Wissenschaftliche Nachrichten Herausgegeben vom Bundesministerium fur Bildung, Wissenschaft und Kultur Und demnachst vom Mars ... Zukunft • Bildung • Kultur Nr.115 Marz/ April 2001 Inhalt Grundwissenschaftliche Probleme Zahlen, Ziffern und Einheiten - die Welt als Produkt von Gleichungen (Teil 2) . . . . . . . . . . 3 Biologie, Geowissenschaften •- Blut und Blutplasma ........ . . . . . ..... .. " Chemie 11 -·';, 11 - .' ':..r. .- BSE-Tests: Gibt es Schutz vor dem Wahnsinn? . .. _ .. . . . __ ..... _ . . .. . . 19 Haaranalyse auf Kokain - wie wird's gemacht? . . . 21 Brennstoffzellen fur Autos .. . ... . . . .. . .. . .. _ 22 Innovationen rund urn PVC . . . . . . . . .. . . . . . , . 23 Buchbesprechungen .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Mathematik Das Pascal-Dreieck, ein vielseitiges Zahlenmuster . . . . ......... . . ,. .. ., .. . .. . 25 Der Solver von EXCEL in der Mathematik - eine Kurzdarstellllng an Hand von Fallbeispielen . . . . . . .... . .. . . . . 31 Die Dreiecks-Aufgabe c, h, W j die PETRA-Kurven . . .. . .. , . ... . .... . .. . . . 34 Aufgabenecke . .. . , . , .. , .. . .. . .. .. . . . .. . . 37 Physik, Astronomie Weltraumreisen und das Zwillingsparadoxon . , .. 41 Wirtschafts- und Sozialgeographie Wirtschaftsinformationen •Wissenschaftliche Nachrichten". FOl1bildungsorgan des Bundesministe riums fur Bildung, Wi <;scn~cha ft und Kultur fOr AHS- und BHS-Lchrcr Erscheint d rcimal jahrlich, im Mar. April, Julil August und Novcmher/ Dezember. Medieninhaher (Verlcger) und Herausgeber: Bundesminist rium fur Bildung. Wissensc haft und Kultur, 1010 Wien, MinoritenplJtz 5 Reda ktion: Dr Christia n Woln}" BRG VII . Kandlgassc 39. Hersteller' Ueherreuter Print und Digimedta GmbH, 21 00 Ko rneuburg, IndlistriestraBe I. Telefon: 022621 89 -.' ~ " Englisch al:-. Arb itssprache (FAA) . . . ..... 47 Bergbauern zwbchen Liberalisierung unci erschwerten Wirtschaftsbedingllngen ..... 49 Neuerscheinung n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 52 2 IMPRESSUM: DJ1> InformJti()n~blall ..\X'issen ~h a ftliche Nadlrichten" e rschein! illl Juli AliguM . illl N()\'clllbe r Deze mhcr und illl M;il7./ April E.~ wird (F ri de, BMUK \'0111 18 II. 1965, Z 120 7 12N 4:1 /65) den 7uMandigen l>chulbe h(irde n (LSR bzw. Sl> R). den Dire ktionen de r aligellle mbiidenden und der hemfshildenden hilhe re n ~ch ulen 01>te rre ichs, \\ clche m den gcnannte n Schulkat >gorien Philosophie, Mathematik, lin naturwissenschaftlichen Fach, Geographie und Wirtschaftskunde untc rricht cn. l li r kostcnlosl'n VCl1cilung 7ur \ 'e rfii gung ge"tcllt. WI ",~ nsdl.lft hche atlmchtcn f-hi r/. Apri l 200 1 GRUNDWISSENSCHAFI1..ICHE PROBLEME Mag. Dr. Robert Hofstetter Zahlen, Ziffern und Einheiten die Welt als Produkt von Gleichungen? (Teil 2) Univ.-Lektor Prof. Mag. Dr. Walter Weiss (F011setzlIng von Nummer 114) Wie kommt es uberhaupt zu Zahlen, die nicht abgeschlossen (also aus Einheiten zusammengesetzt) sind? Urn diese Frage beantworten zu konnen, mussen wir die Zahlen vorerst nach ihren Klassen ordnen und schauen, was uns die Mathematik bis dato an Zahlenmaterial bietet. Da gibt es also einmal die reellen Zahlen. Diese teilen sich ein in: a) natiirliche Zahlen (0, 1, 2, ... , n, ... ), b) ganze Zahlen (. .. , - n, ... , - 1, 0, 1, 2, .. ., n, ... ), c) rationale Zahlen (aile Zahlen, die als Bruch darstellbar sind, also sowohl im Zahler als auch im Nenner eine ganze Zahl haben, d) irrationalen Zahlen, das sind aile Zahlen mit nunendlichen" Kommastellen, die nie periodisch werden; die beruhmtesten sind Pi und die Quadratwurzel aus 2; keine irrationalen Zahlen sind hingegen Zahlen mit periodischen Kommastellen, wie etwa die Zahl 0,111 ... , die nur den Kehrwert von 1/ 9 in dekadischer (=dezimaler) Schreibweise ausdruckt. Zu diesen reellen Zahlen kommen noch die e) imaginaren Zahlen, also aile Quadratwurzeln aus negativen Zahlen, ausgehend von der Quadratwurzel aus - 1, "i" genannt. Da es auch 2i und i/2 geben muB, gibt es fur jede sogenannte reelle Zahl auch ein imagina res Gegenstuck. Und dann gibt es noch die t) komplexen Zahlen, also zusammengesetzte Zahlen aus reellen und imaginaren. Zusatzlich zu diesen Standardzahlen haben Mathematiker die Infinitesimale erfunden, GroBen, die kleiner sind als jede noch so kleine (aufschreibbare) Zahl, aber doch groBer als null. Vor kurzem versuchte man mit der Nichtstandard-Analysis bzw. der 1ST (Internal Set Theory, interne Mengenlehre) Zenons Bewegungsaporie (wieder einmai) zu begegnen. Die infinitesimalen Nichtstandardzahlen sind kleiner als jede positive Standardzahl, aber groBer als null. Gemischte Nichtstandardzahlen entstehen, indem man zu Standardzahlen infinitesimale Betrage addiert oder von ihnen subtrahiert. Somit ist jede Standardzahl von Nichtstandardzahlen umgeben. Unbeschrankte Nichtstandardzahlen sind die Kehrwerte von infinitesimalen Nichtstandardzahlen. Jede unbeschrankte Nichtstandardzahl ist groBer als jede beliebige Standardzahl, wird aber wie eine endliche Zahl behandelt (sie liegt Wisscnschaftliche Nachrichtcn . Miif7J April 2001 zwischen jeder beliebig groBen Zahl und unendlich). Nun gilt, daB sich zwei konkrete Zahlen nicht durch einen infinitesimalen Betrag unterscheiden durfen, denn die arithmetische Differenz zweier konkreter Zahlen muB auch konkret sein. Ware sie namlich infinitesimal, so wlirde dies der Definition einer Infinitesimalen kleiner als jede Standardzahi) widersprechen. Daraus folgt, daB die Endpunkte eines infinitesimalen Intervalls nicht durch konkrete Zahlen bezeichnet werden kannen. Ein solches Intervall laBt sich darum auch niemals messen, und es folgt: Injinitesimale bleiben der Beobachtung jitr immer verschlossen. Dies ist deshalb interessant, weil es sich durch Zahlen, also immer noch diskrete GraBen, dem Kontinuum anniihel1. Die Ausdrucke nirrationale", "imaginare" und "komplexe" fur Standardzahlen zeigen aber auch schon, was Sache ist. Wenn etwas nicht vollstandig in seine Teile (= Einzelne) zerlegt werden kann, widerspricht dies der Vorstellbarkeit - es ist irrational. Dieses Problem der Unvorstellbarkeit taucht aber bereits auf, wenn man wissen will, welche Zahl mit sich selbst multipliziert (= das Quadrat) die Zwei ergibt. Es gibt keine naturliche Zahl, mit der dies moglich ware. Die Entdeckung, daB diese