H 7775 E Organ des Zentralverbandes der Arzte für Naturheilverfahren e V Heft 1 0 Oktober 1992 33. Jahrgang Änteiettschrift für Naturheilverfahren Arbeiten dieses Heftes: H. Schilcher, B. M. Heil Artischockenextrakt — Eine aktuelle Standortbestimmung Anethol 36 K. Ch. Schimmel Naturheilverfahren als ordnende Therapieprinzipien "Lohmann"® N ytodigestivum zur physiologischen Regulierung und Aktivierung r Magen-Darmfunktionen S. Schräg Diabetestherapie mit Heilfasten Restitution statt Substitution Wirkt carminativ, spasmolytisch, cholagog, cholekinetisch |5<i/erdauungsfördernd durch Bitterstoffe jiiErstattungsfähig äfes ; signifikanten Ergebnissen doppelbiind gegen Metoclopramid geprüft Wirksame Bestandteile nach Art und Menge Dragees 1 Dragee enthält Trockenextrakt aus Pfefferminzblättern (5,5 1) (Auszugsmittel Wasser) 120 mg Anwendungsgebiete Funktionelle Magen-Darm Beschwerden mit Dysbaktene, il enthalten Fäulnis- und Gärungsaiolisch-wässngen Auszug dyspepsien, krampfartigen j f S'ugsmittel Ethanol Beschwerden im Magen-Darm * * * 'V/V) 95,85 g Bereich sowie der Gallenblase und -wege, Empfindlichkeit Trockenextrakt aus 9,26 g Kümmel (6,5 1) gegen schwer verdauliche 8,13 g (Auszugsmittel Wasser) 80 mg Speisen (Völlegefühl), 3,78 g Blähungen, Meteorismus, lutkraut 1,92 g Trockenextrakt aus Roemheldsyndrom und Wermutkraut (5,5 1) Appetitlosigkeit (Auszugsmittel Wasser) 40 mg Kummelöl 2,4 mg Besondere Anwendungsgebiete der Tropfen bei Säuglingen Pfefferminzöl 2,4 mg und Kleinkindern Ernährungsbedingte Verdauungsstörungen, Blähbauch, Nabelkoliken, Speikinder < same Bestandteile nach jnd Menge en Darreichungsformen, Packungsgrößen u. Preise 20 ml Tropfen DM 10,40 50 ml Tropfen DM 14,65 50 Dragees DM 11,45 100 Dragees DM 18,65 H.-J. Norden Die homöopathische Behandlung der Gastritis K.-H. Friese Sinusitis — Krankheit oder Symptom'? N. W. Klehr Therapeutische Möglichkeiten zur Verwertung von autologem Tumorgewebe Anwendungsweise und Dosierung Tropfen 3 mal täglich vor den Mahlzeiten 10-30 Tropfen in Flüssigkeit einnehmen ISSN 0720-6003 Dragees 3 mal täglich vor den Mahlzeiten 1-2, in besonders schweren Fällen 3-4 Dragees unzerkaut einnehmen IL VERLAG D-W-3254 Emmerthal 1 MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBH Postfach 1151/1152 • D-3110 Uelzen 1 H.-J. Norden Inhaltsverzeichnis Aus dem Zentralverband 773 Kurse 775 Neues aus der Medizin 776 Generalarzt a. D. Dr. med. Norbert Breidenbach zum 85. Geburtstag 777 H. Schilcher, B. M. Heil Artischockenextrakt — Eine aktuelle Standortbestimmung K. Ch. Schimmel Naturheilverfahren als ordnende Therapieprinzipien S. Schräg Diabetestherapie mit Heilfasten 779 789 796 Aus dem Verbandsleben I Die h o m ö o p a t h i s c h e B e h a n d l u n g der Gastritis . . . 811 K.-H. Friese Sinusitis — Krankheit oder Symptom? 814 N. W. Klehr Therapeutische Möglichkeiten zur Verwertung von autologem Tumorgewebe 820 Kongreßberichte 829 Das interessiert den Leser 843 Der Hartmannbund informiert 844 Mitteilungen des Verbandes Physikalische Therapie 848 Kommunikationsnetz für Forschung in der Naturheilkunde 851 Vermittlung von Ärzten, Praxen und Sanatorien. . . 852 Verkäufe 852 Industrie-Informationen 853 Poikiven N Zur Therapie venöser Erkrankungen mit bewährten, naturgemäßen Inhaltsstoffen. 1. Dynamisiert venöse Blutzirkulation 2. Reguliert die Permeabilität der Blutgefäße 3. Baut Ödeme ab 4. Fördert die Resorption 5. Beseitigt den Stauungsschmerz 6. Entstaut im Abdominalraum ,-.-.•£;?•••• Ausgeprägt antiphlogistische Wirkung! Arztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. Zusammensetzung 100 ml enthalten-. Aesculus D1 Melilotus offic D1 Hamamells D1 Carduus marianus D1 Lycopodium D4 Lachesis D4 Arnica 0 25 ml 20 ml 20 ml 10 10 10 5 ml ml ml ml Anwendungsgebiete Variköser Symptomenkomplex, Krampfadern, venöse Stauungen in den Beinen und im Beckenbereich, Armschmerzen, Thromboseprophylaxe bei Schwangeren und Wöchnerinnen, Unterstützung bei der Behandlung von Thrombophlebitis und Ulcus cruris. Darreichungsform, Packungsgröße und Preis 50 ml Tropfen DM 24,45 Anwendungsweise und Dosierung Soweit nicht anders verordnet, 3-4 mal täglich 15-20 Tropfen in lauwarmem Wasser einnehmen. D-W-3254 Emmerthal 1 771 Aus dem Zentralverband Weiterbildungswoche III vom 7. bis 11. Dezember 1992 in Oberursel .ein heißes Bügeleisen auf den wehen Leib gebracht, hat ihn bald gesund gemacht. Heut1 bedenkt man zweifelsfrei, wie abdomilon ' hilft als Arznei: Ort: Reformhausfachakademie Der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. V. (ZÄN) wird künftig die Weiterbildung Naturheilverfahren nicht nur in Freudenstadt, sondern auch an einem Ort im Zentrum unseres Bundesgebietes anbieten, der optimale Bedingungen erfüllt und den vor allem unsere Kollegen aus den neuen Bundesländern gut erreichen können. Der ZÄN wählte mit Oberursel einen Ort, der erst vor kurzem als modernes Akademiegebäude mit angegliedertem Gästehaus, angeschlossenem Restaurant in der schönen Landschaft des Taunus von einem Architektenteam errichtet wurde. Zuvor hatten diese Architekten sich bereits mit dem Bau des Wallraff-Richartz-Museums in Köln und mit der Musikhochschule Luxemburg ausgezeichnet. Der Leiter der Akademie für gesundes Leben hat den Bau des Komplexes gemeinsam mit dem Architekten unter dem Gesichtspunkt gestaltet, ein Gesamtkonzept optimaler Lebens- und Lernbedingungen zu schaffen. Die Weiterbildungskurse des ZÄN werden in der Akademie neue, bisher nicht verfügbare Möglichkeiten bieten. Passend zu den Themen unserer Weiterbildung wird somit auch der gebotene Rahmen sein. Die Themen Ernährungstherapie, Phytotherapie und Ordnungstherapie werden unmittelbar und praxisnah vermittelt werden können. — Was in der Weiterbildung „Ernährungstherapie" theoretisch gelehrt wird, kann durch praktische Arbeit in einer Lehrküche und durch die Teilnahme an einer vorzüglich dargebotenen laktovegetabilen Vollwerternährung zu einem „hautnahen" Erlebnis werden. — Für die „Phytotherapie" steht ein nach Indikationen geordneter Heilkräutergarten zur Verfügung. — Für die praktische Lehrtätigkeit der „Hydrotherapie" stehen der Akademie vier fachgerechte Einrichtungen zur Verfügung. Zum zweiten Mal wird die von unserem Verband angebotene Weiterbildung Naturheilverfahren unter einem Dach durchgeführt und unter Bedingungen, welche die Teilnahme innerhalb eines geschlossenen Kurses in einem äußerst sympathischen und angenehmen Ambiente bieten. Alles wird konzentriert, zeitsparend und im Gruppenerleben beinander sein. abdomilori bei Reizzuständen im Bauch räum • krampflösend • schmerzstillend • regulativ für die Magen-Darm-Funktion abdomilon® Zusammensetzung 100 g enthalten als wirksame Bestandteile. Fluidextrakte (1 1) aus Angehkawurzel 0,6 g, Enzianwurzel 1,0g, Faulbaumrinde 1,0g, Kalmuswurzel 3,0g, Melissenblatter t,0 g, Rhabarberwurzel 2,4 g, Wermutkraut 0,5 g. Weitere Bestandteile (Geschmacksstoffe)' Anisol 0,020 g, Kümmelol 0,030 g, Nelkenöl 0,020 g, Baldrianol 0,006 g, Menthol 0,020 g, Zitronenol 0,002 g, Kamillenöl 0,002 g. Anwendungsgebiete: chronisch-rezidivierende Reizzustande im Bauchraum, Entzündungen der Bauch- und Beckenorgane, Adhäsionen des Abdomens, Adnexitis, spastische Dysmenorrhöen. Gegenanzeigen: Heus, jeder Genese, während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden, Magen- und Zwölfftngerdarrageschwüre. Warnhinweis: Enthält 14 Vol -% Alkohol. Bei Beachtung der Dosierungsanlettung werden bei jeder Einnahme (1 Eßlöffel) bis zu 1,7 gAikohort zugeführt. Ein gesund heitlictses Risito besteht u.a. bei LebeTkranken, Alkoholkranken, '' f Ep|IefÄern, Hirngeschädigten, Schwangeren und Kindern. Die L '* JWkWrag ^mtftev» Arznewnttet kann beeinträchtigt oder verstärkt '« *#er<Jert. * ";• -IÄ5ieiMi?»g und Anwendung: Erwachseene'3 mal tgl. f EtH.,' Ki«J«f i J t T l 4 / 2 * Ä } vor dem E j H d l f j n d Anmeldungen bitte an: Geschäftsstelle des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren Bismarckstraße 3, 7290 Freudenstadt Tel (0 74 41) 2151, Fax (0 74 41) 8 78 30. Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. 773 Aus dem Zentralverband Vor und nach dem Kongreß: Weiterbildung durch Selbsterfahrung Seminar Heilfasten/Naturheilverfahren für Ärzte und ihre Angehörigen Kurs I 26 Februar bis 6 März 1993 in Freudenstadt Kurs II 13 bis 21 März 1993 in Freudenstadt-Lauterbad Veranstalter Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V Das Seminar gehört zum 84 Fortbildungskongreß des ZAN und ist zum Erwerb der Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren" als Kurswoche III anerkannt. Die Seminarwoche ist sowohl eine Selbsterfahrungswoche — für Gesunde' — als auch Weiterbildungswoche mit 6 Unterrichtseinheiten täglich Sie ist zeitlich nicht mit anderen Kursangeboten zu vereinbaren Das Phänomen Fasten laßt sich erst richtig begreifen, wenn man eine kurze Zeit totalen Nahrungsverzichts selbst erlebt hat Wir wollen uns bewußt machen, daß Fasten ein Teil natürlichen menschlichen Lebens ist und körpereigenen Gesetzen gehorcht Wer fastet, hungert nicht Er ist erstaunlich leistungsfähig und fühlt sich woihl Fasten will allerdings gelernt sein Methodik und Didaktik werden vermittelt Klassische Natiurheilverfahren können erst verstanden werden, wenn ihre Grundelemente am eigenen Korper erlebt wurden Wir werden uns mit Licht, Luft, Wasser, Bewegung, Atem, Rhythmus und Massage, Pflanze und Wald auseinandersetzen und die daraus entwickelten Verfahren studieren, die sich zu ärztlichem Handeln bewahrt haben Die Methode des Heilfastens lohnt sich kennenzulernen. Gegenüber vielen ungelösten therapeutischen Problemen unserer Zeit bietet Fasten echte Alternativen Sem Wirkungsbereich ist weit großer, als allgemein angenommen wird Oft sind Mißverstandnisse und Vorurteile abzubauen, wenn die klaren Konturen einer einfachen und interessanten Therapie sichtbar werden sollen Wir werden über Physiologie und Pathophysiologie des Fastens sprechen, seine Methodik zeigen und die therapeutischen Erfolge demonstrieren Lehrinhalte — Therapeutisches Fasten — Auslesende Verfahren — Ernährungstherapie in Prävention und Rehabilitation — Phytotherapie — Bewegungstherapie in Prävention und Rehabilitation — Sauerstofftherapie — Massageverfahren/manuelle Diagnostik — Grundlagen Akupunktur — Hydrotherapie in Prävention und Rehabilitation / Ther moregulation — Balneo- und Klimatherapie / Physikal Therapie — Ordnungstherapie — Geschichte der Naturheilverfahren — Methode, Didaktik, Therapieplane, Praxisfuhrung Kursl Termin Beginn Freitag, den 26 Februar 1993, 19 Uhr Ende Samstag, den 6 März 1993, 9 Uhr Leitung Dr med Hellmut Lutzner, leitender Arzt der Kurpark-KImik a D und Frau Christa Lutzner, Krankenschwester, Uberlingen/Bodensee Physiotherapeutin Frau Gudrun Mussehl-Schilk Off Kurhotel und Sanatorium „Sonne" am Kurpark, 7290 Freudenstadt, Turnhallenstr 63, Tel (0 74 41)6044 Kurs II Termin Beginn Samstag, 13 3 1993, 18 00 Uhr Ende Sonntag, 21 3 1993, 10 00 Uhr Leitung Dr med Hellmut Lutzner, leitender Arzt der Kurpark-Klinik a D und Frau Christa Lutzner, Krankenschwester, Uberlingen/Bodensee Physiotherapeutin Frau Gudrun Mussehl-Schilk Ort Kurhotel Lauterbad, Amselweg 5, 7290 FreudenstadtLauterbad, Tel (07441)81006/07 Teilnehmergebuhr für Nichtmitglieder für Mitglieder des ZAN für begleitende Angehörige DM 520,— DM 450,— DM 360,— Die Teilnehmergebühr enthalt Fastenfuhrung, ärztliche und schwesterliche Betreuung, geführte Morgenwanderungen, theoretische Weiterbildung, Gymnastik, Atemund Entspannungsanlertung Mitzubringen Gymnastik- und Badekleidung, bequeme Wanderkleidung, wetterfestes Schuhwerk, Warmflasche, Khstierbehalter, falls vorhanden, Bürste, Korperol Anmeldung Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V, Geschäftsstelle Bismarckstr 3, 7290 Freudenstadt, Tel (0 74 41) 2151, Kennwort „Fastenseminare März", I oder II (bis 15 2 1993) Teilnehmerzahl begrenzt! Arztezeitschr f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg EAV-Kurse im 2. Halbjahr 1992 Bad Durkheim / Kurs 5 14 /15 November 1992 Gartenhotel Heusser, Bad Durkheim Leitung Dr Thomsen Nürnberg / Kurs 5 und 6 26 bis 29, November 1992 Hotel Selau, Neunkirchen/Brand Leitung Drs Heinnci und Hanzl Gallemolan Anmeldung und Auskunft Dr med M Thyson, Fortbildungsorganisation, 6702 Bad Durkheim, Postfach 1219, Tel (0 63 22) 6 60 44, Fax (0 63 22) 6 22 45 Kurse Regulationsthermographie 1992 Grundkurs 14 November, Dusseldorf, Dr Uhlmann (Zahnärzte) Aufbaukurs 20 /21 November, Rottach-Egem Prof Dr Rost Auswertekurse pflanzliches GallenwegsTherapeutikum Bei Beschwerden im rechten Oberbauch • cholagog • spasmolytisch 7 November, Rottach-Egern, Prof Dr Rost 5 Dezember Rottach-Egern, Prof Dr Rost Seminar für Zertifikatinhaber 27 /28 November, Tegemsee, Prof Dr Rost Meßkurse für Assistentinnen €\ 21 November Tegernsee, Dr Blum Anmeldung Deutsche Gesellschaft für Thermographie, Schwaighofstraße 72, 8180 Tegernsee, Tel (0 80 22) 6 50 62, Fax (0 80 22) 6 77 96 V Kurse der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. November Dezember 7 /8 Berlin Grundkurs 3 H -J Weise 5 /6 Berlin Ohr-Akupunktur I H -J Weise 7 /8 Hamburg Schmerz II R Pothmann 5 /6 Dusseldorf Ohr-Akupunktur II — A Pollmann 7 /S Dusseldorf Ohr-Akupunktur I 5 /6 München Ohr-Akupunktur II — J Gleditsch 7 /8 Hannover Grundkurs 2 W Vogelsberger 12 /13 Berlin Schmerz I W Stör 7 /8 München Ohr-Akupunktur I — J Gleditsch 12 /13 Hamburg Innere II H Rudiger 14 /15 Dusseldorf Grundkurs 3 M Elies 12 /13 Dusseldorf Schmerz I R Beck 14 /15 Erfurt Schmerz I W Marie-Dehler 12 /13 Kassel Ohr-Akupunktur I — A Rubach 14/15 Frankfurt Grundkurs 2 A Pollmann 12 /13 München Schmerz I B Kampik 14 /15 München Innere II R Dirken 19 /20 Hannover Grundkurs 3 - W Manc-Oehler 21/22 Hamburg Ohr-Akupunktur I — J Gleditsch 19/20 Erfurt Ohr-Akupunktur I — A Rubach 21 /22 Kassel Innere II W Heinke 19/20 Frankfurt Grundkurs 3 — A Pollmann 28 /29 München Grundkurs 3 W Vogelsberger Kursanmeldungen Deutsche Arztegesellschaft für Akupunktur e V, Akupunktur Fortbildungszentrum Leonrodstr 4, 8000 München 19 Arztezeitschr f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg 1 JS* ./* Erfahrung über 6 Jahrzehnte Gallemolan0 forte Zusammensetzung. 1 Kapsel enthalt Trockenextrakt aus Schollkraut 100 mg, standardisiert auf 2 1 mg Gesamtalkaloide, berechnet als Chehdonm Trockienextrakt aus Wermutkraut (6,6 1) 40 mg Trockenextrakt aus Lovwenzahnwurzeln und -kraut (4 4 1)20 mg Anwendungsgebiete. Dyspeptische Beschwerden, besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems Gegenanzeigen: Verschluß der Gallenwege, Gallenbiasenempyem, Heus Bei Gallenstemleiden nur nach Rucksprache mit einem Arzt anzuwenden Nebenwirkungen: Bisher keine bekannt Dosierung und Art der Anwendung; Einnahme von 1 - 2 Kapseln 3 mal täglich Handelsformen und Preise: Packungen mit 40Kps DM16,80, 100 Kps DM 35,— Stand Juli 1991 Julius Redel • Cesra-Arzneimittelfabrik GmbH & Co. 7570 Baden-Baden 775 Ti m m . i t . HP O 11 q rt P P S DERMATOLOGIE Feuermale durch kurze Lichtblitze verschmolzen Mit ultrakurzen Laserblitzen wollen Dermatologen künftig entstellende Feuermale im Gesicht, Nakken- und Armbereich beinahe schmerz- und narbenfrei beseitigen. Gerade bei Kleinkindern wäre die Therapie mit dem Puls-Laser ein besonderer Fortschritt, da sie wegen der zu großen Schmerzen von der bisherigen Behandlung mit einfachen Argon-Laser-Geräten ausgeschlossen werden mußten. Der entscheidende Vorteil beim neuen Puls-Laser-Verfahren besteht nämlich darin, daß nur extrem kurze Lichtimpulse im Bereich von 450 Mikrosekunden auf der Haut über dem Gefäßnävus gesetzt werden. Dabei hat das Licht im gelben Wellenbereich eine sehr hohe Energiedichte und wird in den Erythrozyten absorbiert. Folge: Die Gefäßneubildungen beim Naevus flammeus oder Teleangiektasie zerreißen und bleiben selektiv zerstört. Beim Argon-Laser wird im Gegensatz dazu ein großer Teil der LaserEnergie als Konvektionswärme ins umgebende Gewebe abgegeben und verursacht so schmerzhafte Oberflächenschäden, die dann unter häßlicher Narbenbildung ausheilen. Wie Dr. Wolfgang Kimmig, Oberarzt an der Universitäts-Hautklinik Hamburg, während einer dermatologischen Fortbildungsveranstaltung in Hamburg erläuterte, mußten in der Eppendorfer Klinik in den letzten vier Jahren fast 90 Prozent der Patienten mit einem Naevus flammeus, einem Naevus araneus, einer Teleangiektasie oder anderen Hämangiomen mit dem Argon-Laser behandelt werden. 776 Lt i " Q2?£ 2? „Die Puls-Laser-Therapie verkörpert fast den Traum von einer selektiven Gewebewirkung", sagte Kimmig, „die Ergebnisse sind deutlich besser als beim Argon-Gerät." Besonders bei hellrot-rosafarbenen Feuermalen, die mit dem ArgonLaser eine nur mäßige Ansprechrate zeigen, hält Kimmig den gepulsten Laser für effektiv: „Bisher war der Argon-Laser die beste verfügbare Behandlungsmethode. Dies hat sich jedoch geändert. Denn über Monate hinweg müssen wir die Nävi Punkt für Punkt lasern mit dem Resultat, daß sich hinterher das Gewebe doch verändert." Und: „Ohne die gepulsten Lasergeräte gibt es ansonsten keine Möglichkeit, unsere Kinder zu behandein". In den Vereinigten Staaten sind bereits 150 Puls-Laser im Gebrauch, in Deutschland nur einer. Das wird sicher an den hohen Anschaffungskosten von etwa 350.000,— DM liegen. Doch bei 1.000,— DM pro abrechnungsfähiger Behandlung dürfte sich die Investition schnell amortisiert haben, wie Kimmig meint. Ein Naevus flammeus sei beim Kind im Durchschnitt nach vier Sitzungen beseitigt. Außerdem betonte der Dermatologe: „Bei diesen Endbefunden sollte uns die Therapie mit Sicherheit nicht zu teuer sein." NEUROLOGIE Armschmerzen können durch verschiedene neurologische Erkrankungen verursacht werden Das Symptom Armschmerzen kann durch viele neurologische Erkran- t t t T .? kungen verursacht werden: „Seien Sie mißtrauisch, die Diagnose degenerative Halswirbelsäulen-Veränderungen von vornherein zu akzeptieren," warnte Professor Dr. Manfred Stöhrvon der Neurologischen Klinik am Zentralklinikum Augsburg. Stöhr gab auf dem Neurologie-Seminar im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München diagnostische Hinweise, welche neurologischen Erkrankungen sich hinter dem Symptom Armschmerzen verbergen können. Nach seinen Worten sollten Patienten mit einem Kompressions-Syndrom des Nervus ulnaris daran denken, ihre Ellenbogen nicht aufzustützen, um weitere Mikrotraumen zu vermeiden. Als Ursache eines Schulter-ArmSchmerzes kämen dissoziierte Sensibilitätsstörungen als Folge einer Syringometrie, aber auch Osteolysen im Bereich der Halswirbelsäule in Frage. Allerdings könnten Schmerzen und Parästhesien im Arm auch Hinweis für ein lokales Tumorinfiltrat sein, sagte Stöhr: ,Je heftiger und therapieresistenter die Schmerzen, um so stärker der Verdacht auf eine Tumorinfiltration." Neurome seien dagegen äußerst selten und daran erkennbar, daß sie nur bei Druck Schmerzen verursachten. Ein Syndrom, das viel zu wenig beachtet wird, obwohl es in der Häufigkeit zunimmt, ist nach Angaben von Stöhr das Kompartment-Syndrom. Es könne als Folge komprimierender Verbände entstehen. Zu einer solchen ischämischen Muskel- und Nervenschädigung könne es aber auch kommen, wenn Patienten nach Drogenintoxikationen und Suizidversuchen sehr lange auf dem Arm gelegen hätten, so Stöhr. Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. Der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. gratuliert seinem Nestor Generalarzt a. D. Dr. med. NORBERT BREIDENBACH sehr herzlich zu seinem 85. GEBURTSTAG Die Laudatio finden Sie im gelben Teil. H. Schilcher, B. M. Heil, Artischockenextrakt Key words: artichoke, choleresis, cholesterol, Cynara scolymus L., dyspepsia, galt, liver-protection Resume Les extraits fortement doses de feuilles d'artichaut sont un moyen efficace et, de l'avis de la commission E, depourvu d'effets secondaires de traitement des dyspepsies et des problemes metaboliques principalement dus ä des troubles du Systeme biliaire hepatique. Le metabolisme cholesterinique est egalement favorablement influence. L'article traite egalement des extraits fortement doses d'extraits de feuilles d'artichaut comme soi-disants produits de protection hepatique. Mots des: Artichaut, cholerese, cholesterol, Cynaria scolymus L., dyspepsie, bile, protection hepatique Einleitung Man kann davon ausgehen, daß ein großer Teil der ca. 3 Millionen Patienten in Deutschland, die sich wegen dyspeptischer Beschwerden in Behandlung begeben, Störungen in der Gallebildung und des Gallenflusses haben. Folgerichtig bleibt dort eine Therapie mit Antazida, Prokinetika oder H2-Rezeptor-Antagonisten unbefriedigend (17). In solchen Fällen ist eine Therapie mit sekretionsfördemden Pflanzenauszügen, beispielsweise mit Artischockenextrakt, indiziert. Im mitteleuropaischen Raum hat diese Arzneipflanze noch nicht die Bedeutung gefunden, die ihrem Wert zukommt. Das mag daran liegen, daß die Artischocke, Cynara scolymus L, wegen ihrer Klimaansprüche eher Bestandteil der Phyto- und Erfahrungsmedizin der wärmeren Länder ist. Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. dem Markt, die den Empfehlungen der Artischocken-Monographie der Kommission E beim BGA entspricht. Der Extrakt ist nicht nur zur Behandlung von idiopathischen Oberbauchbeschwerden — verursacht durch sogenannte dyspetische Beschwerden — durch die Stimulation der Gallensekretion geeignet, sondern senkt auch erhöhte Blutfettwerte und wirkt möglicherweise als eine Art „Leberschutzmittel". Die Artischocke — Cynara scolymus L. a) Botanik und Geschichte Die Artischocke, Cynara scolymus L. (Abb. 1), gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie wird bis zu 2 Meter hoch und sieht den Disteln ähnlich. Das starkfleischige Blütenkörbchen hat einen Durchmesser von etwa 12 Zentimetern und trägt violette Blüten. Es ist der sogenannte Artischockenboden, der schon im Altertum als schmackhafte Delikatesse begehrt war. Darstellungen aus Ägypten zeigen häufig die Artischocke, beziehungsweise die vermutliche Stammpflanze Cynara cardunculus L., die Kardone. Plinius nennt sie die „Speise der Reichen", und der griechische Arzt Galenos befand sie einer Reihe von Zubereitungshinweisen wert. Bei der ausschließlich kulinarischen Verwendung blieb es noch eine ganze Weile, sogar Heinrich VIII. zählte die Artischocke zu seinen Lieblingsgerichten. Der niederländische Botaniker Rembert Dodoens (latinisiert: Dodonaeus; 1516-1585), einer der ersten Verfasser von Kräuterbüchern, bildete auch als erster die Gemüseartischocke Cynara cardunculus L. ab und schrieb ihr einen Einfluß auf die Gallebildung zu. Dem mag so sein, denn das Cynarin wurde später in Extrakten sowohl von C. cardunculus L. wie auch C. scolymus L. nachgewiesen (24). Ohnehin muß man wohl davon ausgehen, daß es sich bei C. scolymus L. um eine Kulturform von C. cardunculus L. handelt, denn C. scolymus L. kommt nicht Phytopharmaka mit standardisiertem und hochdosiertem Wirkprinzip, so wie sie heutzutage mit qualitätsbewußter pharmazeutischer Technologie herzustellen sind, entsprechen in mehreren Punkten den modernen Ansprüchen einer möglichst klaren Kenntnis über Ursache und Wirkung in der Therapie. Sie haben auch bei den streng naturwissenschaftlich orientierten Medizinern nur eine niedrige Akzeptanzschwelle zu überwinden (35). Ein Artischockengesamtextrakt* ist jetzt in einer Dosierung auf * Hepar SL forte. 780 Abb. 1: Cynara scolymus Linne, Asteraceae (Korbblütler). Aufnahme: Heil. Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg wild vor und ist nicht erbfest Es treten Nachkommen auf, die sehr der C cardunculus L ahnein (8) Nach Deutschland kam die Artischocke erst im 17 Jahrhundert Die medizinische Nutzung wurde erstmals zu Beginn des 20 Jahrhunderts eingehender untersucht b) Pharmazeutische Nutzung Für pharmazeutische Zwecke werden die großen Grundblatter möglichst aus der einjährigen Grundblattkultur, verwendet Diese liefern den höchsten Gehalt an choleretisch wirksamen Inhaltsstoffen (25) Die Drogendeklaration als Herba oder Folia wird nicht immer ganz korrekt vorgenommen, sie ist auch nicht so wichtig, denn wegen der großen Blatter sind die Stengelanteile mengenmäßig zu vernachlässigen Viel wichtiger ist es, durch adäquate Analysemethoden die Qualität der Droge auf wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe hm zu prüfen (5, 32) Wertbestimmend für die Droge ist die Gesamtheit der Caffeoylchinasauren, denn das therapeutische Wirkprinzip des Artischockenextraktes beruht auf der Gesamtheit der Caffeoylchmasauren und nicht auf dem Cynann allein (18) Aus historischen Gründen wird aber immer noch gerne auf Cynann Bezug genommen (32) „Gute Droge" soll mindestens 0,2% Caffeoylchmasauren enthalten (5) Dieser Wert liegt niedriger als bisher in den Handbuchern und 4 H Schlicher, B M Heil, Artischockenextrakt Pharmakopoen angegeben Die jüngeren Analysendaten wurden mit der hochspezifischen Hochdruck-Flussigkeitschromatographie (HPLC) ermittelt c) Inhaltsstoffe Bereits im Jahre 1934 wurde aus Artischockenblattern eine damals chemisch noch nicht definierte Verbindung isoliert, die man aber schon 1934 als den therapierelevanten Inhaltsstoff bezeichnete (30) Diese Verbindung wurde erst im Jahre 1954 als Cynann (Abb 2) identifiziert (27) Cynann kann auch synthetisiert werden, doch vergleichende Untersuchungen ergaben daß ein cynannhaltiger Extrakt wirksamer ist, als reines synthetisches Cynann (16) Im Totalextrakt sind offensichtlich noch weitere, ergänzend oder synergistisch wirkende Substanzen enthalten (16) Der Totalextrakt kann auch nicht durch die Einnahme der frischen Pflanze ersetzt werden Der Wirkstoff Cynann ist nicht genuin enthalten, sondern er entsteht im Verlauf der Aufarbeitung beim Kochen im wäßrigen Medium aus 1,3-Dicaffeoylchmasaure durch Umesterung (23, 28) Mit dem Wirkstoffsynergismus laßt sich u a erklaren, warum mit der synthetisierten Monosubstanz viel höhere Dosierungen gewählt werden müssen Versuche an Ratten können übrigens nur bedingt zur Kenntnis der W rkun- OH O HO a) 15-0/ Caffeoyl D Chinasaure (Cynann) b) 3-Caffeoyl-Chmasaure (Chlorogensaure) o-co-c H2C OH c) Cynaropiknn O d) Luteolin (Cynarosid = L 7-Glucosid Scolymosid = L-7 ORutinosid) <\bb 2 Hauptinhaltsstoffe des Artischockenextraktes 781 H Schlichen B M Heil, Artischockenextrakt gen der Artischockenstoffe beitragen, denn ihr Metabolismus reagiert nicht in gleicher Weise wie der des Menschen (16) Hatten nicht bereits aus der Erfahrungshellkunde gute Beobachtungen mit Artischockenextrakt am Menschen vorgelegen, wäre Cynarin als synthetische Monosubstanz wohl auf dem heute üblichen Pharma-Screening-Weg bei den Tierversuchen vorzeitig als unwirksame Substanz zur Seite gelegt worden Als Inhaltsstoffe bzw als Wirkstoffgruppen sind drei Substanzklassen zu nennen A) Caffeoylchinasauren, B) Bitterstoffe und C) Flavonoide (4,5) A) Ca 0,2% Caffeoylchinasauren, darunter als Hauptvertreter das Cynarin (Abb 2a), das bei der Aufarbeitung im wäßrigen Medium aus der genuin vorhandenen 1,3Di-O-caffeoyl-D-chinasaure durch Umesterung zu 1,5Di-O-caffeoyl-D-chinasaure entsteht Als weiteres Depsid der Kaffeesaure kommt noch die Chlorogensaure vor (Abb 2b) Kaffeesaure und weitere Caffeoylchinasauredenvate vervollständigen die Gruppe der Hydroxyzimtsauren B) Bis ZU 5% Sesquiterpenlaktone vom Guajanohdtyp als Bitterstoffe Der Bitterwert in der frischen Droge liegt bei 10 000 Die Bitterstoffe sind chemo- und thermolabil, und der Bitterwert ist sehr abhangig von der Aufbereitung und Lagerung der Droge Die für die Pflanze charakteristische Hauptkomponente Cynaropiknn (Abb 2c) ist charakterisiert durch den als Ester gebundenen 2-Hydroxymethylacrylsaurerest Für das Cynaropiknn sind in vitro auch zytostatische Effekte nachgewiesen worden (33) C) Ca 0,5% Flavonoide, darunter das Luteolin (Abb 2d) sowie die Luteolinglykoside Scolymosid und Cynarosid Die übrigen Flavonoide sind aufgrund ihres geringen Gehaltes von untergeordneter Bedeutung d) Toxikologie und Nebenwirkungen Über die toxikologischen Eigenschaften der Artischocke und deren Zubereitungen sind im Zusammenhang mit der bestimmungsgemaßen Anwendung als Nahrungsmittel oder als Arzneimittel keine Hinweise in der Literatur zu finden Über Nebenwirkungen wird auch nichts berichtet Für das Cynarin als Reinsubstanz wurde im Mauseversuch eine LD50 von 3597 mg/kg i p ermittelt (19) Die Plasmahalbwertszeit für Cynarin ist mit 11 Minuten kurz (11) Wohl mehr aus theoretischen Überlegungen heraus und weniger aufgrund tatsächlicher Nebenwirkungsmeldungen nennt die Monographie der Kommission E folgende Gegenanzeigen „Bekannte Allergien gegen Artischocken (— Frage der Autoren Sind solche wirklich bekannt?) und andere Korbblutler" Unter der Rubrik „Nebenwirkungen" schreibt die Kommission E „Keine bekannt" (6) Selbstverständlich ist bei akuten Blockaden der galleab- 782 Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg fuhrenden Wege die Anwendung galletreibender Mittel kontraindizierti e) Pharmakologie und Klinik Die Wirkungen, beziehungsweise die Wirksamkeit des Artischockenextraktes, nämlich — choleretische Wirkung — „Leberschutzwirkung" — Senkung überhöhter Blutcholestennspiegel — diuretische Wirkung sind, wie die in Tab I zusammengestellten Arbeiten zeigen, im Tierversuch, in Zellkulturen und klinisch belegt Cholerese Die funktionelle Störung der Cholerese fuhrt unter anderem zu einer Oberbauchsymptomatik mit ziehenden, krampfartigen stechenden oder dumpfen und in vielen Fallen langer anhaltenden Beschwerden Auch Koliken wurden von den Patienten angegeben Das Beschwerdebild tritt bei Frauen funimal häufiger auf als bei Mannern (17) Wichtig für die Therapie von Störungen der Gallensekretion sind Präparate mit „sanfter" und auch in der Langzeittherapie unschädlicher Wirkung zur Anregung der Leberzellfunktionen und der Gallenbildung Bei „agressiver" Therapie besteht die Gefahr, daß es zur Erschöpfung und Gegenregulation kommt (36) Artischockenextrakt fordert die Cholerese, ohne das Parenchym zu schadigen (Abb 3, [17]), der Gehalt an Gallensauren in der Gallenflussigkert steigt an Eine altere Untersuchung an Patienten und gesunden Probanden mittels der Duodenalsonde zeigte schon früher, daß Artischockenextrakt fast ausschließlich die Cholerese fordert und nicht so sehr die Cholekinese (36) Die choleretische Wirkung des Artischocken-Extraktes setzt sofort „mild" ein, hat ihren Höhepunkt nach etwa einer halben Stunde und klingt nach einer Stunde ab (36) Behoben wurden Verdauungsstörungen wie Völlegefühl, Blähungen, leichte krampfartige Magen-Darm-Storungen, die in erster Linie auf einer mangelhaften Gallensekretion beruhen Die Steigerung des Gallenflusses durch den Artischockenextrakt wirkt sich insbesondere fordernd auf die Fettverdauung aus Als positive Begleitreaktion ist eine Anregung der Darmpenstaltik zu beobachten (34), was aufgrund der Gallensaureausscheidung (22) auch plausibel ist „Leberschutz-Wirkung" Artischockenextrakte haben eine Art Leberschutzwirkung Experimentell wurde dies bei einer Belastung mit chlorier- H. Schilcher, B. M. Heil, Artischockenextrakt ten Kohlenwasserstoffen (2) und Alkohol (31, 37) gezeigt. Auch die Fähigkeit, die Regeneration der Leber zu verbessern, ist belegt (20). Vergleichende Untersuchungen zur hepatoprotektiven Wirkung von Inhaltsstoffen der Artischocke zeigten, daß dem Cynarin der Hauptanteil an dieser Wirkung zukommt (2). Die Inhaltsstoffe des Artischokkenextraktes wirken im einzelnen auf die Leber durchblutungsfördernd (21), mobilisieren die Energiereserven (20), steigern die Zahl der doppelkernigen Hepatozyten (20) Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. sowie den RNS-Gehalt der Leberzellen (21) und stimulieren die Zellteilung (20). Aufgrund dieser experimentellen Ergebnisse darf man durchaus annehmen, daß ein ausreichend dosierter Artischockenextrakt in der Lage ist, eine Beeinträchtigung der Leber durch Umweltnoxen, durch Intoxikationen mit Alkohol oder Chemotherapie zu mindern. Senkung überhöhter Blutcholesterinspiegel Tab. I: Pharmakologlsche und experimentelle Studien. Autoren nachgewiesene Wirkungen Strupplsr und Rössler (36) choleresefördernd Duodenalsonde Mensch Extrakt + Cynarin Kupkeetal (17) cholereseförderrtd modifizierte Duodenalsonde / Extrakt vs. Plazebo Hämmert und Pichler (13) choleresefördernd klinische Beobachtung und Duodenalsonde Ciiria und Bonora (7) angewendetes Modelt choleresefördernd Duodenalsonde Mensch Preziosi et ai. (29)choleresefördernd Fistelmodell an der Ratte Schreiber et al. (34) crtoleresefördemd fäkale GallensäurenVerbesserung der exkretion. Probanden Darmpassage u. Fettleberpatienten Adzetet al. (2) zytoprospektive Wirkung des Cynarins Maros et al. (20,21) Leberregeneration Teilresektion Ratten Samoc/?ow;ec etal. (31) lipidsenkend experimentell alkoholisierte Ratten Fröhlich und Zigler (11) li pidsenkend Blutspiegel der Ratte unter Cynarin Hämmertet al. (14) lipidsenkend Serumspiegel Mensch Montinietal (24) lipidsenkend Vergiftung von isol. Ratten-Hepatozyten mit Tetrachlorkohlenstoff kontrollierte Prüfung am Menschen Woicicki (37) verminderter An- experimentell stieg der Triglyze- alkoholisierte Ratten ride in der Leber und im Serum Adam und K)uthe(-\) Senkung des offene AnwendungsSerumeholesterins studie am Menschen Beggi und Dettort(3) Diureseförderung 784 klinische Anwendungsstudie bei gestörtem Pfortaderkreislauf Bei kritischer Betrachtung sind pathologische CholesterinSpiegel nicht als die Ursache, sondern als die Folge von Störungen des Stoffwechsels zu sehen (15). Es liegt nahe, daß eine insuffiziente Gallenproduktion und ein gestörter enterohepatischer Kreislauf auch den Cholesterinstoffwechsel ungünstig beeinflussen können. Neben tierexperimentellen Studien (siehe Tab. I) liegen dazu auch eine Reihe von klinischen Studien vor (1,12,14, 24). Die Serumcholesterinwerte wurden signifikant abgesenkt (1,12,14, 24), ebenso der Gehalt an ß-Lipoproteinen (24). Es stellte sich ein günstigerer ß/a-Lipoproteinquotient ein (24). Nicht einheitlich waren die Befunde zu den Triglyzeriden: Zum Beispiel wird die von Hämmertet al. (14) beschriebene Ansenkung des Trigylzeridspiegels von Adam und Kluthe (1) nicht bestätigt. Ein Wirkmechanismus mag in dem unter der Therapie mit einem artischokkenextrakthaltigen Präparat von Kupkeetal (17) gefundenen erhöhten Cholesteringehalt in der abführenden Galleflüssigkeit liegen. Durch Artischockenextrakte können sogar bestehende Ablagerungen wieder aufgelöst werden (26). In erster Linie sind natürlich allgemeine Maßnahmen, welche die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten betreffen, sehr nützlich (9), aber diese sind wohl in vielen Fällen in der Praxis nicht umzusetzen. Artischockenextrakte sind deshalb wertvolle, nebenwirkungsfreie Therapeutika, die auch prophylaktisch einzusetzen sind bei präarteriosklerotischen oder arteriosklerotischen Krankheitsbildem, die mit Hyperlipidämie verschiedenen Typs einhergehen (24). Eine Arteriosklerose entwickelt sich über einen längeren Zeitraum, entsprechend langfristig ist auch die Prophylaxe oder Therapie anzulegen (Abb. 4; [20]). Hierzu eignen sich wirksame Phytopharmaka vom Typ des Artischokkenextraktes insbesondere wegen der Nebenwirkungsfreiheit. Das Ziel einer Therapie mit Artischockenextrakt ist selbstverständlich nicht die Absenkung des Blutcholesterinspiegels in einen subphysiologischen Bereich, sondern sie dient nur der Unterstützung des enterohepatischen Cholesterinstoffwechsels zum Erreichen altersgemäßer Normalwerte. Seinen stärksten Effekt entfaltet der Artischokkenextrakt bei der Hypercholesterinämie, also der Form der Hyperlipidämie, die in besonders engen Zusammenhang mit der Arteriosklerose gebracht wird (14). Unter der Therapie mit Cynarin ließen sich in einer klinischen Studie beispielsweise bei Patienten mit essentieller Hyperchole- Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg H Schilcher, B M Heil, Artischockenextrakt o o 40 . 30 . U 20 14 Tag Abb 3 Steigerung der Chole rese mit einem artischocken haltigen Präparat (17) Zeit Kontrolle Verum stennamie des Typus II a und b die Serumcholestennwerte von durchschnittlich 462 auf 273 mg%, also um 59% absenken (14) kationen angesprochen und dort dem Cynann sowie dem Glykol und der Glyzerinsaure zugeschrieben (3 16) Physiologisch gesehen ist die Wirkung interessant Zum einen setzt sie renal an und fordert die Harnstoff- und Wasserausscheidung durch die Niere, zum anderen wird die Harnstoffbildung in der Leber gesteigert Wegen dieser Syntheseforderung findet man zu Beginn der Behandlung einen charakteristischen Anstieg des Harnstoffgehaltes im Serum Die Werte sinken dann aber ganz schnell stark unter das Ausgangsniveau ab (3) Wassertreibende Wirkung Nicht unerwähnt bleiben soll die harntreibende Wirkung der Artischocke Sie wird zwar nur in einigen alteren Publi- TherapK Therqpte pause 350. 300. 1 250. 200. Abb 4 Wirkung des Artischokkenextraktstoffes Cynann in der Langzeittherapie der Hy perlipidamie (60 Patienten, aus [14]) Die Therapie erstreckte sich über 12 bis 19 Monate mit 3 x 20 mg Cynann/Tag Wahrend des therapiefreien Intervalles vom 3 bis 4 Monat steigen die Werte wieder an m 150. 100 Vorpenode (l/Tage) 1 11 1/2 1 1/2 7 1 10 12 19 Monate nach Therapiebeginn Cholesterm Tnglycende 785 H Schlichen B M Heil, Artischockenextrakt Literatur 1 Adam, G, R Kluthe Cholestennsenkender Effekt von Cynann Therapiewoche 29 (1979) 5637-5640 2 Adzet, T, J Camarasa, J C Laguna Hepatoprotective activity of polyphenohc compounds from Cynara scolymus against CCI4 toxicity in isolated rat hepatocytes J Nat Prod 50(1987)612-617 3 Beggi,D,L Detton Ricerche sperimentah sull azione diureticadella Cynara scolymus II PolichnicoSez Prat 41 (1934) 489-490 4 Brand, N Cynara scolymus L — Die Artischocke Z Phytotherapie 11 (1990) 169-175 5 Brand, N, H Weschta Die analytische Bewertung der Artischocke und ihrer Präparate Z Phytotherapie 12 (1991) 15-21 6 Bundesanzeiger Nr 122, 6 7 1988 7 Oma, G, R Bonora Efetti terapeutici dell acido 1-4-dicaffeil-chinico (Cinanna) per via orale, rettale, endovenosa ed endoduodenale Minerva Medica 50 (1959) 2288-2291 8 Conert, H J, U Haman, W Schultze Motel, G Wagemtz (Hrsg ) Hegi, G, Illustrierte Flora von Mitteleuropa 9 Daniel, H, H Hecht Ernährung und Artenosklerose Ursachen und Behandlung der Hyperlipidamie als entscheidender Risikofaktor für die Artenosklerose Deutsche Apothekerzeitung 130 (1990) 1307-1318 10 Fröhlich, E, A Mayr Cynarin, die Erforschung eines Pflanzenwirkstoffes Osterreichische Apotheker-Zeitung 27 (1973) 813-816 11 Fröhlich, E, W Zigler Über die hpidsenkende Wirkung von Cynann Weitere pharmakologische Untersuchungen Subsidia Medica 25 (1973) 5-10 12 Hammerl, H, O Pichler Untersuchungen über den Einfluß eines Artischockenextraktes auf die Serumhpide im Hinblick auf die Artenoskleroseprophylaxe Wiener Medizinische Wochenschrift 109 (1959) 853 13 Hammerl, H,0 Pichler Über eine Möglichkeit der kausalen Behandlung von Erkrankungen der Gallenwege mit einem Artischockenpraparat Wiener Medizinische Wochenschrift 107 (1957) 545-546 14 Hammerl, H, K Kindler, C Kranzl, G Nebosis, O Pichler, M Studlar Über den Einfluß von Cynann auf Hyperlipidamien unter besonderer Berücksichtigung des Typs II (Hypercholestennamie) Wiener Med Wochenschrift 41 (1973) 601605 15 Holtmeier, H J Cholestenn — Zur Physiologie und Pathophysiologie des Cholestennstoffwechsels Erfahrungsheilkunde 39 (1990) 140-152 16 Kienel, G Medizinische Grundlagen für die therapeutische Anwendung der Artischocke Med Monatsschrift 13 (1959) 349-351 17 Kupke, D, H von Sanden, H Tnnczek-Gartner, J Lewin, G Blumel, H-J Reimann Prüfung der choleretischen Aktivität eines pflanzlichen Cholagogums Z Allg Med 67 (1991) 1046-1058 18 üetti,A Fitoterapia 48 (1977) 153 (zit nach [4]) 19 Marmo, E, E Micke II Farmaco 17 (1962) 28 (zitiert nach [111) Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg 20 Maros, T, G Racz, B Katonai, V V Kovacs Wirkung der Cynara Scolymus-Extrakte auf die Regeneration der Rattenleber 1 Mitteilung Arzneimittelforschung 16 (1966) 127-129 21 Maros, T, L Seres-Sturm, G Racz, C Rettegi, V V Kovacs, M Hmts Wirkungen der Cynara Scolymus-Extrakte auf die Regeneration der Rattenleber 2 Mitteilung Arzneimittelforschung 18 (1968) 884-886 22 Meyer, A E,J P McEwen Bile Acids and their choline salts applied to the inner surface of the isolated colon and ileum of the guinea pig Amer J Physiol 135 (1948) 386-392 23 Michaud, J Bull Soc Pharm Bordeaux 106 (1967) 181 (zit nach [4]) 24 Montim, M, P Levoni, A Ongaro.G Pagani Kontrollierte Anwendung von Cynann in der Behandlung hyperlipamischer Syndrome Avzne\mitteiforschung 25 (1975) 1311-1313 25 Nichiforesco, E Ann Pharm Fr 24 (1966) 451 (zitiert nach [4]) 26 Obrecht, R Das cholerestolytische Vermögen des menschlichen Blutserums und seine Beeinflussung durch das aktive Prinzip der Artischocke (Cynara scolymus) mit besonderer Berücksichtigung der Verhaltnisse bei der Artenosklerose Diss Bern 1942 (zit nach [16]) 27 Pamzzi, L, M L Scarpati Constitution of Cynanne, the Active Principle of the Artichoke Nature 174 (1954) 1062 28 Panizzi,L,M L Scarpati Gazz Chim Ital 95(1965)71 (zit nach [4]) 29 Preziosi, P, B Loscalzo, E Marmo Companson of Choleretic Effects of Cyn and Na-Dehydrocholate Expenentia 15 (1959) 135-138 30 Rosa, G E Gaz des Hop 21 (1934) 107 (zitiert in [16]) 31 Samochowiec, L, J Wojcicki, M Kadykow The influence of 1,5-dicaffeoylquinic acid on serum lipids in the expenmentally alcohohsed rat Panminerva Medica 13 (1971) 87-88 32 Schlicher, H Chromatographische Prüfungen von Drogen, Drogenzubereitungen und Drogenwirkstoffen in der Pharmazie Balneologie und Kosmetik 4 Mitteilung Cynannbestimmung in Artischockenblattern und Artischockenzubereitungen Sei Pharm 39(1971)151-158 33 Schneider G Pharmazeutische Biologie Wissenschaftsverlag, Mannheim, Wien, Zürich, 3 Auflage 1990 34 Schreiber, J, E Erb, J Wildgrube, E Bohle Die fakale Ausscheidung von Gallensauren und üpiden des Menschen bei normaler und medikamentös gesteigerter Cholerese Z Gastroenterologie 8 (1970) 230-239 35 Sprecher, E DAZ-Fortbildung Pharmazeutische Biologie Deutsche Apotheker Zeitung 130 (1990) 1249 36 Struppler, A, H Rossler Über die choleretische Wirkung des Artischockenextraktes Med Monatsschrift 11 (1957)221223 37 Wo/cicki, J Effect of 1,5-dicaffeylquinic acid (Cynanne) on cholesterol levels in serum and hver of acute ethanoltreated rats Drug and Alcohol Dependence 3 (1978) 143145 Anschrift für die Verfasser Univ-Prof Dr H Schilcher Institut für Pharmazeutische Biologie der FU Berlin Konigin-Luise-Straße 2 und 4, D-1000 Berlin 33 Neukönigsförder Mineraltabletten in Apotheken 786 K. ch. Schimmel Naturheilverf ahren als ordnende Therapieprinzipien Zusammenfassung Die Pathophysiologie des vorigen Jahrhunderts lehrte uns, durch welche Defekte an somatischen Funktionen chronische Krankheiten entstehen können. Mangelkrankheiten, Drüsenfunktionsstörungen, Infektionen und andere Risikofaktoren wurden aufgezeigt. Eigentliche Ursachen für die Entstehung von Organdefekten wurden daher nicht hinterfragt. Als Erstursachen bezeichnet Hans Schäfer erbbedingte Faktoren und Faktoren der natürlichen Umwelt. Daher gibt es aber auch Regenerationsfaktoren und Protektionsfaktoren — also Gesundheitsfaktoren —, die es durch „Mäßigkeit und Tätigkeit" zu unterstützen gilt. Ordnung, Training und Adaptation fördern im therapeutischen Sinne diese Heilfaktoren und sollten so Basis jeder modernen Therapie sein, soweit hier noch regulative Möglichkeiten einer Beeinflussung von Reizgebung und Reizbeantwortung gegeben sind. Schlüsselwörter: Ordnungstherapie, Naturheilverfahren, Prophylaxe, Adaptation peuvent donner naissance aux maladies chroniques. Les maladies carentielles, les dysfonctionnements glandulaires, infections et les autres facteurs de risque ont ete presentes. C'est pourquoi les causes veritables de l'apparition de defauts organiques n'ont pas ete recherchees. Hans Schäfer donne comme causes premieres des facteurs hereditaires et des facteurs de l'environnement naturel. C'est pourquoi il y a aussi les facteurs de regeneration et les facteurs de protection — donc des facteurs de sante — qu'il s'agit de soutenir par la »temperance et l'activite«. L'ordre, PentraTnement et l'adaptation encouragent au sens therapeutique ces facteurs curatifs et devraient donc etre la base de toute therapeutique moderne dans la mesure oü il existe encore des possibilites de regulation d'une influence sur la Stimulation et la reponse ä la Stimulation. Motscles: ordotherapie, naturisme, prophylaxie, adaptation Summary The pathophysiology of the last Century taught us the defects of somatic functions from which chronic diseases may result. Deficiencies, functional disorders of glands, infections and other risk factors were shown. Therefore, the real reasons for the development of organic defects have not been investigated. Hans Schäfer defines inheritable factors and factors of the natural environment as initial causes. But, therefore, there are also factors of regeneration and protection — i. e. health factors — which deserve to be supported by "temperance and activity". Order, training and adaptation promote these healing factors in the therapeutical sense and should be the basis of every modern therapy as far as regulatory possibilities of influencing Stimulation and response to stimulations are still existing. Key words: Order therapy, naturopathic medicine, prophylaxis, adaptation Hans Schafer, der Physiologe, Medizingeschichtier und Philosoph — eine glückliche Mischung für derartige Fragestellungen —, äußerte 1982 bei einem Vortrag in Bad Wonshofen „Wir wollen nicht in den Fehler vieler eifernder Zeitkritiker verfallen und die naturwissenschaftliche Medizin in Grund und Boden verdammen Sie ist weder eine Pestilenz, noch ist sie nutelos, wie Wich, ein mephistophelischer Dogmatiker, behauptet Sie rettet ungezählte Menschenleben, die durch Schicksal oder durch ihr falsches Leben ohne sie einen vorzeitigen Tod erleiden wurden Aber sie ordnet unser Leben nicht, hütet uns nicht davor, krank zu werden Und das kam so Die Pathophysiologie des vorigen Jahrhunderts lehrte uns, durch welche Defekte an somatischen Funktionen viele chronische Krankheiten entstehen Man fand die Ursache der sogenannten Mangellkrankheiten in der Defizienz der Nahrung an Vitaminen und Spurenstoffen, im Versagen der mkretonschen Drusen bei der Produktion ihrer Hormone Man entdeckte die Erreger der Infektionen Man entdeckte endlich in der Theorie der Risikofaktoren die pathogenetischen Endprozesse einiger, und Resume La pathophysiologie du siede dernier nous a appris quels defauts des fonctions somatiques * Aus einem Vortrag beim 1 Arztekongreß der Deutsch-Ungarischen Arztegesellschaft für Naturheilverfahren in Budapest am 23 Mai 1992 789 K Ch Schimmel, Naturheilverfahren zwar der wichtigsten chronischen Krankheiten, z B der Artenosklerose, der Bronchitis, der Leberzirrhose, um die wichtigsten aufzuzahlen Dennoch steckte in dieser so großartigen pathophysiologischen Theorie derselbe Fehler wie in der klassischen Theorie der Risikofaktoren Selbst der Schritt von der monokausalen Entstehung der Mangel- und Hormonkrankheiten zu der multifaktonellen Genese der chronischen Krankheiten durch mehrere Risikofaktoren behob diesen kardinalen Fehler nicht Diese Ursachen-Lehre der klassischen Medizin hat niemals die Entstehung der Organ-Defekte hinterfragt Ätiologie — Pathogenese Der Diabetes war eine Folge des Defektes im Inselapparat, die Artenosklerose hatte unter anderem mit einem erhöhten Cholestennspiegel, mit erhöhtem Blutdruck und mit Rauchen zu tun Weshalb der Inselapparat defekt, das Cholesterm erhöht ist, blieb unerortert Man hatte gleichsam die wesentlichen Endschritte der Pathogenese, nicht aber die Erstursache, die Ätiologie, der Krankheiten entdeckt Diesen Defekt der Theorie hat als einer der ersten Jores bemerkt Dieser Defekt steckt, wie wir heute zugeben müssen, sogar in der Erregertheorie der Infekte Denn es ist nicht gleichgültig, welches Umweltereignis die Erreger liefert, und es ist nicht ausgemacht, daß die also belieferte Person an den Erregern erkrankt Die faszinierende Geschlossenheit der pathophysiologischen Krankheitslehre hat noch andere fundamentale Fragen verdrangt Wenn wir z B über die