Literaturhinweise März 2008 Liebe Kolleginnen und Kollegen, hier ist die Literatur vom März 2008 Klinische Monatsblätter: Seite 194: Vorderabschnitts-OCT beim Glaukom: Ja, man kann es auch hier anwenden – aber ob es wirklich mehr erkennen lässt, als eine sorgfältige Spaltlampenuntersuchung, gar mit therapeutischer Konsequenz, kann ich daraus nicht entnehmen... Seite 217: Bei 20 IVOM unter Marcumar und 60 unter Thrombozytenaggregationshemmern gab es einige Hyposphagmata, keine Glaskörperblutungen. Die Autoren schließen daraus, das IVOM bei Aggregationshemmern und Antikoagulantien sicher ist. Anmerkung: Alles spricht dafür, dass keine nennenswerte Risikoerhöhung vorliegt, es wäre ja auch absurd, für IVOM eine ansonsten notwendige Antikoagulation abzusetzen. Aber das aus diesen geringfügigen Zahlen zu schließen, finde ich mutig... Seite 220: Auch die Marburger konnten mit ICG die ILM besser erkennen und deshalb abschälen. Der Ophthalmologe: Thema ist diesmal „Asphärische Optiken“. Die physikalische Grundlagenarbeit von Mrochen (Seite 224) sieht von Formeln und Abbildungen wilder aus, als sie ist, lohnt jedenfalls das Studium! Danach 2 Arbeiten von der Frankfurter Gruppe und von uns zu asphärischen Optiken bei IOL und Laserprofilen der Hornhaut: Optik ist unter Augenärzten immer so ein etwas verachtetes Stiefkind: Dabei beginnt wirklich gutes Sehen einfach mit wirklich guter Optik. Für Ihr versiertes Verständnis ist es nicht erforderlich, komplizierte mathematische Berechnungen zu verstehen oder ein Physik-Studium zu absolvieren! Seite 255: Randomisierte kontrollierte und kontrollierte klinische Studien in deutschsprachigen Fachzeitschriften: Eine wunderbare Zusammenstellung, die zeigt, dass nicht überall, wo „Evidenzlevel“ I oder II draufsteht, solches auch drin ist. Der Rückgang solcher Studien in deutschsprachigen Zeitschriften wird natürlich auch damit zusammenhängen, dass potenzielle Autoren sich auf der Jagt Impact-Punkten heute zunehmend an englischsprachige internationale Zeitschriften wenden. Seite 285: Ein sehr schöner und ausführlicher Fortbildungsartikel über okuläres Schleimhautpemphigoid: Wichtig !! Graefe’s Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology: Seite 333: Ein interessanter Artikel der nahe legt, dass ein Macular pucker das Ergebnis einer anomalen hinteren Glaskörperabhebung sein könnte, bei dem sich die epiretinalen äußersten Glaskörperschichten aufspalten und teilweise an der Netzhaut haften bleiben („Vitreous schisis“) Seite 353: Auch wenn alt geworden und längst „in Pension“, hat S. S. Hayreh das Beobachten und das Denken nicht aufgegeben: Anhand einer Fallbeobachtung bei einer 24-jährigen Diabetikerin weist er darauf hin, dass Hypoxie durch zu niedrigen Perfusionsdruck an der Netzhaut eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Makulaödem spielen kann. Seite 379: Der Benzylalkohol als Konservierungsmittel in Triamcinolon-Suspensionen ist tatsächlich retinotoxisch. Seite 389: Xalatan senkt den Augendruck über den gesamten Tag besser als Timolol, bewirkt weniger circadiane Schwankungen und erhöht den Perfusionsdruck am Auge, während dies für Timolol nicht der Fall ist. Anmerkung: Sollten wir mal moniert werden, dass wir zuwenig Beta-Blocker primär beim Glaukom einsetzen, hat man hier eine gute wissenschaftliche Begründung. Seite 405: Transsklerale Cyclophotocoagulation war in 40 – 50% der hier geprüften Fälle wirksam und musste bei fast allen mehrfach durchgeführt werden. Ophthalmology: Seite 455: Eine Metaanalyse randomisierter Studien zeigt, dass intracamerales Lidocain bei Tropfanästhesie deutlich weniger Schmerzwahrnehmung verursacht; Nebenwirkungsunterschiede in den Gruppen mit und ohne IO-Lidocain kamen nicht zum Vorschein. Seite 464: Die 3-Jahres-Ergebnisse der FDA-Studie zur phaken Implantation