Darstellungstheorie: Grundbegriffe Jan Feldmann 18. April 2017 1 Definitionen Sei V ein Vektorraum über dem Körper C der komplexen Zahlen, Aut(V ) die Gruppe der Automorphismen auf V , also der linearen Abbildungen von V nach V , die ein (lineares) Inverses besitzen. Sei (G, ·) stets eine endliche Gruppe. Definition 1.1 (Lineare Darstellung). Eine lineare Darstellung ist ein Gruppenhomomorphismus % : G → Aut(V ), d.h. eine Abbildung, die der Gleichung %(s · t) = %(s) ◦ %(t) genügt. Ist % gegeben, nennen wir V Darstellungsraum (oder ungenauer Darstellung) von G. Bemerkung 1.2. Insebesondere folgt %(1G ) = id, %(s−1 ) = %(s)−1 . Überwiegend werden wir uns endlichdimensionalen Vektorräumen widmen. Sei n also die Dimension von V ; wir nennen n dann auch den Grad einer Darstellung Bemerkung 1.3. Wir notieren häufig %s für %(s). Im endlichdimensionalen Fall können wir Aut(V ) mit GL(dim(V ), C) identifizieren. Sei (ei ) eine Basis von V und Rs die Darstellungsmatrix von %s bzgl. dieser Basis. Es gelten: det(Rs ) 6= 0, Rst = Rs · Rt . Definition 1.4 (Äquivalente Darstellungen). Wir nennen zwei Darstellungen % : G → V und %0 : G → V 0 äquivalent, wenn ihre Darstellungsmatrizen ähnlich sind, d.h. es einen Isomorphismus τ : V → V 0 gibt, so dass τ ◦ %(s) = %0 (s) ◦ τ für alle s ∈ G. Beispiel 1.5 (Reguläre Darstellung). Sei g die Ordnung von G und (et )t∈G eine Basis des Vektorraums V . Für s ∈ G sei %s der Automorphismus, so dass %s (et ) = es·t . Dies definiert in der Tat eine lineare Darstellung der Ordnung g; wir nennen sie die reguläre Darstellung. Offenbar bilden die Bilder von e1 eine Basis (%t (e1 ))t∈G . Sei nun umgekehrt W eine Darstellung von G, die einen Vektor w ∈ W besitzt, so dass (%t (w))t∈G eine Basis bildet, so ist W zur regulären Darstellung äquivalent: wir definieren einen Isomorphismus τ : V → W , indem wir τ (es ) = %s (w) setzen. 2 Teildarstellungen Zu verlangen, dass V endlicher Dimension sei, bedeutet keine gravierende Einschränkung: da wir uns meist für das Verhalten einer endlichen Zahl von Elementen eines Vektorraums interessieren, können wir stets auf den durch die Bilder unter % erzeugten linearen Unterraum zurückgreifen. Definition 2.1 (Teildarstellung). Sei % : G → Aut(V ) eine lineare Darstellung und W ⊆ V ein Unterraum, der stabil (auch ”invariant”) unter der Wirkung von G ist, d.h. es gelte x ∈ W ⇒ %s (x) ∈ W für alle s ∈ G. Nun kann %s zu einem Automorphismus auf W eingeschränkt werden; wir erhalten also mit %W : G → Aut(W ) eine lineare Darstellung von G in W . Wir nennen W eine Teildarstellung von V . Satz 2.2 (Maschke). Sei % : G → Aut(V ) eine lineare Darstellung von G in V und W ⊆ V ein unter G stabiler Unterraum. Es gibt dann ein Komplement W 0 von W in V , das unter G stabil ist. Beweis: Sei π : V → V eine beliebige Projektion auf W . Wir erhalten mit π0 = 1 X %t ◦ π ◦ %−1 t |G| t∈G eine weitere Projektion auf W und ker π 0 ist stabil unter G. 3 2 Irreduzible Darstellungen Definition 3.1 (Irreduzibilität). Eine lineare Darstellung % : G → Aut(V ) von G heißt irreduzibel, wenn es außer 0 und V keinen Untervektorraum von V gibt, der unter G stabil ist. Satz 3.2. Jede Darstellung ist direkte Summe irreduzibler Darstellungen. Beweis: Sei V eine lineare Darstellung einer endlichen Gruppe G. Der Beweis erfolgt induktiv nach dim(V ): falls dim(V ) = 0, ist V direkte Summe der leeren Familie irreduizibler Darstellungen, und offensichtlich ist jede Darstellung vom Grad 1 irreduzibel; sei nun also dim(V ) ≥ 2. Ist V irreduzibel, so ist nichts zu zeigen. Andernfalls können wir stets eine diL 00 0 rekte Summe V = V V betrachten, so dass dim(V 0 ) < dim(V ) und dim(V 00 ) < dim(V ). Nach Induktionsvoraussetzung gilt die Aussage für V 0 und V 00 , mithin auch für V . 2 Literatur [1] J.-P. Serre: Linear Representations of Finite Groups, Springer (1977)