Pertuzumab - medONLINE.at

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Pertuzumab
NEUAUFLAGE
ArzneimittelPROFIL Onkologie
März 2016
Pertuzumab, März 2016
ArzneimittelPROFIL Onkologie
Scientific Editor
Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Wien
Managing Scientific Editor
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Univ.-Prof. Dr. Heinz Zwierzina, Innsbruck
Ziel der Publikation
Die Reihe ArzneimittelPROFIL fasst die aktuell verfügbare wissenschaftliche Evidenz zu einer Substanz objektiv und komprimiert, aber nicht selektiv, zusammen.
Pharmakologische Aspekte, Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil werden übersichtlich und leicht verständlich dargestellt. Grundlage für die Erstellung ist die
umfassende Sichtung der wissenschaftlichen Fachliteratur. Hierbei kann auch auf
Datenmaterial der Hersteller zurückgegriffen werden. Große kontrollierte Studien
werden bevorzugt behandelt, ergänzend ev. Abstracts und Kongressberichte. Die
Einhaltung wissenschaftlicher Grundsätze wird durch einen Scientific Editor, einen Managing Scientific Editor sowie ein Editorial Board gewährleistet, das bei der
Auswahl von Substanzen, Autoren und Reviewer beratende Funktion hat. Die Beiträge werden von Experten der jeweiligen Fachgebiete verfasst. Objektivität und
Korrektheit sind durch zwei unabhängige Reviewer gewährleistet. Die Meinung
der Autoren und Reviewer muss nicht immer mit der des Editorial Board und des
Verlags übereinstimmen. Die kritische Beurteilung der jeweiligen Substanz und
deren klinischer Wertigkeit beruht allein auf der Einschätzung der unabhängigen
Experten. Bei Vorliegen neuer Daten wird eine Aktualisierung angestrebt.
Autoren dieser Ausgabe
Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant (Wirksamkeit im neoadjuvanten Setting, Bewertung
und Aussichten für die neoadjuvante Therapie); Universitätsklinik für Chirurgie
und Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien
Univ.-Prof. Dr. Richard Greil (Wirksamkeit im metastasierten Setting, Verträglichkeit), Universitätsklinik für Innere Medizin III der Landeskrankenanstalten Salzburg; Dr. Simon Gampenrieder, Dr. Gabriel Rinnerthaler
Priv.-Doz. Dr. Michael Hubalek (Wirkmechanismus, Pharmakokinetik, Pharmakodynamik), Brustzentrum Schwaz, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe,
Bezirkskrankenhaus Schwaz
Univ.-Prof. Dr. Günther Steger (Einleitung, Bewertung und Aussichten für das metastasierte Setting), Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung
für Onkologie, Medizinische Universität Wien
Impressum: Verleger, Eigentümer und Herausgeber: Medizin Medien Austria
GmbH, DVR-Nr: 4007613, Verlagsanschrift: Grünbergstraße 15, 1120 Wien, Tel.:
01/546 00-0, Fax-DW: -730, Geschäftsführung: Thomas Zembacher, Prokuristin:
Pia Holzer, Chefredaktion: Dr. Susanne Billich, [email protected],
­Koordination: Dr. Susanne Billich, Objektleitung: Martina Osterbauer, osterbauer@­
medizin-medien.at, Art Direction: Karl J. Kuba, Layout und DTP: Sonja Vetters,
Lektorat: Heinz Javorsky, Druck: Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz siehe
http://medizin-medien.at/impressum; Auflage: 1500 E
­ xemplare
Die Realisierung dieser Ausgabe ermöglichte Roche Austria GmbH: erstellt 3/2016
Eine inhaltliche Einflussnahme durch die Firma ist abgesehen von Datenkorrekturen gemäß den Studienergebnissen nach Ermessen der Redaktion nicht erfolgt.
Offenlegung von Interessenkonflikten
Copyright: Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbrei-
Gampenrieder: Vortragstätigkeit, Consulting,
Advisory Board, Reiseunterstützung
Gnant: Klinik-Grants, Vortrags- und Beratungstätigkeit, Reiseunterstützung, Speakers Buero
Greil: Klinik-Grants, Advisory Board, Vortragstätigkeit
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Reiseunterstützung
Rinnerthaler: Vortragstätigkeit, Reiseunterstützung
Steger: Vortragstätigkeit, Advisory Boards,
Reiseunterstützung
tung sowie der Übersetzung bleiben der Medizin Medien Austria GmbH vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung
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ISSN 2220-3842 (Print)
ISSN 2220-3850 (Online)
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t
Pertuzumab
Simon Gampenrieder, Michael Gnant, Richard Greil, Michael Hubalek, Gabriel Rinnerthaler,
Günther Steger
Abstract
Die Zulassung von Trastuzumab durch die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) im Jahr 2000 stellt einen Meilenstein in
der Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms (HER2+BC) dar. Erstmals wiesen Patientinnen mit metastasiertem
HER2+-BC durch Verwendung einer zielgerichteten Anti-HER2Therapie eine ähnlich gute Prognose auf, wie dies zuvor nur
durch Behandlung mit einer antihormonellen Therapie beim
Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom erzielt werden
konnte.
Mit Pertuzumab ist nun eine weitere Substanz für die Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms verfügbar, die in
Kombination mit Trastuzumab die HER2-Heterodimerisierung
hemmt und sich darüber hinaus durch Trastuzumab-komplementierende Wirkmechanismen auszeichnet. Pertuzumab und
Trastuzumab bewirken als duale HER2-Blockade daher eine
viel potentere Inhibierung der HER2-vermittelten, intrazellulären Signaltransduktion, nicht zuletzt, da Pertuzumab, verglichen mit Trastuzumab, sich gegen ein anderes Epitop des
HER2-Rezeptors richtet.
Dementsprechend führte die duale Blockade (Pertuzumab
gemeinsam mit Trastuzumab) in Kombination mit Docetaxel
(PTD) in der Zulassungsstudie CLEOPATRA gegenüber der
Kontrollgruppe (Trastuzumab und Docetaxel, TD) beim metastasierten Mammakarzinom zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) um 15,7 Monate, ohne dass eine signifikant
erhöhte Rate an Nebenwirkungen verzeichnet wurde. Bei der
Behandlung von frühem Brustkrebs konnte in der neoadjuvanten NEOSPHERE-Studie nahezu eine Verdoppelung an pathologisch kompletten Remissionen (pCR) mittels dualer Blockade in
Kombination mit Docetaxel (pCR Rate: 45,8%) im Vergleich zu
Trastuzumab und Docetaxel (pCR Rate: 29,0%; p=0,014) erzielt
werden. Dies mündete auch nach standardmäßiger adjuvanter
Behandlung mit Trastuzumab für insgesamt ein Jahr in einem
tendenziell verbesserten Fünf-Jahres-krankheitsfreien-Überleben (DFS, 84 vs. 81%, PTD vs. TD). In einer weiteren neoadjuvanten Studie (TRYPHAENA) konnten mittels dualer Blockade
und begleitender Chemotherapie noch höhere pCR-Raten (57–
66%), bei nur geringfügigen kardialen Nebenwirkungen, erzielt
werden.
Zusammenfassend darf festgestellt werden, dass mit Pertuzumab ein weiteres, hoch wirksames Therapeutikum zur Behandlung des metastasierten und frühen HER2+-Mammakarzinoms zur Verfügung steht.
Inhalt
1.Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2.Wirkmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2.1. Bedeutung, Vorkommen und Funktion von HER . . . . 4
2.2. HER2-Dimerisierungsblockade durch Pertuzumab . . 4
3.Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
4.Pharmakodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
4.1. Präklinische Pharmakodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . 5
4.2. Dosislimitierende Toxizitäten und maximal
tolerable Dosis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
5.Wirksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
5.1. Fortgeschrittenes Mammakarzinom . . . . . . . . . . . . 6
5.2. Neoadjuvante Therapie des frühen
Mammakarzinoms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
6.Verträglichkeit und Komplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . 9
7.Dosierung und Verabreichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
8.Zulassungsstatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
9.Bewertung und Aussichten
(einschließlich laufender Studien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
9.1. Metastasierter Brustkrebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
9.2. (Neo-)adjuvante Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
10. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
11. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Eigenschaften von Pertuzumab
Dosierung
Die empfohlene Startdosis von Pertuzumab beträgt 840mg,
verabreicht als 60-minütige intravenöse Infusion, gefolgt
von Erhaltungsdosen zu 420mg, die im Abstand von drei
Wochen über einen Zeitraum von 30 bis 60 Minuten verabreicht werden.
Aufnahme und Verteilung
Cmax.................................... 150µg/ml
t1/2...................................... 18 Tage
Verteilungsvolumen............. Vc 3,11l; Vp 2,46l
Clearance........................... 0,235l/Tag
Metabolisierung und Elimination
Über aktive oder inaktive Metaboliten ist nichts bekannt.
Die Clearance von IgG-Antikörpern scheint über die
Phagozyten des retikulohistiozytären Systems zu erfolgen.
t Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Meldung von Nebenwirkungen an: Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, Traisengasse 5, 1200 Wien, Österreich, Fax: + 43 (0) 50 555 36207, Website: http://www.basg.gv.at/ und an Roche Austria GmbH,
www.roche.at.
