Essen ohne Nebenwirkung: Gesunde und natürliche Ernährung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Autoren: Gabriele Grünebaum Sven-David Müller Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? . . . . . . 7 Morbus Crohn und Colitis ulcerosa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Ursachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Verlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Alltag mit CED . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Therapiemanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Adhärenz/Compliance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Hohe Lebensqualität trotz CED . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Ist die CED eine moderne Erkrankung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Ernährung als Auslöser der CED? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Zwillingsstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Ernährung und CED . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 CED: Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien . . . . 29 Gibt es eine spezielle CED-Kost? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Lebensmittel und Zusatzstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Einige häufig vorkommende Zusatzstoffe . . . . . . . . . . . . . . 36 Können Zusatzstoffe einen Schub auslösen? . . . . . . . . . . . 38 Die Rolle von Zusatzstoffen in Medikamenten . . . . . . . . . 40 Aromastoffe in Arzneimitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3 4 Inhaltsverzeichnis Ernährung ohne Nebenwirkung - Praktische Tipps . . . . . . . . . . . . . 45 CED aus diätetischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Ernährung in der beschwerdefreien Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Essen während eines leichten bis mittelschweren Schubs . . 48 Essen während eines mittelschweren Schubes . . . . . . . . . . . . . 48 Essen während eines schweren Schubs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Kostaufbau nach einem Entzündungsschub . . . . . . . . . . . . . . . 50 Schrittweiser Kostaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Je frischer, desto besser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Die Lebensmittelzusatzstoffe besser verstehen. . . . . . . . . . . . . 53 Kochen Sie selber, dann wissen Sie, was drin ist.. . . . . . . . . . . . 57 Wo einkaufen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Bio? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Richtig essen gehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Lieber natürlich und frisch (Merkkasten) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 FAQs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Vorstellung des DCCV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Vorwort Vorwort Die Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen hat sich in den letzten Jahren durch neuere Medikamente und endoskopische Untersuchungsmöglichkeiten verbessert und ermöglicht auch, schwere Verläufe adäquat zu behandeln. Ein großes Problem stellt weiterhin die Ernährung der Patienten dar. Durch immer wiederkehrende Schübe und Unsicherheit im Essverhalten droht den Patienten eine Mangelernährung und dadurch ein erhöhtes Risiko, einen komplizierten Verlauf zu entwickeln. Darüber hinaus hat sich in den letzten Jahren in einigen Studien der Hinweis auf eine erhöhte Prävalenz einer Nahrungsmittelallergie bei Patienten mit einem Morbus Crohn ergeben. Durch eine Nahrungsmittelallergie können die Patienten auf der einen Seite einen Schub entwickeln und auf der anderen Seite durch eine gezielte Eliminationsdiät die Darmbeschwerden lindern und teilweise die notwendige immunsuppressive Medikation reduzieren. Das vorliegende Buch bietet durch eine strukturierte Übersicht und durch die überaus guten zusätzlichen Tipps die Möglichkeit, einen individuellen Ernährungsplan aufzustellen. Durch Angabe der am häufigsten vorkommenden Nahrungsmittelallergien kann der Leser oder die Leserin eine kompakte Übersicht über das Spektrum der Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen erhalten. Ich freue mich sehr über dieses gelungene Buch und hoffe, dass die in diesem Buch enthaltenen Tipps und Empfehlungen zu einer Verbesserung Ihrer gesundheitlichen Situation führen. PD Dr. med. Yurdagül Zopf Leiterin des Schwerpunktes Ernährung Fachärztin für Innere Medizin Universitätsklinik Erlangen 5 6 Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? 7 Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? 8 Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? . . . . 7 Morbus Crohn und Colitis ulcerosa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Ursachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Verlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? 9 Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall – das kommt immer mal wieder aus den unterschiedlichsten Gründen vor. Wenn die Beschwerden jedoch länger andauern, blutige Durchfälle oder Fieber hinzu kommen, könnte es sich um eine „chronisch entzündliche Darmerkrankung“ (CED) handeln. Als CED bezeichnet man schubweise verlaufende Entzündungen des Verdauungstrakts. Aktive entzündliche Phasen mit leichter bis hoher Krankheitsaktivität wechseln sich mit beschwerdefreien Phasen ab, die als Remission bezeichnet werden. INFO Wie und warum eine chronisch entzündliche Darmerkrankung entsteht, ist bis heute nicht geklärt. 