5.2 Patientenübergreifendes Berichtswesen Gängige Methoden umfassen - die Verwendung von Surrogaten zur Identifikation von Datenobjekten, verbunden mit anderen Methoden zur Kontrolle der referenziellen Integrität, - die Standardisierung der Dokumentation, - Verfahren der logischen Datenintegration, z.B. durch systematische Kommunikation zwischen Anwendungsbausteinen, - Herstellung der Authentizität in rechnerbasierten Dokumentationen durch digitale Signaturen. 5.2 97 Methoden Patientenübergreifendes Berichtswesen Patientenübergreifendes Berichtswesen Das patientenübergreifende Berichtswesen liefert Information zu einer definierten Gruppe von Patienten (oder zu allen Patienten) einer medizinischen Versorgungseinrichtung. Diese Information besteht z.B. aus der Häufigkeit bestimmter Ereignisse oder Zustände (Komplikationshäufigkeiten, Diagnosehäufigkeiten etc.) oder aus Maßzahlen zur Beschreibung quantitativer Merkmale (z.B. Durchschnitt, Standardabweichung oder Median der Behandlungsdauer). Es gibt verschiedene Aufgaben, die ein patientenübergreifendes Berichtswesen erfordern: - Gesetze und Verordnungen fordern die Weitergabe von Angaben zu Diagnosen, Therapien, Behandlungsdauer etc. an Krankenkassen oder statistische Ämter. In der Regel werden dazu genaue Datensatzformate beschrieben, in denen die Daten zu festgelegten Zeitpunkten zu übermitteln sind (vgl. Abschnitt 9.3). - Das Management einer Versorgungseinrichtung benötigt für eine effektive Kostenplanung und -kontrolle sehr detaillierte Angaben, die im Wesentlichen den Zusammenhang zwischen den behandelten Krankheiten und den für sie erbrachten medizinischen Leistungen aufzeigen. - Im Rahmen des Qualitätsmanagements kann ein patientenübergreifendes Berichtswesen zur laufenden Überwachung definierter Qualitätsindikatoren eingerichtet werden (Qualitätsmonitoring, z.B. der Komplikationsraten bei Patienten mit HüftEndoprothesen). Aufgaben der Dokumentation Probleme im patientenübergreifenden Berichtswesen gehen oft auf unerfüllte Anforderungen in folgenden Bereichen zurück: - Die Ermittlung patientenübergreifender Information setzt eine standardisierte Dokumentation unter vergleichbaren Bedingungen voraus, mithin die Beobachtungsgleichheit. Die Häufigkeit z.B. von Diagnosen lässt sich nur vergleichen, wenn sie nach einheitlichen Kriterien gestellt und mit einer einheitlichen Klassifikation nach einheitlichen Regeln klassiert werden. - Eine unvollständige Datenaufzeichnung kann unangenehme Folgen haben: Durch nicht dokumentierte Leistungen geht bei der leistungsbezogenen Vergütung Geld verloren; wenn schwerwie- Probleme und Anforderungen 98 5 Nutzen und Gebrauch medizinischer Dokumentationssysteme gende Befunde, Komplikationen oder Begleiterkrankungen nicht dokumentiert werden, können sie nicht zur Rechtfertigung eines überdurchschnittlichen Behandlungsaufwandes herangezogen werden und der Kostenträger verweigert unter Umständen die Bezahlung. - Auch wenn patientenübergreifende Berichte lediglich beschreibenden Charakter haben, so legen sie doch oft bestimmte Interpretationen nahe. Neben den oben genannten Defiziten können auch unübersichtlich präsentierte und unvollständig erläuterte Ergebnisse zu falschen Schlussfolgerungen führen. - Zur Dokumentation für das Berichtswesen besteht meist nur eine geringe Motivation. Mitarbeiter wissen oft nicht, welche nachteiligen Folgen eine mangelhafte Datenaufzeichnung haben kann. Dies gilt dann umso mehr, wenn Daten ausschließlich für das Berichtswesen aufgezeichnet werden müssen. Wichtige Methoden Der Aufbau eines patientenübergreifenden Berichtswesens erfordert eine systematische Planung, die folgende Schritte enthalten sollte: - Entwurf des Layouts für eine übersichtliche, eindeutig interpretierbare Ergebnispräsentation. - Ableitung der Merkmale, die man standardisiert dokumentieren muss, um diese Ergebnisse erzielen zu können, sowie ihrer Wertemengen. - Prüfung, ob die benötigten Daten nicht eventuell in einem anderen Zusammenhang bereits aufgezeichnet wurden (vielleicht mit besserer Motivation und daher in höherer Qualität) und verwendet werden können. Z.B. haben Entlassungsdiagnosen, die im Arztbrief angegeben sind, in der Regel hohe Qualität und können gut für das Berichtswesen verwendet werden. - Entwicklung organisatorischer Vorkehrungen und Regeln, um die Vollständigkeit und Reproduzierbarkeit der Dokumentation zu gewährleisten. Die Leitung einer Einrichtung könnte z.B. festlegen, dass Diagnosen unmittelbar vom behandelnden Arzt dokumentiert und kodiert werden. Der Arzt erhält die notwendige Schulung und geeignete (Software-)Werkzeuge, um diese Aufgabe schnell und zuverlässig erfüllen zu können. - Auswahl angemessener rechnerbasierter Werkzeuge, um neben der Datenaufzeichnung auch die Datenintegration und das Berichtswesen zu unterstützen. Zusammenfassung Um ein patientenübergreifendes Berichtswesen zu ermöglichen, muss das Dokumentationssystem aggregierte Informationen zu definierten Patientengruppen liefern. Diese Information wird benötigt, um externe Vorschriften zu erfüllen, um die Arbeitsprozesse innerhalb einer Versorgungseinrichtung planen und steuern zu können, und um das Qualitätsmanagement zu unterstützen. Valide Berichte müssen auf vollständigen und zuverlässigen Daten basieren, die unter vergleichbaren Bedingungen aufgezeichnet wurden. Die Berichte selbst müssen eindeutig und klar strukturiert sein. Bei der Komplexität des heutigen