MedReport - Gyn-Verbund Berlin

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A 30371 D
Nr. 22, 30. Jahrgang
Berlin
Juni 2006
MedReport
Organ für ärztliche Fortbildungskongresse
122. Tagung der Norddeutschen Gesellschaft
für Gynäkologie und Geburtshilfe
30. Juni bis 2. Juli 2006 in Oldenburg
Vorwärts trotz rauer See!
KARL-WERN ER SCHWEPPE, WESTERSTEDE
Die 122. Tagung der Norddeutschen Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe, die vom 30. Juni bis 2. Juli in Oldenburg stattfinden wird, ist
Anlass und Möglichkeit über die aktuellen Entwicklungen in der Frauenheilkunde und das gesundheitspolitische Umfeld nachzudenken und sich auszutauschen. Die traditionsreiche ehemalige Residenzstadt Oldenburg ist dafür
eine geeignete Gastgeberin: im 18. Jahrhundert Schifffahrts- und Handelsstadt, im 19. Jahrhundert Residenz- und Beamtenstadt und heute neben der
überregionalen Bedeutung von Verwaltung und Handel eine junge Universitätsstadt – damit zeigt die wechselvolle Geschichte, dass neben der beharrlichen Pflege von Tradition auch Veränderung und Aufbruch zu neuen Aufgaben hier zu Hause sind.
I
MedReport
m
Gesundheitswesen
arzt-Facharzt-Problematik
bläst zurzeit ein rauer
und neue KooperationsmögWind: Ärztestreik und
lichkeiten lassen die klassiFinanzierungsprobleme liesche Einzelpraxis des Fachfern täglich neue Schlagzeiarztes
verschwinden.
len. Die Zahlen waren beeinZusätzlich werden neue
druckend und die Bevölkemedizinische Entwicklunrung, die viel Verständnis für
gen wie Mammographiedie Kritik der Ärzte aufscreening und HPV-Impfung
bringt, hatte so etwas in diedie Vorsorgelandschaft, die
ser Republik noch nicht Prof. Dr. Karl-Werner uns bisher ausserhalb des
Schweppe
erlebt: über 40.000 Ärzte
Budgets noch rettete, erhebdemonstrierten am 19. Mai, dem 3. lich verändern! Veränderungen beklanationalen Protesttag, und ca. 90.000 gen, sich nach ruhiger See zurückPraxen blieben geschlossen. Die sehnen wird uns nicht helfen. Nur
Bonus-Malusregelung bei der Medi- durch aktiven Einsatz und permanente
kamentenverordnung, die Ignorie- Fortbildung werden wir unsere
rung der Arbeitszeitrichtlinien in den Zukunft und die Zukunft des Faches
Kliniken und die sich abzeichnende mitgestalten! Dazu soll das Programm
weitere Zunahme der Bürokratie in dieses Kongresses dienen.
den diskutierten „Reformen“ haben
Der Berufsverband diskutiert die
das Fass zum Überlaufen gebracht.
Möglichkeiten und Grenzen von
Netzwerken, medizinischen VersorDiskutierte „Reformen“ – auch die
gungszentren und die Problematik der
Frauenheilkunde ist gravierend
integrierten Versorgung und die fachbetroffen
liche Fortbildung orientiert sich an
Zentralisierung durch Bildung zertifi- aktuellen Entwicklungen in den 4 Säuzierter Brustzentren und Behand- len unseres Faches. In der Urogynäkolungsrichtlinien für Frühgeburten
logie werden neben Standards in der
werden – gepaart mit chronischer
Diagnostik und konservativen TheraUnterfinanzierung und Investitions- pie die aktuellen Entwicklungen der
stau in den Krankenhäusern – die Kli- Descensuschirurgie und die verschieniklandschaft verändern. Der neue denen Interponate diskutiert. Die
EBM hat Belegärzte und ambulante Geburtshilfe spannt den Bogen von
Operationszentren in wirtschaftliche Qualitätsmanagement im Kreissaal,
Notlagen gebracht und ob Versor- über aktuelle Analysen der Pro-Gebgungsverträge als Lösung nicht der Studie bis hin zu den Konsequenzen
Einstieg in das Einkaufsmodell der der Umsetzung der neuen FrühgeboKrankenkassen sind, bleibt abzuwarrenen-Richtlinie. In der Onkologie
ten. DMP-Programm für Brustkrebs, werden nicht nur klinisch wissenBudgetierung der Leistungen, Haus- schaftliche Daten zum Mammakarzinom – von der Indikation der Sentinel-Lymphknotenbiopsie bis zur individualisierten adjuvanten Therapie –
sondern auch die Fortschritte in der
operativen und medikamentösen
Behandlung der Genitalkarzinome
praxisrelevant dargestellt. Die Repro-
duktionsmedizin berücksichtigt die
Auswirkungen des Gesundheitssystems (z. B. Indikation zur Sterilitätschirurgie) als auch die Konsequenzen
unseres Lebensstils und der Ernährungsgewohnheiten (z. B. metabolisches Syndrom) auf die Diagnostik
und Behandlung der ungewollten Kinderlosigkeit. Der Bogen wird aber weiter gespannt bis zu Grenzgebieten, die
in unserer Gesellschaft nicht oder
noch nicht konsensfähig sind wie
somatisches Klonen und Geschlechtsselektion. Kompetente Referenten
werden sicher die Zuhörer fesseln und
zu interessanten Diskussionen herausfordern.
Das im operativen Bereich vor allem
aktuelle Entwicklungen in der endoskopischen Chirurgie abgehandelt werden, sei den drei Tagungsleitern, die
sich auf diesem Gebiet seit langem wissenschaftlich und klinisch engagieren,
erlaubt. Was ist möglich und was ist
sinnvoll? Diese Frage gilt sowohl für
die Adhäsionsprophylaxe, als auch für
transvaginale Endoskopie, Descensuschirurgie oder Endometriumablation.
Auch hier spielt neben dem technisch
machbaren die sinnvolle Indikation
und die ökonomischen Faktoren eine
wichtige Rolle.
Endometriose – Krankheit ohne Lobby
Daneben wollen wir die immer noch
stiefmütterlich behandelte Endometriose in den Blickpunkt aller Teilnehmer bringen. Sie ist eine Krankheit
ohne Lobby um die sich alle, die es
eigentlich besser machen könnten,
nicht ausreichend oder gar nicht kümmern.
䊏 Die Frauenärzte/innen nicht, da die
schwierige Differentialdiagnostik
nicht in der Praxis zu leisten ist und
einen invasiven Eingriff erfordert.
䊏 Die Hausärzte nicht, da sie differenzialdiagnostisch gar nicht an
Endometriose denken und oft nur
symptomatische Schmerztherapie
verordnen.
䊏 Die Fachärzte der Nachbardisziplinen Urologie, Chirurgie, Gastroenterologie nicht, da sie die Krankheit oft nicht kennen.
䊏 Die endoskopischen Operateure
nicht, da sie bei makroskopischem
Verdacht die Pathologie einfach
chirurgisch entfernen und damit das
Problem als gelöst betrachten.
䊏 Die Endokrinologen nicht, da sie
frustriert erkennen mussten, dass
Östrogenentzug allein die Krank-
Lambertikirche
Foto: Peter Duddek, Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH
heit nicht dauerhaft beherrscht.
Die Forscher nicht – zumindest in
Deutschland im Gegensatz zu Belgien, und den angloamerikanischen
Ländern – da aufwendige Grundlagenforschung neben den klinischen
Aufgaben über längere Zeiträume
nicht zu leisten ist.
䊏 Die Pharmaindustrie nicht, da teure
Substanzen auch nur temporären
Erfolg bringen und zur symptomatischen Behandlung preiswerte Präparat auszureichen scheinen, die
weitere
Forschungsinvestitionen
nicht lohnenswert erscheinen lassen.
䊏 Viele der leidenden Frauen nicht, da
ihre Mütter ihnen klar gemacht
haben, dass Menstruationsbeschwerden etwas normales sind,
dass die Dysmenorrhoe und die
Unterbauchschmerzen nach der
䊏
ersten Schwangerschaft verschwinden; was oft zusätzlich vom Hausarzt bestätigt wurde.
Deshalb freue ich mich besodners, dass
neben der wissenschaftlichen Sitzung
am Samstagvormittag, auf der ausgewiesene Experten des Nordens
zukünftige Entwicklungen und ungelöste Fragen besprechen, ein eigenes
Spezialsymposium am Freitagnachmittag zu Stande kam. Die Stiftung
Endometrioseforschung und die Europäische Endometrioseliga engagieren
sich seit vielen Jahren zusammen mit
den Selbsthilfegruppen um Aufklärung, Forschung und Fortbildung auf
diesem Gebiet zu verbessern. Lassen
Sie sich motivieren, beteiligen Sie sich
aktiv an den Diskussionen und gestalten Sie die Zukunft unseres Faches
durch Ihre Qualifikation und Kompetenz aktiv mit!
䊏
ALLGEMEI N E H I NWEISE
30. Juni bis 2. Juli 2006
122. Tagung der Norddeutschen Gesellschaft
für Gynäkologie und Geburtshilfe
TAG U N G S O RT:
Weser-Ems-Halle Oldenburg
I N TE R N E T:
www.nggg2006.de
Prof. Dr. med. Ernst-Heinrich Schmidt
Frauenklinik, Diako – Ev. Diakonie
Krankenhaus gGmbH
Gröpelinger Heerstraße 406-408
28239 Bremen
TAG U N G S L E I T U N G :
Prof. Dr. med. Dr. h.c.
Karl-Werner Schweppe
1. Vorsitzender der NGGG
Frauenklinik, Ammerland-Klinik GmbH
Lange Straße 38
26655 Westerstede
Oldenburgisches Staatstheater
Foto: Norbert Klockgether, Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH
Prof. Dr. Dr. med.
Rudy Leon De Wilde
2. Schriftführer der NGGG
Klinik für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe
Pius-Hospital Georgstraße 12
26121 Oldenburg
TAG U N G S O R G A N I S ATI O N :
Dr. Rainer Schutz
Frauenklinik, Ammerland-Klinik GmbH
Lange Straße 38
26655 Westerstede
KO N G R E S S O R G A N I S ATI O N :
AAK - Amelie Aengeneyndt
Kongressorganisation GmbH
Prinzenallee 3
40549 Düsseldorf
[email protected] –
www.aakongress.de
MedReport
2 I 122. Tagung der NGGG
Das Leiomyosarkom (LMS,
früher high-grade LMS) entwickelt sich aus der glatten Uterusmuskulatur. Lymphknotenmetastasen (LKM) sind eher selten, 90 %
der Rezidive sind Fernmetastasen oder
pelvine plus distante Rezidive. Das 5Jahres-Überleben (5-JÜ) aller Stadien
beträgt 25–50 %. Von ihnen sind die
glattmuskulären Tumoren mit unsicherem malignen Potenzial (früher
low-grade LMS) abzugrenzen. Synonyme Bezeichnungen sind: atypisches Leiomyom, Leiomyom mit
hoher mitotischer Aktivität, glattmuskulärer Tumor mit niedrigem malignen Potenzial und Tumoren mit epitheloiden Zellen. Diese Tumoren sprechen nicht auf eine Chemotherapie
(CHT) an, Rezidive sind selten.
Das endometriale Stromasarkom
(ESS, früher low-grade ESS) leitet sich
vom endometrialen Stroma ab und hat
ein 5-JÜ aller Stadien von 60 %. Von
ihm abzugrenzen ist das schlecht differenzierte/undifferenzierte ESS, das
auch als endometriales Sarkom (früher
high-grade ESS) bezeichnet wird und
ein 5-JÜ von nur 25 % für alle Stadien
hat.
Die malignen Müllerschen Mischtumoren (MMT, Karzinosarkom)
bestehen aus einem malignen epithelialen (meist papillär-seröses Karzinom)
und einem Sarkomanteil. Beim homologen MMT besteht letzterer aus
einem ESS oder LMS und beim heterologen MMT aus ortsfremden (Knorpel, Knochen, quer gestreifter Muskulatur) Sarkomanteilen. Die MMT
sind wahrscheinlich sarkomatös
umgewandelte hochmaligne Endometriumkarzinome. Das 5-JÜ aller MMT
im Stadium I/II liegt bei 25–50 %.
Das Adenosarkom (AS) besteht aus
einem benignen epithelialen und
einem sarkomatösen Anteil. Auch hier
gibt es homologe und heterologe Formen. Die Prognose verschlechtert sich
Adjuvante und/oder Strahlentherapie
beim Uterussarkom – Gibt es Standards?
E
Ist die transvaginale Endoskopie sinnvoll?
D
s war uns aufgefallen, dass 79 %
der kinderlosen Patientinnen
ohne erwartete Pathologie bei der
klassischen transumbilikalen Laparoskopie normale Befunde oder Pathologien zweifelhafter klinischer Relevanz zeigten. Die traditionelle transumbilikale Laparoskopie muss als
größerer operativer Eingriff betrachtet werden, ist nicht kostensparend
und, wie in vielen internationalen Studien belegt, keinesfalls harmlos. Zwischen 1980 und 1999 wurden in den
USA 246 mal Haftpflichtversicherungen in Anspruch genommen, aufgrund
von Klagen von Patientinnen wegen
Nadel- und Trokarverletzungen. 51
Patientinnen starben nach Darm- und
Gefäßverletzungen.
Daher wurden in unserem Zentrum
in Düsseldorf folgende Strategien entwickelt:
䊏 Bei Patientinnen ohne erwartete
Pathologie wurde die diagnostische
Laparoskopie auf einen späteren
Zeitpunkt verschoben. Bei der verspäteten Diagnostik wurde dann bei
21 % der Patientinnen doch eine
unerwartete Pathologie diagnostiziert.
䊏 Second-look-Laparoskopien,
um
einen Therapieeffekt oder Spontanremission abzuklären, wurden aufgeschoben oder gar nicht durchgeführt.
䊏 Zur Abklärung des tubaren Faktors
wurden weniger invasive Methoden
eingesetzt. Dadurch fehlten aber
wichtige Informationen über die
tubo-ovariellen Beziehungen und
Morphologie sowie über das Vorhandensein von Adhäsionen und
Endometriose.
Wir suchten nach einer Möglichkeit
die tubo-ovarielle Einheit bei Patientinnen ohne deutliche Pathologie frühzeitig abzuklären. Hierbei sollten die
Vorteile der Laparoskopie, Hysterosalpingographie und Kontrast-Sonographie miteinander kombiniert wer-
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
GÜNTH ER KÖH LER, GREI FSWALD
Niedrige Inzidenz und Vielfalt der uterinen Sarkome sind die wesentlichen Probleme bei der Erarbeitung von Therapiestandards. In den wenigen meist einarmigen Studien mit teilweise sehr kleinen Fallzahlen wurden bislang fast
ausnahmslos alle Sarkomentitäten in einen „Prüftopf“ geworfen und hinsichtlich einer adjuvanten und/oder palliativen Therapie ausgewertet. Ferner wurde die Klassifikation in letzter Zeit mehrmals geändert, so dass die Studien
untereinander schlecht vergleichbar sind. Die einzelnen Sarkome weisen zudem ein differentes Ansprechen auf
unterschiedliche Chemotherapeutika auf.
deutlich, wenn der Sarkomanteil 25 %
des Tumorvolumens (Sarcomatous
overgrowth) überschreitet.
Das Stadium ist der wichtigste
Prognosefaktor
Als ungünstig gelten weiterhin: schmaler Resektionsrand, tiefe Myometriuminvasion, hohe Mitosezahl, Adnexbefall, Blut- und Lymphgefäßeinbruch, positive Lymphknoten (LK),
Tumorgröße > 2 cm (LMS > 5 cm),
G3 und ein papillär-seröser bzw. klarzelliger Karzinomanteil bei den MMT.
Typisch für die hochmalignen Formen
sind frühe, meist simultane Rezidive
im kleinen Becken, in der Bauchhöhle
und als Fernmetastasen. Positive LK
sind häufig mit Absiedlungen in den
eben genannten Lokalisationen verbunden. Selbst bei negativen LK lässt
sich meist eine intraabdominale und
distante Dissemination (besonders
LMS) nachweisen. Folglich wurde bislang durch eine Lymphonodektomie
(LNE) kein Effekt auf das Überleben
nachgewiesen. Dementsprechend sind
eine LNE und/oder eine postoperative
perkutane Strahlentherapie von vorne
herein fragwürdig. Es ist daher allgemein anerkannt, dass der operative
Standard aus einer abdominalen Hysterektomie mit Entfernung beider
Adnexe besteht. Eine selektive pelvine
und paraaortale LNE sollte nur durch-
geführt werden, wenn es der
Frau zumutbar ist. Sie ist am
ehesten bei den MMT, den
Low- und High-grade ESS
und dem AS mit sarcomatous overgrowth vertretbar
und dient lediglich der Prognoseeinschätzung. Therapeutische
Konsequenzen
ergeben sich daraus nicht.
einige Sarkome (z. B. ESS)
gar nicht auf Doxorubicin
ansprechen. Beim Gesamtüberleben und dem progressionsfreien Intervall gab es
keine statistisch signifikanten Unterschiede. Zahlreiche retrospektive Studien
lassen keine Schlussfolgerungen zu. Insgesamt gibt es
Prof. Dr.
derzeit keine überzeugenGünter
Köhler
In fortgeschrittenen Fällen
den Daten, die eine adjukann ein optimales Tumorvante CHT im Stadium I/II rechtfertidebulking das Überleben verlängern
gen. Auf dem ASCO 2006 wurde in
Betreffs einer postoperativen perkuta- einer randomisierten Studie nach optinen Bestrahlung konnte bislang durch malem Debulking von Stadium I-IVrandomisierte Studien kein Nutzen
MMT eine Gesamtabdomenbestrahbetreffs des Gesamt-ÜL nachgewiesen lung vs. Ifosfamid plus Cisplatin
werden. Retrospektive Studien, erga- geprüft, wobei die CHT die besseren
ben widersprüchliche Befunde. Die Ergebnisse erzielte. Die Daten lassen
Bestrahlung von MMT soll bei feh- sich nicht ohne weiteres auf eine reine
lendem Einfluss auf das Gesamt-ÜL adjuvante Therapie übertragen.
jedoch zu einer Senkung pelviner ReziFazit
dive führen. Zusammenfassend gibt es
für Sarkome der Stadien I/II keine gesi- Von einem Standard in der adjuvanten
cherten Indikationen für eine Strah- Therapie von Uterussarkomen sind
lentherapie. Sie wird allerdings bei wir weit entfernt; er besteht zurzeit am
R1/2-Resektionen im kleinen Becken ehesten in der klinischen Nachbeobund nach einem „versehentlichen“
achtung. Eine Klärung kann nur durch
Morcellement von LMS allgemein
randomisierte Studien mit Stratifizieakzeptiert.
rung der einzelnen Sarkomentitäten
Zur adjuvanten CHT existiert nur herbeigeführt werden. Das „Sarcoma
eine randomisierte Studie, die bei allen Research Consortium“ hat mit einer
Stadium I/II-Sarkomen Doxorubicin prospektiven Adjuvanzstudie mit
vs. nihil prüfte, obwohl bekanntlich Gemcitabin und Docetaxel gefolgt
HUGO C. VERHOEVEN, DÜSSELDORF
Diagnostische und operative Eingriffe im Bereich der Sterilitätstherapie müssen einfach, kostensparend, minimal
invasiv, ambulant und ohne Vollnarkose durchführbar sein. Weltweit achtet die Medizin auf Kostensenkung, ohne
Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Entsprechend findet die Technik der transvaginalen Endoskopie (TVE)
derzeit zunehmend Interesse. Auf internationalen Kongressen werden erste große Multicenterstudien vorgestellt.
den unter gleichzeitiger Ausschaltung
der Nachteile.
Die klassische Laparoskopie ist
nicht die ideale Technik, um tubo-ovarielle Strukturen zu begutachten. Der
umbilikale Zugang erlaubt nicht den
idealen Winkel zur Inspektion der ovariellen Strukturen. Erst die Trendelenburg-Lagerung und ein CO2-Pneumoperitoneum erlauben einen Einblick.
Um Ovar und Eileiter manipulieren zu
können, braucht man einen zweiten
Trokar (zusätzliches Trauma). Fimbrien und avasculäre Adhäsionen sind
unter Wasser viel besser zu begutachten, was aber in der TrendelenburgLagerung nicht durchführbar ist.
Die transvaginale Endoskopie
Die Technik der transvaginalen Endoskopie entsprach von Beginn an unseren Erwartungen. Die Idee war einfach: Da die transvaginale Eizellgewinnung heute Standard ist, warum
sollte es dann nicht möglich sein, ein
Miniskop durch die Vagina in den
Douglasschen Raum einzuführen, um
die tubo-ovariellen Strukturen begutachten zu können? Die Wiedergeburt
der Kuldoskopie war aber nur möglich
durch Entwicklung neuer, extrem
dünner und panoramischer Optiken.
