Kohomologische Aspekte von Brauergruppen Christian Curilla Universität Hamburg Fachbereich: Mathematik Seminar: Einführung in die homologische Algebra Veranstalter: Prof.Dr.C.Schweigert, Dr.L.Hille SoSe04 1 Die Brauergruppe 1.1 Azumaya-Algebren und die Brauergruppe In diesem Vortrag bezeichne K immer einen Körper und mit einem Ring ist immer ein Ring mit 1 gemeint. Und zur Vereinfachung wird K als perfekt vorausgesetzt. Man kann mit etwas mehr Aufwand aber auch alles für den nicht perfekten Fall verallgemeinern. Definition 1.1. 1. Eine K-Algebra A heißt einfach, wenn A als Ring einfach ist, also außer (0) und A keine weiteren zweiseitigen Ideale enthält. 2. Eine K-Algebra A heißt zentral, wenn Z(A)=K ist. Definition 1.2. Eine K-Algebra A heißt Azumaya-Algebra über K, falls Sie einfach, zentral und endlichdimensional über K ist. Bemerkung 1.3. 1. Sei A eine Azumaya-Algebra über K. Nach dem Struktursatz von Wedderburn (siehe [Ke]) gibt es genau ein n ≥ 1 und genau einen Schiefkörper D (bis auf K-Algebrenisomorphie), so daß A∼ = Mn (D) (wobei Mn die n × n Matrizen bezeichnet) und Z(D)=K gilt. 2. Die Dimension von A über K ist eine Quadratzahl. Definition 1.4. Wir nennen zwei Azumaya-Algebren S, T ähnlich (in Zeichen S ∼ T ), wenn eine der folgenden Bedingungen zutrifft: 1. Wenn S ∼ = Mn (D) und T ∼ = Mm (E) mit Schiefkörpern D und E dann ∼ folgt D = E. 2. Es existieren n, m ∈ N so daß S ⊗K Mn (K) ∼ = T ⊗K Mm (K) ist. 1 Bemerkung 1.5. Durch Nachrechnen sieht man daß ∼ eine Äquivalenzrelation ist, und daß die erste und die zweite Definition von ähnlich gleichwertig sind. Lemma 1.6. 1. Mn (R) ∼ = R ⊗K Mn (K) für jede K-Algebra R. 2. Mm (K) ⊗K Mn (K) ∼ = Mmn (K) Satz und Definition 1.7. Auf den Äquivalenzklassen von Azumaya-Algebren über K kann man eine Multiplikation definieren [A] · [B] := [A ⊗K B] (wobei [A] die Äquivalenzklasse von A bezeichnet). Diese ist assoziativ, kommutativ und hat [K] als Einselement. Für jede Klasse [A] ist [Aop ] das inverse Element, also [Aop ] = [A]−1 . Die Äquivalenzklassen bilden also eine abelsche Gruppe, genannt Brauergruppe von K. Man schreibt Br(K). Beweis. 1. Man kann zeigen, daß wenn A und B Azumaya-Algebren über K sind, daß dann auch A ⊗K B eine ist. 0 0 2. Wohldefiniertheit der Multiplikation: Sei S ∼ S und T ∼ T , z.Z: 0 S ⊗K T ∼ S ⊗K T 0 Aus der ersten Definition für ähnlich folgt, daß T ∼ = Mm (E) 0 T ∼ = M 0 (E) S∼ = Mn (D) 0 S ∼ = M 0 (D) n m gilt. Hierbei sind D und E Schiefkörper. Daraus folgt jetzt weiter: S ⊗K T ∼ = Mn (D) ⊗K Mm (E) ∼ = D ⊗K Mn (K) ⊗K E ⊗K Mm (K) ∼ = D ⊗K E ⊗K Mnm (K) nach Lemma 1.6 (1) nach Lemma 1.6 (2) 0 0 Analog zeigt man S ⊗K T ∼ = D ⊗K E ⊗K Mn0 m0 (K). Es folgt: S ⊗K T ⊗K Mn0 m0 (K) ∼ = also S ⊗K T ∼ 0 0 0 0 S ⊗K T ⊗K Mnm (K) S ⊗K T 3. Die Assoziativität folgt aus der Assoziativität des Tensorproduktes. 4. Man kann zeigen, daß A ⊗K Aop ∼ = Mn (K) ist, wobei n = dimK A gilt. Wegen Mn (K) ∼ K ist also [Aop ] = [A]−1 . 5. Abelsch folgt aus der Kommutativität des Tensorproduktes. Beispiel 1.8. Sei K algebraisch abgeschlossen, dann ist Br(K)=1. 