5 5 Indikationen B. Khanavkar, S. Ewig, K. Darwiche, E. Hecker, J. Volmerig, M. Bollow 5.1 Diagnostische Bronchoskopie – 93 5.1.1 Tumordiagnostik – 93 Wann ist eine Bronchoskopie zur Frage Lungentumor indiziert? – 95 Zentral sichtbare Tumoren – 96 Periphere Tumoren – 101 Lymphknotenstaging – 105 Endoskopische Tumornachsorge – 107 5.1.2 Sonderfall Frühkarzinom – 107 Intraepidermale Frühkarzinome – 109 Small noncalcified pulmonary nodules (SPN) – 112 5.1.3 Bronchoskopische Erregerdiagnostik bei bronchopulmonalen Infektionen – 113 Methodik der Gewinnung bronchoskopischer Sekrete – 114 Methodik der Verarbeitung bronchoskopischer Sekrete – 115 Akute Exazerbation der COPD und Bronchiektasen – 116 Ambulant erworbene Pneumonien – 116 Therapieversagen nach Arbeitsdiagnose ambulant erworbene Pneumonie – 117 Nosokomiale Pneumonien – 118 Schwere Pneumonien unter Immunsuppression – 121 Tuberkulose und atypische Mykobakterien – 123 5.1.4 Bronchoskopische Diagnostik interstitieller Lungenerkrankungen – 124 Indikationen zur Bronchoskopie – 125 5.1.5 Hämoptysen ohne radiologisches Substrat – 134 5.1.6 Chronischer Husten – 134 5.1.7 Vocal cord dysfunction (VCD-Syndrom) – 135 5.2 Therapeutische Bronchoskopie – 135 5.2.1 Atemwegsmanagement – 135 Maligne Atemwegsstenose – 135 Benigne Trachealstenose – 138 Tracheoösophageale Fistel – 140 Tracheomalazie – 141 Benigne Bronchusstenose – 142 5.2.2 Bronchiallavage – 143 5.2.3 Fremdkörperextraktion – 144 5.2.4 Spezialfälle – 145 Alveolarproteinose – 145 Hämoptoe – 145 Bronchopleurale Fistel/Stumpfinsuffizienz – 148 Intrabronchiale Medikamentenapplikation – 149 5.3 Bronchoskopische Lungenvolumenresektion – 150 5.3.1 Einleitung – 150 Konservative Therapie des Lungenemphysems – 150 Operative (offen-chirurgische oder thorakoskopische) Therapie des Lungenemphysems – 150 NETT-Studie – 150 5.3.2 Entwicklung der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion 5.3.3 Ein- und Ausschlusskriterien der BLVR – 152 5.3.4 Klinisch-technische Evaluation – 152 5.3.5 Rehabilitation – 152 5.3.6 Ventilimplantation – 152 5.3.7 Risiken – 153 5.3.8 Nachbehandlung – 153 Literatur – 154 – 151 5 93 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie Die prozentuale Verteilung der Indikationen zur Bronchoskopie richtet sich nach dem vom Untersucher bedienten Klientel. Forschungseinheiten werden die Untersuchung allein zu diagnostischen Zwecken einsetzen, auf Intensivstationen ist der Anteil der therapeutischen Bronchoskopien groß. Ambulant durchgeführte Untersuchungen erfolgen meist mit diagnostischen Fragestellungen. In einer Krankenhaus-basierten Bronchologie-Einheit machen die diagnostischen Indikationen etwa drei Viertel der Gesamtuntersuchungszahlen aus (. Tab. 5.1). . Tab. 5.1. Liste der Indikationen zur Bronchoskopie (AugustaKranken-Anstalten, Bochum, 2007) Indikation Fallzahl Anteil Tumorverdacht 240 32,4% Erregerdiagnostik 111 15,0% Unklares Infiltrat 70 9,5% Lymphknotenvergrößerung 44 5,9% Interstitielle Erkrankungen 33 4,5% Hämoptysen 30 4,0% Sonstige 18 2,4% Nachsorge 15 2,0% Husten 14 1,9% Sarkoidose 5 0,7% Tumorpositive Zytologie 1 0,1% Therapeutische Eingriffe 160 21,6% 5.1 Diagnostische Bronchoskopie a b 5.1.1 Tumordiagnostik Die derzeit neben der Erregerdiagnostik häufigste Indikation zur flexiblen Bronchoskopie ist der Einsatz im Rahmen der pneumologischen Tumordiagnostik. Radiologische Methoden sind trotz des enormen Fortschrittes in der Bildgebung allein nicht in der Lage, eine Gewebediagnose zu liefern. Die Epidemie der Lungenkarzinome hält auf Grund der Latenzzeit der Tumorentwicklung trotz abnehmenden . Abb. 5.1a–c. Lungenkarzinom mit zentralem Sitz. a Projektions- 7 radiographie des Thorax eines Patienten mit Hämoptysen. Auffällig ist die Strukturvermehrung und Unschärfe des linken Hilus. b Computertomogaphie in einer Schicht im Mediastinalfenster durch Hilushöhe. Tumormassen anterior und posterior des linken Hauptbronchus kommen zur Darstellung und ein Tumoreinbruch in Höhe des Oberlappenabgangs (Plattenepithelkarzinom). c Endoskopisches Bild zu . Abb. 5.1b. Unten im Bild die Oberlappenkarina links, im Ostium ventral und dorsal vulnerable Tumorvegetationen c 94 Kapitel 5 · Indikationen . Abb. 5.3. Computertomographische Darstellung einer Nadelpunktion eines Lungenrundherdes im linken Oberlappen, Patient in Bauchlage. Mit der 19-G-Nadel kann ein Gewebszylinder für die Histologie gewonnen werden 5 a b . Abb. 5.2a und b. Lungenkarzinom mit peripherem Sitz. a Projektionsradiographie des Thorax eines Patienten mit Rückenschmerzen und produktivem Husten. Subklavikulär links zeigt sich eine diskrete Verdichtung. b Computertomographie in einer Schicht im Lungenfenster subklavikulär, linksseitig 2 cm großer weichteildichter Rundherd mit Ausziehungen, sog. Krebsfüßchen (niedrig differenziertes Adenokarzinom mit ausgedehnten ossären Wirbelkörpermetastasen) Zigarettenkonsums an. Die Lunge als Manifestationsort für Metastasen anderweitig lokalisierter Primärtumoren spielt für die endoskopische Diagnostik angesichts der Fortschritte in der Metastasenchirurgie und maßgeschneiderter Chemotherapiekonzepte ebenfalls eine zunehmende Rolle. Zu unterscheiden sind die Tumorlokalisationen zentral und peripher, da diese wesentliche Auswirkungen auf die zur Anwendung kommende Methodik bedeuten (. Abb. 5.1 und 5.2). Zentral sichtbare Tumoren werden unter optischer Kontrolle biopsiert, periphere Tumoren müssen sondiert werden, entweder unter Zuhilfenahme einer Durch- leuchtung oder einer Ultraschallsonde. Neuere Methoden der Lokalisation mittels elekromagnetischer Steuerung sind bisher Spezialzentren vorbehalten. Lungenkarzinome weisen eine bevorzugte Lokalisation innerhalb des Bronchialsystems auf. Etwa zwei Drittel der Prozesse manifestiert sich in den Oberlappen. Diese bevorzugte Lage stellt besondere Anforderungen an das Instrumentarium und das Können des Endoskopikers. In den letzten Jahrzehnten hat eine Häufigkeitsverschiebung zugunsten peripherer Raumforderungen stattgefunden. Das Adenokarzinom der Lunge ist im Vergleich zum Plattenepithelkarzinom die prädominante Manifestationsform dieses Tumorleidens, eine Beobachtung, die auf die in den letzten Jahrzehnten erfolgte Umstellung der Rauchgewohnheiten auf Filterzigaretten mit niedrigerem Nikotingehalt zurückgeführt wird. Da Adenokarzinome im Gegensatz zum zentral lokalisierten Plattenepithelkarzinom häufig als periphere Rundherde entstehen, gewinnt die transbronchiale Biopsie zunehmend an Bedeutung. Sie steht in direkter Konkurrenz zur CT-gesteuerten Punktion von perthorakal (. Abb. 5.3). Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bronchoskopie ist die Anfertigung einer Computertomographie des Thorax in engem zeitlichem Zusammenhang mit der Untersuchung. Hierdurch wird das Verhältnis des Tumors zu den Atemwegen klar, zusätzlich ist Information über den Lymphknotenstatus (N-Klassifikation) und mögliche Zweitkarzinome bzw. pulmonale oder ossäre Metastasen (M-Klassifikation) abrufbar (. Abb. 5.4). Die Schnittbildgebung beeinflusst das endoskopische Vorgehen. Es versteht sich von selbst, dass die Röntgenstudien als Ausdruck oder Datensatz vorhanden sein müssen. Ein Befund allein reicht als Grundlage für die Bronchoskopie in keinem Fall aus. 95 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie 4 Ist der Herd auf der Voraufnahme nicht dargestellt oder kleiner, kann eine Proliferation angenommen werden. Eine Bronchoskopie und weiteres diagnostisches Procedere sind unbedingt angezeigt. . Abb. 5.4. Computertomographischer Schnitt im Mediastinalfenster. Der Tumor (T) vom Lingulasegment ausgehend ist angeschnitten. Rechtsseitig medial der Aufteilung des Zwischenbronchus findet sich ein 2 cm großer Lyphknoten. Kann ein Befall mittels Nadelpunktion bewiesen werden, handelt es sich um eine Stadium N3 mit den daraus erwachsenden Konsequenzen für die Therapierbarkeit und Prognose. Der Pleuraerguss links ist tumorzellfrei Tipps Die Bronchoskopie mit all ihren Möglichkeiten steht nicht isoliert als Diagnoseinstrument zur Verfügung. Ihr Einsatz im Gesamtkonzept für den Patienten bedarf sorgfältiger Planung und Abstimmung mit dem den Patienten betreuenden Team. Ein operabler Herd bedarf eines Lymphknotenstagings, das während der diagnostischen Bronchoskopie bereits versucht werden sollte. Liegen jedoch schon Fernmetastasen vor oder ist ein operatives Vorgehen aus funktionellen Gründen nicht möglich, kann auf die Lymphknotenpunktion für Staging-Zwecke verzichtet werden. Zum Vergleich genügt in keinem Fall der Befund einer Röntgenstudie, sondern immer auch das Sichten der Originalaufnahmen. Ein erheblicher Prozentsatz kleinerer Herde ist retrospektiv auf Voraufnahmen zu identifizieren. Es besteht eine klare umgekehrte Korrelation zwischen Herdgröße und dem prozentuellen Anteil übersehener Läsionen. Eine leichtere Übung, einen Patienten von einer schweren Sorge zu befreien, ist kaum vorzustellen, als ihn durch Einsehen einer Voraufnahme »gesundzusprechen«. Über die Notwendigkeit einer Bronchoskopie im Rahmen der Abklärung eines nicht-infektiösen Pleuraergusses kann gestritten werden. Kleinere Karzinome in komprimiertem Lungengewebe können der CT-Diagnostik zwar entgehen, diese entziehen sich jedoch auch der endokopischen Diagnose. Eine endoskopisch zu diagnostizierende zentrale Raumforderung kann in der Regel unter Zuhilfenahme von Kontrastmittel einwandfrei identifiziert werden. In diesem Fall ist die Bronchoskopie zur Gewebsgewinnung indiziert. Ohne Anhalt für eine zentrale Raumforderung ist der diagnostische Gewinn durch eine Bronchoskopie jedoch zu vernachlässigen. Erstmalige Hämoptysen sollten in jedem Fall zu einer Röntgenuntersuchung der Thoraxorgane Anlass geben, zunächst als Übersichtsaufnahme. Ist der Patient mit einem Risiko für Lungenkarzinome belastet, sollten immer auch eine Computertomographie der Thoraxorgane und eine Bronchoskopie folgen. Gleiches gilt für die Erstmanifestation eines über 4 Wochen persistierenden Hustens und für die Änderung des »Hustencharakters« bei Bronchitikern. Erhöhtes Lungenkrebsrisiko Wann ist eine Bronchoskopie zur Frage Lungentumor indiziert? Radiologische Veränderungen, die zufällig oder aufgrund von Symptomen erhoben wurden, stellen eine eindeutige Indikation zur Bronchoskopie dar. Zuvor sollte unbedingt geklärt werden, ob in früher angefertigten radiologischen Studien die Veränderung bereits dargestellt ist (»Voraufnahmen«). Aus diesem Vergleich können 2 Konsequenzen erwachsen: 4 Der Herd besteht in gleicher Formation und Größe schon auf Voraufnahmen. In diesem Fall ist das Zeitintervall zwischen den Aufnahmen wichtig. Ein Abstand von 6 Monaten reicht nicht, um eine Veränderung mit Sicherheit als gutartig zu klassifizieren. Eine Kontrollaufnahme weitere 6 Monate später empfiehlt sich. 4 Lebensalter über 60 Jahre 4 Zigarettenrauchen (>20 Packungsjahre, früher Beginn der Rauchgewohnheit) 4 Berufliche Exposition (Asbest, Chromate, Uranbergbau) 4 Positive Familienanamnese Rezidivierende pneumonische Infiltrate in derselben Lungenregion sind eine weitere wichtige Indikation zum endoskopischen Ausschluss einer zentralen Obstruktion (. Abb. 5.4 und 5.5). Eine komplikationslos abheilende ambulant erworbene Pneumonie dagegen stellt selbst bei einem Raucher ohne weitere Begleitumstände keine Notwendigkeit zur Bronchoskopie dar. Die Frage der Bronchoskopie im Rahmen der »Tumorsuche« (Gewichtsabnahme, sonstige paraneoplastische Er- 5 96 Kapitel 5 · Indikationen chende Daten für die Autofluoreszenzbronchoskopie zur Frühdiagnose des Lungenkarzinoms im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen rechtfertigen den RoutineEinsatz noch nicht. Eine Bronchoskopie zur Vorsorge für starke Raucher kann im Einzelfall gerechtfertigt werden, ist aber keine allgemeine Indikation zur Untersuchung. Auch die Bitte, für karzinophobe Patienten endokopische Gewissheit zu schaffen, muss sehr kritisch überdacht werden. Insbesondere Patienten mit einem niedrigen Risiko für eine Lungenkarzinomentwicklung unterliegen der Möglichkeit falsch positiver Befunde (Problematik der niedrigen Vor-Test-Wahrscheinlichkeit). Gelegentlich wird das Problem durch die Entscheidung zur Bronchoskopie daher vergrößert. Für jede Fragestellung, so auch diese, ist die Indikation zur diagnostischen Bronchoskopie immer im Licht der daraus erwachsenden therapeutischen Konsequenzen zu beurteilen. Auch für einen demenzkranken, bettlägerigen Patienten kann eine Bronchoskopie wegen einer radiologisch tumorverdächtigen Veränderung (z. B. Oberlappenkaverne) Sinn machen, wenn die Differenzialdiagnose einer offenen Tuberkulose besteht. Andererseits kann bei einem respiratorisch symptomfreien Patienten mit einer ausgedehnt metastasierten Tumorerkrankung, deren wahrscheinliche pulmonale Genese aus einer Metastasenhistologie bekannt ist, auf eine Bronchoskopie verzichtet werden. 5 a b . Abb. 5.5 a und b. Pneumonisches Infiltrat. a In der Projektionsradiographie imponiert ein flächiges Infiltrat im rechten Unterlappen. b Die Computertomographie in einem Schnitt im Parenchymfenster bestätigt das Vorliegen eines dichten Infiltrates, zum Teil mit Air-Bronchogrammen. Histologisch handelte es sich jedoch um ein pneumonisches oder Alveolarzellkarzinom scheinungen) mit unauffälliger Thorax-CT wird dem Bronchoskopiker oft gestellt. Die Qualität der aktuellen Schnittbilddiagnostik reicht für die Darstellung selbst kleiner Lungentumoren aus. In der Schnittbildtechnik okkulte Karzinome, die endoskopisch erfassbar wären, sind als Frühkarzinome zu klassifizieren. Ihre Bedeutung für ein Krankheitsbild, das ein fortgeschrittenes Stadium repräsentiert, ist zu vernachlässigen. Daher kann unter Voraussetzung einer Thorax-CT ohne tumorverdächtigen Befund auch bei Risikopatienten für ein Lungenkarzinom auf eine Bronchoskopie verzichtet werden, wenn keine neu aufgetretene bronchopulmonale Symptomatik vorliegt. Bronchoskopien als Screening-Untersuchungen für Risiko- oder Hochrisikopatienten werden in 7 Kap. 5.1.2 thematisiert. Kurz zusammengefasst: Selbst vielverspre- Zentral sichtbare Tumoren Aufgaben für die Endoskopie in dieser Situation sind die feingewebliche Diagnosesicherung und so weit als möglich die Datenerfassung für die weitere Therapieplanung. Dazu gehören das intrathorakale Staging, für zentrale Tumoren insbesondere die Festlegung ihrer Position in Bezug auf potenzielle Absetzungsstellen (ggf. Stufenbiopsien), aber auch Information für mögliche Interventionen zur Palliation bei fortgeschritteneren Bronchialkarzinomen. Wachstumsmuster von Neubildungen im Bronchialbereich folgen zwei hauptsächlichen Prinzipien. Es gibt im Bronchiallumen proliferierende Prozesse (exophytisch; . Abb. 5.6) und submukös oder intramural ausgebereitete Tumoren (. Abb. 5.7). Das Wachstumsmuster lässt bereits eine Abschätzung der zugrunde liegenden Histogenese zu. Kleinzellige Karzinome wachsen oft submukös und komprimierend, während Plattenepithelkarzinome, meist mit zentralem Sitz, wie auch manche Metastasen anderenorts lokalisierter Primärtumoren (Kolon- oder Rektumkarzinom, Nierenzellkarzinom) endoluminal proliferieren (. Abb. 5.8). Pulmonale Adenokarzinome können sich exophytisch, submukös oder in Kombination ausbreiten. Exophytisches Tumorwachstum Diese unterschiedlichen Ausbreitungsmuster haben Auswirkungen auf die Methode der Probengewinnung und auch auf die zur Anwendung kommenden Rekanalisierungsverfahren für interventionelles Atemwegsmanage- 97 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie . Abb. 5.6. Exophytisch wachsender Tumor mit kompletter Verlegung des Zwischenbronchus – Plattenepithelkarzinom . Abb. 5.7. Submuköses Wachstumsmuster eines nicht kleinzelligen Karzinoms im linken Lungenunterlappen, das das Ostium durch Kompression verschließt ment. Exophytische »blumenkohlartige« Neoplasien sind bei einer einfachen Zangenbiopsie gut zugänglich (Technik: 7 Kap. 3.2.7). Zuvor müssen kurz die Kontraindikationen des Einsatzes überprüft werden. Stimmen die Gerinnungsparameter? Das Gewebe ist oft weich, brüchig und mühelos zu mobilisieren. Wesentlich ist die Auswahl vitalen Gewebes für die Biopsie und eine ausreichende Tiefe der Probeentnahme. Offensichtlich nekrotische Oberflächen sollten . Abb. 5.8. Brüchiges Tumorgewebe einer endobronchialen Kolonkarzinommetastase mit Verschluss des Bronchiallumens ggf. abgetragen bzw. durch Sog vor der repräsentativen Probenentnahme entfernt werden. Zur Vermeidung von Komplikationen durch Blutaustritt ist an einer distalen Tumorregion bevorzugt zu biopsieren. Nicht selten sind intraluminale Geschwülste noch mit einer Mukosaschicht überzogen, in der sich histologisch lediglich dysplastische Veränderungen darstellen lassen. Das ungeordnete Tumorwachstum führt zwar zur Ausbildung von Blutgefäßen (. Abb. 5.9 und 5.10), meist ist jedoch, normale Gerinnungsparameter vorausgesetzt, auch eine Gewebeentnahme ohne Blutungskomplikation auszuführen. Pathologen weisen oft auf das Problem der Diagnose eines mehrere cm großen Tumors angesichts von Proben von nur wenigen mm hin. Wenn ein exophytisches Wachstumsmuster vorliegt, eignen sich diese für die in der neueren Literatur als Kryobiopsie bezeichnete Gewebeentnahme. Das brüchige Tumorgewebe lässt sich in großen Brocken mit einer speziell konstruierten Kryotherapiesonde anfrieren und »abpflücken« (. Abb. 5.11). Dabei ist eine Wandadhäsion durch den Sondenkopf zu vermeiden. Die Bronchialwand gibt auf Zug nicht nach und auch angefrorene Tumoranteile können nicht entfernt werden. Der Frierzyklus solle idealerweise mitten im Tumorgewebe erfolgen. Die so gewonnene Biopsie kann selbstverständlich nicht durch den Arbeitskanal entfernt werden. Ist diese Art der Biopsie vorgesehen, sollte der Patient für die Untersuchung intubiert werden. Der Pathologe erhält somit anschließend reichlich repräsentatives Material. Als Nebeneffekt stellt sich gelegentlich bereits durch diese Maßnahme eine Rekanalisation eines verschlossenen Bronchiallumens ein. Dieses Manöver kann durchaus am sedierten Patienten in Lokalanästhesie erfolgen. 