Das Trokarsystem der Firma Storz
für eine transvaginale Endoskopie
besteht aus drei Teilen:
䊏 Springload Nadel-System
䊏 Dilatator
䊏 Trokar
Nach Einführung des Trokarsystems
wird eine 30° panoramische Optik in
den Douglasschen Raum eingeführt,
der mit warmer Kochsalzlötenentfernungen technisch
sung
aufgefüllt
wird.
machbar, verlangen aber
Anschließend
ist
eine
Erfahrung.
Betrachtung der inneren
Als Kontraindikationen
Genitalorgane möglich.
gelten:
䊏 Infektionen des GenitalDie Vorteile der transvagitraktes
nalen Endoskopie sind ein䊏 Obliterationen des Unterdeutig:
䊏 Die Technik ist einfach zu
bauches
䊏 Fixierter retrovertierter
handhaben, kostengün- Dr.
Uterus
stig, kann in Dämmer- Hugo C. Verhoeven
Als Komplikationen sind
schlaf und sogar in Lokalzu erwähnen:
anästhesie durchgeführt werden.
䊏 Ein CO2-Pneumoperitoneum ist
䊏 Blutungen an der Einstichstelle der
nicht erforderlich.
Nadel, im Uterushinterwandbe䊏 Als Dilatationsmedium wird Kochreich, im Bereich des Parametriums
salz verwendet, somit wird der postoder an der ovariellen Oberfläche.
operative Schulterschmerz elimi- 䊏 Rectum- und Darmverletzungen
䊏 Infektionen
niert.
䊏 Durch die Nadeltechnik ist das
Bis Anfang Januar 2006 wurde in
Risiko einer Infektion oder Blutung unserem Zentrum in Düsseldorf eine
sehr gering.
transvaginale Endoskopie bei 2000
䊏 Die komplette Begutachtung der
Sterilitätspatientinnen ohne erwartete
tubo-ovariellen Strukturen und der
Pathologie durchgeführt. Bei 1920
Fossa ovarica ist ohne Manipulation Patientinnen (96 %) konnte der Einder Organe möglich.
griff beendet werden. Bei 34 Patien䊏 Die kombinierte Hysteroskopie,
tinnen war ein Eindringen in den
transvaginale Endoskopie und Sal- Douglasschen Raum nicht möglich,
pingoskopie sind mit ein und der- bei 46 Patientinnen konnte das innere
selben Optik durchführbar.
Genitale aus technischen Gründen
Leider gibt es auch Nachteile:
nicht komplett begutachtet werden.
䊏 Die Technik ist nur geeignet für
Bei den beendeten transvaginalen
Patientinnen ohne offensichtliche Endoskopien wurden bei 1520
Pathologie.
(79,1 %) Patientinnen keinerlei Ver䊏 Der ungewohnte Sichtwinkel veränderungen oder nur Pathologien von
langt Gewöhnung.
minimaler Bedeutung festgestellt. 480
䊏 Operative Maßnahmen sind nur
Patientinnen (25 %) jedoch wiesen
begrenzt möglich. So sind Biopsien, unerwartet schwerwiegende PatholoKoagulation von Endometrioseher- gien auf. Leider kam es bei 6 Patienden oder Blutungen, einfache Adhä- tinnen zu einer Rektumperforation.
siolysen, sogar Endometriosezys- Diese traten fast (bis auf 1 Fall) aus-
Abb.: Die gesamte Uterushöhle ausfüllendes undifferenziertes endometriales
Stromasarkom.
von Doxorubicin beim LMS einen
guten Anfang gemacht. Bis dahin muss
die Behandlung individuell nach
gründlicher Beratung durch ein kompetentes Tumorkonsil erfolgen.
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Günter Köhler
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde
und Geburtshilfe
Wollweberstraße 1
17475 Greifswald
[email protected]
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
14.00 – 15.30 Uhr, Großer Festsaal
Onkologie I
Vorsitz: Peter Scheidel,
Peter Schmidt-Rhode, Hamburg
Adjuvante und/oder Strahlentherapie beim Uterussarkom
Gibt es Standards?
Günter Köhler, Greifswald
schließlich während den ersten 20 Eingriffen auf, so dass man hier von einem
Lerneffekt sprechen kann. Eine konservative Therapie führte zu keinen
weiteren Komplikationen, operative
Korrekturen waren niemals notwendig.
Von den 480 Patientinnen, die unerwartet schwerwiegende Veränderungen aufzeigten, wurden 74 anschließend operativ laparoskopisch behandelt. 406 entschieden sich für eine
medikamentöse Behandlung, eine
Beendigung der Behandlung oder eine
In-vitro-Fertilisation.
Schlussfolgerung
Wir sind davon überzeugt, dass die traditionelle transumbilikale diagnostische Laparoskopie zur Abklärung von
Sterilitätspatientinnen ohne deutliche
Pathologie nicht mehr routinemäßig
angewandt werden sollte. Hier ist die
transvaginale Endoskopie sicherlich
die bessere Methode.
Korrespondenzadresse:
Dr. Hugo C. Verhoeven
Zentrum für Reproduktionsmedizin,
Endokrinologie, Laboratoriumsmedizin
und Genetik
Völklinger Straße 4
40219 Düsseldorf
[email protected]
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
11.00 – 12.30 Uhr, Großer Festsaal
Gynäkologische Endoskopie
Vorsitz: Liselotte Mettler, Kiel;
Andreas Salfelder, Hamburg
Ist die transvaginale Endoskopie
sinnvoll?
Hugo C. Verhoeven, Düsseldorf
MedReport
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
Z
irka 74 % der Dünndarmverschlüsse sind adhäsionsbedingt.
Man geht davon aus, dass 20–
40 % der Fälle sekundärer Infertilität
bei Frauen auf Adhäsionen zurückzuführen sind. Außerdem können Adhäsionen bei zukünftigen chirurgischen
Eingriffen erhebliche Komplikationen
für Chirurgen und Patienten darstellen. Adhäsionen aus vorangegangenen
Operationen verlängern die Dauer der
darauf folgenden Operation signifikant. Selbst bei erfahrenen Chirurgen beträgt das Risiko einer versehentlichen Enterotomie bei ausgeprägten Adhäsionen bis zu 19 %.
Diese Komplikationen sind Ursache
für erfolgreiche Klagen wegen Verletzung der chirurgischen Sorgfaltspflicht.
Aus den verschiedensten Gründen
sind sich die meisten Chirurgen weder
des Ausmaßes noch der Folgen von
Adhäsionen voll bewusst. Zu diesen
Gründen gehören unter anderem:
Adhäsionskomplikationen
können
unvorhergesehen und manchmal
sogar erst viele Jahre nach einem Eingriff auftreten. Häufig werden sie
nicht von dem Chirurgen behandelt,
der ursprünglich die Operation durchgeführt hat, sondern von anderen Ärzten. Die Ätiologie der Adhäsionsbildung ist nach wie vor relativ unklar;
beinahe ein Jahrhundert lang wurden
die Misserfolge bzw. die eingeschränkte Anwendbarkeit konventioneller Methoden zur Adhäsionsprophylaxe dokumentiert.
Epidemiologie und Belastung für
Patienten
Nach der ersten, richtungsweisenden
Arbeit von Ellis und Menzies sowie
Studien anderer Forscher, hat die Surgical and Clinical Adhesions Research
(SCAR)-Gruppe
wissenschaftliche
Pionierarbeit geleistet, um die Epidemiologie und die mit Adhäsionen verbundene Belastung für Patienten,
Chirurgen und das Gesundheitssystem
nachzuweisen. Die Gruppe fand heraus, dass nach einer offenen Bauchoder Beckenoperation bis zu einer von
drei Patienten innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren mindestens zwei
Mal aufgrund von adhäsionsbedingten Problemen rehospitalisiert wurde,
bzw. dass bei Operationen Komplikationen auftraten, die möglicherweise
auf Adhäsionen zurückzuführen
waren. Außerdem fanden sie heraus,
dass die Zahl der Wiedereinlieferungen während des gesamten Studienzeitraums konstant blieb. Für Patienten, die sich offenen kolorektalen Eingriffen bzw. offenen gynäkologischen
Operationen an Eierstöcken unterzo-
122. Tagung der NGGG I 3
Adhäsionen: unabwendbar oder zu verhindern?
RUDY LEON DE WI LDE, OLDEN BURG UN D GEOFFREY TREW, LON DON
Postoperative Adhäsionen bilden sich nach nahezu allen Bauch- und Beckenoperationen. Sie stellen für Chirurgen ein
alltägliches Problem dar, tragen wesentlich zur Morbidität der Patienten bei, verursachen zusätzliche Kosten und sind
in einzelnen Fällen auch Todesursache. Außerdem gehören sie zu den Hauptursachen für chronische Schmerzen bei
Patienten und gelten als häufigstes pathologisches Geschehen im Zusammenhang mit chronischen Schmerzen.
gen, war das Risiko einer adhäsionsbedingten Rehospitalisierung am
größten. Im Jahr 1994 waren adhäsionsbedingte Krankenhauseinweisungen ebenso häufig wie Einweisungen für Appendektomien, Hüftprothesen und Koronararterien-BypassOperationen. Einer jüngeren epidemiologischen Studie von SCAR
zufolge war bei therapeutischen und
diagnostischen gynäkologischen laparoskopischen Verfahren (d. h. allen
laparoskopischen Verfahren, außer
risikoarmen Eileitersterilisationen),
die 40 % der laparoskopischen Fälle
in der Gynäkologie darstellen, das
Risiko einer adhäsionsbedingten
Rehospitalisierung mindestens ebenso
hoch wie bei einer gynäkologischen
Laparotomie. Die Studie zeigt, dass
das Problem adhäsionsbedingter
Rehospitalisierungen trotz der Fortschritte bei den Operationsmethoden
weiterhin besteht.
Die Adhäsionsbildung ist ein generelles Phänomen als Reaktion des
Peritoneums auf ein Trauma
Das Trauma kann durch Entzündungen (z. B Infektionen oder Endometriose) oder chirurgische Eingriffe
bedingt sein und folgende Faktoren
können eine Rolle spielen: Exposition
gegenüber Infektionen oder Darminhalt; Ischämie; Reizungen durch
Fremdkörper (wie z. B. Nähte, Partikel von Verbandsmaterial oder Operationshandschuhpulver), Austrocknung oder Überhitzung durch Lampen
oder Spüllösung.
Da die Faktoren bekannt sind, die
während einer Operation die Entstehung von Adhäsionen begünstigen,
sollten grundlegende Maßnahmen
ergriffen werden, um die Bildung von
Adhäsionen möglichst gering zu halten – der wichtigste Schritt besteht
hierbei in einer sorgfältigen Operationstechnik.
Jeder operative Eingriff und jede
Operationsstelle kann zu postoperativer Adhäsionsbildung führen – so gut
der Chirurg auch sein mag. Ein wichtiges Paradoxon besteht darin, dass es
bei der gegenwärtigen Methode zur
Behandlung von Adhäsionen – der
operativen Adhäsiolyse – durch die
zusätzlichen traumatische Schädigungen und einer hohen Rate an Adhä-
sionsneubildungen zu Komdung in der Peritonealhöhle
plikationen kommt, und
verbleibt. Es ähnelt in Auszwar unabhängig von der
sehen und Handhabung
Methode der Adhäsiolyse
physiologischer Kochsalzoder der Art der Adhäsion.
lösung oder InfusionslöStudien deuten darauf hin,
sung nach Hartmann, ist
dass Gewebe mit Adhäsioisomolar und verstärkt
nen eine höhere KonzentraInfektionen nicht. Präklinition an Wachstumsfaktoren
sche Studien haben bestäaufweist als nicht betroffenes Prof. Dr. Dr.
tigt, dass die Lösung, wenn
Peritonealgewebe, was dar- Rudy Leon De Wilde sie intraoperativ als Spülung
auf hinweist, dass die Wahrund postoperativ als Instilscheinlichkeit einer Adhäsionsneubil- lat eingesetzt wird, die Inzidenz, den
dung höher ist. Da diese Faktoren die Schweregrad und das Ausmaß postfibrinolytische Aktivität senken und operativer Adhäsionen deutlich redudie Bildung einer Fibrose einleiten, ist ziert. Erste klinische Studien waren
es nicht verwunderlich, dass neu gebil- ebenfalls viel versprechend. Erst kürzdete Adhäsionen meistens dicht und lich wurde die Wirksamkeit in einer
schwerwiegend sind.
großen, doppelblinden, randomisierten, multizentrischen US-Studie zu
Wirksame Mittel zur
gynäkologischer
Laparoskopie
Adhäsionsprophylaxe
(PAMELA) weiter nachgewiesen. Bei
Als Chirurgen müssen wir uns dessen dieser Studie handelt es sich um die
bewusst sein, dass jedes Verfahren mit größte und erste wirklich doppelpotenziellen Adhäsionskomplikatio- blinde Studie, die bislang zu Mitteln
nen verbunden sein kann, und dass es
zur Adhäsionsprophylaxe durchgewichtig ist, diese nach Möglichkeit zu führt wurde. Die Daten bestätigen die
verringern. In den letzten Jahren wur- Sicherheit und deuten auch auf einen
den beträchtliche Fortschritte bei der signifikanten Rückgang der Inzidenz
Entwicklung wirksamer Mittel zur von Adhäsionen hin. Es wirkt nicht
Adhäsionsprophylaxe gemacht. Eine nur an einer bestimmten Stelle, sonReihe von Mitteln wurde untersucht,
dern in der gesamten Peritonealhöhle.
von denen einige auch bei Operatio- Neben dem formalen klinischen Stunen eingesetzt wurden. Aufgrund von
dienprogramm wurde ein europäiProblemen bei der Sicherheit, einge- sches Patientenregister (ARIEL) eingeschränkter Wirksamkeit, Schwierig- führt, das es den Chirurgen ermögkeiten bei der Handhabung und hohen
licht, ihre Erfahrungen mit der
Kosten konnten sie jedoch im Rahmen Anwendung und Sicherheit in offenen
von
Routineanwendungen
nur
und laparoskopischen gynäkologibegrenzt eingesetzt werden. Zu den
schen und allgemeinen RoutineoperaMitteln, die in Europa für die Adhä- tionen zu dokumentieren und weitersionsreduktion zugelassen wurden, zugeben. Dieses Register liefert Feedgehört eine 4 %ige Icodextrin- back zur routinemäßigen Anwendung
Lösung, die eine Lösung zur Reduk- bei 4620 Patienten. Es lässt sich
tion von Adhäsionen bei Routineein- sowohl bei offenen als auch laparogriffen zu sein scheint. Icodextrin skopischen Eingriffen einfach anwenwurde ursprünglich als Peritonealdia- den und verfügt über ein gutes Sicherlysat entwickelt und wird als solches heitsprofil.
auch seit über 10 Jahren in 7,5 %iger
Adhäsionen entstehen nach wie vor
Lösung vermarktet und angewendet. häufig nach chirurgischen Eingriffen
Seit das Medikament Ende 2000 erst- und bringen schwere gesundheitliche
mals auf den Markt kam, wurde es zur Auswirkungen für unsere Patienten
Adhäsionsprophylaxe bei mehr als mit sich, wie etwa Dünndarmver125.000 Patienten eingesetzt, die sich schluss, Infertilität und chronische
chirurgischen
Routineeingriffen
Beckenschmerzen. Selbst wenn Adhäunterzogen. Es verweilt lange genug sionen „stumm“ sind und dem Patienim Peritoneum, so dass sichergestellt ten keine Probleme bereiten, ist das
ist, dass die Lösung während der ent- Risiko von Komplikationen bei einem
scheidenden Phase der Adhäsionsbil- erneuten
chirurgischen
Eingriff
beträchtlich. Nach einem laparoskopischen Eingriff, der bekanntermaßen
mit einem hohen Risiko verbunden ist,
wie etwa an den Eierstöcken oder
Eileitern, beträgt das Risiko einer
unmittelbar adhäsionsbedingten Rehospitalisierung (Adhäsiolyse) bei
Patienten, die vorher nicht operiert
wurden, innerhalb von 5 Jahren 1:50,
und liegt bei 1:33, wenn sich die
Patientin zuvor bereits einem chirurgischen Eingriff unterzogen hatte.
Nach einer offenen Eierstock-Operation beträgt das Risiko für Patienten
ohne vorangegangene Operation 1:30
und steigt für Patienten, die sich zuvor
einem chirurgischen Eingriff unterzogen hatten, auf 1:20.
Fazit
Die Vorzüge guter Operationstechniken haben sich bewährt und sind für
sämtliche Strategien zur Adhäsionsprävention von wesentlicher Bedeutung. Es steht jedoch fest, dass chirurgische Eingriffe an sich eine wesentliche Rolle bei der Bildung von Adhäsionen spielen. Es ist unwahrscheinlich, dass wir ohne den Einsatz wirksamer Mittel zur Adhäsionsprophylaxe in der Lage sein werden, das
Adhäsionsrisiko zu reduzieren, dem
unsere Patienten ausgesetzt sind –
unabhängig davon, wie gut die Operation verläuft. Aus diesen Gründen
sehen die neuen Konsensusempfehlungen vor, dass es nun an der Zeit ist,
Patienten über das Adhäsionsrisiko
aufzuklären und zu erwägen, sichere
und wirksame Mittel zur Adhäsionsprophylaxe anzuwenden. Dies gilt insbesondere für Operationen, die mit
einem hohen Adhäsionsrisiko verbunden sind.
Literatur beim Verfasser
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Dr. med. Rudy Leon De Wilde
Klinik für Frauenheilk. und Geburtshilfe
Pius-Hospital Oldenburg
Georgstraße 12
26121 Oldenburg
[email protected]
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
11.00 – 12.30 Uhr, Großer Festsaal
Gynäkologische Endoskopie
Vorsitz: Liselotte Mettler, Kiel;
Andreas Salfelder, Hamburg
Adhäsionen – unabwendbar oder
zu verhindern?
Rudy Leon De Wilde, Oldenburg
INFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENST
Osteoporose-Therapie
Mit Preotact® erstes Parathyroidhormon (Parathormon) für
Patientinnen mit hohem Frakturrisiko zugelassen
Die europäische Zulassungsbehörde EMEA hat am 24. April 2006 unter dem Handelsnamen Preotact® das erste naturidentische, langkettige und rekombinante humane Parathormon (PTH 1-84) für postmenopausale OsteoporosePatientinnen mit hohem Frakturrisiko zugelassen. Das Parathormon der Nycomed Pharma GmbH (Unterschleißheim)
fördert das Wachstum von strukturell gesundem Knochen nach Osteoporose-bedingtem Verlust und bietet einen
effektiven Frakturschutz. Preotact® wird von den Patientinnen selbst als einfach anzuwendende tägliche subkutane
Injektion mit einem Pen verabreicht.
Ziel einer effektiven OsteoporoseTherapie ist die Vermeidung von Frakturen, indem der Knochenverlust aufgehalten und die Knochendichte und
-stärke erhöht werden. Eine neue Substanzklasse bilden osteoanabole Präparate, zu welchen auch das humane
rekombinante Parathormon (PTH)
Preotact® gehört, das die Knochenneubildung stimuliert. Die PTHBehandlung ist Bestandteil der aktualisierten Therapieempfehlungen des
Dachverbandes
Deutschsprachiger
Wissenschaftlicher Gesellschaften für
Osteologie (DVO) (1).
Erstes naturidentisches, langkettiges
PTH (1-84): Potente anabole Effekte
Die Einführung des ersten naturidentischen, langkettigen PTH (1-84)
Preotact® erweitert das Spektrum der
Behandlungsoptionen für Osteoporose-Patientinnen mit hohem Frakturrisiko maßgeblich. Nach den Daten
präklinischer Untersuchungen gehören zu den physiologischen Wirkungen des thermostabilen Parathormons:
䊏 Stimulation der Knochenneubildung durch direkte Effekte auf die
Osteoblasten
䊏
Wiederherstellung der Knochenqualität und -quantität durch Zunahme der Knochendichte
䊏 Verbesserung der ossären Mikroarchitektur
䊏 Aufbau von stärkerem, frakturresistenterem Knochen
Diese Effekte sind mit denen des endogenen Parathormons vergleichbar.
Klinische Studien zeigen signifikante
Risikoreduktion vertebraler Frakturen
Die Effekte von Preotact® auf den
Knochen sowie die Sicherheit und Verträglichkeit der Substanz wurden in
verschiedenen klinischen Studien
dokumentiert. So reduzierte in der
randomisierten, doppelblinden und
multizentrischen Phase III-Zulassungsstudie TOP (Treatment of Osteoporosis with PTH) (2) die Behandlung
mit Preotact® bei postmenopausalen
Frauen mit und ohne vorhergegangene Osteoporose-bedingte Frakturen
signifikant das Risiko für neue Wirbelkörperbrüche. Auf der Grundlage
dieser Daten erfolgte die Zulassung
von Preotact® in Europa.
Ergebnisse einer Zwei-Jahres-Studie zeigten, dass das sequenzielle Therapieschema mit initialer einjähriger
Gabe von Preotact®, gefolgt von Alendronat über ein Jahr, die Wirksamkeit
des Bisphosphonats verstärkt (3).
