perspektiven - ICM InvestmentBank AG

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PERSPEKTIVEN
3. Quartal 2015
(Alles) Kleinigkeiten,
die (leider) die Welt bewegen.
Aktien:
Anleihen:
Devisen:
Guter Start
ins zweite Halbjahr.
Sehr niedriges
Ausfallrisiko bestätigt.
Unentschieden
für den Dollar.
Der Quartalsausblick der ICM InvestmentBank AG
Lieber Leser,
Grafik 1
man konnte im vergangenen Quartal wieder einiges lernen – so
zum Beispiel, was
und
Unsere Bewertung
(griechisch) heißen. Oder was hinter
-
der Abkürzung ELA (Emergency Liquidity Assistance) steckt. Der
Aktien Europa
Dauerbrenner Griechenland wurde am Ende des Quartals nur
Aktien USA
kurzfristig durch die Börsenturbulenzen in China getoppt. Inzwi-
Aktien Schwellenländer
schen drehten leider auch die Frühindikatoren weltweit wieder
EURO vs. USD
nach unten ab, sodass eine fulminante Note im globalen Wachs-
Gold
tum wohl auch weiterhin Wunschtraum bleiben wird. Das wiederum gibt der Zinsentwicklung nur begrenztes Potenzial nach
oben. Solange sich kein Konjunktureinbruch bis hin zur Rezession
ankündigt, bleibt das Umfeld konstruktiv für Investments. Eine
Rohstoffe
Staatsanleihen
Anleihen BBB und besser
Anleihen BB und schlechter
●
+
●
●
●
●
●
●
●
●
Baisse ist in den wichtigsten Assetklassen – Rohstoffe einmal ausgenommen - jedenfalls nicht in Sicht. Beruhigend, oder?
Herzlichst,
2
Ihr Norbert Hagen
3. Quartal 2015
Short Cut: Was Sie wissen sollten…
Das zweite Quartal geht als eines der
Konsolidierung an den Kapitalmärkten in
die Annalen ein. Angefangen hatte es
noch Ende April mit einem Absturz der
Staatsanleihen weltweit, der signalisierte,
dass die Renditen ihr Tief durchschritten
haben. Doch dann dominierte Griechenland die Weltbühne und wurde nur Anfang Juli vom Crash in den chinesischen
Inlandsaktien übertroffen. In dieser Gemengelage wussten am Ende nicht einmal die Profis mehr, was sie vom Geschehen halten sollten und gingen mehrheitlich ins Cash, das erst in den letzten Tagen wieder massiv in Aktien (speziell
europäische) zurückdrängte.
Die Spezialisten sind sich derzeit uneins:
während Goldman Sachs Gelegenheiten
für den Einstieg wittert, bleibt JP Morgan
der Überzeugung, dass nichts wirklich
preiswert ist und mehr denn je der Erfolg
in der Selektion läge. Der Showdown mit
Griechenland und der Kursabsturz in
China haben jedenfalls so einiges wieder
billiger werden lassen.
Perspektiven
Inzwischen verschwindet der Grexit zusehends von den vorderen Plätzen in der
Liste der Risiken und der chinesische Aktienmarkt übt mit massiver Hilfe von Regierung und Notenbank die Stabilisierung. Im Gegenzug wird allerdings wieder wahrscheinlicher, dass die US-Notenbank schon im Herbst die Geldmarktzinsen erhöhen wird.
Im zweiten Halbjahr dürfte sich am Ende
das Wachstum wieder beschleunigen,
aber dennoch nicht ausreichen, um das
Angebotspotenzial der meisten größeren
Volkswirtschaften auszuschöpfen.
Anleger sollten in globalen Aktien leicht
übergewichtet positioniert sein, davon
im Schwerpunkt in der Euroregion, in Japan und vielleicht auch wieder in China.
Die Vereinigten Staaten und die meisten
anderen Schwellenländer bleiben dagegen untergewichtet.
Es ist davon auszugehen, dass die Schwäche des Yen gegenüber anderen Währungen einen Kulminationspunkt überschritten hat. Beim US-$ könnte weiterhin die im Vergleich höhere Verzinsung
zu Zuflüssen führen. Neue Höchststände
sehen wir aber nicht zwingend.
Mit seltener Einigkeit zogen die USA,
China und auch das wegen des Ukraine-Konflikts ins Abseits geratene Russland an einem Strang und haben nun ein
historisches Abkommen mit dem Iran
besiegelt - ein seltener Sieg der Diplomatie und eine positive Überraschung für
die Welt. Ziel der 5+1-Gruppe (USA,
Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland) war es, den krisengeschüttelten Nahen und Mittleren
Osten sicherer zu machen. Teheran muss
sein Atomprogramm so begrenzen, dass
es keine Nuklearwaffen entwickeln kann.
Zugleich befreit nun die schrittweise
Aufhebung der Sanktionen den Iran aus
seiner internationalen Isolation. Damit
dürfte allerdings ein neuer Anbieter auf
die Ölmärkte drängen, was wiederum
auf den Preis von WTI drücken wird.
Bei den Basismetallen könnte sich kurzfristig der Effekt aus der chinesischen
Konjunkturstimulation positiv bemerkbar machen. Der Goldman-Sachs Rohstoffpreisindex liegt inzwischen satte
34% unter dem Vorjahr, denn der Ausblick bleibt langfristig aufgrund bestehender Überkapazitäten nicht rosig.
Auch bei Gold sind die kurzfristigen Perspektiven zwar eher positiv, langfristig
dürfte die Preisentwicklung der der Konsumentenpreise folgen. Am Ende sind
die Aussichten daher eher eingetrübt.
3
Weiterhin global zu
wenig Wachstum.
Das weltweite Wachstum war im Laufe des ersten Halbjahres
von 2015 insgesamt gering, aber vieles deutet auf einen leichten Aufschwung bis zum Ende des Jahres hin, da einige temporäre Faktoren, die die US Wirtschaft unter Druck setzten
(man denke an den langen Winter) nun wegfallen. Auch Chinas Regierung versucht die Konjunktur des Landes zu festigen
und in Europa und Japan dürfte es wieder zu einer größeren
Dynamik im Wirtschaftswachstum kommen. Dennoch dominiert ein fortwährendes Fehlen ausreichender Gesamtnachfrage das Charakteristikum der Weltkonjunktur. Das hilft vor allem den Notenbanken, in aller Ruhe zu einer normalen Geldpolitik zurückzukehren, da Inflation in einem solchen Umfeld
zu keinem relevanten Thema für die Zentralbanken heranwachsen wird.
Grafik 2
Wie weit das Nachfragewachstum seit 2007 vom damaligen Trend
abgedriftet ist, sieht man an der Entwicklung der Konsumausgaben pro Kopf in den USA.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter 2015, Global Investment Strategy,
BCA Research, Montreal, 7.7.2015, S. 2
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3. Quartal 2015
USA – die schwierige Rolle der Janet Yellen.
In Sachen konjunkturelles Wachstum haben die Vereinigten Staaten aktuell sicher
die besten Voraussetzungen unter allen
Industrienationen, aber auch dort wird
offensichtlich, wie stark sich das Heute
vom Damals vor 2008, als Kreditaufnahme die Wirtschaft antrieb, unterscheidet.
Die Ausgaben für den Kauf von Wohnimmobilien stehen derzeit bei 3% des
Bruttoinlandsprodukts, kurz BIP, was
zwar über dem Tiefpunkt von 2009 liegt,
aber im Vergleich zu den zuvor erreichten 6% des BIP ziemlich tief erscheint.
Selbst wenn die Nachfrage nach Wohnimmobilien in den kommenden Jahren
auf 4% steigen würde, verbliebe noch immer eine Lücke von 2% des BIPs in der
volkswirtschaftlichen Gesamtnachfrage.
Doch was kann diese Lücke füllen? Sicherlich nicht der Konsum. Das reale Einkommen pro Kopf liegt derzeit mehr als
10% unter den Schätzungen des IWF von
2007. Allein die restriktiven Standards in
der Kreditvergabe würden die konsumfreudigen Amerikaner daran hindern, die
Konsumausgaben zu erhöhen. Am Ende
dürfte auch der Konsum zu einem Belastungsfaktor für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage werden anstatt die beschriebene Lücke zu füllen.
Die Investitionsgüternachfrage – ein weiterer Treiber des Wachstums - dürfte angesichts eines verlangsamten Zuwachses
Perspektiven
der berufstätigten Bevölkerung von lediglich 0,6% für die nächsten 10 Jahre
ebenfalls verhalten bleiben. Am Ende
prognostizieren die US-Behörden, dass
das gesamtwirtschaftliche Einkommenswachstum der nächsten 10 Jahre einen
ganzen Prozentpunkt niedriger ausfallen
wird als in der letzten Dekade. Langsameres Einkommenswachstum bedeutet
aber wiederum, dass Unternehmen weniger Anreiz haben zu investieren. Das
reicht vom Bau von Shopping Malls über
Fabriken bis hin zu Bürohochhäusern.
Der starke Dollar verhindert auch sich
über den Export Wachstum von anderen Volkswirtschaften zu holen.
Was der private Sektor nicht schafft,
könnte natürlich die öffentliche Hand
übernehmen. Es überzeugt die Vorteile
negativer Realrenditen an den Kapitalmärkten für die kreditfinanzierte Erneuerung der baufälligen US-Infrastruktur zu
nutzen. In der Tat hat der IWF in einem
aktuellen Thesenpapier dargelegt, dass
derartige Investitionen sich nicht nur
selbst tragen würden, sondern am Ende
einen Überschuss brächten. Bisher liegen
Amerikas Ausgaben für die Infrastruktur
als Anteil vom BIP auf einem Rekordtief
von 1,6%.
Grafik 3
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 4
Wenn das Potenzialwachstum der US-Wirtschaft sich gemäß der Prognose von 2007
entwickelt hätte (Angaben in Billionen US$), dann hätten wir heute eine Produktionslücke von 10 %. Da diese aber aktuell nur
2,4 % ausmacht, hat sich im Zeitablauf die
Angebotsseite an die geringere Nachfrage
angepasst.