Zahl nicht als Bruch (also rational) darstellbar ist, kostete Hippasus, einem Schiiler Pythagoras', das Leben. Sein ansonsten harmoniesiichtiger Lehrer lieB ihn ersaufen, da er diese Entdeckung seines Schiilers nicht ertrug, weil sich daraus notwendigerweise ergab, daB die Welt auch aus Irrationalitaten aufgebaut sei - so zumindest der Glaube des Pythagoras. Welchen Bezug hat nun eine irrationale Zahl "tatsachlich" zur Natur bzw. zum Kosmos? Hatte Pythagoras recht, als er die Relevanz von irrationalen Zahlen fur die Harmonie (des Kosmos) verwarf? Gibt es im Kosmos eine Entsprechung zu Werten wie die Quadratwurzel aus Zwei und Pi oder beschranken sich die irrationalen Zahlen auf den Bereich "bloBer" Abstraktion? Sind irrationale, imaginare und komplexe Zahlen Elfindungen oder Entdeckungel1? Eine neue Definition tut not: Nur wenn etwas unabhangig von unserem BewuBtsein ist, kann es "entdeckt" werden. Wenn nicht, kann ich es bloB "erfinden". Unsere Methode der Begriffssplittung setzt sich also fort. 3 Urn unsere philosophische Deduktion weiter abzusichern, daB es Zalilen unabbangig vom B~t­ sein nicht gibt, den natiirlichen Zahlen und ihrer Ordnung aber in der Natur alle Ein-maligen durch Tellung und Paarung entsprechen, drehen wir die Argumentationskette kurzerhand urn und behaupten: Aile Zahlen sind erfunden und keinesfalls "entdeckt", aber 1) die naturlichen Zahlen sind es "weniger" und 2) die nicht-naturlichen "mehr" .24) "Weniger" erfunden sind die natlirlichen Zahlen deshalb, weil wir sie aus Abstraktion der akzidentiellen Eigenschaften von Ein-maligen gewinnenj die natlirlichen Zahlen finden in der konkretisierten Vielzahl des nur ein-malig Existierenden ihre Entsprechung. "Mehr" erfunden sind die nicht-natlirlichen Zahlen, also rationale, irrationale, imaginare sowie komplexe, weil sie in dem von uns als dreidimensional definierten Raum-Zeit-Kontinuum keine Entsprechung als Einmalige haben. In einem Raum dieser Geometrie laBt sich eine Quadratdiagonale oder ein Kreisumfang bzw. eine Kreisflache bei ganzzahligen Quadratseitenlangen oder ganzzahligem Radius nicht ganzzahlig bestimmen. Ihre Erfindung entbehrt also jeder von Konkretem abstraktionsfahigen Grundlage: ihnen entspricht weder Ein-maliges noch lassen sie sich vereinzein. Sie sind reine Fiktion - oder Funktion. Zwei "peinliche" Foigen ergeben sich aus diesen Einsichten: 1) Die logische Foigerung fUr die naturlichen Zahlen lautet: die Reihe der natlirlichen Zahlen als Abstraktion von konkret Ein-maligem kann als Foige ihrer Entsprechung von Naturlichem nicht "unendlich", sondern muB "ohne Ende" sein, da die einzelnen Zahlen ja endlich Ein-maligen entsprechen. 25) Die naturliche Zahlenreihe ist in diesem Sinne also zwar obne angebbares Ende del' FOrlziiblung, was aber - als Abstraktion von Ein-maligem - widersinnig wird, da Einmaliges nicht ohne angebbares Ende existiert! Vielmehr existieren Ein-malige nur in begrenzter Anzahl diese Anzahl mag zwar nur angenahert angebbar sein, kann aber nie und nimmer exakt bestimmt werden, da praktisch (Primat des PraktischenO kein BewuBtsein jemals in der Lage sein wird, die Anzahl der Ein-maligen als Vereinzelte im Universum abzuzahlen und anzugeben. 26) Wir schlieBen daraus (und durchaus im Sinne eines mathematischen Beweises): (13) Die "Unendlichkeit" der natiirlichen Zahlenreihe ist reine Fiktion. Sie hat durch das nur in endlich-begrenzter Anzahl Realisierte keine Entsprechung. 2) Daraus folgt, daB die nicht-natlirlichen Zahlen keinel'lei Beschrankung unterliegen - fUr sie gibt es ja keine - endlichen - konkreten Ein-maligen, von denen sie hatten abstrahiert werden k6nnen. Das ist leicht einzusehen, da schon die negativen rationalen Zahlen (was philosophisch identisch mit "nichts" oder "nichten" ware) in der Natur nicht vorkommen. Negative "rationale" Zahlen gelten zwar in der KJassifizierung als "reell", aber in der Natur findet sich fur sie (als 4 unmogliche Abstraktion von Konkretem) keine Entsprechung. Die alten indischen Zahlentheoretiker ("Mathematiker") hatten schon zu Recht argumentiert, daB ich von 3 Munzen nur drei wegnehmen kann und nicht etwa fUnf: minus zwei Munzen existieren nicht. Den Begriff "minus zwei Munzen" gibt es zwar und ich kann mit ihm auch recbnen, aber es existiert fUr ihn keine natlirliche Entsprechung. 21) ,,1m" Nichts gibt es nichts - auch keine Quantitat. Wird damit gerechnet, muB auf die negierte Quantitat mit einem Minuszeichen hingewiesen :werden.2ll) Gleiches (und nicht etwa nur AnalogesO gilt fUr die irrationalen, imaginaren und komplexen Zahlen: sie sind reine Erfindungen und haben keine Entsprechungen als Ein-malige in der Natur. Es gibt sie nicht ein24) Eine derartige Farmulierung wOrde ieh mir in einem anderen philasaphisehen Aufsatz gar nicht erlauben. leh verwende sie aber unter Hinweis auf den Umstand in der Mathematik, daB dart z. B. mit untersehiedlieh graBen Unendlichkeiten (I) argumentiert wird. Das ist zwar philasaphiseh widersinnig (denn unendlieh ist unendlieh, und ieder "Bruchteil" van Unendlieh ist wieder unendlieh; im Unendliehen gibt es kcine Quantitatenl), mathematiseh aber laBlieh: Und zwar wird argumentiert, daB die unendliche Anzahl der irrJtianalen Zahlen .groBe," sei als die unendliehe Anzahl der natiirliehen - und man kann das aueh beweisen! Hier zeigt .ich vielleieht am deutliehsten, daB die Mathematik eine reine Erfindung (= reine Abstmktian) ist und mit der Natur (auBer uber die Abstmktian der naturliehen Zahlen) niehts, aber aueh gar nichts gemeinsam hat. 25) Der Ausdruek "unendlich" hat - leider - mehrere Bedeutungen. Einerseits meint er etwas, das nicbl endlich ist, andererseits "etwas", das oblle Ende ist. Nun hat nichL< Endliehes kein Ende - es ist das Wesen des Endliehen, begrellz i zu scin und es unterliegt damit dem Farsehungsgebiet der Physik und den Bedingungen des Raum- Zeit-Kantinuums (RZK): es ist meBbar. Nicht-Endliehes (- . Un"-Endliches) hat hingegen weder Anfang nach Ende: es ist nieht farm-stafflich (ader Staff und Farm habend), existiert daher aueh nieht und unterliegt nieht der MeBbarkeit und den Bedingungen des RZK; aber es gibt es: die Zahlenreihe ader -ebene etwa; aber aueh "Gatt" ader die Begriffe im Allgemeinen zahlen zu dieser Kategarie. In dlesem Sinn ist die Zahlenreihe (als ein Begriff) zwar "etwas" Unendliches, weil sie ia an sich nicht existiert, sandern nur vam BewuBtsein gedaeht ist. Der Akt des beliebigen Fartsetzens der Reihe im Sinne des beliebigen Dazuzahlens einer naeh groBeren Zahl ist aber nicht .unendlieh" (es wird ia etwas Endliches getan, namlieh eine Zahl genanntl) - sandern "ahne thearetisehes Ende" ader farmalisiert: n + 1. Das pmktisehe Ende wird ieweils mit der hoehsten ka nkretisierten Ziffernfalge erreicht. 