8.Ausgabe 14.Oktober 2010 Tübinger Sternchen Lieber Sternfreund, lange waren sich die Astronomen sicher „die Sterne leuchten immer gleich hell“. Doch manche Gestirne halten sich nicht an diese Regel. Ein berühmtes Beispiel ist der Stern Mira „die Wun dersame“ im Sternbild Walfisch. Deren Helligkeit schwankt zwischen beachtlichen Magnitude 2, das ist ein heller Sterne am Himmel, bis zu Magnitude 10 und damit weit unter der Sichtbarkeit für das bloße Auge. Das bemerkten natürlich auch die alten Astronomen. Kann man etwas nicht erklären, redet man am besten nicht darüber. Wenn jedoch plötzlich ein Stern am Himmel erscheint, sogar am Tag sichtbar ist, und nach Wochen oder Monaten wieder verschwindet, ist dies schwer zu verschweigen. Es gibt verschiedene Gründe für „veränderliche Sterne“. Bei Mira sind es pulsierende Temperaturänderungen. Eine Schwankungsperiode dauert 330 Tage. Der Stern Almaaz (wird tatsächlich mit zwei „a“ geschrieben) wird immer wieder für etwa zwei Jahre von einer Staubwolke in seiner Umlaufbahn verdeckt. Eruptive Veränderliche, Bedeckungsveränderliche, unregelmäßig Veränderliche, Novae und Supernovae. Obwohl man die Vorgänge meist gut versteht, gibt es einige welche uns so unverständlich sind, wie den Astronomen im Mittelalter. Heute wird jedoch darüber geredet und nach Lösungen gesucht. 1921 entdeckte „Henrietta Leavitt“ eine Verbindung zwischen der Helligkeit und Dauer der Helligkeitsschwankung bei sogenannten Cepheiden. Damit ist es möglich die Entfernung dieser Sterne sehr genau zu ermitteln. Bis zu 108 Millionen Lichtjahren Entfernung (in der Galaxie NGC 4603 mit dem Hubbel Teleskop beobachtet) konnten diese Veränderliche Sterne entdeckt werden. Für weiter entfernte Objekte sind die Cepheiden aber nicht mehr geeignet, man erkennt sie einfach nicht mehr. Doch die Astronomen suchen…. und finden Lösungen. Ein Weißer Zwergstern umkreist einen roten Riesenstern. Bläht sich der rote Riese weiter auf, stürzt Materie von dem Riesen auf den Zwerg. Wenn genug Masse auf dem weißen Zwerg angesammelt wurde, kollabiert dieser (fällt zusammen) und explodiert, der arme kleine Zwerg wird komplett zerstört. Dabei kann er heller leuchten als seine gesamte Heimatgalaxie. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese „Supernovae vom Typ IA“ immer gleich hell aufleuchten – damit haben wir einen Maßstab bis zu den entferntesten Galaxien die wir beobachten können. Verdoppelt sich der Abstand, verringert sich die Helligkeit einer Supernovae IA um ein Viertel. Gerne rechne ich dir das bei unseren Treffen an Beispielen vor. Dein Jugendgruppenteam Inhalt Seite 3 Der Sternenhimmel im Oktober. 3 Planeten im Oktober. 4 Schwarze Zwerge, weiße Zwerge, Neutronensterne und schwarze Löcher 5 Wir basteln ein schwarzes Loch. 6 Hinweise Der Sternenhimmel im Oktober Der groß angekündigte Komet Hartley 2 enttäuscht bisher. Bei unserem Vereinsausflug auf die Emberger Alm, konnten wir ihn kaum als schwachen Lichtfleck erkennen. Pegasus und Andromeda mit der berühmten Galaxie M31 sind nun hoch über dem Horizont. Die Andromedagalaxie ist bei dunklem Himmel, gut mit bloßem Auge zu sehen. Am besten mit einem Fernglas beobachten - unsere Nachbargalaxie ist am