Aufgaben zu stöchiometrischen Berechnungen Chem. Reaktionsgleichungen geben nicht nur eine qualitative sondern auch eine quantitative Beschreibung der chem. Vorgänge: die linke Seite einer Gleichung muß in Anzahl und Art der Atome mit der rechten übereinstimmen. Auch die Summen der Massen sind auf beiden Seiten gleich (Gesetz von der Erhaltung der Masse). Die Koeffizienten einer Reaktionsgleichung geben einerseits die Zahl der beteiligten Moleküle (bzw. Atome) andererseits aber auch den Stoffmengenumsatz an. Das Maß für die Stoffmenge n ist das Mol. Ein Mol einer molekularen Substanz besteht aus NA Teilchen (NA: Avogadrosche Zahl: 6,022 × 1023) und hat die Masse in (in g), deren Zahlenwert der relativen Molekülmasse M entspricht. M ergibt sich aus der Summe der relativen Atommassen aller Atome eines Moleküls. Die molare Masse ist die Masse eines Mols. m olare Masse = Masse m M = [g/m ol] Stoffm enge n Aufgabe: Wieviel g H2 und O2 benötigt man, um 20 g H2O herzustellen? 2 H2 + O2 → Molmassen: 2 g/mol 32 g/mol 2 mol H2 + 1 mol O2 da 20 g H2O ⇒ n = 1,11 mol H2 2 H2O 18 g/mol → 2 mol H2O m 20 g = M 18 g/m ol = 1,11 m ol H2O ergibt sich somit: + 0,5 × 1,11 mol O2 an H2 werden benötigt: M × n = m an O2 werden benötigt: ⇒ → 1,11 mol H2O 2 g/mol × 1,11 mol = 2,22 g H2 32 g/mol × 0,5 × 1,11 mol = 17,78 g O2 Wieviel L gasförmigem H2 bzw. O2 entspricht dies? Molvolumen idealer Gase: 1 mol eines idealen Gases nimmt bei Normalbedingungen ( 0 °C = 273 K, 1013 mbar = 1 atm) ein Volumen von 22,4 L ein. Anders formuliert: Vm = 22,4 L/mol d.h. 1,11 mol × 22,4 L/mol = 24,86 L H2 bzw. 12,43 L O2 1 Aufgabe: Eine Steinkohle enthält 1,5 Gew.% Schwefel, der beim Verbrennen vollständig in SO2 umgewandelt wird. a) S Wieviel kg SO2 entstehen dabei aus einer Tonne Kohle? + O2 → SO2 M(S) = 32 g/mol, M(SO2) = 64 g/mol 1t Kohle enthält: 1,5 1000 kg × = 15 kg = 15000 g Schwefel 100 m 15000 g n = = = 468,75 m ol Schwefel M 32g/m ol nach der Reaktionsgleichung werden damit auch 468,75 mol SO2 gebildet. m (SO2) = 468,75 mol × 64 g/mol = 30 kg SO2 b) Wieviel L gasförmigem SO2 entspricht dies? 468,75 mol × 22,4 L/mol = 10500 L SO2 c) Wieviel L Sauerstoff werden für die Verbrennung des Schwefel verbraucht? (machen Sie mal einen Vorschlag, Lösung gibts an dieser Stelle nicht! ;-) Konzentrationsberechnungen Die Konzentration einer Lösung ist die Menge eines gelösten Stoffes pro Menge der Lösung. Es gibt verschiedene Maßeinheiten für die Konzentration u.a. Molarität = Stoffm enge n Gelöstes in [m ol/L] 1 Liter Lösung Gewichtsprozent = Masse m Gelöstes in [%] 100 g Lösung Zur Umrechnung dieser beiden Konzentrationsangaben benötigt man noch die Dichte in [g/mL] = [g/cm3] bzw. [kg/L] der Lösung: Dichte ρ = Masse in [g/m L] oder [kg/L] Volum en 2 Aufgabe: Wieviel mL 70%iger HNO3 (Dichte ρ : 1,42 kg/L) benötigt man zur Herstellung von 250 mL 2-molarer (d.h. c = 2 mol/L) HNO3? M(HNO3) = 