Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat Band 1: Bewegungsapparat von Werner Platzer überarbeitet Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat – Platzer schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thematische Gliederung: Anatomie Thieme 2009 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 13 492010 9 Inhaltsverzeichnis: Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat – Platzer 158 Obere Extremität: Muskulatur, Faszien, besondere Einrichtungen Unterarmmuskeln Obere Extremität Einteilung der Muskeln (A – D) Bei den Unterarmmuskeln kann man nach ihrer Lage zu verschiedenen Gelenken, nach ihrem Ansatz und nach ihrer Wirkung drei verschiedene Gruppen unterscheiden. – Die erste Gruppe umfasst jene Muskeln, die am Radius ansetzen und nur für Bewegungen der Unterarmknochen in Frage kommen. – Eine zweite Gruppe von Unterarmmuskeln erreicht den Metacarpus und ermöglicht Bewegungen in der Handwurzel. – Die dritte Gruppe umfasst jene Muskeln, die bis zu den Phalangen gelangen und für die Fingerbewegungen verantwortlich sind. Eine andere Einteilung wird nach der Lage der Muskeln zueinander vorgenommen. Dabei trennen Ulna und Radius mit der Membrana interossea die ventral liegenden Muskeln, die Beuger, von den dorsalen Muskeln, den Streckern. Durch bindegewebige Septen wird zwischen ventralen und dorsalen Muskeln noch eine radiale Muskelgruppe abgegrenzt. Sowohl bei den Beugern, als auch bei den Streckern können oberflächliche und tiefe Muskeln unterschieden werden. Schließlich kann man die Muskulatur des Unterarmes nach ihrer Innervation aus der ventralen oder aus der dorsalen Plexusschichte in zwei Gruppen gliedern. Aus praktischen Gründen soll die Einteilung der Muskulatur nach ihrer Lage zueinander in der Beschreibung berücksichtigt werden. Diese Einteilung entspricht auch weitestgehend einer funktionellen Gliederung. M. palmaris longus (4), M. flexor carpi ulnaris (5) Tiefe Schichte (s. S. 162) M. pronator quadratus (6), M. flexor digitorum profundus (7), M. flexor pollicis longus (8) Radiale Unterarmmuskeln (s. S. 164) M. extensor carpi radialis brevis (9), M. extensor carpi radialis longus (10), M. brachioradialis (11) Dorsale Unterarmmuskeln Oberflächliche Schichte (s. S. 166) M. extensor digitorum (12), M. extensor digiti minimi (13), M. extensor carpi ulnaris (14) Tiefe Schichte (s. S. 168) M. supinator (15), M. abductor pollicis longus (16), M. extensor pollicis brevis (17), M. extensor pollicis longus (18), M. extensor indicis (19). 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 N. medianus, N. ulnaris, N. radialis, R. superficialis, N. radialis, R. profundus, R. muscularis n. mediani, A. brachialis, A. radialis, A. ulnaris, V. basilica, V. cephalica, Radius, Ulna, Membrana interossea, A. und V. interossea communis, A. interossea anterior, A. interossea posterior. Ventrale Unterarmmuskeln Oberflächliche Schichte (s. S. 160) M. pronator teres (1), M. flexor digitorum superficialis (2), M. flexor carpi radialis (3), aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG Unterarmmuskeln 159 29 28 24 11 3 4 1 26 2 22 21 20 23 9 30 25 33 32 Obere Extremität 10 5 7 31 15 12 13 14 A Schnitt durch das proximale Drittel des Unterarmes 29 4 3 2 11 20 26 22 5 27 21 1 8 10 9 28 7 30 34 32 16 31 17 12 14 13 B Schnitt durch das mittlere Drittel des Unterarmes 20 4 35 18+19 2 27 21 26 A 5 3 8 16 B 7 6 29 C 31 17 11 30 19 10 9 C Schnitt durch das distale Drittel des Unterarmes 14 18 12 13 D Schnittebenen aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG 160 Obere Extremität: Muskulatur, Faszien, besondere Einrichtungen Ventrale Unterarmmuskeln Obere Extremität Oberflächliche Schichte (A – D) Der M. pronator teres (1) entspringt mit seinem Caput humerale vom Epicondylus medialis humeri (2) und vom Septum intermusculare mediale, mit seinem Caput ulnare vom Processus coronoideus ulnae (3). Er inseriert an der Tuberositas pronatoria (4) des Radius. Er proniert den Unterarm gemeinsam mit dem M. pronator quadratus und wirkt bei der Beugung im Ellbogengelenk mit. Innervation: N. medianus (C6 – C7). Varietäten: Das Caput ulnare kann fehlen. Bei Vorhandensein eines Processus supracondylaris (S. 114) entspringt das Caput humerale auch von diesem. Der M. flexor digitorum superficialis (5) entspringt mit seinem Caput humerale vom Epicondylus medialis humeri (6), mit dem Caput ulnare vom Processus coronoideus ulnae (7) und mit einem Caput radiale vom Radius (8). Zwischen den Köpfen spannt sich ein Sehnenbogen aus, der vom N. medianus und von A. und V. ulnaris unterkreuzt wird. Seine Sehnen ziehen in einer gemeinsamen Sehnenscheide (S. 182) durch den Canalis carpi. Er setzt mit 4 Sehnen an den seitlichen Knochenleisten (9) in der Mitte der Mittelphalangen des 2. – 5. Fingers an. Dabei teilen sich die Sehnen (M. perforatus, 10), und die Sehnen des M. flexor digitorum profundus (11) gleiten wie in einer Rinne. Im Ellbogengelenk ist er ein sehr schwacher, im Handgelenk und in den proximalen Fingergelenken ein starker Beuger. Bei maximal gebeugten Handgelenken wird er insuffizient. Innervation: N. medianus (C7 – Th1). Der M. flexor carpi radialis (12) entspringt am Epicondylus medialis humeri (6) und an der oberflächlichen Faszie des Unterarmes. Er inseriert an der Palmarfläche der Basis des Os metacarpale II (13). In Einzelfällen erstreckt sich sein Ansatz auch auf das Os metacarpale III. Er verläuft im Canalis carpi in einer Furche des Os trapezium, die zu einem osteofibrösen Kanal abgeschlossen ist. Er ist ein schwacher Beuger und Pronator im Ellbogengelenk, während er in den Handwurzelgelenken bei der Palmarflexion und gemeinsam mit dem M. extensor carpi radialis longus (S. 164) bei der Radialabduktion mitwirkt. Innervation: N. medianus (C6 – C7). Der M. palmaris longus (14) entspringt vom Epicondylus medialis humeri und strahlt mit seiner Palmaraponeurose (15) in der Palmarfläche der Hand aus (S. 178). Er flektiert die Hand nach palmar und spannt die Palmaraponeurose. Innervation: N. medianus (C7 – Th1). Varietät: Er kann fehlen, allerdings ist auch beim Fehlen dieses Muskels die Palmaraponeurose immer vorhanden. Der an der medialen Seite gelegene M. flexor carpi ulnaris (16) entspringt mit einem Caput humerale vom Epicondylus medialis humeri (6) und mit einem Caput ulnare vom Olecranon und den oberen 2/3 des Margo posterior ulnae (17). Er setzt am Os pisiforme an (18), setzt sich durch das Lig. pisohamatum auf das Os hamatum (19) und durch das Lig. pisometacarpeum zum Os metacarpale V (20) fort. Proximal seines Ansatzes am Os pisiforme entsendet der Muskel meistens schräg nach distal absteigende Sehnenfasern, die in die Fascia antebrachii einstrahlen. Er verläuft außerhalb des Canalis carpi. Er wirkt bei der Palmarflexion (wobei er wirksamer als der M. flexor carpi radialis ist) und der ulnaren Abduktion der Hand mit. Innervation: N. ulnaris (C7 – C8). 