Menschenrechte Die singenden Großmütter der Plaza de Mayo

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Menschenrechte
Artikel 16
1. Heiratsfähige Männer und Frauen haben ohne jede Beschränkung
auf Grund der Rasse, der Staatsangehörigkeit oder der Religion das
Recht, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Sie haben bei der
Eheschließung, während der Ehe und bei deren Auflösung gleiche
Rechte.
2. Eine Ehe darf nur bei freier und uneingeschränkter Willenseinigung
der künftigen Ehegatten geschlossen werden.
3. Die Familie ist die natürliche Grundeinheit der Gesellschaft und hat
Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat.
Die singenden Großmütter der Plaza de Mayo
Argentiniens geraubte Identitäten
Nach dem Militärputsch in Argentinien 1976 wurde General Videla neuer Präsident. Es begann die Zeit des schmutzigen Krieges gegen die eigenen
Bürger. Im Namen der nationalen Sicherheit wurden bis 1983 etwa 30000 vermeintliche Regimegegner – oder Menschen, die man dafür hielt - entführt,
gefoltert und ermordet. Vor dem Verschwinden war niemand sicher. Männer,
Frauen, Jugendliche, Kleinkinder und Schwangere verschwanden ohne Hinweise auf ihren Aufenthaltsort. Die Entführten wurden an geheime Orte gebracht und dort gefoltert.
Viele Kinder wurden gemeinsam mit ihren Familien verschleppt oder kamen in
Gefangenschaft in Konzentrationslagern zur Welt. Diese Kinder wurden in
vielen Fällen als eine Art Kriegsbeute von hohen Regierungsmitgliedern, Militärs oder Polizisten adoptiert. Andere wurden auf der Straße oder vor Kinderheimen ausgesetzt. Die Absicht der Regierung war es, durch diese brutalen
Maßnahmen die Kontrolle über die Erziehung von Kindern als subversiv
geltender Eltern zu erlangen. Durch diese Vorgehensweise wurde die Identität
der Kinder vorsätzlich verwischt.
Im Jahr 1976 schlossen sich Großmütter, die auf der Suche nach ihren verschwundenen Enkelkindern waren, zu einer Organisation zusammen. Eine
der Aktivistinnen war María Isabel Chorobik de Marioni, die ihre drei Monate
alte Enkelin zuvor schon bei Polizei, Armee und Richtern vermisst gemeldet
und gesucht hatte.
Die Abuelas de Plaza de Mayo und die Madres de Plaza de Mayo trafen sich
zu wöchentlichen Demonstrationen auf dem namensgebenden Plaza de
Mayo (vor dem Regierungspalast in Buenos Aires). Dort versuchten sie mit
Fotos ihrer Kinder auf deren Verschwinden aufmerksam zu machen. Das Ziel
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der nicht-staatlichen Organisation war und ist es, alle Kinder, die während der
Militärdiktatur entführt wurden, wiederzufinden und an ihre rechtmäßigen
Familien zurückzuführen. Viele der Großmütter waren, bevor sie auf diese
Weise politisch aktiv wurden, Hausfrauen. Um für die Rechte zweier Generationen, ihrer Kinder und Enkelkinder, zu kämpfen, mobilisierten sie sich. Die
Großmütter forderten bei verschiedenen Gerichtshöfen die Rückgabe ihrer
Enkelkinder sowie die Untersuchung der Umstände ihres Verschwindens. Sie
organisierten Demonstrationen, stellten Anfragen bei Gericht und den Kirchen
und wandten sich auch an internationale Organisationen, wie die UNO.
Obwohl viele Mitglieder der Organisation während der Diktatur bedroht
wurden, verschwand keine der Aktivistinnen.
Nach der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1983 verstärkten die Großmütter
ihre Kampagnen. Sie machten mit Plakaten und Flugblättern, mit Radio- und
TV-Spots sowie mit Anzeigen in Zeitungen auf das Problem der während der
Diktatur verschwundenen Kinder aufmerksam.
Doch die verschwundenen Kinder zu finden, war nur ein erster Schritt. Anschließend musste erst bewiesen werden, dass es sich wirklich um das gesuchte Kind handelte. Erst ein Bluttest konnte die biologische Abstammung
von einer bestimmten Familie nachweisen. Daher wurde auf Initiative der
abuelas hin die "Nationale Genetische Datenbank" eingerichtet. Diese
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speichert die genetischen Informationen von Familien, die nach ihren Kindern
suchen. Im Jahr 1987 wurde das erste Kind, das in Gefangenschaft geboren
worden war, nach einem Gentest seiner Familie zurückgegeben. Bis heute
haben etwa 2000 Menschen aus ungefähr 175 Familien Blut für die Datenbank zur Verfügung gestellt.
Heute arbeiten die abuelas auf verschiedenen Ebenen. Sie bringen Beschwerden und Anzeigen bei staatlichen Autoritäten ein, organisieren
Demonstrationen und geben der nationalen und internationalen Justiz Hinweise. Viele Kinder wurden nämlich in den Jahren der Diktatur auch ins Ausland verkauft oder verschleppt. Die Hauptarbeit der abuelas besteht heute
noch in persönlichen Nachforschungen.
Nach der Auffindung werden die Kinder mit ihren biologischen Familien
zusammengeführt. Unter dem Motto Vuelta a la vida (Rückkehr ins Leben)
soll den Kindern ihre Identität wiedergegeben werden. Dies geschieht unter
Aufsicht von PsychologInnen und AnwältInnen. Bis heute wurden 73
verschwundene Kinder wiedergefunden.
ingrid rauther-wolf
Artikel 18
Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und
Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine
Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die
Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung ... öffentlich oder
privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu
bekennen.
Artikel 19
Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie
Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein,
Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art
und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu
suchen, zu empfangen und zu verbreiten.
China 2008
Besonders zur Zeit der Olympischen
Spiele in Peking wurde hier kontrolliert
und zensiert, welche Informationen das
Land auf Papier oder über das WWW
verlassen und auch hineinkommen
dürfen.
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