63 g/mol 1.) zuerst bestimmen, welcher Stoffmenge entspricht 70%ige HNO3: in 1 Liter „100%ige HNO3“ wären: (V = 1 Liter) m ρ = ⇒ m = ρ × V = 1420 g/L × 1L = 1420 g HNO3 V in 1 Liter 70%iger HNO3-Lösung sind daher: (V = 1 Liter) m 70 ρ = ⇒ m = × 1420 g/L × 1L = 994 g HNO3 V 100 (d.h. die Konzentration einer 70%igen HNO3-Lösung beträgt 994 g pro Liter = 994 g/L) 994 g = 15,78 m ol HNO3 63 g/m ol ⇒ 15,78 m ol/L HNO3 994 g HNO3 ⇒ 2.) Zur Herstellung von 250 mL 2-molarer HNO3 benötigt man: es gilt: c1 × V1 = c2 × V2 mit c1 = 15,78 mol/L, c2 = 2 mol/L und V2 = 250 mL = 0,25 L ⇒ V1 = 2 m ol/L × 0.25 L = 0,0317 L = 31,7 m L 70%ige HNO3 15,78 m ol/L 31,7 mL 70%ige HNO3 werden mit Wasser auf 250 mL aufgefüllt und man erhält damit 250 mL 2-molare HNO3 3 Zum Versuch Extraktion – Verteilungsgleichgewicht von I2 in Wasser/Pentan Problem: I2 schlecht löslich in H2O Warum? δ+ H δ− O δ+ H I I kein Dipol, unpolar Dipol, polares protisches LM Kaliumiodid (Salz, ionische Verbindung), gute Löslichkeit in polaren Lösungsmitteln + KI K+ H2O + H2O + I- H2O kann Kationen durch Ausbildung einer Hydrathülle stabilisieren, Anionen lassen sich durch Ausbildung von Wasserstoffbrücken stabilisieren: H H H H O O O K+ H O O H H H O H H H O H I- H H Löslichkeit von I2 in Wasser verbessern durch Zugabe von KI: I- I2 I2 I3 - Beispiel I3- I I5 - I I2 I7 - Bildung von Polyiodidionen, gute Löslichkeit in Wasser I- I2 reagiert dabei als Lewis-Säure (Elektronenpaar-Akzeptor), das Iodid-Ion als LewisBase (Elektronenpaar-Donor) I5- werden in Helix der Stärke-Moleküle eingelagert --> Einschlußverbindungen blaue Farbe durch Bildung von Charge-Transfer-Komplex (CT-Komplex), d.h. Ladungstransferkomplex, e- wird zwischen den Orbitalen versch. Atome/Moleküle übertragen: E E + hν (E = hν) 4 Extraktion – physikalische Grundlagen Gibt man zur Lösung einer Verbindung (A) in einem Solvens (1) ein zweites, mit (1) nicht mischbares Solvens (2), so verteilt sich – nach Einstellung des Gleichgewichts – die Verbindung A zwischen den beiden Solventien entsprechend dem Verhältnis der Löslichkeit von A in diesen beiden Solventien. Die Gleichgewichtslage wird durch den Nernst‘schen Verteilungssatz beschrieben: Der einfache Nernst‘sche Verteilungssatz (wie hier abgebildet) gilt nur, wenn sich die beiden Medien (hier Solvens (1) und (2)) nicht miteinander mischen und keine Assoziations- oder Dissoziationsvorgänge berücksichtigt werden müssen. [I2 ] Pentan cB = = k [I2 ] W asser cA vor Einstellung des Gleichgewichts: cA = n0A VA und cB = nB0 = 0 , da am Anfang kein I2 in Pentan vorliegt VB Scheidetrichter wird „geschüttelt“ --> GG stellt sich ein, Verteilung nach 1-mal Extrahieren: cA = k = n1A VA cB cA ⇒ n1A = und cB = n1B wobei n0gesam t = n0A = n1A + n1B VB n0A -n1A VA n0A = VAB = ( -1) VB n1A n1 VA n0A VB +1 k⋅ VA 5 nach i-maligem Extrahieren mit jeweils demselben Volumen VB erhält man: niA n0A = VB (k ⋅ + 1)i VA Beispiel: 1 mol I2 wird in 100 mL Wasser gelöst und 2-mal mit jeweils 100 mL Pentan ausgeschüttelt. Wieviel I2 befindet sich nach der Extraktion noch in der wässrigen Phase? (der Verteilungskoeffizient beträgt k = 5) [I2 ] Pentan cB = = k [I2 ] W asser cA Index A bezieht sich auf H2O, Index B bezieht sich auf Pentan mit noA = 1 mol, VA = 100 mL und noB = 0 , VB = 100 mL ergibt sich: B nach 1-maligem Extrahieren: n1A = 1 m ol 1 = m ol = 0.17 m ol I2 100 m L 6 1 (5 ⋅ + 1) 100 m L es befinden sich noch 0,17 mol I2 im Wasser, während die restlichen 0.83 mol I2 bereits in die Pentanphase extrahiert wurden. nach Trennen der beiden Phasen Wasser/Pentan wird die wässrige Phase nochmal mit 100 mL Pentan ausgeschüttelt (in diesem Pentan befindet sich am Anfang natürlich auch kein I2) nach 2-maligem Extrahieren: n2A = 1 m ol 1 = m ol = 0.03 m ol I2 100 m L 36 2 (5 ⋅ + 1) 100 m L es befinden sich nun noch 0,03 mol I2 im Wasser (und 0.97 mol I2 in insgesamt 200 mL Pentan), d.h. nach 2-mal Extrahieren mit insgesamt 200 mL Pentan haben Sie 97% der ursprünglich in Wasser gelösten I2-Menge in die organische Phase überführt. 6 Zum selber rechnen: Wieviel I2 verbleibt im Wasser, wenn Sie nur 1-mal, aber dafür mit 200 mL = VB Pentan ausschütteln? (Lösung: 0.091 mol I2 verbleiben im Wasser) Wieviel mL Pentan benötigen Sie, um mit 1-mal Extrahieren 97% der I2-Menge in die organische Phase zu überführen? (Lösung: VB = 647 mL Pentan) Chemisches Gleichgewicht (chem. GG) Viele chem. Reaktionen sind reversibel, d.h. aus den Ausgangsstoffen werden Endprodukte gebildet (Hinreaktion →), die Endprodukte zerfallen aber wieder in die ursprünglichen Ausgangsstoffe (Rückreaktion ←): aA + bB cC + dD Anfangs wird die Geschwindigkeit der Hinreaktion größer sein als die der Rückreaktion. Nach einiger Zeit haben sich die Geschw. beider Reaktionen angeglichen: es hat sich ein chemisches Gleichgewicht eingestellt (die Konzentrationen aller beteiligten Stoffe bleiben konstant), das so lange bestehen bleibt, bis das System in irgendeiner Weise geändert wird. Achtung: GG heißt nicht, dass keine Reaktion mehr stattfindet, sondern nur das die Geschw. für Hin-und Rückreaktion gleich groß sind → dynamisches GG! Aussagen über die Konzentrationsverhältnisse der Stoffe im GG-Zustand („Lage des GG) macht das Massenwirkungsgesetz (MWG) mit der Gleichgewichtskonstanten K: K = [C]c ⋅ [D]d [A]a ⋅ [B]b [A]: Konzentration von A (in m ol/L) K ist abhängig von der Temperatur, aber nicht von den Konzentrationen oder vom Druck. Die Temperaturabhängigkeit ist über die Beziehung zur freien Enthalpie G gegeben mit: ΔG = -RT × ln K 7 Ist ΔG = 0, dann ist das System im Gleichgewicht. Chemische Prozesse laufen freiwillig ab, wenn ΔG < 0 ist. Wird das System geändert, z.B. durch die Erhöhung der Konzentration eines Reaktionspartners, so verändern sich die Konzentrationen der