Ursachen der Krankheiten nachdenken, insbesondere etwa im Geiste des Pfarrers Kneipp, muß uns bald die Frage beunruhigen, wodurch denn letzlich Krankheiten überhaupt verursacht sein konnten Wir fanden beim Bedenken dieser Fragen zwei und nur zwei Gruppen solcher Erstursachen — Atiologien — der Krankheiten erbbedingte Faktoren und Faktoren der Umwelt Wir mögen für unsere Betrachtung die Erbfaktoren, so wichtig sie sind, beiseite lassen Die Umwelt aber ist in ihrer physikochemisch bedingten Natur nur selten Lieferant von Gesundheitsrisiken, wenn wir die von Menschen unveränderte Natur ins Auge fassen Strahlen, Temperaturen, Erdbeben, Überschwemmungen sind seltene Todesursachen Die Infekte durch aus der Umwelt stammende Erreger sind als Todesursachen fast ausgerottet, abgesehen davon, daß Virchow bekanntlich die Armut als wesentliche Mitursachen gerade der Seuchen ansah Die Mehrzahl unserer todlichen Krankheiten — und eine überwiegende Zahl aller nicht todlichen Erkrankungen — sind durch die soziale Umwelt des Menschen bedingt, wenn wir den Begriff sozial in seinem vollen und ursprünglichen Sinn verstehen als all dessen, was von irgendeinem oder mehreren Menschen (socn), auch auf noch so großen Umwegen, bewirkt wird 790 Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg Es sind die Technik mit ihrer denaturierten Umwelt, die Umwelt als Pragerm unserer Sitten und Gebrauche, die emotionsauslosende Sozietat und die Erziehung, die „pathogenen", also die Krankheit verursachenden Faktoren der Umwelt Diese zwei Grundgedanken die Theorie der Entstehung aller Risiken aus einer kausal strukturierten Stufenleiter soziopsychosomatischer Wirkungsflusse und die Einsicht in die soziale Umwelt als der Erstanhefenn dieser Risiken, beides zusammengefaßt in meinem Prinzip von der Hierarchie der Risikofaktoren, blieben der klassischen Medizin verschlossen Sie hatte ihren Blick auf die Pathophysiologie der organischen Wirkungsflusse gerichtet und damit so viel getan, daß ihr — mit Goethes Worten — zu tun fast nichts mehr übrigblieb So jedenfalls schien es zu sein " (Schafer) Erst die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat uns, nach einem großen Enthusiasmus, zu Überlegungen gebracht, daß eine noch so perfekte Diagnostik und Therapie nicht in der Lage sind, Störungen, die auf Fehlentwicklungen eines Organismus beruhen, zu bereinigen Dazu kam, daß nach unserer heutigen Erkenntnis, auch manches Machbare nicht mehr bezahlbar ist So ruckten die Atiologien der Erkrankungen wieder mehr in das Blickfeld auch unserer modernen Medizin Dabei erkannte man, daß es außer den Risikofaktoren unseres Lebens auch Reparationsfaktoren gibt und daß man somit auch in vielen Fallen begangene Sunden wenigstens teilweise wieder kompensieren kann durch „Mäßigkeit und Tätigkeit" Daß es neben diesen Reparationsfaktoren auch Protektionsfaktoren gibt, die Schafer Gesundheitsfaktoren nennt, tröstet den modernen Menschen zusätzlich, sollte aber nicht davon ablenken eben diese „Mäßigkeit und Tätigkeit" immer im Auge zu haben Untersucht man nun die von Hans Schafer in die Diskussion gebrachten Begriffe, muß man nicht suchen, um sie in vollem Umfange in den Naturheilverfahren wiederzufinden 4 Steuerungsmöglichkeiten, mit denen man Gesundheitsstörungen behandeln kann MaxHalhuber, GüntherHildebrandtund Jungmannsehen für den Arzt 4 Steuerungsmoghchkeiten, bestehende Gesundheitsstörungen zu behandeln 1 die Exclusio — etwa die chirurgische Entfernung von Storherden, 2 die Substitutio — etwa den Prothesenersatz, auch den Ersatz fehlender Wirkstoffe, wie Hormone, Enzyme u a, 3 die Directio — d h eine symptomatische Therapie, wie sie uns in Form der Schmerzmittel, Schlafmittel, Weckmittel o a zur Verfugung stehen und Patienten-Information zur Neuraltherapie von Dr. med. Horst Imm 12 Seiten, Format DIN A 5,2farbig, Schutzgebühr DM320 Exemplare pro Stück DM 2,50 50 Exemplare pro Stück DM 2,10 100 Exemplare pro Stück DM 1,70 Aus dem Inhalt: • Was ist Neuraltherapie? • Wie kam die Neuraltherapie zustande? • Wie unterteilt sich die Neuraltherapie? • Wie wird die Neuraltherapie angewandt? • Worauf ist nach einer neuraltherapeutischen Behandlung unbedingt zu achten? • Wo kann die Neuraltherapie helfen oder heilen? • Gibt es Voraussetzungen für eine erfolgreiche Neuraltherapie? • Womit kann die Neuraltherapie kombiniert werden? Patienten-Information zur Ozontherapie von Dr. med. Horst Imm Giftstoffen den Weg weisen. PHÖNIX ANTIM Förderung der Ausscheidung von Giftstoffen Stärkung der natürlichen Abwehr-Reaktion. Anwendungsgebiete Infektionen Sepsis Ekzeme Milchschorf Psonasis Gegenanzeigen Keine Zusammensetzung 100 ml enthalten 10 ml wäßriges Destillat aus 437 5 mg BolusalbamittelsAcidum sulfuricum D2 6 ml Antimonium crudum D 8 7 ml Arnicaeflonbus D2 5 ml ArsemcumalbumD4 3 ml AspidiumfilixmasexherbisD4 4 ml Aurumchloratum D 5 6 ml wäßrige Lösung von 10 2 mg Camphora 2 ml athanolhaltiges Destillat aus 50 mg Corallium rubrum und 25 mg Kalium nitncum 11 ml Cuprum sultuncum D 4 4 m l " Digitalis D4 7mlHelleborusvindisexherbisD4 6ml*Mercuriussublimat corrosiv D6 3mlHypencumexherbiS0 = D1 3ml*Juniperuscommunis0=D1 6 ml Kalium nitncum D 3 2mlOrtho Siphon efolns0 = D1 2 ml Urticaex herbis D2 3 ml SolidagoVirgaaurea ex herbis 0 = D1 3 ml Spiraea Ulmana ex herbis 0 = D1 2 m l " * Spongia 0 = D1 3 ml athanolhaltiges Destillat aus 16 65 mg Tartarus crudus 2 ml Zincum metallicum D8 ' = cum Äthanol 30% (ml/ml) parat " = cum Äthanol 45% (ml/ml) parat " * — cum Athanol25% (ml/ml) parat Nebenwirkungen/Wechselwirkungen mit anderen Mitteln Bisher nicht bekanntgeworden Hinweise Satzbildung beeinträchtigt die Wirkung des Präparates nicht Keine Metall-Loffel oder-Gefäße zur Einnahme verwenden Wirkungsweise Förderung der Ausscheidung von im Körper befindlichen Giftstoffen über Haut Drusen Leber und Nieren Steigerung der körpereigenen Abwehr bei akut und chronisch entzündlichen Erkrankungen Lösung der Mesenchymblockade Dosierung 4mal täglich 20 Tropfen Packungsgroßen/Preise50 ml DM 13,85 100 ml DM 22 55 - Enthalt 26 0 Vol % Alkohol Stand 12/86 8 Seiten, Format DIN A5, 2farbig, Schutzgebühr DM3,20 Exemplare pro Stück DM 2,50 50 Exemplare pro Stück DM 2,10 100 Exemplare pro Stück DM 1,70 Aus dem Inhalt: • Was ist Ozon? • Welche Eigenschaften hat Ozon? • Wie entsteht Ozon? • Wo kommt Ozon vor? • Wie wird Ozon hergestellt? • Wie wird Ozon angewandt"? • Was bewirkt Ozon in unserem Körper? • Bei welchen Krankheiten hilft die Ozontherapie? • Womit kann die Ozontherapie kombiniert werden? • Gibt es Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ozontherapie? • Ist die Ozontherapie risikofrei? Zu beziehen durch: Die Therapie nach Paracelsus mit Arzneimitteln von heute. PHÖNIX L/ABORATORIUM GMBH 7031 Bondorf 792 MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBH Postfach 1151/1152, 3110 Uelzen 1 Telefon (05 81) 8 08-151 Telefax (05 81) 80 8158 Arztezeitschrrft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg 4 die Stimulatio — in denen man die Möglichkeiten der Naturheilverfahren im Sinne einer Reiz- und Regulationstherapie sah Auf die letztere wirken Ordnung, Training und Adaptation, ordnende und übende Heilverfahren also, wie wir sie in den Grundlagen der Naturheilverfahren taglich erleben und wie wir sie von alters her übernehmen Wir reden daher von regulativen Heilverfahren Ursprünglich kamen sie aus den grundlegenden Erfahrungen einer Diaita der klassischen antiken Medizin, wie sie die Griechen, Romer und auch Araber praktizierten Ihre therapeutischen Zielsetzungen waren die Wiederherstellung gestörter Ordnung, die Beeinflussung von Plus- und Minusdekompensation, das Training von Körperfunktionen und die Reizgebung und Reizbeantwortung, damit „Stimulatio" des Organismus mit dem Ziel einer Wiederherstellung der Ordnung Besinnt man sich auf die Gruppen einer Atiologie der Krankheiten, „erbbedingte Faktoren und Faktoren der Umwelt", dann sind erstere zu beachten und — wo möglich — zu kompensieren Ein echtes Ansetzen im Sinne therapeutischer Regulation ist aber nur durch „Mäßigkeit und Tätigkeit", also aus einer bewußten Lebensführung — einer Ordnungstherapie — zu erwarten Sie bedeutet Regelung der Grundfunktionen, die durch eine strikte Beachtung der Ordnungsgesetze gewährleistet wird Die Ordnungstherapie nach Bircher-Benner Die Ordnungsgesetze faßte Bircher-Bennenn seinen spaten Lebensjahren (gest 1939) in 9 Postulaten zusammen, die den Prinzipien Ordnung, Training, Adaptation Rechnung tragen Es sind 1 das Organisationsgesetz der Nahrung, im Sinne vegetabiler Frischnahrung als Grundlage einer vitalstoffreichen Ernährung, 2 das Gleichgewichtsgesetz der Nahrung im Sinne harmonischen Gleichgewichts aller essentieller Nährstoffe, 3 das Okonomiegesetz, das einer Deckung des Nahrungsbedarfs, nicht aber einer Uberfutterung das Wort redet, 4 das Mundgesetz, das den Einsatz der Kauwerkzeuge, Drusen und Sinne des einzelnen für eine sinnvolle Zufuhrung der Nahrungsmittel und ihre Verdauung fordert, 5 das Ordnungsgesetz des Hautorgans, das Regulationen im Sinne des Adaptierens fordert, 6 das Ordnungsgesetz der Lungen, die ihrer Bestimmung in guter Luft zugeführt werden sollen, 7 das Ordnungsgesetz der Beziehung zur Schwerkraft, das einer sinnvollen Bewegungstherapie gilt und das Training aller Funktionskreise fordert, K Ch Schimmel, Naturheilverfahren 8 das Ordnungssystem des Lebensrhythmus und 9 das Ordnungsgesetz des Seelenlebens, das die Gesunderhaltung der Seele als Voraussetzung zur Gesundhert allgemein postuliert Es sind die Grundfunktionen, an die sich diese Gesetze wenden Grundfunktionen nannte Siebeck Funktionskreise, Hess Assoziationen Sie spielen sich an den Aufnahme- und Abgabeorganen des Korpers ab, äußern sich in Grundbefindlichkeiten und sorgen für ein harmonisches Miteinander der Funktionskreise Sie sind einer rationalen Steuerung, dem willkürlichen Eingriff weitgehend zugänglich und somit beeinflußbar und trainierbar Sie enden in einer bestimmten Leistung, und sie gehen mit spezifischen Gefuhltonungen des Wohlbefindens einher, wie etwa dem Gefühl der Sättigung oder Entleerung, des Wachseins oder der Müdigkeit Sind sie gestört, werden sie von Mißempfindungen begleitet Ordnung der Grundfunktionen ist daher die Basis einer jeden sinnvollen konservativen Behandlung Die tagliche Praxis konfrontiert den Arzt in hohem Maße mit derartigen Störungen Dabei betrifft dieses „Ordnen der Grundfunktionen" immer den Menschen in seiner Gesamtheit Sigrid Das beklagt in diesem Zusammenhang eine Entwicklung in der Medizin, die sie „Reduktionismus" nennt Sie sieht sie fortschreiten seit den Zeiten des Hippokiates — also von einer Gesamtschau, die der Priesterarzt noch hatte, hm zum Zellularpathologen, wie ihn Rudolf Virchow für uns verkörpert Von der Ganzheit weg entwickelte sich die Schau des Arztes hin zur Molekularbiologie und Genforschung Nun soll das sicher nicht heißen, man begrüße diese Entwicklung nicht, Dinge und Zusammenhange genauer zu erschauen und damit zu durchschauen, und sähe die enormen Entwicklungen nicht, die diese fortschreitende Medizin für den Patienten wie für den Arzt mit sich brachte Man bedauert nur, daß man nicht das eine tut, ohne das andere zu lassen In vielen Fallen ist es eben nicht die Strukturveränderung im mikrobiologischen Bereich, die Ursache einer Erkrankung ist, oft ist es der ganze Mensch, der erkannt — diagnostiziert — angesprochen — behandelt — geordnet werden soll Das dann — oft genug — auch noch in bezug auf seine Umwelt, das Umfeld also, das sein Gedeihen gewährleistet „Gesundheit braucht mehr als Medizin" scheint hier das Schlagwort zu sein, das sich als Überschrift im Deutschen Arzteblatt fand Betrachten wir die Möglichkeiten, die Naturheilverfahren im Sinne der Ordnungstherapie bieten, dann sind es zwei Die antiatiologische Therapie, die in der Beseitigung von Störgrößen liegt und die im wesentlichen durch eine eingehende Anamnese erfaßt wird, die auch Umwelt, Inweit und Mitwelt berücksichtigen muß (Das) Die Anamnese deckt wie keine andere diagnostische Methode in der Medizin Zusammenhange auf Sie gibt sinnvolle Hinweise für notwendige Verhaltensanderungen, die 793 K Ch Schimmel, Naturheilverfahren oftmals Voraussetzungen zur Beeinflussung eines Krankheitsgeschehens bis hin zur Heilung sein können Diese Änderungen können ökologischer, psychologischer, auch toxikologischer Natur oder ganzheithch sein Der zweite große Bereich sind die regulativen Therapien, die Naturheilverfahren im Sinne der o g Stimulatio Sie gehören in ihren Grundlagen sicherlich zum therapeutischen Rüstzeug der Medizin seit ihrem Anbeginn, denn Ordnungstherapie, Bewegungs- und Wassertherapie, Ernährung- und Pflanzenheilkunde waren und sind Heilverfahren, die zu allen Zeiten in der medizinischen Entwicklung ihre Bedeutung hatten und die sich in ihren Auswirkungen an die von Siebeck beschriebenen Voraussetzungen rational steuerungsfahig, — willkürlich beeinflußbar und damit ordnend und trainierbar, — in eine Leistung einmundend und — mit Befindlichkeiten gekoppelt — halten Diese Heilverfahren waren und sind immer, wenn auch in wechselnder Bedeutung, Basis jeder konservativen Therapie gewesen, besonders immer dann, wenn sich Medizin auf ihre Grundlagen besann, d h , in ihren Möglichkeiten beschrankt wurde und sich damit besinnen mußte Das wurde gerade in letzter Zeit wieder einmal besonders in den jetzt neuen Bundeslandern deutlich, die die Tradition dieser klassischen Heilverfahren in einem eigenen Fachgebiet der Physiotherapie weiterführten und pflegten Im Gegensatz zur alten Bundesrepublik, die Naturheilverfahren seit 1956 als Zusatzbezeichnung in die ärztliche Weiterbildung einführte war der Arzt für Physiotherapie in der alten DDR Gebietsarzt In der Arztordnung zur Weiterbildung der Arzte- und Zahnarzte-Facharztordnung der DDR von 1978 war unter den Fachrichtungen bereits der Facharzt für Physiotherapie angeführt Das entsprach einer alten Tradition Denn bereits 1920 konnte unter Hinweis auf ein bestehendes Vorbild und nach Überwindung damals zahlreicher Schwierigkeiten von selten der Fakultät in Berlin eine ordentliche Professur für Naturheilverfahren eingerichtet werden, die von Schonenberger (18651933) besetzt wurde Schonenberger arbeitete klinisch zunächst in einer Klinik und Poliklinik der Universität, spater zusätzlich noch als Leiter des Pneßnitz-Krankenhauses in Marlow, dessen spatere Leitung vom ersten Vorsitzenden des Zentralverbandes der Arzte für Naturheilverfahren (1951 bis 1954) Alfred Brauchte von 1929 bis 1934 übernommen wurde Die zweite Universitätsklinik für Naturheilverfahren entstand dann 1924 in Jena Ihr erster Ordinarius und Direktor wurde ein Schuler von Ernst Schwennmger — E Klein, der spater von K Kotschau abgelost wurde Es folgte dann die Klinik Naturheilverfahren in Dresden mit 250 Betten, deren Leitung Alfred Brauchte als Direktor übernahm, der mit seinem Gegenspieler und Freund L R Grote gemeinsam Schulmedizin und Naturheilverfahren zu einer fruchtbaren Synthese brachte Hier knüpfte die Entwicklung auch nach dem Kriege nahtlos an, und besonders Herbert Krauß, der Nestor der Physiotherapie, verstand es, daß in einer Zeit enormer technischer Entwicklungen der Medizin auch diese Heilverfahren ihre Bedeutuing behielten Er kämpfte teilweise, wie 794 Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg Wilhelm, Podszus und Sigrid Das das im Bereich Westberlins taten, für die kunstgerechte Anwendung naturnaher Lebensreize, um viele Anlagen des Menschen zur Entwicklung zu bringen und bis ins hohe Alter funktionsfähig zu halten Dabei wiesen alle diese Autoren immer wieder darauf hin, daß auch in Tagen der Krankheit Physiotherapie, angepaßt an die möglichen Zirkadianen Schwankungen des einzelnen wie wesentliches (nämlich die Regulation im Sinne von Ordnung, Training und Adaptation), zu einem gunstigeren Heilverlauf und zur Verkürzung von Komplikationen beitragen kann, um Gesundung zu fordern und zu beschleunigen Aschoff, Hildebrandt, Wever, Pnebeund andere haben uns theoretische Grundlagen dieser Therapieprinzipien erarbeitet, — die arztliche Erfahrung hat die Notwendigkeit entsprechender Wirkmechanismen bestätigt Hildebrandt forderte mit anderen Autoren z B die Berücksichtigung und die Nutzung zirkadianer Rhythmen zu einer Optimierung medikamentöser Therapie, aber auch bei physikalisch-therapeutischen Maßnahmen Das Individuum Mensch hat mit seiner synchronisierten Penodik, mit der es sich an äußere Gegebenheiten standig anpaßt die Möglichkeit diese Fähigkeit zu trainieren Er ist jeweils dabei in eine Gesellschaft, in seine Zeit mit ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe, mit Starken und Schwachen hineingeboren So gilt es für jeden, auf alle Gegebenheiten zu reagieren und somit lebendig zu sein und zu bleiben Durch Prinzipien der Ordnung, durch das Training der Korperfunktionen und die standige Anpassung gelingt dies Die Tätigkeit des Arztes besteht dabei aber nicht nur darin Störendes auszuschalten, wie wir es mit dem operativen und chemotherapeutischen Bereich unserer Medizin heute perfekt können, Fehlendes zu ersetzen oder zu transplantieren, sondern es geht vielmehr im wesentlichen auch gerade in der konservativen Medizin um Schulungsmoghchkeiten für defekte Organfunktionen, die im Prinzip immer dann bestehen, die reparativen Kräfte der Natur zu aktivieren Dabei bleibt es in vielen Fallen offen, wie das im einzelnen funktioniert Dem Physiologen und auch dem Arzt für Naturheilverfahren oder dem Arzt für Physiotherapie ist es ein wohlbekannter Vorgang, durch Reizung zur Tätigkeit anzuregen, also durch Übung bzw Belastung Funktionskreise zu reaktivieren Die ärztliche Tätigkeit besteht in solchen Fallen dann darin, Regulationsvorgange anzuregen durch Einflüsse, welche nach dem genetischen Programm des Organismus als adäquate Reize für die Auslosung dieser Prozesse dienen Für den Muskel ist das die Muskelarbeit, für die Diurese die Senkung des osmotischen Druckes, um nur Beispiele zu nennen Grundlage aller dieser Bemühungen aber ist und bleibt neben dem Training und neben dem Bemuhen um Adaptation das Grundprinzip der Ordnung, die dann besteht, erkannte Fehler auszuschalten, was in der heutigen Zeit durch unsere Labordiagnostik und physikalische Beurteilung gerade funktioneller Storfaktoren leichter ist als früher, und durch Mäßigkeit und Tätigkeit zu ordnen Arztezeitschrrft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg In diesen Bereich einer Betrachtung gehört auch das Bemuhen moderner Naturheilverfahren, im Sinne einer Regulation dem Korper hierzu Hilfestellungen zu geben Mit Regulationstherapien, wie wir sie im wesentlichen in der Akupunktur, in der Neuraltherapie nach Huneke, der EAV, der Thermoregulation als Diagnostik und damit Therapie, der Mikrobiologischen Therapie, den verschiedenen Formen der Sauerstoff-Therapie kennen, haben wir Möglichkeiten in der Hand, regulativ gezielt, neben einer allgemeinen Umstimmung im Sinne Ferdinand Hoffs, auf Organfunktionen einzugehen So muß der Arzt die Wechselwirkungen von Leib, Geist und Gesellschaft bedenken und K Ch Schimmel, Naturheilverfahren eine Medizin fordern und betreiben, die dieser Dreiheit gerecht wird, und wir Arzte müssen nach Schafer im großen Spiel der Welt unsere eigene bescheidene Rolle so spielen, daß wir ein kleiner Stabilisator sind, ein Kompaß, der dem Patienten den Kurs weist Literatur beim Verfasser Anschrift des Verfassers Dr med K Ch Schimmel, Wiedemann-Parkklinik, D-7758 Meersburg Die Basistherapie: RN13 REGENERESEN nach Prof Dr Dyckerhoff B e i geriatrischen Beschwerden, allgemeinen Abnutzungserscheinungen und zur Steigerung der Immunabwehr Zusammensetzung 1 Ampulle zu 5 ml enthalt Ribonuclemsauren Na 6 3 m g (gewonnen aus Gefaßwand Großhirnrinde Herz Hypophyse Hypothalamus Leber Milz Nebennierenrinde Niere Ovar Placenta Thalamus Testes von Rindern und Ribonucleinsauren Na aus Hefe) Anwendungsgebiete G e n a t n s c h e Bechwerden altersbedingte endo krine Involution allgemeine Abnutzungserscheinungen zur Resistenz Steigerung (Steigerung d e r Immunabwehr) zur Erhaltung d e s "Kräfte Potentials Gegenanzeigen Manifeste Gicht Nebenwirkungen In sehr seltenen Fallen kann es zu Überempfindlich keitsreaktionen wie z B Hautjucken oder Hautrötung kommen Bei Auftreten solcher Reaktionen, sollte die Therapie abgebrochen werden Wechselwirkungen Tetracychne Cloramphemcol Ammoglycosid Antibiotika und andere Antibiotika deren Wirkungsmechanismus auf einer Hemmung d e r Protein Biosynthese beruht können die Wirkung von RN 13 REGENERESE1N abschwachen DosierungsanleiUing Langjährige Erfahrungen haben g e zeigt d a ß im Mittel d e r Einsatz von ins gesamt 20 Ampullen pro Patien t und Behandlung sinnvoll ist Die Be urintamuskuiäreninjekton Handlung kann so durchgeführt werden d a ß jeden zweiten Tag 2 Am Apoitiekenpf cm g pullen a 5 ml intramuskulär v e r abrescht w e r d e n Bei Fragen zur REGENEBESEN Therapie steht Ihnen gerne unsere medizinisch wissenschaftliche Abteilung zur Verfugung RN13 REGENERESEir Laboratorium Prof Dr Dyckerhoff GmbH & Co Robert Perthel Str 49 5000 Köln 60 (Longench) Stand Januar 1992 Biochemische Forschung therapeutisch nutzbar gemacht DYCKERHOFF V 795 s. schräg Diabetestherapie mit Heilfasten Zusammenfassung Die Anzahl der Patienten mit metabolischem Syndrom und Diabetes mellitus bei Übergewicht nimmt in den industrialisierten Ländern rasch zu. Trotz Aufklärung und Schulung sind 90% dieser Patienten Diätversager und werden medikamentös behandelt. Die dadurch konservierte oder zunehmende Hyperinsulinämie führt zu weiterer Gewichtszunahme sowie durch Proliferation der Gefäßmedia zu Makroangiopathie und KHK. Eine einfache und natürliche Therapiemethode ist das Heilfasten nach Buchinger bei Typ-IlDiabetikern mit Übergewicht. Anhand von Therapieverläufen wird gezeigt, daß sich Gewicht, diabetische Stoffwechsellage, Blutdruck und Lipidstatus rasch und mit anhaltender Wirkung verbessern. Die Patienten sind durch diese greifbaren Veränderungen hochmotiviert, Lebensgewohnheiten zu ändern. Medikamente können abgesetzt oder reduziert werden. Wichtig ist nach dem Fasten ein sorgfältiger Kostaufbau, begleitet von Diabetesdiätberatung. Schlüsselworter: Diabetes mellitus, Hyperinsulinämie, metabolisches Syndrom, Adipositas, Heilfasten Summary The number of patients with metabolic syndrome in case of overweight is rapidly increasing in the industrialized countries. In spite of instruction and training 90 per cent of these patients fail with respect to the proper diet and are treated with medicaments. The hyperinsulinaemia which is thereby maintained or even increasing results in a fürt her increase of the weight as well as macroangiopathy and coronary heart disease due to the proliferation of the media of the vessels. A simple and natural therapeutic method is the remedial fasting according to Buchinger in case of type II diabetics with overweight. Based on courses of the therapy it is shown that weight, diabetical metabolic State, blood pressure and lipid Status improve rapidly and that with persistent effect. Due to these evident changes the patients are highly motivated to change their habits. Medicaments can be discontinued or reduced. Important is that after fasting a diet is carefully developed accompanied by advices with regard to the diabetes diet. 796 Key words: diabetes mellitus, hyperinsulinaemia, metabolic syndrome, adiposity, nestotherapy Resume Le nombre de patients presentant un syndrome metabolique et le diabete sucre avec excedent de poids augmente rapidement dans les pays industrialises. Malgre l'information et laformation, 90% de ces patients ont abandonne leur regime et sont traites avec des medicaments. La conservation et l'augmentation de l'hyperinsulinemie qui en resulte entrame la poursuite de l'augmentation de poids ainsi qu'une macroangiopathie une cardiopathie coronaire par une proliferation de la tunique moyenne. Une methode therapeutique simple et naturelle est le jeüne curatif selon Buchinger les patients diabetiques du type H avec exces de poids. S'appuyant sur des evolutions therapeutiques, cet article montre que le poids, le