26) Wir haben sehan a ben die Zah110.... als die Summe aller Teil{eh,m) im (bekannten) Universum genannt. Diese Zahl entstammt dem Standardmadell der Kasma lagie und sehrelbt Elementarteilchen Ein-maIigkeit (und damit aueh Existenzl) zu. Dieses Vorgehen ist iiuBerst fmgwiirdig (siehe Anmerkung 22). In diesem Zusammenhang ist aueh die Erwahnung der Skew'sehen Zahl interessant: sle !autet 10 haeh 10 haeh 10 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 und ergibt sich aus einer Bereehnung, die naehweist, daB bls zu dieser Zahl die Ivhmge der Primzahlen in der dureh die Skew'sehe Zahl ausgedruekte Zahlenmenge untersehatzt wurde. Sie gilt als die bislang hoehste Zahl, die van - wenn aueh nur thea retiseher - Bedeutung ist. Sie iibersteigt die Anzahl der Ein-maligen im Kasmas urn den Fakta r . .. und verbleibt damit reine Fiktia n! 27) In der madernen Geldthea rie findet das eine gute Entspreehung . Sehulden sind - gegenuber der landlaufigen Meinung - keine tatsachlichen Minuswerte, sandern stets dureh aktiv verbuehte Geldmengen abgedeekt. Die Gleichung: Keine Sehulden - kein Geld ist geldthearetiseh richtig und gamntiert erst das Laufen des Wirtsehaftsmata rs: AIles, was wirtsehaftlich .geleistet" wird, erfolgt "auf Pump". Sehulden hat man ia stets gegeniiber iemandem anderen, der einem das Geld .varsehieBt", alsa borgt. Das Geld ist ia vorhanden - und sei es, daB es .nU!" dureh den Praduktians- ader Spekulatianswert als Buehgeld ausgewiesen wild ... Die alten Inder hatten alsa durehaus reeht! 28) DaB minus mal minus plus ergibt, ist sawahl philasaphiseh als aueh im Abstmktum des Reehnens auBerst nutzlieh: sonst zerflossen Minusbetrage tatsaehlieh im Niehts. Negatives negieren heiBt ia nichts anderes als die Negatian aufzuheben: nicht NichL< ist eben nicht nichts, sondern sehr wahl etwas: n,imlieh Pasitives. DaB minus mit Plus malgenammen minus bleibt, ist ebenfalls lagiseh: der Akt des Malnehmens bedeutet ja nur, Negatives zu vermehren; in diesem Sinn iM nur der Akt des Malnehmens etWJS Pasitives; das Ergebnis selbst muB negativ bleiben! Wissenschaftliche Nachrichten . Miir7J April 2001 mal aIs'Abstraktionenl Wovon hatte man auch abstrahieren sollen? Von welchen konkreten Ein-maligen hatte man welche akzidentiellen Eigenschaften abziehen sollen? . 14) Irrationale, imaginare und komplexe Zahlen sind nicht einmal Abstraktionen. Sie sind reine Begriffsschopfungen (= Fiktionen) und haben keinerlei reale Entsprechung. Man konnte sie daher - in Analogie zur dunklen Materie in der Physik - als Antiqual1titiiten ('" negative Quantitaten) bezeichnen, denen nichts Gegenstandliches (qualitativ Ein- maliges) und damit von der (Natur-)Wissenschaft Beschreibbares (= im Raum-Zeitlichen Erfahrbares) entspricht. Dies deckt sich gut mit der philosophischen Deduktion der Via negatiol1 is, also dem schrittweisen Verneinen von Eigenschaften. Wenn wir diese Methode auf die einzelnen zahlentheoretischen Klassen anwenden, ergibt sich folgendes : a) die naturlichen Zahlen sind Abstraktionen von in der Natur vorkommenden und zumindest theoretisch abzahlbaren Ein-maligen; Qualitat und Quantitat bilden eine Einheit [siehe (9)) und sind positiv; b) die negativen natlirlichen Zahlen entsprechen dem ersten Negationsschritt; es wird von der Praxis der Abzahlbarkeit und auch von der theoretischen Moglichkeit dazu abgesehen; ihre Quantitat bleibt zwar erhalten, wird aber negativ; ihre Qualitat (als rationale Teilmenge bzw. theoretisch Vereinzelbares) geht allerdings veri oren, sie wird fiktiv; c) die irrationalen Zahlen stellen den zweiten Negationsschritt dar: Bei ihnen wird von der Ganzzahligkeit bzw. ihrem natlirlichen Kehrwert, dem ganzzahligen Bruch, abgesehen: ihre Vereinzelung (Voraussetzung fur die Abstraktion von Existierendem) ist nicht mehr moglich, ihre Qualitat in der 3-Dimensionalitat ist ebenfalls nicht gegeben; die unendliche Anzahl von Ziffern nach dem Komma findet keine Entsprechung im Endlichen. Ihre Quantitiit ist zwar beliebig genau, aber nicht exakt bestimmbar. Damit ist auch ihre Quantitat unanschaulich geworden: sie ist nicht abgeschlossen, sie ist gebrochen: (15) Irrationale Zahlen haben nur fiktive, aber keine reale Qualitat; ihre Quantitat ist gebrochen. . Sie sind reine Operanden. Sie scbaffen aber reale Qualitat(en) und auch ganze Quantitiit(en): Pi etwa als Operand den Kreisumfang, die Kreisflache oder das Kugelvolumen bzw. die Kugeloberflache; die Quadratwurzel aus 2 als Operand die Quadratdiagonale, die Quadratwurzel aus 3 als Operand die Wtirfeldiagonale usw. Zwei Denkmoglichkeiten ergeben sich nun: die eine basiert auf dem Konstruktivismus, die andere ware nach Ausscheiden des konstruktivistischen Ansatzes die' Struktur des Raum-Zeit-Kontinuums (RZK) selbst betreffend, also den Kosmos selbst konstituierend. 1) konstruktivistischer Ansatz: Diagonalen, aus Dia- Wissenschaftliche Nachrichten Mii r April 2001 gonalen konstruierte Flachen, Kreisumfange, Kugeloberflachen, aber auch andere auf irrationalen Zahlen basierende Korper bzw. Flachen stellen an und fur sich Ein-malige dar, entsprechen also dem Postulat der Ganzzahligkeit im RZK. Die Relationen von Kantenund Radi(us)en zu Diagonale(n), lange(n) Volum(en)ina und OberflachengroBe(n) sind - da Re! lationen - bewuBtseinsabhangig, also reine BerechnungsgroBen und haben mit der Natur (der Qualitat des Ein-maligen) nichts zu tun. Genauso ist die alte pythagoraische Schicksalsfrage, welche Zahl mit sich selbst multipliziert 2 ergibt, eine rein konstruktivistische. In der Natur gibt es nur den ganzen Zahlen entsprechende Ein-malige bzw. Teile des einen Vie1en (= Allen), aber keine Zahl, die mit sich selbst multipliziert 2 ergabe; auch keine, die 3, 5 oder 7 ergabe usw. Die Quadratwurzeln aus diesen und ihnen verwandten Zahlen sind bloBe Konstrukte und haben mit der Natur nichts zu tun. Das gleiche gilt natlirlich fur aile anderen nicht-natlirlichen Zahlen. Diese an und fur sich saubere (und einfachste) Losung stoBt sich nur am Umstand, daB in der Physik keine ganzzahligen ElementargroBen (EG) vorkommen bzw. wenn, diese als Einheiten (also als eins) definiert sind und die Nicht-Ganzzahligkeit der aus ihnen abseleiteten anderen Konstanten bestimmen. 