V Einflussreich und gefürchtet

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F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G
MENSCHEN & WIRTSCHAFT
Einflussreich und gefürchtet
Die Träger des Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaft
Die neuen Wirtschaftsnobelpreisträger haben das makroökonomische Denken revolutioniert
or einigen Jahren pilgerten mehr
als hundert Ökonomen zu einem
abgelegenen Landhaus im amerikanischen Bundesstaat Montana. Es waren alles Schüler und Anhänger von Thomas Sargent, der dort seinen runden Geburtstag feierte. Als Geschenk überreichten sie ihm die Zeichnung einer großen
Blume. In der Mitte das verschmitzt lächelnde Gesicht von Sargent, auf jedem
der siebzig Blütenblätter der ersten Reihe
die Namen von Schülern, die bei Sargent
ihre Doktorarbeit geschrieben haben und
inzwischen selbst wichtige akademische
Posten innehaben. Dazu kamen noch
etwa zweihundert Blütenblätter mit Schülern von Schülern. Das Geburtstagskind
war gerührt. Auf so eine riesige, treue Anhängerschar können nicht viele Ökonomen blicken. „Er ist ein ganz bemerkenswerter Mentor für junge Studenten und
Assistenzprofessoren“, sagt Dirk Krüger,
ein jüngerer deutscher Professor für Makroökonomie, der nach Amerika ausgewandert ist.
Ohne Zweifel gehört Thomas Sargent
zu den einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftlern in den Vereinigten Staaten,
der an zahlreichen Universitäten Studenten geprägt hat. Geboren 1943, hat er zuerst in Berkeley, dann in Harvard Ökonomie studiert und nach 1971 zwei Jahrzehnte an der Universität von Minnesota
gelehrt, später in Chicago, in Stanford
und jetzt in New York. In den siebziger
Jahren war Sargent unter dem starken
Einfluss von Robert Lucas eine der treibenden Kräfte der sogenannten Revolution der rationalen Erwartungen. Auch
Christopher Sims, geboren 1942, gehörte
im weiteren Sinn zu dieser Gruppe von
Forschern. Die Theorie der rationalen Erwartungen war ein heftiger Schlag gegen
die damals übliche keynesianische Politik
der Konjunkturstimulierung durch billiges Geld oder kreditfinanzierte Ausgabenprogramme. Die Theorie der rationalen
Erwartungen besagte, dass die Leute die
keynesianische Politik durchschauen würden. Wenn sie die inflationären Folgen
oder künftig höhere Steuern vorwegnehmen und ihr Verhalten entsprechen änderten (etwa die Preis erhöhten), wäre der gewünschte stimulierende Effekt dahin. Die
neue Theorie hat die Keynesianer hart in
die Defensive gebracht. „Wir hatten Spaß
dabei“, sagte Sargent später einmal.
Die ernüchternde Erkenntnis dieser
Forschung ist, dass makroökonomische
Wunderwaffen nicht existieren. „Dadurch, dass sie Erwartungen und deren
Rückkoppelung auf die makroökonomischen Politikergebnisse berücksichtigen“,
sagt der deutsche Makroökonom Ansgar
Belke, „kommen ihre Modelle zu realistischeren und bescheideneren numerischen Schätzungen der Effekte systematischer Konjunkturprogramme oder geldpolitischer Programme wie der quantitativen Lockerung.“
Sargent gehört auch im weiteren Sinne
in das Lager der Monetaristen, die eine
Ausweitung der Geldmenge als inflationstreibend ansehen. In einem einflussreichen Papier hat er analysiert, wie die Hyperinflationen in Mitteleuropa, speziell
in Deutschland, in den frühen zwanziger
Jahren entstanden und durch eine Änderung des Kurses der Zentralbanken
schließlich gestoppt wurden.