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
März 2016
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1. Einleitung
Die Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms (human epidermal growth factor receptor 2, HER2; HER2+-BC) hat
sich seit Einführung von Trastuzumab in allen Therapielinien
dramatisch zum Positiven verändert. Durch den neoadjuvanten
und adjuvanten Einsatz dieses Antikörpers konnten die Rückfallrate um ca. 50% und die Mortalität um ca. 30% gesenkt werden (Dawood et al. 2010). In der palliativen Situation ermöglicht
Trastuzumab in Kombination mit verschiedenen Zytostatika
oder Anti-Hormontherapeutika ein deutlich längeres Leben
und hat so maßgeblich dazu beigetragen, dass diese früher
meist akut verlaufende und rasch zum Tod führende Erkrankung bei vielen Patientinnen heute chronifiziert werden kann.
Dadurch wird ein „Leben mit Krebs“ oft für viele Jahre möglich.
Trotz dieser klinisch hochrelevanten Fortschritte in der
Therapie des HER2-positiven Brustkrebsleidens besteht jedoch nach wie vor ein hoher Bedarf nach weiteren, möglichst
effektiven Therapeutika. Dies deshalb, da immer noch zu viele
Betroffene rezidivieren bzw. generalisieren und auch das
HER2+-BC im metastasierten Stadium nicht geheilt werden
kann. Mit Pertuzumab steht nun ein weiterer, gegen die extrazelluläre Domäne des HER2-Moleküls gerichteter, humanisierter, monoklonaler Antikörper zur Verfügung. Pertuzumab
ist, im Vergleich mit Trastuzumab, gegen ein anderes Epitop
des HER2-Rezeptors gerichtet und verhindert vor allem die
Dimerisierung von HER2-Rezeptor Molekülen (Ausbildung
von Homo- als auch Heterodimeren v.a. mit HER3). Die Kombination von Pertuzumab und Trastuzumab bewirkt folglich
als duale HER2-Blo­ckade eine viel potentere Inhibierung der
HER2-vermittelten, intrazellulären Signaltransduktion als jeder der beiden Antikörper für sich allein (Capelan et al. 2012,
Baselga et al. 2012, Swain et al. 2015). Ergebnisse randomisierter Studien haben nun gezeigt, dass dieser hypothetische Vorteil der dualen HER2-Blo­ckade höchst effektiv in die Klinik
übertragen werden kann.
2. Wirkmechanismus
2.1. Bedeutung, Vorkommen und Funktion von HER
Die Familie der humanen epidermalen WachstumsfaktorRezeptoren (HER; human epidermal growth factor receptor)
umfasst vier Isoformen: epidermal growth factor receptor
­(EGFR alias HER1), HER2, HER3 und HER4 (Yarden & Sliwkowski 2001). Die meist durch extrazelluläre Bindung eines Liganden induzierte Dimerisierung dieser Rezeptoren mit den eigenen (Homodimerisierung; z.B.: HER2-HER2) oder mit unterschiedlichen Mitgliedern dieser Rezeptorfamilie (Heterodimerisierung; z.B. HER2-HER3) bewirkt in der Zelle die Aktivierung
der Signalübertragungskaskaden der Mitogen-aktivierten Proteinkinase (MAPK) bzw. Phosphatidylinositol-3-Kinase (PI3K)
Pathways (Yarden & Sliwkowski 2001). Dies führt letztendlich
zu erhöhter Zellproliferation, verbessertem Überleben und
Zelldifferenzierung. Die Dysregulation des HER-Netzwerkes ist
in einer Reihe von soliden Tumoren zu beobachten (Arteaga et
al. 2001). Genamplifikation und/oder Überexpression von
HER2 kommt in etwa 15–20% aller Mammakarzinome vor und
ist im Vergleich zu Karzinomen, die diese Veränderung nicht
aufweisen, mit einer schlechteren Prognose verbunden (Slamon et al. 1987, Singh et al. 2014). In den vergangenen Jahren
ist es durch die klinische Entwicklung von Trastuzumab gelungen, den Verlauf des HER2-positiven Mammakarzinoms dramatisch zu verbessern. Der monoklonale Anti-HER2-Antikörper Trastuzumab bindet an die extrazelluläre Domäne IV des
HER2-Rezeptors (Cho et al. 2003). Die Anti-Tumor Wirkung von
Trastuzumab beschränkt sich nicht auf einen einzelnen Me-
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ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
Humanisierter monoklonaler Anti-HER2-Subdomäne-IIAntikörper Pertuzumab
Abb. 1
Hypervariable, HER2-Subdomäne-IIbindende Region aus Maus
Variable Fab-Region
KomplementAktivierung
ADCC
Humane, konstante
Fc-Region mit
Bindungsstelle für
Effektorzellen
Maus
Bindungsstelle für Makrophagen
Mensch
ADCC=Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität
Quelle: Adams et al. 2006
chanismus, sondern kann als vielfältig beschrieben werden
(Arteaga et al. 2012). Die Bindung blockiert die Aktivierung der
intrazellulären Tyrosinkinasedomäne, verhindert dadurch eine
Weiterleitung des Signals und inhibiert damit Proliferation, Invasion und Metastasierung der Tumorzellen. Zusätzlich zur
Unterdrückung der Rezeptor-assoziierten Signalwege induziert
die Bindung von Trastuzumab eine Stabilisierung des HER2Proteins (oftmals wird bei Tumorzellen die extrazelluläre Domäne abgespalten und resultiert dadurch in einer kontinuierlichen Aktivierung des HER2-Moleküls) und macht dadurch eine
Antikörper-basierte HER2-Inhibierung (mittels dualer Blockade) erst möglich. Nicht zuletzt aktiviert die Trastuzumab-Bindung die Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität
(antibody-dependent cell-mediated cytotoxicity, ADCC;
Scheuer et al. 2009).
2.2. HER2-Dimerisierungsblockade durch Pertuzumab
Der Antikörper Pertuzumab ist der erste Vertreter einer neuen Klasse von HER2-Dimerisierungs-Inhibitoren (Baselga &
Swain 2009, Hubalek et al. 2012). Der Umstand, dass Pertuzumab an ein anderes Epitop des extrazellulären HER2-Rezeptors als Trastuzumab bindet, resultiert in einer umfassenderen
Blockade des HER2-vermittelten Signals (Franklin et al. 2004,
siehe Abbildung 2).
Bei Pertuzumab handelt es sich um einen humanisierten
IgG1-Antikörper, welcher an die Dimerisierungs-Domäne (extrazelluläre Domäne II) des HER2-Rezeptors bindet (siehe Abbildung 1, Adams et al. 2006, Hubalek et al. 2012). Dadurch wird die
Heterodimerisierung von HER2 mit Liganden-aktivierten HERRezeptoren wie EGFR (HER1), HER3 und HER4 sterisch inhibiert
(Hughes et al. 2009, Baselga & Swain 2009). Insbesondere die
Hemmung der Heterodimerisierung von HER2 mit HER3 scheint
bei der Wirkung von Pertuzumab eine wesentliche Rolle zu spielen (Scheuer et al. 2009, Lee-Hoeflich et al. 2008).
3. Pharmakokinetik
Die Pharmakokinetik von Pertuzumab wurde in mehreren
klinischen Studien bei unterschiedlichen soliden Tumorentitäten im fortgeschrittenen Stadium untersucht (Agus et al.
März 2016
Wirkmechanismus von Pertuzumab
Trastuzumab
Abb. 2
Pertuzumab
Blockade der
HER2-Dimerisierung
HER2
HER1, HER3, HER4
HER2-Signaltransduktion
Plasmamembran
PI3K
Ras
Akt
MAPK
mTor
Inhibition von Zellproliferation und -überleben
Aktivierung der Antikörper-abhängigen zellvermittelten Zytotoxizität
Akt=Proteinkinase B, HER=humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor, MAPK=Mitogen-aktivierte Proteinkinase,
mTOR=mammalian Target of Rapamycin, PI3K=Phosphatidylinositol-3-Kinase, Ras=rat sarcoma-Proto-Onkogen
Quelle: Cho et al. 2003; Franklin et al. 2004, Baselga et al. 2010
2005, Attard et al. 2007, Yamamoto et al. 2009). Um ein adäquates Dosierungsschema zu ermitteln, wurden in zwei Phase-I
Studien unterschiedliche, gewichtsbezogene Dosierungen
verabreicht und anschließend die Serumkonzentration von
Pertuzumab ermittelt. Weiteren pharmakokinetischen Studien zufolge waren die Serumkonzentrationen von Pertuzumab
nach Gabe einer fixen Dosis (840mg, gefolgt von 420mg an den
Tagen 21, 42 und 63), Administration eines Körpergewichtsbasierten Regimes (12,2mg/kg, gefolgt von 6,1mg/kg an den
Tagen 21, 42 und 63) bzw. nach Gabe des Antikörpers berechnet nach Körperoberfläche 485mg/m² gefolgt von 242,5mg/m²
an den Tagen 21, 42 und 62 gleichbleibend (Ng et al. 2006). Die
Pertuzumab-Serumkonzentrationen verblieben in allen drei
Dosierungsvarianten jeweils über der Zielkonzentration von
20µg/ml.
Basierend auf diesen Ergebnissen wurde für Patientinnen
mit dem Nachweis einer HER2-Überexpression ein fixes Dosierungsschema mit einer initialen Aufsättigungsdosis (840mg)
gefolgt von einer alle drei Wochen verabreichten Erhaltungsdosis (420mg) empfohlen. Dieses Schema wurde in sämtlichen
Zulassungsstudien verabreicht und kann der entsprechenden
Fachinformation für Pertuzumab entnommen werden.