5 98 Kapitel 5 · Indikationen 5 . Abb. 5.9. Endobronchiale Tumorknospe eines pulmonalen Adenokarzinoms . Abb. 5.11. Kryosonde im Tracheallumen mit anhaftendem, bereits von der Bronchialwand losgelöstem Teil eines exophytischen Tumors köses Tumorwachstum ist durch Biopsien der oberflächlichen Schleimhautschichten meist nicht erfassbar. Durch Lymphödem verursachte Schleimhautschwellung kann als exophytisches Tumorwachstum fehlgedeutet werden (. Abb. 5.7). Länge des tumorbefallenen Bronchialabschnittes. Neben . Abb. 5.10. Im NBI-Modus deutliche Darstellung der Tumorvaskularisation (identische Lokalisation wie in . Abb. 5.9) Ergebnisse. Die Treffsicherheit der Zangenbiopsie für exophytische Tumoren sollte über 80% liegen. Eine Steigerung der Ausbeute kann durch das Anfertigen von Imprintpräparaten erreicht werden (7 Kap. 3.1.5). Der zusätzliche Gewinn für Biopsien im sichtbaren Bronchialbereich ist jedoch gering. Niedrigere Ausbeuten als 80% lassen vermuten, dass die Indikation zur Zangenbiopsie nicht korrekt gestellt wurde. Die korrekte Interpretation des Wachstumsmusters spielt hier eine entscheidende Rolle. Submu- der Gewebediagnose ist soweit möglich die Länge des tumorbefallenen Bronchialabschnittes festzulegen. Hierfür sollte nach Dokumentation und Gewebeasservierung das Bronchoskop an der Tumormasse vorbei (als Schiene kann eine intakte Bronchialwand dienen) in die Peripherie vorgeschoben werden. Mit leichtem Druck ist dies prinzipiell durchaus auch bei das Lumen komplett okkludierenden Verschlüssen möglich. Fast regelmäßig kommt hierdurch die Sicht abhanden durch Blut und hinter dem Verschluss gestaute Sekrete. Mit vorsichtiger Spülung und Absaugen beim Rückzug sowie mehrfachen Passagen gelingt es jedoch häufig, distalere Bronchialabschnitte einzusehen. Die Länge des befallenen Bronchialabschnittes ist leicht zu bestimmen, indem die retrahierte Distanz (Tumorunterrand bis zur proximalsten Stelle) außerhalb des Patienten vermessen wird (. Abb. 5.12). Eitriges poststenotisches Sekret sollte bei dieser Gelegenheit zur mikrobiologischen Analyse asserviert werden. Differenzialdiagnose. Differenziert werden müssen allerdings bei den intraluminalen Prozessen benigne Tumoren. Typischerweise bieten diese eine kugelige Struktur mit relativ glatter Oberfläche. Sowohl Fibrome als auch Karzinoide können durch ein kräftiges zuführendes Gefäß versorgt sein, das bei einer Verletzung nach Zangenbiopsie ausge- 99 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie . Abb. 5.13. Nadelbiopsie eines vermeintlichen Karzinoids, die Nadelspitze ist bis zum Anschlag der Hülse im Tumor versenkt (12 mm) . Abb. 5.12. Längenbestimmung einer Tumorstenose: Das Bronchoskop befindet sich am distalen Stenoseende (blau). Die Austrittstelle an der Nase wird markiert. Das Bronchoskop wird bis zur proximalen Begrenzung der Stenose retrahiert (grün) über die Strecke S. Der Länge dieser Strecke entspricht die Strecke S’ von der Markierung bis zum Naseneingang prägt arteriell bluten kann. Zudem ist eine ganz oberflächliche Biopsie für diese Prozesse wegen der überziehenden intakten Mukosa meist nicht diagnostisch. Zu überlegen ist in dieser Situation, die Untersuchung als starre Bronchoskopie fortzusetzen oder tiefere Gewebsschichten durch eine Nadelbiopsie zu erreichen, um zumindest eine Zytologie zu erhalten (. Abb. 5.13). Ein glatter, polypartig konfigurierter, nicht immer pulsierender Tumor kann im Zusammenhang mit Hämoptysen eine Dieulafoix-Läsion sein und sollte unbedingt unverletzt bleiben. Die Blickdiagnose ist hier besonders wichtig. Erfahrungen mit der endobronchialen Sonographie für diese seltene Diagnose bestehen noch nicht. . Abb. 5.14. In Längsrichtung des Bronchialverlaufes erweiterte Blutgefäße im Hilusbereich, meist beidseits, sind eine Manifestation einer chronischen kardialen Lungenstauung. Dieses Bild wird als Stauungsbronchitis bezeichnet Differenzialdiagnose. Differenzialdiagnostisch kommt für Submuköses bzw. intramurales Tumorwachstum Submuköses oder intramurales Tumorwachstum kann ebenfalls von endobronchial charakterisiert werden. Anzeichen für diese Art der Tumorausbreitung sind Schleimhautverstreichung, Gefäßdilatation oder Kompression des Lumens, Aufspreizung von Karinen oder vermehrte Wandsteifigkeit. Auch Schleimhautaufwerfungen ergeben sich gelegentlich in Folge eines gestörten Lymphabflusses und täuschen Tumorproliferation vor. eine nur diskrete Ausprägung solcher Veränderungen auch die schwere Entzündung oder die Stauungsbronchitis (. Abb. 5.14) als Ursache in Betracht. Eine Wandversteifung ergibt sich aber bei rein entzündlichen Prozessen nicht. 5 100 Kapitel 5 · Indikationen Tipps Im Bereich eines Ostiums mit Rötung, Verquellung und Lumeneinengung unter Sicht der Wand leichten Sog ausüben. Entzündlich alterierte Schleimhaut bleibt weich und folgt dem Sog. Infiltrierte Mukosa bewegt sich nicht. Im Bereich der Wandversteifung ist die Ausbeute einer Nadelbiopsie gut. 5 Eine weitere gelegentlich bei Individuen mit Bergbauanamnese anzutreffende nicht maligne Erscheinung kann Stenosen und Wandversteifungen verursachen. In den pathologischen Bezirken imponieren anthrakotische Plaques mit derber Gewebekonsistenz. Hierdurch können Bronchiallumina komplett obliteriert oder so eingeengt sein, dass eine Passage mit dem Bronchoskop nicht möglich ist. Die diffuse Ausbreitung im zentralen Bronchialsystem und die auffällige schwarze Färbung der Plaques ermöglichen die Unterscheidung zu neoplastischen Stigmata (. Abb. 5.15). . Tab. 5.2. Diagnostischer Zugewinn durch Nadelzytologie zentraler submuköser Prozesse (Augusta-Kranken-Anstalt, 1990) n Fallzahl Diagnose gesichert (alle Verfahren) Nur Nadelzytologie positiv 101 66 16 Erfahrung aus eigener Arbeit bestätigt diese Sachlage (. Tab. 5.2). Angesichts der deutlich gesteigerten Ausbeute für zentrale Tumoren durch diese Technik und der zu vernachlässigenden Komplikationen ist es dringend erforderlich, dass die Nadeltechnik im Rahmen der Bronchoskopie zur Basisroutine jeder Bronchologie-Einheit wird. Im Zweifelsfall (ist die Schleimhautveränderung tatsächlich neoplastisch oder nur durch Ödem verursacht?) kann nach der Zangenbiopsie eine Nadelaspiration ergänzt werden. Der erhöhte Zeit- und Kostenaufwand zahlt sich aus, wenn hierdurch Zweitbronchoskopien vermieden werden können. Ultraschall-assistierte Probenentnahme. Die Möglichkeit, Zangen- oder Nadelbiopsie? Eine Zangenbiopsie im Be- reich submukösen Tumorwachstums liefert oft nur eine enttäuschende Ausbeute. Herkömmliche, flexibel eingesetzte Zangenbranchen können die Bronchialwand nicht komplett durchdringen. In dieser Situation ist der Einsatz der flexiblen Nadel erforderlich, oft auch ohne endosonographische Bildgebung erfolgreich. Es ist allerdings von Vorteil, den Punktionsort im Zielgebiet geringfügig zu wechseln und nicht mehrfach dieselbe Punktionsstelle zu nutzen. Die Aspiration von Blut führt meist nicht zu aussagefähigem Material, die Probe sollte verworfen und eine erneute Punktion etwas versetzt wiederholt werden. Die Punktion eines Gefäßes führt über den Blutaustritt in die Bronchien hinaus nicht zu Komplikationen, zumindest gibt es keine entsprechenden Mitteilungen in der Literatur. Die . Abb. 5.15. Anthrakose mit subtotaler narbiger Stenose eines Subsegmentes des apikalen Unterlappensegmentes sonographisch Strukturen jenseits der Bronchialwand zu erkennen, vergrößert die Präzision, mit der eine tumorverdächtige Formation aufgesucht werden kann. Computertomographien hoher räumlicher Auflösung (insbesondere mit koronaren und sagittalen Rekonstruktionen) ergeben bereits eine genaue Zuordnung tumoröser Formationen zu den zentralen Bronchialstrukturen. Zu beachten ist jedoch, dass sich die räumliche Zuordnung durch die unterschiedliche Körperposition und Atemphase des Patienten (in der CT mit eleviertem Schultergürtel und in tiefer Inspiration) um entscheidende Millimeter verschiebt. Die UltraschallSonde ist für den Zweck genauer Lokalisation aufgrund ihrer Dimension in allen Bronchialabschnitten einsetzbar, in kleineren Bronchien kann eine geringere Ballongröße, schließlich gar keine Wasserfüllung mehr erforderlich sein. Die ideale Position zum Einsatz der Nadel wird mit größerer Sicherheit aufgefunden, auch die Tiefe der in Frage stehenden Struktur kann gemessen werden. Die Untersuchungszeit verlängert sich durch Hinzunahme des Ultraschallmodus geringfügig. Zwar ist mit der Radiär-Sonde Tumorgewebe und Gefäßlumen zu differenzieren, die Dopplerfunktion zur sicheren Identifikation blutführender Strukturen steht jedoch mit der Sonde nicht zur Verfügung. Bei der nachfolgenden Nadelperforation ist daher die Penetration eines unmittelbar benachbarten Gefäßes durch die Nadelspitze nicht selten (. Abb. 5.16). Dies führt nicht zu einer höheren Komplikationsrate, verringert aber die Ausbeute an auswertbarem zytologischem Material. Die Eindringtiefe und der Eindringwinkel der Standardnadel sind schwierig zu kontrollieren. Die Erfolgsrate von Ultraschall-assistierten Probeentnahmen hängt von der Bronchoskopie-Methode (Lokalanästhesie oder Narkose) und dem Einsatzgebiet (Tumorgröße) ab. Verlässlich bessere Ergebnisse durch den Einsatz des Ultraschalls sind kon- 101 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie Gerade für den zentral sitzenden tumorösen Prozess mit submukösem Ausbreitungsmuster ist jedoch das zytologische Material das einzige Standbein für die Gewebsdiagnose. In der Kooperation eines versierten Bronchoskopikers mit dem in der Beurteilung respiratorischer Gewebe ausgezeichneten Zytologen können die meisten Neoplasien in Nachbarschaft der zentralen Bronchien einer definitiven Diagnose zugeführt werden. Perthorakale Punktionen als Alternativzugang zu Lungentumoren sind, angewandt in zentralen Lokalisationen, mit einem Pneumothorax- und Blutungsrisiko behaftet. Ist ein zentraler Tumor endoskopisch unter Zuhilfenahme aller Modalitäten tatsächlich nicht typisierbar, sollte zunächst geprüft werden, ob eine Mediastinoskopie weiterhelfen kann. Ausdehnung des submukösen Prozesses. Die exakte Be- . Abb. 5.16. Ballonsonographisches Bild im Bereich des anterioren Oberlappensegmentes rechts. Tumorformationen (T) liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem kräftigen Pulmonalarterienast (G) sistent für submuköse zentrale Tumoren, untersucht unter Lokalanästhesie, nicht belegt. Vorab sollte daher der erhöhte Aufwand (Zeit und Materialkosten) der zusätzlichen sonographischen Untersuchung sowie die Sensibilität des zu untersuchenden Patienten gegen den nicht belegten, aber möglichen Vorteil einer höheren Ausbeute abgewogen werden. In der Praxis verwenden wir die SonographieSonde zur Darstellung schwierig zu erreichender Tumorlokalisationen, z. B. im aortopulmonalen Fenster oder bei zwischen Mittellappen und apikalem Unterlappensegment verborgenen Weichteilformationen. stimmung der Ausdehnung eines submukösen Prozesses fällt schwerer als im Falle exophytischen Wachstums, da die Übergänge von normaler zu pathologischer Schleimhaut fließend sind. Der Abstand zu potenziellen Absatzorten, die Länge von Stenosen oder auch die Charakterisierung von Engstellungen sind abzumessen. Längeausdehnungen sind zwar präzise durch das Ausmessen der Rückzugsdistanz des Instrumentes außerhalb des Patienten angebbar (s. o.), allerdings ist die Passage des Bronchoskopes durch wandversteifte Bronchiallumina hindurch oft nicht möglich. Schwierig ist auch das Abschätzen von Lumenverengungen. Es gibt mittlerweile für diesen Zweck abwinkelbare Messsonden, ansonsten hilft bereits die Angabe, mit welchen Instrumentenkalibern eine Passage möglich ist. Eine sehr hilfreiche Klassifizierung von Bronchialstenosen ist, in der weiterführenden Literatur gelistet, von Freitag und Marquette zusammengestellt worden. Dokumentation. Die schriftliche Charakterisierung eines Punktionsbronchoskop. Eine Verbesserung der Einsatz- möglichkeit der Sonographie ist inzwischen in Form des Punktionsbronchoskops gegeben. Mittels Dopplerfunktion sind Gefäßpunktionen zu vermeiden (. Abb. 2.15). Die genaue Lage der Nadel (Winkel und Eindringtiefe) ist kontrollierbar, auch für kleinere Läsionen. Fehlpunktionen werden so vermieden. Im Zusammenhang mit ROSE (7 Kap. 2.1.5) sind so Ausbeuten von nahezu 100% Treffsicherheit zu erzielen. Nachteilig ist bisher lediglich das Kaliber des Gerätes, der es für den Einsatz nur bis zu den LappenbronchusAbgängen limitiert. Kleinere Läsionen sind beim spontan atmenden und lediglich sedierten Patienten nicht zuverlässig anzusteuern. Daher ist immer in Erwägung zu ziehen, ob der Eingriff nicht von Vornherein in Narkose erfolgen sollte. Dies gilt insbesondere, wenn ein gleichzeitiges Lymphknotenstaging indiziert ist (s. u.). Wesentlich für den Erfolg einer solchen Probengewinnung mittels Punktionsbronchoskops ist die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Zytologen. Generell hat die Zytologie eine der Histologie untergeordnete Reputation. Befundes stellt oft einen Kompromiss zwischen den Anforderungen an Kürze und erforderliche Präzision dar und wird in seiner Qualität daher häufig nicht allen Anforderungen gerecht. Eine Schemazeichnung (als Stempel oder elektronisch einfügbare Graphik, . Abb. 3.2) kann mit wenig Aufwand die Beschreibung oft gut erläutern (. Kap. 3.1.2). Gut ausgewähltes Bildmaterial kann in den Befund eingefügt werden. Die sorgfältige Beschriftung und Kennzeichnung ist von besonderer Bedeutung. Einzelbilder müssen gut ausgewählt sein, um komplexere räumliche Verhältnisse zu illustrieren, wenn auf eine ausführliche Beschreibung verzichtet wird. Die Dokumentation für weiterbehandelnde Spezialisten (meist Thoraxchirurgen) geschieht am wirkungsvollsten durch Filmsequenzen. So ist die Orientierung über exakte räumliche Verhältnisse insbesondere vor einem chirurgischen Eingriff am ehesten aussagekräftig möglich. Periphere Tumoren Periphere Raumforderungen können benigner, langsam oder nicht proliferierender Natur sein (Verlauf 7 Kap. 5.1.1), 5 102 5 Kapitel 5 · Indikationen pulmonale Malignome oder Metastasen anderer Primärtumoren repräsentieren. Die Wahrscheinlichkeit und Verteilung der einzelnen Entitäten hängt vom radiologischen Erscheinungsbild, aber besonders auch vom Risikoprofil des Individuums ab und beeinflusst das diagnostische Vorgehen. Ein glatter apikaler Rundherd bei einem ansonsten gesunden 25-jährigen Nichtraucher verlangt ein anderes Management als ein sternförmiger Oberlappenherd bei einem 65-jährigen aktiven Raucher. Eine bindende Definition peripherer Tumoren gibt es nicht. Für praktische Belange handelt es sich um jene Prozesse, die im einsehbaren Bronchialbereich auch mittels Sonographie nicht darstellbar sind. Damit kann ein Tumor für kaliberstarke Geräte peripher liegen, aber mit einem schlanken Gerät durchaus in optischer Reichweite liegen. Indikationen. Die Indikation zur Klärung der feingeweb- lichen Diagnose solcher pulmonaler eher als bronchialer Raumforderungen tritt zunehmend häufig auf und bedarf einer überdachten Strategie im Rahmen des Gesamttherapiekonzeptes. Die vorab zu treffenden Überlegungen zum singulären pulmonalen Rundherd (s. u.) sind hier genauso wesentlich wie der Einsatz alternativer Zugangsmethoden (perthorakale Punktion Ultraschall-oder CT-gesteuert). Histologische Präparate werden bronchoskopisch in dieser Situation durch eine TBB mit dem erhöhten Risiko eines Pneumothorax oder einer signifikanten Blutung gewonnen. Die erforderliche Bronchoskopie bedarf also des entsprechenden Notfall-Backups. Auf dem Hintergrund des erhöhten Risikos ist abzuwägen, welchen Gewinn die Kenntnis der Histologie erbringt. Disseminierte Metastasen oder eine deutlich herabgesetzte Therapiefähigkeit durch ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium bzw. eingeschränkte kardiopulmonale Reserve rechtfertigen eine risikobehaftete Untersuchung meist nicht. . Abb. 5.17. Eine Blutspur aus dem Segment 1 rechts weist den Weg für die Sonographiesonde, mit der anschließend der in . Abb. 5.20 abgebildete Befund erhoben werden konnte Tumorlokalisation. Der Weg zum peripheren Tumor ist zu- nächst durch die Computertomographie erschließbar, die für diese Indikation immer vorab gefordert werden muss. Endoskopisch stehen dem Untersucher auch die sog. indirekten Tumorzeichen zur Verfügung. Eine Blutspur aus einem Segmentbronchus ist ein Hinweis auf die Lokalisation des gesuchten Prozesses (. Abb. 5.17). Eingeschränkte oder aufgehobene Ventilation manifestiert sich als »Spiegelzeichen«. Schaumiges Atemwegssekret wird nicht mehr mobilisiert und bleibt im entsprechenden Bronchialbereich als spiegelnde Blase stehen (. Abb. 5.18). Selbst ohne Hilfestellung einer bildgebenden Maßnahme ist hier eine Probeentnahme oft diagnostisch, allerdings sollte zur Verifizierung der korrekten Zangenposition auf den zusätzlichen Einsatz von Durchleuchtung/Ultraschall nicht verzichtet werden, da das Biopsieinstrument auch bereits an Sekretpropfen oder Karinen verhakt sein kann. Zu überlegen ist stets vorab, ob der Tumor eine Position einnimmt, die unter Verwendung eines dünnkalibrigen . Abb. 5.18. Atemphasenkonstanter Sekretspiegel im Segment 9 und 10 des linken Lungenunterlappens als Zeichen einer peripheren Obstruktion dieser Segmente, das sog. Spiegelzeichen Bronchoskops erreicht werden kann (z. B. ist ein 4-mmDurchmesser-Bronchoskop mit einem 2-mm-Arbeitskanal für solche Zwecke erhältlich). Während der Untersuchung ist die akribische Musterung der betroffenen Segmente und Subsegmente auch auf indirekte Tumorzeichen wesentlich. Manche »periphere« Tumoren können durch Ausschöpfung des einsehbaren Bereiches in zentrale umgewandelt werden. 103 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie Erscheint der Tumor vor der Linse und können gezielte Zangenbiopsien entnommen werden, entspricht die diagnostische Ausbeute derjeniger zentraler Tumoren. Der Einsatz ultradünner Bronchoskope mag in diesem Sinne theoretisch von Vorteil sein. Praktisch ist der Methode jedoch eine Grenze gesetzt durch eingeschränkten Visus in den kleinen Bronchien (Wandkollaps), Sekret (eingeschränkte Sogmöglichkeit), geringere Probengröße, die durch Minizangen gefördert werden können und nicht zuletzt durch die mit der Probeentnahme verbundene Blutung, deren Sichtbehinderung weniger gut zu beseitigen ist. Tipps Druckluft oder Sauerstoff kann durch den Arbeitskanal dünner Bronchoskope insuffliert werden zur Erleichterung der Orientierung auf dem Weg zum Tumor durch Aufweitung des Lumens. Probenentnahme. Die Methode der Histologiegewinnung aus peripheren Raumforderungen mit bildgebender Führung ist in 7 Kap. 3.2.7 und 3.2.8 beschrieben. Im Gegensatz zu diffusen pulmonalen Veränderungen, für die TBB eingesetzt werden, ist bei lokalen pulmonalen Prozessen die Probeentnahme wiederholt aus dem gleichen Subsegment erforderlich. In dieser Situation kann das Bronchoskop in einer Wedge-Position belassen werden. Dies verhindert, dass die Läsion wiederholt aufgefunden werden muss sowie die Verzögerung der Untersuchung durch prolongierten Blutaustritt und damit eine eingeschränkte Orientierungsmöglichkeit. Bei fixer Durchleuchtungseinheit und notwendiger Patientenrotation muss das Bronchoskop bewusst in Position gehalten werden (z. B. durch Fixierung am Naseneingang). Die korrekte Zangenlage lässt sich mit folgendem Manöver überprüfen: 4 Durchleuchtung des Patienten in 2 Ebenen, die Zange wird in beiden Richtungen im Herd abgebildet. 4 Aufforderung an den Patienten zu atmen. Es wird festgestellt, ob Herd und Instrument sich gemeinsam bewegen. 