Kapitel 10 Magnetismus Innerhalb der Ein-Elektronen-Näherung haben wir die Energieniveaus und die Bandstruktur eines Elektrons in einem effektiven Potential berechnet, das sich aus den Ionen-Rümpfen sowie den Beiträgen der anderen Elektronen zusammen setzt. Das Ein-Elektronen-Modell geht jedoch noch weiter. Man kann mit seiner Hilfe auch die angeregten Zusände des elektronischen Systems verstehen. Was das Wasserstoff-Atom für die Beschreibung der chemischen Elemente bedeutet, das ist die Ein-Elektronen-Näherung für das Verständnis von Festkörpern. Für magnetische Phänomene in Festkörpern sind besonders beim Ferromagnetismus und Anti-Ferromagnetismus die Ein-Teilchen- und Viel-Teilchen-Aspekte so vermischt, dass es schwierig ist, ein einfaches Modell zu formulieren. Ausserdem involviert die Theorie des Magnetismus sowohl kollektive als auch lokale Aspekte. 10.1 Diamagnetismus und Paramagnetismus Stärke des Magnetfeldes: Magnetische Induktion: H } B µ0 = 4π ⋅ 10−7 Vs/Am Permeabilität des freien Raumes B = µ0 H Der magnetische Zustand eines Systems wird durch die Magnetisierung beschrieben B = µ0 (H + M) Magnetisierung: Dichte magnetischer Dipolmomente m M=m N V Externes Feld H ausdrücken durch externe Induktion B0 = µ0 H Bezeichnung: B0 heisst Magnetfeld(-stärke) Meist existiert eine lineare Beziehung zwischen Feld B0 und Magnetisierung M : µ0 M = χB0 χ∶ χ<0∶ χ>0∶ Allgemein: χp ∶ magnetische Suszeptibilität induzierte magnetische Polarisation wie das angelegte Feld ⇒ Diamagnetismus Paramagnetismus Suszeptibilität von Atomen und Festkörpern hat eine diamagnetische und eine paramagnetische Komponente, χd und χp Paramagnetische Komponente rührt von der Orientierung intrinsischer magnetischer Momente her, die ihren Ursprung im Drehimpuls und Spin der Elektronen haben. ⇒ Elektron und Drehimpuls L ⇒ magnetisches Moment 10.1 10.1. Diamagnetismus und Paramagnetismus Kapitel 10. Magnetismus e m = − 2m ∑ri × pi = −µB L i ̵ = ∑ri × pi mit hL i χd : eh µB = 2m = Bohrsches Magneton Ladung des Elektrons ist negativ ⇒ elektrischer Strom hat das umgekehrte Vorzeichen wie der Teilchenstrom ⇒ m und L sind anti-parallel (Minuszeichen) Ausserdem besitzt das Elektron einen Spin. ⇒ magnetisches Moment m = µB g0 ∑ Si = µB g0 S g0 : elektronischer g-Faktor (g0 = 2.0023) Si : Elektronen-Spins L und S können wie Operatoren behandelt werden. Erwartungswerte für atomare L und S verschieden von Null. Für geschlossene Schalen ist die Summe der Drehimpulse und Spins gleich 0. In Festkörpern gibt es offene Schalen für Übergangsmetalle und seltene Erden. Für beide Element-Klassen erwartet man paramagnetisches Verhalten. Induktion von Eddy-Strömen durch ein externes Magnetfeld Lenzsche Regel: magnetische Momente