Resorption und Verteilung. Die Kinetik gehorcht einem Zweikompartimentenmodell. In sämtlichen klinischen Studien betrug das Verteilungsvolumen des zentralen (Vc) und des peripheren (Vp) Kompartiments beim typischen Patienten 3,1 Liter
bzw. 2,46 Liter. Cmax betrug im Median 255µg/ml für die Aufsättigungsdosis und 150µg/ml für die folgenden Erhaltungsdosen.
Die „area under the curve“ (AUC0–∞) wird im Median mit 2.796
bzw. 2.762µg•Tag/ml für die entsprechenden Dosen angegeben
(Attard et al. 2007).
Metabolisierung und Elimination. Der Metabolismus von Pertuzumab wurde nicht direkt untersucht. Über aktive oder inaktive Metaboliten ist nichts bekannt. Die Clearance von IgG-Antikörpern scheint über die Phagozyten des retikulohistiozytären
Systems zu erfolgen. Die mediane Clearance beträgt 0,235l/Tag,
und die mediane Halbwertszeit wird mit 18 Tagen angegeben.
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
Spezielle Patientengruppen. Die populationspharmakokinetische Analyse ergab keine pharmakokinetischen Unterschiede in
Bezug auf Alter, Geschlecht und ethnische Abstammung (japanisch vs. nicht japanisch). Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung wurde über die gesamte Bandbreite der Kreatininclearance (27 bis 244ml/min) kein Zusammenhang zwischen verminderter Nierenfunktion und der Verfügbarkeit von
Pertuzumab beobachtet.
Schwangerschaft und Stillzeit. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Pertuzumab ist während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Kontrazeption durchführen, nicht empfohlen. Da
IgG-Antikörper in die Muttermilch übergehen, sollte unter
Pertuzumab-Therapie nicht gestillt werden.
4. Pharmakodynamik
4.1. Präklinische Pharmakodynamik
In verschiedenen präklinischen Zellsystem-basierten Invitro- und Xenograft-Modellen zeigte Pertuzumab eine inhibitorische Aktivität gegen verschiedene solide Tumore, unter anderem bei Modellen, die das Mammakarzinom (Agus et al. 2002,
Nahta et al. 2004), Prostatakarzinom (Agus et al. 2002, Mendoza
et al. 2002), Lungenkarzinom (Sakai et al. 2007, Scheuer et al.
2009), Uteruskarzinom (El-Sahawi et al. 2010) und Kolonkarzinom (Mann et al. 2001) betrafen.
Auch in Abwesenheit einer HER2-Überexpression (IHC [Immunhistochemie]: IHC HER2 3+ oder FISH+ [Fluoreszenz-insitu-Hybridisierung] positiv) zeigt Pertuzumab in vitro eine deutliche antitumorale Aktivität (Tumore mit geringer oder mäßiger
HER2-Expression, [IHC HER2 1+ bzw. IHC HER2 2+]; Agus et al.
2002, Schaefer et al. 1997). Zum Beispiel inhibiert Pertuzumab
beim Mammakarzinom mit geringer HER2-Expression sowohl
die zelluläre Proliferation in vitro als auch das Wachstum im Xenograft (Agus et al. 2002). Obgleich Pertuzumab in verschiedenen präklinischen Modellen ein solides Ansprechen bei verschiedenen Tumoren unabhängig vom HER2-Status bewirkt, so
scheint in weiterführenden klinischen Studien doch klar ersicht-
März 2016
5
lich, dass das Vorhandensein einer HER2-Überexpression prädiktiv und essenziell für das Ansprechen auf eine Pertuzumabbasierte Therapie ist (Gianni et al. 2010, Arteaga et al. 2012).
Zudem konnte bereits in HER2-überexprimierenden Xenograft-Modellen der synergistische Effekt der Kombination von
Pertuzumab und Trastuzumab in Bezug auf das Tumorwachstum beobachtet werden (Nahta et al. 2004, Scheuer et al. 2009).
Sowohl die Rate an kompletten Remissionen als auch eine weitere Metastasierung konnten durch die Kombination positiv
beeinflusst werden (Baselga et al. 2010). Obwohl Pertuzumab
ebenfalls eine ADCC vermittelt, ist die Wirkung dieser Therapie
– im Vergleich zu Trastuzumab – deutlich weniger von der
­ADCC abhängig. Pertuzumab scheint dabei die Trastuzumabinduzierte Wirkung auf die ADCC im Sinne eines additiven,
nicht aber eines synergistischen Effekts zu erhöhen (Scheuer et
al. 2009).
4.2. Dosislimitierende Toxizitäten und maximal tolerable
Dosis
In den beiden publizierten Phase-I-Studien zur Untersuchung einer Pertuzumab-Monotherapie (Agus et al. 2005,
Yamamoto et al. 2009) wurde keine maximal tolerable Dosis
(MTD) erreicht, und insgesamt wurde nur eine dosislimitierende Toxizität (DLT) mit einem asymptomatischen, selbstlimitierenden Anstieg der Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT)
vom Schweregrad 3 beschrieben (Yamamoto et al. 2009). In
Kombination mit Capecitabin trat keine DLT auf (Albanell et
al. 2008), und in Kombination mit Docetaxel erwiesen sich bei
einer Dosis von 840 bzw. 420mg Pertuzumab und 100mg/m2
Docetaxel eine febrile Neutropenie und eine Grad-3-Erschöpfung bei zwei von fünf Patienten als dosislimitierend. Erstere
dürfte dabei aber eher dem Taxan zuzuordnen zu sein (Attard
et al. 2007).
Die daraus resultierende und daher empfohlene Dosierung
für die klinische Praxis von Pertuzumab in Kombination mit
75mg/m2 Docetaxel und Trastuzumab (Initialdosis 8mg/kg Körpergewicht, gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 6mg/kg) sind
420mg, nach einer Aufsättigungs/Initialdosis von 840mg, alle
drei Wochen.
5. Wirksamkeit
5.1. Fortgeschrittenes Mammakarzinom
5.1.1. HER2-negatives Mammakarzinom
Im Xenograftmodell hemmte Pertuzumab auch bei fehlender bzw. geringer HER2-Überexpression das Tumorwachstum
(Agus et al. 2002). Basierend auf diesen präklinischen Daten
wurde Pertuzumab als Monotherapie bei vortherapierten
HER2-negativen Patientinnen in zwei unterschiedlichen Dosierungen untersucht (Arm A: 840mg-Startdosierung, gefolgt
von 420mg alle drei Wochen [q3w]; Arm B: 1.050mg q3w ohne
Startdosierung). Wegen des geringen Vorteils zum Zeitpunkt
der vordefinierten Interimsanalyse wurde diese multizentrische, randomisierte Phase-II-Studie nach dem Einschluss von
78 Patientinnen vorzeitig beendet. Die Clinical Benefit Rate
(CBR, definiert als CR [complete response] + PR [partial response] + SD [stable disease] >6 Monate) lag bei 9,8% (Arm A)
bzw. 5,4% (Arm B) und das mediane progressionsfreie Überleben (progression free survival, PFS) bei 6,1 Wochen (95% CI,
2–37 Wochen bzw. 2,7–36,1 Wochen) in beiden Studienarmen
(Gianni et al. 2010). Zusammenfassend kann daher festgestellt
werden, dass Pertuzumab bei HER2-negativen BC-Patientinnen keinen klinischen Nutzen zeigt, weshalb dieses Medikament bei dieser Patientengruppe nicht zur Anwendung gelangt.
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ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
5.1.2. HER2-positives Mammakarzinom nach Versagen
der Standardtherapie
Bei 66 HER2-positiven Mammakarzinompatientinnen (medianes Alter 54 Jahre) wurde in einer multizentrischen, einarmigen Phase-II-Studie (NCT01674062) eine Trastuzumab/Pertuzumab-Kombination nach Progredienz auf einer Trastuzumabbasierten Therapie untersucht (Baselga et al. 2010). Insgesamt
70% der Patientinnen waren mit einem Anthrazyklin sowie 41%
mit einem Taxan vorbehandelt, und 79% wiesen viszerale Metastasen auf.
Die objektive Ansprechrate (ORR) betrug 24,2% (fünf Patienten mit CR [7,6%] und elf Patientinnen mit PR [16,7%]), und
die CBR lag bei 50%. Das PFS lag bei 5,5 Monaten (Variationsbreite: 0,9–17 Monate; 80% CI: 18–31 Monate), und die mediane Dauer des Therapieansprechens betrug 5,8 Monate. Ein
Therapieansprechen sowie eine anhaltende stabile Erkrankung zeigten sich trotz multipler Vortherapien, viszeraler Metastasen und relativ hoher Tumorlast. Es bestand jedoch ein
Trend für eine höhere Wirksamkeit bei Patientinnen mit
Lymphknotenmetastasen, niedriger Tumorlast und längerer
Trastuzumab-Vortherapie.