4 Kontrolle, dass durch die Instrumentenbewegung auch der Herd (z. B. nach dem Fassmanöver) mitbewegt wird. Tipps Passiert die Zange den Herd unter Durchleuchtung in zwei Ebenen ohne Widerstand, kann von extramuraler Tumorproliferation ausgegangen werden. In dieser Situation verbessert der zusätzliche Einsatz der flexiblen Nadel mit der Möglichkeit der Wandpenetration die Ausbeute. Stets schwierig zu erreichende Areale für die periphere Probenentnahme sind die medialen Anteile beider Oberlappen. Dies verlangt dem Bronchoskop eine maximale Ab- winklung ab, die mit dem Biopsieinstrument im Arbeitskanal nicht eingehalten werden kann. Zangen und Nadeln besitzen in sich keine Abwinklungsmöglichkeit und bewegen sich ab Austritt aus dem Arbeitskanal geradlinig in die Peripherie. Lösungsmöglichkeiten in dieser Situation bieten dünnerkalibrige Instrumente, mit denen medial gelegene peripherere Subsegmentbronchien intubiert werden können, Biopsiezubehör anderer Rigidität (z. B. ein Katheter) oder eine Kürette, die eine Abwinklungsmöglichkeit in einer Ebene bietet und einem Katheter als Führungsschiene dienen können. Nicht zuletzt kann auch ein Atemmanöver des Patienten (tiefe Inspiration) ein Ostium so positionieren, dass die Sondierung gelingt. Sonographiesonde. Sehr elegant ist für periphere Herde die Methode der katheterbestückten Sonographiesonde. Die Durchleuchtung wird hierdurch jedoch nicht überflüssig, da das Auffinden eines Herdes mit der Sonde nicht immer prompt gelingt und radiologischer Unterstützung bedarf. Die Durchleuchtungszeiten können jedoch erheblich reduziert werden, einzelne Untersuchungen gelingen sogar ganz ohne Durchleuchtung. Unter ruhigen Untersuchungsbedingungen ist der Weg des Instrumentariums vorgegeben und muss nicht wiederholt mittels Durchleuchtung verifiziert werden. Der Katheter obturiert das betroffene Subsegment und verhindert eine Blutung auch bei Verletzung eines kräftig blutenden Gefäßes. In diesem Fall ist ein Anstieg einer Blutsäule im Katheter zu beobachten (. Abb. 3.37). Wird er lange genug in Position belassen (1–2 min nach Beendigung der Gewebsentnahme) ist es zur Ausbildung eines Koagels gekommen. Dies verhindert in den meisten Fällen auch nach Entfernung des Katheters den Blutaustritt ins Bronchialsystem. Hierdurch verkürzt sich die Untersuchungszeit und zusätzlich wird dem Patienten alarmierendes postbronchoskopisches Blutabhusten erspart. In unserer Erfahrung kommt es unter dem Einsatz der Katheter-Sonographiesonde zu einer verminderten Frequenz von therapiebedürftigen Pneumothoraces. Ergänzend ist zu erwähnen, die sonographische Darstellung peripherer Herde ist intuitiv erlernbar, da der Unterschied zwischen lufthaltigem Gewebe und weichteildichtem Substrat nicht zu verkennen ist (. Abb. 5.19 und 5.20). Mit geringer Übung gelingt auch die Unterscheidung von Atelektasen und inhomogenen Infiltraten zu soliden Tumoren. Differenzierte Evaluierung des sonographischen Musters konnte jedoch nicht verlässlich zur Dignität einer Läsion Auskunft geben. Zusammengefasst stellt der Einsatz der Sonographiesonde eine erhebliche Erleichterung für die Gewebegewinnung aus peripheren Herden dar. Auf die Steigerung der diagnostischen Ausbeute durch Anfertigung von Imprintpräparaten soll an dieser Stelle erneut hingewiesen werden (7 Kap. 2.1.5). Ergebnisse. Die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs der histo- logischen oder zytologischen Diagnose ist abhängig von der 5 104 Kapitel 5 · Indikationen 5 . Abb. 5.19. Weichteildichter solider parabronchialer Herd, gut abgegrenzt vom luftthaltigen Lungengewebe. Auf der gegenüberliegenden Seite der Sonde ist das reflektierende Muster lufthaltiger Lunge zu sehen, das unter physiologischen Umständen die Sonde zirkumferent umgibt. Pulmonale Metastase eines Prostatakarzinoms . Abb. 5.20. Zentrale Lokalisation des Sonographiekatheters in einem echodichten Areal mit vielen eingestreuten Luftreflexen. Es handelt sich um ein Infiltrat im Rahmen einer Wegenerschen Granulomatose Herdgröße. Prozesse einer Größe unter 2 cm (jeweils der längste Durchmesser) lassen eine Erfolgsrate von unter 30% erwarten. Für 2–4 cm große Läsionen besteht eine 50–60% Erfolgsaussicht, die Gewebsdiagnose festlegen zu können, für größere Tumoren sogar bis 80%. Besteht als Differenzialdiagnose eines pulmonalen Herdes eine infektiöse Ursache, insbesondere die Tuberkulose, ist unbedingt die Entnahme einer Gewebeprobe zur mikrobiologischen Kultur zu bedenken. Selbst nach histologischer Bestätigung einer aktiven Tuberkulose ist damit die Frage der Erreger- und Resistenztypisierung noch nicht beantwortet, für die Therapie aber von erheblicher Bedeutung. Die PCR aus histologischem Material hilft nur für die Typisierung weiter. tik bereits vergrößerte Lymphknoten benachbart zu zentralen Bronchien vorliegen. In diesem Fall kann die Gewebediagnose auch aus befallenen Lymphknoten abgeleitet werden. Die Zuhilfenahme des aufwendigeren endosonographischen Instrumentariums (Ballon-EBUS oder Punktionsbronchoskop) zur Führung einer TBNA ist in dieser Situation zur Diagnosestellung indiziert. Weiterentwicklungen. In Entwicklung befindliche Navi- gationssysteme (7 Kap. 3.2.8) wie die elektromagnetische Steuerung des Instrumentariums, Bronchoskopien unter CT-Durchleuchtung, Führung eines dünnen Bronchoskops durch vorab angefertigte virtuelle Bronchialdarstellung versprechen vom Ansatz her eine verbesserte diagnostische Aussage auch für kleinere Herde. Eine breite Anwendung dieser Methoden muss jedoch erst erweisen, ob diese Ansätze den Praxisanforderungen standhalten. Sie erfordern vielfach eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit (Pneumologie, Radiologie und Anästhesie), die neben zusätzlichen Fertigkeiten auch logistischer Perfektion bedürfen. Lymphknotenbiopsie. Zu bedenken ist im Zusammenhang mit peripheren Tumoren, ob nach der Schnittbilddiagnos- Was tun bei nicht aussagekräftiger Probe? Zunächst sollte analysiert werden, worauf die fehlende Diagnose zurückzuführen ist. Eine unzureichende Probe (zu wenig Ausbeute, kein Gewebe aus dem erstrebten Zielgebiet) rechtfertigt einen zweiten endoskopischen Versuch, möglicherweise mit alternativem Instrumentarium. Die Frequenz von Doppeluntersuchungen ist bezüglich der Prozessqualität nachteilig, sie bedeutet eine Mehrbelastung für den Patienten und einen Zeitverlust im Hinblick auf die erforderliche Therapie, ist aber nicht immer zu vermeiden. Ein dünneres Bronchoskop mit besserer Abwinklungsmöglichkeit oder ein Gerät mit größerem Arbeitskanal und damit kräftigeren Biopsieinstrumenten für den Einsatz können im Einzelfall indiziert sein. Gelegentlich ist im zweiten Anlauf die intensivere Patientenvorbereitung für ein ruhigeres Arbeitsfeld auch erfolgsichernd. Wiederholungsuntersuchungen mit den entsprechenden Modifikationen erbringen in unseren Händen in etwa 60% doch eine definitive Diagnose. Stellt sich bei der Bronchoskopie jedoch heraus, dass ein Herd ist mit dem zur Verfügung stehenden Instrumentarium nicht zu erreichen ist, sollte die umgehende Zuweisung an ein 105 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie Zentrum mit umfassenderer Ausrüstung oder eine andere Probenmodalität erfolgen, um den Zeitverlust bis zur Diagnosestellung zu minimieren. Periphere Herde mit Kontakt zur Thoraxwand lassen sich perthorakal sonographisch darstellen und mittels Punktionsschallköpfen biopsieren. Die hierfür vorgesehenen Biopsienadeln liefern zytologisches Material. Mit Stanznadeln (z. B. Medax) kann nach vorheriger Lokalisation von Punktionsort sowie Bestimmung des Winkels und der Tiefe auch Material zur Histologie gewonnen werden. Das Pneumothoraxrisiko für die sonographisch assistierte perthorakale Punktion entspricht dem der Bronchoskopie mit TBB. Von Lungengewebe umgebene Herde entziehen sich der sonographischen Darstellung von außen. In diesem Fall ist die CT-gesteuerte Biopsie eine Alternative. Je nach Erfahrung des Radiologen ergeben sich hier Erfolgsraten von 70–90%. Die Pneumothoraxrate ist allerdings höher als bei der TBB. Gelegentlich entstehen Parenchymblutungen, die zu Infiltraten und Hämoptysen führen, größere Blutungen sind extrem selten. Eine schwerwiegendere Komplikation ist die der Luftembolie, die selten berichtet, aber durchaus keine Rarität ist. Da diese Art des Zwischenfalls für den endoskopischen Zugang nicht zu berücksichtigen ist, geben wir immer noch der Bronchoskopie in der Reihenfolge des diagnostischen Procedere den Vorzug, auch im Hinblick auf eine mögliche operative Therapie. Im Rahmen der bronchoskopischen Untersuchung des zentralen Bronchialsystems können simultane Frühkarzinome ausgeschlossen werden. Singulärer Lungenrundherd. Letztendlich wird in diesem Zusammenhang auch die seit Jahrzehnten engagiert dis- . Abb. 5.21. Lymphknotenstationen kutierte Frage berührt: Sollte der malignitätsverdächtige singuläre Lungenrundherd eines ansonsten gesunden Patienten präoperativ überhaupt gewebetypisiert werden, oder besteht hier die Indikation zur sofortigen operativen Therapie ohne vorhergehende Abklärung? Die primäre operative Therapie ist für den Patienten mit niedrigem operativem Risiko, hohem Risiko für eine maligne Veränderung und fehlenden Anzeichen in der CT für eine nodale Mitbeteiligung sicherlich eine Alternative. Für alle anderen Patientengruppen ist eine zügige vorgeschaltete Diagnostik von Vorteil, um benigne/infektiöse Herde erkennen zu können. Lymphknotenstaging Die meisten für das N-Staging aussagekräftige Lymphknotenstationen sind von den zentralen Atemwegen aus unmittelbar zugänglich (. Abb. 5.21). Aus der vor einer diagnostischen Bronchoskopie vorliegenden CT-Thorax-Untersuchung ergeben sich wichtige Informationen über den Lymphknotenstatus. Lymphknoten unter 1 cm maximaler Größe werden als nicht primär tumorverdächtig eingestuft, enthalten aber trotzdem in etwa einem Drittel der Fälle schon maligne Zellen. Lymphknoten von einer Größe von mehr als 2 cm sind häufig tumorinfiltriert. Patienten, die einer Belastung mit inhalativen Schadstoffen (z. B. aus dem Bergbau) ausgesetzt waren, können benigne Lymphknotenvergrößerungen aufweisen. Die alleinige Größe als Kriterium zum Lymphknotenstaging ist daher unzuverlässig. Operationskandidaten ohne Fernmetastasen mit Lymphknotenvergrößerungen wurden bisher durch eine Mediastinoskopie als Goldstandard für das Lymphknotenstaging untersucht. Dies be- 5 106 Kapitel 5 · Indikationen 5 . Abb. 5.22. Stimmbandparese des linken Stimmbandes, hier in typischer Halbmondstellung durch die fehlende muskuläre Anspannung deutet einen zusätzlichen operativen Eingriff, der die definitive Therapie verzögert. Ein lange bekanntes Zeichen invasiven mediastinalen Lymphknotenbefalls ist die Stimmbandparese. Durch Kompression des tief in den Thorax hineinziehenden N. laryngeus links, der unter dem Aortenbogen die Lymphknotenstation 5 tangiert, kann es zu einem charakteristischen Stimmbandstillstand links kommen (. Abb. 5.22). Heiserkeit als Leitsymptom führt solche Patienten zum Arzt. Die TBNA mit oder ohne sonographische Assistenz liefert gute Ergebnisse für deutlich vergrößerte Lymphknoten in den Lokalisationen 4 und 7. Im Falle des Nachweises von malignen Zellen im Punktat ist ein Stadium N2 oder N3 nachgewiesen und eine Mediastinoskopie erübrigt sich. Tumornegative Proben erfordern allerdings eine Verifizierung durch die Mediastinoskopie, da das von der Nadelzytologie repräsentierte Lymphknotenareal unvollständig ist. Tipps Für operable Patienten sollte im Rahmen einer diagnostischen Bronchoskopie eine zusätzliche Lymphknotenpunktion vorgenommen werden, wenn Malignitätskriterien in der CT vorliegen. Die Lymphknotenpunktion sollte der Tumorbiopsie vorgeschaltet werden, um die Verschleppung maligner Zellen zu minimieren. Mit dem Ultraschall-Punktionsbronchoskop (Methode 7 Kap. 3.2.8) steht dem Endoskopiker ein Instrument zur Verfügung, mit dem die mediastinalen Lymphknotenstationen 2, 4, 7, aber auch hilären Lymphknoten 10–13 verlässlich erreichbar sind (EBUS). In Zusammenarbeit mit dem vom Ösophagus dirigierten Punktionsbronchoskop der Gastroenterologen sind ergänzend die Stationen 8 und 9 er- . Abb. 5.23. Prätrachealer Lymphknoten in der Position 4R, Darstellung und Tiefenbestimmung mittels Punktionsbronchoskop im Ultraschallmodus . Abb. 5.24. Flexible Nadel im Lymphknoten 4R während der Probeentnahme. Mit dem Punktionsbronchoskop ist die Lagekontrolle der Nadel im Zielgebiet möglich und dokumentierbar reichbar. Damit kann im Rahmen der Endoskopie ein mediastinales und hiläres Lymphknotenstaging durchgeführt werden, möglicherweise bereits im Rahmen der primären diagnostischen Bronchoskopie (. Abb. 5.23 und 5.24). Bisher erhobene Daten bezüglich der Aussagekraft der endoskopischen Lymphknotenbiopsie mit dem Punktionsbronchoskop bestätigen, dass selbst kleine Lymphknoten mit großer Sensitivität charakterisiert werden können, allerdings ist für diesen Zweck ein sehr ruhiges Operationsgebiet erforderlich. Die Entnahme von Proben aus mehreren Lymphknotenstationen ist zudem zeitaufwändig, so dass für diesen Zweck eine Untersuchung in Narkose unter Jet-Ventilation optimale Bedingungen schafft. Sowohl die Narkose als auch das erforderliche Zubehör für diesen Untersuchungsmodus rücken den Aufwand der Untersuchung in die Nähe derjenigen einer Mediastinoskopie, allerdings mit geringeren Komplikationsraten. In Zeiten notwendiger Rationalisierung von Ressourcen ist aus diesem Gesichts- 107 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie punkt ratsam, diagnostische Abläufe so festzulegen, dass sich dieser gesteigerte Aufwand auf das geeignete Klientel konzentriert und sich in Verkürzung der Zeitspanne zur definitiven Therapie sowie erhöhtem Patientenkomfort niederschlägt. Ein Lymphknotenstaging mittels Punktionsbronchoskop unter suboptimalen Bedingungen erhöht Kosten und Aufwand unnötig. Zu überlegen ist daher, ob das diagnostische Procedere für den Patienten mit einem radiologisch verdächtigen Lungenherd geändert werden sollte. Statt der initialen diagnostischen Bronchoskopie erfolgt zunächst die vorläufige Abschätzung von Operabilität (Lungenfunktion, Blutgasanalyse) und Metastasenstatus (CT Abdomen, Hirn- und Knochenuntersuchung). Funktionell operable Patienten ohne Metastasen sollten anschließend in einem zweiten Schritt der diagnostischen Bronchoskopie einschließlich des Lymphknotenstagings ggf. auch zusätzlich der Stationen 8 und 9 vom Ösophagus aus in Narkose zugeführt werden. Funktionell inoperable Patienten und solche mit bereits primär offensichtlich fortgeschrittenem Erkrankungsstadium können weiterhin mit herkömmlichen Geräten in Lokalanästhesie untersucht werden. Diese »Work-flow«Modifizierungen, die das neue Instrumentarium ermöglichen, erfordern allerdings eine enge Verzahnung von ambulanter und stationärer Patientenversorgung. Endoskopische Tumornachsorge Zur Thematik der unmittelbar postoperativen Bronchoskopien wird auf 7 Kap. 6 verwiesen. Die Empfehlungen der onkologischen Gesellschaft für die Nachsorge der am Lungenkarzinom kurativ Operierten sieht keine Bronchoskopien vor, auch international sprechen sich Empfehlungen gegen die regelmäßige NachsorgeBronchoskopie aus. Nachsorge per se hat den Zweck, Rezidive frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln, daher ist auch die Beschränkung auf einen überschaubaren Zeitraum begründet. Nach einer Lungenoperation ist die Reserve für eine zweite kurative Maßnahme beschränkt. Erfolgreiche Metastasenchirurgie für das Lungekarzinom beschränkt sich auf Einzelfälle. Zweitkarzinome im Bereich der Lunge haben per se eine schlechtere Prognose. Zudem muss davon ausgegangen werden, dass Patienten mit einem Bronchialtumor ein deutlich höheres Risiko für die Entwicklung eines Lungenkarzinoms an anderer Stelle aufweisen. Dieses Risiko nimmt mit der Überlebenszeit weiter zu. Strategien zur Zweitkarzinomerkennung müssten daher einen deutlich längeren Zeitraum berücksichtigen, als für die herkömmliche Nachsorge angesetzt wird. Die hier relevanten Erwägungen fallen daher insgesamt eher in die Thematik des Screenings als in die der Nachsorge. Theoretisch ist vorstellbar, frühe Tumorstadien parenchymsparend zu therapieren (7 Kap. 5.1.2). Ein Überlebensvorteil durch die endoskopische Frühdiagnose eines Stumpfrezidivs oder einer Zweiterkrankung konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden. Dies ist angesichts der fehlenden Daten zum Vorteil einer Bronchoskopie im Screening für das Lungenkarzinom nicht überraschend. Ergebnisse großer, aussagekräftiger Studien zum Fragenkomplex Screening, aus denen Rückschlüsse für die Nachsorge getroffen werden könnten, stehen noch aus. Periphere Herde von Patienten mit zuvor kurativ behandelten Lungenkarzinomen, seien es Metastasen des operierten Tumors oder periphere Zweitkarzinome, bedürfen bisher nur in Ausnahmefällen des endoskopischen Einsatzes. Eine pulmonale Metastasierung repräsentiert die Dissemination der Erkrankung, oft ist ein kurativer Therapieansatz auf Grund der Wachstumsdynamik der Erkrankung in diesem Stadium nicht mehr möglich. Perspektivisch kommt für Zweiterkrankungen die Entwicklung einer Kombination aus endoskopischer Diagnose (sonographische oder elektromagnetische Steuerung von Instrumenten) mit lokaler Therapie (Kleinraumbestrahlung oder Radiofrequenzablation) peripherer Herde in Frage. Methoden stehen zur Verfügung, Machbarkeit und Wirksamkeit sind Themen zukünftiger Forschung. Fraglos ist die Indikation zur Bronchoskopie nach Entwicklung neuer Symptome (Husten, Dyspnoe, Hämoptysen). Die therapeutische Folge ist in diesem Fall jedoch ein möglicher palliativer Eingriff wie Blutstillung oder Rekanalisation eines verschlossenen Bronchus. Hämoptysen nach Lungenteilresektion werden nicht selten durch Granulationsgewebe im Bronchusstumpf hervorgerufen. Abtragen und Veröden (7 Kap. 3.4) haben sich bewährt, um weitere Blutungen zu verhindern. Hohe Sorgfalt ist für die Manipulation im Stumpfbereich angezeigt, um wesentliches Nahtmaterial nicht zu dislozieren oder aberrante Blutgefäße (Narbenzug) nicht zu verletzen. Gelegentlich ergibt sich als Einsatzgebiet für die Bronchoskopie die Frage der Beurteilung des therapeutischen Ansprechens nach Bestrahlung oder Chemotherapie, wenn die Läsion radiologisch unzureichend abgrenzbar ist. Weitere therapeutische Maßnahmen können aufgrund des Befundes festgelegt werden. Die Notwendigkeit hierzu nimmt allerdings mit der deutlich besseren Auflösung der inzwischen verfügbaren CT-Diagnostik ab. Darüber hinaus kann das fehlende Ansprechen eines feingeweblichen Mischtumors durch den Chemotherapie-induzierten Wechsel des überwiegend aktiven Tumortyps verursacht sein. Eine erneute Histologiegewinnung aus der Geschwulst ist in diesem Fall diagnostisch. 5.1.2 Sonderfall Frühkarzinom Analog zu anderen Krebserkrankungen liegt der Schluss nahe, die Prognose des Lungenkarzinoms durch die Erfassung noch behandelbarer Stadien zu verbessern. Ein solches Programm befasst sich mit dem Screening für das Lungenkarzinom. Die Voraussetzung hierfür ist, Frühstadien des Tumors zu kennen und Methoden zur Erkennung 5 108 Kapitel 5 · Indikationen inhalative Zigarettenrauchen. Sinnvoll einzuschließen sind ebenfalls beruflich Belastete (z. B. Uranbergbau). Eine der Gründe zur präoperativen Bronchoskopie auch für Patienten mit peripheren Herden ist die Beobachtung, dass in bis zu 10% simultane Frühkarzinome in anderen Bronchialabschnitten vorliegen. »field cancerization« beschreibt die maligne Entartung nicht als lokales Problem, sondern als Erkrankung der gesamten Bronchialschleimhaut. In Anbetracht der anlagebedingten Prädisposition und der flächigen Schadstoffeinwirkung ist diese Vorstellung plausibel. Die Tatsache, dass für bereits Bronchialkarzinom-Erkrankte das Risiko für eine Zweiterkrankung deutlich oberhalb der übrigen Bevölkerung liegt, unterstützt diese These. Damit qualifiziert sich diese Gruppe auch für ein Screeninggeeignetes Risiko. 