5
Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn also die Nachfrage ein
Niveau entsprechend der Produktionskapazität der Wirtschaft
nicht erreichen kann, muss etwas getan werden, das die Verbraucher veranlasst, mehr auszugeben als es sonst der Fall wäre
und Unternehmen zu Investitionen in Projekte zu bewegen, die
sie sonst meiden würden. Dieses „etwas“ sind niedrige Zinsen.
Eine Realverzinsung von lediglich einem Prozent war der Standard während des letzten vollen Geschäftszyklus, der von 2001
bis 2007 dauerte - eine Zeit stabiler Inflation und nahezu nicht
vorhandenem Lohndruck. In Anbetracht der kreditfinanzierten
Immobilienblase, steuerlichen Impulsen in Form der Steuersenkungen während der Bush-Ära und dem Finanzierungsbedarf
der Kriege im Irak und Afghanistan ist das unglaublich wenig.
Und das alles auch noch bei einem fallenden Außenwert der eigenen Währung.
Grafik 4
Keine dieser Bedingungen ist heute gegeben: ein starker Dollar,
keinerlei steuerliche Impulse in Vorbereitung, die außenpolitische Kulisse ist eine Herausforderung und am wichtigsten, es
gibt keine neue Immobilienblase auf dem Horizont. Wenn ein
realer Zinssatz von 1% mit stabiler Inflation während des letzten Konjunkturzyklus möglich war, ist heute ein neutraler Zins
von Null, wenn nicht negativ, durchaus denkbar.
Ob sich Frau Yellen diesen Gedanken anschließen wird, darf allerdings nach ihren letzten Äußerungen zur Präsentation des
monatlichen Geldmarktberichts vor dem Kongress bezweifelt
werden. Damit rückt eine Zinserhöhung schon im September
immer näher. Schon heute ist die Fed der größte Investor in Papieren bester Bonität, da das unnatürlich niedrige Zinsniveau
die Anleihen für andere Anleger uninteressant erscheinen lässt.
Zu einer Wirtschaft, die sich erholt, passen die Renditen jedenfalls nicht. Dass der erste Schritt zur Normalisierung sehr vorsichtig vorgenommen werden dürfte, um wirtschaftliche Ungleichgewichte und Turbulenzen an den Finanzmärkten zu vermeiden, versteht sich von selbst. Ende 2016, so JP Morgan,
könnte der amerikanische Leitzins dann schon bei 1,75% liegen.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter 2015, Global Investment Strategy,
BCA Research, Montreal, 7.7.2015, S. 5
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3. Quartal 2015
Euroraum – Tsipras´ Pyrrhussieg.
Der letzte Sonntag im Juni wird allen in
Erinnerung bleiben. Die Überraschung
durch den erdrutschartigen Wahlsieg der
‚Nein‘ Seite beim griechischen Referendum eröffnete ein neues Kapitel in der
scheinbar nie enden wollenden Griechenland-Saga. Zwei Wochen später hatte er mit einem neuen Reigen von Sparvorschlägen am Verhandlungstisch genau dem zugestimmt, was die Gläubiger
von ihm wollten und konnte aber mit
wesentlich mehr finanziellen Zusagen
nach Hause fahren, als ursprünglich zur
Diskussion standen. Ob er politisch diese
180 Grad-Wende überleben wird, wissen
wir spätestens im vierten Quartal.
Die Regierungschefs anderer Länder der
südlichen Peripherie scheuten erfreulicherweise keine Mühen, um sich vom
griechischen Premierminister Tsipras abzusondern. Das ist zwar keine Garantie
für die Zukunft, aber das abschreckende
Beispiel Griechenlands, wo die Unfähigkeit extremer Regierungen demonstriert
wurde, dürfte sich auf jeden Fall auf das
Wahlverhalten in anderen Ländern auswirken. Die nächsten wichtigen Wahlen
sind die Parlamentswahlen in Spanien
Ende des Jahres, wo bislang ein Mandatsverlust der regierenden konservativen
Partido Popular mit Ministerpräsident
Mariano Rajoy zugunsten der linken Podemos erwartet wurde.
Perspektiven
Grafik 5
Vielleicht besorgniserregender ist daher
das Szenario, dass sogar eine Regierung
mit guten Absichten Probleme haben
könnte, das Schuldenniveau zumindest
zu stabilisieren, wenn sie zu Austerität gezwungen wird. Jüngste Studien behaupten, dass der steuerliche Vervielfacher bei
1,5 liegt – soll heißen, dass 1 Euro Rückgang in den Staatsausgaben das BIP um
1,5 Euro verringert. Gleichzeitig würde
ein Rückgang von 1 Euro im BIP die Steuereinnahmen um ungefähr ein Drittel eines Euros verringern. In diesem Fall würde am Ende ein Rückgang des BIP von 1%
durch Reduzierung der Staatsausgaben
die Schuldenlast im Verhältnis zum BIP
nur um 0,5% reduzieren. In diesem Beispiel würde - weil das BIP um 1,5% zurückgegangen ist - die Schuldenquote
tatsächlich um diese 1,5% ansteigen. Spätestens hier wird klar, dass die Lösung
eben nicht in der Austerität der öffentlichen Hand liegen kann.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Global Investment Strategy, Weekly Bulletin, BCA Research, Montreal, 17.07.2015, S. 3
Aus Sicht der Lohnstückkosten ist in den
meisten Peripheriestaaten der Euroregion
die Korrektur vor allem über Lohnkürzungen vollzogen worden. Nur Italien verharrt
seit 2011 auf demselben Niveau.
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Grafik 6
Man kann natürlich argumentieren, dass
es sich beim Rückgang des Wirtschaftswachstums um einen einmaligen Effekt
handelt, wohingegen eine 0,5%-ige Reduzierung der Schuldenlast dauerhaft wirkt.
Doch die Ausstoßlücke – der Unterschied zwischen wirklichem Ausstoß
und dem Ausstoßpotenzial – bleibt erhalten und wird sogar größer, was in einem steten Preisdruck endet.
Grafik 7
Mit dem nun neu zu verhandelnden
dritten Rettungspaket für Griechenland
wird daher zuerst einmal Zeit gekauft –
ebenso wie mit den geldpolitischen, auf
Kreditexpansion ausgerichteten Maßnahmen der EZB.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 6
Die Normalisierung der Kreditnachfrage
belebt derzeit die Konjunktur um rund 1,5
zusätzliche Prozentpunkte. Aber Vorsicht:
dieser Impuls dürfte zur Mitte des kommenden Jahres auslaufen. Danach könnte
wieder eine Phase von Wachstumsschwäche vor uns liegen.
8
Für die kommenden sechs Monate kann
der Euroraum zur „Insel der Glückseligen“ werden, solange das zugrunde liegende Wachstum dank eines schwachen
Euros, erneut fallender Ölpreise und
großzügiger Kreditvergabe via Konsum
und Investitionsgüternachfrage angeschürt wird. Allerdings wird bei Beginn
nächsten Jahres die Unterstützung durch
den schwachen Euro und den gesunkenen Ölpreis nachlassen.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Global Investment Strategy, Weekly Bulletin, BCA Research, Montreal, 17.07.2015, S. 8
Fürs zweite Halbjahr stehen aufgrund der
Ausweitungen in der Kreditvergabe die Zeichen für Wachstum gut.
3. Quartal 2015
Japan – Deflationsrisiken gehen zurück,
aber Herausforderungen bleiben.
China – weniger, aber Wachstum.
Japan war über zwei Jahrzehnte die Blaupause für Stagnation
und Deflation. Fallende Immobilienpreise und Abbau der Überschuldung auf Unternehmensebene - die beiden größten Verursacher der Deflation – gehören nun offensichtlich der Vergangenheit an. Die Immobilienpreise in den Großstädten steigen zwischenzeitlich leicht an, die Unternehmensbilanzen sind
in hervorragender Verfassung.
Die chinesische Wirtschaft verlangsamte sich weiterhin kontinuierlich im Laufe des ersten Halbjahres auf 7,0%, wie es verschiedene gleichlaufende Indikatoren wie Frachtvolumen im
Güterschienenverkehr, die Energieproduktion und der Kreditvergabe der Banken zeigen. Perspektivisch sollte das Wachstum
dank jüngster Zinssenkungen und Senkung in der Mindestreservepflicht aber wieder zunehmen. Zusätzlich erhöht die Regierung steuerliche Impulse, wie z. B. Premierminister Li Kequians jüngste Warnung an die Regionalbehörden, Mittel, die ihnen bereits zugeteilt wurden, auszugeben oder alles zurückzahlen zu müssen, beweist. Dies ist eine enorme Veränderung im
Vergleich zum vergangenen Jahr, als Peking Chefs der Lokalregierungen noch wegen Verschleuderns von Steuergeldern in
Prestigeprojekten bloßstellte.
Grafik 8
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter 2015, Global Investment Strategy,
BCA Research, Montreal, 7.7.2015, S. 7
Zugegeben, die Tage des zweistelligen Wachstums sind lange
vorbei. Aber man sollte im Hinterkopf behalten, dass ein 6%iges Wachstum absolut betrachtet immer noch mehr Zuwachs
bedeutet als die 14 % Chinas in 2007. Die Nation bleibt das
maßgebliche Zugpferd der Weltwirtschaft auch über die laufende Dekade hinweg.
Auch die Wirtschaftspolitik von Premierminister Abe – Abenomics genannt - scheint zu funktionieren. Inflationserwartungen
sind gestiegen und das trotz eines Rückgangs des nominalen
Zinsniveaus. Dies drückte Realrenditen seit 2010 um mehr als
2% und den Yen auf ein Mehrjahrestief. Der schwache Yen wiederum half den japanischen Exporteuren, trieb die Unternehmensgewinne in die Höhe und dürfte wahrscheinlich die Exporte auf Jahre ankurbeln.