anderen Reaktionspartner derart, daß K wieder erfüllt ist: Wird z.B. die Konzentration von A erhöht, vergrößern sich damit die Konzentrationen der Endprodukte (das GG verschiebt sich auf die Seite der Endprodukte). Ähnliches gilt, wenn die Konzentration eines Endprodukts z.B. C, etwa durch Ausfällung, vermindert wird: auch hier verschiebt sich das GG nach rechts auf die Seite der Endprodukte (Prinzip des kleinsten Zwangs nach Le Chatelier). Aufgabe: 0,25 mol H2 und 0,5 mol I2 werden in einem 1-Liter-Kolben (also V = 1L) auf 448 °C erhitzt. Wie groß sind die Konzentrationen an H2, I2 und HI nach Einstellung des Gleichgewichts (K = 50,5)? Reaktionsgleichung: H2 + I2 → 2 HI d.h. H2 + I2 = 2 HI Beginn der Rkt.: 0,25 0,5 0 mol/L im GG: 0,25-x 0,5-x 2x mol/L K = [HI]2 [H2 ] ⋅ [I2 ] 50,5 = (2x)2 (0,25-x)(0,5-x) 50,5(0,25-x)(0,5-x) = 4x 2 x 2 - 0,815x + 0,136 = 0 x1,2 = quadratische Gleichung x 2 + px + q = 0 0,815 0,8152 ± - 0,136 2 4 (x1 = 0,58) weil [H2] = 0,25 -x p p2 x1,2 = - ± - q 2 4 keine sinnvolle Lösung x2 = 0,234 ⇒ [H2] = 0,25 - x = 0,25 - 0,234 = 0,016 mol/L ⇒ [I2] = 0,5 - x = 0,5 - 0,234 = 0,266 mol/L ⇒ [HI] = 2x = 0,468 mol/L 8 Welche Konzentration an HI erhält man, wenn man die Reaktion mit 0,25 mol H2 und 0,25 mol I2 durchführt? (hier brauchen Sie keine quadratische Gl. zu lösen ;-) Ein „Spezialfall“ des Massenwirkungsgesetzes ist das Löslichkeitsprodukt Wird eine schwerlösliche Substanz mit Wasser in Kontakt gebracht, so stellt sich nach einiger Zeit ein GG zwischen der festen Phase (Niederschlag) und der flüssigen Phase (Lösung) ein (heterogenes GG): MmXn (fest) mM+(gelöst) + nX-(gelöst) bzw. MmXn (fest) = mM+(gelöst) + nX-(gelöst) Die Geschwindigkeit der Auflösung und die Ausfällung ist dann gleich groß. Das GG wird durch das MWG beschrieben, wobei die Konzentration der festen Phase konstant ist und in die GG-Konstante einbezogen wird. Damit erhält man das Löslichkeitsprodukt KL: KL = [M+ ]m ⋅ [X- ]n in m olm Ln Das Löslichkeitsprodukt ist, wie alle GG-Konstanten, von der Temperatur abhängig. Die Löslichkeit von Salzen (angegeben in g/L) ist in der Praxis häufig größer als nach dem Löslichkeitsprodukt zu erwarten wäre, da neben der Ausfällung weitere Reaktionen stattfinden können, wie z.B. eine Komplexbildung, die den Niederschlag teilweise wieder auflöst, .... 9 Aufgabe: Wieviel g CaCO3 (KL = 4,9 × 10-9 mol2/L2) lösen sich in 1L Wasser? CaCO3 → Ca2+ + CO32[Ca2+] × [CO32-] = KL = 4,9 × 10-9 mol2/L2 laut Reaktionsgleichung gilt: [Ca2+] = [CO32-] d.h. [Ca2+]2 = 4,9 × 10-9 mol2/L2 [Ca2+] = 7 × 10-5 mol/L und damit auch (siehe Reaktionsgl.): [CO32-] = 7 × 10-5 mol/L ⇒ 7 × 10-5 mol CaCO3 (M = 100 g/mol) lösen sich in 1 Liter Wasser, und damit: 100 g/mol × 7 × 10-5 mol = 7 × 10-3 g CaCO3 lösen sich in 1 Liter. Löslichkeit von CaCO3 in Wasser ist damit 7 × 10-3 g/L also ca. 7 mg/L, d.h. CaCO3 ist in reinem Wasser kaum löslich! 10