dieser induzierten Ströme sind dem angelegten Feld entgegengerichtet. ⇒ Suszeptibilität enthält einen negativen diamagnetischen Beitrag ̵ Rechnung: ersetze den Impulsoperator in der Schrödinger-Gleichung durch den verallgemeinerten Impuls p + eA A: Vektorpotential B0 = rotA, divA = 0 homogenes Feld B0 ⇒ mögliche Wahl für A ∶ A = − 12 r × B0 Hamilton-Operator: 1 2 ∑(pi + eA) 2m i 1 e 2 = ∑(pi − r × B0 ) 2m i 2 Hkin = = e2 2 1 2 2 2 ∑ {pi + e ∑(ri × pi )z B0 + B ∑(xi + yi )} 2m i 4 i i Annahme: B0 parallel zur z-Achse B0 = Bez 2. Term: ∑i (ri × pi )z B entspricht Paramagnetismus aufgrund vom Drehimpuls Erwartungswert des magnetischen Moments im Zustand Φ: m=− ∂ ⟨Φ∣H∣Φ⟩ ∂B = −µB ⟨Φ∣Lz ∣Φ⟩ − e2 B0 ⟨Φ∣ ∑(x2i + yi2 )∣Φ⟩ 4m i −µB ⟨Φ∣Lz ∣Φ⟩: magnetisches Moment, das auch in Abwesenheit eines externen Feldes existiert. In Kombination mit der Besetzungs-Statistik für die Energieniveaus für verschiedene Orientierungen der magnetischen Momente im externen Magnetfeld ergibt dies die Temperaturabhängigkeit des Paramagnetismus − e2 B0 ⟨Φ∣ ∑(x2i + yi2 )∣Φ⟩ ∶ 4m i 10.2 Diamagnetismus Kapitel 10. Magnetismus 10.2. Magnetismus freier Elektronen sphärisch symmetrische Ladungsverteilung eines Atoms 1 ⇒ ⟨Φ∣x2i ∣Φ⟩ = ⟨Φ∣yi2 ∣Φ⟩ = ⟨Φ∣ri2 ∣Φ⟩ 3 ⇒χ=− e2 n µ0 ∑⟨Φ∣ri2 ∣Φ⟩ 6m n: Zahl der Atome pro Einheits-Volumen Summe über Matrixelemente: ∑⟨Φ∣ri2 ∣Φ⟩ ⇒Elektronen in den äusseren Schalen tragen am meisten bei, da ihr ri2 am grössten ist Za : Zahl der äusseren Elektronen ersetze r2i durch r2a (ionischer oder atomarer Radius) 2 ⇒ χ ∝ − e6mn µ0 Za ra2 Experiment: χexp ∝ Za ra2 für Atome oder Ionen mit gefüllten Schalen In natürlichen Einheiten (SI) ist die magnetische Suszeptibilität von der Grössenordnung ∼10-4, die elektrische hingegen ∼1. Dies erklärt, warum man sich bei der Wechselwirkung von elektromagnetischen Strahlen mit Materie auf elektronische Effekte konzentriert. Bis jetzt haben wir uns auf die magnetischen Eigenschaften gebundener Elektronen konzentriert. Die Lage ändert sich, wenn die freien Elektronen in einem Metall betrachtet werden. 10.2 Magnetismus freier Elektronen Freie Elektronen: Diamagnetismus ⇒ Lösung der Schrödinger-Gleichung für freie Elektronen im Magnetfeld ⇒ Berechnung der Energieniveaus ⇒ Freie Energie im Magnetfeld ⇒ Suszeptibilität ⇒ Diamagnetismus freier Elektronen als echter Quanten-Effekt Für ein klassisches Elektronengas hängt die freie Energie nicht vom Magnetfeld ab und die diamagnetische Suszeptibilität verschwindet. Ein Magnetfeld verschiebt den Impuls um eA. Nach Integration über alle Zustände und alle Impulse hängt das Ergebnis nicht von A ab und ist daher unabhängig vom Magnetfeld. Paramagnetismus nach Pauli für freie Elektronen B = 0 ⇒ Zustände mit verschiedenen