Einsatz photothermischer Strahlablenkung zur Charakterisierung dünner optischer Schichten und Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit von Gradientenwerkstoffen Vom Fachbereich Physik der Technischen Universität Darmstadt zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) genehmigte Dissertation von Dipl.-Ing. Hans Willy Becker aus Aschaffenburg Referent: Korreferent: Prof. Dr. T. Tschudi Prof. Dr. W. Elsäßer Tag der Einreichung: Tag der Prüfung: Darmstadt 2000 D17 26.05.2000 10.07.2000 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Theorie 7 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Temperaturverteilung in Luft und Probe . . . . . . . . . . . . 8 2.1.1 Lösen der Wärmeleitungsgleichung . . . . . . . . . . . 9 2.1.2 Numerisch berechnete Temperaturprofile . . . . . . . . 13 Photothermische Strahlablenkung in der Luft . . . . . . . . . 13 2.2.1 Die mathematische Beschreibung . . . . . . . . . . . . 17 2.2.2 Berechnung der transversalen Komponente . . . . . . 19 2.2.3 Berechnung der normalen Komponente . . . . . . . . . 20 2.2.4 Numerisch berechnete Ablenkungen . . . . . . . . . . 22 Photothermische Strahlablenkung in der Probe . . . . . . . . 25 2.3.1 Berechnung der transversalen Komponente . . . . . . 26 2.3.2 Berechnung der normalen Komponente . . . . . . . . . 26 2.3.3 Numerisch berechnete Ablenkungen . . . . . . . . . . 27 Thermoelastische Deformation der Probenoberfläche . . . . . 29 2.4.1 Die mathematische Beschreibung . . . . . . . . . . . . 30 2.4.2 Numerisch berechneter Gradient . . . . . . . . . . . . 31 Strahlablenkung an der Oberflächenbeule . . . . . . . . . . . 35 2.5.1 Berechnung der transversalen Komponente . . . . . . 37 2.5.2 Berechnung der normalen Komponente . . . . . . . . . 37 iii Inhaltsverzeichnis 2.5.3 2.6 Numerisch berechnete Ablenkungen . . . . . . . . . . 38 Weitere Einflüsse auf den Messwert . . . . . . . . . . . . . . . 38 2.6.1 Einfluss der Breite des Messlasers . . . . . . . . . . . . 39 2.6.2 Transmission durch Oberflächenbeule . . . . . . . . . 41 2.6.3 Einfluss der Substratrückseite in Transmission . . . . 41 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung 3.1 Der experimentelle Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.2 Modulation und Detektion der Laser . . . . . . . . . . . . . . 45 3.2.1 Modulation des Heizlasers mit AOM . . . . . . . . . . 46 3.2.2 Positionsoptimierung der Quadrantendiode . . . . . . 47 3.2.3 Aufbau des Messverstärkers der Quadrantendiode . . 51 3.2.4 Quadrantendiode mit Interferenzfilter . . . . . . . . . 54 Entwicklung der Computersteuerung . . . . . . . . . . . . . . 55 3.3.1 Der Aufbau des Messprogramms . . . . . . . . . . . . 57 3.3.2 Die graphische Benutzeroberfläche . . . . . . . . . . . 59 3.3 4 Untersuchungen an optischen Schichten 4.1 4.2 4.3 4.4 iv 43 63 Herstellung optischer Schichten mit BEN . . . . . . . . . . . 64 4.1.1 Aufbau der Ionenquelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4.1.2 Bipolare-Extraktion-Neutralisation BEN . . . . . . . . 66 4.1.3 Die optische Beschichtungsanlage . . . . . . . . . . . . 67 4.1.4 Durchführung der Beschichtungen . . . . . . . . . . . 67 Messung der Absorption mit PTD . . . . . . . . . . . . . . . 69 4.2.1 Orts- und Zeitaufgelöste Absorptionsmessungen . . . . 69 4.2.2 Ergebnisse der Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Messung der Verunreinigung mit SIMS . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.1 Aufbau des Geräts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.2 Ergebnisse der Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Inhaltsverzeichnis 5 Messung des Temperaturleitwerts 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 91 Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit . . . . . . . . . . . . 92 5.1.1 Thermische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 5.1.2 Frequenzabhängigkeit des Messwerts . . . . . . . . . . 94 5.1.3 Bestimmung des Messfehlers . . . . . . . . . . . . . . 96 Reflexionsvermögen der Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.2.1 Verwendete Messgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.2.2 Struktur, Streulicht und Speckles . . . . . . . . . . . . 100 5.2.3 Verbesserung der Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . 103 Messungen an homogenen Proben . . . . . . . . . . . . . . . . 104 5.3.1 Messung mit Laser Flash . . . . . . . . . . . . . . . . 104 5.3.2 Vergleich mit PTD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Messungen an Verbundwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . 107 5.4.1 Herstellung der Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 5.4.2 Temperaturleitwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Messungen an gradierten Werkstoffen . . . . . . . . . . . . . 109 5.5.1 Herstellung gradierter Werkstoffe . . . . . . . . . . . . 110 5.5.2 Wolfram/Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 5.5.3 Aluminiumoxid/Aluminium . . . . . . . . . . . . . . . 112 5.5.4 Aluminium/Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 114 6 Zusammenfassung 119 Literaturverzeichnis 125 v Inhaltsverzeichnis vi 1 Einleitung Die Beschichtung optischer Komponenten mit dünnen Schichten wurde in den letzten Jahren zu einer Schlüsseltechnologie insbesondere auf dem Gebiet der Laser. Moderne Entwurfsmethoden dieser Interferenz-Systeme ermöglichen die Realisierung beinahe beliebiger spektraler Verläufe der Reflexion und Transmission [1]. In letzter Zeit wurden sogar dispersionskorrigierende Spiegel zur Erzeugung von Femtosekunden-Laserpulsen direkt aus dem Laser-Resonator hergestellt [2]. Viele Anwendungen erfordern Beschichtungen mit möglichst geringer Absorption. Genaue Absorptionsmessungen sind daher zur Optimierung der Beschichtungsverfahren unumgänglich. Insbesondere das Verfahren des Ionenstrahlsputterns ermöglicht die Herstellung von Schichten mit sehr geringer Absorption im Bereich weniger part-per-million (ppm) [3]. Bei solch niedrigen Absorptionen versagen herkömmliche Verfahren der Absorptionsmessung, wie z.B. die Bestimmung aus Messungen der Transmission und Reflexion. Hier hat sich der Einsatz photothermischer Verfahren bewährt. Das Grundprinzip aller photothermischen Verfahren beruht darauf, der zu untersuchenden Probe lokal mit einem Heizlaser zeitlich moduliert Energie zuzuführen. Der Strahl des Heizlasers fällt dabei in der Regel senkrecht auf die Probenoberfläche. Die thermische Absorption der Probe führt zu einer Erwärmung, welche sich durch Diffusion sowohl im Körper, als auch im umgebenden Medium ausbreitet. Die Geschwindigkeit dieser Wärmediffusion wird bestimmt durch die Temperaturleitfähigkeit der Medien. Die photothermischen Verfahren können daher neben der Absorption auch den Temperaturleitwert bestimmen. In dieser Arbeit wird ein Aufbau vorgestellt, der beide Möglichkeiten vereinigt. Photothermische Verfahren nutzen die Temperaturabhängigkeit der Materialeigenschaften der Probe. Dies erlaubt eine Vielzahl möglicher Messmethoden: 1 1 Einleitung • Temperaturmessung: Die Erwärmung der Probe kann entweder berührungslos durch Messung der Temperaturstrahlung [4] oder durch Kontakt mit einem Sensor bestimmt werden [5, 6, 7, 8, 9]. Der Vorteil ist die absolute Bestimmung der Absorption aus der Temperaturmessung, welche nur die Kenntnis der Wärmekapazität voraussetzt. Im Falle sehr kleiner Absorption und Erwärmung versagt das Verfahren der Wärmestrahlung. Temperaturmessungen mit einem Sensor erfordern nun eine sehr stabile Hintergrund-Temperatur. • Mirage Effekt: Dieses indirekte Verfahren nutzt die Temperaturabhängigkeit des Brechungsindex aus. Der Strahl eines Messlasers, welcher durch ein inhomogenes Brechungsindexprofil propagiert, erfährt eine Ablenkung aus seiner ursprünglichen Richtung. Der Messlaser wird üblicherweise entweder parallel zum Heizlaser geführt (collinear PTD, [10, 11]) oder parallel zur Probenoberfläche (transversal PTD, skimming PTD, [12, 13, 14]) geführt. Die transversalen Aufbauten tasten ausschließlich das Brechungsindexprofil in der Luft ab. Der Abstand der Strahltaille von der Probenoberfläche ist hier jedoch nur schwer experimentell zu bestimmen. Auch darf die Probe wegen der Strahldivergenz nicht zu groß sein. Um diese Nachteile zu vermeiden kann man den Messlaser unter sehr flachem Winkel an der Probenoberfläche reflektieren (transversal, bouncing PTD, [15, 16, 17]). Störend macht sich hier der Einfluss der thermischen Verformung der Probenoberfläche bemerkbar. • Verformung der Oberfläche: Infolge der Erwärmung verformt sich die Oberfläche der Probe am Ort des Heizlasers. Es bildet sich eine Beule mit sehr kleiner Amplitude (< 1 nm). Diese Beule kann mit einem Interferometer vermessen [18] oder mit einem Messlaser abgetastet werden. Dies entweder auf der vollen Breite, wo die Beule das Profil des Messlasers wie eine thermische Linse verändert [19], oder durch Detektion der zeitlich veränderlichen Steigung mit einem fokussierten Messlaser [20]. Letzteres Verfahren ermöglicht auch die Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit. • Thermische Mikroskopie: Dieses Verfahren nutzt die Temperaturabhängigkeit der Reflexion an der Probenoberfläche. Bei manchen Proben kann die Änderung der reflektierten Laserleistung gemessen werden. Dieses Verfahren ermöglicht sehr lokale Messungen durch sehr hohe Fokussierung der Laser [21, 22, 23, 24, 25]. 2 In unserem Institut werden dünne optische Schichten mit dem Verfahren des Ionenstrahlsputterns hergestellt [26]. Zur Bestimmung der Absorption wurde in der Vergangenheit ein Aufbau erstellt, welcher auf dem MirageVerfahren basiert [27]. Er ermöglicht schnelle und genaue Bestimmungen der Schichtabsorption, aufgelöst nach Ort und Zeit. Sein Nachteil besteht in der Notwendigkeit, die Absorption einer unbekannten Schicht durch Vergleich mit einer Probe bekannter Absorption zu bestimmen. Die Absorption einer solchen Referenz kann durch Messung der Erwärmung absolut bestimmt werden. Wie oben erwähnt, ist für kleinste Erwärmungen jedoch eine sehr stabile Hintergrund-Temperatur erforderlich. Zu diesem Zweck wurde von mir in einer früheren Arbeit ein Vakuum-Laser-Kalorimeter aufgebaut, welches Erwärmungen kleiner als 1 µK/s vermessen kann [28]. Es stabilisiert die Temperatur rein passiv durch Minimierung aller drei Wärmetransport-Mechanismen und nutzt die thermische Trägheit von Massen mit hoher Wärmekapazität (thermischer Tiefpass). Kleinste Schicht-Absorption bis hinunter zu 1 ppm auch auf Substraten hoher Wärmekapazität (Quarzglas von 25 mm Durchmesser und 5 mm Dicke) kann noch gemessen werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde der vorhandene photothermische Aufbau weiterentwickelt. Seine Funktion und die dazu entwickelte Theorie werden vorgestellt. Angewendet wurde das Verfahren sowohl zur Charakterisierung dünner optischer Schichten, als auch zur Bestimmung des Temperaturleitwerts gradierter Werkstoffe. Der Inhalt dieser Arbeit gliedert sich wie folgt: Theorie Das erste Kapitel beschreibt die den Messungen zu Grunde liegenden physikalischen Effekte. Zunächst wird die zeitlich veränderliche Temperaturverteilung berechnet. Hierzu wird oft ein Ansatz in Zylinderkoordinaten gewählt, welcher mit Hilfe der Hankel-Transformation auf eine Lösung in Bessel-Funktionen führt [29, 30, 31]. Ein solcher Ansatz in Zylinderkoordinaten ist der Geometrie des Heizlasers angepasst, nicht jedoch dem Verlauf des Messlasers in diesem Aufbau. Daher wird hier eine Lösung in kartesischen Koordinaten unter Verwendung der Fouriertransformation berechnet. Mit dieser Lösung wird anschließend die Mirage-Ablenkung des Messlasers für die Geometrie dieses Aufbaus bestimmt, welches die Grundlage der vorgestellten Absorptionsmessungen in Transmission ist. Ein weiterer Effekt ist die thermoelastische Deformation der Probenoberfläche, deren Gradient den Messlaser ablenkt. Dies bestimmt die in Reflexion durchgeführten Messungen der Temperaturleitfähigkeit. Eine Betrachtung weiterer Einflüsse, wie z.B. Breite des Messlasers, runden das Kapitel ab. 3 1 Einleitung Experimenteller Aufbau und Computersteuerung Dieses Kapitel beschreibt den verwendeten Aufbau. Da der thermische Ablenkwinkel des Messlasers sehr klein ist, erfordert seine Bestimmung einigen Aufwand. Als Sensor wird eine Quadrantendiode eingesetzt. Ihre optimale Positionierung, der aufgebaute Messverstärker und der notwendige Schutz vor Fremdlicht werden diskutiert. Ein wesentlicher Teil dieser Arbeit war die Entwicklung des Verfahrens von einem experimentellen Aufbau, dessen Bedienung viel Erfahrung erforderte, hin zu einem leicht bedienbaren Gerät zur routinemäßigen Durchführung von Messungen. Hierzu wurde ein Messprogramm geschrieben, welches von der Steuerung der Messgeräte und Motoren bis zur graphischen Visualisierung den gesamten Ablauf steuert. Sein modularer Aufbau macht Erweiterungen leicht möglich und die intuitive Bedienbarkeit erlaubt die Bedienung durch weniger erfahrenes Personal. Die graphische Benutzeroberfläche wird am Ablauf einer Beispiel-Messung vorgestellt. Untersuchungen an optischen Schichten Dieses Kapitel beschreibt den Einsatz des Aufbaus zur Charakterisierung dünner optischer Schichten. Die vorgestellten Untersuchungen wurden im Rahmen des DFG-Projekts Erzeu” gung hochreiner optischer SiO2 -Schichten unter Verwendung eines gepulst neutralisierten Ionenstrahls“ durchgeführt [32]. Diese Arbeit beschränkt sich auf die Analytik der hergestellten Schichten. Nachfolgend eine kurze Beschreibung der Motivation dieses Projekts. Zum Sputtern von Silizium-Targets werden wegen ihrer Kontaminationsarmut in unserer Beschichtungsanlage zwei Elektron-Zyklotron-Resonanz(ECR)-Quellen eingesetzt. Eine große, zur Erzeugung der Ionen, und eine zweite, kleinere zur Erzeugung der neutralisierenden Elektronen. Die Magnetfelder dieser Quellen besitzen jedoch eine große Reichweite und beeinflussen sich gegenseitig. Der gemeinsame Betrieb erfordert eine umfangreiche Anpassung und eine bestimmte gegenseitige Position [33]. Alle Probleme entfallen, wenn man bei der Beschichtung mit nur einer Quelle auskommen kann. Am Forschungszentrum für Mikrostrukturtechnik in Wuppertal wurde ein Gerät entwickelt, welches die Potentiale der Extraktionsgitter mit hoher Frequenz umschaltet und so einen quasi-neutralen Ionenstrahl erzeugt (bipolare Extraktion). Dieses Gerät war noch nie an einer großen ECR Quelle betrieben worden. Ziel des Projekts war, die Brauchbarkeit zur Herstellung optischer Schichten zu untersuchen. Ein wesentlicher Teil des Projekts bestand darin, den Einfluss der bipolaren Extraktion auf die Absorption der Schichten zu bestimmen. Hierzu 4 wurde das Messgerät um die Möglichkeit erweitert, topographische Bestimmungen der Absorption durchführen zu können. Es stehen damit nun zeitund ortsaufgelöste Messungen der Absorption zur Verfügung, welche eine umfassende Charakterisierung der optischen Schichten erlauben. Ergänzt werden diese Messungen durch eine Analyse der in den Schichten enthaltenen Verunreinigungen mit Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS). Das Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse. Messung des Temperaturleitwerts Messungen der Temperaturleitfähigkeit wurden im Rahmen des DFG-Projekts Zerstörungsfreie Messung des Tem” peraturleitwerts in strukturierten Werkstoffen durch photothermische Laserstrahlablenkung mit hoher Ortsauflösung“ durchgeführt [34]. Auch dieses Kapitel beschränkt sich auf die Durchführung der Messungen und Darstellung der Ergebnisse. Verbundwerkstoffe setzen sich aus wenigstens zwei Phasen mit unterschiedlichen Eigenschaften zusammen. Solche Werkstoffe weisen besondere Eigenschaften auf, die sie technologisch sehr interessant machen. Sie sind auch als Gradientenwerkstoffe herstellbar, wo die Eigenschaften der Phasen allmählich ineinander übergehen. Ziel dieses Projekts war die ortsaufgelöste Messung der Temperaturleitfähigkeit solcher Gradientenwerkstoffe. Konventionelle Verfahren zerstören die Probe und bieten nur eine geringe Ortsauflösung. Der Einsatz photothermischer Verfahren vermeidet diese Nachteile. Mikroskopische Messungen der Temperaturleitfähigkeit an Verbundwerkstoffen mit dem Verfahren der thermischen Mikroskopie (s.o.) wurden veröffentlicht [35, 36, 37, 38, 39, 40]. Diese Messungen an einzelnen Bestandteilen sind von hohem wissenschaftlichen Interesse. Jedoch sind keine Bestimmungen der makroskopischen Temperaturleitfähigkeit von Gradientenwerkstoffen bekannt. Die Ortsauflösung wurde hierzu so gewählt, dass über einen ausreichend großen Bereich der Probe gemittelt wird. Eine etablierte Methode zur Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit ist das Laser-Flash-Verfahren [41]. Durch Vergleichsmessungen wird die Brauchbarkeit der photothermischen Strahlablenkung gezeigt. Die Struktur von Verbundwerkstoffen kann den Reflex des Messlasers bis zur Undurchführbarkeit der Messung stören. Diese Probleme werden diskutiert. Erste Messungen an gradierten Werkstoffen werden präsentiert. Das Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse. 5 1 6 Einleitung 2 Theorie Das Verfahren der photothermischen Strahlablenkung verwendet zwei Laser. Der Strahl des Heizlasers fällt mit zeitlich modulierter Intensität senkrecht auf die Oberfläche der Probe. Aufgrund der Absorption erwärmt er die Probe und mit ihr die sie umgebende Luft. Aufgrund der thermischen Ausdehnung verformt sich zusätzlich die Oberfläche der Probe. In Abbildung 2.1 fällt der Strahl des Heizlasers entlang der Z-Achse ein, ist aber nicht dargestellt. Der Messlaser tastet das entstehende zeitlich modulierte Temperaturprofil ab. Sein Verlauf in Reflexion und Transmission (bei transparenten Proben) ist dargestellt. Auf diesem Weg erfährt er eine periodische Ablenkung aus seiner ursprünglichen Richtung. Luft Z Reflexion X-Y Probe Transmission Abbildung 2.1: Skizze der verschiedenen Einflüsse auf die Ablenkung des Laserstrahls in Luft und Probe. In diesem Kapitel werden die physikalischen Grundlagen der Messung beschrieben. Es sind hier vier Effekte wichtig: Wärmeleitung, Thermoelasti- 7 2 Theorie sche Deformation, Strahlablenkung in einem Brechungsindexprofil, sowie das Reflexions- und Brechungsgesetz. Im Abschnitt 2.1 wird das durch den Heizlaser erzeugte zeitlich oszillierende Temperaturprofil berechnet. Hierzu wird die Wärmeleitungsgleichung mit Quellterm und den entsprechenden Randbedingungen gelöst [42]. Mit diesem Ergebnis wird in Abschnitt 2.2 die photothermische Strahlablenkung des Messlasers im Brechungsindexprofil der Luft berechnet [43]. In Abschnitt 2.3 wird das gleiche für die Strahlablenkung in der Probe durchgeführt. Dies ist bei Absorptionsmessungen dünner optischer Schichten von Bedeutung. In Abschnitt 2.4 wird die thermoelastische Deformation der Probe behandelt [44]. In unmittelbarer Umgebung des Heizlasers entsteht eine zeitlich variierende Oberflächenbeule mit sehr kleiner Amplitude. In Abschnitt 2.5 wird die durch die Oberflächenbeule verursachte Strahlablenkung in Reflexion berechnet. Bei Messungen der Temperaturleitfähigkeit ist dies der dominierende Effekt. In Abschnitt 2.6 werden schließlich weitere Einflüsse auf den Messwert betrachtet. Hier ist zunächst die endliche Breite des Messlasers zu beachten, welche sich bei allen behandelten Ablenkungen bemerkbar macht. Bei Absorptionsmessungen in Transmission existieren noch der Einfluss der Oberflächenbeule und der Substratrückseite. 2.1 Temperaturverteilung in Luft und Probe Zur Berechnung der Temperaturverteilung ist die Wärmeleitungsgleichung in den Medien Luft und Probe zu lösen. Da es sich um ein Problem mit Radialsymmetrie handelt, erscheint eine Lösung in Zylinderkoordinaten zunächst sinnvoll. Eine solche Lösung ist jedoch für die spätere Berechnung der Strahlablenkung nicht brauchbar. Daher werden kartesische Koordinaten gewählt. Abbildung 2.2 verdeutlicht die gewählte Geometrie. Die Oberfläche der Probe liegt in der X-Y-Ebene. Die Probe wird durch einen auf die Probenoberfläche fokussierten Heizlaser mit zeitlich modulierter Leistung erwärmt. Die Luft ist der Halbraum z > 0, die Probe der Halbraum z < 0 und z = 0 definiert die Oberfläche. Beide Halbräume können in guter Näherung als unendlich ausgedehnt betrachtet werden, da das erzeugte Temperaturprofil nur geringe Ausdehnung besitzt und schnell abfällt. 8 2.1 Temperaturverteilung in Luft und Probe Z Laser mit Radius a Luft (z > 0) X-Y-Ebene Probe (z < 0) Abbildung 2.2: Definition der Geometrie zur Lösung der Wärmeleitungsgleichung 2.1.1 Lösen der Wärmeleitungsgleichung Gleichung (2.1) ist der Quellterm der Wärmeleitungsgleichung, der den einfallenden Heizlaser beschreibt. Er hat eine mit ω zeitlich modulierte Leistung P, eine radiale Intensitätsverteilung mit e12 Radius a und nimmt mit Absorptionskoeffizient α in der Probe ab. Die Konstanten normieren das VolumenIntegral zu P. 2αP x2 + y 2 Q(x, y, z, t) = exp −2 exp (αz) exp (iωt) (2.1) πa2 a2 Für alle Berechnungen ist hier nur der eingeschwungene Zustand von Interesse, in dem die zeitliche Änderung der Temperatur mit der Modulationsfrequenz des Lasers übereinstimmt. Die eingesetzte Lock-In Technik filtert nur diese Frequenz heraus. Für die Temperatur wird daher der Ansatz T (x, y, z, t) = T (x, y, z) · exp(iωt) gemacht. Die komplexe Schreibweise erleichtert die Rechnung. Als Messwert ist nur der Realteil von Bedeutung. Die Zeitabhängigkeit aller Ergebnisse ergibt sich durch Multiplikation mit exp(iωt). Mit diesem Ansatz geht es in die Differentialgleichung (2.2) der Wärmeleitung. ∆T − Q 1 Ṫ = − k λ k= λ ρCp (2.2) λ ist die Wärmeleitfähigkeit des jeweiligen Mediums, k ist die Temperaturleitfähigkeit, ρ die Dichte und Cp die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck. Der Quellterm (2.1) wird in (2.2) eingesetzt und liefert die Differentialgleichung (2.3) für die Temperaturverteilung in der Probe. 9 2 Theorie iω 2αP x2 + y 2 ∆TP (x, y, z) − TP (x, y, z) = − 2 exp −2 + αz kP πa λP a2 (2.3) Die Differentialgleichung (2.4) für die Wärmeleitung in der Luft besitzt keinen Quellterm. ∆TL (x, y, z) − iω TL (x, y, z) = 0 kL (2.4) Die Differentialgleichungen (2.3) und (2.4) sind mit den Randbedingungen (2.5) zu lösen. Die Temperatur und der Wärmefluss an der Grenzfläche sind stetig und im Unendlichen verschwindet die Modulation der Temperatur. TP (x, y, z = 0) = TL (x, y, z = 0) ∂TP ∂TL = λ L ∂z z=0 ∂z z=0 λP (2.5) lim TP = lim TL = 0 z→−∞ z→∞ Zur Lösung des Systems wird eine räumliche Fourier-Transformation der Koordinaten x und y durchgeführt. Gleichung (2.6) zeigt die verwendete Hinund Rücktransformation. τ (δx , δy , z) = ∞ −∞ 1 T (x, y, z) = 4π 2 ∞ −∞ ∞ −∞ T (x, y, z) exp[−i(δx x + δy y)] dxdy (2.6) ∞ −∞ τ (δx , δy , z) exp[i(δx x + δy y)] dδx dδy Die Anwendung der Fouriertransformation aus (2.6) auf die Differentialgleichungen (2.3) und (2.4) liefert das neue Differentialgleichungssystem (2.7). Die Randbedingungen (2.5) bleiben durch die Transformation unverändert. Es ist dort lediglich T durch τ zu ersetzen. 10 2.1 Temperaturverteilung in Luft und Probe d2 τP − dz 2 2 d τL − dz 2 δ 2 + δy2 iω αP 2 2 2 x + αz + δx + δy τP = − exp −a kP λP 8 (2.7) iω + δx2 + δy2 τL = 0 kL Es liegt eine gewöhnliche Differentialgleichung für z vor. Ihre allgemeine Lösung ist: τP = AP exp(−βP z) + BP exp(βP z) δ 2 + δy2 αP 2 x exp −a + αz + λP (βP2 − α2 ) 8 (2.8) τL = AL exp(−βL z) + BL exp(βL z) βP,L = δx2 + δy2 + iω kP,L Aus der Forderung, dass die Modulation der Temperatur im Unendlichen verschwindet, folgt für die Integrationskonstanten AP = 0 und BL = 0. Das Einsetzen der Bedingungen an der Grenzfläche Luft-Probe liefert die anderen Konstanten: δ 2 + δy2 αP (λL βL + λP α) 2 x BP = − exp −a (λL βL + λP βP ) λP (βP2 − α2 ) 8 δ 2 + δy2 αP 2 x AL = exp −a (λL βL + λP βP )(βP + α) 8 (2.9) Die nun erforderliche inverse Fouriertransformation lässt sich nicht mehr analytisch durchführen. Als Ergebnis lassen sich lediglich Integralausdrücke angeben. Die Temperaturverteilung in der Luft kann numerisch aus (2.10) berechnet werden, die in der Probe aus (2.11). 