Änteiettschrift für Naturheilverfahren Anethol 36

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H 7775 E
Organ des Zentralverbandes der Arzte für
Naturheilverfahren e V
Heft 1 0
Oktober 1992
33. Jahrgang
Änteiettschrift für
Naturheilverfahren
Arbeiten dieses Heftes:
H. Schilcher, B. M. Heil
Artischockenextrakt — Eine aktuelle
Standortbestimmung
Anethol 36
K. Ch. Schimmel
Naturheilverfahren als ordnende Therapieprinzipien
"Lohmann"® N
ytodigestivum zur physiologischen Regulierung und Aktivierung
r Magen-Darmfunktionen
S. Schräg
Diabetestherapie mit Heilfasten
Restitution statt Substitution
Wirkt carminativ, spasmolytisch, cholagog, cholekinetisch
|5<i/erdauungsfördernd durch Bitterstoffe
jiiErstattungsfähig
äfes
; signifikanten Ergebnissen doppelbiind gegen Metoclopramid geprüft
Wirksame Bestandteile nach
Art und Menge
Dragees
1 Dragee enthält
Trockenextrakt aus
Pfefferminzblättern (5,5 1)
(Auszugsmittel Wasser) 120 mg
Anwendungsgebiete
Funktionelle Magen-Darm
Beschwerden mit Dysbaktene,
il enthalten
Fäulnis- und Gärungsaiolisch-wässngen Auszug
dyspepsien, krampfartigen
j f S'ugsmittel Ethanol
Beschwerden im Magen-Darm
* * * 'V/V)
95,85 g
Bereich sowie der Gallenblase
und -wege, Empfindlichkeit
Trockenextrakt aus
9,26 g Kümmel (6,5 1)
gegen schwer verdauliche
8,13 g (Auszugsmittel Wasser) 80 mg Speisen (Völlegefühl),
3,78 g
Blähungen, Meteorismus,
lutkraut
1,92 g Trockenextrakt aus
Roemheldsyndrom und
Wermutkraut (5,5 1)
Appetitlosigkeit
(Auszugsmittel Wasser) 40 mg
Kummelöl
2,4 mg Besondere Anwendungsgebiete
der Tropfen bei Säuglingen
Pfefferminzöl
2,4 mg und Kleinkindern
Ernährungsbedingte Verdauungsstörungen, Blähbauch, Nabelkoliken,
Speikinder
< same Bestandteile nach
jnd Menge
en
Darreichungsformen,
Packungsgrößen u. Preise
20 ml Tropfen
DM 10,40
50 ml Tropfen
DM 14,65
50 Dragees
DM 11,45
100 Dragees
DM 18,65
H.-J. Norden
Die homöopathische Behandlung der
Gastritis
K.-H. Friese
Sinusitis — Krankheit oder Symptom'?
N. W. Klehr
Therapeutische Möglichkeiten zur Verwertung von autologem Tumorgewebe
Anwendungsweise und
Dosierung
Tropfen
3 mal täglich vor den Mahlzeiten 10-30 Tropfen in
Flüssigkeit einnehmen
ISSN 0720-6003
Dragees
3 mal täglich vor den Mahlzeiten 1-2, in besonders
schweren Fällen 3-4 Dragees
unzerkaut einnehmen
IL
VERLAG
D-W-3254 Emmerthal 1
MEDIZINISCH LITERARISCHE
VERLAGSGESELLSCHAFT MBH
Postfach 1151/1152 • D-3110 Uelzen 1
H.-J. Norden
Inhaltsverzeichnis
Aus dem Zentralverband
773
Kurse
775
Neues aus der Medizin
776
Generalarzt a. D. Dr. med. Norbert Breidenbach
zum 85. Geburtstag
777
H. Schilcher, B. M. Heil
Artischockenextrakt — Eine aktuelle Standortbestimmung
K. Ch. Schimmel
Naturheilverfahren als ordnende Therapieprinzipien
S. Schräg
Diabetestherapie mit Heilfasten
779
789
796
Aus dem Verbandsleben
I
Die h o m ö o p a t h i s c h e B e h a n d l u n g der Gastritis . . .
811
K.-H. Friese
Sinusitis — Krankheit oder Symptom?
814
N. W. Klehr
Therapeutische Möglichkeiten zur Verwertung von
autologem Tumorgewebe
820
Kongreßberichte
829
Das interessiert den Leser
843
Der Hartmannbund informiert
844
Mitteilungen des Verbandes Physikalische Therapie
848
Kommunikationsnetz für Forschung in der Naturheilkunde
851
Vermittlung von Ärzten, Praxen und Sanatorien. . .
852
Verkäufe
852
Industrie-Informationen
853
Poikiven N
Zur Therapie venöser Erkrankungen
mit bewährten, naturgemäßen
Inhaltsstoffen.
1. Dynamisiert venöse
Blutzirkulation
2. Reguliert die Permeabilität
der Blutgefäße
3. Baut Ödeme ab
4. Fördert die Resorption
5. Beseitigt den Stauungsschmerz
6. Entstaut im Abdominalraum
,-.-.•£;?••••
Ausgeprägt antiphlogistische
Wirkung!
Arztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
Zusammensetzung
100 ml enthalten-.
Aesculus D1
Melilotus offic D1
Hamamells D1
Carduus
marianus D1
Lycopodium D4
Lachesis D4
Arnica 0
25 ml
20 ml
20 ml
10
10
10
5
ml
ml
ml
ml
Anwendungsgebiete
Variköser Symptomenkomplex, Krampfadern,
venöse Stauungen in den
Beinen und im Beckenbereich, Armschmerzen,
Thromboseprophylaxe
bei Schwangeren und
Wöchnerinnen,
Unterstützung bei der
Behandlung von Thrombophlebitis und Ulcus
cruris.
Darreichungsform,
Packungsgröße und
Preis
50 ml Tropfen
DM 24,45
Anwendungsweise und
Dosierung
Soweit nicht anders verordnet, 3-4 mal täglich
15-20 Tropfen in
lauwarmem Wasser
einnehmen.
D-W-3254 Emmerthal 1
771
Aus dem Zentralverband
Weiterbildungswoche III
vom 7. bis 11. Dezember 1992
in Oberursel
.ein heißes Bügeleisen
auf den wehen Leib gebracht,
hat ihn bald gesund gemacht.
Heut1 bedenkt man zweifelsfrei,
wie abdomilon ' hilft als Arznei:
Ort: Reformhausfachakademie
Der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. V.
(ZÄN) wird künftig die Weiterbildung Naturheilverfahren
nicht nur in Freudenstadt, sondern auch an einem Ort im
Zentrum unseres Bundesgebietes anbieten, der optimale
Bedingungen erfüllt und den vor allem unsere Kollegen
aus den neuen Bundesländern gut erreichen können.
Der ZÄN wählte mit Oberursel einen Ort, der erst vor kurzem als modernes Akademiegebäude mit angegliedertem
Gästehaus, angeschlossenem Restaurant in der schönen
Landschaft des Taunus von einem Architektenteam errichtet wurde. Zuvor hatten diese Architekten sich bereits
mit dem Bau des Wallraff-Richartz-Museums in Köln und
mit der Musikhochschule Luxemburg ausgezeichnet.
Der Leiter der Akademie für gesundes Leben hat den Bau
des Komplexes gemeinsam mit dem Architekten unter
dem Gesichtspunkt gestaltet, ein Gesamtkonzept optimaler Lebens- und Lernbedingungen zu schaffen. Die Weiterbildungskurse des ZÄN werden in der Akademie neue,
bisher nicht verfügbare Möglichkeiten bieten. Passend zu
den Themen unserer Weiterbildung wird somit auch der
gebotene Rahmen sein. Die Themen Ernährungstherapie,
Phytotherapie und Ordnungstherapie werden unmittelbar
und praxisnah vermittelt werden können.
— Was in der Weiterbildung „Ernährungstherapie" theoretisch gelehrt wird, kann durch praktische Arbeit in einer
Lehrküche und durch die Teilnahme an einer vorzüglich
dargebotenen laktovegetabilen Vollwerternährung zu
einem „hautnahen" Erlebnis werden.
— Für die „Phytotherapie" steht ein nach Indikationen geordneter Heilkräutergarten zur Verfügung.
— Für die praktische Lehrtätigkeit der „Hydrotherapie"
stehen der Akademie vier fachgerechte Einrichtungen
zur Verfügung.
Zum zweiten Mal wird die von unserem Verband angebotene Weiterbildung Naturheilverfahren unter einem Dach
durchgeführt und unter Bedingungen, welche die Teilnahme innerhalb eines geschlossenen Kurses in einem
äußerst sympathischen und angenehmen Ambiente bieten. Alles wird konzentriert, zeitsparend und im Gruppenerleben beinander sein.
abdomilori
bei Reizzuständen im Bauch räum
• krampflösend
• schmerzstillend
• regulativ für
die Magen-Darm-Funktion
abdomilon® Zusammensetzung 100 g enthalten als wirksame
Bestandteile. Fluidextrakte (1 1) aus Angehkawurzel 0,6 g, Enzianwurzel 1,0g, Faulbaumrinde 1,0g, Kalmuswurzel 3,0g, Melissenblatter t,0 g, Rhabarberwurzel 2,4 g, Wermutkraut 0,5 g. Weitere
Bestandteile (Geschmacksstoffe)' Anisol 0,020 g, Kümmelol
0,030 g, Nelkenöl 0,020 g, Baldrianol 0,006 g, Menthol 0,020 g,
Zitronenol 0,002 g, Kamillenöl 0,002 g. Anwendungsgebiete:
chronisch-rezidivierende Reizzustande im Bauchraum, Entzündungen der Bauch- und Beckenorgane, Adhäsionen des
Abdomens, Adnexitis, spastische Dysmenorrhöen. Gegenanzeigen: Heus, jeder Genese, während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden, Magen- und
Zwölfftngerdarrageschwüre. Warnhinweis: Enthält 14 Vol -% Alkohol. Bei Beachtung der Dosierungsanlettung werden bei jeder
Einnahme (1 Eßlöffel) bis zu 1,7 gAikohort zugeführt. Ein gesund heitlictses Risito besteht u.a. bei LebeTkranken, Alkoholkranken,
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f
Ep|IefÄern, Hirngeschädigten, Schwangeren und Kindern. Die
L
'* JWkWrag ^mtftev» Arznewnttet kann beeinträchtigt oder verstärkt
'« *#er<Jert. * ";• -IÄ5ieiMi?»g und Anwendung: Erwachseene'3 mal tgl. f EtH.,' Ki«J«f
i J t T l 4 / 2 * Ä } vor dem E j H d l f j n d
Anmeldungen bitte an:
Geschäftsstelle des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren
Bismarckstraße 3, 7290 Freudenstadt
Tel (0 74 41) 2151, Fax (0 74 41) 8 78 30.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
773
Aus dem Zentralverband
Vor und nach dem Kongreß: Weiterbildung durch
Selbsterfahrung
Seminar Heilfasten/Naturheilverfahren
für Ärzte und ihre Angehörigen
Kurs I 26 Februar bis 6 März 1993 in Freudenstadt
Kurs II 13 bis 21 März 1993 in Freudenstadt-Lauterbad
Veranstalter Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V
Das Seminar gehört zum 84 Fortbildungskongreß des
ZAN und ist zum Erwerb der Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren" als Kurswoche III anerkannt.
Die Seminarwoche ist sowohl eine Selbsterfahrungswoche — für Gesunde' — als auch Weiterbildungswoche
mit 6 Unterrichtseinheiten täglich Sie ist zeitlich nicht mit
anderen Kursangeboten zu vereinbaren
Das Phänomen Fasten laßt sich erst richtig begreifen,
wenn man eine kurze Zeit totalen Nahrungsverzichts
selbst erlebt hat Wir wollen uns bewußt machen, daß Fasten ein Teil natürlichen menschlichen Lebens ist und körpereigenen Gesetzen gehorcht
Wer fastet, hungert nicht Er ist erstaunlich leistungsfähig
und fühlt sich woihl Fasten will allerdings gelernt sein Methodik und Didaktik werden vermittelt
Klassische Natiurheilverfahren können erst verstanden
werden, wenn ihre Grundelemente am eigenen Korper erlebt wurden Wir werden uns mit Licht, Luft, Wasser, Bewegung, Atem, Rhythmus und Massage, Pflanze und Wald
auseinandersetzen und die daraus entwickelten Verfahren studieren, die sich zu ärztlichem Handeln bewahrt haben
Die Methode des Heilfastens lohnt sich kennenzulernen.
Gegenüber vielen ungelösten therapeutischen Problemen
unserer Zeit bietet Fasten echte Alternativen Sem Wirkungsbereich ist weit großer, als allgemein angenommen
wird Oft sind Mißverstandnisse und Vorurteile abzubauen, wenn die klaren Konturen einer einfachen und interessanten Therapie sichtbar werden sollen Wir werden
über Physiologie und Pathophysiologie des Fastens sprechen, seine Methodik zeigen und die therapeutischen Erfolge demonstrieren
Lehrinhalte
— Therapeutisches Fasten
— Auslesende Verfahren
— Ernährungstherapie in Prävention und Rehabilitation
— Phytotherapie
— Bewegungstherapie in Prävention und Rehabilitation
— Sauerstofftherapie
— Massageverfahren/manuelle Diagnostik
— Grundlagen Akupunktur
— Hydrotherapie in Prävention und Rehabilitation / Ther
moregulation
— Balneo- und Klimatherapie / Physikal Therapie
— Ordnungstherapie
— Geschichte der Naturheilverfahren
— Methode, Didaktik, Therapieplane, Praxisfuhrung
Kursl
Termin Beginn Freitag, den 26 Februar 1993, 19 Uhr
Ende Samstag, den 6 März 1993, 9 Uhr
Leitung Dr med Hellmut Lutzner, leitender Arzt der Kurpark-KImik a D und Frau Christa Lutzner, Krankenschwester, Uberlingen/Bodensee Physiotherapeutin Frau Gudrun Mussehl-Schilk
Off Kurhotel und Sanatorium „Sonne" am Kurpark, 7290
Freudenstadt, Turnhallenstr 63, Tel (0 74 41)6044
Kurs II
Termin Beginn Samstag, 13 3 1993, 18 00 Uhr
Ende Sonntag, 21 3 1993, 10 00 Uhr
Leitung Dr med Hellmut Lutzner, leitender Arzt der Kurpark-Klinik a D und Frau Christa Lutzner, Krankenschwester, Uberlingen/Bodensee Physiotherapeutin Frau Gudrun Mussehl-Schilk
Ort Kurhotel Lauterbad, Amselweg 5, 7290 FreudenstadtLauterbad, Tel (07441)81006/07
Teilnehmergebuhr für Nichtmitglieder
für Mitglieder des ZAN
für begleitende Angehörige
DM 520,—
DM 450,—
DM 360,—
Die Teilnehmergebühr enthalt Fastenfuhrung, ärztliche
und schwesterliche Betreuung, geführte Morgenwanderungen, theoretische Weiterbildung, Gymnastik, Atemund Entspannungsanlertung
Mitzubringen Gymnastik- und Badekleidung, bequeme
Wanderkleidung, wetterfestes Schuhwerk, Warmflasche,
Khstierbehalter, falls vorhanden, Bürste, Korperol
Anmeldung Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V, Geschäftsstelle Bismarckstr 3, 7290 Freudenstadt, Tel (0 74 41) 2151, Kennwort „Fastenseminare
März", I oder II (bis 15 2 1993)
Teilnehmerzahl begrenzt!
Arztezeitschr f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
EAV-Kurse im 2. Halbjahr 1992
Bad Durkheim / Kurs 5 14 /15 November 1992
Gartenhotel Heusser, Bad Durkheim
Leitung Dr Thomsen
Nürnberg / Kurs 5 und 6 26 bis 29, November 1992
Hotel Selau, Neunkirchen/Brand
Leitung Drs Heinnci und Hanzl
Gallemolan
Anmeldung und Auskunft Dr med M Thyson, Fortbildungsorganisation, 6702 Bad Durkheim, Postfach 1219, Tel (0 63 22)
6 60 44, Fax (0 63 22) 6 22 45
Kurse Regulationsthermographie 1992
Grundkurs
14 November, Dusseldorf, Dr Uhlmann (Zahnärzte)
Aufbaukurs
20 /21 November, Rottach-Egem Prof Dr Rost
Auswertekurse
pflanzliches GallenwegsTherapeutikum
Bei Beschwerden
im rechten Oberbauch
• cholagog • spasmolytisch
7 November, Rottach-Egern, Prof Dr Rost
5 Dezember Rottach-Egern, Prof Dr Rost
Seminar für Zertifikatinhaber
27 /28 November, Tegemsee, Prof Dr Rost
Meßkurse für Assistentinnen
€\
21 November Tegernsee, Dr Blum
Anmeldung
Deutsche Gesellschaft für Thermographie,
Schwaighofstraße 72, 8180 Tegernsee, Tel (0 80 22) 6 50 62,
Fax (0 80 22) 6 77 96
V
Kurse der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur
e.V.
November
Dezember
7 /8 Berlin Grundkurs 3
H -J Weise
5 /6 Berlin Ohr-Akupunktur I
H -J Weise
7 /8 Hamburg Schmerz II
R Pothmann
5 /6 Dusseldorf Ohr-Akupunktur II — A Pollmann
7 /S Dusseldorf Ohr-Akupunktur I
5 /6 München Ohr-Akupunktur II — J Gleditsch
7 /8 Hannover Grundkurs 2
W Vogelsberger
12 /13 Berlin Schmerz I
W Stör
7 /8 München Ohr-Akupunktur I — J Gleditsch
12 /13 Hamburg Innere II
H Rudiger
14 /15 Dusseldorf Grundkurs 3
M Elies
12 /13 Dusseldorf Schmerz I
R Beck
14 /15 Erfurt Schmerz I
W Marie-Dehler
12 /13 Kassel Ohr-Akupunktur I — A Rubach
14/15 Frankfurt Grundkurs 2
A Pollmann
12 /13 München Schmerz I
B Kampik
14 /15 München Innere II
R Dirken
19 /20 Hannover Grundkurs 3 - W Manc-Oehler
21/22 Hamburg Ohr-Akupunktur I — J Gleditsch
19/20 Erfurt Ohr-Akupunktur I — A Rubach
21 /22 Kassel Innere II
W Heinke
19/20 Frankfurt Grundkurs 3 — A Pollmann
28 /29 München Grundkurs 3
W Vogelsberger
Kursanmeldungen Deutsche Arztegesellschaft für Akupunktur
e V, Akupunktur Fortbildungszentrum Leonrodstr 4, 8000
München 19
Arztezeitschr f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
1
JS* ./*
Erfahrung über
6 Jahrzehnte
Gallemolan0 forte Zusammensetzung. 1 Kapsel enthalt Trockenextrakt aus Schollkraut 100 mg, standardisiert auf 2 1 mg Gesamtalkaloide, berechnet als Chehdonm Trockienextrakt aus Wermutkraut
(6,6 1) 40 mg Trockenextrakt aus Lovwenzahnwurzeln und -kraut
(4 4 1)20 mg Anwendungsgebiete. Dyspeptische Beschwerden, besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems Gegenanzeigen: Verschluß der Gallenwege, Gallenbiasenempyem, Heus Bei Gallenstemleiden nur nach Rucksprache mit
einem Arzt anzuwenden Nebenwirkungen: Bisher keine bekannt
Dosierung und Art der Anwendung; Einnahme von 1 - 2 Kapseln 3 mal
täglich Handelsformen und Preise: Packungen mit 40Kps DM16,80,
100 Kps DM 35,—
Stand Juli 1991
Julius Redel • Cesra-Arzneimittelfabrik GmbH & Co.
7570 Baden-Baden
775
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S
DERMATOLOGIE
Feuermale durch kurze Lichtblitze
verschmolzen
Mit ultrakurzen Laserblitzen wollen Dermatologen künftig entstellende Feuermale im Gesicht, Nakken- und Armbereich beinahe
schmerz- und narbenfrei beseitigen.
Gerade bei Kleinkindern wäre die
Therapie mit dem Puls-Laser ein
besonderer Fortschritt, da sie wegen der zu großen Schmerzen von
der bisherigen Behandlung mit einfachen Argon-Laser-Geräten ausgeschlossen werden mußten.
Der entscheidende Vorteil beim
neuen Puls-Laser-Verfahren besteht
nämlich darin, daß nur extrem
kurze Lichtimpulse im Bereich von
450 Mikrosekunden auf der Haut
über dem Gefäßnävus gesetzt werden. Dabei hat das Licht im gelben
Wellenbereich eine sehr hohe Energiedichte und wird in den Erythrozyten absorbiert. Folge: Die Gefäßneubildungen beim Naevus
flammeus oder Teleangiektasie zerreißen und bleiben selektiv zerstört.
Beim Argon-Laser wird im Gegensatz dazu ein großer Teil der LaserEnergie als Konvektionswärme ins
umgebende Gewebe abgegeben
und verursacht so schmerzhafte
Oberflächenschäden, die dann unter häßlicher Narbenbildung ausheilen.
Wie Dr. Wolfgang Kimmig, Oberarzt an der Universitäts-Hautklinik
Hamburg, während einer dermatologischen Fortbildungsveranstaltung in Hamburg erläuterte, mußten in der Eppendorfer Klinik in
den letzten vier Jahren fast 90 Prozent der Patienten mit einem Naevus flammeus, einem Naevus araneus, einer Teleangiektasie oder
anderen Hämangiomen mit dem
Argon-Laser behandelt werden.
776
Lt
i " Q2?£
2?
„Die Puls-Laser-Therapie verkörpert fast den Traum von einer selektiven Gewebewirkung", sagte
Kimmig, „die Ergebnisse sind deutlich besser als beim Argon-Gerät."
Besonders bei hellrot-rosafarbenen
Feuermalen, die mit dem ArgonLaser eine nur mäßige Ansprechrate zeigen, hält Kimmig den gepulsten Laser für effektiv: „Bisher
war der Argon-Laser die beste verfügbare Behandlungsmethode. Dies
hat sich jedoch geändert. Denn
über Monate hinweg müssen wir
die Nävi Punkt für Punkt lasern
mit dem Resultat, daß sich hinterher das Gewebe doch verändert."
Und: „Ohne die gepulsten Lasergeräte gibt es ansonsten keine Möglichkeit, unsere Kinder zu behandein".
In den Vereinigten Staaten sind bereits 150 Puls-Laser im Gebrauch,
in Deutschland nur einer. Das wird
sicher an den hohen Anschaffungskosten von etwa 350.000,— DM
liegen. Doch bei 1.000,— DM pro
abrechnungsfähiger Behandlung
dürfte sich die Investition schnell
amortisiert haben, wie Kimmig
meint. Ein Naevus flammeus sei
beim Kind im Durchschnitt nach
vier Sitzungen beseitigt. Außerdem
betonte der Dermatologe: „Bei diesen Endbefunden sollte uns die
Therapie mit Sicherheit nicht zu
teuer sein."
NEUROLOGIE
Armschmerzen können durch verschiedene neurologische Erkrankungen verursacht werden
Das Symptom Armschmerzen kann
durch viele neurologische Erkran-
t
t
t T
.?
kungen verursacht werden: „Seien
Sie mißtrauisch, die Diagnose degenerative Halswirbelsäulen-Veränderungen von vornherein zu akzeptieren," warnte Professor Dr. Manfred
Stöhrvon der Neurologischen Klinik am Zentralklinikum Augsburg.
Stöhr gab auf dem Neurologie-Seminar im Klinikum rechts der Isar
der Technischen Universität München diagnostische Hinweise, welche neurologischen Erkrankungen
sich hinter dem Symptom Armschmerzen verbergen können.
Nach seinen Worten sollten Patienten mit einem Kompressions-Syndrom des Nervus ulnaris daran
denken, ihre Ellenbogen nicht aufzustützen, um weitere Mikrotraumen zu vermeiden.
Als Ursache eines Schulter-ArmSchmerzes kämen dissoziierte Sensibilitätsstörungen als Folge einer
Syringometrie, aber auch Osteolysen im Bereich der Halswirbelsäule
in Frage.
Allerdings könnten Schmerzen und
Parästhesien im Arm auch Hinweis
für ein lokales Tumorinfiltrat sein,
sagte Stöhr: ,Je heftiger und therapieresistenter die Schmerzen, um
so stärker der Verdacht auf eine
Tumorinfiltration."
Neurome seien dagegen äußerst
selten und daran erkennbar, daß sie
nur bei Druck Schmerzen verursachten. Ein Syndrom, das viel zu
wenig beachtet wird, obwohl es in
der Häufigkeit zunimmt, ist nach
Angaben von Stöhr das Kompartment-Syndrom. Es könne als Folge
komprimierender Verbände entstehen.
Zu einer solchen ischämischen
Muskel- und Nervenschädigung
könne es aber auch kommen, wenn
Patienten nach Drogenintoxikationen und Suizidversuchen sehr lange
auf dem Arm gelegen hätten, so
Stöhr.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
Der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e.
gratuliert seinem Nestor
Generalarzt a. D.
Dr. med. NORBERT BREIDENBACH
sehr herzlich zu seinem
85. GEBURTSTAG
Die Laudatio finden Sie im gelben Teil.
H. Schilcher, B. M. Heil, Artischockenextrakt
Key words: artichoke, choleresis, cholesterol,
Cynara scolymus L., dyspepsia, galt, liver-protection
Resume
Les extraits fortement doses de feuilles d'artichaut sont un moyen efficace et, de l'avis de la
commission E, depourvu d'effets secondaires
de traitement des dyspepsies et des problemes
metaboliques principalement dus ä des troubles
du Systeme biliaire hepatique.
Le metabolisme cholesterinique est egalement
favorablement influence. L'article traite egalement des extraits fortement doses d'extraits de
feuilles d'artichaut comme soi-disants produits
de protection hepatique.
Mots des: Artichaut, cholerese, cholesterol, Cynaria scolymus L., dyspepsie, bile, protection
hepatique
Einleitung
Man kann davon ausgehen, daß ein großer Teil der ca. 3
Millionen Patienten in Deutschland, die sich wegen dyspeptischer Beschwerden in Behandlung begeben, Störungen in der Gallebildung und des Gallenflusses haben. Folgerichtig bleibt dort eine Therapie mit Antazida, Prokinetika oder H2-Rezeptor-Antagonisten unbefriedigend (17).
In solchen Fällen ist eine Therapie mit sekretionsfördemden Pflanzenauszügen, beispielsweise mit Artischockenextrakt, indiziert. Im mitteleuropaischen Raum hat diese
Arzneipflanze noch nicht die Bedeutung gefunden, die ihrem Wert zukommt. Das mag daran liegen, daß die Artischocke, Cynara scolymus L, wegen ihrer Klimaansprüche eher Bestandteil der Phyto- und Erfahrungsmedizin
der wärmeren Länder ist.
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
dem Markt, die den Empfehlungen der Artischocken-Monographie der Kommission E beim BGA entspricht. Der
Extrakt ist nicht nur zur Behandlung von idiopathischen
Oberbauchbeschwerden — verursacht durch sogenannte
dyspetische Beschwerden — durch die Stimulation der
Gallensekretion geeignet, sondern senkt auch erhöhte
Blutfettwerte und wirkt möglicherweise als eine Art „Leberschutzmittel".