V
Jahr
1969
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
Foto Reuters
1980
1981
1982
1983
George Stigler (Chicago, Vereinigte Staaten)
Gérard Debreu (Berkeley, Vereinigte Staaten)
1984
Richard Stone (Cambridge, Großbritannien)
1985
1986
1987
1988
Franco Modigliani (MIT, Vereinigte Staaten)
James Buchanan (George Mason University, Vereinigte
Staaten)
Robert Solow (MIT, Vereinigte Staaten)
Maurice Allais (ENSM, Frankreich)
1989
Trygve Haavelmo (Oslo, Norwegen)
1990
1991
Harry Markowitz (City NY, Vereinigte Staaten),
Merton Miller (Chicago, Ver. Staaten) u. William Sharpe
(Stanford, Ver. Staaten)
Ronald Coase (Chicago, Vereinigte Staaten)
1992
Gary Becker (Chicago, Vereinigte Staaten)
1993
Robert Fogel (Chicago, Vereinigte Staaten) und
Douglass North (St. Louis, Vereinigte Staaten)
1994
John Harsanyi (Berkeley, Vereinigte Staaten),
John Nash (Princeton, Vereinigte Staaten) und
Reinhard Selten (Bonn, Deutschland)
Robert Lucas (Chicago, Vereinigte Staaten)
James Mirrlees (Cambridge, Großbritannien) und
William Vickrey (Columbia, Vereinigte Staaten)
Robert Merton (Harvard, Vereinigte Staaten) und
Myron Scholes (Stanford, Vereinigte Staaten)
Amartya Sen (Cambridge, Großbritannien)
Robert Mundell (Columbia, Vereinigte Staaten)
1995
1996
1997
1998
1999
Christopher Sims
Sims, der ursprünglich Mathematik in
Harvard studierte, danach ebenfalls an
der Universität von Minnesota lehrte, später in Yale und heute an der Princeton
Universität, hat sich besonders als Entwickler statistisch-ökonometrischer Verfahren hervorgetan, mit denen Zeitreihen
analysiert werden können. „Diese Methoden sind enorm wichtig und fundamental
für die moderne makroökonomische Forschung“, sagt der Harald Uhlig, der seine
Doktorarbeit bei Sims geschrieben hat
und heute in Chicago lehrt. Seinen Doktorvater Sims beschreibt er als kritisch,
aufgeschlossen und nie dogmatisch. Und
Sims ist auch dafür bekannt, dass er auf
Konferenzen gerne Papiere mit gänzlich
neuen Ideen präsentiert, auch wenn die
Aufsätze noch erst halbfertig sind. Er
liebt es, die Zuhörer zu überraschen.
Die von Sims entwickelten Vektorautoregressiven Modelle (VARs) sind heute
unverzichtbare Instrumente in Zentralbanken, Finanzministerien und Banken
bei der Analyse verschiedener Schocks –
Foto Reuters
etwa einer Leitzinssenkung oder anderer
Steuer- und Ausgabenpolitik – auf die
Volkswirtschaft, erklärt Belke. Mit den
VAR-Modellen können die Effekte quantifiziert werden. Sargent hat dazu Simulationen angewandt. Tore Ellingsen, Mitglied des Nobel-Komitees der Schwedischen Akademie, sagte dazu: „Als Rezept
sind Sims’ und Sargents Modelle nicht zu
gebrauchen. Andererseits basieren überall auf der Welt die Prognosen von Finanzministerien und Nationalbanken auf den
Methoden der beiden.“
In der Wirtschaftswissenschaft war es
bis dato schwierig abzuschätzen, welche
Folgen fiskal- oder geldpolitische Entscheidungen haben. Sims’ und Sargents
Methoden – die sie unabhängig voneinander entwickelten – haben den Ökonomen
Werkzeuge an die Hand gegeben, wie sie