2 1.2 Die relative Brauergruppe Satz 1.9. Sei L Erweiterungskörper von K. Es gibt einen Gruppenhomomorphismus: ( Br(K) −→ Br(L) rL/K : [A] 7−→ [A ⊗K L] Dabei gilt rL/K = rL/M ◦ rM/K für Körper K ⊂ M ⊂ L. Definition 1.10. Die relative Brauergruppe Br(L/K) ist definiert als Br(L/K) := ker(rL/K ). L heißt Zerfällungskörper von A, wenn [A] ∈ Br(L/K) gilt, also wenn A ⊗K L ∼ L ( in Br(L) ) ist. Bemerkung 1.11. Ist L Zerfällungskörper von A, so ist auch jeder Erweite0 rungskörper L von L ein Zerfällungskörper von A, denn: 0 0 0 0 A ⊗K L ∼ = A ⊗K (L ⊗L L ) ∼ = (A ⊗K L) ⊗L L ∼ = Mn (L ) | {z } Mn (L) Definition 1.12. Sei A eine Azumaya-Algebra über K. Als selbstzentralisierender Teilkörper von A bezeichnen wir einen Erweiterungskörper L von K, mit L ⊂ A und ZA (L) = L. Lemma 1.13. Sei A eine Azumaya-Algebra über K und B eine einfache KUnteralgebra von A, dann gibt es eine K-Algebrenisomorphie : A ⊗K B op ∼ = ZA (B) ⊗K Mn (K) wobei n = dimK (B) ist. Insbesondere gilt die Dimensionsgleichung: dimK A = dimK ZA (B) dimK B Theorem 1.14. Sei A eine Azumaya-Algebra über K mit dimK A = n2 . Dann ist jeder selbstzentralisierende Teilkörper L von A ein Zerfällungskörper von A und [L : K] = [A : L] = n. Umgekehrt sei L ein Erweiterungskörper von K mit dimK L = n, dann hat jedes Element aus Br(L/K) einen eindeutigen (bis auf K-Algebrenisomorphie ) Repräsentanten A mit dimK A = n2 und L als selbstzentralisierenden Teilkörper. Korollar 1.15. Sei D zentraler endlichdimensionaler Schiefkörper über K, dann gibt es einen endlichendimensionalen, galoisschen Erweiterungskörper L von K, der Zerfällungskörper von D ist. Beweis. Als erstes wollen wir zeigen, dass es einen selbstzentralisierenden Teilkörper L von D gibt: Wir wählen ein beliebiges α1 ∈ D \ K. Weil D nullteilerfrei ist und α1 mit allen Elementen aus K kommutiert ist K(α1 ) ein Erweiterungskörper von K in D. Wir wählen jetzt weiter ein α2 ∈ ZD (K(α1 )) \ K(α1 ). Aus den gleichen 3 Argumenten wie zuvor, folgt dass auch K(α1 , α2 ) ein Erweiterungskörper von K in D ist. Wenn man das jetzt weiter fortführt, wird man nach endlich vielen Schritten zu dem gewünschten Körper L kommen (weil D endlichdimensional ist und für jeden Körper L in D offensichtlich L ⊂ ZD (L) gilt). Wir haben jetzt also unseren Körper L mit ZD (L) = L. Aus dem Theorem 1.14 folgt nun, dass dieser auch Zerfällungskörper von D ist. Wir bilden nun 0 0 die normale Hülle L von L. Wegen rL0 /K = rL0 /L ◦ rL/K ist also auch L Zerfällungskörper von D, der darüber hinaus noch galoissch über K ist. Damit haben wir die Behauptung gezeigt. S Korollar 1.16. Es ist Br(K) = Br(L/K), wobei L alle endlichendimensionalen, galoisschen Erweiterungskörper von K sind. Beweis. ” ⊂ ” Sei [A] ∈ Br(K) beliebig. Wir wissen dass es einen Schiefkörper D mit [D] = [A] gibt (folgt aus der Definition von ähnlich). Aus Korollar 1.15 folgt jetzt weiter dass es einen galoisschen, endlichdimensionalen Erweiterungskörper L von K gibt, der Zerfällungskörper von D ist. Dieser ist somit auch