Pertuzumab zeigte bei diesen vortherapierten HER2-positiven Patientinnen in Kombination mit Trastuzumab ein gutes
Therapieansprechen. Ob dieser Therapieerfolg durch Pertuzumab alleine oder durch die Kombination mit Trastuzumab
zustande kam, wurde anschließend in einer weiteren Studie
untersucht (Cortes et al. 2012). Insgesamt 29 unter Trastuzumab progredient gewordene Patientinnen erhielten eine
Pertuzumab-Monotherapie (840mg-Startdosierung, gefolgt
von 420mg alle drei Wochen). Die ORR lag bei 3,4% (CR+PR)
und die CBR bei 10,3% (mediane Dauer der CBR 35,3 Wochen).
Das mediane PFS betrug im Median 7,1 Wochen (80% CI 6–10
Wochen).
Nach Progression unter der Pertuzumab-Monotherapie erhielten 17 dieser Patientinnen zusätzlich Trastuzumab bei Weiterführung der Pertuzumab-Therapie (Cortes et al. 2012). Mit
einer ORR von 17,6% und einer CBR von 41,2% (mediane Dauer: 44,3 Wochen) zeigte sich ein deutlich verbessertes Ansprechen im Vergleich zur vorhergehenden Pertuzumab-Monotherapie. Auch das PFS war mit 17,4 Wochen (80% CI, 6–29 Wochen) länger.
Eine weitere einarmige Phase-II-Studie, welche die Kombination Pertuzumab/Trastuzumab bei HER2-positiven Patientinnen nach Progress unter Trastuzumab untersuchte, wurde
aufgrund von parallel auftretenden Kardiotoxizitäten vorzeitig
beendet (Portera et al. 2008). Dabei kam es bei sechs von elf Patientinnen (54%) zu einem Abfall der linksventrikulären Auswurffraktion (left ventricular ejection fraction, LVEF). Erwähnenswert ist hierbei jedoch, dass das Therapieansprechen mit
einer CBR von 46% und einer ORR von 18% durchaus vergleichbar war mit den Ergebnissen der von Baselga et al. durchgeführten Phase-II Studie (Baselga et al. 2010).
5.1.3. Erstlinientherapie im metastasierten Setting
Phase-III-Studie CLEOPATRA. Die multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-IIIb-Studie
CLEOPATRA (NCT00567190) untersuchte die Wirksamkeit von
Pertuzumab als Erstlinientherapie beim metastasierten HER2positiven Mammakarzinom (Baselga et al. 2012). Alle 808 Patientinnen (medianes Alter 54 Jahre) erhielten Docetaxel plus
Trastuzumab und wurden zwischen Pertuzumab und Placebo
randomisiert. Eine antihormonelle Therapielinie vor Studieneinschluss war ebenso erlaubt wie eine (neo-)adjuvante
Taxan-haltige Chemotherapie in Kombination mit Trastuzumab. Der primäre Endpunkt, das PFS, konnte durch die Hin-
März 2016
Ergebnisse der Phase-IIIb-Erstlinien-Studie CLEOPATRA sten Interimsanalyse dieser Studie brachte die
Hinzunahme von Pertuzumab zu T-DM1 keiD/T + Pertuzumab D/T + Plazebo
Hazard
nen zusätzlichen Vorteil in Bezug auf das PFS
Parameter
p-Wert
(n=402)
(n=406)
Ratio
(medianes PFS: 15,2 vs. 14,1 Monate; HR=0,91,
95% CI 0,73–1,13). Lediglich die Ansprechrate
80
69
p=0,001
ORR (%)1
war im Kombinationsarm numerisch gering95
90
k.A.
CBR (%)1
gradig höher als im T-DM1-Mono-Arm (64 vs.
18,51/18,72
12,41, 2
0,621
<0,00011
PFS (Mo)1, 2
60%). T-DM1 war zudem der Taxan-Trastuzumab-Kombination zwar nicht unterlegen
OS (Mo)2
56,5
40,8
0,68
<0,001
(non-inferior), allerdings auch nicht überleCBR=Rate an klinischem Nutzen, D=Docetaxel; Mo=Monate, ORR=Objektive Ansprechrate, OS=Medianes
gen (medianes PFS: 14,1 vs. 13,7 Monate;
Gesamtüberleben, PFS=Medianes progressionsfreies Überleben, T=Trastuzumab
HR=0,91, 95% CI 0,73–1,13; p=0,31). Die StudiQuelle: 1 Baselga et al. 2012; 2 Swain et al. 2015
endaten wurden jedoch bisher noch nicht vollständig publiziert, und die kommenden Auswertungen müssen zur endgültigen Bewertung (insbesondere
zunahme von Pertuzumab im Vergleich zur Kontrollgruppe um
des Gesamtüberlebens) abgewartet werden.
6,3 Monate verlängert werden (18,7 vs. 12,4 Monate, HR=0,68;
95% CI 0,58–0,80; p<0,001). Ebenso wurde das mediane Gesamtüberleben von 40,8 im Kontrollarm auf 56,5 Monate im
5.2. Neoadjuvante Therapie des frühen Mammakarzinoms
Pertuzumab-Arm signifikant verlängert (HR=0,68; 95% CI 0,56–
Zwei Phase-II-Studien mit insgesamt 642 Patientinnen un0,84; p<0,001; Swain et al. 2015) und die ORR von 69,3 auf 80,2%
tersuchten die Wirksamkeit einer Pertuzumab-haltigen Kombierhöht (p=0,001; Baselga et al. 2012, siehe Tabelle 1).
nationstherapie im neoadjuvanten Setting: NEOSPHERE und
Die Analyse der Subgruppen (Vortherapie, Region, Alter,
TRYPHAENA (Schneeweiss et al. 2013, Gianni et al. 2012, 2015,
ethnische Herkunft, Hormonrezeptor-Status) ergab, dass ein
siehe Tabelle 2). Ferner wurden in der Phase-III-Studie GeparAnsprechen auf das Pertuzumab-hältige Regime unabhängig
Septo, welche Paclitaxel mit nab-Paclitaxel verglich, Patientinvon diesen Faktoren erfolgte. Einzig jene Patientinnen mit nicht
nen mit HER2-positiven Tumoren (n=395) zusätzlich zur Cheviszeralen Metastasen zeigten im Vergleich zu jenen mit viszemotherapie mit Pertuzumab und Trastuzumab behandelt (kein
raler Metastasierung kein verbessertes Ansprechen auf die duKontrollarm ohne Pertuzumab; Untch et al. 2016).
ale HER2-Blockade (HR=1,11 [95% CI 0,66–1,85] non-viszeral
gegenüber 0,59 [95% CI 0,48–0,74] viszeral, p=0,03, Swain et al.
Phase-II-Studie NEOSPHERE. Die NEOSPHERE-Studie
2015). Nennenswert ist auch, dass das Nebenwirkungsprofil in
(NCT00545688; Gianni et al. 2012) ist eine randomisierte, mulbeiden Studienarmen nahezu ident war und sich insbesondere
tizentrische Phase-II-Studie, in der die Kombination von Pertudie kardialen Nebenwirkungen zwischen den beiden Behandzumab und Trastuzumab im neoadjuvanten Setting untersucht
lungsgruppen nicht unterschieden (Reduktion der LVEF >10%
wurde. Insgesamt wurden 417 Patientinnen mit frühem, lokal
bei 6,1% der Patientinnen in der Pertuzumab-Gruppe versus
fortgeschrittenem oder inflammatorischem HER2-positivem
7,4% im Kontrollarm, Swain et al. 2015). Lediglich febrile NeuMammakarzinom in vier Studienarme randomisiert. In Arm A
tropenien und Grad-3-Diarrhoen waren im Pertuzumab-Arm
wurde Trastuzumab und Docetaxel (TD), in Arm B Pertuzumab
leicht erhöht. Auf das Nebenwirkungsprofil von Pertuzumab
in Kombination mit Trastuzumab und Docetaxel (PTD), in Arm
wird noch detaillierter im Kapitel 6 e­ ingegangen.
C Pertuzumab und Trastuzumab (PT) und in Arm D Pertuzumab und Docetaxel (PD) für jeweils insgesamt vier Zyklen
Phase-III-Studie MARIANNE. Die multizentrische, randomiverabreicht. Der primäre Endpunkt der Studie war die Rate an
sierte, placebokontrollierte Phase-III-Studie MARIANNE verpathologisch kompletten Remissionen (pCR) in der Brust. Seglich die Wirksamkeit von T-DM1, einem gegen HER2 gerichtekundäre Endpunkte waren das krankheitsfreie Überleben
ten Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, mit oder ohne Pertuzumab
(DFS; disease free survival), PFS und die Rate an brusterhaltenmit der damaligen Standardbehandlung Taxan plus Trastuden Operationen. Eine signifikant höhere pCR-Rate wurde bei
zumab (Ellis et al. ASCO 2015). Insgesamt wurden 1.095 PatienPatientinnen im Arm B (PTD; 45,8%; 95% CI 36,1–55,7) im Vertinnen in einen der drei Studienarme randomisiert. In der ergleich zu Arm A (TD; 29,0%; 95% CI 20,6–38,5, p=0,0141) beobTab. 1
Phase-II-Studien zur neoadjuvanten Therapie beim HER2-positiven Mammakarzinom
Studie/Referenz
n
Design
NEOSPHERE
(NCT00545688)
Gianni et al. 2012, 2015
417
IIb
multizentrisch
randomisiert, offen
vierarmig
TRYPHAENA
(NCT00976989)
Schneeweiss et al. 2013
225
II
multizentrisch, randomisiert
3 experimentelle Arme
Tab. 2
Therapie
Ergebnis
(A) TD (n=107)
(B) PTD (n=107)
(C) PT (n=96)
(D) PD (n=107)
pCR: 29 vs. 46 vs. 17 vs. 24%
(PTD vs. TD: p=0,0141;
PT vs. TD: p=0,019);
ORR: 81 vs. 88 vs. 66 vs. 74%
5-J-DFS: 81 vs. 84 vs. 80 vs. 75%
(PTD vs. TD; HR=0,69)
5-J-PFS: 81 vs. 86 vs. 73 vs. 73%
(PTD vs. TD; HR=0,60)
(A) FEC + T + P x3 > D + T + P x3
pCR 62 vs. 57 vs. 66%;
(B) FEC x 3 > D + T + P x 3
ORR 92 vs. 95 vs. 90%
(C) D + C + T + P x6
P=Pertuzumab, T=Trastuzumab, D=Docetaxel, FEC=5-Fluorouracil/Epirubicin/Cyclophosphamid, C=Carboplatin, pCR=Pathologisch komplette Remission, ORR=Objektive
Ansprechrate, DFS=Krankheitsfreies Überleben, PFS=Progressionsfreies Überleben, HR=Hazard Ratio
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
März 2016
7
achtet. Im Arm D (PD) erreichten 24,0% der Patientinnen (95%
CI 15,8–33,7) eine pCR, im Arm C (PT) waren es 16,8% (95% CI
10,3–25,3). Nach erfolgter Operation wurden die Patientinnen
für insgesamt ein Jahr adjuvant mit Trastuzumab behandelt,
wobei jene, welche neoadjuvant keine Chemotherapie erhalten
hatten (Arm C), diese nachträglich adjuvant erhielten.