5 Sputumzytologie. In der Bemühung, frühe Tumorstadien . Abb. 5.25. Mischtyp (flächig und angedeutet polypoid wachsend) eines Frühkarzinoms plattenepithelialer Differenzierung im Subsegment 3bii rechts sowie Lokalisation zur Hand zu haben, letztendlich auch kurative Therapiemöglichkeiten anbieten zu können (. Abb. 5.25). Definiert sein muss zudem die Risikogruppe, für die sich das Screening einsetzen lässt. Die Messlatte für die Effektivität eines solchen Programms ist der Nachweis einer Senkung der Mortalität in der Gruppe der Individuen, die sich einem solchen Screeningprogramm unterziehen. Für das Plattenepithelkarzinom ist die Evolution der Krebsvorstufen von normaler Schleimhaut über Meta- und Dysplasien bis zum Carcinoma in situ bekannt. Die longitudinale Beobachtung hat die zeitliche Dimension der Entwicklung und Rückbildungsfähigkeit der einzelnen Vorstufen klären können. Diese in Frage stehenden Veränderungen spielen sich in der bronchialen Schleimhaut ab und sind damit der endoskopischen Diagnostik zugänglich. Vorstufen für das Adenokarzinom und das kleinzellige Karzinom sind weniger gut definiert. Alveoläre adenomatöse Hyperplasien werden in diesem Zusammenhang als Frühformen diskutiert, die als In-situ-Form des kleinzelligen Karzinoms angenommenen Tumorlets sind inzwischen als benigne Minikarzinoide identifiziert. Frühstufen des peripheren Adenokarzinoms können im Parenchym durch die CT des Thorax präzise erfasst und verfolgt werden. Wie sich allerdings zentral ausbildende Adeno-Frühkarzinome auffinden lassen, ist nicht bekannt. Ob sich das kleinzellige Karzinom mit seinen sehr schnellen Verdopplungszeiten für die Früherkennung eignet und wo und wie Frühstufen dieses Tumortyps entdeckt werden können, ist unklar. Die Definition von Risikogruppen geschieht herkömmlich über die kumulative Schadstoffbelastung durch das ausfindig zu machen, steht seit Jahrzehnten die zytologische Analyse des Sputums in der Erprobung. Die internationale Klassifikation der Tumoren (UICC) sieht unter den Stadien das okkulte Karzinom vor. Diese Gruppierung wurde erforderlich für solche Fälle, in denen die Zytologie aus respiratorischen Sekreten maligne Zellen nachweist, radiologisch jedoch keine tumorverdächtige Struktur zur Abbildung kommt und auch endoskopisch kein Korrelat im einsehbaren Bereich darstellbar ist (. Abb. 5.26). Das Analysematerial Sputum ist einfach und ohne Risiko zu gewinnen. Sensitivität und Spezifität der zytologischen Sputumanalyse ist jedoch bisher trotz der relativ aufwändigen (personalintensiven) Methode unbefriedigend. Modifikationen im Sammelmodus, Ansätze zur automatisierten Auswertung von Ausstrichen und Kombination mit dem Einsatz genetischer Marker bergen Potenzial für diese Methode. Die Zielvorstellung für eine Sputumanalyse zu Screeningzwecken ist die Identifikation von Individuen, deren Epithel/Parenchym bereits die Transformation zu Tumorvorstufen überschritten hat. In diesem Personenkreis ist der Einsatz invasiverer Lokalisationsmethoden wie Endoskopie oder CT-gesteuerter perthorakaler Probenentnahme zielgerichtet einzusetzen. Ergebnisse. Methoden zur Lokalisation von Lungenkrebs- frühstadien, soweit bekannt, sind im letzten Jahrzehnt zum Routineinstrumentarium geworden. Es ergänzen sich hier die CT des Thorax für parenchymatöse Frühformen, die Fluoreszenzbronchoskopie und die Endosonographie für Frühkarzinome der Bronchialschleimhaut. Das Einsatzgebiet der Endoskopie liegt nach diesen Erwägungen bei den Frühstufen des Plattenepithelkarzinoms. Tumorstadien, die auf die bronchiale Mukosa beschränkt sind, noch keine submuköse Komponente aufweisen und im N0-Stadium sind, können unter Anwendung verschiedener Therapiemodalitäten endobronchial mit gutem Erfolg behandelt werden. Damit können auch pulmonal funktionell limitierte Individuen in ein Früherkennungsprogramm aufge- 109 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie . Abb. 5.26. Sputumzytologie-Report, erstellt mit dem semiautomatisierten Cytosavant, Nachweis von reichlich plattenepithelial differenzierten Tumorzellen im Sputum nommen werden. Periphere Karzinome müssen reseziert werden. CT-Screeningprogramme schließen daher nur Individuen ein, die operabel sind. Der Nachweis einer Mortalitätssenkung mit heute zur Verfügung stehenden Verfahren durch randomisierte Studien steht jedoch selbst für Individuen mit hohem Lungenkrebsrisiko bisher aus. Methodologisch problematisch in der Durchführung eines solchen Nachweises ist die für die statistische Aussagekraft erforderliche Probandenzahl und die Länge des Beobachtungszeitraums, damit natürlich auch der Kostenaufwand. Die Geschwindigkeit der Entwicklung neuer, empfindlicherer Diagnosemethoden stellt zudem die Aktualität der Ergebnisse solcher Studien in Frage und erschwert die Vergleichbarkeit randomisierter Gruppen. Nachgewiesen sind die prinzipielle Möglichkeit der Erkennung früherer Stadien und eine Verschiebung des Diagnosezeitpunktes zu Stadien mit längerer Überlebenszeit. Intraepidermale Frühkarzinome Dass Krebsvorstufen, insbesondere das Carcinoma in situ und selbst mikroinvasive Karzinome, durch die konventionelle Bronchoskopie vielfach übersehen werden, erklärt sich aus dem Wachstumsmuster der zentralen Bronchialkarzinome. Die überwiegende Anzahl weist eine sich oberflächlich ausbreitende Proliferation aus, nur ein kleinerer Anteil, etwa 1/3, wächst nodulär-polypoid (. Abb. 5.27). Hochrisikopatienten sind zudem oft aktive Raucher mit Bronchitis. Entzündliche Veränderungen können subtile maligne Oberflächenveränderungen maskieren. In der Prä-CT-Ära folgte einem Sputumnachweis maligner Zellen ohne radiologisches Korrelat eine Bronchoskopie mit sequenzieller Lavage sämtlicher 19 Lungensegmente zur separaten zytologischen Analyse. Diese Methode war aufwändig und zeitraubend. Patienten benötigen für eine so lange Untersuchung (anderthalb Stunden) ein Narkoseverfahren. Nicht immer ist die Lokalisation eines okkulten Tumors auf diese Weise erfolgreich. Die photodynamische Diagnose (PDD) von intraepithelialen Frühkarzinomen als weitere Methode setzt die Gabe eines fluoreszierenden Medikamentes (Photofrin) voraus, das sich in maligne transformierten Arealen anreichert. Das Medikament ist teuer und nebenwirkungsreich, da es das Integument für längere Zeit lichtempfindlich macht. Autofluoreszenzbronchoskopie. Abhilfe schafft hier die Autofluoreszenzbronchoskopie (7 Kap. 2.1.5), die in Ergänzung zu optischen Veränderungen im Weißlicht veränderte Fluoreszenzeigenschaften des maligne transformierten Gewebes erkennen lässt. Die am besten charakterisierte durch Blaulicht evozierte Autofluoreszenz im präkanzerösen und malignen Bronchialgewebe ist um den Faktor 10 geringer als im Normalgewebe und zeigt eine andere Zusammensetzung des Wellenlängen-Spektrums, nämlich proportional mehr Rot- und weniger Grünlicht (. Abb. 5.28). 5 110 Kapitel 5 · Indikationen 5 a . Abb. 5.27 a und b. Oberflächlich ausgebreiteter (a) und polypoider (b) Frühkarzinomtyp. Die flache Form ist doppelt so häufig wie die polypoide So lassen sich pathologische Areale durch einen deutlichen Farbunterschied vom Normalgewebe unterscheiden (. Abb. 5.29 und 5.30). Die Veränderung der Fluoreszenzeigenschaft durch maligne Transformation im Gewebe wird wahrscheinlich durch einen intrazelluären pH-Abfall und dadurch verminderte Fluoreszenzfähigkeit des Flavins ausgelöst. Zusätzlich mag die Schleimhautverdickung durch Verlust des normalen Schichtaufbaus eine Rolle spielen, da auch submuköse Strukturen Fluoreszenzträger sind. Vermehrte Vaskularisation vermindert die Autofluoreszenz ebenfalls, da Hämoglobin grünwelliges Licht stark absorbiert. Dies führt jedoch nicht nur zu einer Hervorhebung von Präkanzerosen und Frühkarzinomen, sondern auch von entzündungsbedingten Reaktionen, z. B. Granulomen. b Der erfahrene Endoskopiker kann die Diagnoserate von Krebsvorstufen unter Zuhilfenahme des Autofluoreszenzmodus etwa verdoppeln, dies ist vielfach in Studien über diese Methode dokumentiert. Nicht unerheblich ist in diesem Zusammenhang auch ein Lerneffekt. Mit Zunahme der Autofluoreszenzerfahrung verbessert sich allerdings auch die Interpretation der Weißlichtveränderungen früher Bronchialkarzinomformen. Kommerziell erhältlich sind zurzeit mehrere Systeme, die inzwischen sämtlich gefiltertes Xenonlicht verwenden. Ein Wechsel von Weißlicht- zum Fluoreszenzmodus ist durch einfaches Umschalten von Lichtquelle und Prozessmodalität möglich. Vergleichende Daten zu diesen Systemen sind spärlich. Es scheint jedoch eine ähnliche Effektivität vorzuliegen. 111 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie . Abb. 5.28. Schematische Darstellung des Funktionsprinzips Autofluoreszenz im Bronchioalbereich. Die vom dysplatischem oder maligne transformiertem Gewebe emittierten Grün- und Rotanteile verschieben sich zugunsten von Rot im Vergleich zu normalem Gewebe Die Autofluoreszenzbronchoskopie ermöglicht nicht nur das Lokalisieren zentraler Karzinomfrühformen, sondern ist auch zur Demarkierung der Läsionen informativer als die Weißlichtuntersuchung. Dies ist nicht nur endobronchial nachgewiesen, sondern auch im Larynxbereich. Zudem ist die Lokalisation auch kleiner Areale bei späteren Bronchoskopien gut möglich, da Biopsiestellen noch lange Monate später Fluoreszenzänderungen aufweisen. Neben der diagnostischen Verbesserung erhebt sich jedoch auch gleich die Frage nach den therapeutischen Konsequenzen. Eine Frühkarzinomdiagnose, besonders bei respiratorisch limitierten Risikopatienten, macht nur Sinn, wenn solche Läsionen parenchymschonend entfernt werden können. Die oberflächliche Demarkierung mittels Autofluoreszenz wird hier ergänzt durch die endobronchiale Sonographie, die eine Tiefeninvasion des gesamten Prozesses sichtbar machen kann. Hierfür eignet sich die EBUS- . Abb. 5.29. Weißlicht im Vergleich zur Autofluoreszenzdarstellung mit dem LIFE-System (Xillix) in einem normalen Schleimhautabschnitt . Abb. 5.30. Weißlicht im Vergleich zur Autofluoreszenzdarstellung mit dem LIFE-System (Xillix) eines Carcinoma in situ auf der Subkarina des anterobasalen Unterlappensegmentes rechts, bemerkenswert die scharfe Abgrenzung des pathologischen und dunkel dargestellten Bezirks 5 112 Kapitel 5 · Indikationen 5 . Abb. 5.31. Schleimhautunregelmäßigkeit im Aufzweigungsbereich des apikalen Unterlappensegmentes links, radiologisch okkult Neben dem CIS und dem mikroinvasiven Karzinom werden zunehmend auch Dysplasien leichten, mäßigen und schweren Grades aufgefunden. Abgesehen von der Frage der eindeutigen pathologischen Klassifizierung aus einer wenige mm großen Probe gibt es bisher wenig verlässliche Daten zur natürlichen Weiterentwicklung solcher Läsionen und der Indikation zur Therapie. Untersuchungen mit Hilfe der Autofluoreszenz zeigen, dass 50% der CIS in 6 Monaten zu invasiven Karzinomen werden bzw. zu 85% nach 3 Monaten persistieren. Schwere Dysplasien entwickeln sich zu etwa 1/3 innerhalb von 2 Jahren zu einem CIS bzw. invasiven Karzinomen. Für niedrigere Dysplasiegrade scheint das Risiko nur bei 2–3% zu liegen, ausgenommen bei den Individuen, die bereits an einer klinisch signifikanten Läsion erkrankt sind. Eine endoskopische Ablation von schweren Dysplasien scheint nach diesen Ergebnissen ratsam. Autofluoreszenzmodifikationen können durch nicht maligne Veränderungen hervorgerufen werden (falsch-positive Läsionen), insbesondere stören alle Areale mit deutlich vermehrter Gefäßinjektion. Störläsionen für die Autofluoreszenz 4 4 4 4 4 Hämatome Vormalige Biopsiestellen Mikropapillomatosen Granulome Schwere entzündliche Veränderungen Im Zusammenhang mit diesem Bronchoskopiemodus ist mit einer erhöhten Anzahl von Schleimhautproben zu rechnen. Die Zusammenarbeit mit einem Pathologen, der in der Beurteilung der unterschiedlichen Stadien der prämalignen Schleimhautalterationen vertraut ist, stellt beim Einsatz der Autofluoreszenzbronchoskopie einen wichtigen Faktor dar. . Abb. 5.32. Endosonographisches Bild von . Abb. 5.31: eine über die Bronchialwand hinausgehendes Tumorinfiltration mit lokal bereits abbildbaren regionalen Lymphknoten Sonde mit dem radiären 30-MHz-Schallkopf wegen einer besseren Auflösung im Schleimhautbereich (. Abb. 5.31 und 5.32). Das Punktionsbronchoskop bietet zur Definition der Bronchialwandschichten eine unzureichende Detaildarstellung. Sonographisch kann unmittelbar während der Bronchoskopie bestimmt werden, ob eine interventionelle endobronchiale Therapie indiziert ist. Eine Ausbreitung des Prozesses bis in nicht weiter einsehbare distale Wandbereiche oder Knorpelüberschreitung in der Tiefe lassen einen kurativen Ansatz endobronchial nicht mehr zu. Small noncalcified pulmonary nodules (SPN) Zunehmend häufig manifestieren sich Frühkarzinome im Parenchym und nicht in der Bronchialschleimhaut. Die im letzten Jahrzehnt im Rahmen des CT-Screenings akkumulierten Daten zu dieser Art der frühen Lungenkarzinomform haben durch Entschlüsselung von Wachstumsform und -dynamik entscheidende Impulse zum Management geliefert. Die Projektionsradiographie übersieht ca. 75% der peripheren Frühkarzinome. Maligne Herde (als malignitätsverdächtig werden nicht kalzifizierte Läsionen gewertet) können solide, gemischten oder milchglasartigen Typus sein (. Abb. 5.33). Die Verdoppelungszeiten nehmen in dieser Reihenfolge zu. Die Diagnose eines malignomverdächtigen Herdes basiert auf dem Nachweis einer Proliferationstendenz in sequenziellen Thorax-CT und letztendlich der histologischen Diagnose durch CT-gesteuerte perthorakale Punk- 113 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie 5.1.3 Bronchoskopische Erregerdiagnostik bei bronchopulmonalen Infektionen Ziele. Ziel der bronchoskopischen Erregerdiagnostik bei Patienten mit akuter Exazerbation der COPD ist eine Gewinnung von respiratorischem Sekret aus den tiefen Atemwegen unter Umgehung der Kolonisationskeime der oberen Atemwege. Entsprechend ist das Ziel bei Patienten mit Pneumonie die Gewinnung respiratorischer Sekrete möglichst nahe aus dem Bereich der pneumonischen Infiltrate unter Umgehung der Kolonisationskeime der oberen und der großen Atemwege. Darüber hinaus kann der Visualisation des Bronchialbaumes diagnostische Bedeutung zukommen (z. B. Differenzialdiagnose zur Atelektase, Pseudomembranen bei Aspergillus-Pneumonie). . Abb. 5.33. Eine milchglasartige Wachstumsform eines Lungenkarzinoms (Adenokarzinom), Zufallsbefund nach einem Autounfall mit Thoraxprellung, als Blutung fehlinterpretiert Voraussetzungen. Die bronchoskopische Erregerdiagnostik hat die Möglichkeiten der Identifizierung von Erregern bronchopulmonaler Infektionen erheblich erweitert. Die Möglichkeiten der bronchoskopischen Erregerdiagnostik können jedoch nur dann ausgeschöpft werden, wenn 4 die bronchoskopische Diagnostik Teil eines definierten Konzepts des Umgangs mit Patienten mit bronchopulmonalen Infektionen ist, 4 die Methodik der bronchoskopischen Gewinnung respiratorischer Sekrete beachtet wird, 4 mögliche Komplikationen der bronchoskopischen Diagnostik erkannt und angemessen vorgebeugt bzw. behandelt werden. Definitionen. Folgende Einteilung bronchopulmonaler In- . Abb. 5.34. Zwischen den Aufnahmen liegen 6 Wochen (links die Voraufnahme, rechts die Kontrolle), der Herd zeigt eine eindeutige Vergrößerung und sollte daher baldmöglich ohne den Versuch der histologischen Charakterisierung entfernt werden tion (. Abb. 5.34). Die Rolle der Bronchoskopie in diesem Rahmen beschränkt sich auf die Aufdeckung CT-okkulter zentraler Karzinome (bis zu 25% Zugewinn), zur Gewebetypisierung der diskutierten kleinen peripheren Herde ist die Methode nicht geeignet. Die Kombination des CT-Screenings mit der Überprüfung zentraler Bronchialschleimhaut mittels Autofluoreszenzmethode ist die derzeit umfassendste Früherkennungsstrategie, aber auch die aufwändigste. Von diesen Daten abgeleitet ergibt sich bezüglich kleiner, nicht kalzifizierter Lungenherde in einer vordefinierten Risikopopulation ein Algorithmus im Management: 4 Läsionen kleiner als 1 cm werden größenkontrolliert und einer invasiven Diagnostik/Operation zugeführt, wenn eine Proliferation nachgewiesen werden kann. 4 Herde größer als 1 cm sollten gewebetypisiert werden. 4 Bei unzureichendem Material oder Nachweis eines Malignoms besteht die Indikation zur Operation. fektionen kann klinisch handlungsanleitend auch in der Entscheidung über die Indikation zur bronchoskopischen Erregerdiagnostik Anwendung finden: 4 Akute Exazerbation der COPD: Akute Verschlechterung des Befindens mit Zunahme von Symptomen wie Husten, eitrigem Auswurf und Dyspnoe, die eine Änderung der bisherigen Behandlung erforderlich macht, sowie Ausschluss einer Pneumonie. 4 Ambulant erworbene Pneumonie: Entwicklung eines neuen Infiltrats außerhalb des Krankenhauses bei Patienten ohne schwere Immunsuppression (d. h. ohne relevantes Risiko für opportunistische Infektionen), häufig mit einer Kombination aus Fieber, Allgemeinsymptomen (Krankheitsgefühl), respiratorischen (z. B. Husten, Auswurf, Dyspnoe), extrapulmonalen (z. B. Zephalgien, Diarrhöen) oder Sepsis-assoziierten (Hypotonie, Verwirrtheit) Symptomen einhergehend. 4 Nosokomiale Pneumonie. Sie kann sich entwickeln: 5 beim spontan atmenden Patienten, 5 beim spontan atmenden Patienten mit Tracheostomie, 5 unter Beatmung (nichtinvasiv oder invasiv, jeweils ohne oder mit Tracheostomie). 5 114 5 Kapitel 5 · Indikationen Aktuell sind zwei Definitionen verbreitet, eine ältere nach Johanson und eine neuere nach Pugin. Bei beiden steht die Entwicklung eines neuen Infiltrats innerhalb des Krankenhauses bei nicht schwergradig immunsupprimierten Patienten im Mittelpunkt der Definition. Die exakten Definitionen werden im Abschnitt »Nosokomiale Pneumonie« vorgestellt. Aufgrund der Schwierigkeiten der Diagnostik bei beatmeten Patienten handelt es sich hier stets zunächst um eine Verdachtsdiagnose, die im Verlauf (ggf. durch bronchoskopische Erregerdiagnostik) überprüft werden muss. Im Kontext der Beatmungspneumonie ist die Unterscheidung der früh einsetzenden nosokomialen Pneumonie (»early onset pneumonia«; von stationärer Aufnahme bis zum 4. Tag der stationären Behandlung) von der spät einsetzenden nosokomialen Pneumonie (»late onset pneumonia«, ab dem 5. Tag der stationären Behandlung) von grundlegender Bedeutung (7 Kap. 5.1.3). Die ältere Definition, wonach Pneumonien erst ab 48 h nach Krankenhausaufnahme als nosokomial anzusehen sind, wird durch diese neuere Unterscheidung zumindest aus klinischer Sicht hinfällig. 4 Pneumonien unter Immunsuppression: Auftreten eines neuen Infiltrats innerhalb oder außerhalb des Krankenhauses mit oder ohne klinische Symptomatik (s. o.) bei Patienten unter Immunsuppression (d. h. mit relevantem Risiko für opportunistische Erreger) 4 Tuberkulose und atypische Mykobakterien (Verdacht auf bronchopulmonale Infektion durch M. tuberculosis complex bzw. atypische Mykobakterien) Methodik der Gewinnung bronchoskopischer Sekrete Vorbereitung und Sedierung. Beim spontan atmenden Patienten ist die alleinige Sedierung (auch mit Propofol) oft nicht ausreichend, um den Hustenreiz zu unterdrücken. Daher kann bei diesen Patienten eine Lokalanästhesie des Rachens (z. B. mit maximal 4 ml 4% Lidocain) erfolgen, ggf. können auch einzelne Aliquots von 2% Lidocain in die Bronchien appliziert werden. Eine Aspiration von Sekret sollte jedoch möglichst vermieden werden. Die bronchoskopische Untersuchung beatmeter Patienten setzt bei Verwendung eines fiberoptischen Standardbronchoskops einen orotrachealen Tubus mit einem Durchmesser von mindestens 8 mm voraus. Die Patienten sollten über mindestens 15 min mit 100% Sauerstoff präoxygeniert werden. Vor Beginn der bronchoskopischen Untersuchung sollte eine Sauerstoffsättigung von 100% bestehen. Gleichzeitig sollte eine tiefe Sedierung (RamsayScore 5 bis 6) erfolgen. Hierzu genügt in der Regel ein Bolus Propofol. Eine Muskelrelaxation ist in der Regel nicht erforderlich. Zur Vermeidung einer Kontamination des Bronchoskops sollte das Untersuchungsareal um den Tubus weitflächig mit sterilen Tüchern abgedeckt werden. Durchführung. Vor Einführung des Bronchoskops sollte der Tubus abgesaugt und anschließend ein Tracheobronchialsekret gewonnen werden. Des Weiteren sollte vor Erreichen der Segmentbronchien keine weitere Lokalanästhesie mehr appliziert werden und keine bronchoskopische Aspiration mehr erfolgen. Durch dieses Vorgehen wird vermieden, dass der Bronchoskopie-Kanal bereits vor Erreichen der Segmentbronchien durch wiederholte Aspirationen von Tracheobronchialsekret kontaminiert ist. (Andernfalls kann das Ziel der Bronchoskopie, eine Vermeidung der Kontamination respiratorischer Sekrete durch Kolonisationskeime der großen Atemwege, nicht erreicht werden). Techniken der Materialgewinnung. Die bronchoskopische Erregerdiagnostik umfasst den Einsatz der geschützten Bürste und/oder der bronchoalveolären Lavage. 