1914 1915 1916 1917 1918 EIN NEUER FEIND BEDROHT DIE HEIMAT: ITALIEN ERKLÄRT ÖSTERREICH-UNGARN DEN KRIEG „Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt!“ lamentierte der greise Kaiser Franz Joseph am 23. Mai 1915. Und der Generalstabschef des österreichisch-ungarischen Heeres Conrad von Hötzendorf, der schon Jahre früher immer wieder den Präventivkrieg gegen Italien gefordert hatte, sprach von einem perfiden Verrat des bisherigen Bündnispartners. Abgezeichnet hatte sich der Seitenwechsel Italiens schon lange. Voll gegenseitigen Misstrauens errichteten beide Nachbarn zahlreiche Befestigungswerke auf beiden Seiten der langen Grenze. Italien hatte zwar 1882 ein Bündnis mit der Doppelmonarchie und dem Deutschen Reich geschlossen, warf aber dessen ungeachtet stets ein begieriges Auge auf Gebiete Österreich-Ungarns. Bei Ausbruch des Krieges 1914 erklärte es sich neutral und setzte danach seine weitere Neutralität als Erpressungsmittel für unverschämte Gebietsforderungen ein. Die Habsburgermonarchie war wegen ihrer Misserfolge in den Karpaten und des Druckes von deutscher Seite zu großen territorialen Zugeständnissen an die Italiener bereit. Aber die Abtretung des deutschsprachigen Teiles Südtirols bis zum Brenner lehnte der Kaiser kategorisch ab. Genau das aber versprachen die Alliierten noch als Zugabe für einen italienischen Kriegseintritt auf Seiten der Entente. Und so erklärte der bisherige Dreibundpartner am 23. Mai 1915 seinem nördlichen Nachbarn den Krieg. Der Winter 1915 in den Karpaten war hart und grausam. Nicht nur das Kampfgeschehen, auch Krankheiten und vor allem die grimmige Kälte forderten unzählige Opfer. Österreich-Ungarn stand im Frühjahr militärisch am Abgrund. Dann gelang es mit deutscher Hilfe am 2. Mai 1915 bei Gorlice-Tarnow die Front aufzureißen, die übermächtige russische Dampfwalze anzuhalten und Galizien wieder zurückzuerobern. Das war wirklich Rettung in äußerster Not, denn die kampferprobten Tiroler und Vorarlberger Truppenteile wurden an der neuen Front gegen Italien dringend gebraucht. Die Grenze zu Italien war mehr als 600 km lang und mit schwachen Kräften nur unzureichend gesichert. Sie reichte vom Stilfser Joch im Westen bis in die Nähe der Hafenstadt Triest im Osten. Um die Frontlinie zu verkürzen und günstigere Ausgangsstellungen zu erhalten, wurde ein mehr oder weniger breiter Grenzstreifen freiwillig aufgegeben, der sofort von den Feinden besetzt wurde. Die Angriffsschwerpunkte der Italiener waren die Karstgebiete nördlich von Triest, das Isonzogebiet (Küstenland) mit Görz, die Dolomiten mit dem Ziel Pustertal und die Festungswerke auf den Hochebenen von Folgaria und Lavarone, hinter denen die heißbegehrte Stadt Trient lag. Während die aus dem Osten abgezogenen Kaiserjäger und Tiroler Landesschützen vorerst am Isonzo zum Einsatz kamen, wurden in Tirol und Vorarlberg die Standschützen als letztes Aufgebot mobilisiert und in Südtirol, das damals bis zum Gardasee reichte, eingesetzt. Sehnsüchtig wartete man dort auf das Eintreffen der regulären Kampftruppen, die zusammen mit dem deutschen Alpenkorps die Hauptlast der Feindabwehr übernehmen sollten. Die Lage an der neuen Südfront war für die k. u. k. Armee prekär, denn die Italiener waren an Mannschaften vierfach und an Artilleriegeschützen dreifach überlegen. Wider allen Erwartens gelang es mit großer Mühe, die anfänglich allzu zögerlich vordringende italienische Streitmacht aufzuhalten und deren Eindringen in Gebiete der Monarchie weitgehend zu verhindern. Erst im Frühjahr 1916 hatte sich die Lage soweit konsolidiert, dass versucht werden konnte, offensiv gegen den „verräterischen Feind“ vorzugehen. Quellen: Frontverlauf an der Südfront