21 M. brachioradialis, 22 M. flexor pollicis longus, 23 M. pronator quadratus, 24 M. biceps brachii, 25 Retinaculum flexorum, 26 Mm. lumbricales, 27 M. abductor pollicis brevis, 28 M. flexor pollicis brevis, 29 M. palmaris brevis, 30 Ulna, 31 Radius, 32 Vinculum tendinum longum, 33 Vinculum tendinum breve. aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG Ventrale Unterarmmuskeln 161 14 24 6 12 21 5 3 7 1 16 1 22 17 14 11 Obere Extremität 2 31 30 4 1 21 16 8 12 C Schnitt durch die Mitte des Unterarmes 5 12 18 5 19 20 16 13 D Schema (Ursprung, Verlauf und Ansatz der Muskeln; M. palmaris longus nicht gezeichnet) 12 16 9 5 9 9 9 22 9 25 27 28 23 29 26 27 28 15 26 26 32 10 11 10 10 33 11 A oberflächliche Beugergruppe der ventralen Unterarmmuskeln B oberflächliche Beugermuskeln an der Hand, Palmaraponeurose entfernt aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG 162 Obere Extremität: Muskulatur, Faszien, besondere Einrichtungen Ventrale Unterarmmuskeln, Fortsetzung Obere Extremität Tiefe Schichte (A – C) Der viereckige Einwärtsdreher, der M. pronator quadratus (1) entspringt am distalen Viertel der Palmarfläche der Ulna (2) und setzt am distalen Viertel der Palmarfläche des Radius (3) an. Er proniert den Unterarm und wird dabei vom M. pronator teres unterstützt. Innervation: N. interosseus anterior des N. medianus (C8 – Th1). Varietäten: Der Muskel kann weiter nach proximal reichen. Er kann auch verschiedene Handwurzelknochen und selten die Muskeln des Daumenballens erreichen. Manchmal kann der Muskel fehlen. Der M. flexor digitorum profundus (4) entspringt von den proximalen zwei Dritteln der Palmarfläche der Ulna (5) und der Membrana interossea. Durch den Canalis carpi verlaufend, werden seine Sehnen und die Sehnen der oberflächlichen Fingerbeuger (S. 160) von einer gemeinsamen Sehnenscheide (S. 182) umhüllt. Sein Ansatz ist mit 4 Sehnen an den Basen der Endphalangen des 2. –5. Fingers (6). Aufgrund seines Verhaltens gegenüber dem M. flexor digitorum superficialis, dessen Endsehnen er durchbohrt, wird er auch als M. perforans bezeichnet. Außerdem entspringen von den radialen Seiten seiner Sehnen die Mm. lumbricales (7). Er beugt in den Handwurzel- und Fingergelenken. Innervation: N. interosseus anterior des N. medianus und N. ulnaris (C7 – Th1). brevis und gelangt an die Basis der Endphalanx des Daumens (10). In seiner Funktion ist er ein Beuger bis in das Endglied des Daumens und ist außerdem imstande, etwas nach radial zu abduzieren. Innervation: R. interosseus anterior des N. medianus (C7 – C8). Varietät: Bei 40% der Menschen besitzt er ein Caput humerale, das am Epicondylus medialis humeri entspringt. In diesen Fällen besteht eine sehnige Verbindung mit dem Caput humerale des M. flexor digitorum superficialis. 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 M. brachioradialis, Retinaculum flexorum, M. abductor pollicis brevis, M. flexor pollicis brevis, M. flexor carpi radialis, M. palmaris longus, M. flexor digitorum superficialis, M. flexor carpi ulnaris, M. pronator teres, Radius, Ulna. Varietät: Die Sehne, die zum Zeigefinger (Index) gelangt, besitzt sehr häufig einen eigenen Muskelbauch (s. Abb. A). Der M. flexor pollicis longus (8) entspringt von der Vorderfläche des Radius (distal von der Tuberositas radii) und von der Membrana interossea (9). Er zieht, von einer eigenen Sehnenscheide (S. 182) umgeben, durch den Canalis carpi, liegt anschließend zwischen den Köpfen des M. flexor pollicis aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG Ventrale Unterarmmuskeln 15 11 19 163 16 17 8 Obere Extremität 18 4 20 21 11 4 B Schnitt durch die Mitte des Unterarms Schnittebene 8 5 1 9 15 12 4 8 2 3 1 13 14 7 7 6 10 10 6 6 6 A tiefe