Preotact® ist für den Einsatz von 24
Monaten indiziert. In beiden klinischen Studien war die Verträglichkeit
des Parathormons allgemein gut. Zu
den häufig berichteten unerwünschten
Ereignissen mit höherer Inzidenz in
der Parathormon-Gruppe als unter
Plazebo gehörten Kopfschmerzen,
Übelkeit und Schwindel.
Einfache Handhabung für eine
bessere Compliance
Preotact® steht als gebrauchsfertige
Lösung zur Verfügung und wird von
der Patientin selbst in einer Dosierung
von 1 x täglich 100 µg subkutan verabreicht. Die Injektion erfolgt mit
einem speziell für Preotact® im Hinblick auf ältere Patienten entwickelten
Pen. Aufgrund seiner vergleichbar
hohen Thermostabilität muss Preotact® nicht ständig gekühlt aufbewahrt
werden, was die Anwendung beispielsweise auf Reisen erleichtert.
Literatur
1. Prophylaxe, Diagnostik und Therapie
der Osteoporose bei Frauen ab der
Menopause, bei Männern ab dem 60.
Lebensjahr. S3-Leitlinie des Dachverbandes Deutschsprachiger Wissenschaftlicher Gesellschaften für Osteologie (DVO) e.V. 2006
2. Data on file.
3. Black DM, The effects of parathyroid
hormone and alendronate alone or in
combination in postmenopausal osteoporosis N Engl J Med 2005; 353:555-65
MedReport
4 I 122. Tagung der NGGG
Welches Management ist adäquat beim lokoregionären Rezidiv des Mammakarzinoms?
BERN D GERBER, ROSTOCK
Unter lokoregionäre Rezidive werden Krankheitsrückfälle innerhalb der Brust (in-breast-recurrence, IBR) nach brusterhaltender Therapie (BET), der Thoraxwand (chest-wall-recurrence, CWR) nach Mastektomie (MRM), in der Axilla, der
supra- und infraklavikulären Region oder entlang der Mammaria interna Gefäße nach Abschluss der Primärbehandlung bezeichnet.
I
n Einzelfällen ist die Abgrenzung
von lokoregionärem Rezidiv und
Hautmetastasen schwierig (Abb. 1).
Das 10-Jahre-Gesamtüberleben nach
IBR beträgt 39 %, d. h. Patientinnen
mit einem lokoregionären Rezidiv
überleben signifikant länger als nach
dem erstmaligen Auftreten einer distanten Metastasierung.
Unabhängige Risikofaktoren zur
Zeit der Primärerkrankung für das
Auftreten eines IBR sind:
䊏 junges Erkrankungsalter,
䊏 positive Resektionsränder,
䊏 fortgeschrittenes Tumorstadium,
䊏 das Fehlen einer adjuvanten Chemotherapie (bei endokrin-insensitiven Karzinomen),
䊏 das Fehlen einer adjuvanten Hormontherapie (bei endokrin-sensitiven Karzinomen),
䊏 das Fehlen einer Restbrustbestrahlung.
Weitere, von ersteren abhängige, Risikofaktoren sind der Nachweis einer
extensiven intraduktalen Komponente (EIC), einer geringen Tumordifferenzierung und einer Lymphgefäßinvasion, ein Primärtumor > 2 cm,
und die Diagnose eines axillären
Lymphknotenbefalls.
Abb. 1: Hautmetastasen nach bilateraler
Mastektomie.
Die Prognose nach einem
Lokalrezidiv hängt von Kriterien des Primärtumors
(Anzahl befallener Lymphknoten,
krankheitsfreies
Intervall) als auch des LokalDie Behandlung des
rezidivs (Größe, Zentrizität,
Thoraxwandrezidivs
Lokalisation) ab. Bisher kliProf.
Dr.
nisch relevante prädiktive
Die Behandlung des ThoBernd Gerber
Faktoren sind Hormon- und
raxwandrezidivs sollte bei
HER-2-Rezeptorstatus. Zur exakten kurativem Ansatz eine R0–Resektion
Therapieplanung wird ein komplettes
erreichen, in der Palliation kann nur
Re-Staging inklusive eines Computer- in ausgewählten Fällen die Resektion
tomogramms der Kopf-Hals-Region tieferer Anteile der Thoraxwand empempfohlen.
fohlen werden. Sollte die Brustwand
Die operative Therapie der Wahl noch nicht vorbestrahlt sein, erscheint
nach einem In-Brust-Rezidiv ist die es sinnvoll, dieses nachzuholen.
Mastektomie mit dem Ziel tumorNach CWR stehen nur wenige Stufreier Resektionsränder. Anschließend dien zur medikamentösen Nachbekann eine Bestrahlung der Thorax- handlung zur Verfügung. Bei hormonwand ggf. mit regionalen Lymphknoten diskutiert werden. In ausgewählten Fällen kann auch ein erneutes brusterhaltendes
Vorgehen
erfolgen
(Abb. 2). Die kosmetischen Ergebnisse sind bei abermaliger Radiatio
häufig unbefriedigend. Liegen bereits
simultan distante Metastasen vor,
ergibt sich die Indikation zu einem
operativen Palliativeingriff nur zur
Schmerzbehandlung,
Ulzerations(prophylaxe) oder aus psychologischen
Aspekten. Zur postoperativen, erneuten „adjuvanten“ medikamentösen
Therapie nach IBR liegen nur wenige
Daten vor. Tamoxifen verlängerte
nach Lokalrezidiv zwar das krankheitsfreie Intervall, aber nicht das
Gesamtüberleben. Dennoch wird bei
hormonsensitiven
Tumorrezidiven
eine endokrine Therapie – vorzugsweise Aromatasehemmer – empfoh-
Abb. 2: Simultanes IBR bds. bei Z.n. beids. MaCa. Rechtseitige Re-BET
und linkseitige MRM.
G
erade aber für den frühen
Beginn mit HRT gilt nach den
neuen Konsensusempfehlungen der deutschen gynäkologischen
Fachgesellschaften die Prävention für
Herzinfarkte
als
nachgewiesen
(DGGG 2006), mit einer Risikoreduktion von 30–50 %, entsprechend etwa der Nurses Health Study
(Grodstein 2006, 120.000 Frauen),
der UK Datenbank (de Vries 2006; 2.6
Mill. Frauenjahre) oder der jüngsten
Metaanalyse zur KHK (Salpeter 2006,
23 Studien). In der Studie Women’s
Health Initiative (WHI) zeigte sich
diese Risikoreduktion besonders im
Estrogenmonoarm der ca. 11.000
hysterektomierten Frauen; hier traten
für Frauen unter 60 Jahren im Vergleich zu Plazebo signifikant, insgesamt 44 %, weniger Herzinfarkte,
koronare Revaskularisationen und
kardiale Todesfälle auf (Hsia 2006).
Die Primärprävention koronarer
Herzerkrankungen ist derzeit keine
Indikation, um nur deshalb eine HRT
zu beginnen, sollte jedoch im individuellen Risikoprofil berücksichtigt
werden.
Für Patientin hat wohl die Risikobeurteilung für Brustkrebs das höchste Gewicht. Diesbezüglich sind neue
Studienergebnisse interessant, wo-
len. Für eine erneute „adjuvante“ Chemotherapie bei
R0-Resektion gibt es derzeit
keine Rationale. Nach Brustrekonstruktionen wäre die
Abtragung der rekonstruierten Brust zu empfehlen.
Prognose
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
Tab.: Häufigkeit und Prognose von lokoregionären Rezidiven betragen:
Lokalisation
Häufigkeit
5-Jahres-Überleben
In-Brust-Rezidiv (IBR) nach BET+Radiatio
10 (2–20 %)
65 (45–79 %)
Thoraxwand (CWR) nach Mastektomie
4 (2–20 %)
50 (24–78 %)
Axilla
Konventionell
1 (0,1–8 %)
55 (31–77 %)
SLN
0,25 (0–1,4 %)
–
Multiple
16 (8–19 %)
21 (18–23 %)
sensitiven Rezidiven kann eine Hormontherapie empfohlen werden. Eine
Chemo- oder Radio-Chemotherapie
stellen bei nicht operablen Rezidiven
häufig die einzige Wahl dar, sind aber
bei in sano-resezierten Rezidiven fraglich. Völlig unklar ist die Situation
nach R0-Resektion eines HER-2-positiven lokoregionären Rezidivs. Wir
selber konnten allerdings langfristige
Tumorremissionen selbst bei ausgedehnt vorbehandelten Patientinnen
sehen (Abb. 3).
Operable Axillarezidive werden
operiert, ansonsten kommen – wie
auch bei den infra-/supraclaviculären
Lymphknotenrezidiven – systemische
oder kombinierte (Radio-Chemo)Therapien zur Anwendung. In diesen
Fällen sollte ein Lymphödem des
Armes vermieden werden.
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
16.00 – 17.30 Uhr, Großer Festsaal
Onkologie II
Vorsitz: Fritz Jänicke, Hamburg;
Rudy Leon De Wilde, Oldenburg
Welches Management ist adäquat
beim lokoregionären Rezidiv des
Mammakarzinoms?
Bernd Gerber, Rostock
Literatur beim Verfasser
Abb. 3: Stabilisierung eines Lokoreginären Rezidivs unter Herceptin.
Neues zum Risiko für Herzinfarkte
und Brustkrebs unter HRT
ALFRED O. MUECK, TÜBI NGEN
Für Therapieentscheidungen haben quantitativ Risikoveränderungen für Herzinfarkte zumeist das stärkste Gewicht –
die Morbidität und Mortalität übersteigt um ein Vielfaches die aller anderen Erkrankungen. Sofort nach der Menopause
steigt das Risiko steil an, mit einer im Vergleich zu Männern bis zu 50 % höheren Mortalität (Dt. Herzzentrum, 2006).
nach sich in einer ca. 5-jährigen
Kohortenstudie (70.000 Frauen) bei
Kombination von transdermalem
Estradiol (Pflaster oder Gele) mit
mikronisiertem Progesteron kein
erhöhtes Risiko ergab, im Gegensatz
zur Kombination von oralen oder
transdermalem Estrogenen mit synthetischen Gestagenen (Fournier
2005). Dabei wurden die synthetischen Gestagene oral appliziert. Dies
ist offensichtlich von entscheidender
Bedeutung, da auch in einer der größten Fall/Kontroll-Studien auf Basis der
bekannten UK General Practice
Research Datenbank (2,4 Millionen
Frauen) nachgewiesen wird, dass sich
ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nur mit
oralen Kombinationspräparaten ergibt, nicht jedoch mit Kombi-Pflastern, d. h. mit komplett transdermaler
Estrogen/Gestagen-Kombination
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Bernd Gerber
Universitäts-Frauenklinik Rostock
Am Klinikum Südstadt der Hansestadt
Rostock
Südring 81, 18059 Rostock
[email protected]
(Opatmy 2006).
kanz wurde jedoch knapp
Dies korreliert mit eigeverfehlt (p < 0.06); daher
nen experimentellen Unterwurde das Ergebnis in Frage
suchungen, wonach synthegestellt. Die kürzlich publitische Gestagene über strozierte Endauswertung zeigt
male Wachstumsfaktoren
für die Frauen, die sicher die
die Proliferation benigner
Estrogene
eingenommen
und maligner Brustzellen in
hatten, eine signifikante
Abhängigkeit von erreichten
33%ige Risikoreduktion.
Spitzenkonzentrationen verRisikoreduktionen wurden
Prof. Dr. med. Dipl.
stärken können. Diese liegen Biochem. Dr. rer. nat. auch schon in anderen Stufür orale Gestagene etwa Alfred O. Mueck
dien beobachtet, aber mit
10fach höher im Vergleich
der WHI ist dies erstmals in
zur transdermalen Applikation. Ver- einer plazebo-kontrollierten Doppelmutlich verhält sich speziell orales blindstudie nachgewiesen. Auch in
Progesteron neutral, da es schnell und mindestens fünf weiteren Analysen
zu über 90 % metabolisiert wird.
ergeben sich signifikant weniger
Besonders bemerkenswert ist die
Mammakarzinome (Stefanick 2006).
Risikoreduktion für Brustkrebs im Nach statistischen Regeln kann dies
Estrogenarm der WHI: Bereits die daher nicht mehr als Zufallsbefund
erste Auswertung (2004) ergab eine gedeutet werden (Mueck 2006). Ent23%ige Risikoreduktion. Eine Signifi- sprechend diskutieren auch die Auto-
ren eine biologische Plausibilität (verstärkte Apoptose). Unter sehr langer
Therapie ist jedoch auch mit Estrogenen allein ein Risiko nicht auszuschließen, da die Proliferation maligner Zellen dann offensichtlich nicht
immer abgewehrt werden kann – in
der letzten Auswertung der Nurses
Health Studie wurde ein signifikant
erhöhtes Risiko nach 15–20-jähriger
Estrogenbehandlung
beobachtet
(Chen 2006).
Somit sollte eine Patientenaufklärung über ein mögliches Brustkrebsrisiko (unter Vergleich mit anderen Risikofaktoren) immer erfolgen, nachgewiesen für die orale Kombinationstherapie, nach derzeitiger Studienlage
vermeidbar durch Verwendung von
Kombi-Pflaster oder Progesteron.
Letzteres sollte jedoch durch weitere
Studien bestätigt werden.
Literatur beim Verfasser
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. Dipl. Biochem. Dr. rer. nat.
Alfred O. Mueck
Universitäts-Frauenklinik
Calwer Straße 7
72076 Tuebingen
[email protected]
MedReport
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
D
er Anteil von jungen Frauen
(< 50 Jahren) hat in den letzten 20 Jahren stetig von 2 auf
21 % zugenommen. Der histologische
Typ ist in 90 % ein Plattenepithelkarzinom. Dabei unterscheidet man den
Simplex-Typ vom Basaloiden- (Verrucösen-) Typ. Der Simplex-Typ tritt bei
älteren Frauen auf, ist selten HPVassoziiert und häufig mit chronischen
Hauterkrankungen wie dem Lichen
sklerosus vergesellschaftet. Der Basaloide-Typ findet sich vor allem bei jungen Frauen und entsteht in über 80 %
aus HPV-bedingten Plattenepitheldysplasien der Vulva. Während der Simplex-Typ zumeist unilokulär entsteht
finden sich beim Basaloiden-Typ häufig ein multilokuläres Wachstum und
neben invasiven Anteilen auch polytope Dysplasien (Tab.).
Diagnostik
Die Diagnostik des Vulvakarzinoms
sollte neben der klinischen Untersuchung insbesondere bei jüngeren
Frauen immer auch die Vulvoskopie
zum Nachweis von Dysplasien und zur
genauen Lokalisation und Ausdehnung der Veränderungen beinhalten.
Neben der Untersuchung der Vulva,
des Perineums und Anus sollten auch
Vagina und Portio kolposkopisch und
zytologisch untersucht werden, da bei
jüngeren Frauen und HPV-bedingter
Erkrankung eine so genannte Feld-
a
O P E R AT I V E T E C H N I K U N D P R O G N O S E FA K T O R E N
Behandlung des Vulvakarzinoms
JÖRG SCHWARZ, HAMBURG
Das Vulvakarzinom gehört zu den seltenen gynäkologischen Malignomen. In Deutschland beträgt die Inzidenz 3,6 pro
100.000/pro Jahr, dass heißt ca. 1300 Frauen erkranken jährlich neu und ca. 700 Frauen versterben am Vulvakarzinom.
Die Diagnose erfolgt in etwa 60 % in den frühen FIGO-Stadien I und II, der Altersgipfel liegt zwischen dem 65 und 70
Lebensjahr. Etwa 15 % aller Frauen mit Vulvakarzinom sind jünger als 40 Jahren.
kanzerisierung auftreten kann, dass
heißt das Dysplasien simultan an
unterschiedlichen Lokalisationen entstehen. Die zytologische Diagnostik
im Bereich der Vulva ist mit vielen Fehlern behaftet und häufig falsch negativ, so dass immer eine histologische
Untersuchung aller suspekten Areale
mithilfe der Knipsbiopsie oder besser
der Punch- (Stanz-) Biopsie erfolgen
sollte, da mit ihr auch subkutanes Fettgewebe miterfasst wird und so Invasivität beurteilt werden kann.
Therapie
Die primäre Therapie des Vulvakarzinoms besteht in erster Linie in der operativen Entfernung des Tumors und
der inguinalen Lymphknoten, sehr selten und nur bei fortgeschrittenen,
inoperablen Tumoren in der primären
Strahlentherapie oder Radiochemotherapie.
Die operative Therapie hat sich in
den letzten Jahren von einer generel-
b
Abb.: a: 45 jährige Patientin mit linksseitigem Vulvakarzinom und polytoper VIN III pT2,
pN0, M0; b: Z. n. weiter Exzision (5. postoperativer Tag) unter Erhalt der Klitoris und Rekonstruktion durch kutanen Transpositionslappen links.
D
er Begriff „Metabolisches Syndrom“ wurde 1980 von Hanefeld geprägt; 1989 definierte
Kaplan aus den USA die „tödlichen
Vier“ bestehend aus (abdominaler)
Adipositas, gestörter Glukosetoleranz
bzw. Insulinresistenz, Hyperlipidämie
(bes. Hypertriglyceridämie) und
Hypertonie. Listet man die Symptome
graphisch in einem Quadrat an und
verbindet sie miteinander, so entsteht
ein X, weswegen im angloamerikanischen Sprachraum vom Syndrom X
gesprochen wird. Einhergehend mit
der Insulinresistenz kommt es zur
Hyperinsulinämie, welches das Bindeglied zur Hyperandrogenämie darstellt. Insulin bzw. IGF und andere
Gewebefaktoren stimulieren die
Androgenproduktion in den Thekazellen; als Folge werden die Aromatase, die Follikelreifung und die
Östradiolsekretion gehemmt. Somit
stellt das metabolische Syndrom nicht
nur eine Hochrisikosituation für
kardiovaskuläre Erkrankungen und
Diabetes mellitus Typ II dar, sondern
auch für die Fertilität der Frau.
122. Tagung der NGGG I 5
len radikalen Resektion im
CO2-Laser zur Behandlung
der Dysplasien eingesetzt
Sinne der Schmetterlingsfiwerden, um radikale Vulvgur über die Tripple-Resekektomien zu vermeiden.
tion (Vulvektomie, beidseitige inguinale LymphoPrognose
nodektomie) zu einer indiviDer wichtigste Prognosefakduellen an das Tumorstator ist der Befall von inguidium und die Tumorlokalinalen Lymphknoten. Bei
sation angepassten Therapie
einer Invasionstiefe von
verändert (Abb.). Ziel der
mehr als 1 mm beträgt das
Operation ist einerseits die Priv.-Doz. Dr.
Risiko inguinaler Lymphkomplette Entfernung des Jörg Schwarz
knotenmetastasen 8 %. Ab
Tumors mit einem minimalen Sicherheitsabstand zu allen Seiten dieser Eindringtiefe wird bei zentralem Tumorsitz die bilaterale und bei
von einem Zentimeter und andererseits die Organerhaltung, insbeson- streng einseitigem Tumorsitz die unidere der Klitoris sowie die Rekon- laterale inguinofemorale Lymphostruktion des äußeren Erscheinungs- nodektomie empfohlen. Findet sich
bildes durch plastische Operationen bei einseitiger Lymphonodektomie
z. B. Transpositionslappen. Bei simul- ein Tumorbefall, so muss auch die
tanem Auftreten von Vulvakarzinom Gegenseite operiert werden. Die Entund Dysplasien kann zusätzlich der fernung von pelvinen Lymphknoten
Tab.: Typische Charakteristika des Basaloiden- und Simplex-Typ des
Vulvakarzinoms (RR = relatives Risiko).
Basaloider-Typ
Simplex-Typ
Alter
35–65 Jahre
55–85Jahre
Histopathologie
Basaloid,
Plattenepithelkarzinom,
schlecht differenziert
gut differenziert
Multifokalität
häufig
selten
HPV
> 60 %
< 15 %
Vorbestehende
VIN
Chron. Entzündung,
Läsionen
Lichen sklerosus
„itch-scratch cycle“
Kondylome
häufig
selten
Nikotin + HPV 16
RR 18,8
Chron. Entzündung
RR 23,6
Lichen sklerosus
E I N Z U N E H M E N D E S P RO B L E M I N D E R K I N D E RWU N S C H S P R E C H STU N D E ?
Das metabolische Syndrom
H EI NZ GÜNTH ER BOH N ET, HAMBURG
Das gemeinsame Auftreten von Adipositas, Androgenisierung, zystischen Ovarien und Sterilität ist seit der Erstbeschreibung von Stein und Leventhal (1935) ein bekanntes Problem in der Frauenheilkunde. Lange waren jedoch die
ätiologischen Zusammenhänge unbekannt und auch die Entwicklungsstufen, welche letztlich zum sog. polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) führen.
1998 hatten laut statistischem Bundesamt ca. 20 % der Bevölkerung
einen BMI von ± 30. Es wird
geschätzt, dass in der Durchschnittsbevölkerung der Anteil am metabolischen Syndrom bei Erwachsenen bei
ca. 25 % liegt.