Die Artischocke — Cynara scolymus L.
a) Botanik und Geschichte
Die Artischocke, Cynara scolymus L. (Abb. 1), gehört
zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie wird bis zu
2 Meter hoch und sieht den Disteln ähnlich. Das starkfleischige Blütenkörbchen hat einen Durchmesser von etwa
12 Zentimetern und trägt violette Blüten. Es ist der sogenannte Artischockenboden, der schon im Altertum als
schmackhafte Delikatesse begehrt war. Darstellungen aus
Ägypten zeigen häufig die Artischocke, beziehungsweise
die vermutliche Stammpflanze Cynara cardunculus L., die
Kardone. Plinius nennt sie die „Speise der Reichen", und
der griechische Arzt Galenos befand sie einer Reihe von
Zubereitungshinweisen wert. Bei der ausschließlich kulinarischen Verwendung blieb es noch eine ganze Weile,
sogar Heinrich VIII. zählte die Artischocke zu seinen Lieblingsgerichten. Der niederländische Botaniker Rembert
Dodoens (latinisiert: Dodonaeus; 1516-1585), einer der ersten Verfasser von Kräuterbüchern, bildete auch als erster
die Gemüseartischocke Cynara cardunculus L. ab und
schrieb ihr einen Einfluß auf die Gallebildung zu. Dem mag
so sein, denn das Cynarin wurde später in Extrakten sowohl von C. cardunculus L. wie auch C. scolymus L. nachgewiesen (24). Ohnehin muß man wohl davon ausgehen,
daß es sich bei C. scolymus L. um eine Kulturform von C.
cardunculus L. handelt, denn C. scolymus L. kommt nicht
Phytopharmaka mit standardisiertem und hochdosiertem
Wirkprinzip, so wie sie heutzutage mit qualitätsbewußter
pharmazeutischer Technologie herzustellen sind, entsprechen in mehreren Punkten den modernen Ansprüchen einer möglichst klaren Kenntnis über Ursache und
Wirkung in der Therapie. Sie haben auch bei den streng
naturwissenschaftlich orientierten Medizinern nur eine
niedrige Akzeptanzschwelle zu überwinden (35). Ein Artischockengesamtextrakt* ist jetzt in einer Dosierung auf
* Hepar SL forte.
780
Abb. 1: Cynara scolymus Linne, Asteraceae (Korbblütler). Aufnahme: Heil.
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
wild vor und ist nicht erbfest Es treten Nachkommen auf,
die sehr der C cardunculus L ahnein (8) Nach Deutschland kam die Artischocke erst im 17 Jahrhundert Die medizinische Nutzung wurde erstmals zu Beginn des 20
Jahrhunderts eingehender untersucht
b) Pharmazeutische Nutzung
Für pharmazeutische Zwecke werden die großen Grundblatter möglichst aus der einjährigen Grundblattkultur,
verwendet Diese liefern den höchsten Gehalt an choleretisch wirksamen Inhaltsstoffen (25) Die Drogendeklaration als Herba oder Folia wird nicht immer ganz korrekt
vorgenommen, sie ist auch nicht so wichtig, denn wegen
der großen Blatter sind die Stengelanteile mengenmäßig
zu vernachlässigen Viel wichtiger ist es, durch adäquate
Analysemethoden die Qualität der Droge auf wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe hm zu prüfen (5, 32)
Wertbestimmend für die Droge ist die Gesamtheit der Caffeoylchinasauren, denn das therapeutische Wirkprinzip
des Artischockenextraktes beruht auf der Gesamtheit der
Caffeoylchmasauren und nicht auf dem Cynann allein (18)
Aus historischen Gründen wird aber immer noch gerne auf
Cynann Bezug genommen (32) „Gute Droge" soll mindestens 0,2% Caffeoylchmasauren enthalten (5) Dieser
Wert liegt niedriger als bisher in den Handbuchern und
4
H Schlicher, B M Heil, Artischockenextrakt
Pharmakopoen angegeben Die jüngeren Analysendaten
wurden mit der hochspezifischen Hochdruck-Flussigkeitschromatographie (HPLC) ermittelt
c) Inhaltsstoffe
Bereits im Jahre 1934 wurde aus Artischockenblattern
eine damals chemisch noch nicht definierte Verbindung
isoliert, die man aber schon 1934 als den therapierelevanten Inhaltsstoff bezeichnete (30) Diese Verbindung wurde
erst im Jahre 1954 als Cynann (Abb 2) identifiziert (27)
Cynann kann auch synthetisiert werden, doch vergleichende Untersuchungen ergaben daß ein cynannhaltiger
Extrakt wirksamer ist, als reines synthetisches Cynann
(16) Im Totalextrakt sind offensichtlich noch weitere, ergänzend oder synergistisch wirkende Substanzen enthalten (16) Der Totalextrakt kann auch nicht durch die Einnahme der frischen Pflanze ersetzt werden Der Wirkstoff
Cynann ist nicht genuin enthalten, sondern er entsteht
im Verlauf der Aufarbeitung beim Kochen im wäßrigen
Medium aus 1,3-Dicaffeoylchmasaure durch Umesterung
(23, 28)
Mit dem Wirkstoffsynergismus laßt sich u a erklaren,
warum mit der synthetisierten Monosubstanz viel höhere
Dosierungen gewählt werden müssen Versuche an Ratten können übrigens nur bedingt zur Kenntnis der W rkun-
OH
O
HO
a) 15-0/ Caffeoyl D Chinasaure (Cynann)
b) 3-Caffeoyl-Chmasaure
(Chlorogensaure)
o-co-c
H2C
OH
c) Cynaropiknn
O
d) Luteolin (Cynarosid = L 7-Glucosid Scolymosid = L-7 ORutinosid)
<\bb 2 Hauptinhaltsstoffe des Artischockenextraktes
781
H Schlichen B M Heil, Artischockenextrakt
gen der Artischockenstoffe beitragen, denn ihr Metabolismus reagiert nicht in gleicher Weise wie der des Menschen
(16) Hatten nicht bereits aus der Erfahrungshellkunde
gute Beobachtungen mit Artischockenextrakt am Menschen vorgelegen, wäre Cynarin als synthetische Monosubstanz wohl auf dem heute üblichen Pharma-Screening-Weg bei den Tierversuchen vorzeitig als unwirksame
Substanz zur Seite gelegt worden
Als Inhaltsstoffe bzw als Wirkstoffgruppen sind drei Substanzklassen zu nennen
A) Caffeoylchinasauren, B) Bitterstoffe und C) Flavonoide
(4,5)
A) Ca 0,2% Caffeoylchinasauren, darunter als Hauptvertreter das Cynarin (Abb 2a), das bei der Aufarbeitung
im wäßrigen Medium aus der genuin vorhandenen 1,3Di-O-caffeoyl-D-chinasaure durch Umesterung zu 1,5Di-O-caffeoyl-D-chinasaure entsteht
Als weiteres Depsid der Kaffeesaure kommt noch
die Chlorogensaure vor (Abb 2b) Kaffeesaure und
weitere Caffeoylchinasauredenvate vervollständigen
die Gruppe der Hydroxyzimtsauren
B) Bis ZU 5% Sesquiterpenlaktone vom Guajanohdtyp als
Bitterstoffe
Der Bitterwert in der frischen Droge liegt bei 10 000 Die
Bitterstoffe sind chemo- und thermolabil, und der Bitterwert ist sehr abhangig von der Aufbereitung und Lagerung der Droge Die für die Pflanze charakteristische
Hauptkomponente Cynaropiknn (Abb 2c) ist charakterisiert durch den als Ester gebundenen 2-Hydroxymethylacrylsaurerest Für das Cynaropiknn sind in vitro
auch zytostatische Effekte nachgewiesen worden (33)
C) Ca 0,5% Flavonoide, darunter das Luteolin (Abb 2d)
sowie die Luteolinglykoside Scolymosid und Cynarosid
Die übrigen Flavonoide sind aufgrund ihres geringen
Gehaltes von untergeordneter Bedeutung
d) Toxikologie und Nebenwirkungen
Über die toxikologischen Eigenschaften der Artischocke
und deren Zubereitungen sind im Zusammenhang mit der
bestimmungsgemaßen Anwendung als Nahrungsmittel
oder als Arzneimittel keine Hinweise in der Literatur zu finden Über Nebenwirkungen wird auch nichts berichtet Für
das Cynarin als Reinsubstanz wurde im Mauseversuch
eine LD50 von 3597 mg/kg i p ermittelt (19) Die Plasmahalbwertszeit für Cynarin ist mit 11 Minuten kurz (11)
Wohl mehr aus theoretischen Überlegungen heraus und
weniger aufgrund tatsächlicher Nebenwirkungsmeldungen nennt die Monographie der Kommission E folgende
Gegenanzeigen „Bekannte Allergien gegen Artischocken
(— Frage der Autoren Sind solche wirklich bekannt?) und
andere Korbblutler" Unter der Rubrik „Nebenwirkungen"
schreibt die Kommission E „Keine bekannt" (6)
Selbstverständlich ist bei akuten Blockaden der galleab-
782
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
fuhrenden Wege die Anwendung galletreibender Mittel
kontraindizierti
e) Pharmakologie und Klinik
Die Wirkungen, beziehungsweise die Wirksamkeit des Artischockenextraktes, nämlich
— choleretische Wirkung
— „Leberschutzwirkung"
— Senkung überhöhter Blutcholestennspiegel
— diuretische Wirkung
sind, wie die in Tab I zusammengestellten Arbeiten zeigen, im Tierversuch, in Zellkulturen und klinisch belegt
Cholerese
Die funktionelle Störung der Cholerese fuhrt unter anderem zu einer Oberbauchsymptomatik mit ziehenden,
krampfartigen stechenden oder dumpfen und in vielen
Fallen langer anhaltenden Beschwerden Auch Koliken
wurden von den Patienten angegeben Das Beschwerdebild tritt bei Frauen funimal häufiger auf als bei Mannern
(17) Wichtig für die Therapie von Störungen der Gallensekretion sind Präparate mit „sanfter" und auch in der Langzeittherapie unschädlicher Wirkung zur Anregung der Leberzellfunktionen und der Gallenbildung Bei „agressiver"
Therapie besteht die Gefahr, daß es zur Erschöpfung und
Gegenregulation kommt (36) Artischockenextrakt fordert
die Cholerese, ohne das Parenchym zu schadigen (Abb
3, [17]), der Gehalt an Gallensauren in der Gallenflussigkert steigt an
Eine altere Untersuchung an Patienten und gesunden Probanden mittels der Duodenalsonde zeigte schon früher,
daß Artischockenextrakt fast ausschließlich die Cholerese
fordert und nicht so sehr die Cholekinese (36) Die choleretische Wirkung des Artischocken-Extraktes setzt sofort
„mild" ein, hat ihren Höhepunkt nach etwa einer halben
Stunde und klingt nach einer Stunde ab (36) Behoben
wurden Verdauungsstörungen wie Völlegefühl, Blähungen, leichte krampfartige Magen-Darm-Storungen, die in
erster Linie auf einer mangelhaften Gallensekretion beruhen Die Steigerung des Gallenflusses durch den Artischockenextrakt wirkt sich insbesondere fordernd auf die
Fettverdauung aus Als positive Begleitreaktion ist eine
Anregung der Darmpenstaltik zu beobachten (34), was
aufgrund der Gallensaureausscheidung (22) auch plausibel ist
„Leberschutz-Wirkung"
Artischockenextrakte haben eine Art Leberschutzwirkung
Experimentell wurde dies bei einer Belastung mit chlorier-
H. Schilcher, B. M. Heil, Artischockenextrakt
ten Kohlenwasserstoffen (2) und Alkohol (31, 37) gezeigt.
Auch die Fähigkeit, die Regeneration der Leber zu verbessern, ist belegt (20). Vergleichende Untersuchungen zur
hepatoprotektiven Wirkung von Inhaltsstoffen der Artischocke zeigten, daß dem Cynarin der Hauptanteil an dieser Wirkung zukommt (2). Die Inhaltsstoffe des Artischokkenextraktes wirken im einzelnen auf die Leber durchblutungsfördernd (21), mobilisieren die Energiereserven (20),
steigern die Zahl der doppelkernigen Hepatozyten (20)
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
sowie den RNS-Gehalt der Leberzellen (21) und stimulieren die Zellteilung (20).
Aufgrund dieser experimentellen Ergebnisse darf man
durchaus annehmen, daß ein ausreichend dosierter Artischockenextrakt in der Lage ist, eine Beeinträchtigung
der Leber durch Umweltnoxen, durch Intoxikationen mit
Alkohol oder Chemotherapie zu mindern.
Senkung überhöhter Blutcholesterinspiegel
Tab. I: Pharmakologlsche und experimentelle Studien.
Autoren
nachgewiesene
Wirkungen
Strupplsr und
Rössler (36)
choleresefördernd Duodenalsonde
Mensch
Extrakt + Cynarin
Kupkeetal (17)
cholereseförderrtd modifizierte Duodenalsonde / Extrakt vs.
Plazebo
Hämmert und
Pichler (13)
choleresefördernd klinische Beobachtung
und Duodenalsonde
Ciiria und
Bonora (7)
angewendetes Modelt
choleresefördernd Duodenalsonde
Mensch
Preziosi et ai. (29)choleresefördernd Fistelmodell an der
Ratte
Schreiber et al.
(34)
crtoleresefördemd fäkale GallensäurenVerbesserung der exkretion. Probanden
Darmpassage
u. Fettleberpatienten
Adzetet al. (2)
zytoprospektive
Wirkung des
Cynarins
Maros et al.
(20,21)
Leberregeneration Teilresektion
Ratten
Samoc/?ow;ec
etal. (31)
lipidsenkend
experimentell
alkoholisierte Ratten
Fröhlich und
Zigler (11)
li pidsenkend
Blutspiegel der Ratte
unter Cynarin
Hämmertet al.
(14)
lipidsenkend
Serumspiegel
Mensch
Montinietal (24) lipidsenkend
Vergiftung von isol.
Ratten-Hepatozyten
mit Tetrachlorkohlenstoff
kontrollierte Prüfung
am Menschen
Woicicki (37)
verminderter An- experimentell
stieg der Triglyze- alkoholisierte Ratten
ride in der Leber
und im Serum
Adam und
K)uthe(-\)
Senkung des
offene AnwendungsSerumeholesterins studie am Menschen
Beggi und
Dettort(3)
Diureseförderung
784
klinische Anwendungsstudie bei gestörtem Pfortaderkreislauf
Bei kritischer Betrachtung sind pathologische CholesterinSpiegel nicht als die Ursache, sondern als die Folge von
Störungen des Stoffwechsels zu sehen (15). Es liegt nahe,
daß eine insuffiziente Gallenproduktion und ein gestörter
enterohepatischer Kreislauf auch den Cholesterinstoffwechsel ungünstig beeinflussen können.
Neben tierexperimentellen Studien (siehe Tab. I) liegen
dazu auch eine Reihe von klinischen Studien vor (1,12,14,
24). Die Serumcholesterinwerte wurden signifikant abgesenkt (1,12,14, 24), ebenso der Gehalt an ß-Lipoproteinen
(24). Es stellte sich ein günstigerer ß/a-Lipoproteinquotient ein (24). Nicht einheitlich waren die Befunde zu den
Triglyzeriden: Zum Beispiel wird die von Hämmertet al.
(14) beschriebene Ansenkung des Trigylzeridspiegels von
Adam und Kluthe (1) nicht bestätigt. Ein Wirkmechanismus mag in dem unter der Therapie mit einem artischokkenextrakthaltigen Präparat von Kupkeetal (17) gefundenen erhöhten Cholesteringehalt in der abführenden Galleflüssigkeit liegen. Durch Artischockenextrakte können
sogar bestehende Ablagerungen wieder aufgelöst werden
(26).
In erster Linie sind natürlich allgemeine Maßnahmen, welche die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten betreffen,
sehr nützlich (9), aber diese sind wohl in vielen Fällen in
der Praxis nicht umzusetzen. Artischockenextrakte sind
deshalb wertvolle, nebenwirkungsfreie Therapeutika, die
auch prophylaktisch einzusetzen sind bei präarteriosklerotischen oder arteriosklerotischen Krankheitsbildem, die
mit Hyperlipidämie verschiedenen Typs einhergehen (24).
Eine Arteriosklerose entwickelt sich über einen längeren
Zeitraum, entsprechend langfristig ist auch die Prophylaxe
oder Therapie anzulegen (Abb. 4; [20]). Hierzu eignen
sich wirksame Phytopharmaka vom Typ des Artischokkenextraktes insbesondere wegen der Nebenwirkungsfreiheit.
Das Ziel einer Therapie mit Artischockenextrakt ist selbstverständlich nicht die Absenkung des Blutcholesterinspiegels in einen subphysiologischen Bereich, sondern sie
dient nur der Unterstützung des enterohepatischen Cholesterinstoffwechsels zum Erreichen altersgemäßer Normalwerte. Seinen stärksten Effekt entfaltet der Artischokkenextrakt bei der Hypercholesterinämie, also der Form
der Hyperlipidämie, die in besonders engen Zusammenhang mit der Arteriosklerose gebracht wird (14). Unter der
Therapie mit Cynarin ließen sich in einer klinischen Studie
beispielsweise bei Patienten mit essentieller Hyperchole-
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
H Schilcher, B M Heil, Artischockenextrakt
o
o 40 .
30 .
U 20
14 Tag
Abb 3 Steigerung der Chole
rese mit einem artischocken
haltigen Präparat (17)
Zeit
Kontrolle
Verum
stennamie des Typus II a und b die Serumcholestennwerte
von durchschnittlich 462 auf 273 mg%, also um 59% absenken (14)
kationen angesprochen und dort dem Cynann sowie dem
Glykol und der Glyzerinsaure zugeschrieben (3 16) Physiologisch gesehen ist die Wirkung interessant Zum einen
setzt sie renal an und fordert die Harnstoff- und Wasserausscheidung durch die Niere, zum anderen wird die
Harnstoffbildung in der Leber gesteigert Wegen dieser
Syntheseforderung findet man zu Beginn der Behandlung
einen charakteristischen Anstieg des Harnstoffgehaltes
im Serum Die Werte sinken dann aber ganz schnell stark
unter das Ausgangsniveau ab (3)
Wassertreibende Wirkung
Nicht unerwähnt bleiben soll die harntreibende Wirkung
der Artischocke Sie wird zwar nur in einigen alteren Publi-
TherapK
Therqpte
pause
350.
300.
1
250.
200.
Abb 4 Wirkung des Artischokkenextraktstoffes
Cynann in
der Langzeittherapie der Hy
perlipidamie (60 Patienten, aus
[14]) Die Therapie erstreckte
sich über 12 bis 19 Monate mit 3
x 20 mg Cynann/Tag Wahrend
des therapiefreien Intervalles
vom 3 bis 4 Monat steigen die
Werte wieder an
m
150.
100
Vorpenode
(l/Tage)
1 11
1/2
1 1/2
7
1
10
12 19
Monate nach Therapiebeginn
Cholesterm
Tnglycende
785
H Schlichen B M Heil, Artischockenextrakt
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19 Marmo, E, E Micke II Farmaco 17 (1962) 28 (zitiert nach
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Regeneration der Rattenleber 2 Mitteilung Arzneimittelforschung 18 (1968) 884-886
22 Meyer, A E,J P McEwen Bile Acids and their choline salts
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25 Nichiforesco, E Ann Pharm Fr 24 (1966) 451 (zitiert nach
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26 Obrecht, R Das cholerestolytische Vermögen des menschlichen Blutserums und seine Beeinflussung durch das aktive Prinzip der Artischocke (Cynara scolymus) mit besonderer Berücksichtigung der Verhaltnisse bei der Artenosklerose Diss Bern 1942 (zit nach [16])
27 Pamzzi, L, M L Scarpati Constitution of Cynanne, the Active Principle of the Artichoke Nature 174 (1954) 1062
28 Panizzi,L,M L Scarpati Gazz Chim Ital 95(1965)71 (zit
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31 Samochowiec, L, J Wojcicki, M Kadykow The influence of
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32 Schlicher, H Chromatographische Prüfungen von Drogen,
Drogenzubereitungen und Drogenwirkstoffen in der Pharmazie Balneologie und Kosmetik 4 Mitteilung Cynannbestimmung in Artischockenblattern und Artischockenzubereitungen Sei Pharm 39(1971)151-158
33 Schneider G Pharmazeutische Biologie Wissenschaftsverlag, Mannheim, Wien, Zürich, 3 Auflage 1990
34 Schreiber, J, E Erb, J Wildgrube, E Bohle Die fakale Ausscheidung von Gallensauren und üpiden des Menschen bei
normaler und medikamentös gesteigerter Cholerese Z Gastroenterologie 8 (1970) 230-239
35 Sprecher, E DAZ-Fortbildung Pharmazeutische Biologie
Deutsche Apotheker Zeitung 130 (1990) 1249
36 Struppler, A, H Rossler Über die choleretische Wirkung des
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37 Wo/cicki, J Effect of 1,5-dicaffeylquinic acid (Cynanne) on
cholesterol levels in serum and hver of acute ethanoltreated rats Drug and Alcohol Dependence 3 (1978) 143145
Anschrift für die Verfasser
Univ-Prof Dr H Schilcher Institut für Pharmazeutische Biologie
der FU Berlin Konigin-Luise-Straße 2 und 4, D-1000 Berlin 33
Neukönigsförder Mineraltabletten
in Apotheken
786
K. ch. Schimmel Naturheilverf ahren als ordnende Therapieprinzipien
Zusammenfassung
Die Pathophysiologie des vorigen Jahrhunderts
lehrte uns, durch welche Defekte an somatischen Funktionen chronische Krankheiten entstehen können. Mangelkrankheiten, Drüsenfunktionsstörungen, Infektionen und andere
Risikofaktoren wurden aufgezeigt. Eigentliche
Ursachen für die Entstehung von Organdefekten
wurden daher nicht hinterfragt. Als Erstursachen
bezeichnet Hans Schäfer erbbedingte Faktoren
und Faktoren der natürlichen Umwelt. Daher gibt
es aber auch Regenerationsfaktoren und Protektionsfaktoren — also Gesundheitsfaktoren —,
die es durch „Mäßigkeit und Tätigkeit" zu unterstützen gilt.
Ordnung, Training und Adaptation fördern im
therapeutischen Sinne diese Heilfaktoren und
sollten so Basis jeder modernen Therapie sein,
soweit hier noch regulative Möglichkeiten einer
Beeinflussung von Reizgebung und Reizbeantwortung gegeben sind.
Schlüsselwörter: Ordnungstherapie, Naturheilverfahren, Prophylaxe, Adaptation
peuvent donner naissance aux maladies chroniques. Les maladies carentielles, les dysfonctionnements glandulaires, infections et les autres
facteurs de risque ont ete presentes. C'est pourquoi les causes veritables de l'apparition de
defauts organiques n'ont pas ete recherchees.
Hans Schäfer donne comme causes premieres
des facteurs hereditaires et des facteurs de l'environnement naturel. C'est pourquoi il y a aussi
les facteurs de regeneration et les facteurs de
protection — donc des facteurs de sante — qu'il
s'agit de soutenir par la »temperance et l'activite«.
L'ordre, PentraTnement et l'adaptation encouragent au sens therapeutique ces facteurs curatifs et devraient donc etre la base de toute therapeutique moderne dans la mesure oü il existe
encore des possibilites de regulation d'une
influence sur la Stimulation et la reponse ä la Stimulation.
Motscles: ordotherapie, naturisme, prophylaxie,
adaptation
Summary
The pathophysiology of the last Century taught
us the defects of somatic functions from which
chronic diseases may result. Deficiencies,
functional disorders of glands, infections and
other risk factors were shown. Therefore, the real
reasons for the development of organic defects
have not been investigated. Hans Schäfer defines inheritable factors and factors of the natural
environment as initial causes. But, therefore,
there are also factors of regeneration and protection — i. e. health factors — which deserve to
be supported by "temperance and activity".
Order, training and adaptation promote these
healing factors in the therapeutical sense and
should be the basis of every modern therapy as
far as regulatory possibilities of influencing Stimulation and response to stimulations are still
existing.
