2er die therapeutische Entscheidung durch begleitende kieferorthopädische Anomalien beeinflusst werden. So ist es im Falle eines starken Platzmangels aufgrund eines relativ zum Kiefer zu großen Zahnmaterials (sog. primärer Engstand) häufig Aplasie OK-2er OK-3er sehr ungünstig? nein (relativ groß und bauchig, weit kranialer Gingivaverlauf, stark gelbliche Farbe) Bei unilateraler Aplasie: Erwägung der Extraktion des 2er der Gegenseite (insbes. bei Hypoplasie) Sorgfältige Abwägung der Vor-/Nachteile Lückenschluss vs. Implantat ja ja Liegen Engstände oder eine Distalverzahnung vor? nein Lückenschluss? Liegen relevante KFO-Anomalien vor? nein ausreichend Platz für Implantat vorhanden? (interradikulär + koronal) ja ja Progene Tendenz nein Ausgeprägte Engstände Distalverzahnung > ¼ PB Ausgleichsextraktion zur Platzschaffung in den anderen Quadranten Ausgleichsextraktion auf der Gegenseite im gleichen Kiefer ggf. Skelettale Verankerung im OK ggf. www.zahnaerzteblatt.de Platzschaffung möglich? ja Orthodontischer Lückenschluss nein ja nein ggf. Präprothetische KFO Implantatkrone Adhäsivbrücke Entscheidungspfade bei Aplasie eines oder beider OK 2er unter Berücksichtigung der relevanten Begleitaspekte. Letzteres ist Grundlage für die Auswahl des individuell optimalen Therapiekonzepts (Diagramm 1). ZBW 8-9/2015 43 Fortbildung sinnvoll, durch eine Ausgleichsextraktion der UK 4er sowie ggf. des kontralateral angelegten 2er gleichzeitig die Diskrepanzen zwischen Zahn- und Kiefergröße sowie zwischen Zahnzahl in OK und UK auszugleichen. Im Falle einer ausgeprägten Distalverzahnung mit posteriorer Lage der UK-Dentition (sog. AngleKlasse II) kann durch einen bilateralen Lückenschluss isoliert im OK gleichzeitig eine dentoalveoläre Kompensation der Anomalie erfolgen; dies gilt jedoch nur, wenn eine dentoalveoläre Kompensation im individuellen Fall auch unabhängig von der Aplasie in Erwägung zu ziehen wäre. Letzteres trifft dann zu, wenn sich der Lückenschluss mit Retraktion der OK-Inzisivi nicht ungünstig auf das Gesichtsprofil auswirkt und die apikale Basis im OK-Frontzahnbereich nicht zu weit anterior liegt bzw. die Inzisivi keine ausgeprägte Steilstellung aufweisen. Die entsprechenden Entscheidungspfade sind in Diagramm 1 dargestellt. spiel in Abb. 1) ist grundsätzlich einfacher durchzuführen, wenn die kieferorthopädische Therapie schon relativ früh eingeleitet wird. In diesem Fall kann, bei nur unilateraler Aplasie durch Extraktion des auf der Gegenseite angelegten 2er und ggf. apparativ gesteuert, ein mesialer Durchbruch der 3er in die 2er-Region erreicht werden, was den therapeutischen Aufwand für die spätere Mesialisierung des 3er reduziert und häufig auch zu einer günstigeren gingivalen Situation führt. Die Frage der Anlage der Weisheitszähne ist bei der Entscheidung für oder gegen einen Lückenschluss eher von untergeordneter Bedeutung. Zwar ist bei Aplasie eines oder beider OK 2er eine 8er-Anlage im OK – aufgrund der bei einem Lückenschluss sich verbessernden Platzsituation und der damit verbundenen höheren Wahrscheinlichkeit der spontanen Einstellung der 8er in den Zahnbogen – grundsätzlich wünschenswert, jedoch im Unterschied zur Aplasie der UK 5er nicht zwangsweise notwendig. Die Begründung hierOrthodontischer Lückenschluss. Ein großer Vor- für liegt darin, dass im Falle einer Mesialisierung der teil des orthodontischen Lückenschlusses bei Nichtan- oberen Dentition um eine ganze Prämolaren- bzw. lage eines bzw. beider oberer 2er besteht darin, dass Zahnbreite immer noch eine gute Verzahnung im Seidie Lücke schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt, tenzahnbereich mit sicherer vertikaler Abstützung alund zwar nach erfolgtem Durchbruch des OK 3er (mit ler OK- und UK-7er gegeben ist. Die mittlerweile gut etablierten Möglichkeiten der durchschnittlich ca. 10,7 Jahren bei Mädchen bzw. 11,5 Jahren bei Jungen [3, 4]), und zudem mit einem skelettalen Verankerung im Oberkiefer vereinfachen natürlichen Zahn geschlossen wird. So entfällt die den orthodontischen Lückenschluss bei Aplasie der Notwendigkeit einer temporären prothetischen Versor- OK 2er beträchtlich. Sie erleichtern grundsätzlich die gung der 2er-Lücken z. B. mit einer Klammerprothese Einstellung einer guten Okklusion, und zwar insbebzw. mit einer knöchern verankerten provisorischen sondere dann, wenn größere sagittale oder transverKrone, die entweder direkt über eine Minischrau- sale rechts-links Asymmetrien bestehen, oder eine be im Alveolarfortsatz oder über einen Ausleger an progene Tendenz vorliegt. In der Vergangenheit stellte Abbildung 1:Minischrauben Lückenschluss mitEinstellung Einstellung der Eckzähne an 2er-Stelle 1.und Abbildung 1:1:Lückenschluss mit Einstellung der anan 2er-Stelle imim 1.Position und 2. Abbildung Lückenschluss mit Einstellung der Eckzähne an 2er-Stelle imim 1.der Abbildung Lückenschluss mit Einstellung der Eckzähne 2er-Stelle 1. und 2.und Abbildung 1:1: Lückenschluss mit der Eckzähne an 2er-Stelle im 1. und 2.2.2. dieEckzähne progene Tendenz mit relativ dorsaler zwei palatinalen im Gaumen befestigt OK-Dentition eineZapfenzahn Kontraindikation für einen Lüwerden bei kann. Ein orthodontischer Lückenschluss mit Quadranten Zahn 12 und (extrahiertem) Zapfenzahn 22.22. Trotz progener Quadranten bei Nichtanlage Zahn 12 und (extrahiertem) Zapfenzahn 22. Trotz progener Quadranten bei Nichtanlage Zahn und (extrahiertem) Zapfenzahn 22. Trotz progener Quadranten beiNichtanlage Nichtanlage Zahn 12 und (extrahiertem) Zapfenzahn Trotz progener Quadranten bei Nichtanlage Zahn 1212 und (extrahiertem) 22. Trotz progener Einstellung der OK 3er an 2er-Stelle (siehe Fallbei- ckenschluss im OK dar. Das Problem war, dass bei Wachstumstendenz (skelettale Klasse III) eine Ausgleichsextraktion imim UK nicht Wachstumstendenz (skelettale Klasse III) war eine Ausgleichsextraktion im nicht Wachstumstendenz (skelettale Klasse III) war eine Ausgleichsextraktion im UKUK nicht Wachstumstendenz (skelettale Klasse III)war war eine Ausgleichsextraktion UK nicht Wachstumstendenz (skelettale Klasse III) war eine Ausgleichsextraktion im UK nicht erforderlich. DaDasich Eckzähne nach Reduzierung ihrer Spitze gut als 2er-Ersatz erforderlich. Da sich die Eckzähne nach Reduzierung ihrer Spitze gut alsals 2er-Ersatz erforderlich. Dadie sich dieEckzähne Eckzähne nach Reduzierung ihrer Spitze gut 2er-Ersatz erforderlich. Da sich die nach Reduzierung ihrer Spitze gut als 2er-Ersatz erforderlich. sich die Eckzähne nach Reduzierung ihrer Spitze gut als 2er-Ersatz Lückenschluss mit Einstellung beider Eckzähne an 2er-Stelle beimit Nichtanlage Zahn 12 und eigneten, verzichtete die Patientin sogar auf deren Umformung Komposit. eigneten, verzichtete die Patientin sogar auf deren Umformung mit Komposit. eigneten, verzichtete die Patientin sogar auf deren Umformung mit Komposit. eigneten, verzichtete die Patientin sogar auf deren Umformung mit Komposit. eigneten, verzichtete die Patientin sogar auf deren Umformung mit Komposit. (extrahiertem) Zapfenzahn 22. Trotz progener Wachstumstendenz (skelettale Klasse III) war eine Ausgleichsextraktion im UK nicht erforderlich (Abb. 1). Fotos : Prof. Lapatki 44 Initialbefund. Aplasie 12 und Zapfenzahn 22, Durchbruch Zahn 13 mesial von 53. Initialbefund. Aplasie 12Zapfenzahn und Zapfenzahn 22, Durchbruch Zahn 1313 mesial 53 Initialbefund. Aplasie 1212 und 22,22, Durchbruch Zahn 13 mesial vonvon 53von Initialbefund. Aplasie 12 und 22, Zahn von Initialbefund. Aplasie und Durchbruch Zahn 13 mesial 53 Initialbefund. Aplasie 12Zapfenzahn undZapfenzahn Zapfenzahn 22,Durchbruch Durchbruch Zahn 13mesial mesial von5353 ZBW 8-9/2015 www.zahnaerzteblatt.de Fortbildung Initialbefund. Aplasie 1212 und Zapfenzahn 22, Durchbruch Zahn 13 mesial von 53 Initialbefund. Aplasie 12 Zapfenzahn 22, Durchbruch Zahn 13 mesial von 53 Initialbefund. Aplasie und Zapfenzahn 22, Durchbruch Zahn 13 mesial von 53 Initialbefund. Aplasie 1212und und Zapfenzahn 22, Durchbruch Zahn 131313 mesial von 535353 Initialbefund. Aplasie 12 und Zapfenzahn 22, Durchbruch Zahn mesial von Initialbefund. Aplasie und Zapfenzahn 22, Durchbruch Zahn mesial von Zwischenbefunde. Mittels funktionskieferorthopädischer Apparatur (Progenie-Aktivator) konnte das UK-Wachstumkonnte gehemmt, Zwischenbefunde. Mittels funktionskieferorthopädischer Apparatur (Progenie-Aktivator) konnte Zwischenbefunde. Mittels funktionskieferorthopädischer Apparatur (Progenie-Aktivator) konnte Zwischenbefunde. Mittels funktionskieferorthopädischer Apparatur (Progenie-Aktivator) Zwischenbefunde. Mittels funktionskieferorthopädischer Apparatur (Progenie-Aktivator) konnte Zwischenbefunde. Mittels funktionskieferorthopädischer Apparatur (Progenie-Aktivator) konnte Zwischenbefunde. Mittels funktionskieferorthopädischer Apparatur (Progenie-Aktivator) konnte und im OK eine sagittal symmetrische Situation erreicht werden. Mit Hilfe der Segmentbogentechnik nach Burstone erfolgte eine das UK-Wachstum gehemmt, und im OK eine sagittal symmetrische Situation erreicht werden. das UK-Wachstum gehemmt, und im OK eine sagittal symmetrische Situation erreicht werden. das UK-Wachstum gehemmt, und imim OK eine sagittal symmetrische Situation erreicht werden. das UK-Wachstum gehemmt, und eine sagittal symmetrische Situation erreicht werden. das UK-Wachstum imim OK eine sagittal symmetrische Situation erreicht werden. simultane Intrusion undgehemmt, Retraktion desund Frontzahnblocks; der hohe Angriff der Distalisationskraft im Bereich des Widerstandszendas UK-Wachstum gehemmt, und OKOK eine sagittal symmetrische Situation erreicht werden. Mit Hilfe der Segmentbogentechnik nach Burstone erfolgte eine simultane Intrusionund und Mit Hilfe der Segmentbogentechnik nach Burstone erfolgte eine simultane Intrusion Mit Hilfe der Segmentbogentechnik nach Burstone erfolgte eine simultane Intrusion und trums der Frontzähne verhinderte deren Steilstellung. Mit Hilfe der Segmentbogentechnik nach Burstone erfolgte eine simultane Intrusion und Mit Hilfe der Segmentbogentechnik nach Burstone erfolgte eine simultane Intrusion und Mit Hilfe der Segmentbogentechnik nach Burstone erfolgte eine simultane Intrusion und Retraktion des Frontzahnblocks; der hohe Angriff der Distalisationskraft im Bereich des Retraktion des Frontzahnblocks; der hohe Angriff der Distalisationskraft Retraktion des Frontzahnblocks; der hohe Angriff der Distalisationskraft im Bereich des Retraktion des Frontzahnblocks; der hohe Angriff der Distalisationskraftim imBereich Bereichdes des Retraktion des Frontzahnblocks; der hohe Angriff der Distalisationskraft imim Bereich des Retraktion des Frontzahnblocks; der hohe Angriff der Distalisationskraft Bereich des Widerstandszentrums der Frontzähne verhinderte deren Steilstellung. Widerstandszentrums der Frontzähne verhinderte deren Steilstellung. Widerstandszentrums der Frontzähne verhinderte deren Steilstellung. Widerstandszentrums der Frontzähne verhinderte deren Steilstellung. Widerstandszentrums der Frontzähne verhinderte deren Steilstellung. Widerstandszentrums der Frontzähne verhinderte deren Steilstellung. erapieabschluss. Sehr gute ästhetische und funktionelle Situation mit Verzahnung im SeitenTherapieabschluss. Sehr gute ästhetische und Situation mitmitVerzahnung im im Seitennbereich von 1 Sehr PbTherapieabschluss. distal aufgrund des isolierten Lückenschlusses imfunktionelle OK. Sehr ästhetische und funktionelle Situation Verzahnung Seitenpieabschluss. gute ästhetische und gute funktionelle Situation mit Verzahnung im Seitenzahnbereich von 1 Pb distal aufgrund des isolierten Lückenschlusses im OK. zahnbereich von 1 Pb distal aufgrund des isolierten Lückenschlusses im OK. ereich von 1 Pb distal aufgrund des OK. mit Verzahnung Therapieabschluss. Sehr guteLückenschlusses ästhetische undim funktionelle Situationim mit Verzahnungvonim1 Pb SeitenTherapieabschluss. Sehrisolierten gute ästhetische und funktionelle Situation distal Therapieabschluss. Therapieabschluss. Sehr gute Sehr ästhetische gute ästhetische und funktionelle und funktionelle Situation Situation mitSeitenzahnbereich Verzahnung mit Verzahnung im SeitenSeitenTherapieabschluss. Sehr gute ästhetische und funktionelle Situation mit Verzahnung im im Seitenaufgrund des isolierten Da sich die Eckzähne nach Reduzierung gut als 2er-Ersatz eigneten, zahnbereich von 1Lückenschlusses Pb distal des isolierten imihrer OK.Spitzemit Therapieabschluss. Sehr aufgrund guteim OK. ästhetische undLückenschlusses funktionelle Situation Verzahnung im Seitenzahnbereich zahnbereich vondievon 1Patientin Pb von Pbaufgrund distal aufgrund des des isolierten des Lückenschlusses Lückenschlusses im OK. im OK. zahnbereich 1distal Pb1 distal isolierten Lückenschlusses im OK. verzichtete aufaufgrund deren Umformung mitisolierten Komposit. zahnbereich von 1sogar Pb distal aufgrund des isolierten Lückenschlusses im OK. Prä-/postPrä-/posttherapeutischer Prä-/posttherapeutischer Prä-/postVergleich der Prä-/posttherapeutischer Vergleich der therapeutischer Frontzahntherapeutischer Prä-/postPrä-/postPrä-/postVergleich der FrontzahnVergleich der Prä-/postästhetik. therapeutischer Vergleich der therapeutischer therapeutischer Frontzahnästhetik. Frontzahntherapeutischer FrontzahnVergleich Vergleich der der der Vergleich ästhetik. ästhetik. Vergleich der ästhetik. FrontzahnFrontzahnFrontzahnFrontzahnästhetik. ästhetik. ästhetik. ästhetik. www.zahnaerzteblatt.de Prä-/posttherapeutischer Vergleich der Frontzahnästhetik. ZBW 8-9/2015 45 46 Fortbildung Mesialisierung der OK-Seitenzähne – aufgrund des orthodontischen Lückenschluss gewisse planerische 3. Newton’schen Axioms (Actio = Reactio) – eine und therapeutische Grundsätze zu berücksichtigen, die einen entscheidenden Einfluss die ästhetische Retraktion der OK 1er imorthodontischer Zuge des Lückenschlusses Abbildung 2: Kompletter Lückenschluss bei Aplasie derauf Zähne 14, 24, zumindest in gewissem Ausmaß unvermeidbar war. Endsituation besitzen (Abb. 3). Zum einen müssen 25, 35Diesund allerfür einen Weisheitszähne. asymmetrische Verteilung der 2er-Stelle positionierte Eckzähne generell etwas führteAnlage zu einem Risiko Kopf- bzw. um- anDie weiter kaudal, d. h. extrudiert, eingestellt werden, um gekehrten Überbiss. Die Anwendung einer skelettalen Abbildung Abbildung 2: 2: Kompletter Kompletter orthodontischer orthodontischer Lückenschluss Lückenschluss bei bei Aplasie Aplasie der der Zähne Zähne 14, 14, 24, 24, Nichtanlagen im Prämolarenbereich mit Aplasie von zwei Prämolaren im 2. Verankerung im anterioren Gaumenbereich ermög- den relativ kranialen Gingivaverlauf dieser Zähne zu 25, 25, 35 35 und und Anlage Anlage aller aller Weisheitszähne. Weisheitszähne. Die Die asymmetrische Verteilung Verteilung der der Quadranten wurde durch Transplantation von Zahnasymmetrische 45und ineineregio kompensiert. kompensieren scheinbare Reduzierung licht heutzutage jedoch relativ problemlos eine isolierAbbildung 2: Kompletter orthodontischer Lückenschluss bei Aplasie der 24 Zähne 14, 24, der Nichtanlagen Nichtanlagen im Prämolarenbereich Prämolarenbereich mit mit Lückenschluss Aplasie Aplasie von von zwei zwei Prämolaren Prämolaren im im der 2. 