4 Geschützte Bürste (PSB): Hierbei handelt es sich um einen Doppellumenkatheter, dessen Ende des äußeren Katheters durch einen Pfropf aus Zucker verschlossen ist, der somit den inneren Katheter und die in diesem liegende Bürste vor einer Kontamination schützt. Die PSB wird bis vor das radiologisch infiltrierte Segmentostium vorgeführt. Zwei Varianten sind nun möglich: 5 Vorführen des inneren Katheters durch Sprengung des Zuckerpfropfs, Vorführen der Bürste im inneren Katheter und Abstreichen des sichtbar aus dem Segmentostium tretenden eitrigen Sekrets (Originalmethode nach Whimberley) 5 Vorschieben der PSB in das Subsegment des radiologisch infiltrierten Segments, Vorführen des inneren Katheters und der inneren Bürste ohne Sichtkontrolle in der Peripherie. Die Bergung der Bürste erfolgt jeweils in umgekehrter Reihenfolge über den inneren in den äußeren Katheter. Nach Bergung des PSB-Katheters wird die Bürste ca. 5 mm über dem Bürstenkamm über einem Behälter mit 1 ml steriler NaCl abgeschnitten und der Behälter sofort verschlossen. 4 Bronchoalveoläre Lavage (BAL): Nach Erreichen der Wedge-Position im Segmentostium werden z. B. 6×20 ml körperwarme NaCl instilliert und sofort reaspiriert. Im Falle einer schlechten Rückgewinnung können weitere 40-60 ml appliziert werden. Die erste rückgewonnene Portion aus der bronchoalveolären Lavage wird verworfen. Die übrigen Portionen werden gepoolt und in 3 Aliquots für Zytologie, Bakteriologie/ Mykobakteriologie/Virologie/Mykologie und Pneumocystis jiroveci geteilt. Bei Patienten mit akuter Exazerbation der COPD eignen sich besonders die PSB oder eine Mini-BAL aus einem Standardsegment. Beide Proben sollten bei Patienten mit Pneumonie und diffusen Infiltraten aus den Standardsegmenten des Mittellappens oder der Lingula gewonnen wer- 115 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie . Tab. 5.3. Methodische Voraussetzungen zur Wahrung qualitativ hochwertiger diagnostischer Proben aus dem unteren Respirationstrakt Probe Voraussetzungen Tracheobronchialsekret Absaugung des lokalen Sekrets aus dem Tubus Tiefes Einführen eines frischen Katheters mit angeschlossenem Auffanggefäß, dann erst Absaugung einstellen Keine vorherige Instillation von Kochsalz Bronchoskopie Tiefe Sedierung Möglichst keine/geringe Anwendung von Lokalanästhetika Keine Aspiration über den Arbeitskanal des Bronchoskops vor Gewinnung der respiratorischen Sekrete den, bei lokalisierten Infiltraten aus den jeweils betroffenen Segmenten. Falls – wie stets empfohlen – eine simultane Gewinnung von Sputum oder Tracheobronchialsekret und Material aus der PSB bzw. BAL beabsichtigt ist, wird erst das Sputum bzw. Tracheobronchialsekret gewonnen und dann die PSB eingesetzt bzw. die BAL durchgeführt. Lagerung und Transportzeit der gewonnenen Proben sind möglichst kurz zu halten. Die methodischen Voraussetzungen zur Gewinnung qualitativ hochwertiger diagnostischer Proben aus dem unteren Respirationstrakt sind in . Tab. 5.3 zusammengefasst. Steuerung der antimikrobiellen Therapie. Entscheidend für eine optimale diagnostische Ausbeute ist neben der Entnahmetechnik auch die korrekte Steuerung der antimikrobiellen Therapie. Hier gelten die beiden folgenden Regeln: 4 Optimal ist eine mikrobielle Diagnostik vor Beginn der antimikrobiellen Therapie. 4 Besteht – wie häufig der Fall – aufgrund einer anderen Infektion bereits eine antimikrobielle Therapie, so sollte diese 72 h vor der Probenentnahme nicht verändert werden, da ansonsten mögliche Erreger durch die ersten Dosierungen der neu angesetzten Therapie nicht mehr gefunden werden können. 4 Hingegen ist ein sog. antibiotisches Fenster für die diagnostische Ausbeute wahrscheinlich kaum relevant. Methodik der Verarbeitung bronchoskopischer Sekrete Verarbeitung. Die Verarbeitung der Proben sollte innerhalb von spätestens 4 h (besser 2 h) nach Probengewinung erfolgen. Andernfalls drohen empfindliche Erreger abzusterben (z. B. Pneumokokken, H. influenzae) oder Pilze (z. B. Candida spp.) die Kulturplatten zu überwuchern. Re- spiratorische Sekrete werden je nach Fragestellung unterschiedlich mikrobiologisch aufgearbeitet. Färbungen. Ein Zytozentrifugenpräparat der bronchoalveolären Lavageflüssigkeit (BALF) sollte nach Giemsa gefärbt werden, um die Qualität der Probe zu validieren. Darüber hinaus kann aus dieser Probe eine Differenzialzytologie auf der Basis von 300 ausgezählten Zellen angefertigt werden. Bakteriologie. In der Färbung nach Giemsa sollte die Quali- tät des Tracheobronchialsekrets bzw. der BALF untersucht werden. Mehr als 25 polymorphkernige Granulozyten sowie weniger als 10 Plattenepithelien sprechen für ein Material, das repräsentativ für die tiefen Atemwege ist. Darüber hinaus sollte bei Verdacht auf VAP (ventilator associated pneumonia: eine Lungenentzündung, die bei künstlich beatmeten Patienten auftritt) eine Untersuchung auf intrazelluläre Erreger in phagozytierenden Zellen (»intracellular organisms«, ICO) erfolgen. Ein Anteil von >5% spricht für das Vorliegen einer VAP. Die Sensitivität dieser Untersuchung unter antimikrobieller Vorbehandlung ist jedoch deutlich reduziert (<50%). Schließlich sollte eine Gram-Färbung angelegt werden, um eine ggf. vorherrschende Bakterienart zu identifizieren. Die kulturelle Aufarbeitung sollte entsprechend den Qualitätskriterien der Mikrobiologie (QiM) mittels serieller Verdünnungstechnik quantitativ erfolgen. Unter einer quantitativen Kultur versteht man die serielle Auftragung zunehmend verdünnten respiratorischen Sekrets auf Kulturplatten (MacConkey, Schokoladenagar). In der Regel werden 3 Verdünnungsstufen angelegt (1:10, 1:1000, 1:10.000) (. Abb. 5.35). Alternativ kann eine semiquantitative Aufarbeitung mit nur 2 Verdünnungsstufen vorgenommen werden. Die Technik der quantitativen Kultur dient der Erfassung der Keimlast und (bei Patienten mit Verdacht auf Pneumonie) der Unterscheidung von Kolonisations- und Infektionserregern. Es handelt sich dabei um eine Schätzung, die sich an der Keimlast im Sputum bei Patienten mit Pneumonie orientiert. So finden sich im Sputum etwa 105 bis 106 KBE/ml. Die PSB enthält ca. 0,01–0,001 ml, die BALF 1 ml respiratorisches Sekret. Für die Festlegung der . Abb. 5.35. Technik der Anlage quantitativer bakterieller Kulturen 5 116 Kapitel 5 · Indikationen Trennwerte, die das Vorliegen einer Pneumonie anzeigen, wird bei der PSB der Verdünnungsfaktor der Trägerlösung (100 bis 1000-fach) eingerechnet. Es wird geschätzt, dass bei der BALF 5- bis 10-mal höhere Keimzahlen gewonnen werden als bei der PSB. Als Trennwerte zwischen Kolonisation und Infektion ergeben sich somit: 4 105 KBE (koloniebildende Einheiten)/ml für Tracheobronchialsekret (identisch zum Sputum) 4 103 KBE/ml für die PSB (entsprechend 105 bis 106 KBE/ml Sputum) 4 104 KBE/ml für die BALF 5 ! Cave Die geschilderten Berechnungen zur Trennwertbestimung von Keimzahlen stellen offensichtlich Schätzungen dar und ergeben keine exakten Messgrößen. Störgrößen, die die Keimzahl beeinflussen können, sind mannigfaltig und umfassen die Pathogenität der Erreger, das Stadium der Infektion und die Wirtsimmunität. Zusätzlich stellen bei der BALF die Menge der eingegebenen Flüssigkeit sowie die Rückgewinnung Variablen dar, die das Ergebnis beeinflussen können. Allein aufgrund dieser Tatsache können Keimzahlen nur orientierenden Wert haben und keine unabhängige Prädiktion des Vorliegens einer Pneumonie darstellen. Eine Zunahme der Dyspnoe, zusätzlich zur Entwicklung eines eitrigen Sputums plus/minus eine Zunahme der Sputummenge (sog. »Winnipeg-« oder »Anthonisen-Kriterien«) gelten als Kriterien für eine Indikation zur antimikrobiellen Therapie. Sofern eine Erregerdiagnostik erfolgt, geschieht diese über Sputumkulturen. Insofern gehört eine diagnostische Bronchoskopie nicht zum Standard der Evaluation von Patienten mit akuten Exazerbationen der COPD. Dennoch ergeben sich in ausgewählten Fällen Indikationen zur diagnostischen Bronchoskopie. Diese umfassen: 4 Notwendigkeit einer Bronchialtoilette bei Patienten, die nicht ausreichend abhusten können; bei diesen erfolgt gleichzeitig eine bronchoskopische Erregerdiagnostik. Eine solche Bronchialtoilette kann auch in der Notaufnahme bei akut ventilatorisch insuffizienten Patienten unter nichtinvasiver Maskenbeatmung über das Ventil der Maske erfolgen. 4 Therapieversagen, Suche nach zugrunde liegenden (unerwarteten oder resistenten) Erregern 4 Begleitende Bronchiektasen mit Verdacht auf komplizierte Erreger wie Pseudomonas aeruginosa, atypische Mykobakterien und Pilze Als zusätzlicher Parameter zur Diagnose einer noskomialen Pneumonie wurde der »soluble triggering receptor on myeloid cells« (s-TREM) in der BALF beschrieben. Die Erfahrungen mit diesem Parameter sind jedoch noch begrenzt. In der Regel genügt das Absaugen eitrigen Sekretes aus den großen Atemwegen und/oder Segmentostien. Eine PSB kann zusätzlich zum Einsatz kommen. Auf eine bronchoalveoläre Lavage sollte verzichtet werden. Sonstige Aufarbeitung. Über die bakteriologische Auf- Bronchiektasen. Patienten mit Bronchiektasen sollten min- arbeitung hinaus kann eine Untersuchung auf Pilze, Mykobakterien und Parasiten erfolgen. Die Untersuchung auf Pilze umfasst die Anlage einer Sabaroud-Kultur. Pneumocystis jiroveci kann aus der BALF sowohl mikroskopisch (nach Giemsa oder Grocott) als auch durch einen Immunfluoreszenztest nachgewiesen werden. Mikroskopisch können Mykobakterien in der Ziehl-Neelsen bzw. AuraminFärbung ab einer Keimlast von ca. 103–104 KBE/ml identifiziert werden. Zusätzliche kulturelle Untersuchungen sind obligat und erfolgen auf Festplatten (Löwenstein-Jensen, Gottsacker, Stonebrink oder Middlebrook) und in Flüssigkulturen. Schließlich können Parasiten wie Toxoplasmen in der BALF mikroskopisch nachgewiesen werden. destens einmal pro Jahr mikrobiologisch untersucht werden. Dabei ist besonders nach komplizierten Erregern zu fahnden (s. o.). Bei reichlicher Sputumproduktion reicht auch Sputum als diagnostisches Material, andernfalls ist eine diagnostische Bronchoskopie indiziert. Akute Exazerbation der COPD und Bronchiektasen Akute Exazerbation der COPD. Die Ätiologie akuter Exazerbationen der COPD ist komplex und aktuell noch nicht gut verstanden. In der Mehrzahl der Fälle liegt initial eine virale Ätiologie zugrunde, in ca. 25–50% der Fälle bestehen Hinweise auf eine bakterielle (Super-)Infektion. Nicht selten liegen alleine oder zusätzlich eine Herzinsuffizienz bzw. eine asthmatische Exazerbation auf allergischer oder toxischer Grundlage, in Einzelfällen eine Atemdepression bei Benzodoazepin-Einnahme oder ein Pneumothorax zugrunde. Ambulant erworbene Pneumonien Indikationen. Eine bronchoskopische Erregerdiagnostik bei Patienten mit leicht- bis mittelgradiger ambulant erworbener Pneumonie ist in der Regel nicht indiziert. Bei schweren Verlaufsformen trägt eine umfassende Erregerdiagnostik zur besseren Therapiesteuerung bei. So können seltene bzw. unerwartete Erreger bzw. Erregerresistenzen erkannt werden, eine gezielte Therapie im Sinne einer Deeskalation wird ermöglicht. Ein Vorteil hinsichtlich des Überlebens ist allerdings nicht gesichert. In den meisten Fällen mit schwerer Verlaufsform einer ambulant erworbenen Pneumonie wird aufgrund der schweren respiratorischen Insuffizienz eine bronchoskopische Erregerdiagnostik nur bei invasiv beatmeten Patienten möglich sein. Erregerspektrum. Das erwartete Erregerspektrum schwerer ambulant erworbener Pneumonien geht aus . Tab. 5.4 hervor (. Abb. 5.36). Erhebliche regionale und lokale Unterschiede machen es erforderlich, das im eigenen Kranken- 117 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie . Tab. 5.4. Erregerspektrum der schweren Verlaufsformen der ambulant erworbenen Pneumonie. Häufigkeitsangaben beziehen sich auf die höchste und niedrigste Inzidenz (>0) in epidemiologischen Studien; Streptococcus pneumoniae stellt den einzigen Erreger dar, der in allen Studien gefunden worden ist. (Mod. nach Ewig et al. 1999) Erreger % Erreger Streptococcus pneumoniae 12–38 Legionella pneumophila und andere spp. 3–30 Gramnegative Enterobacteriaceae (GNEB) 2–34 Haemophilus influenzae 2–13 Staphylococcus aureus bzw. spp. 1–18 Mycoplasma pneumoniae 1–7 Respiratorische Viren 1–5 Pseudomonas aeruginosa 1–5 haus vorherrschende Erregerspektrum durch kontrollierte Untersuchungen zu identifizieren. Therapieversagen nach Arbeitsdiagnose ambulant erworbene Pneumonie Zwei Formen des Therapieversagens werden unterschieden: 4 Therapieversagen im Sinne einer fehlenden Besserung bzw. einer progredienten Verschlechterung (persistierende oder progrediente Pneumonie = »persistent or progressive pneumonia«) 4 Therapieversagen im Sinne persistierender Infiltraten, aber stabilem und oligo- oder asymptomatischen klinischen Zustand (verzögertes Therapieansprechen = »slowly resolving pneumonia«) . Abb. 5.36. Röntgen-Thoraxbild im Liegen. Bild einer schweren ambulant erworbenen Pneumonie: homogene Transparenzminderung des Oberlappens mit parapneumonischem Erguss. Beatmeter Patient, Nachweis von Streptococcus pneumoniae in der Blutkultur Therapieversagen im Sinne einer fehlenden Besserung bzw. progredienten Verschlechterung. Dieses liegt vor, wenn sich die klinische Situation des Patienten (Allgemeinzustand, Fieber, Kreislauf) binnen 72 h nach Beginn der initialen antimikrobiellen Therapie nicht gebessert oder zumindest stabilisiert hat. Ursachen dieser Art des Therapieversagens sind vielfältig und umfassen: 4 Inadäquate initiale antimikrobielle Therapie 4 Erregerassoziierte Therapieversager (persistierende, resistente oder »atypische« Erreger) 4 Therapieversager durch Komplikationen der Pneumonie (Empyem, Abszess, nosokomiale Superinfektion) 4 Therapieversager durch Sonderformen der Pneumonie (Aspirations-, Retentionspneumonie oder seltene Erreger, einschließlich M. tuberculosis) 4 Pseudotherapieversager durch nicht-infektiöse Lungenerkrankungen, die eine Pneumonie vortäuschen (Lungenembolien!, interstitielle Lungenerkrankungen, Tumoren) Darüber hinaus gibt es Therapieversager als Folge eines nicht beherrschbaren schweren Lungenversagens (ARDS) bzw. septischen Schocks, ohne dass eine andere Ursache dafür identifiziert werden kann. Entsprechend komplex ist die differenzialdiagnostische Abklärung. Darüber hinaus besteht häufig eine vitale Gefährdung des Patienten. Daher sollte die Abklärung dieses Therapieversagens einem strukturierten Vorgehen folgen. Ein Vorschlag dazu umfasst folgende Schritte: 4 Überprüfung der Arbeitsdiagnose: Diese umfasst eine Fahndung nach Risikofaktoren für resistente Erreger (kurz zurückliegende Krankenhausaufenthalte, Residenz in Altenheim) sowie nach einer unerkannten schweren Immunsuppression 4 Überprüfung der Korrektheit der bisher verabreichten antimikrobiellen Therapie: Hier sind die Vorgaben aktuell gültiger Leitlinien (in erster Linie deutsche S3-Leitlinie, ggf. auch lokal bzw. regional angepasste Leitlinie) zur initialen antimikrobiellen Therapie zu beachten. Dabei ist auch die Korrektheit des Applikationswegs sowie der Dosierung zu überprüfen. 4 Bildgebung mit Fahndung nach möglichen Komplikationen: Eine Zunahme der Infiltrate im Röntgen-Thorax ist differenzialdiagnostisch wenig hilfreich. Wohl sollten neu aufgetretene oder zunehmende Ergüsse Anlass zu einer Pleuraergusspunktion zur Überprüfung des Vorliegens eines parapneumonischen Ergusses bzw. Empyems sein. Liegt eine solche Komplikation nicht vor, ist in der Regel eine CT des Thorax anzufertigen. Hier ist nach Abszessen zu fahnden, gleichzeitig aber auch auf Hinweise für mögliche nichtpneumonische Erkrankungen zu achten (»mimics« einer Pneumonie). Bestehen klinische oder bildgebende Hinweise auf mögliche Lungenembolien, ist eine Angio-CT durchzuführen. 5 118 Kapitel 5 · Indikationen Erst wenn diese Untersuchungen erfolgt sind und keine Ursache für das Therapieversagen haben erkennen lassen, ist eine bronchoskopische Untersuchung indiziert. Nicht selten ergibt die CT des Thorax Hinweise auf die Ursache des Therapieversagens (z. B. Abszess, Tumor, Lungenfibrose), so dass das bronchoskopische Vorgehen darauf ausgerichtet werden kann. In unklaren Fällen sollte diese jedoch die gesamte Infektionsdiagnostik (neu aufgetretene bzw. resistente bakterielle Erreger, Pilze (Aspergillus spp.!), Mykobakterien sowie ggf. auch Pneumocystis jiroveci) sowie (falls klinisch möglich und indiziert) auch transbronchiale Lungenbiopsien umfassen. 