11 2 Theorie TL (x, y, z) = 1 4π 2 1 = 4π 2 αP = 4π 2 ∞ −∞ −∞ AL exp(−βL z) exp[i(δx x + δy y)] dδx dδy −∞ ∞ −∞ (2.10) exp(−βL z) exp[i(δx x + δy y)] (λL βL + λP βP )(βP + α) × exp −a 1 = 4π 2 τL (δx , δy , z) exp[i(δx x + δy y)] dδx dδy ∞ 1 TP (x, y, z) = 4π 2 ∞ ∞ −∞ δ2 2 x + δy2 8 dδx dδy ∞ −∞ τP (δx , δy , z) exp[i(δx x + δy y)] dδx dδy ∞ BP exp(βP z) + −∞ δx2 + δy2 + αz × exp −a2 8 αP = 4π 2 ∞ −∞ αP λP (βP2 − α2 ) exp[i(δx x + δy y)] dδx dδy (2.11) δ 2 + δy2 exp[i(δx x + δy y)] 2 x exp −a × λP (βP2 − α2 ) 8 (λL βL + λP α) exp(βP z) dδx dδy exp(αz) − (λL βL + λP βP ) Wie eingangs erwähnt, erhält man die volle Zeitabhängigkeit durch Multiplikation des Ergebnisses mit exp(iωt). Eine numerische Auswertung der Integrale liefert ein komplexes Ergebnis. Die Temperatur ist der Realteil dieser Größe. Der Phasenwinkel der komplexen Zahl gibt die Phasenverschiebung der Temperatur in Bezug auf das Zeitverhalten des Heizlasers wieder. Die 12 2.2 Photothermische Strahlablenkung in der Luft Laserleistung P steht bei beiden Temperaturverteilungen vor dem Integral. Die hier berechnete, mit der Frequenz des Heizlasers oszillierende Temperaturverteilung ist somit der Laserleistung direkt proportional. 2.1.2 Numerisch berechnete Temperaturprofile In diesem Abschnitt werden die Integralgleichungen für die Temperaturverteilung in der Luft (2.10) und in der Probe (2.11) numerisch ausgewertet. Da die Gleichungen in x und y symmetrisch sind, wird das Ergebnis als Funktion des Radius r aufgetragen. Es ergibt sich somit die Möglichkeit den gesamten Raum zweidimensional darzustellen. In den Abbildungen 2.3 bis 2.5 ist jeweils die linke Hälfte der Halbraum der Probe (z < 0) und die rechte Hälfte der Halbraum der Luft (z > 0). Es werden die Gleichungen für die Kombination von drei Materialien dargestellt. Quarzglas wurde wegen seiner sehr niedrigen-, Kupfer wegen seiner sehr hohen Temperaturleitfähigkeit und Luft als umgebendes Medium gewählt. Der besseren Übersicht wegen wird die Temperaturverteilung in Form von Linien gleicher Phase und gleicher Amplitude mit äquidistantem Abstand dargestellt. Abbildung 2.3 zeigt die Berechnung für die Kombination Quarzglas und Luft. Das Temperaturprofil im Glas weist einen konzentrischen Verlauf um den Heizlaser auf. Nur in unmittelbarer Nähe ist seine räumliche Ausdehnung erkennbar. Deutlich erkennbar ist die Deformation der Verteilung in der Luft. Luft hat einen deutlich höheren Temperaturleitwert als Quarzglas. Somit haben die Linien einen größeren Abstand voneinander. Abbildung 2.4 zeigt die Berechnung für die Kombination Kupfer und Luft. Die Temperaturverteilung in der Probe ändert sich praktisch nicht. Die Luft hat nun jedoch eine deutlich geringere Temperaturleitfähigkeit als die Probe. Somit sind die Linien hier, im Gegensatz zu Quarzglas, dichter zusammen. Abbildung 2.5 zeigt einen homogenen Raum bezüglich der Temperaturleitfähigkeit. Es wurde hier der Wert von Quarzglas gewählt. Wie zu erwarten, sind die Linien gleicher Phase und Betrags in ausreichender Entfernung vom Heizlaser konzentrische Kreise. 2.2 Photothermische Strahlablenkung in der Luft Nachdem nun das Temperaturprofil bekannt ist, kann die Strahlablenkung im entstehenden Brechungsindexprofil der Luft berechnet werden. Abbildung 2.6 zeigt die Definition des Koordinatensystems. Der Messlaser trifft mit 13 2 Theorie Phase mit Abstand von −0,2 rad 300 200 Radius [um] 100 0 −100 −200 −300 −300 −200 −100 0 100 200 300 Quarzglas − Luft − 31 Hz −0,5 Magnitude mit Abstand von e 300 200 Radius [um] 100 0 −100 −200 −300 −300 −200 −100 0 100 Z−Achse [um] 200 300 Abbildung 2.3: Numerische Berechnung des Verlaufs von Betrag und Phase in den Materialien Quarzglas und Luft bei 31 Hz Modulationsfrequenz 14 2.2 Photothermische Strahlablenkung in der Luft Phase mit Abstand von −0,03 rad 300 200 Radius [um] 100 0 −100 −200 −300 −300 −200 −100 0 100 200 300 Kupfer − Luft − 31 Hz −0,5 Magnitude mit Abstand von e 300 200 Radius [um] 100 0 −100 −200 −300 −300 −200 −100 0 100 Z−Achse [um] 200 300 Abbildung 2.4: Numerische Berechnung des Verlaufs von Betrag und Phase in den Materialien Kupfer und Luft bei 31 Hz Modulationsfrequenz 15 2 Theorie Phase mit Abstand von −0,2 rad 300 200 Radius [um] 100 0 −100 −200 −300 −300 −200 −100 0 100 200 300 Quarzglas − Quarzglas − 31 Hz −0,5 Magnitude mit Abstand von e 300 200 Radius [um] 100 0 −100 −200 −300 −300 −200 −100 0 100 Z−Achse [um] 200 300 Abbildung 2.5: Numerische Berechnung des Verlaufs von Betrag und Phase im homogenen Material Quarzglas bei 31 Hz Modulationsfrequenz 16 2.2 Photothermische Strahlablenkung in der Luft Einfallswinkel ϕ auf die Probenoberfläche im Punkt (x0 , y0 ) und breitet sich entlang der X-Achse aus. Der Ursprung des Koordinatensystems befindet sich im Zentrum des Heizlasers. Messlaser Heizlaser Y (0,0) (X0,Y0) X Abbildung 2.6: Definition der Geometrie zur Berechnung der Ablenkung des Laserstrahls im Temperaturprofil der Luft 2.2.1 Die mathematische Beschreibung Die Ablenkung eines Laserstrahls in einem Temperaturprofil ist durch (2.12) gegeben [45]. 1 dn φ=− ∇T × ds (2.12) n dT OptischerWeg dn Hier ist n der Brechungsindex der Luft und dT die Änderung des Brechungsindexes mit der Temperatur. Integriert wird über den Gradienten der Temperatur senkrecht zum optischen Wegelement. Der optische Weg wird nach Höhe z und Weglänge s als Funktion der Variablen x und des Einfallswinkels ϕ ausgedrückt. z= |x − x0 | tan ϕ s= x − x0 sin ϕ (2.13) Das Wegelement s besteht aus den beiden Abschnitten einfallender Strahl und reflektierter Strahl. In kartesischen Koordinaten geschrieben ist es: 17 2 Theorie dsein sin ϕ = 0 − cos ϕ dsaus sin ϕ = 0 cos ϕ (2.14) Abbildung 2.7 zeigt die Definition der vektoriellen Größen der Strahlablenkung im Detail. ne t na Saus Sein t Z Y X f a (X0,Y0) Probe Abbildung 2.7: Definition der vektoriellen Größen der Ablenkung des Laserstrahls im Temperaturprofil der Luft Zunächst wird das Kreuzprodukt aus Gradient der Temperatur und Wegelement berechnet. Für den Einfall ergibt sich: sin ϕ −Ty cos ϕ Tx Ty × 0 = Tz sin ϕ + Tx cos ϕ (2.15) −Ty sin ϕ Tz − cos ϕ Tx ist die Ableitung der Temperatur nach x. Entsprechendes gilt für y und z. Für den Ausfall ergibt sich: Tx sin ϕ Ty cos ϕ Ty × 0 = Tz sin ϕ − Tx cos ϕ (2.16) −Ty sin ϕ Tz cos ϕ Entsprechend der Skizze 2.7 wird die Ablenkung in ihre Komponenten φt in der skizzierten Ebene und φn senkrecht dazu aufgeteilt. Die Komponente 18 2.2 Photothermische Strahlablenkung in der Luft φt wird durch die Reflektion an der Probenoberfläche nicht beeinflusst. Die während des Einfalls erzeugte Ablenkung φne wird bei der Reflektion gespiegelt. Bei der Addition der Ablenkungen von einfallendem- und ausfallendem Strahl ist dies durch ein Minuszeichen zu berücksichtigen: 1 dn φt = n dT 2.2.2 ∞ −∞ φn = −φne + φna = + 1 dn n dT − 1 dn n dT Ty ds 0 −∞ ∞ (Tz sin ϕ + Tx cos ϕ)ds (2.17) (Tz sin ϕ − Tx cos ϕ)ds 0 Berechnung der transversalen Komponente Das Ergebnis der Temperaturverteilung in der Luft (2.10) wird in (2.17) für die transversale Komponente φt der Strahlablenkung eingesetzt: 1 dn 1 φt = n dT 4π 2 ∞ −∞ ∂ |x − x0 | AL exp −βL ∂y tan ϕ (2.18) × exp[i(δx x + δy y)] dx dδx dδy sin ϕ Zunächst wird die Differentiation nach y durchgeführt: φt = 1 dn 1 n dT 4π 2 ∞ −∞ iδy |x − x0 | AL exp −βL sin ϕ tan ϕ (2.19) × exp[i(δx x + δy y)]dxdδx dδy Die Integration über x lässt sich analytisch durchführen: 19 2 Theorie 1 dn tan ϕ φt = n dT 2π 2 sin ϕ ∞ AL −∞ iδy βL βL2 + δx2 tan2 ϕ (2.20) × exp[i(δx x0 + δy y)]dδx dδy Nach Einsetzen von (2.9) für die Integrationskonstante AL ergibt sich das endgültige Ergebnis: 1 dn αP φt = 2 n dT 2π cos ϕ ∞ exp −a δ2 2 x −∞ + δy2 8 exp[i(δx x0 + δy y)] × (βL2 + δx2 tan2 (2.21) iδy βL dδx dδy ϕ)(λL βL + λP βP )(βP + α) Dieses Integral besitzt keine bekannte analytische Lösung. Zu seiner Auswertung müssen numerische Methoden herangezogen werden. 2.2.3 Berechnung der normalen Komponente Diese Berechnung verläuft analog zur transversalen Komponente. Doch treten hier mehrere Terme auf. Zunächst werden die Terme zusammengefasst: 1 dn φn = + n dT + − 1 dn n dT 1 dn n dT ∞ −∞ 0 −∞ Tx cos ϕ ds Tz sin ϕ ds (2.22) ∞ Tz sin ϕ ds 0 Das Ergebnis der Temperaturverteilung in der Luft (2.10) wird in die Gleichung (2.22) für die normale Komponente φn der Strahlablenkung eingesetzt. Das Integral der ersten Zeile verschwindet. Es bleiben die Integrale über Tz : 20 2.2 Photothermische Strahlablenkung in der Luft ∞ 1 dn 1 φn = + n dT 4π 2 x0 −∞ −∞ ∞ 1 dn 1 − n dT 4π 2 ∞ x0 −∞ ∂ AL exp(−βL z) exp[i(δx x + δy y)] dxdδx dδy ∂z ∂ AL exp(−βL z) exp[i(δx x + δy y)] dxdδx dδy ∂z (2.23) Zunächst wird in (2.23) die Differentiation nach z durchgeführt und der Ausdruck (2.13) für z eingesetzt: 1 dn 1 φn = + n dT 4π 2 ∞ + x0 ∞ AL βL − x0 −∞ −∞ exp(−βL x0 − x ) exp(iδx x) dx tan ϕ x − x0 ) exp(iδx x) dx exp(iδy y) dδx dδy exp(−βL tan ϕ (2.24) Die Integration über x lässt sich analytisch durchführen: 1 dn tan2 ϕ φn = n dT 2π 2 ∞ AL −∞ iδx βL exp[i(δx x0 + δy y)] dδx dδy βL2 + δx2 tan2 ϕ (2.25) Nach Einsetzen von (2.9) für die Integrationskonstante AL ergibt sich das endgültige Ergebnis. Wie bei der transversalen Komponente, so hat auch dieses Integral keine bekannte analytische Lösung. 1 dn αP tan2 ϕ φn = n dT 2π 2 ∞ 2 2 δ + δ x y exp[i(δx x0 + δy y)] exp −a2 8 −∞ × (2.26) iδx βL dδx dδy (βL2 + δx2 tan2 ϕ)(λL βL + λP βP )(βP + α) 21 2 Theorie 2.2.4 Numerisch berechnete Ablenkungen Die Gleichung (2.26) wird numerisch für Quarzglas und Kupfer ausgewertet. Diese beiden Materialien stellen praktisch das obere und untere Ende auf der Skala möglicher Temperaturleitwerte dar. Hierbei werden, ebenso wie in allen späteren Berechnungen, die in Tabelle 2.1 aufgelisteten Werte verwendet. Absorptionskoeffizient α [m−1 ] Fokusradius a [µm] Einfallswinkel gegen Normale [◦ ] Temperaturleitfähigkeit k [cm2 s−1 ] Wärmeleitfähigkeit λ [W m−1 K−1 ] Therm. Ausdehnungskoeff. αth [10−6 K−1 ] dn Brechungsindex Gradient n1 dT [10−6 ] Poisson-Zahl v Quarz 1 · 106 30 13, 64 0, 0085 1, 36 0, 45 8, 77 0, 17 Kupfer 1 · 106 30 0, 939 224 16, 8 Luft 20 0, 215 0, 026 −9, 5 0, 35 Tabelle 2.1: Verwendete Zahlenwerte für Material, Laser und Geometrie [46]. Den Absorptionskoeffizienten von Quarz bestimmt die optische Schicht. Abbildung 2.8 zeigt das Ergebnis für Quarzglas. Es wurde eine Berechnung entlang der X-Achse ausgeführt. Der Betrag der Strahlablenkung verschwindet im Zentrum des Brechungsindexprofils und der Verlauf ist symmetrisch um den Ursprung. Mit zunehmender Frequenz nimmt die Höhe der Maxima der Strahlablenkung ab. Die Phase springt im Ursprung um π weil der Realteil hier das Vorzeichen wechselt. Die Phase weist im Bereich niedriger Frequenzen einen linearen Verlauf auf. Mit zunehmender Frequenz wird dieser Bereich konstanter Steigung zunehmend kleiner, bis er praktisch nicht mehr erkennbar ist. Auch nimmt die Steigung der Phase mit zunehmender Frequenz zu. Abbildung 2.9 zeigt das Ergebnis für Kupfer. Hier wurde die gleiche Berechnung entlang der X-Achse ausgeführt wie zuvor bei Quarz. Die Symmetrie der Kurven ist die Gleiche wie bei Quarzglas. Da Kupfer eine deutlich höhere Temperaturleitfähigkeit besitzt, sind hier entsprechend höhere Frequenzen notwendig. Auch die Phase weist den gleichen Verlauf auf. Hier wird die Abhängigkeit der Phasensteigung von der Modulationsfrequenz besonders deutlich. Abbildung 2.10 zeigt die Abhängigkeit der maximalen Ablenkung von der Modulationsfrequenz. Im Bereich niedriger Frequenzen ist die Ablen- 22 2.2 Photothermische Strahlablenkung in der Luft Betrag [rad] 8 −3 x 10 Luftablenkung bei Quarz für 10, 20, 50, 100, 200, 500 Hz 6 4 2 0 −200 −150 −100 −150 −100 −50 0 50 100 150 200 100 150 200 Phase [rad] 4 2 0 −2 −200 −50 0 50 Abstand der Laser [µm] Abbildung 2.8: Betrag und Phase der Strahlablenkung im Temperaturprofil der Luft vor Quarzglas als Funktion des Laser-Abstands. Werte für 10, 20, 50, 100, 200 und 500 Hz Modulationsfrequenz. kung praktisch konstant um dann zu hohen Frequenzen hin stark abzunehmen. Dieser Abfall beginnt oberhalb einer Frequenz, die von der Temperaturleitfähigkeit des Materials abhängt. Dies hat seine Ursache in dem unterschiedlichen Profil der Temperatur in der Luft. Vergleiche hierzu Abbildung 2.3 für das Profil vor Quarz und Abbildung 2.4 für das Temperaturprofil vor Kupfer. Gleichung (2.21) für die transversale Komponente der Ablenkung wurde hier nicht graphisch dargestellt. Dies beruht auf der Tatsache, dass diese Ablenkung auf der gesamten X-Achse verschwindet. Ebenso verschwindet die 23 2 Theorie −5 Betrag [rad] 5 x 10 Luftablenkung bei Kupfer für 100, 500, 1k, 5k, 10kHz 4 3 2 1 0 −150 −100 −50 0 50 100 150 −100 −50 0 50 Abstand der Laser [µm] 100 150 Phase [rad] 4 2 0 −2 −150 Abbildung 2.9: Betrag und Phase der Strahlablenkung im Temperaturprofil der Luft vor Kupfer als Funktion des Laser-Abstands. Werte für 100, 500, 1000, 5000 und 10000 Hz Modulationsfrequenz. normale Komponente nicht nur im Ursprung, sondern auch auf der gesamten Y-Achse. Es ist sinnvoll, die Scans durch das Zentrum des Lasers laufen zu lassen. Die beiden Achsen bieten sich hierzu an. Bei einem Scan entlang der Y-Achse muss die transversale Komponente verwendet werden. Die daraus resultierenden Bilder sind praktisch die gleichen, wie die für die X-Achse gezeigten. Dies zeigt bereits die Tatsache, dass sich (2.21) und (2.26) nur an einer Stelle in der Integrations-Variablen δx bzw. δy unterscheiden. 24 2.3 Photothermische Strahlablenkung in der Probe −3 8 x 10 Höhe der Maxima als Fktn der Frequenz Betrag [rad] Quarz 7 6 5 4 1 10 2 3 10 10 −5 6 x 10 Betrag [rad] Kupfer 5 4 3 2 1 10 2 10 3 10 Frequenz [Hz] 4 10 5 10 Abbildung 2.10: Betrag der maximalen Strahlablenkung in der Luft als Funktion der Frequenz. Werte für Quarzglas und Kupfer. 2.3 Photothermische Strahlablenkung in der Probe Bei transparenten Proben kann auch in Transmission gemessen werden. Hier ist die Strahlablenkung im Temperaturprofil der Probe wichtig. Beim Übergang von Luft zum Substrat, ändert sich der Einfallswinkel ϕ des Messlasers gemäß dem Brechungsgesetz zum Ausfallswinkel θ. θ = arcsin sin ϕ n (2.27) 25 2 Theorie In den bisherigen Gleichungen für Wegelement s, Höhe z und Weglänge s als Funktion der Variablen x ist der Winkel entsprechend zu ersetzen. Für die Integration entlang des optischen Wegs in der Probe ergibt sich: 1 dn φt = n dT 1 dn φn = − n dT 2.3.1 ∞ Ty ds 0 (2.28) ∞ (Tz sin θ + Tx cos θ)ds 0 Berechnung der transversalen Komponente Das Ergebnis der Temperaturverteilung in der Probe (2.11) wird in (2.28) für die transversale Komponente φt der Strahlablenkung eingesetzt: 1 dn 1 φt = n dT 4π 2 ∞ ∞ −∞ x0 dx ∂ τP (δx , δy , z) exp[i(δx x + δy y)] dδx dδy ∂y sin θ (2.29) Analog zur Berechnung der Strahlablenkung in Luft wird zunächst die Differentiation nach y durchgeführt und danach über x integriert. Gleichung (2.30) ist das Ergebnis. 1 dn αP φt = n dT 4π 2 2.3.2 ∞ −∞ δ 2 + δy2 δy exp[i(δx x0 + δy y)] 2 x exp −a × 2 2 λP (βP − α ) 8 cos θ 1 (λL βL + λP α) − (λL βL + λP βP )(δx tan θ + iβP ) δx tan θ + iα (2.30) dδx dδy Berechnung der normalen Komponente Das Ergebnis der Temperaturverteilung in der Probe (2.11) wird in (2.28) für die normale Komponente φn der Strahlablenkung eingesetzt: 26 2.3 Photothermische Strahlablenkung in der Probe 1 dn 1 φn = − n dT 4π 2 1 dn 1 − n dT 4π 2 ∞ ∞ −∞ x0 ∞ ∞ −∞ x0 ∂ τP (δx , δy , z) exp[i(δx x + δy y)] dxdδx dδy ∂z ∂ dx τP (δx , δy , z) exp[i(δx x + δy y)] dδx dδy ∂x tan θ (2.31) Auch hier wird zunächst abgeleitet und anschließend integriert. Das Ergebnis (2.32) besteht aus der Summe der beiden Integrale. 1 dn αP φn = n dT 4π 2 ∞ −∞ δ 2 + δy2 iδx + α tan θ exp[i(δx x0 + δy y)] 2 x exp −a 2 2 λP (βP − α ) 8 iδx tan θ − α (λL βL + λP α) iδx + βP tan θ − (λL βL + λP βP ) iδx tan θ − βP dδx dδy (2.32) 2.3.3 Numerisch berechnete Ablenkungen Die Berechnung der Strahlablenkung in Transmission macht nur bei optisch transparenten Materialien Sinn. In dieser Arbeit ist nur Quarzglas von Interesse, da die später betrachteten optischen Schichten auf diesem Material aufgebracht sind. Da Quarzglas in erster Näherung als absorptionsfrei angenommen werden kann, wird der Laser praktisch nur in der dünnen aufgebrachten Schicht absorbiert. Daher wird, wie bei Kupfer, auch hier mit einer sehr geringen Eindringtiefe gerechnet. Abbildung 2.11 zeigt die numerische Lösung von (2.30) und (2.32) für die normale und transversale Komponente der Ablenkung im Substrat. Da die Transversalkomponente auf der X-Achse verschwindet, wurde der Scan entlang der Linie y = 30µm ausgeführt. In Transmission zeigt die Normalkomponente eine Asymmetrie der beiden Maxima. Dies entsteht durch den schrägen Einfall des Lasers und die Tatsache, dass der Strahl das Temperaturprofil nur einmal durchläuft. Bei 27 2 Theorie Normal− und Transversalkomponente der Ablenkung im Substrat Betrag [rad] 0,03 0,02 0,01 0 −200 −150 −100 −50 0 50 100 150 200 −150 −100 −50 0 50 100 150 Abstand der Laser in x−Richtung mit y = 30 µm [µm] 200 Phase [rad] 4 2 0 −2 −200 Abbildung 2.11: Normal- und Transversalkomponente der Strahlablenkung im Substrat. Berechnung entlang der X-Achse für Y=30µm. Reflexion in der Luft gibt es dagegen eine einfallende und eine reflektierte Komponente. Die Phase springt auch hier im Zentrum um π. Die Transversalkomponente durchläuft in Betrag und Phase ein Maximum im Ursprung. Die Phasen beider Komponenten weisen in einiger Entfernung vom Ursprung einen linearen Verlauf mit gleicher Steigung auf. Abbildung 2.12 zeigt Berechnungen der Normalkomponente für verschiedene Frequenzen. Der Betrag nimmt mit steigender Frequenz ab. Die lineare Steigung der Phase nimmt mit wachsender Modulationsfrequenz zu. Die Ablenkung des Lasers im Quarzglas ist etwa eine Größenordnung stärker als die Ablenkung in der Luft. Der Anteil der Luft kann somit in erster Näherung vernachlässigt werden. Für transparente Proben bietet sich daher eine Messung in Transmission wegen des höheren Signal-zu-RauschVerhältnisses an. 28 2.4 Thermoelastische Deformation der Probenoberfläche Substratablenkung bei Quarz für 10, 20, 50, 100, 200, 500, 1kHz Betrag [rad] 0,04 0,03 0,02 0,01 0 −200 −150 −100 −150 −100 −50 0 50 100 150 200 100 150 200 Phase [rad] 4 2 0 −2 −4 −200 −50 0 50 Abstand der Laser [µm] Abbildung 2.12: Betrag und Phase der Strahlablenkung in Quarzglas bei Transmission als Funktion des Laser-Abstands. Werte für 10, 20, 50, 100, 200, 500 und 1000 Hz Modulationsfrequenz. Abbildung 2.13 zeigt die Abhängigkeit der maximalen Strahlablenkung in der Probe als Funktion der Modulationsfrequenz. Der Betrag ist für niedrige Frequenzen praktisch konstant, um zu hohen Frequenzen hin stark abzunehmen. 2.4 Thermoelastische Deformation der Probenoberfläche Die Oberfläche der Probe verformt sich infolge der thermischen Ausdehnung der Probe. Es entsteht eine Oberflächenbeule, die den Laser in Reflexion aus 29 2 Theorie Höhe der Maxima als Fktn der Frequenz 0,04 Betrag [rad] 0,035 0,03 Quarzglas 0,025 0,02 0,015 1 10 2 10 Frequenz [Hz] 3 10 Abbildung 2.13: Betrag der maximalen Strahlablenkung in Quarzglas bei Transmission als Funktion der Frequenz. seiner ursprünglichen Richtung ablenkt. Die Berechnung dieser thermischen Verformung ist recht kompliziert. Ein numerisches Standardverfahren ist die Finite-Elemente-Methode (FEM), welche Verformungen bei beliebigen Geometrien berechnen kann. In einer Veröffentlichung fand ich eine analytische Lösung für die Steigung der Oberflächenbeule als Funktion des Radius [47]. Diese wurde in Zylinderkoordinaten gelöst. Das Ergebnis kann aber hier zur Berechnung der gesuchten Strahlablenkung verwendet werden. 2.4.1 Die mathematische Beschreibung Die analytische Lösung geht von der Grundgleichung der Elastodynamik homogener isotroper Medien (2.33) aus. (1 − 2ν)∇2 u + ∇(∇ · u) = 2(1 + ν)αth ∇T (2.33) Hier neu auftretende Konstanten sind der thermische Ausdehnungskoeffizient αth und die Poissonzahl ν, welche das Verhältnis von relativer Dickenänderung zu relativer Längenänderung angibt. Der Vektor u ist die zu berechnende Verschiebung der Probenoberfläche. Abbildung 2.14 zeigt eine Skizze der Geometrie der Oberflächenbeule. Für die Strahlablenkung in Reflexion ist die Kenntnis des Gradienten m der Oberflächenbeule ausreichend. Es interessiert also nur die Komponente uz der Verschiebung u an der Stelle z = 0. Gelöst wird die Gleichung mit der 30 2.4 Thermoelastische Deformation der Probenoberfläche z Luft m = d uz / d r uz r Probe Abbildung 2.14: Skizze zur thermischen Verformung der Probenoberfläche durch das Temperaturprofil. Randbedingung, wonach die Verschiebung im Unendlichen verschwindet und die Grenzfläche z = 0 frei von Spannungen ist. Die Herleitung ist in [47] nachzulesen. Hier wird nur das Ergebnis angegeben. m= duz −(1 + ν)αth αP = dr z=0 πλP 0 ∞ δ 2 × 2 J1 (δr) exp(− (δa) 8 )[λP (α (2.34) + δ + βP ) + λL βL ] dδ (λP βP + λL βL )(βP + δ)(α + δ)(βP + α) In Gleichung (2.34) ist β wie folgt definiert: iω βprobe,luft = δ 2 + kprobe,luft (2.35) Dieses analytische Ergebnis muss ebenfalls numerisch ausgewertet werden. Jedoch kann man hier ein paar wichtige Beobachtungen machen: • Die Steigung der Oberflächenbeule ist der Laserleistung direkt proportional. • Die Materialkonstanten αth und ν stehen ebenfalls vor dem Integral. Damit hängt nur der Betrag, nicht aber die Phase von ihnen ab. 2.4.2 Numerisch berechneter Gradient Gleichung (2.34) wird numerisch für die Materialien Quarzglas und Kupfer bei verschiedenen Frequenzen ausgewertet. Quarzglas ist hier nicht nur wegen 31 2 Theorie seines niedrigen Temperaturleitwerts interessant, sondern auch wegen seines außerordentlich geringen thermischen Ausdehnungskoeffizienten. Oberflächenbeule Quarz für 10, 20, 50, 100 ,200, 500, 1000 Hz Steigung [rad] 0,012 0,01 0,008 0,006 0,004 0,002 0 0 50 0 50 100 150 100 150 Phase [rad] 4 3 2 1 0 Radius [µm] Abbildung 2.15: Betrag und Phase der Oberflächenbeule von Quarzglas als Funktion des Radius. Werte für 10, 20, 50, 100, 200, 500 und 1000 Hz Modulationsfrequenz. Abbildung 2.15 zeigt die Berechnungen für Quarzglas. Der Betrag des Gradienten nimmt für steigende Frequenzen stark ab, während sich die Lage des Maximums nur unwesentlich in Richtung Zentrum verschiebt. Für kleine Frequenzen weist die Phase einen linearen Verlauf auf, dessen Steigung mit zunehmender Frequenz größer wird. Zu sehr hohen Frequenzen hin wird dieser lineare Bereich immer kleiner. Schließlich geht die Phase in ausreichender Entfernung in einen konstanten Wert über. Abbildung 2.16 zeigt die entsprechenden Berechnungen für Kupfer. Das bei Quarzglas über Betrag und Phase gesagte gilt auch hier. Dies ist auch 32 2.4 Thermoelastische Deformation der Probenoberfläche −3 Steigung [rad] 1,5 x 10 Oberflächenbeule Kupfer für 0.1, 1, 10, 20, 50 kHz 1 0,5 0 0 50 0 50 100 150 100 150 Phase [rad] 4 3 2 1 0 Radius [µm] Abbildung 2.16: Betrag und Phase der Oberflächenbeule von Kupfer als Funktion des Radius. Werte für 100, 1000, 10000, 20000 und 50000 Hz Modulationsfrequenz. verständlich, da die elastischen Materialeigenschaften vor dem Integral stehen. Abbildung 2.17 zeigt die Größe des Gradienten als Funktion der Frequenz im direkten Vergleich von Quarzglas und Kupfer. Im Bereich niedriger Frequenzen bleibt der Gradient praktisch konstant und wird zu hohen Frequenzen hin deutlich kleiner. Auffallend ist der deutlich größere Gradient bei Quarzglas. Bei gleicher absorbierter Laserleistung ist die maximale Steigung der Oberflächenbeule größer, da die Temperaturleitfähigkeit sehr klein ist und somit die deponierte Wärme nur schlecht abfließen kann. Die Oberflächenbeule spiegelt somit den vorhandenen höheren Gradienten der Temperatur 33 2 Theorie wieder. Zu Bemerken ist, dass die Bilder für 1 Watt Laserleistung berechnet wurden. Dünne optische Schichten auf Quarzglas absorbieren meist nur im ppm (part-per-million) Bereich, während Kupfer weit im Prozentbereich liegt. In der Praxis sind demnach die Verhältnisse gerade umgekehrt. −3 Steigung [rad] 12 x 10 Maximale Steigung als Funktion der Frequenz 10 8 Quarzglas 6 4 1 10 2 3 10 10 −3 Steigung [rad] 1,4 x 10 1,2 1 0,8 1 10 Kupfer 2 10 3 10 Frequenz [Hz] 4 10 5 10 Abbildung 2.17: Maximale Steigung der Oberflächenbeule von Quarzglas und Kupfer als Funktion der Frequenz. Abbildung 2.18 zeigt den Versuch einer Rekonstruktion der Oberflächenbeule durch Integration der Steigung. Es handelt sich nicht um die tatsächliche Beule, da hier nur die Steigungen berechnet wurden, welche mit der Modulationsfrequenz schwingen. Das entfernte Ende der berechneten Amplitude wurde dabei als in der Oberfläche (z = 0) liegend angenommen. Wie erwartet fällt die Amplitude der AC-Oberflächenbeule“ von Quarzglas im ” Zentrum wegen des größeren Gradienten höher aus. Die berechneten Werte 34 2.5 Strahlablenkung an der Oberflächenbeule AC−Oberflächenbeule aus Integration der Steigung Amplitude [nm] 1000 800 Quarz 600 400 200 0 Kupfer 0 50 100 Radius [um] 150 200 Abbildung 2.18: Näherungsweise Konstruktion einer AC-Oberflächenbeule“ ” für Quarzglas und Kupfer durch Integration des Gradienten. liegen im Nanometer-Bereich. Auch hier ist die den Berechnungen zu Grunde liegende hohe Laserleistung zu bedenken. Insbesondere bei Quarzglas ist die absorbierte Leistung viele Größenordnungen (etwa 4) niedriger. 