2. Kronengröße zu erreichen. Daraus folgt die Notwente Mesialisationim der Seitenzähne, bzw., falls indiziert Dadurch war ein rein kieferorthopädischer durch Mesialisation 25, 35 und Anlage aller Weisheitszähne. Die asymmetrische Verteilung der digkeit der Reduzierung der Eckzahnspitze sowie der sogar der gesamten Zahnreihe (siehe Fallbeispiel in Abbildung 2: Kompletter orthodontischer Lückenschluss bei Aplasie der Zähne 14, 24, Abbildung 2:wurde Kompletter Lückenschluss derkompensiert. Zähne 14, 24, Quadranten Quadranten wurde durch durchorthodontischer Transplantation Transplantation von von Zahn ZahnReduzierung 45 45bei in inAplasie regio regio 24 24 kompensiert. palatinalen der Kronendicke zur VermeiAbb. 2),in sodass diese Kontraindikation zumindest in Seitenzähne allen vier Quadranten um eine Prämolarenbreite (unterstützt durch Nichtanlagen im Prämolarenbereich mit Aplasie von zwei Prämolaren im 2. 25, 35 und Anlage aller Weisheitszähne. Die asymmetrische Verteilung der 25, einem 35Abbildung und Anlage aller eigentlich Weisheitszähne. Die Verteilung der Dadurch Dadurch war war ein ein rein rein kieferorthopädischer kieferorthopädischer Lückenschluss durch durch Mesialisation Mesialisation der der dung einer asymmetrische zu weitbei labialen Position des an 2er-Stelle modernen Therapiekonzept der Ver- Lückenschluss 2: Kompletter orthodontischer Lückenschluss Aplasie der Zähne 14, 24, Quadranten wurde durch Transplantation von Zahn 45 in regio 24 kompensiert. skelettale Verankerungsmaßnahmen in beiden Kiefern) möglich. stehenden dickeren 3er. Auch eine mesiale und distale gangenheit angehört. Nichtanlagen im Prämolarenbereich mit Aplasie von zwei Prämolaren im 2. Nichtanlagen im Prämolarenbereich Aplasie von zwei Prämolaren im 2. Seitenzähne Seitenzähne in in allen allen vier vier Quadranten Quadranten um um eine eine Prämolarenbreite Prämolarenbreite (unterstützt (unterstützt durch durch 25,war 35 ein undreinAnlage aller Weisheitszähne. Die Schmelzreduktion asymmetrische Verteilung Dadurch kieferorthopädischer Lückenschluss durch Mesialisation der der approximale ist häufig notwendig, Quadranten wurde durch Transplantation von Zahn 45 in regio 24 Quadranten wurde durch Transplantation von Zahn 45 inder regio 24 kompensiert. kompensiert. skelettale skelettale Verankerungsmaßnahmen Verankerungsmaßnahmen in in beiden beiden Kiefern) Kiefern) möglich. möglich. Nichtanlagen Prämolarenbereich mit Aplasie von zwei Prämolaren imund2. um eine Harmonie in Breitenrelation von OKPositionierung und im Umgestaltung 3er und 4er. Seitenzähne in allen vier Quadranten um eine Prämolarenbreite (unterstützt durch UK-Frontzahnmaterial zu gewährleisten (Abb. 3). Aufgrund der großen Bedeutung der FrontzahnäsDadurch war ein rein kieferorthopädischer Lückenschluss durch Mesialisation der Dadurch war ein rein kieferorthopädischer durch Mesialisation der Quadranten wurde durch Transplantation von möglich. Zahn 45 in regio 24 kompensiert. skelettale Verankerungsmaßnahmen Diese einschleifenden Maßnahmen sind spätestens thetik insbesondere im Oberkiefer sind in bei beiden einem Kiefern) Seitenzähne in allen vier Quadranten um (unterstützt durch Seitenzähne in war allenein vier Quadranten um eine eine Prämolarenbreite Prämolarenbreite (unterstützt durch Dadurch rein kieferorthopädischer Lückenschluss durch Mesialisation der skelettale Verankerungsmaßnahmen in möglich. skelettale Verankerungsmaßnahmen in beiden beiden Kiefern) möglich. Seitenzähne in allen vier Quadranten um Kiefern) eine Prämolarenbreite (unterstützt durch Initialbefund. Zusätzlich zu den vier skelettale Verankerungsmaßnahmen in beiden Kiefern)der möglich. Kompletter orthodontischer Lückenschluss bei Aplasie Zähne 14, 24, 25, 35 asymmetrisch verteilten Zahnnichtund Anlage aller Weisheitszähne. Die asymmetrische Verteilung der Nichtanlagen im Initialbefund. Initialbefund. Zusätzlich Zusätzlich zu zu den den vier vier anlagen waren alle Milchmolaren Prämolarenbereich mit Aplasie asymmetrisch asymmetrisch verteilten verteilten ZahnnichtInitialbefund. Zusätzlich zuZahnnichtdenvon vierzwei Prämolaren im 2. Quadranten wurde durch Transankylosiert. plantation von Zahn 45 in regio 24 kompensiert. Dadurch wurde ein kompletter Lückenanlagen anlagen waren waren alle alle Milchmolaren Milchmolaren asymmetrisch verteilten Zahnnichtschluss rein durchalle kieferorthopädische Maßnahmen möglich (Abb. 2). ankylosiert. ankylosiert. anlagen waren Milchmolaren Initialbefund. Zusätzlich zu Initialbefund. Zusätzlich zu den den vier vier ankylosiert. Initialbefund. Zusätzlich zu den vier asymmetrisch verteilten Zahnnichtasymmetrisch verteilten Zahnnichtasymmetrisch verteilten Zahnnichtanlagen anlagen waren waren alle alle Milchmolaren Milchmolaren anlagen waren alle Milchmolaren Initialbefund. ankylosiert. ankylosiert. ankylosiert. ZBW 8-9/2015 Zusätzlich zu den vier asymmetrisch verteilten Zahnnichtanlagen waren alle Milchmolaren ankylosiert. Zwischenbefunde. Zwischenbefunde.Röntgenkontrollen: Röntgenkontrollen: Röntgenkontrollen:links: links: links: Zahnfilm Zahnfilm Zwischenbefunde. Röntgenkontrollen: links: Zahnfilm Zwischenbefunde. Zahnfilm unmittelbar unmittelbar nach nach Transplantation Transplantation von von Zahn Zahn 45 45 in in regio 24; Zwischenbefunde. Röntgenkontrollen: links: Zahnfilm unmittelbar nach Transplantation vonvon Zahn 45 in 24; 24; unmittelbar nach Transplantation Zahn 45regio inregio regio 24; unmittelbar nachKontrollaufnahme Transplantation von Zahn 45 in regio 24 Mitte: Mitte: Kontrollaufnahme vier vier Monate Monate später; später; rechts rechts Mitte: Kontrollaufnahme Kontrollaufnahme vier Monate später; rechts Mitte: Monate später; rechts (durchgeführt von Dr. Dr. Schlömer u. Dr.Röntgenkontrollen: S.vier Ostertag, Zwischenbefunde. links: Zahnfilm (Panoramaaufnahme): (Panoramaaufnahme): Situation Situation ein ein Jahr Jahr nach nach (Panoramaaufnahme): Situation ein Jahr nach Zentrum für ZMK, Universitätsklinikum Ulm); Mitte: Kontroll(Panoramaaufnahme): Situation von einZahn Jahr nach unmittelbar nachRöntgenkontrollen: Transplantation 45 inZahnfilm regio 24; Zwischenbefunde. links: Zwischenbefunde. Röntgenkontrollen: links: Zahnfilm aufnahme vier Monate später; rechts (Panoramaaufnahme): Transplantation; Transplantation; Foto: Foto: Lückenschluss Lückenschluss im im OK OK durch durch reine reine Transplantation; Foto: Lückenschluss im OK durch reine Transplantation; Foto: Lückenschluss im OK durch reine Kontrollaufnahme viervon Monate später; rechts unmittelbar nach Transplantation Zahn 45 in 24; Situation ein Mitte: Jahr nach Transplantation; Foto: Lückenschluss unmittelbar nach Transplantation von Zahn 45 in regio regio 24; Mesialisation Mesialisation aller aller Molaren Molaren verankert verankert an zwei zwei median median im Mesialisation aller Molaren verankert an an zwei median im im (Panoramaaufnahme): Situation ein Jahr nach imMesialisation OKMitte: durch Mesialisation aller Molaren verankert an zwei aller Molaren verankert an zwei median im vier Monate Mitte: Kontrollaufnahme Kontrollaufnahme vier Monate später; später; rechts rechts anterioren Gaumen Minischrauben. anterioren anterioren Gaumen Gaumen gesetzten gesetzten Minischrauben. Minischrauben. median im anterioren Gaumengesetzten gesetzten Minischrauben. Transplantation; Foto: Lückenschluss im OK durch reine anterioren Gaumen gesetzten Minischrauben. (Panoramaaufnahme): Situation ein (Panoramaaufnahme): Situation ein Jahr Jahr nach nach Mesialisation aller Molaren verankert an zwei median im Transplantation; durch Transplantation; Foto: Foto: Lückenschluss Lückenschluss im im OK OKwww.zahnaerzteblatt.de durch reine reine anterioren Gaumen gesetzten Minischrauben. Mesialisation Mesialisation aller aller Molaren Molaren verankert verankert an an zwei zwei median median im im anterioren anterioren Gaumen Gaumen gesetzten gesetzten Minischrauben. Minischrauben. Fortbildung Endphase der derder Therapie (aktueller Zustand). Zustand). Eine Neutralokklusion ist bereits eingestellt; einer Feineinstellung kann in Endphase der Therapie (aktueller Zustand). Restlückenschluss im 1. Quadranten mittels Endphase Endphase Therapie Therapie (aktueller (aktueller Zustand). Restlückenschluss Restlückenschluss imnach im 1. 1. Quadranten Quadranten mittels mittels Endphase der Therapie (aktueller Zustand). Restlückenschluss Quadranten mittels Endphase der Therapie (aktueller Zustand). Restlückenschluss im 1. Quadranten mittels Endphase Therapie (aktueller Zustand). Restlückenschluss imim 1. Quadranten mittels maximal drei der Monaten das Debracketing erfolgen; die Gingivahyperplasie sowie die Gingivaretraktion an1. Zahn 31 erfordern paroLoopbogen; eine Neutralokklusion ist bereits eingestellt; nach einer Feineinstellung Loopbogen; Loopbogen; eine eine Neutralokklusion Neutralokklusion ist ist bereits bereits eingestellt; eingestellt; nach nach einer einer Feineinstellung Feineinstellung dontalchirurgische Maßnahmen; posterior ist in allen Platz füreingestellt; den Durchbruch der 8er vorhanden. Loopbogen; eineNeutralokklusion Neutralokklusion bereits eingestellt; nach einer Feineinstellung Loopbogen; eineeine Neutralokklusion ist Quadranten bereits eingestellt; nach einer Feineinstellung Loopbogen; ististbereits nach einer Feineinstellung kann in maximal drei Monaten das Debracketing erfolgen; die Gingivahyperplasie sowie kann kann in in maximal maximal drei drei Monaten Monaten das das Debracketing Debracketing erfolgen; erfolgen; die die Gingivahyperplasie Gingivahyperplasie sowie sowie kann maximal drei Monaten das Debracketing erfolgen; dieGingivahyperplasie Gingivahyperplasie sowie kannkann in maximal dreidrei Monaten das das Debracketing erfolgen; die Gingivahyperplasie sowie in in maximal Monaten Debracketing erfolgen; die sowie die Gingivaretraktion an Zahn 31 erfordern parodontalchirurgische Maßnahmen; die die Gingivaretraktion Gingivaretraktion an an Zahn Zahn 31 31 erfordern erfordern parodontalchirurgische parodontalchirurgische Maßnahmen; Maßnahmen; dieGingivaretraktion Gingivaretraktion anZahn Zahn 31erfordern erfordern parodontalchirurgische Maßnahmen; die die Gingivaretraktion an an Zahn 31 31 erfordern parodontalchirurgische Maßnahmen; parodontalchirurgische Maßnahmen; vor der kieferorthopädischen Finishing-Phase durchdefinitive ästhetische Korrekturen der 3er- und 4erposterior ist in allen Quadranten Platz für den Durchbruch der 8er vorhanden. posterior posterior ist ist in in allen allen Quadranten Quadranten Platz Platz für für den den Durchbruch Durchbruch der der 8er 8er vorhanden. vorhanden. posterior ist allen Quadranten Platz den Durchbruch der 8ervorhanden. vorhanden. posterior istund inistallen Quadranten Platz für den Durchbruch der 8er vorhanden. posterior in in allen Quadranten Platz fürfür den Durchbruch der 8er zuführen bewirken, dass ein später umgestalteter Kronenformen mittels Komposit oder Veneers sollten Eckzahn viel eher als „lateraler Schneidezahn“ wahrgenommen wird. Im Gegensatz zum Eckzahn ist beim an Eckzahnstelle eingestellten ersten Prämolaren darauf zu achten, dass der Gingivaverlauf ausreichend weit kranial ‒ optimalerweise auf Höhe des Gingivaverlaufes der 1er ‒ zu liegen kommt. Dafür ist es zumeist notwendig, den Zahn nicht ganz in Okklusion, d. h. intrudiert, einzustellen und die labiale Facette später mit Komposit oder durch ein Veneer nach inzisal zu verlängern (Abb. 3). Bei Berücksichtigung dieser Grundregeln wird eine individuell optimale Ausgangsbasis für die plastischen Umgestaltungsmaßnahmen geschaffen. Die Reduzierung der zentralen labialen Eckzahnwölbung zur Angleichung der Vestibulärfläche an diejenige eines 2er, eine Anpassung der Zahnfarbe durch Vitalbleaching (falls notwendig) sowie weitere Abbildung 3: Spezifische vertikale Positionierung Spezifische vertikale Positionierung und plastische und Umplastischeder Umgestaltung der mesialisierten 3er und gestaltung mesialisierten 3er und 4er bei Aplasie der4er OK 2er orthodontischem (modifiziert nach bei und Aplasie der OK Lückenschluss 2er und orthodontischem Van Waes HM, Stöckli PW. Farbatlanten der Zahnmedizin Lückenschluss (modifiziert nach Van Waes HM, Stöckli– Kinderzahnheilkunde. Thieme der 2002.) (Abb. 3). PW. Farbatlanten Zahnmedizin – erst nach Abschluss der aktivmechanischen kieferorthopädischen Therapie durchgeführt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass herausnehmbare Retentionsapparaturen den geänderten palatinalen Zahnkonturen angepasst und semipermanente Retainer erst nach den definitiven Korrekturen eingesetzt werden. Prothetischer Zahnersatz. Eine Entscheidung für einen prothetischen Ersatz nicht angelegter OK 2er kommt primär dann in Frage, wenn sich die 3er aus ästhetischen Gründen nicht als 2er-Ersatz eignen (Schema 1). Bei dieser Option muss eine sowohl mesio-­distal als auch vertikal adäquat dimensionierte Lücke ggf. erst geschaffen und bis zur definitiven prothetischen Versorgung im Erwachsenenalter erhalten werden. Bei vorliegender Asymmetrie muss zudem die Breite und Form des vorhandenen 2er Beachtung finden, damit gute Voraussetzungen für die spätere definitive Versorgung basierend auf den Tonn’schen oder Bolton-Relationen bzw. dem natürlichen Breitenverhältnis von mittleren zu seitlichen OK-Inzisivi (sog. goldener Schnitt [5]) gewährleistet sind. Dies ist ein Grund, weshalb auch im Falle einer prothetischen Lückenversorgung häufig präprothetische orthodontische Maßnahmen mit dem Ziel der Verkleinerung oder Vergrößerung der Lücke erforderlich bzw. unabdingbar für ein optimales ästhetisches und funktionelles Endergebnis sind [6, 7]. Grundsätzlich haben sich für den prothetischen Ersatz eines nicht angelegten OK 2er folgende zwei Therapieoptionen bewährt: eine implantatgestützte Keramikkrone oder eine zahngetragene Adhäsiv-Brückenversorgung [1, 8, 9] (s. Diagramm 1). Implantatkrone. Bei klinisch gesunden Nachbarzähnen ist von den beiden prothetischen Optionen Kinderzahnheilkunde. Thieme 2002.). www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2015 47 48 Fortbildung primär die implantologische Lösung in Betracht zu ziehen. Sie weist neben der Zahnhartsubstanzschonung auch Vorteile hinsichtlich der Stabilität bzw. des geringeren Verlustrisikos auf [10-13]. Eine für eine Implantation wichtige Grundvoraussetzung sind jedoch korrekte Wurzelangulationen beider Nachbarzähne. Ansonsten ist insbesondere im Bereich der allgemein relativ schmalen 2er auch bei Verwendung der geringstmöglichen Implantatdurchmesser keine optimale Implantatposition und -ausrichtung sowie kein ausreichender Abstand zwischen Implantat und benachbarten Zahnwurzeln gewährleistet [14, 15]. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, müssen die Wurzeln präprothetisch mittels labialer oder lingualer Multibracket-Apparatur korrekt eingestellt werden. Ein weiteres, relativ häufiges Problem einer implantologischen Lösung bei 2er-Aplasie besteht in der unzureichenden Dimension des Knochenlagers. Diese Situation ist zumindest teilweise vermeidbar, indem (ggf. unterstützt durch Extraktion des persistierenden Milch-IIer) ein relativ weit mesialer Durchbruch des Eckzahnes zugelassen bzw. gefördert wird. Studien zeigten, dass nach Extraktion eines bleibenden Zahnes der Knochen innerhalb der ersten 5 Jahre in der bukko-lingualen Dimension um 34 Prozent resorbiert; wurde der Alveolarknochen hingegen durch einen mesial durchbrechenden bzw. nach mesial bewegten Eckzahn gebildet und anschließend der Eckzahn zur Lückenöffnung wieder distalisiert, so konnte im 2erBereich eine Knochenverlustrate von lediglich etwa 2 Prozent über 4 Jahre nachgewiesen werden [16, 17]. Günstige gingivale Verhältnisse sind nach Implantatversorgung insbesondere dann gegeben, wenn nach der Distalisierung des Eckzahnes letzterer noch ein leichtes Zahndurchbruchspotenzial aufweist. Hier verbleibt nach der Distalisierung die Papille zum 1er hin bestehen, und nach der Eckzahndistalisation entsteht distal der 2er-Lücke eine weitere Papille. Dadurch werden die Voraussetzungen für eine spätere Implantatlösung entscheidend verbessert [6]. In manchen Fällen ist es äußerst schwierig bzw. nahezu unmöglich, eine für eine Implantation optimale Lücke zu generieren. So kann beispielsweise bei extrem kleinem Zahnmaterial die Lückenöffnung sowohl im koronalen als auch im interradikulären Bereich limitiert sein. Des Weiteren kann jedoch auch bei koronal ausreichenden Platzverhältnissen das Erreichen eines genügend großen Abstandes zwischen den die Lücke begrenzenden Wurzeln schwierig sein. Letzteres trifft speziell für Patienten zu, bei denen im Sinne einer dentoalveolären Kompensation einer Progenie die oberen Inzisivi protrudiert stehen; in dieser Situation ist eine Platzbeschaffung durch labialen Wurzeltorque aufgrund der kleinen apikalen Basis im Oberkiefer nicht möglich. Adhäsivbrücke. Als zahngetragene Alternative für eine Implantatkrone ist bei gesunden Nachbarzähnen, aufgrund des hohen Zahnhartsubstanzverlustes infolge Präparation, eine konventionelle Brückenversorgung als am wenigsten geeignet einzustufen. Im Vergleich ZBW 8-9/2015 dazu stellen Adhäsivbrücken eine deutlich weniger invasive Therapieoption dar, wobei sich die nur an einem Nachbarzahn verankerte Brücke aufgrund einer geringeren Verlustrate als vorteilhafter herausgestellt hat [9]. Die Komplikationsrate ist jedoch bei dieser Versorgungsart immer noch höher als bei konventionellen Brückenversorgungen. So wird vor allem bei metallbasierten Konstruktionen von relativ häufigem Debonding des Gerüstes sowie von einem Verlust der Kompositverblendung bei faserverstärkten Brücken berichtet [18]. Diese Probleme werden mit vollkeramischen Restaurationen umgangen, jedoch wird hier von Frakturen der Gerüstkonstruktion berichtet, welche jedoch ebenfalls bei einflügeligen Konstruktionen seltener sind [9, 18]. Adhäsivbrücken sind als 2er-Ersatz insbesondere dann eine sinnvolle Option, wenn sich im Falle einer Entscheidung für eine prothetische Lösung die Platzschaffung interradikulär als schwierig bzw. zu aufwendig herausstellt oder wenn eine einseitige 2er-Nichtanlage mit Hypoplasie des 2er der Gegenseite auftritt. Letzteres tritt relativ häufig in Kombination auf und würde bei einer Entscheidung für eine Implantatkrone oder einen Lückenschluss zu einem stark asymmetrischen Erscheinungsbild im Frontzahnbereich führen, was ästhetisch generell als sehr ungünstig wahrgenommen wird. Aplasie multipler Zähne. Wie bereits im 1. Teil des Beitrags erwähnt, sind dentale Aplasien von mehr als vier bleibenden Zähnen (ohne Berücksichtigung der 8er) sehr selten. So beträgt die Prävalenz einer Oligodontie mit Nichtanlage von sechs oder mehr bleibende Zähnen nur 0,14 Prozent [19]. Entsprechend der Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten der betroffenen Zähne bei mehr als zwei Nichtanlagen bzw. Oligodontie können im Rahmen dieses Übersichtsbeitrages nur therapeutische Grundsätze erläutert werden. Relativ eindeutig stellt sich die Situation bei einer Kombination einer Aplasie beider UK 5er und beider OK 2er dar. Sind bei einem derartigen Patienten die Voraussetzungen für einen orthodontischen Lückenschluss hinsichtlich Gesichtsprofil sowie OK 3er Farbe und Morphologie nicht äußerst ungünstig (siehe entsprechende Erläuterungen oben), ist der komplette Lückenschluss mit Mesialisation der OKund UK-Dentition die Therapie der Wahl. Dies gilt auch bei Fällen mit Nichtanlage der UK 8er, da die Abstützung der distalsten OK-Molaren aufgrund des Lückenschlusses in beiden Kiefern mit Einstellung einer Neutralverzahnung im Seitenzahnbereich sicher gewährleistet ist. Partieller Lückenschluss. Ein Lückenschluss in allen vier Quadranten um jeweils eine Prämolarenbreite ist häufig auch bei Patienten mit Aplasie von mehr als vier permanenten Zähnen das angestrebte Ziel (Fallbeispiel siehe Abb. 4). Eine Mesialisation der Seitenzähne um mehr als zwei Prämolarenbreiten wäre zum einen zumeist sehr zeitaufwendig und andererseits auch aus ästhetischen und funktionellen Gründen nur selten sinnvoll. www.zahnaerzteblatt.de Fortbildung Abbildung4:4:Aplasie Aplasievon vonacht achtbleibenden bleibenden Zähnen Zähnen (ohne (ohne Berücksichtigung Berücksichtigung der der Abbildung Abbildung 4: Aplasie von acht bleibenden Zähnen (ohne Berücksichtigung der Abbildung 4: Aplasie von acht bleibenden Zähnen (ohne Berücksichtigung der 8er) beiprogener progener Wachstumstendenz. Kieferorthopädisch konnten fünf fünf Lücken Lücken Abbildung 4: Aplasie von acht bleibenden Zähnen (ohne Berücksichtigung der 8er) bei Wachstumstendenz. Kieferorthopädisch konnten 8er) bei progener Wachstumstendenz. Kieferorthopädisch konnten fünf Lücken 8er) bei Kieferorthopädisch konnten fünf (eine Prämolarenlücke injedem jedemQuadranten Quadranten sowie eine eine Schneidezahnlücke Schneidezahnlücke im 8er)Prämolarenlücke bei progener progener Wachstumstendenz. Wachstumstendenz. Kieferorthopädisch fünf Lücken Lücken (eine in sowie im (eine Prämolarenlücke in jedem Quadranten sowie eine Schneidezahnlücke im (eine Prämolarenlücke in jedem Quadranten sowie Schneidezahnlücke im eine (eine Prämolarenlücke jedemletztendlich Quadranten sowie im UK) geschlossen werden,insodass sodass letztendlich drei Implantatkronen erforderlich Aplasie von acht bleibenden Zähnen (ohne Berücksichtigung der Schneidezahnlücke 8er) bei progener WachsUK) geschlossen werden, drei Implantatkronen erforderlich UK) werden, letztendlich drei Implantatkronen erforderlich UK) geschlossen werden, sodass letztendlich drei Implantatkronen tumstendenz. Kieferorthopädisch konnten fünf Lücken Prämolarenlückeerforderlich in jedem UK)geschlossen geschlossen werden,sodass sodass letztendlich drei(eine Implantatkronen erforderlich waren. waren. waren. waren. Quadranten sowie eine Schneidezahnlücke im UK) geschlossen werden, sodass letztendwaren. lich drei Implantatkronen erforderlich waren (Abb. 4). Initialbefund. Aplasie aller vier OK-Prämolaren sowie der Zähne 31, 36, 41 und 45. Das Breitendefizit im OK sowie die progene Initialbefund. Aplasie aller vier OK-Prämolaren sowie der Zähne 31, 36, 41 41 und und 45. 45. Das Das Initialbefund. Aplasie aller vier OK-Prämolaren sowie der Zähne 31, 31, 36, Frontzahnbeziehung mit knappem Überbiss kompensierenden sowie Frontzahnachsenstellungen ist deutlich Initialbefund. Aplasie aller vier OK-Prämolaren 36, und Das Initialbefund. Aplasie aller vierund OK-Prämolaren sowieder der Zähne 36, 41 41erkennbar. 45. Das Initialbefund. Aplasie aller vier OK-Prämolaren sowie der Zähne 31, und 45. Das Breitendefizit imimOK sowie die progene Frontzahnbeziehung mit knappem Überbiss und und Breitendefizit OK sowie die progene Frontzahnbeziehung mit knappem Überbiss Breitendefizit im OK sowie die progene Frontzahnbeziehung mit knappem Überbiss und Breitendefizit im OK sowie die progene Frontzahnbeziehung mit knappem und Breitendefizit im OK sowie die progene Frontzahnbeziehung mit knappem Überbiss und kompensierenden Frontzahnachsenstellungen ist deutlich erkennbar. kompensierenden Frontzahnachsenstellungen ist deutlich erkennbar. kompensierenden Frontzahnachsenstellungenist istdeutlich deutlicherkennbar. erkennbar. kompensierenden Frontzahnachsenstellungen kompensierenden Frontzahnachsenstellungen ist deutlich erkennbar. Zwischenbefund. MittelsMittels eines Progenie-Aktivators konnte der OK sagittal und transversal gut sagittal nachentwickelt und der ZahnZwischenbefund. eines Progenie-Aktivators konnte OK und transversal Zwischenbefund. Mittels eines Progenie-Aktivators konnte der OK sagittal und transversal Zwischenbefund. Mittels eines Progenie-Aktivators konnte derder OK sagittal und transversal durchbruch im OK nach mesial gesteuert werden; dadurch wurde die Ausgangssituation für die anschließende festsitzende TheZwischenbefund. Zwischenbefund. Mittels Mittels eines eines Progenie-Aktivators Progenie-Aktivators konnte konnte der der OK OK sagittal sagittal und und transversal transversal nachentwickelt, und Zahndurchbruch gesteuert werden; dadurch wurde gut nachentwickelt, und der Zahndurchbruch gesteuert werden; dadurch wurde die gutgut nachentwickelt, derder Zahndurchbruch gesteuert werden; dadurch wurde diedie rapie deutlich verbessert. und gut gut nachentwickelt, nachentwickelt, und und der der Zahndurchbruch Zahndurchbruch gesteuert gesteuert werden; werden; dadurch dadurch wurde wurde die die Ausgangssituation für die anschließende festsitzende Therapie deutlich verbessert. Ausgangssituation für die anschließende festsitzende Therapie deutlich verbessert. Ausgangssituation für die anschließende festsitzende Therapie deutlich verbessert. Ausgangssituation Ausgangssituation für die für anschließende die anschließende festsitzende festsitzende Therapie Therapie deutlich deutlich verbessert. verbessert. ZBW 8-9/2015 www.zahnaerzteblatt.de 49 Zwischenbefund. Mittels eines Progenie-Aktivators konnte OK sagittal transversal Zwischenbefund. Mittels eines Progenie-Aktivators konnte OK sagittal und transversal Zwischenbefund. Mittels eines Progenie-Aktivators konnte derder OKder sagittal undund transversal Zwischenbefund. Mittels eines Progenie-Aktivators konnte der OK sagittal und transversal Zwischenbefund. Mittels eines Progenie-Aktivators konnte der OK sagittal und transversal gut nachentwickelt, und der Zahndurchbruch gesteuert werden; dadurch wurde gutZwischenbefund. nachentwickelt, undZahndurchbruch der Progenie-Aktivators Zahndurchbruch gesteuert dadurch wurde gut nachentwickelt, undMittels der gesteuert werden; wurde die die die 50 Fortbildung eines konnte derwerden; OKdadurch sagittal und transversal gut nachentwickelt, und Zahndurchbruch gesteuert werden; dadurch wurde gutAusgangssituation nachentwickelt, und der der Zahndurchbruch gesteuert werden; dadurch wurde die die Ausgangssituation anschließende festsitzende Therapie deutlich verbessert. für die festsitzende Therapie deutlich verbessert. Ausgangssituation für für die die anschließende festsitzende Therapie deutlich verbessert. gut nachentwickelt, undanschließende der Zahndurchbruch gesteuert werden; dadurch wurde die Ausgangssituation füranschließende die anschließende festsitzende Therapie deutlich verbessert. Ausgangssituation für die festsitzende Therapie deutlich verbessert. Ausgangssituation für die anschließende festsitzende Therapie deutlich verbessert. Therapieabschluss. funktionelles ästhetisches Ergebnis bilateraler Therapieabschluss. SehrSehr gutesgutes funktionelles und und ästhetisches Ergebnis mit mit bilateraler Therapieabschluss. Sehr gutes funktionelles und Ergebnis mit bilateraler Therapieabschluss. Sehr gutes funktionelles und ästhetisches Ergebnis mitästhetisches bilateraler Neutralokklusion im mit Eckund SeitenTherapieabschluss. Sehr gutes funktionelles und ästhetisches Ergebnis bilateraler Therapieabschluss. Sehr funktionelles und ästhetisches Ergebnis mit bilateraler Therapieabschluss. Sehr gutes funktionelles und ästhetisches Ergebnis mit bilateraler Neutralokklusion im Eckund Seitenzahnbereich; die waren Neutralokklusion Eckundgutes Seitenzahnbereich; angelegten UK-Inzisivi waren zahnbereich; die dreiim angelegten UK-Inzisivi waren relativ breit, sodassdie trotzdrei Fehlendrei eines angelegten UK-Inzisivus eine UK-Inzisivi frontale Abstützung Neutralokklusion im Eckund Seitenzahnbereich; die drei angelegten UK-Inzisivi waren Neutralokklusion im Eckund Seitenzahnbereich; die drei angelegten UK-Inzisivi waren Neutralokklusion im Eckund Seitenzahnbereich; die drei angelegten UK-Inzisivi waren Neutralokklusion im Eckund Seitenzahnbereich; die drei angelegten UK-Inzisivi waren erreicht werden konnte; eine trotz „Mittellinienverschiebung“ im UK aufgrund eines zentral eingestellten mittleren Schneidezahnes relativ breit, sodass Fehlen UK-Inzisivus frontale Abstützung erreicht werden relativ breit, sodass trotz Fehlen eineseines UK-Inzisivus eine eine frontale Abstützung erreicht werden relativ breit, sodass trotz Fehlen eines UK-Inzisivus eine frontale Abstützung erreicht werden wird (im Gegensatz zum OK) ästhetisch als kaum störend empfunden. Prothetische Versorgung durch Priv. Doz. Dr. Frank Butz, relativ breit, sodass trotz Fehlen eines UK-Inzisivus eine frontale Abstützung erreicht werden relativ breit, sodass trotz Fehlen eines UK-Inzisivus eine frontale Abstützung erreicht werden relativ breit, sodass trotz Fehlen eines UK-Inzisivus frontale Abstützung erreicht werden konnte; eine „Mittellinienverschiebung“ imaufgrund UKeine aufgrund eines zentral eingestellten mittleren konnte; eine „Mittellinienverschiebung“ im UK eines zentral eingestellten mittleren Abteilung füreine Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg. konnte; „Mittellinienverschiebung“ im UK aufgrund eines zentral eingestellten mittleren konnte; eine „Mittellinienverschiebung“ imzum UK aufgrund eines zentral eingestellten mittleren konnte; eine „Mittellinienverschiebung“ im OK) UK aufgrund eines zentral eingestellten mittleren konnte; eine „Mittellinienverschiebung“ im UK aufgrund eines zentral eingestellten mittleren Schneidezahnes (im Gegensatz ästhetisch als kaum störend empfunden. Schneidezahnes wird wird (im Gegensatz zum OK) ästhetisch als kaum störend empfunden. Schneidezahnes wird (im Gegensatz zum OK) ästhetisch als kaum störend empfunden. Schneidezahnes wird (im Gegensatz zum OK) ästhetisch als kaum störend empfunden. Prothetische Versorgung durch Priv. Doz. Dr. Frank Butz, Abteilung fürempfunden. Zahnärztliche Prothetische Versorgung durch Priv. Doz. Dr. Frank Butz, Abteilung für Zahnärztliche Schneidezahnes wird (im Gegensatz zum OK) ästhetisch als kaum störend empfunden. Schneidezahnes wird (im Gegensatz zum OK) ästhetisch als kaum störend Prothetische Versorgung durch Priv. Doz. Dr. Frank Butz, Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg. Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg. Prothetische Versorgung durch Doz. Dr. Frank Butz, Abteilung Zahnärztliche Prothetische Versorgung durch Priv. Doz. Dr. Frank Butz, Abteilung für Zahnärztliche Prothetische Versorgung durch Priv.Priv. Doz. Dr. Frank Butz, Abteilung für für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg. Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg. Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg. Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg. Prä-/postPrä-/posttherapeutischer therapeutischer Vergleich Vergleich derder Frontzahnästhetik. Frontzahnästhetik. Prä-/postPrä-/posttherapeutischer therapeutischer Vergleich derder Vergleich Frontzahnästhetik. Frontzahnästhetik. Prä-/posttherapeutischer Vergleich der Frontzahnästhetik. Erwähnenswert, weil relativ häufig vorkommend, ist die Situation einer Oligodontie mit Aplasie eines bzw. zweier unterer Schneidezähne. Hier ist bei günstigen Voraussetzungen eine Lückeneinengung um die Breite eines Inzisivi ohne negative Beeinflussung der Verzahnung im Eckzahn- und Molarenbereich möglich (Abb. 4). Günstige Voraussetzungen hierfür sind, dass die angelegten UK-Inzisivi in der Summe relativ zu den OK-Inzisivi eher breit sind, und dass eher eine progene Tendenz als eine Tendenz zur Distalbisslage vorliegt. ZBW 8-9/2015 Asymmetrisches Auftreten multipler Aplasien. Treten bei einem Patienten multiple dentale Aplasien asymmetrisch auf – z. B. indem innerhalb eines Kiefers auf einer Seite zwei oder mehr Zähne fehlen und die Gegenseite überhaupt nicht betroffen ist – sollte immer die Möglichkeit einer Zahntransplantation in Betracht gezogen werden (siehe auch Fallbeispiel in Abb. 2). Dies setzt grundsätzlich voraus, dass die konzeptionelle Therapieplanung rechtzeitig, d. h. deutlich vor Abschluss des Wurzelwachstums der zu www.zahnaerzteblatt.de Fortbildung transplantierenden Zähne (zumeist der Prämolaren), erfolgt. Idealerweise wird ein Zahn transplantiert, wenn er bereits eine ausreichende Wurzellänge aufweist, damit er auch im Fall eines stagnierenden Wurzelwachstums erhalten werden kann. Andererseits sollte dennoch ein offenes Foramen apicale vorliegen, um eine Regeneration der Pulpa zu ermöglichen [20]. In der Region, in welche der Zahn hinein transplantiert wird, muss ein ausreichendes Angebot an Alveolarknochen ebenso wie ein ausreichendes Platzangebot in allen Dimensionen vorliegen [21]. Zudem müssen akute oder chronische entzündliche Prozesse im Vorhinein ausgeschlossen werden [22]. Da in der Regel die Empfängerregion kein parodontales Gewebe aufweist, ist es von besonderer Bedeutung, dass der Spenderzahn einen gesunden Zahnhalteapparat besitzt und mit so viel gesundem parodontalen Gewebe wie möglich entnommen wird. Nur so kann eine funktionelle Heilung stattfinden und eine Wurzelresorptionen weitgehend vermieden werden [21]. Indikation einer frühzeitigen Implantation. Patienten mit Aplasie von mehr als vier bleibenden Zähnen bedürfen nahezu ausnahmslos einer kombinierten kieferorthopädisch-prothetischen Versorgung. Im Regelfall werden die entsprechenden Implantate erst nach Abschluss des skelettalen Wachstums gesetzt, da sonst durch weiteres Wachstum des benachbarten Alveolarfortsatzes eine Infraposition der Implantatkrone resultieren würde [9]. Eine Ausnahme diesbezüglich stellen größere zahnlose Kieferabschnitte dar, in welchen das vertikale Alveolarfortsatzwachstum nicht durch den Zahndurchbruch bzw. die spätere Migration der Zähne aus dem Periodontalspalt heraus stimuliert wird. Aus letzterem Grund kann bei diesen Patienten auch vor Abschluss des skelettalen Wachstums eine Implantation sinnvoll sein. Da auch das transversale Kieferrestwachstum mit zu berücksichtigen ist, kommt für eine frühe Implantation primär der anteriore Unterkiefer in Frage (in dieser Region ist das transversale Wachstum spätestens nach dem Durchbruch des bleibenden Eckzahnes abgeschlossen). Manche Autoren empfehlen sogar ausdrücklich eine frühe Implantation in diesem Bereich, um eine Inaktivitätsatrophie des Alveolarknochens zu vermeiden [8]. Im Oberkiefer sollte sich eine Implantation vor Wachstumsabschluss auf die lateralen Bereiche beschränken, um das anteriore Wachstum nicht negativ zu beeinflussen [23]. Zusammenfassung • Bei der Abwägung Lückenschluss vs. prothetischer Lösung spielen ästhetische Gesichtspunkte eine wichtige Rolle; relevant in diesem Zusammenhang ist insbesondere eine ungünstige Morphologie und Farbe der OK 3er in Gestalt von relativ großen und gelb gefärbten Kronen mit starker vestibulärer Wölbung und relativ weit kranial verlaufender Gingiva. • Die mittlerweile gut etablierten Möglichkeiten der skelettalen Verankerung im Oberkiefer vereinfachen den orthodontischen Lückenschluss bei Aplasie der OK 2er beträchtlich; so ist beispielsweise auch bei www.zahnaerzteblatt.de moderater progener Tendenz ein isolierter Lückenschluss im Oberkiefer ohne Ausgleichsextraktion im UK möglich. • Die für einen Lückenschluss ungünstigen Voraussetzungen hinsichtlich der OK 3er können durch einschleifende und orthodontische Maßnahmen in ihrer negativen Wirkung deutlich abgeschwächt werden; bei extremer Ausprägung können sie jedoch für eine prothetische Lösung sprechen; hier ist eine sorgfältige Abwägung der Alternativen gemeinsam mit dem Patienten angezeigt. • Bei klinisch gesunden Nachbarzähnen ist von den prothetischen Therapieoptionen bei OK 2er-Aplasie primär die implantologische Lösung in Betracht zu ziehen; Adhäsivbrücken sind insbesondere dann eine sinnvolle Option, wenn die Platzschaffung interradikulär limitiert bzw. zu aufwendig ist. • Ganz allgemein ist bei Aplasie der OK 2er sowie auch bei multiplen dentalen Aplasien eine möglichst frühzeitige Absprache zwischen behandelndem Zahnarzt und Kieferorthopäden angezeigt; denn auch im Falle einer Entscheidung für eine vollständige oder partielle Implantatlösung können ein gesteuerter Zahndurchbruch sowie bestimmte kieferorthopädische Maßnahmen die präimplantäre Ausgangssituation und somit auch das ästhetische und funktionelle Endergebnis beträchtlich verbessern. • Bei multiplen Nichtanlagen sind die Kombinationsmöglichkeiten von betroffenen Zähnen und daher auch das jeweils optimale Therapiekonzept sehr individuell; in vielen derartigen Fällen ist ein Lückenschluss in allen vier Quadranten um jeweils eine Prämolarenbreite ein adäquates und realistisches Ziel. • Bei stark asymmetrisch verteilten dentalen Aplasien sollten grundsätzlich auch Zahntransplantationen in Betracht gezogen werden. Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/22296621, E-Mail: [email protected]. Prof. Dr. Dr. Bernd Lapatki Dr. Johanna Radeke Klinik für Kieferorthopädie und Orthodontie, Universitätsklinikum Ulm Ärztlicher Direktor, Klinik für Kieferorthopädie und Orthodontie, Universitätsklinikum Ulm Prof. Dr. Dr. Bernd Lapatki Oberärztin, Klinik für Kieferorthopädie und Orthodontie, Universitätsklinikum Ulm Dr. Johanna Radeke ZBW 8-9/2015 51 Fortbildung Die Wurzelkanalfüllung des Zahnes mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum Apexifikation des offenen Foramen apikale Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Grundzüge der endodontischen Behandlung des Zahnes mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum zu skizzieren und die Apexifikation des offenen Foramen apikale als Therapie der Wahl beim Vorliegen einer irreversiblen bzw. akuten Pulpitis, einer Pulpanekrose und einer apikalen Parodontitis mit darzustellen. Das Verfahren zielt darauf, in der ersten Behandlungsphase die oftmals bestehende (akute) Entzündung zu beseitigen und in einem zweiten Schritt den Verschluss des Foramen apikale vorzunehmen. Letzterer Schritt der Apexifikation wird heute in der Regel mit einem MTA-Zement vorgenommen. Wesentliche Merkmale des Vorgehens sind eine in der Regel verkürzte Behandlungsdauer mit wenigen Behandlungssitzungen von der Trepanation bis zur Apexifikation sowie eine vorhersagbare hohe klinisch-röntgenologische Erfolgsrate. Voraussetzung für einen erfolgreichen Behandlungsabschluss ist die Einhaltung der nachfolgend skizzierten Behandlungsprinzipien. Herausforderung. Der avitale bleibende Zahn mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum stellt für die Zahnärztin bzw. den Zahnarzt eine Herausforderung dar (Pace et al. 2007). Dies begründet sich in einem frühzeitigen Vitalitäts- und damit Funktionsverlust der Pulpa. Charakteristische Merkmale sind eine unvollständige Dentinbildung, ein reduziertes Wurzellängenwachstum und damit ein offener Apex (Mohammadi & Dummer 2011). Das klinische Problem besteht letztlich in der Schaffung einer dichten apikalen Wurzelkanalfüllung (Kim & Chandler 2013). Die dünnen und fragilen Dentinwände des Wurzelkanals als auch eine deutlich verkürzte Wurzellänge indizieren zudem eine zurückhaltende Instrumentierung, um eine weitere Schwächung der Zahnhartsubstanz zu umgehen. Als Abb. 1a Abb. 1b eine weitere – nicht zu unterschätzende – Herausforderung ist die Durchführung aufwendiger endodontischer Therapiemaßnahmen im kindlichen bzw. jugendlichen Alter zu nennen. Obwohl die Mehrzahl der Patienten sich aus unserer klinischen Erfahrung heraus gut behandeln lässt, sind Kompromisse im Einzelfall nicht zu vermeiden. Ursache. Als Ursache für eine frühe Pulpaschädigung kommen heute in erster Linie Zahnunfälle in Frage. Während Bagatellverletzungen und unkomplizierte Kronenfrakturen nur sehr selten einen Vitalitätsverlust nach sich ziehen, ist bei komplizierten Kronenfrakturen aufgrund einer koronalen Pulpaschädigung, bei (Kronen-)Wurzel-Frakturen durch die Quetschung der Zahnpulpa oder bei ausgeprägten Luxationsverletzungen mit dem Abriss des Endodonts am Foramen apikale häufiger mit einem Vitalitätsverlust zu rechnen (Bücher et al. 2013). Im Falle eines gemeinsamen Auftretens von Dislokationsverletzungen und Kronenfrakturen, ist die Wahrscheinlichkeit der Regenerationsfähigkeit der Pulpa reduziert und daher ihre Überlebenschance verringert (von Arx et al. 2005). Eine weitere Ursache für den frühen Vitalitätsverlust von Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum ist Karies. Mit Blick auf den allgemeinen Kariesrückgang in Deutschland (Micheelis & Schiffner 2006) und eine verlangsamte Kariesprogression bleibt aber festzuhalten, dass die frühe Mitbeteiligung des Endodonts Abb. 1c Fotos : Dr. Kühnisch 52 Ausgangssituation. Der 12-Jährige wurde zur endodontischen Behandlung des Zahnes 21 an die Klinik überwiesen. Als Ursache für die Avitalität des Frontzahnes konnte ein zurückliegender Zahnunfall anamnestisch erfasst werden. Klinisch imponierte ein persistierender Fistelgang bei einer nicht verschlossenen Trepanationsöffnung (Abb. 1a, 1b). Die Auswertung des angeforderten Röntgenbildes ergab eine ausgedehnte apikale Parodontitis sowie ein nicht abgeschlossenes Wurzelwachstum (Abb. 1c). ZBW 8-9/2015 www.zahnaerzteblatt.de Fortbildung aufgrund von Karies in Deutschland selten geworden ist. In Ländern mit einem nach wie vor hohen Kari­ esbefall stellt sich die Situation anders dar. Aufgrund der Kariesanfälligkeit von Fissuren und Grübchen be­ steht vor allem an den Molaren ein erhöhtes Risiko, dass eine ausgedehnte Okklusalkaries zu einer frühen Mitbeteiligung der Pulpa und damit zu einer endodon­ tische Behandlung an bleibenden Molaren mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum führt. Als weite­ re deutlich seltenere Ursachen für einen frühen Vi­ talitätsverlust sind endogene und genetisch bedingte Strukturstörungen sowie anatomische Variationen der Zahnform und Pulpaanatomie zu nennen. Einschätzung. Bei der diagnostischen Beurteilung eines beschwerdeverursachenden Zahnes sind zwei Aspekte zu Behandlungsbeginn von Bedeutung. Ei­ nerseits sind der Entzündungszustand der Pulpa bzw. des apikalen Parodonts und andererseits der Stand der Wurzelentwicklung korrekt einzuschätzen. Aus klini­ scher Sicht erscheint es zuerst sinnvoll, eine reversible Pulpitis von einer irreversiblen Pulpitis bzw. Pulpa­ nekrose anamnestisch abzugrenzen (Levin et al. 2009, Abbott & Yu 2007). Die Symptome der reversiblen Pulpitis treten gewöhnlich auf Reiz auf oder können durch thermische Stimuli am Zahn verifiziert werden. Diese äußern sich in einer kurzen Schmerzphase, wel­ che mit Verschwinden des Reizes jedoch schnell wie­ der nachlässt. Wesentliches Kennzeichen für eine ir­ reversible Pulpitis sind zunehmende bzw. andauernde Beschwerden. Thermische Reize werden in der Regel als stark und reizüberdauernd wahrgenommen. Cha­ rakteristisch sind zudem Nachtschmerzen und eine beginnende Perkussionsempfindlichkeit. Die Ausbrei­ tung der Entzündung in das apikale Parodont, im Sinne einer apikalen Parodontitis, vermittelt zudem das sub­ jektive Gefühl einer Zahnverlängerung und ist im fort­ geschrittenen Stadium mit einer apikalen Druckdolenz verbunden. Unter Berücksichtigung der genannten In­ dikatoren sollte die klinische Untersuchung die klassi­ schen Variablen der Pulpadiagnostik unter Einschluss der Schmerzanamnese, der vertikalen und horizontalen Abb. 2a Abb. 2b Perkussionsempfindlichkeit, der apikalen Druckdo­ lenz und der Zahnlockerung umfassen. Als nahezu ob­ ligatorisches Diagnostiktool ist ergänzend die thermi­ sche Vitalitätstestung mit Kältespray bzw. CO2-Schnee anzusehen. Bei unsicheren Prüfergebnissen steht die elektrische Pulpatestung als zweite Möglichkeit zur Verfügung (Lin & Chandler 2008). Als weiteres Diag­ nostikverfahren ist der apikale Röntgenzahnfilm in der Primärdiagnostik nahezu unersetzlich, um einerseits eine mögliche apikale Parodontitis zu erkennen und andererseits den Stand der Wurzelentwicklung zu ve­ rifizieren. Obwohl das Patientenalter einen gewissen Aufschluss über die Wurzelentwicklung gibt, gelingt eine präzise Bewertung primär nur mit der röntgeno­ logischen Untersuchung. Wird das strukturierte Vor­ gehen zur Diagnostik des offenen Apex zusätzlich um die Information des größten Instrumentes ergänzt, welches widerstandslos das Foramen apikale erreicht, so ergibt sich ein relativ genaues Bild über den Stand der Wurzelentwicklung und die Konsequenzen bezüg­ lich des Vorgehens bei der Wurzelkanalfüllung (Kim & Chandler 2013, Moore et al. 2011). Allerdings va­ riieren diesbezüglich die Angaben in der Literatur. Je nach Lehrmeinung besteht ein offener Apex dann, wenn eine Feile der ISO-Größe 40 (Mente et al. 2009), ISO 60 (Sarris et al. 2008) oder ISO 80 (El Ayouti et al. 2009, Moore et al. 2011) ohne Widerstand über das Foramen gebracht wird. Indikation. Die Indikation zur endodontischen The­ rapie des bleibenden Zahnes mit nicht abgeschlosse­ nem Wurzelwachstum ist beim Vorliegen einer irre­ versiblen bzw. akuten Pulpitis, einer Pulpanekrose und einer apikalen Parodontitis zu stellen. Für diese klinischen Situationen stellt die Apexifikation aus heu­ tiger Sicht die endodontische Therapie der Wahl dar. Hierfür haben zwei Verfahren klinische Bedeutung erlangt. Während die Apexifikation mit Kalziumhyd­ roxid (Ca(OH)2) seit Jahrzehnten praktiziert wird, hat sich in den letzten Jahren die Apexifikation mit einem medizinischen Portlandzement (Mineral Trioxide Ag­ gregat, MTA) etabliert (Rafter 2005). Abb. 2c Initialbehandlung. Im Zuge der Initialbehandlung erfolgte die Reinigung, Desinfektion und temporäre medikamentöse Versorgung des Wurzelkanals mit einer wässrigen Kalziumhydroxid-Suspension. Aufgrund der vorhandenen Entzündung wurde dieses Prozedere nach zwei Wochen (Abb. 2a) und zwei Monaten (Abb. 2b, c) wiederholt. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2015 53 54 Fortbildung Apexifikation. Die Apexifikation mit Kalziumhydroxid (Ca(OH)2) wurde 1966 erstmals durch Frank beschrieben. Eckpfeiler der Therapie stellen die Instrumentierung und Desinfektion des Wurzelkanals sowie die temporäre Ca(OH)2-Einlage für mehrere Wochen bzw. Monate dar (Mohammadi & Dummer 2011). Im Ergebnis wird in vielen Fällen eine apikale Hartgewebsbarriere ausgebildet. Als Vorteil der Ca(OH)2-Apexifikation sind die guten Erfolgsaussichten in Kombination mit einer einfachen Vorgehensweise zu nennen (Bakland & Andreasen 2012; Bezgin et al. 2012). Die wesentlichen Nachteile bestehen in der großen Schwankungsbreite der Therapiedauer und der schwierigen Vorhersagbarkeit eines Therapieabschlusses (Shahabang 2013; Huang 2009; Yassen et al. 2012; Kinirons et al. 2001; Finucane & Kinirons 1999; Macki et al. 1994; Ghose et al. 1987). Ein lange belassener provisorischer Verschluss begünstigt außerdem eine Reinfektion. Im Hinblick auf die lange Verweildauer des basischen Medikaments sind weiterhin Veränderungen in der Dentinstruktur möglich, welche im Einzelfall mit einer späteren Wurzelfraktur in Verbindung gebracht wurden (Bakland & Andreasen 2012; Mohammadi 2011; Andreasen et al. 2002). Eine zusätzliche Schwierigkeit stellt der Nachweis der apikalen Barriere dar, welche auf röntgenologischem Weg nicht immer gelingt (Mohammadi 2011). Aufgrund der Nachteile der Ca(OH)2-Apexifikation und den Fortschritten in der Endodontie kristallisierte sich im vergangenen Jahrzehnt die MTA-Apexifikation als alternatives Vorgehen heraus. Dieses Verfahren wird durch die orthograde Insertion eines biokompatiblen MTA-Zementes am Foramen apikale charakterisiert (Rafter 2005). Einen der ersten Fallberichte zur Applikation von MTA bei Zähnen mit offenem Apex veröffentlichten Torabinejad & Chivian (1999). Die Vorteile der MTA-Apexifikation liegen in der reduzierten Anzahl von Behandlungssitzungen, die ein Behandlungsende vorhersagbar werden lassen (Shahabang 2013; Huang 2009; Onay & Üngör 2009; Gaitonde & Bishop 2007). Außerdem wird das Auftreten Abb. 3a Abb. 3b eines Microleakage während der verkürzten Phase des provisorischen Verschlusses unwahrscheinlicher (Onay & Üngör 2009). Die Verringerung der Anzahl weiterer notwendiger Röntgenbilder stellt im Hinblick auf die zumeist jungen Patienten einen weiteren Vorteil dar (Gaitonde & Bishop 2007). Im Ergebnis einer eigenen systematischen Literaturrecherche (Meier 2015) konnte gezeigt werden, dass sowohl bei der Apexifikation mit Ca(OH)2 als auch mit MTA hohe Erfolgsraten erzielt werden konnten. Dabei kristallisierte sich heraus, dass in der Mehrzahl der Studien über 90 Prozent der MTA-Apexifikationen als klinisch erfolgreich beurteilt wurden. Die klinisch-röntgenologischen Erfolgsraten lagen in der Regel etwas niedriger. Behandlungsetappen. Im Anschluss an die sorgfältige diagnostische Untersuchung und die Indikationsstellung zur Apexifikation schließen sich im Wesentlichen zwei klinische Behandlungsetappen an. Die Initialbehandlung verfolgt das Ziel der Chronifizierung und Rückführung akuter Entzündungen sowie der Ausbildung einer apikalen Hartgewebsbarriere. Anschließend wird die Apexifikation einschließlich der postendodontischen Versorgung vorgenommen. Die Initialbehandlung beinhaltet die Trepanation des Zahnes, die endometrische Bestimmung der Arbeitslänge, die sorgfältige Entfernung des irreversibel geschädigten bzw. nekrotischen Pulpagewebes, die Reinigung und Desinfektion des Wurzelkanalsystems mit antibakteriellen Spüllösungen, (z. B. Natriumhypochlorit, Natriumchlorid und/oder Chlorhexidin), das Einbringen einer medikamentösen Einlage und den temporären Verschluss der Trepanationsöffnung. Als medikamentöse Einlage kommt in unserem Behandlungsbereich bevorzugt Kalziumhydroxid aufgrund des hohen pH-Wertes und desinfizierenden Potenzials zum Einsatz. Als Alternative können auch AntibiotikaKortikoid-Präparate gewählt werden (Ehrmann et al. 2003). Medikamentenwechsel kommen vor allem in der initialen Behandlungsphase im Fall einer ausgedehnten akuten bzw. chronischen apikalen Parodon- Abb. 3c Abb. 3d Abb. 3e Apexifikation. Nach sechs Monaten zeigte sich mit dem konservativen Vorgehen eine vollständige Ausheilung der apikalen Parodontitis (Abb. 3a, 3b ). Nach Entfernung der temporären Kalziumhydroxid-Wurzelkanalfüllung war im Röntgenbild eine apikale Hartgewebsbarriere erkennbar (Abb. 3c). Als wesentliche Arbeitsschritte der Apexifikation sind weiterhin die endometrisch-röntgenologische Bestimmung der exakten Wurzelkanallänge (Abb. 3c), das Einbringen des apikalen Plugs aus MTA-Zement (Abb. 3d) sowie die thermoplastische Wurzelkanalfüllung in Backfill-Technik (Abb. 3e) zu nennen. ZBW 8-9/2015 www.zahnaerzteblatt.de Fortbildung Abb. 4a Abb. 4b Recall. Die klinisch-röntgenologische Kontrolle zeigte auch nach zwei Jahren eine stabile und beschwerdefreie Situation (Abb. 4a und 4b). titis in Betracht. Bei persistierenden Beschwerden sollte ebenfalls eine erneute Reinigung, Desinfektion und Erneuerung der medikamentösen Einlage erfolgen. Bezüglich der Abstände für einen Re-Entry kann folgende Faustregel aufgestellt werden: Je akuter bzw. ausgedehnter sich die apikale Entzündung bei der Erstvorstellung darstellt, umso eher sollte das Kanalsystem innerhalb der nächsten Tage erneut desinfiziert werden. Bei fehlenden Zeichen einer apikalen Parodontitis oder fortbestehender Symptomlosigkeit kann die eigentliche Apexifikation ohne erneuten Re-Entry bereits nach wenigen Wochen durchgeführt werden. Im Durchschnitt liegen in unserem Patientenkollektiv etwa drei bis vier Monate zwischen der Erstbehandlung und der Apexifikation. Nach Abschluss der initialen Behandlungsphase schließt sich die Wurzelkanalfüllung des klinisch symptomfreien Zahnes und damit die Apexifikation im engeren Sinne an. Die Zuhilfenahme eines OP-Mikroskops hat sich für den von orthograd durchgeführten Verschluss des offenen Foramen apikale bewährt. Der Nutzen besteht in der Visualisierung der apikalen Strukturen und der Durchführung der notwendigen Arbeitsschritte unter Sichtkontrolle. Als Teilschritte bei der Apexifikation sind die Entfernung der medikamentösen Einlage, die Kontrolle der apikalen Strukturen bzw. Hartgewebsbildung, die abschließende Desinfektion des Wurzelkanals und das Einbringen des MTA-Plugs mit Hilfe eines MTA-Trägersystems zu nennen. Der MTA-Plug wird mit Hilfe passender Plugger vertikal verdichtet und sollte eine vertikale Dimension von etwa drei bis fünf Millimetern aufweisen. Die Obturation des koronalen Wurzelkanalanteils erfolgt typischerweise mit erwärmter Guttapercha in Back-Fill-Technik. Im Falle einer unvollständigen Dentinbildung und einem damit weit offenen Wurzelkanallumen kann anstelle der Obturation mit Guttapercha beispielsweise auch ein Glasfaserstift eingeklebt werden. Ziel dieser post-endodontischen Behandlungsmaßnahme ist die langfristige Stabilisierung des Zahnes (Huang 2009; Rafter 2005). Abschließend wird die Zugangskavität mit einer adhäsiven Kompositfüllung verschlossen, um ein koronales Leakage langfristig zu unterbinden. Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/22296621, E-Mail: [email protected]. PD Dr. Jan Kühnisch, Franziska Meier, Prof. Dr. Reinhard Hickel, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Ludwig-Maximilians-Universität München Leiter Sektion Kinderzahnheilkunde Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Ludwig-Maximilians-Universität München PD Dr. Jan Kühnisch Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Ludwig-Maximilians-Universität München Franziska Meier Direktor Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Ludwig-Maximilians-Universität München Prof. Dr. Reinhard Hickel Kunst kaufen – Kindern helfen! Anzeige Bekannte Künstler haben exklusiv für die SOS-Kinderdörfer Werke geschaffen. Mit dem Kauf eines limitierten Kunstwerks aus unseren SOS-Editionen unterstützen Sie Projekte der SOS-Kinderdörfer weltweit. André Butzer, Katze dunkelrot, Auflage 10, signiert und nummeriert, Linoldruck auf Papier, 2009, 50 x 65 cm Besuchen Sie die Ausstellung in unserem Büro in Berlin-Charlottenburg oder unsere Internetseite www.sos-edition.de. Berliner Büro Gierkezeile 38, 10585 Berlin Tel: 030/3450 6997-0 www.sos-kinderdoerfer.de SOSKD_Anzeige_EB2_Edition_240,6x83,5_4c_RZ.indd 1 www.zahnaerzteblatt.de 04.07.13 08:44 ZBW 8-9/2015 55 56 Fortbildung Sommer-Akademie des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart Risikofaktor Beruf Sommer, Sonne, Sommer-Akademie. Das schöne Wetter hat Prof. Einwag mit seiner ZFZ-Sommer-Akademie in Ludwigsburg sowieso seit Jahren gepachtet. Die diesjährige machte ihrem Namen erst recht alle Ehre, fand sie doch an den bisher heißesten Sommertagen des Jahres statt. Die Gastgeber Prof. Johannes Einwag und Dr. Konrad Bühler ließen es sich trotzdem nicht nehmen, ihr Publikum in voller Feuerwehrmontur zum Tagungsthema „Risikofaktor Beruf“ zu begrüßen, um sinnbildlich den Wissensdurst zu löschen. Wissensdurst löschen. Prof. Dr. Johannes Einwag (r.) und Dr. Konrad Bühler begrüßten ihr Publikum in voller Feuerwehrmontur zum Tagungsthema „Risikofaktor Beruf“. Die Mischung aus einer spannenden Thematik, sensationellen Referentinnen und Referenten, Wetter und Ambiente machten die SommerAkademie wieder einmal zum absoluten Erfolg. Erfolg gehört idealerweise auch in den Arbeitsalltag, wo er jedoch keineswegs selbstverständlich ist: Kaum eine andere Berufsgruppe ist so vielen möglichen gesundheitlichen Gefahren aussetzt, wie Zahnärztinnen und Zahnärzte und deren Praxispersonal. So reisten rund 850 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, um sich zu informieren, wie berufliche Risiken minimiert, Unsicherheiten eliminiert und Potenziale besser genutzt werden können. Über 50 Dentalaussteller ergänzten die Veranstaltung mit Angeboten und Dienstleistungen. Risiko Arbeitsalltag. Viele Gefahren verstecken sich im täglichen Arbeitsumfeld. So zum Beispiel das ZBW 8-9/2015 Infektionsrisiko. Dr. Albrecht Ulmer, der seit rund 25 Jahren eine Stuttgarter Spezialpraxis für HIV, Infektiologie und Suchtmedizin führt, konnte das Publikum jedoch beruhigen: In seinem Vortrag „Hepatitis, HIV und Co. – wie gefährdet sind wir wirklich?“ warb er nachdrücklich für standardisierte Abläufe in der Praxis. Etwa ein Drittel der HIV-Positiven wisse nicht von ihrer Krankheit, so der Spezialist. Von dieser Patientengruppe jedoch gehe eine viel höhere Gefahr aus, als von medikamentös eingestellten Patienten. Weiter formuliert er gezielt überspitzt: „Wenn wir einen HIV- oder Hepatitis-Patienten gesondert behandeln, zeigen wir damit, dass wir nicht standardisiert arbeiten. Wir müssen immer so arbeiten, als hätte unser Patient HIV, Hepatitis B und C!“ Ein nicht minder verstecktes Berufsrisiko sitzt dem gesamten zahnmedizinischen Praxisteam in Form von Stress förmlich im Nacken. „Stress soll die Flamme sein, die uns antreibt, aber nicht verbrennt“, so der Orthopäde und Osteopath Thomas Krutsch in seinem Vortrag „Überbelastung/Verspannung – was können wir tun?“ Er erläuterte Gründe und Symptome von Stress und Verspannung und gab Tipps, wie man diesen am effektivsten begegnet. Gesagt, getan: Der Sindelfinger zeigte einfache Übungen auf der Bühne, die das Publikum gleich parallel dazu ausführen durfte. Eine ähnliche Meinung wie Krutsch vertrat auch Thomas Senghaas, niedergelassener Zahnarzt aus Hamburg. In seiner Abhandlung „Ergonomie – worauf kommt es an?“ betonte er, um das Haltbarkeitsdatum eines Joghurts zu erfahren, drehe man sich schließlich nicht um den Joghurt herum, vielmehr drehe man den Joghurt. Ebenso verhalte es sich mit dem Patienten. So richtete er sein Augenmerk vor allem auf eine Optimierung des Zusammenspiels aus Arbeitshaltung, Arbeitssystematik und Gerätschaften, mit dem Ziel, Haltungs- und Bewegungsfehler zur verhindern. Anhand einer auf der Bühne aufgestellten Behandlungseinheit demonstrierte er ergonomische Arbeitshaltungen bei der Behandlung von Erwachsenen und Kindern. Risiko als Lebenselixier. Der Freitag gipfelte sprichwörtlich im Vortrag „Die hohen Berge – meine Lehrmeister“ der Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner, die aus dem „Risiko Natur“ seit Jahren ihr Lebenselixier zieht. Die Österreicherin faszinierte das Auditorium mit sensationellen Bergbildern und einer mitreißenden Geschichte ihrer Expedition auf die Spitze des K2. Das Publikum erlebte anhand von Bild und Film beinahe hautnah, wie herausfordernd, beschwerlich und schön der lange Weg auf den beeindruckenden Giganten gewesen sein muss und welch große Rolle Teamgeist, Disziplin und Vertrauen dabei www.zahnaerzteblatt.de Fotos: Wosilat Fortbildung Interaktiv. Der Orthopäde und Osteopath Thomas Krutsch zeigte einfache Übungen gegen Verspannungen, die das Publikum im Saal begeistert mitmachte. gespielt haben. Faktoren, die auch im realen Leben nicht fehlen dürfen. Der erste Fortbildungstag endete traditionell mit einem spannenden Abendprogramm. So durften sich die Teilnehmer im Anschluss an die Fortbildung nicht nur über ein üppiges Barbecue freuen, sondern auch über eine slowenische Sportlergruppe und deren spektakuläre FreestyleBasketball-Show. Risko Gesundheit. Abgesehen von der gesamtphysiologischen Gesundheit zählen insbesondere Augen und Hände zu den wichtigsten Instrumenten des gesamten Praxisteams und sind entscheidende Bedingungen für die Freude am Beruf. So eröffnete Dr. Philippe Perrin, Oberarzt an der Klinik für Zahnerhaltung, Präventivund Kinderzahnheilkunde Universität Bern, den Samstag mit seinem Vortrag „Auge-Lupe-Mikroskop“. Er präsentierte Studien, die belegen, dass die Sehkraft im Alter von 40 Jahren zwar drastisch abnimmt, diese aber mit entsprechenden Lupen kompensiert werden kann. Er erklärte den Unterschied zwischen Keplerund Galilei-Lupe und verglich diese mit Mikroskopen und empfahl deren Nutzung nachdrücklich. Besonders Endochirurgie solle möglichst nur mit Mikroskop durchgeführt werden, da dies laut seiner Studien die einzige Sehhilfe darstelle, mit der man in den Kanal sehen könne. Dr. Jörg Rainer Fischer, der zweite Referent des Tages, widmete sich mit seinem Beitrag „Gesunde Haut – gar nicht selbstverständlich“ dem Thema www.zahnaerzteblatt.de Stimmungsvoll. Spannende Themen, sensationelle Referenten, Barbecue im schönen Ambiente – so kennen wir die SommerAkademie. Hautgesundheit: „Handekzeme stellen im Gesundheitswesen die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit dar. Das Tückische an der Sache: Die Ursachen werden oftmals unterschätzt.“ So berge das vermeintlich banale Händewaschen tatsächlich das größte Risiko. Auch beleuchtete der Tübinger Dermatologe und Allergologe das Tragen von Schutzhandschuhen und den Umgang mit hautaggressiven beziehungsweise allergieauslösenden Stoffen sehr kritisch, um dem Auditorium abschließend Präventionsansätze mit auf den Weg zu geben: „hautverträgliches Organisieren von Arbeitsabläufen, Tragen geeigneter Handschuhe sowie konsequentes und richtiges Benutzen von Händedesinfektions- und Hautschutzmitteln.“ Risiko Mensch. Doch nicht nur physiologische und medizinische Risiken lauern in der Zahnarztpraxis. Oftmals stellt auch der Mensch selber einen Risikofaktor dar, beispielsweise was seine Entscheidungen angeht. „Unsere Realität ist eine Welt, gefüllt mit Ungewissheit und Risiken, wir müssen nur verstehen, mit ihnen umzugehen“, so die Psychologin Dr. Odette Wegwarth in ihrem Vortrag „Wer hat Recht – Bauch oder Kopf?