29) 2) den Kosmos konstituierender Ansatz: Wenn irrationale Zahlen als .. reine Operanden" (= Fiktion) Einmaliges verwirklichen, konnen sie nicht bloB Operanden sein. Etwas, was schafft (= schopft), kann keine Fiktion sein, sondern muB das Da-Seiende konstituieren. Irrationale Zahlen mtissen demnach ihre Entsprechung in der Natur (= im RZK) haben. Folgendes muB daher ge1ten: Ihr unanschaulicher Wert (d. h . er ist nicht auf Teile ruckfuhrbarO kommt nur durch eine falsche topologische Zuordnung der von ihnen (= durch sie) reprasentierten Ein- maligen (= Da-seienden) zustande, d. h. die von uns dem Raum zugrundegelegte Geometrle (- seine Topologie) md falsch sein. 29)50 belrj gl der Wen der Liclugeschwindigkeil c - 2,997924;8.10" mls (per ddinilionem exakl!), jener der GraVilalionskonslanien G - 6,67259.10 " Nm'kg -' , des Planckschen WirkungsquanlS h ~ 6,626075.10 -" )s und der eleklrischen Elemenlarladung e ~ 1,60217733.10 - .. As. Dazu gibl es zwei Besonderheilen: ErSlens iSI es m6glich, durch geschickle Kombinalion von EG (c, G und h) eine Lange, eine Zeil und eine Masse (unabhiingig von den Massen der Elemenlanei1chen) zu erhahen: Die .Planck-Lange' (einige to ;' m), die .Planck-Zeil" (einige to -0 s) und die "Planck-Masse" (einige to o' kg), wobei man fOr Lange und Zeil meinl, damil eine absolule MeBgrenze gefunden zu haben. wahrend man der doch relaliv groBen Masse eine andere BedeulUng zumiBl: Sie soli das Masseniiquivalenl m - Elc2 jener Energie E - hf sein, die ein PhOion haben muBle, um damil nach dcr UnbeslimmlheilSbezlehung p. x ~ hl4 Omangaben auf x • ' Planck-Lange' ge· nau durchfuhren zu k6nnen, wobei p die Genauigkeil der tmpulsmes.,ung bezeichnel. AuBerdem k6nnen aus den EG auch noch dimensions lose Konslanlen eXlrahien wcrden, und zwar auBer den Massenverhiihnissen der Ele· menlaneilchen, wie m" """,/ml:kk,ro" ~ 1836,1 52701 ~ 6Pi' , eine Zahl, die in der AlOmphysik eine groBe Rolle spiell (sie wird don, durch 2 dividien, als .FeinslruklurkonSlanlc" ~ 1/137 bezeichnel), sowie eine sehr groBe Zahl (~ to'O), die mil dem Kr'jfle"erhiilmis der eleklrischen und gr.lvilaliven Anziehungskrafl zwischen dem ProlOn und dem ElekIron im einfachslen aner Alome, dem Wassersloff(H)-Alom ubereinslimmi. 5 (16) Die Topologie des RZK kann nicht euklidisch sein. Vielmehr mOssen die irrationalen lahlen einen Hinweis in sich bergen, in welchem MaB der physikalische Raum (RZK) "verformt" (also nicht-euklidisch) ist, sodaB sich in euklidischer Interpretation der irrationalen lahlen diese als nicht-ganzzahlige ergeben (mOssen). Als anschaulich(stes) Beispiel fOr diesen Gedankengang sei ein Kreis gewahlt, dessen Radius und Umfang sich verhalten wie r zu 2rpi. Daraus ergibt sich: a) 1st der Radius rationalzahlig, muB der Kreisumfang eine irrationale Lange aufweisen. b) 1st der Umfang rationalzahlig, muB der Kreisradius eine irrationale Lange aufweisen. Dieser im euklidischen Raum "natOrliche" Umstand enthalt also in jedem Fall eine unnatOrliche Strecke (= Lange). Nach unserem Postulat, daIS Irrationalitaten in der Natur nicht vorkommen dOrfen (= konnen), sollte (= dOrfte) es daher keine Kreise geben. Nun ist diese Forderung natOrlich absurd, denn niemand Ernstzunehmender wird an der Existenz von Kreisen (oder Kugeln, Quadraten, WOrfeln, Quadern etc. - sie aile enthalten z. B. als Umfang, Volumen, Diagonalen, je nach geometrischem Korper, irrationale Langen) zweifeln. Wie lost sich dann dieser Widerspruch, der sich aus unserem Postulat ergibt? Indem wir nicht mehr und nicht weniger behaupten, als daJA diese Korper nicht einen euklidisch interpretierbaren Raum einnehmen (bzw. diesen bllden oder in ihn eingebettet sind, je nach Betrachtungs- und Definitionsweise), sondern daJA dieser Raum so beschaffen sein m~, dag bei einem Kreis (einer Kugel) sowohl Radius als auch Umfang (und Oberlliiche und Volumen bei der Kugel) rationalzahlige Ergebnisse liefern. Bei einem Kreis kann man sich das relativ leicht vorstellen: Mittelpunkt, Radius und Umfang liegel1 l1icht ill einer Ebel1e, obwohl uns eine solche Ebene e r s c h e i n t! Vielmehr ist der Radius jed e n Kreises an sich so gekrOmmt (also verlangert), daB bei rationalzahligem Umfang auch der Radius eine rationalzahlige Lange aufweist. Diese erscheil1t aber bei euklidischer Interpretation als irrationalzahlig. Die umgekehrte Vorstellung - also rationalzahliger Radius und die daraus geforderte KrOmmung des dazugehorigen rationalzahligen Kreisumfanges - ist weniger anschaulich. Vollig unvorstellbar werden hingegen die fOr allseitige Rationalzahligkeit notigen Verzerrungen (= "KrOmmungen") bei dreidimensionalen Gebilden, wie sie jede Kugel, WOrfel, Quader etc. dars tell e n .30) Ein Quadrat, das uns quadratisch erscheint und dessen Diagonale nur unter luhilfenahme der Quadratwurzel aus 2 zu berechnen ist, mulS im dell Kosmos kOl1stituierel1del1 Ratlln so "verzerrt" (= "verbogen") sein, daIS sich eine ganzzahlige Diagonale bei ganzzahliger Seitenliinge erglbt. Das gleiche hat fOr den WGrfel, den Kreis und die Kugel usw. zu gelten. Da die Verzerrungsgrade von den Kantenlangen bzw. den Radien abhangig sein mlissen, konnte der Grad der Verzerrung (= Topologie) eine Analogie in der Einstein- 6 schen Relativitatstheorie haben, nach der die Gravitation als "RaumkrOmmung" von der vorhandenen Masse abhangig ist. Daher hat zu gelten: (17) Geometrische Langen mlissen in allen Kombinationen immer Rationalzahligkeit ergeben - die Topologie des Raumes muB diesem Postulat entsprechen. 