Gegen Flucht und Vertreibung Was sind die tieferen Ursachen? Was können wir tun? AEFJN – Afrika-Europe Faith and Justice Network • AEFJN Ein Netzwerk von 45 kath. Ordensgemeinschaften, die in Afrika tätig sind. • Büros - Brüssel - Landesbüro /Deutschland NAD • Vernetzungen mit größeren Organisationen • Information und Bildung - Afrikanachrichten - Hintergrundpapiere - Spirituelle Impulse - Webseite Geschichtliche Migrationen in Afrika • Frühe Migration des homo sapiens 100.000 – 80.000 v. Chr. • Die große Bantu-Migration 500 v. Chr. • Der Sklavenhandel - Araber: 5. Jhd. bis heute 10-18 Mio. - Europäer: 15.-19. Jhd. ca. 15 Mio. • Kolonisierung Afrikas - Unterdrückung von Widerstand - Weiße Siedler: Nordafrika: Pieds Noirs Buren: Südafrika Engländer: Kenia, S.A. Deutsche: Namibia • Die Weltkriege 1 Million Afrikaner wurden zwangsrekrutiert. Aktuelle Flucht- und Migrationsbewegungen in Afrika 16 Millionen Afrikaner auf der Flucht. Meist betroffene Länder: - Sudan 3,078,014 - Südsudan 2,540,013 - DR Kongo 2,415,802 - Somalia 2,307,686 - Nigeria 1,668,973 - Zentralafr. Republik 1,004,678 Flüchtlings- und Migrationsströme weltweit Zwei Thesen • Die Menschheit war immer in Bewegung. „Die ganze Bibel erzählt uns die Geschichte einer Menschheit auf dem Wege, denn das In-Bewegung-Sein ist dem Menschen wesenseigen. Seine Geschichte besteht aus vielen Wanderungen...” (Papst Franziskus) • Migration ist ein Motor der Entwicklung - Die Bantu Migration verbreitete die Kulturtechnik des Ackerbaus in Afrika. - Europas Kultur entstand im Kontakt mit den Kulturen der Babylonier, Perser, Griechen, Römer und Araber… - Die 13 Millionen Vertriebenen nach dem Weltkrieg, die vielen Russlanddeutschen, die Millionen türkischer Gastarbeiter, sie alle trugen wesentlich zum Wiederaufbau Deutschlands und zum Wirtschaftswunder bei. - Rücküberweisungen von Migranten in ihre Heimatländer (Entwicklungsländer) betrugen 2014 427 Mrd. Dollar, eine mehrfaches der Entwicklungshilfe. Komplexe Ursachen Mögliche Lösungen Der Krieg in Syrien ist als Folge einer ganzen Reihe von ineinander greifenden Entwicklungen zu sehen: der Protest gegen das Assad-Regime, religiöse Ideologien, ethnische Spannungen, wirtschaftliche Probleme und Umweltfaktoren. Vergl. Südwind – Migration und Flucht in Zeiten der Globalisierung Faktoren, die wir kaum beeinflussen können Kulturelle Faktoren • Fremderfahrung: Teil der Initiation • Stadt / Ausland: Raum der Freiheit • Zugang zu modernen Medien: Die Faszination der großen Welt Bevölkerungswachtum • Bevölkerungsstatistiken 1950: 230 Mio. 2010: 1 Mrd. 2050: 2 Mrd.? 2100: 4 Mrd.? Unter 15 Jahren: 41% Über 65%: 3% • Alle zwei Generationen müsste die notwendige Infrastruktur für Bildung, Gesundheitswesen und Wohnraum… verdoppelt werden. • Die Diskrepanz zwischen Bevölkerungsund Wirtschaftswachstum führt zu Armut, Jugendarbeitslosigkeit und Arbeitsmigration. Fluchtursache: Politische Repression Simbabwe: Ein Viertel der Bevölkerung geflohen Eritrea: Größte afrikanische Gruppe in DE Somalia: Failed States • Das kulturelle Erbe: - Sehr verschiedene politische Systeme - Keine Gewaltenteilung – Zeitliche Begrenzung • Das koloniale Erbe: - Zerstörung einheimischer politischer Strukturen - Geteilte Loyalitäten • Forcierte Demokratisierung ohne demokratische Kultur • Freiheitskämpfer sind schlechte