Key words: Order therapy, naturopathic medicine, prophylaxis, adaptation
Hans Schafer, der Physiologe, Medizingeschichtier und
Philosoph — eine glückliche Mischung für derartige Fragestellungen —, äußerte 1982 bei einem Vortrag in Bad Wonshofen
„Wir wollen nicht in den Fehler vieler eifernder Zeitkritiker
verfallen und die naturwissenschaftliche Medizin in Grund
und Boden verdammen Sie ist weder eine Pestilenz, noch
ist sie nutelos, wie Wich, ein mephistophelischer Dogmatiker, behauptet Sie rettet ungezählte Menschenleben, die
durch Schicksal oder durch ihr falsches Leben ohne sie einen vorzeitigen Tod erleiden wurden Aber sie ordnet unser Leben nicht, hütet uns nicht davor, krank zu werden
Und das kam so
Die Pathophysiologie des vorigen Jahrhunderts lehrte
uns, durch welche Defekte an somatischen Funktionen
viele chronische Krankheiten entstehen Man fand die
Ursache der sogenannten Mangellkrankheiten in der
Defizienz der Nahrung an Vitaminen und Spurenstoffen,
im Versagen der mkretonschen Drusen bei der Produktion ihrer Hormone Man entdeckte die Erreger der Infektionen Man entdeckte endlich in der Theorie der Risikofaktoren die pathogenetischen Endprozesse einiger, und
Resume
La pathophysiologie du siede dernier nous a appris quels defauts des fonctions somatiques
* Aus einem Vortrag beim 1 Arztekongreß der Deutsch-Ungarischen Arztegesellschaft für Naturheilverfahren in Budapest
am 23 Mai 1992
789
K Ch Schimmel, Naturheilverfahren
zwar der wichtigsten chronischen Krankheiten, z B der
Artenosklerose, der Bronchitis, der Leberzirrhose, um die
wichtigsten aufzuzahlen
Dennoch steckte in dieser so großartigen pathophysiologischen Theorie derselbe Fehler wie in der klassischen
Theorie der Risikofaktoren Selbst der Schritt von der monokausalen Entstehung der Mangel- und Hormonkrankheiten zu der multifaktonellen Genese der chronischen
Krankheiten durch mehrere Risikofaktoren behob diesen
kardinalen Fehler nicht Diese Ursachen-Lehre der klassischen Medizin hat niemals die Entstehung der Organ-Defekte hinterfragt
Ätiologie — Pathogenese
Der Diabetes war eine Folge des Defektes im Inselapparat, die Artenosklerose hatte unter anderem mit einem erhöhten Cholestennspiegel, mit erhöhtem Blutdruck und
mit Rauchen zu tun Weshalb der Inselapparat defekt, das
Cholesterm erhöht ist, blieb unerortert Man hatte gleichsam die wesentlichen Endschritte der Pathogenese, nicht
aber die Erstursache, die Ätiologie, der Krankheiten entdeckt
Diesen Defekt der Theorie hat als einer der ersten Jores
bemerkt Dieser Defekt steckt, wie wir heute zugeben
müssen, sogar in der Erregertheorie der Infekte Denn es
ist nicht gleichgültig, welches Umweltereignis die Erreger
liefert, und es ist nicht ausgemacht, daß die also belieferte
Person an den Erregern erkrankt
Die faszinierende Geschlossenheit der pathophysiologischen Krankheitslehre hat noch andere fundamentale Fragen verdrangt Wenn wir z B über die Ursachen der
Krankheiten nachdenken, insbesondere etwa im Geiste
des Pfarrers Kneipp, muß uns bald die Frage beunruhigen, wodurch denn letzlich Krankheiten überhaupt verursacht sein konnten Wir fanden beim Bedenken dieser
Fragen zwei und nur zwei Gruppen solcher Erstursachen
— Atiologien — der Krankheiten erbbedingte Faktoren
und Faktoren der Umwelt Wir mögen für unsere Betrachtung die Erbfaktoren, so wichtig sie sind, beiseite lassen
Die Umwelt aber ist in ihrer physikochemisch bedingten
Natur nur selten Lieferant von Gesundheitsrisiken, wenn
wir die von Menschen unveränderte Natur ins Auge fassen Strahlen, Temperaturen, Erdbeben, Überschwemmungen sind seltene Todesursachen
Die Infekte durch aus der Umwelt stammende Erreger sind
als Todesursachen fast ausgerottet, abgesehen davon,
daß Virchow bekanntlich die Armut als wesentliche Mitursachen gerade der Seuchen ansah
Die Mehrzahl unserer todlichen Krankheiten — und eine
überwiegende Zahl aller nicht todlichen Erkrankungen —
sind durch die soziale Umwelt des Menschen bedingt,
wenn wir den Begriff sozial in seinem vollen und ursprünglichen Sinn verstehen als all dessen, was von irgendeinem oder mehreren Menschen (socn), auch auf noch so
großen Umwegen, bewirkt wird
790
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
Es sind die Technik mit ihrer denaturierten Umwelt, die
Umwelt als Pragerm unserer Sitten und Gebrauche, die
emotionsauslosende Sozietat und die Erziehung, die „pathogenen", also die Krankheit verursachenden Faktoren
der Umwelt
Diese zwei Grundgedanken die Theorie der Entstehung
aller Risiken aus einer kausal strukturierten Stufenleiter
soziopsychosomatischer Wirkungsflusse und die Einsicht
in die soziale Umwelt als der Erstanhefenn dieser Risiken,
beides zusammengefaßt in meinem Prinzip von der Hierarchie der Risikofaktoren, blieben der klassischen Medizin
verschlossen Sie hatte ihren Blick auf die Pathophysiologie der organischen Wirkungsflusse gerichtet und damit
so viel getan, daß ihr — mit Goethes Worten — zu tun fast
nichts mehr übrigblieb So jedenfalls schien es zu sein "
(Schafer)
Erst die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat uns, nach
einem großen Enthusiasmus, zu Überlegungen gebracht,
daß eine noch so perfekte Diagnostik und Therapie nicht in
der Lage sind, Störungen, die auf Fehlentwicklungen eines Organismus beruhen, zu bereinigen Dazu kam, daß
nach unserer heutigen Erkenntnis, auch manches Machbare nicht mehr bezahlbar ist
So ruckten die Atiologien der Erkrankungen wieder mehr
in das Blickfeld auch unserer modernen Medizin Dabei erkannte man, daß es außer den Risikofaktoren unseres Lebens auch Reparationsfaktoren gibt und daß man somit
auch in vielen Fallen begangene Sunden wenigstens teilweise wieder kompensieren kann durch „Mäßigkeit und
Tätigkeit"
Daß es neben diesen Reparationsfaktoren auch Protektionsfaktoren gibt, die Schafer Gesundheitsfaktoren
nennt, tröstet den modernen Menschen zusätzlich, sollte
aber nicht davon ablenken eben diese „Mäßigkeit und Tätigkeit" immer im Auge zu haben
Untersucht man nun die von Hans Schafer in die Diskussion gebrachten Begriffe, muß man nicht suchen, um sie in
vollem Umfange in den Naturheilverfahren wiederzufinden
4 Steuerungsmöglichkeiten, mit denen man Gesundheitsstörungen behandeln kann
MaxHalhuber, GüntherHildebrandtund Jungmannsehen
für den Arzt 4 Steuerungsmoghchkeiten, bestehende Gesundheitsstörungen zu behandeln
1 die Exclusio — etwa die chirurgische Entfernung von
Storherden,
2 die Substitutio — etwa den Prothesenersatz, auch den
Ersatz fehlender Wirkstoffe, wie Hormone, Enzyme
u a,
3 die Directio — d h eine symptomatische Therapie, wie
sie uns in Form der Schmerzmittel, Schlafmittel, Weckmittel o a zur Verfugung stehen und
Patienten-Information zur
Neuraltherapie
von Dr. med. Horst Imm
12 Seiten, Format DIN A 5,2farbig, Schutzgebühr
DM320 Exemplare pro Stück DM 2,50
50 Exemplare pro Stück DM 2,10
100 Exemplare pro Stück DM 1,70
Aus dem Inhalt:
• Was ist Neuraltherapie?
• Wie kam die Neuraltherapie zustande?
• Wie unterteilt sich die Neuraltherapie?
• Wie wird die Neuraltherapie angewandt?
• Worauf ist nach einer neuraltherapeutischen
Behandlung unbedingt zu achten?
• Wo kann die Neuraltherapie helfen oder heilen?
• Gibt es Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Neuraltherapie?
• Womit kann die Neuraltherapie kombiniert werden?
Patienten-Information zur
Ozontherapie
von Dr. med. Horst Imm
Giftstoffen den Weg weisen.
PHÖNIX ANTIM
Förderung der Ausscheidung von Giftstoffen Stärkung der natürlichen Abwehr-Reaktion.
Anwendungsgebiete Infektionen Sepsis Ekzeme Milchschorf Psonasis Gegenanzeigen Keine Zusammensetzung 100 ml enthalten 10 ml wäßriges Destillat aus 437 5 mg
BolusalbamittelsAcidum sulfuricum D2 6 ml Antimonium crudum D 8 7 ml Arnicaeflonbus
D2 5 ml ArsemcumalbumD4 3 ml AspidiumfilixmasexherbisD4 4 ml Aurumchloratum
D 5 6 ml wäßrige Lösung von 10 2 mg Camphora 2 ml athanolhaltiges Destillat aus 50 mg
Corallium rubrum und 25 mg Kalium nitncum 11 ml Cuprum sultuncum D 4 4 m l " Digitalis
D4 7mlHelleborusvindisexherbisD4 6ml*Mercuriussublimat corrosiv D6 3mlHypencumexherbiS0 = D1 3ml*Juniperuscommunis0=D1 6 ml Kalium nitncum D 3 2mlOrtho
Siphon efolns0 = D1 2 ml Urticaex herbis D2 3 ml SolidagoVirgaaurea ex herbis 0 = D1
3 ml Spiraea Ulmana ex herbis 0 = D1 2 m l " * Spongia 0 = D1 3 ml athanolhaltiges Destillat
aus 16 65 mg Tartarus crudus 2 ml Zincum metallicum D8 ' = cum Äthanol 30% (ml/ml)
parat " = cum Äthanol 45% (ml/ml) parat " * — cum Athanol25% (ml/ml) parat Nebenwirkungen/Wechselwirkungen mit anderen Mitteln Bisher nicht bekanntgeworden Hinweise Satzbildung beeinträchtigt die Wirkung des Präparates nicht Keine Metall-Loffel
oder-Gefäße zur Einnahme verwenden Wirkungsweise Förderung der Ausscheidung von
im Körper befindlichen Giftstoffen über Haut Drusen Leber und Nieren Steigerung der
körpereigenen Abwehr bei akut und chronisch entzündlichen Erkrankungen Lösung der
Mesenchymblockade Dosierung 4mal täglich 20 Tropfen Packungsgroßen/Preise50 ml DM 13,85 100 ml DM 22 55 - Enthalt 26 0 Vol % Alkohol
Stand 12/86
8 Seiten, Format DIN A5, 2farbig, Schutzgebühr
DM3,20 Exemplare pro Stück DM 2,50
50 Exemplare pro Stück DM 2,10
100 Exemplare pro Stück DM 1,70
Aus dem Inhalt:
• Was ist Ozon?
• Welche Eigenschaften hat Ozon?
• Wie entsteht Ozon?
• Wo kommt Ozon vor?
• Wie wird Ozon hergestellt?
• Wie wird Ozon angewandt"?
• Was bewirkt Ozon in unserem Körper?
• Bei welchen Krankheiten hilft die Ozontherapie?
• Womit kann die Ozontherapie kombiniert werden?
• Gibt es Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Ozontherapie?
• Ist die Ozontherapie risikofrei?
Zu beziehen durch:
Die Therapie nach Paracelsus
mit Arzneimitteln von heute.
PHÖNIX L/ABORATORIUM GMBH 7031 Bondorf
792
MEDIZINISCH LITERARISCHE
VERLAGSGESELLSCHAFT MBH
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Telefon (05 81) 8 08-151
Telefax (05 81) 80 8158
Arztezeitschrrft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
4 die Stimulatio — in denen man die Möglichkeiten der
Naturheilverfahren im Sinne einer Reiz- und Regulationstherapie sah
Auf die letztere wirken Ordnung, Training und Adaptation,
ordnende und übende Heilverfahren also, wie wir sie in
den Grundlagen der Naturheilverfahren taglich erleben
und wie wir sie von alters her übernehmen
Wir reden daher von regulativen Heilverfahren Ursprünglich kamen sie aus den grundlegenden Erfahrungen einer
Diaita der klassischen antiken Medizin, wie sie die Griechen, Romer und auch Araber praktizierten Ihre therapeutischen Zielsetzungen waren die Wiederherstellung
gestörter Ordnung, die Beeinflussung von Plus- und Minusdekompensation, das Training von Körperfunktionen
und die Reizgebung und Reizbeantwortung, damit „Stimulatio" des Organismus mit dem Ziel einer Wiederherstellung der Ordnung
Besinnt man sich auf die Gruppen einer Atiologie der
Krankheiten, „erbbedingte Faktoren und Faktoren der Umwelt", dann sind erstere zu beachten und — wo möglich —
zu kompensieren Ein echtes Ansetzen im Sinne therapeutischer Regulation ist aber nur durch „Mäßigkeit und
Tätigkeit", also aus einer bewußten Lebensführung — einer Ordnungstherapie — zu erwarten
Sie bedeutet Regelung der Grundfunktionen, die durch
eine strikte Beachtung der Ordnungsgesetze gewährleistet wird
Die Ordnungstherapie nach Bircher-Benner
Die Ordnungsgesetze faßte Bircher-Bennenn seinen spaten Lebensjahren (gest 1939) in 9 Postulaten zusammen,
die den Prinzipien Ordnung, Training, Adaptation Rechnung tragen Es sind
1 das Organisationsgesetz der Nahrung, im Sinne vegetabiler Frischnahrung als Grundlage einer vitalstoffreichen Ernährung,
2 das Gleichgewichtsgesetz der Nahrung im Sinne harmonischen Gleichgewichts aller essentieller Nährstoffe,
3 das Okonomiegesetz, das einer Deckung des Nahrungsbedarfs, nicht aber einer Uberfutterung das Wort
redet,
4 das Mundgesetz, das den Einsatz der Kauwerkzeuge,
Drusen und Sinne des einzelnen für eine sinnvolle Zufuhrung der Nahrungsmittel und ihre Verdauung fordert,
5 das Ordnungsgesetz des Hautorgans, das Regulationen im Sinne des Adaptierens fordert,
6 das Ordnungsgesetz der Lungen, die ihrer Bestimmung
in guter Luft zugeführt werden sollen,
7 das Ordnungsgesetz der Beziehung zur Schwerkraft,
das einer sinnvollen Bewegungstherapie gilt und das
Training aller Funktionskreise fordert,
K Ch Schimmel, Naturheilverfahren
8 das Ordnungssystem des Lebensrhythmus und
9 das Ordnungsgesetz des Seelenlebens, das die Gesunderhaltung der Seele als Voraussetzung zur Gesundhert allgemein postuliert
Es sind die Grundfunktionen, an die sich diese Gesetze
wenden Grundfunktionen nannte Siebeck Funktionskreise, Hess Assoziationen Sie spielen sich an den Aufnahme- und Abgabeorganen des Korpers ab, äußern sich
in Grundbefindlichkeiten und sorgen für ein harmonisches
Miteinander der Funktionskreise Sie sind einer rationalen
Steuerung, dem willkürlichen Eingriff weitgehend zugänglich und somit beeinflußbar und trainierbar
Sie enden in einer bestimmten Leistung, und sie gehen mit
spezifischen Gefuhltonungen des Wohlbefindens einher,
wie etwa dem Gefühl der Sättigung oder Entleerung, des
Wachseins oder der Müdigkeit
Sind sie gestört, werden sie von Mißempfindungen begleitet
Ordnung der Grundfunktionen ist daher die Basis einer jeden sinnvollen konservativen Behandlung
Die tagliche Praxis konfrontiert den Arzt in hohem Maße
mit derartigen Störungen
Dabei betrifft dieses „Ordnen der Grundfunktionen" immer
den Menschen in seiner Gesamtheit
Sigrid Das beklagt in diesem Zusammenhang eine Entwicklung in der Medizin, die sie „Reduktionismus" nennt
Sie sieht sie fortschreiten seit den Zeiten des Hippokiates
— also von einer Gesamtschau, die der Priesterarzt noch
hatte, hm zum Zellularpathologen, wie ihn Rudolf Virchow
für uns verkörpert Von der Ganzheit weg entwickelte sich
die Schau des Arztes hin zur Molekularbiologie und Genforschung
Nun soll das sicher nicht heißen, man begrüße diese Entwicklung nicht, Dinge und Zusammenhange genauer zu
erschauen und damit zu durchschauen, und sähe die
enormen Entwicklungen nicht, die diese fortschreitende
Medizin für den Patienten wie für den Arzt mit sich brachte
Man bedauert nur, daß man nicht das eine tut, ohne das
andere zu lassen In vielen Fallen ist es eben nicht die
Strukturveränderung im mikrobiologischen Bereich, die
Ursache einer Erkrankung ist, oft ist es der ganze Mensch,
der erkannt — diagnostiziert — angesprochen — behandelt — geordnet werden soll Das dann — oft genug —
auch noch in bezug auf seine Umwelt, das Umfeld also,
das sein Gedeihen gewährleistet
„Gesundheit braucht mehr als Medizin" scheint hier das
Schlagwort zu sein, das sich als Überschrift im Deutschen
Arzteblatt fand
Betrachten wir die Möglichkeiten, die Naturheilverfahren
im Sinne der Ordnungstherapie bieten, dann sind es zwei
Die antiatiologische Therapie, die in der Beseitigung von
Störgrößen liegt und die im wesentlichen durch eine eingehende Anamnese erfaßt wird, die auch Umwelt, Inweit und
Mitwelt berücksichtigen muß (Das)
Die Anamnese deckt wie keine andere diagnostische Methode in der Medizin Zusammenhange auf Sie gibt sinnvolle Hinweise für notwendige Verhaltensanderungen, die
793
K Ch Schimmel, Naturheilverfahren
oftmals Voraussetzungen zur Beeinflussung eines Krankheitsgeschehens bis hin zur Heilung sein können
Diese Änderungen können ökologischer, psychologischer,
auch toxikologischer Natur oder ganzheithch sein
Der zweite große Bereich sind die regulativen Therapien,
die Naturheilverfahren im Sinne der o g Stimulatio
Sie gehören in ihren Grundlagen sicherlich zum therapeutischen Rüstzeug der Medizin seit ihrem Anbeginn, denn
Ordnungstherapie, Bewegungs- und Wassertherapie, Ernährung- und Pflanzenheilkunde waren und sind Heilverfahren, die zu allen Zeiten in der medizinischen Entwicklung ihre Bedeutung hatten und die sich in ihren Auswirkungen an die von Siebeck beschriebenen Voraussetzungen rational steuerungsfahig, — willkürlich beeinflußbar
und damit ordnend und trainierbar, — in eine Leistung einmundend und — mit Befindlichkeiten gekoppelt — halten
Diese Heilverfahren waren und sind immer, wenn auch in
wechselnder Bedeutung, Basis jeder konservativen Therapie gewesen, besonders immer dann, wenn sich Medizin auf ihre Grundlagen besann, d h , in ihren Möglichkeiten beschrankt wurde und sich damit besinnen mußte
Das wurde gerade in letzter Zeit wieder einmal besonders
in den jetzt neuen Bundeslandern deutlich, die die Tradition dieser klassischen Heilverfahren in einem eigenen
Fachgebiet der Physiotherapie weiterführten und pflegten
Im Gegensatz zur alten Bundesrepublik, die Naturheilverfahren seit 1956 als Zusatzbezeichnung in die ärztliche
Weiterbildung einführte war der Arzt für Physiotherapie in
der alten DDR Gebietsarzt In der Arztordnung zur Weiterbildung der Arzte- und Zahnarzte-Facharztordnung der
DDR von 1978 war unter den Fachrichtungen bereits der
Facharzt für Physiotherapie angeführt Das entsprach einer alten Tradition Denn bereits 1920 konnte unter Hinweis auf ein bestehendes Vorbild und nach Überwindung
damals zahlreicher Schwierigkeiten von selten der Fakultät in Berlin eine ordentliche Professur für Naturheilverfahren eingerichtet werden, die von Schonenberger (18651933) besetzt wurde Schonenberger arbeitete klinisch
zunächst in einer Klinik und Poliklinik der Universität, spater zusätzlich noch als Leiter des Pneßnitz-Krankenhauses in Marlow, dessen spatere Leitung vom ersten Vorsitzenden des Zentralverbandes der Arzte für Naturheilverfahren (1951 bis 1954) Alfred Brauchte von 1929 bis 1934
übernommen wurde Die zweite Universitätsklinik für Naturheilverfahren entstand dann 1924 in Jena Ihr erster Ordinarius und Direktor wurde ein Schuler von Ernst
Schwennmger — E Klein, der spater von K Kotschau abgelost wurde Es folgte dann die Klinik Naturheilverfahren
in Dresden mit 250 Betten, deren Leitung Alfred Brauchte
als Direktor übernahm, der mit seinem Gegenspieler und
Freund L R Grote gemeinsam Schulmedizin und Naturheilverfahren zu einer fruchtbaren Synthese brachte
Hier knüpfte die Entwicklung auch nach dem Kriege nahtlos an, und besonders Herbert Krauß, der Nestor der Physiotherapie, verstand es, daß in einer Zeit enormer technischer Entwicklungen der Medizin auch diese Heilverfahren ihre Bedeutuing behielten Er kämpfte teilweise, wie
794
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
Wilhelm, Podszus und Sigrid Das das im Bereich Westberlins taten, für die kunstgerechte Anwendung naturnaher
Lebensreize, um viele Anlagen des Menschen zur Entwicklung zu bringen und bis ins hohe Alter funktionsfähig
zu halten
Dabei wiesen alle diese Autoren immer wieder darauf hin,
daß auch in Tagen der Krankheit Physiotherapie, angepaßt an die möglichen Zirkadianen Schwankungen des
einzelnen wie wesentliches (nämlich die Regulation im
Sinne von Ordnung, Training und Adaptation), zu einem
gunstigeren Heilverlauf und zur Verkürzung von Komplikationen beitragen kann, um Gesundung zu fordern und zu
beschleunigen
Aschoff, Hildebrandt, Wever, Pnebeund andere haben uns
theoretische Grundlagen dieser Therapieprinzipien erarbeitet, — die arztliche Erfahrung hat die Notwendigkeit
entsprechender Wirkmechanismen bestätigt
Hildebrandt forderte mit anderen Autoren z B die Berücksichtigung und die Nutzung zirkadianer Rhythmen zu
einer Optimierung medikamentöser Therapie, aber auch
bei physikalisch-therapeutischen Maßnahmen
Das Individuum Mensch hat mit seiner synchronisierten
Penodik, mit der es sich an äußere Gegebenheiten standig
anpaßt die Möglichkeit diese Fähigkeit zu trainieren
Er ist jeweils dabei in eine Gesellschaft, in seine Zeit mit ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe, mit Starken und Schwachen hineingeboren So gilt es für jeden, auf alle Gegebenheiten zu reagieren und somit lebendig zu sein und zu
bleiben Durch Prinzipien der Ordnung, durch das Training
der Korperfunktionen und die standige Anpassung gelingt
dies
Die Tätigkeit des Arztes besteht dabei aber nicht nur darin
Störendes auszuschalten, wie wir es mit dem operativen
und chemotherapeutischen Bereich unserer Medizin
heute perfekt können, Fehlendes zu ersetzen oder zu
transplantieren, sondern es geht vielmehr im wesentlichen
auch gerade in der konservativen Medizin um Schulungsmoghchkeiten für defekte Organfunktionen, die im Prinzip
immer dann bestehen, die reparativen Kräfte der Natur zu
aktivieren Dabei bleibt es in vielen Fallen offen, wie das im
einzelnen funktioniert Dem Physiologen und auch dem
Arzt für Naturheilverfahren oder dem Arzt für Physiotherapie ist es ein wohlbekannter Vorgang, durch Reizung zur
Tätigkeit anzuregen, also durch Übung bzw Belastung
Funktionskreise zu reaktivieren Die ärztliche Tätigkeit besteht in solchen Fallen dann darin, Regulationsvorgange
anzuregen durch Einflüsse, welche nach dem genetischen
Programm des Organismus als adäquate Reize für die
Auslosung dieser Prozesse dienen Für den Muskel ist das
die Muskelarbeit, für die Diurese die Senkung des osmotischen Druckes, um nur Beispiele zu nennen
Grundlage aller dieser Bemühungen aber ist und bleibt
neben dem Training und neben dem Bemuhen um Adaptation das Grundprinzip der Ordnung, die dann besteht,
erkannte Fehler auszuschalten, was in der heutigen Zeit
durch unsere Labordiagnostik und physikalische Beurteilung gerade funktioneller Storfaktoren leichter ist als früher, und durch Mäßigkeit und Tätigkeit zu ordnen
Arztezeitschrrft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
In diesen Bereich einer Betrachtung gehört auch das Bemuhen moderner Naturheilverfahren, im Sinne einer Regulation dem Korper hierzu Hilfestellungen zu geben Mit
Regulationstherapien, wie wir sie im wesentlichen in der
Akupunktur, in der Neuraltherapie nach Huneke, der EAV,
der Thermoregulation als Diagnostik und damit Therapie,
der Mikrobiologischen Therapie, den verschiedenen Formen der Sauerstoff-Therapie kennen, haben wir Möglichkeiten in der Hand, regulativ gezielt, neben einer allgemeinen Umstimmung im Sinne Ferdinand Hoffs, auf Organfunktionen einzugehen So muß der Arzt die Wechselwirkungen von Leib, Geist und Gesellschaft bedenken und
K Ch Schimmel, Naturheilverfahren
eine Medizin fordern und betreiben, die dieser Dreiheit gerecht wird, und wir Arzte müssen nach Schafer im großen
Spiel der Welt unsere eigene bescheidene Rolle so spielen, daß wir ein kleiner Stabilisator sind, ein Kompaß, der
dem Patienten den Kurs weist
Literatur beim Verfasser
Anschrift des Verfassers
Dr med K Ch Schimmel, Wiedemann-Parkklinik, D-7758
Meersburg
Die Basistherapie:
RN13
REGENERESEN
nach Prof Dr Dyckerhoff
B e i geriatrischen Beschwerden, allgemeinen
Abnutzungserscheinungen und zur Steigerung
der Immunabwehr
Zusammensetzung 1 Ampulle zu 5 ml enthalt Ribonuclemsauren Na
6 3 m g (gewonnen aus Gefaßwand Großhirnrinde Herz Hypophyse
Hypothalamus Leber Milz Nebennierenrinde Niere Ovar Placenta
Thalamus Testes von Rindern und Ribonucleinsauren Na aus Hefe)
Anwendungsgebiete G e n a t n s c h e Bechwerden altersbedingte endo
krine Involution allgemeine Abnutzungserscheinungen zur Resistenz
Steigerung (Steigerung d e r Immunabwehr) zur Erhaltung d e s "Kräfte
Potentials
Gegenanzeigen Manifeste Gicht
Nebenwirkungen In sehr seltenen Fallen kann es zu Überempfindlich
keitsreaktionen wie z B Hautjucken oder Hautrötung kommen Bei
Auftreten solcher Reaktionen, sollte die Therapie abgebrochen werden
Wechselwirkungen Tetracychne Cloramphemcol Ammoglycosid
Antibiotika und andere Antibiotika deren Wirkungsmechanismus auf
einer Hemmung d e r Protein Biosynthese beruht können die Wirkung von RN 13 REGENERESE1N
abschwachen
DosierungsanleiUing Langjährige Erfahrungen haben g e zeigt d a ß im Mittel d e r Einsatz von ins
gesamt 20 Ampullen pro Patien t und Behandlung sinnvoll ist Die Be
urintamuskuiäreninjekton
Handlung kann so durchgeführt werden d a ß jeden zweiten Tag 2 Am
Apoitiekenpf cm g
pullen a 5 ml intramuskulär v e r abrescht w e r d e n
Bei Fragen zur REGENEBESEN Therapie steht Ihnen gerne unsere
medizinisch wissenschaftliche Abteilung zur Verfugung
RN13
REGENERESEir
Laboratorium Prof Dr Dyckerhoff GmbH & Co
Robert Perthel Str 49 5000 Köln 60 (Longench)
Stand Januar 1992
Biochemische
Forschung therapeutisch
nutzbar gemacht
DYCKERHOFF
V
795
s. schräg Diabetestherapie mit Heilfasten
Zusammenfassung
Die Anzahl der Patienten mit metabolischem
Syndrom und Diabetes mellitus bei Übergewicht
nimmt in den industrialisierten Ländern rasch zu.
Trotz Aufklärung und Schulung sind 90% dieser
Patienten Diätversager und werden medikamentös behandelt. Die dadurch konservierte oder zunehmende Hyperinsulinämie führt zu weiterer
Gewichtszunahme sowie durch Proliferation der
Gefäßmedia zu Makroangiopathie und KHK.
Eine einfache und natürliche Therapiemethode
ist das Heilfasten nach Buchinger bei Typ-IlDiabetikern mit Übergewicht. Anhand von Therapieverläufen wird gezeigt, daß sich Gewicht, diabetische Stoffwechsellage, Blutdruck und Lipidstatus rasch und mit anhaltender Wirkung
verbessern. Die Patienten sind durch diese greifbaren Veränderungen hochmotiviert, Lebensgewohnheiten zu ändern. Medikamente können abgesetzt oder reduziert werden. Wichtig ist nach
dem Fasten ein sorgfältiger Kostaufbau, begleitet von Diabetesdiätberatung.
Schlüsselworter: Diabetes mellitus, Hyperinsulinämie, metabolisches Syndrom, Adipositas,
Heilfasten
Summary
The number of patients with metabolic syndrome in case of overweight is rapidly increasing
in the industrialized countries. In spite of instruction and training 90 per cent of these patients fail
with respect to the proper diet and are treated
with medicaments. The hyperinsulinaemia which
is thereby maintained or even increasing results
in a fürt her increase of the weight as well as
macroangiopathy and coronary heart disease
due to the proliferation of the media of the
vessels.
A simple and natural therapeutic method is the
remedial fasting according to Buchinger in case
of type II diabetics with overweight. Based on
courses of the therapy it is shown that weight,
diabetical metabolic State, blood pressure and
lipid Status improve rapidly and that with persistent effect. Due to these evident changes the
patients are highly motivated to change their
habits. Medicaments can be discontinued or
reduced. Important is that after fasting a diet is
carefully developed accompanied by advices
with regard to the diabetes diet.