In der Nachbeobachtungsphase der NEOSPHERE-Studie
wurde fünf Jahre nach Randomisierung der letzten Patientin der
Langzeitnutzen evaluiert (Gianni et al. 2015). Die Fünf-JahresPFS-Rate betrug im Arm B (PTD) 86% verglichen mit 81% im
Arm A (TD; HR=0,69; 95% CI 0,34–1,40). Ähnlich verhielt sich
das Fünf-Jahres-DFS. Patientinnen mit der Kombinationstherapie Pertuzumab, Trastuzumab und Docetaxel (Arm B) verzeichneten eine DFS-Rate von 84% im Vergleich zu 81% ohne Pertuzumab-Gabe (Arm A; HR=0,60; 95% CI 0,28–1,27). Diese Unterschiede waren nicht statistisch signifikant, die Studie war jedoch
auch nicht für diese Analysen gepowert. Erwähnenswert ist der
Umstand, dass ein merklich längeres PFS bei Erreichen einer
totalen pCR ( ypT0/is ypN0, HR=0,63 [95% CI 0,17–2,38]) bzw.
bei Hormonrezeptor-negativen Patientinnen (HR=0,60 [95% CI
0,24–1,40]) verzeichnet werden konnte.
Phase-II-Studie TRYPHAENA. Die randomisierte, multizentrische Phase-II-Studie TRYPHAENA (NCT00976989; Schneeweiss et
al., 2013) untersuchte die Sicherheit und Verträglichkeit von Pertuzumab und Trastuzumab in Kombination mit Anthrazyklinund Carboplatin-haltiger Chemotherapie bei 225 Patientinnen
mit HER2-positivem lokal fortgeschrittenem, entzündlichem
oder frühem Brustkrebs. Die Randomisierung erfolgte äquivalent
in drei Therapiearme. Patientinnen erhielten entweder drei Zyklen 5-Fluorouracil/Epirubicin/Cyclophosphamid (FEC) gefolgt
von drei Zyklen Docetaxel jeweils in Kombination mit Pertuzumab und Trastuzumab (Arm A) oder drei Zyklen FEC gefolgt
von drei Zyklen Docetaxel mit Pertuzumab und Trastuzumab
nach Abschluss der anthrazyklinhaltigen Therapie (Arm B) bzw.
sechs Zyklen Docetaxel, Carboplatin sowie die duale Blockade
mit Pertuzumab und Trastuzumab (Arm C); siehe auch Tabelle 2.
Da als Sicherheitsstudie konzipiert, waren die primären
Endpunkte die Inzidenz der linksventrikulären systolischen
Dysfunktion (LVSD) sowie der Abfall der LVEF von ≥10%. Als
sekundäre Endpunkte waren die pCR-Rate, klinisches Ansprechen, Anteil der brusterhaltenden Operationen bei Patientinnen, bei denen eine Brustentfernung vor der Therapie geplant
war, krankheitsfreies Überleben (DFS), PFS und OS definiert. In
allen drei Armen wurden hohe pCR-Raten (pCR in der Brust)
mit 61,6% (Arm A), 57,3% (Arm B) und 66,2% (Arm C) verzeichnet. Ein objektives Ansprechen trat bei 89,6% bis 94,7% der Patientinnen auf. Ein vollständiges klinisches Ansprechen wurde
bei 50,7% der Patientinnen in Arm A, 28,0% in Arm B und 40,3%
in Arm C erreicht. Ergebnisse zu den weiteren sekundären Stu­
dienendpunkten liegen noch nicht vor.
Phase-III-Studie GeparSepto. Diese Phase-III-Studie der
German­Breast Group (NCT01583426) verglich eine neoadjuvante Paclitaxel-Therapie mit nab-Paclitaxel gefolgt von Epirubicin und Cyclophosphamid bei 1.204 Patientinnen mit frühem
Mammakarzinom. Insgesamt 395 Patientinnen mit HER2-positivem Mammakarzinom wurden zudem mit acht Zyklen Trastuzumab und Pertuzumab behandelt. Grundsätzlich konnten bei
HER2-positiven Patientinnen pCR-Raten zwischen 54,1% (mit
Paclitaxel) und 61,8% (mit nab-Paclitaxel) erzielt werden. Da die
Studie jedoch keinen Kontrollarm ohne Pertuzumab aufwies,
kann die Rolle von Pertuzumab auf die Wirksamkeit des Therapieschemas nicht beurteilt werden. Zusätzlich war die pCRRate im nab-Paclitaxel-Behandlungsarm im Vergleich zu Paclitaxel signifikant höher (OR=1,53; p<0,001). Die höhere Wirksamkeit von nab-Paclitaxel zeigte sich vor allem in der triplenegativen Subgruppe (OR=2,61; p<0,001), wurde tendenziell
Nebenwirkungen von Pertuzumab im metastasierten Setting (Phase-III-Studien CLEOPATRA und PERUSE)
CLEOPATRA
Nebenwirkung (%)
D/T + P
PERUSE
D/T + Placebo
P/T + D
P/T + PAC
P/T + nPAC
Grad 1/2
Grad 3/4
Grad 1/2
Grad 3/4
Diarrhö
59
9
43
5
67
65
60
Alopezie
60
0
60
<1
46
48
48
4
49
4
46
19
14
6
Übelkeit
43
1
42
1
32
32
49
Fatigue
35
2
34
3
28
32
43
Hautausschlag
36
1
23
1
22
21
29
Appetitverlust
28
2
25
2
18
15
15
Mukositis
26
1
19
1
24
13
14
Asthenie
25
2
29
2
31
26
8
Erbrechen
24
1
23
2
21
18
25
Periphere Ödeme
24
<1
29
1
17
15
9
Pruritus
16
0
10
0
13
16
23
Obstipation
15
0
24
1
12
15
23
0
13
0
7
10
1
-
11
0
5
0
-
-
-
Neutropenie
Febrile Neutropenie
Trockene Haut
Alle Grade
*
* Grad 3
P=Pertuzumab, T=Trastuzumab, D=Docetaxel, FEC=5-Fluorouracil-Epirubicin-Cyclophosphamid, PAC=Paclitaxel, nPAC=nab-Paclitaxel
8
Tab. 3
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
*
Quelle: Swain et al. 2013a, Miles et al. 2015
März 2016
jedoch auch in der Subgruppe der Patientinnen mit HER2-positivem Mammakarzinom beobachtet (OR=1,39; p=0,11; Untch et
al. 2016). Ergebnisse zum PFS und OS liegen noch nicht vor.
6. Verträglichkeit und Komplikationen
Insgesamt erscheint Pertuzumab gut verträglich. Die wichtigsten Nebenwirkungen sind, neben einem geringen kardiotoxischen Potenzial, eine Verstärkung der Chemotherapie-induzierten Neutropenie mit Erhöhung des Risikos für eine febrile
Neutropenie, Diarrhö sowie Hautausschlag (siehe Tabellen 3
und 4). Vereinzelt wurden Hypersensitivitätsreaktionen berichtet. Im chemotherapiefreien Arm der Phase-IIb-Studie
NEOSPHERE wurden Diarrhö, Asthenie und Hautausschläge im
neoadjuvanten Setting nicht beobachtet, bei adjuvanter The­
rapie nur selten (3,2%).