von Artisan-IOL zeigt Sicherheit und Stabilität sowie keinen nennenswerten Endothelverlust über diese Zeit. Seite: 488: Terry et all finden nach DSAEK etwa 33% Endothelverlust nach 6 Monaten und 1 Jahr. Seite 511: Primäre erworbene Bindehautmelanose hat insgesamt ein geringes Umwandlungsrisiko in Melanom. Größere Läsionen hatten ein größeres Umwandlungsrisiko als kleinere Läsionen; Zellatypien in der Histologie waren ebenfalls ein guter Prädiktor: keine oder geringe Atypien waren mit praktisch 0% Umwandlungsrisiko assoziiert, während schwere Atypien ein deutlich höheres Umwandlungsrisiko haben. Seite 566: Bei 800 Korallenimplantate über 15 Jahre war die Extrusions-Rate zu Beginn etwa 5 % , in den späteren Jahren um 1%. Bezüglich der Hüllematerialien gab es keinen Unterschied. Nach Stiftimplantation waren Extrusions-Komplikationen doppelt so häufig wie davor. American Journal of Ophthalmology: Seite 413: In MRSA verursachter Endophthalmitis waren alle Stämme von 64 solcher Fällen sensitiv auf Vancomycin und Gentamycin, keiner dieser Organismen war dagegen sensitiv auf Fluoroquinolone: Dies ist ein weiterer Mosaikstein für die Sinnhaftigkeit der von uns verwendeten Endophthalmitis-Prophylaxe. Seite 424: Hier ist nun eine Studie über Avastin subkonjunktival: In einem Tiermodell war Avastin subkonjunktival wirksam zur Hemmung und Rückbildung cornealer Neovaskularisationen ohne ersichtliche Nebenwirkungen: Anmerkung: Was wir schon seit 2 Jahren machen und als geradezu umwerfend wirksam erlebt haben, ist jetzt auch „formal“ bewiesen... Seite 463: Rheumafaktor und antineutrophiler zytoplasmatischer Antikörper waren bei Patienten mit idiopathischer Skleritis gute Prädiktoren für das spätere Auftreten von rheumatoider Arthritis und Wegenerscher Granulomatose. Anmerkung: Weil eine Skleritis als Erstmanifestation dieser schweren Erkrankungen auftreten kann, gehört die in Zukunft jedenfalls zu unserem Standard-Programm bei Skleritis. Seite 487: Methotrexate war erfolgreich bei knapp 2/3 der in dieser Studie identifizierten Skleritis-Patienten. (10mg +/- 2,5 mg/Woche als Initialdosis, entsprechen 0,15 mg/kg; Erhaltungsdosis 20 mg +/- 10 mg wöchentlich). Die Therapie war sehr nebenwirkungsarm. Anmerkung: Methotrexate ist gegenüber Endoxan interessant, weil es in einer 1x wöchentlichen Dosis gegeben werden kann. Aber wirksamer als Endoxan ist es sicher nicht. Seite 527: Das Re-Amotio-Risiko nach Siliconentfernung bei vorheriger PVR Grad C hängt mehr von der Zahl der vorangegangenen Eingriffe als von der Art der vorangegangenen Eingriffe ab. Auch höher Achsenlänge war mit vermehrter ReAmotio-Gefahr verbunden. Seite 534: Dekompressionschirurgie bei Basedow wird in der Erfolgsaussicht durch vorangegangene Bestrahlung und/oder Steroidtherapie nicht gemindert. Seite 556: Bei intermittierender Exotropie wird die Operationsindikation oft davon abhängig gemacht, ob sich die Stereo-Wahrnehmung verschlechtert. In dieser Studie wird gezeigt, dass bei mehrfacher Bestimmung der Stereopsis innerhalb kurzer Zeit beim gleichen Patienten große Variabilität auftrat: Bei 4 x täglicher Bestimmung der Stereopsis variierte die Antwort von „keine Stereopsis“ bis zu messbarer guter Stereopsis. Anmerkung: Eine Veränderung der Stereopsis bei aufeinander folgenden Kontrollen muss die natürliche Variabilität, ohne dass sich tatsächlich etwas dauerhaft geändert hat, berücksichtigen! Seite 570/575: Mit einer ausgefeilten Methode wird Konsensus über Verfahrensweisen in der Augenheilkunde überprüft. Ohne hier auf die methodologischen Besonderheiten einzugehen sei das Ergebnis bezüglich des Glaukoms kurz zusammengefasst: 1. Konsens: Medikamentöse Therapie ist die bevorzugte Erstbehandlung für okuläre Hypertension und Offenwinkelglaukom. Augendrucksenkung ist die einzig effektive Behandlung für Glaukom und Prostaglandin-Analoga sind die bevorzugten Substanzen für den Beginn einer Glaukombehandlung. 