In unserer Praxis beläuft sich der
Anteil an Frauen mit Kinderwunsch
und einem BMI von > 30 auf ca. 10 %;
allerdings haben etwa ein Viertel einen
BMI von 27–30, von denen etwa die
Hälfte ein Syndrom X aufwiesen, ein
Sechstel einen latenten, etwa 5 %
einen manifesten Diabetes mellitus
Typ II.
Nüchternblutzucker
von
> 100 mg/dl gilt ebenso
Die Definition des Syndrom X
als Verdachtsmoment. Die
unterlag in den letzten JahRelation von Blutzucker und
ren einem Wandel. Da der
Insulin kann auch mit Hilfe
Taillenumfang eng mit
des sog. HOMA – Index
dem Ausmaß der abdomina(Homeostatic Model Asseslen Adipositas korreliert
ment; Matthews et al. 1985)
(ebenso der Taillen-Hüftausgedrückt werden und so
Index!) wird er zur Vereine Insulinresistenz unterdachtsdiagnose herangezo- Prof. Dr. Heinz
mauern.
Günther Bohnet
gen und sollte bei Frauen
Als therapeutische Maßnicht größer als 88, seit einem Kon- nahme steht eine Lebensstiländerung
sensus im Jahr 2004, nicht weiter als mit Gewichtsreduktion im Vorder80 cm sein. Zum Nachweis einer
grund. Der Einsatz von Metformin
Hyperinsulinämie führen wir den ora(off-label!) senkt die Insulinresistenz
len Glukosetoleranztest durch. Ein auch bei Schlanken. Damit verbunden
wird nicht empfohlen, da Studien zeigen konnten, dass Patientinnen, die
primär pelvin bestrahlt wurden, eine
bessere Prognose zeigten als diejenigen, die einer pelvinen Lymphonodektomie unterzogen wurden. Die
Sentinellymphonodektomie sollte nur
in Rahmen von Studien erfolgen und
gilt nicht als Standard beim Vulvakarzinom. Gerade beim zentralen Tumorsitz ist die Sentinellymphonodektomie
mit falsch negativen Befunden belastet. In allen Studien zeigte sich die Sentinellymphonodektomie mit Technetium der Farbmethode überlegen,
auch die zusätzliche Verwendung von
Farbe erhöhte nicht die Sensitivität.
Eine adjuvante Strahlentherapie der
Vulva wird bei einem Sicherheitsabstand von unter einem Zentimeter
empfohlen. Die Leisten und das kleine
Becken sollten bei Makrometastasen
inguinal oder bei mehr als einem befallen Lymphknoten durchgeführt werden.
Korrespondenzadresse:
Priv.-Doz. Dr. Jörg Schwarz
Klinik für Gynäkologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
[email protected]
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
14.00 – 15.30 Uhr, Großer Festsaal
Onkologie I
Vorsitz: Peter Scheidel,
Peter Schmidt-Rhode, Hamburg
Operative Technik und Prognosefaktoren bei der Behandlung des
Vulvakarzinoms
Jörg Schwarz, Hamburg
sind der Abfall der Androgensekretion
und die Verbesserung der Eireifung.
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Heinz Günther Bohnet
Hamburger Institut für Endokrinologie
und Reproduktionsmedizin
Schomburgstraße 120
22767 Hamburg
[email protected]
Definition
PROGRAMMHINWEIS
Sonntag, 2. Juli 2006
09.00 – 10.00 Uhr, Großer Festsaal
Sterilität
Vorsitz: Klaus Diedrich, Lübeck;
Georg Wilke, Hildesheim
Metabolisches Syndrom – ein
zunehmendes Problem in der
Kinderwunschsprechstunde?
Heinz Günther Bohnet, Hamburg
INFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENST
Neue Patientenbroschüre von Weleda:
Eine Chance mehr bei Brustkrebs – die
Krankheit ganzheitlich behandeln
Das Mammakarzinom zählt in Deutschland bei Frauen zu den häufigsten
Krebsformen und wird nach Schätzungen jährlich bei etwa 50.000 Frauen
(und ca. 200 Männern) diagnostiziert, zunehmend auch bei jüngeren Frauen.
Operation, Chemotherapie und/oder Bestrahlung und möglicherweise auch
hormonelle Therapien sind die modernen Standardmethoden, mit denen das
Mammakarzinom heute behandelt wird. Zur Unterstützung dieser konventionellen Therapien wenden ca. 70 % der Patientinnen komplementäre
Therapiemaßnahmen an, um sich selbst aktiv an der Behandlung zu beteiligen und um die Selbstheilungskräfte bestmöglich zu fördern und zu unterstützen.
Unter den komplementären, ganzheitlichen Therapieverfahren zählen Mistelpräparate zu den am besten unter-
suchten Arzneimitteln und im Ergebnis zeigen die meisten Studien einen
Vorteil für die Misteltherapie. Gut
belegt sind hierbei die Reduktion der
Nebenwirkungen
konventioneller
Therapien (Operation, Chemo- und
Strahlentherapie) und eine Verbesserung der Lebensqualität. Teilweise
kann auch das Auftreten von Metastasen verzögert sowie die Überlebenszeit
verlängert werden.
So konnte in einer neueren Studie
von Bock et al. die Sicherheit und
Wirksamkeit einer langfristigen komplementären Therapie mit Iscador
auch bei Patientinnen mit primärem,
nicht metastasiertem Mammakarzinom (UICC-Stadien I-III) belegt werden. Im Vergleich zur parallelen Kontrollgruppe zeigten Frauen, die eine
Iscador-Therapie erhielten, deutlich
weniger durch konventionelle Thera-
pien bedingte Nebenwirkungen, weniger krankheits- und therapiebedingte
Symptome und eine längere Überlebenszeit.
Die neue Broschüre „Eine Chance
mehr bei Brustkrebs – die Krankheit
ganzheitlich behandeln“ soll dazu beitragen, auf einige wichtige Fragen Antworten zu finden. Sie informiert über
ganzheitliche Methoden aus dem
Spektrum der anthroposophisch
erweiterten Medizin mit dem Themenschwerpunkt Misteltherapie. Die
Broschüre oder ein Sonderdruck der
oben genannten Studie kann kostenlos
über die Website www.iscador.de oder
direkt bei der Weleda AG unter der
Telefonnummer
07171/919-555
bestellt werden.
䊏
MedReport
6 I 122. Tagung der NGGG
D
ie 5-Jahresüberlebensrate der
jährlich etwa 1800 in Deutschland an Krebs erkrankten Kinder unter 15 Jahren beträgt zurzeit
etwa 74 %. Bei Erwachsenen erkranken in der fertilen Lebensphase bis
zum Alter von 45 Jahren zusätzlich
etwa 30.000 Männer und Frauen an
Krebs; die Überlebenswahrscheinlichkeit über alle Altersgruppen beträgt
etwa 50 %. Somit ist pro Jahr von ca.
1300 Überlebenden einer onkologischen Neuerkrankung bis zum Alter
von 15 Jahren, von weiteren ca. 5000
Überlebenden bis zum Alter von 35
Jahren und von noch einmal ca.
10.000 Überlebenden bis zum Alter
von 45 Jahren in Deutschland auszugehen.
Während bei Kindern bis zum Alter
von 14 Jahren am häufigsten Leukämien (34 %), Erkrankungen des Zentralnervensystems (21 %) und Lymphome (13 %) diagnostiziert werden,
gehören im fertilen Alter bis 45 Jahre
bei den Frauen das Mammakarzinom
(26 %) und das Zervixkarzinom
(15 %) sowie bei Männern das Hodenkarzinom zu den häufigsten Tumorerkrankungen in dieser Lebensphase
(18 %).
Aufgrund der steigenden Überlebensraten rücken zunehmend die mit
Chemo- oder Radiotherapie assoziierten Langzeitfolgen wie kindliche
Wachstumsstörungen, kardiovaskuläre oder neurokognitive Auffälligkeiten, das Auftreten von Zweitmalignomen sowie das vorzeitige Versagen der
Gonadenfunktion mit männlicher und
weiblicher Infertilität in den Mittelpunkt des Interesses.
Chemo- und radiotherapieassoziierte Gonadotoxizität
Bei vielen Krebsarten stellt die Durchführung einer Kombinationschemotherapie die Basis der modernen
Behandlung dar. Die Ovarien, die seit
der Geburt mit einer unersetzbaren
und fixierten Follikelzahl ausgestattet
sind, weisen eine ausgesprochene Sensibilität gegenüber zytotoxischen Chemotherapeutika und Strahlen auf.
Diese können daher eine irreversible
gonadale Schädigung induzieren.
Nach Durchführung einer Chemotherapie resultieren nicht selten ein Schaden der steroidproduzierenden Granulosa- und Thekazellen sowie ein
irreversibler Verlust von Eizellen.
Abhängig von der Größe des Schadens
führt dies in der Regel zu einem prämaturen Ovarialversagen mit vorzeitigem Einsetzen der Menopause und
einer permanenten Infertilität. Histologisch geht dies mit dem Verlust von
Follikelstrukturen einher. Einige Chemotherapeutika werden in der Literatur häufiger mit einem Gonadalversagen assoziiert. Zu ihnen zählen beispielsweise Cyclophosphamid, Chlorambucil, Mephalan und Busulfan (s.
Tabelle).
Cyclophosphamid ist das am häufigsten in Zusammenhang mit einem
Gonadalschaden diskutierte Chemotherapeutikum. In jüngeren Untersuchungen zeigt Cyclophosphamid eine
toxische Wirkung auf alle Stadien der
Follikelreifung in einer dosisabhängigen Weise, die Zerstörung der follikulären Speicherform des Ovars (Primordialfollikel) wurde bereits bei niedrigen Dosierungen beobachtet. Das
relative Risiko für das prämature Ovarialversagen wurde bei cyclophosphamidbehandelten Patienten zwischen 4
und 9,3 angegeben. Das Risiko der
Entwicklung eines Ovarialversagens
korreliert darüber hinaus mit dem
Alter der Patientin: ältere Frauen, die
bereits eine physiologische Reduktion
ihres Primordialfollikelpools aufweisen, haben verglichen mit jüngeren
Frauen, deren Ovarien noch eine größere Zahl primordialer Follikel aufweisen, ein höheres Risiko der Entwicklung eines vorzeitigen Ovarialversagens. Mit zunehmendem Alter
kann das Gonadalversagen mit kleine-
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
I N D I K AT I O N U N D D U R C H F Ü H R U N G
Ovarprotektion bei Chemotherapie
SÖREN VON OTTE, SAFAA AL-HASAN I, ASKAN SCHULTZE-MOSGAU UN D
MICHAEL FRI EDRICH, LÜBECK
In den vergangenen drei Dekaden gelang eine bemerkenswerte Verbesserung der Überlebensrate von Krebspatientinnen durch eine stetige Optimierung der Effizienz onkologischer Therapien.
ren Dosen der eingesetzten chemotherapeutischen Substanz induziert
werden. Auch wenn irreguläre menstruelle Blutungen und Amenorrhoe
bei vielen Patientinnen nach Durchführung einer Chemotherapie auftreten und über mehrere Jahre anhalten,
wird in der Folge nicht selten die Restitution zu normalen Menstruationsmustern Jahre nach Abschluss der
Chemotherapie beobachtet. Damit
einhergehend kann ein Absinken der
zunächst noch hypergonadotropen
Werte in einen normogonadotropen
Bereich beobachtet werden. Dennoch
ist aus zahlreichen Untersuchungen
bekannt, dass in diesen Fällen mit
augenscheinlich normaler Ovarialfunktion ein hohes Risiko zur Entwicklung eines prämaturen Ovarialversagens besteht, da eine unkalkulierbare Schädigung des die ovarielle
Reserve bildenden Primordialfollikelpools stattgefunden hat. Diese
Erkenntnis stellt die Grundlage für die
Empfehlung dar, dass Patienten, die
nach Abschluss einer Chemotherapie
ihre Konzeptionsfähigkeit wiedererlangen, ihre Familienplanung nicht
unnötig verschieben, sondern ihren
Kinderwunsch zeitnah in einer Phase
mit noch ausreichendem fertilen
Potenzial realisieren sollten.
Auch ionisierende Bestrahlung stellt
eine bekannte Ursache für die Induktion eines Ovarialversagens mit der
Folge permanenter Infertilität dar.
Diese entsteht einerseits durch eine
direkte Exposition der Gonaden bei
pelviner oder abdominaler Radiatio
sowie bei indirekter Schädigung durch
Streustrahlung, selbst wenn die Gonaden außerhalb des Bestrahlungsfeldes
liegen. Ähnlich wie die Chemotherapie verursacht auch die Radiatio eine
dosisabhängige Reduktion des Primordialfollikelpools. Die menschliche
Eizelle ist extrem empfindlich gegenüber Bestrahlung: Dosierungen über 6
Gy verursachen ein sicheres irreversibles Ovarialversagen, Dosen unterhalb von 4 Gy führen zu einer Reduktion der im Ovar gespeicherten Eizellpopulation um etwa 50 %. Wichtige
Prognosefaktoren zur Einschätzung
der zu erwartenden strahlenbedingten
Gonadotoxizität stellen Alter zum
Zeitpunkt der ovariellen Exposition,
Dosis und Typ der Bestrahlung sowie
deren Fraktionierung dar.
Zu klinischen Zeichen eines durch
Chemotherapie oder durch Radiatio
induzierten Ovarialversagens zählen
Störungen der Pubertätsentwicklung,
Menstruationsanomalien
(OligoAmenorrhoeneigung, Hypomenorrhoeneigung), Infertilität sowie klimakterische Symptome. Neben diesen
akuten Symptomen müssen auch die
Langzeitfolgen eines vorzeitigen
Östrogenmangels wie genitale Atrophie, Osteoporose und Zunahme kardiovaskulärer Erkrankungen beachtet
werden.
ovarielle
Transposition
Methoden des langsamen,
(LOT) oder die mediale ovad. h. stundenlangen, Einrielle Transposition (MOT).
frierens durch (Abb.). WähDas Prinzip der lateralen
rend die Kryokonservierung
ovariellen Transposition ist
fertilisierter Oozyten ähndie Fixierung des Ovars in
lich wie die Konservierung
der parakolischen Rinne der
von Embryonen oder Sperseitlichen
Beckenwand.
mien
eine
akzeptable
Dazu erfolgt eine laparoskoErfolgsrate liefert, ist die
pische uterusnahe OvarVerwendung unfertilisierter
Prof. Dr. Dr.
mobilisation am Ligamen- Michael Friedrich
Oozyten nach wie vor eine
tum ovarium proprium.
Herausforderung.
Diese
Anschließend kann das Ovar durch
weisen eine ausgesprochene Empfindeine peritoneale Inzision und Unter- lichkeit der komplexen meiotischen
tunnelung nach lateral verlagert wer- Teilungsfigur auf. Die durchschnittliden. Als Schutz vor Dislokationen
che Überlebensrate unfertilisierter
wird die peritoneale Öffnung der seit- Oozyten ist in den letzten Jahren allerlichen Beckenwand eingeengt. Das dings gestiegen und liegt in aktuellen
Ovar kann zur sicheren Lokalisation Publikationen bei bis zu 47 %, Fertilivor Radiotherapie durch einen Titan- sationsraten von etwa 52 % und
clip markiert werden. Dagegen erfolgt
durchschnittliche Schwangerschaftsdie mediane ovarielle Transposition raten pro aufgetauter Oozyte von etwa
durch Fixation beider Ovarien an der 15 % werden angegeben. Eine der
Uterushinterwand durch Applikation Maßnahmen zur Optimierung der Fervon 2 Raffnähten. Auch hier ist eine tilisationsraten eingefrorener, unfertiTitanclipfixierung indiziert. Im Rah- lisierter Oozyten stellt die Durchfühmen einer Folgelaparoskopie können rung der ICSI-Behandlung dar, die
die eingebrachten nichtresorbierbaren eine mögliche Verhärtung der Zona
Nähte nach Abschluss der Radiothe- pellucida („Zona hardening“) komrapie entfernt werden und die Ovarien pensiert. Das perinatale Ergebnis der
wieder in ihre ursprüngliche Position nach diesen Maßnahmen dokumengebracht werden. Die Erfolgsrate die- tierten Geburten ist als unauffällig
ser Maßnahme, die von der insgesamt
beschrieben worden.
applizierten Strahlendosis, der StreuEine Behandlungsalternative stellt
strahlung sowie der Beeinträchtigung die Gewinnung und Kryokonservieder ovariellen Gefäßversorgung und
rung unreifer Eizellen durch transvadem Alter der Patientin abhängt, wird ginale Aspiration von Oozyten aus
durch Komplikationen wie Ischämien, kleinen antralen Follikeln unter VerZystenbildung kompromittiert.
wendung von hochauflösendem UltraBei frühen zervikalen Karzinomen schall dar. Der Vorteil besteht im Fehmaximal im Stadium 1B1 existieren len der kälteempfindlichen meiotidarüber hinaus spezielle Möglichkei- schen Metaphasespindel. Im Falle
ten durch isolierte uteruscorpuserhal- eines Auftauens der konservierten,
tende Entfernung der Zervix (Trachel- unreifen Oozyten wäre vor der Fertiektomie).
lisation zunächst eine In-vitro-Reifung
der Zellen (IVM) erforderlich. In
Assistierte Reproduktion
Abhängigkeit vom KryokonservieKryokonservierung reifer und unrei- rungsprotokoll wurden Reifungssrafer Oozyten. Bleibt vor Beginn einer
ten zur befruchtungsfähigen Eizelle
onkologischen Therapie die Zeit- zwischen 50 und 70 % beschrieben.
spanne zur Durchführung einer ovaKryokonservierung von fertilisierten
riellen Hyperstimulation, besteht die
Eizellen und Embryonen. Wenn vor
Möglichkeit zur Gewinnung reifer
Beginn der onkologischen Therapie
Oozyten durch transvaginale Follikeleine ausreichende Zeitspanne für die
aspiration. Anschließend können
kontrollierte, ovarielle Überstimulagewonnene Oozyten entweder bei
tion bleibt und der Patient einen festen
Vorhandensein eines Partners durch
Partner hat, kann in diesen eher selteIn-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intranen Fällen die in der klinischen Rouzytoplasmatische Spermieninjektion
tine etablierte IVF- oder ICSI-Behand(ICSI) fertilisiert und kryokonserviert
lung durchgeführt werden. In
werden. Bei Fehlen eines Partners
Deutschland ist bei verheirateten Paableibt nur die Kryokonservierung im
ren nur die Kryokonservierung fertiliunfertilisierten Zustand. Die erste
sierter Oozyten rechtlich zulässig,
menschliche Lebendgeburt nach oozywährend im Ausland auch Embryonen
tärer Kryokonservierung wurde 1986
kryokonserviert werden können.
berichtet. Dieses Verfahren wurde in
Meistens muss aus Zeitgründen
den Folgejahren von zahlreichen
jedoch nach Alternativen des FertiliAutoren publiziert. In jüngster Zeit
tätserhalts gesucht werden.
setzt sich zunehmend das Verfahren
des ultraschnellen Einfrierens in Kryokonservierung von OvarialgeSekundenbruchteilen (Vitrifikation) webe. Der ovarielle Kortex gilt als
gegenüber
den
konventionellen
Speicher der Primordialfollikel. Erste
Medikamentöse Maßnahmen
Eine ideale Therapieform zum Gonadenschutz würde eine nichtinvasive,
begleitende medikamentöse Behandlung mit Belassen der Ovarien in situ
darstellen. Als geeignete Substanzen
wurden in den letzten Jahren insbesondere die GnRH-Analoga diskutiert. Das Konzept zur simultanen
Behandlung mit GnRH-Analoga unter
Chemotherapie beruht auf der Beobachtung, dass Chemotherapien bei
inaktiven Gonaden im präpubertären
Alter (ovarielle Funktionsruhe) das
fertile Potenzial der Betroffenen weniger beeinträchtigen, als eine zytostatische Therapie in der reproduktiven
Lebensphase. Daraus leitete sich die
Hypothese ab, dass die Durchführung
einer zytostatischen Therapie bei
simultaner gonadaler Suppression
eine geringere Toxizität aufweist. In
einigen tierexperimentellen Studien
konnten protektive Effekte durch
GnRH-Analoga nachgewiesen werden. Ataya et al. demonstrierten im
Rhesusaffenmodel, dass der Primordialfollikelverlust durch eine Cyclophosphamidbehandlung signifikant
niedriger war, wenn eine GnRH-Analoga-Behandlung parallel zur Gabe der
Chemotherapie
erfolgte
(29 %
Reduktion des Primordialfollikelpools versus 60 % Reduktion ohne
GnRH-Gabe).