796
Key words: diabetes mellitus, hyperinsulinaemia,
metabolic syndrome, adiposity, nestotherapy
Resume
Le nombre de patients presentant un syndrome
metabolique et le diabete sucre avec excedent
de poids augmente rapidement dans les pays industrialises. Malgre l'information et laformation,
90% de ces patients ont abandonne leur regime
et sont traites avec des medicaments. La conservation et l'augmentation de l'hyperinsulinemie
qui en resulte entrame la poursuite de l'augmentation de poids ainsi qu'une macroangiopathie
une cardiopathie coronaire par une proliferation
de la tunique moyenne.
Une methode therapeutique simple et naturelle
est le jeüne curatif selon Buchinger les patients
diabetiques du type H avec exces de poids. S'appuyant sur des evolutions therapeutiques, cet
article montre que le poids, le metabolisme diabetique, la tension arterielle et la lipemie s'ameliorent rapidement et durablement. Ces modifications sensibles motivent beaucoup les patients ä changer leur mode de vie. II est possible
de supprimer ou de reduire les medicaments. II
est important que le jeüne soit suivi d'un regime
soigneusement choisi, accompagne par un conseil sur le regime pour diabetique.
Mots des: diabete sucre, hyperinsulinemie, syndrome metabolique, adipose, jeüne curatif
Wahrend die Arzte in der Antike den Diabetes allenfalls als
eine seltene Krankheit kannten — Hippokrates hat dieses
Krankheitsbild im Corpus hippocraticum kein einziges Mal
erwähnt, Galen sah in seinem Leben nur 2 Falle —, gibt es
heute in Deutschland schätzungsweise 3,5 Millionen Diabetiker Die weitaus meisten sind Typ-Il-Diabetiker mit
Übergewicht
Die hohe Frequenz von Hyperhpidamie, Hypertonie und
Diabetes mellitus in den Populationen der Industrielander
und vor allem die Zunahme dieser drei Erkrankungen
sprechen dafür, daß exogene Faktoren bei der Manifestation eine wesentliche Rolle spielen
S. Schräg, Heilfasten
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
Metabolisch.es Syndrom — Wohlstandssyndrom
Heute weiß man, der Diabetes mellitus mit Übergewicht ist
Ausdruck des metabolischen Syndroms, früher salopp
„Wohlstandssyndrom" genannt (Abb. 1).
Bei Menschen mit bereits angeborener Insulinresistenz
wird diese durch Adipositas deutlich verstärkt. Diese Insulinresistenz führt zu Hyperinsulinämie und im weiteren zu
Hypertonie (über verstärkte renale Na+-Rückresorption),
zu Dyslipidämie und Konservierung der Adipositas. Bei Erschöpfung der Inselzellen wird der Diabetes manifest. Zu
diesem Zeitpunkt haben bereits 60% der Patienten einen
Bluthochdruck. Das heißt, es besteht eine Assoziation
zwischen Insulinresistenz und dem sogenannten „essentiellen" Hypertonus. In neueren Untersuchungen mit Ratten konnte experimentell gezeigt werden, daß auch durch
Fütterung mit sehr fettreicher Kost aus nicht bzw. nur einfach gesättigten Fettsäuren eine Insulinresistenz hervorgerufen werden kann.
Es spricht vieles dafür, daß die Hyperinsulinämie ein eigenständiger kardiovaskulärer Risikofaktor ist. Sie fördert
die Proliferation der glatten Muskelzellen in der arteriellen
Media und damit die Entstehung von Makroangiopathie
und koronarer Herzerkrankung.
Ich möchte mich auf die übergewichtigen Typ-Il-Diabetiker
konzentrieren, immerhin über 80% der Diabetiker insgesamt. Das Muster der Fettverteilung entspricht hierbei fast
immer dem androiden oder abdominellen Typ, auch bei
Frauen. Die Tatsachen sind allgemein bekannt: steigende
Diabetikerzahlen, 6mal höhere Mortalität gegenüber der
Normalbevölkerung durch kardiovaskuläre Folgekrankheiten, wie Schlaganfall und Herzinfarkt, Diabetes als wichtigste Ursache für Erblindung in Deutschland, Diabetes als
Ursache für die Hälfte aller Amputationen in Deutschland,
Diabetes als häufige Ursache für terminale Niereninsuffizienz (20% aller Dialysepatienten sind Diabetiker).
Oder anders ausgedrückt: Als man die Lebenserwartung
von Diabetikern in Deutschland untersuchte, zeigte sich,
daß ein Viertel der Diabetiker innerhalb von 5 Jahren an
kardiovaskulären Ursachen verstorben war.
Es besteht weitgehend Einigkeit unter den Ärzten, sowohl
was die Entstehung eines Diabetes betrifft als auch welche therapeutischen Konsequenzen daraus gezogen werden müßten (Abb. 2): Gewichtsreduktion ist die primäre
Therapie beim übergewichtigen Typ-Il-Diabetiker. Die
Überlegenheit gegenüber medikamentöser Behandlung
ist klar erwiesen. Jedoch waren bei den meisten diabetischen Patienten die diätberatenden ärztlichen Gespräche
erfolglos. Nach Zahlen, die beim internationalen Diabeteskongreß in Washington 1991 vorgestellt wurden, besteht
bei 90% der Typ-Il-Diabetiker ein Diätversagen. Auch aus
der Tatsache, daß noch immer 80% der Diabetiker übergewichtig sind, muß gefolgert werden: Die Medizin hat
noch keine geeigneten Wege gefunden, ihre diätetischen
Erkenntnisse umzusetzen.
Fasten als „radikalste Therapieform"
Wie sieht es nun aus mit dem Fasten als „radikalster" Therapie des Diabetes mellitus Typ II b?
Fasten ist die älteste Therapiemethode seit Menschengedenken. Bereits seit der Antike ist bekannt, daß freiwilliger
Nahrungsverzicht nicht nur Auswirkungen auf den Körper,
sondern auch auf Seele und Geist hat. Diese natürliche
und einfache Heilmethode stellt einen starken Appell an
Selbstheilungskräfte und Regulationsvorgänge dar. Zahlreiche Diabetiker mit Übergewicht haben in den letzten
Jahrzehnten mit gutem Erfolg gefastet. Dabei konnten die
begleitenden Ärzte die Erfahrung machen, daß das Fasten als die strengste aller Kostbeschränkungen von den
meisten am besten angenommen wird. Entscheidend
wichtig ist, daß dieses Fasten im Abstand von der alltägli-
Therapie
Insulinresistenz
erworben
(Adipositas)
Insulinresistenz
angeboren
• Gewichtsnormalisierung
Hyperinsulinämie
> genetische Disposition
i\
_, ,
v
'
• Über- und Fehlernahrung [
Konservierte Adipositas
(anabolisch)
Dyslipidämie
Hypertonie
Abb. 1: Der Diabetes meliitus und das metabolische Syndrom.
Bei nachlassender Leistung der $-Zellen wird der Diabetes
manifest.
• Bewegungsmangel
• StieÄ
Diabetes
\
rßg||j(|jg
Typ II b
• optimale Zusammensetzung der Ernährung
* regelmäßige
körperliche Bewegung
* psych. belastende
Faktoren ausschalten
* ggf. medikamentöse
Therapie
Abb. 2: Die wichtigsten Entstehungsfaktoren von Diabetes und
Therapieschritte.
799
Arztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
S. Schräg, Heilfasten
bei körperlichem Training besser aus dem Blut eliminiert
werden. Dieser Patient nun war extrem bewegungsscheu.
Moglicherweise ist auch bei beginnender Nephropathie
die Ammoniakbildung in der Niere beim Fasten gestört
und damit die Pufferkapazität eingeschränkt.
Dies also war unser einziger Fall eines Diabetikers, bei
dem das Fasten früher beendet wurde. Er normalisierte
sich im Aufbau anschließend rasch.
Im folgenden sollen beispielhaft vier Verläufe von Fastentherapien bei Diabetikern aus dem vergangenen Jahr vorgestellt werden:
chen Arbeitsbelastung in einem dafür geeigneten Milieu
stattfindet, wo genügend Spielraum für sportliche und musische Betätigung bleibt. Das Fasten fördert durch den
sichtbaren Erfolg unmittelbar die Motivation zur Änderung
pathogener Lebensweisen. In unserer Klinik fasten jährlich
etwa 2000 Patienten, davon sind schätzungsweise 5 bis
10% Diabetiker.
Welche Diabetiker profitieren vom Fasten?
Vor allem übergewichtige Typ-Il-Diabetiker, selbst sogenannte „Spätversager", die Insulin spritzen.
Beeindruckend ist die Tatsache, daß sich gleichzeitig alle
kardiovaskulären Risikofaktoren bessern bzw. normalisieren, insbesondere Dyslipidämie und Hypertonie.
Wer sollte nicht fasten ? •
Die überwiegende Zahl der Typ-I-Diabetiker und generell
Diabetiker mit fortgeschrittener Nephropathie. Auch bei
ausgeprägter koronarer Herzerkrankung ist Zurückhaltung geboten.
Diese vorsichtige Einschätzung ist nicht durch tatsächliche Komplikationen gewonnen, sondern durch theoretische Überlegungen und folgt dem Grundsatz „nihil nocere". Lediglich bei einem Patienten mit fast 20jährigem
Diabetes Typ II b, über mehrere Jahre mit hohen Insulindosen behandelt, und dem Verdacht auf eine beginnende
Nephropathie wurde das Fasten nach 1 Woche vorzeitig
beendet. Er bekaim eine respiratorisch noch kompensierte
Ketoazidose bei guten Blutzuckerwerten. Es hat sich gezeigt, daß die beiim Fasten stets anfallenden Ketonkörper
Die Patienten bekamen nach einer gründlichen körperlichen Untersuchung mit Blut- und Urinanalysen zunächst
einen einleitenden Hafer- oder Reistag.
Dieser entwässert bereits den Organismus deutlich durch
die Abwesenheit von Kochsalz und leitet sanfter ins Fasten
über. Der folgende erste Fastentag wurde mit einer Darmreinigung durch Glaubersalz begonnen. Die taglich wahrend des Fastens gereichten Getränke, für Diabetiker modifiziert, waren:
morgens V41 Kräutertee,
mittags Y„ l heiße Gemüsebruhe,
nachmittags V41 Tee,
abends 741 Fruchtsaft bzw Gemüsebruhe,
ggf. kleine Mengen Buttermilch oder Haferschleim, dazwischen mindestens 2 I Mineralwasser, natriumarm (insgesamt 200 kal. Kohlenhydrate).
Gewicht in kg
K
•
Gowlcht In kg
Blutzuckor
Blutdruck(dl«it.)mm/hg
Blutdruck(sytt.)mm/hq
_
•
D
H
txl
128
1
2
3
4
Nüchternblutzucker in mg/dl
5
6
7
8
9 10 11 12 13 14 15 16 A1 A2 A3
123,4 123 122,5 121,6 121,1 120,5 120 119,6 119,2 118,7 118,5 117,8 117,6 117,5 117 116,5 116 116,2 116,4
85
160
150
180
160
160
160
155
145
100
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145
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135
145
135
135
130
130
110
100
95
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95
90
90
95
95
90
90
95
85
85
80
80
85
85
110
Aufenthaltstage
Abb. 3: Fastenverlauf Patient 1, mannlich, 56 Jahre, 171 cm, 126 kg, Diabetes mellitus seit 7 Jahren, orale Antidiabetika.
800
S Schräg, Heilfasten
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
Durch das reichliche Trinken wird das Ausscheiden von
sauren Abbauprodukten über die Niere gefördert.
Die Patienten hatten tägliche körperliche Bewegung durch
Gymnastik, Schwimmen, Wandern und Tennis, individuell
dem Trainingszustand angepaßt. Die Bewegung hat über
Blutdrucknormalisierung, Verbesserung von Atmung und
Stoffwechsel hinaus auch einen eiweißsparenden Effekt.
Die Fastendauer ergab sich durch die Aufenthaltsdauer
der Patienten, wobei jeweils noch mindestens 3 Tage für
den Kostaufbau gerechnet wurden.
pausiert. Die Nuchtern-Blutzuckerwerte lagen im Aufbau
zwischen 79 und 120 mg/dl. Der Patient war durch dieses
Ergebnis hochmotiviert. Sem Eigenanteil am weiteren
Krankheitsverlauf war ihm klar vor Augen geführt worden.
Patient 2 (Abb. 4)
Der 51 jährige Patient kam mit 99,5 kg bei einer Größe von
168 cm in unsere Behandlung. Seit 1976 war sein Diabetes
mellitus Typ II b mit oralen Antidiabetika behandelt, seit
1989 mit Insulin. Zuletzt morgens 35 E. Depot-Insulin und
10 E. Alt, abends 25 E Depot-Insulin und 20 E. Alt-Insulin
(entspricht 90 E. Insulin pro Tag) Sem Gewicht war maximal 108 kg; er hatte allerdings schon bevor er zu uns kam
10 kg abgenommen. Dadurch auch Rückgang der Triglyzende von 700 auf 260 mg/dl. Der Blutzucker lag initial
trotz der hohen Insulindosen zwischen 200 und 320 mg/dl,
es bestand eine Glukosurie. Er fastete 15 Tage, wobei Insulin nach dem ersten Fastentag ganz abgesetzt wurde.
Gewichtsabnahme um ca. 10 kg Im 5tägigen Aufbau mit
maximal 1200 kal einschließlich Zwischenmahlzeiten und
unter der Einnahme von einer halben Tablette Metformin
lagen die Blutzuckerwerte zwischen 66 und maximal 146
mg/dl. Der Verlauf sprach für eine ausreichende Sekretionsleistung der Beta-Zellen. In den folgenden 9 Monaten
zu Hause nahm der Patient weiter an Gewicht ab unter
Diabetes-Vollwertkost und regelmäßiger körperlicher Bewegung. Ohne Insulin oder orale Antidiabetika liegen die
Blutzuckerwerte heute in der Norm. HbAI bei 7,4%.
Patient 1 (Abb. 3)
Der 56jährige Patient hatte bei Aufnahme 126 kg Körpergewicht bei einer Größe von 171 cm. Der Diabetes war
1984 entdeckt und sofort mit oralen Antidiabetika behandelt worden. Er nahm zuletzt 2mal taglich den Sulfonylharnstoff Glibenclamid sowie Metformin; dabei war sein
Eßverhalten sehr unregelmäßig, die Zusammensetzung
der Nahrung falsch. Es war aufgrund von leichten Hypoglykämien zu Heißhungerepisoden und zu weiterer Gewichtszunahme gekommen.
Hier betrug sein Ausgangsblutdruck 180/110 mmHg, Blutzucker nüchtern 158 mg/dl; Gesamtcholesterin 221 mg/dl,
HDL 44, LDL 161 mg/dl, Tnglyzeride 183 mg/dl. Er nahm
wahrend seines 3wöchigen Aufenthaltes 10 kg an Gewicht
ab, die Blutdruckwerte normalisierten sich. Die oralen Antidiabetika wurden sofort abgesetzt und blieben auch im
Aufbau mit 1200 kal. Diabetesdiät nach Vollwertprinzipien
Nüchternblutzucker in mg/dl
Gewicht in kg
74
Gewicht In kg
Blutzucker
M 99,5
E3 320
1
2
3
4
5
6
7
98,6
97,3
96,6
95,6
95
94,4
93,6
273
243
245
210
153
144
153
8
9
93,2
92,6
91,8
10 11 12 13 14 15 A1 A2 A3
91,4
91
90,7
110
108
88
115
120
89.9
90,1
Blutdruck(dl«it.)mm/hg
H
140
130
140
120
110
100
Blutdruck(syst.)mm/hg
INI
90
85
80
80
75
75
89,5
90
146
118
95
Aufenthaltstage
Abb. 4: Fastenverlauf Patient 2, männlich, 51 Jahre, 168 cm, 99,5 kg, Diabetes mellitus seit 15 Jahren, seit zwei Jahren Insulin (90
E/die).
803
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
S Schräg, Heilfasten
Auch die antihypertensive Therapie konnte 3 Monate nach
Entlassung weiter abgesetzt bleiben, wurde dann wegen
steigender RR-Werte wieder eingesetzt. Wenn man bedenkt, daß der Patient aus Zeitgründen nur 12 Tage gefastet hat und noch immer ein deutliches Übergewicht mit
97,5 kg bei einer Körpergröße von 176 cm besteht (BMI
31,8), wird klar, wieviel Spielraum noch bestanden hätte
vor einer Insulinbehandlung.
Patient 3 (Abb. 5)
Der 61jahnge Patient wog bei Aufnahme 104 kg, Korpergröße 176 cm. Seit 10 Jahren Diabetes melhtus Typ II b,
lange Jahre mit oralen Antidiabetika eingestellt. Im Juli
1990 Beginn der Insulinbehandlung mit morgens 20 E. Depot und 3 E. Alt, abends 12 E Depot und 3 E. Alt-Insulin
Seither in einem Jahr Gewichtszunahme um 12 kg (von 92
auf 104 kg) Der HbAI lag bei 7,1 %, er hatte selten Hypoglykämien. Die Insulinbehandlung war wegen einer peripheren Neuropathie (h. Nervus ischiaticus) begonnen worden. Wegen Bluthochdrucks nahm er außerdem den Kalziumantagonisten Nitrendipin 20 mg morgens.
Der Patient fastete 12 Tage, anschließend 3 Tage Aufbau
bis zu einer Gesamtkalonenzahl von 1500 kal., 16 BE
(30% Fett der Gesamtkalonenzahl und 15% Eiweiß). Gewichtsabnahme um 8 kg. Insulin wurde reduziert und nach
3 Fastentagen abgesetzt. Entlassen wurde er mit Glibenclamid 3,5 mg 2x1 Tabl., die Nüchtern-Blutzuckerwerte lagen zwischen 75 und 121 mg/dl Im Dezember 1991
schrieb der Patient, bis vor wenigen Wochen hätte er unter
Steigerung von Glibenclamid und zusätzlicher Einnahme
von Metformin gute Blutzuckerwerte gehabt. Das Gewicht
sei lange Zeit konstant geblieben. Bedingt durch Diätfehler
und beruflichen Streß habe sich die Blutzuckereinstellung
dann wieder verschlechtert, so daß er derzeit morgens 10
und abends 4 E. Insulin spritzt, zusätzlich 1 Tablette Glibenclamid
Patientin 4 (Abb. 6)
Die 47jahrige Patientin hatte bei Aufnahme 105,6 kg bei einer Größe von 166 cm Seit 1970 sind Diabetes melhtus,
Hyperlipidamie und Hypertonie bei Adipositas permagna
bekannt. Im März '91 Neueinstellung mit einem Intermediär-lnsuhn, morgens 48 E., abends 24 E, außerdem Glibenclamid 3,5 mg 2-1-0 Tabl., Lovastatin 1x1 Tabl, 2mal
taglich ein Kombinationspräparat aus Betabiocker und
Diuretikum sowie Captopril 2x12,5 mg. Trotzdem bei Aufnahme Nüchtern-Blutzucker 194 mg/dl, Gesamtcholesterm 272 mg/dl, Tnglyzende 263 mg/dl. Die Patientin fastete
27 Tage, anschließend 4 Tage Aufbau. Insulin wurde ausgeschlichen und am 4. Fastentag ganz abgesetzt, ebenso
der Sulfonylharnstoff Auch die Antihypertensiva sowie
der Lipidsenker wurden gleich zu Fastenbeginn abgesetzt. Das heißt, es wurden alle Medikamente abgesetzt
Die Patientin nahm von 105,6 auf 94,9 kg ab, also über 10
Gewicht in kg
Nüchternblutzucker in mg/dl
175
104
155
135
102
115
100
75
K1 K2 1
Gawlcht In kg
• 103,6 103,3
132
121
Blutzucker
Q
Blutdruck(dlast.)mm/hg
S
180
Blutdruck(syst )mm/hg
M
105
8
9 10 11 12 A1 A2 A3
102,1
101,3
100,8
100,1
99,6
98,9
98,3
98
97,6
97,1
96,9
96,6
96,2
122
97
80
101
87
104
101
87
95
96
94
87
80
83
160
165
165
145
130
125
145
130
145
135
120
120
110
140
100
95
95
90
95
80
85
80
95
85
80
75
75
90
96,9
121
Aufenthaltstage
Abb. 5 • Fastenverlauf Patient 3, mannlich, 61 Jahre, 176 cm, 104 kg, Diabetes melhtus seit 10 Jahren, seit einem Jahr 40 E/die Insulin.
804
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92 33 Jahrg
S Schräg, Heilfasten
kg Die Blutzuckerwerte blieben im Aufbau nüchtern um
125 mg/dl unter 800 kcal Diät und morgens einem Biguanid Die Blutdruckwerte lagen ab der 3 Woche um 120/
80 mmHg ohne Antihypertensiva und blieben so auch
wahrend des Kostaufbaus Trotz Pausieren von Lovastatin
war Cholestenn von 272 auf 164 rückläufig, senkten sich
die Triglyzende von 263 auf 161 und LDL von 214 auf 105
mg/dl Der größte Erfolg für die Patientin war jedoch, daß
sie ohne Insuhninjektionen auskam In den anschließenden 5 Monaten zu Hause nahm die Patientin noch weitere
3 kg ab und hatte im Dezember folgende medikamentöse
Einstellung Euglucon 2-0-1 Tablette, Glucophage retard
0-1-1 Tablette Die Blutzuckerwerte lagen dabei um 140
mg/dl, der letzte HbAI C vom November '91 lag bei 9,4%
Vorstellung, daß sie selbst viel zu ihrer Gesundheit beitragen können und Medikamente überflüssig werden Die
häufig anfangs von den Patienten geäußerte Vorstellung
Ich esse gar nichts und nehme trotzdem zu, wird rasch widerlegt Nach dem Fasten ist eine Umstellung der Ernährung viel leichter Daß Patienten bei Reduktionskost im Anschluß an das Fasten weiter abnehmen, konnten nicht nur
wir häufig beobachten, auch z B Lagecfervon der Universitätsklinik in Wien beobachtete 1973, daß 35 übergewichtige Diabetiker nach dem Fasten signifikant weiter an Gewicht abnahmen
Das Fasten ist bei übergewichtigen Diabetikern also eine
kausale, wirksame und natürliche Behandlungsmethode
Als langerfnstiges Therapiekonzept wäre ein regelmäßiges Fasten anzustreben, etwa wie ein vorosterliches Fasten oder Ramadan
Auch Hausarzte sollten starker mit dieser Therapie vertraut werden, so daß die Nachbeobachtung nahtlos weitergehen kann Auch bei Diabetesschulungen oder in
Selbsthilfegruppen sollte auf diese Behandlungsmoglichkeit hingewiesen werden
Schließlich waren weitergehende klinische Studien, etwa
die Messung von Insuhnspiegeln wahrend des Fastens,
ein interessantes Forschungsgebiet
Ich mochte abschließend zusammenfassen
Fasten ist eine erfolgversprechende Therapie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ II b oder mit dem sogenannten metabohschen Syndrom, vorausgesetzt die Patienten
halten hinterher eine ballaststoffreiche Diabetesdiat ein,
wie z B die Vollwertkost Bei Beachten von Kontramdikationen und unter stationären Bedingungen ist das Fasten
nicht gefährlich — im Gegenteil, es reduzieren bzw normalisieren sich alle Risikofaktoren Auch subjektiv geht es
den Patienten hervorragend Sie sind beflügelt durch die
Nüchternblutzucker in mg/dl
Gewicht in kg
200
1
Q.wleht In hg
Btutxuck«!
Bluttfruck{»y«L)mm/hg
2
3
4
171
1«S
5
6
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 A1 A2 A3 A4
7
8
131
112
t2O
135
150
1S0
140
130
SS
85
1O0
100
10«
70
97 7
•
Q
0 100
00
116
97 4 87 4
94 9
95
US
94 9
90
70
SO
94 9
94 9 94 4
108
112
SO
107
70
110
115
SO
14S
120
60
100
so
Aufenthaltstage
Abb 6 Fastenverlauf Patient 4, weiblich, 47 Jahre, 166cm, 105,6kg, Diabetes mellitus seit 21 Jahren, seit 3 Monaten Insulin 72 E/die
und orale Antidiabetika
805
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
S Schräg, Heilfasten
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Anschrift der Verfasserin
Dr med S Schräg Klinik Buchingeram Bodensee, HelmutWilhelmi, D-7770 Überlingen
PROSTATA-ENTOXIN-N
Bei Entzündungen
und Ausscheidungsstorungen
der Harnrohre und der Harnblase
Darreichungsform Tropfen zum Einnehmen
Anwendungsgeb ete Entzündungen und Ausschei
dungsstorungen der Harnrohre und der Harnblase
Miktionsstorungen als Folge von benigner Prostata
hypertrophie Dosierungs und Anwendungshinweise
Taglich 3 x 20 Tropfen nach dem Essen einnehmen
Zusammensetzung 100 ml enthalten Apis melhfica D2
0 185 ml Juniperus communis 0 0 37 ml Kreosotum
0 0 007 ml Populus tremuloides 0 3 71 ml Sabal
serrulatum 0 9 29 ml Äthanol 30 v/v % 86 438ml
Kontraindikation keine
Nebenwirkungen unbekannt
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(Tropfen)
Aus dem Verbandsleben
Generalarzt a. D.
Dr. med. Norbert Breidenbach
85 Jahre
Der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren
gratuliert seinem Nestor Norbert Breidenbach zur Vollendung des 85. Lebensjahres am 18. September 1992.
Insbesondere der Vorstand unseres Verbandes, dem der
Jubilar von 1964 bis 1987 als Mitglied, seither als Ehrenmitglied und ,graue Eminenz' angehört, wünscht von
ganzem Herzen Gesundheit und Wohlergehen auch für
die kommenden Jahre und dankt für die Jahrzehnte gemeinsamer Arbeit und gemeinsamen Aufbaues.
1907 in Worms geboren, legte der Jubilar 1926 die Reifeprüfung ab und begann ein Studium des Maschinenbaues.
1928 dann Studium der Humanmedizin an den Universitäten Gießen, Wien, Innsbruck und Kiel.
1934 erfolgte der Eintritt des jungen Arztes in die
Reichswehr und sein Aufstieg bis zum Standort- und
Truppenarzt in Pforzheim. Im Kriege 1939 bis 1942 Chef
einer motorisierten Sanitätskompanie in Frankreich und
Rußland, wurde der Sanitätsarzt nach eigener Verwundung 1942 versetzt und als Adjutant an das Zentralarchiv
für Wehrmedizin nach Berlin verpflichtet, wo er mit dem
Aufbau, der Organisation und Dokumentation von Krankenakten der damaligen Wehrmacht beauftragt wurde.
1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, arbeitete der
Heimkehrer, mit seiner Familie wieder vereint, als 1. Assistent an der Universitäts-Hautklinik in Rostock, wo er
seine Anerkennung als Facharzt für Dermatologie erwarb.
1947 bis 1953 dann als niedergelassener Dermatologe,
wurde er in Weißenfels mit der Leitung der Hautabteilung
am dortigen Stadtkrankenhaus betraut.
Ab 1953 begann dann, nach dramatischer Umsiedlung
nach Hamburg, im Westen unseres Vaterlandes eine neue
berufliche Entwicklung.