Firmament etwas größer als der Vollmond. Hoch im Norden beim Sternbild Kassiopeia ist der offene Sternhaufen M52, ein zweites Objekt für den Feldstecher. Planeten im Oktober. Jupiter geht schon vor Sonnenuntergang im Osten auf und ist um Mitternacht unübersehbar hell im Süden zu finden. Mit einer Helligkeit von -2,8 mag übertrifft er alle Sterne. Mit fast fünfzig Bogensekunden Durchmesser ist er auch für kleine Teleskope geeignet. Seine vier hellsten Monde sind sogar im Fernglas zu erkennen. Ende Oktober taucht noch ein weiterer Gasgigant am Sternenhimmel auf. Saturn erscheint früh morgens im Osten. Mit einer Helligkeit von 1 mag ist er heller als alle Sterne um ihn herum. Für eine Beobachtung mit dem Fernrohr wartest du aber lieber noch etwas, bis der Planet höher steht. Nahe Jupiter kannst du seinen äußeren Nachbarn Uranus entdecken. Nur ein paar Fingerbreit links über Jupiter ist er zu finden. In einem stärkeren Fernrohr, ab hundertfacher Vergrößerung, erscheint Uranus deutlich als Scheibchen. Der Oktober ist für Neptun ideal. Nach dem Ende der Dämmerung erreicht er seine höchste Position im Süden. Du findest den blauen Gasplaneten am linken Rand des Sternbilds Steinbock. Mit bloßem Auge kannst du Neptun nicht sehen. Schwarze Zwerge, weiße Zwerge, Neutronensterne und schwarze Löcher Sterne sind riesige massive Gaskugeln, die durch Kernverschmelzung Energie erzeugen. Dabei wird im Zentrum Wasserstoff in Helium umgewandelt. Die dabei entstehende riesige Energie würde den Stern zerreißen, wäre nicht die Schwerkraft, welche dem Strahlungsdruck entgegenwirkt. Dieses Gleichgewicht hält so lange an, wie genug Brennvorrat vorhanden ist. Wie schnell der Brennvorrat verbraucht ist, hängt von der Masse des Sternes ab. Dabei ist ein kleiner Stern viel sparsamer als ein verschwenderischer Riesenstern. Ist im Sterneninneren der Wasserstoff verbraucht, beginnt die Verbrennung des Wasserstoffes in den äußeren Schalen. Dabei dehnt sich der Stern zu einem roten Riesenstern aus. Ist auch der Wasserstoff in der Schale verbraucht, schrumpft der Stern wieder, bis bei ausreichend großer Sternenmasse, das Helium zu Kohlenstoff verbrennt. Der Stern dehnt sich wieder aus. Ein Stern mit weniger als der halben Sonnenmasse, verblasst nach dem der Großteil des Wasserstoffes zu Helium verschmolzen ist, kühlt aus und wird zum schwarzen Zwerg. Ein sonnenähnlicher Stern, bläht sich so weit auf, dass er seine äußere Hülle nicht mehr halten kann. Die Außenschichten des Roten Riesen bilden einen planetarischen Nebel, wie den Ringnebel im Sternbild Leier. Nach dem Verbrennen des Heliums zu Kohlenstoff, gewinnt die Schwerkraft die Oberhand. Der Kernbereich stürzt nun innerhalb einer Sekunde in sich zusammen, bis seine Materie auf etwa Erdgröße zusammen gepresst ist. Der „Stern Sirius B“ ist ein solcher weißer Zwerg. Würde man auf ihm spazieren gehen, wäre man 400.000 Mal schwerer als auf der Erde. Anfangs hatte dieser Stern eine Oberflächentemperatur von etwa 100.000°C. Er kühlt über Jahrmillionen ab und wird ebenfalls zu einem schwarze Zwerge. Je massereicher ein Stern ist, desto öfter bläht er sich auf und fällt wieder zusammen. Dabei werden immer schwerere Element erzeugt, bis hin zum