Beugergruppe der ventralen Unterarmmuskeln 6 C Schema (Ursprung, Verlauf und Ansatz der Muskeln) aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG 164 Obere Extremität: Muskulatur, Faszien, besondere Einrichtungen Radiale Unterarmmuskeln (A – D) Obere Extremität Die radiale Gruppe umfasst drei Muskeln, die im Ellbogengelenk beugend wirken. Der M. extensor carpi radialis brevis (1) entspringt im Caput commune vom Epicondylus lateralis humeri (2), vom Lig. collaterale radiale und vom Lig. anulare radii und setzt an der Basis des Os metacarpale III (3) an. Er gelangt durch das zweite Sehnenfach (S. 180) an die Dorsalseite der Handwurzel. Der M. extensor carpi radialis brevis ist ein schwacher Beuger im Ellbogengelenk. Er bringt die Hand aus der Ulnarabduktion in Mittelstellung und flektiert sie nach dorsal. Innervation: N. radialis, R. profundus (C7). Der M. extensor carpi radialis longus (4) entspringt an der Crista supracondylaris lateralis humeri (5) und am Septum intermusculare laterale bis zum Epicondylus lateralis und verläuft gemeinsam mit dem M. extensor carpi radialis brevis durch das zweite Sehnenfach. Er setzt an der Basis des Os metacarpale II (6) an. In seiner Funktion ist er ein Beuger im Ellbogengelenk und schwacher Pronator bei gebeugtem Arm und ein Supinator bei gestrecktem Arm. In den Handwurzelgelenken vollführt er gemeinsam mit dem M. extensor carpi ulnaris eine Dorsalflexion und gemeinsam mit dem M. flexor carpi radialis eine Radialabduktion. Innervation: N. radialis, R. profundus (C6 – C7). Dem Oberarmspeichenmuskel, M. brachioradialis (7), dienen die Crista supracondylaris lateralis humeri (8) und das Septum intermusculare laterale zum Ursprung. Er inseriert an der radialen Fläche des Processus styloideus radii (9). Zum Unterschied von den vorher beschriebenen Muskeln des Unterarmes handelt es sich hier um einen eingelenkigen Muskel. Er bringt den Unterarm in Mittelstellung zwischen Pround Supination. In dieser Stellung wirkt er als Beuger. Seine Beugefunktion ist geringer bei langsamen Bewegungen und bei Supinationsstellung des Unterarmes. Innervation: N. radialis (C5 – C6). Klinischer Hinweis: Unmittelbar proximal seines Ansatzes befindet sich zwischen seiner Sehne und der Sehne des M. flexor carpi radialis (S. 160) jene Stelle, an der der Puls an der A. radialis gefühlt wird (s. auch S. 386). 10 11 12 13 14 15 16 17 M. extensor digitorum, M. extensor digiti minimi, M. extensor carpi ulnaris, M. extensor pollicis longus, M. extensor pollicis brevis, M. abductor pollicis longus, Ulna, Radius. Sowohl der vorher genannte wie auch dieser Muskel werden als Faustschlusshelfer bezeichnet, da beim Faustschluss die Hand leicht nach dorsal flektiert sein muss, um eine Maximalwirkung der Beuger zu erreichen. Klinischer Hinweis: Bei Faustschluss können am Epicondylus lateralis humeri Schmerzen auftreten, die als Epicondylitis humeri bezeichnet werden. Als Ursache nimmt man eine noch nicht bewiesene Periostreizung im Ursprungsgebiet der beiden radialen Strecker durch Überlastung an (Tennisellbogen). aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG Radiale Unterarmmuskeln 165 8 5 4 7 4 4 7 1 1 Schnittebene 1 12 11 10 9 B radiale Gruppe der Unterarmmuskeln von der Seite gesehen 15 15 6 3 6 14 13 36 14 D Schema (Ursprung, Verlauf und Ansatz der Muskeln) 15 11 12 16 10 13 14 1 17 4 A radiale Gruppe der Unterarmmuskeln von dorsal gesehen 7 C Schnitt durch die Mitte des Unterarmes aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG Obere Extremität 2 7 166 Obere