Kommunale Gesundheitspolitik und Präferenzen der Bürgerinnen und Bürger im internationalen Vergleich Prof. Dr. Claus Wendt Lehrstuhl für Soziologie der Gesundheit und des Gesundheitssystems [email protected] Zentrum für Sozialwissenschaftliche Forschung - SOWIS, Universität Siegen Übersicht • Teil 1: Regionale Gesundheitsversorgung – Das Beispiel Dänemark • Teil 2: Zufriedenheit der Bevölkerung im internationalen Vergleich • Teil 3: Ungleichheiten der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen • Teil 4: Das Entscheidungsverhalten im Krankheitsfall: Der Einfluss sozialer und institutioneller Kontexte SOWIS, Universität Siegen Staatlichkeit im Wandel, SFB Universität Bremen SOWIS, Universität Siegen Teil 1: Gesundheitsausgaben im internationalen Vergleich 12 Ausgaben in % des BIP 10 8 Dänemark Deutschland 6 Großbritannien Österreich 4 2 19 60 19 6 19 2 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 7 19 6 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 8 19 8 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 0 20 2 04 20 06 0 SOWIS, Universität Siegen Finanzierungsanteil in % der Gesamtausgaben Finanzierungsformen im internationalen Vergleich 90 84.1 83.4 80 67.4 70 60 46 50 40 29.7 30 20 9.5 16.4 13.1 9.2 14.3 11 5.2 10 0.8 2.7 0 3.3 1.9 0 1.5 0 Deutschland Österreich Dänemark Steuern Sozialversicherungsbeiträge Beiträge zur privaten Krankenversicherung Zuzahlungen privater Haushalte Sonstige private Aufwendungen SOWIS, Universität Siegen Großbritannien 0.1 Krankenhausbetten je 1.000 Einwohner Krankenhausbetten je 1.000 Einwohner 12 10 Deutschland Österreich 8 Dänemark 6 4 Großbritannien 2 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 0 SOWIS, Universität Siegen Mittlere Krankenhausverweildauer in Tagen, akute Versorgung 25 Deutschland 20 15 Österreich 10 5 Dänemark Großbritannien 0 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 Mittlere Krankenhausverweildauer, akute Versorgung 30 SOWIS, Universität Siegen Zuständigkeit und Durchführung von Gesundheitsleistungen für Kinder Deutschland Österreich Großbritannien Dänemark Früherkennungsprogramm Verantwortlichkeit Durchführung GKV Kinderarzt GKV Kinderarzt PCT Hausarzt Kommune Hausarzt Impfungen Verantwortlichkeit Durchführung GKV Kinderarzt GKV Kinderarzt PCT Hausarzt Kommune Hausarzt GesundheitsHausbesuche Verantwortlichkeit Durchführung keine Leistungen keine Leistungen PCT ‚Health Visitor‘ Kommune ‚Health Visitor‘ Schulgesundheitsdienst Verantwortlichkeit Durchführung ÖGDb Schularzt Kommune Schularzt PCT Schularzt, Schulkrankenschwester Kommune Schulkrankenschwester Kinderzahnärztliche Verantwortlichkeit Leistungen Durchführung GKV Zahnarzt GKV Zahnarzt PCT Zahnarzt Kommune Kinderzahnarzt SOWIS, Universität Siegen Teil 2: Zufriedenheit der Bevölkerung im internationalen Vergleich Können institutionelle Bedingungen identifiziert werden, die sich auf die Wahrnehmung und Bewertung von Gesundheitssystemen auswirken? Sind die Unterschiede zwischen sozialen Gruppen im Ländervergleich ähnlich oder hängen sie vom jeweiligen institutionellen Kontext ab? Wendt, Claus, Monika Mischke, Michaela Pfeifer (2011): Welfare States and Public Opinion: Perceptions of Healthcare Systems, Family Policy and Benefits for the Unemployed and Poor in Europe, U.K. and Northampton, MA, U.S.A.: Edward Elgar Publishing Wendt, C., J. Kohl, M. Mischke, M. Pfeifer (2010): How Do Europeans Perceive Their Healthcare System? Patterns of Satisfaction and Preference for State Involvement in the Field of Healthcare. European Sociological Review, 26, 2, 177-192 SOWIS, Universität Siegen Institutionelle Einflussfaktoren auf Einstellungen zur Rolle des Staates (Extensität) und auf die Zufriedenheit Extensität Pearson’s R Zufriedenheit N Pearson’s R N Gesamtausgaben (THE) in US$ pro Kopf, PPP -0.1484 14 0.5103+ 14 THE in % des GDP 