Klausur Ökonomie

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Professur für Nationalökonomie
PROF. DR. RENATE SCHUBERT
28.01.2017
Klausur Ökonomie
A.
Personalien (bitte Blockschrift)
Name und Vorname:
Matrikel-Nr.:
Muttersprache:
B.
Allgemeine Hinweise zur Prüfung
1.
Die Bearbeitungszeit beträgt 90 Minuten.
2.
Die Klausur besteht aus drei Aufgaben. Es sind alle Aufgaben zu bearbeiten.
3.
Beschriften Sie jede Seite der Prüfung mit Ihrem Namen und Ihrer
Matrikelnummer.
4.
Die Bearbeitung der Aufgaben ist direkt auf den Aufgabenblättern vorzunehmen. Fassen Sie sich bitte kurz, aber antworten Sie in ganzen Sätzen. Bei
zusätzlichem Platzbedarf bitte die Rückseiten der Aufgabenblätter benutzen.
5.
Nur begründete Antworten und Diagramme mit beschrifteten Achsen und Kurven können bewertet werden.
6.
Mobiltelefone, Laptops, iPads u.Ä. sind nicht erlaubt; einfache, nichtprogrammierbare Taschenrechner sind zulässig.
7.
Materialien aus der Vorlesung, einschliesslich eigener Unterlagen und Bücher,
dürfen verwendet werden.
Name:
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Seite 2
Matrikelnummer: ___________________________________________
Aufgabe 1
(7 Punkte)
Hinweis: Jede richtig beantwortete Frage gibt 0.5 Punkte. Nicht oder falsch beantwortete
Fragen ergeben null Punkte.
richtig
falsch
Solange die Grenzschäden einer Umweltbelastung grösser 
als die Grenzkosten der Vermeidung der
Umweltbelastung sind, ist es aus ökonomischer Sicht
sinnvoll, mehr Umweltbelastungen zuzulassen.

Wird die Zentralbankgeldmenge in einem Land erhöht,
können zusätzliche ökonomische Transaktionen
durchgeführt werden, die maximal der zusätzlichen
Zentralbankgeldmenge entsprechen.


Wird ein Gut besteuert, so ist die Belastung für diejenigen
Gruppen besonders hoch, die sehr elastisch auf
Preisveränderungen reagieren.


Wenn der Reallohn steigt, verschiebt sich die
Arbeitsangebotskurve nach oben links.


Sinkt das Zinsniveau in einem Land, werden auf jeden Fall
auch die Investitionen sinken.


Nimmt der Wert des Schweizer Franken gegenüber dem
Euro zu, ist dies für Export-Unternehmen in der Schweiz
nachteilig.


Staatliche Bauprogramme, die durch eine zusätzliche
Verschuldung des Staats finanziert werden, erhöhen die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage kurz- und mittelfristig
genau im Ausmass der zusätzlichen Bau-Ausgaben.


Ohne Preissenkungen ist es nicht möglich, den Konsum
bestimmter Güter (z.B. den Konsum von „gesunden“
Produkten) zu fördern.


Name:
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Seite 3
Matrikelnummer: ___________________________________________
richtig
falsch
Monopole verschlechtern kurzfristig die
Wohlfahrtssituation in einem Land, da die Verluste an
Konsumentenrente nicht vollständig durch den Gewinn
an Produzentenrente ausgeglichen werden.


Ein Land, das mit seiner gegebenen RessourcenAusstattung von allen Gütern mehr Einheiten herstellen
kann als ein anderes Land, kann seine Wohlfahrt durch die
Aufnahme von Handel zusätzlich steigern.


Konsumentinnen und Konsumenten, die heutige und
künftige Nutzen aus dem Konsum einer Einheit eines
bestimmten Produkts gleich hoch einschätzen, haben
einen Diskontfaktor von null.


Steigt in der Folge einer Erhöhung des Mindestlohns das
Lohnniveau in einer Volkswirtschaft insgesamt an, so
bedeutet dies in der Regel einen Rückgang der
unfreiwilligen Arbeitslosigkeit.