10 Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Der Morbus Crohn (MC) und die Colitis ulcerosa (CU) gehören zu den häufigsten Formen der CED, der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die Symptome beider Erkrankungen sind sehr ähnlich, die Diagnose kann nur durch eine Darmspiegelung oder eine Gewebeprobe sicher gestellt werden. Colitis ulcerosa Bei der Colitis ulcerosa beginnt die Entzündung am Anus und kann sich kontinuierlich auf den ganzen Dickdarm ausbreiten. Die Entzündung ist auf die oberflächlichen Schichten der Darminnenseite und nur auf den Bereich des Dickdarms begrenzt. Morbus Crohn Bei Patienten mit Morbus Crohn treten die Entzündungen meist am Übergang zwischen Dick- und Dünndarm auf, können jedoch den ganzen Verdauungstrakt betreffen – vom Mund bis zum After. Die Entzündungsreaktion bei Morbus Crohn kann auch die tieferen Schichten der Darmwand im Bereich des Dünn- und Dickdarms betreffen, was zu Verwachsungen und Fistelbildungen mit weiteren Komplikationen führen kann. Typisch ist der nicht-kontinuierliche bzw. segmentale Befall der Darmschleimhaut, wobei gleichzeitig mehrere Darmabschnitte erkrankt sein können, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind. Morbus Crohn Colitis ulcerosa Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? 11 Morbus Crohn Colitis ulcerosa Erstmaliges Auftreten der Erkrankung: Alter, Geschlecht der Patienten Frauen und Männer meist zwischen 20-40 Jahren und selten zwischen 50-70 Jahren.. Auftreten Tritt meist schubweise auf – akute Phasen wechseln sich mit beschwerdefreien Zeiten ab. Ausbreitung Entzündung kann den gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After betreffen. Meist ist der Übergang des Dünndarms in den Dickdarm betroffen. Entzündung bleibt auf den Dickdarm (Kolon) beschränkt und beginnt meist am Anus. Entzündliche Erkrankungen außerhalb des Darms Ja. Gelenke, Wirbelsäule, Gallengänge, Haut (Erythema nodosum) oder Augen können betroffen sein. Ja, Gelenke, Haut (Pyoderma gangraenosum), Gallengänge können betroffen sein. Ausdehnung Diskontinuierlicher Befall. Entzündliche Stellen wechseln sich mit nicht entzündeten Darmabschnitten ab. Kontinuierlicher Befall. Ausdehnung aufsteigend vom Anus beginnend. Entzündung Entzündung erfasst an den betroffenen Abschnitten alle Schichten der Darmwand. Entzündung erfasst an den betroffenen Abschnitten nur die Darminnenseite. Befall des terminalen Ileums Häufig Selten („Back-wash-Ileitis“) Befall des Rektums Selten Fast immer Fisteln Ja Nein Stuhlgang Chronisch dünnflüssiger Stuhl, blutige Stühle nur bei Dickdarmbefall. Schleimige Durchfälle mit Blutbeimengungen und beständiger schmerzhafter Drang zur Stuhlentleerung. Blutarmut (Anämie) Seltener Häufiger Bauchschmerzen Häufig rechter Unterbauch Meist vor Stuhlgang linker Unterbauch Gewichtsverlust Häufig Selten Fieber Manchmal Manchmal Therapie Akute Schübe intensiv behandeln, Remission erhalten, Mangelsituation gezielt therapieren, ggf. Operation Bei etwa 10% der Betroffenen ist eine deutliche Unterscheidung zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nicht möglich. Die Erkrankung wird dann als Colitis indeterminata bezeichnet. 12 Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? Statistik Allein in Deutschland gibt es deutlich mehr als 320.000 Menschen, deren Darm chronisch entzündet ist. Die meisten Neuerkrankungen werden bei jungen Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren diagnostiziert. Ursachen INFO Als Ursache für eine CED werden verschiedene Faktoren diskutiert. Man geht davon aus, dass es sich um eine überschießende und fehlgeleitete Immunreaktion des Darmes handelt. Hierfür spielen neben einer genetischen Disposition (CED kommt familiär gehäuft vor) auch verschiedene Umweltfaktoren sowie die Ernährung eine Rolle. Dabei spielen Nahrungsmittelallergien bzw. Nahrungsmittelunverträglichkeiten als auslösende und erschwerende Faktoren der CED eine wesentliche Rolle. CED-Patienten leiden im Vergleich zur Normalbevölkerung signifikant häufiger an einer Nahrungsmittelallergie. Entzündliche Darmerkrankungen gibt es deutlich häufiger in modernen Industrienationen. Neueste Studien belegen das. Eine groß angelegte Zwillingsstudie untersuchte mehr als 200 Zwillingspaare, bei denen einer der Zwillinge eine CED hat und der andere nicht. Es konnte gezeigt werden, dass der Zwilling, bei dem die Erkrankung ausgebrochen ist, deutlich mehr industriell verarbeitete Lebensmittel zu sich genommen hatte. Weitere Faktoren, wie z. B. genetische Faktoren und die Auswirkungen von Antibiotika, werden noch untersucht. Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)? 13 Verlauf Die chronisch entzündliche Darmerkrankung ist bis heute nicht heilbar und begleitet die Betroffenen ein Leben lang. Sie tritt typischerweise in Schüben auf, mit dazwischenliegenden beschwerdefreien Intervallen, die man Remission nennt. Die Erkrankung kann individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei einigen Betroffenen sind die Symptome kaum ausgeprägt und sie merken fast nichts von ihrer Erkrankung. Sie brauchen keine oder nur selten Medikamente. Bei anderen wechseln sich die beschwerdefreien Zeiten (Remission) mit Phasen hoher Krankheitsaktivität ab (Schub) und einige wenige Betroffene werden nur selten oder gar nicht beschwerdefrei. Symptome Während der akuten Phase der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen können verschiedene Symptome auftreten: krampfartige Schmerzen im Unterbauch, häufige Durchfälle (5 bis 20 mal pro Tag, auch nachts und manchmal auch blutig), Appetit- und Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen, und Fieber. Auch Auffälligkeiten an den Gelenken, Augen, der Leber und der Haut können auf eine chronische entzündliche Darmerkrankung hinweisen. Folge dieser Symptome, besonders von häufigen Durchfällen, können Mangelerscheinungen wie Eiweiß- und Vitaminmangel sein. INFO Der Verlauf der chronisch entzündlichen Darmerkrankung ist individuell sehr verschieden.