31 ) Laut Anselm Eder - ursprOnglich Statistiker, heute auBerordentlicher Universitatsprofessor am Institut fOr Soziologie an der Universitat Wien - sollte es, diesem Postulat entsprechend, durchaus Kugelradien geben, die so beschaffen sind, daIS die Durchmesser von Kreisen, die man auf diesen Kugeloberflachen zeichnet, selbst dann rationalzahlig sind, wenn auch die Umfange dieser Kreise rationalzahlig sind. Dieser - im euklidischen Raum widersprOchlichen Forderung - ware dann (u. nur dann!) GenOge getan, wenn die Kreisdurchmesser der auf die Kugeloberflache gezeichneten Kreise nicht als Kreis- (oder Kugel-)sehnen interpretiert wOrden, sondern in Form von Kreisbogen Ober die Kugeloberflache liefen. Nun gibt es tatsachlich zu einem jed en sich auf einer Kugeloberflache gedachten Kreis eine Schar von Kugeln, fOr die diese Bedingung .zutrifft. Abhangig ist diese Kugelschar natOrlich vom gewahlten Kreisdurchmesser, der von uns im als euklidisch interpretierten Raum x-beliebig, aber jedenfalls durch eine reelle lahl festgelegt wird (oder umgekehrt: abhangig von dem, durch eine reelle lahl ausdrOckbaren von uns gewahltem Umfang). Damit hatte man einen Parameter ahnlich wie in der Einsteinschen Relativitatstheorie, nach der die RaumkrOmmung durchaus von Konkretem abhangig ist: von der jeweils sich im Raum befindlichen Masse namlich. Diese Abhangigkeit bzw. Entsprechung zwischen KreisgroBe und Kugelschar genauer durchzurechnen, ware Freilich eine Aufgabe fOr einen Mathematiker. Der/ die sich daraus ergebende/ n Parameter gabe/ n die gesuchte/ n RaumkrOmmungien vor. Die Beschaffenheit bzw. Formulierung des auf die "wahre Natur" des Raumes zutreffenden Ausscheidungskriteriums aus der/ n Kugelschar/ en mOBte allerdings noch durchdacht bzw. experimentell OberprOft werden. (Ob ein Vergleich mit 30) Von Erscbeillllllg, Vor- IIl/d Darstellbarkeit, wie sie in die, em Absatz als Begriffe verwendet worden sind, gilt, daB unser Gehirn evailltiollshed/lIgt den Raum als euklidisch (z. B. daB in dnem - ebenen Dreieck die Winkelsumme immer 180 Grdd betragen muB!) und drddimensional (Langen-, Breiten- und Hohendimension stehen jeweils in rechtem Winkel aufeinander) im Sinne des cartesischen Koordinatensystems e r f ii h r t Warum dies so ist, wiire eine eigene Arbdt wert - weill/ diese Frage aberbaupt beal/tw0/1bar ist. 31) Das _miisst:n" in diesem Gest'tz muB relativiert werden: Wei! wir nicht anders sehen konnen als durch unsere Augen, nicht anders denken, als wir es tun, nicht anders erkennen. als mittels unseres neuronalen Verrechnungsappardtes, weil wir Menschen also menschlich denken, erkennen und urteilen, diirfen wir dennoch nicht postulieren, der ganze Kosmos musse unserem Wunsche nach Erkennbarkeit, Ber 'chenbarkeit, Ordnung (Struktur), Eleganz oder Anschaulichkdt gehorchen. Zu uniibersehbar sind die Hinwdse, daB ..das Universum nicht nur seltsamer ist, als \Vir uns vorstellen, sandern sagar seilSamer, als wir uns vorstellen konnen". Anderersdts bleibt uns aber gar nichts anderes ubrig, als den Kosmos menschlich auszuleuchten. Wie sonst sollten wir es tun? So gesehen ist das "miissen" im Gesetz 17 relativ zu sehen, andererseits - wollen wir nicht allen Boden unter den FuBen verlieren - mOssen wir ihm wahl Absolutheit ZlIsprechen - obiger Wi· derspruch her ode r hin. Wisscnschaftliche Nachrichten Miirz/ April 2001 der Einsteinschen "kosmologischen Konstanten" angebracht ist, sei vorderhand offengelassen ... ) 3) idealistischer Ansatz32): Die rationalen Zahlen (durch Bliiche darstellbar) sind zweifellos am Seienden festgemacht. Soweit wir aber Seiendes beobachten (und auch messen) konnen, treten sowieso keine irrationalen Zahlen auf, weil sich diese ja jeder MeBbarkeit entziehen: Messen wir Umfang und Durchmesser eines Kreises und bilden wir den Quotienten aus beiden, so erhalten wir ja nicht Pi, sondem, je nach MeBgenauigkeit, vielleicht 3 und ein paar Dezimalstellen dazu. Pi ergibt sich nur im mathematischen Formalismus, und der orientiert sich wirklich nicht am Seienden. Oer Unterschied zwischen Pi und dem MeBergebnis entspricht damit "nur" dem Unterschied zwischen dem Kreis als (platonischer) "Idee" (mit Pi) und dem vermessenen realen Kreis, der "Anteil" an der "Idee des Kreises" hat, aus dem sich aber niemals Pi mit seinen unendlich vielen, nie periodisch werdenden Dezimalstellen ergibt. 4) Ansatz der Emergenz33) : Wenn Teile (ein-malige Dinge) miteinander verknilpft (verwoben, nicht nur gepaart!) werden, emergieren neue (System-)Eigenschaften. Ein Beispiel: Die Gerade hat die Qualitat der eindimensionalen, geraden Form und die Quantitat von Lange und Richtung. Gerade 1: Lange x, Richtung horizontal: Eine zweite Gerade habe die Lange y, ihre Richtung sei vertikal. Verknilpft ergeben die beiden eine neue Qualitat, ein Kreuz: +. Diese neue Qualitat heiBt Kreuzung(spunkt). In der Tat ist diese Qualitat in einer einzelnen (ver-einzelten) Geraden nicht einmal ansatzweise erkennbar. Durch die Verknilpfung dreier Geraden zu einem - z. B. gleichseitigen - Dreieck, emergiertiemergieren die neue Qualitat(en) der Innen- und AuBenflache. Vier (gleich lange) Geraden rechtwinkelig miteinander verknilpft ergeben nicht nur die neue Qualitat des Quadrats, sondem auch die neue Qualitat der Diagonalen. Diese ist (genaugenommen als Spiegelung) bereits bei einem gleichseitigen rechtwinkeligen Oreieck vorhanden. Bereits hier emergiert die Quadratwurzel aus 2, und nicht erst beim eigentlichen Quadrat! Man konne nun argumentieren, daB Linien und Formen, also die Anordnung solcher Linien, real exist ieren (z. B. in Kristallgittern). Somit existiert auch die Qualitat der Oiagonalen realiter. Genauer: Diese Qualitat existiert nicht, sie emergiert, wird also durch Wahr-Nehmung aus der Potenz aktualisiert, und zwar im Sinn der Wechselwirkung zwischen dem Beobachtetem und dem Beobachter. Wie sieht es aber mit der Lange dieser Oiagonalen aus, mit ihrer Quantitat? Sie ist ganz einfach durch die Beziehung der Seiten zueinander gegeben, durch deren Lange und Anordnung (Winkel, Form). 