Hintergrund: Es ist bekannt, dass Tumorpatienten im Vergleich zur Normalbevölkerung gehäuft thrombembolische Ereignisse erleiden. 15 bis 20 % der Patienten mit venöser Thrombembolie (VTE) leiden an einem malignen Tumor. Die Generierung von Thrombin ist ein zentrales Moment in der Genese eines stabilen „thrombinclots“ und somit in der Entstehung einer VTE. Die Thrombingenerierung bzw. das endogene Thrombinpotential (ETP) ist als time to peak (Zeit bis zur maximalen Reaktionsgeschwindigkeit der Thrombinbildung) und als lag time (Zeit bis zum Anstieg der Reaktionsgeschwindigkeit) messbar. Ziel dieser Studie war es, die Thrombingenerierung von Patienten mit Lungenkarzinom mit der von gesunden Probanden zu vergleichen. Methode: Im Zeitraum von 2014 bis 2015 wurden Blutproben von Patienten mit Lungenkarzinom entnommen und im plättchenarmen Plasma (PPP) die Thrombingenerierung anhand der Parameter time to peak und lag time bestimmt. Die Werte wurden mit denen von Gesunden verglichen. Ergebnis: In die Untersuchung wurden 58 Patienten mit Lungenkarzinom und 35 gesunde Probanden eingeschlossen. Es fand sich ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Kollektiven für time to peak (Karzinom-Patienten vs. Gesunde): 15,0±3,1 min vs. 18,8±2,9 min (p=0,001) und lag time: 10,9±3,9 min vs. 15,8±2,3 min (p=0,001). Schlussfolgerung: Das ETP charakterisiert die Kapazität des Blutes, Thrombin zu generieren. Das verstärkte ETP – gemessen an im Vergleich zu Gesunden signifikant kürzerer lag time und time to peak – beschreibt eine Hyperkoagulabilität bei Patienten mit Lungenkarzinom. In einer weiteren Studie soll der Zusammenhang dieser Hyperkoagulabilität zu thrombembolischen Ereignissen in einem größeren Kollektiv von Lungenkarzinom-Patienten verfolgt werden, um das ETP für die Entscheidung zur Antikoagulation nutzbar zu machen.