Insgesamt sind die publizierten
Daten zur GnRH-Therapie aber
umstritten. Eine einfache Erklärung,
warum eine gonadale Suppression
Effekte suggeriert, besteht möglicherweise darin, dass gerade bei jüngeren
Patientinnen, die eine größere ovarielle Reserve haben, ein Ovarialversagen erst später entsteht und dieses
durch ein zu kurzes Follow-Up in bisherigen Beobachtungsstudien nicht
entdeckt wurde. Mangels molekularbiologischer Grundlagenkenntnisse zu
potenziellen GnRH-Analogawirkungen und fehlender prospektiv-randomisierter Studien mit suffizienter
Power kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt daher nicht belegt werden, dass
diese Substanzen tatsächlich einen
protektiven Effekt aufweisen. Vor diesem Hintergrund findet seit Anfang
2005 in Deutschland eine von der GerFortsetzung auf Seite 7
Tab.: Übersicht über das gonadotoxische Potenzial häufig eingesetzter Zytostatika. Zusätzlich zur Art der eingesetzten Substanz beeinflussen Gesamtdosis
und Regime die toxischen Effekte (nach Sonmezer und Oktay, 2004).
Möglichkeiten des Fertilitätserhalts
– Chirurgie
Im Vorfeld einer strahlentherapeutischen Maßnahme besteht die Möglichkeit die Ovarien aus dem strahlentherapeutischen Feld zu mobilisieren
und heterotop zu fixieren. Dieses chirurgische Konzept wurde vor bereits
mehr als 30 Jahren bei Patientinnen
mit Hodgkin-Lymphomen, die eine
pelvine oder paraaortale Lymphknotenbestrahlung erhielten, etabliert.
Die Durchführung erfolgte in der
Regel im Rahmen der Staging-Laparotomie. Es existieren 2 Modifikationen der Transposition: die laterale
Versuche zur Kryokonservierung dieser ovariellen Gewebefraktion reichen
bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Diese blieben aber
bis zur Entwicklung der Kryoprotektiva enttäuschend. Die belgische
Arbeitsgruppe um Donnez et al. publizierte 2004 erstmals den spontanen
Schwangerschaftseintritt und die
Geburt nach orthotoper, d. h. der pelvinen Lokalisation des Ovars, Retransplantation von zuvor kryokonserviertem Ovarialgewebe. Diese Publikation
ist allerdings nicht unumstritten, da
die Restovarien der 25jährigen Hodgkin-Lymphom-Patientin nicht vollständig entfernt wurden. Im Gegensatz zu dieser orthotopen Transplantation wird auch an der Möglichkeit
einer heterotopen Transplantation
von Ovarialgewebe nach Kryokonservierung, z. B. unter die Bauchdecke
oder auf den Unterarm berichtet.
Substanzen mit hohem Risiko für ein Ovarialversagen
Cyclophosphamid
Chlorambucil
Mephalan
Busulfan
Substanzen mit mittlerem Risiko für ein Ovarialversagen
Cisplatin
Adriamycin
Abb.: Vitrifikationsmethode: Darstellung
eines Vitrifikationsloops mit darin eingeschlossener Blastozyste.
Substanzen mit niedrigem Risiko für ein Ovarialversagen
Methotrexat
5-Fluorouracil
Vincristin
Bleomycin
Actinomycin D
MedReport
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
G
rund für diese Notwendigkeit
ist zum einen der immer noch
deutliche zu späte Erfassungszeitpunkt einer kindlichen Schwerhörigkeit in unserem Lande, zum zweiten die damit verbundene schlechtere
Voraussetzung einer unkomplizierten
kognitiven und sprachlichen Entwicklung des betroffenen Kindes.
Zahlreiche medizinische Fachgesellschaften haben sich zur Standardisierung der Durchführung in einem
Konsensuspapier geeinigt (Deutsche
Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe e.V., Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopfund Halschirurgie e.V., Deutsche
Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e.V. etc.) und damit Kriterien
für die Etablierung geschaffen.
Frühe Erfassung
Der möglichst frühe Zeitpunkt der
Erfassung
einer
frühkindlichen
Schwerhörigkeit ist für die Prognose
der Sprachentwicklung von außerordentlicher Bedeutung. Abbildung 1
zeigt den Unterschied der Güte der
Sprachentwicklung
einerseits
in
Abhängigkeit des Schweregrades der
Hörstörung (X-Achse), zum anderen
davon, ob die Schwerhörigkeit im
ersten Lebenshalbjahr oder erst später
diagnostiziert wurde. Die Diskrepanz
der Güte der Sprachenwicklung ist bei
hochgradiger Schwerhörigkeit erwartungsgemäß am höchsten (> 90 dB ).
122. Tagung der NGGG I 7
V O R S T E L L U N G E I N E S S Y S T E M S Z U S TA N D A R D I S I E R T E N E R FA S S U N G
Aktuelle Aspekte zum flächendeckenden
Neugeborenen-Hörscreening
RÜDIGER SCHÖN FELD, OLDEN BURG
Mittlerweile unumstritten ist die Notwendigkeit der Einführung eines flächendeckenden Neugeborenen-Hörscreenings in der Bundesrepublik Deutschland, so wie es in vielen europäischen Ländern bereits Standart ist.
zierter-Otoakustischer-Emissionen
(TEOAE) bewährt.
Ca. 2/1000 der Neugeborenen leiden unter einer beidseitigen soforttherapierelevanten Schwerhörigkeit.
Bei knapp 5000 Geburten im Bereich
der Stadt Oldenburg und des Landkreises Ammerland können also etwa
10 neu erkrankte Kinder pro Jahr
erwartet werden.
Ein effektives Neugeborenen-Hörsreening sollte folgende Kriterien erfüllen:
䊏 Erste Messung aller Neugeborenen
innerhalb der ersten drei Lebenstage
(Stufe 1)
䊏
䊏
䊏
䊏
䊏
Gegebenenfalls
zweite
ausgebildete HNO-Ärzte)
Kontrollmessung inner(Stufe 3)
䊏 Standardisiertes
Erfashalb der ersten Lebenssungssystem (Vorsorgeheft,
woche (Stufe 1)
Kontrolldiagnostik aller
zentrales Register)
䊏 Fest eingebundene Unterauffälligen Kinder innersuchungsstellen (Kliniken,
halb von vier Wochen
Kinderärzte, HNO-Ärzte,
(Stufe 2)
Zentrale Erfassung der
Pädaudiologen,
GeburtsScreening-Ergebnisse
häuser und GesundheitsämAnschreiben zur notwen- Dr.
ter)
Rüdiger Schönfeld
䊏 Gegebenenfalls Meldundigen Nachuntersuchung
gen an Gesundheitsamt und Jugend(Eltern, Kinderarzt)
Differenzierte
pädaudiologische
amt
Diagnostik (ca. 3 % der Kinder
Das flächendeckende Neugeborenendurch Pädaudiologen oder speziell Hörscreening wird voraussichtlich ab
Fortsetzung von Seite 6
Ovarprotektion bei
Chemotherapie
man Breast Group (GBG) inaugurierte
prospektiv-randomisierte, multizentrische Studie zur Überprüfung der
Effizienz einer simultanen Behandlung des hormonrezeptornegativen
Mammakarzinoms mit Goserelin
(Zoladex®) an über 60 Patientinnen
statt. Das Studienprotokoll sieht die
Gabe von Goserelin vor Beginn der
Chemotherapie in der adjuvanten
oder neoadjuvanten Situation über die
gesamte Dauer der Zytostase vor.
Besondere Zielgruppen des
Fertilitätserhalts
Da die klinische Situation einer jeden
onkologischen Patientin einzigartig
ist, sind fertilitätserhaltende Maßnahmen auf den Individualfall in Abhängigkeit von der verfügbaren Zeitspanne bis zum Beginn der onkologischen Therapie nach Diagnosestellung, dem Patientenalter, der Verfügbarkeit eines Partners, der möglichen
ovariellen Beteiligung einer malignen
Grunderkrankung sowie den einge-
Korrespondenzadresse:
Dr. Rüdiger Schönfeld
HNO-Zentrum, Abteilung PhoniatriePädaudiologie-Neurootologie
Evangelisches Krankenhaus Oldenburg
Steinweg 13–17
26122 Oldenburg
dr.ruediger.schoenfeld
@evangelischeskrankenhaus.de
PROGRAMMHINWEIS
Freitag, 30. Juni 2006
16.00 – 18.00 Uhr, Großer Festsaal
Geburtshilfe
Vorsitz: Walter Jonat, Kiel;
Bernd Hüneke, Hamburg
Effektives Neugeborenen-Hörsreening
Für ein effektives NeugeborenenHörsreening sollte die Erstuntersuchung möglichst am zweiten oder dritten Lebenstag erfolgen (Abb. 2).
Neben anderen Methoden hat sich
dabei die Ableitung Transitorisch-Evo-
Herbst 2006 in der Stadt Oldenburg
und im Landkreis Ammerland finanziert durch Privat-Initiativen eingeführt.
Das Hörzentrum Oldenburg könnte
sich dabei zu einer Erfassungsstelle für
den Nord-Westen Niedersachsens entwickeln, die eng mit der Medizinischen Hochschule Hannover zusammenarbeitet.
Auf diesem Wege könnte in absehbarer Zeit das Neugeborenen-Hörscreening im gesamten Bundesland
Niedersachsen nach den Kriterien des
Konsensuspapiers umgesetzt werden.
Abb. 1: Sprachentwicklungsquotient bei normaler kognitiver Entwicklung in Abhängigkeit von Hörverlust und Diagnosezeitpunkt
(Downs; Yoshinaga-Itano, 1999).
setzten gonadotoxischen Maßnahmen
anzupassen. Grundsätzlich können
diese Optionen bei allen Patientinnen
in der reproduktiven Lebensphase
erwogen werden. Einige Zielgruppen
sollen exemplarisch gesondert dargestellt werden:
Krebserkrankungen im Kindesalter
Krebserkrankungen im Kindesalter
gehören zu den zweithäufigsten
Todesursachen bei Kindern zwischen
1 und 14 Jahren. Zu den Hauptzielgruppen zählen Kinder mit akuter
lymphatischer Leukämien (ALL),
Hodgkin oder Non-Hodgkin-Lymphom sowie weiteren typischen Tumoren des Kindesalters wie Neuroblastom, Wilms-Tumor, Ewing-Sarkom,
Osteosarkom oder genitalem Rhabdomyosarkom.
Der Fertilitätserhalt stellt gerade in
diesem Lebensalter nach wie vor eine
Herausforderung dar, da nach heutigem Kenntnisstand allein experimentelle Ansätze wie die Kryokonservierung von ovariellem Kortex und unreifen Eizellen sowie eine die Chemotherapie begleitende, aber nach der
vorhandenen Datenlage hinsichtlich
des Erfolgs unsichere GnRH-Analogatherapie darstellen.
Abb. 2: Der möglichst frühe Zeitpunkt der Erfassung einer frühkindlichen Schwerhörigkeit ist für die Prognose der Sprachentwicklung von außerordentlicher Bedeutung.
Patientinnen mit Mammakarzinom
Brustkrebs stellt die häufigste maligne
Neuerkrankung bei Frauen im reproduktiven Alter dar. Eine von 230
Frauen wird vor ihrem 40. Lebensjahr
Brustkrebs entwickeln, ca. 15 % aller
Brustkrebsfälle treten vor dem 40.
Lebensjahr auf. Diese Patientinnen
werden mit Kombinationschemotherapien oft unter Einschluss von Cyclophosphamid behandelt. Da die Chemotherapie bei Brustkrebspatientinnen durchschnittlich binnen 6 Wochen
nach Abschluss der chirurgischen
Maßnahme initiiert wird, bleibt oft
ausreichend Zeit für eine kontrollierte
ovarielle Stimulation zur Oozytengewinnung. Da jedoch konventionelle
Stimulationsregime durch einen
Anstieg
von
Östradiolspiegeln
gekennzeichnet sind, wurden in jüngster Zeit potenziell sichere Regime
durch Einsatz von Tamoxifen oder
Aromatase-Inhibitoren, die aufgrund
ihrer peripher antiöstrogenen Wirkung durch negative Rückkopplung
die hypophysäre Sekretion von Gonadotropinen stimulieren, erprobt. Auch
diese Patienten stellen Kandidaten zur
Kryokonservierung ovariellen Gewebes dar, zumal okkulte, ovarielle Metastasen sehr selten bei nicht-metastati-
schem Brustkrebs auftreten.
Patienten vor pelviner Radiatio oder
prophylaktischer Ovarektomie
Bei Patientinnen, bei denen eine pelvine Radiatio geplant ist (z. B. bei
Ewing-Sarkom, Osteosarkom, retroperitoneales Sarkom) bieten sich die
ovarielle Transposition, die ovarielle
Kryokonservierung mit späterer Autotransplantation oder bei ausreichender Zeit eine ovarielle Stimulation und
die transvaginaler Oozytenaspiration
an.
Neben der Problematik eines erhöhten Mammakarzinomrisikos weisen
Patientinnen mit Mutationen in den
BRCA-1 oder 2-Genen ein erhöhtes
Risiko zur Entwicklung von Ovarialmalignomen auf. Sie tragen bis zu
10 % aller epithelialen Ovarialkarzinomfälle bei. Die prophylaktische
Ovarektomie bei gesicherten Mutationsträgerinnen stellt eine Indikation
für fertilitätserhaltende Maßnahmen
dar. Hier wurde eine ovarielle Kryokonservierung und heterotope Autotransplantation, z. B. subkutan, die ein
erheblich sicheres Monitoring des
Gewebes zuließe, vorgeschlagen.
Auch die Möglichkeit einer späteren
In-Vitro-Maturation unreifer Oozyten, die sich aus dem kryokonservier-
Aktuelle Aspekte zum flächendeckenden NeugeborenenHörscreening – Vorstellung eines
Systems zur standardisierten
zentralen Erfassung
Rüdiger Schönfeld, Oldenburg
ten Gewebe gewinnen ließen, könnte
in Frage kommen.
Literatur beim Verfasser
Die Autoren:
Dr. Sören von Otte, Prof. Dr. med. vet. Safaa
Al-Hasani, Dr. Askan Schultze-Mosgau,
Prof. Dr. med. Dr. Michael Friedrich
Korrespondenzadresse:
Dr. Sören von Otte
Klinik für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe des Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
PROGRAMMHINWEIS
Sonntag, 2. Juli 2006
11.30 – 12.30 Uhr, Großer Festsaal
Grenzgebiete der
Reproduktion
Vorsitz: Hans-Rudolf Tinneberg,
Gießen; Roland Sudik,
Neubrandenburg
Ovarprotektion bei Chemotherapie – Indikation und
praktische Durchführung
Michael Friedrich, Lübeck
INFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENST
Neue Studie zur Behandlung vorzeitiger Wehen
Bei drohender Frühgeburt: Mehr Sicherheit für Mutter und Kind
Jedes Jahr werden in der Bundesrepublik circa 712.000 Kinder geboren, davon 64.000 bereits vor der 37. Schwangerschaftswoche. Rund 8000 Babys kommen zwischen der 26. und 30. Schwangerschaftswoche zur Welt und 1000
extreme Frühchen sogar zwischen der 24. und 25. Woche. Die erfolgreiche Behandlung vorzeitiger Wehen spart Zeit.
Kostbare Zeit, um die Organe des Ungeborenen, vor allem die Lunge, medikamentös reifen zu lassen und den Transport in ein Perinatalzentrum sicherzustellen.
Die Wehenhemmung (Tokolyse) verbessert dadurch die Überlebenschancen: Mit jedem zusätzlichen Tag, der
zwischen der 23. bis 27. Schwangerschaftswoche gewonnen wird, steigt
die Überlebensrate um 3 % (1), und
sinkt die Wahrscheinlichkeit von
Komplikationen und Langzeitfolgen.
Hauptziel einer effektiven Wehen-
hemmung ist nach heutigem Stand die
Verlängerung der Schwangerschaft um
mindestens 48 Stunden.
Mit dem innovativen Wirkstoff Atosiban gelingt dies sicherer als mit
üblichen Wehenhemmern, denn die
Rate von Nebenwirkungen liegt weitaus niedriger, wie Prof. Peter Husslein
aus Wien bei einem Kongress von Spe-
zialisten im schweizerischen Montreux anhand einer jüngsten europäischen Studie belegte. Die klassischen
Medikamente zögern die Entbindung
zwar hinaus, verursachen bei vielen
Schwangeren jedoch unangenehme
Nebenwirkungen wie innere Unruhe,
Nervosität, Herzklopfen, Herzrasen
bis hin zu starker Übelkeit und Erbre-
chen. In Extremfällen können Herzrhythmusstörungen und Lungenödeme auftreten. Therapieabbrüche
sind oftmals die Folge.
In der jüngsten Vergleichsstudie (2),
die mit 811 Schwangeren mit vorzeitigen Wehen an 105 europäischen
Zentren durchgeführt wurde, erwies
sich Atosiban als effektiver und verträglicher als die gängigen Behandlungsformen. Das Ziel, die Entbindung um mindestens 48 Stunden hinauszuzögern, möglichst ohne Zusatz
eines zweiten Wehenhemmers, wurde
mit Atosiban in mehr als drei Viertel
der Fälle (78 %) erreicht. Mütterliche
Nebenwirkungen, überwiegend HerzKreislauf-Beschwerden, traten bei
Atosiban deutlich seltener auf: Bei den
klassischen Wehenhemmern, wie
Beta-Agonisten, kam es aufgrund der
Nebenwirkungen zehnmal häufiger zu
Therapieabbrüchen als unter Atosiban. Insgesamt attestierte Husslein
dem Wirkstoff Atosiban ein hohes
Sicherheitsprofil – und damit mehr
Sicherheit für Mutter und Kind.
Literatur:
1) Rath W. und C. Bartz: GebFra
2005; 65:570-579
2) TREASURE (Tractocile Efficacy
Assessment Survey in Europe)-Studie: Abstracts 3rd International
Preterm Labour Congress, Montreux
䊏
MedReport
8 I 122. Tagung der NGGG
D
rei große randomisierte Studien
haben gezeigt, dass die adjuvante Teletherapie im Stadium
I des Endometriumkarzinoms zwar
eindeutig die lokale Kontrolle verbessert, aber keinen positiven Effekt auf
das Überleben hat. Bei Frauen mit
FIGO Stadium IC und G3-Tumoren
erbringt die Kombination aus o. g. OP
und einer Teletherapie nur ein 5-Jahres-Überleben von 60 %. Sehr gute
Ergebnisse wurden erzielt, wenn
zusätzlich zur HE und Adnexexstirpation eine komplette pelvine und paraaortale Lymphonodektomie (LNE)
durchgeführt wurde. Bei pN0 kann
mit exzellenten Überlebensdaten auf
eine Teletherapie verzichtet und lediglich eine Brachytherapie der Scheide
durchgeführt werden. Bei pN1 war
das Überleben bei der Kombination
aus LNE und Radiatio besser als bei
der alleinigen Radiatio von Becken
und paraaortalem Feld.
Leitlinien
In den amerikanischen Leitlinien
(ACOG, NCCN) hat sich die Empfehlung durchgesetzt, in allen opera-
Welches Therapiekonzept
beim Endometriumkarzinom?
GÜNTER EMONS, GÖTTI NGEN
Die traditionelle Therapie des Endometriumkarzinoms bestand in der Hysterektomie und der beidseitigen Adnexexstirpation. Beim Vorliegen von Risikofaktoren wurde zusätzlich eine adjuvante Strahlentherapie durchgeführt.
blen Fällen des Stadium I
(pT1a, b; G1, G2) ist die
eine LNE (pelvin + paraLNE fakultativ. Bei ausgeaortal)
durchzuführen.
prägter Adipositas und/oder
Lediglich bei ganz niedrigem
relevanten Komorbiditäten
Risiko (Stadium Ia, G1) ist
sollte in einem Zentrum
die LNE fakultativ. Die
geprüft werden, ob auf eine
Kommission Uterus der
prinzipiell indizierte LNE
Arbeitsgemeinschaft Gynäverzichtet werden muss.
kologische
Onkologie
Wurde bei prinzipiell ope(AGO) empfiehlt in den
rabler Patientin auf eine
Prof. Dr.
gerade überarbeiteten Leitli- Günter Emons
indizierte LNE verzichtet,
nien zur Behandlung des
sollte sie möglichst nachgeEndometriumkarzinoms ebenfalls als holt werden. Die Indikationsstellung
eine Grundlage der Therapie die totale für eine adjuvante Brachy- und/oder
Hysterektomie, die beidseitige Adnex- Teletherapie sollte auf der Basis des pT
exstirpation und die systematische pN-Status erfolgen. Bei serösen und
pelvine und paraaortale LNE. Ledig- klarzelligen Karzinomen, die definilich bei sehr günstigen Frühstadien tionsgemäß „high grade“ sind, sollte
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
neben der LNE auch eine Omentektomie und die Entnahme multipler
Biopsien aus dem Bauchraum erfolgen.
Endometriumkarzinom im Stadium
III und IV
Neuere Daten zeigen, dass beim Endometriumkarzinom im Stadium III und
IV eine Chemotherapie besser wirksam sein kann als eine Abdomenganzbestrahlung mit Boost auf das kleine
Becken. Studien zur adjuvanten Chemotherapie laufen oder sind in Vorbereitung. In der palliativen Situation ist,
sofern die Erkrankung durch lokale
Maßnahmen nicht kontrolliert werden kann, eine systemische Therapie
indiziert. Bei rezeptorpositivem Karzinom haben hier hochdosierte Gestagene, Tamoxifen und das reine Antiöstrogen Fulvestrant eine klare Indikation. Wirksame Chemotherapeutika sind Adriamycin, Cisplatin, Carboplatin, Paclitaxel und Docetaxel.