Zunächst als Technischer Inspektor in einer Reederei beschäftigt, da ihm die Hamburger Ärztekammer als ,Mann
aus dem Osten' die Niederlassung versagte, erhielt er
dann eine Assistentenstelle an der Naturheilkundlichen
Abteilung des Hamburger Krankenhauses Ochsenzoll,
die damals unter der Leitung von Hanns Kusche, dem
Vorsitzenden des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren — gegr. 1951, stand.
1955 Niederlassung als praktischer Arzt in Hamburg.
1956 übernahm den indessen 49jährigen erfahrenen Dermatologen und Praktiker die Bundeswehr als Oberfeldarzt ins Wehrbereichskommando IV in Mainz.
Im Juli 1958 wurde Norbert Breidenbach zum Chefarzt
des Bundeswehrlazaretts in Koblenz ernannt. Dazu
wurde ihm die Aufgabe übertragen, den Auf- und Ausbau
dieses Hauses aus bescheidenen Anfängen zum Zentrallazarett der Bundeswehr mit 600 Betten und 14 Fachabteilungen zu leiten.
Das war eine Aufgabe, die Norbert Breidenbach auf den
Leib geschneidert war und der er sich mit allen seinen persönlichen und fachlichen Fähigkeiten mit Begeisterung
und Erfolg stellte.
1963 erfolgte die Beförderung zum Generalarzt. Dabei erinnert sich der Jubilar an diese Zeit harter Arbeit, in der er
bei knappster Zeit doch noch die Möglichkeit fand, zahlreiche Fortbüdungsveranstaltungen vorzubereiten und
durchzuführen, die namhafte Wissenschaftler mit Bundeswehrkollegen zusammenführten, was sein Haus und
ihn zu einem Begriff im Bereich ärztlicher "Weiterbildung
machten.
1966 schied er aus dem aktiven Dienst des Bundes aus und
konnte von nun an viele Energien und Ideen den Naturheilverfahren und dem Zentralverband zugute kommen
lassen.
Seit 1954 bereits Mitglied in unserem Verband, wurde
Breidenbach 1956 in den Vorstand gewählt und bestimmte
von nun an maßgeblich die Entwicklung des Verbandes
und seiner Kongresse in Freudenstadt.
Mit der Mitgliedsnummer 359 wurde er 1964 Schatzmeister und übergab diesen sehr erfolgreich geführten Posten
1987 an seinen Nachfolger.
1964 wurde er in den Vorstand des Kneipp-Ärztebundes
gewählt, dem er heute noch immer angehört.
Im Hartmannbund, Verband der Ärzte Deutschlands, bekleidete er die Ämter des Vorsitzenden des Ehrenrates,
des Vorsitzenden des Arbeitskreises Physiotherapie, der
Sanitätsoffiziere und des Bevölkerungsschutzes.
In seinem Heimatkreis Salem-Beuren war er Beauftragter
für den Katastrophenschutz.
Die Doppelfunktion Norbert Breidenbachs im Zentralverband und der Ärztegesellschaft für Physiotherapie —
Kneipp-Ärztebund — führte zu Übereinstimmungen der
Zielvorstellungen beider Verbände, die sich daher bereits
1980, mit dem Bundesverband der Ärzte für Naturheilverfahren zusammenschlössen.
„Naturheilverfahren sind Teil der Gesamtmedizin in Forschung, Lehre und Praxis." Dem galt seine Arbeit, seine
Zielsetzung. Als ein kritischer Kliniker, der er ein Leben
lang war, ist er, bei aller Begeisterung für unsere Heilver-
Aus dem Verbandsleben
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
fahren, immer auch ein Mahner, der ständige Selbstkritik
forderte, den Kontakt zur Lehre und Forschung unserer
Hochschulen suchte und sich immer um die Grundlagen
der Heilverfahren bemühte.
Auszeichnungen blieben bei seinem Engagement nicht
aus:
1980 Verleihung der Hufelandmedaille durch den Vorstand des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren
1981 Verleihung der Kneipp-Medaille in Silber durch
den Bundesverband der Ärzte für Physiotherapie
— Kneipp-Ärztebund
1982 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland durch den damaligen Bundespräsidenten Prof.
Dr. Carstens
1986 Verleihung der Hartmann-Thieding-Plakette des
Hartmannbundes — Verband der Ärzte Deutschlands
1987 Verleihung des Ehrenringes durch den Vorstand des
Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren.
Dr. med. K. Ch. Schimmel
Naturheilverfahren heute
Eine Einführung. Mit Darstellung der im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren vertretenen Methoden.
5. überarbeitete Auflage 1991,160 Seiten, 14,8x21 cm
Schutzgebühr DM 8 , -
Inhaltsübersicht
Standortbestimmung der Naturheilverfahren — Was ist Naturheilverfahren heute — Eine Meinung — Über
die Bedeutung der Naturheilverfahren in der modernen Medizin — Das „Eisberg"-Phänomen — Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren — Naturheilverfahren und Psychosomatik in der neuropsychiatrischen
Praxis — Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. — Elektroakupunktur nach Voll — ElektroneuralDiagnostik und -Therapie nach Croon — Gesellschaft zur Förderung der Ganzheitsmedizin e.V. — Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e.V. — Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren (Physiotherapie) e.V. Berlin — Neuraltherapie nach Huneke — Die Sauerstofftherapie —
Thermographie — Regulationsthermographie — Kneippärztebund e.V. — Ärztliche Gesellschaft für Physiotherapie Bad Wörishofen — Manuelle Medizin — Die Hämatogene Oxydationstherapie (HOT) nach
Wehrli — Die Ultraviolett-Bestrahlung des Blutes (UVB) nach Wiesner — Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie — Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen der Naturheilverfahren, Phytotherapie —
Arbeitsgemeinschaft für prä- und postoperative Tumortherapie — Arbeitskreis Homöopathie
Zu beziehen durch:
Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e.V.
— Geschäftsstelle — Bismarckstraße 3,7290 Freudenstadt
Ärztezeitschr. f. Naturheüverf. 10/92, 33. Jahrg.
Aus dem Verbandsleben
Dr. Rolf-Eckart Hoch ist tot
Am 7. August 1992 verunglückten Dr. med. Rolf-Eckart
Hoch und Frau Dr. med. Irmela Hoch bei einem Flugzeugabsturz tödlich.
Das Ehepaar Hoch, praktische Ärzte in Sprendlingen/
Rheinhessen, befand sich mit einem befreundeten Ehepaar, darunter dem Piloten und Besitzer der Sportmaschine, auf dem Flug von Bingen nach Schwerin. Sie wollten dort über das Wochenende den 2. Stellvertretenden
Bundesvorsitzenden des BPA, Dr. Lothar Wilke, besuchen. Die Maschine stürzte aus bisher noch ungeklärter
Ursache in der Nähe von Wetzlar ab. Keiner der vier Insassen überlebte den Absturz.
Das Ehepaar Hoch hinterläßt einen Sohn und zwei Töchter im Alter von 20,18 und 16 Jahren.
Mit Dr. Hoch, geb. am 23. 6.1944 in Sprendlingen, verlieren die deutsche Ärzteschaft und der Berufsverband der
Praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin
Deutschlands (BPA) e. V. einen der fähigsten Berufspolitiker.
Bereits 2 Jahre nach Übernahme der väterlichen und bereits großväterlichen Praxis in der rheinhessischen Kleinstadt wurde Dr. Hoch 1976 Mitglied im Vorstand des
BPA-Landesverbandes Rheinland-Pfalz. Seit 1981 als
Schatzmeister im BPA-Bundesvorstand und seit 1985
Stellvertretender Bundesvorsitzender, wurde er 1987 als
Nachfolger von Dr. Hellmuth Klotz Bundesvorsitzender
des BPA.
Aber auch außerhalb „seines" Verbandes engagierte sich
der überzeugte Allgemeinmediziner. So war er u. a. Stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereini-
gung Rheinhessen, Mitglied im Vorstand der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Vizepräsident der UEMO,
der Vereinigung der europäischen Allgemeinärzte, und
Mitglied im Vorstand des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI).
Sein Herz gehörte dem Hausarzt, der Durchsetzung des
Hausarztprinzips und der Sicherung der Qualität der
hausärztlichen Versorgung. Unvergessen bleibt insoweit
der erfolgreiche, von ihm initiierte Antrag auf Einführung
einer dreijährigen Pflichtweiterbildung in Allgemeinmedizin anläßlich des 93. Deutschen Ärztetages 1990 in
Würzburg. Er konnte es noch erleben, daß sich endlich
auch die Bundesregierung zur Realisierung dieses Anliegens per Gesetz bereitfand.
Der Blick und die Sorge Dr. Hochs galten aber weit darüber hinaus der Entwicklung der Medizin und der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland. So mahnte er
immer wieder eine saubere Gliederung der ärztlichen Versorgung vom Hausarzt über den Facharzt zum Krankenhaus und der Spezialeinrichtung an und appellierte an die
Ärzteschaft, in eigener Verantwortung zeitgemäße Konzepte zu entwickeln und damit einer immer bedrohlicheren Fremdbestimmung entgegenzuwirken.
„Krisenkonferenz" und „Strukturkommission" seien hier
die Stichworte.
Bei aller Bereitschaft zur Kritik standen bei Dr. Hoch
das Verständnis für andere und das Bemühen um Konsens stets im Vordergrund. Sein Wesen war geprägt von
Zielstrebigkeit und Konzilianz, von Fleiß und Lebensfreude.
„In memoriam" Prof. Herbert Krauss
zur Erinnerung — ein Jahr nach seinem Tode
Im September des letzten Jahres ist Prof. Herbert Krauss
für immer von uns gegangen, man kann wohl sagen als
Pionier für ein groß verstandenes Arzttum der Naturheilweisen. Mit Recht kann man ihn für die letzten Jahrzehnte
als den großen Wissenschaftler der klassischen Naturheilkunde ansehen, die als die Basis aller unserer ärztlichen
Bemühungen gelten kann.
Wie viele bedeutende Menschen der jüngsten Vergangenheit aus der Jugendbewegung kommend (daher die besondere Beziehung zur Natur), wurde er schon in jungen
Jahren Oberarzt bei Brauchte in der naturärztlichen Abteilung des Rudolf-Hess-Krankenhauses Dresden, später
Leiter eines Naturheilkrankenhauses (100 Betten) in Berlin, nachfolgend zusätzliche Professur mit Naturheilab-
Aus dem Verbandsleben
teilung an der Charite Berlin. Seine für uns besondere Leistung: die vor allem in Kursen stetige wissenschaftliche
Ausbildung von Naturheilärzten, die in der Schaffung des
Facharztes für Physiotherapie (4 Jahre Ausbildung Naturheilverfahren mit benachbarten Disziplinen) gipfelte mit
bereits 600 derartig ausgebildeten Naturheilärzten.
Bei meinem letzten ausführlichen Gespräch in seiner
Wohnung Anfang August 1991 äußerte er den Wunsch,
daß dieser Facharzt, in der DDR trotz vieler Widerstände
geschaffen, sozusagen als Geschenk der neuen Bundesländer in dem wiedervereinigten deutschen Vaterland
richtig aufgenommen und auch erhalten bleiben möge.
Noch ein anderer in die Zukunft führender Wunsch, häufig von ihm ausgesprochen, das im Rudolf-HessKrankenhaus bewährte Modell möge für eine ganzheitliche Medizin erneut zu einer lebendigen Tatsache werden.
In einem Krankenhaus mit 3 Abteilungen: a) eine naturärztliche, b) eine schulmedizinische und zwischen beiden
c) eine Abteilung, in der je ein Assistenzarzt von beiden
genannten Abteilungen tätig werden, könnte ein heilsa-
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
mer Austausch beider Richtungen zu einer ganzheitlichen
Medizin angestrebt und möglich werden.
Seine echte Naturverbundenheit zeigte sich auch nach seiner Emeritierung noch einmal in der Herausgabe eines
schönen bebilderten Buches über den Wald von Sauen,
den Prof. Bier nach seinen persönlichen Angaben als idealen Mischwald hatte pflanzen lassen und der heute noch
gegenüber unseren Zivilisationsbelastungen als relativ resistent gilt.
Zum Menschlichen:
Auf der Karte seines Heimganges fanden wir die ihn im
Innersten charakterisierende Überschrift: „Kraft ist nicht
laut".
So, mit stiller Intensität, konnte er auch ohne Parteizugehörigkeit in einem seiner Gesinnung feindlichen SEDStaat als allseitig anerkannter Arzt ein Lebenswerk aufbauen, das wir bewundern, mehr noch bewahren sollten.
„Ein großer Mann ging seiner Zeit voraus."
Wir verneigen uns vor dem großen Menschen.
Dr. Walther Schultz-Friese, Überlingen
ZANG FU
Die Organsysteme der traditionellen chinesischen Medizin
Von Jeremy Ross
324 Seiten, 50 Abbildungen, 66 Tabellen, 17 x 24 cm, ISBN 3-88136-155-3, gebunden, DM 78,—
Die Zang Fu — die Organsysteme — bilden ein Kernstück der traditionellen chinesischen Medizin (TCM).
Für die erfolgreiche Anwendung der TCM ist ein tiefgehendes Verständnis der Zang Fu essentielle Voraussetzung.
Dieses Werk schafft eine klare, durchstrukturierte Basis für ein theoretisches Verständnis der Zang Fu,
ihrer Funktionen und ihrer Störungsmuster. Es befaßt sich mit den Wechselbeziehungen der Zang Fu
untereinander, mit ihren Beziehungen zu den Substanzen, zu den Jing Luo, zu den Geweben und zu den
Krankheitsursachen.
Das Buch verdeutlicht, u. a. auch mit Hilfe von vielen schematischen Abbildungen, die ineinander verwobenen Wechselbeziehungen der Zang Fu in ihrer Komplexität und klärt Schwierigkeiten und Zweideutigkeiten.
Schwerpunkt ist die klinische Anwendung der Theorie der Zang Fu. Durch viele Tabellen, Diagramme
und Fallbeispiele wird veranschaulicht, wie die theoretischen Prinzipien praktisch anzuwenden sind.
Der Autor hat sowohl in Canton und Nanjing als auch in England studiert und praktiziert. Durch seine langjährige Lehrerfahrung sowohl in Schulmedizin als auch in TCM konnte er in vielen Bereichen, die für westliche Leser mehrdeutig oder besonders schwierig erscheinen, Klarheit schaffen.
„Zang Fu" ist ein wichtiges Werk für jeden, der sich intensiv mit Studium und Praxis der TCM beschäftigen
möchte, insbesondere für Fortgeschrittene in der Akupunktur.
VERLAS
IV
MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBH
Postfach 1151 /1152, 3110 Uelzen 1, Telefon (05 81) 8 08 -151, Telefax (05 81) 80 8158
H.-J. Norden Die homöopathische Behandlung der Gastritis
Zusammenfassung
Gastritiserkrankungen nehmen in der modernen
Gesellschaft zu und tragen in sich die Neigung
zur Chronifizierung und zum Rezidivieren. Alternativ zu den Methoden der Schulmedizin sollen
dem naturheilkundlich orientierten Praktiker einige homöopathische Mittel angeboten werden,
Gastritiden auch unter konstitutionellen Gesichtspunkten zu behandeln.
Ein Patient, kein Nux-vomica-Typ, mit Gastritissymptomatik (schlimmer nach dem Essen, schlimmer nach Reizmitteln, schlimmer morgens, besser in Ruhe und an der frischen Luft) wird durch Nux vomica D4 bis D12 eine
wesentliche Besserung seiner Beschwerden erfahren. Allerdings wird eine Hochpotenz C30 oder D30 nichts bewirken — die Konstitution paßt nicht. Organotrope Erfolge
kann man also auch mit einem niedrig potenzierten ähnlichen Homöopathikum erreichen. Ausheilung wird aber
nur mit einem passenden Konstitutionsmittel in Hochpotenz möglich sein. Die 10 wichtigsten organotrop wirkenden Gastritismittel:
Schlüsselwörter: Gastritis, Homöopathie
Summary
1. Phosphor D8 bis D12
In the modern society the diseases of gastritis
increase and they bear the tendency to recidivation and to become chronic. As alternative to the
methods of the classical medicine some
homoeopathic drugs shall be offered to the
practitioner who is orientated towards natural
treatment in order to enable him to treat
diseases of gastritis under constitutional points
of view.
Typisch sind brennende Magenbeschwerden, schlimmer
nach dem Essen, nervöses, unruhiges, zittriges, lebhaftes Temperament, auch Gereiztheit. Besser in Ruhe und
an der irischen Luft. Immer hungrig. Wie das Element
Phosphor schnell hell entflammt und rasch verbrannt, ist
der Phosphor-Patient schnell begeistert, ebenso schnell
entgeistert, schnell erschöpft, aber auch schnell ausgeruht.
Key words: gastritis, homoeopathy
Resume
2. Argentum nitricum D4 bis D12
Dans la societe moderne, les gastrites sont en
augmentation et presentent une tendance ä la
chronicite et ä la recidive. Cet article presente
au praticien ä orientation naturopathique une
alternative aux methodes de la medecine officieile sous la forme de quelques produits
homeopathiques qui permettent de traiter les
gastrites aussi d'un point de vue constitutionnel.
Nervöses Temperament, Magenbeschwerden durch Aufregung und bevorstehende Ereignisse (ungewohnte Umgebung, Prüfung, Einschulung, neuer Arbeitsplatz etc.).
Gastritis immer mit Volle- und Blähungsbeschwerden.
Jede kleinste nervliche Belastung verursacht MagenDarm-Beschwerden, auch Kopf-, Herzbeschwerden und
Diarrhö. Wärme wird als unangenehm empfunden.
Mots des: gastrite, homeopathie
3. Asa foetica D4 bis D6
Die Zunahme der Erkrankungen an Gastritis auch bei jüngeren Patienten fordert den Homöopathen heraus. Insbesondere im Hinblick auf den oft kritiklosen Einsatz von
H2-Antagonisten. Außerdem ist die Gastritis in der Praxis
mit homöopathischen Präparaten meist gut zu regulieren.
Selbst der erfahrene Therapeut wird nicht immer das passende Konstitutionsmittel finden, um dann mit der Hochpotenz Abhilfe zu schaffen. Man kann auch mit niedrigen
Potenzen bis D12 eines „ähnlichen" Mittels gut behandeln, wenn sich die wesentlichsten Merkmale zwischen
Patient und Mittel decken. Ein Beispiel:
Gastritis mit Meteorismus (ähnlich wie Argentum nitricum). Auch eine Vielfalt nervöser Störungen. Kein deutlicher Zusammenhang der Magenbeschwerden mit Aufregung. Keine Durchfälle, meist nachits schlimmer, wenig
Appetit, besser an der frischen Luft.
4. Ignatia D4 bis D12
Das Mittel der Widersprüche. Heute Gastritis von Kaffee,
morgen von Weißbrot, übermorgen von Kamillentee. Ein-
811
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
H.-J. Norden, Homöopathie
mal gute Stimmung, dann bedrückt, gereizt und wieder
launisch. Einmal bessert Essen, dann verschlimmert Essen. Nicht nur Frauenmittel. Jede Aufregung geht in den
Bauch (Sodbrennen, Völlegefühl, Krämpfe). Wärme und
Ruhe (Physisch und psychisch) bessern. Nervöse Begleiterscheinungen (vom Wadenkrampf bis zur Migräne).
8. Magnesium phosphoricum D3 bis D6
Die krampfartige Gastritis. Nie ohne krampfartige Sensationen. Magenbrennen mit und ohne Essen. Brechreiz
häufig. Nachts schlimmer. Wärme bessert auch lokal.
5. Arsenicum album D12
9. Antimonum crudum D4 bis D6
Patienten sehen immer krank aus (mager, blaß, schlapp).
Fast ausschließlich nachts schlimmer, auch der Magenbrennschmerz. Bewegung und Wärme bessern, Trinken
bessert, Essen verschlimmert. Unruhe — Angst (besonders nachts) — Verzweiflung.
Der Kranke ist unvernünftig, widerspricht. Obwohl er
weiß, daß etwas seinem Magen nicht bekommt, ißt oder
trinkt er es. Sodbrennen, weißer Zungenbelag (ohne diesen hilft das Mittel nicht!). Meist verschlimmert im
Sommer.
6. Acidum sulfuricum D8 bis D12 und Kalium bichromicum D4
Bei Säufergastritis oder durch viel Alkohol. Bei beiden
Besserung durch Wärme und frische Luft,
7. Nux vomica D4 bis D12
Der Magen ist der Schwachpunkt. Durch Reiz, ganz
gleich welcher Art, hier die ersten Beschwerden, nicht nur
Kaffee, Alkohol etc. Aufregung, Ärger, Überbelastung
(auch z.B. körperliche Überbeanspruchungen — Sport),
aber auch grippale Infekte schlagen zuerst auf „den Magen". Auch dem milden, lieben und geduldigen Patienten
hilft Nux vomica bis ca. D12, wenn die wesentlichsten Begleiterscheinungen passen!
Schlimmer nach dem Essen, morgens. Besser abends, in
Ruhe, an der frischen Luft. Also, alles schlägt erst einmal
auf den Magen und nimmt von hier seinen Ausgang, z. B.
zum Lumbago, zu den Hämorrhoiden, zur verstopften
Nase, zum Herzen.
Zur Therapie von Lymphödemen und Lymphstauungen
Indikationen Eiweißreiche Ödeme aller Schweregrade, insbesondere das Lymphodem und das Odem bei der chronischen Veneninsuffizienz tazw chronisch-venosen-lymphostatischen Insuffizienz (variköser Symptomenkomplex, postthrombotisches Syndrom), Stauungsschmerzen, Zustande
nach Unfall- und Sportverletzungen, Hamatome
812
10. Natrium muriaticum D6 und Natrium phosphoricum D6
Die bewährte Kombination von Schüssler. Wenn Sie sich
für die ersten 9 Mittel nicht entscheiden können. Von jedem Mittel 3 x 2 Tabletten, die einen vor, die anderen ca.
1 Stunde nach dem Essen. Muß lange gegeben werden.
Ich muß klarstellen und gestehen, das Bonbon in der Homöopathie ist die Konstitutionsbehandlung mit Hochpotenzen. Der Anfänger steht jedoch im Beginn seiner homöopathischen Erstversuche meist auf unsicherem
Boden. Schulmedizinisch ausgebildet, nach Symptomen
oder Diagnosen zu therapieren, verunsichert die Homöopathie mit ihren Grundsätzen wie Konstitution, Causa,
Leitsymptome und Modalität.
Die organotrope Therapie ist ein Beginn auf dem schweren Weg in das Verständnis und das Erlernen der Homöopathie — wirkungsvoll, alternativ, nebenwirkungsfrei,
wenn damit auch eine wirkliche Heilung nicht zu erreichen ist.
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. H.-J. Norden, Drohmweg 37, D-2803 Kirchweyhe bei
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K.-H. Friese Sinusitis — Krankheit oder Symptom?
Zusammenfassung
Resume
Als schulmedizinisch orientierter Arzt lernt man
an der Universität und an der Klinik, daß die Sinusitis eine Folgekrankheit der akuten Rhinitis sei.
Zusammenhänge mit anderen Organen werden
kaum beachtet, höchstens mit der Lunge. Weiter
entfernt liegende Organe spielen angeblich
keine Rolle.
Wie die Erfahrung zeigt, führt die schulmedizinische Behandlung der Sinusitis häufig in eine
Sackgasse. Dies hängt damit zusammen, daß
viele Wechselbeziehungen mit anderen Organen
nicht erkannt werden bzw. nicht bekannt sind. Im
Gegensatz zur heutigen Schulmedizin, die ein Alter von weniger als hundert Jahren hat, kennen
die Chinesen durch die Akupunkturregeln bereits seit 4 000 Jahren einen Zusammenhang zwischen Sinusitis und insbesondere dem Dickdarm. Auch andere Gründe können zu einer
Sinusitis führen, z. B. eine toxische Belastung
durch Quecksilber. Häufig führen Allergien zu
Entzündungen der Nasennebenhöhlen.
Les praticiens Orientes vers la medecine officielle ont appris dans les facultes et dans les cliniques que la sinusite est une maladie consecutive ä la rhinite aigue. Les liens avec les autres
organes sont largement ignores, le poumon est
dans le meilleur des cas le seul pris en compte.
Les organes plus eloignes sont censes ne jouer
aucun röle.
L'experience le montre, le traitement de la sinusite par la medecine officielle conduit souvent
dans l'impasse. Ceci est du au fait que de nombreuses interactions avec d'autres organes ne
sont pas connues ou reconnues. Contrairement
ä la medecine officielle actuelle, qui remonte ä
moins d'un siede, l'acupuncture chinoise connaissait dejä il y a 4 000 ans les liens particuliers
existant entre la sinusite et le gros intestin. La sinusite peut avoir d'autres causes, notamment
une intoxication au mercure. Les allergies entraTnent souvent des inflammations des sinus.
Schlüsselwörter: Sinusitis, Homöopathie, Naturheilverfahren, Akupunktur, Allergie
Mots des: sinusite, homepathie, naturisme, acupuncture, allergie
Summary
As a physician who is orientated at the classical
medicine one learns at the university and at the
clinic that the sinusitis is a result of the acute rhinitis. Relations with other organs are hardly considered, at best with the lungs. More remote
organs do allegedly not play any role.
As the experience shows the treatment of the sinusitis according to the classical medicine often
leads into a „blind alley". This is due to the fact
that many interactions with other organs are not
recognized or are not known, respectively. In
contrast to the present classical medicine which
is less than hundred years old the Chinese
people know through the ruies of acupuncture
already for 4 000 years the connexion between
sinusitis and in particular the great gut. Also
other reasons may lead to a sinusitis, e. g. toxic
exposure to mercury. Allergies often result in inflammations of the sinus paranasales.