In anderer Hinsicht bleiben die wirtschaftlichen Perspektiven
Japans noch immer eine extreme Herausforderung, solange die
arbeitende Bevölkerung kontinuierlich schrumpft. Die Produktivität, gemessen am Ausstoß pro Stunde, bleibt 36% unter der
der Vereinigten Staaten. Hinzu kommt eine weltweit unerreicht
hohe Staatsverschuldung, die für ihren Abbau ein gesteigertes
Engagement erfordert. Es ist daher absehbar, dass die Bank of
Japan Zinsen bei Null halten wird.
Perspektiven
9
Grafik 9
samtverschuldung im Verhältnis zum BIP
seit 2011 um 40% anstieg, obwohl innerhalb dieser Zeitspanne die Erzeugerpreise
tatsächlich zurückgingen, also Kreditaufnahme am Ende nicht inflationär wirkte.
Was würde passieren, wenn sich die
Schuldenstände stabilisieren? Die Antwort ist, dass der deflationäre Druck sich
weiter intensivieren dürfte.
Grafik 10
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 9
Es ist unmöglich, dauerhaft dieselben hohen Wachstumsraten zu generieren. Die
absoluten Zuwächse im BIP sind im untersten Teil der Grafik in Billionen US-$ abgetragen.
Zwei Punkte bleiben allerdings erwähnenswert: Zunächst, da China sich mehr
zu einer dienstleistungsorientierten Wirtschaft entwickelt, dürfte die Nachfrage
nach Rohstoffen nachlassen, auch wenn
das zugrundeliegende Wachstum hoch
bleibt. Zweitens wird China weiterhin
zum weltweiten inflationsarmen Umfeld
beitragen. Es ist auffällig, dass die Ge-
10
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter 2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 10
Sicherlich ist Chinas Leistungsbilanzüberschuss im Verhältnis zum BIP im Laufe der
letzten acht Jahre dramatisch gefallen. Für den Rest der Welt ist bedeutender, wie viele Ersparnisse China in die Weltwirtschaft pumpt. Daran gemessen bleibt Chinas Kapitalexport weiterhin eine maßgebliche Deflationskraft (Investitionsnachfrage drückt
Renditen). Laut IWF zeigt Chinas Leistungsbilanzüberschuss im Verhältnis zum BIP einen moderaten Anstieg von 3,2% für 2016, was absolut betrachtet dem Niveau, das
in 2007 erreicht wurde entspricht - ein Jahr, in dem Chinas Leistungsbilanzüberschuss
im Verhältnis zum BIP die Marke von 10% überstieg.
3. Quartal 2015
Schwellenländer: die mageren Jahre dauern an.
Eine exzessive Zunahme in der Verschuldung findet sich auch
in den Schwellenländern. Am meisten gefährdet sind darunter
die Rohstoffexporteure, die die Möglichkeit verpasst haben, bedeutende Strukturreformen während der guten Jahre durchzuführen und nun mit den Konsequenzen in den mageren Jahren
zurechtkommen müssen. Brasilien, Russland und Südafrika stehen hier ganz oben auf der Liste. Größere Krisen, wie sie in den
90er Jahren immer wieder auftraten, sind allerdings unwahrscheinlich. Damals gab es häufig fixe Wechselkurse, was die jeweiligen Währungen zur leichten Beute für spekulative Attacken machte. Heute gibt es flexible Wechselkurse und, anders
als in den 1990ern, vor allem Schulden in eigener Währung. Daher dürfte ein fallender Wechselkurs kaum einen großen Kontraktionseffekt haben, ja sogar Exporte etwas ankurbeln.
Grafik 11
Die Einkaufsmanager-Indices des produzierenden Gewerbes in den
Schwellenländern sind wieder unter die magische Zahl von 50 gesunken – gleichbedeutend mit einem bevorstehenden Abschwung.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Global Investment Strategy, Weekly Bulletin, BCA Research, Montreal,
17.07.2015, S. 10
Perspektiven
11
Erneuerbare Energien werden
konkurrenzfähig.
Es ist schon einige Zeit her, als wir uns das letzte Mal im Detail
mit dem Thema „Erneuerbare Energien“ beschäftigt hatten.
Seitdem erlebten wir einen wahren Boom in der Branche, aber
auch einen rapiden Preisverfall bei der angebotenen Technik.
Klar war zu jeder Zeit, dass die weltweite Umstellung auf eine
alternative immissionsfreie Formen der Stromgewinnung, die
dringend zur Drosselung des CO2 Ausstoßes nötig ist, im Aufbau sehr zeitintensiv sein würde.
nativen Energien in Gang gebracht. Innerhalb des letzten Jahrzehnts wuchsen alternative Energien von unter 2% der weltweiten Energiegewinnung zu derzeit fast 6% an. Photovoltaikanlagen, Windräder und Biotreibstoffe sind die am schnellsten
wachsenden Sektoren der Energiegewinnung (Bild). Bemerkenswerterweise trat diese Entwicklung inmitten zahlreicher
Kürzungen staatlicher Fördergelder und bis vor kurzem massiven Abflüssen von Beteiligungskapital ein.
Der technologische Fortschritt hatte in den letzten Jahren erhebliche wirtschaftliche Verbesserungen im Bereich der alter-
Grafik 12
Quelle: Ntonifor, Chester (Hrsg.) und Ryan, Robert P. (Hrsg.); Climate Change And Alternative Energy: Bullish Opportunities And Implications For Oil & Gas, Commodity & Energy Strategy, BCA Research, Montreal, 09.07.2015, S. 3
12
3. Quartal 2015
Der nachhaltige Gewinn von Marktanteilen für alternative Energien ist auf ungemeine Kostenreduzierungen und
enorme Skalierungsgewinne zurückzuführen. So erlebte die Solarindustrie seit
2010 einen Kostenrückgang von über
70%. Denselben Weg beschritt die Produktion von Halbleitern, wo eine automatisierte Fertigung den Solarfirmen erlaubt, inzwischen Gigawatt-Größenordnungen zu erreichen. Das wiederum
dürfte die Preise weiter drücken.
Grafik 13
Quelle: Ntonifor, Chester (Hrsg.) und Ryan, Robert P. (Hrsg.); Climate Change And Alternative Energy: Bullish Opportunities
And Implications For Oil & Gas, Commodity & Energy Strategy, BCA Research, Montreal, 09.07.2015, S. 5
Perspektiven
Laut IEA werden alternative Energien
2030 bereits 20% der weltweiten Energiegewinnung ausmachen, damit die gesetzlich verhängten Einschränkungen im
CO2 Ausstoß eingehalten werden. Erneuerbare Energien sind bereits auf dem
Weg die gesteckten Ziele zu übertreffen.
Wem dies zu ambitioniert klingt, muss
beachten, dass die alternativen Energien
bereits 60% der Stromgewinnung in Dänemark, 22% in Deutschland und 18% in
Belgien ausmachen – also in Ländern, die
kaum die Sonneneinstrahlung oder die
Windkraft für eine optimale Nutzung
von alternativen Energien aufweisen. Zur
gleichen Zeit muss die traditionelle Energiegewinnung zusehen, wie ihre Gestehungskosten steigen.
Der Ernst & Young Attraktivitäts-Index,
der alternative Energien (vor allem Solar),
basierend auf der nationalen Energiepolitik, Energie Infrastruktur und Wachstumspotential individueller Technologien bewertet, steigt kontinuierlich. Aufstrebende Märkte wie Indien, Brasilien
und China – allesamt unersättliche Energieverbraucher – sind besonders attraktiv (Bild). Unsere Umfrage im Bezug auf
Schlüsselmärkte deutet darauf hin, dass
alternative Energien sich nicht nur für die
Umwelt, sondern auch wirtschaftlich als
sinnvoll erweisen:
13
Indien: Jahrzehntelange unzureichende Investitionen in die Infrastruktur des Landes haben in Indien zu emporschnellenden
Strompreisen und ständigen Stromausfällen geführt. Ein Viertel
der indischen Bevölkerung hat keinen Anschluss zum Netz. Die
dezentrale und unvernetzte Einsatzmöglichkeit von Solarpanelen und Windräder würde die Elektrizitätsdefizite weitgehend abschwächen.
Grafik 14
China: China verpflichtet sich weiterhin zu einem grüneren
Energiemix, vor allem in Anbetracht der noch immer enormen
Umweltverschmutzung. Im Rahmen des 12-Jahre Plans, hat sich
China hochgesteckte Ziele gesetzt, aber hat sie bisher jedes Jahr
übertroffen. Mittlerweile trägt China 16% zur globalen Sonnenenergie und 31% zur weltweiten Windenergie bei – eine Kennziffer, die in den nächsten Jahren noch weiter steigen wird.
Japan: Die Fukushima Katastrophe veranlasste Japan erst einmal, aus der Atomenergie auszusteigen. Es wird noch eine Weile dauern, bevor alle Reaktoren wieder an das Netz angeschlossen werden können. Die derzeitige Abhängigkeit von Flüssiggas
macht Solar und Windenergie zu konkurrenzfähigen Alternativen. Als Antwort darauf setzte die Regierung einen Einspeisetarif in Kraft (FiT), um die Nachfrage nach Solarpaneelen zu fördern, was nun für einen kleinen Solarboom sorgt.
Grafik 15
Quelle: Ntonifor, Chester (Hrsg.) und Ryan, Robert P. (Hrsg.); Climate Change And Alternative Energy: Bullish Opportunities And Implications For Oil & Gas, Commodity & Energy
Strategy, BCA Research, Montreal, 09.07.2015, S. 7
Quelle: Ntonifor, Chester (Hrsg.) und Ryan, Robert P. (Hrsg.); Climate Change And Alternative Energy: Bullish Opportunities And Implications For Oil & Gas, Commodity & Energy Strategy, BCA Research, Montreal, 09.07.2015, S. 6
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3. Quartal 2015
USA: Auch in den USA steigen die Stromerzeugungspreise und
machen damit alternative Energien konkurrenzfähig. Es ist eine
offene Frage, ob der 30%-ige Steuervorteil auf Investitionen in
diesem Bereich verlängert wird, wenn die Förderung bis 2017 linear auf Null fällt. Nichtsdestotrotz ist Solarenergie in Staaten
wie Kalifornien und Arizona schon ein großer Konkurrent geworden, wobei 8% und 3% des gesamten Elektrizitätsverbrauchs von Solarenergie bestritten werden, während Windenergie mehr als 10% von Texas Energiemix ausmacht.
