Brustkrebs Vorsorge, Diagnose, Behandlung Monika Rak Inhalt Einleitung Die weibliche Brust Was ist Brustkrebs? Brustkrebs – Häufigkeit und Ursachen Die Diagnose: Brustkrebs erkennen Die Selbstuntersuchung Die ärztliche Tastuntersuchung Die Mammographie Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) Die Biopsie Weiterführende Untersuchungen Die Zeit des Wartens Psychoonkologische Begleitung Die Behandlung Die Operation Die Strahlentherapie Die Chemotherapie Die Hormontherapie Die Immuntherapie / Gentherapie Bisphosphonate Brustprothesen und Wiederaufbau der Brust Wieder zu Hause: Was Sie jetzt für sich tun können Leben mit Krebs: Die Angst vor dem Rückfall Schmerzen Das Lymphödem Die Tumornachsorge Lokaler Krankheitsrückfall Tochtergeschwülste Wichtige Adressen 3 4 5 6 8 8 8 9 10 11 12 13 14 15 15 17 19 21 21 21 22 24 27 27 28 30 31 31 33 Brustkrebs – Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg, Fax 040-69 09-22 58, Internet: www.tk-online.de. Bereich Marketing und Vertrieb, Fachbereich Werbung und Redaktion. Text: Monika Rak. Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. med. Ingrid Schreer, Mammazentrum des Universitätsklinikums Kiel, Prof. Dr. med. Marion Kiechle, Frauenklinik rechts der Isar, München, Dr. med. Maria Albota, bredenkamp.GmbH, Hamburg, Dipl.-Psych. Bianca Senf, Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Frankfurt/M.. Redaktion: Roderich VollmerRupprecht (verantwortlich), Maria Schwormstedt. Gestaltung: Michael Mülling. Produktion: Jürgen Karau. Fotos: Bavaria, Medicalpicture, Photodisc, Tony Stone, Zefa, Litho: NELLESmedia GmbH, Hamburg. Druck: Industrie + Werbedruck, Herford. © Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung. 1. Auflage 2002 ISSN 0723-1717. Autoren und Redaktion haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die Angaben zu Medikamenten, Dosierungen und Nebenwirkungen dem derzeitigen Stand der Wissenschaft bei Fertigstellung der Broschüre entsprechen. Trotzdem ist der Leser ausdrücklich aufgefordert, anhand der Beipackzettel der verwendeten Präparate in eigener Verantwortung die Dosierungsempfehlungen und Kontraindikationen zu überprüfen. 2 Einleitung Die Diagnose Krebs macht Angst. Offene Informationen über das Krankheitsbild, die Behandlung, die Folgen der Therapie sowie die Nachsorge können helfen, diese Angst zu verringern. Diese Broschüre will Ihnen helfen, die Krankheit „Brustkrebs“ besser zu verstehen. Sie soll Ihnen eine Hilfe sein, das Für und Wider der verschiedenen Behandlungen partnerschaftlich mit Ihrem Arzt abzuwägen und Ihren eigenen Weg zu finden. Damit Sie sich auch über diese Broschüre hinaus informieren können, bieten wir Ihnen im Anhang die Adressen von Krebsorganisationen, die unter anderem weiterführende Informationen und Selbsthilfeangebote für Sie bereithalten. Wir haben bewusst darauf verzichtet, ausführlich auf die Früherkennung von Brustkrebs einzugehen, um Ihnen möglichst viele Informationen über die Krankheit bieten zu können. Falls Sie Fragen zur Früherkennung haben, verweisen wir Sie auf den Serviceteil im Anhang. Um der besseren Lesbarkeit willen sprechen wir in der Broschüre immer von „dem Arzt“. Selbstverständlich sind hier auch alle Ärztinnen angesprochen. 3 Die weibliche Brust Die weibliche Brust liegt auf dem großen und kleinen Brustmuskel und besteht aus Drüsen-, Binde- und Fettgewebe. Das Drüsengewebe liegt im Inneren der Brust und dient dazu, Muttermilch zu bilden und weiterzuleiten. Es besteht aus Drüsenläppchen (Lobula), von denen aus etwa 10 bis 15 Milchgänge zur Brustwarze führen. Das Bindegewebe, das für die Festigkeit verantwortlich ist, durchzieht die gesamte Brust. Die Form, die Größe und die Weichheit der Brüste werden vom Fettgewebe bestimmt. Blutgefäße durchziehen das Gewebe und versorgen es mit Sauerstoff und Nährstoffen. Parallel dazu sorgt das Lymphsystem im Brustdrüsengewebe dafür, dass Abbauprodukte der Zellen und Krankheitserreger abtransportiert werden. Das Lymphsystem besteht aus der Lymphflüssigkeit, den Lymphgefäßen und den Lymphknoten. Die Lymphflüssigkeit zirkuliert im Gewebe und wird durch die Lymphgefäße über örtliche (regionäre) Lymphknoten wieder dem Blutkreislauf zugeführt. Die Lymphknoten arbeiten wie ein Filter, der körperfremde Substanzen, Bakterien, Viren und auch Tumorzellen abfängt. Die Zahl der Lymphknoten in der Achselhöhle ist von Frau zu Frau unterschiedlich und liegt zwischen acht und fünfzig Lymphknoten. Die weibliche Brust Fettgewebe Milchdrüsen Brustwarze Milchgang 4 Tumor Fettgewebe Milchdrüsen Brustwarze Milchgang Was ist Brustkrebs? Alle Organe unseres Körpers bestehen aus Zellen, die nur dann wachsen, wenn sie ein Signal dazu erhalten. Dieser Vorgang läuft geregelt und nach einem bestimmten Plan ab. Werden mehr Zellen gebildet als gebraucht werden, kommt es zu einer Gewebeneubildung, einer Geschwulst, die auch Tumor genannt wird. Ein Tumor kann gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein. Nur bösartige Tumoren in der Brust nennt man Brustkrebs (Mamma-Karzinom). Die Zellen, die jetzt Krebszellen genannt werden, wachsen und teilen sich unkontrolliert. Es existieren viele unterschiedliche Brustkrebsarten. Unter Brustkrebs wird in der Regel das zerstörend wachsende, so genannte invasive Karzinom verstanden, das in den häufigsten Fällen seinen Ausgang in den Milchgängen nimmt. 