1st die Lange der Seiten 1 und die Form rechtwinkelig, dann ist die Lange der Diagonalen die Quadratwurzel aus 2. In diesem Sinn ist diese GroBe dann durchaus natiirlich. Ahnlich sei es mit der Zahl Pi, dem Verhaltnis des Kreisdurchmessers zu seinem Umfang. Damit widerspricht dieser Ansatz bewuBt Pythagoras, der ganze Zahlen als notwendig und hinreichel1d gesehen hat. Nach diesem Ansatz sind ganze Zahlen zwar hinreichend - aber nicht notwendig; und die irrationale GroBe der Diagonalen im Quadrar oder cler Zahl Pi Wissenschaftliche Nachrichten . MarziApril ZOO} trotzdem "natilrlich", wenngleich es eines BewuBtseins bedarf, urn sie zu erkennen (aber nicht zu erschaffen!). Aufgrund der einschrankenden Bemerkung bezilglich des konstruktivistischen Ansatzes - daB es namlich keine ganzzahligen ElementargroBen gibt - und auch angesichts des idealistischen Ansatzes und jenes der Emergenz erscheint mir der kosmologische Ansatz pIa usibler.34) d) die imaginaren Zahlen schlieBlich haben keinerlei Bezug mehr zur Realitat; ihre Quantitat ist negativ und gebrochen, ihre Qualitat ist durch den mangelnden Realitatsbezug sowieso fiktiv (entspricht einer Quantitat keine positive Qualitat mehr, wird die Qualitat notwendigerweise fiktiv). (18) Fiktive Qualitat in Verbindung mit negativer (= gebrochener) Quantitat ergibt als reine Fiktion die imaginaren Zahlen. e) die komplexen Zahlen verbinden natilrliche und imaginare Zahlen zu reinen RechengroBen, haben Bedeutung nur mehr in den Formalismen der Mathematiker und keinerlei Realitatsbezug; sie dienen, wie auch schon die imaginaren Zahlen, nur zur Losung von Gleichungen - und diese setzel1 bekanntlich nur gleich, bilden die Wirklichkeit also nur mehr als ein Aquivalent oder Modell abo Zwischenresume 2: Wir halten fest: AuBer den natiirlichen Zahlen, die wir aIs aus Abstraktion von Ein- maligem erfunden interpretieren konnen, und denen wir aus diesem Grund positive Quantitiit und reale Qualitiit zusprechen, haben alle anderen Zahlen keinen unmittelbaren Bezug zur Realitiit. Negative und imaginare Zahlen sind reine Fiktion, wahrend positive irrationale Zahlen (a1s zwar gebrochene Quantitiiten) reale Qualitiiten sogar bestimmen: z. B. aIs abmeSbare oder auch faktisch herstellbare Diagonalen, diagonale Fliichen oder Drehkorperoberfliichen. Ob ihre Irrationalitiit "nor" die Folge einer falschen Topologie ist, bleibt (noch) offen. 32) Diesen Ansatz verdanke ich Herrn Prof. Mag. Erwin Kohaut, Professor fUr Physik an ciner Wiener AHS . der die vorlit!gt!nde Arbcit gepriift und - durch diesen Beitmg sowit! durch Korrekturen - t!rgiinzt hal. 33) Dieser Ansatz stammt von DI Dr. Karl Pongracz, Physiker, der die vorliegende Arbeit t!henfalls gepriift und korrigien und durch diesen Bei· tmg sowie durch Anmerkungen erg'J nzt hal. 34) We!chem der vier Ansatze - dem konstruktivistischen, dem kosmolo· gisehen, dem idealistisehen oder jenem der Emt!rgenz - schlufkndlich Prioritnt einzur'Jumen ist, wiire eine e1gene Arbeit wen. Ich tendiere zum kosmologisehen, verfuge aber nieht uber das mathematische Rust· zeug, ihn durch eine entsprechende Theorie plausibel zu machen. D3' bei muB allerdings festgehahen wt!rden: Eine passende mathematische TIleorie ware keinesfalL< Priifstein oder gar Enl<cheidungskriterium. Sie wurde nur der auf den ersten Blick erscheinenden Absurditat des koso mologischen Ansatzes das ngewohnte nehmen Och verwdst: dabel auf dit! anflinglich ebenfalls als absurd abgetan"ne Erkenntnisse aus der allgemeinen und 'peziellen Relativitlltstheorie; dem sich aus ihnen konstruierbaren Zwillingspamdoxon kommt tatsiichlich Entsprechung in d" r Realitiit zu: Das Hafele-KeJting-Exp"riment (dabei wird das "Zwillingspamdoxo n" dem "Uhrenpamdoxon" etwa gleichgestellt) stimmt mit beiden 'Theorien innerhaU) der MeBgenauigkeit uberein. Den EinnuB unterschiedlich starker Gravit:ltionsfelder auf den Gang von Vhren kann man :Iuch beim GPS (Global Positioning System) wun· derbar nachvollziehen und regulh;,n danach dlt! Satellitenuhren. 7 TElL IV: DER FORMALISMUS Es bleibt zu untersuchen, wie mathematische Formeln unter Verwendung aller Klassen von Zahlen ausreichen sollen, die tatsachliche Struktur der Welt zu beschreiben. Nach dem oben Vorgetragenen ist es doch offenbar so, daIS mathematische Gleichungen und Formeln (was ja im Grunde dasselbe ist), nur vorgeben konnen, die Natur (= das Universum) erschopfend zu beschreiben. Etwas, das - per definitionem - nur reine Form ist (und das ist jeder Formalismus, das ist jede mathematische Operation, das ist jedes .Gesetz"!), kann nicht in gleichem MalSe real sein, wie das Existierende selbst. 35 ) Mathematischer Formalismus ist vielmehr - unter Anwendung der Methode der Abstraktion - Absehen vom konkret Ein-maligen und Erweiterung auf Allgemeines. Allgemeines aber existiert nicht - es gibt es allenfalls, sei es als Allgemeinbegriffe im BewulStsein oder als Konstituierendes ("Vorau 'setzendes) in der Natur selbst. 36) (19) Mathematische Erkenntnisse sind rein formale Versuche, eine Entsprechung (= Gleichsetzung) zwischen unterschiedlichem Beobachteten herzustellen. Dies erfordert einen Beobachter. DaIS der Beobachtet auch in den Formalismus einflielSt, ist spatestens seit der Relativitatstheorie und verstarkt - durch die Quantentheorie (Heisenbergsche Unscharferelation) zwar noch nicht als 'Allgemeingut, aber immerhin als nicht mehr weiter diskutiertes Faktum den meisten Esoterikem (= den Eingeweihten; also den Physikern und Philosophen z. 8.; aber auch den Kosmologen und Chemikem etwa) bewulSt geworden. In Gleichungen etwas gleich zu setzen bedeutet ja nichts anderes, als daIS verglichen(!) wird; dies setzt sowohl einen Vergleichenden (= ein BewulStsein) voraus, als auch den Umstand, daIS Vergleichbares konstruiert wird, daIS also etwas durchaus Verschiedenes vom Beobachter als gleich gewertet oder als gleich gesetzt wird. Es bedeutet jedenfalls nicht, daIS etwas Gleiches auch tatsachlich (= konkret) gleich ist! (20) Es gibt nichts gleiches Existierendes. Mit dem Erfinden der irrationalen, imaginaren und komplexen Zahlen hat man sich bewulSt von der Realitat entfemt und sich auf das rein Quantitative, also das rein Formale beschrankt. Damit war man freilich in der Lage, neue Theorien (eigentlich: Hypothesen) aufzustellen, die vom Gegenstandlichen (= Qualitativen) absahen und angeblich allgemeingi.iltige Aussagen ermoglichten. Man hat sich damit in die Lage versetzt, die in der Natur von uns als Gegensatze empfundenen Erscheinungen in immer eleganterem MalSe als Widerspriiche zu formalisieren und - nichts anderes heilSt ja "formalisieren"! - sie damit zu verallgemeinem: indem wir sie unter ein (oder mehrere) Gesetz(e) zwingen.37) "Zwingen" aber heilSt beherrschen. 