5 Therapieversagen im Sinne persistierender Infiltrate, aber stabilem und oligo- oder asymptomatischem klinischem Zustand. Im Gegensatz zum ersten Typus des Therapieversagens besteht bei diesen Patienten keine akute vitale Gefährdung. Neben einer Überprüfung der Arbeitsdiagnose ist daher zunächst zu beurteilen, ob überhaupt eine Indikation zur differenzialdiagnostischen Abklärung besteht. Dabei ist neben der Klinik und den inflammatorischen Parametern auch die Dynamik der Rückbildung pulmonaler Infiltrate zu berücksichtigen. Letztere hängt neben dem Alter und der Komorbidität des Patienten auch von der Art des Erregers und dem Schweregrad der Pneumonie ab. Als Faustregel gilt, dass bei klinischer Stabilität und rückläufigen Entzündungsparametern die Rückbildung pulmonaler Infiltrate mindestens vier Wochen in Anspruch nehmen kann. Die Ursachen eines verzögerten Therapieansprechens unterscheiden sich nicht von denen der persistierenden bzw. progredienten Pneumonie, es finden sich allerdings häufiger erregerassoziierte Therapieversager (persistierende, resistente oder »atypische« Erreger), Therapieversager durch Sonderformen der Pneumonie (Aspirations-, Retentionspneumonie oder seltene Erreger, einschließlich M. tuberculosis) sowie Pseudotherapieversager durch nichtinfektiöse Lungenerkrankungen, die eine Pneumonie vortäuschen. Eine differenzialdiagnostische Abklärung des verzögerten Therapieansprechens umfasst zunächst eine bildgebende Diagnostik (Sonographie, CT des Thorax). Der bronchoskopischen Untersuchung kommt bei der Abklärung des verzögerten Therapieansprechens eine zentrale Bedeutung zu. Der Umfang der erforderlichen Infektionsdiagnostik bemisst sich nach der klinischen Situation. In der Regel sollte sie jedoch neben der Infektionsdiagnostik stets transbronchiale Biopsien umfassen. Nosokomiale Pneumonien Stellenwert der klinischen Diagnostik. Zu den klassischen Diagnosekriterien einer Beatmungspneumonie (nach Johanson) gehören: 4 neu aufgetretenes und persistierendes Infiltrat im Röntgenbild des Thorax plus 4 mindestens 2 der 3 folgenden Kriterien: . Abb. 5.37. Röntgen-Thoraxbild im Liegen. Beatmeter Patient. Klinisch Verdacht auf Beatmungspneumonie. Radiologisch rechtsseitiger Zwerchfellhochstand mit Verdichtung des kleinen Lappenspalts. Dorsale basale Lungenabschnitte sind nicht beurteilbar. Linksseitige Maskierung der Zwerchfellkuppe bei homogener Transparenzminderung des linken Hemithorax. Neben einer Pneumonie des Unterlappens mit Begleiterguss ist ein auslaufender Pleuraerguss mit Kompressionsatelektasen möglich. Ein Infiltratnachweis ist bei dieser Aufnahmetechnik und -qualität schwer zu führen 5 Fieber ≥38,3°C oder Hypothermie <36°C 5 Leukozytose >12.000/μl oder Leukopenie <4000/μl 5 Purulentes Tracheobronchialsekret Der Nachweis pulmonaler Infiltrate kann bei RöntgenThoraxaufnahmen im Liegen schwierig sein (. Abb. 5.37). Alle klinischen Zeichen kommen bei beatmeten kritisch Kranken häufig vor, auch ohne dass eine Pneumonie besteht. Daher sind klinische Kriterien nur begrenzt sensitiv und spezifisch (20–40% falsch-negative und falsch-positive Befunde). Dennoch müssen sie Grundlage für alle weiteren diagnostischen Entscheidungen bleiben. Alternativ wurde von Pugin et al. der »Clinical Pulmonary Infection Score (CPIS)« beschrieben (. Tab. 5.5). Eine Überlegenheit gegenüber den Johanson-Kriterien besteht nicht, der CPIS-Score ist jedoch wertvoll als Instrument der Evaluation des Therapieansprechens (s. unten). Differenzialdiagnose der nosokomialen Pneumonie. Die Differenzialdiagnose der nosokomialen Pneumonie ist umfassend. Im Einzelnen sind folgende Möglichkeiten zu überprüfen: 4 Atelektasen 4 Linksherzinsuffizienz bzw. Lungenödem 4 Nierenversagen mit Lungenödem 4 Lungenembolie bzw. -infarkt 4 Pulmonale Hämorrhagie 4 ARDS 4 Medikamentös bedingte Alveolitis 119 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie . Tab. 5.5. Modifizierter Clinical Pulmonary Infection Score nach Pugin. Maximale Punktzahl = 12 Punkte, Verdacht auf Pneumonie: ≥6 Punkte Parameter Punktzahl Temperatur (°C) Zwischen ≥36,5 und ≤38,2 0 Zwischen ≥38,3 und ≤38,9 1 Zwischen ≥39 und ≤36,4 2 Leukozyten/μl Zwischen ≥4000 und ≤11.000 0 Zwischen <4000 und >11.000 1 Zwischen <4000 und >11.000 + Stabkernige ≥50% 2 Tracheobronchialsekret (TBAS) Kein Sekret 0 Nichteitriges Sekret 1 Eitriges Sekret 2 Die qualitative Kultur respiratorischer Sekrete ist für die Diagnosestellung einer Pneumonie eine sensitive, jedoch wenig spezifische Methode (>75% falsch-positive Ergebnisse). Das erste Ziel kann daher mit dieser Methode nicht erreicht werden. Die quantitative Kultur respiratorischen Sekrets erreicht gegenüber der qualitativen Kultur eine ungleich höhere Spezifität. Bronchoskopisch gewonnene Proben – geschützte Bürste (PSB) oder bronchoalveoläre Lavageflüssigkeit (BALF) – weisen gegenüber dem Tracheobronchialsekret eine tendenziell höhere Spezifität auf. Die klinische Bedeutung dieses Vorteils wird jedoch kontrovers gesehen. Dennoch muss auch bei sorgfältiger Beachtung der Methodik der Materialentnahme und -verarbeitung mit ca. 10–30% falsch-negativen und falsch-positiven Ergebnissen gerechnet werden. Zusätzlich zu respiratorischen Sekreten sollten folgende Materialien untersucht werden: 4 Zwei Blutkulturen 4 Ggf. (bei relevanter Ergussmenge) Pleuraergusspunktat 4 Ggf. Schnelltest auf Legionella pneumophila Serogruppe 1 Darüber hinaus ist stets gleichzeitig nach extrapulmonalen Infektionsherden zu fahnden. ARDS/Oxygenierung (PaO2/FIO2) ARDS 0 PaO2/FIO2 ≤240 und kein ARDS 2 Röntgen-Thorax Kein Infiltrat 0 Diffuse (fleckige) Infiltrate 1 Lokalisierte Infiltrate 2 Kultur TBAS/BALF Pathogene Bakterien nicht nachweisbar 0 Pathogene Bakterien in nicht signifikanter Keimzahl 1 Pathogene Bakterien in signifikanter Keimzahl 2 4 Extrapulmonale Infektionen 5 Sinusitis 5 Katheterinfektionen 5 Harnwegsinfektionen 5 Abdominelle Infektionen Stellenwert der mikrobiologischen Diagnostik. Die mikro- biologische Diagnostik hat 3 Ziele: 4 die Diagnose einer Pneumonie mikrobiologisch zu sichern; 4 den oder die zugrunde liegenden Erreger im Individualfall zu identifizieren; 4 das lokale Erreger- und Resistenzspektrum zu dokumentieren, auf das eine initiale kalkulierte antimikrobielle Therapie ausgerichtet werden kann. Stellenwert der radiologischen Diagnostik. Das Röntgen- bild des Thorax ist Grundlage der Diagnostik bei Verdacht auf eine Pneumonie. Liegendaufnahmen weisen auch bei optimaler Aufnahmetechnik allerdings eine Reihe von »toten Winkeln« auf, in denen sich Infiltrate verbergen können (oberes Mediastinum, para- und retrokardialer Raum; . Abb. 5.37). Auf dem Thorax des Patienten angebrachte Elektroden sollten, wo immer möglich, vor Anfertigung eines Röntgen-Thoraxbildes entfernt werden. In Einzelfällen kann eine Computertomographie des Thorax bei der Identifikation von Infiltraten oder Abszessen hilfreich sein. Erregerspektrum. Das Erregerspektrum der nosokomialen Pneumonie unterscheidet sich je nach Risikostruktur des Patienten. Dabei unterscheiden wir die früh einsetzende (Tag 1–4 der Hospitalisation) bzw. spät einsetzende (ab Tag 5 der Hospitalisation) Pneumonie. Modifizierende Faktoren des Patienten müssen zusätzlich berücksichtigt werden. 4 Früh einsetzende (»early-onset«) Pneumonie: Bei der früh einsetzenden Pneumonie findet sich das Kolonisationsspektrum des oberen Respirationstrakts wieder. Die Kolonisationskeime werden dabei im Rahmen der Intubation in die tiefen Atemwege aspiriert. Entsprechend kann man von einer »intubationsassoziierten Pneumonie« sprechen. Das Erregerspektrum umfasst entsprechend – vorausgesetzt, dass der Patient zum Intubationszeitpunkt nicht länger als maximal 96 h hospitalisiert war und keine antimikrobiellen Substanzen 5 120 5 Kapitel 5 · Indikationen erhalten hat bzw. keine anderen modifizierenden Faktoren (s. unten) vorliegen: 5 Oxacillin- bzw. Methicillin-sensible Staphylococcus aureus (OSSA bzw. MSSA) 5 Haemophilus influenzae 5 Streptococcus pneumoniae 5 Gram-negative Enterobakterien (GNEB), nicht multiresistent 4 Spät einsetzende (»late onset«) Pneumonie: Bei den spät einsetzenden nosokomialen Pneumonien findet sich das im Krankenhaus erworbene Kolonisationsspektrum des oberen Respirationstrakt wieder. Die Kolonisationskeime werden ebenfalls aspiriert, hier allerdings entlang der inneren und äußeren Strukturen des Tubus. Entsprechend kann man von einer »Tubus-assoziierten Pneumonie« sprechen. Das Erregerspektrum umfasst daher zusätzlich zu den oben genannten Erregern typische nosokomiale komplizierte, ggf. auch typische multiresistente Erreger. 5 Oxacillin- bzw. Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme (ORSA bzw. MRSA) 5 Pseudomonas spp. 5 Acinetobacter spp. 5 Stenotrophomonas spp. 5 ESBL-bildende gram-negative Enterobakterien 4 Risikofaktoren: Unter bestimmten Bedingungen muss schließlich von einem modifizierten Erregerspektrum ausgegangen werden. Diese umfassen: 5 Strukturelle Lungenerkrankung, insbesondere COPD: multiresistente Erreger 5 Steroidtherapie: Legionella spp., Pilze (Aspergillus spp.) 5 Prolongierte stationäre Behandlung bzw. antimikrobielle Therapie: multiresistente Erreger 5 Zerebrale Erkrankungen mit Bewusstseinstrübung: endogene Kolonisationskeime, besonders Staphylococcus aureus (OSSA bzw. MSSA) 5 Aspiration: Anaerobier (Assoziation weniger gut geklärt) In der Regel können nur potenziell pathogene Keime (»potentially pathogenic microorganisms«, PPM) als ursächliche Erreger angesehen werden. Non-PPM (d. h. Streptococcus-viridans-Gruppe, andere Streptococcus spp. außer Streptococcus pneumoniae, koagulasenegative Staphylokokken, Corynebacterium spp., Neisseria spp., Enterokokken, Anaerobier) stellen in der Regel keine ursächlichen Erreger dar. ! Cave Candida spp. sind immer Kolonisationskeime. Ihre ursächliche Rolle in extrem seltenen Ausnahmefällen kann nur bioptisch gesichert werden. Bei Nachweis von Aspergillus spp. sollte insbesonders bei Risikopatienten (Steroidtherapie, schwere akute Erkrankung und/oder Grunderkrankung) durch wiederholte Kulturen und bildgebende Verfahren (z. B. Computertomographie des Thorax) nach Hinweisen für eine Aspergillus-Pneumonie gesucht werden. Bei diesen Patienten ist eine kalkulierte antifungale Therapie in der Regel indiziert. Synopsis der Diagnostik. Auch die Zusammenschau der klinischen, mikrobiologischen und radiologischen Parameter ergibt nicht selten keine sichere Aussage über das Vorliegen einer nosokomialen Pneumonie. Es bedarf daher Strategien, die zu einem rationalen Umgang mit diesen Unsicherheiten anleiten, indem sie einerseits das Risiko für eine verspätete oder inadäquate Therapie, andererseits das einer Übertherapie gleichermaßen minimieren helfen. Ein Vorschlag für eine Therapiestrategie angesichts der bestehenden diagnostischen Unsicherheiten ist in . Tab. 5.6 wiedergegeben. Eine antimikrobielle Therapie kann demnach bei negativem mikrobiologischen Ergebnis abgesetzt werden, wenn . Tab. 5.6. Umgang mit diagnostischer Unsicherheit: Vorgehen nach Einleitung einer antimikrobiellen Therapie bei Verdacht auf eine nosokomiale Pneumonie. (Mod. nach Torres und Ewig 2004) Klinische Konstellation Strategie Rationale Klinischer Verdacht auf VAP Quantitative Kulturen TBAS Kalkulierte antimikrobielle Therapie Gesicherter prognostischer Vorteil Reevaluation nach 72 h; vier mögliche klinische Konstellationen: Verdacht auf VAP bestätigt (klinisch und/oder durch Kulturergebnisse) Fortführung der antimikrobiellen Therapie Adjustierung und Deeskalation nach Kulturergebnissen Gesicherter prognostischer Vorteil VAP klinisch wahrscheinlich, Kulturergebnisse nicht signifikant, keine schwere Sepsis Individuelle Entscheidung Vorgehen nicht gesichert VAP klinisch unwahrscheinlich, Kulturergebnisse nicht signifikant, keine schwere Sepsis Absetzen der antimikrobiellen Therapie Reduktion des Selektionsdrucks und der Exzessletalität durch Übertherapie VAP ausgeschlossen, alternative Infektionsquelle und/oder schwere Sepsis Fortsetzen bzw. adjustieren der antimikrobiellen Therapie Vorgehen evident 121 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie 4 der Pneumonieverdacht nur gering oder ausgeräumt ist und/oder 4 eine alternative Diagnose gefunden worden ist. Das Vorgehen im Falle eines fortbestehenden klinischen Verdachts auf VAP, jedoch negativen kulturellen Ergebnissen muss im Einzelfall entschieden werden. Gegebenenfalls müssen wiederholte Untersuchungen durchgeführt werden. Eine weitere viel versprechende Strategie zur Minimierung des Risikos einer Übertherapie besteht in der Unterscheidung von Fällen mit hoher oder niedriger Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer nosokomialen Pneumonie entsprechend dem CPIS-Score (Vorliegen von Infiltraten und CPIS <6 oder ≥6). Patienten mit CPIS <6 können demnach initial mit einer Monotherapie über 3 Tage behandelt werden; bei fortbestehendem CPIS <6 nach 3 Tagen kann die Therapie gar abgesetzt werden. Therapieversagen. Ein klinisches Ansprechen auf eine Therapie kann binnen 3–6 Tagen erwartet werden. Der CPIS-Score kann als klinischer Score zur Evaluation des Therapieansprechens dienen. Als Laborparameter kommen die Bestimmung des CRP- und des Prokalzitonin-Wertes in Frage. Die Ursachen des Therapieversagens sind ähnlich komplex wie bei der ambulant erworbenen Pneumonie. Häufiger als bei letzterer ist jedoch das Therapieversagen aufgrund resistenter Erreger. Abhängig von der jeweiligen Lokalität finden sich am häufigsten: 4 P. aeruginosa 4 MRSA 4 Acinetobacter spp. 4 Stenotrophomonas maltophilia 4 Multiresistente gramnegative Enterobacteriaceae (ESBL), wie Klebsiella spp., Proteus spp., Enterobacter spp., Serratia spp. 4 Neutropenie (Neutrophile <500/μl oder <1000/μl mit zu erwartendem Abfall auf <500 μl in den nächsten 2 Tagen) 4 Stammzelltransplantation HIV-Infektion Erregerspektrum. Das Erregerspektrum bei Patienten mit HIV-Infektion hängt vom aktuellen Immunstatus ab. Ein spezifisches Erregerspektrum ist erst ab einer CD4-Zellzahl <400/μl zu erwarten. Führend sind zunächst bakterielle Pneumonien durch S. pneumoniae und H. influenzae; mit zunehmender Immundepletion tritt Pneumocystis jireveci in den Vordergrund. Das Risiko für eine Lungentuberkulose ist ebenfalls bereits deutlich erhöht. Bei CD4-Zellzahlen <50/μl muss zusätzlich mit atypischen Mykobakterien und Zytomegalievirus gerechnet werden. Pilzpneumonien durch Aspergillus spp. treten erst bei CD4-Zellzahlen <50/μl und zusätzlicher Neutropenie auf. Der akuten respiratorischen Insuffizienz HIV-infizierter Patienten liegt am häufigsten eine Pneumocystis-jiroveciPneumonie (PCP) zugrunde (. Abb. 5.38). Andere Ursachen umfassen neben bakteriellen Pneumonien und Tuberkulosen das gesamte Spektrum der möglichen HIV-assoziierten pulmonalen Komplikationen. Die relativen Häufigkeiten einzelner Komplikationen sind in . Tab. 5.7 zusammengefasst. ! Cave Gefährdet sind heute insbesondere Patienten mit noch unbekanntem HIV-Status und PCP als AIDS-Erstmanifestation, da mit einer verzögerten Diagnosestellung gerechnet werden muss. Aufgrund der Diversität der ursächlichen Erreger sowie der guten diagnostischen Ausbeute zumindest bei opportunis- Ebenso ist häufiger mit einer Resistenzentwicklung unter Therapie zu rechnen. Dies geschieht meist innerhalb der zweiten Woche. Der rechtzeitigen Erkennung solcher multiresistenter Erreger kommt eine wichtige Rolle in jedem Präventionskonzept der Ausbreitung resistenter Erreger zu. Daher ist in der Regel bei einem Therapieversagen eine auch invasive bronchoskopische Reevaluation mit Gewinnung von Proben mittels geschützter Bürste und/oder BALF indiziert. Schwere Pneumonien unter Immunsuppression Definition Unter »Immunsuppression« werden hier hochgradige Beeinträchtigungen der systemischen (und lokalen) Immunität verstanden. Dazu gehören typischerweise: 4 HIV-Infektion 4 Organtransplantation und andere Zustände mit iatrogener Immunsuppression (z. B. Steroidtherapie >20 mg Prednisolonäquivalent) . Abb. 5.38. Schwere Pneumocystis-jiroveci-Pneumonie als Erstmanifestation einer HIV-Infektion. Diffuse Milchglasartige Verschattung des Lungenkerns beidseits 5 122 5 Kapitel 5 · Indikationen . Tab. 5.7. Erregerspektrum der HIV-assoziierten Pneumonie mit akuter respiratorischer Insuffizienz . Tab. 5.8. Zeitfenster des Erregerspektrums bei organtransplantierten Patienten Erreger Häufigkeit (%) Vorherrschender Erreger Pneumocystis jiroveci 50 Pneumocystis jiroveci plus andere Erreger 20 Zeit nach Organtransplantation (Tage) Pneumocystis jiroveci plus bakterielle Erreger 10 1–28 Pneumocystis jiroveci plus Zytomegalievirus 10 Grampositive und gramnegative Bakterien (bei Neutropenie auch Pilze: Aspergillus spp., Candida spp.) Bakterielle Pneumonien 5–10 29–180 Zytomegalievirus Sporadisch Atypische Mykobakterien Sporadisch Ungeklärt 10–25 Zytomegalievirus Pneumocystis jirovecii Pilze (Aspergillus spp., Candida spp.) Mykobakterien (Häufigkeit und Spektrum abhängig von Notwendigkeit der Beatmung) >180 Abhängigkeit vom Grad der Immunsuppression: 4 Immunsuppression gering: Spektrum wie ambulant bzw. nosokomial erworben 4 Immunsuppression schwer: Spektrum wie Tage 29–180 tischen Erregern sollte stets der Versuch eines Erregernachweises erfolgen. Obwohl einige Zentren auch gute diagnostische Ergebnisse mittels des induzierten Sputums berichtet haben, sollte in der Regel der bronchoskopischen Erregerdiagnostik mittels bronchoalveolärer Lavage der Vorzug gegeben werden. Die BAL-Flüssigkeit sollte auf folgende Erreger untersucht werden (7 Kap. 5.1.3): 4 Bakterielle Erreger (möglichst quantitativ) 4 Pilze 4 Mykobakterien 4 Viren 4 Pneumocystis jiroveci 4 Toxoplasma gondii Bei der Durchführung der Bronchoskopie und in den folgenden 24 h sollte besonders auf eine ausreichende Sauerstoffsättigung (SaO2 >90%) geachtet werden. Organtransplantation und andere Zustände mit iatrogener Immunsuppression Erregerspektrum. Das Erregerspektrum ähnelt naturgemäß demjenigen der HIV-Infektion. Bei transplantierten Patienten ist das Zeitfenster zu berücksichtigen, nach dem das Risiko für bestimmte Erreger abgeschätzt werden kann (. Tab. 5.8); allgemein ist die CMV-Infektion bzw. Pneumonie zwischen dem 2. und 6. Monat die führende Komplikation. Die PCP ist in dieser Gruppe der iatrogenen T-ZellImmunsuppression, insbesondere bei allen Patienten unter Steroidtherapie, in Betracht zu ziehen. Wichtige Unterschiede zur HIV-assoziierten PCP bestehen in einer kürzeren Dauer der Symptomatik bis zur Diagnosestellung sowie einer höheren Inzidenz der akuten respiratorischen Insuffizienz. Je nach transplantiertem Organ sind Besonderheiten des Erregerspektrums zu berücksichtigen. Diagnostik. Für die Indikation und den Umfang der Diag- nostik gelten die Ausführungen zur HIV-Infektion. Neutropenie Definition und Risikozuordnung. Eine Neutropenie besteht bei Neutrophilenzahlen <500/μl oder <1000/μl mit einem zu erwartendem Abfall der Neutrophilenzahl auf <500/μl in den folgenden zwei Tagen. Patienten mit Neutropenie und Lungeninfiltraten sind stets Patienten mit erhöhtem Risiko. Als Standardrisiko (nicht Niedrigrisiko!) gilt dabei eine zu erwartende Neutropeniedauer von 6–9 Tagen, als Hochrisiko von ≥10 Tagen. Nicht immer demarkieren sich Infiltrate auf der Röntgen-Thoraxaufnahme bereits zum Zeitpunkt des Fieberbeginns. Daher muss bei Fieber zunächst unklarer Ursache spätestens im Falle eines Therapieversagens nach 72 h eine CT des Thorax angefertigt werden. Erregerspektrum, Differenzialdiagnose. In dieser Gruppe sind bakterielle und fungale Pneumonien führend. Unter den Therapieversagern finden sich mehrheitlich Pilzpneumonien, hier überwiegend durch Aspergillus spp. und Candida spp. verursacht. Die typischen Erreger der T-Zell-Immunsuppression sind in dieser Gruppe von nachgeordneter Häufigkeit und manifestieren sich meist als diffuse beidseitige retikulonoduläre Infiltration. Ein nicht geringer Anteil der Patienten weist offenbar nichtinfektiöse Ätiologien (diffuser Alveolarschaden, Hämorrhagien u. a.) auf. Eine schwere respiratorische Insuffizienz entwickelt sich jedoch meist im Rahmen einer Pneumonie. Diagnostik. Gelegentlich liegt zum Zeitpunkt der Entwick- lung eines Infiltrats im Röntgenbild des Thorax bereits ein Erregernachweis über eine positive Blutkultur vor. Ein Erregernachweis im Bronchialsekret ist demgegenüber häufig 123 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie 9. Abb. 5.39a–c. Invasive Aspergillose bei einer Patientin mit schwerer Neutropenie. a Thorax-Röntgenbild: Nachweis unscharf berandeter fleckiger Infiltrate ohne Lappenbegrenzung beidseits. Bihiläre und mediastinale konturbildende Lymphadenopathie. b Zeitgleiches Computertomogramm, transversale Schichten: beidseits fleckige und unscharf begrenzte, z. T. pleuranahe und paravaskuläre Infiltrate ohne Lappenbegrenzung. Einzelne Infiltrate weisen einen »Halo« auf: zentrale Konsolidierung, Milchglastrübung an den Rändern. Dem entspricht pathologisch-anatomisch eine zentral liegende Entzündung mit Randödem und Einblutung. c Bronchoskopisches Bild: Aufsicht auf den Mittellappen, Segment 4. Bereits makroskopisch sichtbare, leicht blutende Pseudomembranen a schwierig, da die meisten dieser Patienten bereits breit antimikrobiell vorbehandelt sind. In der Diagnostik von Pilzpneumonien geben klinische Charakteristika und das Computertomogramm des Thorax bereits wesentliche Hinweise, während die Ausbeute bei Pilzerregern in der BALF limitiert ist. Tipps Bei makroskopisch sichtbaren Membranen sollte Material zur Kultur und Histologie gewonnen werden. Im Falle von Abscheidungsthromben nach Blutung sollte eine entsprechende Probe ebenfalls gewonnen sowie kulturell und histologisch mit der Fragestellung nach einer Aspergillose untersucht werden. Therapieversagen. Im Falle eines Therapieversagens ist eine umfangreiche diagnostische Reevaluation angezeigt. b c Stammzelltransplantation Pneumonien nach Transplantation hämatopoetischer Stammzellen stellen eine schwere Komplikation mit hoher Letalität dar. Das Erregerspektrum reflektiert sowohl die Neutropenie als auch die iatrogene Immunsuppression. Entsprechend muss gerechnet werden mit: Bakterien (auch »atypische«), Pilzen, CMV, Pneumocystis jireoveci, Viren (Influenza-/Parainfluenzaviren, RSV, Adenoviren). Etwa die Hälfte der interstitiellen Pneumonien wird durch CMV verursacht. Differenzialdiagnostisch ist die idiopathische interstitielle Pneumonie (IIP) in Betracht zu ziehen (Risikofaktoren: hohe Bestrahlungsdosen, Ganzkörperbestrahlung, GvHD u. a.). Prinzipien der Diagnostik und Therapie folgen denen transplantierter und neutropenischer Patienten. Tuberkulose und atypische Mykobakterien Die mikrobiologische Sicherung einer Lungentuberkulose wird zunächst über den mikroskopischen Nachweis säurefester Stäbchen versucht. Im Falle dreier mikroskopisch negativer Sputa ist eine bronchoskopische Diagnostik indiziert (. Abb. 5.40). Diese umfasst eine bronchoalveoläre 5 124 Kapitel 5 · Indikationen Lavage im Bereich des radiologisch infiltrierten Segments sowie ggf. zusätzlich endobronchiale bzw. transbronchiale Biopsien. ! Cave Trotz mikroskopisch negativer Sputa muss mit einer übertragbaren Tuberkulose gerechnet werden. Entsprechend sind vom Untersucher sowie dem Assistenzpersonal während der Bronchoskopie FFP-3-Masken zu tragen, für eine anschließende angemessene Lüftung und Desinfektion ist zu sorgen. 