Mit aggressiven Dreifachkombinationen kann eine leichte Verlängerung
des Überlebens erzielt werden, allerdings bei sehr hoher Toxizität. Lau-
fende Studien prüfen, ob mit weniger
aggressiven Therapien bei besserer
Lebensqualität ebenfalls eine ausreichende Symptomkontrolle erzielt
werden kann.
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Günter Emons
Klinik für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe
Georg-August-Universität Göttingen
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
[email protected]
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
14.00 – 15.30 Uhr, Großer Festsaal
Onkologie I
Vorsitz: Peter Scheidel,
Peter Schmidt-Rhode, Hamburg
Welches Therapiekonzept beim
Endometriumkarzinom?
Günter Emons, Göttingen
INFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENST
Cyproderm® – die Klare Linie gegen hormonell bedingte Akne
Hormone wirken auch auf Haut und Haare. Für Frauen mit hormonbedingter Akne, die auf eine Langzeittherapie mit
Antibiotika nicht ausreichend ansprechen, gibt es Cyproderm® von Dermapharm.
Die Gestagen-Östrogen Kombination
mit den Wirkstoffen Cyproteronacetat 2 mg und Ethinylestradiol
0,035 mg ist auch bei leichten Formen
des männlichen Behaarungstyps (idiopathischer Hirsutismus) und androgenetischer Alopezie eine wirksame und
erprobte Therapieoption, die zugleich
das Praxisbudget schont. Dermapharm bietet ihre Aknepille Cyproderm® in den drei Packungsgrößen 21,
3 x 21 und 6 x 21 überzogene Tabletten an. Im Internet gibt es darüber hinaus Serviceangebote für Fachkreise
und Patientinnen.
Ein ansprechendes Äußeres und
eine schöne, makellose Haut haben
einen hohen Stellenwert in unserer
Gesellschaft. Akne kann daher für
Betroffene beiderlei Geschlechts sehr
belastend sein und beeinträchtigt oft
erheblich die Lebensqualität. Cyproderm® ist die Anti-Akne-Pille für
Frauen von Dermapharm, dem Hautspezialisten. Die Kombination aus
dem synthetischen Gestagen Cyproteronacetat in einer Dosierung von
2 mg und dem Östrogenderivat Ethi-
nylestradiol 0,035 mg wirkt besonders gut gegen Androgenisierungserscheinungen.
Cyproteronacetat ist ein stark wirksamer Testosteron-Rezeptorblocker
und hemmt zugleich die Aktivität von
5␣-Reduktase in den Geweben. 5␣Reduktase, das auch in der Haut vorkommt, wandelt freies Testosteron
zum wirksamen Metaboliten 5␣Dihydrotestosteron (DHT) um. Erst
das DHT führt zu den bekannten negativen Auswirkungen auf die Talgdrüsen und Haarfolikel, wie eine vermehrte Bildung von Sebum und Verhornungsstörungen an den Ausführungsgängen der Talgdrüsen, sowie
eine dunkle Pigmentierung der Körperhaare und/oder den Verlust des
Haupthaares (Alopezie). Doch nicht
nur das Gestagenderivat schwächt den
Einfluss der männlichen Sexualhormone im Körper ab, auch das Ethinylestradiol in Cyproderm® wirkt antiandrogen. Cyproteronacetat und
Ethinylestradiol entfalten zusammen
eine synergistische antiandrogene
Wirkung und haben so einen beson-
Wirksame und patientenfreundliche Therapie von Knochenmetastasen
Amino-Bisphosphonate in Tablettenform
Patienten mit Knochenmetastasen
sind in ihrer Lebensqualität und Bewegungsfreiheit massiv beeinträchtigt,
denn sie leiden häufig unter starken
Schmerzen. Außerdem sind sie einem
hohen Risiko für pathologische Frakturen ausgesetzt. Eine effektive
Behandlung, die die Schmerzen lindert
und das Skelett stabilisiert, ist deshalb
besonders wichtig. Zu den gängigen
Behandlungsmethoden gehört die
Verabreichung von Bisphosphonaten.
Befragungen haben ergeben, dass
Patienten orale Formulierungen bevorzugen, um Unannehmlichkeiten
wie lange Wartezeiten und zusätzliche
Arztbesuche zu vermeiden. Zwischen
beiden Applikationsformen wählen
können die Patienten bei dem AminoBisphosphonat Ibandronat (Bondronat®), dessen Wirksamkeit für beide
Darreichungsformen durch Studien
belegt ist.
Schmerzmittelverbrauch
konnten
durch Infusionen und Tabletten mit
vergleichbarer Effektivität reduziert
werden (Body JJ et al., Ann Oncol
2003; 14: 1399-1405; Body JJ et al.,
Br J Cancer 2004; 90: 1133-1137).
Das Risiko skelettaler Komplikationen wurde mit 6 mg Ibandronat i.v.
um 40 Prozent und mit 50 mg Ibandronat oral um 38 Prozent reduziert.
Damit konnte die Lebensqualität der
Patientinnen deutlich verbessert werden. In allen drei Studien wurde die
ders positiven Einfluss bei hormonbedingter Akne, Hirsutismus und androgenetischem Haarausfall.
Cyproderm® ist ein Ein-Phasen-Präparat, das heißt, die in den Dragees
enthaltenen Hormone sind durchgängig gleich dosiert und werden vom 1.
bis zum 21. Zyklustag eingenommen.
Therapie über knapp zwei Jahre (96
Wochen) durchgeführt.
Schmerzen schnell lindern
Zusätzlich zu seinem Langzeiteffekt,
der Vermeidung von pathologischen
Knochenbrüchen und anderen Knochenkomplikationen, bietet Ibandronat auch einen für die Patienten deutlich spürbaren Soforteffekt: Schmerzen, die durch Knochenmetastasen
entstehen, werden schnell und anhaltend gesenkt. In einer Untersuchung
führten 6 mg Ibandronat intravenös
appliziert zu einer 25-prozentigen
Schmerzreduktion innerhalb der
ersten 12 Wochen. Die orale Behand-
Skelettale Komplikationen reduzieren
Drei große Phase-III-Studien belegen
die klinische Wirksamkeit von Ibandronat oral und i.v. bei Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen:
Frakturraten, Knochenschmerzen und
Abb. 1a, b: Langzeit-Reduktion von Knochenschmerzen mit Ibandronat oral und i.v.
Gleichbleibende Hormonspiegel sind
besonders bei einer antiandrogenen
Behandlung sehr sinnvoll. Vom 21. bis
zum 28. Zyklustag wird die Einnahme
für 7 Tage unterbrochen. Es kommt zu
einer menstruationsähnlichen Abbruchsblutung. Anschließend wird mit
einer neuen Packung bzw. einem
neuen Blister die Einnahme fortgesetzt. Während der Einnahme von
Cyproderm® darf jedoch keinesfalls
ein weiteres, zusätzliches Hormonpräparat, zum Beispiel eine Antibabypille als Kontrazeptivum, eingenommen werden. Das ist aber auch nicht
nötig, denn Cyproderm® wirkt sehr
sicher empfängnisverhütend mit
einem Pearl-Index von 0,2–0,5.
Cyproderm® ist besonders preiswert und wird in drei bewährten
Packungsgrößen zu 21, 3 x 21 und 6 x
21 Dragees (überzogene Tabletten)
angeboten. Für die Patientinnen gibt
es ein attraktives Therapiebegleitheft
und zur Kontrolle einen handlichen
Zykluskalender. Die Materialien können vom Arzt bei Dermapharm in
Grünwald angefordert werden. Im
Internet gibt es unter www.anti-aknepille.de für Ärzte und Anwenderinnen
einen speziellen Service rund um
Hautpflege und Akne sowie die Möglichkeit zum Download der Broschü-
lung mit 50 mg Ibandronat hatte im
gleichen Zeitraum eine 24-prozentige
Reduktion der Knochenschmerzen
zur Folge. (Abb. 1). Eine lang anhaltende Schmerzreduktion über zwei
Jahre unter dem Ausgangswert konnte
sowohl für die intravenöse als auch für
die orale Darreichungsform nachgewiesen werden. (Diel I et al., Eur J
Cancer 2004; 40: 1704-12; Body JJ et
al., Pain 2004; 111: 306-12).
Knochenumbaumarker senken
Einen weiteren Beleg für die klinische
Wirksamkeit von Ibandronat oral bei
Patienten mit Mammakarzinom lieferte die „Bone Marker-Studie“. Die
ren als pdf-Datei. Auf der „Website für
schöne Haut“ erfahren Leserinnen
und Leser zum Beispiel, warum es zwischen Sexualhormonen und Akne
einen Zusammenhang gibt und welche
Hormone bei Frauen gegen Akne eingesetzt werden können. Auch wie
Akne je nach Ausprägung sonst noch
behandelt werden kann oder wie man
Aknehaut gekonnt reinigt und pflegt,
ist dort zu erfahren. Zum besseren Verständnis der manchmal doch unvermeidlichen Fachausdrücke im Text
gibt es übrigens ein umfangreiches
Glossar, das auf der Startseite rechts
angesteuert werden kann.
Cyproderm ist ein Medikament aus
der klaren Linie gegen Akne von Dermapharm, dem Hautspezialisten!
Weitere Informationen zur Dermapharm AG finden Sie im Internet unter
䊏
http://www.dermapharm.de!
Studienteilnehmer erhielten entweder
eine Einzelinfusion mit intravenösem
Ibandronat gefolgt von der täglichen
oralen Verabreichung des Wirkstoffs
oder eine Infusionsbehandlung mit
Zoledronat.
Unter beiden Behandlungsstrategien wurde eine Reduktion der Knochenumbaumarker um 76 % bzw.
73 % beobachtet, was auf eine vergleichbare klinische Wirksamkeit bei
der Reduktion neuer Skelettkomplikationen schließen lässt.
Therapie auf Patienten abstimmen
Da die Wirksamkeit beider Darreichungsformen von Ibandronat durch
klinische Studien nachgewiesen ist,
sollte die Verabreichungsform auf die
individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden. Bei akuten
Schmerzen ist die intravenöse Therapie vorzuziehen, weil sie schnell wirkt.
Eine Therapie mit Tabletten bietet den
Vorteil, dass man sie zuhause oder
unterwegs einnehmen kann und
dadurch flexibler ist. Selbst für Senioren, die häufig Probleme mit dem
Schlucken von Tabletten haben, ist die
Therapie geeignet, da die Tablettengröße in den letzten Jahren stark reduziert werden konnte. Eine Umstellung
von der einen auf die andere Darreichungsform ist möglich.
䊏
MedReport
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
T
rotz jahrzehntelanger Forschung
ist die Ursache der Endometriose
bislang ungeklärt, jedoch ist
bekannt, dass die Erkrankung eine
familiäre Häufung aufweist. Durch
Kopplungsanalysen wurde gezeigt,
dass weibliche Verwandte von Endometriosepatientinnen ein erhöhtes
Erkrankungsrisiko besitzen. Das
erhöhte Risiko von 5–8 % bei Verwandten 1. Grades weist auf einen
polygenen Mechanismus hin (Kennedy et al., 1995). Das polygene
Modell ist dadurch definiert, dass die
Entstehung einer Erkrankung durch
einen kumulativen Effekt von mehreren Genen beeinflusst wird. Für dieses
Modell sprechen das Vorkommen von
schwereren Formen und das Vorkommen in jüngeren Jahren im Rahmen
der familiär gehäuft auftretenden
Endometriose. Hinzu kommt, dass die
Endometriose durch Umweltfaktoren
beeinflusst wird. Das bedeutet, man
spricht von einem polygenen und multifaktoriellen Entstehungsmechanismus (Simpson und Bischoff, 2002).
Die familiäre Häufung wurde
sowohl bei Menschen als auch bei Primaten beobachtet. Auch die durchschnittliche Rezidivrate ist bei Verwandten erhöht. Die genetische relative Rezidivrate für Blutsverwandte
der australischen Population wurde
auf 2,34 geschätzt.
In einer Studie an Rhesusaffen
wurde gezeigt, dass Vollgeschwister
eine höhere Rezidivrate (0,75) für die
Entwicklung einer Endometriose aufweisen als Halbgeschwister (0,18
väterlicherseits und 0,26 mütterlicherseits). Genetische Faktoren werden für 52 % der Variationen bei der
ENDOMETRIOSE
Erklärt die Genetik die Rezidivproblematik?
SONGÜL DOGAN UN D DAN I ELA HORNUNG, LÜBECK
Endometriose ist eine benigne, vererbbare Erkrankung, wobei der genaue Vererbungsmodus jedoch unklar ist. Mit
der Durchführung des Humangenom-Projektes, d. h. der Kenntnis der Nukleotid-Sequenzen der ungefähr 30.000
menschlichen Gene, wurden Genkarten mit dem Ziel erstellt, krankheitsverursachende Gene zu identifizieren. Die
erste Phase des Projekts wurde 2001 mit der Sequenzierung aller 22 autosomalen Chromosomen und der beiden
Geschlechtschromosomen beendet (Lander et al., 2001). Das Ergebnis dieser internationalen, wissenschaftlichen
Kooperation ermöglicht die funktionelle Analyse des menschlichen Genoms, welches unter anderem die Grundlage
dazu bildet, Erbkrankheiten zu erforschen.
Endometriose verantwortlich gemacht (Zondervan et al., 2004).
Nach Zusammenfassung der publizierten Studien zeigen folgende Gene
eine aberrante Expression bei Endometriose: Integrine (alphav, beta3),
Matrixmetalloproteinasen (MMP-2,
-3, -7, -11), Gewebsinhibitoren von
Metalloproteinasen, Wachstumsfaktoren (hepatocyte growth factor, endometrial bleeding factor), Transkriptionsfaktoren (early growth response-1),
Enzyme des Steroidmetabolismus
(Aromatase, 17-beta-Hydroxydehydrogenase), weitere Enzyme (Glutathionperoxidase, Katalase, Carboanhydrase), Leukaemia inhibitory factor (LIF), Hox-Gene, Glycodelin und
Progesteronrezeptorisoformen.
In einer Fall-Kontroll-Studie haben
wir die Assoziation des PPAR-γ2
(peroxisome proliferatior-activated
receptor)
Pro-12-Ala-Polymorphismus bei Endometriose an einer
deutschen Population untersucht.
PPA-Rezeptoren sind Zellkern-Rezeptoren, die eine wichtige Rolle bei
inflammatorischen
Erkrankungen
spielen. Speziell PPAR-γ ist wesentlich
für die Differenzierung von
haben. Andererseits soll dieAdipozyten und Makrophaser Polymorphismus nicht
gen. In unserer Studie verim Zusammenhang mit der
glichen wir 51 Frauen mit
Endometriose stehen (RenEndometriose
und
55
ner et al., 2006).
Frauen ohne Endometriose.
Genom-Scan
Der Pro-12-Ala-Polymorphismus war zu 40 % bei
Der erste Schritt auf dem
Frauen mit Endometriose zu
Weg zur Identifizierung von
finden im Vergleich zu nur
Genen, die ursächlich an der
20 % bei Frauen ohne End- Priv.-Doz. Dr.
Entstehung einer Krankheit
Daniela Hornung
ometriose. Diese Genvariabeteiligt sind, ist in vielen
tion war sogar zu 50 % bei Frauen mit Fällen ein Genom-Scan. Ziel dieses
mindestens einem Rezidiv der Erkran- Verfahrens ist die genetische Kartiekung zu sehen (Dogan et al., 2004). In rung, d. h. die Identifizierung chroeiner japanischen Population konnte mosomaler Regionen, in denen sich
dieser Polymorphismus bei Frauen mit krankheitsverursachende Gene befinEndometriose jedoch nicht vermehrt
den. Mittels Kopplungsanalysen wird
nachgewiesen werden (Kiyomizu et untersucht, ob bestimmte Markerausal., 2006).
prägungen und Krankheitsphänotypen innerhalb einer Familie überproWidersprüchliche Ergebnisse liegen
portional häufig gemeinsam vererbt
für den Östrogenrezeptor-Polymorwerden. Ist dies der Fall, so schließt
phismus vor
man in der betreffenden genetischen
Einerseits soll er mit dem Rezidiv der Region auf die Existenz eines Gens,
Erkrankung assoziiert sein (Luisi et al.,
das die Krankheit mit verursachen
2006). Betroffene Frauen mit der Genkönnte. Mit dieser Methode identifivariation des Östrogenrezeptors alpha zierte die Arbeitsgruppe um Treloar
sollen eine schlechtere Prognose (2005) prädisponierende Genorte.
Wie sieht die Primärtherapie des Ovarialkarzinoms heute und in der Zukunft aus?
WI LLI BALD SCH RÖDER, BREMEN
Mit ca. 8500 Neuerkrankungen pro Jahr liegt das Ovarialkarzinom zwar nur an 3. Position der Häufigkeit weiblicher
Genitalkarzinome, stellt aber trotzdem die diesbezüglich häufigste Todesursache dar. Dennoch ist unbestritten, dass
in den beiden letzten Dekaden deutliche Erfolge in der Behandlung dieses bösartigen Tumors erzielt wurden. Wie die
Daten des letzten FIGO Annual Report zeigen, kann heute rund die Hälfte der Patientinnen mit Ovarialkarzinom
geheilt werden (Tab.).
D
rei Gründe sind hierfür im
Wesentlichen zu nennen: Die
Einführung von zunächst Cisplatin in den 80er- bzw. Taxanen in den
90er-Jahren sowie die verbesserten
operativen Möglichkeiten, die auf den
Fortschritten der Narkose- und Operationstechnik beruhen.
Es besteht heute kein Zweifel daran,
dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem postoperativen Tumorrest
und der Überlebensrate besteht. Optimal ist, durch die Operation Tumorfreiheit zu erzielen. Wenn dies gelingt,
haben Patientinnen selbst im häufigen
FIGO-Stadium III eine Heilungsrate
von 60–70 %. Anzustreben ist auf
jeden Fall, durch radikales operatives
Tumordebulking einen postoperativen Tumorrest von maximal 1 cm im
größten Einzeldurchmesser zurückzulassen, da sich sonst die Heilungs-
122. Tagung der NGGG I 9
Ovar der DKG erhobene
chancen der Patientin drasund veröffentlichte Daten
tisch verschlechtern. Nach
weisen diese Notwendigkeit
den Daten der von der AGOklar auf. In Abhängigkeit
Studiengruppe OVAR in
von der Stringenz der zu
Deutschland durchgeführGrunde gelegten Qualitätsten OVAR-3-Studie, besteht
kriterien werden mehr als
die anschließende Chemoein Drittel der Patientinnen
therapie aus 6 Zyklen Carmit Ovarialkarzinom in
boplatin (AUC 5)/Paclitaxel
Deutschland nicht adäquat
(175mg/m2) im dreiwö- Prof. Dr.
chentlichen Rhythmus, die Willibald Schröder
therapiert.
mittlerweile auch internatioBiologicals
nal als Standardtherapie angesehen
wird.
Da trotz optimaler Therapie die HeiEs liegt auf der Hand, dass die heu- lungsraten unzweifelhaft weiter vertigen komplexen Anforderungen an
besserungswürdig sind, ruhen viele
die optimale operative und medika- Hoffnungen für die Zukunft auf der
mentöse Therapie des Ovarialkarzi- Weiterentwicklung neuer Medikanoms es erfordern, solche Patientin- mente, die sich unter dem Begriff „Bionen in spezialisierten Zentren zu logicals“ gut summieren lassen. Unter
behandeln. Von du Bois (Wiesbaden) einer Reihe unterschiedlicher Theraim Auftrag der Organkommission
pieansätze mit einer Vielzahl von
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
14.00 – 15.30 Uhr, Großer Festsaal
Onkologie I
Vorsitz: Peter Scheidel,
Peter Schmidt-Rhode, Hamburg
Wie sieht die Primärtherapie des
Ovarialkarzinoms heute und in der
Zukunft aus?
Willibald Schröder, Bremen
neuen Substanzen erscheinen derzeit
die Hemmung der intrazellulären Signaltransduktion und die Blockade der
Neoangionese am vielversprechendsten. So hat die AGO-Studiengruppe
OVAR eine Studie mit einem Farnesyl-
Die Kopplungsstudie, die an 1176
Familien durchgeführt wurde, zeigte
eine signifikante Häufung auf Chromosom 10q26 und eine weitere
Region mit wahrscheinlicher Assoziation auf Chromosom 20p13. Eine
genetische Komponente wurde somit
bei der Endometriose nachgewiesen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass der Schweregrad und die Rezidivhäufigkeit von Endometriose bei
familiären Fällen größer sind als bei
sporadischen Fällen. Die vorliegenden
Ergebnisse lassen den Schluss ziehen,
dass der polygenetische Einfluss bei
der Endometriose die Rezidivproblematik erklären könnte.