Durch den massiven Ausbau des Netzes von Ladestationen 
für Elektroautos in einem Land und wegen der grösseren
Reichweite der Batterien von Elektroautos steigt die
Nachfrage nach Elektroautos in diesem Land. Dies kann als
Verschiebung der Nachfragekurve für Elektroautos nach
aussen bzw. nach rechts-oben in einem klassischen PreisMengen-Diagramm dargestellt werden.

Wird ein Gut, bei dessen Herstellung negative externe
Effekte entstehen, mit einer Pigou-Steuer belastet, sinkt
die Wohlfahrt.


Name:
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Seite 4
Matrikelnummer: ___________________________________________
Aufgabe 2 (7 Punkte)
Lesen Sie bitte zunächst folgenden Zeitungsartikel und bearbeiten Sie anschliessend
die Teilaufgaben a)-e).
20 Minuten, 03.11.2016, Laly Zanchi (gekürzt)
«Billig-Zigaretten untergraben Prävention»
Markenzigaretten werden immer teurer, Billigzigaretten dagegen nicht. Die Lungenliga ist besorgt
und fordert höhere Tabaksteuern.
Raucher sein heisst in erster Linie, immer tiefer ins Portemonnaie greifen zu müssen. Auch wenn seit
drei Jahren keine zusätzlichen Steuern auf Zigaretten erhoben wurden, klettern die Preise weiterhin
nach oben. […]
Im Billigsegment hingegen sind die Preise weiterhin stabil oder sogar gesunken. […] Das günstige
Preissegment konnte seinen Marktanteil auch leicht ausweiten: Gemäss Zahlen der Eidgenössischen
Zollverwaltung (EZV) kletterte seit 2011 der Marktanteil der Zigaretten, die zwei Franken günstiger
sind als die meistverkaufte Marke, von 3,5 auf 5,2 Prozent. […]
Diese Entwicklung bereitet der Lungenliga Sorgen. Elena Strozzi, Leiterin der Prävention, sagt:
«Besonders bei Jugendlichen untergräbt es die Prävention, weil diese besonders preissensibel
reagieren.» […] Thomas Beutler von der Tabakprävention Schweiz schlägt aus diesem Grund vor, den
Mindeststeuersatz zu erhöhen. So würde man bei den Billigmarken die Preise anpassen. […]
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/18755685
Hinweis: In den folgenden Teilaufgaben betrachten Sie bitte den Markt für Zigaretten
in der Schweiz. Nehmen Sie jeweils an, dass sich der Nutzen der Raucher aus dem
1
Konsum von Zigaretten auf 𝑈𝑈(𝑥𝑥) = 10𝑥𝑥 − 2´000 𝑥𝑥 2 beläuft (𝑥𝑥 = 1 Päckchen Zigaretten).
Name:
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Seite 5
Matrikelnummer: ___________________________________________
2a.
(2 P.)
Nehmen Sie an, dass sich die Kosten zur Produktion von Zigaretten auf 𝐾𝐾(𝑥𝑥) =
1
2𝑥𝑥 + 2´000 𝑥𝑥 2 + 1′000 belaufen. Berechnen Sie Preis und Menge von
Zigaretten-Päckchen im Marktgleichgewicht unter vollkommener Konkurrenz.
Name:
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Seite 6
Matrikelnummer: ___________________________________________
2b.
Im Zeitungsartikel wird vorgeschlagen, Zigaretten stärker zu besteuern.
(1 P.)
Nehmen Sie an, dass neu eine Steuer von 2 Fr. pro Päckchen Zigaretten bezahlt
werden muss. Berechnen Sie Preis und Menge von Zigaretten-Päckchen im
neuen Marktgleichgewicht unter vollkommener Konkurrenz.
Name:
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Seite 7
Matrikelnummer: ___________________________________________
2c.
(2 P.)
Preiselastizität der Nachfrage:
(i)
(ii)
Berechnen Sie die Preiselastizität der Nachfrage für die Menge 𝑥𝑥 = 4′000
zum Preis von 𝑝𝑝 = 6.
Nehmen Sie an die Preiselastizität der Nachfrage betrage 𝜀𝜀𝑥𝑥 𝑁𝑁,𝑝𝑝 = −2.
Beurteilen Sie die Wirksamkeit der Einführung einer Zigarettensteuer bei
dieser Ausgangslage.
(iii)
Nennen Sie explizit eine Stelle aus dem einleitenden Zeitungsartikel, die
sich auf die Preiselastizität der Nachfrage bezieht.