metabolisme diabetique, la tension arterielle et la lipemie s'ameliorent rapidement et durablement. Ces modifications sensibles motivent beaucoup les patients ä changer leur mode de vie. II est possible de supprimer ou de reduire les medicaments. II est important que le jeüne soit suivi d'un regime soigneusement choisi, accompagne par un conseil sur le regime pour diabetique. Mots des: diabete sucre, hyperinsulinemie, syndrome metabolique, adipose, jeüne curatif Wahrend die Arzte in der Antike den Diabetes allenfalls als eine seltene Krankheit kannten — Hippokrates hat dieses Krankheitsbild im Corpus hippocraticum kein einziges Mal erwähnt, Galen sah in seinem Leben nur 2 Falle —, gibt es heute in Deutschland schätzungsweise 3,5 Millionen Diabetiker Die weitaus meisten sind Typ-Il-Diabetiker mit Übergewicht Die hohe Frequenz von Hyperhpidamie, Hypertonie und Diabetes mellitus in den Populationen der Industrielander und vor allem die Zunahme dieser drei Erkrankungen sprechen dafür, daß exogene Faktoren bei der Manifestation eine wesentliche Rolle spielen S. Schräg, Heilfasten Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. Metabolisch.es Syndrom — Wohlstandssyndrom Heute weiß man, der Diabetes mellitus mit Übergewicht ist Ausdruck des metabolischen Syndroms, früher salopp „Wohlstandssyndrom" genannt (Abb. 1). Bei Menschen mit bereits angeborener Insulinresistenz wird diese durch Adipositas deutlich verstärkt. Diese Insulinresistenz führt zu Hyperinsulinämie und im weiteren zu Hypertonie (über verstärkte renale Na+-Rückresorption), zu Dyslipidämie und Konservierung der Adipositas. Bei Erschöpfung der Inselzellen wird der Diabetes manifest. Zu diesem Zeitpunkt haben bereits 60% der Patienten einen Bluthochdruck. Das heißt, es besteht eine Assoziation zwischen Insulinresistenz und dem sogenannten „essentiellen" Hypertonus. In neueren Untersuchungen mit Ratten konnte experimentell gezeigt werden, daß auch durch Fütterung mit sehr fettreicher Kost aus nicht bzw. nur einfach gesättigten Fettsäuren eine Insulinresistenz hervorgerufen werden kann. Es spricht vieles dafür, daß die Hyperinsulinämie ein eigenständiger kardiovaskulärer Risikofaktor ist. Sie fördert die Proliferation der glatten Muskelzellen in der arteriellen Media und damit die Entstehung von Makroangiopathie und koronarer Herzerkrankung. Ich möchte mich auf die übergewichtigen Typ-Il-Diabetiker konzentrieren, immerhin über 80% der Diabetiker insgesamt. Das Muster der Fettverteilung entspricht hierbei fast immer dem androiden oder abdominellen Typ, auch bei Frauen. Die Tatsachen sind allgemein bekannt: steigende Diabetikerzahlen, 6mal höhere Mortalität gegenüber der Normalbevölkerung durch kardiovaskuläre Folgekrankheiten, wie Schlaganfall und Herzinfarkt, Diabetes als wichtigste Ursache für Erblindung in Deutschland, Diabetes als Ursache für die Hälfte aller Amputationen in Deutschland, Diabetes als häufige Ursache für terminale Niereninsuffizienz (20% aller Dialysepatienten sind Diabetiker). Oder anders ausgedrückt: Als man die Lebenserwartung von Diabetikern in Deutschland untersuchte, zeigte sich, daß ein Viertel der Diabetiker innerhalb von 5 Jahren an kardiovaskulären Ursachen verstorben war. Es besteht weitgehend Einigkeit unter den Ärzten, sowohl was die Entstehung eines Diabetes betrifft als auch welche therapeutischen Konsequenzen daraus gezogen werden müßten (Abb. 2): Gewichtsreduktion ist die primäre Therapie beim übergewichtigen Typ-Il-Diabetiker. Die Überlegenheit gegenüber medikamentöser Behandlung ist klar erwiesen. Jedoch waren bei den meisten diabetischen Patienten die diätberatenden ärztlichen Gespräche erfolglos. Nach Zahlen, die beim internationalen Diabeteskongreß in Washington 1991 vorgestellt wurden, besteht bei 90% der Typ-Il-Diabetiker ein Diätversagen. Auch aus der Tatsache, daß noch immer 80% der Diabetiker übergewichtig sind, muß gefolgert werden: Die Medizin hat noch keine geeigneten Wege gefunden, ihre diätetischen Erkenntnisse umzusetzen. Fasten als „radikalste Therapieform" Wie sieht es nun aus mit dem Fasten als „radikalster" Therapie des Diabetes mellitus Typ II b? Fasten ist die älteste Therapiemethode seit Menschengedenken. Bereits seit der Antike ist bekannt, daß freiwilliger Nahrungsverzicht nicht nur Auswirkungen auf den Körper, sondern auch auf Seele und Geist hat. Diese natürliche und einfache Heilmethode stellt einen starken Appell an Selbstheilungskräfte und Regulationsvorgänge dar. Zahlreiche Diabetiker mit Übergewicht haben in den letzten Jahrzehnten mit gutem Erfolg gefastet. Dabei konnten die begleitenden Ärzte die Erfahrung machen, daß das Fasten als die strengste aller Kostbeschränkungen von den meisten am besten angenommen wird. Entscheidend wichtig ist, daß dieses Fasten im Abstand von der alltägli- Therapie Insulinresistenz erworben (Adipositas) Insulinresistenz angeboren • Gewichtsnormalisierung Hyperinsulinämie > genetische Disposition i\ _, , v ' • Über- und Fehlernahrung [ Konservierte Adipositas (anabolisch) Dyslipidämie Hypertonie Abb. 1: Der Diabetes meliitus und das metabolische Syndrom. Bei nachlassender Leistung der $-Zellen wird der Diabetes manifest. • Bewegungsmangel • StieÄ Diabetes \ rßg||j(|jg Typ II b • optimale Zusammensetzung der Ernährung * regelmäßige körperliche Bewegung * psych. belastende Faktoren ausschalten * ggf. medikamentöse Therapie Abb. 2: Die wichtigsten Entstehungsfaktoren von Diabetes und Therapieschritte. 799 Arztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. S. Schräg, Heilfasten bei körperlichem Training besser aus dem Blut eliminiert werden. Dieser Patient nun war extrem bewegungsscheu. Moglicherweise ist auch bei beginnender Nephropathie die Ammoniakbildung in der Niere beim Fasten gestört und damit die Pufferkapazität eingeschränkt. Dies also war unser einziger Fall eines Diabetikers, bei dem das Fasten früher beendet wurde. Er normalisierte sich im Aufbau anschließend rasch. Im folgenden sollen beispielhaft vier Verläufe von Fastentherapien bei Diabetikern aus dem vergangenen Jahr vorgestellt werden: chen Arbeitsbelastung in einem dafür geeigneten Milieu stattfindet, wo genügend Spielraum für sportliche und musische Betätigung bleibt. Das Fasten fördert durch den sichtbaren Erfolg unmittelbar die Motivation zur Änderung pathogener Lebensweisen. In unserer Klinik fasten jährlich etwa 2000 Patienten, davon sind schätzungsweise 5 bis 10% Diabetiker. Welche Diabetiker profitieren vom Fasten? Vor allem übergewichtige Typ-Il-Diabetiker, selbst sogenannte „Spätversager", die Insulin spritzen. Beeindruckend ist die Tatsache, daß sich gleichzeitig alle kardiovaskulären Risikofaktoren bessern bzw. normalisieren, insbesondere Dyslipidämie und Hypertonie. Wer sollte nicht fasten ? • Die überwiegende Zahl der Typ-I-Diabetiker und generell Diabetiker mit fortgeschrittener Nephropathie. Auch bei ausgeprägter koronarer Herzerkrankung ist Zurückhaltung geboten. Diese vorsichtige Einschätzung ist nicht durch tatsächliche Komplikationen gewonnen, sondern durch theoretische Überlegungen und folgt dem Grundsatz „nihil nocere". Lediglich bei einem Patienten mit fast 20jährigem Diabetes Typ II b, über mehrere Jahre mit hohen Insulindosen behandelt, und dem Verdacht auf eine beginnende Nephropathie wurde das Fasten nach 1 Woche vorzeitig beendet. Er bekaim eine respiratorisch noch kompensierte Ketoazidose bei guten Blutzuckerwerten. Es hat sich gezeigt, daß die beiim Fasten stets anfallenden Ketonkörper Die Patienten bekamen nach einer gründlichen körperlichen Untersuchung mit Blut- und Urinanalysen zunächst einen einleitenden Hafer- oder Reistag. Dieser entwässert bereits den Organismus deutlich durch die Abwesenheit von Kochsalz und leitet sanfter ins Fasten über. Der folgende erste Fastentag wurde mit einer Darmreinigung durch Glaubersalz begonnen. Die taglich wahrend des Fastens gereichten Getränke, für Diabetiker modifiziert, waren: morgens V41 Kräutertee, mittags Y„ l heiße Gemüsebruhe, nachmittags V41 Tee, abends 741 Fruchtsaft bzw Gemüsebruhe, ggf. kleine Mengen Buttermilch oder Haferschleim, dazwischen mindestens 2 I Mineralwasser, natriumarm (insgesamt 200 kal. Kohlenhydrate). Gewicht in kg K • Gowlcht In kg Blutzuckor Blutdruck(dl«it.)mm/hg Blutdruck(sytt.)mm/hq _ • D H txl 128 1 2 3 4 Nüchternblutzucker in mg/dl 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 A1 A2 A3 123,4 123 122,5 121,6 121,1 120,5 120 119,6 119,2 118,7 118,5 117,8 117,6 117,5 117 116,5 116 116,2 116,4 85 160 150 180 160 160 160 155 145 100 130 145 145 145 135 135 145 135 135 130 130 110 100 95 90 95 90 90 95 95 90 90 95 85 85 80 80 85 85 110 Aufenthaltstage Abb. 3: Fastenverlauf Patient 1, mannlich, 56 Jahre, 171 cm, 126 kg, Diabetes mellitus seit 7 Jahren, orale Antidiabetika. 800 S Schräg, Heilfasten Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. Durch das reichliche Trinken wird das Ausscheiden von sauren Abbauprodukten über die Niere gefördert. Die Patienten hatten tägliche körperliche Bewegung durch Gymnastik, Schwimmen, Wandern und Tennis, individuell dem Trainingszustand angepaßt. Die Bewegung hat über Blutdrucknormalisierung, Verbesserung von Atmung und Stoffwechsel hinaus auch einen eiweißsparenden Effekt. Die Fastendauer ergab sich durch die Aufenthaltsdauer der Patienten, wobei jeweils noch mindestens 3 Tage für den Kostaufbau gerechnet wurden. pausiert. Die Nuchtern-Blutzuckerwerte lagen im Aufbau zwischen 79 und 120 mg/dl. Der Patient war durch dieses Ergebnis hochmotiviert. Sem Eigenanteil am weiteren Krankheitsverlauf war ihm klar vor Augen geführt worden. Patient 2 (Abb. 4) Der 51 jährige Patient kam mit 99,5 kg bei einer Größe von 168 cm in unsere Behandlung. Seit 1976 war sein Diabetes mellitus Typ II b mit oralen Antidiabetika behandelt, seit 1989 mit Insulin. Zuletzt morgens 35 E. Depot-Insulin und 10 E. Alt, abends 25 E Depot-Insulin und 20 E. Alt-Insulin (entspricht 90 E. Insulin pro Tag) Sem Gewicht war maximal 108 kg; er hatte allerdings schon bevor er zu uns kam 10 kg abgenommen. Dadurch auch Rückgang der Triglyzende von 700 auf 260 mg/dl. Der Blutzucker lag initial trotz der hohen Insulindosen zwischen 200 und 320 mg/dl, es bestand eine Glukosurie. Er fastete 15 Tage, wobei Insulin nach dem ersten Fastentag ganz abgesetzt wurde. Gewichtsabnahme um ca. 10 kg Im 5tägigen Aufbau mit maximal 1200 kal einschließlich Zwischenmahlzeiten und unter der Einnahme von einer halben Tablette Metformin lagen die Blutzuckerwerte zwischen 66 und maximal 146 mg/dl. Der Verlauf sprach für eine ausreichende Sekretionsleistung der Beta-Zellen. In den folgenden 9 Monaten zu Hause nahm der Patient weiter an Gewicht ab unter Diabetes-Vollwertkost und regelmäßiger körperlicher Bewegung. Ohne Insulin oder orale Antidiabetika liegen die Blutzuckerwerte heute in der Norm. HbAI bei 7,4%. Patient 1 (Abb. 3) Der 56jährige Patient hatte bei Aufnahme 126 kg Körpergewicht bei einer Größe von 171 cm. Der Diabetes war 1984 entdeckt und sofort mit oralen Antidiabetika behandelt worden. Er nahm zuletzt 2mal taglich den Sulfonylharnstoff Glibenclamid sowie Metformin; dabei war sein Eßverhalten sehr unregelmäßig, die Zusammensetzung der Nahrung falsch. Es war aufgrund von leichten Hypoglykämien zu Heißhungerepisoden und zu weiterer Gewichtszunahme gekommen. Hier betrug sein Ausgangsblutdruck 180/110 mmHg, Blutzucker nüchtern 158 mg/dl; Gesamtcholesterin 221 mg/dl, HDL 44, LDL 161 mg/dl, Tnglyzeride 183 mg/dl. Er nahm wahrend seines 3wöchigen Aufenthaltes 10 kg an Gewicht ab, die Blutdruckwerte normalisierten sich. Die oralen Antidiabetika wurden sofort abgesetzt und blieben auch im Aufbau mit 1200 kal. Diabetesdiät nach Vollwertprinzipien Nüchternblutzucker in mg/dl Gewicht in kg 74 Gewicht In kg Blutzucker M 99,5 E3 320 1 2 3 4 5 6 7 98,6 97,3 96,6 95,6 95 94,4 93,6 273 243 245 210 153 144 153 8 9 93,2 92,6 91,8 10 11 12 13 14 15 A1 A2 A3 91,4 91 90,7 110 108 88 115 120 89.9 90,1 Blutdruck(dl«it.)mm/hg H 140 130 140 120 110 100 Blutdruck(syst.)mm/hg INI 90 85 80 80 75 75 89,5 90 146 118 95 Aufenthaltstage Abb. 4: Fastenverlauf Patient 2, männlich, 51 Jahre, 168 cm, 99,5 kg, Diabetes mellitus seit 15 Jahren, seit zwei Jahren Insulin (90 E/die). 803 Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. S Schräg, Heilfasten Auch die antihypertensive Therapie konnte 3 Monate nach Entlassung weiter abgesetzt bleiben, wurde dann wegen steigender RR-Werte wieder eingesetzt. Wenn man bedenkt, daß der Patient aus Zeitgründen nur 12 Tage gefastet hat und noch immer ein deutliches Übergewicht mit 97,5 kg bei einer Körpergröße von 176 cm besteht (BMI 31,8), wird klar, wieviel Spielraum noch bestanden hätte vor einer Insulinbehandlung. Patient 3 (Abb. 5) Der 61jahnge Patient wog bei Aufnahme 104 kg, Korpergröße 176 cm. Seit 10 Jahren Diabetes melhtus Typ II b, lange Jahre mit oralen Antidiabetika eingestellt. Im Juli 1990 Beginn der Insulinbehandlung mit morgens 20 E. Depot und 3 E. Alt, abends 12 E Depot und 3 E. Alt-Insulin Seither in einem Jahr Gewichtszunahme um 12 kg (von 92 auf 104 kg) Der HbAI lag bei 7,1 %, er hatte selten Hypoglykämien. Die Insulinbehandlung war wegen einer peripheren Neuropathie (h. Nervus ischiaticus) begonnen worden. Wegen Bluthochdrucks nahm er außerdem den Kalziumantagonisten Nitrendipin 20 mg morgens. Der Patient fastete 12 Tage, anschließend 3 Tage Aufbau bis zu einer Gesamtkalonenzahl von 1500 kal., 16 BE (30% Fett der Gesamtkalonenzahl und 15% Eiweiß). Gewichtsabnahme um 8 kg. Insulin wurde reduziert und nach 3 Fastentagen abgesetzt. Entlassen wurde er mit Glibenclamid 3,5 mg 2x1 Tabl., die Nüchtern-Blutzuckerwerte lagen zwischen 75 und 121 mg/dl Im Dezember 1991 schrieb der Patient, bis vor wenigen Wochen hätte er unter Steigerung von Glibenclamid und zusätzlicher Einnahme von Metformin gute Blutzuckerwerte gehabt. Das Gewicht sei lange Zeit konstant geblieben. Bedingt durch Diätfehler und beruflichen Streß habe sich die Blutzuckereinstellung dann wieder verschlechtert, so daß er derzeit morgens 10 und abends 4 E. Insulin spritzt, zusätzlich 1 Tablette Glibenclamid Patientin 4 (Abb. 6) Die 47jahrige Patientin hatte bei Aufnahme 105,6 kg bei einer Größe von 166 cm Seit 1970 sind Diabetes melhtus, Hyperlipidamie und Hypertonie bei Adipositas permagna bekannt. Im März '91 Neueinstellung mit einem Intermediär-lnsuhn, morgens 48 E., abends 24 E, außerdem Glibenclamid 3,5 mg 2-1-0 Tabl., Lovastatin 1x1 Tabl, 2mal taglich ein Kombinationspräparat aus Betabiocker und Diuretikum sowie Captopril 2x12,5 mg. Trotzdem bei Aufnahme Nüchtern-Blutzucker 194 mg/dl, Gesamtcholesterm 272 mg/dl, Tnglyzende 263 mg/dl. Die Patientin fastete 27 Tage, anschließend 4 Tage Aufbau. Insulin wurde ausgeschlichen und am 4. Fastentag ganz abgesetzt, ebenso der Sulfonylharnstoff Auch die Antihypertensiva sowie der Lipidsenker wurden gleich zu Fastenbeginn abgesetzt. Das heißt, es wurden alle Medikamente abgesetzt Die Patientin nahm von 105,6 auf 94,9 kg ab, also über 10 Gewicht in kg Nüchternblutzucker in mg/dl 175 104 155 135 102 115 100 75 K1 K2 1 Gawlcht In kg • 103,6 103,3 132 121 Blutzucker Q Blutdruck(dlast.)mm/hg S 180 Blutdruck(syst )mm/hg M 105 8 9 10 11 12 A1 A2 A3 102,1 101,3 100,8 100,1 99,6 98,9 98,3 98 97,6 97,1 96,9 96,6 96,2 122 97 80 101 87 104 101 87 95 96 94 87 80 83 160 165 165 145 130 125 145 130 145 135 120 120 110 140 100 95 95 90 95 80 85 80 95 85 80 75 75 90 96,9 121 Aufenthaltstage Abb. 5 • Fastenverlauf Patient 3, mannlich, 61 Jahre, 176 cm, 104 kg, Diabetes melhtus seit 10 Jahren, seit einem Jahr 40 E/die Insulin. 804 Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92 33 Jahrg S Schräg, Heilfasten kg Die Blutzuckerwerte blieben im Aufbau nüchtern um 125 mg/dl unter 800 kcal Diät und morgens einem Biguanid Die Blutdruckwerte lagen ab der 3 Woche um 120/ 80 mmHg ohne Antihypertensiva und blieben so auch wahrend des Kostaufbaus Trotz Pausieren von Lovastatin war Cholestenn von 272 auf 164 rückläufig, senkten sich die Triglyzende von 263 auf 161 und LDL von 214 auf 105 mg/dl Der größte Erfolg für die Patientin war jedoch, daß sie ohne Insuhninjektionen auskam In den anschließenden 5 Monaten zu Hause nahm die Patientin noch weitere 3 kg ab und hatte im Dezember folgende medikamentöse Einstellung Euglucon 2-0-1 Tablette, Glucophage retard 0-1-1 Tablette Die Blutzuckerwerte lagen dabei um 140 mg/dl, der letzte HbAI C vom November '91 lag bei 9,4% Vorstellung, daß sie selbst viel zu ihrer Gesundheit beitragen können und Medikamente überflüssig werden Die häufig anfangs von den Patienten geäußerte Vorstellung Ich esse gar nichts und nehme trotzdem zu, wird rasch widerlegt Nach dem Fasten ist eine Umstellung der Ernährung viel leichter Daß Patienten bei Reduktionskost im Anschluß an das Fasten weiter abnehmen, konnten nicht nur wir häufig beobachten, auch z B Lagecfervon der Universitätsklinik in Wien beobachtete 1973, daß 35 übergewichtige Diabetiker nach dem Fasten signifikant weiter an Gewicht abnahmen Das Fasten ist bei übergewichtigen Diabetikern also eine kausale, wirksame und natürliche Behandlungsmethode Als langerfnstiges Therapiekonzept wäre ein regelmäßiges Fasten anzustreben, etwa wie ein vorosterliches Fasten oder Ramadan Auch Hausarzte sollten starker mit dieser Therapie vertraut werden, so daß die Nachbeobachtung nahtlos weitergehen kann Auch bei Diabetesschulungen oder in Selbsthilfegruppen sollte auf diese Behandlungsmoglichkeit hingewiesen werden Schließlich waren weitergehende klinische Studien, etwa die Messung von Insuhnspiegeln wahrend des Fastens, ein interessantes Forschungsgebiet Ich mochte abschließend zusammenfassen Fasten ist eine erfolgversprechende Therapie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ II b oder mit dem sogenannten metabohschen Syndrom, vorausgesetzt die Patienten halten hinterher eine ballaststoffreiche Diabetesdiat ein, wie z B die Vollwertkost Bei Beachten von Kontramdikationen und unter stationären Bedingungen ist das Fasten nicht gefährlich — im Gegenteil, es reduzieren bzw normalisieren sich alle Risikofaktoren Auch subjektiv geht es den Patienten hervorragend Sie sind beflügelt durch die Nüchternblutzucker in mg/dl Gewicht in kg 200 1 Q.wleht In hg Btutxuck«! Bluttfruck{»y«L)mm/hg 2 3 4 171 1«S 5 6 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 A1 A2 A3 A4 7 8 131 112 t2O 135 150 1S0 140 130 SS 85 1O0 100 10« 70 97 7 • Q 0 100 00 116 97 4 87 4 94 9 95 US 94 9 90 70 SO 94 9 94 9 94 4 108 112 SO 107 70 110 115 SO 14S 120 60 100 so Aufenthaltstage Abb 6 Fastenverlauf Patient 4, weiblich, 47 Jahre, 166cm, 105,6kg, Diabetes mellitus seit 21 Jahren, seit 3 Monaten Insulin 72 E/die und orale Antidiabetika 805 Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg S Schräg, Heilfasten Literatur 1 Baiasse, E O, F Ferey Ketone body production and disposal effects of fasting diabetes and exercise Diabetes Metab Ren 5 (3) (1989) 247-270 2 Burgi, U Altersdiabetes Schweiz med Wochenschr 2,120 (22) (1990) 809-816 3 Ditschuneit, H, J -D Faulhaber, I Beil, E Pfeiffer Veränderungen des Stollwechsels bei NuU-Diat Internist 11 (1970) 176-183 4 Ditschuneit H,JG Wechsler (Hrsg ) Das modifizierte Fasten Baden-Baden, 1981 5 Fahrner, H Fasten als Therapie Hippokrates-Verlag, 1991 6 Hauner.H Abdominelle Adipositas und Typ II Diabetes Dia betes Dialog, 1-90 7 Kern, M, E B Tapscott, D L Downes, W R Fnsell G L Dohm Insulin resistance induced by high-fat feeding is only partially reversed by exercise training Pflugers Arch 417 (1) (1990) 79-83 8 Kissebah, A H Insulin resistance in visceral obesity International Journal of Obesity 15 (1991) 109-115 9 Klein, H H,H-U Harmg Pathogenese des Diabetes mellitus Typ II Internist 31, 3 (1990) 10 Kongreßbericht vom Internationalen Diabeteskongreß in Washington 1991 In Der Allgemeinarzt 14-91 11 Lageder, H, O Aigner, W Schlick, K Irsigler Absolutes Fasten als Therapie bei Patienten mit Diabetes und Hyperlipidamie Wiener Klin Wochenschrift 3 (1973) 12 Landsberg, L Insulin resistance energy balance and sympathetic nervous System activity Clin Exp Hypertens A 12 (5) (1990) 817-830 13 Pedersen, O, C R Kahn, J S Fliers, B B Kahn High fat feeding causes insulin resistance and a marked decrease in the expression of glucose transporters in fat celis of rats Endocnnology 129 (2) (1991) 771—777 14 Schadewaldt, H Die Geschichte des Diabetes mellitus Handbuch der inneren Medizin Berlin 1975 15 Standl, E Insulinspiegel-Parameter für Artenosklerosensiko1? Versicherungsmedizin 1, 43 (2) (1991) 48-52 16 UK Prospective Diabetes Study 7 Response of fasting plasma glucose to diet therapy in newly presenting type II diabetic patients UKPDS group, metabohsm 39 (9) (1990) 905-912 17 Watts, N B, M Di Girolomo Carbohydrate tolerance improves with fasting in obese subjects with noninsuhn — dependant (type 11) diabetes Am J med Sei 299(4) (1990)250256 Anschrift der Verfasserin Dr med S Schräg Klinik Buchingeram Bodensee, HelmutWilhelmi, D-7770 Überlingen PROSTATA-ENTOXIN-N Bei Entzündungen und Ausscheidungsstorungen der Harnrohre und der Harnblase Darreichungsform Tropfen zum Einnehmen Anwendungsgeb ete Entzündungen und Ausschei dungsstorungen der Harnrohre und der Harnblase Miktionsstorungen als Folge von benigner Prostata hypertrophie Dosierungs und Anwendungshinweise Taglich 3 x 20 Tropfen nach dem Essen einnehmen Zusammensetzung 100 ml enthalten Apis melhfica D2 0 185 ml Juniperus communis 0 0 37 ml Kreosotum 0 0 007 ml Populus tremuloides 0 3 71 ml Sabal serrulatum 0 9 29 ml Äthanol 30 v/v % 86 438ml Kontraindikation keine Nebenwirkungen unbekannt Packungsgroßen 20 ml / 50 ml / 100 ml Preise 10 09 DM / 20 87 DM / 35 86 DM Weitere wichtige Präparate aus unserem Hause Diabetes-Entoxin, Broncho Entoxin Spasmo-Entoxm, Entoxin pur und andere, fragen Sie nach unserem Gesamtprogvarflm KLEINE &STEUBE Entoxin Fabrik GmbH 306 Postfach 18036/ 6000 Frankfurt a Main (Tropfen) Aus dem Verbandsleben Generalarzt a. D. Dr. med. Norbert Breidenbach 85 Jahre Der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren gratuliert seinem Nestor Norbert Breidenbach zur Vollendung des 85. Lebensjahres am 18. September 1992. Insbesondere der Vorstand unseres Verbandes, dem der Jubilar von 1964 bis 1987 als Mitglied, seither als Ehrenmitglied und ,graue Eminenz' angehört, wünscht von ganzem Herzen Gesundheit und Wohlergehen auch für die kommenden Jahre und dankt für die Jahrzehnte gemeinsamer Arbeit und gemeinsamen Aufbaues. 1907 in Worms geboren, legte der Jubilar 1926 die Reifeprüfung ab und begann ein Studium des Maschinenbaues. 1928 dann Studium der Humanmedizin an den Universitäten Gießen, Wien, Innsbruck und Kiel. 1934 erfolgte der Eintritt des jungen Arztes in die Reichswehr und sein Aufstieg bis zum Standort- und Truppenarzt in Pforzheim. Im Kriege 1939 bis 1942 Chef einer motorisierten Sanitätskompanie in Frankreich und Rußland, wurde der Sanitätsarzt nach eigener Verwundung 1942 versetzt und als Adjutant an das Zentralarchiv für Wehrmedizin nach Berlin verpflichtet, wo er mit dem Aufbau, der Organisation und Dokumentation von Krankenakten der damaligen Wehrmacht beauftragt wurde. 1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, arbeitete der Heimkehrer, mit seiner Familie wieder vereint, als 1. Assistent an der Universitäts-Hautklinik in Rostock, wo er seine Anerkennung als Facharzt für Dermatologie erwarb. 1947 bis 1953 dann als niedergelassener Dermatologe, wurde er in Weißenfels mit der Leitung der Hautabteilung am dortigen Stadtkrankenhaus betraut. Ab 1953 begann dann, nach dramatischer Umsiedlung nach Hamburg, im Westen unseres Vaterlandes eine neue berufliche Entwicklung. Zunächst als Technischer Inspektor in einer Reederei beschäftigt, da ihm die Hamburger Ärztekammer als ,Mann aus dem Osten' die Niederlassung versagte, erhielt er dann eine Assistentenstelle an der Naturheilkundlichen Abteilung des Hamburger Krankenhauses Ochsenzoll, die damals unter der Leitung von Hanns Kusche, dem Vorsitzenden des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren — gegr. 1951, stand. 1955 Niederlassung als praktischer Arzt in Hamburg. 