Spin-Quantenzahlen sind entartet B ≠ 0 Spin richtet sich parallel oder antiparallel zu B aus Elektronen mit Spins parallel zu den Feldlinien von B0 ⇒Energie ist um 21 gµB B0 abgesenkt gegenüber dem Fall für B = 0 Elektronen mit Spins anti-parallel zu B0 ⇒Energie ist um 12 gµB B0 angehoben (Zeemann-Effekt) 10.3 10.3. Die Austausch-Wechselwirkung E Kapitel 10. Magnetismus 1 D(EF ) 2 EF 1 D(EF )g0 µ B B0 2 Energie-Parabel spaltet in zwei Parabeln für ∣ ↑⟩ und ∣ ↓⟩ Elektronen. 1 D(E) 2 1 D(E) 2 1 2 ! gµ B B 2 Tiefe Temperaturen: kB T ≪ EF Dichte der Elektronen mit ausgerichtetem Spin, die keinen Partner mit umgekehrter Spin-Richtung haben: 21 D(EF )g0 µB B0 Jedes dieser Elektronen trägt das magnetische Moment 21 gµB bei 1 1 ⇒ Magnetisierung M = D(EF )g0 µB B gµB 2 2 Daraus ergibt sich die temperaturunabhängige paramagnetische Suszeptibilität g02 2 µ D(EF ) 4 B ∼ µ0 µ2B D(EF ) χp = µ 0 Diamagnetischer Beitrag (nicht berechnet hier) 1 m 2 χd ∼ µ0 µ2B D(EF ) ( ∗ ) 3 m Abhängig von der Grösse der effektiven Masse m∗ dominiert der paramagnetische oder diamagnetische Beitrag freier Elektronen. Für m∗ = m erhält man z.B. für die Suszeptibilität von Natrium, χm ≈ 2 ⋅ 10−4 cm3 /mol, also ebenfalls einen sehr kleinen Wert, vergleichbar mit dem Diamagnetismus gefüllter Schalen. Grosse magnetische Effekte treten auf durch die kollektive Kopplung von Elektronen-Spins, die im nächsten Kapitel diskutiert wird. 10.3 Die Austausch-Wechselwirkung Wasserstoff-Molekül als Prototyp für kovalente Bindung 2 Elektronen ⇒ Hamilton-Operator zerlegbar H(1, 2) = H(1) + H(2) + Hww (1, 2) H(1), H(2) ∶ Hamilton-Operatoren ausgedrückt in den Koordinaten der Elektronen 1 und 2 Hww (1, 2) ∶ beschreibt die Wechselwirkung zwischen den Elektronen Ein-Elektron-Näherung ⇒ Vernachlässigung von Hww (1, 2) ∶ ⇒ Total Wellenfunktion als Produkt der Ein-Teilchen-Lösungen ψ(1, 2) = [ΦA (1) + ΦB (1)] [ΦA (2) + ΦB (2)] ΦA,B ∶ atomare Wellenfunktion 10.4 Kapitel 10. Magnetismus 10.3. Die Austausch-Wechselwirkung Ionische Zustände: Beide Elektronen sind bei einem der beiden Atome lokalisiert. ⇒ unwahrscheinlich für Elektronen mit starker Wechselwirkung ⇒ Zustände weglassen (Heitler-London) ψ(1, 2) = ΦA (1)ΦB (2) + ΦB (1)ΦA (2) symmetrisch bezüglich der Koordinaten der Elektronen totale Wellenfunktion muss anti-symmetrisch sein (Pauli-Prinzip) ⇒ Spins müssen im Grundzustand anti-parallel sein ⇒ Singlett Triplett-Zustand mit parallelen Spins erfordert eine im Ortsraum anti-symmetrische Wellenfunktion ψ(1, 2) = ΦA (1)ΦB (2) − ΦB (1)ΦA (2) Berechnung des Erwartungswerts der Energie: ⟨ψ(1, 2)∣ H∣ψ(1, 2)⟩ ⟨ψ(1, 2)∣ψ(1, 2)⟩ = ⟨[ΦA (1)ΦB (2) ± ΦA (1)ΦB (2)] {H(1) + H(2)} [ΦA (1)ΦB (2) ± ΦA (1)ΦB (2)]⟩ E= = ∫ Φ∗B (2)ΦB (2)dr2 ∫ Φ∗A (1)H(1)ΦA (1)dr1 + . . . ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹¸ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ 1 E1 C± A = 2E1 1± S Ionisierungsenergie des Wasserstoff-Atoms: E1 = ∫ Φ∗A (1) {− ̵2 h e2 ∆1 − } ΦA (1) dr1 2m 4πε0 rA1 Coulomb - Integral: C= 1 1 1 e2 1 + − } ∣ΦA (1)∣2 ∣ΦB (2)∣2 dr1 dr2 − ∫ { 4πε0 RAB r12 rA2 rB1 Austausch - Integral: A= e2 1 1 1 1 + − − } Φ∗A (1)ΦA (2)ΦB (1)Φ∗B (2)dr1 dr2 ∫ { 4πε0 RAB r12 rA1 rB2 Überlapp - Integral: S = ∫ Φ∗A (1)ΦA (2)ΦB (1)Φ∗B (2)dr1 dr2 ⇒ deutlich andere Ergebnisse als im Ein-Elektronen-Modell Ein-Elektronen-Modell: Energie-Niveaus werden entweder durch ein oder durch zwei Elektronen besetzt. Angeregter Zustand: tiefstes Niveau mit einem Elektron besetzt, nächstes Niveau ebenfalls mit einem Elektron besetzt. ⇒ Singlett oder Triplett, energetisch entartet. Zwei-Elektronen-Modell: Energie eines einzelnen Elektrons ist nicht definiert ⇒ nur die Gesamtenergie für beide Elektronen ist eine sinnvolle Grösse Grundzustand: Singlett Angeregter Zustand: Triplett 10.5 10.3. Die Austausch-Wechselwirkung Kapitel 10. Magnetismus Ein-Elektronen-Modell Zwei-Elektronen-Modell Grundzustand Singlett 1. angeregter Zustand Triplett nicht entartet Singlett und Triplett sind entartet Abbildung 10.1: Schematischer Vergleich des Ein-Elektronen-Modells mit dem Zwei-Elektronen-Modell. Energieunterschied zwischen Singlett- und Triplett- Zustand ET − ES = −J = 2 CS − A 1 − S2 J∶ Austausch-Energie J= ˆEnergieunterschied der Niveaus für parallele und anti-parallele Spins Wasserstoff-Atom: J<0 ⇒ ES kleiner als ET Einführung eines Hamilton-Operators, der nur auf den Spin-Anteil der Wellen-funktion wirkt: HSpin = −2Jσ1 ⋅ σ2 σ1,2 : Pauli Spin-Matrizen HSpin angewendet auf Singlett ∣ ↑↓⟩ und Triplett ∣ ↑↑⟩ Wellenfunktion liefert eine eine Energieaufspaltung von ∣ − J∣ J > 0 liefert eine ferromagnetische Kopplung für Elektronen HSpin heisst Heisenberg-Hamilton-Operator ⇒ Magnetismus von Elektronen wird verstanden über die paarweise Kopplung von Elektronen für einige Elemente im Allgemeinen: Kollektive Austausch-Wechselwirkung wichtig 10.3.1 Die Austausch-Wechselwirkung zwischen freien Elektronen Austausch-Wechselwirkung: Gebundenes Elektronen-Paar Freie Elektronen Betrachte 2 freie Elektronen i und j Elektronen haben dieselbe Spin-Richtung Eex ⇒ Eex < 0 ⇒ Eex > 0 ⇒ Paar-Wellenfunktion ψij ⇒ψij (r) muss anti-symmetrisch sein ψij = √1 V1 (eiki ri eikj rj − eiki rj eikj ri ) = 10.6 2 √1 1 ei(ki ri +kj rj ) (1 − e−i(ki −kj )(ri −rj ) ) 2V Kapitel 10. Magnetismus 10.4. Bandmodell für Ferromagnetismus Wahrscheinlichkeit, ein Elektron i im Volumen dri und Elektron j im Volumen drj zu finden ist: ∣ψij ∣2 dri drj = ⇒ 1 (1 − cos {(ki − kj ) (ri − rj )}) dri drj V2 Wahrscheinlichkeit, zwei Elektronen am gleichen Ort zu finden, ist Null, unabhängig von den Wellenvektoren ki , kj zusätzliches spin-up Elektron +" Ionen-Rumpf Spin-up Elektronen Abbildung 10.2: Das Potential der positiven Rumpfladung kann durch die anderen spin-up Elektronen für ein zusätzliches spin-up Elektron nicht so effektiv abgeschirmt werden, da die Elektronen sich nicht am gleichen Ort befinden dürfen ⇒ Absenkung der Energie des zusätzlichen spin-up Elektrons ⇒ Energieabsenkung wird maximiert, falls alle abschirmenden Elektronen dieselbe Spin-Richtung haben wie das zusätzliche spin-up Elektron ⇒ Gewinn an elektronischer Energie für parallele Spins ⇒ Kollektive Austausch-Wechselwirkung ist positiv. 10.4 Bandmodell für Ferromagnetismus Nach Stoner und Wohlfarth Renormierung der Ein-Elektronen-Niveaus aufgrund der Korrelation der Elektronen mit demselben Spin. Ansatz: E↑ (k) = E(k) − E(k): n↑ , n ↓ : N: I: R= n↑ −n↓ N In↑ N E↓ (k) = E(k) − In↓ N Energie in der Bandstruktur des Ein-Elektronen-Modells Zahl der Elektronen mit Spin ↑ und ↓ Zahl der Atome Stoner-Parameter; Beschreibt die Energie-Absenkung aufgrund der Elektronen-Korrelation (im Prinzip I = I(k)) Beschreibt das Ungleichgewicht der Besetzung der beiden Spin-Richtungen ) ⇒ Magnetisierung ∶ M = R ⋅ µB ( N V 10.7 10.4. Bandmodell für Ferromagnetismus Kapitel 10. Magnetismus 1 (2n↑ − n↓ + n↓ 2N 1 1 = E(k) − (n↑ − n↓ ) − (n↑ − n↓ 2N 2N ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹¸ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ E↑ (k) = E(k) − IR 2 Ẽ(k) E↓ (k) = Ẽ(k) + analog: IR 2 ⇒ k−abhängige Aufspaltung der Energie Aufspaltung ∝ R = ˆ relative Besetzung der Sub-Bänder wird durch die Fermi-Statistik bestimmt Bedingung über Selbst-Konsistenz: 1 ∑ f↑ (k) − f↓ (k) N k 1 1 1 = − } ∑{ N k e(Ẽ(k)−IR/2−EF )/kB T + 1 e(Ẽ(k)+IR/2−EF )/kB T + 1 R= R ≠ 0 ⇔ ein effektives magnetisches Moment existiert in Abwesenheit eines externen Magnetfeldes Bext = 0 ⇒ Ferromagnetismus Wann ist diese Bedingung erfüllt? Annahme R ist eine kleine Grösse ⇒ Taylor-Entwicklung f (x − ∆x ∆x 2 ∆x 3 ′′′ ) − f (x + ) ≈ f ′ (x)∆x − ( ) f (x) 2 2 3! 2 ⎧ ⎫ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ 3 ⎪ ⎪ 1 1 ∂ f (k) ⎪ ∂f (k) 3⎪ ⎬ (IR) ⇒ R ≈ − ∑⎨ IR − N k ⎪ 24 ∂ Ẽ(k)3 ´¹¹ ¹¸¹ ¹ ¶⎪ ∂ Ẽ(k) ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ >0 ⎪ ⎪ ´¹¹ ¹ ¹ ¸¹¹ ¹ ¹ ¶ ⎪ ⎪ ⎪ >0 ⎩ <0 ⎭ Ferromagnetismus bedeutet R > 0 ⇒ −1 − 1 ∂f(k) >0 ∑ N k ∂ Ẽ(k) ∂ f ∂ Ẽ(k) nimmt ab mit zunehmender Temperatur ⇒ Wenn überhaupt, dann ist obige Bedingung bei T → 0 erfüllt. Extremfall T = 0 ⇒ − 1 ∂f (k) V 1 ∂f = ) ∑ ∫ dk (− 3 N k ∂ Ẽ(k) (2µ) N ∂ Ẽ(k) V 1 = ∫ dkδ(Ẽ − EF ) (2µ)3 N 1V = D(EF ) 2N 10.8 Integral nur über eine Spin-Richtung