Key words: sinusitis, homeopathy, naturopathic
medicine, acupuncture, allergy
814
Nach dem Lehrbuch von Boenninghaus(~\) entwickelt sich
die akute Sinusitis aus einer akuten Rhinitis und beherrscht nach wenigen Tagen das Krankheitsbild Nach
diesem Lehrbuch können auslosend sein eine Schleimhautdisposition, die allerdings nicht weiter erläutert wird,
außerdem das Zuschwellen der Nebenhohlenausfuhrungsgange, das Eindringen von Wasser beim Schwimmen, eine allgemeine Abwehrschwache, die ebenfalls
nicht weiter ausgeführt wird Selten gebe es auch odontogene Ursachen Die chronische Sinusitis gehe aus einer
nicht ausgeheilten akuten Sinusitis hervor Die Therapie
der Sinusitis konzentriert sich auf Lokalmaßnahmen, es
werden abschwellende Nasentropfen verabreicht, die
Kieferhohle wird gespult, außerdem seien Warme und
Dampfinhalationen gunstig, ferner seien meistens Antibiotika erforderlich Die Therapie der chronischen Sinusitis
erfolge ebenfalls mit Kieferhohlenspulungen und antibiotischen Maßnahmen, ansonsten operative Sanierung An
andere Organe wird hier wiederum nicht gedacht
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
Sinusitis mit „bunter" Ätiologie
Bereits seit 4000 Jahren ist durch die Akupunktur der Zusammenhang zwischen Dickdarmerkrankungen und
„Lungenerkrankungen" bekannt Zu den „Lungen" im chinesischen Sinn gehören auch die Nasennebenhöhlen
Dabei ist der Zusammenhang eigentlich recht einfach festzustellen, man muß nur daran denken Fast alle Patienten
mit akuter oder chronischer Sinusitis klagen über Verdauungsstörungen, Verstopfung oder Durchfall Es kommt
praktisch nicht vor, daß ein Patient eine Sinusitis hat und
sonst nichts
Der Zusammenhang wurde in der Akupunktur deshalb erkannt, weil der Dickdarmmendian paranasal endet (Dickdarm 20) Auch ein anderer Meridian zieht über die Kieferhohle, nämlich der Magenmeridian Häufig haben Patienten insbesondere mit rechtsseitiger Kieferhohlenentzundung Magenprobleme Auch hier ist ein Zusammenhang
aus der Anamnese relativ leicht zu erkennen
Eine Beziehung zwischen den Nasennebenhöhlen und
den Bronchien wird heute allgemein anerkannt, es handelt
sich dabei um das sinubronchiale Syndrom Patienten mit
Asthma bronchiale haben häufig eine chronische Sinusitis
bzw umgekehrt Allerdings ist es für die Schulmediziner
dann häufig problematisch, den Zusammenhang „rational" zu erklaren, da es zwischen den Nebenhohlen und
der Lunge keine irgendwie gearteten Verbindungskanale
gibt
Allgemein anerkannt ist ein Zusammenhang zwischen Nasennebenhohlenentzundungen und Allergien Insbesondere bei der Rhinosinusitis polyposa wird die Anzahl der
Allergiker auf 50 Prozent geschätzt Allergien können
selbstverständlich durch Schleimhautschwellung Ausfuhrungsgange der Nebenhohlen verlegen, was dann sekundär zu einer Sinusitis fuhrt Es gibt allerdings auch
noch andere Erklärungen für die Entstehung einer Sinusitis aus Allergien Durch die allergische Belastung insbesondere des Darmes via Nahrungsmittelallergene entsteht eine chronische Darmentzündung, die sich dann
ebenfalls wieder im Nasennebenhohlensystem auswirkt
Eine weitere Ursache einer rezidivierenden akuten Sinusitis bzw einer chronischen Sinusitis kann auch eine toxische Belastung durch Quecksilber sein Quecksilber findet sich reichlich im Zahnamalgam, von wo es immer wieder abgegeben und dann inhaliert wird Durch die Quecksilberbelastung kann direkt eine Wirkung auf das Nasennebenhohlensystem erzielt werden, andererseits können
durch die Quecksilberbelastung bereits bestehende Allergien verstärkt werden (2, 3, 4, 6)
Die unterschiedliche Ätiologie fuhrt zu völlig unterschiedlichen Behandlungskonzepten Bei einer akuten Sinusitis
wird üblicherweise als erstes ein Antibiotikum gegeben,
gleichzeitig werden abschwellende Nasentropfen verabreicht, und die Kieferhöhle wird gespult Nach 2 Wochen
ist die Entzündung entweder nicht geheilt, oder das Rezidiv ist bereits da Dann wird ein stärkeres Antibiotikum ge-
K -H Friese, Homöopathie
geben und nach weiteren 4 Wochen ein noch stärkeres
Wirkt dies auch nicht, werden die Nebenhohlen operativ
„saniert", womit der Patient dann meist lebenslänglich
seine Beschwerden mehr oder weniger behalt
Multifaktorielle Therapie
Betrachtet man den Zusammenhang zwischen den Dickdarmerkrankungen und den Sinusitiden, zeigt sich, wie
gefährlich die obengenannte Behandlung ist Durch Antibiotika wird die Darmflora geschadigt, was zu einem Überwuchern von unphysiologischer Darmflora fuhrt Durch
diese latrogene Darmerkrankung wird die Nasennebenhohlenentzundung erst richtig chronisch Außerdem werden die anderen Entstehungsursachen letztlich nicht beachtet
Glücklicherweise ist die Medizin nicht immer so kompliziert, wie sie sich in der Theorie anhört Liegen bei einer
Erkrankung zum Beispiel 5 Ursachen vor, reicht es häufig
aus, daß 2 Ursachen beseitigt werden, und das Krankheitsbild verschwindet Dies ist letztendlich auch der
Grund dafür, warum verschiedene Behandlungskonzepte
bei den gleichen Krankheiten immer wieder zum Erfolg
fuhren Auch ist es nicht immer so, daß bei einer Krankheit
die Ursache behandelt werden muß, damit die F-olgekrankheit geheilt wird Häufig besteht eine wechselseitige
Beziehung zwischen den Krankheiten, so daß der Angriff
an einem Punkt ausreicht, um auch die andere Krankheit
in den Griff zu bekommen Dies heißt im Klartext, daß bei
einer chronischen Sinusitis trotz bestehender Darmerkrankung die Nebenhöhlenentzündung durch lokale, nicht
unterdruckende Maßnahmen geheilt werden kann, ohne
daß jetzt in jedem Fall die Darmflora bzw der Darm hundertprozentig gesund sein müssen Dies laßt sich nämlich
in den seltensten Fallen erreichen
Unterdruckende Maßnahmen, wie abschwellende Nasentropfen, Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel, Antibiotika
und Kieferhohlenspulungen, sollten bei jeder Sinusitis vermieden werden Deshalb folgt an dieser Stelle ein konkreter alternativer Therapievorschlag (5)
Bei der Sinusitis maxillans acuta mit Empyem verabreiche
ich einmalig Aconitum napellus D 30 (3x5 Globuli im Abstand von 2 Stunden), anschließend rezeptiere ich Cinnabans D 3 (3x1 Tbl tgl) oder Kalium bichromicum D 4
(3x1 Tbl tgl) Zusätzlich wird als Begleitmedikation Sinupret® verordnet, die Patienten inhalieren mit Emser Salz
und Kamille und bekommen Rotlichtbestrahlungen Einmalig wird eine Eigenblutspritze gegeben Hierzu wird 1 ml
Venenblut entnommen, mit 1 ml Procain und etwas Natriumzitrat vermischt und dieses intramuskulär injiziert In
schweren Fallen werden wegen der Darmbeteiligung Zukker, Weißbrot und Schweinefleisch verboten Bei sehr starken Schmerzen kann zusätzlich Procain in die Fossa canina (Grube vor der Kieferhohle) injiziert werden
Eine eitrige Sinusitis frontahs ist naturgemäß wesentlich
817
K -H Friese, Homöopathie
gefährlicher als eine eitrige Kieferhohlenentzundung Gefurchtet ist der Durchbruch der relativ dünnen Stimhohlenhinterwand mit folgendem Hirnabszeß Glücklicherweise
habe ich noch niemals in der Praxis einen derartigen
Krankheitsverlauf gesehen Tritt ein ausgeprägtes Oberlidodem auf, muß der Patient streng kontrolliert werden
Bei einer Smusitis frontalis treten fast regelmäßig starke
Stirnkopfschmerzen auf In diesem Fall gebe ich als erstes
Mittel einmalig Natrium munaticum D 200 Ansonsten wird
mit hohen Einlagen und Muckschen Saugungen behandelt, außerdem erhalten die Patienten wie bei der eitrigen
Kieferhohlenentzundung Cinnabans D 3 und Sinupret®,
zusätzlich dann noch eine physikalische Behandlung mit
Inhalationen und Rotlichtbestrahlungen Bei extremen
Kopfschmerzen injiziere ich auch noch Procain in den
Schmerzpunkt
Bei einer chronischen Smusitis maxillans muß nach dem
oben Gesagten strenggenommen eine Darmsanierung
durchgeführt werden In der Praxis gestaltet sich dies allerdings relativ schwierig, da die meisten Patienten nicht
bereit sind einige von ihren Lebensgewohnheiten aufzugeben Glücklicherweise funktioniert die Behandlung meistens auch ohne einschränkende Verbote Bei chronischer Smusitis maxillans hat sich eine Mischung (Kalium
bichromicum D 12, Sulfur jodatum D 6 Allium cepa D 4
und Luffa D 12 ana ad 80,0, 3x5 Tropfen vor den Mahlzeiten) sehr bewahrt Ansonsten gebe ich als Resorptionsund Eiterungsmittel Sulfur jodatum D 12 Bei einseitiger
chronischer Smusitis mit Übelkeit mit übelriechender Sekretion (Cave Tumor bzw odontogene Ursache) wird Hepar sulfuns D 6 verordnet Als chronisches Eiterungsmittel
kommt Silicea D 6 in Frage Silicea ist auch das Mittel der
Wahl bei gleichzeitig bestehenden Schwindelbeschwerden, beim sogenannten sinugenen Schwindel Bei entsprechenden Modalitäten (Platzangst, Hochhausangst
und häufige Magenschmerzen) ist Argentum nitricum D 12
das Heilmittel
Sollte dieses Therapieschema versagen, sind doch noch
Verbote bezuglich der Ernährung erforderlich Auch hier
sollte wieder auf Weißmehl, Schweinefleisch und Zucker
verzichtet werden
Häufig steckt eine Allergie hinter der chronischen Sinusitis, insbesondere eine Nahrungsmittelallergie In diesen
Fallen ist immer sehr individuell zu behandeln Karenzmaßnahmen sind oft nicht möglich wegen einer polivalenten Allergie oder werden vom Patienten mangels Einsicht
nicht eingehalten Je nach Ausprägung der allergischen
Komponente wird zunächst die Allergie als solche homöopathisch behandelt, z B mit Konstitutionsmitteln, wie Lachesis, Lycopodium, Natrium munaticum oder Arsenicum
album Anschließend kann über einen längeren Zeitraum
Okoubaka D 3 (3x10 Tropfen tgl), spater in höheren Potenzen, gegeben werden Bei ausgeprägter Milchallergie
ist häufig Aethusa cynapium D 4 in aufsteigenden Potenzen gunstiger
Bei einer häufig bestehenden Hausstaubmilben-Allergie
kann außer den Konstitutionsmitteln Kalium arsenicosum
818
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
D 12 (2x1 Tbl tgl) oder Sabadilla D 30 (1 Tbl pro Woche)
hilfreich sein Zwischendurch sind Injektionen von Acidum
formicicum in unterschiedlichen Potenzen sinnvoll Außerdem kommen oft als Zwischenmittel Tuberculinum D 200
und Sulfur D 200 in Frage
Die Amalgambelastung wird meist massiv unterschätzt (4,
6) Nach meiner persönlichen Erfahrung laßt sich bei 70%
der Amalgamtrager, die in die Praxis kommen, eine große
Kupfer- und Quecksilbenntoxikation mit dem DMPS-Test
nach Daunderer nachweisen Damit verbunden ist in etwa
40% ein ausgeprägter Zinkmangel, der das Immunsystem
stark schwächt Ein Amalgamverbot ist meiner Ansicht
nach daher dringlich
Bei der Rhinosinusitis polyposa hat sich in meiner Praxis
eine Behandlung allein mit homöopathischen Emzelmitteln nicht bewahrt Sehr gut ist die Lokalbehandlung mit einer Nasensalbe (Teucreum marum a 10 ml, Eucenni anhydr ad 50,0 m f Ungt Nasensalbe) (7), gegebenenfalls
müssen zusätzlich in örtlicher Betäubung die Polypen entfernt werden Kamilleinhalationen drangen oft die Polypen
zurück Die Allergie, die meistens gleichzeitig noch vorliegt, muß mitbehandelt werden Streng abzuraten ist von
allen Formen der Nasennebenhohlenchirurgie, da nur unnötig Narben gesetzt werden und die Ursache der Smusitis nicht mitbehandelt wird Bei der Kieferhohlenendoskopie laßt sich in operierten Kieferhohlen fast immer eine
chronische Smusitis nachweisen
Insgesamt laßt sich sagen, daß die homöopathische Behandlung von Nasennebenhohlenentzundungen mit anderen Naturheilverfahren relativ unproblematisch ist Da
keine Lokalbehandlung am Darm erforderlich ist, kann
diese Behandlung auch ein HNO-Arzt durchfuhren Die
Methoden sind leicht erlernbar und sehr erfolgreich Antibiotika und Operationen sollten bei Nasennebenhohlenentzundungen eigentlich vermeidbar sein
Literatur
1 Boenninghaus, H G Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Springer-Verlag, Heidelberg, 8 Auflage 1990
2 Daunderer, M Amalgamfullungen — ein Kunstfehler Biologische Medizin 18 (1989) 587 ff
3 Daunderer, M Handbuch der Umweltgifte Klinische Umwelttoxikologie für die Praxis Ecomed-Verlag Landsberg/
Lech, 1990
4 Friese, K-H Amalgam und Homöopathie Arztezeitschnft für
Naturheilverfahren 32 (1991) 245 ff
5 Friese, K -H Behandlung von Entzündungen der Nasennebenhöhlen mit Homöopathie Naturamed 3 (1991) 166 ff
6 Friese, K-H Homöopathie in der HNO-Heilkunde Hippokrates-Verlag, Stuttgart, 1991
7 Köhler, G Lehrbuch der Homöopathie Band II HippokratesVerlag, Stuttgart 1991
Anschrift des Verfassers
Dr med K -H Friese, HNO-Arzt, Allergologe, Homöopathie
Marktplatz 3, D-7252 Weil der Stadt
N. w. Kiehr Therapeutische Möglichkeiten zur Verwertung von autologem
Tumorgewebe
Zusammenfassung
Es wurde ein neues Verfahren entwickelt, welches die autologen immunkompetenten Zellen
des Tumorpatienten in vitro nutzt. Das Verfahren
wird als Tumor-Identifikations-Training für autologe immunkompetente Zellen in vitro definiert
(TITAI). Grundlage für diese Therapie ist das Verfahren der Zellbiologie. Im 1. Schritt werden aus
Tumorgewebe Tumoreinzelzellen gezüchtet, vervielfacht und ggf. kloniert. Im 2. Schritt werden
diese Tumorzellkulturen mit den autologen Immunozyten inkubiert. In der Phase der TumorZellteilung identifizieren die Immunozyten die
Tumorzellen. Als Therapeutikum dienen die Immunozyten, mit spezifischer immunologischer
Anti-Tumor-Kenntnis beladen, entweder als Lebendzellen reinjiziert oder als Auto-ImmunoOnkolysat. Da es sich hierbei nur um körpereigene Substanzen handelt, stehen 3 Therapievorteile im Vordergrund:
1. keine allergischen Reaktionen, Vermeidung
toxischer Reaktionen,
2. Induktion körpereigener Immunmediatoren
(Interferone und Interleukine) und
3. gezielte und tumorspezifische Immunstimulation.
Das Verfahren ist für jede Tumorform anwendbar.
Schlüsselwörter: TITAI (Tumor-IdentifikationsTraining für immunkompetente Zellen), Karzinom, Immunozyten
Summary
A new procedure has been developed which
availsitself of theautologousimmunocompetent
cells of the tumour patient in vitro. This procedure is defined as tumour Identification training
for autologous immunocompetent cells in vitro
(TITAI). The basis for this therapy is the procedure of the cell biology. In the first step Single tumour cells from the tumour tissue are cultivated,
multiplied and eventually cloned. In the second
step these tumour cell cultures are incubated
with the autologous immunocytes. In this phase
of cell division of the tumour cells the immunocytes identify the tumour cells. The immunocytes
charged with specific immunological anti-tumour knowledge serve as therapeutic and that
either re-injected as living cells or as auto-immu-
820
nooncolysate. Since these are only substances
derived from the own body three advantages
with regard to the therapy are prevailing:
1. no allergic reactions, avoiding toxic reactions;
2. inducing the body to form immune mediators
(Interferons and interleukins);
3. purposeful and tumour-specific immune Stimulation.
The procedure is applicable for any form of tumours.
Key words: TITAI (tumour Identification training
for autologous immunocompetent cells), carcinoma, immunocytes
Resume
Une nouvelle methode a ete mise au point, qui
utilise in vitro les cellules immunocompetentes
autologues du patient atteint d'une tumeur. Cette
methode s'appelle TITAI (entramement des cellules immunocompetentes autologues ä la reconnaissance des tumeurs). La premiere phase consiste ä cultiver des cellules tumorales ä partir du
tissu tumoral, ä les multiplier et le cas echeant ä
les cloner. Au cours de la seconde phase, ces
cultures de cellules tumorales sont incubees
avec les immunocytes autologues. Au cours de
la phase de division cellulaire des cellules tumorales, les immunocytes identifient les cellules tumorales. L'action therapeutique est assuree par
les immunocytes, chargees de connaissances
immunologiques antitumorales, soit reinjectees
comme cellules Vivantes ou comme auto-immuno-oncolysat. Etant donne qu'il ne s'agit que
de substances propres au corps, cette therapie
se distingue par plusieurs avantages:
1. Absence de reactions allergiques, pas de
reactions toxiques
2. Induction d'immunomediateurs propres au
corps (interferons et interleukines) et
3. Immunostimulation ciblee et specifique aux
tumeurs.
Cette methode peut etre appliquee ä toutes les
formes de tumeurs.
Mots des: TITAI (entrainement de identification
de tumeurs pour des cellules autologues immunocompetentes), carcinome, immunocytes
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
Die schematische Anwendung von Chemotherapie und
Radiotherapie bei Tumorkranken ist nicht erst seit den vorgetragenen Erkenntnissen anlaßlich des internationalen
Krebskongresses in Hamburg 1990 in ihrer Unverruckbarkeit angezweifelt worden Ziel der effektiven Tumortherapie war für den verantwortungsvollen Therapeuten
schon seit jeher, auf die individuellen Parameter des Patienten im Rahmen der Behandlung einzugehen
So wissen wir heute, daß wir es im Rahmen der Tumorerkrankungen eines Patienten mit zumindest 4 individuellen
Stellgliedern zu tun haben, die sich innerhalb der Erkrankung teilweise eigenständig entwickeln und somit die Tumorerkrankung immer wieder neu beeinflussen und verandern können (Abb 1) Die klinischen Ergebnisse der
letzten Jahre haben uns deutlich gezeigt, daß es weder
zeitgemäß noch dem Patienten gegenüber verantwortlich
sein kann, nur den Tumor selbst zu klassifizieren und gezielt zu behandeln nach beispielsweise folgenden Schemata „Das Mammakarzinom spricht gut auf diese Therapie an" oder „Das kleinzellige Bronchialkarzinom spricht
auf jene Therapie an" Das so schematisierte therapeutische Procedere fuhrt in sehr vielen Fallen rasch an die
Grenzen der Tolerabilitat für den Patienten und, was
ebenso schwerwiegend ist, an die Grenzen der therapeutischen Effektivität Dann stehen sich Patient und Therapeut nach anfänglich hoffnungstrachtigem Therapieverlauf erneut gegenüber, und es erfolgt die Auseinandersetzung mit Begriffen wie beispielsweise „austherapiert" oder
„ausdiagnostiziert", welche den Patienten vollends desozialisieren und ihm die wichtigste Kraft zur Lebenserhaltung nehmen, nämlich die Hoffnung
Angesichts dieser Erkenntnisse sind neue Wege zu postulieren, um eine Koordination der 4 wichtigsten Stellglieder
des Tumorkranken zu erreichen und therapeutisch zu manipulieren, welche da sind
N W Klehr, Tumorbehandlung
schen, biochemischen oder immunologischen Kriterien,
um nur einige Beispiele zu nennen
Mittels der zellbiologischen Technik gelingt es, beispielsweise auch die Zellteilungsaktivitat von Tumorzellen zu
identifizieren, um so den Nutzen der Chemotherapie
schon im Vorfeld abzuwägen (1)
Es gelingt aber auch die Identifikation unterschiedlicher
Tumorzellen innerhalb eines Tumors oder einer Metastase Das Verfahren der Zellbiologie laßt rasch erkennen,
daß jeder Tumor als individuelle Einheit zu betrachten ist
So birgt das kleinzellige Bronchialkarzinom des einen Patienten ganz andere individuelle Kriterien als die gleiche
Tumorform eines anderen Patienten Das Verfahren der
Zellbiologie ermöglicht uns die Erkenntnis, daß histologisch monomorph imponierende Tumoren in Wirklichkeit
als lebendes Tumorgewebe bzw lebende Tumorzellen zu
mannigfachen Varianten fähig sind
So laßt sich beispielsweise gut differenzieren, welche Tumorzellanteile innerhalb eines Tumors für das Großenwachstum verantwortlich sind, welche Tumorzellen zur
Metastasierung befähigt sind, um nur einige Beispiele zu
nennen (2, 3, 4)
Die Zellbiologie ist darüber hinaus nicht nur Grundlage für
die Tumorzellidentifikation Vielmehr kann mit der zellbiologischen Technik auch das Verhalten immunkompetenter
Zellen in vitro beurteilt werden Die Beurteilung umfaßt
nicht nur die Interaktion der immunkompetenten Zellen untereinander, sondern auch vor allem die Interaktion zwischen Tumorzellen und Immunozyten Zu diesem Zwecke
haben wir als erste Ende der 70er Jahre ein Routinever-
— der Tumor, mit seinen unterschiedlichen Varianten,
— der Patient mit seinem individuellen Verhalten,
— die Tumorerkrankung, ein heute noch weitgehend unerforscht gebliebener Funktionator, sowie
— das Immunsystem des Patienten
Die Tumorerkrankung koordiniert diese verschiedenen
Stellglieder so, daß die Tumorentwicklung mehr oder weniger ungehindert fortschreiten kann Demzufolge war es
besonders vordringlich, die Besonderheiten zuerst der Tumorzellen innerhalb eines Tumors zu erkennen und herauszuarbeiten
Histologische Untersuchungen dienen hierbei nur der
Grundlage, da es sich naturgemäß um totes Tumormaterial handelt Vordringlich war daher die Entwicklung eines
Verfahrens, um Tumorzellen lebend beurteilen zu können
— hier insbesondere die Zellteilungsaktivitat und die gegebenenfalls verschiedenen Tumorzellvananten innerhalb
eines Tumors bzw einer Metastase
Grundlage hierfür ist die Technik der Zellbiologie
Mit diesem Verfahren gelingt es, die Lebensaktivitat von
Tumorzellen zu analysieren, sei es nach morphologi-
Abb 1 Der Tumorpatient Denkmodell zu den individuellen
Stellgliedern
P
Patient
T
der Tumor mit den unterschiedlichen Tumorzeilvarianten
und Metastasenbildung
I
das Immunsystem
TE die Tumorerkrankung
823
N. W. Klehr, Tumorbehandlung
fahren entwickelt und vorgestellt (5), unter Zuhilfenahme
dessen die oben genannten Interaktionen gut beobachtet
werden können.
Überraschend war, daß in der Zellkultur Makrophagen, die
vollgepackt sind mit Material zugrundegegangener Tumorzellen, von den immunkompetenten Zellen des gleichen Patienten rosettiert und zum Teil destruiert werden.
Dieses In-vitro-Verhalten konnten wir bei allen Tumorkranken feststellen, deren Blut uns zur Beurteilung gesandt
wurde. Dies ließ uns vermuten, daß Makrophagen, welche
Tumormaterial phagozytieren, schließlich selbst als Turnorzellen mißgedeutet werden und von den immunkompetenten Zellen des jeweiligen Patienten als „fremd" identifiziert und eliminiert werden (6).
So lag es nahe, die Tumorzellkultur und die Leukozytenkultur des gleichen Patienten zu inkubieren, um die Interaktion zwischen Tumorzellen und immunkompetenten
Zellen zu beobachten und zu beurteilen.
In der Zellkultur zeigte sich, daß Tumorzellen in der Ruhephase für die immunkompetenten Zellen neutral sind: Eine
nennenswerte Interaktion zwischen Tumorzellen und immunkompetenten Zellen besteht nicht.
Anders in der Phase der Zellteilung. In diesem Falle rosettieren die immunkompetenten Zellen die in der Zellteilungsphase befindlichen Tumorzellen vehement. Hierbei
kommt es nach morphologischen Kriterien zu einer erheblichen Aktivität und zusätzlichen Ausstülpung von Tastorganellen der Imnnunozyten, so daß unter Vergleichsziehung zu den bekannten rasterelektronenoptischen Beobachtungen von einer immunologischen Identifikation der
Tumorzellen in der Phase der Zellteilung ausgegangen
wird.
Diese Tumorzellidentifikation in vitro machten wir uns therapeutisch zunutze, indem wir das Tumorzellidentifikations-Training für autologe immunkompetente Zellen in vitro entwickelten, kurz TITAI genannt. Das TITAI basiert somit auf der Verwendung ausschließlich autologen Materials des Patienten ohne Zuhilfenahme von Fremdorganismen. Es kann demzufolge auf isologe oder heterologe Materialien verzichtet werden. Dies hat den Vorteil, daß toxische und insbesondere allergische Reaktionen durch dieses Verfahren ausgeschlossen werden können, wie wir
dies bei anderen Verfahren unter Zuhilfenahme von heterologen oder isologen Organismen kennen oder auch bei
der Verwendung von industriell angebotenem Interferon.
Die immunologisch-therapeutische Wirkungsweise, an
deren terminologischer Klassifizierung wir derzeit arbeiten, ist wie das Lesen eines Buches zu postulieren: Vergleichbar mit dem Lesen eines Buches wird bei Aufschlagen desselben (Phase der Zellteilung) der Text (für die immunkompetenten Zellen) lesbar und auch gelesen. Ist das
Buch wieder zugeklappt (Ruhephase der Tumorzellen)
bleibt der Text gleichwohl für den Leser (für die immunkompetenten Zellen) in Erinnerung. Hierdurch ist gewährleistet, daß die einmal identifizierte Tumorzellstruktur in
Form immunologischer Memory-Identifikationsprozesse
intrazellulär erhalten bleibt. Die Re-Injektion dieser so
identifikationstrainierten Immunozyten führt demzufolge
824
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
zur gezielten Tumorabwehr innerhalb des Patientenorganismus, nachdem zuvor in vitro die Immunozyten Gelegenheit hatten, während der Zellteilungsphase beispielsweise die Polysaccharid-Proteinstrukturen der Tumorzellen hinreichend erkannt haben.
Grundlage dieser Therapie muß die exakte labortechnische Bearbeitung sein. So ist es beispielsweise erforderlich, daß ein Inkubationszeitraum zwischen Immunozyten
und Tumorzellen gewählt wird, welcher der 50%igen Tumorzellteilungsaktivität entspricht. Hierzu muß zuvor der
(1) proliferationskinetische Index der Tumorzellen erstellt
sein. Von Vorteil ist es auch, nur diejenigen Tumorzellen
zu klonieren und gegebenenfalls isoliert dem TITAI zu unterziehen, welche für das Tumorzellwachstum verantwortlich sind. Das heißt: Mit der Selektion in vitro steigt auch
die Effektivität in vivo. Grundlegende zellbiologische Erfahrungen sind hierfür Voraussetzung.
Die therapeutische Anwendung basiert demzufolge auf
verschiedenen von uns entwickelten Verfahren, die einzeln ebenso wie auch kombiniert angewendet werden:
1. In-vitro-Inkubation der Tumorzellkultur (gegebenenfalls
kloniert) mit den immunkompetenten Zellen: spezifisches Therapeutikum (Der Zeitraum zwischen Tumorgewebsexplantation und ausreichender Tumoreinzelzellvterfugbarkeit beträgt durchschnittlich 2 bis 6 Wochen, je nach Proliferationsaktivität).
2. Sofort-Therapeutikum: Zur Überbrückung des zeitlichen Intervalls (siehe 1.) Inkubation von Tumorgewebe
und immunkompetenten Zellen zur Herstellung einer
„Sofort-Vakzine". (Der Herstellungszeitraum beträgt in
diesem Falle 72 Stunden.)