1956 übernahm den indessen 49jährigen erfahrenen Dermatologen und Praktiker die Bundeswehr als Oberfeldarzt ins Wehrbereichskommando IV in Mainz. Im Juli 1958 wurde Norbert Breidenbach zum Chefarzt des Bundeswehrlazaretts in Koblenz ernannt. Dazu wurde ihm die Aufgabe übertragen, den Auf- und Ausbau dieses Hauses aus bescheidenen Anfängen zum Zentrallazarett der Bundeswehr mit 600 Betten und 14 Fachabteilungen zu leiten. Das war eine Aufgabe, die Norbert Breidenbach auf den Leib geschneidert war und der er sich mit allen seinen persönlichen und fachlichen Fähigkeiten mit Begeisterung und Erfolg stellte. 1963 erfolgte die Beförderung zum Generalarzt. Dabei erinnert sich der Jubilar an diese Zeit harter Arbeit, in der er bei knappster Zeit doch noch die Möglichkeit fand, zahlreiche Fortbüdungsveranstaltungen vorzubereiten und durchzuführen, die namhafte Wissenschaftler mit Bundeswehrkollegen zusammenführten, was sein Haus und ihn zu einem Begriff im Bereich ärztlicher "Weiterbildung machten. 1966 schied er aus dem aktiven Dienst des Bundes aus und konnte von nun an viele Energien und Ideen den Naturheilverfahren und dem Zentralverband zugute kommen lassen. Seit 1954 bereits Mitglied in unserem Verband, wurde Breidenbach 1956 in den Vorstand gewählt und bestimmte von nun an maßgeblich die Entwicklung des Verbandes und seiner Kongresse in Freudenstadt. Mit der Mitgliedsnummer 359 wurde er 1964 Schatzmeister und übergab diesen sehr erfolgreich geführten Posten 1987 an seinen Nachfolger. 1964 wurde er in den Vorstand des Kneipp-Ärztebundes gewählt, dem er heute noch immer angehört. Im Hartmannbund, Verband der Ärzte Deutschlands, bekleidete er die Ämter des Vorsitzenden des Ehrenrates, des Vorsitzenden des Arbeitskreises Physiotherapie, der Sanitätsoffiziere und des Bevölkerungsschutzes. In seinem Heimatkreis Salem-Beuren war er Beauftragter für den Katastrophenschutz. Die Doppelfunktion Norbert Breidenbachs im Zentralverband und der Ärztegesellschaft für Physiotherapie — Kneipp-Ärztebund — führte zu Übereinstimmungen der Zielvorstellungen beider Verbände, die sich daher bereits 1980, mit dem Bundesverband der Ärzte für Naturheilverfahren zusammenschlössen. „Naturheilverfahren sind Teil der Gesamtmedizin in Forschung, Lehre und Praxis." Dem galt seine Arbeit, seine Zielsetzung. Als ein kritischer Kliniker, der er ein Leben lang war, ist er, bei aller Begeisterung für unsere Heilver- Aus dem Verbandsleben Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. fahren, immer auch ein Mahner, der ständige Selbstkritik forderte, den Kontakt zur Lehre und Forschung unserer Hochschulen suchte und sich immer um die Grundlagen der Heilverfahren bemühte. Auszeichnungen blieben bei seinem Engagement nicht aus: 1980 Verleihung der Hufelandmedaille durch den Vorstand des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren 1981 Verleihung der Kneipp-Medaille in Silber durch den Bundesverband der Ärzte für Physiotherapie — Kneipp-Ärztebund 1982 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland durch den damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Carstens 1986 Verleihung der Hartmann-Thieding-Plakette des Hartmannbundes — Verband der Ärzte Deutschlands 1987 Verleihung des Ehrenringes durch den Vorstand des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren. Dr. med. K. Ch. Schimmel Naturheilverfahren heute Eine Einführung. Mit Darstellung der im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren vertretenen Methoden. 5. überarbeitete Auflage 1991,160 Seiten, 14,8x21 cm Schutzgebühr DM 8 , - Inhaltsübersicht Standortbestimmung der Naturheilverfahren — Was ist Naturheilverfahren heute — Eine Meinung — Über die Bedeutung der Naturheilverfahren in der modernen Medizin — Das „Eisberg"-Phänomen — Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren — Naturheilverfahren und Psychosomatik in der neuropsychiatrischen Praxis — Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. — Elektroakupunktur nach Voll — ElektroneuralDiagnostik und -Therapie nach Croon — Gesellschaft zur Förderung der Ganzheitsmedizin e.V. — Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e.V. — Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren (Physiotherapie) e.V. Berlin — Neuraltherapie nach Huneke — Die Sauerstofftherapie — Thermographie — Regulationsthermographie — Kneippärztebund e.V. — Ärztliche Gesellschaft für Physiotherapie Bad Wörishofen — Manuelle Medizin — Die Hämatogene Oxydationstherapie (HOT) nach Wehrli — Die Ultraviolett-Bestrahlung des Blutes (UVB) nach Wiesner — Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie — Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen der Naturheilverfahren, Phytotherapie — Arbeitsgemeinschaft für prä- und postoperative Tumortherapie — Arbeitskreis Homöopathie Zu beziehen durch: Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e.V. — Geschäftsstelle — Bismarckstraße 3,7290 Freudenstadt Ärztezeitschr. f. Naturheüverf. 10/92, 33. Jahrg. Aus dem Verbandsleben Dr. Rolf-Eckart Hoch ist tot Am 7. August 1992 verunglückten Dr. med. Rolf-Eckart Hoch und Frau Dr. med. Irmela Hoch bei einem Flugzeugabsturz tödlich. Das Ehepaar Hoch, praktische Ärzte in Sprendlingen/ Rheinhessen, befand sich mit einem befreundeten Ehepaar, darunter dem Piloten und Besitzer der Sportmaschine, auf dem Flug von Bingen nach Schwerin. Sie wollten dort über das Wochenende den 2. Stellvertretenden Bundesvorsitzenden des BPA, Dr. Lothar Wilke, besuchen. Die Maschine stürzte aus bisher noch ungeklärter Ursache in der Nähe von Wetzlar ab. Keiner der vier Insassen überlebte den Absturz. Das Ehepaar Hoch hinterläßt einen Sohn und zwei Töchter im Alter von 20,18 und 16 Jahren. Mit Dr. Hoch, geb. am 23. 6.1944 in Sprendlingen, verlieren die deutsche Ärzteschaft und der Berufsverband der Praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin Deutschlands (BPA) e. V. einen der fähigsten Berufspolitiker. Bereits 2 Jahre nach Übernahme der väterlichen und bereits großväterlichen Praxis in der rheinhessischen Kleinstadt wurde Dr. Hoch 1976 Mitglied im Vorstand des BPA-Landesverbandes Rheinland-Pfalz. Seit 1981 als Schatzmeister im BPA-Bundesvorstand und seit 1985 Stellvertretender Bundesvorsitzender, wurde er 1987 als Nachfolger von Dr. Hellmuth Klotz Bundesvorsitzender des BPA. Aber auch außerhalb „seines" Verbandes engagierte sich der überzeugte Allgemeinmediziner. So war er u. a. Stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereini- gung Rheinhessen, Mitglied im Vorstand der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Vizepräsident der UEMO, der Vereinigung der europäischen Allgemeinärzte, und Mitglied im Vorstand des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI). Sein Herz gehörte dem Hausarzt, der Durchsetzung des Hausarztprinzips und der Sicherung der Qualität der hausärztlichen Versorgung. Unvergessen bleibt insoweit der erfolgreiche, von ihm initiierte Antrag auf Einführung einer dreijährigen Pflichtweiterbildung in Allgemeinmedizin anläßlich des 93. Deutschen Ärztetages 1990 in Würzburg. Er konnte es noch erleben, daß sich endlich auch die Bundesregierung zur Realisierung dieses Anliegens per Gesetz bereitfand. Der Blick und die Sorge Dr. Hochs galten aber weit darüber hinaus der Entwicklung der Medizin und der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland. So mahnte er immer wieder eine saubere Gliederung der ärztlichen Versorgung vom Hausarzt über den Facharzt zum Krankenhaus und der Spezialeinrichtung an und appellierte an die Ärzteschaft, in eigener Verantwortung zeitgemäße Konzepte zu entwickeln und damit einer immer bedrohlicheren Fremdbestimmung entgegenzuwirken. „Krisenkonferenz" und „Strukturkommission" seien hier die Stichworte. Bei aller Bereitschaft zur Kritik standen bei Dr. Hoch das Verständnis für andere und das Bemühen um Konsens stets im Vordergrund. Sein Wesen war geprägt von Zielstrebigkeit und Konzilianz, von Fleiß und Lebensfreude. „In memoriam" Prof. Herbert Krauss zur Erinnerung — ein Jahr nach seinem Tode Im September des letzten Jahres ist Prof. Herbert Krauss für immer von uns gegangen, man kann wohl sagen als Pionier für ein groß verstandenes Arzttum der Naturheilweisen. Mit Recht kann man ihn für die letzten Jahrzehnte als den großen Wissenschaftler der klassischen Naturheilkunde ansehen, die als die Basis aller unserer ärztlichen Bemühungen gelten kann. Wie viele bedeutende Menschen der jüngsten Vergangenheit aus der Jugendbewegung kommend (daher die besondere Beziehung zur Natur), wurde er schon in jungen Jahren Oberarzt bei Brauchte in der naturärztlichen Abteilung des Rudolf-Hess-Krankenhauses Dresden, später Leiter eines Naturheilkrankenhauses (100 Betten) in Berlin, nachfolgend zusätzliche Professur mit Naturheilab- Aus dem Verbandsleben teilung an der Charite Berlin. Seine für uns besondere Leistung: die vor allem in Kursen stetige wissenschaftliche Ausbildung von Naturheilärzten, die in der Schaffung des Facharztes für Physiotherapie (4 Jahre Ausbildung Naturheilverfahren mit benachbarten Disziplinen) gipfelte mit bereits 600 derartig ausgebildeten Naturheilärzten. Bei meinem letzten ausführlichen Gespräch in seiner Wohnung Anfang August 1991 äußerte er den Wunsch, daß dieser Facharzt, in der DDR trotz vieler Widerstände geschaffen, sozusagen als Geschenk der neuen Bundesländer in dem wiedervereinigten deutschen Vaterland richtig aufgenommen und auch erhalten bleiben möge. Noch ein anderer in die Zukunft führender Wunsch, häufig von ihm ausgesprochen, das im Rudolf-HessKrankenhaus bewährte Modell möge für eine ganzheitliche Medizin erneut zu einer lebendigen Tatsache werden. In einem Krankenhaus mit 3 Abteilungen: a) eine naturärztliche, b) eine schulmedizinische und zwischen beiden c) eine Abteilung, in der je ein Assistenzarzt von beiden genannten Abteilungen tätig werden, könnte ein heilsa- Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. mer Austausch beider Richtungen zu einer ganzheitlichen Medizin angestrebt und möglich werden. Seine echte Naturverbundenheit zeigte sich auch nach seiner Emeritierung noch einmal in der Herausgabe eines schönen bebilderten Buches über den Wald von Sauen, den Prof. Bier nach seinen persönlichen Angaben als idealen Mischwald hatte pflanzen lassen und der heute noch gegenüber unseren Zivilisationsbelastungen als relativ resistent gilt. Zum Menschlichen: Auf der Karte seines Heimganges fanden wir die ihn im Innersten charakterisierende Überschrift: „Kraft ist nicht laut". So, mit stiller Intensität, konnte er auch ohne Parteizugehörigkeit in einem seiner Gesinnung feindlichen SEDStaat als allseitig anerkannter Arzt ein Lebenswerk aufbauen, das wir bewundern, mehr noch bewahren sollten. „Ein großer Mann ging seiner Zeit voraus." Wir verneigen uns vor dem großen Menschen. Dr. Walther Schultz-Friese, Überlingen ZANG FU Die Organsysteme der traditionellen chinesischen Medizin Von Jeremy Ross 324 Seiten, 50 Abbildungen, 66 Tabellen, 17 x 24 cm, ISBN 3-88136-155-3, gebunden, DM 78,— Die Zang Fu — die Organsysteme — bilden ein Kernstück der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Für die erfolgreiche Anwendung der TCM ist ein tiefgehendes Verständnis der Zang Fu essentielle Voraussetzung. Dieses Werk schafft eine klare, durchstrukturierte Basis für ein theoretisches Verständnis der Zang Fu, ihrer Funktionen und ihrer Störungsmuster. Es befaßt sich mit den Wechselbeziehungen der Zang Fu untereinander, mit ihren Beziehungen zu den Substanzen, zu den Jing Luo, zu den Geweben und zu den Krankheitsursachen. Das Buch verdeutlicht, u. a. auch mit Hilfe von vielen schematischen Abbildungen, die ineinander verwobenen Wechselbeziehungen der Zang Fu in ihrer Komplexität und klärt Schwierigkeiten und Zweideutigkeiten. Schwerpunkt ist die klinische Anwendung der Theorie der Zang Fu. Durch viele Tabellen, Diagramme und Fallbeispiele wird veranschaulicht, wie die theoretischen Prinzipien praktisch anzuwenden sind. Der Autor hat sowohl in Canton und Nanjing als auch in England studiert und praktiziert. Durch seine langjährige Lehrerfahrung sowohl in Schulmedizin als auch in TCM konnte er in vielen Bereichen, die für westliche Leser mehrdeutig oder besonders schwierig erscheinen, Klarheit schaffen. „Zang Fu" ist ein wichtiges Werk für jeden, der sich intensiv mit Studium und Praxis der TCM beschäftigen möchte, insbesondere für Fortgeschrittene in der Akupunktur. VERLAS IV MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBH Postfach 1151 /1152, 3110 Uelzen 1, Telefon (05 81) 8 08 -151, Telefax (05 81) 80 8158 H.-J. Norden Die homöopathische Behandlung der Gastritis Zusammenfassung Gastritiserkrankungen nehmen in der modernen Gesellschaft zu und tragen in sich die Neigung zur Chronifizierung und zum Rezidivieren. Alternativ zu den Methoden der Schulmedizin sollen dem naturheilkundlich orientierten Praktiker einige homöopathische Mittel angeboten werden, Gastritiden auch unter konstitutionellen Gesichtspunkten zu behandeln. Ein Patient, kein Nux-vomica-Typ, mit Gastritissymptomatik (schlimmer nach dem Essen, schlimmer nach Reizmitteln, schlimmer morgens, besser in Ruhe und an der frischen Luft) wird durch Nux vomica D4 bis D12 eine wesentliche Besserung seiner Beschwerden erfahren. Allerdings wird eine Hochpotenz C30 oder D30 nichts bewirken — die Konstitution paßt nicht. Organotrope Erfolge kann man also auch mit einem niedrig potenzierten ähnlichen Homöopathikum erreichen. Ausheilung wird aber nur mit einem passenden Konstitutionsmittel in Hochpotenz möglich sein. Die 10 wichtigsten organotrop wirkenden Gastritismittel: Schlüsselwörter: Gastritis, Homöopathie Summary 1. Phosphor D8 bis D12 In the modern society the diseases of gastritis increase and they bear the tendency to recidivation and to become chronic. As alternative to the methods of the classical medicine some homoeopathic drugs shall be offered to the practitioner who is orientated towards natural treatment in order to enable him to treat diseases of gastritis under constitutional points of view. Typisch sind brennende Magenbeschwerden, schlimmer nach dem Essen, nervöses, unruhiges, zittriges, lebhaftes Temperament, auch Gereiztheit. Besser in Ruhe und an der irischen Luft. Immer hungrig. Wie das Element Phosphor schnell hell entflammt und rasch verbrannt, ist der Phosphor-Patient schnell begeistert, ebenso schnell entgeistert, schnell erschöpft, aber auch schnell ausgeruht. Key words: gastritis, homoeopathy Resume 2. Argentum nitricum D4 bis D12 Dans la societe moderne, les gastrites sont en augmentation et presentent une tendance ä la chronicite et ä la recidive. Cet article presente au praticien ä orientation naturopathique une alternative aux methodes de la medecine officieile sous la forme de quelques produits homeopathiques qui permettent de traiter les gastrites aussi d'un point de vue constitutionnel. Nervöses Temperament, Magenbeschwerden durch Aufregung und bevorstehende Ereignisse (ungewohnte Umgebung, Prüfung, Einschulung, neuer Arbeitsplatz etc.). Gastritis immer mit Volle- und Blähungsbeschwerden. Jede kleinste nervliche Belastung verursacht MagenDarm-Beschwerden, auch Kopf-, Herzbeschwerden und Diarrhö. Wärme wird als unangenehm empfunden. Mots des: gastrite, homeopathie 3. Asa foetica D4 bis D6 Die Zunahme der Erkrankungen an Gastritis auch bei jüngeren Patienten fordert den Homöopathen heraus. Insbesondere im Hinblick auf den oft kritiklosen Einsatz von H2-Antagonisten. Außerdem ist die Gastritis in der Praxis mit homöopathischen Präparaten meist gut zu regulieren. Selbst der erfahrene Therapeut wird nicht immer das passende Konstitutionsmittel finden, um dann mit der Hochpotenz Abhilfe zu schaffen. Man kann auch mit niedrigen Potenzen bis D12 eines „ähnlichen" Mittels gut behandeln, wenn sich die wesentlichsten Merkmale zwischen Patient und Mittel decken. Ein Beispiel: Gastritis mit Meteorismus (ähnlich wie Argentum nitricum). Auch eine Vielfalt nervöser Störungen. Kein deutlicher Zusammenhang der Magenbeschwerden mit Aufregung. Keine Durchfälle, meist nachits schlimmer, wenig Appetit, besser an der frischen Luft. 4. Ignatia D4 bis D12 Das Mittel der Widersprüche. Heute Gastritis von Kaffee, morgen von Weißbrot, übermorgen von Kamillentee. Ein- 811 Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. H.-J. Norden, Homöopathie mal gute Stimmung, dann bedrückt, gereizt und wieder launisch. Einmal bessert Essen, dann verschlimmert Essen. Nicht nur Frauenmittel. Jede Aufregung geht in den Bauch (Sodbrennen, Völlegefühl, Krämpfe). Wärme und Ruhe (Physisch und psychisch) bessern. Nervöse Begleiterscheinungen (vom Wadenkrampf bis zur Migräne). 8. Magnesium phosphoricum D3 bis D6 Die krampfartige Gastritis. Nie ohne krampfartige Sensationen. Magenbrennen mit und ohne Essen. Brechreiz häufig. Nachts schlimmer. Wärme bessert auch lokal. 5. Arsenicum album D12 9. Antimonum crudum D4 bis D6 Patienten sehen immer krank aus (mager, blaß, schlapp). Fast ausschließlich nachts schlimmer, auch der Magenbrennschmerz. Bewegung und Wärme bessern, Trinken bessert, Essen verschlimmert. Unruhe — Angst (besonders nachts) — Verzweiflung. Der Kranke ist unvernünftig, widerspricht. Obwohl er weiß, daß etwas seinem Magen nicht bekommt, ißt oder trinkt er es. Sodbrennen, weißer Zungenbelag (ohne diesen hilft das Mittel nicht!). Meist verschlimmert im Sommer. 6. Acidum sulfuricum D8 bis D12 und Kalium bichromicum D4 Bei Säufergastritis oder durch viel Alkohol. Bei beiden Besserung durch Wärme und frische Luft, 7. Nux vomica D4 bis D12 Der Magen ist der Schwachpunkt. Durch Reiz, ganz gleich welcher Art, hier die ersten Beschwerden, nicht nur Kaffee, Alkohol etc. Aufregung, Ärger, Überbelastung (auch z.B. körperliche Überbeanspruchungen — Sport), aber auch grippale Infekte schlagen zuerst auf „den Magen". Auch dem milden, lieben und geduldigen Patienten hilft Nux vomica bis ca. D12, wenn die wesentlichsten Begleiterscheinungen passen! Schlimmer nach dem Essen, morgens. Besser abends, in Ruhe, an der frischen Luft. Also, alles schlägt erst einmal auf den Magen und nimmt von hier seinen Ausgang, z. B. zum Lumbago, zu den Hämorrhoiden, zur verstopften Nase, zum Herzen. Zur Therapie von Lymphödemen und Lymphstauungen Indikationen Eiweißreiche Ödeme aller Schweregrade, insbesondere das Lymphodem und das Odem bei der chronischen Veneninsuffizienz tazw chronisch-venosen-lymphostatischen Insuffizienz (variköser Symptomenkomplex, postthrombotisches Syndrom), Stauungsschmerzen, Zustande nach Unfall- und Sportverletzungen, Hamatome 812 10. Natrium muriaticum D6 und Natrium phosphoricum D6 Die bewährte Kombination von Schüssler. Wenn Sie sich für die ersten 9 Mittel nicht entscheiden können. Von jedem Mittel 3 x 2 Tabletten, die einen vor, die anderen ca. 1 Stunde nach dem Essen. Muß lange gegeben werden. Ich muß klarstellen und gestehen, das Bonbon in der Homöopathie ist die Konstitutionsbehandlung mit Hochpotenzen. Der Anfänger steht jedoch im Beginn seiner homöopathischen Erstversuche meist auf unsicherem Boden. Schulmedizinisch ausgebildet, nach Symptomen oder Diagnosen zu therapieren, verunsichert die Homöopathie mit ihren Grundsätzen wie Konstitution, Causa, Leitsymptome und Modalität. Die organotrope Therapie ist ein Beginn auf dem schweren Weg in das Verständnis und das Erlernen der Homöopathie — wirkungsvoll, alternativ, nebenwirkungsfrei, wenn damit auch eine wirkliche Heilung nicht zu erreichen ist. Anschrift des Verfassers: Dr. med. H.-J. Norden, Drohmweg 37, D-2803 Kirchweyhe bei Bremen. Unguentum lymphaticum Zusammensetzung 100 g enthalten Extr Conn maculati e herb 4,2 g, Extr Colchici fluid e sem 3,0 g, Extr Digitalis fluid e fol 2,1 g, Extr Podophylli fluid e rhiz 2,1 g, Extr Hyoscyami fluid e fo! 2,1 g, Extr Calendulae spiss e flor 0,21 g Gegenanzeigen Multiple Sklerose, nachgewiesene Allergie gegen das Konservierungsmittel Methyl-4-hydroxybenzoat Seit mehr als 25 Jahren in der Therapie bewährt Packungsgroßen 30 g, 80 g, Anstaltspackung Verschreibunqspflichiiq PGM Pharmazeutische Gesellschaft mbH & Co. München Furstenstraße 6 8000 München 2 K.-H. Friese Sinusitis — Krankheit oder Symptom? Zusammenfassung Resume Als schulmedizinisch orientierter Arzt lernt man an der Universität und an der Klinik, daß die Sinusitis eine Folgekrankheit der akuten Rhinitis sei. Zusammenhänge mit anderen Organen werden kaum beachtet, höchstens mit der Lunge. Weiter entfernt liegende Organe spielen angeblich keine Rolle. Wie die Erfahrung zeigt, führt die schulmedizinische Behandlung der Sinusitis häufig in eine Sackgasse. Dies hängt damit zusammen, daß viele Wechselbeziehungen mit anderen Organen nicht erkannt werden bzw. nicht bekannt sind. Im Gegensatz zur heutigen Schulmedizin, die ein Alter von weniger als hundert Jahren hat, kennen die Chinesen durch die Akupunkturregeln bereits seit 4 000 Jahren einen Zusammenhang zwischen Sinusitis und insbesondere dem Dickdarm. Auch andere Gründe können zu einer Sinusitis führen, z. B. eine toxische Belastung durch Quecksilber. Häufig führen Allergien zu Entzündungen der Nasennebenhöhlen. Les praticiens Orientes vers la medecine officielle ont appris dans les facultes et dans les cliniques que la sinusite est une maladie consecutive ä la rhinite aigue. Les liens avec les autres organes sont largement ignores, le poumon est dans le meilleur des cas le seul pris en compte. Les organes plus eloignes sont censes ne jouer aucun röle. L'experience le montre, le traitement de la sinusite par la medecine officielle conduit souvent dans l'impasse. Ceci est du au fait que de nombreuses interactions avec d'autres organes ne sont pas connues ou reconnues. Contrairement ä la medecine officielle actuelle, qui remonte ä moins d'un siede, l'acupuncture chinoise connaissait dejä il y a 4 000 ans les liens particuliers existant entre la sinusite et le gros intestin. La sinusite peut avoir d'autres causes, notamment une intoxication au mercure. Les allergies entraTnent souvent des inflammations des sinus. Schlüsselwörter: Sinusitis, Homöopathie, Naturheilverfahren, Akupunktur, Allergie Mots des: sinusite, homepathie, naturisme, acupuncture, allergie Summary As a physician who is orientated at the classical medicine one learns at the university and at the clinic that the sinusitis is a result of the acute rhinitis. Relations with other organs are hardly considered, at best with the lungs. More remote organs do allegedly not play any role. As the experience shows the treatment of the sinusitis according to the classical medicine often leads into a „blind alley". This is due to the fact that many interactions with other organs are not recognized or are not known, respectively. In contrast to the present classical medicine which is less than hundred years old the Chinese people know through the ruies of acupuncture already for 4 000 years the connexion between sinusitis and in particular the great gut. Also other reasons may lead to a sinusitis, e. g. toxic exposure to mercury. Allergies often result in inflammations of the sinus paranasales. Key words: sinusitis, homeopathy, naturopathic medicine, acupuncture, allergy 814 Nach dem Lehrbuch von Boenninghaus(~\) entwickelt sich die akute Sinusitis aus einer akuten Rhinitis und beherrscht nach wenigen Tagen das Krankheitsbild Nach diesem Lehrbuch können auslosend sein eine Schleimhautdisposition, die allerdings nicht weiter erläutert wird, außerdem das Zuschwellen der Nebenhohlenausfuhrungsgange, das Eindringen von Wasser beim Schwimmen, eine allgemeine Abwehrschwache, die ebenfalls nicht weiter ausgeführt wird Selten gebe es auch odontogene Ursachen Die chronische Sinusitis gehe aus einer nicht ausgeheilten akuten Sinusitis hervor Die Therapie der Sinusitis konzentriert sich auf Lokalmaßnahmen, es werden abschwellende Nasentropfen verabreicht, die Kieferhohle wird gespult, außerdem seien Warme und Dampfinhalationen gunstig, ferner seien meistens Antibiotika erforderlich Die Therapie der chronischen Sinusitis erfolge ebenfalls mit Kieferhohlenspulungen und antibiotischen Maßnahmen, ansonsten operative Sanierung An andere Organe wird hier wiederum nicht gedacht Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg Sinusitis mit „bunter" Ätiologie Bereits seit 4000 