Kapitel 10. Magnetismus 10.5. Temperaturabhängigkeit eines Ferromagneten D(EF ): berechnet für beide Spin-Richtungen Zustandsdichte pro Atom und pro Spin: D̃(EF ) = V D(EF ) 2N Ferromagnetismus bedeutet I D̃(EF ) > 1 (Stoner-Kriterium für Ferromagnetismus) ⇒ Kriterium für die Temperatur, bei der Ferromagnetismus verschwindet = ˆ Curie-Temperatur: −1 − ∂f (k) 1 =0 ∑ N k ∂ Ẽ(k) Externes Magnetfeld ⇒ neben der Austausch-Aufspaltung IR/2 gibt es die Zeeman-Aufspaltung µB B0 ⇒ R = D̃(EF )(IR + 2µB B0 ) ⇒ Magnetisierung N N R = D̃(EF ) {IM + 2µ2B B0 } V V N D̃(EF ) B0 = 2µ2B V 1 − I D̃(EF ) M = µB Pauli-Suszeptibilität für Band-Elektronen N B0 ⋅ D̃(EF ) = χ0 ⋅ B0 V Im Falle von Ferromagnetismus wird die Suszeptibilität erhöht: M = 2µ2B χ = χ0 10.5 1 1 − I ⋅ D̃(EF ) Temperaturabhängigkeit eines Ferromagneten Im Band-Modell Offensichtlich kann die bereits bei B0 = 0 existierende Magnetisierung eines Ferromagneten durch Anlegen eines externen Magnetfeldes B0 ≠ 0 weiter erhöht werden. M MS B0 Abbildung 10.3: Schematische Hysteresekurve 10.9 MS ∶ Sättigungsmagnetisierung 10.5. Temperaturabhängigkeit eines Ferromagneten Kapitel 10. Magnetismus Im Folgenden konzentrieren wir uns auf ein qualitatives Modell, um die Mathematik einfach zu halten. Aus BandstrukturRechnungen findet man, dass der grösste Beitrag zur Zustandsdichte an der Fermi-Kante durch d-Elektronen zustande kommt. Dies hat drei Gründe: 1. Es gibt 9 d-Elektronen pro Atom 2. Das d-Band ist nur 4 eV breit 3. Austausch-Aufspaltung für s-Elektronen ist klein Magnetisierung kommt zustande aufgrund der verschiedenen Besetzungen im d-Band der Majoritäts- und MinoritätsSpins. Nickel bei T = 0 : Zahl der unbesetzten d-Zustände im Minoritätsband bestimmt die Magnetisierung Experiment nahe bei T = 0 an Nickel Zahl der d-Löcher ≈ 0.54 pro Atom ⇒ effektives magnetisches Moment pro Atom ≈ 0.54 µBeff Wechselspiel von Austausch-Aufspaltung, Fermi-Statistik und Zustandsdichte ⇒ Temperaturverhalten der Magnetisierung Näherung: ersetzt scharfes Maximum in der Zustandsdichte der d-Elektronen durch eine δ-Funktion Falls ausserdem eine Zeeman-Aufspaltung existiert, so ergibt sich D̃(E) = µBeff IR IR {δ (E − EF − µB B0 − ) + δ (E − EF + µB B0 + )} µB 2 2 Zustände für Majoritäts- und Minoritäts-Spins haben dasselbe Gewicht ⇒ EF liegt in der Mitte zwischen den beiden Niveaus ⇒ R= µBeff 1 1 ( (−µ B −IR/2)/k T ) − ( (µ B +IR/2)/k T ) B B µB e B 0 +1 e B 0 +1 Ferromagnetismus ⇒ R > 0 bei B0 ≠ 0 Iµ Beff µB ⋅ 4 ⋅ k µB R̃ = ⋅R µBeff 1 1 R̃ = − e−2R̃Tc /T + 1 e+2R̃Tc /T + 1 sinh(2R̃Tc /T ) = 1 + cosh(2R̃Tc /T ) Tc = = tanh kritische Temperatur R̃Tc T Grenzfälle: R̃ = 1 für T = 0 Tc : Curie-Temperatur R̃ = 0 für T = Tc M ist proportional zu R. Abbildung 10.4 gibt also die Temperatur-Abhängigkeit der Magnetisierung eines Ferromagneten. 