8 Und "beherrschen" bedeutet nichts anderes, als jemanden unter seinem Willen zu halten bzw. ihn zu veranlassen, das zu tun, was man selbst getan (= erledigt) haben mochte - was man also selbst wilnscht. Es ist dies keineswegs eine neue Erkenntnis, daIS wir uns zwar w ii n s c hen, die Welt zu be herrschen, dies aber offenbar gar nicht vermogen. Beherrschen bedeutet doch, einen fremden Willen zu zwingen. Die Natur aber ist willenlos! Den Glauben an eine mit Willen versehene Natur (= in ihr wirkende Gotter, Damonen und Geister) hat der Mensch mit dem Auftreten der ionischen Naturphilosophen Thales von Milet, Anaximenes und Anaximander ein erstes Mal schon vor rund 2600 Jahren abgelegt. Zu Beginn der Aufklarung vor nun rund 300 Jahren ist dies - nach einem rund 2000-jahrigen Riickfall in den Aberglauben - ein zweites Mal versucht worden. Erfolgreich? Offenbar nicht, denn wie kame der Mensch sonst dazu, "Gott" einen "Mathematiker" nennen zu wollen? Wo doch - zumindest nach Nietzsche, Comte, Sartre und Sigmund Freud - "Gott" eine blolSe Projektion des menschlichen BewulStseins ist und die Mathematik noch urn vieles mehr? Selbst die Widerspruchsfreiheit - sowohl unabdingbare Essenz der Naturwissenschaft als auch · der Mathematik! - ist blolS (menschliche) Interpretation der vom (mensch lichen) BewulStsein so empfundenen Gegensatze. Denn genau so, wie man diese Gegensatze 35) Real sein (a kankretisiert, im Raum-Zeit-Kantinuum stattfindendl und das Gegebene (= Existierende, Natiirliche) repr'Jsentieren kann nur die jeweilige Einheit des Farm-Staffliehen (=der Staff-Farm) selbs!. AIlerdings vertreten viele Quantenphysiker die Ansieht, das Primllre, die Grundlage aller (quanten-)physikalischer Realitat sei die Farm. Farmen (als Felder ader Patentialitiiten ader Fluktuatianen ader Inflatianen ader Virtualitaten - dies alles sind nur verschiedene Ausdriicke fUr das eine: das Mogliche, das wieder nur ein anderer Ausdruck fUr das Kantinuum als Kantrddiktian zum Diskreten ist) kanstituieren Raum und Zeit, Materie und Energie. Diese Farm(en) - in einer anderen Arbeit van mir (.Gatt ist moglich ader Vam Metaphysischen in der Naturwissenschaft", erschienen in CONTUREN 2/99, Seiten. 81-99 bzw. im Internet unter http://www. vabene.at) summarisch als ,das Mogliche" zusammengefaBt (sie mogen cine Entsprechung in den .ldeen" Pia tons haben), sind durchaus als die Quelle aller Existenz anzusehen, entsprechen aber grundsiitz. lich (noch) n i c h t den in der Realisierung dann auftretenden Quanti@en. Ais Farmen sind sie ,nacho beides: Qualitat u n d Quantitat - allerdings als Moglichkeit dafUr. Die wissenschaftliche, physi(kali)sche Sieht sieht nach ihrer Realisierung nur die quantitative Seite (denn die kann man bereehnen - und durch Negatian determinieren!), wiihrend die metaphysische (= die philasaphische) Sieht sich eher dem Qualitativen zuwende!. Urn jedoch ein ganzheitliehes Bild zu erhahen, muB man beide Sichtweisen beachten, die physische und die philasaphische, die immanente (realisierte) und die trdnszendente (mogliche), die kornige (diskrete, abzahlbare, die Welt der Zahlen) und die kantinuierliche (das ,Kantinuum", das Mogliche schlechthin). Dariiber hinaus wird das Beabachtete (das Abzahlbare) immer nur der psychischen Struktur des Beabachters adaquat sein; mit blaBer Ratianalitiit wird man NiehtrJtianales ader Tmnsmtianales eben nieht fassen kilnnen ... 36) 1m Mittelalter wurden diese kanstituierenden Vamussetzenden ,Universa lien" genann!. Man stritt lange dariiber C.Universalienstreit"), ab sieh diese Universalien vor ("allIe " , nach ("pos/') ader in den Dingen (" I'eb/ls" ,befiinden" - und befand sieh mit dieser Fmgestellung prompt im - falschen - Denken der Realexistenz van Unmoglichem. 37) Dies zu versuchen ist uns sagJr laut Bib'" va n ,Gan" aufgctmgen worden: , .. und macht sie (die Erde; Anm. des Autars) euch untertan." (Gen.1,28) 1st es aber nieht vlelmehr , a, daB die Welt sieh nieht beherrschen I ii B t? 1st dieser ,Ga nesauftmg" nicht sdbst nur ein Wunsch des Menschen? Gemildert wiirden diese Oberlegungen, legt man de m ,untertan" ein iJbersetzungsproblem zugrundt:. Wie eben "erwendet klingt es so, als konnten wir mit der Erde umgehen, wit: e, uns gemde gelUstet Ein vemntwartungsvaller . Herrschcr" aber sa r g t fUr seine ,Untertanen". 5a gemeint wurde dem . untertan" die 5chiirfe genammen! Wissenschaftliche Nachrichten . MarziAprii 2001 als Widersprilche sehen kann (und im rationalen Zugang zur Welt auch so sieht!), konnte man sie als Polanttiten interpretieren. Als diese wOrden sie den mystischen Zugang zur Welt reprasentieren, als sich erganzende Gegensatze, die die Einheit des Seienden erst ermoglichen. (24a) Teilung (= Ein-maliges) ist durch Ungeteiltes (== Alles, Vieles, Ganzes) bedingt. (24b) Ein-maliges ist nur, weil Alles teilbar sein muB. (21) Bewugtsein erlebt Seiendes immer als Gegensatzliches. Gegensatzpaare waren: gut - bose, kalt - warm, hart - weich, mannlich - weiblich etc. Wird jeweils ein Teil dieser Gegensatzpaare als positiv bejaht, bedeutet dies, den ausgeschiedenen Part als negativ Ztl verneinen: Die Folge ist: (22) Widerspriiche zerstoren die Einheit des (Da-)Seienden. Sie zu eleminieren ist die rationale, naturwissenschaftliche, zerlegende, analytische, quantifizierende Sicht der Welt. Werden beide Teile eines Gegensatzpaares bejaht und wird nicht negiert, bedeutet es, die jeweiligen Gegensatze als das Gegebene (= das Existierende) konstituierend, ja, es tiberhaupt erst ermoglichend aufzufassen: (23) Polaritaten garantieren die Einheit des (Da-)Seienden 1m polaren Denken wird die Einheit (= die Qualitat) des Da-Seienden gesehen: es wird zusammengefaBt, synthetisiert, qualifiziert, ganzheitlich gedacht. Es gibt nichts Negatives. GemaB dieser beiden moglichen Sichten reprasentieren die Zahlen unter dem Aspekt des Widerspruchs die am weitesten fortgetriebene Abstraktion zur Quantitat. Unter dem Aspekt des Polaren reprasentieren Zahlen das sich immer weiter teilende und sich wieder paarende EIN(malig)E als die Vielzahl der Konkretionen aller realen Qualitaten. TElL V: MYSTISCHE ZAHLEN Die Welt besteht weder aus Allgemeinem (= Universalien) noch folgt sie formalen Gesetzen oder gar GesetzmaBigkeiten. Sie besteht aus einer endlichen (0 Vielzahl von Ein-maligem, das untereinander in Beziehung steht - aber nicht in abstrakter oder formaler, sondern als sich bestandig Anderndes und sich gegenseitig Beeinflussendes, das nicht im Sinne von BewuBtsein "geordnet" ist.38) Vielmehr sprechen wir yon notwendigem Teilen und Paaren, das