0.0965 14 0.1355 14 Öffentl. Ausgaben in US$ pro Kopf, PPP 0.0275 14 0.6157* 14 Öffent. Ausgaben in % der THE 0.2074 14 0.4462 14 Private Zuzahlungen in % der THE 0.3234 14 -0.3572 14 Allgemeinärzte (GPs) je 1,000 Einwohner -0.0986 14 0.7237** 14 Index Zugangsregulierung 0.0410 14 -0.2005 14 SOWIS, Universität Siegen Multivariate Analysen (Results for pooled OLS Regressions for “extensive role of the state” and “satisfaction with healthcare”) Extensität Ohne MakroIndikatoren -0.009 Subj. gute Gesundheit (schlecht) Alter (65+) 15-19 Jahre -0.043* 20-64 Jahre 0.022+ Subj. hohes Einkommen (niedrig) -0.041* Soziale Klasse/ESEC (ESeC 4 und 5) Esec 1 -0.027* Esec 2 0.011 Esec 3 -0.015 Studierende 0.019 Zeit Ärzte, positiv bewertet 0.041*** PHE in US$ pro Kopf (PPP) Private Zuzahlungen in % THE GPs je 1,000 Einwohner Index der Zugangsregulierung N 13669 adj. R2 0.011 SOWIS, Universität Siegen Zufriedenheit Mit MakroIndikatoren -0.009 Ohne MakroIndikatoren 0.048* Mit MakroIndikatoren 0.038** -0.037* 0.022+ -0.048*** -0.038+ -0.048*** 0.089*** -0.016 -0.044*** 0.068*** -0.028* 0.012 -0.020 0.010 0.038** 0.153+ 0.149* -0.046 0.059 13669 0.022 0.005 -0.016 -0.038+ 0.011 0.066*** 0.009 -0.014 -0.006 0.024 0.049*** 0.136 0.019 0.330*** 0.100 13318 0.200 13318 0.063 Teil 3: Ungleichheiten der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen Führt eine stärkere Kontrolle des Zugangs im Ländervergleich zu einer geringeren Nutzung von Gesundheitsleistungen? Reduziert eine stärkere Regulierung des Zugangs Ungleichheiten bei der Leistungsinanspruchnahme zwischen Gruppen mit unterschiedlichem Einkommen bzw. Bildungsniveau? Reibling, N. and Wendt, C. (2012): Gatekeeping and Provider Choice in OECD Healthcare Systems. Special Issue, edited by E. Annandale and E. Kuhlmann, Current Sociology, 60, 4, 489-505 Reibling, N. and Wendt, C. (2011): Regulating Patients’ Access to Healthcare Services. International Journal of Public and Private Healthcare Management and Economics, 1, 2, 1-16 SOWIS, Universität Siegen Gatekeeping - Index GP Registrierung Regionale Begrenzung GPs: pro Kopf Honorierung Zugang zu Facharzt Zugang ambulante fachärztl. Versorg. im KH Index Regulierung (LRI) LRI (0-10) Frankreich -- -- -- Frei Frei 0 0 Griechenland -- -- -- Frei Frei 0 0 Schweiz -- -- -- Frei Frei 0 0 Belgien -- -- -- zus. Zuzahl. zus. Zuzahl. 2 2.9 Deutschland -- -- -- Frei Überweisung 2 2.9 Österreich -- -- + zus. Zuzahl. zus. Zuzahl. 3 4.3 Schweden + -- -- zus. Zuzahl. zus. Zuzahl. 3 4.3 Niederlande + -- + Überweisung Überweisung 6 8.6 Spanien + + -- Überweisung Überweisung 6 8.6 Dänemark + + + Überweisung Überweisung 7 10 Italien + + + Überweisung Überweisung 7 10 Land SOWIS, Universität Siegen Unterschiede der Leistungsinanspruchnahme (Facharzt) zwischen Bildungsgruppen SOWIS, Universität Siegen Healthcare Seeking (HEALSEE) Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch ältere Menschen in Deutschland. Der soziale und institutionelle Kontext des Entscheidungsverhaltens im Krankheitsfall DFG-Projekt 850.000 Euro 01.11.2012-31.10.2015 • • • • Das Projekt soll die Forschung auf diesem Gebiet theoretisch, methodisch und empirisch erweitern. Es wird ein Beitrag zur Verbesserung der theoretischen Grundlagen geleistet und Annahmen der Institutionentheorie und der rational choice Theorie überprüft. Die erhobenen Daten bilden eine wichtige Grundlage, um für ältere Menschen die gesundheitlichen Bedürfnisse, das Entscheidungsverhalten, die Interpretation von Symptomen, die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, und die Entscheidung für eine Selbsttherapie zu analysieren. Diese Prozesse werden unter Berücksichtigung des Einflusses sozialer Netzwerke und institutioneller Kontexte des Gesundheitssystems analysiert. SOWIS, Universität Siegen Prof. Dr. Claus Wendt [email protected] SOWIS, Universität Siegen