Daten besser analysieren und unterscheiden können, was Ursache und was Wirkung ist. Die Methoden zu lernen ist für
die Studenten ziemlich harte Kost, aber
sie sind grundlegend. PHILIP PLICKERT
Schäuble holt
Herbert Scheidt 60 Jahre
er Mai brachte Herbert J. Scheidt
Jetzt führt der deutsch-schweizerische
Schuknecht
D
eine Zäsur. In jenem Monat wechsel- Doppelbürger aus der Unternehmensolfgang Schäuble hat die erste Lü- te er vom Vorstandsvorsitz der Bank Von- dynastie Vorwerk in Wuppertal die VontoW
cke im Bundesfinanzministerium ge- tobel in Zürich auf den Stuhl des Verwal- bel-Tradition des bürgerschaftlichen Enschlossen. Neuer Abteilungsleiter für
tungsratspräsidenten. Jetzt kann er es ru- gagements und des Brückenschlags nach
Grundsatzfragen sowie internationale Finanz- und Währungspolitik wird Ludger
Schuknecht. Der promovierte Volkswirt
kommt von der Europäischen Zentralbank (EZB), wo er erst seit vergangenem
Monat der Abteilung Fiskalpolitik vorsteht. Das Kabinett hat die Personalentscheidung gebilligt. Schuknecht wird am
17. Oktober in Berlin anfangen. Der 48
Jahre alte gebürtige Gelsenkirchener hat
zuvor beim IWF, bei der Welthandelsorganisation und bei der EZB gearbeitet. mas.
higer angehen lassen. Das war nicht immer so. Als Scheidt 2002 von der Deutschen Bank in Genf nach Zürich wechselte, steckte Vontobel in einer tiefen Krise.
Danach folgten die globalen Finanzmarkt-Turbulenzen und die Auseinandersetzungen um das Schweizer Bankgeheimnis. Alle diese Herausforderungen hat
Scheidt offenbar zur vollen Zufriedenheit
der in der Bank dominierenden Eigentümerfamilie um den bald 95 Jahre alten Patriarchen Hans Vontobel gemeistert.
Deutschland fort. Zahlreiche Ehrenämter
zeugen davon. Sie belegen zugleich seine
vielseitigen Interessen. Allein in Deutschland amtiert Scheidt unter anderem als
Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, ist Mitglied
des Düsseldorfer Industrie-Clubs und der
Ernst von Siemens Musikstiftung. In der
Schweiz hat ihm seine umgängliche Art
zu einem noch größeren Netzwerk verholfen. Am heutigen 11. Oktober feiert
Scheidt seinen 60. Geburtstag.
du.
Q-Cells warnt
vor Zahlungsausfall
Celesio baut Position
in Brasilien aus
Chinesische Sinopec
kauft in Kanada
DÜSSELDORF, 10. Oktober (Reuters).
Der klamme Solarkonzern Q-Cells warnt
seine Anleihegläubiger vor einem möglichen Zahlungsausfall. Bei einer Versammlung am 25. Oktober sollen die Inhaber einer 2012 fälligen Teilschuldverschreibung einen gemeinsamen Vertreter bestellen, wie Q-Cells mitteilte. Dieser solle die
Rechte sämtlicher Inhaber wahrnehmen,
„insbesondere die Zustimmung zu einer
Laufzeitverlängerung der Anleihe für einen bestimmten Zeitraum“. Q-Cells ist
durch die schwache Nachfrage und den
Preisverfall in die Bredouille geraten und
arbeitet mit Verlusten. Die derzeitige Entwicklung könne das operative Geschäft
wie auch die Aussichten für die mittelund langfristige Finanzlage beeinträchtigen, hieß es in der Einladung für die Gläubigerversammlung. Der Geschäftsplan
der Gruppe werde derzeit überarbeitet.