Name:
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Seite 8
Matrikelnummer: ___________________________________________
2d.
(1 P.)
Nehmen Sie an, dass der Reallohn in der Schweiz im kommenden Jahr im
Durchschnitt um 1% sinkt.
(i)
Welche Folgen erwarten Sie dadurch für die Nachfrage nach Zigaretten?
(keine Berechnung gefragt)
(ii)
Welcher Elastizitätstyp spielt in diesem Fall eine Rolle?
(iii)
Vermuten Sie eine elastische oder unelastische Reaktion der Nachfrage?
Begründen Sie!
Name:
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Seite 9
Matrikelnummer: ___________________________________________
2e.
(1 P.)
Die Tabaksteuer ist ein typisches Beispiel einer Verbrauchssteuer.
(i)
Erklären Sie, weshalb durch die Einführung einer Verbrauchssteuer ein
Wohlfahrtsverlust entstehen kann.
(ii)
Unter welchen Umständen kann eine Verbrauchssteuer einen positiven
Einfluss auf die Wohlfahrt einer Gesellschaft haben?
Name:
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Seite 10
Matrikelnummer: ___________________________________________
Aufgabe 3 (7 Punkte)
Bitte lesen Sie zunächst den Artikel zur Inflation in Venezuela und bearbeiten Sie
anschliessend die darauf folgenden Aufgaben.
NZZ online, 3. November 2016
Venezuela setzt neue Massstäbe
Tristes Leben mit Hyperinflation
[…] Eine allgemeine Regel gibt es nicht, wann ein Geldsystem zusammenbricht: In Stabilität
gewohnten Ländern haben bereits zweistellige Inflationsraten zum Chaos geführt. Beispiele wie etwa
Brasilien zeigen, dass sich auch Staaten mit mehreren tausend Prozent Inflation im Jahr arrangieren
können, ohne dass die Situation unkontrollierbar eskaliert. In Venezuela bietet sich jetzt ein neuer
Massstab […]: Dort wird Geld nicht mehr gezählt, sondern gewogen. 10 000 Bolívar im Wert von 6 $
wiegen 110 Gramm. Geldzählmaschinen sind rar im Land ohne Devisen, und die wenigen
importierten Maschinen verschleissen schnell. Die Zentralbank hat bisher keine grösseren Noten als
den 100-Bolívar-Schein drucken lassen. Sie will die Inflation verschleiern. Doch verliert die Währung
rund 6% an Wert pro Tag. Darf es ein bisschen mehr sein, fragt der Verkäufer täglich beim Wiegen –
und meint das Geld, nicht den Käse.
Für das kommende Jahr prognostiziert der Internationale Währungsfonds 2400% Inflation. Es dürfte
aber deutlich mehr werden, denn das Karussell dreht sich schnell. Die Regierung hat den
Lebensmittelmarkt teilweise von staatlichen Kontrollen befreit. Nun gibt es Waren aus Kolumbien und
Brasilien in den Supermärkten, doch zu mitteleuropäischen Preisen. Viel zu teuer für Familien, die
sechs Mindestlöhne brauchen würden, um sich den statistischen Korb von Lebensmitteln leisten zu
können. Inzwischen ist das Geld so wenig wert, dass die Banken zögern, ihre Filialen und
Geldautomaten mit neuen Noten zu beliefern. Die Transportkosten sind höher, als die beförderten
Noten wert sind. […]
http://www.nzz.ch/wirtschaft/venezuela-setzt-neue-massstaebe-tristes-leben-mit-hyperinflation-ld.126014
Name:
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Seite 11
Matrikelnummer: ___________________________________________
3a.
Zunächst ergänzen Sie bitte den Lückentext, der einige Ursachen und Folgen
(3 P.)
der starken Inflation in Venezuela beschreibt. Wählen Sie hierfür bitte die
richtigen Begriffe aus der folgenden Liste aus und passen Sie diese dem
Satzkontext entsprechend an.
Exportüberschuss – Fiskalpolitik – gewinnen – Haushaltsdefizit – Importüberschuss –
jährlich – Kaufkraftkorrektur – Leitzins – nominal – Preisniveauanstieg – real –