3. Bei Inoperabilität und hinreichender Metastasierung erfolgt die Vakzine-Herstellung unter Zuhilfenahme der
zirkulierenden Tumorzellen aus dem Blut und der Potenzierung der vorhandenen Tumorantigene und unter
Zuhilfenahme tumorassoziierter Antikörper. (Herstellungszeitraum zwischen 72 Stunden und 7 Tagen.)
Zur Anwendung kommen entweder — dies ist abhängig
vom Tumorzellverhalten in vitro — Lebendimmunozyten
oder ein Lysat. Definitionsgemäß handelt es sich in diesen
Fällen um ein Auto-Immuno-Onkolysat. Mit diesem Verfahren scheint es gelungen zu sein, die körpereigene und
tumorgezielte Interferon- und Interleukinproduktion in vitro
zu forcieren und als Therapeutikum anschließend einzusetzen. Darüber hinaus vermuten wir auch die Induktion
derjenigen Immunmediatoren, welche uns heute noch
nicht hinreichend bekannt sind. Angesichts der Tatsache,
daß die Interferon- und Interleukinproduktion nur einen geringen Ausschnitt aus der immunologischen Kaskade des
Wirtsorganismus darstellt, werden als Inhalte des AutoImmuno-Onkolysates über diese Faktoren weit hinausgehende Anteile gezielt tumorspezifisch gerichteter Immuninduktionsprozessoren vermutet. Der klinisch meßbare
Rückgang von Tumorgewebe in vivo bestätigt uns dies.
Anders als bei Chemo- oder der Radiotherapie sind keine
Grenzen in der therapeutischen Anwendung mit diesem
N. W. Klehr, Tumorbehandlung
Verfahren gesetzt. Während bisher bei einer Rezidiv-Entwicklung diesbezügliche erneute therapeutische Maßnahmen erfahrungsgemäß weniger effektvoll waren, erlaubt
das TITAI unter Zuhilfenahme der neuen Tumorvariante
die erneute gezielte tumorspezifische Therapie.
Das therapeutische Verfahren des TITAI ist demzufolge
eine Behandlungsmöglichkeit, die lebensbegleitend sein
kann. So kann auch unter Stabilisierung der Tumorerkrankung erneut auf das Reservoir der Tumorzellen in der Zellkultur zurückgegriffen werden. Nach Verbrauch des AutoImmuno-Onkolysates und therapeutisch induzierter tumorspezifischer Potenzierung der immunkompetenten
Zellen kann erforderlichenfalls die Herstellung eines erneuten „Impfstoffes" erfolgen. Hierbei wird die gezielte tumorgerichtete Spezifität der Immunozyten genutzt bzw.
mit der Zweit-Vakzination auf dieser erworbenen Primärpotenz aufgebaut im Sinne einer Stufentherapie.
Demzufolge können wir von lebensbegleitenden therapeutischen Möglichkeiten mit dem TITAI ausgehen, welche auf dem individuell therapieinduziert weiterentwickelten Immunsystem des Tumorpatienten aufbauen.
Neben den therapeutischen Erfolgen dieser gezielten Immuntherapie dürfen die übrigen notwendigen Behandlungsmaßnahmen jedoch keinesfalls außer acht gelassen
werden. Wenn auch allergische Reaktionen ausgeschlossen werden können und toxische Reaktionen unter individueller Dosierung vermieden werden, sollte das TITAI
nicht als ausschließliche therapeutische Maßnahme fungieren. Beispielsweise chirurgische Interventionen bei
großen Tumoren — sofern sie erreichbar sind — unterstützen naturgemäß die Therapie. Ebenso ist auch bei gezielter und erfolgversprechender Anwendung die Chemooder Radiotherapie einzusetzen. Vielmehr ist das TITAI als
zusätzliche und nicht als alleinige Therapiemaßnahme
einzustufen. Nur dort, wo bisher Chemo- und Radiotherapie versagt haben, sollte unter Zuhilfenahme dieser
neuen, tumorspezifischen, immunologischen Therapie auf
weniger erfolgversprechende und zugleich die Lebensqualität reduzierende Maßnahmen verzichtet werden. Nur
in solchen Fällen empfiehlt sich das TITAI als spezifische
Monotherapie neben den adjuvanten und für den Patienten individuell auszuarbeitenden therapeutischen Begleitmaßnahmen.
Regelmäßige Kontrollen, beispielsweise des Blutbildes,
bezüglich der Immunologie, und vor allen Dingen der internistischen Laborparameter, sind angezeigt. Dabei ist auf
Tumorzerfallsreaktionen vor allem zu achten, um beispielsweise nephrologische Begleitreaktionen rechtzeitig
zu verhindern.
Die individuelle Tumortherapie mit dem TITAI erfordert
demzufolge auch die individuelle diagnostische Überwachung der sogenannten Grundparameter des so therapierten Patienten in regelmäßigen Abständen.
Auf diese Weise bleiben therapeutische Erfolge auch dann
gewährleistet, wenn die herkömmlichen therapeutischen
Maßnahmen wie Chemotherapie und Strahlentherapie
versagen. Dies gilt insbesondere für posttherapeutische
Rezidiv-Entwicklungen.
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N. W. Klehr, Tumorbehandlung
Dem Patienten ist hierdurch der Schrecken des Tumorrezidivs genommen, weil die erneute Verwendung des autologen Tumormaterials für das TITAI wiederum die zielgerechte Therapie gegen die neuentwickelte Tumorvariante
ermöglicht.
Literatur
1. Klehr, N. W.: Das maligne Melanom der Haut. Die Proliferationskinetik des Tumors ist entscheidend. Deutsches Ärzteblatt 85 (1988) 3523-3524.
2. Klehr, N. W.: Rhabdomyosarkom der Haut — Tumor-Einzelzellverhalten in vitro. Z. Hautkr. 53 (23) (1978) 887-892.
3. Worret, WA, N. W. Klehr, S. Brezt, P Strauß: Semimalignes
Osteoma cutis. Der Hautarzt 32 (1981) 413-416.
826
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
4. Wiskemann, A., E. Sturm, N. W. Klehr: Flourescent lighting enhances chemically induced papilloma formation and increases susceptibility to tumor challenge in mice. Journal Cancer
Res. Clin. Oncol. 112 (1986) 141-143.
5. Klehr, N. W.: Die Langzeitkultur der kernhaltigen zellulären
Bestandteile des peripheren Blutes in vitro. Aktuelle Dermatologie 4 (1978) 253-257.
6. Klehr, N. W., S. Bretz, C. Pott: Morphologische Untersuchungen in der Leukozyten-Langzeitkultur. 2. Eine neue Nachweismethode für die proliferationsaktiven Tumorzellen aus
dem peripheren Blut. Z. Hautkr. 55 (9) (1980) 588-601.
Anschrift des Verfassers:
Prof. (UNSA) Dr. med. N. W. Klehr, Sendlinger Str. 41/1, D-8000
München 2.
83. Ärztlicher Fortbildungskongreß des ZÄN
5. bis 13. September 1992 in Freudenstadt
Dieser Herbstkongreß stand ganz im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen Ärzten und dem neuen Reformgesetz des Gesundheitsministers Horst Seehofer Mit dieser Problematik beschattigte sich auch der Vorsitzende
des ZAN Dr K Ch Schimmel in seiner Eröffnungsrede
Dabei sagte er u a „Der nahezu vergangene Sommer
1992 brachte uns Ärzten eine Menge Unsicherheiten und
den größtenteils unbegründeten Vorwurf, Arzte seien zu
teuer, die Medizin nicht mehr bezahlbar Bundesgesundheitsmimster kamen und gingen Punktwerte in Honorarvergutungen wurden vereinbart und gekündigt, dann zuletzt .Eckpunkte zur Sicherung und Strukturverbesserung
in der Krankenkasse' für ein Gesundheitsstrukturgesetz
1992 von Politikern eingerammt ,Wenn dieses Gesetz
scheitert, dann wird der Staat anstelle der Selbstverwaltung die notwendigen Regelungen treffen, und zwar auf
Dauer' (Gesundheitsminister Horst Seehofer)"
„Die Arzte in einem freien demokratischen Land regelten
ihre Berufsprobleme in der Selbstverwaltung Unter dem
Zwang einer immer rigoroseren Kostendampfung soll
diese Selbstverwaltung nun per Rechtsverordnung zum
Befehlsempfanger unseres Staates umfunktioniert werden' , sagte Schimmel
„Immer mehr und immer altere Menschen werden ärztlich
betreut, und das oft mit vielen und chronischen Krankheiten was höhere Kosten erfordern muß
Dies soll nun mit einem Malus- oder Bonussystem gesteuert werden, das dem praktizierenden Arzt Rahmen für
seine Hilfeleistungen setzen soll
Medizin hat in den letzten Jahrzehnten eine ungeahnte
technische Entwicklung genommen, damit eine hohe Effizienz erreicht, was aber auch Teuerung bedeutet Diese
Entwicklung ist im Aufgabenbereich nur dann zu steuern,
wenn man in einem vernunftigen Rahmen zu konsequenter Sparsamkeit anhält und mögliche Strukturverbesserungen durchfuhrt, um effizient arbeiten zu können — nicht
aber durch das Einfrieren von Entwicklungen oder durch
das Setzen wirtschaftlicher Rahmenvorgaben
Das Malussystem trifft besonders Allgemeinarzte und Internisten, die hausarztlich tatig sind Sie behandeln ihre
Hauptaufgabe liegt auf medikamentös-therapeutischem
Sektor Sie sind die Therapeuten der Patienten, die nach
oft genug kurzer stationärer Verweildauer noch einer intensiven medikamentösen Nachbehandlung bedürfen
Hier sind gerade für Naturheilverfahren viele Möglichkeiten zu kostenreduzierenden Behandlungen gegeben Das
sollte zum Nachdenken anregen und gilt ebenso für den
Praventivgedanken" erwähnte der Vorsitzende
Dagegen scheint die in letzter Zeit immer wieder diskutierte Positivhste diesen Bestrebungen entgegenzulaufen,
es sei denn, man toleriert eine Zweiklassenmedizin
Denn
1 fuhrt eine Positivhste zur Einschränkung der Therapiefreiheit,
2 hegt der Schwerpunkt einer Positivliste im Bereich der
Therapie schwerer akuter oder chronischer Leiden Ein
Großteil täglicher praktischer Medizin liegt aber im Bereich von Funktions- und Befmdensstorungen, die die
Lebensqualität und damit auch die Leistungsfähigkeit
der Menschen in großem Maße beeinflussen,
3 kann mit einer Positivhste die Nachbehandlung stationärer Therapie nur unvollständig durchgeführt werden,
da Krankenhauser an diese Liste nicht gebunden sind,
4 verhindert eine Positivhste keine Preissteigerungen, da
der Behandler gezwungen ist, oft hochwirksame Mittel
einzusetzen, wirksamer als dem jeweiligen Fall adäquat wäre Diese sind dann meist auch teurer und erfüllen nicht immer ihre Zwecke,
5 wird die mengenmäßige Verordnung durch eine Positivhste nicht gesteuert
Ein wesentlicher Grundsatz moderner freiheitlicher Medizin ist es, Patienten mit den der jeweiligen Erkrankung
adäquaten Maßnahmen und Medikamenten zu behandeln, nicht aber nach einem vorgegebenen Baukastensystem „Therapiefreiheit muß daher vor Wirtschaftlichkeitsuberlegungen gehen '
Ein ganzer Berufsstand kam bei dieser Entwicklung der
letzten Jahre in die Diskussion und stellte sich in dieser
Auseinandersetzung sehr heterogen dar Arzte waren und
sind zum großen Teil Individualisten und kämpfen auch
einzeln, was nicht immer sinnvoll ist Verbände können
hier als Berufsverbande und als Berufsfachverbande Interessen ihrer Mitglieder vertreten Gelingen hier nicht auf
Anhieb spektakuläre Erfolge, tritt eine Organisationsmudigkeit auf, die auf breiter Front zu beobachten ist
Nur gemeinsam und kompromißbereit behalten Arzte und
ihre Verbände ihren Einfluß und können helfen eine zur
Zeit sehr bedenkliche Entwicklung der Medizin in vernunftigen Bahnen zu halten" gab Schimmel zu bedenken
Erwähnenswert ist auch die unermüdliche und umsichtige
Arbeit der Geschaftsfuhrenn des ZAN, Frau Kann Trefz
Sie führte ihren 25 Ärztlichen Fortbildungskongreß durch
Kein Kongreß ohne Ehrungen Diesmal wurden auch Vertreter der Pharma- und Gerateindustrie mit dem Chnstophstaler in Silber ausgezeichnet Dazu gehören u a
Herr C/ausen von der Fa Topfer, Frau Marquart vom
Ostasiatischen Heilmittel Import und Herr Kastner von der
eigenen Firma Frau Dr Knmmelund Dr l/V Preusserwurden mit der goldenen Hufeland-Anstecknadel, etliche Kollegen mit der bronzenen Anstecknadel ausgezeichnet
Den Christophstaler in Silber erhielten Frau Dr Rost und
Dr Kolb Allen Ausgezeichneten sei herzlichst gratuliert
Seinen Einstand quasi gab der neue Oberburgermeister
der Stadt Freudenstadt, Herr Erwin Reichert Man mag die
Hoffnung ausgesprochen haben, daß sich ein ähnlich harmonisches Verhältnis zwischen ZAN und der Gastgeberstadt entwickeln möge wie mit seinem Vorganger Herrn
Pfeiffer
829
Kongreßberichte
Aber auch wissenschaftlich wurde auf diesem 83 Ärztlichen Fortbildungskongreß in Freudenstadt etwas geleistet Diese Herbsttagung stand ganz im Zeichen des
35jahngen Jubiläums der IAA für HOT, der Thematik Allergie, Probleme der Phlebologie, Lebensmittelkunde und
Lebensmittelqualltat, arterieller Verschlußerkrankungen
Aber auch die Raucherentwohnung, ein ganz wichtiges
Thema, wurde diesmal abgehandelt
Kommen wir nun im einzelnen auf die Referate zu sprechen Sicher kann so ein Bericht nicht vollständig sein
Stellvertretend für alle gehaltenen Vortrage seien einige
kurz auszugsweise zitiert
Interessant war der Vortrag von Dr sc med Siegfried
Wiesner, Sternberg, zum Thema „Erfahrung mit HOT/UVB
in der Kardioangiologie" Er sagte u a „Zur Ultraviolettbestrahlung des Eigenblutes stehen die beiden grundlegenden Methoden der Hamatogenen Oxydationstherapie
(HOT) bzw der Ultraviolettbestrahlung des Blutes (UVB)
zur Verfugung Wesentliche Unterschiede in der Wirkung
bestehen nicht Nach bisherigen Forschungsergebnissen
beruht ihre Wirkung in der Verbesserung der oxidativen
Substratverwertung, der Normalisierung der Fließeigenschaften des Blutes sowie in der Aktivierung der körpereigenen Abwehr Daraus ergeben sich als wesentliche Indikationen Durchbllutungsstorungen unterschiedlicher Lokahsation und Schweregrade und septisch-entzündliche
Erkrankungen
Die Anwendung dler HOT/UVB in der Kardioangiologie bedeutet, daß bisher wenig beachtete Wirkungsmechanismen zum Tragen kommen So gelingt es, mit der HOT/
UVB die poststenotischen Durchblutungsverhaltnisse
über eine Verbesserung der MikroZirkulation zu verbessern Das ist besonders in den Fallen notwendig, bei denen es nicht möglich ist, arterielle Stenosen oder Verschlüsse mittels Operation, PTA bzw Lyse zu beseitigen
Langjährige eigene Ergebnisse zeigen, daß damit im Stadium II nach Fontaine die schmerzfreie bzw maximale
Gehstrecke verlängert werden kann Das konnte in mehreren Studien (auch doppelt blind) gezeigt werden Weiterhin zeigen auch Therapievergleiche, daß HOT/UVB die
gangigen
medikamentösen
Behandlungsergebnisse
übertrifft", erwähnte Wiesner
„Im Stadium lll nach Fontaine werden Ruheschmerzen
rasch gelindert bzw beseitigt, im Stadium IV nach Fontaine kommt es nach einer vorübergehenden Lokalreaktion in der Regel bei nicht zu fortgeschrittenem Leiden zur
Demarkation der Nekrosen Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, HOT und UVB in die Therapiestrategie der arteriellen Verschlußkrankheit sinnvoll einzuordnen In der
Kardiologie erweist sich die HOT/UVB ebenfalls wirksam
bei chronisch-ischämischen Zustanden Entsprechende
Studien zur Wirksamkeit sind jedoch unumgänglich und
dringend notwendig", bemerkte der Referent aus den
neuen Bundeslandern
Erwähnenswert ist auch das Referat von Dr med Haldor
Holesch, Lindau, zum Thema „HOT-Indikationen in der
Praxis" Holesch sagte u a „Obwohl die ersten therapeutischen Versuche der gleichzeitigen Sauerstoff-Auf-
830
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
schaumung und UV-ücht-Bestrahlung des Blutes von
Haas und Käst in der Schweiz Asthmatikern helfen sollten,
ist die klassische Indikation der HOT die paVK Fedenco
Wehrli führte diese Methode praxisreif zur Behandlung
von Durchblutungsstörungen 1957 auf der Therapiewoche
in Karlsruhe ein Der Grundgedanke war eine verbesserte
Sauerstoffutihsation im poststenotischen, minderperfundierten Gewebe über einen katalytischen Weg Es floß dabei die Vorstellung ein, daß sich bei der UVC-Bestrahlung
oxidative Prozesse andern und alternative, energiefreisetzende Stoffwechselvorgange aktivieren lassen Untersuchungen von Bratkowski et al aus dem Jahre 1931 gaben
Hinweise hierfür
Der Forschungsschwerpunkt lag deshalb auch auf der
statistischen Absicherung des Wirksamkeitsnachweises
der HOT bei der Behandlung der AVK und der biochemischen und physiologischen Grundlagenforschung bezüglich Wirkungsweise bei dieser Indikation
In diesem Zusammenhang sind vor allem die Untersuchungen von Pohlmann aus dem Jahre 1991 interessant,
die bei Patienten einer angiologischen Sprechstunde mit
einer paVK im Stadium llb nach Fontaine prospektiv randomisiert eine statistisch signifikante Gehstreckenverbesserung von nahezu 140% aufzeigen konnten Die verbesserte Muskelleistung bei Verzicht auf vasoaktive Substanzen bei diesen Patienten impliziert die Vorstellung, daß
sich vor allem der nachgewiesene Anstieg des mtraerythrozytaren 2,3 DPG (erleichterte Sauerstoffabgabe an
das Gewebe) und die Verbesserung der Hamorheologie
hierbei auszahlen
Der Einsatz der HOT scheint deshalb bei allen Störungen,
die mit einer verschlechterten MikroZirkulation einhergehen, sinnvoll
Neben Patienten mit einer Makrovaskulopathie bei der degenerativen Artenosklerose (kardial, zentral und penpher)
profitieren auch diejenigen mit entzündlichen Gefaßerkrankungen, wie M Winiwarter-Burger oder Arterntis nodosa usw sowie Patienten mit Beeinträchtigung der arteriellen Durchblutung im feinvaskularen Bereich (Diabetes
mellitus) und den Folgen einer venösen Stase von dieser
Art der Behandlung", erwähnte der Referent
„Da vasospastische Phänomene, wie die Migräne, Menstruationsbeschwerden, Pnnzmetallangina usw mit einer
erhöhten Plasmaviskositat einhergehen, wie Turowski anhand des sekundären Raynaud-Phanomens nachweisen
konnte, bietet sich der Einsatz der HOT bei diesen Erkrankungen an In der Praxis konnten bei allen diesen Formen
auch tatsächlich hervorragende therapeutische Ergebnisse erzielt werden
Zu den wichtigsten anderen Indikationen zahlen schwere
Leberfunktionsstorungen und Hyperlipidamien aufgrund
eines verbesserten hepatozytaren Stoffwechsels mit einer
gesteigerten Syntheseleistung sowie Mahgnome Die immunmodulatonschen Eigenschaften der HOT spiegeln
sich unter anderem in einer Aktivierung der Phagozytoserate (Schertet al) sowie der physiologischen Leukozytolyse (Heine) wider Die HOT hat deshalb einen festen
Platz in der adjuvanten Tumortherapie und bei der Be-
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von Dr. med. F. Bechtloff
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Mit dem vorliegenden Werk wurde versucht, die EAV nach Bereichen darzustellen. Der praktische Vorteil
einer solchen Darstellung in Text und Bild liegt auf der Hand: Endlich ist alles an einem Platz zu finden,
was zu einem Bereich (etwa Lunge, Endokrinium usw.) zu fragen und zu diagnostizieren ist, also die volle
Ausschöpfung der großartigen EAV-Diagnostik und -Therapiemöglichkeiten erlaubt. Nur ein Beispiel:
Nicht weniger als 10 verschiedene Meridiane bzw. Gefäße beteiligen sich an der Zusammenstellung der
Meßpunkte für den Bereich „Endokrinium".
Aus 20jähriger EAV-Praxis heraus entstand die Idee für dieses Buch. Es soll gleichermaßen dem Anfänger den Einstieg wie dem Fortgeschrittenen die Arbeit erleichtern. Der Aufbau des Buches, also die Reihenfolge der Bereiche, wird sofort klar beim Betrachten des Inhaltsverzeichnisses.
Bei Bearbeitung der Bilder wurden alle optisch irritierenden Nebensächlichkeiten, die ohne Bezug auf den
behandelnden Bereich sind, weggelassen. Das ermöglicht bessere Konzentration auf den Meßpunkt. Nur
manchmal ist ein in der Nähe befindlicher Punkt aus Orientierungsgründen gezeichnet, dann aber ohne
Text, weil nicht zum Thema gehörig.
Die Lage der zu testenden Hand wurde nicht, wie meistens, mit Fingerspitzen nach oben weisend wiedergegeben, sondern auf den Untersucher zeigend. Nur so sieht er die Hand des Patienten.
Der abschließende Index trägt ebenfalls zu einer guten Übersicht bei.