Zudem seien externe Berater beauftragt,
Optionen für die Finanzierung des Konzerns auszuloten.
ols. STUTTGART, 10. Oktober. Der Pharmahändler Celesio baut seine Position im
Wachstumsmarkt Brasilien aus. Der in
Stuttgart ansässige Konzern gab den Erwerb von 60 Prozent an der Oncoprod
Group aus São Paulo bekannt. Der führende brasilianische Großhändler für Spezialarzneimittel gegen Krankheiten wie
Krebs erwartet im laufenden Jahr einen
Umsatz von rund 350 Millionen Euro, berichtete das deutsche Unternehmen. Das
brasilianische Unternehmen beschäftigt
den Angaben zufolge mehr als 300 Mitarbeiter. Der neue Vorstandsvorsitzende
der Celesio AG, Markus Pinger, sagte:
„Der brasilianische Arzneimittelmarkt
bietet viele Wachstumsmöglichkeiten.“
Er kommt mit der Übernahme dem Ziel
näher, Celesio unabhängiger von staatlich stark regulierten Märkten wie
Deutschland zu machen. Celesio ist in
Brasilien bereits seit der Übernahme des
brasilianischen Konkurrenten Panpharma 2009 groß im Geschäft.
che. SINGAPUR, 10. Oktober. Chinas
größter Raffineriekonzern stärkt seine
Rohstoffquellen im Ausland. China Petrochemical Corp (Sinopec), ein Partner der
deutschen BASF SE in China, übernimmt
die kanadische Daylight Energy Ltd. Die
Chinesen zahlen 2,1 Milliarden Dollar, einen Aufschlag von 70 Prozent auf den
durchschnittlichen Preis der Daylight-Aktie in den vergangenen 20 Handelstagen.
Das kanadische Unternehmen hält große
Landgebiete im Westen Kanadas, unter
denen Öl und vor allem Gasvorräte vermutet werden. Anfang März hatte Daylight erklärt, das Unternehmen halte
nachgewiesene Vorräte von 174 Millionen Barrel Öl oder Gas. Sinopec scheint
es aber auch um die Technik der Kanadier
zu gehen. Auch Konkurrent China National Petroleum Corp. (Cnooc) sucht Partner, die bei der Öffnung tiefer liegender
Quellen und dem Abbau schwer zugänglicher Rohstoffe wie Schiefergas in China
selber helfen.
John Hicks (Oxford, Großbritannien) und
Kenneth Arrow (Harvard, Vereinigte Staaten)
Wassily Leontief (Harvard, Vereinigte Staaten)
Gunnar Myrdal (Stockholm, Schweden) und Friedrich
August von Hayek (Freiburg, Deutschland)
Leonid Kantorowitsch (Akademie der Wissenschaften
Moskau, Sowjetunion) und Tjalling Koopmans
(Yale, Vereinigte Staaten)
Milton Friedman (Chicago, Vereinigte Staaten)
Bertil Ohlin (Stockholm, Schweden) und James Meade
(Cambridge, Großbritannien)
Herbert Simon (Carnegie-Mellon, Vereinigte Staaten)
Theodore Schultz (Chicago, Vereinigte Staaten) und
Arthur Lewis (Princeton, Vereinigte Staaten)
Lawrence Klein (Pennsylvania, Vereinigte Staaten)
James Tobin (Yale, Vereinigte Staaten)
1978
1979
Thomas Sargent
Preisträger
Ragnar Frisch (Oslo, Norwegen) und Jan Tinbergen
(Netherlands School of Economics, Niederlande)
Paul Samuelson (MIT, Vereinigte Staaten)
Simon Kuznets (Harvard, Vereinigte Staaten)
2000
2001
2002
2003
Fachgebiet
Makroökonomik
Gleichgewichtstheorie
Wirtschaftswachstum und
Wirtschaftsgeschichte
Allgemeine
Gleichgewichtstheorie
Input-Output-Analyse
Makroökonomik und
Institutionenökonomik
Theorie der optimalen
Ressourcenallokation
Makroökonomik
Außenwirtschaft
Verwaltungswissenschaften
Entwicklungsökonomik
Institutionenökonomik
Mikroökonomik und
Wirtschaftssoziologie