Jahren ist durch die Akupunktur der Zusammenhang zwischen Dickdarmerkrankungen und „Lungenerkrankungen" bekannt Zu den „Lungen" im chinesischen Sinn gehören auch die Nasennebenhöhlen Dabei ist der Zusammenhang eigentlich recht einfach festzustellen, man muß nur daran denken Fast alle Patienten mit akuter oder chronischer Sinusitis klagen über Verdauungsstörungen, Verstopfung oder Durchfall Es kommt praktisch nicht vor, daß ein Patient eine Sinusitis hat und sonst nichts Der Zusammenhang wurde in der Akupunktur deshalb erkannt, weil der Dickdarmmendian paranasal endet (Dickdarm 20) Auch ein anderer Meridian zieht über die Kieferhohle, nämlich der Magenmeridian Häufig haben Patienten insbesondere mit rechtsseitiger Kieferhohlenentzundung Magenprobleme Auch hier ist ein Zusammenhang aus der Anamnese relativ leicht zu erkennen Eine Beziehung zwischen den Nasennebenhöhlen und den Bronchien wird heute allgemein anerkannt, es handelt sich dabei um das sinubronchiale Syndrom Patienten mit Asthma bronchiale haben häufig eine chronische Sinusitis bzw umgekehrt Allerdings ist es für die Schulmediziner dann häufig problematisch, den Zusammenhang „rational" zu erklaren, da es zwischen den Nebenhohlen und der Lunge keine irgendwie gearteten Verbindungskanale gibt Allgemein anerkannt ist ein Zusammenhang zwischen Nasennebenhohlenentzundungen und Allergien Insbesondere bei der Rhinosinusitis polyposa wird die Anzahl der Allergiker auf 50 Prozent geschätzt Allergien können selbstverständlich durch Schleimhautschwellung Ausfuhrungsgange der Nebenhohlen verlegen, was dann sekundär zu einer Sinusitis fuhrt Es gibt allerdings auch noch andere Erklärungen für die Entstehung einer Sinusitis aus Allergien Durch die allergische Belastung insbesondere des Darmes via Nahrungsmittelallergene entsteht eine chronische Darmentzündung, die sich dann ebenfalls wieder im Nasennebenhohlensystem auswirkt Eine weitere Ursache einer rezidivierenden akuten Sinusitis bzw einer chronischen Sinusitis kann auch eine toxische Belastung durch Quecksilber sein Quecksilber findet sich reichlich im Zahnamalgam, von wo es immer wieder abgegeben und dann inhaliert wird Durch die Quecksilberbelastung kann direkt eine Wirkung auf das Nasennebenhohlensystem erzielt werden, andererseits können durch die Quecksilberbelastung bereits bestehende Allergien verstärkt werden (2, 3, 4, 6) Die unterschiedliche Ätiologie fuhrt zu völlig unterschiedlichen Behandlungskonzepten Bei einer akuten Sinusitis wird üblicherweise als erstes ein Antibiotikum gegeben, gleichzeitig werden abschwellende Nasentropfen verabreicht, und die Kieferhöhle wird gespult Nach 2 Wochen ist die Entzündung entweder nicht geheilt, oder das Rezidiv ist bereits da Dann wird ein stärkeres Antibiotikum ge- K -H Friese, Homöopathie geben und nach weiteren 4 Wochen ein noch stärkeres Wirkt dies auch nicht, werden die Nebenhohlen operativ „saniert", womit der Patient dann meist lebenslänglich seine Beschwerden mehr oder weniger behalt Multifaktorielle Therapie Betrachtet man den Zusammenhang zwischen den Dickdarmerkrankungen und den Sinusitiden, zeigt sich, wie gefährlich die obengenannte Behandlung ist Durch Antibiotika wird die Darmflora geschadigt, was zu einem Überwuchern von unphysiologischer Darmflora fuhrt Durch diese latrogene Darmerkrankung wird die Nasennebenhohlenentzundung erst richtig chronisch Außerdem werden die anderen Entstehungsursachen letztlich nicht beachtet Glücklicherweise ist die Medizin nicht immer so kompliziert, wie sie sich in der Theorie anhört Liegen bei einer Erkrankung zum Beispiel 5 Ursachen vor, reicht es häufig aus, daß 2 Ursachen beseitigt werden, und das Krankheitsbild verschwindet Dies ist letztendlich auch der Grund dafür, warum verschiedene Behandlungskonzepte bei den gleichen Krankheiten immer wieder zum Erfolg fuhren Auch ist es nicht immer so, daß bei einer Krankheit die Ursache behandelt werden muß, damit die F-olgekrankheit geheilt wird Häufig besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen den Krankheiten, so daß der Angriff an einem Punkt ausreicht, um auch die andere Krankheit in den Griff zu bekommen Dies heißt im Klartext, daß bei einer chronischen Sinusitis trotz bestehender Darmerkrankung die Nebenhöhlenentzündung durch lokale, nicht unterdruckende Maßnahmen geheilt werden kann, ohne daß jetzt in jedem Fall die Darmflora bzw der Darm hundertprozentig gesund sein müssen Dies laßt sich nämlich in den seltensten Fallen erreichen Unterdruckende Maßnahmen, wie abschwellende Nasentropfen, Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel, Antibiotika und Kieferhohlenspulungen, sollten bei jeder Sinusitis vermieden werden Deshalb folgt an dieser Stelle ein konkreter alternativer Therapievorschlag (5) Bei der Sinusitis maxillans acuta mit Empyem verabreiche ich einmalig Aconitum napellus D 30 (3x5 Globuli im Abstand von 2 Stunden), anschließend rezeptiere ich Cinnabans D 3 (3x1 Tbl tgl) oder Kalium bichromicum D 4 (3x1 Tbl tgl) Zusätzlich wird als Begleitmedikation Sinupret® verordnet, die Patienten inhalieren mit Emser Salz und Kamille und bekommen Rotlichtbestrahlungen Einmalig wird eine Eigenblutspritze gegeben Hierzu wird 1 ml Venenblut entnommen, mit 1 ml Procain und etwas Natriumzitrat vermischt und dieses intramuskulär injiziert In schweren Fallen werden wegen der Darmbeteiligung Zukker, Weißbrot und Schweinefleisch verboten Bei sehr starken Schmerzen kann zusätzlich Procain in die Fossa canina (Grube vor der Kieferhohle) injiziert werden Eine eitrige Sinusitis frontahs ist naturgemäß wesentlich 817 K -H Friese, Homöopathie gefährlicher als eine eitrige Kieferhohlenentzundung Gefurchtet ist der Durchbruch der relativ dünnen Stimhohlenhinterwand mit folgendem Hirnabszeß Glücklicherweise habe ich noch niemals in der Praxis einen derartigen Krankheitsverlauf gesehen Tritt ein ausgeprägtes Oberlidodem auf, muß der Patient streng kontrolliert werden Bei einer Smusitis frontalis treten fast regelmäßig starke Stirnkopfschmerzen auf In diesem Fall gebe ich als erstes Mittel einmalig Natrium munaticum D 200 Ansonsten wird mit hohen Einlagen und Muckschen Saugungen behandelt, außerdem erhalten die Patienten wie bei der eitrigen Kieferhohlenentzundung Cinnabans D 3 und Sinupret®, zusätzlich dann noch eine physikalische Behandlung mit Inhalationen und Rotlichtbestrahlungen Bei extremen Kopfschmerzen injiziere ich auch noch Procain in den Schmerzpunkt Bei einer chronischen Smusitis maxillans muß nach dem oben Gesagten strenggenommen eine Darmsanierung durchgeführt werden In der Praxis gestaltet sich dies allerdings relativ schwierig, da die meisten Patienten nicht bereit sind einige von ihren Lebensgewohnheiten aufzugeben Glücklicherweise funktioniert die Behandlung meistens auch ohne einschränkende Verbote Bei chronischer Smusitis maxillans hat sich eine Mischung (Kalium bichromicum D 12, Sulfur jodatum D 6 Allium cepa D 4 und Luffa D 12 ana ad 80,0, 3x5 Tropfen vor den Mahlzeiten) sehr bewahrt Ansonsten gebe ich als Resorptionsund Eiterungsmittel Sulfur jodatum D 12 Bei einseitiger chronischer Smusitis mit Übelkeit mit übelriechender Sekretion (Cave Tumor bzw odontogene Ursache) wird Hepar sulfuns D 6 verordnet Als chronisches Eiterungsmittel kommt Silicea D 6 in Frage Silicea ist auch das Mittel der Wahl bei gleichzeitig bestehenden Schwindelbeschwerden, beim sogenannten sinugenen Schwindel Bei entsprechenden Modalitäten (Platzangst, Hochhausangst und häufige Magenschmerzen) ist Argentum nitricum D 12 das Heilmittel Sollte dieses Therapieschema versagen, sind doch noch Verbote bezuglich der Ernährung erforderlich Auch hier sollte wieder auf Weißmehl, Schweinefleisch und Zucker verzichtet werden Häufig steckt eine Allergie hinter der chronischen Sinusitis, insbesondere eine Nahrungsmittelallergie In diesen Fallen ist immer sehr individuell zu behandeln Karenzmaßnahmen sind oft nicht möglich wegen einer polivalenten Allergie oder werden vom Patienten mangels Einsicht nicht eingehalten Je nach Ausprägung der allergischen Komponente wird zunächst die Allergie als solche homöopathisch behandelt, z B mit Konstitutionsmitteln, wie Lachesis, Lycopodium, Natrium munaticum oder Arsenicum album Anschließend kann über einen längeren Zeitraum Okoubaka D 3 (3x10 Tropfen tgl), spater in höheren Potenzen, gegeben werden Bei ausgeprägter Milchallergie ist häufig Aethusa cynapium D 4 in aufsteigenden Potenzen gunstiger Bei einer häufig bestehenden Hausstaubmilben-Allergie kann außer den Konstitutionsmitteln Kalium arsenicosum 818 Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg D 12 (2x1 Tbl tgl) oder Sabadilla D 30 (1 Tbl pro Woche) hilfreich sein Zwischendurch sind Injektionen von Acidum formicicum in unterschiedlichen Potenzen sinnvoll Außerdem kommen oft als Zwischenmittel Tuberculinum D 200 und Sulfur D 200 in Frage Die Amalgambelastung wird meist massiv unterschätzt (4, 6) Nach meiner persönlichen Erfahrung laßt sich bei 70% der Amalgamtrager, die in die Praxis kommen, eine große Kupfer- und Quecksilbenntoxikation mit dem DMPS-Test nach Daunderer nachweisen Damit verbunden ist in etwa 40% ein ausgeprägter Zinkmangel, der das Immunsystem stark schwächt Ein Amalgamverbot ist meiner Ansicht nach daher dringlich Bei der Rhinosinusitis polyposa hat sich in meiner Praxis eine Behandlung allein mit homöopathischen Emzelmitteln nicht bewahrt Sehr gut ist die Lokalbehandlung mit einer Nasensalbe (Teucreum marum a 10 ml, Eucenni anhydr ad 50,0 m f Ungt Nasensalbe) (7), gegebenenfalls müssen zusätzlich in örtlicher Betäubung die Polypen entfernt werden Kamilleinhalationen drangen oft die Polypen zurück Die Allergie, die meistens gleichzeitig noch vorliegt, muß mitbehandelt werden Streng abzuraten ist von allen Formen der Nasennebenhohlenchirurgie, da nur unnötig Narben gesetzt werden und die Ursache der Smusitis nicht mitbehandelt wird Bei der Kieferhohlenendoskopie laßt sich in operierten Kieferhohlen fast immer eine chronische Smusitis nachweisen Insgesamt laßt sich sagen, daß die homöopathische Behandlung von Nasennebenhohlenentzundungen mit anderen Naturheilverfahren relativ unproblematisch ist Da keine Lokalbehandlung am Darm erforderlich ist, kann diese Behandlung auch ein HNO-Arzt durchfuhren Die Methoden sind leicht erlernbar und sehr erfolgreich Antibiotika und Operationen sollten bei Nasennebenhohlenentzundungen eigentlich vermeidbar sein Literatur 1 Boenninghaus, H G Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Springer-Verlag, Heidelberg, 8 Auflage 1990 2 Daunderer, M Amalgamfullungen — ein Kunstfehler Biologische Medizin 18 (1989) 587 ff 3 Daunderer, M Handbuch der Umweltgifte Klinische Umwelttoxikologie für die Praxis Ecomed-Verlag Landsberg/ Lech, 1990 4 Friese, K-H Amalgam und Homöopathie Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 32 (1991) 245 ff 5 Friese, K -H Behandlung von Entzündungen der Nasennebenhöhlen mit Homöopathie Naturamed 3 (1991) 166 ff 6 Friese, K-H Homöopathie in der HNO-Heilkunde Hippokrates-Verlag, Stuttgart, 1991 7 Köhler, G Lehrbuch der Homöopathie Band II HippokratesVerlag, Stuttgart 1991 Anschrift des Verfassers Dr med K -H Friese, HNO-Arzt, Allergologe, Homöopathie Marktplatz 3, D-7252 Weil der Stadt N. w. Kiehr Therapeutische Möglichkeiten zur Verwertung von autologem Tumorgewebe Zusammenfassung Es wurde ein neues Verfahren entwickelt, welches die autologen immunkompetenten Zellen des Tumorpatienten in vitro nutzt. Das Verfahren wird als Tumor-Identifikations-Training für autologe immunkompetente Zellen in vitro definiert (TITAI). Grundlage für diese Therapie ist das Verfahren der Zellbiologie. Im 1. Schritt werden aus Tumorgewebe Tumoreinzelzellen gezüchtet, vervielfacht und ggf. kloniert. Im 2. Schritt werden diese Tumorzellkulturen mit den autologen Immunozyten inkubiert. In der Phase der TumorZellteilung identifizieren die Immunozyten die Tumorzellen. Als Therapeutikum dienen die Immunozyten, mit spezifischer immunologischer Anti-Tumor-Kenntnis beladen, entweder als Lebendzellen reinjiziert oder als Auto-ImmunoOnkolysat. Da es sich hierbei nur um körpereigene Substanzen handelt, stehen 3 Therapievorteile im Vordergrund: 1. keine allergischen Reaktionen, Vermeidung toxischer Reaktionen, 2. Induktion körpereigener Immunmediatoren (Interferone und Interleukine) und 3. gezielte und tumorspezifische Immunstimulation. Das Verfahren ist für jede Tumorform anwendbar. Schlüsselwörter: TITAI (Tumor-IdentifikationsTraining für immunkompetente Zellen), Karzinom, Immunozyten Summary A new procedure has been developed which availsitself of theautologousimmunocompetent cells of the tumour patient in vitro. This procedure is defined as tumour Identification training for autologous immunocompetent cells in vitro (TITAI). The basis for this therapy is the procedure of the cell biology. In the first step Single tumour cells from the tumour tissue are cultivated, multiplied and eventually cloned. In the second step these tumour cell cultures are incubated with the autologous immunocytes. In this phase of cell division of the tumour cells the immunocytes identify the tumour cells. The immunocytes charged with specific immunological anti-tumour knowledge serve as therapeutic and that either re-injected as living cells or as auto-immu- 820 nooncolysate. Since these are only substances derived from the own body three advantages with regard to the therapy are prevailing: 1. no allergic reactions, avoiding toxic reactions; 2. inducing the body to form immune mediators (Interferons and interleukins); 3. purposeful and tumour-specific immune Stimulation. The procedure is applicable for any form of tumours. Key words: TITAI (tumour Identification training for autologous immunocompetent cells), carcinoma, immunocytes Resume Une nouvelle methode a ete mise au point, qui utilise in vitro les cellules immunocompetentes autologues du patient atteint d'une tumeur. Cette methode s'appelle TITAI (entramement des cellules immunocompetentes autologues ä la reconnaissance des tumeurs). La premiere phase consiste ä cultiver des cellules tumorales ä partir du tissu tumoral, ä les multiplier et le cas echeant ä les cloner. Au cours de la seconde phase, ces cultures de cellules tumorales sont incubees avec les immunocytes autologues. Au cours de la phase de division cellulaire des cellules tumorales, les immunocytes identifient les cellules tumorales. L'action therapeutique est assuree par les immunocytes, chargees de connaissances immunologiques antitumorales, soit reinjectees comme cellules Vivantes ou comme auto-immuno-oncolysat. Etant donne qu'il ne s'agit que de substances propres au corps, cette therapie se distingue par plusieurs avantages: 1. Absence de reactions allergiques, pas de reactions toxiques 2. Induction d'immunomediateurs propres au corps (interferons et interleukines) et 3. Immunostimulation ciblee et specifique aux tumeurs. Cette methode peut etre appliquee ä toutes les formes de tumeurs. Mots des: TITAI (entrainement de identification de tumeurs pour des cellules autologues immunocompetentes), carcinome, immunocytes Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg Die schematische Anwendung von Chemotherapie und Radiotherapie bei Tumorkranken ist nicht erst seit den vorgetragenen Erkenntnissen anlaßlich des internationalen Krebskongresses in Hamburg 1990 in ihrer Unverruckbarkeit angezweifelt worden Ziel der effektiven Tumortherapie war für den verantwortungsvollen Therapeuten schon seit jeher, auf die individuellen Parameter des Patienten im Rahmen der Behandlung einzugehen So wissen wir heute, daß wir es im Rahmen der Tumorerkrankungen eines Patienten mit zumindest 4 individuellen Stellgliedern zu tun haben, die sich innerhalb der Erkrankung teilweise eigenständig entwickeln und somit die Tumorerkrankung immer wieder neu beeinflussen und verandern können (Abb 1) Die klinischen Ergebnisse der letzten Jahre haben uns deutlich gezeigt, daß es weder zeitgemäß noch dem Patienten gegenüber verantwortlich sein kann, nur den Tumor selbst zu klassifizieren und gezielt zu behandeln nach beispielsweise folgenden Schemata „Das Mammakarzinom spricht gut auf diese Therapie an" oder „Das kleinzellige Bronchialkarzinom spricht auf jene Therapie an" Das so schematisierte therapeutische Procedere fuhrt in sehr vielen Fallen rasch an die Grenzen der Tolerabilitat für den Patienten und, was ebenso schwerwiegend ist, an die Grenzen der therapeutischen Effektivität Dann stehen sich Patient und Therapeut nach anfänglich hoffnungstrachtigem Therapieverlauf erneut gegenüber, und es erfolgt die Auseinandersetzung mit Begriffen wie beispielsweise „austherapiert" oder „ausdiagnostiziert", welche den Patienten vollends desozialisieren und ihm die wichtigste Kraft zur Lebenserhaltung nehmen, nämlich die Hoffnung Angesichts dieser Erkenntnisse sind neue Wege zu postulieren, um eine Koordination der 4 wichtigsten Stellglieder des Tumorkranken zu erreichen und therapeutisch zu manipulieren, welche da sind N W Klehr, Tumorbehandlung schen, biochemischen oder immunologischen Kriterien, um nur einige Beispiele zu nennen Mittels der zellbiologischen Technik gelingt es, beispielsweise auch die Zellteilungsaktivitat von Tumorzellen zu identifizieren, um so den Nutzen der Chemotherapie schon im Vorfeld abzuwägen (1) Es gelingt aber auch die Identifikation unterschiedlicher Tumorzellen innerhalb eines Tumors oder einer Metastase Das Verfahren der Zellbiologie laßt rasch erkennen, daß jeder Tumor als individuelle Einheit zu betrachten ist So birgt das kleinzellige Bronchialkarzinom des einen Patienten ganz andere individuelle Kriterien als die gleiche Tumorform eines anderen Patienten Das Verfahren der Zellbiologie ermöglicht uns die Erkenntnis, daß histologisch monomorph imponierende Tumoren in Wirklichkeit als lebendes Tumorgewebe bzw lebende Tumorzellen zu mannigfachen Varianten fähig sind So laßt sich beispielsweise gut differenzieren, welche Tumorzellanteile innerhalb eines Tumors für das Großenwachstum verantwortlich sind, welche Tumorzellen zur Metastasierung befähigt sind, um nur einige Beispiele zu nennen (2, 3, 4) Die Zellbiologie ist darüber hinaus nicht nur Grundlage für die Tumorzellidentifikation Vielmehr kann mit der zellbiologischen Technik auch das Verhalten immunkompetenter Zellen in vitro beurteilt werden Die Beurteilung umfaßt nicht nur die Interaktion der immunkompetenten Zellen untereinander, sondern auch vor allem die Interaktion zwischen Tumorzellen und Immunozyten Zu diesem Zwecke haben wir als erste Ende der 70er Jahre ein Routinever- — der Tumor, mit seinen unterschiedlichen Varianten, — der Patient mit seinem individuellen Verhalten, — die Tumorerkrankung, ein heute noch weitgehend unerforscht gebliebener Funktionator, sowie — das Immunsystem des Patienten Die Tumorerkrankung koordiniert diese verschiedenen Stellglieder so, daß die Tumorentwicklung mehr oder weniger ungehindert fortschreiten kann Demzufolge war es besonders vordringlich, die Besonderheiten zuerst der Tumorzellen innerhalb eines Tumors zu erkennen und herauszuarbeiten Histologische Untersuchungen dienen hierbei nur der Grundlage, da es sich naturgemäß um totes Tumormaterial handelt Vordringlich war daher die Entwicklung eines Verfahrens, um Tumorzellen lebend beurteilen zu können — hier insbesondere die Zellteilungsaktivitat und die gegebenenfalls verschiedenen Tumorzellvananten innerhalb eines Tumors bzw einer Metastase Grundlage hierfür ist die Technik der Zellbiologie Mit diesem Verfahren gelingt es, die Lebensaktivitat von Tumorzellen zu analysieren, sei es nach morphologi- Abb 1 Der Tumorpatient Denkmodell zu den individuellen Stellgliedern P Patient T der Tumor mit den unterschiedlichen Tumorzeilvarianten und Metastasenbildung I das Immunsystem TE die Tumorerkrankung 823 N. W. Klehr, Tumorbehandlung fahren entwickelt und vorgestellt (5), unter Zuhilfenahme dessen die oben genannten Interaktionen gut beobachtet werden können. Überraschend war, daß in der Zellkultur Makrophagen, die vollgepackt sind mit Material zugrundegegangener Tumorzellen, von den immunkompetenten Zellen des gleichen Patienten rosettiert und zum Teil destruiert werden. Dieses In-vitro-Verhalten konnten wir bei allen Tumorkranken feststellen, deren Blut uns zur Beurteilung gesandt wurde. Dies ließ uns vermuten, daß Makrophagen, welche Tumormaterial phagozytieren, schließlich selbst als Turnorzellen mißgedeutet werden und von den immunkompetenten Zellen des jeweiligen Patienten als „fremd" identifiziert und eliminiert werden (6). So lag es nahe, die Tumorzellkultur und die Leukozytenkultur des gleichen Patienten zu inkubieren, um die Interaktion zwischen Tumorzellen und immunkompetenten Zellen zu beobachten und zu beurteilen. In der Zellkultur zeigte sich, daß Tumorzellen in der Ruhephase für die immunkompetenten Zellen neutral sind: Eine nennenswerte Interaktion zwischen Tumorzellen und immunkompetenten Zellen besteht nicht. Anders in der Phase der Zellteilung. In diesem Falle rosettieren die immunkompetenten Zellen die in der Zellteilungsphase befindlichen Tumorzellen vehement. Hierbei kommt es nach morphologischen Kriterien zu einer erheblichen Aktivität und zusätzlichen Ausstülpung von Tastorganellen der Imnnunozyten, so daß unter Vergleichsziehung zu den bekannten rasterelektronenoptischen Beobachtungen von einer immunologischen Identifikation der Tumorzellen in der Phase der Zellteilung ausgegangen wird. Diese Tumorzellidentifikation in vitro machten wir uns therapeutisch zunutze, indem wir das Tumorzellidentifikations-Training für autologe immunkompetente Zellen in vitro entwickelten, kurz TITAI genannt. Das TITAI basiert somit auf der Verwendung ausschließlich autologen Materials des Patienten ohne Zuhilfenahme von Fremdorganismen. Es kann demzufolge auf isologe oder heterologe Materialien verzichtet werden. Dies hat den Vorteil, daß toxische und insbesondere allergische Reaktionen durch dieses Verfahren ausgeschlossen werden können, wie wir dies bei anderen Verfahren unter Zuhilfenahme von heterologen oder isologen Organismen kennen oder auch bei der Verwendung von industriell angebotenem Interferon. Die immunologisch-therapeutische Wirkungsweise, an deren terminologischer Klassifizierung wir derzeit arbeiten, ist wie das Lesen eines Buches zu postulieren: Vergleichbar mit dem Lesen eines Buches wird bei Aufschlagen desselben (Phase der Zellteilung) der Text (für die immunkompetenten Zellen) lesbar und auch gelesen. Ist das Buch wieder zugeklappt (Ruhephase der Tumorzellen) bleibt der Text gleichwohl für den Leser (für die immunkompetenten Zellen) in Erinnerung. Hierdurch ist gewährleistet, daß die einmal identifizierte Tumorzellstruktur in Form immunologischer Memory-Identifikationsprozesse intrazellulär erhalten bleibt. Die Re-Injektion dieser so identifikationstrainierten Immunozyten führt demzufolge 824 Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. zur gezielten Tumorabwehr innerhalb des Patientenorganismus, nachdem zuvor in vitro die Immunozyten Gelegenheit hatten, während der Zellteilungsphase beispielsweise die Polysaccharid-Proteinstrukturen der Tumorzellen hinreichend erkannt haben. Grundlage dieser Therapie muß die exakte labortechnische Bearbeitung sein. So ist es beispielsweise erforderlich, daß ein Inkubationszeitraum zwischen Immunozyten und Tumorzellen gewählt wird, welcher der 50%igen Tumorzellteilungsaktivität entspricht. Hierzu muß zuvor der (1) proliferationskinetische Index der Tumorzellen erstellt sein. Von Vorteil ist es auch, nur diejenigen Tumorzellen zu klonieren und gegebenenfalls isoliert dem TITAI zu unterziehen, welche für das Tumorzellwachstum verantwortlich sind. Das heißt: Mit der Selektion in vitro steigt auch die Effektivität in vivo. Grundlegende zellbiologische Erfahrungen sind hierfür Voraussetzung. Die therapeutische Anwendung basiert demzufolge auf verschiedenen von uns entwickelten Verfahren, die einzeln ebenso wie auch kombiniert angewendet werden: 1. In-vitro-Inkubation der Tumorzellkultur (gegebenenfalls kloniert) mit den immunkompetenten Zellen: spezifisches Therapeutikum (Der Zeitraum zwischen Tumorgewebsexplantation und ausreichender Tumoreinzelzellvterfugbarkeit beträgt durchschnittlich 2 bis 6 Wochen, je nach Proliferationsaktivität). 