Brasilien: Brasilien hat sich erfolgreich von seiner enormen
Abhängigkeit von Öl in den 1970ern befreit – einfach, weil alternative Energien billiger geworden sind. Fast die Hälfte der in
Brasilien verbrauchten Energie kommt aus erneuerbaren Quellen, allen voran Biogas. Erst vor Kurzem versprach Präsidentin
Dilma Rousseff den erneuerbaren Anteil an der Energiegewinnung in Hinsicht auf den Klimawandel weiter zu erhöhen.
Solarenergie noch vor Windenergie
Die größten Potenziale stecken in der Solarenergie, da sie skalierbar ist. Ladestationen, Parkautomaten, private Dachanlagen
oder sogar Industrieanlagen können mit Solarpaneelen ausgestattet werden. Windturbinen hingegen benötigen ausgedehnte Flächen, weit entfernt vom Stadtkern, und werfen Probleme
für das Netz auf, wenn die installierte Leistung einen bestimmten Anteil am Energiemix erreicht hat. Atomkraftwerke und
Wasserkraftwerke sind ebenso auf abgelegene Orte ausgelegt.
Solarenergie kann besonders zum Decken von Spitzenlasten
verwendet werden, da die Sonnenstunden mit den Verbrauchsspitzen von Strom in vielen Städten zusammenfallen.
Solarenergie ist der ideale Kandidat für eine dezentrale Energieerzeugung, was man am explosiven Wachstum beim Anlageneinsatz für private Haushalte, für unabhängige gewerbliche
Stromerzeuger und Genossenschaften zur Energiegewinnung
sehen kann. Steigende Solarinstallationen in den USA geben
beides wieder – billigere Panelpreise und längere Lebensdauer.
Grafik 16
Unter alternativen Energien hat Solarenergie die am schnellsten
sinkenden Preise – eine Leistung, die es ermöglicht, einen der
größten Anteile an der weltweit neuen Energiekapazität einzunehmen (Bild). Windenergie bleibt noch immer preislich unter
der Solarenergie, aber es ist keine Frage, dass sich diese Lücke rasant schließt.
Der Solarsektor besitzt das größte Potential, neue durchschlagende Technologien einzuführen, die benötigt werden, um die
Leistungsfähigkeit zu verbessern und so Kosten wesentlich zu
verringern und Netzgleichheit zu ermöglichen. Unsere Einschätzung deutet darauf hin, dass die Solarenergie in den USA
2016 das Kostenniveau von Kohle und im folgenden Jahr das
von Erdgas erreichen kann. Als Folge der erheblichen Investitionen in Forschung und Entwicklung kommen bereits dünnere,
billigere und leistungsstärkere Solarzellen auf den Markt.
Im Vergleich dazu bleibt das Verbesserungspotential bei Wind
und Atomtechnologie begrenzt, da bereits das volle Kosteneinsparungspotenzial ausgeschöpft ist. Die Kosten pro Watt Windenergie sind bereits über die Jahre zurückgegangen, bei der
Atomenergie steigen sie sogar.
Perspektiven
Quelle: Ntonifor, Chester (Hrsg.) und Ryan, Robert P. (Hrsg.); Climate Change And Alternative
Energy: Bullish Opportunities And Implications For Oil & Gas, Commodity & Energy Strategy,
BCA Research, Montreal, 09.07.2015, S. 8
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Grafik 17
Die zweite Einschränkung für Solarenergie ist die Netzstabilität,
vor allem wenn der Photovoltaikanteil in der Energieversorgung
den kritischen Grenzwert übersteigt. Der Großteil der Netze
wurde mit zentraler Elektrizitätserzeugung geplant, was die
Streuung der Photovoltaikanlagen zu einer logistischen Herausforderung macht und intelligente Netze erfordert, die mit Leistungsspitzen umgehen können.
Wie investieren?
Neben der fesselnden makroökonomischen Geschichte war
der alternative Energien-Sektor voller Volatilität. Seit Ende 2012
– also nach dem extremen Preiseinbruch bei den Paneelen
stieg der Solaraktien-Index (NYSE-Kürzel TAN) um 187% und
fiel dann 2014 wieder um 30% zurück. Bei Windenergie-Aktien
sah es ähnlich aus. Lediglich Titel des Bioenergiesektors befinden sich seit Jahren in einer Baisse und sollten daher gemieden
werden.
Quelle: Ntonifor, Chester (Hrsg.) und Ryan, Robert P. (Hrsg.); Climate Change And Alternative Energy: Bullish Opportunities And Implications For Oil & Gas, Commodity & Energy
Strategy, BCA Research, Montreal, 09.07.2015, S. 11
Wer über die ganzen erneuerbaren Energien hinweg breit investieren möchte, kann sich auch am NYSE Bloomberg Americas
Clean Energy Index orientieren, der mit 141 Mitgliedern über
die ganze Branche diversifiziert.
Es gibt allerdings zwei gravierende Hürden für die großflächige
Verwendung von Solarenergie zur Einspeisung in öffentliche
Netze, aber diese treffen genauso auf andere erneuerbare Energien zu.
Individuelle Sektoren sollten nach drei Aspekten ausgewählt
werden: Wohin fließt Kapital, wie ist die Gewinnentwicklung
(Marge) und gibt es revolutionäre neue Technologien. Darüber
hinaus sind große Mischkonzerne wie Siemens und General
Electric in erneuerbaren Technologien seit Jahren vertreten.
Das erste noch ungelöste Problem ist die begrenzte Speichertechnik. Allgemein gebräuchliche Batterien sind derzeit erhältlich mit Bleisäure, Lithium-Ionen und als Flussbatterie. Bleisäurebatterien wären zwar billiger, haben aber nur eine kurze Lebensdauer und neigen zu schneller Entladung, was sie für das öffentliche Netz unbrauchbar macht. Dagegen sind Lithiumionenbatterien noch zu teuer für diesen Verwendungszweck,
obwohl Investitionen von Pionieren wie Elon Musk (Tesla Motors) dies ändern könnten. Flussbatterien basieren auf einer relativ neuen und vielversprechenden Technik, die sich möglicherweise für die Einspeisung ins Netz eignen könnte.
In der Solarindustrie kämpfen derzeit zwei Haupttechnologien
um Investorenkapital und globale Marktanteile: Kristallin-Silikon (C-Si) und Dünnfilm-Technologie. C-Si Technologie ist
schon seit vielen Jahren auf dem Markt, aber hat mit zwei Herausforderungen zu kämpfen. Zum einen benötigt die Methode
sehr viel Silikon, dessen Preis immer sehr volatil war, zum anderen dürfte die Technologie mit ihrer kommerziellen Leistungsfähigkeit langsam ihr theoretisches Limit erreichen. Die kosteneffizientere Dünnfilm-Variante besitzt das Potential über einen günstigeren Preis Marktanteile erobern zu können. Aber
auch in der Leistungsfähigkeit bleibt Luft nach oben.
16
3. Quartal 2015
Grafik 18
Wind: Windenergie-Aktien gleichen
denen der Solarbranche in Anbetracht
eines ähnlichen Investitionszuwachses
und Gewinnprofils. Auf der Kapitalseite
zog der Windsektor in 2014 im Gegenwert fast US$ 100 Milliarden neue Investments an und damit nur unbedeutend weniger als der Solarsektor. Auf
der Ertragsseite haben sich sowohl
EBITDA Wachstum und Marge gefestigt, doch bleibt es bei einem Verdrängungswettbewerb, der kurzfristig die
Überlebenschancen kleinerer Anbieter
vernichten kann. Der Rückgang in der
Verschuldungsquote und die gestiegene Kapitalrendite sind positive Faktoren
für den Sektor.
Grafik 19
Quelle: Ntonifor, Chester (Hrsg.) und Ryan, Robert P.
(Hrsg.); Climate Change And Alternative Energy: Bullish
Opportunities And Implications For Oil & Gas, Commodity & Energy Strategy, BCA Research, Montreal,
09.07.2015, S. 13
Quelle: Ntonifor, Chester (Hrsg.) und Ryan, Robert P.
(Hrsg.); Climate Change And Alternative Energy: Bullish
Opportunities And Implications For Oil & Gas, Commodity & Energy Strategy, BCA Research, Montreal, 09.07.2015,
S. 12
Grafik 20
Name
CANADIAN SOLAR I
FIRST SOLAR INC
SUNPOWER CORP
SOLARCITY CORP
TERRAFORM POWE-A
CHINA LONGYUAN-H
CHINA HIGH-SPEED
XINJIANG GOLD-H
XINYI SOLAR HLDS
VESTAS WIND SYST
SMA SOLAR TECHNO
Quelle:Bloomberg
Perspektiven
GICS INDUSTRY
Land
Währ.
Kurs
KGV
KBV
Halbleiter & Geräte zur Halbleiterproduktion
Halbleiter & Geräte zur Halbleiterproduktion
Halbleiter & Geräte zur Halbleiterproduktion
Investitionsgüter
Versorgungsbetriebe
Versorgungsbetriebe
Investitionsgüter
Investitionsgüter
Halbleiter & Geräte zur Halbleiterproduktion
Investitionsgüter
Halbleiter & Geräte zur Halbleiterproduktion
CA
US
US
US
US
CH
HK
CH
CH
DE
GE
USD
USD
USD
USD
USD
HKD
HKD
HKD
HKD
DKK
EUR
26,55
43,95
26,72
52,15
37,20
9,18
6,85
16,84
3,29
378,80
30,89
9,15
19,53
27,13
181,46
16,03
12,01
15,32
17,23
21,89
-
1,97
0,89
2,38
6,71
6,59
1,79
1,03
2,46
6,05
4,76
1,95
Market
Cap. in
Mrd. €
1,34
4,09
3,28
4,66
5,00
8,78
1,33
7,44
2,57
11,36
1,06
20.07.15
17
Asset Allokation –
wieder mehr Bonds.