Kardiotoxizität. Da die Rezeptoren der HER-Familie nicht nur
an Tumorzellen, sondern auch an Kardiomyozyten exprimiert
werden, wo diese einen kardioprotektiven Effekt erfüllen, kann
die Blockade dieser Wachstumsfaktor-Rezeptoren potenziell
kardiotoxisch wirken, wie im Mausmodell gezeigt werden konnte (Crone et al. 2002). Eine kardiotoxische Nebenwirkung ist entsprechend auch beim Anti-HER2-Antikörper Trastuzumab zu
beobachten (Viani et al. 2007). Im Gegensatz zu Anthrazyklininduzierter Kardiotoxizität führt Trastuzumab jedoch nicht zu
strukturellen Veränderungen im Myokard, und der Effekt
scheint weder mit der Kumulativdosis zuzunehmen, noch dauerhaft zu sein (Ewer et al. 2005). Die myokardiale Dysfunktion
im Rahmen einer Anti-HER2-Therapie, so nimmt man an, resultiert aus dem Verlust der Tertiärstruktur kontraktiler Proteine
(Sawyer et al. 2002). Da Pertuzumab ebenfalls an HER2 bindet
und sowohl die Homo- als auch die Heterodimerisierung mit
anderen HER-Rezeptoren unterbindet, könnte es ähnlich wie
Trastuzumab kardiotoxisch wirken bzw. die Kardiotoxizität von
Trastuzumab oder Anthrazyklinen verstärken.
Die klinische Evidenz der durch Pertuzumab verursachten
kardialen Nebenwirkungen wurde in mehreren Studien erfasst.
Lediglich in einer von vier Phase-I-Studien (Agus et al. 2005, Attard et al. 2007, Albanell et al. 2008, Yamamoto et al. 2009) wurde
eine Verminderung der linksventrikulären Funktion (LVEF) von
mehr als zehn Prozent bei drei von 17 Patientinnen beschrieben.
Alle drei Patientinnen blieben asymptomatisch, und bei einer
erholte sich die Herzfunktion bis zum Studienabschluss wieder
(Attard et al. 2007). In einer weiteren Studie bei elf Brustkrebspatientinnen wurde speziell die kardiale Toxizität von Pertuzumab
in Kombination mit Trastuzumab untersucht. Bei sechs Patientinnen (54%) kam es zu einem Abfall der LVEF. Zwei dieser Patientinnen hatten einen Abfall von mehr als 15%, davon war eine
symptomatisch und benötigte eine medikamentöse Therapie.
Die Studie wurde deshalb vorzeitig beendet (Portera et al. 2008).
Eine umfangreiche Metaanalyse mit insgesamt zwölf PhaseII-Studien hat die kardiale Sicherheit von Pertuzumab untersucht. Von insgesamt 599 Patientinnen wurden 331 mit Pertuzumab allein (P), 175 in Kombination mit einer nicht Anthrazyklin-haltigen Chemotherapie (PC) und 93 zusammen mit
Trastuzumab (PT) behandelt. Ein asymptomatischer Abfall der
LVEF wurde bei jeweils 6,9% (P), 3,4% (PC) und 6,5% (PT) der
Patientinnen gemessen. Eine symptomatische Herzinsuffizienz
entwickelte sich lediglich bei 0,3% (P), 1,1% (PC) und 1,1% (PT)
der Patientinnen (Lenihan et al. 2012).
Im Rahmen einer weiteren Metaanalyse bei insgesamt 1.142
Patientinnen, welche mit einer kombinierten Anti-HER2-Therapie (Pertuzumab und Trastuzumab bzw. Trastuzumab und Lapatinib) behandelt wurden, wurden die kardiale Auswirkung dieser
Kombinationstherapien untersucht. Dabei zeigte sich, dass die
Rate an Herzinsuffizienzen (CHF) in dieser Gruppe 0,88% war. Im
Vergleich dazu wurden 1.473 Patientinnen mit einer Monotherapie (Pertuzumab oder Trastuzumab oder Lapatinib) nachuntersucht, und hier zeigte sich eine CHF-Rate von 1,49%. Im Kombinationsarm war ein LVEF-Abfall von 3,1% zu beobachten. Die
Grad-3/4-Nebenwirkungen von Pertuzumab bei neoadjuvanter Behandlung
(Phase-II-Studien NEOSPHERE und TRYPHAENA)
Tab. 4
NEOSPHERE
Nebenwirkung (%)
Neutropenie
Febrile Neutropenie
TD
PTD
PT
57
45
1
TRYPHAENA
FEC + T + P x3 >
D + T + P x3
FEC x 3 > D + T
+Px3
D+C+T+P
x6
55
47
43
46
PD
7
8
0
7
18
9
17
12
5
0
7
19
12
12
Diarrhö
4
6
0
4
4
5
12
Asthenie
0
2
0
2
-
-
-
Granulozytopenie
1
1
0
2
-
-
-
Rash
2
2
0
1
-
-
-
Unregelmäßige Menstruation
1
1
0
4
-
-
-
Medikamentenüberempfindlichkeit
0
1
2
0
3
0
3
Anämie
-
-
-
-
1
3
17
Thrombozytopenie
-
-
-
-
0
0
12
Erbrechen
-
-
-
-
0
3
5
Fatigue
-
-
-
-
0
0
4
ALT erhöht
3
0
0
1
0
0
4
Leukopenie
P=Pertuzumab, T=Trastuzumab, D=Docetaxel, FEC=5-Fluorouracil-Epirubicin-Cyclophosphamid
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
Quelle: Gianni et al. 2012, Schneeweiss et al. 2013
März 2016
9
Gruppe der Monotherapie wies einen LVEF-Abfall von 2,9% auf.
Diese Ergebnisse weisen auch darauf hin, dass trotz initialer Bedenken die Kombinationstherapie von Trastuzumab und Pertuzumab keine höhere Kardiotoxizität aufweist als die Monotherapie mit Trastuzumab (Valachis et al. 2013).
In den vorliegenden Daten der Phase-III-Studie CLEOPATRA gab es keine Anzeichen für eine erhöhte Kardiotoxizität
durch die Zugabe von Pertuzumab zu Trastuzumab und Docetaxel (siehe Kapitel 5.1.3., Swain et al. 2015). Ein Abfall der LVEF,
asymptomatisch oder symptomatisch, wurde sogar im Placeboarm häufiger als im Versuchsarm dokumentiert (alle Grade:
6,1 vs. 7,4% im Versuchs- bzw. Kontrollarm). In der als Sicherheitsstudie konzipierten Phase-IIIb-Studie PERUSE
(NCT01572038) wurde das Nebenwirkungsprofil einer dualen
HER2-Blockade mit Pertuzumab und Trastuzumab in Kombination mit einem Taxan (Docetaxel, Paclitaxel, nab-Paclitaxel)
bei 1.436 Patientinnen mit HER2-positivem lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Brustkrebs in der Erstlinientherapie untersucht (Miles et al. 2015). Zum Zeitpunkt der Interimsanalyse (November 2014) betrug das mediane Follow-up 8,8
Monate. Hier verzeichneten 3,1% der Patientinnen einen Abfall
der LVEF ≥10%. Auch wurde die Pertuzumab-Administration
bei 3,1% der Patientinnen aufgrund einer verringerten Auswurffraktion ab- bzw. ausgesetzt (Miles et al. 2015). Eine geringe Kardiotoxizität bestätigen auch die Ergebnisse der Phase-II-Studie
TRYPHAENA. In der neoadjuvanten Therapie zeigten 5,6%
(Arm A: FEC+T+P → D+T+P), 4,0% (Arm B: FEC → D+T+P) und
2,6% (Arm C: D+C+T+P) eine linksventrikuläre systolische Dysfunktion (LVSD). Bei insgesamt elf Patientinnen (je vier in Arm
A und B, drei in Arm C) war ein Abfall der LVEF ≥10% messbar
(Schneeweiss et al. 2013).
Hämatologische Nebenwirkungen. Pertuzumab scheint die
Rate an unkomplizierten und febrilen Neutropenien in Abhängigkeit parallel applizierter Chemotherapien zu erhöhen. Wie in
der Pertuzumab-Sicherheitsprofil-Auswertung der Phase-IIIStudie CLEOPATRA ersichtlich, war die Rate an febrilen Neutropenien vom Grad 3/4 im Pertuzumab-haltigen Arm um 6,2%
höher als im Placeboarm (13,8 vs. 7,6%). Die Häufigkeit von
Grad-3/4-Neutropenien war im experimentellen Arm nur geringgradig höher als im Kontrollarm (49 vs. 46%; Swain et al.
2013). Nach Absetzen von Docetaxel wurden keine weiteren
febrilen Neutropenien beobachtet, und die Rate an Neutropenien sank auf unter fünf Prozent in beiden Studienarmen ab
(Swain et al. 2015).
In der neoadjuvanten TRYPHAENA-Studie lag die Rate an
Grad-3/4-Neutropenien bei 43 bis 47%, die an febrilen Neutropenien zwischen neun und 18% (Schneeweiss et al. 2013). Erste
Toxizitätsanalysen der PERUSE-Studie berichteten von
Grad-3/4-Neutropenien, febrilen Neutropenien und Leukopenien bei 9,3%, 5,8% und 1,1% der Patientinnen (Miles et al. 2015).
Grad-1/2-Anämien wurden ursprünglich in Phase-I-Studien
mit Pertuzumab bei 28–33% der Patientinnen beschrieben
(Agus et al. 2005, Yamamoto et al. 2009), in späteren Phase-IIund -III-Studien war die Häufigkeit jedoch geringer (8–19% der
Patientinnen in den Taxan-haltigen Armen der TRYPHAENAStudie bzw. 18% in der PERUSE-Studie).