Wirtschaftsgeschichte
Spieltheorie
Makroökonomik
Informationstheorie
Theorie der Finanzmärkte
Wohlfahrtstheorie
Währungstheorie
James Heckmann (Chicago, Vereinigte Staaten) und
Ökonometrie
Daniel McFadden (Berkeley, Vereinigte Staaten)
George Akerlof (Berkeley), Michael Spence (Stanford)
Informationstheorie
und Joseph Stiglitz (Columbia), alle Vereinigte Staaten
Daniel Kahneman (Princeton, Vereinigte Staaten) und Ver-Verhaltensökonomik und
non Smith (George Mason University, Vereinigte Staaten) experimentelle Ökonomik
Robert Engle (New York, Vereinigte Staaten) und
Ökonometrie
Clive Granger (San Diego, Vereinigte Staaten)
2005
Robert Aumann (Hebrew University, Israel) und
Thomas Schelling (Maryland, Vereinigte Staaten)
Edmund Phelps (Columbia, Vereinigte Staaten)
2008
2009
2010
2011
Spieltheorie
Makroökonomik
Leonid Hurwicz (Minnesota, Vereinigte Staaten), Eric
Spieltheorie
Maskin (Princeton, Vereinigte Staaten) und Roger Myerson
(Chicago; Vereinigte Staaten)
Paul Krugman (Princeton, Vereinigte Staaten)
Wirtschaftsgeographie
Elinor Ostrom (Indiana University, Vereinigte Staaten)
Institutionenökonomik
und Oliver E. Williamson (University of California at
Berkeley, Vereinigte Staaten)
Peter Diamond (MIT), Dale Mortensen (Northwestern
Suchmärkte
University), Christopher Pissarides (LSE)
Thomas J. Sargent (New York) und Christopher Sims
(Princeton)
Erkenntnisse in Konsumtheorie, Geldtheorie und Beweis der komplexen Probleme der Stabilitätspolitik
Bahnbrechende Arbeiten zur Theorie des internationalen Handels und
der internationalen Kapitalbewegungen
Erkenntnis über Entscheidungsfindung in ökonomischen Organisationen
Pionierarbeiten in der Entwicklungstheorie
Erfindung und Anwendung breiter ökonometrischer Prognosemodelle
Analyse der Finanzmärkte und ihrer Beziehung zu Ausgabenentscheidungen, Beschäftigung, Produktion und Preisen
Industrielle Organisation
Arbeit über Industriestruktur und öffentliche Regulierung
Allgemeine
Neue analytische Methoden sowie rigorose Neuformulierung der allGleichgewichtstheorie
gemeinen Gleichgewichtstheorie
Volkswirtschaftliche Gesamt- Grundlegende Beiträge zur Entwicklung der VGR als Basis für die emrechnung (VGR)
pirische Forschung
Makroökonomik
Pionierarbeiten über Ersparnis und Finanzmärkte
Öffentliche Finanzen
Entwicklung der vertrags- und verfassungstheoretischen Grundlagen für die Theorie wirtschaftlicher und politischer Entscheidung
Wachstumstheorie
Beiträge zur Wachstumstheorie
Partielle und allgemeine
Pionierarbeiten zur Theorie der Märkte und der effizienten AllokatiGleichgewichtstheorie
on
Ökonometrie
Klärung der wahrscheinlichkeitstheoretischen Grundlagen der Ökonometrie und Analysen simultaner Strukturen
Theorie der Finanzmärkte Pionierarbeiten auf dem Gebiet der Finanzmärkte
Finn Kydland (Carnegie Mellon, Vereinigte Staaten) und Makroökonomik
Edward Prescott (Arizona, Vereinigte Staan)
2007
Beiträge zur Theorie der optimalen Ressourcenallokation
Makroökonomik
Makroökonomik
2004
2006
Begründung des Auswahlkomitees
Entwicklung und Anwendung dynamischer Modelle zur Analyse
wirtschaftlicher Prozesse
Fortentwicklung der statischen und dynamischen Wirtschaftstheorie
Empirisch fundierte Erkenntnisse über Struktur und Prozeß der