2. Kein Konsens: Ob Betablocker in Abwesenheit von Kontraindikationen das bevorzugte Erstbehandlungsmittel sind. Konsens: Alpha-Argonisten, topische Carbonanhydrase-Hemmer und fixe Kombinationen aus Betablocker und CAH sind nicht bevorzugte Erstbehandlungssubstanzen in der Abwesenheit von Kontraindikationen. Konsens: Wenn auch nicht bevorzugt, so sind doch alle 4 Substanzen akzeptable Erstbehandlungs-Alternativen. Konsens: Prostaglandin-Analoga sind die effektivsten Drucksenker auf Bevölkerungsbasis. Gleichzeitig ist keine der anderen Substanzklassen der effektivste Drucksenker. Konsens: Wenn eine Drucksenkung um wenigstens 10% nicht gelingt ist dies eine Indikation zum Therapiewechsel. Konsens: Dass Prostaglandin-Analoga auf Bevölkerungsbasis die sicherste Alternative sind – keine der anderen Substanzenklassen ist die sicherste Alternative. Gleichzeitig sind die okulären Effekte mit Betablockern am Geringsten. Konsens: Dass die Reduktion der Häufigkeit der Tropfenapplikation Compliance fördert. Viele zahlreiche weitere derartige Konsensus zu einzelnen Fragen sind in dem Artikel aufgeführt – ich empfehle dringend die sorgfältige und detaillierte Lektüre! Gerade wenn es um Wirtschaftlichkeitsprüfungen geht muss man den Kassen diese Artikel um die Ohren hauen können! Archives of Ophthalmology: Seite 309: Eine neue Substanzklasse kann offensichtlich den Augeninnendruck senken, und zwar sogar bei nicht-glaukomatösen normalen Patienten. Seite 343: Voriconazole 1% Augentropfen penetrieren die Hornhaut ins Kammerwasser hinein. Anmerkung: Beim schmerzlichen Fehlen wirksamer Antimykotika zur lokalen Anwendung ist dies eine gute Nachricht! – Muss man halt herstellen lassen, ist aber sowohl preiswerter, wie nebenwirkungsärmer als die sonst notwendige systemische Therapie. Journal of Cataract and refractive Surgery: Seite 368: Ein sehr guter Artikel, welcher die relativen Beiträge unterschiedlicher Faktoren beschreibt, die dazu beitragen, dass die berechnete postoperative Refraktion vom Ziel abweicht. Dabei ist der größte Faktor die vermutete postoperative IOL-Position im Auge – wie sie den einzelnen Formeln inhärent zugrunde liegt. Zweitgrößter Faktor ist die postoperative Refraktionsbestimmung (!!!), drittgrößter Faktor die Achslängen-Bestimmung. Seite 383: Immerhin 74 Augen mit postoperativer Ektasie wurden in der weit überwiegenden Mehrheit mit harten Kontaktlinsen rehabilitiert. Anmerkung: Wie viel an diesem Erfolg „nolens-volens“ ist muss offen bleiben: Zum einen wollten die Patienten ja gerade keine optische Sehhilfe mehr benötigen, zum anderen gibt es bei der Ektasie ja wenig attraktive Alternativen... Seite 389: aus der Seiler-Gruppe, aber bemerkenswerterweise ohne Seiler als CoAutor, tendenzielle Überlegenheit der wellenfrontgeführten Behandlung über wellenfrontoptimierte (Standard-Asphäre) Behandlung. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist aber nur für wenige Parameter statistisch signifikant. Anmerkung: Da sich der Unterschied insbesondere auf die sphärische Abberation bezieht, kann dies eigentlich nur heißen, dass die Standard-Asphäre noch nicht genügend optimiert ist. Seite 411: Nach PRK bei Keratokonus hier der Sturm auf eine weitere „Bastion der Kontraindikationen“: PRK/LASEK bei Kindern. Indikation war die Unmöglichkeit eine optische Korrektur für eine Fehlsichtigkeit zu tragen, wenn diese wenigstens 3 Dioptrien betrug. Die Einzeldaten muss man der Veröffentlichungen selbst entnehmen, insgesamt zeigen die Daten aber zwar eine beträchtliche Streuung, tendenzielle Regression und fast 50% Nachbehandlung nach etwa 2 Jahren, aber angesichts der Ausgangsrefraktionen (bis über -25 Dioptrien!!) und der sonstigen