Zerfällungskörper von A, womit die Inklusion gezeigt ist. ”⊃” Ist trivial. Bemerkung 1.17. Aus dem eben gezeigten Korollar wird insbesondere klar, dass es für jede Azumaya-Algebra über K einen endlichdimensionalen Zerfällungskörper gibt. Das Korollar 1.16. ist für uns von besonders großem Interesse, da wir jetzt versuchen können, Aussagen über Br(K) aus Informationen über Br(L/K) zu gewinnen. Die Berechnung von Br(L/K) stellt sich als leichter heraus als die von Br(K). 2 2-Kozykeln und Verschränktes Produkt Satz 2.1. (Skolem und Noether) Sei A eine Azumaya-Algebra über K und sei B eine endlichdimensionale, einfache K-Algebra. Sind f, g : B −→ A zwei KAlgebrenhomomorphismen, so gibt es eine Einheit u ∈ A∗ , so dass gilt: g(b) = uf (b)u−1 2.1 ∀b∈B 2-Kozykeln Es sei Br(L/K) mit L galoissch über K und dimK L = n gegeben. Aus dem Theorem 1.14 folgt, dass jedes Element aus Br(L/K) einen eindeutigen Repräsentanten A hat, für den L ein selbstzentralisierender Teilkörper und dimK A = n2 ist. Insbesondere gilt, dass dimL A = dimK L = |G(L/K)|, wegen n2 = dimK A = dimK L dimL A = (dimK L)2 , ist. Wir werden jetzt diese Situation etwas genauer betrachten: Aus dem Satz von Skolem und Noether folgt, dass es für alle σ ∈ G = G(L/K) 4 ein Element xσ ∈ A∗ gibt, so dass xσ ax−1 σ = σ(a) für alle a aus L gilt. Oder auch umgeformt: xσ a = σ(a)xσ ∀a∈L (1) ∗ −1 Durch Nachrechnen folgt dass xσ xτ x−1 στ ∈ L ist (man zeigt dass xσ xτ xστ ∈ ZA (L) = L ist). Somit gibt es Elemente aσ,τ ∈ L∗ so dass gilt: xσ xτ = aσ,τ xστ (2) Es folgt weiter, aus der Assoziativität der Algebra, dass: xµ (xσ xτ ) = (xµ xσ )xτ xµ (aσ,τ xστ ) = (aµ,σ xµσ )xτ µ(aσ,τ )xµ xστ = aµ,σ aµσ,τ xµστ µ(aσ,τ )aµ,στ xµστ = aµ,σ aµσ,τ xµστ µ(aσ,τ )aµ,στ = aµ,σ aµσ,τ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ nach (2) nach (1) und (2) nach (2) (3) Lemma 2.2. {xσ } ist eine Basis von A über L. Aus dem Lemma 2.2 und der Struktur-Analyse folgt, dass die Multiplikation durch (1) und (2) festgelegt ist. Die Gleichung (3) muß gelten, damit die Assoziativität erhalten bleibt. Insbesondere zeigt das Lemma, dass die Addition durch M A= Lxσ σ∈G gegeben ist. Im Hinblick auf das nächste Kapitel macht es Sinn, die Mengen {xσ ∈ A∗ |σ ∈ G} und {aσ,τ ∈ L∗ |σ, τ ∈ G} als Abbildungen ( G −→ A∗ x: σ 7−→ xσ und ( a: G × G −→ L∗ (σ, τ ) 7−→ aσ,τ aufzufassen. Definition 2.3. Eine Abbildung a : G × G −→ L∗ die (3) erfüllt, wird als 2-Kozyklus mit Werten in L∗ bezeichnet. Was wir bis jetzt noch garnicht erwähnt haben, was aber durchaus eine wichtige Rolle spielen wird, ist, dass die xσ , die wir durch den Satz von Skolem und Noether erhalten haben, nicht eindeutig sind. Sei x wie oben, und y eine weitere Abbildung die (1) erfüllt, dann folgt: ⇒ yσ ayσ−1 = xσ ax−1 σ ∀a ∈ L x−1 σ yσ a ∀a ∈ L = ax−1 σ yσ 5 Somit ist x−1 σ yσ ∈ L, weil es aus ZA (L) ist. xσ und yσ unterscheiden sich also nur um einen skalaren Faktor aus L, für alle σ ∈ G. Seien nun fσ ∈ L∗ Elemente, so dass yσ = fσ xσ gilt, dann ergeben sich für die 2-Kozykeln a und b, die zu x und y gehören, folgende