wirtschaftlichen Entwicklung
Pionierarbeiten zur Gleichgewichtstheorie und zur Wohlfahrtsökonomik
Entwicklung und Anwendung der Input-Output-Analyse
Pionierarbeiten in Geld- und Ordnungstheorie
Makroökonomie
Entdeckung und Klärung der Bedeutung von Transaktionskosten
und Verfügungsrechten für institutionelle Struktur und Funktion
der Wirtschaft
Ausdehnung der mikroökonomischen Analyse auf breite Gebiete
menschlichen Handelns und menschlicher Interaktion
Erneuerung der Wirtschaftsgeschichte durch Anwendung ökonomischer Theorie und quantitativer Methoden auf den institutionellen
Wandel
Pionierarbeiten über Gleichgewichtszustände in der Theorie nichtkooperativer Spiele
Entwicklung und Anwendung der Hypothese rationaler Erwartungen
Grundlegende Beiträge zur ökonomischen Theorie der Anreize bei
asymmetrischer Information
Neue Methode zur Bestimmung des Wertes derivativer Finanzprodukte
Beiträge zur Wohlfahrtstheorie
Analyse der Geld- und Fiskalpolitik unter verschiedenen Wechselkurssystemen sowie Theorie optimaler Währungsgebiete
Entwicklung von Theorien und Methoden zur Analyse selektiver
Stichproben sowie diskreter Wahlentscheidungen
Analyse von Märkten mit asymmetrischer Information
Erarbeitung der Grundlagen der psychologischen (verhaltenstheoretischen) und experimentellen Ökonomik
Entwicklung von Methoden zur Analyse von wirtschaftlichen Zeitreihen mit zeitlich variierender Volatilität (Arch) oder gemeinsamen
Trends (Cointegration)
Beiträge zur dynamischen Makroökonomik, insbesondere Zeitkonsistenz der Wirtschaftspolitik und Bestimmungsgründe des Konjunkturzyklus
Verbesserung des allgemeinen Verständnisses von Konflikt und Kooperation mit Hilfe der Spieltheorie
Analyse von intertemporalen Zielkonflikten in der gesamtwirtschaftlichen Politik
Grundlagen der Design-Mechanismus-Theorie
Analysen der Handelsmuster und Räume wirtschaftlicher Aktivität
Analyse ökonomischen Handelns im Bereich Gemeinschaftsgüter
sowie im firmeninternen Bereich
Analyse von Märkten mit Suchfriktionen
Empirische Forschung zu Ursache und Wirkung in der Gesamtwirtschaft
Quelle: www.Nobelprize.org
Erste Group vor Milliardenverlust BHP Billiton darf
Bank muss Firmenwerte in Osteuropa abschreiben
Bergwerk ausbauen
ela. WIEN, 10. Oktober. Beträchtliche
Wertberichtigungen werden in der österreichischen Bank Erste Group in diesem
Jahr zu einem Verlust von rund einer Milliarde Euro führen. Das kündigte das
Kreditinstitut an. Mit diesen „harten
Schnitten“ bereite sich die Bank darauf
vor, dass sich die Staatsschuldenkrise
noch weiter ausbreitet und die Realwirtschaft mit sich zieht. „Wir ziehen uns
warm an. Und warm anziehen ist teuer“,
sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas
Treichl vor Journalisten in Wien. Konkret erwartet Treichl einen Fehlbetrag
von bis zu 800 Millionen Euro. Bisher
wär ein Gewinn in dieser Größe geplant
gewesen. Doch im dritten Quartal hat
das Spitzeninstitut der österreichischen
Sparkassen durch eine Milliardenabschreibung auf Tochtergesellschaften in
Ungarn und Rumänien, neue Kreditwertberichtigungen sowie Abwertungen auf
Kreditausfallversicherungen
Credit
Default Swaps (CDS) und Staatsanleihen 1,5 Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet.