5 Brustkrebs – Häufigkeit und Ursachen Brustkrebs ist bei Frauen in Deutschland die häufigste Krebserkrankung. Jährlich erkranken circa 46000 Frauen daran. Die Mehrzahl der Betroffenen ist älter als 50 Jahre. Selten erkranken auch Männer an Brustkrebs. Die Behandlung unterscheidet sich nicht wesentlich von der Therapie, die Frauen erhalten. Oft stellen sich Frauen die Frage, warum ausgerechnet sie an Brustkrebs erkrankt sind. Was habe ich falsch gemacht? Hätte ich mich vielleicht doch gesünder ernähren sollen? Sind Zigaretten, Alkohol, Pille oder Hormone, die ich während der Wechseljahre eingenommen habe, schuld? Es gibt viele Ursachen, die eine Krebserkrankung begünstigen, aber mindestens genauso viele Faktoren sind noch ungeklärt. Hinzu kommt, dass bei der Entstehung einer Krebserkrankung immer mehrere Faktoren eine Rolle spielen und eine einzelne Ursache nicht bekannt ist. Sicher ist jedoch, dass mit zunehmendem Alter das Risiko steigt, an Brustkrebs zu erkranken. Bei etwa fünf Prozent aller Brustkrebserkrankungen liegt eine erbliche Belastung vor. In diesem Zusammenhang sind die Brustkrebsgene BRCA 1 und 2 zu nennen, die bei einer erblichen Belastung verändert sind. Liegt eine Veränderung dieser Gene vor, bedeutet das aber nicht automatisch, dass Sie an Brustkrebs erkranken werden. Es gibt in ganz Deutschland Brustkrebszentren, die Sie beraten können. Krebsorganisationen können Ihnen Adressen in Ihrer Nähe vermitteln. 6 Lange Zeit hielt sich der Mythos der Krebspersönlichkeit. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass es zwischen einer Brustkrebserkrankung und bestimmten Charaktereigenschaften keinen Zusammenhang gibt. Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass seelisches Gleichgewicht einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Wenn Sie mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert sind, ist die Situation schwierig genug für Sie. Versuchen Sie deshalb nicht, sich noch zusätzlich mit selbstquälerischen Fragen nach dem „Warum gerade ich?“ unter Druck zu setzen. Versuchen Sie, nach vorne zu schauen, auch wenn es schwer fällt. Holen Sie sich Unterstützung bei Ihrem Partner, Ihrer Familie und Freunden. Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Arzt Ihres Vertrauens, die TK und vor allem Krebsberatungsstellen stehen Ihnen für Fragen zur Verfügung. 7 Die Diagnose: Brustkrebs erkennen Auf dem deutschen Krebskongress 2002 wurde die erste Leitlinie zur Brustkrebsfrüherkennung vorgestellt. Diese Leitlinie wurde gemeinsam von allen relevanten wissenschaftlichen Fachgesellschaften und vielen Selbsthilfegruppen erstellt. Die Leitlinie beschreibt inhaltlich die ärztliche Behandlung und legt die Qualität der ärztlichen Maßnahmen und deren Überwachung fest. Weitere Informationen zur Leitlinie finden Sie im Internet unter www.senologie.org. Die Selbstuntersuchung Durch die selbst durchgeführte Tastuntersuchung (Palpation) der Brust können Veränderungen festgestellt werden. Ein besonders geeigneter Zeitpunkt ist kurz nach der Periode, denn dann sind die Brüste am entspanntesten, und Veränderungen können leichter getastet werden. Falls Sie Ihre Periode nicht mehr haben, suchen Sie sich als Gedächtnisstütze einen festen Tag im Monat aus, zum Beispiel jeden ersten Dienstag. Lassen Sie sich die Selbstuntersuchung von Ihrem Gynäkologen zeigen oder bestellen Sie sich bei einer Krebsorganisation eine Anleitung dafür. Die ärztliche Tastuntersuchung Diese Tastuntersuchung ist ein Teil der Krebsfrüherkennungsuntersuchung, den alle Frauen ab dem 30. Lebensjahr als TK-Vorsorgeleistung einmal jährlich kostenfrei bei ihrem Arzt in Anspruch nehmen können. Dabei werden unter anderem die Brüste und Achselhöhlen nach Veränderungen abgetastet. Lassen Sie sich bei dieser Gelegenheit auch die Selbstuntersuchung erklären. Beim Verdacht auf eine Erkrankung liefert die ärztliche Tastuntersuchung erste Informationen über Größe, Beschaffenheit und Verschiebbarkeit eines Knotens. 8 Die Mammographie Die Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust. Das Röntgenbild heißt Mammogramm und zeigt das weiche Gewebe der Brust. Der Facharzt kann bei Verdacht auf Brustkrebs mit Hilfe des Mammogramms verdächtige Veränderungen im Brustgewebe erkennen. Mammographien sollten in besonders dafür qualifizierten radiologischen oder gynäkologischen Praxen durchgeführt werden. Vorteile einer Mammographie • Die Mammographie ist eine international anerkannte Untersuchungsmethode bei Verdacht auf eine Brustkrebserkrankung. Mit einer Mammographie können selbst kleinste Kalkablagerungen und nichttastbare Knoten nachgewiesen werden. Nachteile einer Mammographie • Die Untersuchung kann schmerzhaft sein, da die Brust durch eine Plexiglasplatte zusammengedrückt wird. • Bei jungen Frauen ist das Brustgewebe meist noch sehr fest und ein Knoten kann hier leichter übersehen werden. Brustkrebs tritt allerdings bei jungen Frauen auch sehr selten auf. 9 Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) Bei