Extremität: Muskulatur, Faszien, besondere Einrichtungen Dorsale Unterarmmuskeln Obere Extremität Oberflächliche Schichte (A – C) Der M. extensor digitorum (1) hat einen flächenhaften Ursprung vom Epicondylus lateralis humeri (2), Lig collaterale radiale, Lig. anulare radii und von der Fascia antebrachii. Er zieht durch das vierte Sehnenfach (S. 182). Er bildet mit seinen Sehnen die Dorsalaponeurose (3) des zweiten bis fünften Fingers, und außerdem entsenden seine Sehnen Zügel zu den Basen der Grundphalangen (4) und zu den Gelenkkapseln der Grundgelenke. Zwischen den einzelnen Sehnenstrahlen finden sich regelmäßig sehnige Verbindungen (Connexus intertendinei, 5) ausgehend vom vierten Finger (Digitus anularis) zum dritten (Digitus medius) und fünften (Digitus minimus) Finger. Der M. extensor digitorum streckt und spreizt die Finger. In den Handwurzelgelenken ist er der stärkste Muskel für eine Dorsalflexion. Außerdem wirkt er ulnarabduzierend. Innervation: N. radialis, R. profundus (C6 –C8). Varietäten: Der Muskelbauch der Sehne für den zweiten Finger kann selbständig sein. Die Sehne zum fünften Finger kann fehlen. Andererseits können die Sehnen zu den einzelnen Fingern auch verdoppelt sein. Der M. extensor digiti minimi (6) entspringt gemeinsam mit dem vorher genannten in einem Caput commune (2) und gelangt durch das fünfte Sehnenfach meist mit zwei Sehnen zur Dorsalaponeurose des fünften Fingers. Manchmal fehlt dieser Muskel, und der M. extensor digitorum übernimmt dann mit einer weiteren Sehne seine Funktion. Er streckt den fünften Finger und wirkt an der Dorsalflexion und Ulnarabduktion der Hand mit. Innervation: N. radialis, R. profundus (C6 –C8). Auch der M. extensor carpi ulnaris (7) entspringt vom Caput commune (2), gemeinsam mit dem M. extensor digitorum, und von der Ulna (8) und zieht an der medialen dorsalen Seite der Ulna durch das sechste Sehnenfach bis zu der Basis des Os metacarpale V (9). Sein Name ist missverständlich, da er funktionell ein kräftiger Abduktor ist. Seine Wirkung wird durch den Verlauf seiner Sehne verständlich. Seine Sehne verläuft dorsal vom Radiokarpalgelenk jedoch palmar vom Mediokarpalgelenk in bezug auf die Bewegungsachse (S. 134). Daher kommt es zu einer Dorsalflexion in der Articulatio radiocarpalis und zu einer Palmarflexion in der Articulatio mediocarpalis, d. h. die beiden Funktionen heben sich auf. Daher wirkt dieser Muskel im wesentlichen als reiner Abduktor. Der Antagonist dieses Muskels ist der M. abductor pollicis longus. Innervation: N. radialis, R. profundus (C7 – C8). Varietät: Häufig findet sich an der radialen Seite eine zusätzliche Sehne, die die Phalanx proximalis erreicht. 10 11 12 13 14 15 16 17 18 M. extensor carpi radialis longus, M. extensor carpi radialis brevis, M. abductor pollicis longus, M. extensor pollicis brevis, M. extensor pollicis longus, M. extensor indicis, Radius, Ulna, M. anconaeus. aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG Dorsale Unterarmmuskeln: Oberflächliche Schichte 15 167 12 6 7 1 14 13 16 17 11 10 18 B Schnitt durch die Mitte des Unterarms Schnittebene 1 7 6 2 12 13 11 8 10 13 7 6 1 14 1 1 6 1 7 5 5 3 3 3 9 15 4 4 A oberflächliche Schichte der dorsalen Unterarmmuskeln C Schema (Ursprung, Verlauf und Ansatz der Muskeln) aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG Obere Extremität 17 168 Obere Extremität: Muskulatur, Faszien, besondere Einrichtungen Dorsale Unterarmmuskeln, Fortsetzung Obere Extremität Tiefe Schichte (A – C) Die Crista m. supinatoris ulnae (1), der Epicondylus lateralis