Korrekturunmöglichkeit recht akzeptable Ergebnisse. Seite 505: Bei allem Respekt vor dem Autor ist das Standard-Bedenken gegen die ESCRS-Studie zur Endophthalmitis-Prophylaxe nicht fundierter: Einfach immer nur „more studies“ zu fordern, die aber niemand machen kann und will, verhütet jedenfalls keine Endophthalmitis... IOVS ( Investigative Ophthalmology & Visual Science ): Seite 843: Eine kurze sehr lesenwerte Zusammenfassung zu Makulapigmenten und AMD bzw. Supplementierung von Makulapigmenten bei AMD. Bisherige StudienAussagen sprechen für einen Zusammenhang von niedrigem Makulapigment und Altersmaculopathie bzw. für einen Nutzen von entsprechender Supplementierung, bewiesen kann das aber nicht gelten. Seite 929: Zumindest bei der Maus tragen α-2 Rezeptor Subtypen nicht zur Augendruckregulierung bei... Seite 934: Eine interessante Studie zur obstruktiven Schlafapnoe: Werden diese Patienten mit Maske und positivem Atemwegsdruck über Nacht behandelt, ist der intraokulare Druck deutlich höher als ohne Therapie. Anmerkung: Jetzt ist man wirklich in der Zwickmühle: Was tut diesen Patienten, bzw. ihrem vorgeschädigten Opticus mehr weh: Das Absinken der Blutoxygenierung durch die Apnoe bei etwas niedrigerem Druck oder etwas höherer Druck bei dafür gewährleisteter durchgehender optimierter Oxygenierung? Seite 954: Der Matrix FDT-24-2 Test unterscheidet Konsistent besser zwischen normalen und glaukomatösen Augen als die übliche automatisierte (Humphrey-) Perimetrie. Seite 1097: Avastin diffundiert offenbar durch die Netzhaut in den subretinalen Raum – zumindest bei Hasen... Seite 1151: Infliximab (Anti-TNF-α) wird zumindest beim Hasen intravitreal beschwerdefrei und nebenwirkungsfrei vertragen. Anmerkung: Das kann man natürlich jetzt nicht einfach ausprobieren – aber das könnte eine bemerkenswerte Therapieoption für einige der schweren intraokularen Entzündungen sein... Survey of Ophthalmology: Seite 95: Ein exquisites kondensiertes „Repetitorium“ zu den Augenerkrankungen durch intrauterine Infektionen: Extrem systematisch, kondensiert: Kriegt man nirgendwo besser! Seite 112: Hyperbaric Sauerstofftherapie in der Ophthalmologie: Verdienstvolle Sammlung der existierenden „Evidenz“ zu diesem Thema. Seite 121: Repetitorium zum „Fuchs’schen Fleck“ – vor allem der gegenwärtige Behandlungsstandard. Seite 139: Noch ein Repetitorium: Intravitreale Steroide beim Makulaödem. Keine neuen Erkenntnisse, aber sehr gute und komprimierte Zusammenfassung – nicht zuletzt auch exzellente Referenzquelle wenn Sinnhaftigkeit und Gesichertheit einer solchen Behandlung bestritten wird. Journal of Refractive Surgery Spezialausgabe zu Multifokalen Intraokularen Linsen. Das ganze Heft lohnt das Durchschauen, weil wir diese Möglichkeiten, nicht zuletzt auch durch Nachfragen von Patienten, immer mehr Aufmerksamkeit zuwenden werden (müssen). Beim Lesen der Artikel muss man aber immer sehr sorgfältig darauf achten wie die Bedingungen gewählt sind (Pupillenweiten, Augenmodelle, Testbedingungen etc.). Viele Autoren haben „Vorlieben“ – die Argumente dafür hängen aber naturgemäß auch damit zusammen, wie sie gewonnen worden sind. Seite 218 und Seite 223: Zeigen dies in 2 Artikeln sehr anschaulich: Bei ersten Artikel kommt die Restor-IOL besser weg, im zweiten Artikel die Tecnis. Seite 233 und Seite 300: Freie Berichte über „Mix and Match“ (Diffraktive Bifokal-IOL in einem Auge, refraktive bifokale IOL im anderen Auge: Besserer Intermidiär-Visus als bilaterale Diffraktive IOL, aber um den Preis der Halos – wie zu erwarten) Ein sehr guter Artikel der die Lebensqualität nach Bifokal-Linsen-Implantation misst und eine deutliche Verbesserung gegenüber präoperativ feststellt, insbesondere bei Hypermetropen. Seite 287: Visuelles Training verbessert die Nutzung von Bifokal-Linsen. Ihr THN