2. Sofort-Therapeutikum: Zur Überbrückung des zeitlichen Intervalls (siehe 1.) Inkubation von Tumorgewebe und immunkompetenten Zellen zur Herstellung einer „Sofort-Vakzine". (Der Herstellungszeitraum beträgt in diesem Falle 72 Stunden.) 3. Bei Inoperabilität und hinreichender Metastasierung erfolgt die Vakzine-Herstellung unter Zuhilfenahme der zirkulierenden Tumorzellen aus dem Blut und der Potenzierung der vorhandenen Tumorantigene und unter Zuhilfenahme tumorassoziierter Antikörper. (Herstellungszeitraum zwischen 72 Stunden und 7 Tagen.) Zur Anwendung kommen entweder — dies ist abhängig vom Tumorzellverhalten in vitro — Lebendimmunozyten oder ein Lysat. Definitionsgemäß handelt es sich in diesen Fällen um ein Auto-Immuno-Onkolysat. Mit diesem Verfahren scheint es gelungen zu sein, die körpereigene und tumorgezielte Interferon- und Interleukinproduktion in vitro zu forcieren und als Therapeutikum anschließend einzusetzen. Darüber hinaus vermuten wir auch die Induktion derjenigen Immunmediatoren, welche uns heute noch nicht hinreichend bekannt sind. Angesichts der Tatsache, daß die Interferon- und Interleukinproduktion nur einen geringen Ausschnitt aus der immunologischen Kaskade des Wirtsorganismus darstellt, werden als Inhalte des AutoImmuno-Onkolysates über diese Faktoren weit hinausgehende Anteile gezielt tumorspezifisch gerichteter Immuninduktionsprozessoren vermutet. Der klinisch meßbare Rückgang von Tumorgewebe in vivo bestätigt uns dies. Anders als bei Chemo- oder der Radiotherapie sind keine Grenzen in der therapeutischen Anwendung mit diesem N. W. Klehr, Tumorbehandlung Verfahren gesetzt. Während bisher bei einer Rezidiv-Entwicklung diesbezügliche erneute therapeutische Maßnahmen erfahrungsgemäß weniger effektvoll waren, erlaubt das TITAI unter Zuhilfenahme der neuen Tumorvariante die erneute gezielte tumorspezifische Therapie. Das therapeutische Verfahren des TITAI ist demzufolge eine Behandlungsmöglichkeit, die lebensbegleitend sein kann. So kann auch unter Stabilisierung der Tumorerkrankung erneut auf das Reservoir der Tumorzellen in der Zellkultur zurückgegriffen werden. Nach Verbrauch des AutoImmuno-Onkolysates und therapeutisch induzierter tumorspezifischer Potenzierung der immunkompetenten Zellen kann erforderlichenfalls die Herstellung eines erneuten „Impfstoffes" erfolgen. Hierbei wird die gezielte tumorgerichtete Spezifität der Immunozyten genutzt bzw. mit der Zweit-Vakzination auf dieser erworbenen Primärpotenz aufgebaut im Sinne einer Stufentherapie. Demzufolge können wir von lebensbegleitenden therapeutischen Möglichkeiten mit dem TITAI ausgehen, welche auf dem individuell therapieinduziert weiterentwickelten Immunsystem des Tumorpatienten aufbauen. Neben den therapeutischen Erfolgen dieser gezielten Immuntherapie dürfen die übrigen notwendigen Behandlungsmaßnahmen jedoch keinesfalls außer acht gelassen werden. Wenn auch allergische Reaktionen ausgeschlossen werden können und toxische Reaktionen unter individueller Dosierung vermieden werden, sollte das TITAI nicht als ausschließliche therapeutische Maßnahme fungieren. Beispielsweise chirurgische Interventionen bei großen Tumoren — sofern sie erreichbar sind — unterstützen naturgemäß die Therapie. Ebenso ist auch bei gezielter und erfolgversprechender Anwendung die Chemooder Radiotherapie einzusetzen. Vielmehr ist das TITAI als zusätzliche und nicht als alleinige Therapiemaßnahme einzustufen. Nur dort, wo bisher Chemo- und Radiotherapie versagt haben, sollte unter Zuhilfenahme dieser neuen, tumorspezifischen, immunologischen Therapie auf weniger erfolgversprechende und zugleich die Lebensqualität reduzierende Maßnahmen verzichtet werden. Nur in solchen Fällen empfiehlt sich das TITAI als spezifische Monotherapie neben den adjuvanten und für den Patienten individuell auszuarbeitenden therapeutischen Begleitmaßnahmen. Regelmäßige Kontrollen, beispielsweise des Blutbildes, bezüglich der Immunologie, und vor allen Dingen der internistischen Laborparameter, sind angezeigt. Dabei ist auf Tumorzerfallsreaktionen vor allem zu achten, um beispielsweise nephrologische Begleitreaktionen rechtzeitig zu verhindern. Die individuelle Tumortherapie mit dem TITAI erfordert demzufolge auch die individuelle diagnostische Überwachung der sogenannten Grundparameter des so therapierten Patienten in regelmäßigen Abständen. Auf diese Weise bleiben therapeutische Erfolge auch dann gewährleistet, wenn die herkömmlichen therapeutischen Maßnahmen wie Chemotherapie und Strahlentherapie versagen. Dies gilt insbesondere für posttherapeutische Rezidiv-Entwicklungen. Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. Zum Thema Kostensenkung Gesundheit für wenig Geld GINKGO MECKEL 100 ml nur 27,95 DM Ginkgo Meckel: Homöopathisches Arzneimittel. Tropfen zum Einnehmen. 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Klehr: Flourescent lighting enhances chemically induced papilloma formation and increases susceptibility to tumor challenge in mice. Journal Cancer Res. Clin. Oncol. 112 (1986) 141-143. 5. Klehr, N. W.: Die Langzeitkultur der kernhaltigen zellulären Bestandteile des peripheren Blutes in vitro. Aktuelle Dermatologie 4 (1978) 253-257. 6. Klehr, N. W., S. Bretz, C. Pott: Morphologische Untersuchungen in der Leukozyten-Langzeitkultur. 2. Eine neue Nachweismethode für die proliferationsaktiven Tumorzellen aus dem peripheren Blut. Z. Hautkr. 55 (9) (1980) 588-601. Anschrift des Verfassers: Prof. (UNSA) Dr. med. N. W. Klehr, Sendlinger Str. 41/1, D-8000 München 2. 83. Ärztlicher Fortbildungskongreß des ZÄN 5. bis 13. September 1992 in Freudenstadt Dieser Herbstkongreß stand ganz im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen Ärzten und dem neuen Reformgesetz des Gesundheitsministers Horst Seehofer Mit dieser Problematik beschattigte sich auch der Vorsitzende des ZAN Dr K Ch Schimmel in seiner Eröffnungsrede Dabei sagte er u a „Der nahezu vergangene Sommer 1992 brachte uns Ärzten eine Menge Unsicherheiten und den größtenteils unbegründeten Vorwurf, Arzte seien zu teuer, die Medizin nicht mehr bezahlbar Bundesgesundheitsmimster kamen und gingen Punktwerte in Honorarvergutungen wurden vereinbart und gekündigt, dann zuletzt .Eckpunkte zur Sicherung und Strukturverbesserung in der Krankenkasse' für ein Gesundheitsstrukturgesetz 1992 von Politikern eingerammt ,Wenn dieses Gesetz scheitert, dann wird der Staat anstelle der Selbstverwaltung die notwendigen Regelungen treffen, und zwar auf Dauer' (Gesundheitsminister Horst Seehofer)" „Die Arzte in einem freien demokratischen Land regelten ihre Berufsprobleme in der Selbstverwaltung Unter dem Zwang einer immer rigoroseren Kostendampfung soll diese Selbstverwaltung nun per Rechtsverordnung zum Befehlsempfanger unseres Staates umfunktioniert werden' , sagte Schimmel „Immer mehr und immer altere Menschen werden ärztlich betreut, und das oft mit vielen und chronischen Krankheiten was höhere Kosten erfordern muß Dies soll nun mit einem Malus- oder Bonussystem gesteuert werden, das dem praktizierenden Arzt Rahmen für seine Hilfeleistungen setzen soll Medizin hat in den letzten Jahrzehnten eine ungeahnte technische Entwicklung genommen, damit eine hohe Effizienz erreicht, was aber auch Teuerung bedeutet Diese Entwicklung ist im Aufgabenbereich nur dann zu steuern, wenn man in einem vernunftigen Rahmen zu konsequenter Sparsamkeit anhält und mögliche Strukturverbesserungen durchfuhrt, um effizient arbeiten zu können — nicht aber durch das Einfrieren von Entwicklungen oder durch das Setzen wirtschaftlicher Rahmenvorgaben Das Malussystem trifft besonders Allgemeinarzte und Internisten, die hausarztlich tatig sind Sie behandeln ihre Hauptaufgabe liegt auf medikamentös-therapeutischem Sektor Sie sind die Therapeuten der Patienten, die nach oft genug kurzer stationärer Verweildauer noch einer intensiven medikamentösen Nachbehandlung bedürfen Hier sind gerade für Naturheilverfahren viele Möglichkeiten zu kostenreduzierenden Behandlungen gegeben Das sollte zum Nachdenken anregen und gilt ebenso für den Praventivgedanken" erwähnte der Vorsitzende Dagegen scheint die in letzter Zeit immer wieder diskutierte Positivhste diesen Bestrebungen entgegenzulaufen, es sei denn, man toleriert eine Zweiklassenmedizin Denn 1 fuhrt eine Positivhste zur Einschränkung der Therapiefreiheit, 2 hegt der Schwerpunkt einer Positivliste im Bereich der Therapie schwerer akuter oder chronischer Leiden Ein Großteil täglicher praktischer Medizin liegt aber im Bereich von Funktions- und Befmdensstorungen, die die Lebensqualität und damit auch die Leistungsfähigkeit der Menschen in großem Maße beeinflussen, 3 kann mit einer Positivhste die Nachbehandlung stationärer Therapie nur unvollständig durchgeführt werden, da Krankenhauser an diese Liste nicht gebunden sind, 4 verhindert eine Positivhste keine Preissteigerungen, da der Behandler gezwungen ist, oft hochwirksame Mittel einzusetzen, wirksamer als dem jeweiligen Fall adäquat wäre Diese sind dann meist auch teurer und erfüllen nicht immer ihre Zwecke, 5 wird die mengenmäßige Verordnung durch eine Positivhste nicht gesteuert Ein wesentlicher Grundsatz moderner freiheitlicher Medizin ist es, Patienten mit den der jeweiligen Erkrankung adäquaten Maßnahmen und Medikamenten zu behandeln, nicht aber nach einem vorgegebenen Baukastensystem „Therapiefreiheit muß daher vor Wirtschaftlichkeitsuberlegungen gehen ' Ein ganzer Berufsstand kam bei dieser Entwicklung der letzten Jahre in die Diskussion und stellte sich in dieser Auseinandersetzung sehr heterogen dar Arzte waren und sind zum großen Teil Individualisten und kämpfen auch einzeln, was nicht immer sinnvoll ist Verbände können hier als Berufsverbande und als Berufsfachverbande Interessen ihrer Mitglieder vertreten Gelingen hier nicht auf Anhieb spektakuläre Erfolge, tritt eine Organisationsmudigkeit auf, die auf breiter Front zu beobachten ist Nur gemeinsam und kompromißbereit behalten Arzte und ihre Verbände ihren Einfluß und können helfen eine zur Zeit sehr bedenkliche Entwicklung der Medizin in vernunftigen Bahnen zu halten" gab Schimmel zu bedenken Erwähnenswert ist auch die unermüdliche und umsichtige Arbeit der Geschaftsfuhrenn des ZAN, Frau Kann Trefz Sie führte ihren 25 Ärztlichen Fortbildungskongreß durch Kein Kongreß ohne Ehrungen Diesmal wurden auch Vertreter der Pharma- und Gerateindustrie mit dem Chnstophstaler in Silber ausgezeichnet Dazu gehören u a Herr C/ausen von der Fa Topfer, Frau Marquart vom Ostasiatischen Heilmittel Import und Herr Kastner von der eigenen Firma Frau Dr Knmmelund Dr l/V Preusserwurden mit der goldenen Hufeland-Anstecknadel, etliche Kollegen mit der bronzenen Anstecknadel ausgezeichnet Den Christophstaler in Silber erhielten Frau Dr Rost und Dr Kolb Allen Ausgezeichneten sei herzlichst gratuliert Seinen Einstand quasi gab der neue Oberburgermeister der Stadt Freudenstadt, Herr Erwin Reichert Man mag die Hoffnung ausgesprochen haben, daß sich ein ähnlich harmonisches Verhältnis zwischen ZAN und der Gastgeberstadt entwickeln möge wie mit seinem Vorganger Herrn Pfeiffer 829 Kongreßberichte Aber auch wissenschaftlich wurde auf diesem 83 Ärztlichen Fortbildungskongreß in Freudenstadt etwas geleistet Diese Herbsttagung stand ganz im Zeichen des 35jahngen Jubiläums der IAA für HOT, der Thematik Allergie, Probleme der Phlebologie, Lebensmittelkunde und Lebensmittelqualltat, arterieller Verschlußerkrankungen Aber auch die Raucherentwohnung, ein ganz wichtiges Thema, wurde diesmal abgehandelt Kommen wir nun im einzelnen auf die Referate zu sprechen Sicher kann so ein Bericht nicht vollständig sein Stellvertretend für alle gehaltenen Vortrage seien einige kurz auszugsweise zitiert Interessant war der Vortrag von Dr sc med Siegfried Wiesner, Sternberg, zum Thema „Erfahrung mit HOT/UVB in der Kardioangiologie" Er sagte u a „Zur Ultraviolettbestrahlung des Eigenblutes stehen die beiden grundlegenden Methoden der Hamatogenen Oxydationstherapie (HOT) bzw der Ultraviolettbestrahlung des Blutes (UVB) zur Verfugung Wesentliche Unterschiede in der Wirkung bestehen nicht Nach bisherigen Forschungsergebnissen beruht ihre Wirkung in der Verbesserung der oxidativen Substratverwertung, der Normalisierung der Fließeigenschaften des Blutes sowie in der Aktivierung der körpereigenen Abwehr Daraus ergeben sich als wesentliche Indikationen Durchbllutungsstorungen unterschiedlicher Lokahsation und Schweregrade und septisch-entzündliche Erkrankungen Die Anwendung dler HOT/UVB in der Kardioangiologie bedeutet, daß bisher wenig beachtete Wirkungsmechanismen zum Tragen kommen So gelingt es, mit der HOT/ UVB die poststenotischen Durchblutungsverhaltnisse über eine Verbesserung der MikroZirkulation zu verbessern Das ist besonders in den Fallen notwendig, bei denen es nicht möglich ist, arterielle Stenosen oder Verschlüsse mittels Operation, PTA bzw Lyse zu beseitigen Langjährige eigene Ergebnisse zeigen, daß damit im Stadium II nach Fontaine die schmerzfreie bzw maximale Gehstrecke verlängert werden kann Das konnte in mehreren Studien (auch doppelt blind) gezeigt werden Weiterhin zeigen auch Therapievergleiche, daß HOT/UVB die gangigen medikamentösen Behandlungsergebnisse übertrifft", erwähnte Wiesner „Im Stadium lll nach Fontaine werden Ruheschmerzen rasch gelindert bzw beseitigt, im Stadium IV nach Fontaine kommt es nach einer vorübergehenden Lokalreaktion in der Regel bei nicht zu fortgeschrittenem Leiden zur Demarkation der Nekrosen Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, HOT und UVB in die Therapiestrategie der arteriellen Verschlußkrankheit sinnvoll einzuordnen In der Kardiologie erweist sich die HOT/UVB ebenfalls wirksam bei chronisch-ischämischen Zustanden Entsprechende Studien zur Wirksamkeit sind jedoch unumgänglich und dringend notwendig", bemerkte der Referent aus den neuen Bundeslandern Erwähnenswert ist auch das Referat von Dr med Haldor Holesch, Lindau, zum Thema „HOT-Indikationen in der Praxis" Holesch sagte u a „Obwohl die ersten therapeutischen Versuche der gleichzeitigen Sauerstoff-Auf- 830 Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg schaumung und UV-ücht-Bestrahlung des Blutes von Haas und Käst in der Schweiz Asthmatikern helfen sollten, ist die klassische Indikation der HOT die paVK Fedenco Wehrli führte diese Methode praxisreif zur Behandlung von Durchblutungsstörungen 1957 auf der Therapiewoche in Karlsruhe ein Der Grundgedanke war eine verbesserte Sauerstoffutihsation im poststenotischen, minderperfundierten Gewebe über einen katalytischen Weg Es floß dabei die Vorstellung ein, daß sich bei der UVC-Bestrahlung oxidative Prozesse andern und alternative, energiefreisetzende Stoffwechselvorgange aktivieren lassen Untersuchungen von Bratkowski et al aus dem Jahre 1931 gaben Hinweise hierfür Der Forschungsschwerpunkt lag deshalb auch auf der statistischen Absicherung des Wirksamkeitsnachweises der HOT bei der Behandlung der AVK und der biochemischen und physiologischen Grundlagenforschung bezüglich Wirkungsweise bei dieser Indikation In diesem Zusammenhang sind vor allem die Untersuchungen von Pohlmann aus dem Jahre 1991 interessant, die bei Patienten einer angiologischen Sprechstunde mit einer paVK im Stadium llb nach Fontaine prospektiv randomisiert eine statistisch signifikante Gehstreckenverbesserung von nahezu 140% aufzeigen konnten Die verbesserte Muskelleistung bei Verzicht auf vasoaktive Substanzen bei diesen Patienten impliziert die Vorstellung, daß sich vor allem der nachgewiesene Anstieg des mtraerythrozytaren 2,3 DPG (erleichterte Sauerstoffabgabe an das Gewebe) und die Verbesserung der Hamorheologie hierbei auszahlen Der Einsatz der HOT scheint deshalb bei allen Störungen, die mit einer verschlechterten MikroZirkulation einhergehen, sinnvoll Neben Patienten mit einer Makrovaskulopathie bei der degenerativen Artenosklerose (kardial, zentral und penpher) profitieren auch diejenigen mit entzündlichen Gefaßerkrankungen, wie M Winiwarter-Burger oder Arterntis nodosa usw sowie Patienten mit Beeinträchtigung der arteriellen Durchblutung im feinvaskularen Bereich (Diabetes mellitus) und den Folgen einer venösen Stase von dieser Art der Behandlung", erwähnte der Referent „Da vasospastische Phänomene, wie die Migräne, Menstruationsbeschwerden, Pnnzmetallangina usw mit einer erhöhten Plasmaviskositat einhergehen, wie Turowski anhand des sekundären Raynaud-Phanomens nachweisen konnte, bietet sich der Einsatz der HOT bei diesen Erkrankungen an In der Praxis konnten bei allen diesen Formen auch tatsächlich hervorragende therapeutische Ergebnisse erzielt werden Zu den wichtigsten anderen Indikationen zahlen schwere Leberfunktionsstorungen und Hyperlipidamien aufgrund eines verbesserten hepatozytaren Stoffwechsels mit einer gesteigerten Syntheseleistung sowie Mahgnome Die immunmodulatonschen Eigenschaften der HOT spiegeln sich unter anderem in einer Aktivierung der Phagozytoserate (Schertet al) sowie der physiologischen Leukozytolyse (Heine) wider Die HOT hat deshalb einen festen Platz in der adjuvanten Tumortherapie und bei der Be- REPHAIYSIN YSATE® BURGER Zur mikrobiologischen Therapie Zusammensetzung: 1 Dragee (magensaftresistent) enthalt. 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F. Bechtloff 236 Seiten mit 280 z. T. zweifarbigen Tafeln, Format DIN A 4, gebunden. 1991, ISBN 3 - 88136 -142 -1, DM 198,-. Mit dem vorliegenden Werk wurde versucht, die EAV nach Bereichen darzustellen. Der praktische Vorteil einer solchen Darstellung in Text und Bild liegt auf der Hand: Endlich ist alles an einem Platz zu finden, was zu einem Bereich (etwa Lunge, Endokrinium usw.) zu fragen und zu diagnostizieren ist, also die volle Ausschöpfung der großartigen EAV-Diagnostik und -Therapiemöglichkeiten erlaubt. Nur ein Beispiel: Nicht weniger als 10 verschiedene Meridiane bzw. Gefäße beteiligen sich an der Zusammenstellung der Meßpunkte für den Bereich „Endokrinium". Aus 20jähriger EAV-Praxis heraus entstand die Idee für dieses Buch. Es soll gleichermaßen dem Anfänger den Einstieg wie dem Fortgeschrittenen die Arbeit erleichtern. Der Aufbau des Buches, also die Reihenfolge der Bereiche, wird sofort klar beim Betrachten des Inhaltsverzeichnisses. Bei Bearbeitung der Bilder wurden alle optisch irritierenden Nebensächlichkeiten, die ohne Bezug auf den behandelnden Bereich sind, weggelassen. Das ermöglicht bessere Konzentration auf den Meßpunkt. Nur manchmal ist ein in der Nähe befindlicher Punkt aus Orientierungsgründen gezeichnet, dann aber ohne Text, weil nicht zum Thema gehörig. Die Lage der zu testenden Hand wurde nicht, wie meistens, mit Fingerspitzen nach oben weisend wiedergegeben, sondern auf den Untersucher zeigend. Nur so sieht er die Hand des Patienten. Der abschließende Index trägt ebenfalls zu einer guten Übersicht bei. VE RLAG MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBH Postfach 1151/1152, 3110 Uelzen 1, Telefon (05 81) 8 08-151 831 Kongreßberichte handlung von schweren viralen Infekten, z B des Zoster ophthalmicus oder der Keratitis herpetica", war in Freudenstadt zu erfahren „Zudem spielt die Verminderung des oxydativen Stresses mit Hilfe der HOT eine Rolle bei der Behandlung von Patienten mit Chemotherapie, Radiotherapie sowie vor und unmittelbar nach ausgedehnten chirurgischen Eingriffen Zettel konnte bereits 1971 eine erhöhte Radiotoleranz von mit HOT vorbehandelten Bestrahlungspatienten nachweisen Nicht zuletzt sei auf die entzündungshemmenden Eigenschaften der HOT hingewiesen Der Effekt kommt durch die Bildung von Albuminbruchstucken zustande, welche aufgrund ihrer Große und Ladungseigenschaften einen Isolationseffekt auf entzündlich veränderte Zellen ausüben und über die Veränderung des intrazellularen pH das Erregungsniveau dieser Zellen senken Hierdurch erklart sich die gunstige Wirkung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Penkarditis, chronischer obstruktiver Bronchitis und entzündlichen Erkrankungen des Bindeund Stutzgewebes (CP, Kollagenosen — cave Photodermatoseni) Hier gilt im allgemeinen die Empfehlung, im nichtakuten Intervall zu therapieren, um eine Erstverschlimmerung durch die verbesserte Durchblutung zu vermeiden Bei der klassischen Indikation, der paVK, sollte auf eine korrekte Indikationsstellung geachtet werden Vor der Therapie steht die Diagnose Auch bei der Anwendung der HOT müssen vorher der Verschlußtyp, das Stadium sowie die Möglichkeit einer pnmar chirurgischen (Bypass-Operation) oder invasiv-radiologischen Intervention (Batlondilatation) geklart werden Bei der Behandlung der AVK mit der HOT kommen folgende Stadien in Frage nach vorangegangenem Gehtraining das Stadium llb (Gehstrecke unter 200 m), das Stadium III mit Ruheschmerzen und extrem kurzer Gehstrecke sowie die bedrohten Beine im Stadium IV mit Ulzerationen und Gangran Die Behandlung sollte hierbei insgesamt mindestens vier Wochen zweimal wöchentlich und anschließend wöchentlich bis vierwochentlich bis zum Abklingen oder Ausheilen der Beschwerden bzw bis zur maximalen Gehstreckenverbesserung durchgeführt werden Wiederholungsbehandlungen nach Intervallen von zwei bis zwölf Wochen haben sich bewahrt Das gilt auch für andere Indikationsgebiete Erfahrungsgemäß brauchen Patienten mit einem mangelhaft eingestellten Diabetes mellitus häufigere Behandlungen in kürzeren Abstanden Der Anwendungsrhythmus muß in jedem Fall individuell angepaßt werden Dabei stutzt man sich am besten auf ein erneutes Zunehmen der subjektiven Symptomatik", vermerkte der Referent Einen weiteren großen Themenkreis stellte die Allergie dar Dazu bemerkte Dr med Fnednch-J Begher, Überlingen, in seinem Referat „Die komplementären diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Elektroakupunktur nach Voll beim allergischen Formenkreis" folgendes 832 Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg „In den letzten Jahrzehnten wird eine Zunahme allergischer Erkrankungen beobachtet Als Ursache wird mit großer Wahrscheinlichkeit die allgemeine Umweltvergiftung angenommen, denn eine reichhaltige Giftpalette schleicht sich in den menschlichen Organismus ein und überfordert sein Immunsystem Das Verfahren der EAV macht es möglich, Störungen des Immunsystems und Erkrankungen des allergischen Formenkreises zu erkennen und zu behandeln Durch verschiedene, regelkreisartige Bezugssysteme der Elektroakupunktur zu allergisch-immunologischen Prozessen und den hierdurch erkrankten Organen und durch die Anwendung des Medikamententests können homöopathisch potenzierte Chemotoxine und Allergene qualitativ und quantitativ erfaßt und therapeutisch genutzt werden Hausstaub, Pollen, Schimmelpilze stehen an erster Stelle Alle über schulgerechte Tests gefundenen Allergene werden fast ausnahmslos auch im EAV-Arbeitsgang ermittelt Die EAV kann keine Allergie-Typen unterscheiden, und wir erhalten bei unverträglichen Stoffen oder Nahrungsmittelintoleranzen die gleiche Antwort So ist das aus traditionellen Gründen als „Allergiegefaß" bezeichnete Meßsystem der EAV umfassender als „Inkompatibilitatsgefaß" zu verstehen Diese vielleicht als Einschränkung empfundene diagnostische Leistung wird durch eine risikofreie, jedoch effiziente Therapie wettgemacht So ist z B bei den saisonalen Allergien der Höhepunkt des Krankheitsgeschehens der optimale Zeitpunkt für den diagnostisch-therapeutischen Beginn Durch systemgerechte Verabreichung potenzierter Allergenampullen, verbunden mit einer EAVuberpruften, homöopathischen Begleittherapie, sind sehr gute Behandlungsergebnisse zu erzielen Durch inhalative Allergene ausgeloste Erkrankungen, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, aber auch Hauterkrankungen, hier vor allem die Neurodermitis, eignen sich besonders gut für eine EAV-gerechte Behandlung Diese zur Chronizitat neigenden Krankheiten sollten vor Einsatz einer suppressiven Therapie einer EAV-Behandlung zugeführt werden Die schulgerechte Therapie sollte erst bei Erfolglosigkeit der alternativen Verfahren, bei bedrohlichen Situationen oder wenn es der Leidensdruck als vorübergehende Maßnahme erfordert, zum Einsatz