“. Die leitende Mitarbeiterin im Berliner Harding Zentrum für Risikokompetenz präsentierte verschiedene Fälle, bei denen entweder der Kopf oder der Bauch die Entscheidung fällen sollte. Der Kopf beispielsweise solle die größere Rolle spielen, wenn verlässliche und vor allem hinterfrag- bare Daten vorlägen und das Risiko kalkulierbar sei. Eine Bauchentscheidung hingegen dürfe gefällt werden, wenn Unsicherheit herrsche und die Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht kalkulierbar sei. Den krönenden Abschluss der äußerst gelungenen Sommer-Akademie bildete der erfrischende Vortrag „Dream-Teams – Erfolgreiche Teamarbeit ohne Risiken und Nebenwirkungen“ von Prof. Dr. Elisabeth Heinemann. Die Informatik-Professorin ist zugleich Kabarettistin und erläuterte entsprechend humoristisch, wie ein Team „tickt“, was passieren muss, damit dieses erfolgreich ist und was man selbst als einzelner dazu beitragen kann. Dazu machte sie mit dem Publikum einen Test, bei dem jeder anhand verschiedener Fragen seine Charaktereigenschaften bewerten durfte, um sich schließlich in eine der vier Kategorien „Rot – dominant“, „Gelb – kreativ“, „Grün – einfühlsam“ und „Blau – gewissenhaft“ einordnen zu können. Besser amüsiert, informiert und mit einem kleinen Denkanstoß versehen, hätte man kaum ins Wochenende gleiten können. » [email protected] Info Mehr Eindrücke. Verpassen Sie nicht den Film zur Sommer-Akademie. Scannen Sie den Code einfach mit Ihrem Smartphone ab. Viel Vergnügen! ZBW 8-9/2015 57 58 Kommunikation Eröffnungsfeier IZZ-Open in Stuttgart Seit 25 Jahren kompetent mit Herz dabei Im Oktober vergangenen Jahres bezog das Informationszentrum Zahngesundheit (IZZ) neue, repräsentative Diensträume in den Stuttgarter Königsbau Passagen, um diese Zentralität im Sinne einer effektiven Öffentlichkeitsarbeit einsetzen zu können. Da das IZZ seit nunmehr einem Vierteljahrhundert wertvolle Dienste im Auftrag der Zahnärzteschaft Baden-Württemberg leistet, waren Umzug und Silberjubiläum willkommener Anlass, um Gäste aus (Berufs-)Politik, Medien, Krankenkassen und Wirtschaft am 20. Mai 2015 zum IZZ-Open einzuladen. Das Motto der Eröffnungsveranstaltung: „25 Jahre IZZ im Wandel der Zeit – mit Freude, Kompetenz und Offenheit“. Begrüßung. Der Vorsitzende des IZZ-Verwaltungsrats, Dr. Udo Lenke, begrüßte die Gäste und lobte in seiner Rede die Arbeit des IZZ. Die neuen Geschäftsräume des IZZ liegen nicht nur im Herzen der Stadt Stuttgart, sondern sind dank der optimalen Lage zu Landtag, Ministerien, Landespressekonferenz, Krankenkassen und Medien direkt am Puls der Zeit verortet. Hier können berufs- und gesundheitspolitische Gespräche mit Entscheidern und Multiplikatoren am Ort geführt werden. Hier werden Menschen mit Themen konfrontiert und hier zeigt die Öffentlichkeitsarbeit der Zahnärzteschaft Baden-Württemberg ihr kompetentes, freundliches und offenes Gesicht. Beim IZZ-Open öffnete das Team des IZZ im Frühsommer zum ersten Mal die Türen und zahlreiche Medienvertreter, Politiker, Wegbegleiter aus der Standespolitik sowie Gäste aus den Bereichen Krankenkassen und Wirtschaft nutzten gerne die Gelegenheit, das Ereignis zu feiern und sich untereinander auszutauschen. ZBW 8-9/2015 Einführung. Der Vorsitzende des IZZ-Verwaltungsrats und Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, Dr. Udo Lenke, hieß in seiner Eröffnungsrede nicht nur die Gäste willkommen, sondern führte sie auch in die Entstehungsgeschichte des IZZ ein. Als das IZZ 1990 ins Leben gerufen wurde, war es von Beginn an Verpflichtung und Auftrag zugleich, zahnärztliche Themen und berufspolitische Positionen transparent zu erörtern und für Journalisten, Bürger, Politiker und Dialogpartner fach- und adressatengerecht aufzubereiten. Dr. Lenke betrachtete dabei das IZZ als effektive und effiziente Ergänzung zum zahnärztlichen Berufsstand, und als Einrichtung, die wie der Zahnarzt Brücken baut: „Im Falle des IZZ geht das sogar minimalinvasiv, denn selbst wenn größere Wissenslücken geschlossen werden, sind Begegnung und Gespräch das wichtigste Instrument.“ In den 25 Jahren habe es das IZZ stets verstanden, Bürgerinnen und Bürgern, Zahnärztinnen und Zahnärzten, Journalistinnen und Journalisten sowie Opinion Leaders in Politik und Gesundheitswesen mit Offenheit, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu begegnen. Aufgabengebiete. Das IZZ hat inzwischen viele Tätigkeitsfelder: Ob es nun das Forum Zahngesundheit organisiert, das auf Verbrauchermessen und Gesundheitstagen mit großem Sachverstand die Menschen berät, bei Parteitagen Präsenz zeigt, die Flagge der Zahnärzteschaft hoch hält oder zum Tag der Zahngesundheit bundesweit Zeichen setzt. Mit all diesen Kommunikationsplattformen gelingt es, Menschen in Politik, Medien und Gesellschaft gleichermaßen für das wichtige Thema Zahn- und Mundgesundheit zu begeistern. Eine weitere wichtige Kommunikationsplattform ist das jährliche IZZ-presseforum, das seit Jahren der Kontaktpflege zu den Medienvertretern dient. Nicht zu vergessen die Werbung für den Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten, für die sich das IZZ insbesondere bei Berufsinformationstagen einsetzt. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen, denn an guten Ideen mangelt es dem IZZ nie. In vielen Dingen war es sogar der Zeit voraus, wie bei der 1991 gegründeten IZZ-Bürgerberatung, die sich später als Patientenberatung mit der damit verbundenen Zweitmeinung etablierte und heute in Deutschland eine Vorbildfunktion einnimmt. Resonanz. Dass die Öffentlichkeitsarbeit beim Team des IZZ gleichzeitig eine Kopf- und Herzensangelegenheit ist, zeigte sich eindrucksvoll beim Eröffnungsfest. Die Gäste fühlten sich nicht nur fachlich gut betreut, www.zahnaerzteblatt.de Kommunikation Wegbegleiter. Johannes Clausen (3. v. r.) bedankt sich bei den Gästen aus der Zahnärzteschaft für ihren Besuch : Axel Maag (2.v.l.), Direktor der LZK BW, Dr. Uwe Lückgen (l.), KZV BW, Bezirksdirektion Karlsruhe, Dr. Wilfried Forschner (2. v. r), Vorsitzender der BZK Tübingen, und Dr. Joachim Härer (r.), Vorsitzender des FVDZ Baden-Württemberg. Sozialministerium. Zu Ministerialdirektor Dr. Jürgen Wuthe (M.) pflegt Johannes Clausen (l.) seit vielen Jahren einen vertrauensvollen Kontakt in Sachen Zahngesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche, hier mit Ulrike Fuchs (r.), Büroleiterin des IZZ. Geschäftsstelle. Die Büroräume des IZZ eignen sich hervorragend, um viele Gäste zu begrüßen. Dieser Besprechungsraum kann nicht nur Sitzungen beherbergen, sondern bietet bei größeren Veranstaltungen auch ausreichend Platz fürs Büfett. Unterhaltung. Willi Reiners (M.) von den Stuttgarter Nachrichten und Dr. Udo Lenke (r.) unterhalten sich mit dem Karikaturisten Leonardo, der während der Veranstaltung von allen Gästen treffende Porträts zeichnete. Kontaktpflege. Der Leiter des IZZ, Johannes Clausen (M.), freute sich über den Besuch von Brigitte Schalk (r.) und Jürgen Battlogg (l.) vom Südwestrundfunk. Fotos: Potente Politik. Die Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung BW, Dr. Ute Maier (r.), nutzte die Gelegenheit für einen Austausch mit Josef Frey MDL, Bündnis 90/Die Grünen. sondern gleichzeitig herzlich willkommen, wie die positive Resonanz eindrucksvoll bewies. Eine gute Mischung, wenn man eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit machen möchte. Die Stuttgarter Nachrichten veröffentlichten www.zahnaerzteblatt.de am 22. Mai 2015 einen Beitrag unter der Rubrik „Stuttgart und die Region – Stadtleben“ mit der Überschrift „Im Dienst gesunder Zähne“, der in zehn Publikationen mehr als 410.000 Leser erreichte. Es zahlt sich aus, dass das IZZ seit 25 Jahren seine Kernkompetenzen mit Freude und Offenheit ausspielt. Weitere Foto-Impressionen finden Sie im Onlineangebot des Zahnärzteblatts unter www.zahnaerzteblatt.de » [email protected] ZBW 8-9/2015 59 60 Kommunikation Neues Online-Portal des Informationszentrums Zahngesundheit Ein Webauftritt für viele Zielgruppen Seit Juni 2015 bietet das Informationszentrum Zahngesundheit Baden-Württemberg (IZZ) mit dem modernen Internetportal www.izz-on.de zielgruppenspezifische Informationen rund um die Zahngesundheit an. Die Webpräsenz spricht mit vier eigenständigen Homepages die Zielgruppen Presse, Bürgerinnen und Bürger, Zahnärzteschaft und Schulabgänger/Auszubildende an. Jede Webseite kann mit einer eigenen Adresse angesteuert werden, gleichzeitig fügen sich alle Seiten zu einem Portal zusammen. Damit ist die Zahnärzteschaft Baden-Württemberg in Sachen Öffentlichkeitsarbeit kompetent und strukturiert im Netz vertreten. Da die Beschaffung von Informationen sowie die Kommunikation heutzutage zu großen Teilen mit Hilfe des Internets abgedeckt werden, war der Aufbau eines großen Online-Portals zur Unterstützung bzw. Optimierung der Öffentlichkeitsarbeit für die Zahnärzteschaft ein logischer Schritt. Bereits 2008 ging das Zahnärzteblatt BadenWürttemberg (ZBW) online und erfüllte damit den Wunsch vieler ZBW 8-9/2015 Leserinnen und Leser, die Inhalte der Printausgabe auch im Netz abrufen zu können. Der technische Fortschritt machte es jedoch nötig, dieses Angebot zu überarbeiten und Nutzern von Handys und Tablets problemlos zugänglich zu machen. Aufgrund der vielfältigen Aufgabengebiete und Zielgruppen des IZZ entschied sich der IZZVerwaltungsrat im März 2014, die Informationen mittels eines Portals zu kanalisieren. So können die Inhalte adressatengerecht angeboten werden, was die Nutzbarkeit deutlich erhöht. Die Umsetzung der Konzeption wurde durch die Firma PicCrossmedia aus Langenfeld zuverlässig auf der Basis des Redaktionssystems Typo3 realisiert. Dabei wurde auch das ZBW integriert und den neuesten Erfordernissen angepasst. www.zahnaerzteblatt.de Kommunikation Forum Zahngesundheit Die Zahnärzteschaft BadenWürttemberg präsentiert sich auf zahlreichen Verbrauchermessen im Ländle als Experte in Sachen Mund- und Zahngesundheit. Die Webseite, die auch unter der Adresse www.forumzahngesundheit.de abrufbar ist, möchte diese Arbeit unterstützen. Sie soll Bürgerinnen und Bürger ansprechen und über alle Termine informieren sowie den potenziellen Besuchern erläutern, was sie im Forum Zahngesundheit erwartet. Dies wird besonders eindrucksvoll beim virtuellen Rundgang demonstriert, der sich aus hochwertigen Panoramaaufnahmen zusammensetzt. Zusätzlich erhalten die Nutzer wertvolle Prophylaxetipps. Azubi-Forum Das IZZ organisiert die Präsentation des Ausbildungsberufs Zahnmedizinische Fachangestellte auf Berufs-Infotagen oder Ausbildungsmessen. Der Webauftritt, der auch unter der Adresse www.zfa-bw.de direkt ansteuerbar ist, heißt Azubis willkommen und soll auf alle Azubi-Termine aufmerksam machen. Interessierte Schülerinnen und Schüler erhalten hier außerdem kurze Informationen über den Ausbildungsberuf, die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und werden zu den zuständigen Ansprechpartnern der zahnärztlichen Körperschaften weitergeleitet. Presse Das Ziel der Presseseite ist, der wichtigsten Zielgruppe des IZZ, den Medienvertretern, einen schnellen und zuverlässigen Informationsservice zu bieten. Mit wenigen Klicks gelangt der Besucher schnell zu den Ansprech- www.zahnaerzteblatt.de partnern, um seine Fragen beantwortet oder Gesprächspartner vermittelt zu bekommen. Er kann Pressemitteilungen und Fotos herunterladen, Termine von Veranstaltungen oder Pressekonferenzen einsehen und sich dort ggf. anmelden, sich in den Presseverteiler aufnehmen lassen oder in Kontakt mit dem IZZ treten. Interessierte Journalisten können sich hier auch über das vielfältige soziale Engagement der Zahnärzteschaft informieren. ZBW 8-9/2015 61 62 Kommunikation IZZ-presseforum Das jährlich stattfindende IZZpresseforum ist die beste Gelegenheit, Kontakte zu Journalisten aufzubauen bzw. zu pflegen. Aus diesem Grund wurde eine eigene Homepage unter der Adresse www.izz-presseforum.de eingerichtet, die den Teilnehmern alle relevanten Inhalte anbietet, die rund um die Veranstaltung gefragt sind: logistische Informationen zur Veranstaltung, Veranstaltungsprogramm, Pressemappen, Fotos sowie die Vermittlung von Ansprechpartnern. ZBW-On Obwohl in das Portal integriert, bleibt das Zahnärzteblatt weiterhin unter der Adresse www.zahnaerzteblatt.de abrufbar. Der Online-Bereich heißt nun ZBWOn. Hier kann sich der Nutzer - wie bereits gewohnt - alle aktuellen ZBW-Beiträge der Printausgabe anzeigen lassen sowie das ZBWArchiv im pdf-Format ab dem Jahr 2007 lesen oder ab 2011 wahlweise in der Online-Blätterfunktion anschauen. Neu ist, dass hier ausgewählte ZBW-Beiträge vorab veröffentlicht werden. Es werden außerdem zunehmend exklusive Onlinebeiträge eingestellt, die man nicht in der Printausgabe finden wird. ZBW-On versteht sich als ergänzendes Angebot zur gedruckten Ausgabe, das die Vorteile des Internets für sich nutzen wird. Responsive und barrierefrei. Um zukunftsfähig zu bleiben und dem veränderten Online-Nutzungsverhalten entgegenzukommen, wurde das Portal im responsive Webdesign angelegt, d. h. die Inhalte passen sich in ihrer Form und Ausrichtung automatisch den Endausgabegeräten an. Somit ist nun die Nutzung der Website mit Handys und Tablets kein Problem. Damit auch Nutzer mit SehbehinZBW 8-9/2015 derungen die Informationen so einfach wie möglich abrufen können, wurde das Portal barrierefrei angelegt. Dies bedeutet, dass auf eine spezielle Farbgebung, Kontraste, Schriftanpassung und zusätzliche Beschreibungen (z. B. bei Fotos) Rücksicht genommen wurde. Mit Hilfe einer Vorlesefunktion kann man sich die Inhalte des ZBW und des Pressebereichs sogar hörbar machen. Feedback. Das IZZ-Team würde sich freuen, wenn wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, als regelmäßige Nutzer des Portals gewinnen können. „Ihr Feedback ist uns wichtig“, wünscht sich Johannes Clausen, Leiter des Informationszentrum Zahngesundheit (IZZ), von der Leserschaft des ZBW. Kritik, Anregungen oder Wünsche richten Sie bitte an [email protected] » [email protected] www.zahnaerzteblatt.de Foto: Fotolia Praxis Praktische Umsetzung leicht gemacht Prüfpflichten an Elektrogeräten in der Zahnarztpraxis (DGUV V3) Ein gravierender Unterschied zum Privathaushalt stellt der Betrieb von altbekannten Elektrogeräten (wie z. B. Waschmaschine, Kühlschrank, Kaffeemaschine, Staubsauger etc.) in der Zahnarztpraxis dar, denn die Berufsgenossenschaft fordert mit ihrer Unfallverhütungsvorschrift DGUV Vorschrift 3 die regelmäßige elektrotechnische Überprüfung dieser Geräte. Die Kategorien an Elektrogeräten und deren Prüffristen sind im Folgenden zusammengestellt: Elektrische Anlagen und Betriebsmittel – ein Überblick: Elektrogeräte lassen sich in drei Kategorien unterteilen. •Stationäre elektrische Anlagen: Anlagen, welche mit ihrer Umgebung fest verbunden sind (z. B. Installationen wie ein Sicherungs-/Verteilerkasten, Wandsteckdosen). •Ortsfeste elektrische Betriebsmittel: Diese Elektrogeräte sind fest angebracht oder haben keine Tragevorrichtung und ihre Masse ist so groß, dass sie nicht leicht bewegt werden können (z. B. Waschmaschine, Kühlschrank, etc.). •Ortsveränderliche elektrische Betriebsmittel: Dies sind Elektrogeräte, welche während des Betriebes bewegt werden oder die leicht von einem Platz zum anderen gebracht werden können, während sie an den Versorgungsstromkreis angeschlossen sind (z. B. Staubsauger, Steckdosenleiste, etc.). Prüffristen an elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln: •Stationäre elektrische Anlagen: Prüfung alle 4 Jahre www.zahnaerzteblatt.de auf ordnungsgemäßen Zustand durch Elektrofachkraft (z. B. Elektriker vor Ort). FI-Schutzschalter in stationären Anlagen: Prüfung alle 6 Monate auf einwandfreie Funktion durch Betätigen der Prüfeinrichtung. Diese Prüfung erfolgt durch den Benutzer (Praxisinhaber/in). •Ortsfeste elektrische Betriebsmittel: Prüfung alle 4 Jahre auf ordnungsgemäßen Zustand durch eine Elektrofachkraft. •Ortsveränderliche elektrische Betriebsmittel: Prüfung alle 6 Monate auf ordnungsgemäßen Zustand durch z. B. eine Elektrofachkraft. Wird bei der Prüfung eine Fehlerquote < 2 Prozent erreicht, kann die Prüffrist bei diesen Geräten auf maximal 2 Jahre verlängert werden, sofern der Gerätebetrieb unter büroähnlichen Bedingungen erfolgt. Nachweise: •Die Durchführung der Prüfung an den Elektrogeräten und deren Ergebnis ist zu dokumentieren (Prüfbuch). Praxistipp: •Neben der Prüfungsdokumentation (Prüfbuch) ist die Anbringung einer Plakette auf dem geprüften Elektrogerät ratsam, da hierdurch die Prüfungstermine besser „im Auge“ behalten werden können. •Für die Angebotsanfrage wird empfohlen, sich entweder ein Angebot mit Stückpreis der Einzelgeräteprüfung (z. B. X €/Gerät) oder ein Pauschalangebot (z. B. 50 Elektrogeräte kosten pauschal X €) einzuholen. » [email protected] ZBW 8-9/2015 63 64 Praxis Der GOZ-Ausschuss der LZK informiert Die schriftliche Vereinbarung Vor dem Hintergrund der diesbezüglichen Rechtsprechung und gesetzlicher Vorgaben, zum Beispiel dem Patientenrechtegesetz, kommt sowohl der Aufklärung des Patienten als auch der Kostentransparenz in Form schriftlicher Behandlungs- und Kostenvereinbarungen besondere Bedeutung zu. Erfahrungsgemäß geht ein Richter im Streitfall immer davon aus, dass eine rechtsgültige Kostenaufklärung des Patienten nur dann stattgefunden hat, wenn dieser nach individueller und dezidierter Aufklärung über Therapiealternativen und der damit verbundenen Kosten eine entsprechende Kostenvereinbarung unterschrieben hat. Gesetzlicher Rahmen. Um dem GKV-Patienten private Leistungen zukommen zu lassen und diese dann auch rechtmäßig nach GOZ liquidieren zu können, gibt es – je nach Leistungsbereich – vier unterschiedliche Vereinbarungswege: 1.Private Leistungen im Bereich Zahnersatz, die über eine Regelversorgung hinausgehen, also bei gleich- oder andersartigem Zahnersatz, können unter Berücksichtigung von § 56 SGB V über den Teil 2 des Heil- und Kostenplanes vereinbart werden. 