der Sonographie wird mit Schallwellen ein Bild der Brust erzeugt. Die Ultraschalluntersuchung ergänzt die Mammographie und kann helfen, verdächtige Tastbefunde abzuklären. Mit ihr können Zysten – mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume – gut erkannt und von bösartigen Tumoren unterschieden werden. Vorteile einer Ultraschalluntersuchung • Die Ultraschalluntersuchung ist meistens schmerzfrei. • Veränderungen können vor allem bei jungen Frauen, die meist noch ein dichtes Brustdrüsengewebe haben, besser diagnostiziert werden. Nachteile einer Ultraschalluntersuchung • Als alleiniges Diagnosemittel ist die Ultraschalluntersuchung – mit Ausnahme der Zystendiagnostik – nicht geeignet. • Die Qualität der Untersuchung hängt von der Ultraschallerfahrung des Arztes und dem Ultraschallgerät ab. • Bei älteren Frauen mit einem höheren Anteil von Fettgewebe verliert das Ultraschallbild an Aussagekraft. 10 Die Biopsie Eine Biopsie ist die Entnahme von Zellgewebe, das anschließend in einem speziellen Institut unter dem Mikroskop auf krebsverdächtige Zellen untersucht wird. Mit einer Biopsie kann festgestellt werden, ob sich im untersuchten Gewebe Brustkrebszellen befinden oder nicht. Es gibt verschiedene Biopsiearten: Feinnadelbiopsie Mit einer sehr feinen Nadel werden Zellen aus dem verdächtigen Gewebebereich entnommen. Ist dieses frei von Krebszellen, kann eine Krebserkrankung jedoch noch nicht ausgeschlossen werden. Es müssen weitere Gewebeentnahmen durchgeführt werden. Hochgeschwindigkeits-Stanzbiopsie Mit einer Hohlnadel wird unter örtlicher Betäubung ein größeres Stück Gewebe entnommen, das anschließend auf Anzeichen von Bösartigkeit (Malignität) und auf den Hormonrezeptorstatus (siehe auch „Hormontherapie“ Seite 21) untersucht wird. Vakuumbiopsie Unter Röntgen- oder Ultraschallkontrolle wird bei örtlicher Betäubung Gewebe entnommen. Dabei dreht sich eine spezielle Nadel um ihre eigene Achse. So kann mehr und vor allem zusammenhängendes Brustgewebe mit nur einem Schnitt entnommen und die so genannte histologische Untersuchung erleichtert werden. 11 Weiterführende Untersuchungen Hat sich der Verdacht der Erkrankung bestätigt, sind weiterführende Untersuchungen nötig, um den weiteren Behandlungsverlauf zu planen. Die Zellveränderungen, die in der Brust entdeckt werden, sind der Primärtumor. Die Krebszellen können sich aber über das Blut- und Lymphsystem in andere Körperregionen ausbreiten. Bösartige Tumoren, die so entstehen, werden als Tochtergeschwülste (Metastasen) bezeichnet. Der gesamte Vorgang heißt Metastasierung. Jeder bösartige Tumor hat bestimmte bevorzugte Organe, in die er Tochtergeschwülste ansiedelt. Beim Brustkrebs sind es die Lunge, das Knochengerüst (Skelett) und die Leber. Deshalb werden diese Organe weiter untersucht: Die Lunge wird geröntgt, die Leber mit Ultraschall und das Knochengerüst mittels einer Knochenszintigraphie untersucht. Liegen alle Befunde vor, wird ein so genanntes Staging gemacht. Damit wird die Ausbreitung der Erkrankung angegeben. Die Befunde der oben genannten Untersuchungen werden zusammen mit den Ergebnissen der klinischen Untersuchung, der Mammographie und der Ultraschalluntersuchung in der TNM-Klassifikation zusammengefasst. Diese international gebräuchliche Einteilung für bösartige Tumoren beschreibt die Ausdehnung des Primärtumors (T= Tumorgröße), das Fehlen beziehungsweise Vorhandensein von örtlichen (regionalen) Lymphknotenmetastasen (N= Lymphknoten, lateinisch Nodus) und Fernmetastasen (M=Metastasen). Mit dem Grading wird im Rahmen der histologischen Untersuchung angegeben, wie stark die Krebszellen von gesunden Zellen abweichen. Je stärker die Abweichung, desto „entarteter“ und bösartiger sind sie. Das Staging, das Grading und die Bestimmung der Hormonrezeptoren (siehe auch „Hormontherapie“ Seite 21) bilden wichtige Voraussetzungen für die Planung der weiteren Behandlung. Zusätzlich werden die Tumormarker CA 15-3 und CEA bestimmt. Tumormarker sind Moleküle, die von Tumorzellen abgesondert und im Blut bestimmt werden können. Im weiteren Verlauf können die Tumormarker in bestimmten Fällen einen Hinweis auf den Therapieerfolg geben. Steigen die Tumormarker im Laufe der Zeit, kann das ein Anzeichen eines neuen Tumors oder von Metastasen sein. 12 Die Zeit des Wartens Gerade die Zeit der Diagnosestellung ist für eine Frau, aber auch für den Partner, die Familie und Freunde eine sehr schwierige Zeit. Angst, Zweifel und Unsicherheit lassen die Zeit oft nicht vorübergehen. Das Warten auf Untersuchungstermine und Ergebnisse ist häufig qualvoll und das Nervenkostüm ist angespannt. Es ist normal, wenn Sie in dieser Zeit gereizt sind. Versuchen Sie dennoch, sich nicht in Ihren Gedanken zu verstricken. Sätze wie: „Okay, ich bin jetzt ganz ruhig und warte den genauen Befund erst mal ab“, können Sie sich wie eine Beruhigungsformel immer wieder vorsprechen. Lenken Sie sich bewusst mit Dingen ab, die Sie sonst auch entspannen. Wenn sich die Diagnose bestätigt hat, sind viele Fragen offen und Sie müssen Entscheidungen treffen. Aber nicht sofort, eine Brustkrebserkrankung ist kein Notfall! • Nehmen Sie sich Zeit und informieren Sie sich ausführlich über Ihre Erkrankung, die Behandlung und deren Nebenwirkungen sowie über mögliche Alternativen. • Krebsberatungsstellen beraten und unterstützen Sie in Ihrer Entscheidungsfindung. • Nehmen Sie eine Person Ihres Vertrauens mit zu Ihrem behandelnden Arzt, zum Beispiel Ihren Partner oder eine gute Freundin. • Formulieren Sie schon zu Hause Fragen, die Sie Ihrem Arzt stellen möchten und notieren Sie diese. • Fragen Sie Ihren Arzt, wenn Sie etwas nicht verstanden haben, auch ein zweites oder drittes Mal. • Scheuen Sie sich nicht davor, mit Ihren Untersuchungsbefunden – und dazu zählen auch die Mammographiebilder – einen zweiten Experten aufzusuchen. Ihr behandelnder Arzt sollte dafür Verständnis haben. 