Verwalter • Die Inkohärenz des Westens: Wirtschaftsinteressen vor Menschenrechten - Konsequente Menschenrechtsarbeit - WSK-Rechte anmahnen - Für striktere Waffenexportkontrollen plädieren Fluchtursache: Kriege und Konflikte • Ressourcenkonflikte Der Ressourcenfluch e.g. DR Kongo • Ethnische Konflikte Nationalstaatliches Denken schwach entwickelt z.B. Südsudan • Ideologische Ost-West Konflikte • Militanter Islamismus - Al Shabaab (Somalia, Kenia) - Al Quaida (Mali, Maghreb) - Boko Haram (Nigeria, Niger, Kamerun, Tschad) - Islamischer Staat (Libyen) Die meisten Kriege beruhen auf einer Kombination von politischem Machtstreben, wirtschaftlichen Interessen und religiöser oder/und ethnischer Legitimation. • Folgen - Millionen von Binnenflüchtlingen - Terrorismus erreicht Europa - Konsequente Menschenrechtsarbeit - WSK-Rechte anmahnen - Für striktere Waffenexportkontrollen plädieren Migrationsursache: Koloniale Wirtschaftspolitik Lohngefälle: Kenia - Minimum Lehrergehalt 220 Euro Jugendarbeitslosigkeit: Simbabwe 95%, Senegal 48%, Kenia 40% • Das koloniale Paradigma geht weiter Afrika: Rohstofflieferant – Markt für Fertigwaren • Ressourcenraub – Landgrabbing - Die Bevölkerung profitiert nicht von Reichtum - alte Existenzmöglichkeiten werden zerstört ohne neue Arbeitsplätze zu schaffen - Wirtschaftswachstum ohne Arbeitsplätze • Arbeitsmigration ist oft die einzige Chance für gebildete, dynamische junge Menschen. • Ungleichheit: Oxfam-Studie 2016: 62 Menschen besitzen mehr als die ärmere Hälfte der Menschen. Kohärenz der EU Politik – Neuorientierung der Entwicklungspolitik Migrationsursache: EU Handelspolitik • Subventionierte Agrarexporte - Die EU-Agrarpolitik zerstört die Lebensgrundlage von Bauern in Entwicklungsländern. - EU Milchexporte schaden Viehzüchtern - EU Fischereiabkommen zerstören die Existenz westafrikanischer Fischer. • Freihandelsabkommen - EPA zwingt zur Marktöffnung für 80% aller Produkte - Lokale Industrie können nicht konkurrieren. Fischern werden zu Schleppern, Bauern zu Plantagenarbeiter. Kampagnen: „Keine chicken schicken“ - Stop EPAs Migrationsursache: Finanz- und Steuerpolitik • Die alte und die neue Schuldenkrise Die Folgen der Strukturanpassungsprogramme von Weltbank und IWF • Folgen der Finanzkrise 2008 „Das Geld für den Süden wurde für die Rettung der Banken umgeleitet.“ • Multinationale Konzerne zahlen kaum Steuern. • Steueroasen erleichtern Korruption. „Afrika verliert zehnmal mehr Geld durch Finanzabflüsse als es an Entwicklungshilfe bekommt.“ Korruption, Steuerhinterziehung und Schuldendienst sind Entwicklungshindernisse und fördern Migration. Kampagnen: erlassjahr.de – Netzwerk Steuergerechtigkeit Migrationsursache: Militante Ideologien • Politische Ideologien – Stellvertreterkriege Äthiopien – Angola… • Militanter Islamismus - Al Shabaab (Somalia, Kenia) - Al Quaida (Mali, Maghreb) - Boko Haram (Nigeria, Niger, Kamerun, Tschad) - Islamischer Staat (Libyen) • Folgen: - Millionen von Binnenflüchtlingen - Terrorismus erreicht Europa Migrationsursache: Klimawandel • Anzeichen - Unregelmäßige Regenzeiten - Wetterextreme: Dürren – Überschwemmungen - Gletscher schmelzen ab - See trocknen aus, Grundwasserspiegel sinkt - Wasserknappheit • Prognosen - Afrika wird stark betroffen sein, vor allem das Horn von Afrika und das südliche Afrika - Ein Großteil von