2.5 Strahlablenkung an der Oberflächenbeule Im letzten Abschnitt wurde (2.34) für die Steigung der Oberflächenbeule angegeben. Im folgenden werden aus dieser, in Zylinderkoordinaten angegebenen, Steigung die transversalen und normalen Komponenten der LaserstrahlAblenkung berechnet. Zunächst wird hierzu der senkrecht auf der Oberfläche stehende Vektor n berechnet. Die Skizze in Abbildung 2.19 verdeutlicht die Geometrie. z nr nz n m = d uz / d r r Abbildung 2.19: Skizze zur Definition des senkrecht auf der Oberfläche stehenden Vektors n. 35 2 Theorie Setzt man die Komponente nz zu eins, so ist die Komponente nr gleich der negierten Steigung −m. Der Einheitsvektor n in der R-Z-Ebene ist somit gegeben durch: 1 r −m n = =√ (2.36) z 1 1 + m2 Der Radius r ist nun durch x und y auszudrücken. Dies geschieht durch Einführung eines Azimutwinkels, der ebenfalls in kartesischen Koordinaten ausgedrückt wird: √−mx x x2 +y 2 1 √−my n = y = √ 2 2 x +y 1 + m2 z 1 (2.37) Der Richtungsvektor des reflektierten Lasers wird nun aus dem Richtungsvektor des einfallenden Lasers geometrisch berechnet. Hierzu wird die Projektion des einfallenden Vektors auf die Normale der Oberfläche zweimal von diesem subtrahiert. Es ergibt sich: saus = sein − 2 · n · (n · sein ) (2.38) sein sin α = 0 − cos α (2.39) In Gleichung (2.38) wird nun der Ausdruck (2.37) für die OberflächenNormale sowie der Vektor des einfallenden Laserstrahls (2.39) eingesetzt: −mx r saus = −my r 2 cos α+2mx sin α/r 1+m2 2 cos α+2mx sin α/r 1+m2 2 cos α+2mx sin α/r 1+m2 + sin α (2.40) − cos α Für den Fall m = 0 ergibt sich, wie erwartet, die ungestörte geometrische Reflexion an der Oberfläche: sin α saus(m=0) = 0 (2.41) cos α 36 2.5 Strahlablenkung an der Oberflächenbeule Im folgenden wird die transversale und normale Komponente der Strahlablenkung berechnet. Die Definition der Geometrie ist die gleiche wie die in Abbildung 2.7 zur Berechnung der Ablenkung in der Luft verwendete. 2.5.1 Berechnung der transversalen Komponente Zur Berechnung der transversalen Komponente der Ablenkung wird das Skalarprodukt des ausfallenden Lasers (2.40) mit der Y-Achse (0,1,0) gebildet. Das Ergebnis ist der Cosinus des Winkels zwischen den beiden Vektoren: −my 2 cos α + 2mx sin α/r (2.42) r 1 + m2 Da die Steigung m eine sehr kleine Größe ist, werden quadratische Terme vernachlässigt: cos(π/2 + φt ) = −2my cos α (2.43) r Schließlich gilt: cos(π/2+φt ) = − sin φt . Da es sich um sehr kleine Winkel handelt darf der Sinus durch sein Argument ersetzt werden. Als transversale Komponente der Ablenkung ergibt sich damit: cos(π/2 + φt ) = 2my cos α (2.44) r Die transversale Komponente der Ablenkung hängt vom Einfallswinkel α ab. Sie ist bei senkrechtem Einfall maximal und verschwindet mit zunehmendem Einfallswinkel. φt = 2.5.2 Berechnung der normalen Komponente Die Berechnung der normalen Komponente der Ablenkung erfolgt ganz analog. Zunächst wird das Skalarprodukt des ausfallenden Vektors (2.40) mit dem Vektor (− cos α, 0, sin α) gebildet. Das Ergebnis ist wieder der Cosinus des Winkels zwischen den beiden Vektoren: cos(π/2 + φn ) = mx 2 2 sin α cos α(1 + ( mx r ) )+2 r − 2 sin α cos α 1 + m2 (2.45) Wiederum werden quadratische Terme in m vernachlässigt: 37 2 Theorie cos(π/2 + φn ) = 2mx r (2.46) Aus dem Cosinus wird auf gleiche Weise wie oben das Argument des Sinus. Als normale Komponente der Ablenkung ergibt sich damit: φn = − 2mx r (2.47) Im Gegensatz zur transversalen Komponente ist die normale Komponente der Ablenkung vom Einfallswinkel α unabhängig. 2.5.3 Numerisch berechnete Ablenkungen Die Gleichung (2.44) für die transversale- und Gleichung (2.47) für die normale Komponente der Ablenkung wurden numerisch ausgewertet. Wegen des höheren Gradienten wurde Quarzglas als Beispiel genommen. Berechnet wurde ein Scan entlang der X-Richtung mit Y gleich 30 µm. Abbildung 2.20 zeigt den Verlauf von Betrag und Phase für beide Komponenten. Die normale Komponente ist symmetrisch in x und verschwindet für x = 0 für alle Werte von y. Die Phase springt im Ursprung um π, weil hier der Realteil das Vorzeichen wechselt. Die transversale Komponente hat ihr Maximum für x = 0. Der Offset von y = 30µm in der Berechnung ist erforderlich, da diese Komponente für y = 0 für alle Werte von x verschwindet. Die Phase durchläuft hier im Ursprung ein Maximum. Beide Komponenten weisen in einiger Entfernung vom Ursprung eine lineare Steigung der Phase auf. 2.6 Weitere Einflüsse auf den Messwert In diesem Abschnitt wird zunächst der Einfluss der endlichen Breite des Messlasers untersucht. Dieser Effekt tritt bei allen bisher betrachteten Ablenkungen auf. Speziell bei Messungen in Transmission existieren noch die Einflüsse der Oberflächenbeule und der Substratrückseite. Diese Effekte werden der Vollständigkeit halber aufgeführt. Sie bewirken eine weitere Verstärkung der Ablenkung im Substrat. 38 2.6 Weitere Einflüsse auf den Messwert Ablenk Beule Transversal 0,02 0,015 0,015 Betrag [rad] Betrag [rad] Ablenk Beule Normal 0,02 0,01 0,005 0 −100 0 0,01 0,005 0 100 2 1 0 −1 0 100 −100 0 Ort [µm] 100 3 Phase [rad] Phase [rad] 3 −100 2 1 0 −100 0 Ort [µm] 100 −1 Abbildung 2.20: Normale- und transversale Komponente der Strahlablenkung an der Oberflächenbeule. Numerisch berechnet für Quarzglas bei 31 Hz Modulationsfrequenz und y = 30µm. 2.6.1 Einfluss der Breite des Messlasers In allen bisherigen Berechnungen wurde der Messlaser als unendlich dünn angenommen. Die jeweiligen Ablenkungen wurden als Integral entlang einer mathematischen Geraden berechnet. Der im Aufbau verwendete HeNe-Laser besitzt jedoch eine endliche Breite w0 . Um die Breite des HeNe-Lasers zu berücksichtigen wird dieser als ein Bündel von vielen einzelnen Strahlen betrachtet. Die Ablenkung jeder dieser Strahlen wird einzeln berechnet. Anschließend werden die Ergebnisse entsprechend aufaddiert. Hierbei wird die Gaußsche Verteilung der Intensität als Gewichtungsfaktor berücksichtigt. Formel (2.48) zeigt diese Summation. 39 2 Theorie 0 Vx exp −2 rxw−r 0 = x 0 exp −2 rxw−r 0 VHeNe (2.48) x Der Einfluss dieser endlichen Breite ist bei allen Ablenkungen derselbe. Daher zeigt Abbildung 2.21 an einem Beispiel den Einfluss auf Betrag und Phase des Messwerts. −3 8 x 10 0 1: Einzelner Strahl 2: Strahlenbündel 7 1 −0,1 2 6 −0,2 5 Phase [rad] Betrag [rad] 1 4 2 3 −0,4 −0,5 2 −0,6 1 0 −0,3 0 50 100 Ort [µm] 150 0 50 100 Ort [µm] 150 Abbildung 2.21: Einfluss der endlichen Breite des Messlasers auf Betrag und Phase des Messwerts. Der Einfluss auf den Betrag ist signifikant. Das Maximum der Ablenkung verliert deutlich an Höhe. Auch verschiebt es sich etwas weg vom Ursprung, so dass die Figur breiter wird. In zunehmender Entfernung nähert der Betrag sich wieder asymptotisch dem Wert des zentralen Strahls an. Bei Messungen 40 2.6 Weitere Einflüsse auf den Messwert der Absorption ist dies zu berücksichtigen und auf gleiche Strahldurchmesser bei Vergleichsmessungen zu achten. Die Phase wird ebenfalls am stärksten in der Nähe des Ursprungs beeinflusst. Der Beginn des linearen Verlaufs verschiebt sich zu größeren Abständen hin. Die Y-Werte der Phase verschieben sich etwas, die Steigung bleibt jedoch unverändert. Diese Tatsache ist für die Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit wichtig. 2.6.2 Transmission durch Oberflächenbeule Auch bei Messung in Transmission erfährt der Laser beim Durchgang durch die Oberflächenbeule eine Ablenkung aus seiner ursprünglichen Richtung. Der Laser fällt mit Winkel ϕ aus der Luft auf die Oberfläche ein. Dieser Einfallswinkel verkleinert sich um die Steigung m der Oberflächenbeule an diesem Ort. Das Brechungsgesetz lautet damit: θ = arcsin sin(ϕ − m) n (2.49) In dieser Gleichung ist n der Brechungsindex des Substrats und θ der Winkel des Lasers im Substrat. Diese Gleichung wird nun nach m in eine Taylor-Reihe um m = 0 bis zum ersten Glied entwickelt: θ ≈ arcsin sin ϕ n cos ϕ −m n 1 − ( sinn ϕ )2 (2.50) cos ϕ = θ0 − m n2 − sin2 ϕ Für 20◦ Einfallswinkel beträgt der Koeffizient von m etwa 0,67. Der Effekt der Oberflächenbeule in Transmission ist damit etwa dreimal kleiner als in Reflexion. In Anbetracht der starken Ablenkung im Substrat kann dieser Effekt vernachlässigt werden. 2.6.3 Einfluss der Substratrückseite in Transmission Der Laser wird in Transmission an der rückseitigen Grenzfläche des Substrats ein zweites Mal gebrochen. Der Laser fällt mit Winkel θ aus dem Substrat 41 2 Theorie auf die Grenzfläche ein. Diesem Winkel ist die Ablenkung η überlagert. Mit diesem Ansatz geht es in das Brechungsgesetz: ϕ = arcsin (n · sin(θ + η)) (2.51) Diese Gleichung wird nun nach m in eine Taylor-Reihe um m = 0 bis zum ersten Glied entwickelt: n cos θ ϕ ≈ arcsin (n · sin θ) + η 1 − (n · sin θ)2 n2 − sin2 ϕ0 = ϕ0 + η cos ϕ0 (2.52) Für 20◦ Einfallswinkel beträgt der Koeffizient von η etwa 1,5. Die Ablenkung im Substrat wird um diesen Faktor verstärkt. Das Produkt der Koeffizienten von m und η in (2.50) und (2.52) ist 1. Die Ablenkung des Lasers im Brechungsindexprofil der Luft vor Eintritt in das Substrat bleibt also bei der Transmission durch das Substrat unverändert erhalten. Insgesamt wird durch die Grenzflächen die ohnehin stärkere Ablenkung im Substrat noch weiter verstärkt. Sie dominiert damit in der Praxis die Messung in Transmission. 42 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung Dieses Kapitel beschreibt den zur Messung von Absorption und Temperaturleitwert mit dem Verfahren der photothermischen Strahlablenkung erforderlichen experimentellen Aufbau. In Abschnitt 3.1 wird zunächst der experimentelle Aufbau mit den verwendeten elektronischen und mechanischen Komponenten vorgestellt. In Abschnitt 3.2 wird die Intensitätsmodulation des Heizlasers mit Hilfe eines Akusto-optischen-Modulators (AOM) beschrieben. Die Strahlablenkung des Probenlasers wird mit Hilfe einer Quadrantendiode detektiert. Für ein gutes Signal-zu-Rausch-Verhältnis ist ihre richtige Positionierung und der Schutz vor Fremdlicht wichtig. Ein selbstgebauter Messverstärker liefert das erforderliche Summen- und Differenzsignal. Da das Messverfahren sehr justierintensiv ist, ist eine Computersteuerung unumgänglich. Hierzu habe ich ein eigenes Messprogramm entwickelt, welches sowohl die einzelnen Geräte steuern, als auch die Messung auswerten kann. Abschnitt 3.3 stellt dieses Programm vor. Es besitzt eine benutzerfreundliche graphische Oberfläche, die weitgehend intuitiv zu bedienen ist. 3.1 Der experimentelle Aufbau Abbildung 3.1 zeigt eine schematische Skizze des gesamten Aufbaus. Es sind fast alle wesentlichen mechanischen, optischen und elektronischen Komponenten dargestellt. Der ganze Aufbau befindet sich auf einem optischen Tisch zur Reduktion von Schwingungen und Erschütterungen, welcher nicht abgebildet ist. Die einzelnen Komponenten werden im folgenden beschrieben. Da ist zunächst der Argon-Ionen-Laser, welcher als Heizlaser eingesetzt wird. Er arbeitet bei 514,5 nm und liefert bis zu 1 W Ausgangsleistung. Ein AOM [48] moduliert seine Intensität zeitlich. Eine akustische Welle in einem 43 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung PC IEEE-Bus Lock-In Lock-In COM-Port DC-Mikes DMM Generator M Ar-Laser << M M AOM He IO-Port << Strahlfalle Linsen Powerm. QuadrantenDioden mit Verstärker M Mikroskoptisch mit Probe Ne Schrittm. Abbildung 3.1: Schematische Darstellung der wesentlichen Komponenten des Messgeräts. Kristall arbeitet dort als Beugungsgitter. Beim Passieren wird der Laser in zwei Teilstrahlen zerlegt. Der ungebeugte Strahl gelangt in das Powermeter, welches zur Kontrolle der Laserleistung dient [49]. Die erste Beugungsordnung wird zum periodischen Heizen der Probe verwendet. Dies hat den Vorteil, dass der Laser voll durchmoduliert wird. Ein programmierbarer Frequenzgenerator dient zur Ansteuerung des AOM [50]. Normalerweise wird ein Rechtecksignal zur Modulation verwendet. Weitere Details zur Modulation werden im Abschnitt 3.2 diskutiert. Eine Linse fokussiert den Heizlaser auf die Probenoberfläche. Die Strahltaille des Fokus hat etwa 60 µm Durchmesser. Diese Linse ist in X- und Y-Richtung motorisch verschiebbar [51]. Mit ihrer Hilfe wird der Heizlaser über die Probenoberfläche bewegt. Als Messlaser findet ein HeNe-Laser Verwendung. Er wird mit Hilfe einer feststehenden Linse auf die Probenoberfläche fokussiert. Die Strahltaille des Fokus hat etwa 80 µm Durchmesser. Je nach Probe und Messart fällt nun der an der Probe reflektierte oder durch die Probe transmittierte Strahl auf die entsprechende Quadrantendiode. Diese detektieren die im Brechungsind- 44 3.2 Modulation und Detektion der Laser exprofil der Probe entstandene Ablenkung des Lasers. Eine detaillierte Beschreibung dieser Effekte findet sich im Kapitel Theorie“. Eine detaillierte ” Diskussion der Detektion der Ablenkung findet sich im Abschnitt 3.2. Die Quadrantendioden sind in X- und Y-Richtung motorisch unter Computerkontrolle verstellbar [52]. Die Ströme der Quadrantendioden werden mit Hilfe spezieller Verstärker aufbereitet. Siehe hierzu auch Abschnitt 3.2. Die Differenzsignale werden mit Hilfe von Lock-In Verstärkern [53, 54] ausgewertet. Dies ist erforderlich, da das Messsignal ein geringes Signal-zu-Rausch-Verhältnis hat. Ein DigitalMultimeter (DMM) bestimmt den Betrag des Summensignals und liefert die zur Zentrierung des Lasers auf der Quadrantendiode benötigten Signale. Die zu vermessenden Proben befinden sich auf einem in X- und Y-Richtung verschiebbaren Mikroskoptisch [55]. Dieser hat zum einen nur eine sehr kleine Änderung der Z-Position beim Verschieben. Dies ist wichtig, da die schräg einfallenden Laser auf wenige µm genau relativ zueinander positioniert werden müssen. Zum anderen ermöglicht seine hohe Genauigkeit das reproduzierbare Anfahren einer bestimmten Position. Damit sind RasterMessungen über die Oberfläche möglich. Auch der Mikroskoptisch ist unter Kontrolle des Computers motorisch verschiebbar. Alle beschriebenen Geräte werden von einem PC aus gesteuert. Die Beschreibung der Mess-Software und der Benutzeroberfläche findet sich in Abschnitt 3.3. 3.2 Modulation und Detektion der Laser In diesem Abschnitt wird zunächst die Modulation des Heizlasers mit dem AOM beschrieben. Der Einsatz eines AOM bietet gegenüber einem mechanischen Chopper den Vorteil schneller und genauer Einstellung der Modulationsfrequenz. Ebenso vermeidet er mechanische Schwingungen auf dem optischen Tisch. Die zu bestimmenden Ablenkungen des Messlasers liegen im µrad Bereich. Derart kleine Signale stellen erhöhte Anforderungen an den Positionsdetektor. Es wird eine Quadrantendiode verwendet. Ihr Abstand von der Probe bestimmt die Empfindlichkeit der Detektion. Aus den Photoströmen der einzelnen Quadranten sind mit Hilfe eines speziellen Verstärkers die Differenzsignale und das Summensignal zu bilden. Schließlich stellt auch das Streulicht des Heizlasers ein Problem dar, welches mit Hilfe spezieller optischer Filter vor der Diode beseitigt wird. 45 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung 3.2.1 Modulation des Heizlasers mit AOM Verwendet wird ein Akusto-optischer Modulator aus Quarz mit 85 MHz Treiberfrequenz bei 6 Watt [48,56]. Die Eingangsspannung des analogen Treibermoduls beträgt 0 bis 1 Volt. Eine spezielle mechanische Halterung ermöglicht die Einstellung des Bragg-Winkels über Feinverstellschrauben. Der Winkel zwischen nullter und erster Beugungsordnung beträgt nur etwa 0,4 Grad. Das reicht jedoch aus, um die beiden Ordnungen in einiger Entfernung mit Hilfe eines Prismas zu trennen. Der Anteil des in die erste Beugungsordnung gelenkten Lichts geht nicht linear mit der Eingangsspannung des Treibermoduls. Abbildung 3.2 zeigt den gemessenen Beugungswirkungsgrad des AOM als Funktion der Eingangsspannung. Es zeigt sich, dass unterhalb von 0,2 Volt der Beugungswirkungsgrad praktisch Null bleibt und sich oberhalb von 0,8 Volt nur noch unwesentlich erhöht. Ein Betrieb des AOM in diesem Spannungsbereich nutzt den näherungsweise linearen Bereich der Kennlinie. Bei Modulation mit einem Rechtecksignal ist das ohne Bedeutung, bei Sinus oder Sägezahn jedoch mit signifikanter Auswirkung. AOM−Beugungswirkungsgrad als Fktn der Eingangsspannung Beugungswirkungsgrad 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0 0,2 0,4 0,6 Eingangsspannung [ V ] 0,8 1 Abbildung 3.2: Der Beugungswirkungsgrad des AOM als Funktion der Eingangsspannung. Die Eingangsspannung des AOM und das modulierte Licht sind nicht Phasengleich. Bedingt durch die Laufzeit der akustischen Welle vom Emitter 46 3.2 Modulation und Detektion der Laser bis zum Ort des Laserstrahls entsteht eine zeitliche Verzögerung. Abbildung 3.3 zeigt die Bestimmung dieser Laufzeit aus einem gemessenen Verlauf. Sie beträgt gut 2 µs. Dieser Offset bewirkt eine frequenzabhängige Phasenverschiebung der beiden Signale. In Abbildung 3.8 ist eine solche Phasenverschiebung zu sehen. Bei der gezeigten hohen Frequenz von 500 kHz sind die beiden Signale um mehr als eine ganze Periode gegeneinander verschoben. Bestimmung der Schall−Laufzeit von Emitter zu Strahl Spannung [ V ] 0,08 0,06 0,04 0,02 Extrapoliert zu : 2,115 us 0 2 2,05 2,1 2,15 Zeit [ s ] 2,2 2,25 2,3 −6 x 10 Abbildung 3.3: Bestimmung der Schall-Laufzeit vom Emitter zum Laser im AOM. Die Laufzeit der Schallwelle im Kristall hat noch eine zweite Auswirkung. Der zeitliche Anstieg und Abfall des modulierten Lasers wird durch die zum Passieren des Laserstrahls nötige Zeit beeinflusst. Aus einem Rechtecksignal entsteht damit ein Trapez. Abbildung 3.4 zeigt die Bestimmung dieser Anstiegszeit am Beispiel eines 1 MHz Signals. Die Schallwelle benötigt fast 100 ns zum Durchqueren des Laser-Durchmessers. 3.2.2 Positionsoptimierung der Quadrantendiode Ziel dieses Abschnitts ist es, den Abstand der Quadrantendiode von der Probe zu finden, welcher die größte Empfindlichkeit für eine kleine Verschiebung des Lasers ergibt. Hierzu werden die Maße der Quadrantendiode in einem Koordinatensystem angegeben [57]. Abbildung 3.5 zeigt die gewählte Geometrie. 47 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung Bestimmung der Anstiegszeit (1 MHz − Signal) 0,08 Spannung [ V ] 90 % 0,06 ta = 94,7 ns 0,04 0,02 10 % 0 −3 −2 −1 0 1 Zeit [ s ] 2 3 4 5 −7 x 10 Abbildung 3.4: Bestimmung der Anstiegszeit des AOM bei 1 MHz Modulationsfrequenz. A C D s d B Abbildung 3.5: Skizze zum geometrischen Aufbau der Quadrantendiode. Nun wird zunächst der einfallende Laser definiert. Der Radius der Strahltaille ist w0 und befindet sich am Ort z = 0. Sein Radius w nimmt bei Ausbreitung entlang der Z-Achse zu: 48 3.2 Modulation und Detektion der Laser w = w0 1+ z Zr 2 Zr = πw02 λ (3.1) Hier ist Zr die Rayleigh-Länge und λ die Wellenlänge des Lasers. Er hat eine Gaußsche Intensitätsverteilung und sein Zentrum trifft die Oberfläche der Quadrantendiode im Ort (x, y) = (x0 , 0): (x − x0 )2 2P y2 exp −2 I= exp −2 2 πw2 w2 w (3.2) Die Breite der Quadrantendiode ist s, die Breite des Spalts ist d. Die Laserleistung, welche auf die vier Quadranten (A bis D) der Diode fällt, wird durch Integration berechnet. Daraus kann das Summensignal gebildet werden: d s ISum Erf √ − Erf √ × 2w 2w (3.3) s − 2x0 d + 2x0 s + 2x0 d − 2x0 − Erf √ + Erf √ − Erf √ Erf √ 2w 2w 2w 2w P = (A + B + C + D) = 2 Auf gleiche Weise wird das horizontale Differenzsignal gebildet: d s Erf √ − Erf √ × IDiff 2w 2w (3.4) s − 2x0 d + 2x0 s + 2x0 d − 2x0 − Erf √ − Erf √ + Erf √ Erf √ 2w 2w 2w 2w P = (A + D) − (B + C) = 2 Beide Signale sind der Laserleistung P direkt proportional. Insbesondere ist dies beim Differenzsignal zu beachten. Es ist stets durch die gemessene Summe zu dividieren. Nun wird die Verschiebung x0 auf der Quadrantendiode durch den Ablenkwinkel α, den der Laser im Ursprung erfährt, durch x0 = α · z ersetzt. Mit den Werten aus Tabelle 3.1 errechnet sich dann das Summen- und Differenzsignal als Funktion des Abstands z der Diode von der Probe. Abbildung 3.6 zeigt das Ergebnis für Laser-Strahl-Taillen von 10, 20, 30, 40 und 50 µm. 49 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung Dioden-Breite s Dioden-Spalt-Breite d Ablenkwinkel α 3 mm 0,1 mm 1 · 10−6 rad Tabelle 3.1: Daten der Quadrantendiode und des Lasers 4 1 3,5 0,8 3 2,5 0,6 2 0,4 1,5 1 0,2 0,5 0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 Abbildung 3.6: Links das Differenzsignal (willkürliche Einheit) und rechts das Summensignal (Teil der gesamten Laserleistung) auf der Quadrantendiode als Funktion des Abstands (in Meter) von der Probe. Berechnungen für Laser-Strahl-Taillen von 10, 20, 30, 40 und 50 µm. Für einen Fokus-Durchmesser von 50 µm auf der Probenoberfläche wird das Differenzsignal also in einem Abstand von etwa 24 cm maximal. Der Abfall zu größeren Abständen hin erklärt sich dadurch, dass der Laser nun größer als die Diode wird. Der Verlust an Empfindlichkeit zu kleineren Abständen hin wird durch die damit verbundene kleinere Verschiebung x0 verursacht. Für stärker fokussierte Messlaser muss die Diode entsprechend näher platziert werden. Jedoch ist damit eine Abnahme der Empfindlichkeit verbunden. Abbildung 3.6 zeigt deutlich die Abnahme der Maxima-Amplitude mit zunehmender Strahl-Fokussierung. In der rechten Hälfte von Abbildung 3.6 ist das Summensignal der Quadrantendiode dargestellt. Es erreicht sein Maximum etwa am gleichen Ort wie das Differenzsignal. Seine Höhe ist vom gewählten Fokusradius unabhängig. Auf die lichtempfindlichen Flächen der Quadrantendiode fallen maximal etwa 85% der einfallenden Intensität. Diese Differenz wird durch den Spalt zwischen den Quadranten verursacht. 50 3.2 Modulation und Detektion der Laser 3.2.3 Aufbau des Messverstärkers der Quadrantendiode Die lichtempfindlichen Flächen der Quadrantendiode liefern bei Lichteinfall einen Photostrom. Zur weiteren Verarbeitung muss dieser in eine Spannung gewandelt werden. Dies kann am einfachsten durch einen Widerstand geschehen. Zur besseren Entkopplung kann auch ein Operationsverstärker als Strom-Spannungswandler eingesetzt werden. Aus diesen Spannungen sind nun zur Positionsbestimmung des Lasers auf der Diode die Differenzsignale zu bilden. Dies sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung. Mit ihrer Hilfe ist der Laser auf einfache Weise auf der Diode zu zentrieren. Da der Betrag der Differenzsignale der Laserleistung proportional ist, muss es durch die einfallende Laserleistung normiert werden. Zu diesem Zweck ist zusätzlich das Summensignal erforderlich. Für einen diskreten Aufbau sind hierzu 11 Operationsverstärker nötig. Vier als Strom-Spannungswandler; vier, die jeweils zwei benachbarte Quadranten addieren; zwei, die daraus die Differenzsignale bilden und schließlich ein weiterer für die Summe. Auf diese Weise erhält man eine absolut rückwirkungsfreie Schaltung. Nimmt man jedoch einen kleinen Fehler im Summensignal in Kauf, so kann der gesamte Aufwand auf nur drei Operationsverstärker reduziert werden. Dies ist hier von Vorteil, da jedes weitere elektronische Bauelement dem Signal zusätzliches Rauschen hinzufügt. Auch wird die Schaltung damit schneller. Abbildung 3.7 zeigt den Schaltplan des aufgebauten Messverstärkers, welcher sich unmittelbar am Ort der Quadrantendiode befindet. Die Übertragung der verstärkten Spannung ist viel günstiger als die des kleinen Photostroms. Die vier Widerstände unten links bewirken die StromSpannungswandlung und haben je 300 Ω. Alle anderen Widerstände haben 10 kΩ. Der erwähnte Fehler im Summensignal entsteht durch die Tatsache, dass der nichtinvertierende Eingang der Operationsverstärker für die Differenzsignale nicht auf Masse liegt. Ihre Eingangsschaltung arbeitet damit nicht rückwirkungsfrei. Zur Berechnung dieses Fehlers wurde die gesamte Schaltung mit den Kirchhoffschen Regeln berechnet. Hier wird nur das Ergebnis dieser Berechnung angegeben. 