Im Chemotherapie-freien Behandlungsarm der NeoSphereStudie mit Pertuzumab plus Trastuzumab (Arm C), traten hämatologische Nebenwirkungen nur sehr selten auf (1 von 108 Patientinnen mit einer Grad-3/4-Neutropenie; Gianni et al. 2012).
Gastrointestinale Nebenwirkungen. Diarrhö stellt eine der
häufigsten Nebenwirkungen von Pertuzumab dar, vor allem in
Kombination mit Docetaxel und Capecitabin. Bereits als Mo-
10
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
notherapie wurde eine Frequenz von 43 bis 61% von Grad-1/2Diarrhöen beschrieben (Agus et al. 2005, Yamamoto et al.
2009). In Kombination mit Trastuzumab lag die Rate bei 64%
(Baselga et al. 2010) und in Kombination mit Capecitabin bei
72% (Albanell et al. 2008). In Kombination mit Docetaxel wurden ebenso Grad-3-Diarrhöen berichtet (9% in der CLEOPATRA-Studie; Swain et al. 2013). Auch in Kombination mit Paclitaxel und nab-Paclitaxel waren Diarrhöen mit über 60% die
häufigste Nebenwirkung (PERUSE-Studie, Miles et al. 2015).
Im Chemotherapie-freien Studienarm der NeoSphere-Studie
litten 28% der Patientinnen an Grad-1/2-Diarrhö. Grad-3-­
Diarrhöen wurden nicht berichtet (Gianni et al. 2012). Als weitere gastrointestinale Nebenwirkungen wurden Übelkeit,
­Appetitlosigkeit, Erbrechen und Obstipation dokumentiert
(Swain et al. 2013).
Weitere Nebenwirkungen. Eine weitere häufige Nebenwirkung
von Pertuzumab, der Hautausschlag, lässt sich durch die Blo­
ckade der Dimerisierung mit HER1 (EGFR) erklären. Allerdings
werden Hautausschläge in Phase-I-Studien nicht als akneiform
beschrieben und gleichen somit nicht den bekannten Hautveränderungen unter Anti-EGFR-Therapien. Die Häufigkeit von
Grad-1/2-Läsionen wurde mit 11–50% berichtet (Agus et al.
2005, Yamamoto et al. 2009, Gianni et al. 2010, Gianni et al.
2012). In einer Metaanalyse von Phase-II/III-Studien bei insgesamt 1.726 Patienten (Pertuzumab, n=1.157; Kontrollen, n=569)
betrug die Inzidenz von Grad-1/2-Hautläsionen im Median
24,6% (95% CI 19,3–30,8%) und von Grad-3/4-Läsionen 1,1%
(95% CI 9,5–2,2%). Der Effekt scheint nicht dosisabhängig zu
sein (Drucker et al. 2012).
Vereinzelt wurden Hypersensitivitätsreaktionen mit Fieber
und Schüttelfrost im Rahmen der Verabreichung beobachtet.
(Agus et al. 2005, Yamamoto et al. 2009, Gianni et al. 2012). Eine
weitere häufig bebeschriebene Nebenwirkung von Pertuzumab
ist Fatigue (Agus et al. 2005, Albanell et al. 2008, Yamamoto et al.
2009, Gianni et al. 2012). Im Vergleich zum Placeboarm war die
Häufigkeit in der Phase-III-Studie CLEOPATRA jedoch nicht signifikant erhöht (38 vs. 37%; Swain et al. 2013).
7. Dosierung und Verabreichung
Bei Patientinnen, die mit Pertuzumab behandelt werden
sollen, muss der HER2-positive Tumorstatus vor Therapiebeginn immunhistochemisch (IHC 3+) und/oder durch In-situHybridisierung (ISH Ratio ≥2) mittels eines validierten Tests
verifiziert werden.
Die empfohlene Anfangsdosis von Pertuzumab beträgt
840mg, verabreicht als 60-minütige intravenöse Infusion, gefolgt von Erhaltungsdosen zu 420mg, die im Abstand von drei
Wochen über einen Zeitraum von 30 bis 60 Minuten verabreicht
werden.
Die LVEF muss vor Behandlungsbeginn und während der
Behandlung (im metastasierten Setting alle drei Zyklen und im
neoadjuvanten Setting alle zwei Zyklen) untersucht werden, um
sicherzustellen, dass sie im Normalbereich liegt. Im Falle einer
linksventrikulären Dysfunktion muss die Pertuzumab-Therapie
entsprechend den Angaben in der Fachinformation unterbrochen werden (Fachinformation 2015).
In Kombinationstherapien mit Pertuzumab beträgt die
Trastuzumab-Dosierung initial 8mg/kg und 6mg/kg für Erhaltungsdosen und die initiale Docetaxel-Dosierung 75mg/m2 alle
drei Wochen, die je nach individueller Verträglichkeit auf
100mg/m2 gesteigert werden kann.
Frauen mit metastasierter Erkrankung erhalten Pertuzumab
und Trastuzumab bis zur Krankheitsprogression. Im neoadjuvanten Setting sollte Pertuzumab über drei bis sechs Zyklen in
März 2016
Übersicht über derzeit laufende Studien mit Pertuzumab
Studie
NCT-Nummer
Indikation
PERTAIN
VELVET
Tab. 5
n
Therapie
Endpunkte
NCT01491737
Erstlinie bei HER2+
und ER+ la/m BC
258
(A) AI + T + P + D oder PAC
nach Ermessen
(B) AI + T + D oder PAC
nach Ermessen
PFS, OS, ORR, CBR, DOR, TTR, AE, QOL
NCT01565083
Erstlinie bei HER2+
la/m BC
213
(A) P + T + VRB sequenziell
(B) P + T + VRB Einzelinfusion
ORR, abnorme Laborbefunde, TTR,
DOR, PFS, TTP, OS, Sicherheit, QOL
NCT01358877
Adjuvant bei frühem HER2+ BC
4805
(A) Chemotherapie + T + P
(B) Chemotherapie + T +
Placebo
IDFS, DFS, OS, RFI, DRFI, Sicherheit,
QOL
NCT01026142
HER2+ m BC nach
Erstlinie Trastuzumab
452
(A) CAP + T
(B) CAP + T + P
PFS, OS, PFS, TTP, TTF, ORR, CBR,
Sicherheit, Verträglichkeit, DOR
444
Neoadjuvant
(A) D + T + P
(B) T-DM1 + P + C,
Adjuvant
(A) T + P
(B) T-DM1 + P
pCR, EFS, IDFS, OS, Rate der
brust­erhaltenden OPs, Inzidenz
unerwünschter, hepatischer und
kardialer Ereignisse, QOL,
Serumkonzentration, Inzidenz
antitherapeutischer Antikörper
Phase II
Phase III
APHINITY
PHEREXA
KRISTINE
NCT02131064
Neoadjuvant bei
frühem HER2+ BC
AI=Aromatase-Inhibitor, PAC=Paclitaxel, P=Pertuzumab, T=Trastuzumab, D=Docetaxel, T-DM1=Trastuzumab-Emtansin, C=Carboplatin, VRB=Vinorelbin, CAP=Capecitabin,
CBR=Clinical Benefit Rate, DFS=Krankheitsfreies Überleben, DOR=Ansprechdauer, DRFI=Distant recurrence-free interval, EFS=Ereignisfreies Überleben, IDFS=Invasiv krankheitsfreies Überleben, ORR=Objektive Ansprechrate, OS=Gesamtüberleben, pCR= Pathologisch komplette Remission, PFS=Progressionsfreies Überleben, QOL=Lebensqualität,
RFI=Rezidivfreies Intervall, TTF=Zeit bis zum Therapieversagen, TTP=Zeit bis zur Tumorprogression, TTR=Zeit bis zum Ansprechen
Quelle: www.clinicaltrials.gov
Kombination mit Trastuzumab und Chemotherapie als Teil eines Behandlungsschemas des frühen Brustkrebses verabreicht
werden. Nach der Operation sollen die Patientinnen ein Jahr
adjuvant Trastuzumab erhalten.
8. Zulassungsstatus
Basierend auf den Daten der CLEOPATRA-Studie erfolgte im
Juni 2012 die Zulassung von Pertuzumab in Kombination mit
Trastuzumab und Docetaxel zur Erstlinienbehandlung des
HER2-positiven, metastasierten oder lokal rezidivierenden, inoperablen Mammakarzinoms durch die Food and Drug Association (FDA) und im März 2013 durch die European Medicines
Agency (EMA). Im Juli 2015 erfolgte die Zulassung durch die EMA
von Pertuzumab in Kombination mit Trastuzumab und frei wählbarer Chemotherapie für die neoadjuvante Behandlung von
Frauen mit HER2-positivem, lokal fortgeschrittenem, entzündlichem oder frühem Mammakarzinom mit hohem Rezidivrisiko.
9. Bewertung und Aussichten
9.1. Metastasierter Brustkrebs
Mit Pertuzumab steht nun eine weitere, hochpotente Subs­
tanz für die Kombinationstherapie des HER2-positiven Mammakarzinoms zur Verfügung. Die eindrucksvollen Daten der CLEOPATRA-Studie in der Erstlinientherapie des metastasierten
Brustkrebs, die eine hochsignifikante und auch klinisch sehr relevante Verlängerung des progressionsfreien Intervalls um mehr
als sechs Monate und eine Steigerung des Gesamtüberlebens
von 15,7 Monaten zeigen (Swain et al. 2015), haben einen neuen
Therapiestandard in dieser Indikation definiert. Dies umso
mehr, da durch die duale HER2-Blockade mit Pertuzumab und
Trastuzumab in Kombination mit Docetaxel keine wesentliche
Toxizitätserhöhung und vor allem keinerlei Erhöhung der potenziellen Kardiotoxizität dokumentiert wurde (Swain et al. 2013b).