5 Atypische Mykobakterien sind nicht über Tröpfchenkerne übertragbar. Daher kann bei Verdacht auf das Vorliegen einer atypischen Mykobakteriose auf vorherige Sputumproben bzw. die besonderen hygienischen Schutzmaßnahmen verzichtet werden. 5.1.4 Bronchoskopische Diagnostik interstitieller Lungenerkrankungen Interstitielle Lungenerkrankungen haben in den letzten Jahren eine neue Klassifikation erfahren. Diese basiert auf der Unterscheidung von 4 großen Gruppen: 4 Idiopathische interstitielle Lungenerkrankungen (umfasst die idiopathische Lungenfibrose [IPF] und andere [non-IPF]) 4 Granulomatöse Lungenerkrankungen 4 Lungenfibrosen mit bekannter Ursache 4 Andere, seltene interstitielle Lungenerkrankungen . Abb. 5.41. Systematik der interstitiellen Lungenerkrankungen. Es werden 4 große Gruppen interstitieller Lungenerkrankungen unterschieden. Innerhalb der idiopathischen interstitiellen Lungenerkran- . Abb. 5.40. Thorax-Röntgenbild: streifig-fleckig konfluierende Infiltrate linksseitig mit maximaler Ausprägung in Segment 6, geringer auch im linken Oberlappen. Pulmonale Tuberkulose, initial fehlgedeutet als ambulant erworbene Pneumonie. Kultureller Nachweis von Mycobacterium tuberculosis erst nach Bronchoskopie mit BAL Insbesonders die Gruppe der idiopathischen interstitiellen Lungenerkrankungen hat zuletzt große wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, so dass sich hier neue Standards der diagnostischen Evaluation ergeben haben (. Abb. 5.41). kungen ist die Unterscheidung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) von der Gruppe der non-IPF bedeutsam 125 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie Indikationen zur Bronchoskopie Eine diagnostische Bronchoskopie ist zur Abklärung interstitieller Lungenerkrankungen immer indiziert. Der Beitrag der Bronchoskopie reicht von einem Ausschluss spezifischer Histologien über stützende Hinweise im klinischen Kontext bis hin zur exakten histologischen Diagnose. Der mögliche Beitrag der Bronchoskopie zur Diagnosestellung ist demnach je nach klinischer Situation unterschiedlich und sollte daher vor ihrer Durchführung definiert sein. Entsprechend kann dann entschieden werden, ob weitere, invasivere Maßnahmen (videoassistierte Thorakoskopie (VATS) mit Lungenbiopsie) erforderlich sind. Idiopathische interstitielle Lungenerkrankungen Eine bronchoskopische Sicherung idiopathischer interstitieller Lungenerkrankungen gelingt meist weder über eine bronchoalveoläre Lavage noch über transbronchiale Biopsien. Die Ergebnisse der bronchoalveolären Lavage haben hier meist nur eine (eingeschränkte) prognostische Bedeutung. Für eine histologische Diagnose interstitieller Lungenerkrankungen bedarf es eines mindestens 2 cm großen Gewebsstücks, in dem das komplexe Schädigungsbild einschließlich seiner unterschiedlichen Stadien ausreichend repräsentiert ist. Diese Größe übersteigt bei weitem die Größe einer transbronchialen Biopsie. Dennoch nimmt die Bronchoskopie im diagnostischen Algorithmus einen zentralen Stellenwert ein. Im Falle einer unklaren interstitiellen Lungenerkrankung kann durch eine diagnostische Bronchoskopie ggf. eine nicht-idiopathische Form der interstitiellen Lungenerkrankungen gesichert werden (z. B. Sarkoidose). Im Falle des Vorliegens typischer Kriterien einer idiopathischen Lungenfibrose (IPF; . Abb. 5.42) bedarf es des bronchoskopischen Ausschlusses anderer Ursachen interstitieller Lungenerkrankungen. Liegen alle Hauptkriterien und 3 von 4 Nebenkriterien vor, kann auf eine Lungenbiopsie über VATS verzichtet werden. Kriterien einer idiopathischen Lungenfibrose (IPF) 4 Hauptkriterien – Restriktive Ventilationsstörung – Hypoxämie in Ruhe und/oder unter Belastung – Beidseitige interstitielle Infiltrate – Infiltrate im HR-CT mit wenig Milchglastrübungen – Ausschluss einer bekannten Ursache interstitieller Lungenerkrankungen – Ergebnisse der Bronchoskopie weisen nicht auf eine andere interstitielle Lungenerkrankung hin 4 Nebenkriterien – Alter >50 Jahre – Langsame Zunahme einer nicht anders erklärten Belastungsdyspnoe – Krankheitsdauer länger als 3 Monate – Beidseitige feinblasige inspiratorische Rasselgeräusche (»Sklerosiphonie«) Innerhalb der idiopathischen interstitiellen Pneumonie werden in der Gruppe der nicht-idiopathischen Lungenfibrose (non-IPF) folgende 6 Entitäten zusammengefasst (. Abb. 5.41): 4 Respiratorische Bronchiolitis – interstitielle Lungenerkrankung (RB-ILD) . Abb. 5.42. Idiopathische Lungenfibrose (IPF): Es finden sich in der HRCT des Thorax in Bauchlage (transversale Schichten) eindeutige Lungengerüstvermehrungen (s. Beschriftung) 5 126 Kapitel 5 · Indikationen 4 4 4 4 Desquamative interstitielle Pneumonie (DIP) Unspezifische interstitielle Pneumonie (NSIP) Lymphozytäre Pneumonie (LIP) Akute interstitielle Pneumonie (AIP; entspricht histologisch einem diffusen Alveolarschaden = DAD) 4 Chronische organisierende Pneumonie (COP; früher Bronchiolitis mit alveolärer Pneumonie, BOOP) 5 Jede dieser Entitäten weist eine charakteristische, jedoch nicht spezifische und begrenzt sensitive CT-Morphologie aus. Typische Befunde der bronchoalveolären Lavage können zur Diagnosestellung beitragen, sind jedoch ebenfalls nicht spezifisch. Einige Befunde haben prognostische Bedeutung (. Tab. 5.9). Lediglich die COP kann gelegentlich auch durch transbronchiale Biopsie gesichert werden; zu fordern ist für eine Diagnose der COP allerdings das Vorliegen sowohl der Bronchiolitis als auch der alveolären, organisierenden Pneumonie (. Abb. 5.43a, b). Granulomatöse Lungenerkrankungen Sarkoidose. Die Diagnose einer Lungen- und/oder thorakalen Lymphknotensarkoidose ist eine Domäne der Bronchoskopie. Makroskopisch finden sich in ca. 20% der Fälle mit aktiver Sarkoidose feinknotige Veränderungen der Bronchialschleimhaut. In der endobronchialen Biopsie können histologisch epitheloidzellige Granulome nachgewiesen werden. Die BALF sollte immer zytologisch und mikrobiologisch (unter Einschluss einer Untersuchung auf Mykobakterien) untersucht werden (. Tab. 5.10). Es findet sich typischerweise in Abhängigkeit von der Aktivität der Entzündung eine Lymphozytose unterschiedlichen Ausmaßes. Dabei handelt es sich überwiegend um CD4-positive Lymphozyten. Ein CD4/CD8-Quotient von >5 hat (nach Ausschluss einer Tuberkulose) auch ohne Histo- a . Abb. 5.43a und b. Kryptogene organisierende Pneumonie (COP; früher: BOOP). a Thorax-Röntgenbild im Stehen. Pneumonische Infiltrate in beiden Unterlappen mit positivem Pneumobronchogramm. b Zeitgleiches CT des Thorax: korrespondierend zu den röntgenmor- . Tab. 5.9. Typische Befunde der BALF bei Patienten mit idiopathischen interstitiellen Lungenerkrankungen (IPF und non-IPF) Typ der idiopathischen interstitiellen Lungenerkrankung Assoziiertes Zellbild in der BALF IPF Neutrophilie (schlechtere Prognose) Lymphozytose (bessere Prognose) Mäßige Eosinophilie (schlechtere Prognose) RB-ILD Starke Makrophagen-Erhöhung, braunpigmentiert Mäßige Neutrophilie (sehr typischer Befund) DIP Starke Makrophagen-Erhöhung, braunpigmentiert Mäßige Neutrophilie, Lymphozytose oder Eosinophilie (sehr typischer Befund) NSIP Neutrophilie, mäßige Lymphozytose oder Eosinophilie LIP Lymphozytose AIP Neutrophilie COP Schaumige Makrophagen (>20%) Lymphozytose >25%, CD4/CD8-Quotient erniedrigt, Neutrophilie >5%, Eosinophilie (<20%) (»Bunte BALF«) Alle Formen gehen mit einer erhöhten Gesamtzellzahl einher, die auch die Makrophagen umfasst. logie eine hohe Spezifität für Diagnose einer Sarkoidose (ca. 90%). Mediastinale oder hiläre Lymphnoten können mittels EBUS-Technik dargestellt und über die Punktionsnadel untersucht werden. In transbronchialen Biopsien finden sich im Röntgen-Stadium I (also ohne nachweisbare Lungenver- b phologischen Veränderungen Darstellung eines Nebeneinanders von konsolidierenden und milchglasartigen Verschattungsmustern, vorzugsweise dorsal basal pleuranahe. Fleckige bilaterale Konsolidierung, subpleuraler Befall 127 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie 5 . Tab. 5.10. Typische Befunde der BALF bei Patienten mit Sarkoidose Gesamtzellzahl Normal bis leicht erhöht Vorherrschender Zelltyp Lymphozyten (80–90% der Fälle) Aktive Sarkoidose: Lymphozytose von 30–60% Fibrosierung: zusätzlich Neutrophilie Immunzytologie CD4/CD8-Quotient >3,5 (ca. 60%) HLA-DR+-Lymphozyten erhöht CD57+-NK-Zellen im Normbereich Befunde im Krankheitsverlauf Normalisierung oder leicht- bis mittelgradige Lymphozytose Normalisierung der HLA-DR+-Lymphozyten Prognostische Bedeutung keine Cave: Die unterschiedlichen Erwartungswerte für den CD4/CD8-Quotienten bei Rauchern (1–3,5) und Nichtrauchern (0,5–1,5) sind zu beachten! a c b . Abb. 5.44. Sarkoidose mit Lungen- und Lymphknotenbefall. a Thorax-Röntgenbild im Stehen. Typische bihiläre und mediastinale polyzyklische Lymphadenopathie beidseits zusammen mit feinnodulärem und streifigen Verschattungen mit Betonung der Ober- und Mittelfelder (Röntgen-Stadium II). b und c Zeitgleiches CT. Koronare Rekonstruktion im Weichteil- und Lungenfenster. Im Weichteilfenster (b) Darstellung der bihilären und mediastinalen Lymphadenopathie. Im Lungenfenster (c) Bild kleinnodulärer, bronchovaskulärer und lappenspaltnaher Verschattungen 128 Kapitel 5 · Indikationen änderungen im Röntgen-Thorax) in ca. 60% der Fälle epitheloidzellige Granulome. Im Stadium II und III finden sich diese in 80–90% der Fälle. ! Cave 5 Der Nachweis epitheloidzelliger Granulome ist nicht gleichbedeutend mit der Diagnose einer Sarkoidose. Stets ist eine Tuberkulose bzw. atypische Mykobakteriose auszuschließen. Des Weiteren kommen epitheloidzellige Granulome ebenso bei der Berylliose und der exogenallergischen Alveolitis vor. Schließlich finden sich diese gelegentlich auch im Randbereich von Tumoren, so dass bei entsprechender klinischer Konstellation nach Tumoren weiter gefahndet werden muss. Exogen-allergische Alveolitis (EAA). Die EAA (. Tab. 5.11 und . Abb. 5.45) ist eine Erkrankung, die durch wiederhol- te Inhalation organischer Stäube bei sensibilisierten Personen hervorgerufen wird. Mögliche Antigene umfassen insbesondere mikrobielle und Vogelproteine. Immunpathogenetisch finden sich Hinweise sowohl für eine Typ-IIIals auch Typ-IV-Reaktion. Im typischen Fall einer akuten EAA ist eine Bronchoskopie entbehrlich. Daher werden die Befunde der akuten Krankheitsphase selten erfasst. Differenzialdiagnostische Schwierigkeiten bereitet vor allem die subakute bzw. späte Krankheitsphase. Tipps Ein Normalbefund in der BALF schließt eine aktive EAA aus. . Tab. 5.11. Typische Befunde in der BALF bei Patienten mit exogen-allergischer Alveolitis (EAA) Gesamtzellzahl Stark erhöht (bis zum 5-fachen der Norm) Vorherrschender Zelltyp Akute EAA: Neutrophile Subakute/chronische EAA: Lymphozyten, weniger Neutrophile Ausgeprägte Lymphozytose (>50%), vereinzelt Plasmazellen (bis 2%) und/oder Mastzellen Lymphozyten mit Aktivitätszeichen (gefälteter Kern, breites Zytoplasma), Makrophagen mit schaumigem Aspekt Immunzytologie CD4/CD8-Quotient erniedrigt HLA-DR+-Lymphozyten erhöht CD57+-NK-Zellen erhöht Befunde im Krankheitsverlauf Normalisierung bei vollständiger Allergenkarenz, Anstieg der CD4-Helferzellen Prognostische Bedeutung Keine Cave: Die unterschiedlichen Erwartungswerte für den CD4/CD8Quotienten bei Rauchern (1–3,5) und Nichtrauchern (0,5–1,5) sind zu beachten! . Abb. 5.45a und b. Exogen-allergische Alveolitis auf Bettfedern. a Röntgenbild im Stehen: feinnoduläre, milchglasartige, interstitielle Zeichnungsvermehrungen im Lungenkern mit basaler und dorsaler Betonung. b Zeitgleiches CT. Transversale Schichten. Ubiquitäre zentrilobuläre Milchglasverschattungsmuster In der transbronchialen Biopsie finden sich innerhalb einer erhaltenen Lungenarchitektur angedeutete Granulome mit oder ohne Riesenzellen vom Fremdkörpertyp, eine Bronchiolitis sowie eine Lymphozytose. ! Cave Die BALF lässt lediglich die Identifikation von sensibilisierten Personen zu. Der Befund von sensibilisierten Kranken und Gesunden ist identisch. Die Bedeutung der subklinischen Alveolitis bei asymptomatischen Personen (mit normaler Lungenfunktion und normalem Thorax-Röntgenbefund) ist nicht bekannt. Daher sind die Befunde der BALF stets im klinischen Kontext zu interpretieren. 129 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie Interstitielle Lungenerkrankungen mit bekannter Ursachen In diese sehr heterogene Gruppe fallen die folgenden interstitiellen Lungenerkrankungen: 4 Pneumokoniosen (durch Inhalation anorganischer Partikel) 5 Asbestosen 5 Silikosen/Mischstaubpneumokoniosen 4 Interstitielle Lungenerkrankungen im Rahmen von Kollagenosen 4 Medikamentenassoziierte Alveolitiden Asbestosen. Radiologisch kann eine Asbestose vermutet werden bei Vorliegen folgender Kriterien: 4 Basal betonte interstitielle, kleinknotige Infiltrationen 4 Basale Pleuraplaques Die Diagnose einer Lungenasbestose wird gesichert durch: 4 Nachweis einer Asbestexposition 4 Angemessene Latenzzeit von Exposition zur Lungenschädigung 4 Histologischer Nachweis einer beidseitigen, basal betonten interstitiellen Fibrose Die Asbestexposition kann untermauert oder überhaupt erst gesichert werden durch 4 Asbest-typische Pleuraplaques (tafelbergartige kalkdichte pleurale Verdickungen) 4 Nachweis von Asbestkörperchen in Makrophagen der BALF und/oder im Lungengewebe 4 Bei ausreichend hoher Asbestbelastung können Asbestkörperchen bereits im Ausstrich- bzw. Zytozentrifugenpräparat in der BALF festgestellt werden. Sensitiver ist der quantitative Nachweis über Filtration der BALF. . Tab. 5.12 fasst die typischen Befunde in der BALF bei Pa- tienten mit asbestinduzierter Alveolitis/Fibrose zusammen. . Tab. 5.12. Typische Befunde in der BALF bei Patienten mit Asbestinduzierter Alveolitis/Fibrose Gesamtzellzahl Normal oder leicht erhöht Vorherrschender Zelltyp Akut: Neutrophile und/oder Lymphozytose Höchste entzündliche Aktivität bei subklinischer Alveolitis Immunzytologie CD4/CD8-Quotient erhöht Befunde im Krankheitsverlauf Nachlassen der entzündlichen Aktivität Prognostische Bedeutung Neutrophilie ungünstig Lymphozytose günstiger Cave: Die unterschiedlichen Erwartungswerte für den CD4/CD8Quotienten bei Rauchern (1–3,5) und Nichtrauchern (0,5–1,5) sind zu beachten! . Tab. 5.13. Typische Befunde in der BALF bei Patienten mit Silikose bzw. Mischstaubpneumokoniose Gesamtzellzahl Deutlich erhöht Vorherrschender Zelltyp Erhöhung der Makrophagen Bei reiner Silikose: Nachweis doppelbrechender Quarzkristalle Bei Kohlebergarbeitern: dunkelbraune, grobkonturierte, polygonale Kohlepartikel Bei Metallschleifern: Eisenbeladung Bei Hartmetalllungen: Riesenzellen Neutrophilie/Lymphozytose Immunzytologie CD4/CD8-Quotient erniedrigt Befunde im Krankheitsverlauf Keine Prognostische Bedeutung Keine Cave: Die unterschiedlichen Erwartungswerte für den CD4/CD8Quotienten bei Rauchern (1–3,5) und Nichtrauchern (0,5–1,5) sind zu beachten! Silikosen und Mischstaubpneumokoniosen. Unter Sili- kosen wird die fibronoduläre Form der Pneumokoniose verstanden, die durch Inhalation von quarzhaltigem Staub verursacht wird. Mischstaubpneumokoniosen bezeichnen Lungenerkrankungen durch Inhalation von Kohlenstaub, Gesteinsstaub und Tonmineralien. Eine differenzialdiagnostische oder prognostische Bedeutung kommt den Befunden in der BALF in der Regel nicht zu (. Tab. 5.13). ! Cave Die Befunde bei Berylliose unterscheiden sich grundlegend von denen der Silikose/Mischstaubpneumokoniose. Sie entsprechen denen bei aktiver Sarkoidose. Beide Erkrankungen können durch den Lymphozytentransformationstest (LTT) mit Lymphozyten aus der BALF, die Berylliumsalze exponiert werden, unterschieden werden. Interstitielle Lungenerkrankungen im Rahmen von Kollagenosen. Das Spektrum möglicher Lungenbeteiligungen bei Kollagenosen ist außerordentlich weit. Eine orientierende Übersicht gibt . Tab. 5.14. Komplizierend tritt hinzu, dass bei immunsuppressiv behandelten Patienten stets differenzialdiagnostisch an mögliche medikamentenassoziierte Alveolitiden sowie opportunistische Infektionen gedacht werden muss. Die Sicherung der Zuordnung einer interstitiellen Lungenerkrankung zu einer Kollagenose kann nur im Rahmen der Gesamtkonstellation erfolgen. Bronchoalveoläre Lavage und Histologie ergeben selten wegweisende Befunde. Ihre Bedeutung liegt eher im Bereich der Ausschlussdiagnostik anderer interstitieller Lungenerkrankungen sowie opportunistischer Infektionen. 