51 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung B A C D C B D +5V + 12 V - 12 V A H - Differenz V - Differenz Summe Abbildung 3.7: Schaltplan des Verstärkers der Quadrantendiode zur Bildung der Summe, sowie der horizontalen und vertikalen Differenz. 52 3.2 Modulation und Detektion der Laser Signalamplitude ohne Einheiten Steuerspannung am AOM und Signal der Quadrantendiode −0,5 0 0,5 1 1,5 Frequenz = 500 kHz − Zeit [s] 2 2,5 −6 x 10 Abbildung 3.8: Signalqualität des Messverstärkers der Quadrantendiode im Vergleich mit der AOM Eingangsspannung. UHdiff = UVdiff RRV (−IA + IB + IC − ID ) R + 3RV (3.5) RRV = (−IA − IB + IC + ID ) R + 3RV Der Verstärkungsfaktor beträgt etwa 275 Volt pro Ampere. Nur im Summensignal (3.6) treten störende Terme auf. USumme RRV = R + 3RV 3R + 9RV 3R + 13RV (IB + ID ) + IC IA + (3.6) 3R + 5RV 3R + 5RV Bei den Messungen ist der Laser auf der Diode zentriert und die vier Ströme etwa gleich stark. Mit den gegebenen Widerstandswerten ist das Summensignal etwa 3,8% zu groß. Dieser Fehler ist bei der Normierung der Differenzsignale konstant und daher ohne Einfluss. Auch kann er leicht korrigiert werden. Abbildung 3.8 zeigt das Summensignal dieses Verstärkers mit dem Heizlaser als Lichtquelle. Ebenfalls abgebildet ist die Eingangsspannung des AOM. 53 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung Die Signale sind entsprechend der Laufzeit der Schallwelle von etwa 2,2 µs um mehr als eine Periode phasenverschoben. Die schräge Flanke des Summensignals ist ebenfalls durch die Laufzeit der Schallwelle im AOM verursacht. Die gewählte hohe Modulationsfrequenz demonstriert die Bandbreite dieses Messverstärkers. 3.2.4 Quadrantendiode mit Interferenzfilter Fällt außer dem Messlaser weiteres Fremdlicht auf die Quadrantendiode, so beeinflusst es das Messsignal nur wenig, da der Messlaser eine vergleichsweise hohe Intensität besitzt. Auch filtert die eingesetzte Lock-In Technologie nur die gewählte Modulationsfrequenz heraus. Hiervon ausgenommen ist jedoch das Streulicht des Heizlasers, welches an der Probe entsteht. Insbesondere bei rauen Oberflächen kann es sehr stark werden, da der Heizlaser sehr viel stärker als der Messlaser ist. Auch der Lock-In hilft nicht, da das Streulicht die richtige Frequenz besitzt. Hier muss deshalb ein hochwirksamer Filter eingesetzt werden. Dieser Filter sollte eine Barriere für den Heizlaser darstellen. Der Messlaser sollte jedoch ungehindert passieren, da jeder Verlust an Intensität sofort auch die Messsignale schwächt. Die Lösung ist ein Interferenzfilter. Ein Design wurde entwickelt, welches genau diese Anforderungen erfüllt. In unserer Beschichtungsanlage wurde es auf einem Quarzglas-Substrat realisiert. Auf der Vorderseite ist ein 24-Schicht Spiegel für 514nm aufgebracht mit einem Fenster für 633nm. Auf der Rückseite eine Antireflex-Beschichtung für 633nm mit 4 Schichten. Abbildung 3.9 zeigt das gemessene Transmissions-Spektrum dieses Filters. Die Transmission für den Messlaser beträgt 0, 996, die für den Heizlaser nur 5 · 10−5 . Dieser Filter schwächt den Heizlaser gegenüber dem Messlaser um einen Faktor 20.000. Abbildung 3.10 zeigt einen Querschnitt durch den Halter der Quadrantendiode. Die Diode selber ist das schwarze Quadrat. Der Messverstärker ist im schraffierten Bereich mit dem Anschlusskabel auf der linken Seite untergebracht. Vor der Diode sind zwei der oben vorgestellten Filter angebracht. Damit der von der nicht entspiegelten Diode kommende Reflex diese nicht ein zweites Mal trifft, stehen die Filter schräg. Dies jeweils entgegengesetzt damit der entstehende Strahlversatz kompensiert wird. Aus dem gleichen Grund musste das Schutzglas vor der Diode entfernt werden. Beide Filter zusammen erhöhen die Unterdrückung des Heizlasers auf einen Faktor 4 · 108 . Auf der rechten Seite begrenzt eine Apertur zusätzlich den Einfallswinkel. 54 3.3 Entwicklung der Computersteuerung Transmission eines Interferenzfilters Heizlaser Transmission 0,8 0,6 Messlaser 1 0,4 0,2 0 400 450 500 550 600 650 Wellenlänge [nm] 700 750 800 Abbildung 3.9: Transmissionsmessung eines Filters vor der Quadrantendiode. Eingetragen ist die Wellenlänge des Mess- und Heizlasers. Abbildung 3.10: Halter der Quadrantendiode mit zwei Filtern und Lochblende. 3.3 Entwicklung der Computersteuerung Das Messsystem besteht aus einer Vielzahl von zu bedienenden Geräten. Auch erfordert die Messung eine genaue Justierung und Verschiebung der Laser. Hierzu ist eine Computersteuerung unumgänglich. Ebenso zur Auswertung der anfallenden Datenmengen. Übernommen wurde ein erster Aufbau zur Messung der Absorption von dünnen optischen Schichten in Transmission [27]. Auch eine DOS-Software 55 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung zur Durchführung dieser Messungen war vorhanden. Diese war jedoch je nach Anforderung gewachsen und hatte einen Stand erreicht, bei dem weitere Änderungen wegen fehlender Modularität kaum noch möglich waren. Auch war die Ansteuerung der Messgeräte nicht besonders stabil, was öfter zum Absturz führte. Aus diesem Grunde wurde das Messprogramm völlig neu entwickelt. Dabei wurde von Anfang an auf einen modularen Aufbau geachtet. Abbildung 3.11 zeigt die einzelnen Schichten der endgültigen Version von den hardwarenahen Routinen bis hin zur Visualisierung. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass damals nur ein 286er PC zur Verfügung stand. Wegen der geringen Geschwindigkeit war auf hohe Effizienz des Codes zu achten. Wesentliche Komponenten der Hardwareprogrammierung wurden daher in Assembler geschrieben. Der Rest in Turbo-Pascal als DOS-Programm. Diese Programmversion diente nur der Datenerfassung. Ausgewertet wurden die Messungen anschließend mit der damaligen Matlab Version 3 auf einem zweiten PC. Mit dem Erscheinen von Matlab 4 und der Verfügbarkeit eines 486er PCs entstand die Idee, Datenerfassung und Auswertung direkt aus Matlab heraus durchzuführen. Hierzu wurden die bereits vorhandenen Units mit dem neuen Borland-Pascal in DLLs umgewandelt. In C geschriebene Import-DLLs ermöglichten die Steuerung der Geräte direkt aus Matlab heraus. Eine erste graphische Benutzeroberfläche entstand. Bis zu diesem Zeitpunkt waren es 16-Bit Segment-Offset Windows 3.1 Programme. Die neue Version 5 von Matlab brachte völlig neue und sehr effiziente Möglichkeiten und Datenstrukturen hervor. Diese nutzen zu können, erforderte jedoch eine völlige Überarbeitung und Portierung des bisherigen 16-Bit Codes nach 32-Bit. Große Teile des alten Codes konnten mit dem BorlandPascal Nachfolger Delphi nach 32-Bit portiert werden. Schwierigkeiten bereitete der Assembler-Code. Jedoch stand mittlerweile ein ausreichend schneller Pentium PC zur Verfügung, so dass hohe Effizienz des Codes nicht mehr im Zentrum stand. Die heutige Version des Programms enthält nur noch wenige Assembler-Sequenzen. Es läuft derzeit unter Windows 95. Dieser kurze historische Überblick über die Entstehung des Programms wurde zum besseren Verständnis gegeben. Aus ihm erklärt sich die heutige Mischung von vier Programmiersprachen, welche allerdings reibungslos zusammenarbeiten. Diese sind Assembler, Delphi-Pascal, C und Matlab. Der folgende Abschnitt beschreibt die einzelnen Routinen näher. 56 3.3 Entwicklung der Computersteuerung 3.3.1 Der Aufbau des Messprogramms Abbildung 3.11 zeigt eine schematische Darstellung aller Module des Messprogramms. Die Darstellung ist nach Schichten geordnet. Von der Hardware ganz unten schrittweise aufbauend bis zur graphischen Visualisierung oben. Zunächst zur Ebene der Hardware- und Gerätesteuerung. Diese ist in Assembler und Delphi-Pascal programmiert. Hier werden drei Tore zur Außenwelt benutzt: Das erste und wichtigste Tor ist die IEEE-Schnittstelle. Sie ist auch unter der Bezeichnung IEC-Bus bekannt. Verwendet wird eine Interfacekarte der Firma Ines [58]. Die Programmierung der IEEE-Schnittstelle ist sehr aufwendig. Eine Beschreibung findet sich in [59]. Es handelt sich um einen parallelen, adressierbaren Bus an dem bis zu 16 Geräte gleichzeitig betrieben werden können. Ein Mehrdraht-Hardware-Handshake erlaubt die Geschwindigkeit der Kommunikation an das langsamste beteiligte Gerät anzupassen. Das zweite Tor ist die serielle Schnittstelle [60]. Ihre Programmierung ist vergleichsweise trivial, da die hier eingesetzten Geräte kein HardwareHandshake beherrschen. Das dritte Tor sind schließlich Karten, welche im PC eingebaut sind und über IO-Ports angesprochen werden. Auf sie kann auf Assembler-Ebene sehr einfach zugegriffen werden. Nachdem die Ansteuerung der Hardware erledigt ist, erfolgt der Übergang nach Matlab. Diese Import- und Exportroutinen sind in C geschrieben. Sie stellen die Schnittstelle zwischen Matlab und den darunter liegenden Hardware-DLLs dar. Die gerätespezifischen Steuerroutinen waren ursprünglich in Borland-Pascal programmiert. Sie wurden in die Matlab-Programmiersprache übersetzt. Auf diese Weise sind Anpassungen schnell und einfach durchzuführen. Auch neue Geräte können dem Messprogramm schnell hinzugefügt werden. Die Routinen umfassen im einzelnen: Den Lock-In für Messungen in Transmission [61, 54] und den Lock-In für die Reflexion [62, 53]. Ihre Programmierung ist wegen der vielen Funktionen und Möglichkeiten dieser Geräte recht aufwendig. Das Powermeter [49] dient zur Kontrolle der Laserleistung. Das Gerät bietet auch weitere Möglichkeiten wie z.B. die Messung der Position des Lasers auf dem Sensor. Diese werden aber nicht benötigt und daher nicht unterstützt. Der Frequenzgenerator [50] dient zur Ansteuerung des AOM [48, 56]. Da diese Routinen aufeinander aufbauen, sind sie in zwei Ebenen dargestellt. Die 57 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung Graphische Bediener Oberfläche Fenster 1: Gerätesteuerung Komplexe Geräte Fenster 2: Messroutinen AOM 4Q-Diode XY-Tisch Einzelne Geräte LIA 5210 LIA 5302 Powermeter Generator DMM 199 Mikes Isel 4.0 PCL 839 Matlab Import- & Exportroutinen Mex - IEEE Mex - Mike Mex - Isel Mex - PCL Hardware- und Gerätesteuerung INES - IEEE Mike - IO Isel - IO PCL - IO Hardware IEEE-Karte COM 1 COM 2 IO - PORT Abbildung 3.11: Schema der einzelnen Module des Messprogramms mit der jeweiligen Abhängigkeit. Einstellung und Überwachung der Modulationsfrequenz ist einer der wichtigsten Parameter der Messungen. Das Digital-Multimeter (DMM) [63] wird zur Justierung der Quadrantendioden verwendet. Es bestimmt den Nulldurchgang der Differenzsignale sowie das Summensignal. Hierzu besitzt es einen mechanischen Umschalter für acht Messstellen. Die Programm-Module zur mechanischen Bewegung von Linsen, Quadrantendioden und Mikroskoptisch sind DC-Motormikes [52,51] und Schrittmotoren [64, 65]. Auf diesen Modulen setzen auf höherer Ebene die Module für den Mikroskoptisch [55] und für die Quadrantendiode [57] auf. Insbesondere um Letztere kümmern sich gleich mehrere Geräte. Ganz oben in Abbildung 3.11 ist die graphische Bediener Oberfläche angeordnet. Sie gestattet eine weitgehend intuitive Bedienung des Messgeräts und besteht aus nur zwei Fenstern. Eines für die Gerätesteuerung und ein Zweites für die Messroutinen. Im folgenden Abschnitt wird ein Teil dieser Oberfläche näher vorgestellt. 58 3.3 Entwicklung der Computersteuerung 3.3.2 Die graphische Benutzeroberfläche In diesem Abschnitt wird die graphische Benutzeroberfläche des Messprogramms anhand des Ablaufs einer Beispielmessung vorgestellt. Begonnen wird im Fenster der Gerätesteuerung. Hier sind zunächst bei Beginn der Messung alle verwendeten Geräte zu initialisieren. Abbildung 3.12 zeigt dies am Beispiel des ersten Lock-In. Lock-In 5210 Lock-In 5302 DMM / PM / LM Lock-In 5210 INIT Sensitivity 10 mV Ref Frequency 31 Time Constant 1s ADC 1 [V] -0.001 Filter Frequency 31 Rolloff Rate 12 dB ADC 2 [V] 0 Filter Function Band-Pass Oscillator Frequency 1000 Dyn Reserve NORM ADC 3 [V] -0.002 Filter Mode Track Oscillator Amplitude 1 Betrag [V] 0.003907 ADC 4 [V] -0.003 Line Filter Reference Source External Phase [ ° ] OFF DAC 1 [V] 0.001 Trigger Mode Asynchronous Reference Harmonic 1F LOT-Mikes 165.2 Schrittmotoren Uhl-Probenhalter Frei Frei Abbildung 3.12: Graphische Benutzeroberfläche für die Ansteuerung des Lock-In. Es folgen der zweite Lock-In, das Digital-Multimeter, der Frequenzgenerator, das Powermeter, die DC-Mikes und die Schrittmotoren. All diese Oberflächen werden hier nicht gezeigt. Das letzte anwählbare Fenster im Fenster der Gerätesteuerung ist der Mikroskoptisch. Seine Oberfläche ist in Abbildung 3.13 zu sehen. Die einzelnen Unterfenster sind in der oberen Zeile wählbar. Das jeweils aktuelle wird durch eine Farbänderung des Buttons als aktiv markiert. In diesem Fenster ist zunächst der verwendete Probenhalter zu wählen. Anschließend können beliebige Orte auf der Probenoberfläche angefahren werden. Die aktuelle Position wird dabei graphisch dargestellt. Ist der gewünschte Ort auf der Probe erreicht, so kann die Messung beginnen. Hierzu wird in das Fenster für die Messroutinen gewechselt. Auch hier sind Unterfenster auf gleiche Weise wählbar. Zunächst ist der Messlaser 59 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung Lock-In 5210 Lock-In 5302 DMM / PM / LM Move Up Move Left 0.1 Move Down LOT-Mikes Schrittmotoren Uhl-Probenhalter INIT Uhl Probenpos 1 Ref-Bohrung Probenpos 2 Frei Frei 0 Move Right 0 Set Graphical Probenpos 3 Probenpos 4 2 0 -2 Halter: Langloch Halter: 1 Zoll -22-20-18-16-14-12-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 Halter: Gradient Abbildung 3.13: Graphische Benutzeroberfläche für die Mikroskoptisch Ansteuerung und Proben-Positionierung. auf der Quadrantendiode zu zentrieren. Abbildung 3.14 zeigt die zugehörige Oberfläche. Summe und Differenzsignal sind hier als Funktion des Orts darstellbar und können auch automatisch auf Null justiert werden. Anschließend müssen die beiden Laser relativ zueinander so justiert werden, dass das Messsignal maximal wird. Abbildung 3.15 zeigt die hierzu gestaltete Oberfläche. Zu sehen ist der aus dem Kapitel Theorie“ bekannte ” Verlauf des Betrags und der Phase. Hier werden die Laser auf das rechte der beiden sichtbaren Maxima justiert. Nachdem alles richtig justiert ist kann die eigentliche Messung beginnen. Abbildung 3.16 zeigt das Beispiel einer Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit. Zu sehen ist im unteren Graphen der Verlauf der Phase zusammen mit einem Fit über den linearen Bereich. Hieraus wird der gesuchte Temperaturleitwert berechnet. Dieser Ablauf einer Beispielmessung zeigt die leichte Bedienung des Messsystems. Infolge der weitgehenden Automatisierung kann das Messsystem auch von weniger erfahrenem Personal bedient werden. 60 3.3 Entwicklung der Computersteuerung 4Q-Diode Max-Find Absorption Scans Free Free Free Free Null-Position = 580.2 um | Steigung = 8.05e-004 V / um 0.05 0.04 Reflexions-4QD 0.03 Summe [ V ] 0.52445 0.02 H-Nullstellen V-Differenz [ V ] -0.000901 Spannung [V] H-Differenz [ V ] 0.000217 Temperaturleitwert 0.01 0 -0.01 -0.02 Rücklauf [um] 50 Scan Summe Scanlänge [um] 100 Scan H-Diff -0.04 Scan-V [um / s] 5 Scan V-Diff -0.05 530 -0.03 540 550 560 570 580 590 600 Relativ-Position der Diode [um] 610 620 630 Abbildung 3.14: Graphische Benutzeroberfläche für die Positionierung der Quadrantendiode auf das Zentrum des Lasers. 4Q-Diode Max-Find Absorption Scans 8 x 10 Temperaturleitwert Free Free Free Free LIA-Betrag [ V ] -3 X-Scan Y-Scan Stop Set Max Pos 6 4 2 0 -150 -100 -50 0 50 100 150 50 100 150 LIA-Phase [ ° ] 200 150 Rücklauf [um] 200 100 50 Scanlänge [um] 250 0 Mike-Rel-Pos [um] 82.1 -50 -150 -100 -50 0 Abbildung 3.15: Graphische Benutzeroberfläche für Justierung der Laser auf Maximale Strahlablenkung. 61 3 Experimenteller Aufbau und Computersteuerung 4Q-Diode Max-Find Absorption Scans Temperaturleitwert 6 X-Scan Fit All 5 Y-Scan Fit Select 4 Stop Store Values 3 x 10 Free Free Free Free LIA-Betrag [ V ] -3 2 1 80 100 120 140 160 180 200 220 240 180 200 220 240 LIA-Phase [ ° ] 175 170 165 Proben-Name 160 Al_O1 Frequenz [Hz] 580 Steigung [°/um] Steigung-Error [%] 2.26e-001 0.55 Scanlänge [um] 150 T-Leitwert [cm^2/s] 5.85e-001 T-Leitwert-Error [%] 1.09 Mike-Rel-Pos [um] 82.1 Diff-Länge [um] Diff-Länge-Error [%] 0.55 253.5 155 150 145 140 80 100 120 140 160 Abbildung 3.16: Graphische Benutzeroberfläche für die Messung und Bestimmung des Temperaturleitwerts. 62 4 Untersuchungen an optischen Schichten In diesem Kapitel wird die Anwendung des Verfahrens der photothermischen Strahlablenkung zur Bestimmung der Absorption dünner optischer Schichten beschrieben. Dies wird am Beispiel von Untersuchungen demonstriert, welche im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit dem Forschungszentrum für Mikro” strukturtechnik“ fmt“ der Bergischen Universität Gesamthochschule Wup” pertal durchgeführt wurden. Es ging um die Erzeugung hochreiner optischer ” SiO2 -Schichten unter Verwendung eines gepulst neutralisierten Ionenstrahls“. Am fmt“ wurde eine hochfrequente Umschalteinheit (BEN) zur alternie” renden Extraktion von Ionen und Elektronen entwickelt. Eine solch gepulste Neutralisation wurde noch nie an einer Elektron-Zyklotron-Resonanz-(ECR)Quelle erprobt. Neben dem Einsatz zum Ionenstrahlätzen sollte insbesondere die Eignung zur Herstellung optischer Schichten untersucht werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird nicht im Detail auf die einzelnen Probleme der Anpassung von BEN an die ECR-Quelle und die Herstellung der optischen Schichten eingegangen. Detaillierte Informationen hierzu enthält der Abschlussbericht dieses Projekts [32]. Im ersten Abschnitt werden daher der Aufbau der Ionenquelle, die Funktion des BEN und unsere Beschichtungsanlage nur kurz vorgestellt. Dies jeweils soweit, dass die Motivation der analytischen Untersuchungen deutlich wird. Es folgt eine ausführliche Beschreibung der Möglichkeiten des PTD-Messsystems zur Durchführung von orts- und zeitaufgelösten Messungen der Absorption dünner optischer Schichten. Insbesondere wurde ein Verfahren zur Generierung von Rasterbildern aufgebaut, welches die Absorption der Schicht topographisch darstellt. Wesentlicher Teil der analytischen Untersuchung war die Bestimmung der in den Schichten enthaltenen Verunreinigungen mit SIMS. Da es sich bei den 63 4 Untersuchungen an optischen Schichten Silizium-Schichten um sehr gute Isolatoren handelt, war hier zunächst das Problem der Ladungsneutralisierung zu lösen. Eine an der SIMS-Anlage vorhandene Elektronenquelle war noch nie eingesetzt worden, so dass eine Reihe von Voruntersuchungen erforderlich war. Schließlich konnten die Schichten im direkten Vergleich auf ihren Gehalt an Verunreinigungen untersucht werden. Mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse dieses Projekts, in der auch die hier nicht diskutierten Untersuchungen kurz angesprochen werden, endet dieses Kapitel. 4.1 Herstellung optischer Schichten mit BEN In der Arbeitsgruppe Dünne optische Schichten“ am Institut für Ange” ” wandte Physik“ der TU-Darmstadt werden Schichten mit dem Verfahren des Ionenstrahlsputterns hergestellt. Diese Beschichtungsanlage wurde konstruiert unter der Maßgabe, möglichst verunreinigungsfreie und damit verlustarme optische Schichten herzustellen [26]. Wesentliches Element dabei ist die eingesetzte Ionenquelle. Zur Erzeugung eines möglichst sauberen Ionenstrahls wurde der Einsatz einer ECR-Quelle gewählt [66]. Diese wird zunächst kurz vorgestellt. Da die zu beschichtenden Substrate sehr gute Isolatoren sind, muss der Ionenstrahl elektrisch neutralisiert werden, um Aufladungen zu vermeiden. Wegen der langen Reichweite des Magnetfelds der Quelle ist der Betrieb einer Elektronenquelle zur Neutralisation nur an bestimmten Orten möglich. Der bipolare Betrieb mit alternierender Extraktion von Ionen und Elektronen versprach hier eine Lösung. Der eingesetzte hochfrequente Umschalter (BEN) für die Extraktionsspannungen wird kurz vorgestellt. Eine Beschreibung der Geometrie der Beschichtungsanlage und die Herstellung der untersuchten Schichten beenden diesen Abschnitt. 4.1.1 Aufbau der Ionenquelle Abbildung 4.1 zeigt den schematischen Aufbau der eingesetzten ECR-Quelle. In einem Plasma-Gefäß, welches auf der einen Seite mit einem Quarzglasdom und auf der anderen Seite mit einem Gittersystem abgeschlossen ist, befinden sich Gasmoleküle. Das Volumen des Gefäßes wird von Mikrowellenstrahlung (2,45 GHz) und einem Magnetfeld (875 Gauss) durchsetzt. Freien Elektronen wird so Energie zugeführt und sie bewegen sich auf Spiralbahnen um die magnetischen Feldlinien. Dabei stoßen sie mit Gasmolekülen zusammen und 64 4.1 Herstellung optischer Schichten mit BEN Spulenmagnet VakuumdichterQuarzglasdom Extraktionsgitter Plasma Mikrowelle Screen Gaszufuhr Accelerator B-Feld Spulenmagnet Abbildung 4.1: Schematische Darstellung der in der Beschichtungsanlage eingesetzten Plasmaquelle mit Zweigitter-Extraktionssystem. ionisieren sie. Dabei freigesetzte Elektronen werden wiederum beschleunigt und können weitere Teilchen ionisieren. Eine Gaszufuhr kompensiert den ständigen Verlust an Teilchen durch ausströmen durch das Extraktionsgitter. Die Extraktionsgitter bestehen aus Graphit, welches wegen seiner geringen thermischen Ausdehnung mechanische Spannungen und Verbiegungen der Gitter vermeidet. Das Screen-Gitter liegt zur Ionenextraktion typischerweise auf 100 bis 2000 Volt, das Accelerator-Gitter auf -10 bis -120 Volt. Auch ein Betrieb mit drei Gittern ist möglich. Das dritte Decelerator-Gitter auf der Vakuumseite liegt, falls vorhanden, auf Masse. 65 Untersuchungen an optischen Schichten Bipolare-Extraktion-Neutralisation BEN S3 BEN-Betrieb: Screen A Accelerator 4.1.2 S1-S4 geschlossen, S5 und S6 offen Gitter S4 4 R SIII Optokoppler Funktionsgenerator TTL R = 220 Ohm S2 S1 10 - 100kHz 18% - 80% SII SI S5 S6 R R R LOOP-Betrieb: S1-S4 offen, S5 und S6 geschlossen (Ionenextraktion) S1-S6: Hochspannungsrelais Screen Funktionsgenerator R S II SI R Schalter für Optokoppler 1. BEN 2. LOOP Ionen 3. LOOP Elektronen Optokoppler TTL 103 uF S I und S II: Hochfrequenz-Hochspannungsschalter von Funktionsgenerator getaktet. 103 uF 100 uH R = 220 Ohm 100 uH 18% - 80% Gitter 40uH B 10 - 100kHz Netzteile U- U+ Accelerator SI - SIII: Hochfrequenz-Hochspannungsschalter, von Funktionsgenerator getaktet. Netzteile U+ U- U Accel Abbildung 4.2: Prinzipschaltbild der hochfrequenten Umschalteinheit BEN. Oben (A) vor und unten (B) nach der Modifikation. 66 4.1 Herstellung optischer Schichten mit BEN Abbildung 4.2 zeigt das Prinzipschaltbild der Umschalteinheit BEN. Die wesentlichen Bestandteile dieses Geräts sind Hochfrequenz-Hochspannungsschalter, welche mit einem Funktionsgenerator geschaltet werden können. Die Taktfrequenz kann von 10 bis 100 kHz variiert werden, das Tastverhältnis von 18 bis 80% zeitlicher Elektronen-Extraktion. Der originale Auslieferungszustand des BEN, oben im Bild, erwies sich aus mehreren Gründen als ungeeignet. Die große Kapazität der Gitter erfordert hohe Ströme beim Umladen und es treten Strom- und Spannungsspitzen auf. Dies erfordert eine gute Kühlung, spezielle Netzteile und weitere Maßnahmen. Das Ergebnis des zeitaufwendigen Umbaus ist unten im Bild zu sehen. Es werden drei Netzteile eingesetzt, welche das Screen-Gitter umschalten und das Accelerator-Gitter auf konstantem Potential belassen. 4.1.3 Die optische Beschichtungsanlage Abbildung 4.3 zeigt den Aufbau der Beschichtungsanlage. Links im Bild ist die ECR-Quelle zu sehen. Der Ionenstrahl trifft auf ein Target, aus dem er durch Stoß-Kaskaden Atome auslöst. Diese Atome schlagen sich als dünne Schicht auf den Substraten rechts oben im Bild nieder. Zugeführtes Reaktivgas bewirkt eine Oxydation dieser Atome. Unten in der Mitte ist die zusätzliche Elektronenquelle zu sehen, welche zur Kompensation der entstehenden Aufladungen erforderlich ist. Wegen der langreichweitigen Magnetfelder ist dies die einzig mögliche Position dieser Quelle. 