Eisen. Letztendlich explodiert der Stern als Supernovae (Typ II). Der massive Eisenkern übersteht diese Explosion. Bei einem Rest von 1,4 bis 3 Sonnenmassen, bildet sich daraus ein Neutronenstern mit etwa 20km Durchmesser. Ein Mensch auf dieser Oberfläche würde 70.000.000.000.000 Tonnen wiegen! Ein solcher Stern rotiert bis zu 600-mal in der Sekunde um seine Achse (Rekord = 640-mal in der Sekunde). „Im Sommer 1054, beobachteten chinesische Astronomen einen neuen Stern im Sternbild Stier, der so hell wie der Vollmond aufleuchtete. Mehr als drei Wochen war er tagsüber zu sehen“. Heute sehen wir mit einem Teleskop an dieser Stelle den Krebsnebel. Im Zentrum befindet sich ein Neutronenstern, der sich etwa 30mal in der Sekunde um seine Achse dreht. Ist der Rest des Kerns schwerer als 3 Sonnenmassen, fällt dieser in sich zusammen und wird zu einem schwarzen Loch. Was ist ein schwarzes Loch? Wenn du einen Stein in die Höhe wirfst, bin ich mir ziemlich sicher dass er wieder zurück auf den Boden fällt. Warum fliegt er nicht immer weiter, z.B. bis zum Mond? Ganz einfach, er ist zu langsam. Du müsstest in viel fester hoch werfen - damit er schneller fliegt. Sogar sehr viel fester. Er braucht eine Anfangsgeschwindigkeit, die sogenannte Fluchtgeschwindigkeit, von mindestens 11,2km in der Sekunde. Das ist schneller als eine Gewehrkugel, da müssen wir noch ein wenig üben. Fangen wir klein an, auf dem Mond. Da reichen 2,28km/s, damit dein Stein nicht mehr zurück kommt. Auf unserem größten Planeten, dem Jupiter, müsste er jedoch schon eine Fluchtgeschwindigkeit von 61km/s haben - und auf der Sonne sogar 618km/s. Ups... das ist schnell. Aber jetzt stelle dir ein Objekt vor, von dessen Oberfläche die Fluchtgeschwindigkeit 300.000 km/s oder mehr beträgt. Nein, Ludwig träumt nicht, so etwas gibt es wirklich. Das sind die schwarzen Löcher. Die Fluchtgeschwindigkeit ist bei diesen Schwerkraftmonstern höher als die Lichtgeschwindigkeit. Das Licht ist einfach zu langsam um solch ein Himmelsobjekt zu verlassen, muss wohl auch noch ein wenig üben. Wenn wir die Erde mit einem Durchmesser von 12.700km und einer Masse von 5.974.000.000.000.000.000.000.000kg (das sind 5974 Tausend Trillionen Tonnen) auf eine Kugel von etwa 10mm zusammenpressen, hätten wir aus unseren Heimatplaneten ein kleines schwarzes Loch gebildet, aber wollen wir mal nicht übertreiben. Wir basteln uns ein schwarzes Loch. • Vorsichtig ausschneiden, damit nicht deine Schere verschwindet! • Immer gut aufräumen, damit niemand hinein fällt! • Bitte keine Kinder unter 6 Jahren mit dem schwarzen Loch alleine lassen, ich übernehme keine Verantwortung für die Folgen! • Bitte nicht kopieren! • Nicht füttern!!! • Wenn es größer wird, deinem Lehrer oder Lehrerin schenken! • Ich hoffe, wir sehen dich beim nächsten Jugendtreffen wieder. Schwarzes Loch bitte sehr vorsichtig ausschneiden! Homepage der Astronomischen Vereinigung Tübingen: www.sternwarte-tuebingen.de Hilfe für Einsteiger und Fortgeschrittene www.astronomie.de VDS (Vereinigung der Sternfreunde e.V.) www.vds-astro.de Entwicklung der Sterne http://abenteuer-universum.de/stersterne/starend.html Wir hoffen du kommst wieder zum nächsten Treff dein Jugendgruppenteam