13 Psychoonkologische Begleitung Sie sind nicht allein mit Ihrer Krebserkrankung. Bereits bei der Diagnosestellung kann es nützlich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt Therapeuten, die sich auf die Begleitung von Menschen, die an Krebs erkrankt sind, spezialisiert haben. Sie werden Psychoonkologen genannt und sind für Sie, aber auch für Ihre Angehörigen, da. Fragen Sie bereits bei Ihrem Gynäkologen oder im Akutkrankenhaus nach einer Beratungsstelle oder nach Adressen von Therapeuten, die psychoonkologisch geschult sind. Die Erfahrung hat gezeigt, dass an Krebs erkrankte Menschen, die frühzeitig psychoonkologische Hilfe in Form von Gruppenoder Einzelgesprächen in Anspruch nehmen, deutlich besser mit ihrer Krankheit zurechtkommen. Sie sind weniger bedrückt (depressiv) und ängstlich und finden sich schneller wieder in den Alltag ein. 14 Die Behandlung Die Behandlung einer Brustkrebserkrankung ist zunächst vom Staging, Grading und der Hormonrezeptorbestimmung des Tumors abhängig (siehe auch „Weiterführende Untersuchungen“ Seite 12). Neben diesen Faktoren ist für die weitere Behandlung das Alter der betroffenen Frau entscheidend, ob sie ihre Regelblutung noch hat und wie ihr allgemeiner Gesundheitszustand ist. Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Besprechen Sie ausführlich mit Ihrem Arzt das Für und Wider einzelner Behandlungsmethoden. Vielleicht haben Sie eigene Vorstellungen und Wünsche zum Behandlungsplan und -ablauf, die Sie zu diesem Zeitpunkt unbedingt einbringen sollten. Die Operation Die brusterhaltende Operation Ungefähr 70 Prozent der Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, können brusterhaltend operiert werden. Das bedeutet, dass der Tumor mit einem umgebenden Saum von gesundem Gewebe vollständig entfernt wird, die Brust insgesamt aber erhalten bleibt. Ist der Tumor zu groß für die brusterhaltende Operation, kann mit Hilfe einer Chemotherapie vor der Operation versucht werden, den Tumor zu verkleinern, um ihn anschließend brusterhaltend zu operieren. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft muss die betroffene Brust nach dieser Operationsmethode bestrahlt werden. Das Risiko eines möglichen Rückfalls soll so vermindert werden. 15 Die vollständige Brustentfernung In manchen Fällen ist eine brusterhaltende Operation nicht möglich, zum Beispiel wenn der Tumor im Vergleich zur gesamten Brust zu groß ist oder sich mehrere Tumoren in der Brust befinden. Bei der vollständigen Brustentfernung (Ablatio mammae) wird die gesamte Brustdrüse entfernt. Die Wunde ist in der Regel nach drei bis vier Wochen verheilt. Eine zusätzliche Strahlentherapie ist bei dieser Operationsmethode normalerweise nicht notwendig. Befand sich der Tumor jedoch nahe an der Brustwand oder handelte es sich um einen sehr ausgedehnten Tumor, wird in der Regel die Bestrahlung empfohlen. Die Lymphknoten Sowohl bei der brusterhaltenden Operation als auch bei der vollständigen Brustentfernung werden bis zu 25 Lymphknoten der Achselhöhle entfernt und untersucht. Denn für die weitere Behandlung ist es entscheidend, ob der Tumor bereits Absiedelungen in den Lymphknoten gebildet hat. Die Entfernung der Lymphknoten kann für die betroffene Frau mit Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen des Armes verbunden sein. Eine Alternative ist hier eventuell die Entfernung des so genannten Wächterlymphknotens (Sentinel Node). Man nimmt an, dass die Eigenschaften dieses Lymphknotens, der durch ein spezielles Verfahren markiert wird, auch für alle anderen gelten. Es wird also nur ein Lymphknoten entfernt und untersucht. Ist er befallen, werden weitere Lymphknoten entfernt. Ist er nicht befallen, kann man davon ausgehen, dass auch die anderen Lymphknoten frei von Krebszellen sind. Ob diese Methode tatsächlich mehr Vorteile bietet als das herkömmliche Verfahren, wird zurzeit national und international in kontrollierten Studien geprüft. 16 Die Strahlentherapie Durch die Bestrahlung sollen Krebszellen, die sich möglicherweise noch im Gewebe oder in den Lymphbahnen befinden, abgetötet werden. Mit der Strahlentherapie wird vier bis sechs Wochen nach der Operation begonnen, wenn die Wundränder verheilt sind. Mit einem Computer werden für jede Frau die Art und Dosis der Bestrahlung sowie der zu bestrahlende Bereich genau berechnet. Anschließend wird die Region, die bestrahlt werden soll, auf der Haut markiert. An vier bis fünf Tagen pro Woche findet dann die Therapie statt. Sie kann stationär oder teilstationär in der Klinik oder ambulant in niedergelassenen Schwerpunktpraxen durchgeführt werden. Insgesamt dauert sie etwa sechs Wochen. In dieser Zeit darf der bestrahlte Hautbereich nicht gewaschen werden, um die Haut nicht unnötig zu reizen und die Bestrahlungsmarkierung nicht zu verwischen. 