Migranten werden in Zukunft Klimaflüchtlinge sein. Aktionen: Umsetzung der SDGs – Klimaallianz – „Laudato Si´ verbreiten Migrationsursache: Bessere Bildung? • Große Bildungsanstrengungen von Kirche und Staat - Schulpflicht = Sinkende Standards - Falsche Prioritäten: akademische Bildung • Bessere Bildung = zunächst mehr Migration - Globalere Bewusstsein - Zugang zu Ressourcen • Erst langfristig und auf hohem Niveau führt Bildung zu lokaler unternehmerischer Initiative, Schaffung von Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Konkurrenzfähigkeit. Qualitative hohe Bildungschancen schaffen AEFJN – Afrika-Europe Faith and Justice Network • Themen - Landgrabbing Agrartreibstoffe Umsetzung der FAO Richtlinien - Rohstoffe - Unternehmensverantwortung - Freihandelsabkommen – EPAs • NAD www.netzwerkafrika.de - Entschuldung Staateninsolvenzverfahren - Migrationsursachen - Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele (SDG) - Verbreitung von Laudato Si´ Ein Brief an Politiker „Nur eine andere Wirtschafts- und Handelspolitik kann Flüchtlingsströme langfristig verringern Es ist oft eine von Eigeninteressen und nicht von Menschenrechten geleitete Politik der reichen Länder, die zu krasser Ungleichheit, zu sozialen Spannungen und gewalttätigen Konflikten führt und Menschen zur Migration zwingt. Seit den 1980er Jahren haben die Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank die Entwicklungsländer gezwungen, ihre Landwirtschaft auf den Export und nicht auf die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung auszurichten. Länder verloren so ihre Ernährungssicherheit und wurden abhängig von Nahrungsmittelimporten und den Schwankungen der Weltmarktpreise. Der Export von hoch subventionierten Agrarprodukten seitens der Industrieländer zu Dumpingpreisen ruiniert lokale Produzenten, die damit nicht konkurrieren können und vom Markt verdrängt werden. Die Plünderung der reichen Ressourcen Afrikas, wie Mineralien, Erdöl, Gas, Holz, Fisch durch die westlichen Industriestaaten und jetzt auch die Schwellenländer bringt keine spürbare Verbesserungen für die Bevölkerung, die oft sogar ihre Lebensgrundlagen verlieren und noch ärmer werden. Seit dem Krisenjahr 2008 wird die ländliche Bevölkerung auch noch ihrer letzten und wichtigsten Ressource beraubt, dem Land. Oft unter dem Druck von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) enteignen Regierungen die einheimischen Kleinbauern zu Gunsten ausländischer und lokaler Investoren. Die neuen Landbesitzer produzieren dann oft Viehfutter für europäische Kühe oder Biotreibstoffe für unsere Autos, während die traditionellen Nutzer in die Elendsviertel der Großstädte abwandern müssen. Von Freihandelsabkommen, wie das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA), die afrikanischen Länder aufgezwungen werden, profitieren am Ende vor allem ausländische Investoren und lokale Eliten während die Armen ärmer werden…“ Was können wir tun? • Unser Wirtschaftssystem kritisch hinterfragen und Alternativen diskutieren • Weiter an Einzelaspekten arbeiten • Die ethische, menschenrechtliche, spirituelle Dimension der Probleme bedenken. (vergl. Laudato Si´ 6. Kapitel) • Politiker auf allen Ebenen an die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele erinnern. • Persönlichen Kontakt mit den Opfern der Globalisierung suchen.