humeri (2), das Lig. collaterale radiale und das Lig. anulare radii dienen dem M. supinator (3) als Ursprungsflächen. Jene Fasern, die vom hintersten Anteil des Lig. collaterale radiale entspringen, verlaufen oberflächlich und bilden einen nach distal konvexen Sehnenbogen. Zwischen diesen Fasern und den übrigen zieht der R. profundus n. radialis (s. S. 384) an die Dorsalfläche des Unterarmes. Er setzt am Radius (4) zwischen der Tuberositas radii und dem Ansatz des M. pronator teres an. Dabei umschlingt er den Radius und supiniert den Unterarm zum Unterschied vom M. biceps brachii in jeder Beuge- bzw. Streckstellung. Innervation: N. radialis, R. profundus (C5 –C6). Der M. abductor pollicis longus (5) entspringt von der Facies dorsalis ulnae (6), und zwar distal von der Crista m. supinatoris ulnae, von der Membrana interossea (7) und von der Facies dorsalis radii (8). Er verläuft durch das erste Sehnenfach (S. 182) und setzt an der Basis des Os metacarpale I (9) an. Ein Teil der Sehne gelangt zum Os trapezium, ein weiterer Teil verschmilzt häufig mit der Sehne des M. extensor pollicis brevis und mit dem M. abductor pollicis brevis. Bedingt durch seine Lage, flektiert er die Hand nach palmar und abduziert sie nach radial. Die Hauptfunktion dieses Muskels ist die Abduktion des Daumens. Innervation: N. radialis, R. profundus (C7 –C8). Der M. extensor pollicis brevis (10) entspringt von der Ulna (11), und zwar distal vom M. abductor pollicis longus, von der Membrana interossea (12) und von der Facies dorsalis radii (13), und gelangt zur Basis der Grundphalanx des Daumens (14). Er streckt und abduziert den Daumen, be- dingt durch seine enge Beziehung zum M. abductor pollicis longus, mit dem er gemeinsam durch das erste Sehnenfach verläuft. Innervation: N. radialis, R. profundus (C7 – Th1). Varietät: Häufig ist seine Endsehne verdoppelt. In seltenen Fällen kann er fehlen. Der M. extensor pollicis longus (15) hat seine Ursprungsfläche an der Facies dorsalis ulnae (16) und an der Membrana interossea (17). Er gelangt durch das dritte Sehnenfach an die Dorsalseite der Handwurzel. Seine Insertion liegt an der Basis der Endphalanx (18) des Daumens. Er benützt die lateral des dritten Sehnenfaches liegende Knochenleiste am Radius, das Tuberculum dorsale, als Hypomochlion und streckt den Daumen. In den Handwurzelgelenken flektiert er nach dorsal und abduziert nach radial. Innervation: N. radialis, R. profundus (C7 –C8). Das distale Drittel der Facies dorsalis ulnae (19) und der Membrana interossea (20) dienen dem M. extensor indicis (21) als Ursprungsflächen. Er zieht gemeinsam mit dem M. extensor digitorum durch das vierte Sehnenfach und strahlt mit seiner Sehne in die Dorsalaponeurose des Zeigefingers ein. Er streckt den Zeigefinger und wirkt an der Dorsalflexion in den Handwurzelgelenken mit. Innervation: N. radialis, R. profundus (C6 –C8). Varietät: Häufig finden sich zwei bis drei Sehnen. Manchmal kann der Muskel fehlen. 22 23 24 25 26 M. extensor digitorum, M. extensor digiti minimi, M. extensor carpi ulnaris, Ulna, Radius. aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG Dorsale Unterarmmuskeln: Tiefe Schichte 169 21 5 23 24 25 15 22 10 Obere Extremität 26 3 B Schnitt durch die Mitte des Unterarmes 5 Schnittebene 2 21 10 15 1 10 5 6 4 16 7 8 11 10 21 3 15 19 12 17 13 5 10 20 21 15 9 14 18 A tiefe Schichte der dorsalen Unterarmmuskeln C Schema (Ursprung, Verlauf und Ansatz der Muskeln) aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 9783134920109) 䊚 2009 Georg Thieme Verlag KG