17 Nebenwirkungen der Strahlentherapie Bei der Strahlentherapie wird zwischen akuten und späten Nebenwirkungen unterschieden. Zu den akuten Nebenwirkungen zählen Unwohlsein, Müdigkeit und örtliche Hautreaktionen, ähnlich wie bei einem Sonnenbrand. Späte Nebenwirkungen sind Vernarbungen, Pigmentierungen und Verwachsungen. Hinweis: Bei einer ambulanten Strahlentherapie übernimmt die TK die Fahrkosten. Es fällt lediglich für die erste und die letzte Fahrt der ambulanten Serienbehandlung eine Zuzahlung an. Wichtig: Welches Verkehrsmittel medizinisch notwendig ist, beurteilt der behandelnde Arzt. Was können Sie gegen diese Nebenwirkungen tun? • Schonen Sie Ihre Haut. Verzichten Sie auf alles, was Ihre Haut reizt wie zum Beispiel Sonne, hautreizende Seife und Wäsche, Deo und Parfüm. • Behandeln Sie die bestrahlte Haut zwei bis drei Mal täglich mit einem Babypuder und reinigen Sie Ihre Achselhöhle mit einem zarten Hautöl. • Verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten, oder versuchen Sie zumindest, den Konsum in dieser Zeit zu reduzieren. • Ernähren Sie sich gesund, das heißt vollwertig, und gönnen Sie sich Ruhe. • Zögern Sie nicht, Ihren Arzt zu fragen, wenn Ihnen irgendetwas unklar ist oder Sie Veränderungen an sich und Ihrem Körper feststellen. 18 Die Chemotherapie Die Chemotherapie hat das Ziel, die Krebszellen in ihrer Teilung zu hemmen und sie dadurch abzutöten. Krebszellen teilen sich schnell und lassen sich deshalb gut mit einer Chemotherapie angreifen. Allerdings haben auch einige gesunde Zellen die Eigenschaft, sich schnell zu teilen. Das sind zum Beispiel die Knochenmarkszellen oder die Zellen von Schleimhäuten und Haarwurzeln. Das bedeutet, dass die Chemotherapie auch diese gesunden Zellen angreifen kann. Wie stark gesunde Zellen angegriffen werden, hängt von vielen Faktoren ab: Von der Art des Mittels (Zytostatikum), der Dosis, mit der es verabreicht wird, der individuellen Empfindlichkeit sowie von seelischen Faktoren. Damit sich der Körper erholen kann, wird das Zytostatikum – zum Beispiel Tabletten oder Infusionen – mehrere Tage hintereinander verabreicht und danach zwei bis vier Wochen Pause gemacht. Die Chemotherapie kann, je nach Art der Behandlung, in der Klinik, in ambulanten Schwerpunktpraxen oder in Rehabilitationseinrichtungen erfolgen. Treffen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt die Entscheidung, ob eine chemotherapeutische Behandlung für Sie in Frage kommt. 19 Nebenwirkungen der Chemotherapie Haarausfall, Übelkeit, manchmal auch Erbrechen, unangenehmer Geschmack im Mund, Ekel vor Getränken, Schleimhautentzündungen, Müdigkeit sowie eine verstärkte Infekt- und Blutungsanfälligkeit können Nebenwirkungen der Chemotherapie sein. Spätschäden an Herz, Lunge, Leber, Nieren und dem Nervensystem sind selten, aber sie kommen vor. Was können Sie gegen diese Nebenwirkungen tun? • Gönnen Sie sich auch während der Chemotherapie viel Ruhe, Entspannung und leichte Bewegung. • Gesunde Ernährung und viel trinken hilft, wenn Sie müde oder matt sind. • Schonen Sie Ihr Haar und Ihre Kopfhaut mit sanftem Waschen und Bürsten. • Informieren Sie sich vor Beginn der Chemotherapie, wenn Sie bei Haarausfall eine Perücke tragen wollen. • Quälen Sie sich nicht unnötig bei Übelkeit oder Erbrechen. Fragen Sie Ihren Arzt – es gibt gute Medikamente dagegen. 20 Die Hormontherapie Bösartige Brusttumoren können auf Grund von Bindungsstellen für Östrogen und Gestagen durch diese körpereigenen weiblichen Hormone zum Wachsen angeregt werden. Deshalb wird untersucht, ob ein Tumor diese Bindungsstellen besitzt, die auch als Hormonrezeptoren bezeichnet werden. Durch eine Antihormontherapie wird die Wirkung von Östrogen und Gestagen aufgehoben. Es gibt hierzu verschiedene Möglichkeiten: Vor den Wechseljahren kann die Hormonproduktion in den Eierstöcken durch Medikamente oder durch die Entfernung der Eierstöcke ausgeschaltet werden. Nach den Wechseljahren erfolgt die Hormontherapie schwerpunktmäßig durch die Gabe von Antiöstrogenen. Tamoxifen ist das gebräuchlichste Mittel der Hormontherapie. Wichtig: Die Mittel zur Hormontherapie können nur wirken, wenn der Tumor auch wirklich Hormonrezeptoren besitzt, der Mediziner spricht in dem Fall von rezeptor-positiven Befunden. Eine weitere Möglichkeit ist die Gabe von Aromatasehemmern oder Gestagenen. Die Medikamente der Hormontherapie, die meistens gut vertragen werden, müssen über mehrere Jahre eingenommen werden. Nebenwirkungen von Antiöstrogenen Die Gebärmutterschleimhaut kann unter Einnahme von Tamoxifen wuchern. Das Risiko, an einer Venenentzündung, einer Thrombose oder einer Embolie zu erkranken, steigt. Besonders bei Frauen, die in und kurz nach den Wechseljahren sind, kann Tamoxifen typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Nachtschweiß auslösen. Auch