Bei der Asset Allokation fand seit Ende April ein steter Abbau
der Aktienpositionierung von 90 % auf aktuell 61% statt. Per
30.06. waren die Gewinner ausschließlich die Staatsanleihen,
die den Rest zu 100 % auffüllen.
36 % befinden sich nach 57 % des Gesamtportfolios in den Aktienmärkten des Euroraums, weitere 6 % in der EU. Bei den
Schwellenländern wurde ebenso wie in Nordamerika geringfügig abgebaut.
Am markantesten fällt die Position in den US-Staatsanleihen
mit 12% auf, gefolgt von Kanada mit 5%. Der Euroraum liegt
mit 16% gleichauf. In englischen Gilts befinden sich aktuell 5%
des Gesamtportfolios investiert.
dell bekanntlich keine Zeitung liest, fließen Situationen wie die
Griechenlandkrise und der Absturz chinesischer Inlandsaktien
lediglich über Kursdaten ein. Aus Sicht der verwendeten Parameter sind bei Aktien und Anleihen gleichermaßen die Risiken in den vergangenen Monaten signifikant zurückgegangen,
wobei das Anleihesegment in stärkerem Ausmaß überverkauft ist als das der Aktien. Beide Gattungen bewegen sich
hinsichtlich ihrer Bewertung (noch) auf fairem Niveau, die
Überschussliquidität bleibt reichlich vorhanden und verhindert durch stete Nachfrage nach Anlagemöglichkeiten gravierende Kurseinbrüche.
Grafik 21
Das BCA-Modell zeigt sich momentan also im Risk-Off-Modus, was auf den massiven Renditeanstieg der Staatsanleihen
des Euroraums einerseits, und neues Kurspotenzial bei den
nordamerikanischen Staatsanleihen, aufgrund eines offensichtlich geringer ausfallenden Wachstums in den USA andererseits, zurückzuführen ist. Da das quantitativ ausgelegte Mo-
Quelle: Savary, Mathieu (Hrsg.); Tactical Asset Allocation and Market Indicators, Global Investment
Strategy, BCA Research, Montreal, 30.06.2015, S. 3
18
3. Quartal 2015
Grafik 22
Bei den Staatsanleihen hat der Status des
Konjunkturzyklus, der die Zyklik-Komponente definiert, den neutralen Bereich
nicht verlassen.
Das taktische Allokationsmodell wird
auch um Investmentfonds Leonardo UI
(WKN A0MYG1 thesaurierend, WKN
A1J9EP ausschüttend) abgebildet. Im Juni
konnte das Modell zwar nicht den S+P
500-Index in US-$ outperformen, aber
die globalen Referenzindices in US-$. Zur
Erinnerung: das Modell basiert auf Indikatoren in jeweils lokaler Währung. Der
Leonardo UI hingegen sichert die Fremdwährungspositionen überwiegend ab.
Dennoch gelang es seit Jahresanfang einen Wertzuwachs von 10% zu erwirtschaften.
Quelle: Savary, Mathieu (Hrsg.); Tactical Asset Allocation and Market Indicators, Global Investment Strategy, BCA Research,
Montreal, 30.06.2015, S. 6 und 9
Perspektiven
Seit April 2008 wird die reine Aktienallokation mittels indexnaher Aktienfonds
und Zertifikaten in einem Referenzportfolio „Fonds, ETFs und Zertifikate“ abgebildet, das seit der letzten Perspektivenausgabe im Rahmen der Konsolidierung
an den Aktienmärkten zwar knapp 4%
auf 14% Jahresgewinn (YTD) verlor, aber
dennoch die Outperformance gegenüber dem MSCI Welt (10,6% Plus) weiter
ausbauen konnte.
19
20
3. Quartal 2015
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Die in diesem Dokument enthaltenen Zahlen, Daten und sonstige Informationen sind nach Auffassung der I.C.M. InvestmentBank AG verlässlich und/oder wurden aus verlässlichen Quellen bezogen. Die I.C.M. InvestmentBank AG übernimmt allerdings keine Gewähr.
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Bei der ausgewiesenen Performance handelt es sich um eine Performance ohne Gebühren und Steuern. Die tatsächliche Performance kann durch abweichende Ausführungskurse, Steuern und Gebühren auf Portfolioebene von der ausgewiesenen Performance abweichen.
Aktien: Cash fließt zurück.
Wie schon in den vergangenen Quartalen bleibt es bei einer strukturellen Übergewichtung von Aktien, auch wenn das
Ausmaß temporär zurückgefahren wurde. Sicher ist zwar nichts wirklich billig,
besonders teuer sind Aktien allerdings
auch nicht. Basierend auf dem Verhältnis
Preis zu Buchwert sind Aktien nur leicht
über dem Durchschnitt seit 1975 bewertet. Eine ähnliche Schlussfolgerung ergibt
sich auch aus anderen Bewertungsmaßstäben wie Kurs zu Umsatz, Kurs zu zukünftigem Gewinn, Kurs zu Cashflow
und zuletzt Dividendenrendite.
Grafik 23
Die wichtigen Indikatoren signalisieren,
dass Aktien im langfristigen Vergleich nach
allen relevanten Maßstäben leicht über
dem Durchschnitt bewertet sind.
Nach Ländern betrachtet, gibt es allerdings erhebliche Unterschiede. Dabei
sind die US-Börsen verglichen zu anderen globalen Börsen die Teuersten. Zum
Beispiel handeln US-Aktien derzeit bei einem Shiller KGV1 von 26, im Vergleich zu
17 für Aktien aus dem Euroraum. Wenn
man normalisierte Erträge aus den
1990igern noch einfließen lassen würde,
wäre die Kennziffer bei US-Aktien mit 36
kurz unter ihrem langfristigen Höchstwert von 2000, der bei 43 lag. Optimisten
würden an dieser Stelle behaupten, dass
die heute hochgesteckten Einschätzungen zukünftiger Erträge schon allein
durch den niedrigen Diskontierungsfaktor gerechtfertigt werden können, der
aufgrund des aktuellen Zinsniveaus zugrundegelegt werden muss.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 29
Nobelpreisträger Robert Shiller modifizierte daher das KGV, indem er den durchschnittlichen Gewinn der vergangenen zehn
Jahre ermittelte. Dadurch sollen auch Konjunkturzyklen berücksichtigt werden, was dem Shiller-KGV oder CAPE einigen
Charme verleiht. Zähler und Nenner werden zudem inflationsbereinigt, um einen weiteren Störenfried, die Preissteigerung,
zu eliminieren
1
Perspektiven
21
Grafik 24
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 30
Was die Einkünfte betrifft, war der Gewinnzuwachs sowohl im vierten Quartal 2014 als auch im ersten Quartal dieses Jahres negativ.
S&P 500-Unternehmen rechnen noch
immer mit 1% Gewinnzuwachs für dieses Jahr. Allerdings spiegelt schon dies
eine enorme Reduzierung, im Vergleich
zu den Erwartungen von 12% noch im
Oktober vergangenen Jahres, wider. Zugegeben, der Rückgang des Ölpreises
spielte gerade für den US-Energiesektor
eine große Rolle. Aber selbst außerhalb
des Energiesektors, wurden die Ergebniserwartungen für 2015 maßgeblich gesenkt.
22
Grafik 25
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter 2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 31
Zukünftig wird eine Menge Faktoren den
Gewinnzuwachs bei US-Aktien belasten:
Zunächst dürfte der starke Dollar sich
weiterhin in die Auslandsgewinne fressen, was derzeit mehr als ein Drittel der
gesamten S&P 500 Einkünfte ausmacht.
Dabei reicht es schon, wenn der Dollar
sich beim derzeitigen Niveau stabilisiert.
Hinzu kommen Lohnerhöhungen, wenn
die Wirtschaft weiter in Richtung volle
Beschäftigung geht. Zusammen mit dem
schwachen Produktionswachstum dürften die Lohnstückkosten unweigerlich
steigen. Schon in der Vergangenheit war
die enge Verbindung zwischen Änderungen in den Personalkosten und der Gewinnmarge nachweisbar. Das absolut
niedrige Zinsniveau erhöhte die Gewinnspanne seit 2009 um etwa 1%.
Niedrige Zinsen verlocken wiederum naturgemäß zu Investitionen, die man sonst
nicht gewagt hätte. Da solche Investitionen eine unterdurchschnittliche Kapitalrendite besitzen, könnte am Ende ein negativer Einfluss auf die gesamte Gewinnspanne entstehen.
3. Quartal 2015
Besseres gibt es außerhalb der USA.
Fortlaufenden Grafik-Nummerierung ?
Bereits im Frühjahr 2015 war klar, dass
der nächste Kurssprung der Börsenhausse nicht von US-Aktien geleitet werden
wird. Aktien aus der Eurozone befinden
sich in einem idealen Umfeld von schnellerem Wirtschaftswachstum und sich erholenden Unternehmensgewinnen. Ein-
schätzungen deuten darauf hin, dass für
2015 und 2016 mit einem Gewinnwachstum von 14% bzw. 13% gerechnet werden kann. Was die Einkünfte betrifft war
der Gewinnzuwachs sowohl im vierten
Quartal 2014, als auch im ersten Quartal
dieses Jahres negativ.