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831
Kongreßberichte
handlung von schweren viralen Infekten, z B des Zoster
ophthalmicus oder der Keratitis herpetica", war in Freudenstadt zu erfahren
„Zudem spielt die Verminderung des oxydativen Stresses
mit Hilfe der HOT eine Rolle bei der Behandlung von Patienten mit Chemotherapie, Radiotherapie sowie vor und
unmittelbar nach ausgedehnten chirurgischen Eingriffen
Zettel konnte bereits 1971 eine erhöhte Radiotoleranz von
mit HOT vorbehandelten Bestrahlungspatienten nachweisen
Nicht zuletzt sei auf die entzündungshemmenden Eigenschaften der HOT hingewiesen Der Effekt kommt durch
die Bildung von Albuminbruchstucken zustande, welche
aufgrund ihrer Große und Ladungseigenschaften einen
Isolationseffekt auf entzündlich veränderte Zellen ausüben und über die Veränderung des intrazellularen pH das
Erregungsniveau dieser Zellen senken Hierdurch erklart
sich die gunstige Wirkung bei chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen, Penkarditis, chronischer obstruktiver
Bronchitis und entzündlichen Erkrankungen des Bindeund Stutzgewebes (CP, Kollagenosen — cave Photodermatoseni) Hier gilt im allgemeinen die Empfehlung, im
nichtakuten Intervall zu therapieren, um eine Erstverschlimmerung durch die verbesserte Durchblutung zu vermeiden
Bei der klassischen Indikation, der paVK, sollte auf eine
korrekte Indikationsstellung geachtet werden Vor der
Therapie steht die Diagnose Auch bei der Anwendung der
HOT müssen vorher der Verschlußtyp, das Stadium sowie
die Möglichkeit einer pnmar chirurgischen (Bypass-Operation) oder invasiv-radiologischen Intervention (Batlondilatation) geklart werden Bei der Behandlung der AVK mit
der HOT kommen folgende Stadien in Frage nach vorangegangenem Gehtraining das Stadium llb (Gehstrecke
unter 200 m), das Stadium III mit Ruheschmerzen und extrem kurzer Gehstrecke sowie die bedrohten Beine im Stadium IV mit Ulzerationen und Gangran
Die Behandlung sollte hierbei insgesamt mindestens vier
Wochen zweimal wöchentlich und anschließend wöchentlich bis vierwochentlich bis zum Abklingen oder Ausheilen
der Beschwerden bzw bis zur maximalen Gehstreckenverbesserung durchgeführt werden Wiederholungsbehandlungen nach Intervallen von zwei bis zwölf Wochen
haben sich bewahrt Das gilt auch für andere Indikationsgebiete Erfahrungsgemäß brauchen Patienten mit einem
mangelhaft eingestellten Diabetes mellitus häufigere Behandlungen in kürzeren Abstanden Der Anwendungsrhythmus muß in jedem Fall individuell angepaßt werden
Dabei stutzt man sich am besten auf ein erneutes Zunehmen der subjektiven Symptomatik", vermerkte der Referent
Einen weiteren großen Themenkreis stellte die Allergie
dar Dazu bemerkte Dr med Fnednch-J Begher, Überlingen, in seinem Referat „Die komplementären diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Elektroakupunktur nach Voll beim allergischen Formenkreis" folgendes
832
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
„In den letzten Jahrzehnten wird eine Zunahme allergischer Erkrankungen beobachtet Als Ursache wird mit
großer Wahrscheinlichkeit die allgemeine Umweltvergiftung angenommen, denn eine reichhaltige Giftpalette
schleicht sich in den menschlichen Organismus ein und
überfordert sein Immunsystem
Das Verfahren der EAV macht es möglich, Störungen des
Immunsystems und Erkrankungen des allergischen Formenkreises zu erkennen und zu behandeln Durch verschiedene, regelkreisartige Bezugssysteme der Elektroakupunktur zu allergisch-immunologischen Prozessen und
den hierdurch erkrankten Organen und durch die Anwendung des Medikamententests können homöopathisch potenzierte Chemotoxine und Allergene qualitativ und quantitativ erfaßt und therapeutisch genutzt werden Hausstaub, Pollen, Schimmelpilze stehen an erster Stelle Alle
über schulgerechte Tests gefundenen Allergene werden
fast ausnahmslos auch im EAV-Arbeitsgang ermittelt Die
EAV kann keine Allergie-Typen unterscheiden, und wir erhalten bei unverträglichen Stoffen oder Nahrungsmittelintoleranzen die gleiche Antwort So ist das aus traditionellen Gründen als „Allergiegefaß" bezeichnete Meßsystem
der EAV umfassender als „Inkompatibilitatsgefaß" zu verstehen Diese vielleicht als Einschränkung empfundene
diagnostische Leistung wird durch eine risikofreie, jedoch
effiziente Therapie wettgemacht So ist z B bei den saisonalen Allergien der Höhepunkt des Krankheitsgeschehens der optimale Zeitpunkt für den diagnostisch-therapeutischen Beginn Durch systemgerechte Verabreichung
potenzierter Allergenampullen, verbunden mit einer EAVuberpruften, homöopathischen Begleittherapie, sind sehr
gute Behandlungsergebnisse zu erzielen Durch inhalative
Allergene ausgeloste Erkrankungen, vor allem bei Kindern
und Jugendlichen, aber auch Hauterkrankungen, hier vor
allem die Neurodermitis, eignen sich besonders gut für
eine EAV-gerechte Behandlung Diese zur Chronizitat neigenden Krankheiten sollten vor Einsatz einer suppressiven Therapie einer EAV-Behandlung zugeführt werden
Die schulgerechte Therapie sollte erst bei Erfolglosigkeit
der alternativen Verfahren, bei bedrohlichen Situationen
oder wenn es der Leidensdruck als vorübergehende Maßnahme erfordert, zum Einsatz kommen, denn suppressive
Arzneimittel fuhren allmählich zur Blockade der feinstruktunerten Steuerungssysteme, wie wir sie für das Elektroakupunktursystem annehmen, und es kommt schließlich
zur Einzementierung jeder chronischen Erkrankung, die
dann nur noch mit stark wirkenden Arzneimitteln in
Schach gehalten werden kann
Die EAV ist ein komplementäres Verfahren der Medizin,
das in der Hand des geübten Arztes segensreich helfen
kann", bemerkte Behgerm seinem Vortrag
Venenkrankheiten beobachtet man heutzutage immer
häufiger Dazu bemerkte Dr med Dagmar Berg (Ulm) in
ihrem Vortrag „Phytotherapie zur Behandlung venöser
Durchblutungsstörungen" folgendes
„Die Anwendung von Phytopharmaka hat im letzten Jahrzehnt deutlich zugenommen, nicht zuletzt deshalb, weil
Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
durch eine verbesserte Analytik therapeutisch wirksame
Substanzen charakterisiert und deren Wirksamkeit durch
klinische Studien belegt werden konnte Gerade die Behandlung venöser Erkrankungen stellt deshalb eine Domäne der Phytotherapie dar Es wird in der Arbeit die
Gruppe der Patienten aufgezeigt, die nur mit einem Venentherapeutikum in Behandlung sind Außerdem werden
die Voraussetzungen für einen therapeutischen Erfolg bei
der Behandlung der Venenerkrankung mit einem Phytotherapeutikum dargestellt Auf die Wirkungsweise der Venenpharmaka wird eingegangen und die klinische Wirksamkeit verschiedener Substanzen, wie Roßkastanienextrakt:, Ruscus-Extrakt, Saponme und Flavonoide, Melilotus-Extrakt, nachgewiesen Es bleibt jedoch festzustellen,
daß die gesamte Therapie der chronisch venösen Insuffizienz immer aus mehreren Schritten besteht
Zunächst erfolgt eine Aufklarung des Patienten über seine
Lebensführung, wenn möglich sollten Krampfadern operativ oder sklerotherapeutisch ausgeschaltet werden, ein
odematoses angeschwollenes Bein muß durch eine Kompressionstherapie entstaut werden Als unterstutzende
Maßnahme dieser Gesamttherapie sind jedoch die „Venenmittel" in der Hand des niedergelassenen Arztes eine
sinnvolle Ergänzung der Therapie, auf die in keinem Fall
verzichtet werden kann", bemerkte Frau Dr Berg
Sie führte u a weiter aus
„Infolge des hohen technischen Standards der phlebologischen Praxen heute ist eine sehr genaue Differentialdiagnose der Beschwerden der Patienten gegeben Besonderer Wert wird jedoch auf die Erhebung einer gezielten
Anamnese der Inspektion und der Palpation der Beine gelegt Die weiteren Untersuchungsmoghchkeiten, wie Ultraschall-Doppler, Lichtreflexionsrheographie, Venenverschlußplethysmographie sowie Duplexsonographie werden dargestellt und die Möglichkeit, wie mit dieser Untersuchung gezielt die Beschwerden differentialdiagnostisch
abgeklärt werden können", endete die Referentin
Zum gleichen Thema führte Dr med Otto SchumacherWandersieb (Bad Munstereifel) folgendes aus
„Die Kneipp-Phystotherapie bei Venenerkrankungen besitzt einen hohen Stellenwert
Vor Einsatz der Kneipp-Physiotherapie als komplexe Allgemeintherapie ist die Erhebung einer umfassenden
Anamnese (familiäre Disposition, berufliche Tätigkeit, Lebensführung) und die Erstellung eines Befundes (z B Venenverschlußplethysmographie) erforderlich und sinnvoll
im Hinblick auf eine individuelle und optimale Therapie
Die besondere Bedeutung der Kneipp-Physiotherapie
hegt ob ihrer Vielschichtigkeit schon im Fruhbereich dieses
Krankheitsbildes (noch ohne besonderen Leidensdruck
des Patienten), um das Auftreten der — lebenslangen —
chronischen Insuffizienzen nach Möglichkeit zu verhindern Auch bei akuten Verschlimmerungen (z B Thrombophlebitis) kann die Kneipp-Physiotherapie wesentliche
Erfolge als eigenständige Therapie wie vor allem auch als
Ergänzung und Bereicherung anderer Therapieformen
bringen
Kongreßberichte
Im Vordergrund der Kneipp-Therapie steht hier zunächst
die Hydrotherapie (als Thermotherapie) mit gezielten und
dosierten Kaltanwendungen, wie Beingussen, Wassertreten oder Tautreten oder auch Waden- bzw Beinwickeln
Bei entzündlichen Veränderungen bewahren sich gut
Quark- oder Lehrrrwickel
Im Rahmen der Bewegungstherapie (nicht bei entzündlichen Veränderungen) kommen zeitliche Beinhochlagerungen, allgemeines Kreislauftraming mit individueller Dosierung, vorsichtige Beingymnastik wie auch Lymphdrainage in Frage Überforderungen, auch durch zu intensiven
Sport, sind unbedingt zu vermeiden
Von großer therapeutischer Bedeutung ist die Behandlung
mit Kompressionsverbanden — gerade auch in bewußter
Kombination mit den Kneipp-Therapie-Prinzipien
Auch die Ernährung des Venenpatienten bedarf der Einbeziehung in das Gesamt-Therapie-Konzept Vor allem
gilt es das oft — ursächlich und als Folge — bestehende
Übergewicht abzubauen, also die quantitativ und auch
qualitativ gesunde Kostgestaltung (kalorienarm, fettarm,
salzarm) Auf geregelten Stuhlgang und ausreichende
Wasserentleerung ist zu achten
Die variköse Insuffizienz ist ein besonders gut auf Phytotherapie ansprechendes Krankheitsbild, sowohl im präventiven Bereich wie auch als kurative Therapie Erwähnenswert sind hier Roßkastanienpraparate sowie auch Arnica-Salben als Mono- oder Kombinationspraparate Gelegentlich sind auch phytotherapeutische Diuretika — evtl
auch als Tee — angezeigt Ausreichende Dosierung und
auch langfristige Behandlungsdauer sind unabdingbar Im
Rahmen der Ordnungstherapie gilt es, dem Patienten ein
„venenbewußtes Leben" informatorisch, motivationsmaßig und vor allem praktikabel nahezubringen', sagte der
Referent in Freudenstadt
Wie schon erwähnt, stand das Thema „Lebensmittelkunde" im Vordergrund des Kongresses
Dazu sagte Dr med Helmut Anemueller (Bernau) in seinem Referat folgendes „Aus der Sicht des Arztes für Naturheilverfahren ist der Forderung zuzustimmen, daß vollwertige Ernährung maximal naturbelassene Lebensmittel
bieten und nur limitiert Nahrungsmittel enthalten sollte, bei
deren Herstellung größere Verluste naturgegebener wertbestimmender Inhaltsstoffe entstanden sind Mit dem
Konzept Kollathscber Vollwerternahrung stimmt dies
uberein Wurde man solche Forderungen jedoch überziehen, beeinträchtigte es die Praktikabulitat und wurde davon
abhalten, der Vollwerternahrung breitere Anerkennung zu
verschaffen
Techniken der Lebensmittelbearbeitung und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität müssen differenziert betrachtet werden, auch wenn der Arzt Positionen der Vollwerternahrung vertritt Nicht nur negative Einflüsse sind
der Lebensmittelbearbeitung zuzuschreiben
Lebensmittelqualltat ist ein komplexer Begriff Er ist auf
mehrere Aspekte zu beziehen Wie man ihn im Schwerpunkt auslegt, hangt davon ab, ob man es aus der Sicht
der Landwirtschaft, des verarbeitenden Handwerks, der
835
Kongreßbenchte
Lebensmittelindustrie, des Handels, des Verbrauchers,
des Okotrophologen oder des Arztes betrachtet Lebensmittelqualitat ist nicht einheitlich zu definieren
In folgende Teilaspekte der Betrachtung kann Lebensrruttelqualitat aufgegliedert werden
— Eigenschaften, die Große, Farbe, Aussehen, Geruch,
Geschmack und Kaueigenschaften betreffen (Genußwertquahtat)
— Eigenschaften, die sich auf Haltbarkeit und Schutz vor
Verderb, Transport und Lagerung beziehen (Haltbarkeitsquahtat)
— Eigenschaften, die eine einwandfreie hygienisch-toxikologische Beschaffenheit garantieren (hygienischer
Quahtatswert)
— Eigenschaften, die auf eine gute Vermarktung und einen gunstigen Preis bezogen sind (Vermarktungsqua)itatswert)
— Eigenschaften, die eine zeit- und muhesparende kuchenmaßige Zubereitung gestatten (Gebrauchsquatitatswert)
— Eigenschaften, die die Frage beantworten, wie gesund
ein Lebensmittel als Bestandteil der Ernährung ist (Gesundheitswert)
Zusätzlich haben Quahtatsaspekte Bedeutung gefunden,
die C Leitzmann und seine Gießener Arbeitsgruppe eingebracht haben Sie betreffen Fragen, inwieweit die Erzeugung von Lebens- und Nahrungsmitteln unter ökologischen, sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Aspekten zu werten sind Begriffe wie „ökologische
Verträglichkeit" und „soziale Verträglichkeit" sind diesbezüglich vorgetragen und in die Qualitätsbewertung von Lebensmitteln einbezogen worden", sagte Anemueller
„Wir leben in Verhaltnissen, die einen Wandel des Denkens fordern Dies gilt für die Emahrungsmedizin insofern,
als sie erheblich mehr als bisher Zusammenhange zwischen der Ernährung und ökologischen sowie sozialen
Gegebenheiten verstehen lernen mußte Alles, was mit
der Ernährung zu tun hat, stellt den Arzt in besonderer
Weise vor eine edukatonsche Aufgabe und schließt ihn in
eine umfassende Umweltverantwortung ein
Selbstverständlich ist für den Arzt in erster Linie der Gesundheitswert der Lebens- und Nahrungsmittel maßgeblich Eine Reihe industrieller Verfahren reduzieren den Gehalt der Nahrung an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen oder anderen wichtigen Inhaltsstoffen Es sind
vorzuglich folgende das Ausmahlen von Getreide zu
Weißmehl, das Schalen und Polieren von Reis, die Starkefabnkation, die Zuckerraffination, das Blanchieren von Gemüse für Konserven, die Raffination von Ölen und Fetten
und die Milch-Sterilisation Man sollte daher dem Prinzip,
Lebensmittel und Nahrung so natürlich wie möglich zu lassen, weithin zustimmen können Gleiches gilt für die Annahme, daß vollwertige Ernährung am ehesten zu erreichen ist, wenn vorzuglich vollwertige Lebensmittel angeboten werden Es so zu sehen, steht einer Anerkennung
der Tatsache nicht entgegen, daß nicht alle Lebensmittel
in völlig naturbelassenem Zustand zu verzehren sind und
836
Arztezertschrttt f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg
unter heutigen Lebensbedingungen auf Be- und Verarbeitungsprozesse bei der Herstellung von Nahrungsmitteln
nicht zu verzichten ist Das absolut Natürliche kann nicht
absoluter Grundsatz der Ernährung sein", erwähnte der
Referent
Dipl -Okotroph Eva-Mana Spitzmuller (Gießen) sagte in
ihrem Vortrag „Umwelt- und Sozialvertraghchkeit der Ernährung" folgendes
„Der Mensch steht mit seiner Umwelt in zahlreichen Wechselwirkungen Durch seine besondere Fähigkeit der nachhaltigen Eingriffnahme und Veränderung der Umwelt unterscheidet er sich von anderen Lebewesen Ein besonderes Verhältnis zwischen dem Menschen und seiner Umwelt besteht in der Ernährung
Die Komplexität des Ernahrungssystems zeigt sich anhand der vielfaltigen Schritte, die unsere Lebensmittel von
der Produktion bis zum Verzehr und der Beseitigung der
Abfalle durchlaufen Dabei kommt es auch zu einer Reihe
von Schaden, die letztlich auf den Einfluß des Menschen
zurückzuführen sind (Massentierhaltung, Nitratanreicherung im Trinkwasser, Zunahme von sog Zivilisationskrankheiten, Belastung der Muttermilch etc )
Diese vielfaltigen Verflechtungen zeigen, daß eine umfassende Bewertung von Lebensmittelqualltat notwendig ist
Einerseits kann die Nahrung nur so gut sein wie die Umwelt, aus der sie stammt, andererseits wird die Qualität der
Umwelt stark von den Prozessen der Lebensmittelherstellung, des damit verbundenen Transports und der Entsorgung beeinflußt Die Umweltvertraglichkeit der Ernährung
besteht dann, wenn durch die bewußte Auswahl umweltfreundlich erzeugter, verarbeiteter und verpackter Lebensmittel der Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen
gesenkt wird und die Umweltbelastung durch das Ernahrungssystem begrenzt bleibt
Die Sozialvertraghchkeit der Ernährung bezieht sich auf
kulturelle, politische und ökonomische Aspekte des Ernahrungssystems Betroffen davon sind einerseits die Arbeitsverhaltnisse der Menschen, die weltweit in Erzeugung, Handel und Verarbeitung der Lebensmittel tatig
sind, andererseits jeder einzelne in seinen persönlichen
Ernahrungsgewohnheiten Die Qualität von Lebensmitteln
wird durch die sozialen Strukturen im Ernahrungssystem
mitbestimmt D h , an die Qualität von Lebensmitteln ist
der Anspruch von Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsvertraghchkeit zu stellen", erwähnte Frau Spitzmuller in Freudenstadt
„Der Begriff Emahrungsokologie beschreibt die komplexen und weltweiten Vernetzungen des Ernahrungssystems Emahrungsokologie, eine interdisziplinäre Wissenschaft, beinhaltet die Wechselwirkungen der Ernährung mit dem Individuum, der Umwelt und der Gesellschaft
Anliegen der Emahrungsokologie ist es, realisierbare, zukunftsweisende Ernahrungskonzepte zu entwickeln, die
sich durch hohe Gesundheitsvertraglichkeit, Umweltvertraglichkeit und Sozialvertraghchkeit auszeichnen", war in
dem Referat zu erfahren
Kongreßberichte
Abschließend sei in dem Kongreßbericht noch ein kurzer
Beitrag zum Thema „Raucherentwohnung" erwähnt
Dr med Antonius Pollmann (Baden-Baden) sagte in seinem Vortrag
„Nikotin, Alkohol und Essen können zu Suchtverhalten
fuhren Korper und Geist gewohnen sich an den standigen
Genuß Bleibt er für einige Zeit aus, machen sich körperliches und geistiges Unwohlsein bemerkbar Ein unwiderstehlicher Drang fuhrt zu neuem Konsum Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, kann schwerfallen
Hier kann eine Akupunkturbehandlung unterstutzend helfen Die Akupunktur ist ein Therapieverfahren, welches
über gezielte Reize in Akupunkturpunkten zielgerichtete
Reaktionen im Korper bewirkt Vegetative Störungen, Un
ruhe und Schlafstörungen können auch bei der Suchtbehandlung mit Akupunktur vermindert werden So kann der
Patient über die ersten, besonders zum Ruckfall gefährdeten Tage zum erfolgreichen Absetzen seiner Suchtmittel
gefuhrt werden
Mehr Sauerstoff
für Herz und Hirn!
O-, 0 2 0
o.o2o
Begleitende Maßnahmen, wie körperliche Betätigung oder
Sport, Psychotherapie, autogenes Training oder Ablenkung etc , können eine weitere Hilfe sein Allerdings hat
der Patient eine Voraussetzung zu erfüllen Den echten
Willen zum Aufhören muß er selber mitbringen
Insbesondere die Behandlung mit der Ohrakupunktur hat
sich hier bewahrt Oft hilft eine einmalige Behandlung, daß
der Patient von 60 auf 0 Zigaretten dauerhaft nikotinfrei
bleibt Einige Stunden vor der ersten Behandlung darf der
Patient keine Zigarette mehr rauchen und muß danach
ohne eine einzige Zigarette bleiben Allerdings laßt sich
eine Zunahme des Korpergewichts nicht immer vermeiden endete Pollmann
Sicher wäre in diesem Kongreßbericht der 83 Ärztlichen
Fortbildungsveranstaltung noch einiges erwähnenswert
Wichtig bleibt festzuhalten daß die Besucherzahlen eine
erfreuliche Entwicklung genommen haben
Freudenstadt kann sich als „Wiege der Naturheilverfah
ren" (trotz ernstzunehmender Konkurrenz in anderen
Städten') behaupten Dies liegt zum einen an der jahrzehntelangen Erfahrung und Tradition des guten fundierten wissenschaftlichen Programms, der soliden Arbeit von
Vorstand, Geschaftsleitung und Stadt und dem einzigartigen Fluidum von Natur in diesem schonen Teil Deutschlands
verbessert die Sauerstoffaufnahme des Herzmuskels
fördert die Hirndurchblutung
erhöht die Konzentrations- und
Merkfähigkeit
mobilisiert die körpereigene
Abwehr
steigert die Leistungsfähigkeit
eignet sich auch zur Behandlung
der Migräne
fördert die Entgiftungsvorgänge
Dr med H P Legal
Pressesprecher des ZAN
den Sauerstoffumsatz in der Zelle
OYO aktiviert
Zusammensetzung 1 Dragee enfhalt40 mg Pangamsaure Natriumsalz Anwendungsgebiete
Forderung der Herzdurchbiutung und Verbesserung der Sauerstoffaufnahme des Herzmuskels
Bei Altersherz und nach Ang na Pectons Bei Durchblutungsstörungen des Gehirns infolge Apoplexie und Cerebralsklerose Be Vergeßl chkeit Schw ndelgefuhl Mudigket vorzetigerEr
schopfung Wetterfuhhgkeit und Leistungsschwache Aufbau und Stärkung der Abwehrkrafte
Gegen Emwrkung von Umweltgften Bei chronischen Leberschaden ,
(z B durch Alkoholmißbrauch) Zur Behandlung der Migräne Gegen
anzeigen Bishermchfbekannt Nebenwirkungen B sher nicht bekannt
Handelsformen Dragees zum Einnehmen eine Packung enthalt 50 Dra D I
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Arztezeitschnft f Naturheilvert 10/92 33 Jahrg
837
Symposien zu dieser Thematik sind heutzutage notwendiger denn je Leben mit Sauerstoff bedeutet für den
menschlichen Organismus die Auseinandersetzung mit
freien Radikalen Freie Radikale werden im Korper bei
sauerstoffabhangigen Reaktionen gebildet, zur Abwehr
von Bakterien und bei der Umwandlung von Medikamenten oder Toxinen Auch unter Streß werden vermehrt freie
Radikale freigesetzt In unserer zunehmend belasteten
Umwelt entstehen freie Radikale in Abgasen, Smog und
Ozon
Genußgrfte, wie Nikotin und Alkohol, tragen zusätzlich zur
Schädigung der Zellen bei
Zellschadigungen können sich am Abwehrsystem und am
Gefaßsystem manifestieren oder sich in Alterungsprozessen oder Gewebsneubildungen äußern
Der Korper kann sich gegen diese Angriffe der freien Radikale wehren Er besitzt ein spezielles antioxidatwes
Schutzsystem, das einerseits aus den antioxidativen Vitaminen ß-Carotin, Vitamin C und E und andererseits aus einem Enzymsystem, der selenabhangigen Glutathion-Peroxidase, besteht
Durch die Ernährung allein können die Zellschutzvitamine
und Selen nicht in genügender Menge zugeführt werden,
so daß das körpereigene Schutzsystem durch Supplementation unterstutzt werden sollte Dadurch sind ein
wirksamer Zellschutz und eine wirkungsvolle Prophylaxe
vor Erkrankungen möglich, die durch freie Radikale verursacht werden, sagte Fr Dr B Becker auf dem WorwagSymposium in Bad Wildungen
ß-Carotm, Vitamin C, Vitamin E und Selen sind essentielle
Nährstoffe, die für den Korper lebensnotwendig sind Die
antioxidativen Vitamine sind durch ihre chemische Struktur auf die Abwehr von freien Radikalen spezialisiert und
können auf diese Weise die fetthaltigen Zellmembranen,
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838
den Zellkern und die Eiweißstrukturen vor der Oxidation
schützen
Besonders wirksam sind die antioxidativen Vitamine in
Kombination mit Selen, da die Bestandteile synergistisch
wirken und dadurch das Abfangen aller reaktiven Sauerstoffprodukte (Singulett-Sauerstoff, Hydroxyradikal und
Superoxidanion) im Korper möglich ist
Vitamin E ist ein fettloshches Vitamin, das vor allem in
Pflanzenölen vorkommt Ergänzend zu ß-Carotin wirkt Vitamin E an der Zellmembran als Radikalfanger des Hydroxyradikals und des Superoxidanions
In Ergänzung zu ß-Carotin besitzt Vitamin E einen anderen
Wirkmechanismus Vitamin E unterbricht die durch freie
Radikale verursachten Kettenreaktionen an empfindlichen
Zeilbestandteilen Dieser kettenabbrechende Mechanismus des Vitamin E ist für das Fettgewebe, Membranen
und Blutplattchen bekannt
Gemeinsam mit Vitamin E schützt das selenabhangige
Enzym Glutathion-Peroxidase biologische Membranen
und Blutzellen vor der Oxidation Dadurch werden die
Fließeigenschaften des Blutes positiv beeinflußt In Abwehrreaktionen verbrauchtes Vitamin E wird durch Vitamin C wieder zur aktiven Form regeneriert
Selen ist ein seltenes Spurenelement der Erde Im Korper
ist Selen Bestandteil des radikalfangenden Enzymsystems Glutathion-Peroxidase
Glutathion-Peroxidase
schützt die Blutzellen und andere Gewebe vor der Oxidation Hierbei wirkt Vitamin E synergistisch und setzt den
Bedarf dieses Enzyms herab
Schwermetalle, auch das Quecksilber in Dental-Amalgam, werden von Selen durch Komplexbildung inaktiviert,
wobei Vitamin E synergistisch wirkt
In Untersuchungen wurde die schutzende Wirkung des
Selens vor Krebs und die Erbsubstanz verändernden Vorgangen innerhalb der Zellen beschrieben
Eine gesunde Lebensführung ohne übermäßigen Nikotinund Alkoholgenuß, mit Verzicht auf ausgedehnte Sonnenbader, mit genügend Sport und Bewegung und einem
möglichst streßfreien Alltag tragt viel zum Erhalt der Gesundheit bei Der Korper ist weniger freien Radikalen ausgesetzt, und Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der
Lunge, Haut und des Kreislaufsystems wird wirkungsvoll
vorgebeugt
Zusätzlich dazu wirkt eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Getreideprodukten krankheitsvorbeugend und tragt durch die Aufnahme eines Teils
der antioxidativen Vitamine und Spurenelemente dazu
bei, das körpereigene antioxidative Schutzsystem zu unterstutzen
Diejenige Menge an antioxidativen Vitaminen, die für den
Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg.
optimalen Zellschutz benötigt wird, liegt jedoch um ein
Mehrfaches über dem empfohlenen Tagesbedarf. Der
Schutz jeder Zelle kann also nicht allein durch die Nahrung
sichergestellt werden, wird jedoch durch zusätzliche
Supplementation erreicht.
Bei einer Vielzahl von Grunderkrankungen sollte eine
Zinksubstitution in Erwägung gezogen werden, da es hierbei zu Zinkmangelzuständen kommt. Hauptsächtich sind
hier Magen- und Darmerkrankungen (z. B. Diarrhöen,
Morbus Crohn) und Leber- und Nierenerkrankungen (alkoholische Leberzirrhose, Niereninsuffizienz) zu nennen.
Bei Diabetikern sind häufig erniedrigte Serumzinkwerte
und erhöhte renale Zinkverluste zu beobachten. Es ist
noch unbekannt, ob ein Zinkmangel ursächlich mit einer
Zuckerstoffwechselstörung in Zusammenhang zu bringen
ist. Untersuchungen zeigten jedoch Verbesserungen der
Glukosetoleranz bei Diabetikern nach Zinkgaben. Auch
die meist verzögerte Wundheilung und häufige Unterschenkelulzerationen diabetischer Patienten können vermutlich auf Zinkmangel zurückgeführt werden.
Die entzündliche Akne bei Jugendlichen spricht nach Untersuchungen von Michaelsson auf eine mehrmonatige
Zinktherapie ebenso wirksam an, wie auf eine TetrazyklinTherapie, die jedoch mit wesentlich mehr Nebenwirkungen behaftet ist. Auch nur bei einer ausreichenden Zinkversorgung kann das Vitamin A seine volle Wirksamkeit
auf die Haut entfalten, da der Vitamin-A-Transport aus
dem Leberspeicher zu seinen Erfolgsorganen zinkabhängig geschieht.
Haarausfall ist ein multifunktionelles Geschehen. Zink ist
jedoch für das Haarwachstum essentiell, so daß ein Mangel an diesem Spurenelement zu Haarausfall führen kann
bzw. die Haarneubildung verzögert Mehrmonatige Zinkgaben an Patienten mit Alopecia areata führten zu guten
Kongreßberichte
bis zufriedenstellenden Ergebnissen beim Haarwiederwachstum. Folge einer Zinkunterversorgung ist eine Hypoplasie der lymphatischen Gewebe (Thymusdrüse, Milz
und Lymphknoten), eine Verminderung der Antikörperproduktion sowie der zellulären Immunabwehr. Eine Zinktherapie ist also immer dann sinnvoll, wenn das Immunsystem gestärkt werden soll. Die Anwendungsbreite reicht
hier von gehäuft auftretenden Erkältungskrankheiten bis
hin zu malignen Prozessen und anderen Grunderkrankungen, bei denen eine Unterstützung des Immunsystems
wünschenswert ist.
Auch bei Potenz- und Fertilitätsstörungen sollte ein Zinkmangel in Betracht gezogen werden, da hier der Sexualhormon-Haushalt gestört ist. Eine weitere Anwendung findet die Zinktherapie bei der Ausschwemmung von
Schwermetallen. Durch Zinkgaben kann z. B. die gestörte
Kupferbalance beim Morbus Wilson wieder normalisiert
werden. Auch für durch Amalgamfüllungen mit Quecksilber belastete Personen kann eine Zinktherapie angezeigt
sein.
Selbstverständlich sollte auch immer dann an Zink gedacht werden, wenn sich Situationen einstellen, in denen
ein erhöhter Zinkbedarf (z. B. Schwangerschaft und Stillzeit, Wachstumsphasen) oder erhöhte Zinkverluste (nach
Verletzungen oder Verbrennungen, durch starkes Schwitzen, Erkrankungen mit erhöhten Zinkverlusten) eintreten,
sagte Prof. Buchheit'm Bad Wildungen.
Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß eine möglichst gesunde Lebensweise, kombiniert mit einer ausgewogenen Ernährung und der zusätzlichen Gabe von antioxidativen Mikronährstoffen, die Lebenserwartung steigern, die Gesundheit erhalten und gegen eine Vielzahl von
Erkrankungen schützen kann.
— hpl —
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