4.1.4 Durchführung der Beschichtungen Nach langen Versuchsreihen konnten Parameter für einen ausreichend stabilen Betrieb des BEN an der ECR-Quelle gefunden werden. Nun war es möglich Test-Beschichtungen mit und ohne Einsatz von BEN durchzuführen. Größe U Extraktion [V] I Ionen [mA] I Elektronen [mA] Beschichtungsrate [Å/ s] Standard 1200 70 78 1,1 BEN 1000 37 37 0,217 Tabelle 4.1: Vergleich Standard- und BEN-Beschichtung. 67 4 Untersuchungen an optischen Schichten 410 Transportsystem Abschirmungen Ionenquelle Substrate Magnet Mikrowelle Abschirmung P Gitter L A Ionenstrahl S M Elektronen A Target Abschirmung Magnet Sauerstoffeinlaß Plasma Magnet Mikrowelle Neutralisierer Abbildung 4.3: Schematischer Aufbau der Beschichtungsanlage mit Ionenquelle, Neutralisierer, Target und Substraten. Tabelle 4.1 vergleicht die relevanten Daten der Beschichtung von Siliziumdioxidschichten im Standardbetrieb mit denen unter Verwendung von BEN. Aus der Tatsache, dass mit BEN etwa nur die Hälfte des Ionenstroms möglich war und auch die Ionen-Energie um knapp 20 Prozent niedriger war als bei der Standardbeschichtung, war eine Reduktion der Beschichtungsrate deutlich unter 50 Prozent der Standardrate zu erwarten. Die Rate sank jedoch noch weiter ab, auf etwa nur 20 Prozent der Standardrate. Als Ursache hiervon sind zwei Effekte denkbar, die diese weitere Reduktion versuchen können: 1. In den Umschaltzeiten ist die Strahldivergenz gestört, so dass ein Teil der extrahierten Ionen andere Stellen des Targets trifft oder sogar nur die Abschirmungen. Das dort abgetragene Material steht für die Beschichtung nicht zur Verfügung. 68 4.2 Messung der Absorption mit PTD 2. In den Extraktionszeiten der Elektronen wird das Target nicht abgetragen. Da der Oxidationszustand des Targets (das Target ist metallisch, Sauerstoff wird in die Kammer eingelassen) eine dynamische Funktion von Oxidation und Abtrag ist, kann sich in diesen Zeiträumen die Oxidation verstärken, was zu einer Reduktion der Sputterrate führt. Eine weitere Untersuchung der Ursachen scheint nicht sinnvoll, solange die Leistungsfähigkeit von BEN ein beschränkendes Element darstellt. Wäre diese Beschränkung nicht vorhanden, ist es dennoch fraglich, ob ein Einsatz von BEN beim Einsatz von Ionenstrahlen zu Beschichtungszwecken sinnvoll ist. Alleine ein Verlust von 30 Prozent Beschichtungsrate verlängert den ohnehin langsamen Ionenstrahlsputterprozess signifikant, so dass der Einsatz von BEN hier technologisch uninteressant erscheint. 4.2 Messung der Absorption mit PTD Schichten, die mit dem Verfahren des Ionenstrahlsputterns hergestellt werden, haben Absorptionswerte von nur wenigen part per million (ppm) im sichtbaren Bereich. Um diese geringen Werte messen zu können wurde in der Vergangenheit ein Verfahren aufgebaut, welches die Absorption durch photothermische Strahlablenkung (PTD) bestimmt [67, 68, 69, 70, 27]. Dieser Aufbau wurde in der Projektarbeit ergänzt und für die hier dargestellten Messungen verwendet. 4.2.1 Orts- und Zeitaufgelöste Absorptionsmessungen Zur Bestimmung der Absorption eines dünnen optischen Filmes wird der Betrag der Ablenkung des Messlasers ausgewertet. Wie im Kapitel Theorie“ ” gezeigt wurde, ist dieser der absorbierten Laserleistung direkt proportional. Der Betrag dieser Ablenkung ist eine Funktion der Position der beiden Laser relativ zueinander. Abbildung 4.4 zeigt, dass es dabei zwei lokale Maxima gibt. Bei Messung in Transmission ist eines dieser Maxima höher. Zur Nutzung des damit verbundenen besseren Signal-zu-Rausch-Verhältnisses werden die beiden Laser µm-genau auf dieses Maxima justiert. Diese MaximaAmplitude wird zuerst an einer Referenzprobe bekannter Absorption bestimmt. Die Absorption einer unbekannten Probe wird nun durch Vergleich der beiden Maxima-Amplituden errechnet. Da die Höhe des Maxima noch 69 4 Untersuchungen an optischen Schichten Ablenkung als Funktion des Ortes Betrag 0,015 0,01 0,005 0 200 0 −200 Y−Achse [um] −300 −200 −100 0 100 200 300 X−Achse [um] Abbildung 4.4: Ablenkung des Messlasers als Funktion seiner Position auf der Probenoberfläche relativ zum Heizlaser. von der Intensität des Messlasers auf der Quadrantendiode abhängt, und die Proben unterschiedliche Transmission aufweisen können, muss auf die gemessene Transmission normiert werden. Damit ist die Absorption eines Orts der Probe bestimmt. Für aussagefähige Messungen der Absorption ist die Kenntnis nur eines Orts auf der Probe zu wenig. Daher wurde ein präziser Mikroskop-XY-Verschiebetisch besorgt. Mit seiner Hilfe können die beiden Laser auf der Probenoberfläche bewegt werden, ohne dass sich dabei ihre relative Position zueinander verändert. Wegen des Winkels der Laser zueinander ist dabei insbesondere eine störende Bewegung in Z-Richtung minimal zu halten. Der Mikroskoptisch erfüllt diese Anforderungen. Abbildung 4.5 zeigt einen Scan entlang einer Linie auf der Probenoberfläche. Deutlich sind Orte erhöhter Absorption auf der Oberfläche zu sehen. Diese können echte Defekte in der Schicht darstellen oder einfach Staub auf der Oberfläche sein. Aus diesem Grund ist auf Sauberkeit der Probe zu achten. Der Aufbau befindet sich deshalb unter einer Flowbox. Abbildung 4.6 zeigt die Weiterentwicklung des einfachen Scans zu einer Raster-Messung der Oberfläche. Auf diese Weise entsteht ein topographisches Bild der Absorption der Probenoberfläche. Der eingesetzte Mikroskoptisch bietet die erforderliche hohe Reproduzierbarkeit beim Anfahren der Orte. Diese Bilder liefern gute Aussagen über die Qualität einer dünnen optischen Schicht, insbesondere die Größe und Zahl von Defekten. 70 4.2 Messung der Absorption mit PTD Ortscan 125 Absorption [ppm] 120 115 110 105 100 95 90 0 0,5 1 Ort [mm] 1,5 2 Abbildung 4.5: Beispiel einer Absorptionsmessung entlang einer Linie auf der Probenoberfläche. Raster Absorption [ppm] 300 200 100 0 1 0,5 Ort Y [mm] 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Ort X [mm] Abbildung 4.6: Beispiel einer Absorptions-Topographie der Probenoberfläche durch Raster-Messung. Neben ortsaufgelösten Messungen ist auch das zeitliche Verhalten einer optischen Schicht von Interesse. Durch thermische Erwärmung kann sich die Absorption einer Schicht verändern. Abbildung 4.7 zeigt eine Messung der Absorption am gleichen Ort über längere Zeit. Der starke Abfall der Absorp- 71 4 Untersuchungen an optischen Schichten Zeitscan Absorption [ppm] 90 80 70 60 50 0 100 200 300 Zeit [s] 400 500 600 Abbildung 4.7: Beispiel für zeitlich veränderliche Absorption eines Orts auf der Probenoberfläche. tion mit der Zeit ist ein Hinweis auf eine fehlerhafte Anordnung der Atome in der Schicht. Durch Ausheizen kann die Absorption und Stabilität einer solchen Schicht deutlich verbessert werden. Insgesamt ergeben die verschiedenen Messungen der Absorption eine Aussage über die Qualität einer optischen Schicht. Bei Routinemessungen wird sowohl das örtliche, als auch das zeitliche Verhalten untersucht. Das folgende Kapitel zeigt dies am Beispiel der Schichten, welche mit und ohne BEN hergestellt wurden. 4.2.2 Ergebnisse der Messungen Im folgenden wird die Absorption von Schichten verglichen, welche in unserer Beschichtungsanlage unter jeweils möglichst gleichen Bedingungen hergestellt wurden. Die Serie Q141 bis Q144 wurde auf herkömmliche Weise ohne Einsatz von BEN mit einem zusätzlichen Neutralisierer beschichtet. Die Serie Q161 bis Q164 wurde mit der Technik der Bipolaren Extraktion beschichtet. Die linken Hälften der Abbildungen 4.8 und 4.9 zeigen Absorptions-Scans der Schicht unmittelbar nach der Beschichtung. Die Schichtabsorption der Probe Q141 liegt bei 230 ppm, die der Probe Q142 bei 300 ppm. Beide Proben wurden auch auf ihr Zeitverhalten hin untersucht. Die Ergebnisse sind in den rechten Hälften der Abbildungen 4.8 und 4.9 zu sehen. 72 4.2 Messung der Absorption mit PTD Zeit−Scan Probe Q141 vor Heizen 300 250 250 Absorption in ppm Absorption in ppm Ort−Scan Probe Q141 vor Heizen 300 200 150 100 200 150 0 0,5 1 1,5 100 2 0 100 200 300 400 500 600 Abbildung 4.8: Ort- und Zeitscan der Schicht Q141 ohne BEN vor dem Ausheizen Zeit−Scan Probe Q142 vor Heizen 400 350 350 Absorption in ppm Absorption in ppm Ort−Scan Probe Q142 vor Heizen 400 300 250 200 300 250 0 0,5 1 1,5 2 200 0 100 200 300 400 500 600 Abbildung 4.9: Ort- und Zeitscan der Schicht Q142 ohne BEN vor dem Ausheizen Beide Schichten zeigen einen exponentiellen Abfall der Absorption mit der Zeit. Innerhalb von 10 Minuten fällt die Absorption der Schichten um etwa 30%. Dies deutet auf Strukturfehler im Aufbau der Schichten hin, welche durch eine thermische Nachbehandlung reduziert werden [71]. Die linken Hälften der Abbildungen 4.10 und 4.11 zeigen die entsprechenden Linien-Absorptions-Scans der mit Einsatz von BEN hergestellten Schichten unmittelbar nach der Beschichtung. Die Absorptionen der Schich- 73 4 Untersuchungen an optischen Schichten Zeit−Scan Probe Q161 vor Heizen 300 250 250 Absorption in ppm Absorption in ppm Ort−Scan Probe Q161 vor Heizen 300 200 150 100 200 150 0 0,5 1 1,5 100 2 0 100 200 300 400 500 600 Abbildung 4.10: Ort- und Zeitscan der Schicht Q161 mit BEN vor dem Ausheizen ten betragen jeweils etwa 220 ppm. Damit weisen sie die gleiche Absorption auf wie die ohne Einsatz von BEN hergestellten Schichten. Zeit−Scan Probe Q162 vor Heizen 300 250 250 Absorption in ppm Absorption in ppm Ort−Scan Probe Q162 vor Heizen 300 200 150 100 200 150 0 0,5 1 1,5 2 100 0 100 200 300 400 500 600 Abbildung 4.11: Ort- und Zeitscan der Schicht Q162 mit BEN vor dem Ausheizen Betrachtet man die in den rechten Hälften der Abbildungen 4.10 und 4.11 gezeigten zeitlichen Veränderungen der Absorption, so stellt man fest, dass auch hier ein exponentieller Abfall der Schichtabsorption mit der Zeit stattfindet. Auch hier fällt die Absorption innerhalb von 10 Minuten um etwa 30%. Dies ist ein erster Hinweis darauf, dass die Schichten mit und ohne BEN 74 4.2 Messung der Absorption mit PTD die gleichen Strukturschädigungen aufweisen. Im folgenden werden daher die Ergebnisse nach einer thermischen Nachbehandlung gezeigt. Zeit−Scan Probe Q141 nach Heizen 160 140 140 120 120 Absorption in ppm Absorption in ppm Ort−Scan Probe Q141 nach Heizen 160 100 80 60 40 80 60 40 20 0 100 20 0 0,5 1 1,5 2 0 0 100 200 300 400 500 600 Abbildung 4.12: Ort- und Zeitscan der Schicht Q141 ohne BEN nach dem Ausheizen Diese thermische Nachbehandlung geschieht durch Heizen der Schichten in einem speziellen Ofen. Dieser erlaubt eine genaue Temperaturkontrolle, das Fahren bestimmter Rampen beim Aufheizen und Abkühlen sowie die Programmierung des ganzen Vorgangs. Insbesondere die Restabsorption nach dem Ausheizen der Schicht ist von Interesse. Diese ist nämlich nach dem Abklingen von Strukturfehlern ein Maß für die Reinheit der Schichten in Bezug auf ihren Gehalt an eingebauten Verunreinigungen. Die linken Hälften der Abbildungen 4.12 und 4.13 zeigen die Messung der Absorption nach dem Ausheizen der Schicht. Durch die thermische Nachbehandlung wurde die Schichtabsorption deutlich auf etwa 20% ihres ursprünglichen Werts reduziert. Die Schicht Q141 weist nun einen Absorptionswert von etwa 45 ppm auf, die Schicht Q142 einen von etwa 50 ppm. Obwohl die Schicht Q142 unmittelbar nach dem Beschichten einen höheren Absorptionswert als Schicht Q141 hatte, sind die Werte nach dem Ausheizen in etwa gleich groß. Schicht Q142 hatte demnach die größeren Strukturfehler aufzuweisen. Die rechten Hälften der Abbildungen 4.12 und 4.13 zeigen die zugehörigen Zeit-Scans. In beiden Fällen verläuft dieser absolut horizontal. Die Schichten sind nun thermisch stabil und der Ausheizvorgang, zumindest in diesem Temperaturbereich, abgeschlossen. 75 4 Untersuchungen an optischen Schichten Zeit−Scan Probe Q142 nach Heizen 160 140 140 120 120 Absorption in ppm Absorption in ppm Ort−Scan Probe Q142 nach Heizen 160 100 80 60 40 80 60 40 20 0 100 20 0 0,5 1 1,5 0 2 0 100 200 300 400 500 600 Abbildung 4.13: Ort- und Zeitscan der Schicht Q142 ohne BEN nach dem Ausheizen Zeit−Scan Probe Q161 nach Heizen 160 140 140 120 120 Absorption in ppm Absorption in ppm Ort−Scan Probe Q161 nach Heizen 160 100 80 60 40 80 60 40 20 0 100 20 0 0,5 1 1,5 2 0 0 100 200 300 400 500 600 Abbildung 4.14: Ort- und Zeitscan der Schicht Q161 mit BEN nach dem Ausheizen Die linken Hälften der Abbildungen 4.14 und 4.15 zeigen die AbsorptionsOrtscans der BEN-Schichten nach dem Ausheizen. Ihre Absorptionen betragen etwa 45 ppm und 50 ppm. Sie liegen damit auf dem gleichen Niveau wie die beiden ohne BEN hergestellten Schichten. Im Betrag der Absorption zeigt sich also kein Unterschied zwischen den beiden Herstellungsverfahren. Ein möglicher Unterschied im Gehalt an Verunreinigungen hat keine Auswirkung auf die Schichtabsorption. 76 4.2 Messung der Absorption mit PTD Zeit−Scan Probe Q162 nach Heizen 160 140 140 120 120 Absorption in ppm Absorption in ppm Ort−Scan Probe Q162 nach Heizen 160 100 80 60 40 80 60 40 20 0 100 20 0 0,5 1 1,5 2 0 0 100 200 300 400 500 600 Abbildung 4.15: Ort- und Zeitscan der Schicht Q162 mit BEN nach dem Ausheizen Die rechten Hälften der Abbildungen 4.14 und 4.15 zeigen die zugehörigen Zeit-Scans. Wie zu erwarten sind auch die BEN-Schichten - in diesem Temperaturbereich - nun zeitlich stabil. Interessant war auch die Frage, ob sich Unterschiede in der Oberflächenstruktur der Schichten zeigen. Hierzu wurde eine Reihe von AbsorptionsRaster-Bildern aufgenommen. Abbildung 4.16 zeigt einen Vergleich der Oberflächenstruktur der in den oben genannten Absorptionsmessungen verwendeten Schichten. In diesen Messungen scheint die mit BEN hergestellte Schicht (rechts) die etwas ruhigere Oberfläche zu haben. Zur weiteren Klärung wurden vier weitere Proben herangezogen, welche in den obigen Messungen noch nicht verwendet wurden. Es sind dies die ohne BEN hergestellten Schichten Q143 und Q144. Schichten mit Einsatz von BEN sind Q163 und Q164. Die linke Hälfte von Abbildung 4.17 zeigt einen zufällig gefundenen Ort mit einem Politur-Kratzer auf der Oberfläche des Substrats. Sehr schön sind die beiden parallel verlaufenden Riefen zu sehen. Die rechte Hälfte von Abbildung 4.17 und Abbildung 4.18 zeigen den direkten Vergleich der Schichten mit und ohne BEN. Es zeigt sich kein signifikanter Unterschied in der Oberflächengüte der Schichten. Die Schichtabsorption ist in beiden Fällen ziemlich eben und die Zahl der Absorptionspeaks in etwa gleich. 77 4 Untersuchungen an optischen Schichten Probe: Q14 Probe: Q16 200 400 Absorption in ppm Absorption in ppm 500 300 200 100 0 1 150 100 50 0 1 0,5 Y−Achse in mm 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0,5 Y−Achse in mm X−Achse in mm 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 X−Achse in mm Abbildung 4.16: Raster-Scans: Q14 ohne BEN (li) und Q16 mit BEN (re) Probe : Q144 400 600 350 500 Absorption in ppm Absorption in ppm Probe : Q143 300 250 200 150 100 1 400 300 200 100 1 0,5 Y−Achse in mm 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0,5 Y−Achse in mm X−Achse in mm 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 X−Achse in mm Abbildung 4.17: Raster-Scans: Q143 (links) und Q144 (rechts) ohne BEN Probe : Q164 600 600 500 500 Absorption in ppm Absorption in ppm Probe : Q163 400 300 200 100 1 400 300 200 100 1 0,5 Y−Achse in mm 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 X−Achse in mm 1 0,5 Y−Achse in mm 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 X−Achse in mm Abbildung 4.18: Raster-Scans: Q163 (links) und Q164 (rechts) mit BEN 78 1 4.3 Messung der Verunreinigung mit SIMS 4.3 Messung der Verunreinigung mit SIMS Die Sekundär-Ionen-Massen-Spektrometrie (SIMS) wird verwendet um Verunreinigungen in den dielektrischen Schichten zu detektieren. Diese Untersuchungen wurden möglich durch Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Materialwissenschaften der TU-Darmstadt. Dort ist eine CAMECA IMS 5F SIMS vorhanden, welche im Rahmen hochschulinterner Zusammenarbeit für Messungen genutzt werden konnte. Weil Schichten aus Metalloxyd sehr gute Isolatoren sind, entstehen Aufladungen während der SIMS-Untersuchung und eine zusätzliche Ladungskompensation ist erforderlich. Da die SIMS zuvor noch nicht zur Untersuchung von Isolatoren eingesetzt wurde, waren die Untersuchungen von beiderseitigem Interesse. Einige der speziellen Probleme des CAMECA IMS 5F Instruments konnten gelöst werden und brauchbare Resultate erzielt werden [72]. 4.3.1 Aufbau des Geräts Die SIMS-Technologie verwendet einen Ionenstrahl, den Primär-Ionenstrahl um Atome aus der Oberfläche der zu untersuchenden Probe zu sputtern. Diese Atome, der Sekundär-Ionenstrahl werden dann mit einem Massenspektrometer analysiert. Die Primär-Ionenstrahl-Optik des CAMECA IMS 5F Instruments wird in der linken Hälfte der Abbildung 4.19 gezeigt. Es stehen zwei Ionenquellen zur Verfügung, ein Duoplasmatron und eine Cäsium Ionenquelle. Ein magnetisches Prisma in Verbindung mit einer Massen-Selektion-Apertur filtert die gewünschten Primärionen für den Sputterprozess aus. Mit dem Duoplasmatron werden meistens O+ 2 und O− verwendet. Die elektrischen Linsen formen das Strahlprofil, die Intensität und den Strahldurchmesser auf der Oberfläche der Probe. Während der SIMS-Untersuchung trifft ein PrimärIonenstrahl mit einer Energie von 12,5 keV und einer Intensität von 1 nA oder weniger auf die Oberfläche der zu untersuchenden Probe. Dort erzeugt er Kaskaden von atomaren Kollisionen. Dies bewirkt die Emission eines oder mehrerer Atome aus dem oberflächennahen Bereich der Probe. Diese erodiert und ein Sputter-Krater von zunehmender Tiefe entsteht während der Bombardierung. Die gesputterten Sekundäratome werden mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 1% zu einem positiven oder negativen Ion. Diese Ionen werden nun durch ein elektrisches Feld, welches zwischen der Probe und der Immersionslinse anliegt, gesammelt und beschleunigt. Die Sekundärionen werden dann 79 4 Untersuchungen an optischen Schichten Cesium Microbeam Source Deflector 1 las ma tr on Lens 1 Deflector 2 Du op Cs Source Isolation Valve 1. 1800 um 2. 750 um 3. 400 um 4. 100 um Field Aperture Electrostatic Prism Energy Slit Spectrometer Lens Deflector 1 Magnetic Prism Deflector 3A Deflector 2 Magnetic Prism Isolation Valve Lens 2 Mass Selection Aperture Deflector 3B Lens 3 Primary Beam Aperture Stigmator Deflector for Centering, Rastering F.C. Measurement Faraday Cup Lens 4 Entrance Slit Contrast Aperure Transfer Lenses Dynamic Transfer Plates Main Isolation Valve Deflector 3 Electrostatic Prism Immersion Lens Sample Deflector 2 Stigmator Exit Slit Projector Lenses Channel Plate Detection Deflector E.M. Faraday Cup Fluorescent Screen Abbildung 4.19: Primärionen-Optik (links) und Sekundärionen-Optik (rechts) der CAMECA-SIMS [72]. mit einem magnetischen Sektor Massenspektrometer analysiert, welches in der rechten Hälfte von Abbildung 4.19 gezeigt wird. Seine Hauptbestandteile sind die Transfer-Linsen, das elektrostatische und magnetische Prisma und schließlich drei verschiedene Detektoren. Das Instrument kann in zwei verschiedenen Betriebsarten arbeiten. Im Ionen-Mikroskop-Modus wird eine Abbildung der Sekundärionen-Verteilung auf der Probenoberfläche mit Hilfe eines Channelplate sichtbar gemacht. Hier kann eine örtliche Auflösung von 1 µm auf einem Gesichtsfeld von 150 µm erreicht werden. Im IonenMikroprobe-Modus wird der Primärionenstrahl über die Probenoberfläche gerastert und ein schneller Elektronen-Multiplier liefert die Zählraten. Das Ionen-Bild wird aus den zeitabhängigen Daten computergeneriert. Die örtliche Auflösung ist hier durch den Durchmesser des Primärionenstrahls gegeben. Der dritte Detektor, ein Faradaycup, wird immer dann verwendet, 80 4.3 Messung der Verunreinigung mit SIMS wenn die Zählrate 106 pro Sekunde übersteigt. Der Cup ist zu langsam um Bilddaten zu erzeugen oder um elektronisches Gateing zur Vermeidung von Krater-Rand-Effekten zu ermöglichen. Das Instrument erreicht eine theoretische Massenauflösung m/∆m von 20000, das praktische Limit liegt aber bei 10000. Während einer Messung treffen entweder positive oder negative Primärionen auf die Probenoberfläche und positive oder negative Sekundärionen werden emittiert. Da das Sputter-Verhältnis von Sekundärionen zu Primärionen ungleich eins ist, entsteht ein Ladungsüberschuss auf der Probe. Ist die Probe ein guter Leiter, so fließt die überschüssige Ladung über den Probenhalter ab und das Potential bleibt konstant. Wenn aber die Probe ein Isolator ist, so sammeln sich die Ladungen auf der Probe an und das Potential wird erheblich verformt. Weil das Energiefenster des Massenspektrometers eine maximale Breite von 100eV hat, verschwindet das Signal sehr schnell. Aus diesem Grund muss eine zusätzliche Elektronenquelle verwendet werden, welche die auftretenden elektrischen Ladungen kompensiert. SCHEMATIC DIAGRAM Filament Anode Wehnelt Repelier Secondary electrons detector Immersion Primary Beam lens Sample Dynamic transfer plates Secondary Ion beam Cross-over plane Bx ELECTRON BEAM IN POSITIVE MODE ELECTRON BEAM IN NEGATIVE MODE Quadrupole 1 + Deflector Immersion Lens Quadrupole 2 Bya Electromagnet for electron beam deflection Byb Extraction Plate Sample Holder -4.5 kV Immersion Lens Extraction Plate Sample Holder +4.5 kV Bya Electromagnets for secondary ion beam trajectory correction External electromagnet located underneeth the sample chamber +4.5 kV -4.5 kV Abbildung 4.20: Elektronen-Quelle mit senkrechtem Einfall (links); Elektronen-Strahl und Immersionslinse (rechts) [72]. Die linke Seite von Abbildung 4.20 zeigt eine schematische Skizze der Elektronenquelle, welche in der CAMECA SIMS eingebaut ist. Die Elektronenquelle ist ein geheiztes Wolfram Filament, dessen Potential zwischen 0 und -4,5 kV eingestellt werden kann. Weitere Komponenten sind ein WehneltZylinder und zwei Quadrupol-Linsen, von denen die erste auch als Ablenkeinheit arbeitet. Ein magnetischer Sektor (Bya) lenkt die Elektronen in Richtung Probenhalter. Die Abweichung der Flugbahn der Sekundärionen, welche durch dieses Feld entsteht, wird mit Hilfe zweier weiterer magnetischer Felder 81 4 Untersuchungen an optischen Schichten (Byb und wiederum Bya) kompensiert. Mit einer externen Magnetfeldspule (Bx) wird der Elektronenstrahl senkrecht zur Zeichenebene der Abbildung 4.20 auf der Probenoberfläche zentriert. Das optische System erzeugt einen Cross-Over der Elektronen in der Cross-Over-Ebene der Sekundärionen. Nun erreichen die Elektronen die Probenoberfläche mit einem Fokus-Durchmesser, welcher von der Polarität der Immersionslinse abhängt. Diesen Effekt zeigt die rechte Seite von Abbildung 4.20. Im positiven Modus, wo positive Sekundärionen beschleunigt werden, liegt die Probe auf einem Potential von +4,5 kV und die Elektronen erreichen die Oberfläche mit mindestens dieser Energie. Weil die Immersionslinse im beschleunigenden Modus für die Elektronen arbeitet, formen diese einen defokussierten Strahl auf der Oberfläche mit einem Durchmesser von etwa 800 µm. Im negativen Modus beträgt das Proben-Potential -4,5 kV. Nun stellt die Probenoberfläche praktisch einen Spiegel für die Elektronen dar, und die Elektronenquelle muss mindestens eine Energie von 4,5 keV liefern damit die Elektronen die Oberfläche erreichen können. Diese Energie wird nun so eingestellt, dass der Umkehrpunkt der Elektronen unmittelbar vor der Oberfläche liegt und sich praktisch eine Elektronenwolke vor der Probe bildet. Auftretende Ladungen können jetzt ihr Kompensations-Elektron aus dieser Wolke einfangen. Unsere optischen Filme werden auf Substrate aus synthetisch hergestellten Silizium mit einem Durchmesser von 25 mm und einer Dicke von 5 mm beschichtet. Dieses Material ist ein sehr guter Isolator. Es ist unmöglich irgendein Sekundärionensignal mit einer nichtleitenden Probe dieser Größe zu erhalten, weil die gesamte Probenoberfläche auf dem gleichen Potential liegen muss. Da aber der Primärionenstrahl eine anderer Fläche als der Elektronenstrahl auf der Oberfläche bedeckt, entstehen immer Aufladungen. Als Lösung dieses Problems wird das Substrat mit einer zusätzlichen, dünnen, leitfähigen Goldschicht beschichtet, welche die Oberfläche zu einer Equipotentialfläche macht. Als weiteren Vorteil kann man so die optischen Systeme justieren, während der Sputterprozess noch in der Goldschicht stattfindet. Wie oben beschrieben, können entweder positive oder negative Sekundärionen detektiert werden. Im negativen Modus bilden die Elektronen eine Wolke unmittelbar vor der Probenoberfläche und auftretende Ladungen fangen ihr Kompensations-Elektron aus dieser Wolke. Dieser Modus ist relativ einfach zu justieren, weil die Intensität des Elektronenstrahls weniger wichtig ist. Unglücklicherweise können die hier interessierenden Verunreinigungen nicht als negative Sekundärionen nachgewiesen werden und der positive Modus muss verwendet werden. Aber hier treffen die Elektronen hochenergetisch auf die Oberfläche und erzeugen ihre eigenen Oberflächenladungen. 