Recheneinheit – Regierung – prozentual – Wertaufbewahrungsmittel – Zentralbank –
verlieren
Venezuela steckt in einer dramatischen Wirtschaftskrise. Die Regierung hat in
der Vergangenheit viele Unternehmen verstaatlicht und sich vor allem auf die
Ölproduktion konzentriert. Durch die sehr starke Abhängigkeit von Ölexporten
und durch den anhaltend tiefen Ölpreis liegt die Wirtschaft jedoch am Boden.
Gleichzeitig hat die Fokussierung auf Öl dazu geführt, dass andere
Wirtschaftszweige eingebrochen sind und die meisten Güter, darunter auch
viele Nahrungsmittel und medizinische Hilfsmittel, importiert werden. In
Zeiten hoher Ölpreise und dem damit verbundenen
kein Problem dar, weil dadurch auch der Bolivar an Kaufkraft
stellte dies
.
Gegeben die aktuellen Wechselkurse, fällt vielen Venezolanern das Bezahlen
ausländischer Produkte aber immer schwerer. Es ist typischerweise die
Aufgabe
die Preisstabilität zu wahren. Dies ist in Venezuela
jedoch nicht gelungen. Im Gegenteil: die anhaltende, starke Inflation führt
dazu, dass die Menschen das Vertrauen in ihre Währung zunehmend verlieren.
Inflation sorgt zunächst vor allem dafür, dass Geld seine Funktion als
verliert, zum anderen führt der Vertrauensverlust aber
auch dazu, dass Menschen auf andere Tauschmittel, in diesem Fall
insbesondere den US-Dollar, zurückgreifen. Die einzige wirtschaftliche
Kennzahl die typischerweise von der hohen Inflationsrate positiv beeinflusst
wird ist das in inländischer Währung gemessene
Brutto-
inlandsprodukt. Deshalb werden beim Berechnen und beim Vergleich der
Wachstumsraten verschiedener Länder feste Basisjahre,
der US-Dollar als gemeinsame Bewertungsgrundlage verwendet.
und
Name:
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Seite 12
Matrikelnummer: ___________________________________________
3b.
Im Folgenden soll es nun um Massnahmen gehen, die die Inflation eindämmen
(1.5 P.)
könnten. Konzentrieren Sie sich zunächst auf geldpolitische Instrumente.
(i)
Nennen Sie eine mögliche und der Situation angemessene, geldpolitische
Massnahme.
(ii)
Erläutern Sie kurz, wie diese der Inflation entgegenwirken würde.
(iii)
Welche Folgen hätte die von Ihnen vorgeschlagene Massnahme für den
Wechselkurs des Bolivars, die Aussenhandelsbilanz und das BIP
Venezuelas?
Name:
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Seite 13
Matrikelnummer: ___________________________________________
3c.
Auch fiskalpolitische Eingriffe können Inflation entgegenwirken. Wenn die
(1.5 P.)
Inflation durch vergleichsweise starke Nachfrage getrieben ist, kann der Staat
versuchen die Inflation einzudämmen, indem er seine eigenen Ausgaben
reduziert oder die Steuern erhöht.
(i)
Erläutern Sie kurz die Wirkungsweise einer solchen Massnahme auf das
Preisniveau und das BIP.
(ii)
Welche der beiden Massnahmen (Ausgabensenkung oder Steuererhöhung) hätte gemäss den Multiplikatormodellen den stärkeren
Rückgang der Inflation zur Folge?
Name:
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Seite 14
Matrikelnummer: ___________________________________________
3d.
Durch die sehr starke Fokussierung auf den Erdölsektor müssen in Venezuela
(1 P.)
viele Güter des täglichen Bedarfs importiert werden, was auf Grund der
schwachen Währung sehr schwierig ist. Die Regierung hat versucht dieser
Entwicklung mit der Einführung von Höchstpreisen für verschiedene Güter zu
begegnen.
(i)
Zeigen Sie grafisch, welchen Effekt ein solcher Eingriff hat.
(ii)
Erläutern Sie ausserdem, warum Höchstpreise nicht geeignet sind die
Inflation zu stoppen.
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