2.In der Füllungstherapie kann mit dem GKV-Patienten eine über die wirtschaftliche und zweckmäßige Füllungsbehandlung hinausgehende Füllungstherapie nach § 28 Abs. 2 SGB V vereinbart werden. Eine solche Vereinbarung ist im Sozialgesetzbuch zwingend als Voraussetzung vorgeschrieben, falls der GKVPatient z. B. Kompositfüllun- ZBW 8-9/2015 gen oder Inlays an Stelle der preisgünstigsten Vertragsfüllung wünscht. 3. In der Kieferorthopädie ist in Baden-Württemberg beim GKV-Versicherten die Vereinbarung einer Mehrkostenregelung bei der kieferorthopädischen Behandlung möglich. 4.Für alle anderen Leistungsbereiche und außervertragliche Maßnahmen, die nicht im BEMA, aber in der GOZ enthalten sind, sollen diese Privatleistungen mit einer schriftlichen Vereinbarung nach § 4 Abs. 5 BMV-Z bzw. § 7 Abs. 7 EKVZ auf der Basis eines privaten Heil- und Kostenplanes vereinbart werden. Dies betrifft z. B. Kosten für prognoseverbessernde Maßnahmen im Rahmen der Endodontie beim GKV-Patienten, z. B. nach den Nummern 2400 bzw. 2420 GOZ, für die Behandlung mit OP-Mikroskop oder Laser, oder im Rahmen Professioneller Zahnreinigungen beim GKV-Patienten. Auch wenn rechtlich nicht abschließend geklärt ist, ob die Nichteinhaltung der Schriftform zur Unwirksamkeit einer Vereinbarung führt, ist die Einhaltung der Schriftform zumindest eine vertragszahnärztliche Verpflichtung aus den Regelungen der Mantelverträge. Honorarbemessung. Durch die vorgenannten Vereinbarungen wird der GKV-Patient für be- stimmte Leistungsbereiche zum Privatpatient. Selbstverständlich gelten dann auch für ihn die in der GOZ vorgeschriebenen Regelungen für Vereinbarungen von Leistungen mit einem höheren als dem 3,5-fachen Leistungsfaktor und für Verlangensleistungen, genauso wie für den Privatpatienten. GOZ-Leistungen, die mit einem Steigerungsfaktor von über 3,5 (oder unter 1,0) angesetzt werden sollen, müssen nach § 2 Abs. 1 und 2 GOZ schriftlich vereinbart werden. Schriftform. In § 2 Abs. 3 GOZ ist festgelegt, dass alle Leistungen, die über das Maß einer zahnmedizinisch notwendigen zahnärztlichen Versorgung hinausgehen und auf Verlangen des Zahlungspflichtigen erbracht werden (sog. Verlangensleistungen nach § 1 Abs. 2 Satz 2 GOZ), zuvor in einem Heil- und Kostenplan einschließlich der Vergütungen schriftlich vereinbart werden müssen. Dies betrifft z. B. alle kosmetischen Leistungen, wie z. B. das kosmetische Bleaching. Allen Vereinbarungen ist gemein, dass sie vor der Behandlung des Patienten schriftlich zu treffen sind. Darüber hinaus sollten wir in unserer Terminologie im Patientengespräch und in der Öffentlichkeit darauf abheben, dass es sich beim Treffen dieser schriftlichen Vereinbarungen nicht um Mehrkosten sondern um Mehrleistungen handelt, damit dem Patienten die Teilhabe am gesamten Leistungsspektrum der modernen Zahnheilkunde erhalten bleibt.Autorenteam des GOZ-Ausschusses der LZK BW www.zahnaerzteblatt.de Kultur Schaulager Basel zeigt moderne Kunst Von der Klassik bis heute Noch an einem weiteren Ort sind im Schließungsjahr in Basel Werke aus dem Kunstmuseum zu sehen: Das Schaulager präsentiert mit der Ausstellung „Future Present“ einen breiten Überblick über die Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung. Foto: Öffentliche Kunstsammlung Basel, Martin P. Bühler Modern. Robert Delaunay hielt vor rund 100 Jahren den Eiffelturm in Öl auf einer Leinwand fest. Das Gemälde im Besitz der Emanuel HoffmannStiftung stammt aus den Jahren 1910 bis1911. 1933 von Maja Hoffmann-Stehlin (später Maja Sacher) in Erinnerung an ihren bei einem Autounfall früh ums Leben gekommenen Ehemann errichtet, ist die Emanuel Hoffmann-Stiftung dem Sammeln und Präsentieren des Kunstschaffens der jeweiligen Gegenwart gewidmet. Emanuel Hoffmann-Stiftung. Seit 1941, als die Stifterin diese Sammlung der Öffentlichen Kunstsammlung als Dauerleihgabe übergab, ist die Emanuel HoffmannStiftung dieser Institution eng verbunden. Der Vertrag, der bis heute praktisch unverändert Gülwww.zahnaerzteblatt.de tigkeit hat, ist in seiner Offenheit und Großzügigkeit beispielhaft. Er erlaubt es, die Werke der Stiftung in die Museumssammlung zu integrieren. Viele Kunstwerke aus der Emanuel Hoffmann-Stiftung sind den regelmässigen Besuchern des Kunstmuseums und des Museums für Gegenwartskunst deshalb vertraut. Man denke etwa an Salvador Dalís Brennende Giraffe (Girafe en feu), Robert Delaunays Eiffelturm (La Tour Eiffel) oder die Gruppe von Joseph Beuys mit dem ikonischen Werk Schneefall. Bis heute sammelt der Stiftungsrat aktiv Kunst der Gegenwart. Gerade in den vergangenen zwanzig Jahren wurde die Sammlung unter der heutigen Stiftungspräsidentin, Maja Sachers Enkelin Maja Oeri, um gewichtige Werkgruppen erweitert. Nun bietet sich die Gelegenheit, die gewachsene Sammlung im Überblick zu erleben. Die chronologische Abfolge umfasst Werke von der Klassischen Moderne bis zur unmittelbaren Gegenwart und beinhaltet Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen sowie Installationen, Foto- und Video­arbeiten. Leitmotiv. Die Ausstellung „Future Present“ verdeutlicht, mit welcher Konsequenz die Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung über die vergangenen mehr als achtzig Jahre aufgebaut, welche Schwerpunkte dabei gesetzt und wie mit oft eigenwilligen Entscheidungen die Weiterentwicklung in die Zukunft verfolgt wird. Die von der Stifterin bei der Gründung postulierte „Zuversicht auf die Zukunft“ gilt dabei nach wie vor als Leitmotiv. Nach beinahe fünfundzwanzig Jahren erscheint anlässlich der Ausstellung ein reich bebilderter Gesamtkatalog zur Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung.war. IZZ/Kunstmuseum Basel Info Future Present bis 31. Januar 2016 Öffnungszeiten Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr, Samstag u. Sonntag 10 bis18 Uhr Montags geschlossen Eintritt 18 CHF, ermäßigt 12 CHF Informationen Schaulager Basel Tel.: 0041 6 13 35 32 32 www.schaulager.org ZBW 8-9/2015 65 Namen und Nachrichten Neuer Vorsitz BWKG in kommunaler Hand Der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft heißt seit dem 9. Juli 2015 Detlef Piepenburg. Der 58 Jahre alte Volljurist ist seit dem 25. September 2005 Landrat des Kreises Heilbronn. Er folgt auf den Präsidenten der Deutschen Kranken­hausgesellschaft, Thomas Reumann, der nicht wieder zur Wahl angetreten war. Weiterhin sitzt Piepenburg als Vize dem Aufsichtsratsgremium der SLK-Kliniken Heilbronn vor. Damit die Führung der Krankenhausgesellschaft weiterhin in kommunaler Hand bleiben darf, wählte die Mitgliederversammlung des Verbands Werner Wölfle, Bürgermeister in Stuttgart, zum stellvertretenden Vorsitzenden. Der 62-jährige Grünen-Politiker sitzt seit 2011 an der Spitze der Stuttgarter Krankenhäuser. ZBW Forschungsförderung Allgöwer im Präsidium Prof. Dr.-Ing. Frank Allgöwer, Direktor des Instituts für Systemtheorie und Regelungstechnik der Universität Stuttgart, ist am 1. Juli 2015 im Rahmen der Jahresversammlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Bochum als Vizepräsident wiedergewählt worden. Der internationale Spitzenforscher und Träger des als „deutscher Nobelpreis“ gehandelten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises ist damit für eine zweite Amtszeit Präsidiumsmitglied von Deutschlands zentraler Forschungsförderorganisation. Das DFG-Präsidium berät als geschäftsführendes Organ laufend alle Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung für die Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland. Nach seiner Wiederwahl in Bochum sagte Prof. Frank Allgöwer: „Es war für mich in den zurückliegenden drei Jahren eine besondere Freude, die Arbeit der DFG für eine erfolgreiche Ausgestaltung des Wissenschaftsstandorts Deutschland im Präsidium mittraZBW 8-9/2015 gen zu können. Daher freue ich mich auf eine weitere Amtszeit als DFG-Vizepräsident. Ich möchte auch künftig die Perspektive der Ingenieur­ wissenschaften in das Gremium einbringen und mich insbesondere für die interdisziplinäre Zusammenarbeit unter Forscherinnen und Forschern der unterschiedlichen Wissenskulturen einsetzen.“ Mit Blick auf die Wiederwahl bezeichnete Prof. Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, das nationale und internationale Engagement Frank Allgöwers für Forschung und Lehre als vorbildhaft. Frank Allgöwer, 1962 in Heilbronn geboren, hat an der Universität Stuttgart Technische Kybernetik und an der University of California in Los Angeles (UCLA) Angewandte Mathematik studiert und 1996 mit Auszeichnung an der Universität Stuttgart promoviert. Schon während seiner Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik der Uni Stuttgart hat der frühere Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, des Auswärtigen Amtes und der Fulbright Stiftung eine Forschungsgruppe zu Fragen der nichtlinearen Regelung aufgebaut. Bereits in jungen Jahren erhielt er Rufe an die University of California und an die ETH Zürich. 1999 gelang es der Universität Stuttgart, Frank Allgöwer für die Leitung des neu gegründeten Instituts für Systemtheorie technischer Prozesse zu gewinnen. Allgöwer erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Landeslehrpreis des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg für seine didaktisch beispielhaften Lehrveranstaltungen. Als hauptamtlicher Präsident der DFG wurde im Rahmen der Jahresversammlung Peter Strohschneider, Professor für germanistische Mediävistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, ebenfalls für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Peter Strohschneider hat ebenfalls Bezug zu Stuttgart. Er wurde in der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt geboren. Universität Stuttgart Steuerberater Mindesthonorare vor Aus Kunden von Steuerberatern, Architekten und Ingenieuren können auf günstigere Preise hoffen. Die EUKommission forderte die Bundesregierung unter Androhung einer Klage auf, das aktuelle Mindesthonorar-System abzuschaffen. Dass bestimmte Leistungen derzeit nicht unter festgesetzten Preisen angeboten werden dürfen, verstößt demnach gegen die EU-Dienstleistungsrichtlinie. „Verbindliche Mindestpreise sind zur Sicherung der Qualität der Dienste in- und ausländischer Anbieter nicht nötig“, kommentierten die Brüsseler Wettbewerbshüter. Stattdessen verhinderten sie, dass Verbraucher Leistungen günstiger in Anspruch nehmen können. Die Bundesregierung hat nun zwei Monate Zeit, um auf die Aufforderung der EU-Kommission zu reagieren. Kommt es nicht zu einer Einigung, droht eine Klage der Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof, die eine hohe Geldstrafe für Deutschland nach sich ziehen könnte. dpa Zitat Foto: dpa 66 „Ein Staat, der solche Paragrafenmassen erzeugt, ist ein bürokratischer Staat, ein bürokratischer Staat aber ist ein schwacher Staat.“ Prof. Dr. Roman Herzog, Bundespräsident a. D. in der FAZ zur Europäischen Union. www.zahnaerzteblatt.de Namen und Nachrichten 67 Deutscher Preis für Dentalhygiene 2015 Der Deutsche Preis für Dentalhygiene ist „international“ geworden: Nach zwei schwäbischen Preisträgern – Angelika Kohler-Schatz 2013 und Klaus-Dieter Bastendorf 2014 – hat in diesem Jahr eine Hanseatin die begehrte Auszeichnung der Gesellschaft für Präventive Zahnheilkunde erhalten, die Dentalhygienikerin Susanne Graack aus Hamburg. „Der Preis würdigt zum einen ihr Engagement für die präventive Zahnheilkun- Preisträger. Die Preisträgerin Susanne Graack (2. v. l.) mit ihrer „Lola“ neben den Preisde als Leiterin des Lehrbetriebs am trägern von 2013, Angelika Kohler-Schatz (r.) und 2014, Dr. Klaus-Dieter Bastendorf Norddeutschen Fortbildungsinstitut (2. v. r.), der Laudatorin Dr. Susanne Fath (Mitte) und Prof. Dr. Johannes Einwag (l.) für zahnmedizinische Assistenzberufe in Hamburg. Er ist darüber hinaus ZMF. 20 Jahre später gehörte sie zu Fortbildungsinstitut in Hamburg „ist Anerkennung für ihre langjährige er- den ersten, die über die Aufstiegsfort- die kompetente Ansprechpartnerin folgreiche Tätigkeit als Dozentin und bildung die Qualifikation einer Den- für alle Fragen im Bereich der MitarAutorin“, so die zentralen Worte der talhygienikerin erwarben. Ihr beson- beiterfortbildung“, hob ZFZ-Direktor Laudatio. Susanne Graack ist eine Pi- deres Engagement galt seit jeher der Prof. Dr. Johannes Einwag hervor. onierin der angewandten Prävention Vermittlung aktuellen Fachwissens Susanne Graack freute sich über in Deutschland: 1975 absolvierte sie in den Praxisalltag. Die Leiterin des ihre persönliche „Lola“, wie sie die als Teilnehmerin der vierten Kursse- Lehrbetriebs für zahnmedizinische Auszeichnung für sich selbst getauft rie in Deutschland die zur Seite am Assistenzberufe am Norddeutschen hatte. Anz_Zahnärzteblatt_BW_Layout 1 Fortbildung 09.07.15 12:05 1 Foto: Wosilat Hanseatin erhält Auszeichnung Anzeige praxisgründung Möchten Sie als Partner in unseren erfolgreichen Zusammenschluss innovativer Zahnarztpraxen einsteigen? Wir suchen niederlassungsberechtigte Zahnärzte (m/w) Ziel ist es, ein übergreifendes Netzwerk aufzubauen, mit den geplanten Fachrichtungen: Allgemeine Zahnmedizin Oralchirurgie Endodontie Kinderzahnheilkunde www.diepluszahnaerzte.de Kontakt: www.zahnaerzteblatt.de Telefon: +49 211 863 271 800 Email: [email protected] Kieferorthopädie ZBW 8-9/2015 68 Amtliche Mitteilungen Verlust von Zahnarztausweisen Die Ausweise von Dr. Verena Thielemann Bergiselstraße 1 79111 Freiburg Geb.: 10.07.1944 Ausweis: Carsten Sommer Pfarrgasse4 73770 Denkendorf Geb. 25.03.1968 Ausweis: 19.2.07 Landeszahnärztekammer BadenWürttemberg mit den Bezirkszahnärztekammern der Weiterbildungsordnung wurde folgendes Kammermitglied zur Weiterbildung ermächtigt: BZK Freiburg Merzhauser Str. 114-116 79100 Freiburg Tel.: (07 61) 45 06-0 Fax: (07 61) 45 06-450 Oralchirurgie Dr. Dr. Robert Schrempf Schlichtener Straße 105 73614 Schorndorf BZK Stuttgart Albstadtweg 9 70567 Stuttgart Tel.: (07 11) 78 77-0 Fax: (07 11) 78 77-238 wurden verloren, gestohlen beziehungsweise nicht zurückgegeben und werden für ungültig erklärt. Weiterbildungsstätte Vertreterversammlung im Hotel Bayerischer Hof Bahnhofplatz 2 88131 Lindau (Bodensee), 4. Etage, Raum Konstanz II und III statt. Einladung zur Vertreterversammlung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen am Donnerstag, 17. September 2015. Die Sitzung der Vertreterversammlung findet am Donnerstag, 17. September 2015, Beginn 10:00 Uhr Nach § 35 des Heilberufe-Kammergesetzes i. V. m. §§ 9 und 11 Die Sitzung der Vertreterversammlung ist für Kammermitglieder öffentlich. Bei einer Teilnahme bitten wir – aus organisatorischen Gründen – um Dr. Sebastian Beisel Uhlandstraße 5 74206 Bad Wimpfen Dr. Dr. Albrecht Rieth Kaiserstraße 57 72764 Reutlingen Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit beträgt gem. § 24 Abs. 1 und Abs. 4 der Weiterbildungsordnung 2 Jahre. Ihre schriftliche Anmeldung per Mail unter [email protected] oder per Fax 07071 911-209. Dr. Wilfried Forschner, Vorsitzender der BZK Tübingen Anzeige ZBW 8-9/2015 www.zahnaerzteblatt.de _0PL2H_416506_ZBW 6-2015_001.