82 4.3 Messung der Verunreinigung mit SIMS 7 10 6 28Si 10 5 Zählrate [cps] 10 18O 4 46Ti 16O 10 28Si 16O 3 10 2 46Ti 10 1 10 0 2000 4000 6000 Sputterzeit [s] 8000 10000 Abbildung 4.21: Tiefenprofil eines TiO2 /SiO2 Multilayer. Wenn die Primärionen ein kleines Loch in die Goldschicht gesputtert haben, entstehen Ladungen, welche auf diese Region beschränkt sind. Nun muss der Elektronenstrahl so justiert werden, dass das Signal gerade wieder erscheint. Hierzu hat es sich als hilfreich erwiesen, das Energiefenster des Massendetektors bis auf wenige eV zu schließen. Die Energieverteilung der Sekundärionen vor der Beschleunigung hat ihr Maximum nahe bei Null. Unter Verwendung des engen Energiefensters wird die Intensität des Elektronenstrahls so variiert, dass dieses Maximum in das Energiefenster fällt. Dies ist einfach an der Sekundärionen-Zählrate abzulesen. Bei Erreichen des Maximums ist sichergestellt, dass Ladungen, welche das effektive Beschleunigungsfeld verändern, nahe zu Null kompensiert sind. Die zur Neutralisation erforderliche Elektronenstrahl-Intensität hängt jedoch von der chemischen Zusammensetzung des Materials ab, in welchem der Sputterprozess stattfindet. Unterschiedliche Materialien haben verschiedene Sputterraten, Sekundärionen-Ionisations-Wahrscheinlichkeiten und Sekundärelektronen-Emissionsraten. Besonders in Multilayer-Systemen, wo die Schichten verschiedenen Materials direkt übereinander liegen, sind die auftre- 83 4 Untersuchungen an optischen Schichten 8 10 48Ti 6 Zählrate [cps] 10 46Ti / 47Ti 28Si 4 10 50Ti / 49Ti 29Si 30Si 2 10 0 1 2 3 Sputterzeit [s] 4 5 6 4 x 10 Abbildung 4.22: Tiefenprofil eines TiO2 -Film auf einem SiO2 -Substrat tenden Ladungseffekte in den einzelnen Schichten unterschiedlich. Abbildung 4.21 zeigt diesen Effekt. Zu sehen ist ein Tiefenprofil eines TiO2 / SiO2 dielektrischen optischen Spiegels. Auf den ersten Blick zeigt das Tiefenprofil sehr gut die verschiedenen Schichten mit ihren unterschiedlichen Dicken. Bei näherem Hinsehen sieht man aber, dass das Titan und das Silizium Signal immer in Phase sind und nicht, wie erwartet, gegenphasig sind. Ein weiterer möglicher Grund hierfür ist eine Masseninterferenz von 46 Ti mit 30 Si16 O. Oberhalb einer Zählrate von 106 pro Sekunde wird der Faradaycup anstelle des Elektronen-Multipliers verwendet. Dies führt zu höheren Zählraten. In Abbildung 4.21 wechselt eines der Signale mehrmals den Detektor. Der Hauptgrund ist, dass der Cup kein elektronisches Gateing erlaubt. Deshalb ist das Signal des Krater-Rands enthalten, welches den Sprung in der Zählrate verursacht. Viele Versuche waren erforderlich, um Betriebsbedingungen zu finden, in denen die Isotope von benachbarten Silizium- und Titan-Schichten in ihren natürlichen Verhältnissen gemessen werden. Das Ergebnis zeigt Abbildung 84 4.3 Messung der Verunreinigung mit SIMS Massenspektrum 4 10 V(100%) [50TiH] 3 Fe(92%) Zählrate [cps] 10 Cr(84%) Cr(2%) Fe(5%) Mn(100%) Cr(10%) 2 10 Ni(68%) Ni(26%) Fe(2%) Ni(1%) 1 10 Co(100%) 0 10 50 52 54 56 Masse [a.m.u] 58 60 62 Abbildung 4.23: Massenspektrum von Verunreinigungen 4.22. Der wesentliche Unterschied in den Betriebsparametern ist die Reduktion der Primärionen-Intensität, welche sich in einer deutlich reduzierten Sputterrate zeigt. Alle fünf Titan-Isotope verschwinden wenn die Grenzfläche erreicht wird, und die drei Isotope des Silizium erscheinen wie erwartet einige Zeit vorher. Mit diesen Parametern wurde es möglich, nach Verunreinigungen in den Schichten zu suchen. Abbildung 4.23 zeigt das Massenspektrum von Verunreinigungen in einer Titandioxydschicht. Eine Offset-Spannung wurde angelegt um Masseninterferenzen zu reduzieren. Dies ist möglich, weil die Energieverteilung von gesputterten atomaren Clustern in Richtung hoher Energien viel schneller abklingt, als jene einzelner Atome. Die Abbildung zeigt deutlich, dass die Bestandteile von Edelstahl, dem Material aus dem die Vakuumkammer besteht, in der Schicht zu finden sind. Das Massenspektrum zeigt Eisen, Chrom, Nickel und Mangan. Vanadium ist ebenfalls präsent, aber ein Teil dieses Signals kann auch eine Interferenz von 50 Ti mit Wasserstoff sein. Die Abbildung zeigt ebenfalls das sehr niedrige Rauschen des Elektronen-Multipliers. Die Zählrate, welche durch Rauschen verursacht wird, beträgt nur etwa 1 Count pro Sekunde, was ein sehr gutes Signal-zu-Rausch-Verhältnis ergibt. 85 4 Untersuchungen an optischen Schichten 4.3.2 Ergebnisse der Messungen In unserer Ionenstrahl-Sputter-Anlage wurden zwei Substrate mit einer Siliziumdioxid-Schicht beschichtet. Das erste wurde ohne BEN unter Zuhilfenahme der zusätzlichen Elektronenquelle beschichtet. Das zweite wurde mit der bipolaren Extraktion hergestellt. Dabei wurden die sonstigen Beschichtungsparameter, soweit das mit der veränderten Ansteuerung vereinbar war, gleich gehalten. Beide Schichten wurden mit einer zusätzlichen dünnen Goldschicht überzogen, um die Verunreinigungsanalyse mit SIMS zu ermöglichen. Im Folgenden werden die Ergebnisse im direkten Vergleich vorgestellt. Vergleich der Silizium − Signale 8 Vergleich der 58−Nickel und 60−Nickel − Signale 3 10 10 Zählrate pro Sekunde Zählrate pro Sekunde 28Si 7 10 29Si 30Si 6 10 58−Nickel 2 10 mit BEN 1 10 60−Nickel ohne BEN 5 10 0 0 500 1000 1500 2000 2500 Abbildung 4.24: Silizium-Signale. 10 0 500 1000 1500 2000 2500 Abbildung 4.25: Nickel-Signale. Abbildung 4.24 zeigt zunächst die Zählraten der drei Silizium-Isotope. Die Zählrate von 30 Si weist einen Sprung auf. Dieser erklärt sich durch den Wechsel des Detektors von Elektronen-Multiplier zu Faraday-Cup. Man sieht sehr schön, dass die Zählraten bei beiden Proben gleich hoch sind. Dies ist die Voraussetzung für einen direkten Vergleich der nun folgenden Verunreinigungen. Auch ist, wie zu erwarten, kein Übergang von der Schicht in das Substrat zu sehen. Abbildung 4.25 zeigt den Vergleich der Nickel-Isotope 58 Ni und 60 Ni. Im Falle des 60 Ni zeigt sich eine leichte Erhöhung in der BEN-Schicht. Da bei beiden Isotopen eine wahrscheinliche Masseninterferenz mit 29 Si2 und 30 Si2 vorliegt, ist diese Aussage mit etwas Vorsicht zu interpretieren. Da das 30 SiIsotop seltener ist, als das 29 Si-Isotop, zeigt sich der erhöhte Nickelgehalt hier deutlicher. Es kann von einem erhöhten Nickelgehalt in der Schicht ausgegangen werden. 86 4.3 Messung der Verunreinigung mit SIMS Vergleich der Aluminium − Signale 4 10 3 Zählrate pro Sekunde Zählrate pro Sekunde Vergleich der Kohlenstoff − Signale 4 10 10 ohne BEN 2 10 1 10 3 10 ohne BEN 2 10 mit BEN mit BEN 0 10 1 0 500 1000 1500 2000 2500 10 0 500 1000 1500 2000 2500 Abbildung 4.26: Aluminium-Signale. Abbildung 4.27: Kohlenstoff-Signale. Abbildung 4.26 zeigt den Vergleich der Aluminium Zählraten. Hier ist deutlich der um einen Faktor von etwa drei höhere Aluminiumgehalt in der BEN-Probe zu erkennen. Man sieht hier ebenfalls sehr gut den Übergang von der Schicht zum Substrat nach einer Sputterzeit von etwa 11 Minuten. Die Erhöhung der Verunreinigungssignale an einer Grenzfläche ist typisch bei SIMS-Untersuchungen. Ebenso sieht man sehr schön das Abklingen der Verunreinigungssignale nach Übergang in das Substrat. Abbildung 4.27 zeigt das Kohlenstoff-Signal. Dieses Signal ist von Interesse, da das Extraktionsgitter der Quelle aus Kohlenstoff besteht. Leider hat das SIMS-Gerät speziell bei Kohlenstoff einen erhöhten Untergrund, welcher durch die ölhaltigen Vakuumvorpumpen erzeugt wird. Dies stellt praktisch einen Konstruktionsfehler des Geräts dar. Dennoch sind die Bedingungen bei beiden Proben die gleichen und ein Vergleich daher möglich. Zunächst sieht man eine Erhöhung des Signals am Anfang auf der Oberfläche der Probe. Dies entsteht durch den Abtrag des dünnen Ölfilms, der alle Oberflächen mit einer dünnen Schicht bedeckt. Nach Abklingen dieses Oberflächen-Effekts zeigt sich in der Schicht kein erhöhter Kohlenstoffgehalt der BEN-Probe gegenüber der anderen. Es liegt somit kein Anzeichen für eine erhöhte Gitter-Erosion durch den BEN-Betrieb vor. Abbildung 4.28 und 4.29 zeigen die Chrom-Isotope 52 Cr und 53 Cr. Beide Isotope sind um den gleichen Faktor von etwa drei erhöht. Auch verschwinden beide Signale nach dem Übergang in das Substrat. Dies ist ein Zeichen dafür, dass keine Masseninterferenz mit dem Matrix-Signal Silizium vorliegt. 87 4 Untersuchungen an optischen Schichten Vergleich der 52−Chrom − Signale 3 10 Zählrate pro Sekunde Zählrate pro Sekunde Vergleich der 53−Chrom − Signale 2 10 mit BEN 2 10 ohne BEN 1 10 mit BEN 1 10 ohne BEN 0 10 0 0 500 1000 1500 2000 10 2500 Abbildung 4.28: Chrom-52-Signale. 0 500 1000 1500 2000 2500 Abbildung 4.29: Chrom-53-Signale. Abbildung 4.30 und 4.31 zeigen die drei Eisen-Isotope 54 Fe, 56 Fe und Fe. Im Falle des 54 Fe-Isotops liegt keine Masseninterferenz mit Silizium vor. Auch hier findet sich eine Erhöhung in der BEN-Schicht um den gleichen Faktor von etwa drei. Die beiden anderen Isotope, 56 Fe und 57 Fe, sind mit großer Sicherheit Masseninterferenzen mit Silizium-Signalen. Dies zeigt sich bereits deutlich an dem fehlenden Abklingen der Zählrate bei Übergang in das Substrat. 57 Vergleich der 54−Eisen − Signale 2 Vergleich der 56−Eisen und 57−Eisen − Signale 4 10 10 Zählrate pro Sekunde Zählrate pro Sekunde mit BEN 1 10 ohne BEN 0 10 3 10 57−Eisen 2 0 500 1000 1500 2000 2500 Abbildung 4.30: Eisen-54-Signale. 88 56−Eisen 10 0 500 1000 1500 2000 2500 Abbildung 4.31: Eisen-56/57-Signale. 4.4 Zusammenfassung der Ergebnisse 4.4 Zusammenfassung der Ergebnisse Die Projektarbeit begann mit der Aufgabe, die am Forschungszentrum für Mikrostrukturtechnik fmt“ der Bergischen Universität Gesamthochschule ” Wuppertal entwickelte hochfrequente Umschalteinheit BEN an unserer Breitstrahl ECR Ionenquelle in Betrieb zu nehmen. Diese, von Anfang an als problematisch erwartete, Anpassung erforderte eine lange Zeit von Versuchen und Umbauten. Der Auslieferungszustand von BEN sah einen Betrieb mit drei Hochfrequenzschaltern und zwei Netzteilen vor. Insbesondere traten Instabilitäten mit der Regelungselektronik unserer Netzteile auf. Auch die hohe kapazitive Last der großen Extraktionsgitter stellte ein Problem dar. Das Endstadium unserer modifizierten Version benötigt nun drei Netzteile und kommt mit zwei Hochfrequenzschaltern aus. Nachdem ein stabiler Betrieb von BEN gewährleistet war, wurde die Strahlqualität der Ionen- und Elektronenextraktion untersucht. Es kamen dabei sowohl Zweigitter- als auch Dreigitter-Systeme zum Einsatz. Bei reiner Ionenextraktion wurden Betriebsparameter gefunden, welche eine radiale Ionen-Intensitätsverteilung mit ausreichend ebenem Plateau ergeben. Bei der Elektronenextraktion macht sich das langreichweitige magnetische Feld der ECR-Quelle bemerkbar. Die Elektronen fliegen bevorzugt entlang der magnetischen Feldlinien. Dabei bildet sich eine hexagonförmige Intensitätsverteilung aus. Im bipolaren Betrieb der Quelle konnte die angestrebte zeitliche Ladungsneutralität auf dem Target erreicht werden. Mit diesen Betriebsparametern waren nun sowohl Ätzungen als auch optische Beschichtungen möglich. Mit dem Verfahren des Ionen-Strahl-Sputterns wurden dann optische Silizium-Dioxyd-Schichten hergestellt. Um einen direkten Vergleich zu ermöglichen, wurden zwei Serien beschichtet. Eine auf die herkömmliche Art, mit der ECR-Quelle im Ionen-Dauerbetrieb und dem Einsatz des Neutralisators der Anlage und eine zweite Serie mit Einsatz von BEN im bipolaren Betrieb der ECR-Quelle. Ein langsameres Aufwachsen der Schicht auf dem Substrat im Tastverhältnis der Zeiten von Ionen zu Elektronen Extraktion wurde erwartet. Die tatsächlichen Beschichtungszeiten bei Betrieb mit BEN waren dabei jedoch deutlich höher als aufgrund des Tastverhältnis erwartet. Die hergestellten optischen Schichten wurden dann einer eingehenden Analytik unterzogen. Zunächst wurden Absorptionsmessungen mit dem Verfahren der Photothermischen Strahlablenkung durchgeführt. Der Aufbau des Geräts wurde hierzu mit einem hochgenauen Mikroskopverschiebetisch erweitert, welcher auch ortsaufgelöste Messungen ermöglichte. Die Absorptions- 89 4 Untersuchungen an optischen Schichten messungen ergaben keinen signifikanten Unterschied zwischen den Schichten mit und ohne BEN. Dies sowohl in der Höhe der Absorption, als auch der Qualität der Oberfläche der Proben. Anschließendes Ausheizen der Schichten lieferte die gleichen Werte. Daraufhin wurden Messungen, der in die Schichten eingebauten Verunreinigungen, mit dem Verfahren der Sekundär-IonenMassenspektrometrie SIMS durchgeführt. Dies hat folgende Ergebnisse erbracht: zunächst wurde eine Erhöhung der Verunreinigungen Eisen, Chrom und Nickel um jeweils etwa einen Faktor drei gemessen. Dies sind allesamt die Bestandteile von Edelstahl, dem Material aus dem die Vakuumkammer der Beschichtungsanlage hergestellt ist. Ebenfalls wurde eine Erhöhung des Aluminium-Signals um den gleichen Faktor gemessen. Aluminium ist ebenfalls in Form von inneren Aufbauten in der Vakuumkammer gegenwärtig. Dies legt den Schluss nahe, dass der Ionenstrahl bei BEN-Betrieb eine erhöhte Divergenz aufweist, und so eine verstärkte Erosion von Abschirmungen und Aufbauten in der Vakuumkammer bewirkt. In die Schicht wird letztlich alles eingebaut, was an abgesputterten Atomen in der Vakuumkammer verfügbar ist. Erstaunlicherweise ist jedoch das Kohlenstoff-Signal nicht erhöht. Daraus ist zu schließen, dass der gepulste Betrieb der Ionenquelle keine höhere Erosion des Extraktionsgitters der Ionenquelle bewirkt, als der DC-Betrieb. Die mit bipolarer Extraktion hergestellten optischen Silizium-DioxydSchichten sind nach unseren Ergebnissen nicht sauberer als die auf herkömmliche Weise beschichteten. Jedoch hat der höhere Gehalt an Verunreinigungen keine Auswirkung auf die Absorption der Schichten und damit auf die optische Qualität der Schichten. Als signifikanter Nachteil bleibt die erheblich längere Zeit, welche zur Herstellung einer Schicht bestimmter Dicke erforderlich ist. Das Verfahren des Ionenstrahl-Sputterns hat ohnehin den Nachteil sehr langer Beschichtungszeiten und damit auch hoher Kosten. Der Einsatz von BEN bewirkt keine weitere Verbesserung der optischen Qualität der Schichten, erhöht aber die Beschichtungszeit auf ein Vielfaches. Damit rückt er das Verfahren vollends in den unwirtschaftlichen Bereich. Nach unseren Ergebnissen ist daher der Einsatz der bipolaren Extraktion bei IonenstrahlSputter-Beschichtungen nicht sinnvoll. Deutlich positiver sieht die Bilanz beim Ionenstrahlätzen aus. Ursache hiervon ist, dass bei Ionenstrahlätzen deutlich niedrigere Ionenströme für einen optimalen Prozess notwendig sind als beim Ionenstrahlbeschichten. In unserem Teststand konnten mit Hilfe der bipolaren Extraktionstechnik Strukturen in Glasplatten geätzt werden, welche die Herstellung berechneter diffraktiver optischer Elemente ermöglichten. Das Haupteinsatzgebiet des BEN dürfte daher auf dem Gebiet des Ionenstrahlätzens liegen. 90 5 Messung des Temperaturleitwerts In diesem Kapitel wird das Verfahren der photothermischen Strahlablenkung zur Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit gradierter Werkstoffe eingesetzt. Diese Untersuchungen wurden im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit dem Institut Nichtmetallisch Anorganische Werkstoffe“ im Fach” bereich Materialwissenschaft der TU-Darmstadt ausgeführt. Bis heute gibt es nur sehr wenige Arbeiten, bei denen die Temperaturleitfähigkeit von Gradientenwerkstoffen gemessen wurde. Prinzipiell wurden dabei zwei Verfahren eingesetzt, welche beide entscheidende Nachteile aufweisen: Die Leitfähigkeit wird an einzelnen homogenen Proben der gleichen chemischen Zusammensetzung gemessen. Hierbei kam vor allem die Laser-FlashMethode zum Einsatz [41]. Dies hat aber eine Reihe grundsätzlicher Nachteile. Der wichtigste ist, dass die Temperaturleitfähigkeit stark vom Gefüge abhängt. Das Gefüge der homogenen Probe muss also ein genaues Abbild des Gefüges des Gradientenwerkstoffs sein. Bei manchen Proben ist dies nur schwer oder gar nicht realisierbar. Eine weitere Möglichkeit ist das Zerschneiden der Probe in dünne, als homogen zu betrachtende, Scheiben. Dies zerstört jedoch die Probe und der Schnittverlust ist erheblich. Auch ist die Auswertung der Messung wegen der restlichen Inhomogenität problematisch [73]. Außerdem ist dieses Verfahren nur für eindimensionale Gradienten geeignet. Ferner kann die Temperaturleitfähigkeit durch IR-Radiometrie gemessen werden. Hierzu wird eine zylindrische Probe entlang der Zylinderachse mit einem schmalen Schlitz versehen und die Probe am oberen Ende beheizt. Das sich im Schlitz einstellende Temperaturprofil kann mit einer InfrarotKamera vermessen werden. Aus dem gemessenen Verlauf der Temperatur kann die gesuchte Temperaturleitfähigkeit bestimmt werden [74]. Diese Methode erfordert jedoch eine Symmetrie des Gradienten und bietet nur geringe 91 5 Messung des Temperaturleitwerts Ortsauflösung. Auch sie zerstört die Probe wegen des erforderlichen Schlitzes. Das Verfahren der photothermischen Strahlablenkung vermeidet diese Nachteile. Es bietet eine hohe Ortsauflösung und zerstört die Probe nicht. In dieser Arbeit werden die Proben in Reflexion vermessen, wobei die Ablenkung des Messlasers hauptsächlich an der thermischen Verformung der Probenoberfläche erfolgt. Aus der Phase des Messwerts, als Funktion des Orts, kann der gesuchte Wert der Temperaturleitfähigkeit bestimmt werden. Im ersten Abschnitt werden die Grundlagen dieser Bestimmung vorgestellt. Hierbei ist besonders auf die Abhängigkeit des Messwerts von der Modulationsfrequenz zu achten. Verbundwerkstoffe setzen sich aus zwei Phasen mit optisch stark unterschiedlichen Eigenschaften zusammen. Diese Struktur stört die Reflexion des Messlasers an der Probenoberfläche. Außerdem treten Speckles auf. Diese Effekte werden näher beschrieben. Bei bestimmten Proben sind Maßnahmen zur Verbesserung der Reflexion unumgänglich. Hier bewährte sich eine dünne Beschichtung mit Aluminium. Erste Messungen wurden zunächst an homogenen Proben durchgeführt. Die weit verbreitete Methode zur Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit ist die Laser-Flash Methode, deren Funktionsprinzip kurz vorgestellt wird. Das Verfahren des PTD muss sich an dieser etablierten Methode messen lassen. Mit Proben, deren Temperaturleitfähigkeiten einen weiten Bereich abdecken, konnte eine sehr gute Übereinstimmung der Messwerte gezeigt werden. Nun konnte das Verfahren des PTD auf Verbundwerkstoffe angewendet werden. Auf ihre Herstellung und Verwendung wird zunächst kurz eingegangen. Die Struktur dieser Proben erfordert eine nicht zu hoch gewählte Ortsauflösung der Messung, da andernfalls nur noch der Temperaturleitwert einzelner Körner gemessen wird. Schließlich gelangen erste Messungen an Gradientenwerkstoffen. Mit der hohen Ortsauflösung des Messgeräts kann der Temperaturleitwert im Übergangsbereich zwischen zwei Materialien bestimmt werden. 5.1 Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit Physikalisch betrachtet ist Wärmeleitung ein Energie-Diffusionsprozess. In der photothermischen Messtechnik wird oft der Begriff der thermischen Welle gebraucht [75]. Dies geschieht, indem die Wärmeleitungsgleichung analog zur Wellengleichung behandelt wird. Da in der Wärmeleitungsgleichung der zweiten Ableitung nach dem Ort nur die erste Ableitung nach der Zeit ge- 92 5.1 Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit genübersteht existiert keine rücktreibende Kraft und das Ergebnis sind stark gedämpfte Wellen. 5.1.1 Thermische Wellen Hier wird dieser Ansatz nur dazu benutzt, die Kodierung der Temperaturleitfähigkeit k in der Phase des Messwerts anschaulich darzustellen. Ausgegangen wird von der homogenen Wärmeleitungsgleichung: T (r, t) − 1 Ṫ (r, t) = 0 k k= λ ρCp (5.1) Für die thermische Welle wird eine ebene Welle mit Wellenvektor q und Kreisfrequenz ω angesetzt: T (r, t) = T0 exp[i( q · r − ωt)] (5.2) Das Einsetzen von Ansatz (5.2) in Gleichung (5.1) liefert sofort die Dispersionsrelation thermischer Wellen (5.3): ω ω 2 =⇒ q = q(ω) = (1 + i) (5.3) q = i k 2k q0 ist der Einheitsvektor in Ausbreitungsrichtung. Damit kann der Wellenvektor wie folgt geschrieben werden: ω 1 q = (1 + i) · q0 = (1 + i) · q0 (5.4) 2k µ Hier wurde als Abkürzung die thermische Diffusionslänge µ eingeführt. Dies wird in den Ansatz (5.2) der thermischen Welle eingesetzt: T (r, t) = T0 exp[i( q0 · r q0 · r − ωt)] exp[− ] µ µ (5.5) In dieser Form ist die stark gedämpfte thermische Welle gut erkennbar. Auf der Strecke µ fällt die Amplitude auf 1e und die Phase ändert sich um 1 rad. Die Steigung m der Phase ist aus dem Messwert bestimmbar. Damit ergibt sich folgende Formel zur Bestimmung der gesuchten Temperaturleitfähigkeit: ω πf 1 = (5.6) m= = µ 2k k 93 5 Messung des Temperaturleitwerts Gleichung (5.6) wurde für die Wärmeleitungsgleichung ohne Quellterm hergeleitet. In der Praxis sind die Verhältnisse jedoch komplizierter. Dennoch kann diese Formel zur Auswertung benutzt werden. Für praktische Messungen ist hierzu nur noch ein Korrekturfaktor γ einzuführen: 1 m= = µ πf γk (5.7) In seinen Wert gehen die Eigenschaften des gesamten Aufbaus ein. So hängt sein Wert von den Eigenschaften der Probe, den Radien der beiden Laser und der Geometrie des verwendeten Messaufbaus ab. In der Literatur werden Werte zwischen eins und zwei genannt [76]. Zu seiner Bestimmung wurden hier die Formeln aus dem Kapitel Theorie“ numerisch ausgewertet. ” Dazu wird ein Scan aus vielen Punkten numerisch berechnet. Aus diesen komplexen Zahlen wird die Phase bestimmt und über den Ort aufgetragen. Aus diesen berechneten Verläufen der Phase wird wiederum numerisch die Steigung der Phase bestimmt. Da die zur numerischen Simulation verwendete Temperaturleitfähigkeit k bekannt ist, kann durch Anpassen der Gleichung (5.7) der Faktor γ bestimmt werden. Für diesen Aufbau ergibt sich ein Wert von γ ∼ = 1, 97 ≈ 2. 