Spannungsgefühle in der Brust, Gewichtszunahme, Trockenheitsgefühl sowie Blutungen der Scheide können auftreten. Was können Sie gegen diese Nebenwirkungen tun? • Lassen Sie sich zweimal jährlich gynäkologisch untersuchen. • Wenn Sie Schmerzen im Bein verspüren, sollten Sie umgehend Ihren Arzt aufsuchen. • Besprechen Sie die Nebenwirkungen offen mit Ihrem Arzt. Die Immuntherapie/ Gentherapie Weitere Ansätze der medikamentösen Behandlung des Brustkrebses liegen in der Immun- und Gentherapie. Die Entwicklungen auf diesem Gebiet vollziehen sich rasch und lassen auf neue Behandlungsmöglichkeiten hoffen. Bisphosphonate Bei Metastasenbildung ist am häufigsten das Skelett betroffen. Hier werden Bisphosphonate eingesetzt, um knochenabbauenden Prozessen entgegenzuwirken und Knochenschmerzen zu lindern. 21 Brustprothesen und Wiederaufbau der Brust Wenn eine brusterhaltende Operation nicht möglich war, haben viele Frauen das Bedürfnis, die Brust wieder zu ersetzen. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten: Die äußere und innere Brustprothese und den Wiederaufbau der Brust. Der Wiederaufbau kann entweder gleich im Anschluss an die Entfernung der Brust oder zu einem späteren Zeitpunkt nach Abschluss der eigentlichen Behandlung erfolgen. Deshalb ist es hilfreich, sich schon vor der Operation Gedanken darüber zu machen, damit Vorstellungen und Wünsche soweit möglich bereits bei der Operation berücksichtigt werden können. Eine wiederhergestellte Brust wird sich jedoch immer von der früheren Brust unterscheiden. Bei örtlichen Selbsthilfegruppen (Adressen am Ende der Broschüre) können sich betroffene Frauen untereinander austauschen und beratschlagen. Vielleicht möchten sie auch weder eine Prothese tragen, noch einen Wiederaufbau ihrer Brust – jede Frau sollte selbst entscheiden, wie wichtig es für sie ist. Die äußere Brustprothese Die äußere Brustprothese besteht aus Silikon, einem gut verträglichen Kunststoff, und kann entweder in einen speziellen BH eingelegt oder direkt auf die Haut geklebt werden. Die Prothesen gibt es in verschiedenen Größen, und sie sind dem Brustgewebe, was die Weichheit anbelangt, sehr ähnlich. Brustprothesen und die Prothesen-BHs, die heutzutage durchaus vorzeigbar sind, erhalten Sie in Sanitätsfachgeschäften. Die äußere Brustprothese sollten Sie erst dann tragen, wenn die Operationsnarbe verheilt und die Strahlentherapie abgeschlossen ist. Für die Silikonprothese und den Prothesen-BH erhalten Sie von Ihrem Arzt ein Rezept. Die innere Brustprothese Bei der inneren Brustprothese handelt es sich um einen künstlichen Einsatz (Implantat), der operativ in den Körper eingelegt wird. Die Implantate bestehen meist aus Silikon. Das ist ein Kunststoff, der vor einiger Zeit im Verdacht stand, unter anderem Bindegewebserkrankungen zu verursachen. Nach heutigen internationalen Erkenntnissen wird Silikon als unbedenklich eingeschätzt. Die Implantation wird im Regelfall bereits bei der Erstoperation vorbereitet und das endgültige Implantat nach drei bis vier Monaten eingesetzt. Bei Beschwerden sollte möglichst rasch ein Arzt aufgesucht werden. 22 Silikon-Implantate gelten nach heutigen internationalen Erkenntnissen als unbedenklich. Der Wiederaufbau mit eigenem Gewebe Der Wiederaufbau der Brust kann durch Verschiebung oder Verpflanzung von Haut- und Muskelgewebe erfolgen. Bei der Verschiebetechnik werden Haut- und Fettgewebe sowie Muskelanteile aus benachbarten Körperpartien, zum Beispiel dem Unterbauch, entnommen und versetzt. Die zweite Möglichkeit ist die Verpflanzung von Haut- und Muskelgewebe. Diese beiden Arten des Wiederaufbaus sind operativ aufwändiger als beim Implantat und mit Empfindungseinbußen der betroffenen Hautpartien verbunden. Die Brustwarze Auch die Brustwarze kann wieder aufgebaut (rekonstruiert) werden. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten: Ein Teil der Brustwarze der gesunden Brust wird auf die operierte Seite übertragen oder aus dunkleren Hautregionen, zum Beispiel den Ohrläppchen oder den kleinen Schamlippen, ein Stückchen Haut entnommen und zur Brustwarze geformt. Eine weitere Möglichkeit ist, einen Brustwarzenersatz zu tätowieren oder künstliche Brustwarzen – so genannte Nippel – auf die Haut zu kleben, die echten Brustwarzen sehr ähnlich sehen. 23 Wieder zu Hause: Was Sie jetzt für sich tun können Viele Frauen nehmen die Brustkrebserkrankung zum Anlass, ihr bisheriges Leben oder ihre Lebensgewohnheiten zu überdenken und vielleicht auch zu ändern. Frauen berichten darüber, dass sie ihr Leben nach der Diagnose bewusster leben und Dinge, die sonst unwichtig waren, jetzt an Bedeutung gewonnen haben. Nachdem die Behandlung abgeschlossen ist, möchten viele Frauen aktiv an ihrer Genesung mitwirken. Eine Rehabilitationsmaßnahme wie zum Beispiel eine Anschlussheilbehandlung kann diesen Prozess unterstützen. Mit professioneller Hilfe können unterschiedliche Methoden und Ansätze ausprobiert werden. Wichtig: Die Anschlussheilbehandlung muss innerhalb von zwei Wochen nach Behandlungsabschluss durchgeführt werden und sollte möglichst wohnortnah erfolgen. Den Antrag dafür muss der behandelnde Arzt stellen. Als drei Eckpfeiler