Sector
Industry /
Company Name
Symbol
Last Close
Price
Target
Return
Potential
Healthcare
Grifols
GRLSbn.MC
EUR30.10
EUR46.00
53%
Technology
ARM Holdings
ARM.L
1,018.00p
1,550.00p
52%
Transportation
FirstGroup
FGP.L
119.00p
178.00p
50%
Financial Services
Man Group
EMG.L
152.10p
226.00p
49%
Consumer Cyclicals
Burberry
BRBY.L
1,595.00p
2,323.00p
46%
Financial Services
Unipol
UNPI.MI
EUR4.70
EUR6.64
41%
Industrials
Spectris
SXS.L
1,968.00p
2,750.00p
40%
Industrials
Melrose
MRON.L
261.30p
365.00p
40%
Industrials
Philips
PHG.AS
EUR24.37
EUR34.00
40%
Financial Services
Banca Popolare Emilia Romagna
EMII.MI
EUR8.40
EUR11.70
39%
Consumer Cyclicals
Fiat Chrysler Automobiles NV
FCAU
US$15.48
US$21.40
38%
Consumer Cyclicals
Richemont
CFR.VX
SFr80.20
SFr109.90
37%
Telecom Services
Liberty Global Plc
LBTYA
US$52.73
US$70.00
33%
Transportation
Easyjet
EZJ.L
1,698.00p
2,245.00p
32%
Transportation
A.P. Moeller-Maersk
MAERSKb.CO
Dkr12,340.00
Dkr16,100.00
30%
Industrials
Wienerberger
WBSV.VI
EUR14.66
EUR19.00
30%
Consumer Cyclicals
Peugeot
PEUP.PA
EUR18.23
EUR23.50
29%
Industrials
Safran
SAF.PA
EUR66.00
EUR84.00
27%
Consumer Cyclicals
Daimler AG
DAIGn.DE
EUR84.44
EUR107.00
27%
Technology
United Internet
UTDI.DE
EUR45.80
EUR58.00
27%
Telecom Services
Orange
ORAN.PA
EUR15.59
EUR19.50
25%
Healthcare
Shire
SHP.L
5,485.00p
6,800.00p
24%
Utilities
Vestas Wind Systems A/S
VWS.CO
Dkr375.00
Dkr460.00
23%
Technology
Dassault Systemes
DAST.PA
EUR68.25
EUR83.50
22%
Financial Services
Beni Stabili
BNSI.MI
EUR0.72
EUR0.87
22%
Healthcare
Roche
ROG.VX
SFr279.50
SFr340.00
22%
Industrials
Buzzi Unicem
BZU.MI
EUR13.99
EUR16.80
20%
Grafik 26
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 34
Einzig die Gewinne japanischer Unternehmen zeigen seit 2013 unverändert nach oben.
Perspektiven
23
Japan übergewichten.
Wie schon im Vorquartal sehen wir einen Aufwärtstrend für japanische Aktien. Basierend auf dem Preis zum Buchwert und dem Kursumsatz, zählen japanische Aktien derzeit zu den preisgünstigsten weltweit. Sicherlich scheinen
Grafik 27
japanische Aktien weniger reizvoll, wenn
man sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis
oder die Dividendenrendite ansieht, die
Richtung stimmt aber. Anders als im
Großteil der anderen Regionen haben
Analysten die EPS Schätzungen der japanischen Firmen nach oben korrigiert. Änderungen in der Unternehmenspolitik
helfen mehr Geld an Aktionäre auszuschütten. Ein großes Fragezeichen bleibt,
wie japanische Aktien sich im Fall eines
steigenden Yen verhalten werden. Über
die vergangenen 8 Jahre war die Korrelation zwischen Nikkei und dem Wechselkurs zum Dollar ausnahmslos negativ.
Nur in der Phase von 2002 bis 2006
konnten sie sich davon abheben.
Fortlaufenden Grafik-Nummerierung ?
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 35
Sector
Industry /
Company Name
Symbol
Japans Unternehmen halten durchschnittlich 85% ihres Börsenwerts an Cash. Bei den
US-Aktien sind es lediglich 11%.
Last
Clone
Price
Target
Return
Potential
Financial Services
Tokyo Tatemono Co.
8804.T
¥1,720.00
¥2,800.00
62%
Industrials
NTN
6472.T
¥714.00
¥1,050.00
47%
Industrials
NSK
6471.T
¥1,701.00
¥2,500.00
46%
Financial Services
Sumitomo Mitsui
Financial Group
8316.T
¥5,550.00
¥7,900.00
42%
Technology
NEC
6701.T
¥379.00
¥540.00
42%
Technology
Hitachi
6501.T
¥775.20
¥1,060.00
36%
Healthcare
Olympus
7733.T
¥4,635.00
¥6,100.00
31%
Technology
Ulvac
6728.T
¥1,865.00
¥2,420.00
29%
Basic Materials
Nippon Steel &
Sumitomo Metal
5401.T
¥295.10
¥370.00
25%
Technology
Alps Electric
6770.T
¥3,925.00
¥4,800.00
22%
Consumer Cyclicals
Toyota Industries
6201.T
¥6,790.00
¥8,200.00
21%
Softbank
9984.T
¥7050.00
¥9,000.00
29%
(und unsere Idee)
Telecom Services
24
Grafik 28
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 36
Ein steigender Yen (v.a. gegenüber dem US$) wird regelmäßig ins Feld geführt, wenn
japanische Aktien fallen. Dass diese negative Korrelation keineswegs ehernes Gesetz
ist, zeigt die nebenstehende Grafik.
3. Quartal 2015
Chinesische Aktien: kaufen oder verkaufen?
Bleiben Sie selektiv, wenn es um Emerging Markets geht. Die
Neigung vieler Investoren, Aktien aus den Emerging Markets als
monolithische Anlageklasse zu behandeln, öffnet denen, die
sich die Zeit nehmen, die Spreu vom Weizen zu trennen, große
Möglichkeiten. Ähnlich der verschiedenen Währungen herrscht
auch hier zwischen den einzelnen Ländern einiges an Heterogenität. Manche Sektoren so wie Konsumgüter, Technologie und
Gesundheitswesen bleiben relativ teuer; wohingegen Sektoren
wie Banken, Material und Energie sich als preisgünstig erweisen.
Natürlich sind einige Sektoren begründet preiswert und angesichts einer eher negativen Einstellung gegenüber Rohstoffen
würden wir Brasilien, Kolumbien, Indonesien, Südafrika und
Russland weiterhin untergewichten.
Seit dem Hoch am 9. Juni verlor der chinesische CSI-300 Aktienindex 32 %. Das Problem des Marktes waren auf Kredit gekaufte Aktien. Die Reaktion der Regierung war bislang zweifelhaft. Vom Handel wurden 1320 Titel einfach ausgesetzt, Leerverkäufe verboten und Aktienkäufe initiiert. Daneben hatte die
Notenbank Liquidität zur Verfügung gestellt. Der Rückschlag
blieb natürlich nicht auf Shenzhen beschränkt, sondern riss
gleichermaßen den Hongkonger Aktienmarkt mit sich. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt. Stellt sich die Frage, ob nun
wieder gekauft werden sollte, oder ob man sich besser von Titeln trennt? An dieser Stelle fällt es schwer die Lage richtig einzuschätzen. Staatliche Eingriffe waren selten geeignet, Spekulationsblasen geräuschlos und schmerzfrei zu beseitigen. Im Falle
Chinas stellt der Aktienmarkt keinen besonders bedeutenden
Anteil am investierten Volksvermögen dar. Insofern können
Übersprungeffekte auf die reale Wirtschaft lediglich gering ausfallen. Unbestritten leidet die chinesische Wirtschaft unter dem
Wachstumsrückgang, was am Ende nicht spurlos am Aktienmarkt vorübergehen kann. Eine Gelegenheit dürften mit größerer Wahrscheinlichkeit die gefallenen Kurse der großen Internethändler sein.
Wie schon in den Vorquartalen bleibt unser Augenmerk auf
China und Indien gerichtet. Die jüngste Schwäche indischer
Aktien hat ihre Bewertung verbessert. Steuersenkungen und
geringe Rohstoffpreise helfen die Inflation zu verringern, was
der Notenbank die Möglichkeit offenlässt die Zinsen weiter zu
senken. Außerdem gibt es vielversprechende Zeichen, dass Indiens Investitionsgüterzyklus nach Jahren der Flaute wieder
nach oben zeigt. Geringe Zinsen helfen außerdem diesen Trend
zu beschleunigen.
Grafik 29
Name
GICS
INDustry
Land
Währ.
Kurs
KGV
KBV
Market
cap. in
Mrd. €
Lenovo
Group
Hardware
& Ausrüstung
CH
HKD
9,42
12,15
3,31
12,46
Tencent
Software
& Dienste
CH
HKD
155,50
37,29
13,23
173,61
Alibaba
GRP-ADR
Software
& Dienste
CH
USD
83,36
29,89
8,84
193,28
Naspers
Ltd-N
Medien
SA
ZAr
191791,00
44,08
9,79
59,72
Quelle: Bloomberg 20.07.15
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter 2015, Global Investment Strategy,
BCA Research, Montreal, 7.7.2015, S. 37
Perspektiven
25
Fortlaufenden Grafik-Nummerierung ?
Emerging Markets: Make your choice.
Und es gibt noch eine Alternative: der
kleine Nachbar Vietnam sticht durch ein
anhaltendes Produktivitätswachstum
hervor und zählt so zu den besten Volkswirtschaften im Emerging Markets Universum. In Investitionsgüternachfrage
und Exporten ist Vietnam anderen asiatischen Schwellenländern weit voraus.
Und mit einem KGV von 18, sowie einem Kurs-zu-Umsatz Verhältnis von 2,4
sind vietnamesische Aktien zwar nicht
gerade billig, allerdings mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ausgestattet. In einem Umfeld von rund 6%
Wachstum und einer Inflationsrate von
nahe Null sind gerade die volkswirtschaftlichen Rahmendaten überzeugender als die Chinas.
Grafik 30
Anleihen: langfristig
niedrige Renditen.
Ende April sprangen weltweit die Renditen nach oben, nachdem zuvor sogar die
Rendite der deutschen Bundesanleihen
mit zehnjähriger Restlaufzeit sich nahe
an die Null herangearbeitet hatte. Diese
völlige Überbewertung wurde in atemberaubender Geschwindigkeit abgebaut.