10.10 Kapitel 10. Magnetismus 10.5. Temperaturabhängigkeit eines Ferromagneten R! = M (T ) / M (0) 1 Tc !2 R! = 1 ! 2e T 0,5 " T% R! = 3 $ 1 ! ' T # c& 0,5 1/2 T / Tc 1 Abbildung 10.4: Magnetisierung eines Ferromagneten in der Nähe der Curie-Temperatur Tc M3 1 # T &3 %1" ( $ Tc ' ! ! !"#$% %&'()*% T Tc ! Extremfälle: ! T ≪ Tc ⇒ R̃ = 1 − 2e−2Tc IT √ 1 } Theorie T ≈ Tc ⇒ R̃ = 3(1 − T /Tc ) 2 Experiment: kritischer Exponent ist 1/3 in der Nähe von T∼ Tc T > Tc ∶ eine Magnetisierung sollte nur existieren falls das externe Feld B0 ≠ 0 Annahme: R klein B0 klein ⇒ Entwicklung der Fermi-Funktion µB Tc B0 + R̃ 2kB T T 1 µB B0 ⇒ R̃ = 2kB T − Tc R̃ = Nähert man sich Tc von höheren Temperaturen T > Tc , so sollte die paramagnetische Suzeptibilität entsprechend χ= C T − Tc Curie-Weiss-Gesetz divergieren. (C: Curie-Weiss-Konstante) 10.11 10.6. Ferromagnetische Koppelung für lokalisierte Elektronen Kapitel 10. Magnetismus Experiment: Curie-Weiss-Gesetz ist für T >> Tc erfüllt. T ≈ Tc ⇒ χ ≈ 10.6 1 (T − Tc )4/3 Ferromagnetische Koppelung für lokalisierte Elektronen d-Elektron: Seltene Erden: magnetisches Verhalten wird beschrieben im Band-Modell teilweise gefüllte d Schalen ⇒ Beschreibung durch lokalisierte Elektronen Heisenberg-Hamilton-Operator für die Austausch-Wechselwirkung zweier Elektronen: Hspin = −2 ⋅ J ⋅ S1 ⋅ S2 Annahme: -primitives Gitter von Atomen -jedes Atom hat ein ungepaartes Elektron mit Drehimpuls =0 ⇒ Spin-Gitter H = − ∑ ∑ Jiδi ⋅ Si ⋅ Sδi − gµB B0 ∑ Si i i: δi : i δi läuft über alle Atome alle Nachbarn des Atoms i, die an der Austausch-Wechselwirkung beteiligt sind H ist ein nicht-linearer Operator. Um ihn zu lösen, führen wir eine Linearisierung ein, die sogenannte mean-field (mittleres Feld) Näherung. Das Vektorprodukt Si ⋅ Sδi wird ersetzt durch Si ⋅ ⟨Sδi ⟩, wobei ⟨Sδi ⟩ der Erwartungswert des Spin-Operators der Nachbarn ist. HM F = − ∑ Si ⋅ (∑ Jiδi ⟨Sδi ⟩ + gµB B0 ) i Austausch-Wechselwirkung erhält den Charakter eines mittleren Feldes: HM F = 1 ∑ Jiδi ⟨Sδi ⟩ gµB δi Homogene Systeme ohne Oberfläche ⇒ ⟨Sδi ⟩ dasselbe für alle Atome ⟨Sδi ⟩ = ⟨S⟩ ausgedrückt in Form einer Magnetisierung: N V M = gµB ⟨S⟩ ⇒ BM F = ν ⋅J ⋅M V N g 2 µ2B Austausch-Wechselwirkung ist auf ν nächste Nachbarn begrenzt. Was haben wir erreicht? Der Hamilton-Operator in der mean-field Näherung ist mathematisch identisch zum Hamilton-Operator für N unabhängige Spins in einem effektiven Magnetfeld 1 Beff = BM F + B0 mit Energiewerten E = ± g ⋅ µB ⋅ Beff 2 Man stellt sich vor, dass sich ein Elektron in einem effektiven Magnetfeld bewegt, dass zum einen durch das externe Feld, B0 , und zum anderen das Feld, das durch die