möchten wir Ihnen Entspannung, Bewegung und Ernährung vorstellen. Entspannung Es gibt eine ganze Reihe von Entspannungsmethoden wie zum Beispiel das Autogene Training und die Progressive Muskelentspannung. Der Vorteil dieser Methoden ist, dass Sie diese jederzeit, überall und spontan einsetzen können. Vielleicht entspannen Sie sich ja auch am besten beim Kochen, bei einem Spaziergang im Wald oder bei einem gemütlichen Abend mit Freunden. Sport und Bewegung Eine Brustkrebsoperation löst oft Unsicherheit gegenüber dem eigenen Körper, aber auch gegenüber anderen Menschen aus. Durch sportliche Betätigung wird die allgemeine Leistungsfähigkeit verbessert. Dies wirkt sich erfahrungsgemäß sehr positiv auf das seelische Befinden aus. Für Frauen, die vor der Krebserkrankung keinen Sport gemacht haben, gibt es spezielle Angebote wie beispielsweise Sport in der Brustkrebsnachsorge. Ernährung Es gibt keine spezielle Ernährungsweise, die Krebs heilen kann. Aber es gibt Empfehlungen, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Als ideal hat sich eine vollwertige Ernährung erwiesen, die den Körper mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Während der Behandlung kann es jedoch sein, dass Sie auf Grund von Nebenwirkungen keinen Appetit haben, an Übelkeit oder Erbrechen leiden oder einfach keine Lust zum Essen haben. Gegen diese Nebenwirkungen gibt es Medikamente. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, was Sie tun können. Denn gerade jetzt ist eine gesunde und ausreichende Ernährung wichtig. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Kochbüchern, die mit leckeren und gesunden Rezepten auf die spezielle Situation von Krebspatienten eingehen. Manche Arztpraxen, Krankenhäuser oder Beratungsstellen bieten auch spezielle Ernährungsberatungen an. 25 Tipps für eine gesunde Ernährung • Achten Sie auf Ihr Gewicht. Vermeiden Sie Über-, aber auch Untergewicht. • Verzichten Sie auf geräucherte oder gepökelte Nahrungsmittel. • Reduzieren Sie Zucker und Salz. • Versuchen Sie, einige Fleischmahlzeiten durch Fisch, Tofu- und Sojaprodukte zu ersetzen. • Reduzieren Sie den Verzehr von tierischen Fetten und bevorzugen Sie pflanzliche Fette. • Vollkornprodukte sind gesünder als weiße Auszugsmehle. • Essen Sie jeden Tag fünf Portionen frisches Obst und Gemüse. • Schränken Sie Alkohol, Kaffee und Nikotin möglichst ein. 26 Leben mit Krebs: Die Angst vor dem Rückfall Das Leben nach einer Krebserkrankung hat sich verändert. Für viele betroffene Frauen, aber auch zum Beispiel für den Partner, stellen sich Fragen wie: „Bin ich jetzt gesund?“, „Wie geht es weiter?“, „Ist es sinnvoll, mein Leben jetzt zu ändern und vielleicht mehr Sport zu treiben?“, „Wie kann ich mit der Angst vor einem erneuten Auftreten der Krankheit leben?“ Ganz wichtig ist jetzt, dass Sie sich, Ihrem Partner, Ihren Kindern und Freunden Zeit geben. Sie und alle, die von der Erkrankung mitbetroffen sind, müssen sich an diese neue und schwierige Situation gewöhnen. Geben Sie Ihren Gefühlen Platz: Angst, Trauer, Verzweiflung, aber auch Hoffnung und Stärke wechseln sich häufig ab und erzeugen ein Wechselbad der Gefühle. Angst hat viele Gesichter: Schlafstörungen, Alpträume, Gereiztheit, das Gefühl neben sich zu stehen, bedrückt sein, Kopf- und Gliederschmerzen, Magenschmerzen, Schweißausbrüche, Zittern und Durchfall können auftreten. Und obwohl Angst eine ganz normale Reaktion auf die Diagnose Krebs ist: Wenn Sie den ganzen Tag davon beherrscht werden, sollten Sie sich rasch professionelle Hilfe holen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen hilft vielen Frauen, mit der Situation besser fertig zu werden. Schmerzen Die Diagnose Krebs wird häufig mit Schmerz und Siechtum in Zusammenhang gebracht. Etwa 40 Prozent der Tumorpatienten bleiben jedoch während der gesamten Krankheitsdauer schmerzfrei. Für alle anderen stehen heute Behandlungsmethoden zur Verfügung, die den Schmerz deutlich lindern oder ihn sogar ganz ausschalten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie Schmerzen haben. Tapferkeit ist hier fehl am Platz. Schmerzen zu ertragen, kostet Energie und Kraft, die Sie dringend brauchen. 27 Zur Behandlung der Schmerzen ist es hilfreich, ein Schmerztagebuch zu führen. Dem Arzt fällt es dann leichter, den Schmerz zu beurteilen und eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Je nach Stärke des Schmerzes stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Wichtig ist, dass die Schmerzmedikamente so eingenommen werden, wie es der Arzt verordnet hat, also auch dann, wenn der Schmerz nachlässt. Oft verzichten Patientinnen auf eine Höherdosierung ihres Schmerzmittels, weil sie Angst haben, abhängig zu werden. Falls sie trotzdem weiterhin unter Schmerzen leiden oder aber die Nebenwirkungen zu belastend werden, kann ein Vertragsarzt mit der Zusatzbezeichnung Schmerztherapeut in den Behandlungsablauf miteinbezogen werden. Schmerztherapeuten sind Fachärzte, die sich auf die Behandlung von Schmerzen spezialisiert haben. Das Lymphödem Nach einer Brustoperation, bei der Lymphknoten entfernt werden, kann es sein, dass sich im betreffenden Arm eine Schwellung, ein so genanntes Lymphödem, bildet. Je mehr Lymphknoten entfernt wurden, das heißt je gravierender der Lymphfluss unterbrochen wird, desto höher ist die Gefahr, dass ein Lymphödem entsteht. 