5 130 Kapitel 5 · Indikationen . Tab. 5.14. Spektrum der Lungenbeteiligung bei Kollagenosen RA SLE PSS DM SS MCTD Alveolitis/Fibrose ++ + ++ + + + DAH + ++ AS ILE Apikale Fibrose 5 + Bronchiale Manifestationen + + Pleurale Manifestationen + ++ + + Pulmonale Hypertonie + + ++ + Atemmuskelschwäche ++ + ++ + ILE = interstitielle Lungenerkrankung, DAH = diffuse alveoläre Hämorrhagie, RA = rheumatoide Arthritis, SLE = systemischer Lupus erythematodes, PSS = primär systemische Sklerodermie, DM = Dermatomyositis, SS = Sjögren-Syndrom, MCTD = »mixed connective tissue disease«, AS = ankylosierende Spondylitis (= M. Bechterew) + = typischer Befund ++ = besonders häufiger Befund Bei Patienten mit manifester Alveolitis bzw. Fibrose finden sich meist eine erhöhte Gesamtzellzahl sowie eine Neutrophilie, gelegentlich mit Eosinophilie oder Lymphozytose (überwiegend CD8-Suppressorzellen). Bei Patienten mit Sklerodermie ist eine Neutrophilie (>3%) und Eosinophilie (>1–2%) in der BALF mit einer Alveolitis bzw. progredienten Lungenfibrose assoziiert und trägt somit zur Entscheidung über eine immunsuppressive Therapie bei. ! Cave Bei allen Kollagenosen werden subklinische Alveolitiden beobachtet, die sich in ihrer zellulären Charakteristik nicht von denen symptomatischer Patienten unterscheiden. Ihre prognostische Bedeutung ist noch unklar. Daher müssen die Befunde der BALF im klinischen Kontext interpretiert werden. Eine therapeutische Konsequenz ergibt sich aktuell lediglich bei Patienten mit funktionellem und bildgebendem Korrelat der Alveolitis/Fibrose. Medikamentenassoziierte Lungenparenchymschädigung. Eine Fülle von Medikamenten kann eine Lungenparenchymschädigung verursachen. Eine medikamentenassoziierte Lungenparenchymschädigung ist daher bei jeder neu aufgetretenen unklaren Verschattung nach Exposition auf definierte Medikamente zu erwägen. Fünf Kriterien sprechen für eine medikamentenassoziierte Lungenparenchymschädigung: 4 Exposition (meist, nicht immer, rezent) 4 Medikament kann bekanntermaßen Lungenparenchymschädigungen verursachen (7 www.pneumotox.com) 4 Andere Ätiologien wurden ausgeschlossen (Lungenstauung, -überwässerung, Infektionen, Lungenbeteiligungen bei Grunderkrankungen) 4 Absetzen des Medikaments führt zur Besserung 4 Reexposition führt zur erneuten Verschlechterung . Tab. 5.15. Typische Lungenparenchymschädigungsmuster sowie ihre Assoziation zu bestimmten Medikamenten (Auswahl) Schädigungstyp Ursächlich auslösende Medikamente Alveolitis Gold, Methotrexat, Nitrofurantoin, Amiodaron Infiltrate mit peripherer Eosinophilie sowie eosinophile Medikamente Carbamezepin, Sulfonamide, ACE-Hemmer, NSAID, Imipramin Organisierende Pneumonie Amiodaron, Bleomycin, β-Blocker, Carbamazepin, Interferon Chemotherapie Lunge (begünstigt durch onkologische Begleittherapien wie Sauerstoff, Transfusionen, Stammzelltransfusionen, CSF, Proteine, Immunglobuline, Bestrahlung) Bleomycin, Busulfan, Chlorambucil, Cyclophosphamid, Melphalon, Mitomycin Lungenfibrose Bleomycin, Busulfan, Chlorambucil, Cyclophosphamid, Amiodaron, Gold, Methotrexat, Sulfonamide Flüchtige Infiltrate Hydrochlorothiazid, Doxetaxel, Gemcitabin, Taxotere, G-CSF Alveoläre Hämorrhagie Propylthiouracil Pulmonale Vaskulitis Sulfonamide, Allopurinol, Phenytoin, Propylthiouracil Churg-Strauss-Syndrom Leukotrien-Rezeptorantagonisten Die Rolle der Bronchoskopie besteht entsprechend zunächst darin, einen Zusammenhang zur Grunderkrankung sowie infektiöse Komplikationen auszuschließen. Darüber hinaus trägt sie in einigen Fällen wichtige Hinweise für einen ursächlichen Zusammenhang zur Medikamenteneinnahme 131 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie . Tab. 5.16. Charakteristische bronchoskopische Befunde bei Lungenparenchymschädigungen durch spezifische Medikamente . Tab. 5.17. Typische Befunde in der BALF bei Patienten mit Histiocytosis X Medikament Befund in der BALF Befund in der transbronchialen Biopsie Gesamtzellzahl Erhöht Amiodaron Erhöhte CD-8-Zellzahl Neutrophile und/ oder Lymphozytose Cave: SchaumzellMakrophagen sind sensitiv, aber nicht spezifisch für eine Lungenparenchymschädigung Septale Verdickungen Interstitielles Ödem Unspezifische Entzündung Fibrose Lipideinschlüsse in interstitiellen und endothelialen Zellen Schaumzell-Makrophagen Organisierende Pneumonie Vorherrschender Zelltyp Neutrophile Lymphozyten »Rauchermakrophagen« Immunzytologie CD1(OKT-6)-positive Zellen (>3%) in ca. 50% der Fälle (diagnostisch beweisend) Langerhans-Zellen intrazytoplasmatisch S-100-positiv Elektronenmikroskopie Spezifische intrazytoplasmatische Einschlusskörperchen (»X-bodies« oder »Birbeck-Granula«) Interstitielles Ödem Unspezifische interstitielle Pneumonie Diffuser Alveolarschaden (DAD) Fibrose Befunde im Krankheitsverlauf Keine Neutrophilie Prognostische Bedeutung Keine Bleomycin Gold Lymphozytose mit erniedrigtem CD4/CD8-Quotient Septale Entzündung Eosionophile Pneumonie Organisierende Pneumonie Methotrexat Lymphozytose Interstitielle Entzündung Interstitielle Fibrose Kleine Granulome Gewebseosinophilie Mitomycin* unspezifisch Interstitielle Fibrose Bizarre Pneumozytenformationen * Mitomycin kann ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) verursachen. bei. . Tab. 5.15 zeigt eine Auswahl typischer Lungenparenchymschädigungstypen sowie ihre Assoziation mit bestimmten Medikamenten. Einige Medikamente verursachen charakteristische Schädigungsmuster des Lungenparenchyms, so dass in diesen Fällen durch eine diagnostische Bronchoskopie zuweilen ein Zusammenhang mit der Medikamenteneinnahme gesichert werden kann. Eine Übersicht über diese Medikamente gibt . Tab. 5.16. Die Befunde in der BALF sind naturgemäß nicht einheitlich. Die Mehrzahl der Medikamente führt zu einer Lymphozytose, wobei in der frühesten Phase häufig eine Neutrophilie beobachtet wird. Immunzytologisch findet sich meist eine Vermehrung der CD8-Suppressorzellen bzw. ein verminderter CD4-CD8-Quotient. Seltene interstitielle Lungenerkrankungen Diese ebenfalls sehr heterogene Gruppe von Lungenerkrankungen umfasst: 4 Zystische Lungenerkrankungen (Histiocytosis X, Lymphangioleiomyomatose (LAM)) 4 Eosinophile Infiltrate 4 Andere interstitielle Lungenerkrankungen (Alveolarproteinose, alveoläre Mikrolithiasis, Lipidpneumonie) Histiocytosis X (Langerhans-Zell-Granulomatose). Kenn- zeichen der Histiocytosis X ist eine herdförmige granulomartige Proliferation atypischer Histiozyten (= Langerhans-Zellen). Leitzellen in den Granulomen sind neben Histiozyten auch Eosinophile. Der Verdacht auf eine Histiocytosis X ergibt sich aus der CT (kleinnoduläre Verdichtungen, irregulär begrenzte Zysten, Aussparung der kostophrenischen Winkel; . Abb. 5.46). Im typischen Fall ist eine Bronchoskopie entbehrlich. Die BALF erlaubt über den Nachweis von >3% CD1-positiven Zellen in ca. 50% auch ohne Histologie eine Diagnosestellung (. Tab. 5.17). Lymphangioleiomyomatose (LAM). Klinische Hinweise auf eine LAM (. Abb. 5.48) umfassen weibliches Geschlecht, rezidivierende Pneumothoraces, Chylothorax. Radiologisch fallen regulär begrenzte Zysten auf. Auch hier ist im typischen Fall eine Bronchoskopie entbehrlich. Eine Sicherung kann nur über eine VATS-Lungenbiopsie erfolgen. Eosinophile Infiltrate. Diese Gruppe umfasst folgende Er- krankungen: 4 Akute eosinophile Pneumonie (AEP) 4 Chronisch-eosinophile Pneumonie (CEP) 4 Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) 4 Churg-Strauss-Syndrom 4 Hypereosinophiles Syndrom 4 Parasitäre Lungenerkrankungen Von einer eosinophilen Alveolitis wird ab einem Anteil von 25% Eosinophilen in der BALF gesprochen. Eine Synopsis 5 132 Kapitel 5 · Indikationen 5 a a b . Abb. 5.47a und b. Spätstadium einer Langerhans-Histiozytose. a Thorax-Röntgenbild im Stehen: insgesamt erhöhte Transparenz beider Lungen mit retikulären Zeichnungsvermehrungen in den Oberund Mittelfeldern sowie Aussparung der Unterfelder. b Zeitgleiches CT: transversale Schichten. Durchsetzung beider Lungen mit irregulär begrenzten, vorrangig dickwandigen Zysten b c . Abb. 5.46a–c. Frühstadium einer Langerhans-Histiozytose. a Thorax-Röntgenbild im Stehen: beidseitige unscharf begrenzte noduläre bis flächige Verschattungen, typischerweise unter Aussparung der dorsobasalen Abschnitte. b Zeitgleiches CT: beidseits multiple unscharf begrenzte Verdichtungen und einzelne dickwandige Ringschatten. c Aussparung der kostophrenischen Winkel der Befunde sowie ihre differenzialdiagnostische Zuordnung geht aus . Tab. 5.18 hervor. Aussagekräftig ist neben klinischen und bildgebenden Kriterien das Verhältnis von Eosinophilen – peripher bzw. in der BALF – und der Höhe des IgE-Spiegels. Die akute eosinophile Pneumonie (AEP) präsentiert sich klinisch wie ein ARDS, spricht jedoch im Gegensatz zu diesem sehr gut auf Steroide an. Sie geht mit sehr hohen Eosinophilenzahlen in der BALF einher (50– 75%). Transbronchiale Biopsien sind bei eosinophilen Syndromen selten angezeigt und generell wenig aussagekräftig. Eine ABPA kann bronchoskopisch häufig bereits makroskopisch vermutet werden. Im typischen Fall finden sich zähe, gummiartige Sekretausgüsse in den betroffenen Segmentostien, die nur sehr schwer abgesaugt bzw. extrahiert werden können. Alveolarproteinose (7 Kap. 5.2.4). Die Alveolarproteinose ist gekennzeichnet durch eine Störung der Regulation des Surfactants (phospholipidhaltige Proteine) in alveolären 133 5.1 · Diagnostische Bronchoskopie 5 b . Abb. 5.48a und b. Fortgeschrittene Lymphangioleiomyomatose (LAM). a Thorax-Röntgenbild im Stehen. Alle Lungenabschnitte gleichermaßen betreffende retikuläre Verschattungen. Postoperative rechtsbasale Pleuraverschwielung (nach Pleurodese). Postspezifische infraklavikuläre Verschattungen. b Zeitgleiches CT des Thorax: transversale Schichten. Nachweis ubiquitärer, vorwiegend zartwandiger Lungenzysten unterschiedlicher Größe. Diese sind in allen Lungenabschnitten gleichermaßen nachweisbar a . Tab. 5.18. Differenzialdiagnose der eosinophilen Syndrome CEP ABPA CSS HES Parasitär Extrapulmonalbefall – – + Vaskulitis + Eosinophile Infiltration + Gastrointestinal Lokalisation der Infiltrate Peripher (umgekehrtes Bild der Lungenstauung) Apikal Peripher Nicht typisch Nicht typisch Wandern der Infiltrate – + + – + Eosinophilie peripher Hoch Mäßig Hoch Extrem hoch Hoch Eosinophilie BALF Mäßig bis hoch Hoch Hoch Hoch variierend IgE Mäßig Hoch – – Hoch pANCA-Antikörper – – + – – CEP = chronisch eosinophile Pneumonie, ABPA = allergisch bronchopulmonale Aspergillose, CSS = Churg-Strauss-Syndrom, HES = hypereosinophiles Syndrom Zusätzlich zu den hier aufgeführten Konditionen können auch eine Reihe von Medikamenten (z. B. Methotrexat) periphere und alveoläre Eosinophilien auslösen (s. Abschnitt »Medikamentenassoziierte Lungenparechnymschädigung«) Makrophagen. Dabei spielen Defekte in der Synthese und/ oder Signaltransduktion des GM-CSF sowie möglicherweise auch zirkulierende Inhibitoren eine Rolle. Neben der primären Form werden sekundäre Formen im Rahmen von pulmonalen Infektionen, malignen hämatologischen Erkrankungen sowie nach Zytostatika, Quarz- oder Aluminiumstaubinhalationen beobachtet. Die CT des Thorax ergibt den charakteristischen Befund des »crazy paving« (Verdickung der Septen bei gleichzeitiger Milchglasverschattung). Die Diagnose wird durch die Untersuchung der BALF gestellt. Die BALF erscheint milchig-trübe. Mikroskopisch finden sich neben einer Lymphozytose und Vermehrung von Plasmazellen typische PAS-positive Exsudate im Zytoplasma von schaumig alterierten Makrophagen. Darüber hinaus ist im Hintergrund schwach PAS-positiver Zelldebris zu erkennen. Histologisch finden sich diffuse, PAS-positive alveoläre Exsudate inmitten einer erhaltenen alveolären Architektur. Eine histologische Diagnosesicherung ist jedoch meist entbehrlich. 134 Kapitel 5 · Indikationen 5 . Abb. 5.49. Hypereosinophiles Syndrom. Thorax-Röntgenbild im Stehen: ausgedehnte streifig-fleckige-retikuläre Verdichtungen beidseits ohne Bevorzugung einzelner Lungenabschnitte Neuere Befunde weisen auf ein diagnostisches Potenzial neutralisierender Antikörper gegen GM-CSF im Serum hin. Sollte sich dies bestätigen, wäre die diagnostische Bronchoskopie in typischen Fällen entbehrlich. Alveoläre Mikrolithiasis. Es handelt sich um eine sehr sel- tene Erkrankung, die durch die Deposition von lamillären Kalziumphosphat-Konkrementen und eine begleitende Fibrosierung gekennzeichnet ist. Die Diagnose wird durch transbronchiale Biopsie gestellt. Lipidpneumonie. Diese entsteht durch Inhalation oder Aspiration von Ölen. In der BALF finden sich SchaumzellMakrophagen sowie Lipidmaterial. Die Vakuolen der Makrophagen können – im Gegensatz zu denen der Amiodaron-Lunge bzw. der Alveolarproteinose – durch die Sudan-Färbung positiv gefärbt werden. 5.1.5 Hämoptysen ohne radiologisches Substrat Die Bronchoskopie dient der Überprüfung der Blutungsquelle sowie dem Versuch, die bronchiale bzw. pulmonale Blutungsquelle näher zu identifizieren. Mögliche lokalisierte Blutungsquellen bei Angabe von Hämoptysen umfassen: 4 Oberer Respirationstrakt 4 Unterer Respirationstrakt 4 Gastrointestinaltrakt Der Untersucher sollte daher beim Einführen des Bronchoskops auf eine mögliche Blutung aus dem oberen Respirationstrakt achten. Bei der Inspektion des Tracheobron- chialbaums ist darauf zu achten, ob das frische Blut aus einer bereits makroskopisch sichtbaren Blutungsquelle (zentrale Blutung) bzw. einem bestimmten Segmentostium (periphere Blutung) tritt oder ob eine diffuse Blutung im Sinne einer diffusen alveolären Hämorrhagie (DAH) vorliegt. Diese Unterscheidung kann erhebliche therapeutische Konsequenzen haben. Eine sichere Zuordnung der bronchopulmonalen Blutungsquelle gelingt häufig nur nach frischen Blutungen. In diesen Fällen tritt nach Absaugung und Spülung weiterhin Blut aus dem bzw. den Ostien. Zuweilen weist ein einzelner Abscheidungsthrombus im Segmentostium auf die Blutungsquelle hin. Im Falle eines unauffälligen Befundes im oberen und unteren Respirationstrakt sollte je nach klinischer Konstellation ggf. auch eine ösophagogastroskopische Untersuchung angeschlossen werden. Über die lokalisierte Blutungsquelle hinaus sind Hämoptysen auch bei diffuser Lungenblutung möglich. Im Stadium ohne radiologisches Korrelat kann diese durch eine BAL diagnostiziert werden: 4 Makroskopisch durch Zunahme der Rotfärbung mit jeder rückgewonnenen Portion der BALF 4 Mikroskopisch durch den Nachweis Hämosiderin-beladener Makrophagen Die Indikation zur bronchoskopischen Untersuchung ist prinzipiell bei Hämoptysen (mehr als eine Episode) immer gegeben. Ausnahmen umfassen Hämoptysen: 4 Nach Bronchoskopie (immer harmlos und selbstlimitierend) 4 Im Rahmen von bekannten, regelmäßig kontrollierten Bronchiektasen 4 Unter Therapie einer bekannten Erkrankung (z. B. Tumor, Tuberkulose) 5.1.6 Chronischer Husten Von einem chronischen Husten wird ab einer Dauer von 4 Wochen gesprochen. Insbesondere bei Rauchern ist in solchen Fällen eine Thorax-Röntgenaufnahme obligat. Ergibt diese Aufnahme keinen Befund, der den Husten erklärt, sollte zunächst anamnestisch nach hustenauslösenden Medikamenten (ACE-Hemmer, β-Blocker) gefragt und eine Lungenfunktionsuntersuchung durchgeführt werden. Ergeben sich auch hier keine wegweisenden Befunde, sollte von einem »chronischen Husten bei normaler Thorax-Röntgenaufnahme« gesprochen werden. In diesem Fall liegen dem Husten in etwa 90% alleine oder in Kombination eine chronische Rhinosinusitis mit Sekretfluss in den oberen Atemwegen (»postnasal drip«), ein hyperreagibles Bronchialsystem bzw. Asthma (»cough variant asthma«) oder ein gastroösophgealer Reflux (»GERD«) zugrunde. Seltenere Ursachen umfassen die eosinophile Bronchitis und den Keuchhusten des Erwachsenen. In ca. 10% der Fälle besteht ein idiopathisches Husten. 135 5.2 · Therapeutische Bronchoskopie Bevor von einem idiopathischen Husten gesprochen wird, sollte jedoch nach Ausschluss oben genannter Konditionen eine weitere Diagnostik erfolgen. Zunächst sollte die kardiale Funktion über eine Echokardiographie und eine CT mit der Frage nach Bronchiektasen oder interstitiellen Lungenerkrankungen erfolgen. Bei erhöhten D-Dimeren sollte letztere als Angio-CT mit der Frage nach Lungenembolien durchgeführt werden. Erst wenn auch diese Konditionen ausgeschlossen sind, besteht die Indikation zur Bronchoskopie. Bronchoskopisch ergeben sich zuweilen Überraschungsbefunde in Form aspirierter Fremdkörper oder kleiner trachealer oder endobronchialer Tumoren. Sehr selten bestehen tracheobronchiale Anomalien. In der bronchoalveolären Lavage findet sich zuweilen eine auffällige Lymphozytose. Die Bedeutung dieses Befundes ist jedoch nicht geklärt. Es erscheint möglich, ist aber nicht gesichert, dass es sich hierbei um eine Frühform einer Lungenbeteiligung bei noch ansonsten noch nicht manifester Kollagenose handelt. 5.1.7 Vocal cord dysfunction (VCD-Syndrom) Unter einem VCD-Syndrom wird eine intermittierende funktionelle Obstruktion der Atemwege durch Dysfunktionen der Stimmbänder (vor allem durch Stimmbandadduktion) bei In- und Exspiration verstanden. Dabei handelt es sich um ein komplexes Geschehen, dass allein oder zusätzlich zu Asthma bestehen und durch äußere Reize (z. B. Reflux, Stress) ausgelöst werden kann. Als diagnostisch gilt die direkte bronchoskopische Darstellung der laryngealen Dysfunktion. Die Untersuchung wird möglichst ohne systemische Prämedikation und ohne Rachenanästhesie durchgeführt, um ein falschnegatives Ergebnis zu vermeiden. Anamnestisch berichtete Auslöser des Laryngospasmus sollen dabei appliziert werden. Die Auslösung eines Spasmus durch taktile Reize darf nicht als VCD-Nachweis betrachtet werden. Manche Kliniken halten eine Endospirometrie vor, die eine synchrone Darstellung der Spirometrie und des endoskopischen Befundes erlaubt. Die Stimmbanddysfunktion wird dabei mit der spirometrischen Einschränkung (Quotient MEF50 zu MEF-50 >1) korreliert. Die Komplexität (und Seltenheit) dieser Erkrankung sollte Grund sein, die weiterführende Diagnostik in erfahrene Hände zu übergeben. 5.2 immer noch nur 10–15%, so dass bei dem Großteil der Patienten ein palliatives Vorgehen angezeigt ist. Etwa ein Drittel der Patienten präsentieren sich bereits initial mit einer tumorbedingten Obstruktion der zentralen Atemwege und bei weiteren 20% tritt diese Komplikation im Verlauf auf. Somit ist die bronchoskopische Therapie bedeutend in der Palliation dieser Patienten. Da ein relevanter Anteil der Patienten an lokalen Komplikationen eines zentralen Tumors verstirbt (Hämoptoe, poststenotische Pneumonie, Asphyxie, Fistelbildung mit Infektion), könnte diese Therapie zu einer Verlängerung der Überlebenszeit führen, auch wenn der Nachweis diesbezüglich noch nicht geführt werden konnte. Eine gute Palliation kann jedoch in der richtigen Indikation erzielt werden. Eine klare Indikation zur interventionellen Therapie ergibt sich immer bei einer klinisch symptomatischen Stenose, da durch die Intervention eine direkte Beschwerdelinderung zu erzielen ist. Liegt eine poststenotische Pneumonie oder eine Atelektase vor, ergibt sich ebenfalls die Notwendigkeit zur Rekanalisierung, da hierdurch eine systemische Therapie meist erst ermöglicht wird. Vor einer Rekanalisierung ist zu prüfen, ob poststenotisch Anschlussstrukturen, also belüftungsfähige Lungenanteile vorliegen. Liegt computertomographisch eine komplette Atelektase vor, so ist die noch vorhandene Perfusion des Lungenabschnittes nachzuweisen (. Abb. 5.50). Die Wiedereröffnung eines nicht perfundierten Lungenlappens würde lediglich die Totraumventilation steigern. Nur wenn funktionstüchtiges Lungengewebe durch die Rekanalisation rekrutiert werden kann, ist ein funktioneller Vorteil für den Patienten durch den Eingriff zu erwarten. Eine interventionelle Therapie, die keine Palliation erzielt, bedeutet ein unnötiges Risiko für den Patienten. Aus diesen Gründen ist eine Rekanalisation eines Lappen- oder Segmentbronchus in den wenigsten Fällen notwendig. Die hierdurch Therapeutische Bronchoskopie 5.2.1 Atemwegsmanagement Maligne Atemwegsstenose Trotz aller Verbesserungen in der Diagnostik und Therapie des Bronchialkarzinoms beträgt das Langzeitüberleben . Abb. 5.50. Vor einer Rekanalisation sollte in der CT die Perfusion der Atelektase nachgewiesen werden 5 http://www.springer.com/978-3-540-79939-9