5.1.2 Frequenzabhängigkeit des Messwerts Die hier untersuchten Proben sind optisch nicht transparent und müssen in Reflexion vermessen werden. Dabei ist der Einfluss der Oberflächenbeule dominierend. Aus (5.7) erwartet man eine lineare Abhängigkeit der Phasensteigung m von der Wurzel der Frequenz f . Diese Gleichung wurde jedoch nur anhand der einfachen Wärmeleitungsgleichung ohne Wärmequelle hergeleitet. Die Grundgleichung der Elastodynamik homogener isotroper Medien, welche die thermoelastische Verformung der Probenoberfläche beschreibt, ist jedoch wesentlich komplizierter. Abbildung 5.1 zeigt die Frequenzabhängigkeit, der aus der Phasensteigung bestimmten Temperaturleitfähigkeit. Die durchgezogene Linie ist das Ergebnis einer numerischen Auswertung der Strahlablenkung an der Oberflächenbeule. Die Temperaturleitfähigkeit weist bei einer bestimmten Frequenz ein Minimum auf. Da in der Gleichung nur der Quotient ωk auftritt, ist der relative Verlauf ist für alle Werte der Temperaturleitfähigkeit gleich und die Lage dieses Minimum kann normiert angegeben werden. Zu niedrigen 94 0 Normierter Temperaturleitwert [k / k ] 5.1 Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit Temperaturleitwert als Fktn der Frequenz. Gemessen (+) und Berechnet 2 1.8 1.6 1.4 1.2 1 0.8 −2 10 −1 0 10 10 Normierte Modulationsfrequenz [ω / ω ] 1 10 0 Abbildung 5.1: Temperaturleitwert aus der Phasensteigung der Oberflächenbeule als Funktion der Frequenz. Berechnete Kurve mit eingetragenen Messwerten. und hohen Frequenzen hin steigt der Wert der Temperaturleitfähigkeit an. Dieser Verlauf wird experimentell gut bestätigt. Abbildung 5.2 verdeutlicht diesen Effekt. Er entsteht durch Anwendung von (5.7) auf die Oberflächenbeule. Diese lineare Abhängigkeit der Steigung von der Wurzel der Modulationsfrequenz tangiert die tatsächliche Abhängigkeit nur. Im Bereich kleiner und größerer Frequenzen ist die Steigung kleiner, und damit die mit (5.7) errechnete Temperaturleitfähigkeit größer. Dies wird durch die quadratische Abhängigkeit weiter verstärkt. In der Abbildung wurde der besseren Lesbarkeit wegen der reziproke Wert der Phasensteigung, die thermische Diffusionslänge, angegeben. Die Wahl der Modulationsfrequenz f ist der freie Parameter der Messung. Der frequenzabhängige Verlauf der Reflektion an der Oberflächenbeule schränkt die Wahl der Modulationsfrequenz stark ein, wenn man mit (5.7) richtige Resultate erhalten will. Dieser theoretische und experimentelle Befund scheint zunächst die Brauchbarkeit in Frage zu stellen. Doch die richtige Wahl der Frequenz lässt sich sehr leicht bei der Messung überprüfen. Es ist lediglich darauf zu achten, dass die Steigung der Phase einen bestimmten Wert besitzt. Der reziproke Wert der thermischen Diffusionslänge liefert an- 95 5 Messung des Temperaturleitwerts Lineare und berechnete Phasensteigung als Funktion der Frequenz Phasensteigung [mrad / µm] 10 8 6 4 2 0 0 10 20 30 40 50 Wurzel der Modulationsfrequenz 60 70 Abbildung 5.2: Berechneter Verlauf der Phasensteigung als Funktion der Frequenz für Kupfer. Die Kurve mit linearer Abhängigkeit von der Wurzel der Frequenz tangiert diesen Verlauf. schaulichere Werte. Für diesen Aufbau ist die Modulationsfrequenz so zu wählen, dass die thermische Diffusionslänge etwa 250 µm beträgt. Eine Abweichung um einen Faktor zwei nach oben oder unten liefert noch brauchbare Ergebnisse. Abbildung 5.1 zeigt, dass in diesen Grenzen der Fehler innerhalb weniger Prozent bleibt. Messungen bei kleineren Frequenzen sind nicht sinnvoll, da hier die Steigung der Phase sehr klein und damit der Messfehler groß ist. Bei hohen Frequenzen wird der Bereich mit linearer Steigung immer kleiner und damit nur schwer bestimmbar. Sinnvolle Messungen sind damit nur im oben beschriebenen Bereich möglich. Eine denkbare Auswertung mit einer komplizierteren, an den tatsächlichen Verlauf angepassten, Formel erübrigt sich damit. 5.1.3 Bestimmung des Messfehlers Nach Gleichung (5.7) hat die Phase eine lineare Steigung m. Der lineare Bereich einer gemessenen Phase ist jedoch keine mathematische Gerade, sondern hat eine, durch die Summe aller Messfehler verursachte, endliche Breite. 96 5.1 Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit Mit dem Verfahren der kleinsten Fehlerquadrate wird zur Bestimmung der Steigung m die optimale Ausgleichs-Gerade bestimmt. Die obere Hälfte von Abbildung 5.3 zeigt den Verlauf einer gemessenen Phase mit dem linearen Fit. Bestimmung der Steigung m eines gemessenen Phasenverlaufs Phase [°] 200 150 100 Phase [°] 50 100 150 200 250 Bestimmung des Fehlers ∆m aus Standardabweichung durch Scanlänge 4 2 0 −2 −4 100 150 200 250 Position [µm] Abbildung 5.3: Definition des Messfehlers der Phasensteigung am Beispiel einer Messung Der Fehler einer solchen Ausgleichs-Geraden kann z.B. graphisch durch weitere Geraden mit maximaler oder minimaler Steigung abgeschätzt werden. Hier wird eine Definition gewählt, die an diese Methode angelehnt ist. Nach dem Fitten wird die Standardabweichung der Differenz von Messsignal und Fit gebildet. Dies ist ein Maß für die Breite der Linie. Die untere Hälfte von Abbildung 5.3 verdeutlicht dies. Der Fehler der Steigung m wird nun als Quotient der Standardabweichung und der Länge des Scans L definiert: ∆m = Std(y − yf ) L (5.8) Dies ist sinnvoll, da der Fehler mit zunehmender Länge des Scans kleiner wird und bei idealem Verlauf (Standardabweichung ist Null) ganz verschwindet. Der Fehler ∆m/m der gemessenen Steigung liegt meist um ein Prozent. 97 5 Messung des Temperaturleitwerts Der Fehler der gesuchten Temperaturleitfähigkeit ist jedoch wegen der quadratischen Abhängigkeit von der Steigung doppelt so groß und liegt in der Regel bei 1 bis 3 Prozent. 5.2 Reflexionsvermögen der Proben Die Bestimmung des Temperaturleitwerts in Reflexion stellt Mindestanforderungen an die Oberflächenqualität der Probe. Eine gute optische Oberfläche reflektiert den Messlaser ohne sein Strahlprofil merklich zu stören. Die zu vermessenden Werkstoffe weisen jedoch eine Struktur auf, die den Laser empfindlich stören kann. Streulicht und Speckles sind die Folge. In diesem Abschnitt wird das Reflexionsvermögen der Proben näher untersucht. Die hierzu eingesetzten Aufbauten werden kurz vorgestellt. Streulicht und Reflexion werden quantitativ, die Speckles qualitativ untersucht. 5.2.1 Verwendete Messgeräte Die Struktur der Proben wurde mit Hilfe eines Differential-Interferenz-Kontrast-(DIC)-Mikroskops sichtbar gemacht. Abbildung 5.4 zeigt schematisch die Funktion eines solchen Mikroskops. Zw isc h b en ild An aly s r ato ll Wo as p ton ris ma 2 tiv jek Ob Ob jek t Ko nd en r so ll Wo as p ton ris ma 1 Po lar isa tor Abbildung 5.4: Funktions-Prinzip des Differential-InterferenzKontrast-(DIC)-Mikroskops. Das Licht wird zunächst linear polarisiert und anschließend durch ein spezielles Prisma in zwei Teilstrahlen mit orthogonaler Polarisation aufgespalten. Die beiden Strahlen treffen dicht benachbart auf die Probe. Ihr Abstand voneinander ist kleiner als die optische Auflösung des Mikroskops. Die beiden Bilder werden anschließend wieder vereinigt und zur Interferenz gebracht. Durch den Kontrast entsteht ein Relief. Auf diese Weise werden geringste 98 5.2 Reflexionsvermögen der Proben Höhen- oder Phasenunterschiede kontrastreich dargestellt. In der Abbildung ist das Verfahren der besseren Übersicht wegen in Transmission dargestellt, das Mikroskop arbeitet jedoch in Reflexion mit dem durch das Objektiv einfallende Licht. Zur qualitativen Untersuchung der Speckles wurde der einfache Aufbau aus Abbildung 5.5 verwendet. Die zu untersuchende Probe befindet sich vor einem weißen Blatt Papier auf einem Halter. Der Laser fällt von hinten durch das linke Loch im Papier auf die Probe. Der geometrische Reflex der Probe kann durch das rechte Loch im Papier entweichen. Auf dem Blatt werden somit nur das Streulicht und die Speckles sichtbar. Mit einer Digitalkamera wurden die Bilder dokumentiert. Abbildung 5.5: Experimenteller Aufbau zur Aufnahme der Speckles-Bilder. Das Streulicht und die Reflexion der Proben können mit Hilfe einer Ulbrichtkugel quantitativ bestimmt werden [77]. Abbildung 5.6 zeigt eine Skizze des verwendeten Aufbaus. Die Kugel besitzt vier Öffnungen. Durch eine Öffnung tritt der Laser in die Kugel ein und trifft auf die vor der gegenüberliegenden Öffnung platzierten Probe. Der geometrische Reflex kann durch eine weitere Öffnung wieder entweichen. Diese ist jedoch verschließbar, so dass dieser Anteil in die Messung einbezogen werden kann. Die Beschichtung auf der Innenseite der Kugel sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des von der Probe ausgehenden Lichts, welches mit einer Fotodiode in der letzten Öffnung gemessen wird. Aus zwei Messungen mit offener (S) und geschlossener (S+R) Austrittsöffnung kann Streulicht (S) und Reflexion (R) der Probe bestimmt werden. 99 5 Messung des Temperaturleitwerts Verschließbare Austrittsöffnung Laser Probe Streulicht Photodiode Abbildung 5.6: Messung des Streulichts und der Reflexion einer Probe mit der Ulbrichtkugel. 5.2.2 Struktur, Streulicht und Speckles Streulicht, Reflexion und Absorption verschiedener Proben wurden mit Hilfe der Ulbrichtkugel bestimmt. Tabelle 5.1 fasst die Ergebnisse zusammen. Al2 O3 Al2 O3 /Al Al2 O3 /N i3 Al (15 %) Al2 O3 /N i3 Al (23 %) Al2 O3 /N i3 Al (30 %) W/Cu Cu S [%] 76,0 29,4 11,5 17,4 14,9 7,1 1,4 R [%] 2,8 1,5 6,8 3,6 10,7 56,7 93,3 A [%] 21,2 69,1 81,7 79,0 74,4 36,2 5,3 Tabelle 5.1: Messungen des Streulichts (S), der Reflektivität (R) und der Absorption (A=1-S-R) mit der Ulbrichtkugel. Das Streulicht von reinem Aluminiumoxid ist besonders hoch. Diese Probe ist teilweise transparent und der Laser dringt tief in das Material ein. 100 5.2 Reflexionsvermögen der Proben Das Streulicht kommt nicht nur von der Oberfläche, sondern auch aus tieferen Schichten. Der optische Eindruck des Speckles-Bilds in Abbildung 5.7 bestätigt diese Messung. Die zweite Probe ist ein Verbundwerkstoff aus Aluminiumoxid mit Aluminium. Der Metallgehalt reduziert das Streulicht signifikant. Der hohe Wert der Absorption erklärt sich durch das Eindringen von Licht in tiefere Schichten, aus denen es nicht mehr entweichen kann. Dies gilt auch für alle anderen auf Aluminiumoxid basierenden Verbundwerkstoffe. Eine Aufnahme der Struktur und das Speckles-Bild finden sich in Abbildung 5.8. Abbildung 5.7: Material: Al2 O3 . DIC-Mikroskop Aufnahme (125 x 84 µm) der Oberfläche links und Speckles-Bild rechts. Abbildung 5.8: Material: Al2 O3 /Al. DIC-Mikroskop Aufnahme (125 x 84 µm) der Oberfläche links und Speckles-Bild rechts. Das Streulicht der Proben Al2 O3 /N i3 Al ist wegen des höheren Metallgehalts weiter reduziert (siehe Abbildung 5.9). Das Mikroskop-Foto zeigt sehr 101 5 Messung des Temperaturleitwerts schön die im Aluminiumoxid eingeschlossene metallische Phase. Diese Probe reflektiert den Laser ausreichend gut und kann ohne eine die Reflexion verbessernde Beschichtung vermessen werden. Abbildung 5.9: Material: Al2 O3 /Ni3 Al. DIC-Mikroskop Aufnahme (125 x 84 µm) der Oberfläche links und Speckles-Bild rechts. Abbildung 5.10: Material: Wolfram-Kupfer (W/Cu). DIC-Mikroskop Aufnahme (125 x 84 µm) der Oberfläche links und Speckles-Bild rechts. Die metallischen Proben haben schließlich, wie erwartet, eine sehr hohe Reflexion und nur wenig Streulicht. In Abbildung 5.10 ist sehr deutlich die Struktur von Wolfram-Kupfer zu erkennen. Trotz guter Politur erzeugen die unterschiedlichen Phasen ein deutliches Speckles-Bild. Abbildung 5.11 zeigt die Aufnahme von reinem Kupfer. Hier sind die Spuren der Politur zu sehen, welche für den Laser wie ein Reflexionsgitter wirken. 102 5.2 Reflexionsvermögen der Proben Abbildung 5.11: Material: Kupfer (Cu). DIC-Mikroskop Aufnahme (125 x 84 µm) der Oberfläche links und Speckles-Bild rechts. Die Messungen zeigen, dass eine Probe umso besser reflektiert, je höher ihr Gehalt an Metall ist. Jedoch streuen insbesondere teilweise transparente Proben das Licht des Messlasers so stark, dass Messungen ohne weitere Maßnahmen nicht möglich sind. 5.2.3 Verbesserung der Reflexion In Rahmen des Projekts war die Messung von Aluminiumoxid-Aluminium von Bedeutung. Wie bei reinem Aluminiumoxid ist das Reflexionsvermögen dieser Probe jedoch nicht ausreichend. Der deformierte Reflex lässt sich nicht so auf der Quadrantendiode zentrieren, dass die Differenzsignale verschwinden. Hier wurde mit einer dünnen Beschichtung der Proben experimentiert. Da die thermische Diffusionslänge der Messung bei 250 µm liegt, sollte eine dünne Schicht von weniger als 1 µm die Messung nur unwesentlich beeinflussen. Zunächst wurde Gold als Beschichtungsmaterial verwendet. Es haftet jedoch auf diesen Proben nur sehr schlecht. Schon nach kurzer Zeit bilden sich Risse in der Goldschicht, was auch zu einem schlechten Wärmekontakt zwischen Schicht und Probe führt. Besser eignet sich Aluminium. Es haftet gut und seine glänzende Oberfläche verbessert die Reflexion stark. Aluminium hat einen hohen Temperaturleitwert. Der Einfluss auf die Messung sollte daher insbesondere bei Proben mit kleiner Temperaturleitfähigkeit am größten sein. Experimentell wurde dieser Einfluss an metallischen Proben untersucht, welche mit und ohne Beschichtung messbar sind. Insbesondere Edelstahl war wegen seiner 103 5 Messung des Temperaturleitwerts sehr niedrigen Temperaturleitfähigkeit zum Vergleich interessant. Im Rahmen der Messgenauigkeit von wenigen Prozent konnte keine Veränderung der gemessenen Temperaturleitfähigkeit von 0,04 cm2 /s durch die Beschichtung festgestellt werden. 5.3 Messungen an homogenen Proben Die Standardmethode zur Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit in der Materialwissenschaft ist die Messung mit der Laser-Flash-Methode. Von besonderem Interesse war daher zunächst der Nachweis, dass die Methode der photothermischen Strahlablenkung vergleichbare Resultate liefert. Zu diesem Zweck wurden mit Hilfe einer Tabelle metallische Proben ausgewählt, deren Temperaturleitfähigkeit einen großen Bereich abdecken [78]. Die Temperaturleitfähigkeit der meisten Materialien liegt zwischen 0,01 und 1 cm2 /s. Darunter liegen poröse Materialien, welche hier jedoch nicht von Interesse sind [79]. Alle verwendeten Proben wurden aus den Vorräten unserer Werkstatt entnommen. Dabei handelt es sich nicht um reine Metalle, sondern um Legierungen. Die Legierungen Kupfer (ca. 0,94 cm2 /s) und Edelstahl (ca. 0,04 cm2 /s) markieren ungefähr das obere und untere Ende der Temperaturleitfähigkeiten, welche in dieser Arbeit vermessenen wurden. 5.3.1 Messung mit Laser Flash Abbildung 5.12 zeigt schematisch Aufbau und Funktion des Laser-Flash Messgeräts zur Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit. Laser-Flash ist in der Materialwissenschaft als Standardmethode etabliert. Das Gerät besteht aus vier Komponenten. Diese sind Laser, Ofen, IR-Detektor und der PC, mit den Programmen zur Aufnahme und Auswertung der Messungen. Das Messprinzip beruht auf der Bestimmung der thermischen Laufzeit einer absorbierten Wärmemenge durch die Probe. Die zu vermessende Probe muss als runde Scheibe mit etwa 12 mm Durchmesser und 2 bis 3 mm Dicke vorliegen. Die Dicke muss bekannt sein und auf der ganzen Probe den gleichen Wert besitzen. Die Probe wird mit Hilfe eines keramischen Halters in einen heizbaren Probenraum eingebracht. Für Messungen bei höheren Temperaturen kann dieser zum Schutz der Probe entweder evakuiert oder mit einer Schutzgasatmosphäre geflutet werden. Zur besseren Absorption des Heizlasers auf der einen und zur Erhöhung der Emis- 104 5.3 Messungen an homogenen Proben IR-Detektor, Stickstoffgekühlt mit Linse und Blende Verstärker Ofen-Steuerung Heizbarer Probenraum evakuierbar oder mit Schutzgas-Atmosphäre bbb aaa aaa bbb aaa bbb aaa bbb aaa bbb aaa bbb Puls-Heizlaser aaa bbb aaa bbb Daten-Erfassung Daten-Auswertung Temperatur Laser-Steuerung Zeit Abbildung 5.12: Funktions-Prinzip der Laser-Flash Standard Messmethode. sion von Temperaturstrahlung auf der anderen Seite, werden beide Seiten der Probe dünn mit Graphit beschichtet. Zur Messung erwärmt ein Heizlaser die untere Seite der Probe mit einem kurzen Puls. Seine Wellenlänge beträgt 1064 nm, die Dauer des Pulses in der Regel 1 ms und die Energie etwa 20 J pro Puls. Der Durchmesser auf der Probe beträgt etwa 7 mm. Da der Laser auf der Probe nicht verschoben werden kann, bietet das Verfahren praktisch keine Ortsauflösung. Eine Linse bildet die obere Probenoberfläche auf einen mit flüssigem Stickstoff gekühlten IR-Detektor ab. Ein spezieller Verstärker liefert ein der Erwärmung proportionales Signal. Auf dem PC stehen zwei Programme zur Verfügung. Das Erste steuert die Messung und zeichnet den zeitlichen Verlauf der Temperatur auf. Abbildung 5.13 zeigt eine solche Messung. Zur Zeit t=0 erzeugt der Laser einen Puls. Trotz Abschirmung gelangt etwas Streulicht des Pulses in den Detektor und ist als Peak in der Messung zu sehen. Das zweite Programm wertet die Daten aus. Hier kommen eine Reihe von Verfahren zum Einsatz. Das Einfachste bestimmt die Zeit T1/2 des Tempe- 105 5 Messung des Temperaturleitwerts Beispiel eines Laser−Flash Messsignals Signal des Detektors 8 6 4 2 0 −20 −10 0 10 20 30 Zeit [ms] 40 50 60 70 Abbildung 5.13: Beispiel eines Laser-Flash Messsignals. raturanstiegs und ermittelt daraus die Temperaturleitfähigkeit. Verfeinerte Verfahren beziehen viele Parameter wie etwa Form und Dauer des LaserPulses sowie Wärmeverluste mit ein. Verwendet wurde das sogenannte kombinierte Modell nach Dusza, welches einen guten Wert der gesuchten Temperaturleitfähigkeit liefert. Das Verfahren funktioniert umso besser, je höher die Temperatur der Probe ist. Linearisiert man das T 4 Stephan-Boltzmann-Gesetz der Temperaturstrahlung, so sieht man an der T 3 · ∆T Abhängigkeit, dass das Signal der Erwärmung ∆T mit der dritten Potenz der Temperatur T wächst. Bei Raumtemperatur sind mit dem vorhandenen IR-Detektor keine sinnvollen Messungen durchführbar. Jedoch ermöglicht bereits eine geringe Erwärmung der Probe auf 30 Grad eine Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit. Es werden hierzu viele Einzelmessungen durchgeführt und der Mittelwert gebildet. Der aus der Standardabweichung dieser Messreihen bestimmte Fehler liegt bei 5 Prozent. 5.3.2 Vergleich mit PTD Die oben vorgestellten metallischen Proben wurden nun sowohl mit der LaserFlash-Methode, als auch mit dem photothermischen Verfahren vermessen. 106 5.4 Messungen an Verbundwerkstoffen Tabelle 5.2 zeigt eine Gegenüberstellung der Messwerte. Im Rahmen der Messgenauigkeit von etwa 5% bei Laser-Flash und etwa 3% bei PTD zeigen sich über den gesamten Bereich der Temperaturleitfähigkeiten keine Abweichungen. Kupfer Aluminium Messing Eisen Edelstahl Laser-Flash 0,939 0,567 0,342 0,174 0,039 Photothermisch 0,935 0,570 0,330 0,164 0,040 Tabelle 5.2: Vergleichs-Messungen der Temperaturleitfähigkeit an legierten Metallen mit der Laser-Flash-Methode und photothermischer Ablenkung. Werte in cm2 /s. 5.4 Messungen an Verbundwerkstoffen Mikroskopaufnahmen der Struktur von Verbundwerkstoffen wurden bereits in den Abbildungen 5.8 bis 5.10 gezeigt. Als Verbundwerkstoff werden Materialien bezeichnet, die aus zwei nicht miteinander mischbaren Phasen bestehen. Sie sind mit und ohne Gradient herstellbar. In diesem Abschnitt wird zunächst eine Möglichkeit der Herstellung von Verbundwerkstoffen ohne Gradient beschrieben. Die Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit dieser Werkstoffe erfordert eine angepasste Ortsauflösung. Wird die Auflösung zu hoch gewählt, so wird nur die Temperaturleitfähigkeit einzelner Körner bestimmt. Solche mikroskopischen Messungen sind durchaus von Interesse [35,36,37,38,39,40] aber nicht Gegenstand dieser Arbeit. Die Auflösung dieses Geräts wurde durch Wahl der Strahldurchmesser auf etwa 60 µm eingestellt. Die Größe der Körner in der Probe liegen typischerweise im Bereich weniger µm. So wird über einen ausreichenden Bereich gemittelt und die gesuchte makroskopische Temperaturleitfähigkeit bestimmt. Eine weitere Reduzierung der Ortsauflösung würde zwar das Mitteln verbessern, gleichzeitig aber die Möglichkeit Gradienten zu vermessen beeinträchtigen. Diese Messungen sind Gegenstand des nächsten Abschnitts. Die gewählte Ortsauflösung ist ein an die untersuchten Proben angepasster Kompromiss. 107 5 Messung des Temperaturleitwerts 5.4.1 Herstellung der Proben Diese Beschreibung beschränkt sich auf die Herstellungsverfahren der in dieser Arbeit untersuchten Proben. Es waren drei Werkstoffe von materialwissenschaftlichem Interesse: • W/Cu: Dieser Werkstoff kombiniert die Eigenschaften von Wolfram und Kupfer. Als Wärmesenke ist dieser Werkstoff interessant zur Kühlung von Hochleistungselektronik. Er hat eine hohe Temperaturleitfähigkeit bei gleichzeitig niedrigem Ausdehnungskoeffizienten, welcher an das Basismaterial der Schaltung angepasst werden kann. • Al2 O3 /Al: Dieser Werkstoff kann in der Zukunft für den Automobilbau interessant werden. Wegen seiner hohen Verschleißfestigkeit eignet er sich als Belag für Kupplungen; seine guten Hochtemperatureigenschaften prädestiniert ihn für Bremsscheiben und Zylinder-Laufbuchsen. • Al2 O3 /Ni3 Al: Dieser Werkstoff ist bei hohen Temperaturen um 800 ◦ C annähernd so fest wie bei Raumtemperatur. Er kann z.B. TurbinenSchaufeln bei hohen Temperaturen die nötige mechanische Belastbarkeit geben. Alle drei genannten Werkstoffe werden aus einer porösen Vorform hergestellt. Diese besteht aus gepresstem Pulver der höher schmelzenden Phase. Nach dem Pressen hat das Material eine Porosität von etwa 40 bis 50%. Durch Heizen (Sintern) verdichtet sich das Material. Durch Fahren bestimmter Temperatur-Verläufe kann die gewünschte Porosität eingestellt werden. Je höher die Temperatur, desto kleiner die Porosität der Probe. Die zweite Phase mit dem niedrigeren Schmelzpunkt wird anschließend durch Druckinfiltration in die Zwischenräume eingebracht. Hierzu wird die Probe zunächst evakuiert und die Schmelze dann mit hohem Druck (etwa 100 bar) infiltriert. Dieses Verfahren ist unter dem Namen Schmelz-Infiltration bekannt. Zwei Faktoren bestimmen die Temperaturleitfähigkeit des entstehenden Verbundwerkstoffs. Zum einen die prozentuale Zusammensetzung des Verbundwerkstoffs; zum anderen das Gefüge des Materials. Gefüge-Einflüsse sind jedoch schwierig zu quantifizieren und nur näherungsweise beschreibbar. Eine Vorhersage der Temperaturleitfähigkeit ist somit sehr schwierig. 108 5.5 5.4.2 Messungen an gradierten Werkstoffen Temperaturleitwert Die Temperaturleitfähigkeit der vorgestellten Verbundwerkstoffe wurde gemessen. Tabelle 5.3 fasst die Messwerte zusammen. Jede Probe wurde an mehreren Orten vermessen. Die Proben waren ohne Gradient hergestellt, jedoch sind Fluktuationen des Gefüges der Probe bei der Herstellung nicht auszuschließen. Temperaturleitfähigkeit an verschiedenen Orten Mittelwert Standardabweichung Fehler W/Cu Al2 O3 /Al 0,475 0,495 0,484 0,490 0,478 0,458 0,516 0,485 0,018 3,7 0,208 0,203 0,216 0,208 0,204 0,210 0,220 0,210 0,006 3,0 Al2 O3 /Ni3 Al (15%) 0,096 0,094 0,098 0,098 0,099 0,101 0,099 0,098 0,002 2,3 Al2 O3 /Ni3 Al (23%) 0,092 0,090 0,094 0,090 0,096 0,089 0,095 0,092 0,003 2,9 Al2 O3 /Ni3 Al (30%) 0,085 0,087 0,089 0,086 0,085 0,087 0,091 0,087 0,002 2,4 Tabelle 5.3: Messungen an Verbundwerkstoffen mit photothermischer Strahlablenkung. Werte der Temperaturleitfähigkeit in cm2 /s. Der Wert für Wolfram/Kupfer ist niedriger als erwartet. Dies deutet auf eine unvollständige Infiltration mit kleinen Rissen zwischen den Körnern und eine mögliche Rest-Porosität hin, welche die Temperaturleitfähigkeit herabsetzen. Auch lassen stärkere Fluktuationen des Messwerts auf ein ungleichmäßiges Gefüge schließen. Die Werte der anderen Proben liegen im erwarteten Bereich. Der über alle Messungen berechnete Fehler liegt bei etwa 3%. 5.5 Messungen an gradierten Werkstoffen Gradientenwerkstoffe weisen einen makroskopischen Gradienten einer oder mehrerer physikalischer oder chemischer Eigenschaften auf, welcher sich über alle Raumrichtungen erstrecken kann. Änderungen in Zusammensetzung und 109 5 Messung des Temperaturleitwerts Struktur der Probe wirken sich auf den Temperaturleitwert aus. Diesen gelang es ortsabhängig zu messen. Das ist von besonderem Interesse, da mit dem Verfahren des Laser-Flash solche ortsaufgelöste Messungen an der gradierten Probe selber nicht möglich sind. Es erübrigt sich damit die zeitaufwendige Herstellung vieler einzelner Proben mit variierender Zusammensetzung oder aber das Zerschneiden der Probe in dünne, näherungsweise homogene Scheiben mit erheblichen Schnittverlusten. 