28 Wie Sie sich vor einem Lymphödem schützen können: Gymnastik: • Setzen Sie die krankengymnastischen Übungen, die Ihnen in der Klinik oder Kur gezeigt wurden, zu Hause unbedingt fort. • Schwimmen ist ein gutes Mittel gegen ein Lymphödem. Überanstrengen Sie sich jedoch nicht. Schonen Sie Ihren betroffenen Arm: • Nicht zu schwer tragen. • Schultertaschen jetzt besser auf der nicht operierten Seite tragen. • Blutabnahmen, Blutdruck messen und Infusionen immer am gesunden Arm durchführen lassen. • BH-Träger, Blusenärmel, Uhren und Schmuck wie zum Beispiel Armreifen und auch Ringe sollten jetzt locker sitzen. • Vermeiden Sie Überanstrengung des betroffenen Armes, auch bei der Hausarbeit. • Baden Sie nicht zu heiß und zu lange. 29 Die Tumornachsorge Die Tumornachsorge ist dazu da, den Heilungsprozess zu beobachten und einen eventuellen Rückfall möglichst früh zu erkennen. Neben einem ausführlichen Gespräch zwischen Patientin und Arzt gehört die gründliche körperliche Untersuchung zur Tumornachsorge. Der Arzt wird Sie darüber informieren, worauf Sie achten sollen und wie Sie Ihre Brust selbst abtasten können. Zur Tumornachsorge zählt aber auch die soziale und psychologische Beratung. Sie hat das Ziel, Ihre Lebensqualität zu verbessern und Sie beim Wiedereinfinden in den Alltag zu unterstützen. Nach der Behandlung sind folgende Nachsorgeuntersuchungen vorgesehen: Selbstuntersuchung: • möglichst jeden Monat Körperliche Untersuchung durch den Arzt: • 1. – 3. Jahr alle drei Monate • 4. – 5. Jahr halbjährlich • ab dem 6. Jahr jährlich Mammographie: • Eine Mammographie der erkrankten Brust sollte in den ersten drei Jahren nach einer brusterhaltenden Operation halbjährlich, danach jährlich erfolgen. • Bei der gesunden Brust wird die jährliche Mammographie empfohlen – sowohl nach einer brusterhaltenden Operation, als auch nach einer Brustentfernung. Gynäkologische Untersuchung: • Lassen Sie sich zweimal jährlich gynäkologisch untersuchen, da es unter der Einnahme von Antihormonen wie zum Beispiel Tamoxifen zu einer Wucherung der Gebärmutterschleimhaut kommen kann. Bei einem unklaren Befund werden weitere Untersuchungen wie zum Beispiel Ultraschall oder Kernspintomographie veranlasst. 30 Lokaler Krankheitsrückfall: Das Lokalrezidiv Tritt die Brustkrebserkrankung in der betroffenen Brust wieder auf, spricht man von einem örtlichen Krankheitsrückfall, einem Lokalrezidiv. Bei etwa zehn Prozent der Patientinnen kommt es dazu. Die Behandlung des Lokalrezidivs erfolgt prinzipiell nach dem gleichen „Behandlungsschema“ wie bei der Erstdiagnose. Leider gibt es auch Fälle, in denen Frauen über viele Jahre hinweg immer wieder Lokalrezidive entwickeln. Das ist eine enorme Belastung für die betroffenen Frauen und bedarf einer besonderen, am besten psychoonkologischen Unterstützung (siehe auch „Psychoonkologische Begleitung“ Seite 14). Tochtergeschwülste: Metastasen Breitet sich der Krebs trotz der Erstbehandlung in anderen Organen aus, spricht man von Metastasen. Es gibt zwei Wege der Metastasenbildung: über die Lymphbahnen (lymphogen) und über die Blutbahn (hämatogen). Im Vordergrund der Therapie steht die Behandlung bestehender Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität. Gleichzeitig soll das Fortschreiten der Erkrankung zum Beispiel durch eine erneute Chemotherapie hinausgezögert werden. Der Krankheitsverlauf ist, wenn sich Fernmetastasen gebildet haben, sehr unterschiedlich. Nutzen und Nebenwirkungen von Behandlungsvorschlägen sollten gemeinsam mit dem Arzt besprochen werden. 31 Liebe Leserin, Sie sind nun am Ende der Broschüre angelangt. Wir hoffen, Sie umfassend und vor allem verständlich über Brustkrebs informiert zu haben. Vielleicht konnten wir nicht all Ihre Fragen beantworten; wenn Ihnen die Broschüre jedoch helfen konnte, die Krankheit und Behandlung ein bisschen besser zu verstehen, hat sie ihr Ziel erreicht. Telefonservice Medizin & Gesundheit: Ob Sie praktische Gesundheitsfragen haben oder das passende Krankenhaus suchen, die TK hat einen Telefonservice für Sie eingerichtet. Erfahrene Ärzte und medizinisches Fachpersonal steht Ihnen täglich von 7 bis 22 Uhr unter folgender Telefonnummer zur Verfügung: 01802 – 64 85 64 (6 Cent pro Anruf). Natürlich kann ein Anruf keine ärztliche Untersuchung oder Behandlung ersetzen. 32 Wichtige Adressen Bei folgenden Organisationen erhalten Sie weiterführende Informationen zum Thema Brustkrebs: Deutsche Krebsgesellschaft e.V. Hanauer Landstraße 194 60314 Frankfurt / Main Tel. 069 / 63 00 96 - 0 Fax 069 / 63 00 96 - 66 www.krebsgesellschaft.de Frauenselbsthilfe nach Krebs Bundesverband e.V. B6, 10/11 68159 Mannheim Tel. 06 21 / 2 44 34 Fax 06 21 / 15 48 77 www.frauenselbsthilfe.de Deutsche Krebshilfe e.V. Thomas-Mann-Straße 40 Postfach 14 67 53111 Bonn Tel. 02 28 / 7 29 90 - 0 Fax 02 28 / 7 29 90 - 11 www.krebshilfe.de KID – Krebsinformationsdienst Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Tel. 0 62 21 / 41 01 21 www.krebsinformation.de 33 Notizen 34 10.1/4 5/2002