Aus heutiger Sicht sind damals die
Höchststände in den Kursen erreicht gewesen. Angesichts der drohenden ersten
Zinserhöhung der Federal Reserve und
möglichen positiven Wachstumsüberraschungen in der alten und der neuen
Welt, sind kurzfristige Renditerückgänge
unwahrscheinlich geworden. Auf lange
Sicht allerdings, ist das Umfeld verhaltener Nachfrageentwicklung und geringer
Inflation nicht geeignet, für eine Serie
gravierender Zinsanhebungen durch die
Notenbanken zu sorgen, wie wir es in
den 90er Jahren mehrfach erlebten.
ge gegen fallende Aktienkurse, sodass die
Käufer lieber eine niedrigere Rendite in
Kauf nehmen, als eigentlich einen Aufschlag für deren lange Laufzeit. Solange
dieser Zusammenhang so bleibt, dürfte
die Zeitprämie als Komponente in der
Rendite langlaufender staatlicher Emissionen tendenziell negativ bleiben.
Grafik 31
Negative Zeitprämie bei
Staatsanleihen
bester Bonität bleibt.
Quelle: Budaghyan, Arthur (Hrsg.); Buy Vietnamese Stocks, Special Report, Frontier Markets Strategy, BCA Research, Montreal,
17.07.2015, S. 1
26
Definitionsgemäß setzt sich der faire
Wert 10-jähriger Staatsanleihen zusammen aus der erwarteten Rendite am
Geldmarkt und einer angemessenen
Zeitprämie für die lange Zinsbindung, die
der Investor eingeht. In den letzten Jahren stieg der Kurs langlaufender Staatsanleihen immer dann, wenn die Wirtschaft schwächer wurde und Aktienkurse fielen. Anders zwei Dekaden zuvor:
damals liefen Aktienkurse und Anleihekurse immer in dieselbe Richtung. Angesichts der negativen Korrelation werden
Staatsanleihen bester Bonität zum Hed-
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 15
3. Quartal 2015
Dazu beigetragen haben natürlich die
Aufkaufprogramme der Notenbanken
– bekannt unter dem Begriff „Quantitative Easing“ –, die dadurch das Angebot
in dieser Gattung künstlich verknappten. Der Nachfragüberhang all derjenigen Anleger, die unabhängig vom Renditeniveau beste Bonitäten erwerben
müssen, lässt die Zeitprämie wohl auch
für die nächsten Jahre auf Null verharren. Wenn also die Inflationsrate in den
USA in der nächsten Dekade bei rund
2% läge, würde die US-Fed den Geldmarktzins diesem Niveau annähern unter der Annahme, dass es auf absehbare
Zeit zu keinem erneuten Rückgang in
der Konjunktur käme. Das hieße wiederum, dass die faire Rendite zehnjähriger
US-Staatsanleihen zwischen 1,5 und 2%
läge.
Noch gravierender fällt das Ergebnis bei
deutschen Bundesanleihen aus. Aktuell
sind höhere Renditen im Wachstum der
Euroregion begründet, wo sich die Kombination aus gefallenem Ölpreis, schwachem Euro und der Lockerung in den
Konditionen der Kreditvergabe niederschlägt. Zu Beginn nächsten Jahres treten diese Einmaleffekte wieder in den
Hintergrund, sodass auch weiterhin eine
ultralockere Geldpolitik der EZB gefragt
bleiben wird. Wenn also schon die Vereinigten Staaten eine reale Nullrendite
benötigen, um ihre Vollbeschäftigung
zu halten, dann dürfte der Euroraum
um eine noch geringere, dann sogar negative Realrendite nicht herumkommen
und diese noch länger halten. Daher
wäre sogar eine Rendite zehnjähriger
Bundesanleihen von 0,5% nachvollziehbar. Diese Aussage beruht auf dem Zahlenwerk der gesamten Eurozone. Würde
man Deutschland isoliert betrachten,
würde angesichts einer Arbeitslosenquote auf 25-Jahres-Tief und erster
Lohnrunden ein solcher Zins übermäßig
stimulierend wirken.
Grafik 32
Quelle: Joshi, Dhaval (Hrsg.); European Investment Strategy, Weekly Report, BCA Research, Montreal, 16.07.2015, S. 7
Perspektiven
27
Kurzfristiges Kurspotenzial haben vor allem Emissionen der Peripherie im Euroraum, nachdem ein Zusammenbruch
des griechischen Staats im letzten Moment doch noch verhindert wurde.
Wenn man allerdings über die nächsten
Monate hinwegsieht, stellen die Aussichten eher eine Herausforderung dar. Geringeres Wachstum im kommenden Jahr
könnte es bedeutend erschweren, das
Verhältnis von Schulden zu Bruttoin-
landsprodukt zu stabilisieren, auch wenn
an der Austeritätspolitik weiterhin festgehalten wird. Zudem werden Wahlen in
Portugal und Spanien stattfinden, die ein
zusätzliches politisches Risiko bedeuten.
Beachtenswert sind jedenfalls Renditen,
die ein Euroanleger erzielen kann, wenn
er Staatsanleihen in fremder Währung
kauft und diese dann absichert. Auf Basis
einer Rendite zehnjähriger Bundesanlei-
hen von 0,77% käme der Investor mit einem US-Treasury-Bond gleicher Laufzeit
auf 1,78%. Abgesehen von Renditen innerhalb des Euroraums mit französischen
OATs (1,24%), italienischen Tesoros
(2,35%) und spanischen emprestitos estatals (2,38%) wurde der Euro-Anleger mit
der Absicherungsstrategie seltsamerweise bei den klassischen Rohstoffländern
schlechter als in Bundesanleihen weg
kommen.
Grafik 33
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter 2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal, 7.7.2015, S. 21
28
3. Quartal 2015
Was passiert mit den Risikoprämien bei schlechteren Bonitäten?
Hier dürfte sich ebenfalls wenig Bewegung ergeben. Einerseits würden rückläufige Renditen von Staatsanleihen automatisch in den Renditen risikoreicherer
Anleihen abgebildet werden, ergo die
Kurse steigen. Zusätzlich kann man erkennen, dass immer dann die Risikoprämien zurückgingen, wenn risikofreie Renditen sanken.
Grafik 34
Auch die Befürchtung, dass angesichts
zunehmender Emissionstätigkeit in diesem Segment die Qualität der Emissionen zurückginge, ist unbegründet. Zum
Beispiel hat das Volumen neu aufgelegter
Unternehmensanleihen bereits zum
Halbjahr das des Gesamtjahres 2014
überschritten. Beunruhigenderweise lag
der Schwerpunkt nicht in der Refinanzierung von Altschulden, wie es zuvor der
Fall gewesen war, sondern man finanzierte man damit Übernahmen und Aktienrückkäufe. Sicherlich bleibt der Kredithebel noch immer gering, aber das Verhältnis zwischen freiem Cashflow und Schulden ist rasant gefallen.
Quelle: McClellan, Mark (Hrsg.); Global Fixed Income Strategy,
Weekly Report, BCA Research, Montreal, 30.06.2015, S. 10
Quelle: McClellan, Mark (Hrsg.); Global Fixed Income Strategy,
Weekly Report, BCA Research, Montreal, 30.06.2015, S. 9
Perspektiven
Grafik 35
US-Emittenten sind anhand dieser Fakten nicht mehr in der Favoritenrolle, bei
den außeramerikanischen Emittenten ist
das Bild nicht ganz so negativ.
29
Währungen
Grafik 36
Diejenigen, die mit höheren Euro-Dollar-Kursen im Nachgang der sich
schrittweise lösenden Grexit-Krise gerechnet hatten, wurden vorerst eines
besseren belehrt. Magere 1,12 US-$ erreichte der Euro, als wieder Bewegung
in die Verhandlungen kam und sich herauskristallisierte, dass Griechenland
von der Troika nicht fallengelassen wird.
Mit der Entspannung der Lage in der
Eurozone und in China gleichermaßen
rückte die Notenbankpolitik der Federal Reserve wieder in den Vordergrund, wo Janet Yellen im Monatsbericht der Fed erneuten Raum für Spe-
kulationen ließ, dass doch schon im
September die erste Erhöhung der
Geldmarktzinsen vorgenommen werden könne. Höhere Zinsen, so das Argument der Dollar-Optimisten, würden
definitiv neues Geld anziehen.
Im Augenblick bleibt der EUR im Band
zwischen 1,05 US-$ und 1,15 US-$ gefangen.
Quelle: Kalirei, Harvinder (Hrsg.); Foreign Exchange Strategy,
Weekly Report, BCA Research, Montreal, 10.07.2015, S. 11
30
3. Quartal 2015
Rohstoffe
China diktiert die Rahmenbedingungen
Für die Rohstoffmärkte gilt seit Jahren:
An China – sowohl in der Funktion als
Abnehmer als auch zunehmend als Anbieter - kommt niemand vorbei. Das hat
für die kommenden Jahre weitreichende
Implikationen, wenn sich die Perspektiven erfüllen, dass China langsam aus einer sehr intensiven Phase der Industrialisierung herauskommt, was auch mit entsprechenden Prognosen zum konjunkturellen Umfeld korrespondiert.
Grafik 37
Wie ungesund die Verteilung dabei ist,
zeigt insbesondere das Beispiel Kupfer,
das für viele Rohstoffhändler weiterhin
als Seismograph für den gesamten Bereich der Industriemetalle dient. So konsumiert China derzeit rund 40% mehr
Kupfer pro Einwohner als die USA. Im
Gegenzug liegt das durchschnittliche
Einkommen pro Einwohner Chinas nur
bei rund einem Viertel dessen, was Amerikaner verdienen. Solche Ungleichgewichte in Einkommen und Nachfrage
können nicht lange Bestand haben.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 26
Perspektiven
Die Kräfteverhältnisse, die sich in den
einzelnen Segmenten des Rohstoffmarktes ergeben, lassen keinen Interpretationsspielraum zu: Jedwede Abschwächung einer chinesischen Nachfrage auf
den Rohstoffmärkten könnte nicht einmal durch – eher unwahrscheinliche –
Nachfrageschübe etablierter westlicher
Industrienationen kompensiert werden.
Daraus ergibt sich im Seitenblick auch
ein weiteres Risiko für Rohstoffwährungen wie den Dollarblock (Kanada, Australien, Neuseeland) als auch für einige
Schwellenländerwährungen (insbesondere Brasilien, Südafrika und Indonesien).