kommen, denn suppressive Arzneimittel fuhren allmählich zur Blockade der feinstruktunerten Steuerungssysteme, wie wir sie für das Elektroakupunktursystem annehmen, und es kommt schließlich zur Einzementierung jeder chronischen Erkrankung, die dann nur noch mit stark wirkenden Arzneimitteln in Schach gehalten werden kann Die EAV ist ein komplementäres Verfahren der Medizin, das in der Hand des geübten Arztes segensreich helfen kann", bemerkte Behgerm seinem Vortrag Venenkrankheiten beobachtet man heutzutage immer häufiger Dazu bemerkte Dr med Dagmar Berg (Ulm) in ihrem Vortrag „Phytotherapie zur Behandlung venöser Durchblutungsstörungen" folgendes „Die Anwendung von Phytopharmaka hat im letzten Jahrzehnt deutlich zugenommen, nicht zuletzt deshalb, weil Arztezeitschnft f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg durch eine verbesserte Analytik therapeutisch wirksame Substanzen charakterisiert und deren Wirksamkeit durch klinische Studien belegt werden konnte Gerade die Behandlung venöser Erkrankungen stellt deshalb eine Domäne der Phytotherapie dar Es wird in der Arbeit die Gruppe der Patienten aufgezeigt, die nur mit einem Venentherapeutikum in Behandlung sind Außerdem werden die Voraussetzungen für einen therapeutischen Erfolg bei der Behandlung der Venenerkrankung mit einem Phytotherapeutikum dargestellt Auf die Wirkungsweise der Venenpharmaka wird eingegangen und die klinische Wirksamkeit verschiedener Substanzen, wie Roßkastanienextrakt:, Ruscus-Extrakt, Saponme und Flavonoide, Melilotus-Extrakt, nachgewiesen Es bleibt jedoch festzustellen, daß die gesamte Therapie der chronisch venösen Insuffizienz immer aus mehreren Schritten besteht Zunächst erfolgt eine Aufklarung des Patienten über seine Lebensführung, wenn möglich sollten Krampfadern operativ oder sklerotherapeutisch ausgeschaltet werden, ein odematoses angeschwollenes Bein muß durch eine Kompressionstherapie entstaut werden Als unterstutzende Maßnahme dieser Gesamttherapie sind jedoch die „Venenmittel" in der Hand des niedergelassenen Arztes eine sinnvolle Ergänzung der Therapie, auf die in keinem Fall verzichtet werden kann", bemerkte Frau Dr Berg Sie führte u a weiter aus „Infolge des hohen technischen Standards der phlebologischen Praxen heute ist eine sehr genaue Differentialdiagnose der Beschwerden der Patienten gegeben Besonderer Wert wird jedoch auf die Erhebung einer gezielten Anamnese der Inspektion und der Palpation der Beine gelegt Die weiteren Untersuchungsmoghchkeiten, wie Ultraschall-Doppler, Lichtreflexionsrheographie, Venenverschlußplethysmographie sowie Duplexsonographie werden dargestellt und die Möglichkeit, wie mit dieser Untersuchung gezielt die Beschwerden differentialdiagnostisch abgeklärt werden können", endete die Referentin Zum gleichen Thema führte Dr med Otto SchumacherWandersieb (Bad Munstereifel) folgendes aus „Die Kneipp-Phystotherapie bei Venenerkrankungen besitzt einen hohen Stellenwert Vor Einsatz der Kneipp-Physiotherapie als komplexe Allgemeintherapie ist die Erhebung einer umfassenden Anamnese (familiäre Disposition, berufliche Tätigkeit, Lebensführung) und die Erstellung eines Befundes (z B Venenverschlußplethysmographie) erforderlich und sinnvoll im Hinblick auf eine individuelle und optimale Therapie Die besondere Bedeutung der Kneipp-Physiotherapie hegt ob ihrer Vielschichtigkeit schon im Fruhbereich dieses Krankheitsbildes (noch ohne besonderen Leidensdruck des Patienten), um das Auftreten der — lebenslangen — chronischen Insuffizienzen nach Möglichkeit zu verhindern Auch bei akuten Verschlimmerungen (z B Thrombophlebitis) kann die Kneipp-Physiotherapie wesentliche Erfolge als eigenständige Therapie wie vor allem auch als Ergänzung und Bereicherung anderer Therapieformen bringen Kongreßberichte Im Vordergrund der Kneipp-Therapie steht hier zunächst die Hydrotherapie (als Thermotherapie) mit gezielten und dosierten Kaltanwendungen, wie Beingussen, Wassertreten oder Tautreten oder auch Waden- bzw Beinwickeln Bei entzündlichen Veränderungen bewahren sich gut Quark- oder Lehrrrwickel Im Rahmen der Bewegungstherapie (nicht bei entzündlichen Veränderungen) kommen zeitliche Beinhochlagerungen, allgemeines Kreislauftraming mit individueller Dosierung, vorsichtige Beingymnastik wie auch Lymphdrainage in Frage Überforderungen, auch durch zu intensiven Sport, sind unbedingt zu vermeiden Von großer therapeutischer Bedeutung ist die Behandlung mit Kompressionsverbanden — gerade auch in bewußter Kombination mit den Kneipp-Therapie-Prinzipien Auch die Ernährung des Venenpatienten bedarf der Einbeziehung in das Gesamt-Therapie-Konzept Vor allem gilt es das oft — ursächlich und als Folge — bestehende Übergewicht abzubauen, also die quantitativ und auch qualitativ gesunde Kostgestaltung (kalorienarm, fettarm, salzarm) Auf geregelten Stuhlgang und ausreichende Wasserentleerung ist zu achten Die variköse Insuffizienz ist ein besonders gut auf Phytotherapie ansprechendes Krankheitsbild, sowohl im präventiven Bereich wie auch als kurative Therapie Erwähnenswert sind hier Roßkastanienpraparate sowie auch Arnica-Salben als Mono- oder Kombinationspraparate Gelegentlich sind auch phytotherapeutische Diuretika — evtl auch als Tee — angezeigt Ausreichende Dosierung und auch langfristige Behandlungsdauer sind unabdingbar Im Rahmen der Ordnungstherapie gilt es, dem Patienten ein „venenbewußtes Leben" informatorisch, motivationsmaßig und vor allem praktikabel nahezubringen', sagte der Referent in Freudenstadt Wie schon erwähnt, stand das Thema „Lebensmittelkunde" im Vordergrund des Kongresses Dazu sagte Dr med Helmut Anemueller (Bernau) in seinem Referat folgendes „Aus der Sicht des Arztes für Naturheilverfahren ist der Forderung zuzustimmen, daß vollwertige Ernährung maximal naturbelassene Lebensmittel bieten und nur limitiert Nahrungsmittel enthalten sollte, bei deren Herstellung größere Verluste naturgegebener wertbestimmender Inhaltsstoffe entstanden sind Mit dem Konzept Kollathscber Vollwerternahrung stimmt dies uberein Wurde man solche Forderungen jedoch überziehen, beeinträchtigte es die Praktikabulitat und wurde davon abhalten, der Vollwerternahrung breitere Anerkennung zu verschaffen Techniken der Lebensmittelbearbeitung und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität müssen differenziert betrachtet werden, auch wenn der Arzt Positionen der Vollwerternahrung vertritt Nicht nur negative Einflüsse sind der Lebensmittelbearbeitung zuzuschreiben Lebensmittelqualltat ist ein komplexer Begriff Er ist auf mehrere Aspekte zu beziehen Wie man ihn im Schwerpunkt auslegt, hangt davon ab, ob man es aus der Sicht der Landwirtschaft, des verarbeitenden Handwerks, der 835 Kongreßbenchte Lebensmittelindustrie, des Handels, des Verbrauchers, des Okotrophologen oder des Arztes betrachtet Lebensmittelqualitat ist nicht einheitlich zu definieren In folgende Teilaspekte der Betrachtung kann Lebensrruttelqualitat aufgegliedert werden — Eigenschaften, die Große, Farbe, Aussehen, Geruch, Geschmack und Kaueigenschaften betreffen (Genußwertquahtat) — Eigenschaften, die sich auf Haltbarkeit und Schutz vor Verderb, Transport und Lagerung beziehen (Haltbarkeitsquahtat) — Eigenschaften, die eine einwandfreie hygienisch-toxikologische Beschaffenheit garantieren (hygienischer Quahtatswert) — Eigenschaften, die auf eine gute Vermarktung und einen gunstigen Preis bezogen sind (Vermarktungsqua)itatswert) — Eigenschaften, die eine zeit- und muhesparende kuchenmaßige Zubereitung gestatten (Gebrauchsquatitatswert) — Eigenschaften, die die Frage beantworten, wie gesund ein Lebensmittel als Bestandteil der Ernährung ist (Gesundheitswert) Zusätzlich haben Quahtatsaspekte Bedeutung gefunden, die C Leitzmann und seine Gießener Arbeitsgruppe eingebracht haben Sie betreffen Fragen, inwieweit die Erzeugung von Lebens- und Nahrungsmitteln unter ökologischen, sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Aspekten zu werten sind Begriffe wie „ökologische Verträglichkeit" und „soziale Verträglichkeit" sind diesbezüglich vorgetragen und in die Qualitätsbewertung von Lebensmitteln einbezogen worden", sagte Anemueller „Wir leben in Verhaltnissen, die einen Wandel des Denkens fordern Dies gilt für die Emahrungsmedizin insofern, als sie erheblich mehr als bisher Zusammenhange zwischen der Ernährung und ökologischen sowie sozialen Gegebenheiten verstehen lernen mußte Alles, was mit der Ernährung zu tun hat, stellt den Arzt in besonderer Weise vor eine edukatonsche Aufgabe und schließt ihn in eine umfassende Umweltverantwortung ein Selbstverständlich ist für den Arzt in erster Linie der Gesundheitswert der Lebens- und Nahrungsmittel maßgeblich Eine Reihe industrieller Verfahren reduzieren den Gehalt der Nahrung an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen oder anderen wichtigen Inhaltsstoffen Es sind vorzuglich folgende das Ausmahlen von Getreide zu Weißmehl, das Schalen und Polieren von Reis, die Starkefabnkation, die Zuckerraffination, das Blanchieren von Gemüse für Konserven, die Raffination von Ölen und Fetten und die Milch-Sterilisation Man sollte daher dem Prinzip, Lebensmittel und Nahrung so natürlich wie möglich zu lassen, weithin zustimmen können Gleiches gilt für die Annahme, daß vollwertige Ernährung am ehesten zu erreichen ist, wenn vorzuglich vollwertige Lebensmittel angeboten werden Es so zu sehen, steht einer Anerkennung der Tatsache nicht entgegen, daß nicht alle Lebensmittel in völlig naturbelassenem Zustand zu verzehren sind und 836 Arztezertschrttt f Naturheilverf 10/92, 33 Jahrg unter heutigen Lebensbedingungen auf Be- und Verarbeitungsprozesse bei der Herstellung von Nahrungsmitteln nicht zu verzichten ist Das absolut Natürliche kann nicht absoluter Grundsatz der Ernährung sein", erwähnte der Referent Dipl -Okotroph Eva-Mana Spitzmuller (Gießen) sagte in ihrem Vortrag „Umwelt- und Sozialvertraghchkeit der Ernährung" folgendes „Der Mensch steht mit seiner Umwelt in zahlreichen Wechselwirkungen Durch seine besondere Fähigkeit der nachhaltigen Eingriffnahme und Veränderung der Umwelt unterscheidet er sich von anderen Lebewesen Ein besonderes Verhältnis zwischen dem Menschen und seiner Umwelt besteht in der Ernährung Die Komplexität des Ernahrungssystems zeigt sich anhand der vielfaltigen Schritte, die unsere Lebensmittel von der Produktion bis zum Verzehr und der Beseitigung der Abfalle durchlaufen Dabei kommt es auch zu einer Reihe von Schaden, die letztlich auf den Einfluß des Menschen zurückzuführen sind (Massentierhaltung, Nitratanreicherung im Trinkwasser, Zunahme von sog Zivilisationskrankheiten, Belastung der Muttermilch etc ) Diese vielfaltigen Verflechtungen zeigen, daß eine umfassende Bewertung von Lebensmittelqualltat notwendig ist Einerseits kann die Nahrung nur so gut sein wie die Umwelt, aus der sie stammt, andererseits wird die Qualität der Umwelt stark von den Prozessen der Lebensmittelherstellung, des damit verbundenen Transports und der Entsorgung beeinflußt Die Umweltvertraglichkeit der Ernährung besteht dann, wenn durch die bewußte Auswahl umweltfreundlich erzeugter, verarbeiteter und verpackter Lebensmittel der Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen gesenkt wird und die Umweltbelastung durch das Ernahrungssystem begrenzt bleibt Die Sozialvertraghchkeit der Ernährung bezieht sich auf kulturelle, politische und ökonomische Aspekte des Ernahrungssystems Betroffen davon sind einerseits die Arbeitsverhaltnisse der Menschen, die weltweit in Erzeugung, Handel und Verarbeitung der Lebensmittel tatig sind, andererseits jeder einzelne in seinen persönlichen Ernahrungsgewohnheiten Die Qualität von Lebensmitteln wird durch die sozialen Strukturen im Ernahrungssystem mitbestimmt D h , an die Qualität von Lebensmitteln ist der Anspruch von Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsvertraghchkeit zu stellen", erwähnte Frau Spitzmuller in Freudenstadt „Der Begriff Emahrungsokologie beschreibt die komplexen und weltweiten Vernetzungen des Ernahrungssystems Emahrungsokologie, eine interdisziplinäre Wissenschaft, beinhaltet die Wechselwirkungen der Ernährung mit dem Individuum, der Umwelt und der Gesellschaft Anliegen der Emahrungsokologie ist es, realisierbare, zukunftsweisende Ernahrungskonzepte zu entwickeln, die sich durch hohe Gesundheitsvertraglichkeit, Umweltvertraglichkeit und Sozialvertraghchkeit auszeichnen", war in dem Referat zu erfahren Kongreßberichte Abschließend sei in dem Kongreßbericht noch ein kurzer Beitrag zum Thema „Raucherentwohnung" erwähnt Dr med Antonius Pollmann (Baden-Baden) sagte in seinem Vortrag „Nikotin, Alkohol und Essen können zu Suchtverhalten fuhren Korper und Geist gewohnen sich an den standigen Genuß Bleibt er für einige Zeit aus, machen sich körperliches und geistiges Unwohlsein bemerkbar Ein unwiderstehlicher Drang fuhrt zu neuem Konsum Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, kann schwerfallen Hier kann eine Akupunkturbehandlung unterstutzend helfen Die Akupunktur ist ein Therapieverfahren, welches über gezielte Reize in Akupunkturpunkten zielgerichtete Reaktionen im Korper bewirkt Vegetative Störungen, Un ruhe und Schlafstörungen können auch bei der Suchtbehandlung mit Akupunktur vermindert werden So kann der Patient über die ersten, besonders zum Ruckfall gefährdeten Tage zum erfolgreichen Absetzen seiner Suchtmittel gefuhrt werden Mehr Sauerstoff für Herz und Hirn! O-, 0 2 0 o.o2o Begleitende Maßnahmen, wie körperliche Betätigung oder Sport, Psychotherapie, autogenes Training oder Ablenkung etc , können eine weitere Hilfe sein Allerdings hat der Patient eine Voraussetzung zu erfüllen Den echten Willen zum Aufhören muß er selber mitbringen Insbesondere die Behandlung mit der Ohrakupunktur hat sich hier bewahrt Oft hilft eine einmalige Behandlung, daß der Patient von 60 auf 0 Zigaretten dauerhaft nikotinfrei bleibt Einige Stunden vor der ersten Behandlung darf der Patient keine Zigarette mehr rauchen und muß danach ohne eine einzige Zigarette bleiben Allerdings laßt sich eine Zunahme des Korpergewichts nicht immer vermeiden endete Pollmann Sicher wäre in diesem Kongreßbericht der 83 Ärztlichen Fortbildungsveranstaltung noch einiges erwähnenswert Wichtig bleibt festzuhalten daß die Besucherzahlen eine erfreuliche Entwicklung genommen haben Freudenstadt kann sich als „Wiege der Naturheilverfah ren" (trotz ernstzunehmender Konkurrenz in anderen Städten') behaupten Dies liegt zum einen an der jahrzehntelangen Erfahrung und Tradition des guten fundierten wissenschaftlichen Programms, der soliden Arbeit von Vorstand, Geschaftsleitung und Stadt und dem einzigartigen Fluidum von Natur in diesem schonen Teil Deutschlands verbessert die Sauerstoffaufnahme des Herzmuskels fördert die Hirndurchblutung erhöht die Konzentrations- und Merkfähigkeit mobilisiert die körpereigene Abwehr steigert die Leistungsfähigkeit eignet sich auch zur Behandlung der Migräne fördert die Entgiftungsvorgänge Dr med H P Legal Pressesprecher des ZAN den Sauerstoffumsatz in der Zelle OYO aktiviert Zusammensetzung 1 Dragee enfhalt40 mg Pangamsaure Natriumsalz Anwendungsgebiete Forderung der Herzdurchbiutung und Verbesserung der Sauerstoffaufnahme des Herzmuskels Bei Altersherz und nach Ang na Pectons Bei Durchblutungsstörungen des Gehirns infolge Apoplexie und Cerebralsklerose Be Vergeßl chkeit Schw ndelgefuhl Mudigket vorzetigerEr schopfung Wetterfuhhgkeit und Leistungsschwache Aufbau und Stärkung der Abwehrkrafte Gegen Emwrkung von Umweltgften Bei chronischen Leberschaden , (z B durch Alkoholmißbrauch) Zur Behandlung der Migräne Gegen anzeigen Bishermchfbekannt Nebenwirkungen B sher nicht bekannt Handelsformen Dragees zum Einnehmen eine Packung enthalt 50 Dra D I lAPfin göes DM 21 95 Kl mkpackung Polypharm GmbH Darmsfadt I F I A l r M I I Arztezeitschnft f Naturheilvert 10/92 33 Jahrg 837 Symposien zu dieser Thematik sind heutzutage notwendiger denn je Leben mit Sauerstoff bedeutet für den menschlichen Organismus die Auseinandersetzung mit freien Radikalen Freie Radikale werden im Korper bei sauerstoffabhangigen Reaktionen gebildet, zur Abwehr von Bakterien und bei der Umwandlung von Medikamenten oder Toxinen Auch unter Streß werden vermehrt freie Radikale freigesetzt In unserer zunehmend belasteten Umwelt entstehen freie Radikale in Abgasen, Smog und Ozon Genußgrfte, wie Nikotin und Alkohol, tragen zusätzlich zur Schädigung der Zellen bei Zellschadigungen können sich am Abwehrsystem und am Gefaßsystem manifestieren oder sich in Alterungsprozessen oder Gewebsneubildungen äußern Der Korper kann sich gegen diese Angriffe der freien Radikale wehren Er besitzt ein spezielles antioxidatwes Schutzsystem, das einerseits aus den antioxidativen Vitaminen ß-Carotin, Vitamin C und E und andererseits aus einem Enzymsystem, der selenabhangigen Glutathion-Peroxidase, besteht Durch die Ernährung allein können die Zellschutzvitamine und Selen nicht in genügender Menge zugeführt werden, so daß das körpereigene Schutzsystem durch Supplementation unterstutzt werden sollte Dadurch sind ein wirksamer Zellschutz und eine wirkungsvolle Prophylaxe vor Erkrankungen möglich, die durch freie Radikale verursacht werden, sagte Fr Dr B Becker auf dem WorwagSymposium in Bad Wildungen ß-Carotm, Vitamin C, Vitamin E und Selen sind essentielle Nährstoffe, die für den Korper lebensnotwendig sind Die antioxidativen Vitamine sind durch ihre chemische Struktur auf die Abwehr von freien Radikalen spezialisiert und können auf diese Weise die fetthaltigen Zellmembranen, X Die neue Gerategeneration ...©©LÖTENS® MEDIMOLL1 zur Transkutanen Elektrischen Nerven Stimulation (TENS) und Elektro Myo Stimulation (EMS) X Erstattungfahige Hilfsmittel gern SGB V § 33 Infomappe von Brudermuller GmbH Postfach 13 53 7410 Reutlingen 1 Tel (07121) 291 31 BTX (07121) 21653 FAX (07121) 29 05 98 838 den Zellkern und die Eiweißstrukturen vor der Oxidation schützen Besonders wirksam sind die antioxidativen Vitamine in Kombination mit Selen, da die Bestandteile synergistisch wirken und dadurch das Abfangen aller reaktiven Sauerstoffprodukte (Singulett-Sauerstoff, Hydroxyradikal und Superoxidanion) im Korper möglich ist Vitamin E ist ein fettloshches Vitamin, das vor allem in Pflanzenölen vorkommt Ergänzend zu ß-Carotin wirkt Vitamin E an der Zellmembran als Radikalfanger des Hydroxyradikals und des Superoxidanions In Ergänzung zu ß-Carotin besitzt Vitamin E einen anderen Wirkmechanismus Vitamin E unterbricht die durch freie Radikale verursachten Kettenreaktionen an empfindlichen Zeilbestandteilen Dieser kettenabbrechende Mechanismus des Vitamin E ist für das Fettgewebe, Membranen und Blutplattchen bekannt Gemeinsam mit Vitamin E schützt das selenabhangige Enzym Glutathion-Peroxidase biologische Membranen und Blutzellen vor der Oxidation Dadurch werden die Fließeigenschaften des Blutes positiv beeinflußt In Abwehrreaktionen verbrauchtes Vitamin E wird durch Vitamin C wieder zur aktiven Form regeneriert Selen ist ein seltenes Spurenelement der Erde Im Korper ist Selen Bestandteil des radikalfangenden Enzymsystems Glutathion-Peroxidase Glutathion-Peroxidase schützt die Blutzellen und andere Gewebe vor der Oxidation Hierbei wirkt Vitamin E synergistisch und setzt den Bedarf dieses Enzyms herab Schwermetalle, auch das Quecksilber in Dental-Amalgam, werden von Selen durch Komplexbildung inaktiviert, wobei Vitamin E synergistisch wirkt In Untersuchungen wurde die schutzende Wirkung des Selens vor Krebs und die Erbsubstanz verändernden Vorgangen innerhalb der Zellen beschrieben Eine gesunde Lebensführung ohne übermäßigen Nikotinund Alkoholgenuß, mit Verzicht auf ausgedehnte Sonnenbader, mit genügend Sport und Bewegung und einem möglichst streßfreien Alltag tragt viel zum Erhalt der Gesundheit bei Der Korper ist weniger freien Radikalen ausgesetzt, und Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Lunge, Haut und des Kreislaufsystems wird wirkungsvoll vorgebeugt Zusätzlich dazu wirkt eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Getreideprodukten krankheitsvorbeugend und tragt durch die Aufnahme eines Teils der antioxidativen Vitamine und Spurenelemente dazu bei, das körpereigene antioxidative Schutzsystem zu unterstutzen Diejenige Menge an antioxidativen Vitaminen, die für den Ärztezeitschrift f. Naturheilverf. 10/92, 33. Jahrg. optimalen Zellschutz benötigt wird, liegt jedoch um ein Mehrfaches über dem empfohlenen Tagesbedarf. Der Schutz jeder Zelle kann also nicht allein durch die Nahrung sichergestellt werden, wird jedoch durch zusätzliche Supplementation erreicht. Bei einer Vielzahl von Grunderkrankungen sollte eine Zinksubstitution in Erwägung gezogen werden, da es hierbei zu Zinkmangelzuständen kommt. Hauptsächtich sind hier Magen- und Darmerkrankungen (z. B. Diarrhöen, Morbus Crohn) und Leber- und Nierenerkrankungen (alkoholische Leberzirrhose, Niereninsuffizienz) zu nennen. Bei Diabetikern sind häufig erniedrigte Serumzinkwerte und erhöhte renale Zinkverluste zu beobachten. Es ist noch unbekannt, ob ein Zinkmangel ursächlich mit einer Zuckerstoffwechselstörung in Zusammenhang zu bringen ist. Untersuchungen zeigten jedoch Verbesserungen der Glukosetoleranz bei Diabetikern nach Zinkgaben. Auch die meist verzögerte Wundheilung und häufige Unterschenkelulzerationen diabetischer Patienten können vermutlich auf Zinkmangel zurückgeführt werden. Die entzündliche Akne bei Jugendlichen spricht nach Untersuchungen von Michaelsson auf eine mehrmonatige Zinktherapie ebenso wirksam an, wie auf eine TetrazyklinTherapie, die jedoch mit wesentlich mehr Nebenwirkungen behaftet ist. Auch nur bei einer ausreichenden Zinkversorgung kann das Vitamin A seine volle Wirksamkeit auf die Haut entfalten, da der Vitamin-A-Transport aus dem Leberspeicher zu seinen Erfolgsorganen zinkabhängig geschieht. Haarausfall ist ein multifunktionelles Geschehen. Zink ist jedoch für das Haarwachstum essentiell, so daß ein Mangel an diesem Spurenelement zu Haarausfall führen kann bzw. die Haarneubildung verzögert Mehrmonatige Zinkgaben an Patienten mit Alopecia areata führten zu guten Kongreßberichte bis zufriedenstellenden Ergebnissen beim Haarwiederwachstum. Folge einer Zinkunterversorgung ist eine Hypoplasie der lymphatischen Gewebe (Thymusdrüse, Milz und Lymphknoten), eine Verminderung der Antikörperproduktion sowie der zellulären Immunabwehr. Eine Zinktherapie ist also immer dann sinnvoll, wenn das Immunsystem gestärkt werden soll. Die Anwendungsbreite reicht hier von gehäuft auftretenden Erkältungskrankheiten bis hin zu malignen Prozessen und anderen Grunderkrankungen, bei denen eine Unterstützung des Immunsystems wünschenswert ist. Auch bei Potenz- und Fertilitätsstörungen sollte ein Zinkmangel in Betracht gezogen werden, da hier der Sexualhormon-Haushalt gestört ist. Eine weitere Anwendung findet die Zinktherapie bei der Ausschwemmung von Schwermetallen. Durch Zinkgaben kann z. B. die gestörte Kupferbalance beim Morbus Wilson wieder normalisiert werden. Auch für durch Amalgamfüllungen mit Quecksilber belastete Personen kann eine Zinktherapie angezeigt sein. Selbstverständlich sollte auch immer dann an Zink gedacht werden, wenn sich Situationen einstellen, in denen ein erhöhter Zinkbedarf (z. B. Schwangerschaft und Stillzeit, Wachstumsphasen) oder erhöhte Zinkverluste (nach Verletzungen oder Verbrennungen, durch starkes Schwitzen, Erkrankungen mit erhöhten Zinkverlusten) eintreten, sagte Prof. Buchheit'm Bad Wildungen. Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß eine möglichst gesunde Lebensweise, kombiniert mit einer ausgewogenen Ernährung und der zusätzlichen Gabe von antioxidativen Mikronährstoffen, die Lebenserwartung steigern, die Gesundheit erhalten und gegen eine Vielzahl von Erkrankungen schützen kann. — hpl — SCHNUPFEN-ZEIT SPENGLERSAN® KOLLOID G Homöopathisches Arzneimittel • Flüssigkeit zum Einreiben - Meckel • Postfach 1418 • W-7580 Bühl Anwendungsgebiet: Erkaltungskrankheiten, Grippe und Entzündungen Zusammensetzung: lml enthalt Antigene D9 aus Virus mfluencae Spengler, Bazillus influencae Pfeiffer, Bactermm pneumomae, Antitoxine D 9, gewonnen aus den obengenannten Stammen Handelsform: Tropfflaschen mit 10ml, 20ml, 50ml und 100ml 841