Korrespondenzadresse
Dr. Songül Dogan
Priv.-Doz. Dr. Daniela Hornung
Klinik für Frauenheilk. und Geburtshilfe
Universität Schleswig-Holstein,
Campus Lübeck
Ratzeburgerallee 160
23538 Lübeck
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
09.00 – 10.30 Uhr, Großer Festsaal
Endometriose
Vorsitz: Karl-Werner Schweppe,
Westerstede; Pedro-Antonio
Regidor, Osnabrück
Erklärt die Genetik die
Rezidivproblematik?
Daniela Hornung, Lübeck
transferase-Inhibitor bei Patientinnen
mit
primärem
Ovarialkarzinom
gestartet. Auf dem diesjährigen ASCO
wurden von mir die Ergebnisse einer
Phase-I/II-Studie mit dem oralen Tyrosinkinase-Inhibitor des VEGF-Rezeptors vorgestellt, die hinsichtlich einer
weiteren klinischen Prüfung sehr vielversprechend sind. Aus meiner Sicht
wird die Zukunft die Integration dieser neuen Therapieansätze bringen,
die dann unser Behandlungsspektrum
des Ovarialkarzinoms erweitern.
Korrespondenadresse:
Prof. Dr. Willibald Schröder
Frauenklinik-Klinikum Bremen-Mitte
St. Jürgen-Straße 1
28177 Bremen
willibald.schroeder
@klinikum-bremen-mitte.de
BUCHTIPP
Annäherung an das Tabu-Thema
Fehl- und Totgeburten
Ein Kind stirbt, noch während der
Schwangerschaft, im Bauch seiner
Mutter – ein unfassbar schmerzhaftes
Ereignis. Das eigene Kind – kaum
gekannt, aber sehnlich erwartet – ist
tot, noch bevor seine Eltern es näher
kennen lernen durften.
In diesem Buch kommen betroffene
Frauen und Paare zu Wort, die diesen
Verlust erlitten haben. Ein Verlust, dessen Tragweite oft tabuisiert, bagatellisiert und verkannt wird. Die Texte
machen den Betroffenen deutlich:
„Ich bin nicht allein“, und helfen
ihnen, die Trauer zuzulassen, sich dem
Schmerz zu stellen und ihn auszudrücken.
Ein sensibles, informatives und hilfreiches Buch
䊏 für betroffene Frauen und Paare,
䊏 für SeelsorgerInnen,
䊏 für alle, die trauernde Eltern begleiten.
Die Verbindung von authentischen
Erlebnisberichten und einem umfangreichen und informativen fachlichen
Teil hilft zu verstehen, im Schmerz mitzufühlen und Anteil zu nehmen. Für
Hebammen, Ärztinnen und Ärzte, die
auch immer wieder mit diesem Thema
konfrontiert werden, ein äußerst hilfreiches Buch.
Sabine Herold
Bin kaum da, muss schon fort
Eltern fehlgeborener Kinder
berichten von ihren Erfahrungen
Brendow Verlag, 2006
Paperback, 272 Seiten, EUR 14,90
ISBN 3-86506-100-1
MedReport
10 I 122. Tagung der NGGG
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
INFOPROGRAMMÜBERSICHTINFOPROGRAMMÜBERSICHTINFOPROGRAMMÜBERSICHTINFOPROGRAMMÜBERSICHTINFOPROGRAMMÜBERSICHTINFO
WISSENSCHAFTLICHES
PROGRAMM
Ästhetische Aspekte in der Behandlung
entzündlicher Brusterkrankungen – neue Wege
Alexander Strauss, München
11.00 – 12.30 Uhr Großer Festsaal
Gynäkologische Endoskopie
Vorsitz: Liselotte Mettler, Kiel;
Andreas Salfelder, Hamburg
16.00 – 18.00 Uhr Konferenzraum 2
Spezial-Symposium: Lobbyarbeit für Endometriose – Aufklärung, Forschung, Fortbildung
Vorsitz: Adolf E. Schindler, Essen; Karl-Werner
Schweppe, Westerstede; Hans-Rudolf Tinneberg,
Gießen
Adhäsionen – unabwendbar oder zu
verhindern?
Rudy Leon De Wilde, Oldenburg
Aufklärung
Endometriose, die unerkannte und unbeachtete
Erkrankung der Frau
Klaus Bühler, Langenhagen
Die Endoskopie in der Deszensuschirurgie
Ernst-Heinrich Schmidt, Bremen
Freitag, 30. Juni 2006
14.00 – 15.30 Uhr Großer Festsaal
Begrüßung
Dietmar Schütz, Oldenburg, Oberbürgermeister
Christian Albring, Hannover, Präsident des BVF
Karl-Werner Schweppe, Westerstede,
1. Vorsitzender der NGGG
– mit einer Einleitung zum sich anschließenden
Hauptthema Urologie
Urologie
Vorsitz: Thomas Noesselt, Hameln;
Marek Zygmunt, Gießen
Rotatorischer oder vertikaler Deszensus –
welche Diagnostik und welche Therapie?
Thorsten Volgmann, Greifswald
Aktuelle Ergebnisse einer Online-Befragung zur
Endometriose
Ferdhy Suryadi Suwandinata, Hans-Rudolf
Tinneberg, Gießen
Reizblase: Diagnostik und Therapie in Praxis
und Klinik
Ralf Tunn, Berlin
Forschung
Die Rolle des GnRH-Signalweges in der
Proliferation von Endometriose-Läsionen
Reiner Strick, Erlangen
Probleme des urogenitalen Alterns und
Therapieoptionen
Eckhard Petri, Schwerin
Neurotrope Eigenschaften der Endometriose
Andreas D. Ebert, Berlin
Bio-Mesh vs. Prolene-Mesh – Kontroverse in
der modernen Deszensuschirurgie
Sven Hundertmark, Hamburg
Zelluläre Differenzierung und Karzinomentwicklung – Lektionen und Perspektiven zum
Verständnis der Endometriose
Anna Starzinski-Powitz, Frankfurt
16.00 – 18.00 Uhr Großer Festsaal
Geburtshilfe
Vorsitz: Walter Jonat, Kiel; Bernd Hüneke,
Hamburg
Aktuelle Aspekte zum flächendeckenden
Neugeborenen-Hörscreening – Vorstellung
eines Systems zur standardisierten zentralen
Erfassung
Rüdiger Schönfeld, Oldenburg
Wer leitet den Kreißsaal – Geburtshaus in der
Klinik?
Wolfgang Friedmann, Bremerhaven
Präeklampsie – wann stationäre Behandlung?
Volker Briese, Rostock
Probleme der neuen Richtlinie zur Versorgung
Frühgeborener
Alexander Scharf, Hannover
Fortbildung
Bundesweite Erhebung zu EndometrioseFortbildungsaktivitäten 2005
Adolf E. Schindler, Essen
Samstag, 1. Juli 2006
09.00 – 10.30 Uhr Großer Festsaal
Endometriose
Vorsitz: Karl-Werner Schweppe, Westerstede;
Pedro-Antonio Regidor, Osnabrück
Welche alternativen Therapieoptionen sind
sinnvoll?
Detlef Arndt, Greifswald
Beeinträchtigt die Endometriose die
Ovarfunktion?
Ludwig Kiesel, Münster
Ist die transvaginale Endoskopie sinnvoll?
Hugo C. Verhoeven, Düsseldorf
Hat die Endometriumablation eine Zukunft?
Andreas Nugent, Hamburg
14.00 – 15.30 Uhr Großer Festsaal
Onkologie I
Vorsitz: Peter Scheidel, Hamburg;
Peter Schmidt-Rhode, Hamburg
Sonntag, 2. Juli 2006
09.00 – 10.00 Uhr Großer Festsaal
Sterilität
Vorsitz: Klaus Diedrich, Lübeck
Georg Wilke, Hildesheim
Endometriose und Sterilität: Kausale
Beziehung oder Assoziation?
Sören von Otte, Lübeck
Wiedergeburt der Sterilitätschirurgie –
auch durch Gesundheitsreform?
Cordula Schippert, Hans-Walter Schlösser,
Hannover
Metabolisches Syndrom – ein zunehmendes
Problem in der Kinderwunschsprechstunde?
Heinz Günther Bohnet, Hamburg
Wie sieht die Primärtherapie des Ovarialkarzinoms heute und in der Zukunft aus?
Willibald Schröder, Bremen
10.00 – 11.00 Uhr Großer Festsaal
Freie Vorträge mit Zuschauervotum:
Leuchtfeuer des Nordens
Vorsitz: Henning Kühnle, Hannover;
Karl-Werner Schweppe, Westerstede;
Günter Emons, Göttingen
Welches Therapiekonzept beim Endometriumkarzinom?
Günter Emons, Göttingen
Vorstellung der drei besten vorausgewählten
Beiträge und der zwei besten Posterbeiträge mit
anschließendem Zuschauervotum
Wertheim oder Schauta – Wohin geht der Weg?
Peter Hillemanns, Hannover
Einfluss von GnRH-Analoga auf die Knochenmetastasierung von Brustkrebszellen in vitro
Gründker C., von Alten J., Fister S.,
Schulz H., Frosch K. H., Emons G.,Göttingen
Adjuvante und/oder Strahlentherapie beim
Uterussarkom – Gibt es Standards?
Günter Köhler, Greifswald
Operative Technik und Prognosefaktoren bei
der Behandlung des Vulvakarzinoms
Jörg Schwarz, Hamburg
14.00 – 15.30 Uhr Konferenzraum 2
Gynäkologentag: Strukturwandel im Gesundheitswesen – Möglichkeiten und Grenzen
durch Netzwerk, medizinische Versorgungszentren und integrierte Versorgungseinheiten
Vorsitz: Jochen Ahrens, Westoverledingen;
Gabriele Füllborn, Edewecht
Integrierte Versorgung – Versorgungszentren
Tim Hering, Hamburg
Identifizierung und Validierung neuer molekularer Marker zur Früherkennung des Ovarialkarzinoms
Meinhold-Heerlein I., Bauerschlag D., Jonat W.,
Schollmeyer T., Kiel; Hampton G. M.,
San Diego (USA); Arnold N., Kiel
Die radikale vaginale Trachelektomie (RVT):
Evaluierung der onkologischen Sicherheit der
fertilitätserhaltenden Methode zur Behandlung
des Zervixfrühkarzinoms im Rahmen der
Studie „Uterus 6“ der AGO
Hertel H., Hannover; Köhler C., Berlin;
Hillemanns P., Hannover; Possover M., Köln;
Michels W., Jena; Schneider A., Berlin
Netzwerke
Irene Kutza, Berlin
11.30 – 12.30 Uhr Großer Festsaal
Grenzgebiete der Reproduktion
Vorsitz: Hans-Rudolf Tinneberg, Gießen;
Roland Sudik, Neubrandenburg
16.00 – 17.30 Uhr Großer Festsaal
Onkologie II
Vorsitz: Fritz Jänicke, Hamburg;
Rudy Leon De Wilde, Oldenburg
Aktueller Stand des somatischen Klonens im
Tiermodell – Chancen und Risiken für die
Humanmedizin
Heiner Niemann, Neustadt
Samstag, 1. Juli 2006
11.00 – 12.00 Uhr
Konferenzraum 2
DCIS: Welcher Randsaum und welche
adjuvante Therapie?
Jörn Hilfrich, Hannover
Führt Genetik zur maßgeschneiderten
adjuvanten Therapie?
Nicolai Maass, Kiel
Es ist ein Mädchen! Die Schöne Neue Welt der
vorgeburtlichen Geschlechtswahl
Edgar Dahl, Gießen
Satellitensymposium
Was ist bei den neuen Indikationsausweitungen
der SLN-Biopsien zu beachten?
Thorsten Kühn, Gifhorn
Zeitkonstante und zeitabhängige Einflussfaktoren auf das Gebären in einer niedersächsischen
Kohortenstudie
Mechthild M. Groß, Hannover
Erklärt die Genetik die Rezidivproblematik?
Daniela Hornung, Lübeck
Endometriose und Malignität – Gibt es ein
erhöhtes Risiko?
Wolfgang Küpker, Bremen
V E R A N S TA LT U N G S H I N W E I S
Das Rezidiv beim Ovarialkarzinom –
neue Entwicklungen
Welches Management ist adäquat beim lokoregionären Rezidiv des Mammakarzinoms?
Bernd Gerber, Rostock
Ovarprotektion bei Chemotherapie –
Indikation und praktische Durchführung
Michael Friedrich, Lübeck
12.30 – 13.00 Uhr Großer Festsaal
Preisverleihung für die „Leuchtfeuer des
Nordens“
Schlussworte
Vorsitz: Jacobus Pfisterer, Mannheim
Programm:
Neue Entwicklungen in der Rezidivtherapie
Jacobus Pfisterer, Mannheim
Neue Ergebnisse zum Ovarialkarzinom – ASCO 2006
Felix Hilpert, Kiel
Mit freundlicher Unterstützung
der Essex Pharma GmbH
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
123. Tagung der Norddeutschen Gesellschaft für
Gynäkologie und Geburtshilfe (NGGG)
Prof. Dr. med. Günter Emons
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
Georg-August-Universität, Göttingen
22. – 24. Juni 2007 · Göttingen
www.nggg2007.de
MedReport
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
S
chon Mitte des 19. Jahrhundert
bis in die Anfänge des 20. Jahrhundert wurde immer wieder
über das maligne Potenzial der Endometriose berichtet. Sampson beschrieb
1925 das Kontinuum von Endometriose zum Karzinom unter besonderer Berücksichtigung der epithelialen Neoplasie des Ovars. Bereits 1860
veröffentlichte der Pathologe Freiherr
von Rokitansky eine Schrift mit dem
Titel „Über Uterusdrüsen-Neubildungen in Uterus und Ovarialsarkomen“.
Jedoch gibt es bis heute keine klaren
Konzepte, unter welchen Bedingungen Endometriose einem malignen
Transformationsprozess unterliegt.
Allein die morphologische Vielfalt
endometriotischer Läsionen sowie die
unstrittige Existenz okkulter Endometriosen lassen eine klare Klassifizierung, insbesondere mit Blick auf eine
potenzielle Onkogenität nicht zu.
Jedoch liegen nun aktuell Ergebnisse aus groß angelegten Studien vor,
die ein hohes Risikopotenzial onkologischer Folge- oder Begleiterkrankungen bei Frauen mit Endometriose ausweisen. Unter Zugrundelegung des
Schwedischen Krebsregisters wurde in
einem Kollektiv von 21.000 Frauen
mit gesicherter Endometriose bei
einem Follow-up von mehr als 10 Jahren ein um das zweifach erhöhte
Risiko an einem Ovarialkarzinom zu
erkranken gefunden. Darüber hinaus
ergaben sich Assoziationen von Endometriose zu malignen Erkrankungen
wie dem Non-Hodgkin-Lymphom,
dem malignen Melanom und auch
zum Brustkrebs. Ein statistisch 4fach
erhöhtes Risiko für das Auftreten eines
Ovarialkarzinoms wurde für diejenigen Frauen ermittelt, für die über
einen längeren Zeitraum eine Ovarialendometriose dokumentiert war. In
einer weiteren schwedischen, unlängst
veröffentlichten Folgestudie konnten
diese signifikanten Daten, insbesondere für das Risiko des Auftretens
eines Ovarialkarzinoms, auf der Basis
von insgesamt 65.000 Frauen nachvollzogen werden.
Auch hier bestätigte sich die Tastsache, dass Frauen mit einer in Bezug auf
ihr Lebensalter frühen Diagnose einer
Ovarialendometriose einem höheren
Risiko ausgesetzt sind, im Verlauf des
späteren Lebens ein Ovarialkarzinom
zu entwickeln.
Die internationale Literatur weist
klar aus, dass bestimmte histopathologische Subtypen des Ovarialkarzinoms
prädominant im Zusammenhang mit
einer Endometriose auftreten. Während der häufigste Subtyp des Ovarialkarzinoms, das seröse Karzinom nur
in etwa 6 % mit einer Endometriose
vergesellschaftet ist, zeigten sich ins-
Endometriose und Malignität
– gibt es ein erhöhtes Risiko?
WOLFGANG KÜPKER, BREMEN
In mehr als 40.000 Fällen pro Jahr wird eine Endometriose diagnostiziert. Die
Endometriose gilt als eine der häufigsten benignen Erkrankungen der Frau.
Zu jeweils 50 % findet man eine Endometriose bei Frauen mit chronischen
Schmerzzuständen oder bei sogenannter idiopathischer Infertilität. Seit jeher
wurde die Endometriose als eine benigne Erkrankung eingeschätzt, wenngleich sie sich biologisch wie ein Malignom verhält. Wir beobachten invasives
und progressives Wachstum, Steroidhormonabhängigkeit und ein inflammatorisches peritoneales Milieu. Rezidivneigung und Metastasierung sind
Merkmal dieser chronischen Erkrankung. Die klinische Beschreibung
gehorcht sprachlich und sachlich der onkologischen Terminologie.
besondere für das Klarzellkarzinom bzw. das endometrioide
Ovarialkarzinom
deutlich höheren Prozentsätze (38 % / 21 %).
Potenzial zur malignen
Transformation aufzuweisen. Molekulargenetische
und zytogenetische Untersuchungen am Gewebsmaterial atypischer EndAbschätzung des
ometriose konnten zeigen,
Risikos einer malignen
dass Parallelen zu solchen
Transformation
Befunden
beim
endoSeit den 90-iger Jahren des
metrioiden
OvarialkarziProf. Dr.
letzten Jahrhunderts ist eine Wolfgang Küpker
nom bestehen. Verluste von
Veränderung des peritoneagenetischer Substanz auf
len Milieus bei Frauen mit
einem chromosomalen Allel
Endometriose mit veränderter para- (LOH – Loss of heterozygosity) wurkriner Aktivität unter östrogener den identisch sowohl für das OvarialDominanz gesichert. Die Kaskade karzinom vom endometrioiden Typ als
parakriner Faktoren, die vermehrte auch für die atypische Endometriose
Angiogenese und die Aktivität von ver- auf 5q, 6q, 10q, 11q und 22q gefunschiedenen Wachstumsfaktoren sind den. Darüber hinaus werden sowohl
den Befunden aus der Tumorbiologie
beim Ovarialkarzinom als auch bei
maligner Erkrankungen durchaus ver- atypischer Endometriose verschiedegleichbar.
nen Tumorsuppressor-Genen als auch
Von besonderer Bedeutung zur
(Proto-) Onkogenen eine entscheiAbschätzung des Risikos einer malig- dende Bedeutung beigemessen. Unter
nen Transformation der Endometriose
anderem gilt dies insbesondere für das
ist eine exakte histopathologische p 53, für das Protoonkogen K-Ras und
Klassifizierung der endometriotischen das Tumorsuppressorgen Pten.
Läsionen. Auch hier kann man verIn brillanter Weise konnte die
gleichbar den Präkanzerosen des Arbeitgruppe um Dinulescu 2005 in
Endometriums zwischen typischen
einem Mausmodell zeigen, dass die
und atypischen Zellformationen
Aktivierung einer K-Ras-Mutante bei
unterscheiden. Die atypische Endo- erhaltener Pten-Aktivität im Modell
metriose im Sinne der histopathologi- eine histologisch klar identifizierbare
schen Klassifikation scheint das größte Peritonealendometriose verursacht,
a
122. Tagung der NGGG I 11
während im Vergleichsmodell das
gleichzeitige Vorhandensein einer
aktiven K-Ras-Mutante und eines
mutierten Pten ein endometrioides
peritoneales Karzinom wächst.
Wenngleich keine klaren Daten hinsichtlich der Entstehung von Endometriose unter dem Aspekt maligner
Transformation existieren, ist jedoch
eher von einer multifaktoriellen Ursache auszugehen.
Welche diagnostischen und
klinischen Konsequenzen ergeben
sich nun aus diesem Datenmaterial?
In Anbetracht der hohen Inzidenz der
Endometriose in der weiblichen
Bevölkerung kann nur eine sorgfältige
und systematische Diagnostik empfohlen werden, das heißt, dass die diagnostische Laparoskopie entsprechend den üblichen Empfehlungen
eine conditio sine qua non ist. Die
Möglichkeit einer malignen Transformation endometriotischer Läsionen
legt aber auch den Schluss nahe, Endometrioseherde großzügig zu exzidieren, um neben den zu erzielenden therapeutischen Effekten die Möglichkeit
einer sorgfältigen histopathologischen
Klassifizierung zu gewährleisten. Eine
solche Vorgehensweise gilt dann nicht
nur für Frauen im reproduktiven Alter,
sondern auch für die Frau in der Postmenopause.
Eine unüberwindbare Barriere
besteht jedoch weiterhin in der Diagnostik, will man der Existenz der so
genannten okkulten Endometriose
Rechnung tragen. In einigen aktuellen
Arbeiten konnte gezeigt werden, dass
unter Verwendung fluoreszenzoptischer Methoden etwa 50 % mehr
endometriotische Läsionen bzw.
okkulte Herde detektiert werden können als mit der üblichen konventionellen Laparoskopie.