5.5.1 Herstellung gradierter Werkstoffe Es existieren mehrere Verfahren einen Gradientenwerkstoff herzustellen. Hier werden lediglich kurz die Herstellungsverfahren der drei vermessenen Werkstoffe beschrieben. Bei Wolfram/Kupfer und Aluminiumoxid/Aluminium handelt es sich um Verbundwerkstoffe aus nicht mischbaren Phasen. Ihre Herstellung ohne Gradient wurde bereits beschrieben. Das Verfahren zur Herstellung einer porösen Vorform mit ortsabhängiger Porosität ist jedoch unterschiedlich. Bei Wolfram/Kupfer wird die poröse Wolfram-Vorform durch eine ortsabhängige elektrochemische Reaktion weiter abgetragen [80, 81]. Experimentelle Parameter wie z.B. Stromstärke und Anordnung der Elektroden bestimmen die Form des entstehenden Gradienten. Wie zuvor wird die so behandelte Vorform mit flüssigem Kupfer infiltriert. Mit Hilfe von Weichschaum wird die ortsabhängige Zusammensetzung von Aluminiumoxid/Aluminium erzeugt [82]. Abbildung 5.14 verdeutlicht dieses Verfahren. Profil aus Weichschaum durch Druck verdichtet Abbildung 5.14: Skizze zur Herstellung einer Probe mit ortsabhängiger Porosität aus Weichschaum. Aus unterschiedlich dickem porösen Weichschaum wird das gewünschte Profil ausgeschnitten. Dieser wird dann durch Druck verdichtet und somit eine ortsabhängige Porosität erzeugt. Die höher schmelzende Phase wird nun 110 5.5 Messungen an gradierten Werkstoffen als Pulver in die Poren eingeschwemmt. Beim anschließenden Sintern verbrennt der Weichschaum und es bleibt die gradierte poröse Vorform übrig. Die zweite Phase wird wiederum flüssig mit Vakuum und Druck infiltriert [83, 84]. Aluminium/Kupfer ist kein Verbundwerkstoff, sondern ein Mischkristall. Die Bestandteile eines solchen Gradientenwerkstoffs lösen sich zumindest teilweise ineinander. Der Temperaturverlauf beim Abkühlen der Probe erzeugt durch gerichtete Erstarrung den Gradienten in der Zusammensetzung der Probe. Die Gradierung eines Mischkristalls ist mikroskopisch nicht erkennbar. Die in der Optik sehr verbreiteten Glasfasern und Linsen mit ortsabhängigem Brechungsindex gehören ebenfalls zu dieser Kategorie von Gradientenwerkstoffen. 5.5.2 Wolfram/Kupfer Abbildung 5.15 zeigt eine Aufnahme von gradiertem Wolfram/Kupfer. Deutlich ist die recht grobe Struktur dieser Probe zu erkennen. Die Kupfer-Phase in der Abbildung ist hell, Wolfram dunkel. Diese Aufnahme stammt nicht von der gleichen Probe, deren ortsabhängige Temperaturleitfähigkeit hier gemessen wurde. Abbildung 5.15: Mikroskopaufnahme (Länge = 3 mm) der Struktur einer gradierten Wolfram/Kupfer Probe. Abbildung 5.16 zeigt den gemessenen Verlauf der Temperaturleitfähigkeit. Die großen Körner der Probe bewirken eine starke Streuung des Messwerts 111 5 Messung des Temperaturleitwerts 2 Temperaturleitwert [cm / s] Wolfram/Kupfer − Gradientenwerkstoff 1,1 1 0,9 0,8 0,7 −1,5 −1 −0,5 0 0,5 Ort auf Probe [mm] 1 1,5 2 −1 −0,5 0 0,5 Ort auf Probe [mm] 1 1,5 2 HeNe [mV] 300 200 100 0 −1,5 Abbildung 5.16: Temperaturleitwert-Gradient in Wolfram/Kupfer. Die untere Abbildung zeigt die zugehörige Reflektivität der Oberfläche. und markieren praktisch die Obergrenze der mit vorhandenem Aufbau gerade noch messbaren Struktur. Der Bereich über den gemittelt wird müsste bei dieser Probe größer sein. Dennoch ist ein Gradient der Temperaturleitfähigkeit erkennbar. Die gemessene Erhöhung über den Kupfer-Wert hinaus kann nicht erklärt werden. In der unteren Hälfte der Abbildung ist das Summensignal der Quadrantendiode an den gleichen Orten aufgezeichnet. Es zeigt deutlich die unterschiedliche Reflektivität der beiden Phasen. 5.5.3 Aluminiumoxid/Aluminium Abbildung 5.17 zeigt eine Mikroskopaufnahme von gradiertem Aluminiumoxid/ Aluminium. Da es sich um eine recht lange Probe handelt, wurden einzelne Bilder zusammengesetzt. Die Aluminium-Phase erscheint wie einzelne eingebettete Splitter; in drei Dimensionen hängen diese jedoch zusammen. 112 5.5 Messungen an gradierten Werkstoffen Abbildung 5.17: Mikroskopaufnahme der Struktur einer gradierten Aluminiumoxid/Aluminium Probe. Al O / Al − Gradient 0,35 0,24 0,3 0,22 0,25 0,2 0,2 0,18 0,15 0,16 0,1 0,14 0,05 0,12 0 5 10 15 20 25 30 Ort auf der Probe [mm] 35 40 Aluminium−Gehalt der Probe 2 Temperaturleitfähigkeit [cm / s] 2 3 0,26 0 45 Abbildung 5.18: Temperaturleitwert-Gradient in Al2 O3 /Al. Die Kurve mit Kreisen ist der gemessene Gradient mit Werten auf der linken Achse. Die durchgezogene Kurve ist der Verlauf des Aluminiumgehalts der Probe mit Werten auf der rechten Achse. 113 5 Messung des Temperaturleitwerts Abbildung 5.18 zeigt den gemessenen Verlauf der Temperaturleitfähigkeit. Dies ist die Kurve mit den durch Kreisen markierten Messwerten. Die zugehörigen Werte sind auf der linken Seite des Koordinatensystems aufgetragen. Die durchgezogene Kurve zeigt den zugehörigen Verlauf des AluminiumGehalts der Probe. Mit der Weichschaum-Methode wurde ein linearer Anstieg des Gehalts an Aluminium von anfänglich 3% auf 28% realisiert. Die gemessene Temperaturleitfähigkeit steigt jedoch nicht linear an. Sie hängt außer von der prozentualen Zusammensetzung auch von der Struktur der Probe ab. Lokale Fluktuationen der Struktur spiegeln sich in Schwankungen des Messwerts wieder. 5.5.4 Aluminium/Kupfer Abbildung 5.19 zeigt den gemessenen Verlauf der Temperaturleitfähigkeit in einer Aluminium/Kupfer Probe. Diese Probe ist ein Mischkristall ohne sichtbare Struktur. Entsprechend klein sind daher die örtlichen Schwankungen des Messwerts. Der Gradient hat seine Ursache in der ortsabhängigen Zusammensetzung der Legierung. Abbildung 5.20 zeigt den gemessenen Verlauf der Temperaturleitfähigkeit einer weiteren Al/Cu-Probe. Dies ist die Kurve mit den durch Kreisen markierten Messwerten. Die zugehörigen Werte sind auf der linken Seite des Koordinatensystems aufgetragen. Die zweite Kurve zeigt den zugehörigen Verlauf des Kupfer-Gehalts der Probe. Dieser ist in der linken Hälfte der Probe etwa konstant, fällt dann linear ab, um anschließend wieder exponentiell anzusteigen. Die gemessene Temperaturleitfähigkeit spiegelt diesen Verlauf nur ungefähr wieder. Dies zeigt deutlich, dass die Temperaturleitfähigkeit dieser Probe nicht nur eine Funktion der prozentualen Zusammensetzung ist, sondern auch von der Struktur der Probe abhängt. 5.6 Zusammenfassung der Ergebnisse Das Projekt begann mit der Erweiterung des vorhandenen Messaufbaus, um Messungen in Reflexion durchführen zu können. Eine Änderung des Einfallswinkels des Messlasers auf die Probenoberfläche lenkt diesen um den doppelten Winkel ab. Bei Scans über die Probenoberfläche ist daher der Einsatz eines Mikroskop-Verschiebetischs erforderlich. Das Messprogramm wurde um die erforderlichen Routinen zur Steuerung erweitert. 114 5.6 Zusammenfassung der Ergebnisse Gradient einer Aluminium/Kupfer Legierung 0,84 0,8 2 Temperaturleitfähigkeit [cm / s] 0,82 0,78 0,76 0,74 0,72 0,7 0,68 0,66 −10 −5 0 Ort [mm] 5 10 Abbildung 5.19: Gradient einer Aluminium/Kupfer Probe. Die Oberfläche der vermessenen Proben ist jedoch nicht völlig eben. Somit ändert sich die Richtung des reflektierten Messlasers bei Scans über die Oberfläche trotz Mikroskoptisch ständig. Die Zentrierung des Lasers auf der Quadrantendiode ist daher ständig zu kontrollieren und gegebenenfalls zu korrigieren. An jedem Messort auf der Probenoberfläche wird die Steigung der Phase durch einen Scan der Laser relativ zueinander bestimmt. All diese Bewegungen werden motorisch gesteuert, brauchen aber Zeit. Im gegenwärtigen Zustand des Messgeräts sind die gezeigten Scans noch sehr zeitaufwendig. Zweidimensionale, topographische Messungen wie bei der Absorption dünner Schichten wären wünschenswert. Zu diesem Zweck ist eine Beschleunigung der Messungen durch Optimierung der Fahrgeschwindigkeiten, sowie Automation der Abläufe für unbeaufsichtigte Messungen wünschenswert. In den Ingenieurwissenschaften haben sich Messungen der Temperaturleitfähigkeit mit der Laser-Flash Methode etabliert. Anhand von Messungen mit homogenen Proben, welche den gesamten hier interessanten Bereich von Temperaturleitfähigkeiten abdecken, konnte die Brauchbarkeit des PTD- 115 5 Messung des Temperaturleitwerts Aluminium/Kupfer − Gradient 1 6 0,8 4 0,6 2 Kupferkonzentration [Gew. %] Temperaturleitfähigkeit [cm2 / s] Temperaturleitfähigkeit Kupferkonzentration 0,4 −30 −20 −10 0 10 Ort auf der Probe [mm] 20 0 30 Abbildung 5.20: Temperaturleitwert-Gradient in Al/Cu. Die Kurve mit Kreisen ist der gemessene Gradient mit Werten auf der linken Achse. Die Kurve mit Rauten ist der Verlauf des KupferGehalts der Probe mit Werten auf der rechten Achse. Verfahrens gezeigt werden. Insbesondere bei Raumtemperatur ist die Genauigkeit der PTD-Messungen höher als bei Laser-Flash. Die Struktur von Verbundwerkstoffen stört die Reflexion des Messlasers. Es treten Streulicht und Speckles auf. Solange der Reflex so auf der Quadrantendiode zentriert werden kann, dass die Differenzsignale verschwinden, sind Messungen dennoch möglich. Dies kommt den Anforderungen der Materialwissenschaft sehr entgegen, denn eine hochwertige Politur der Proben ist wegen der unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Phasen nur schwer möglich. Bei teilweise transparenten Proben mit hoher Eindringtiefe des Messlasers sind jedoch Maßnahmen zur Verbesserung der Reflexion unvermeidlich. Eine dünne Schicht Aluminium auf der Probe wurde als geeignet befunden. Diese haftet ausreichend gut und verbessert die Reflexion enorm. Da ihre Dicke sehr klein gegen die thermische Diffusionslänge ist, stört sie die Messung nicht. 116 5.6 Zusammenfassung der Ergebnisse Schließlich wurden Gradientenwerkstoffe vermessen. Die hohe Ortsauflösung des PTD bietet die Möglichkeit den Temperaturleitwert ortsabhängig zu messen. Diese Messungen sind von besonderem Interesse, da das Verfahren des Laser-Flash hierzu nicht verwendbar ist. Auf diese Weise erübrigt sich das aufwendige Herstellen einer Vielzahl von Proben mit jeweils homogener Zusammensetzung. Auch sind manche Proben ohne Gradient gar nicht herstellbar. Der Einsatz von PTD zur Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit bringt eine Reihe interessanter Vorteile: • Die Messgenauigkeit ist bei Raumtemperatur höher als bei Laser-Flash, welches an der Temperaturstrahlung und ihrem Sensor liegt. • Messungen an gekühlten Proben sind daher denkbar. In diesem Bereich ist kein hinreichend empfindlicher Sensor für Temperaturstrahlung verfügbar. • Die Abmessungen der Proben können sehr klein sein. Dies erleichtert die Herstellung der Proben und erweitert den Einsatzbereich. • Das Messverfahren zerstört die Proben nicht. • Die Temperaturleitfähigkeit kann ortsaufgelöst bestimmt werden. Das erlaubt auch die Messung zweidimensionaler Gradienten. • Topographische Messungen der Temperaturleitfähigkeit einer Probenoberfläche sind in Zukunft durchführbar. Das Verfahren der photothermischen Strahlablenkung ist somit von hohem wissenschaftlichem Interesse. Sein Nachteil ist eine Mindestanforderung an die optische Qualität der Probenoberfläche. Diese kann jedoch nötigenfalls mit Hilfe einer dünnen Beschichtung erreicht werden. Eine Beschichtung der Probe ist jedoch auch für die Laser-Flash-Methode erforderlich. 117 5 Messung des Temperaturleitwerts 118 6 Zusammenfassung In dieser Arbeit wurde das Verfahren der photothermischen Strahlablenkung zur Charakterisierung dünner optischer Schichten durch Absorptionsmessungen und zur Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit von Gradientenwerkstoffen vorgestellt. Eine mathematische Beschreibung der physikalischen Vorgänge wurde durchgeführt. Den Symmetrien des Detektionsverfahrens mit einer Quadrantendiode angepasst, wurden kartesische Koordinaten verwendet. Die berechneten orthogonalen Komponenten der Strahlablenkung sind den Differenzsignalen der Quadrantendiode proportional. Hier die wichtigsten Ergebnisse: • Der Betrag der Temperaturverteilung und aller Messlaser-Ablenkungen ist der absorbierten Laserleistung direkt proportional und ermöglicht daher die Bestimmung der Absorption der Probe. • Die zeitliche Phase des Gradienten der Oberflächenbeule ist von der thermischen Ausdehnung und der Poissonzahl der Probe unabhängig. Alle Phasen-Scans weisen einen Bereich mit linearer Steigung auf, deren Wert nur von der Modulationsfrequenz und den Temperaturleitfähigkeiten abhängt. • Auf der X-Achse verschwinden die transversalen-, auf der Y-Achse die normalen Komponenten der Strahlablenkung. Diese setzten sich aus Mirage-Ablenkung in Luft, bzw. Reflexion an der Oberflächenbeule zusammen und hängen in unterschiedlicher Weise vom Einfallswinkel ab. Im Bereich kleiner Einfallswinkel und Scan in X-Richtung dominiert damit die Ablenkung an der Oberflächenbeule. Im Bereich großer Einfallswinkel und Scan in Y-Richtung dominiert die Mirage-Ablenkung der Luft. • Die Strahlablenkung in Transmission ist nicht symmetrisch zum Zentrum des Heizlasers. Der Messlaser wird im Substrat etwa eine Größenordnung stärker abgelenkt als in der Luft. Bei der Transmission durch 119 6 Zusammenfassung die beiden Grenzflächen des Substrats wird die Substrat-Ablenkung weiter verstärkt. Messungen in Transmission bei transparenten Proben bieten somit ein besseres Signal-zu-Rausch-Verhältnis. • Die Breite des Messlasers verändert die Amplitude und Lage des Maximums der Strahlablenkung, was bei Messungen der Absorption zu beachten ist. Die Steigung der Phase wird dadurch nicht verändert, was die Bestimmung der Temperaturleitfähigkeit vereinfacht. Das Messgerät wurde systematisch verbessert und erweitert. Motorisch verstellbare mechanische Komponenten ermöglichen die erforderliche µmgenaue Positionierung der Laser und der Probe unter PC-Kontrolle. Ein AOM moduliert die Intensität des Heizlasers über große Frequenzbereiche ohne störende Vibrationen. Die Detektion der Messlaser-Ablenkung im µradBereich mit einer Quadrantendiode wurde optimiert. Eine Berechnung zeigte, dass die maximale Empfindlichkeit am Ort des maximalen Summensignals erreicht wird. Dies erleichtert die Justierung sehr. Zur Bildung der Summenund Differenzsignale wurde ein schneller, rauscharmer Verstärker aus nur drei Operationsverstärkern direkt am Ort des Detektors aufgebaut. Speziell hergestellte Filter vor dem Detektor unterdrücken das störende Licht des Heizlasers um einen Faktor größer 108 . Messungen sind nun sowohl in Reflexion als auch in Transmission möglich. Ein umfangreiches Messprogramm zur Steuerung und Auswertung wurde entwickelt. Sein Aufbau ist streng hierarchisch und modular, was eine leichte Erweiterung garantiert. Das Spektrum reicht von sehr hardwarenaher Schnittstellen-Programmierung bis hin zur graphischen Visualisierung. Es erweitert die leistungsfähige Mathematik-Software Matlab“ um die Möglich” keit alle vorhandenen Messgeräte und Motorsteuerungen zu kontrollieren. In der Praxis erworbenes Know-how zur Durchführung zeit- und ortsabhängiger Messungen wurde in das Programm integriert. Eine intuitiv bedienbare, graphische Benutzeroberfläche ermöglicht die Durchführung komplexer Vorgänge per Mausklick. Aus einem Laboraufbau wurde somit ein RoutineMessgerät zur laufenden Qualitätskontrolle der optischen Beschichtungen, auch durch weniger qualifiziertes Personal. Im Rahmen der Untersuchung von mit bipolarer Extraktion hergestellten Schichten wurden die Möglichkeiten des Messgeräts erweitert. Drei Messmethoden stehen nun zur Charakterisierung dünner optischer Schichten zur Verfügung: 120 • Linien-Scans bestimmen die Absorption der Schicht an mehreren Orten. Sie benötigen nur wenig Zeit und eignen sich daher für RoutineMessungen. • Zeit-Scans liefern Informationen über die Stabilität der Schicht. Durch die Erwärmung kann sich die Absorption verändern, was auf Veränderungen in der Struktur der Schicht schließen lässt. Ein zeitlich fallendes Absorptionsverhalten zeigt, dass eine thermische Nachbehandlung sinnvoll ist. • Raster-Scans generieren topographische Bilder der Schicht-Absorption. Defekte, Einschlüsse, sowie Kratzer werden sichtbar. Sie visualisieren die Homogenität einer Schicht. Ein Mikroskoptisch bietet die erforderliche hohe Reproduzierbarkeit beim Anfahren der Orte auf der Probenoberfläche. Für einen direkten Vergleich wurden nun zwei Serien optischer Siliziumdioxid-Schichten hergestellt. Eine mit Ionenquelle und zusätzlicher Elektronenquelle im Dauerbetrieb und eine zweite mit bipolarer Extraktion aus nur einer Quelle. Beide Serien wurden dann sowohl auf ihre Absorption, als auch mit SIMS auf ihren Gehalt an Verunreinigungen untersucht. Dies erbrachte folgende Ergebnisse: • Mit SIMS wurden in den BEN-Schichten um einen Faktor drei erhöhte Signale der Bestandteile von Edelstahl gefunden. Dies legt den Schluss nahe, dass der Ionenstrahl bei BEN-Betrieb in den Umschaltzeiten eine erhöhte Divergenz aufweist, und so eine verstärkte Erosion von Abschirmungen und Aufbauten in der Vakuumkammer bewirkt. • Die Absorptionsmessungen zeigten keinen signifikanten Unterschied in Betrag, Zeitverhalten und Homogenität der Absorption der beiden Beschichtungen. Dies erstaunlicherweise trotz des höheren Gehalts an Verunreinigungen in den BEN-Schichten. • Das SIMS-Kohlenstoff-Signal der BEN-Schicht ist nicht erhöht. Daraus ist zu schließen, dass der gepulste Betrieb der Ionenquelle keine höhere Erosion des Extraktionsgitters der Ionenquelle bewirkt. • Bedingt durch geringere Ionenströme und Energien, sowie das Tastverhältnis sank die Beschichtungsrate um einen Faktor fünf auf lediglich 0,02 nm/s. 121 6 Zusammenfassung Der Einsatz von BEN bewirkt somit keine weitere Verbesserung der optischen Qualität der Schichten, erhöht aber die Beschichtungszeit auf ein Vielfaches. Damit rückt BEN das Verfahren des Ionenstrahl-Sputtern vollends in den unwirtschaftlichen Bereich. Kurz angemerkt sei, dass BEN zum Ionenstrahlätzen, wo deutlich niedrigere Ionenströme erforderlich sind, erfolgreich eingesetzt wurde. Im zweiten Projekt wurde die Temperaturleitfähigkeit von Gradientenwerkstoffen ortsaufgelöst bestimmt. Diese Messungen schließen eine Lücke in der Ortsauflösung zwischen den konventionellen Verfahren mit sehr geringer Auflösung einerseits und der thermischen Mikroskopie zur Untersuchung einzelner Bestandteile des Gefüges andererseits. Die gesuchte Temperaturleitfähigkeit wird bestimmt, indem über einen ausreichend großen Bereich (hier etwa 60 µm) des Gefüges gemittelt wird. Hierzu wird der Phasenverlauf des am Gradienten der Oberflächenbeule reflektierten Messlasers aufgezeichnet. Aus der Dispersionsrelation thermischer Wellen folgt eine Formel, die eine Proportionalität der gemessenen Phasensteigung mit der Wurzel der Modulationsfrequenz erwarten lässt. Es wurde numerisch gezeigt, dass die Phasensteigung der Oberflächenbeule nur in einem bestimmten Frequenzbereich diese Proportionalität aufweist. Außerhalb dieses Frequenzbereichs liefert diese Formel zu hohe Werte der Temperaturleitfähigkeit. Dies wird experimentell gut bestätigt. Um den richtigen Messwert zu erhalten, ist die Modulationsfrequenz der Temperaturleitfähigkeit der Probe entsprechend zu wählen. Experimentell ist dies einfach zu kontrollieren, da lediglich ein bestimmter Wert der gemessenen Phasensteigung eingestellt werden muss. Da Messungen außerhalb dieses Frequenzbereichs nicht sinnvoll sind, erübrigt sich die Verwendung einer an den tatsächlichen Verlauf angepassten Formel. Mit homogenen Proben wurde die Übereinstimmung der Messwerte mit dem Standardverfahren der Laser-Flash-Methode über den gesamten Bereich der Temperaturleitfähigkeiten gezeigt. Hier zeigen sich klare Vorteile der photothermischen Strahlablenkung: • Die Messgenauigkeit ist bei Raumtemperatur höher als bei der LaserFlash-Methode. • Es sind auch Messungen an gekühlten Proben denkbar. In diesem Bereich ist kein hinreichend empfindlicher Sensor für Temperaturstrahlung verfügbar. 122 • Die Abmessungen der Proben können sehr klein sein. Dies erleichtert die Herstellung der Proben und erweitert den Einsatzbereich. • Die Temperaturleitfähigkeit kann ortsaufgelöst bestimmt werden. Der Einfluss der Struktur von Verbundwerkstoffen auf die Reflexion des Messlasers wurde untersucht. Um Messungen durchführen zu können, muss der geometrische Reflex der Probenoberfläche ausreichend stark sein. Insbesondere bei teilweise transparenten Proben verbessert eine dünne Beschichtung mit Aluminium die Reflexion ohne den Messwert zu verändern. Schließlich wurden Gradientenwerkstoffe vermessen. Es handelt sich z.B. bei Aluminiumoxid/Aluminium um die ersten Messungen des Gradienten überhaupt. Je feiner die Struktur der Probe ist, desto besser funktioniert die Mittelung und die Streuung der Messwerte fällt kleiner aus. Die Messkurven zeigen, dass die Temperaturleitfähigkeit nicht nur von der prozentualen Zusammensetzung, sondern auch von der Struktur der Probe abhängt. Die wichtigsten Vorteile dieser Methode gegenüber den herkömmlichen Methoden sind: • Die zeitaufwendige Herstellung einer Vielzahl von homogenen Proben mit veränderlicher Zusammensetzung erübrigt sich; es genügt die Herstellung einer gradierten Probe. • Eine hinreichend genaue Nachbildung der Struktur eines Gradientenwerkstoffs ist oft nicht möglich. Messungen des Gradienten sind daher besonders interessant. • Das Verfahren zerstört die Probe nicht. In Zukunft sind mit diesem Verfahren topographische Messungen der Temperaturleitfähigkeit durchführbar. Mit solchen Raster-Scans können auch zweidimensionale Gradienten vermessen werden. 123 6 Zusammenfassung 124 Literaturverzeichnis [1] H. A. Macleod, Thin-Film Optical Filters, (Adam Hilger Ltd, Bristol, 1986) [2] N. Matuschek, Theory and Design of Double-Chirped Mirrors, (HartungGorre Verlag Konstanz, 1999) [3] V. Scheuer, M. Tilsch, T. 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Besonders konnte ich von seiner Erfahrung auf dem Gebiet der RechnerProgrammierung profitieren. • Herrn Dr. Franco Laeri, in dessen Optik-Labor das Messgerät steht. Er hat mir in vielen Diskussionen bei der Lösung optischer Probleme geholfen und mich besonders in der Endphase meiner Arbeit unterstützt. • Herrn Dr. Achim Neubrand, meinem Ansprechpartner in der Materialwissenschaft, für die gute Zusammenarbeit. Alle auf ihre Temperaturleitfähigkeit untersuchten Gradientenwerkstoffe wurden in seinem Institut hergestellt. • Herrn Dr. Gregor Angelow für die hilfreichen Diskussionen bei mathematischen Fragen. • Herrn Prof. Dr. Elsäßer für die Übernahme des Korreferats dieser Arbeit. • Den Arbeitsgruppen von Herrn Prof. Dr. Tschudi für die freundliche Unterstützung bei vielen kleinen und größeren Problemen. • Frau Happel für die Unterstützung in allen Verwaltungsangelegenheiten. • Den mechanischen Werkstätten von Herrn Bernhard, Herrn Karl, Herrn Kalbfleisch und Herrn Schmitt für die Zusammenarbeit bei allen mechanischen Konstruktionen und deren Fertigung. • Den elektronischen Werkstätten von Herrn Röck und Herrn Gräfe für die Unterstützung bei der Planung und Herstellung der eingesetzten elektronischen Komponenten. • Der DFG für die freundliche Finanzierung der Projekte, für die ich die Projektleitung übernommen habe. • Der Bibliothekarin Frau Laeri für ihre Hilfe bei der Beschaffung von Literatur. • Unserer technischen Zeichnerin Frau Zilch für die freundliche Hilfe bei der Erstellung normgerechter Zeichnungen. • Zuletzt möchte ich meiner Frau Simone danken für ihr Verständnis an längeren Arbeitstagen. Danke auch für das Korrektur lesen dieser Arbeit. Lebenslauf Name: Hans Willy Becker Adresse: Bornheimer Landwehr 33 60385 Frankfurt am Main Geburtsdatum: 27. Mai 1963 Geburtsort: Aschaffenburg Schulische Ausbildung 1969 - 1973 Linneschule, Frankfurt 1973 - 1975 Helmholtz-Gymnasium, Frankfurt 1975 - 1979 Landschulheim Burg Nordeck, Nordeck Schulabschluss: mittlere Reife Kaufmännische Ausbildung 1979 - 1982 Ausbildung in der Lebensmittelabteilung im Kaufhaus Hertie in Frankfurt Berufsabschluss: Einzelhandelskaufmann Kaufmännische Berufserfahrung 1982 - 1992 Mitarbeit im elterlichen Betrieb Käse Becker“ in ” Frankfurt. Praktische Kenntnisse in Betriebs- und Mitarbeiterführung im Einzelhandel Schulische Weiterbildung 1982 - 1985 Abendgymnasium II in Frankfurt Schulabschluss: Abitur Bundeswehr 1986 - 1987 Fernmeldebataillon 2 in Rothwesten. Ausbildung zum Fernschreiber und Kraftfahrer BCE Wissenschaftliche Ausbildung 1987 - 1992 Berufsbegleitendes Physikstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1992 - 1995 Diplomthema: Mitarbeit im Institut für Angewandte Physik in der Arbeitsgruppe Dünne optische Schichten“. ” Aufbau eines Vakuum-Laserkalorimeters zur Absoluten Messung kleiner Absorptionen mit geringer Laserleistung. Berufsabschluss: Dipl.-Ing. Physik. Wissenschaftliche Weiterbildung Seit 1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Physik der TU-Darmstadt. Aufgabenbereich: Leitung der optischen Messtechnik und Analytik dünner optischer Schichten. Administration der NT-Domäne der Arbeitsgruppe. Projektleitung: Erzeugung hochreiner optischer Siliziumdioxidschichten unter Verwendung eines gepulst neutralisierten Ionenstrahls. Zerstörungsfreie Messung des Temperaturleitwerts strukturierter Werkstoffe durch photothermische Laserstrahlablenkung mit hoher Ortsauflösung.