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 26.Jun 2015 18:03:16; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien 7/2015 ahn ärzte blatt » BadenWürttemberg Informationen »ausmitderInformationen Zahn-, Mund- aus und der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Kieferheilkunde LEITARTIKEL TITELTHEMA INTERVIEW KIEFERORTHOPÄDIE Zahnärztliche Hilfe, die not tut Es geht um Menschen, nicht nur um(s) Zahlen Enge Zusammenarbeit zur besseren Versorgung Lücke öffnen oder Lücke schließen Titelthema ZBW 7/2015 S. 16 ff. Eine Chance für die Fachkräftesicherung: Ausbildung für Flüchtlinge und Migranten Besten Dank für den anregenden und informativen Artikel über die Ausbildung von Migranten und Flüchtlingen! Ich kann nur zustimmen, auch wir haben im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZZMK) seit Jahrzehnten mit Migranten meist sehr gute Erfahrungen gemacht: Die ersten Schritte wagte meine Vorgängerin in der Ausbildungsleitung, Frau Brändle, schon Mitte der 80er-Jahre mit einer jungen Türkin, indem sie den Vater in langen Gesprächen überzeugte, dass er seiner Tochter doch eine Berufsausbildung ermöglichen sollte. Dieser erste Versuch schlug fehl, was uns Kolleginnen damals sehr leid tat: Hatice musste nach ca. sechs Monaten ihre Ausbildung aufgeben und stattdessen in einer anderen Klinik putzen gehen. Und das nicht, weil sie schlecht oder faul gewesen wäre, nein, nur weil ihr Vater meinte, sie brauche als Türkin keine Ausbildung. Seit dieser Zeit hat sich kulturell und in der öffentlichen Wahrnehmung sehr viel geändert und ich kann Ihnen im Rückblick auf 37 Jahre Mitarbeit im ZZMK, davon 26 Jahre als Ausbildungsleitung, folgende Zahlen und Fakten am ZZMK nennen: Die erste Polin wurde bei uns von 1978 bis 1981 ausgebildet. Dann kamen Griechinnen und Italienerinnen dazu. Ab 1988 wurden intensiv Türkinnen ausgebildet, die inzwischen bis heute die größte Azubi-Migrantengruppe stellen. Nach 1989 kamen zunehmend junge Frauen aus Kasachstan zu uns und auch aus anderen GUS-Staaten (Russland, Ukraine, Moldawien) kamen Azubis in unser Haus. Armenien, Albanien, Portugal, Kroatien, Serbien, Kosovo, Rumänien, Ghana, Philippinen, Eritrea – alle diese Nationalitäten waren schon oder sind noch vertreten bei uns, da wir in den letzen Jahren i. d. R. alle neu einzustellenden Mitarbeiterinnen aus unseren Azubis rekrutieren. In den meisten Jahren seit 1978 waren unter unseren Azubis über 50 Prozent Migranten, einige Male bis zu 80 Prozent der jeweiligen Jahrgänge. Dies kommt uns speziell am ZZMK zugute, da für viele fremdsprachige Patienten, die neu nach Tübingen kommen – seien es Studenten, Dozenten, Migranten, Flüchtlinge – die Klinik oft erster Ansprechpartner ist und wir mit unserem multikulturellen und vielsprachigen Team versierte Ansprechpartner bieten können, die nicht nur Kultur und Sprache des Patienten kennen, sondern auch fachkompetent zu dolmetschen vermögen. Wir haben viele gute Erfahrungen gemacht mit den Azubis aus aller Welt. Natürlich gibt es – wie überall – auch Azubis, die nicht unseren Erwartungen entsprechen. Da spielt allerdings die Nationalität keine Rolle. Wie im Artikel richtig geschildert, ist die Grundvoraussetzung einer Ausbildung auf alle Fälle, sich deutsch verständigen zu können. Das ist eine hohe Hürde, vor allem in einer Klinik, in der durch die Weitläufigkeit nicht immer eine andere Kollegin greifbar ist zum sprachlich Unterstützen und Weiterhelfen. Aber wie Dr. Kehrer geschildert hat, manche Bewerberinnen haben eine unbändige Willenskraft, diese Hürde zu nehmen. Darin kann man sie nur wo immer möglich unterstützen! Johanna Kapp, Tübingen » LESERFORUM Schreiben Sie uns Oder diskutieren Sie mit unter [email protected] Bitte geben Sie Namen und Anschrift an. 69 Anzeige Leserforum Leserforum Mit den Highlights der IDS 23. – 24. OKTOBER MESSE STUTTGART Über 200 Aussteller präsentieren ihr umfangreiches Produkt- und Dienstleistungsportfolio für Zahnmedizin und Zahntechnik. Sammeln Sie bis zu zehn Fortbildungspunkte auf dem Symposium des Dental Tribune Study Clubs und informieren Sie sich auf der Messe über die Top-Themen: Digitaler Workflow – vom Scan bis zum Zahnersatz Implantologie – Spezialwissen vertiefen Hygiene in Praxis und Labor www.fachdental-suedwest.de www.zahnaerzteblatt.de Eintrittskarten-Gutscheine erhalten Sie bei Ihrem Dental-Depot! Zu guter Letzt Cartoon: Rürup 76 Impressum Herausgeber: Dr. Udo Lenke, Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg (LZK BW), und Dr. Ute Maier, Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW), für das Informationszentrum Zahngesundheit Baden-Württemberg – eine Einrichtung der LZK BW und KZV BW. Redaktion: Johannes Clausen, HC (ChR, verantw.) Informationszentrum Zahngesundheit Baden-Württemberg Telefon: 0711/222 966-10 E-Mail:[email protected] Andrea Mader (am), Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg Telefon: 0711/228 45-29 E-Mail: [email protected] Guido Reiter (gr), Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg Telefon: 0711/78 77-220 E-Mail: [email protected] Redaktionsassistenz: Gabriele Billischek Layout: Gabriele Billischek, Sandra Lewis Anschrift der Redaktion: Informationszentrum Zahngesundheit BadenWürttemberg, Königstraße 26, 70173 Stuttgart Telefon: 0711/222 966-14 Telefax: 0711/222 966-21 E-Mail: [email protected] ZBW 8-9/2015 Autoren dieser Ausgabe: Dr. Martin Braun, Johannes Clausen, Kristina Hauf, Prof. Dr. Reinhard Hickel, Christian Ignatzi, Dorothea Kallenberg, Simone Khawaja, PD Dr. Jan Kühnisch, Prof. Dr. Dr. Bernd Lapatki, Christoph Link, Andrea Mader, Franziska Meier, Guido Reiter, Dr. Johanna Radeke, Christoph Reisinger, Claudia Richter, Katja Silberzahn, Dr. Hans Hugo Wilms Abdruckgenehmigungen für Teile, Abbildungen oder die gesamte Arbeit an andere Verlage sowie Nachdrucke in Medien der Herausgeber, die fotomechanische sowie elektronische Vervielfältigung und die Wiederverwendung von Abbildungen umfasst. Dabei ist die Quelle anzugeben. Änderungen und Hinzufügungen zu Originalpublikationen bedürfen der Zustimmung des Autors und der Herausgeber. Titelseite: Foto: Fotolia Verantwortlich für den Anzeigenteil: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH Zülpicher Str. 10 40196 Düsseldorf Reiner Hoffmann Telefon: 02 11/505-27 875 E-Mail: [email protected] Verantwortlich für Amtliche Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW): Dr. Ute Maier, Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung BadenWürttemberg (KZV BW), KdöR Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart Verantwortlich für Amtliche Mitteilungen der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg (LZK BW): Dr. Udo Lenke, Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg (LZK BW), KdöR Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart Hinweise: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen. Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht. Bei Einsendungen an die Redaktion wird der vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung zugestimmt.Unaufgefordert eingegangene Fortbildungsmanus-kripte können nicht veröffentlicht werden, da die Redaktion nur mit wissenschaftlichen Autoren vereinbarte Fortbildungsbeiträge veröffentlicht. Alle Rechte an dem Druckerzeugnis, insbesondere Titel-, Namensund Nutzungsrechte etc., stehen ausschließlich den Herausgebern zu. Mit Annahme des Manuskripts zur Publikation erwerben die Herausgeber das ausschließliche Nutzungsrecht, das die Erstellung von Fort- und Sonderdrucken, auch für Auftraggeber aus der Industrie, das Einstellen des ZBW ins Internet, die Übersetzung in andere Sprachen, die Erteilung von Die Seite Produktinformationen fällt in den Verantwortungsbereich Anzeigen, sie ist nicht Teil der Redaktion. Bezugspreis: Jahresabonnement inkl. MwSt. € 90,–, Einzelverkaufspreis inkl. MwSt. € 7,50. Bestellungen werden vom Verlag entgegengenommen. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt 6 Wochen zum Ende des Bezugszeitraumes. Für die Mitglieder der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Verlag und Herstellung: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Karl Hans Arnold, Patrick Ludwig, Hans Peter Berk, Johannes Werle, Stephan Marzen Zülpicher Str. 10 40196 Düsseldorf Telefon: 02 11/505-24 99 Fax: 02 11/505-10 02 499 E-Mail: [email protected] Internet: www.rp-media.de www.zahnaerzteblatt.de Produktanzeigen Presseinformationen Pluszahnarzt® – Konzept mit dem gewissen Plus Als selbstständige Zahnärztin ist man Regisseurin des eigenen Theaterstückes und muss alle Fäden zusammenhalten. Neben dem Behandeln der Patienten muss der gesamte Praxisalltag im Auge behalten werden. In dem Rundum-Sorglos-Paket der Pluszahnärzte® hat Dr. Mayadali aus Düsseldorf eine Möglichkeit gefunden, den administrativen Ballast um ihren Zahnarztberuf in professionelle Hände zu geben und dafür ihre Work-Life-Balance zu optimieren. Dr. Ebru Mayadali aus der Pluszahnarztpraxis am KÖ-Center in Düsseldorf hat einen entspannten Arbeitsalltag und kann es sich schon gar nicht mehr anders vorstellen. Sie kommt in ihre frische Praxis, behandelt ihre Patienten mit modernsten Geräten, macht ihre Eingaben und kaum ist der Enter-Button gedrückt, ist ihre Arbeit getan und die perfekt aufeinander abgestimmten Zahnräder im Hintergrund setzen sich in Bewegung. Der gesamte Ablauf, der vor und nach der Behandlung stattfindet, wird von absoluten Profis übernommen. So kommt der Anruf übernommen, das sich auf zahnärztliche Abrechnung spezialisiert hat. Durch kontinuierliche Fortbildungen können die Abrechnungen auf dem aktuellsten Stand der GOZ und BEMA durchgeführt werden. Auch Bestellwesen, Qualitätsmanagement, fortlaufendes Prophylaxecoaching, Marketing, Buchhaltung und Personalwesen werden übernommen und transparent für die Pluszahnärztin® dokumentiert. Dr. Ebru Mayadali des Patienten nicht am Empfang der Praxis an, sondern in einem ruhigen Büro mit speziell geschulten Mitarbeitern. Dort werden die Patienten mit medizinischem Fachwissen und einem abgestimmten Wording sicher geführt. Dadurch genießt auch der Patient in der Praxis eine ganz neue Atmosphäre. Denn die Mitarbeiter können sich ohne die Unterbrechung eines Telefonklingelns ganz dem Patienten widmen. Ebenso wird auch die Abrechnung einem Team „Ich bin Pluszahnärztin®! Da ist es ganz normal, dass man auf höchstem Niveau arbeitet und gleichzeitig ein erfülltes Privatleben hat. So habe ich jetzt die Zeit für meinen Master of Science in der Ästhetisch Rekonstruktiven Zahnmedizin“, sagt Dr. Mayadali lächelnd. In diesem Konzept strahlt das Plus in beide Richtungen – in Richtung des Patienten und des Zahnarztes. Kontakt: Telefon: +49 211 863 271 800 E-Mail: [email protected] www.diepluszahnaerzte.de Dentalisten im Dialog mit Partnern aus aller Welt Zweites VOCO International Fellowship Symposium Nach gelungener Premiere im Herbst 2013 setzte VOCO nun seine Veranstaltungsreihe „VOCO International Fellowship Symposium“ (VIFS) fort. Im Juni kamen mehr als 50 Zahnärzte und Zahntechniker aus fast 20 Nationen nach Cuxhaven, um sich mit den „Dentalisten“ über aktuelle Trends und moderne Behandlungsmethoden in der Zahnheilkunde auszutauschen. Ein vielseitiges Vortragsprogramm lieferte hierzu die Grundlagen. Eigens aufgebaute Stände im Foyer des VOCO-Hauptgebäudes boten zudem die Möglichkeit, sich über die neuesten Produkte des Hauses zu informieren und diese in ihrer Handhabung auszuprobieren. Klaus Peter Hoffmann, Leiter der das VIFS organisierenden Abteilung Wissenskommunikation, ist mit Verlauf und Ergebnis des zweiten VIFS sehr zufrieden: „VOCO konnte mit dieser Veranstaltung erneut dazu beitragen, seine guten Kontakte zu zahnmedizinisch Tätigen im In- und Ausland zu pflegen und auszubauen. Damit sorgen wir auch weiterhin für einen konstruktiven Dialog zwischen Herstellerseite und zahnärztlicher Praxis.“ Breites Themenspektrum des Vortragsprogramms Das Themenspektrum der Fachvorträge war auch dieses Mal weit gespannt und deckte diverse Bereiche der präventiven, restaurativen und prothetischen Zahnheilkunde ab. Die Referenten aus dem Kreis der Fellows widmeten sich modernen minimalinvasiven Ansätzen in der Zahnmedizin, verschiedenen Aspekten der Füllungstherapie einschließlich der Bulk-FillTechnik und Fertigung von Composite-Inlays. Ebenfalls im Blickpunkt standen Methoden der Adhäsivtechnik sowie die postendodontische Versorgung mit glasfaserverstärkten Composite-Wurzelstiften und anschließendem adhäsiven Stumpfaufbau. Weitere Themen waren die Anwendung von lichthärtenden Glasfasersträngen, Möglichkeiten der ästhetischen Frontzahnrestauration inklusive der Versorgung mit Veneers sowie die Behandlung zervikaler Läsionen. Darüber hinaus standen auch der Einsatz von Glasionomerzementen in der Kinderzahnheilkunde, das Behandlungsmanagement bei Zahntraumata, die Arbeit mit Modellsilikon und Befestigungssystemen bei indirekten Restaurationen sowie die Fertigung von hochästhetischen Provisorien auf der Agenda. Kontakt: VOCO GmbH Anton-Flettner-Straße 1–3, 27472 Cuxhaven Tel.: (04721) 719-0, Fax: (04721) 719-109 E-Mail: [email protected], www.voco.de Seminar in Stuttgart: Azubi-Starter-Days 2015 Durchstarten mit Rückenwind! Die Basis für drei erfolgreiche Ausbildungsjahre. Eine zweitägige Blockphase und ein „Follow-up-Tag“ machen Ihre Auszubildende fit für den Start in den Job. Die Azubis gewinnen Sicherheit – und die Praxis erhält direkte Verstärkung! Was sind die Anforderungen im heutigen Praxisalltag? www.zahnaerzteblatt.de Wie gehe ich mit Patienten um? Was sind meine Aufgaben? Wie verdient die Praxis ihr Geld? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie in den ersten beiden Tagen des interaktiven Seminars mit Rollenspielen, praktischen Übungen u.v.m. Am „Follow-upTag“, einige Wochen später, werden die ersten Schritte in der Ausbildung analysiert und persönliche Ziele festgelegt. Jetzt anmelden! Seminartermin: Blockphase 5.11. bis 6.11.2015 und Follow-upTag am 12.2.2016. Kosten: 289 Euro Nähere Informationen & Anmeldung unter www.zahnwerk-sued.de/seminare Die Beiträge dieser Rubrik beruhen auf Informationen der Hersteller und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. 77 Partner des Zahnarztes Mehr Zahnarzt weniger Steuern! 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