Zum jetzigen Zeitpunkt ergibt sich
als Fazit für die Praxis, dass bei Frauen,
bei denen ein Verdacht auf Endometriose besteht, eine sorgfältige laparoskopische Evaluation der Peritone-
alhöhle erfolgen sollte und der Pathologe eine präzise Klassifizierung der
biopsierten endometriotischen Läsionen anstreben sollte, so lange keine
verlässlichen molekularbiologischen
Marker zur Abschätzung der Aktivität
einer Endometriose und ihres malignen Potenzials zur Verfügung stehen.
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Wolfgang Küpker
Klinikum Bremen Nord gGmbH
Frauenklinik
Hammersbecker Straße 28
28755 Bremen
wolfgang.kuepker
@Klinikum-Bremen-Nord.de
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
09.00 – 10.30 Uhr, Großer Festsaal
Endometriose
Vorsitz: Karl-Werner Schweppe,
Westerstede; Pedro-Antonio
Regidor, Osnabrück
Endometriose und Malignität –
Gibt es ein erhöhtes Risiko?
Wolfgang Küpker, Bremen
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b
Abb. 1 a, b: Okkulter Endometrioseherd mit atypischer Endometriose; a: konventionelles Weißlicht, b: Autofluoreszenzoptik.
INFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENSTINFODIENST
Herceptin in Europa bei HER2-positivem
Brustkrebs im Frühstadium zugelassen
Die Europäische Kommission hat Herceptin (Trastuzumab) für Patientinnen
mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium im Anschluss an eine Operation und Standard-Chemotherapie zugelassen. HER2-positiver Brustkrebs,
der etwa 20 bis 30 % (1) aller Frauen mit Brustkrebs befällt, erfordert besondere und unmittelbare Aufmerksamkeit, da die Tumoren schnell wachsen
und eine gesteigerte Rezidivwahrscheinlichkeit besteht.
Die Zulassung basiert auf eindrucksvollen Ergebnissen aus der internationalen HERA-Studie (HERceptin Adjuvant), derzufolge die Verabreichung
von Herceptin im Anschluss an die
Standard-Chemotherapie im Vergleich zur ausschließlichen Chemotherapie das Rückfallrisiko des Krebses um 46 % reduziert (2). Gleichermaßen bemerkenswerte Vorteile wurden auch bei drei anderen großen globalen und US-amerikanischen Studien
beobachtet (3).
Herceptin war zuvor in der EU zur
Behandlung von metastasiertem
(fortgeschrittenem) HER2-positiven
Brustkrebs zugelassen worden. Diese
neue Genehmigung gestattet es nun
Frauen in jedem Stadium dieser
aggressiven Krankheit, einschließlich
Brustkrebs im Frühstadium, diese
lebensverlängernde
Behandlungsoption zu nutzen.
Informationen zur HERA-Studie
HERA, von Roche und der Breast
International Group (BIG) durchgeführt (5), ist eine der umfangreichsten
adjuvanten Studien an Brustkrebspatientinnen überhaupt; die Registrierung begann im Dezember 2001, und
es wurden beinahe 5100 HER2-positive Patientinnen in 480 Untersuchungsstandorten in 39 Ländern weltweit aufgenommen.
HERA ist ein randomisierter Versuch im Anschluss an die herkömmliche systemische Begleitchemotherapie
und (ggf.) Strahlenbehandlung, bei
dem Beobachtung (also keine weitere
Behandlung) vs. Herceptin alle drei
Wochen für einen Zeitraum von 12
oder 24 Monaten bei Frauen mit
HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium bewertet wird. Die Studie ließ
die Anwendung einer breiten Palette
an chemotherapeutischen Verfahren
zu, und sowohl lymphknotenpositive
wie auch lymphknotennegative Patientinnen wurden zu dem Versuch
zugelassen.
Gemäß den Ergebnissen der
Zwischenauswertung wurde der primäre Endpunkt der Wirksamkeit
erreicht. Es wurde nachgewiesen, dass
Patienten, die Herceptin erhalten hatten, im 12-monatigen Arm der Studie
eine statistisch signifikante Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens
erfuhren. Bei einer medianen Nachbeobachtung von einem Jahr hatte der
sekundäre Endpunkt des Gesamtüberlebens noch keine statistische Signifikanz erreicht. Es war allerdings eine
eindeutige Tendenz zur Verbesserung
des Gesamtüberlebens zu beobachten,
was durch längerfristige Daten noch
zu bestätigen sein wird.
Die Zwischenanalyse verglich Herceptin mit reiner Beobachtung und
schloss keine Gegenüberstellung der
12-monatigen mit der 24-monatigen
Behandlungsdauer ein. Der Versuch
wird diesen Vergleich weiterhin
bewerten, die entsprechenden Daten
werden im Verlauf der Studie zum
gegebenen Zeitpunkt verfügbar sein.
Die HERA-Studie untersteht einem
externen Datenkontrollausschuss (Independent Data Monitoring Committee = IDMC), der regelmäßig die
Unbedenklichkeitsfaktoren der Studie
überprüft. Bisher hat das IDMC
bezüglich der Sicherheit keine Bedenken geäußert, und das Auftreten von
kongestiver Herzinsuffizienz war
geringfügig (0,5 % beim HerceptinArm vs. 0 % beim BeobachtungsArm). Die Patientinnen dieser Studie
werden weiterhin auf eventuelle
Nebenwirkungen hin überwacht.
Herceptin wird in den Vereinigten
Staaten von Genentech, in Japan von
Chugai und in den übrigen Ländern
von Roche vertrieben. Herceptin
wurde seit 1998 zur Behandlung von
über 230.000 HER2-positiven Brustkrebspatientinnen weltweit eingesetzt.
Quellenangaben
1 Harries M, Smith I. The development
and clinical use of trastuzumab (Herceptin). Endocr Relat Cancer 9: 75-85,
2002.
2 Piccart-Gebhart M, Procter M, Leyland-Jones B, et al. A Randomized Trial
of Trastuzumab Following Adjuvant
Chemotherapy in Women with HER2
Positive Breast Cancer. New England
Journal of Medicine 353:16 2005.
3 NCCTG N9831 (US), NSABP B-31
(US), BCIRG 006 (international)
4 Romond, E., Perez, E. et al. Trastuzumab plus Adjuvant Chemotherapy for
Operable HER2 Positive Breast Cancer.
New England Journal of Medicine
353:16 2005.
5 Collaborative partners for the HERA
study include: Roche, BIG and its affiliated collaborative groups, plus nonaffiliated collaborative groups, and
independent sites.
䊏
MedReport
12 I 122. Tagung der NGGG
D
iese Standpunkte werden von
den jeweiligen Interessenverbänden auf unterschiedlichen
Schlachtfeldern ausgefochten. Unabhängig vom Ausgang dieser Diskussion
lassen sich einige grundsätzliche Aussagen zur aktuellen und zukünftigen
Versorgungssituation treffen:
䊏 Die zu verteilenden finanziellen
Mittel reichen nicht aus, um die
bestehenden medizinischen Angebotsstrukturen zu finanzieren. Das
bedeutet in der Konsequenz, dass
– der Leistungsumfang der (gesetzlichen) Krankenversicherung reduziert wird, insbesondere um
eine Beitragssatzstabilität der
Krankenkassen zu erreichen
oder/und
– die finanziellen Mittel, die jeder
einzelne (Arzt) erhält, kontinuierlich geringer werden.
䊏 Die demographische Entwicklung
führt zu weniger aber dafür im
Durchschnitt schwerer erkrankten
Patienten, wodurch die aktuelle
Versorgungsstruktur nachhaltig in
Frage gestellt wird.
䊏 Für den einzelnen Patienten werden
die persönlichen Gesundheitsausgaben steigen.
䊏 Eine Aufhebung der starren Sektorengrenzen wird u. a. durch Öffnung der Krankenhäuser für ambulante Leistungen oder Änderungen
des Vertragsarztgesetzes gezielt
gesucht.
䊏 Es wird einen Wettbewerb insbesondere der Leistungsanbieter
(Ärzte) geben; bei den Krankenkassen ist dieser bereits im Vollzug.
Die Taktung der Modernisierungsund Erneuerungsgesetze der gesundheitspolitischen Gesetzgebung erfolgt
in immer kürzeren Abschnitten und
die Veränderungen werden aufgrund
des zunehmenden finanziellen Drucks
einschneidender.
Diese Aussagen gelten für alle Facharztgruppen im ambulanten Sektor,
also gleichermaßen für die Fachgruppe der Gynäkologen. Die Aufwertung dieser Fachgruppe durch den
EBM 2000+ kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch für Gynäkologen strukturelle und organisatorische Veränderungen der Angebotsstruktur des Marktes gleichermaßen
zusätzliche Chancen bieten oder zur
Existenz gefährdenden Bedrohung
werden.
Exemplarisch sind hierfür zwei Beispiele aus dem GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) aus dem Jahr
2004 dargestellt: die Integrierte Versorgung und das Medizinische Versorgungszentrum. Beide Themen haben
zahlreiche Veranstaltungen gefüllt und
diverse Leistungserbringer zum Han-
Nr. 22 I 30. Jahrgang 2006
Integrierte Versorgung – Versorgungszentren
TIM H ERI NG, HAMBURG UN D I REN E KUTZA, BERLI N
Sie alle kennen die leidige Diskussion, ob das Deutsche Gesundheitswesen nun ein „Einnahmenproblem“ oder ein
„Ausgabenproblem“ hat. Verfechter der „Einnahmenproblematik“ sehen für die erforderlichen medizinischen Leistungen nicht ausreichend Geld im System, die Vertreter der Seite der „Ausgabenproblematik“ hingegen sehen die
Mittelverwendung als Ansatzpunkt zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit des deutschen Gesundheitssystems.
deln bewegt. Einige von Ihnen haben
erste Erfahrungen gesammelt.
Die Autoren sehen in diesen Ansätzen bei der richtigen Vorgehensweise
hervorragende Instrumente, zur Stärkung des niedergelassenen Facharztes
und dessen Positionierung insbesondere gegenüber Krankenhäusern.
Diese verfügen aufgrund des höheren
Organisationsgrades über die notwendigen Ressourcen und das Know-how,
um sich dem Veränderungsprozess
offensiv zuwenden zu können. Dies ist
zumeist den im Tagesgeschäft eingebundenen Ärzten nur bedingt möglich, zudem fallen die Fallzahlrelationen häufig zu Gunsten der Krankenhäuser aus.
Integrierte Versorgung
Das Thema Integrierte Versorgung ist
im Sozialgesetzbuch (SGB) V durch
das GMG in den §§ 140 ff. grundsätzlich neu formuliert worden. Zum
aktuellen Zeitpunkt sind weit über
1000 Verträge zwischen Leistungserbringern und Krankenkassen abgeschlossen worden. Finanziert werden
die Modelle durch einen 1 %igen Budgetabzug im ambulanten und stationären Sektor, der inzwischen von vielen
Krankenkassen auch vollständig ausgeschöpft wird. Die Leistungsvergütung erfolgt in diesen Modellen extrabudgetär und in der Regel zu festen
Preisen. Im Wesentlichen wurden Verträge der Integrierten Versorgung bislang zwischen Krankenhäusern und
REHA-Einrichtungen, vorzugsweise
für Hüft- und Knieprothetik abgeschlossen. An diesen Verträgen sind
niedergelassene Ärzte grundsätzlich
nicht oder nur nachrangig beteiligt.
Gewinner dieser Verträge sind
immer die Teilnehmer: Diese vereinbaren eine für alle Seiten vorteilhafte
Versorgungssituation mit eindeutigen
Leistungsinhalten und -mengen zu
festen Preisen. Verlierer sind alle, die
nicht an der Integrierten Versorgung
teilnehmen und lediglich den 1 %igen
Budgetabzug hinnehmen müssen.
Darüber hinaus soll eine Patientensteuerung bewirkt werden, so dass die
nicht teilnehmenden Institutionen
nachhaltige Einbußen an Patientenzahlen für einzelne Indikationen zu
beklagen haben. Der finanzielle Nachteil liegt hier weitaus höher.
Gegenwärtig steht – nach Verlänge-
䊏
䊏
Tim Hering
Irene Kutza
rung der Zeitspanne der Anschubfinanzierung – auch eine Erhöhung des
Abzugsbetrages von derzeit einem
Prozent auf bis zu fünf Prozent und
mehr zur Diskussion. Das große Interesse an diesem Instrument zur Steuerung der Patientenversorgung seitens
der Krankenkassen wie auch auf Seiten der Leistungserbringer hat die
Integrierte Versorgung zu einer erfolgreichen Maßnahme der Gesundheitspolitik werden lassen. Zweifelsohne
gibt es auch diverse negative Modelle,
deren medizinische und/oder wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit in Frage
zu stellen ist. Diese Bewertung soll an
dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Im Ergebnis bleibt jedoch fest zu
halten, dass ein guter Integrierter Versorgungsvertrag für alle Vertragspartner eine Verbesserung darstellt, von
der alle profitieren.
Ein Beispiel für einen solchen Vertrag ist das Integrationsmodell zu
„Elektiven Eingriffen Gynäkologie“,
das zwischen dem Gyn-Verbund Berlin, zwei Berliner Krankenhäusern und
einer Berliner Krankenkasse im Juni
2005 abgeschlossen werden konnte.
Dieser Vertrag ist eingebettet in
gleich lautende Modelle für HNOÄrzte, Chirurgen und Orthopäden.
Bei allen Modellen spielt die Verlagerung von stationären Operationen in
den ambulanten Bereich eine große
Rolle.
Neben der qualitätsgesicherten
Arbeit der Fachärzte führen die optimierten und fest definierten Ablaufprozesse unter Einbindung einer
gemeinsam betriebenen Servicestelle
zu einer hohen Patientenzufriedenheit. Die teilnehmenden niedergelassenen Ärzte profitieren von extrabudgetär gezahlten, im Vorfeld festgelegten Fallpauschalen, die zu einer verlässlichen Vergütung der ärztlichen
Leistung führen.
Für noch notwendige stationäre
Krankenhausbehandlung erfolgt die
Zuweisung an die Partnerkrankenhäuser, die sich auf diesem Wege
höhere Planungssicherheit und Auslastung erwarten.
Die teilnehmenden Krankenkassen
erwarten eine besondere Versorgung
ihrer Versicherten und zusätzlich eine
Entlastung ihrer Ausgaben durch zielgerichtete Zuweisungen zwischen den
Vertragspartnern unter Vermeidung
von Doppeluntersuchungen.
Medizinische Versorgungszentren
Abb. 1: „3-Säulen-Modell“ für die Entwicklung des Integrierten Versorgungsmodells „Operative gynäkologische Leistungen“.
Abb. 2: Vorgehen für die Entscheidung zur Gründung eines MVZ oder anderer Kooperationsform.
Im Gegensatz zu den leistungsprozessorientierten Möglichkeiten der Integrierten Versorgung stellt das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ)
nach § 95 SGB V eine organisatorischstrukturelle Möglichkeit zur Kooperation zwischen mehreren Ärzten dar.
Die zusammen arbeitenden Ärzte, die
eine MVZ-Gründung planen, schließen hierbei einen gesellschaftsrechtlichen Vertrag ab, der lediglich einer
Zulassung durch die KV bedarf. Hierfür sind nach § 95 Abs. 1 einige –
nachfolgend beispielhaft genannte –
Voraussetzungen zu erfüllen:
䊏 Fachübergreifend: mind. 2 Ärzte
unterschiedlicher Facharztrichtungen
Ärztliche Leitung
Zulassung als MVZ, basierend auf
KV-Sitzen der o. g. Fachärzte
Hinsichtlich der Gestaltung eines
MVZ hat der Gesetzgeber interessante
Freiräume gelassen:
䊏 Gesellschaftsformern: nahezu alles
möglich
䊏 Anstellung von weiteren Ärzten
ohne eigenen KV-Sitz möglich
䊏 Zusammenarbeit mir sonstigen
Leistungserbringern (u. a. Apotheker, med. tech. Unternehmen, etc.)
Die wesentlichen Prüfkriterien für den
inhaltlichen und wirtschaftlichen
Zusammenschluss von Arztpraxen zu
einem MVZ sind im Wesentlichen:
䊏 Fallzahlen (Scheine) je Fachrichtung
vor MVZ Gründung
䊏 Ordinationsziffern der Fachärzte
vor MVZ Gründung
䊏 Wird durch das MVZ eine medizinische Verbesserung der Patientenversorgung erreicht
Die Erfahrung zeigt, dass die Gründung eines MVZ mit zahlreichen Hürden in der Zielsetzung der Ärzte verbunden ist. Insbesondere für den
gesellschaftsrechtlichen Zusammenschluss und die Vorbereitung des
Zulassungsverfahrens bei der KV empfiehlt sich dringend die Einbindung
eines Fachanwalts für Medizinrecht.
Für die Planung und Vorbereitung
eines MVZ müssen sich die künftigen
Partner neben einer kaufmännischen
Bewertung insbesondere über die
gemeinsame Zielsetzung, Strategie
und die erforderlichen Maßnahmen
zur Zielerreichung auseinandersetzen.
Häufig endet dabei ein als MVZ
geplantes Modell in einer „normalen“
Gemeinschaftspraxis, die den Anforderungen der Ärzte besser entspricht
als eine gesellschaftsrechtlich engere
Verflechtung im MVZ. Das Vorgehen
für die Entscheidung zur Gründung
eines MVZ oder einer anderen Kooperationsform ist in Abbildung 2 grafisch
dargestellt.
Ausblick
Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Gesundheitsreform werden
derzeit weitere Veränderungen im Vertragsarztrecht diskutiert und umgesetzt. Dabei wird auch der Rechtsrahmen des MVZ weiterentwickelt werden. So werden einige der Alleinstellungsmerkmale eines MVZ dann auch
einer „einfachen“ Einzel- oder
Gemeinschaftspraxis
zugänglich
gemacht. Eine ausreichende Vorbereitung und Planung der eigenen Zielsetzung und deren einfachste Umsetzung
ist daher zwingende Voraussetzung
und wird durch die in der Abbildung
dargestellte Vorgehensweise zügig und
unter Aufdeckung der Intention aller
Partner erreicht.
Korrespondenzadressen:
Tim Hering
S A N T U S – Projektmanagement im
Gesundheitswesen KG
Warburgstraße 37
20354 Hamburg
[email protected]
Irene Kutza
nfu. – Netzwerk für Unternehmensberatung
Uhlenhorster Straße 10
12555 Berlin
[email protected]
B ITTE VORMER KEN
19. bis 22. September 2006
56. Kongress der
Deutschen Gesellschaft
für Gynäkologie und
Geburtshilfe
KO N G R E S S O RT:
Internationales Congress Centrum
Berlin (ICC Berlin)
WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG:
Prof. Dr. med. Klaus Vetter
Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe e.V.
Dr. med. Babett Ramsauer
2. Schriftführerin der Deutschen
Gesellschaft für Gynäkologie
und Geburtshilfe e.V.
I N TE R N E T:
www.dggg-kongress.de
H E R AU S G E B E R U N D V E R L AG :
Blackwell Verlag GmbH
Kurfürstendamm 58
10707 Berlin
Tel.: 030 / 32 79 06-32
Fax: 030 / 32 79 06-42
[email protected]
www.blackwell.de
WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG:
Prof. Dr. Karl-Werner Schweppe
C H E F R E DA K T I O N :
Dr. Beata Dümde (-32)
R E DA K T I O N :
Rüdiger Zart (-13)
R E DA K T I O N S A S S I STE N Z :
Sandra Leverenz (-75)
ANZEIGEN:
Jutta Weber-Pianka (-30)
[email protected]
SONDERDRUCKE:
Barbara Beyer (-67)
V E R L AG S R E P R Ä S E N TA N Z
FÜR ANZEIGEN, SONDERDRUCKE
U N D S O N D E R AU S G A B E N :
Rosi Braun
Postf. 13 02 26
64242 Darmstadt
Tel.: 0 61 51 / 5 46 60
Fax: 0 61 51 / 59 56 17
[email protected]
G E STA LT U N G :
PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 1. Juli 2006
14.00 – 15.30 Uhr, Konferenzraum 2
Gynäkologentag: Strukturwandel im Gesundheitswesen – Möglichkeiten und
Grenzen durch Netzwerk,
medizinische Versorgungszentren und integrierte
Versorgungseinheiten
Vorsitz: Jochen Ahrens,
Westoverledingen;
Gabriele Füllborn, Edewecht
Integrierte Versorgung –
Versorgungszentren
Tim Hering, Hamburg
Netzwerke
Irene Kutza, Berlin
Schröders Agentur
www.schroeders-agentur.de
z.Zt. gültige
Anzeigenpreisliste 20/2006
Einzelpreis: € 7,– zzgl. Mwst.
Abonnement: € 220,– zzgl. Mwst.
(45 Ausgaben jährlich)
Die Beiträge unter der Rubrik „MedReport-Infodienst“ gehören nicht zum
wissenschaftlichen Programm der Veranstaltung. Für ihren Inhalt sind die jeweiligen Autoren, Institutionen oder Unternehmen verantwortlich.
Angaben über Dosierungen und Applikationen sind im Beipackzettel auf ihre
Richtigkeit zu überprüfen. Der Verlag
übernimmt keine Gewähr.
Nr. 22 䊏 30. Jahrgang
Berlin, im Juni 2006
ISSN 0934-3148
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