Die Bank hat den Angaben zufolge die
Staatstitel-Außenstände in Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Irland von 1,9 Milliarden Euro zu Jahresbeginn auf jetzt 650 Millionen Euro verringert. Bis zu 600 Millionen Euro Kapital
muss die Erste Group für ihre Tochterbank in Ungarn nachschießen und rund
100 Millionen für die Tochtergesellschaft BCR in Rumänien. Einen Rückzug aus Ungarn schließt Treichl aus. Allerdings werde wegen der dortigen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten eine „geschäftspolitische Anpassung“ nötig. Im dritten Quartal hat die
Erste die Bankbeteiligung in Ungarn
(Firmenwert) zur Gänze abgeschrieben.
Treichl sprach von „radikalen Schnitten“. Damit stelle er die Bank auf eine
längere Periode der Unsicherheit ein.
che. SINGAPUR, 10. Oktober. Der größte
Rohstoffkonzern der Erde steht vor der
Entscheidung, eines der größten Bergwerke der Erde für rund 30 Milliarden Dollar
so auszubauen, dass die größte Tagebaumine der Welt entsteht. BHP Billiton hat
von der australischen Regierung die Genehmigung erhalten, das Bergwerk
Olympic Dam im Süden Australiens zu
erweitern (F.A.Z. vom 20. Mai). Allerdings muss der Rohstoffkonzern dazu
mehr als 150 Umweltauflagen erfüllen
und gut 600 Lizenzen und Genehmigungen erwerben. Allein 150 000 Hektar
muss BHP Billiton im Ausgleich für den
Naturschutz sichern. Die Umweltprüfung dauerte sechs Jahre und schloss die
Prüfung der Folgen für die Luftqualität
im entlegenen Gebiet von Olympic Dam
genauso mit ein wie derjenigen für den
Fischbestand im Meer. Der Konzern beantragte unter anderem die Genehmigung für eine Abraumhalde, die auf 67
Quadratkilometern 150 Meter hoch über
die Wüste ragen wird. Umweltschützer
laufen Sturm gegen die Genehmigung.
BHP Billiton will sich nun bis zum nächsten Frühjahr Zeit lassen für eine endgültige Entscheidung, die Erlaubnis zu nutzen. Der Tagebau soll die schon heute in
Olympic Dam geförderten Produkte Kupfer, Uran und Gold schneller ans Tageslicht bringen. Die Analysten der Deutschen Bank schätzen, das Projekt werde
knapp 28 Milliarden Dollar kosten. Allein der jährliche Ausstoß von Kupfer
soll in Olympic Dam von derzeit 180 000
Tonnen auf 750 000 Tonnen steigen. Der
Ausstoß von Uran sollte von derzeit
4000 auf 19 000 Tonnen zulegen – das
wäre mehr, als Kasachstan, das bislang
wichtigste Förderland, heute insgesamt
produziert. Es dürfte allein vier bis fünf
Jahre dauern, das Gestein und das Erz
abzutragen, um an Kupfer, Uran und
Gold zu gelangen.
Die Hoffnungen, dass es für die EuroStaatsschuldenkrise in nächster Zeit
eine Lösung geben werde, hätten sich in
den zurückliegenden Wochen sehr reduziert. Treichl geht davon aus, dass von
der jetzigen Krise die Realwirtschaft getroffen wird, auch in Osteuropa, wo die
Bank tätig ist. Sollte nichts weiteres Dramatisches passieren, hält die Erste Gruppe netto in den Folgequartalen wieder
Nettogewinne von 200 Millionen Euro
für realistisch. Treichl sieht eine Konsolidierung auf dem osteuropäischen Bankenmarkt. Denn griechische Banken
könnten zu Bankverkäufen in Osteuropa
gezwungen sein, meinen Analysten. „Ich
glaube, dass es in Polen zu Veränderungen kommen wird und in Rumänien“,
sagte Treichl, sowie in Bulgarien und Serbien. (Siehe Finanzmarkt, Seite 23.)
Filiale der Ersten
Foto Reuters
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