Spins der benachbarten Elektronen erzeugt wird, zustande kommt. N↓ N↑ : Zahl der Elektronen mit Spin parallel und anti-parallel zum B- Feld 10.12 Kapitel 10. Magnetismus 10.6. Ferromagnetische Koppelung für lokalisierte Elektronen Thermisches Gleichgewicht: N↓ N↑ = e−gµB Beff /kB T ⇒ Magnetisierung: 1 N↓ − N↑ 1 N 1 M = gµB = gµB tanh ( gµB Beff /kB T ) 2 V 2 V 2 M ≠ 0 sogar für B0 falls J > 0 d.h. ferromagnetische Kopplung von Spins 1 Abkürzungen: Ms = N V 2 gµB ∶ Sättigungsmagnetisierung 1 Tc = νJ/kB 4 Tc M M (T ) = tanh ( ) Ms T Ms T → 0 ⇒ M(0) = Ms √ 1 T 2 T ∼ Tc ⇒ tanh(x) ≈ x − x3 ⇒ M (T )/Ms ≈ 3 (1 − ) 3 Tc 1 Tc : kritische Temperatur, bei der die spontane Magnetisierung verschwindet → abhängig von der Stärke der Austausch-Koppelung ∣J∣ und der Zahl der nächsten Nachbarn. In diesem Modell, das den falschen kritischen Exponenten liefert (1/2 statt 1/3), spielt die Dimension des Systems keine Rolle. Ein ebenes Gitter hat in der "mean field Näherung denselben kritischen Exponenten wie ein dreidimensionales Gitter. Tc ist jedoch kleiner aufgrund der reduzierten Zahl nächster Nachbarn. Daher erwartet man interessante Phänomene an der Oberfläche eines Ferromagneten. Mean field-Näherung: Curie-Temperatur: nicht nur die Magnetisierung, sondern auch die kurz-reichweitige Ordnung der magentischen Momente verschwindet bei Tc magnetische Ordnung verschwindet auf grossen Längenskalen Für Temperaturen oberhalb Tc Curie-Weiss-Gesetz für die Suszeptibilität: externes Feld B0 ⇒ M (T ) = 10.6.1 g 2 µ2B N 1 B0 4V kB T − Tc Antiferromagnetismus Bisher: ferromagnetische Koppelung J > 0 was passiert für J < 0? Die Oxide von Fe, Co, Ni zeigen antiferromagnetische Koppelung, d.h. benachbarte Spins sind anti-parallel ausgerichtet. NaCl-Struktur: Gitter der paramagnetischen d-Metall-Ionen und der O2− -Ionen bilden je ein f cc Unter-Gitter Antiferromagnetische Ordnung ⇒ magnetische Einheitszelle ist nicht mehr f cc → komplizierte magnetische Überstruktur Man geht davon aus, dass zwei ineinander gesetzte Untergitter mit verschieden ausgerichteten Spins sich gegen- 10.13 10.6. Ferromagnetische Koppelung für lokalisierte Elektronen Kapitel 10. Magnetismus seitig beeinflussen. Das "mean field"für das Untergitter mit spin-ups wird durch das Untergitter mit spin-downs erzeugt. Die Übergangstemperatur, bei der die Magnetisierung eine Untergitters verschwindet, wird als NéelTemperatur bezeichnet. Die Suszeptibilität hängt jetzt davon ab, in welche Richtung das externe Magnetfeld relativ zur Orientierung der Untergitter angelegt wird. Ist die Magnetisierung eines Untergitters verschwunden, so kann durch ferromagnetische Koppelung zwischen übernächsten Nachbarn ein ferromagnetischer Zustand entstehen. 10.14