Berater als Grenzgänger betrieblichen Geschehens Beraterwissen als Ressource für die Qualifikationsforschung im Bundesinstitut für Berufsbildung Dr. Agnes Dietzen XIII.Tagung für angewandte Soziologie Wer gestaltet den sozialen Wandel ? Innovation als sozialer Prozess 20.-21. Mai 2005 in Berlin. BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® Übersicht 1. Früherkennung der Qualifikationsentwicklung im BIBB 2. Zugangsprobleme zum betrieblichen Qualifikationsbedarf 3. Beraterwissen als Erkenntnisressource für die Qualifikationsforschung ? 4. Forschungserkenntnisse und Ergebnisse 5. Perspektiven BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 1. Früherkennung von Qualifikationsentwicklungen im BIBB Qualifikationsentwicklungen Früherkennung von Qualifikationsentwicklungen Ordnungsarbeit Innovationen Transfer Transfer in Betrieben und Erwerbsberufen Gestaltung von Qualifikationsprofilen in der beruflichen Bildung (Aus- und Weiterbildung) BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 2. Zugangsprobleme zum betrieblichen Qualifikationsbedarf Erfahrungen aus der Weiterbildungsforschung und eigenen Studien 2 „Die Offenlegung und Kommunikation betrieblichen Qualifikationsbedarfs ist hoch voraussetzungsvoll und bedarf systematischer Managementanstrengungen“ 2 Die Äußerung von Qualifizierungs- und Weiterbildungsbedarf als Lernnotwendigkeit wird in den Betrieben in der Regel nicht honoriert und als positive Haltung gewertet, sondern in Form „defensiver Routinen“ abgewehrt. (nach: Harney, 1999) BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 3. Beraterwissen als Erkenntnisressource für die Qualifikationsforschung ? Forschung Consultants talk funny and make money Unternehmen, Organisationen BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen BeraterInnen ® 3. Beraterwissen als Erkenntnisressource für die Qualifikationsforschung? „Consultants talk funny and make money“ • Berater verstärken Vorurteile und Vorentscheidungen ihrer Auftraggeber und dienen als Legitimationsbeschaffer für deren „grausame“ Entscheidungen • Sie verletzen Forschungsstandards durch Ignorierung des jeweiligen Forschungsstands, durch unzulässige Vereinfachungen komplexer Zusammenhänge oder Generalisierungen auf der Basis subjektiver Beobachtungen und unzureichend definierter Samples aus unspezifizierten Grundgesamtheiten • Gute Gedanken verlieren sich in einer Verkaufssprache und übertriebenem Selbstbewusstsein frei nach J. March 1991 BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 3. Beraterwissen als Erkenntnisressource für die Qualifikationsforschung BeraterInnen in Feldern der Arbeitsgestaltung, Personal- und Organisationsentwicklung, Prozessbegleitung und Qualifizierungsberatung t haben einen privilegierten Zugang zu betrieblichen Veränderungs- und Innovationsprozessen, in denen neue Kompetenz- und Qualifikationsanforderungen entstehen. t verfügen über Innen- wie Außenperspektiven, aufgrund derer sie in der Lage sind „tief“in die Unternehmen hineinzusehen sowie betriebliches Geschehen mit Distanz wahrzunehmen und darüber zu reflektieren. t sind Beteiligte in betrieblichen „Aushandlungsprozessen“ bei der Konstituierung veränderter Qualifikationsanforderungen. BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 4. Forschungserkenntnisse und Ergebnisse Das Expertenwissen von BeraterInnen liefert wichtige Erkenntnisse zu Prozessen der Bedarfsermittlung und - konstitution, da BeraterInnen è die hinter Brüchen und Problemen im Arbeitsablauf „aufscheinenden“ veränderten Qualifikationsanforderungen benennen können, welche mit üblichen Instrumenten der Bedarfsermittlung nicht erfasst werden è Zugang zu informellen Lernprozessen im Unternehmen haben, die Hinweise auf „unerkannten“ Qualifikationsbedarf geben è Begrenzungen und Probleme der betrieblichen Bedarfsermittlung erfahren und durch professionellen Einsatz von Instrumenten sowie durch Berücksichtigung der Voraussetzungen der jeweiligen betrieblichen Personalpolitik zu minimieren versuchen BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 4. Forschungserkenntnisse und Ergebnisse Das Experten- und Erfahrungswissen von BeraterInnen H vermittelt entwicklungs- und prozessbezogene Sichtweisen bei der Analyse des betrieblichen Qualifikationsbedarfes. H stärkt eine organisationsbezogene Sichtweise in der Früherkennung, die für ein dynamisches Verständnis von Beruflichkeit wichtige Aspekte erschließbar machen kann. BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 4. Forschungserkenntnisse und Ergebnisse H BeraterInnen sind qua Auftrag einer betrieblichen Handlungslogik verpflichtet, die im Spannungsfeld zu einer beruflichen Handlungslogik steht. H Sie arbeiten erfolgsorientiert, führen WinWin-Situationen herbei, üben Einfluss über die glaubwürdige Kommunikation von Erfolgsgeschichten. Diese steht in einem Spannungsverhältnis zum analytischen und ökonomisch erfolgsunabhängigen Anspruch der Früherkennung H Sie beschreiben betrieblich-prozessbezogene Kompetenzanforderungen, während die Früherkennung darauf zielt, überbetriebliche Entwicklungen von Qualifikationsanforderungen zu identifizieren und zu beschreiben BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 5. Perspektiven Forschungsmethodische Einbeziehung des Beraterwissens: u Standardisierte Erhebungen zum betrieblichen Qualifikationsbedarf und zur Früherkennung sind durch das Erfahrungswissen von Beratern Experten- und Erfahrungswissen zu ergänzen, zu vertiefen und zu überprüfen. u Das Expertenwissen von Beratern liefert „Signale“, qualitative Ergebnisse und „aufschließende“ Hypothesen für die Früherkennung. u Über unterschiedliche Triangulationen (Methoden, Daten) sind die verschiedenen Früherkennungsansätze zu einem Gesamtkonzept zusammen zu führen. BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ® 5. Perspektiven Forschungs- und Entwicklungsfelder : 1. Ausbau des Themenschwerpunktes „Früherkennung und betriebliche Personalpolitik • Was sind typische Strategien und Muster betrieblicher Personal- und Qualifizierungspolitiken? • Welchen Einfluss haben sie auf die Gestaltung neuer Qualifikationsanforderungen und beruflicher Entwicklungswege? • Wie unterscheiden sich Unternehmen in dieser Hinsicht • Welche Beispiele eines proaktiven strategischen Personalmanagements sind bereits realisiert? • Welche Bedingungen bestehen hierzu in den Unternehmen? 2. Entwicklung einer „angebotsorientierten“ Früherkennungsforschung • Wie kann Berufsbildung auch in neu entstehende Tätigkeitsfelder und Branchen implementiert werden, in denen bislang keine Qualifikationsund beruflichen Standards Geltung haben? BIBB AB 2.2 Dr. Agnes Dietzen ®