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
Die weiteren, bereits vorliegenden Daten aus Palliativtherapie-Studien lassen aber schon jetzt vermuten, dass dieser positive Therapieeffekt durch Pertuzumab möglicherweise nicht
nur auf die Erstlinientherapie beschränkt ist. Daher kann möglicherweise das „Multiple-line-Therapiekonzept“, d.h. Wechsel
der zytostatischen Kombinationspartner unter Beibehaltung
der HER2-Doppelmodulation mit Trastuzumab und Pertuzumab, weitere therapeutische Vorteile für die betroffenen Patienten bringen. Ergebnisse derzeit laufender Studien (z.B. die
PHEREXA-Studie [NCT01026142], siehe Tab. 5) bleiben hier allerdings abzuwarten. Auch die Zytostatika-freie Kombinationstherapie nur mit Pertuzumab und Trastuzumab erscheint
durchaus in einigen klinischen Situationen eine valide Therapieoption darzustellen, da dieser Therapieansatz in Phase-IIStudien (Baselga al. 2010) bereits gute Aktivität bei minimaler
Toxizität gezeigt hat.
Die Zulassung von Pertuzumab für die Erstlinientherapie
des fortgeschrittenen, HER2-positiven Mammakarzinoms eröffnete für alle betroffenen Patientinnen den Zugang zu einer
hocheffektiven und gut verträglichen Therapieoption in der klinischen Routine.
9.2. (Neo-)adjuvante Therapie
Im neoadjuvanten Setting können mit der HER2-Doppel­
modulation ebenfalls eindrucksvolle Ergebnisse erzielt werden.
So wurde im Rahmen der NEOSPHERE-Studie eine signifikante
Erhöhung der Rate an pathologischen kompletten Remissionen
erreicht (Gianni et al. 2012). Die Fünf-Jahres-Daten zum krankheits- und progressionsfreien Überleben zeigen zudem ein
niedrigeres Risiko für das Fortschreiten der Erkrankung (Gianni
et al. 2015). Eine pathologisch komplette Remission konnte
auch bei mehr als die Hälfte aller Patientinnen in Kombination
mit Anthrazyklin- und Carboplatin-haltiger Chemotherapie bei
geringer Kardiotoxizität in der TRYPHAENA-Studie beobachtet
März 2016
11
werden (Schneeweiss et al. 2013). Im Ergebnis ist beachtenswert,
dass auf Basis dieser Resultate von vielen ExpertInnen die neoadjuvante Doppelmodulation nunmehr als „state of the art“
gesehen wird – und zwar erstmals letztlich unabhängig von Fragen der Brusterhaltung etc., sondern auf Basis der Biologie der
Erkrankung.
Seit Juli 2015 steht Pertuzumab nun auch für die neoadjuvante Behandlung von HER2-positivem lokal fortgeschrittenem, entzündlichem oder frühem Brustkrebs mit hohem Rezidivrisiko zur Verfügung.
Die internationale APHINITY/ABCSG-39-Studie untersucht gegenwärtig eine etwaige Verbesserung der Effektivität
der adjuvanten Brustkrebstherapie bei Patientinnen mit operablem HER2-positivem primärem Mammakarzinom durch eine Kombination von Trastuzumab und Pertuzumab. Erste Ergebnisse der Studie werden für das Jahr 2017 erwartet.
Durch die signifikante und klinisch relevante Prognoseverbesserung durch Pertuzumab im fortgeschrittenen Stadium
und basierend auf den Daten der Studien in der neoadjuvanten
Situation und den zu erhoffenden Ergebnissen der adjuvanten
Studie erscheint daher die Erwartung berechtigt, dass Pertuzumab zur weiteren Prognoseverbesserung des HER2-positiven
Mammakarzinoms essenziell beitragen kann.
Die Autoren
Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant
Universitätsklinik für Chirurgie und Comprehensive Cancer
Center
Brustgesundheitszentrum Wien
Medizinische Universität Wien
Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien
E-Mail: [email protected]
Univ.-Prof. Dr. Richard Greil, Dr. Simon Peter Gampenrieder,
Dr. Gabriel Rinnerthaler
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Landeskrankenanstalten Salzburg
Müllner Hauptstraße 48, 5020 Salzburg
E-Mail: [email protected]
Priv.-Doz. Dr. Michael Hubalek
Brustzentrum Schwaz
Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
Bezirkskrankenhaus Schwaz
Swarovskistr. 1-3, 6130 Schwaz
E-Mail: [email protected]
Univ.-Prof. Dr. Günther Steger
Universitätsklinik für Innere Medizin und Comprehensive
Cancer Center
Klinische Abteilung für Onkologie
Medizinische Universität Wien
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
E-Mail: [email protected]
12
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
März 2016
10. Abkürzungen
11. Literatur
ADCC
Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität
CBR
Klinischer Nutzen (CR+PR+SD)
CR
Vollständiges Ansprechen
CIKonfidenzintervall
DFS
Krankheitsfreies Überleben
DLT
Dosislimitierende Toxizität
ECEpirubicin/Cyclophosphamid
EGFR
Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor
FEC5-Fluorouracil/Epirubicin/Cyclophosphamid
HER
Humaner, epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor
FISHFluoreszenz-in-situ-Hybridisierung
HR
Hazard Ratio
IgG
Immunglobulin G
IHCImmunhistochemie
LDInitialdosis
LVEF
Linksventrikuläre Ejektionsfraktion
MAPK
Mitogen-aktivierte Proteinkinase
MTD
Maximal tolerable Dosis
nPACnab-Paclitaxel
OR
Odds Ratio
ORR
Objektive Ansprechrate
OSGesamtüberleben
PACPaclitaxel
PFS
Progressionsfreies Überleben
PI3KPhosphatidylinositol-3-Kinase
pCR
Pathologisch komplette Remission
PR
Partielles Ansprechen
SDKrankheitsstabilisierung
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ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
März 2016
FACHKURZINFORMATION
Für Perjeta®: Intensivierte Aufforderung zur Meldung von Nebenwirkungen
bei potentiellen Perjeta-exponierten Schwangerschaften. Die Verabreichung von Perjeta® wird während einer Schwangerschaft nicht empfohlen.
Zur Anwendung von Perjeta® bei schwangeren Frauen liegen limitierte Daten
vor, auch wurde die sichere Anwendung der Therapie während der Schwangerschaft und der Stillzeit nicht untersucht. Überprüfen Sie den Schwangerschaftsstatus vor Beginn einer Perjeta® Therapie. Frauen im gebärfähigen Alter
müssen während sie Perjeta® erhalten und in den 6 Monaten nach der letzten
Perjeta® Dosis eine effiziente Kontrazeption durchführen. Beobachten Sie Patientinnen, die während einer Perjeta® Therapie, oder in den 6 Monaten nach
der letzten Perjeta® Dosis schwanger werden, eingehend auf eine Oligohydramnie. Melden Sie jede Schwangerschaft die unter einer Perjeta® Therapie,
oder innerhalb von 6 Monaten nach der letzten Perjeta® Dosis auftritt, sofort
an das Roche Austria Safety Team (Email: [email protected],
Hotline: +43 1 277 39 5050, Fax: +43 1 277 39 254). Zusätzliche Informationen
werden während einer Perjeta® exponierten Schwangerschaft und während
des ersten Lebensjahres des geborenen Kindes abgefragt. Dies ermöglicht
Roche/Genentech die Verträglichkeit von Perjeta® besser zu verstehen und
entsprechende Auskünfte den Behörden, dem medizinischen Fachkreis und
den Patienten zukommen zu lassen.
Perjeta® 420 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche mit 14 ml
Konzentrat enthält insgesamt 420 mg Pertuzumab in einer Konzentration von
30 mg/ml. Nach Verdünnung enthält ein ml der Lösung ca. 3,36 mg Pertuzumab für die Initialdosis und ca. 1,68 mg Pertuzumab für die Erhaltungsdosis
(siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 6.6 „Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung“).
Pertuzumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper, der mit
rekombinanter DNA-Technologie in Säugetierzellen (Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) hergestellt wird. Anwendungsgebiete: Perjeta ist zur Anwendung in Kombination mit Trastuzumab und Docetaxel bei erwachsenen
Patienten mit HER2-positivem metastasiertem oder lokal rezidivierendem,
inoperablem Brustkrebs indiziert, die zuvor noch keine anti-HER2-Therapie
oder Chemotherapie zur Behandlung ihrer metastasierten Erkrankung erhalten haben. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Pertuzumab oder
einen der sonstigen Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: Essigsäure
99 %, L-Histidin, Sucrose, Polysorbat 20, Wasser für Injektionszwecke. Inhaber
der Zulassung: Roche Registration Limited, 6 Falcon Way, Shire Park, Welwyn
Garden City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Substanzen, monoklonale Antikörper, ATC-Code: L01XC13. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen sowie Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit und zu Nebenwirkungen sind der veröffentlichten
Fachinformation zu entnehmen. April 2014.
ArzneimittelPROFIL Pertuzumab
März 2016
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ArzneimittelPROFIL Pertuzumab, März 2016
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