Im Ausblick ist damit zu rechnen, dass
die Rohstoffnachfrage aus China weitere
Abkühlungserscheinungen zeigt, was
den Preisdruck verschärft. Zumal auch
das Angebot einiger Rohstoffe zunimmt.
31
Ölpreis in Richtung 40 Dollar?
Das lässt sich am besten derzeit beim Rohöl beobachten. Trotz
des Ölpreisverfalls haben OPEC- und Nicht-OPEC-Förderer in
den vergangenen eineinhalb Jahren ihre Produktionsvolumen
angehoben. Was auch ein Versuch war, ungeliebte Konkurrenz,
besonders aus dem Fracking-Segment, loszuwerden. Saudi-Arabien als führender OPEC-Staat hat mittlerweile entsprechende
Manipulationsversuche eingestellt, was nun die Frage aufwirft,
wonach sich der zukünftige Preis von Rohöl (in diesem Fall
WTI) ausrichten wird.
Grafik 38
Die Vermutung: Als Referenz werden die Break-even-Kosten
der kleineren Produzenten, aktuell sind es die Schieferöl-Produzenten, im Markt angenommen werden. Das hätte erhebliche
Konsequenzen für das Preisgefüge. Denn deren Break-even-Kosten liegen derzeit bei rund 50 bis 55 US-$ je Barrel.
Aufgrund technologischer Fortschritte und fallender Input-Preise könnte es möglich sein, dass hier auf absehbare Zeit
sogar Niveaus um die 40 US-$ erreicht werden. Das ist genau
das Gegenteil von den eher hoffnungsvollen Erwartungen, dass
sich der Ölpreis bis zum Ende der Dekade auf Werte zwischen
60 und 70 US-$ je Barrel erholen kann.
Wobei hier wohl noch nicht eingepreist ist, dass nun ein neuer
großer Mitspieler in den Markt kommt.
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter 2015, Global Investment Strategy,
BCA Research, Montreal, 7.7.2015, S. 27
32
3. Quartal 2015
Iran und das Rohöl
Sie erinnern sich: in der letzten Ausgabe
der Perspektiven hatten wir provokativ
das Ende der OPEC angekündigt. Aktuell
steigt innerhalb der Organisation die Fördermenge weiter, denn mit Beginn des 4.
Quartals 2015 dürfte der Iran das durch
Sanktionen verlorene Exportvolumen
wieder aufholen. Aktuell werden ca. 2,9
Mio. Barrel pro Tag gefördert. Zu rechnen ist mit zusätzlichen 500.000 Barrel
pro Tag ab dem vierten Quartal 2015.
Darüber hinaus dürften 20 – 30 Mio Barrel aus Lagerbeständen sofort an den
Markt kommen.
Grafik 39
Der Nachbar Irak erreichte im letzten
Monat einen Förderrekord von 4,0 Mio.
Barrel am Tag - angesichts der Umstände,
unter denen die Ölindustrie dort operieren muss, ein beeindruckendes Ergebnis.
Bis 2020 will Iraks Ölminister Adel Abdul-Mahdi die Produktion auf 6,0 Mio.
Barrel pro Tag ausweiten.
Hauptproduzent Saudi Arabien erhöhte
im Juni die Förderung auf 10,6 Mio. Barrel
pro Tag. Davon wird ein wesentlicher Teil
für die eigene Stromerzeugung genutzt,
um den Stromverbrauch der Klimaanlagen in den heißen Sommermonaten zu
decken. Der Ausstoß der OPEC wuchs
im Juni auf knapp 32 Mio. Barrel und
dürfte nächstes Jahr auf 35 Mio. Barrel
pro Tag anwachsen. Mehr als die Hälfte
des Zuwachses kommen dabei aus dem
Irak.
Laut IEA werden 2016 1,2 Mio. Barrel pro
Tag mehr verbraucht als in diesem Jahr.
Die IEA nimmt weiter an, dass das welt-
weite Ölangebot aktuell bei 96,6 Mio
Barrel am Tag steht und außerhalb der
OPEC die Förderung aufgrund des gefallenen Preises in Kombination mit geringeren Anlageinvestitionen nicht zunehmen dürfte. Dennoch bleibt die Nachfrage mit lediglich rund 94 Mio. Barrel pro
Tag nicht ausreichend.
Die IEA prognostiziert, dass die Reduzierung der Förderung gerade im US-Markt
stattfinden dürfte, wo derzeit ca. 9,6 Mio.
Barrel am Tag produziert werden, da dort
die Kosten am höchsten sind. Aber auch
dort arbeitet man an der Entwicklung
neuer Fördermethoden und erschließt
alle Möglichkeiten für Kosteneinsparungen.
Im Ergebnis ist ein wesentlich höherer
Ölpreis angesichts einer weltweit nicht
boomenden Konjunktur und stetig zunehmenden Fördermengen nicht vorstellbar – eher das Gegenteil.
Quelle: Ryan, Robert P. (Hrsg.); Commodity & Energy Strategy,
Weekly Report, BCA Research, Montreal, 16.07.2015, S. 1
Perspektiven
33
Gold: Kurzfristig Hui, langfristig pfui?
Am Edelmetall scheiden sich weiter die
Geister. Die Marktlage scheint dabei
mehr als eindeutig: Der Preis pro Feinunze notiert inzwischen auf einem 5-Jahres-Tief und es sieht derzeit nicht danach
aus, als wenn sich das auf absehbare Zeit
signifikant ändert würde. Was schon etwas erstaunt, da das gelbe Edelmetall zumindest seiner Rolle als „Krisen-Währung“ in den vergangenen Monaten hätte gerecht werden können, da es ja nun
mal Krisen genug gibt (allen voran Griechenland und wohl aus globaler Sicht
weitaus gefährlicher der weiter schwelende Ukraine-Konflikt).
Wie sich aber zeigt, entfalten alle diese
Themengebiete nicht genügend Unsicherheit, um das Gold wieder in die erste
Reihe zu bringen. Was auch mit den fundamentalen Grundlagen der Bewertung
zu tun hat. Dabei fällt das aktuelle AuGrafik 40
Quelle: Berezin, Peter (Hrsg.); Strategy Outlook, Third Quarter
2015, Global Investment Strategy, BCA Research, Montreal,
7.7.2015, S. 28
34
genmerk vor allem auf die Fragestellung
bzw. das Wechselverhältnis zur Inflation.
Grafik 41
Die Grundthese bleibt dabei bestehen:
Bei einer steigenden Inflation wird Gold
als Absicherung gesucht, da es eine
wert-konservierende Eigenschaft hat.
Zwar zum Preis dessen, dass keine Rendite im klassischen Sinn durch eine Verzinsung erwirtschaftet werden kann.
Doch das war nie der Schwerpunkt der
Betrachtung.
Wenn man auf die letzten Jahrzehnte zurückblickt, wird deutlich, auch wenn der
Goldpreis deutlich volatiler war, so orientierte er sich doch bis 2000 eher an der
Inflationsentwicklung. Dieser Zusammenhang wurde zugunsten einer
Gold-Rallye nach 2000 aufgelöst, was
verschiedene Ursache hatte. Hier ist jedoch das Ergebnis wichtig: der Goldpreis
hat sich von seiner historischen Korrelation zur Inflation vollkommen abgekoppelt und bleibt es auch, trotz der seit
2012 laufenden Preisanpassungen. Diese
Lücke wird auf längere Sicht wohl zu
schließen sein. Doch ist, angesichts der
aktuellen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erwarten, dass nun die
Inflationsraten nicht dramatisch anziehen, sondern eher die Korrekturen im
Goldpreis weitergehen.
Dennoch: Auf kürzere bzw. mittlere Sicht
ergeben sich beim Goldpreis doch Chancen auf eine Zwischenkorrektur nach
oben in der langfristigen Korrektur nach
unten. Das lässt sich an der Korrelation
zum Zinsniveau festmachen. Wie gesagt:
Gold wirft keine Zinsen ab. Doch spielen
Zinsen als Opportunitätskosten durchaus
eine Rolle. Nämlich in der Regel die, die
man für das Halten von reinen Bankeinlagen erhält.
Letztlich geht es um die Frage, ob die reale Verzinsung von Bankeinlagen attraktiver ist als das Halten von Gold. Und da
gibt es derzeit eine Antwort, die mehr für
Gold spricht, da beispielsweise in den
USA immer noch eher negative Realverzinsungen festzustellen sind. Insofern ist
die aktuelle Schwäche des Goldpreises
unter diesen Aspekten eher unnatürlich
und sollte schnell korrigiert werden, was
entsprechend wieder höhere Notierungen bedeuten würde, bestenfalls in den
Bereich von 1.400 US-$ je Feinunze hinein.
3. Quartal 2015
Disclaimer
1. Die vorliegenden Empfehlungen können je nach den speziellen Anlagezielen,
dem Anlagehorizont und der individuellen Vermögenslage für einzelne Anleger nicht oder nur bedingt geeignet
sein. Sie sind grundsätzlich auf eine mittelfristige Anlagestrategie – also einem
Zeithorizont von mindestens sechs Monaten – ausgerichtet und für Anleger
geeignet, die ein höheres Verlustrisiko in
ihrer Anlagestrategie in Kauf nehmen.
Genannte Kursziele sind dagegen an
keinen Zeitraum für deren Erreichen geknüpft. Die in diesem Dokument enthaltenen Empfehlungen und Meinungen wurden von der I.C.M. InvestmentBank AG nach bestem Urteilsvermögen
abgegeben und entsprechen dem Stand
zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments. Sie können sich aufgrund
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Wertpapiere im Eigenbestand über die
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Meinung geäußert wurde: Ovako AB
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35
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Zuständige Aufsichtsbehörde:
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Vorstand: Dr. Norbert Hagen, Dietmar Hebendanz
Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Dieter Wenzl
Datum der ersten Veröffentlichung: 29.07.2015
Realisierung und Gestaltung: Birke und Partner Kommunikationsagentur, Erlangen;
Bildnachweis: wikimedia commons – Fotograf Tobias Koch www.tobiaskoch.net
Sitz der Gesellschaft ist Berlin
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