Beziehung: bσ,τ = 2.2 fσ σ(fτ ) aσ,τ fστ (*) Verschränktes Produkt Satz 2.4. Sei L eine Galoiserweiterung vom Grad n von K mit Gruppe G = G(L/K), und sei a : G×G −→ L∗ ein 2-Kozyklus. Dann ist der n2 -dimensionale K-Vektorraum M A := (L, G, a) := Lvσ (vσ f ormale Symbole) σ∈G mit der durch xvσ · yvτ := xσ(y)aσ,τ vστ ∀ x, y ∈ L und σ, τ ∈ G definierten Multiplikation eine Azumaya-Algebra über K mit Einselement 1A = (aid,id )−1 vid . Insbesondere läßt sich L durch x 7−→ x1A in A einbetten, und wird dadurch zum selbstzentralisierenden Teilkörper von A. Definition 2.5. Mit der Notation von dem vorherigen Satz, wird A auch als verschränktes Produkt von L und G bezüglich des 2-Kozykels a bezeichnet. Man schreibt (L, G, a). Bemerkung 2.6. Man kann zeigen, dass zwei verschränkte Produkte (L, G, a) und (L, G, b) isomorph als K-Algebren sind, genau dann wenn es eine Abbildung ( G −→ L∗ (**) f: σ 7−→ fσ gibt, so dass (*) erfüllt ist. Theorem 2.7. Sei L/K eine Galoiserweiterung mit G = G(L/K). Dann gibt es eine Bijektion zwischen den Elementen von Br(L/K) und den Äquivalenzklassen von 2-Kozykeln a : G×G −→ L∗ . Dabei sind zwei 2-Kozykeln a und b äquivalent (in Zeichen (a ∼ b)), wenn es eine Abbildung f wie in (**) gibt die (*) erfüllt. Beweis. Nach dem Theorem 1.14 gibt es für jedes Element aus Br(L/K) einen eindeutigen Repräsentanten A (bis auf K-Algebrenisomorphie), so dass L selbstzentralisierender Teilkörper von A ist. Für unterschiedliche Wahlen von A erhält man unterschiedliche 2-Kozykeln die wegen Bemerkung 2.6 aber in der selben Äquivalenzklasse liegen. Es folgt also, dass man eine wohldefinierte Abbildung bekommt: Br(L/K) −→ Äquivalenzklassen von 2-Kozykeln [A] 7−→ 2-Kozyklus von A bezüglich L 6 Andererseits gibt es nach Satz 2.4 für jeden 2-Kozyklus a ein verschränktes Produkt (L, G, a). Auch hier gilt nach der Bemerkung 2.6 , dass für zwei äquivalente 2-Kozykeln, die verschränkten Produkte K-isomorph sind. Also erhält man auch hier eine wohldefinierte Abbildung: Äquivalenzklassen von 2-Kozykeln −→ Br(L/K) a 7−→ [(L, G, a)] Wenn man die Abbildungen ineinander einsetzt erhält man offensichtlich die Identität, woraus die Bijektivität folgt. 3 Homologische Beschreibung der Brauergruppe Definition 3.1. Sei G eine Gruppe mit neutralen Element e ∈ G und M eine abelsche Gruppe. M heißt ein G-Modul, falls es eine Abbildung G × M −→ M (g, m) 7−→ gm gibt, mit: (i) em = m (ii) g(m + m ) = gm + gm (iii) g(g m) = (gg )m 0 0 0 0 Beispiel 3.2. Sei L/K eine endliche Galoiserweiterung mit G = G(L/K), dann ist L∗ ein G-Modul mit: G × L∗ −→ L∗ (σ, x) 7−→ σ(x) Sei M ein G-Modul. Wir definieren jetzt, für n ≥ 1, C n (G, M ) als die Menge aller Abbildungen von Gn nach M , also: C n (G, M ) := {f |f : Gn −→ M } und setzen C 0 (G, M ) := M Die Mengen C n (G, M ) bilden mit wertweiser Addition eine abelsche Gruppe, genannt die Kokettengruppen. Wir können jetzt weiter Gruppenhomomorphismen von der n-ten in die (n+1)-te Kokettengruppe definieren. Für n = 0 setzen wir: δ0 : C 0 (G, M ) −→ C 1 (G, M ) f 7−→ δ0 (f ) 7 wobei δ0 (f )(g1 ) = g1 f −f gelten soll. Für n ≥ 1 definieren wir δn : C n (G, M ) → C n+1 (G, M ) durch: δn (f )(g1 , . . . , gn+1 ) = g1 f (g2 , . . . , gn+1 ) n X + (−1)i f (g1 , . . . , gi−1 , gi gi+1 , . . . , gn+1 ) i=1 + (−1)n+1 f (g1 , . . . , gn ) Also haben wir z.B. für n = 1: δ1 (f )(g1 , g2 ) = g1 f (g2 ) − f (g1 g2 ) + f (g1 ) Und für n = 2: δ2 (f )(g1 , g2 , g3 ) = g1 f (g2 , g3 ) − f (g1 g2 , g3 ) + f (g1 , g2 g3 ) − f (g1 , g2 ) Durch einfaches Nachrechnen sieht man, dass δn wirklich ein Gruppenhomomorphismus ist. Es gilt aber noch mehr: Lemma 3.3. δn+1 ◦ δn = 0 Mit dem Lemma sehen wir, dass die {C n , δn } einen Kokettenkomplex bilden: δ δ δ 0 1 2 0− → C 0 −→ C 1 −→ C 2 −→ C3 − → ... Wir setzen jetzt Z n := ker(δn ) und B n := im(δn−1 ) und können, wegen Lemma 3.3, die n-te Kohomologiegruppe von G mit Werten in M bilden: H n (G, M ) := Z n /B n Wir betrachten jetzt eine spezielle Situation, nämlich dass G = G(L/K) und M = L∗ ist. Hierbei ist L eine endliche galoissche Erweiterung von K und die G-Modul-Operation ist die, die wir im Beispiel 3.2 gesehen haben. Unser besonderes Augenmerk soll hierbei H 2 (G, L∗ ) gelten, wofür wir als erstes überlegen, wie die Elemente von Z 2 aussehen. Sei a ∈ Z 2 . Es ist also a eine Funktion mit ( G × G −→ L∗ a: (σ, τ ) 7−→ aσ,τ und δ2 (a) = 1. Es gilt: −1 1 = δ2 (a)(µ, σ, τ ) = µ(aσ,τ )a−1 µσ,τ aµ,στ aµ,σ ⇒ aµσ,τ aµ,σ = µ(aσ,τ )aµ,στ Sei δ1 (f ) ∈ B 2 , also ( G −→ L∗ f: σ 7−→ fσ dann folgt: 8 −1 δ1 (f )(σ, τ ) = σ(fτ )fσ,τ fσ = fσ σ(fτ ) fσ,τ Wie man leicht sehen kann, folgt dass a, b ∈ Z 2 genau dann in der gleichen Nebenklasse von H 2 (G, L∗ ) liegen, wenn bσ,τ = fσ σ(fτ ) aσ,τ fστ (mit δ1 (f ) ∈ B 2 ) Dies ist aber die gleiche Bedingung die wir in Theorem 2.6 an die Äquivalenzklassen von 2-Kozykeln gestellt hatten. Zusammen mit dem eben genannten Theorem können wir sehen, dass es auch eine Bijektion zwischen Br(L/K) und H 2 (G, L∗ ) gibt. Wir möchten aber noch mehr haben, nämlich, dass wir einen Gruppenhomomorphismus zwischen Br(L/K) und H 2 (G, L∗ ) bekommen um somit eine Gruppenisomorphie zwischen beiden Mengen zu erhalten. Hierfür definieren wir erstmal diesen Gruppenhomomorphismus: ( H 2 (G, L∗ ) −→ Br(L/K) Ψ: a 7−→ [(L, G, a)] Desweiteren hilft uns nun folgendes Lemma: Satz 3.4. Sei L/K eine Galoiserweiterung mit Galoisgruppe G = G(L/K) und a und b seien zwei 2-Kozykeln, dann gilt: [(L, G, a)][(L, G, b)] = [(L, G, ab)] in Br(L/K) Der Satz 3.4 zusammen mit dem zuvor überlegten liefert uns jetzt das folgende schöne Theorem: Theorem 3.5. Für eine galoissche Körpererweiterung L/K gibt es eine Gruppenisomorphie: Br(L/K) ∼ = H 2 (G(L/K), L∗ ) Literatur [FD] B.Farb, R.K.Dennis: Noncommutative Algebra. Springer, Graduate Texts in Mathematics, 144, 1993. [Ke] I.Kersten: Brauergruppen von Körpern. Vieweg, Aspekte der Mathematik, 1990. [Ke2] I.Kersten: Skript über Brauergruppen, Arbeitsversion http://www.uni-math.gwdg.de/skripten/Brauerskript/brauer.pdf [R] I.Reiner: Maximal Orders. Academic Press Inc. (London) Ltd. 1975 9