weder Chaos noch Ordnung ist. Diesem notwendigen Teilen und Paaren entspricht die Ordnung der nattirlichen Zahlen. Sie allein garantiert das Sich-einander-Bedingen von Einmaligem und Vielem im Sinne des EIN(en)-ALLEM, das nur ' durch Teilung sein kann . Daraus folgt : Wissenschaftliche Nachrichte n . Mal7j Aprii 2001 Daraus folgt als Umkehrung: (25a) Das ErN-ALLE ist als Unteilbares unmoglich. Dem ist inharent: (25b) Unmogliches kann nicht zur Existenz kommen. (25c) Unteilbares kann nicht existieren. Urnformuliert ins Positive ergibt sich: (25d) Alles Mogliche mug teilbar sein.39) Diese Deduktion kann auch tiber einen anderen Gedankengang eingesehen werden: (26) Die Zweiheit des Ein-ander-Bedingens ist Dreiheit. Warum? Weil eines das andere bed i n g t! Diese Bedingung ist essenziell, also nicht weiter bedingt fur die Zweiheit des Ein-ander - genauso, wie das Linke das Rechte braucht urn jeweils rechts oder links sein zu konnen! Durch dieses ein-ander Bedingen wird das Bedingen zur unabdingbaren Essenz der Zweiheit des Ein-ander und damit zur unaufloslichen Dreiheit. [1] [3] [2] (27) Das ErNE bed i n g t das andere. Erst durch diese Bedingung (sie garantiert das Werden des Kosmos) erhalt das Ein- malige seine Dauer und muB moglich Teilbares zur Existenz kommen: lO) Durch ihre (fortgesetzte) Tei!ung und Paarung erhalten und garantieren die vielen Ein-maligen das ewig"I) sich Verandernde: den Kosmos. Warum? Wei! nach (25b) und (25c) Unteilbares unmoglich existieren kann. 38) Wir erinnern uns, daB .Ord nung" nichl5 anderes bedeu!e!, als das Erkellllell 0011 ll7iederholllllg 0011 Slnlklllrell, und daB dieses Erkennen nur eine ungenaue, .ahnliche" Abfolge von Beobachlungen is!, dem BewuBlSein vorausgese!z! is!. Dieses Theorem ins Physikalische iibenragen hal unheimliche Foigen und is! von Zenon vor 2400 Jahren berdlS vorgedach! worden (ZelIo llscbe Aporiell) : E!was, das nich! ge!eil! werden kann, exislien auch nichl. Also kann ein kleins!es, un!eilbares (frO her: .alOmos") nich! exis!ieren. Die Physiker zollen dieser unheimltchcn Ko nscquenz auch Rechnung und sprechen . nur" von . punkuormigen Ladungen". Nur: Was is! eine Ladung? Und was heiB! . punk!formig"? 40) m Hinduismus wird diese unabdingbare No!wendigkeil als •Tanz Shiwas· bezeichne!. II) Die Yer'Jnderung selbs! veranden sich ja nich! - nUr die un!erschiedlichen Ein-maligen ver'J ndern sich. Also is! das ver'Jnderliche Ein-malige ....lllln·zcidich. die Ycninderung sclbs!(!) aber zei!los, is! gldch 39) ewig 9 Urn sieh als selbstbedingtes EIN(-malig)ES aber auch bewuBt zu werden, bedarf der Kosmos der Evolution zum BewuBtsein. Da alles im Kosmosaber der Teilung und Paarung unterliegt, kann auch dieses BewuBte nur durch vereinzelte (Selbst-)BewuBtsein(e), die sieh wieder paaren, zur Existenz kommen (auf Erden durch Menschwerdung). Erst aus deren jeweils ein-maliger Sieht erfahrt die bloB an-sich-seiende Qua!itat des EIN(-malig)EN uber die Abstraktionsfahigkeit des jeweiligen (Selbst-)BewuBtseins die an-und:filrsich-seiende Quantitiit des (jeweils) anderen - das Viele. (28) Das EINE kann sich nur als Ein-maliges als von anderen unterschieden erfahren. Dabei ist es sinnlos, dem EINEN (in einer von vielen Metaphern auch "Gott" genannt) selbst BewuBtsein zuschreiben zu wollen. Die Identitat des EIN(en) ALLEN ist ja nur eine logisch-notwendige und semantische, aber keine faktisch-praktische. Urn sieh der Identitat des EIN(malig)EN "mit" ALLEM bewufit zu werden, bedarf es eines Ein-maligen, das von anderen geschieden ist. Daraus folgt: (29) Die Quantitat (= das Andere) ist die Voraussetzung fur die Qualitat des Selbst (= das ErNE). Die Einheit in der Dreiheit (= Trinitiit oder Triade) wird damit transparent: (30) EIN(-malig)ES, (SELBST-)BewuBtsein und Anderes bilden eine untrennbare Dreiheit (Triade). Dieser Triade entsprieht in der Abstraktion der natiirlichen Zahlen die 3 als erster Symmetriebruch. Auch als (erste ungerade) Primzah1 42) ist sie nur durch sieh selbst teilbar, das bedeutet, sie ist sich selbst. Sie gilt im Mythos auch als "heilige" Zah1. Aus den ersten drei naturlichen Zahlen lassen sieh ubrigens aIle anderen Zahlen ableiten: die 4 ist 2 mal die 2, die 5 laBt sieh aus 2 + 3 zusammensetzen usw. Alle Zahlenmystik basiert auf diesem Umstand. 43) Was wir daher .Kosmos" nennen, also "Geordnetes", ist demzufolge nur im Sinn obiger Triade "geordnet". Diese "Ordnung" aber ist notwendig und in sich konsistent. Nichts Widerspriichliches ist an ihr: sie ist wah r. 10 AIle anderen - abstrahierten - Ordnungssysteme oder -versuche konnen demgegenuber nur modellhaften, also abstrakten und damit bloB analogen, also vergleiehenden Charakter haben. Sie bilden nur unser analytisches, abstraktes Denken abo Das Warum und Wie des Kosmos reprasentieren sie nieht: sie versuchen nur, es an Hand eines - heute meist mathematischen - Modells zu erkliiren. Urn die Wahrheit zu erkennen ist ein Denken in Widerspriichen nieht geeignet. Danksagung: Ich danke Herrn Univ. Prof. Dr. Anselm Eder fur seine bereiehernden Anregungen und Berechnungen zur von mir postulierten "Raumkriimmung" im kosmologischen Ansatz der vorliegenden Arbeit. Weiters danke ieh Herrn Prof. Mag. Erwin Kohaut, Physiker an einer Wiener AHS, fur die Korrektur der Arbeit, erganzende Anmerkungen und Verbesserungen sowie seinen "idealistischen Ansatz"; dann danke ieh Herrn Dr Dr. Karl Pongracz, Physiker in Wien bei Siemens, fur seinen "Ansatz der Emergenz", seine tiefschurfenden Erganzungen und seine Hinweise auf die Magie der Zahl 3 im Christentum. Herrn Prof. Dr. Mag. Alfred Jiadrboletz, ebenfalls Physiker an einer Wiener AHS und Lehrbeauftragter auf der Universitat Wien, danke ieh jedenfalls fur das Durchlesen dieser Arbeit und die Bestarkung darin, das schwierige Thema zu Ende zu fuhren - und vor allem dafur, daB er meinen kosmologischen Ansatz fur bahnbrechend wertet. 42) Die erste Primzahl ist die 2 - die einzige gemde ubrigens. Die 1 als die Identitat - das ein-malige - schlechthin, genugt sich selbst. Urn .sich selbst" zu .genugen" bedarf es allerdings der Teilung (oder Verdoppelung), also der 2 - des zweimal Ein-maligen -, was durch das .selbst" ausgedrOckt wird, ja es repr'jsentiert. Dasjenige, was die Zweimaligkeit des Einmaligen gamnti" rt. ist ein Drittes, nur durch sich und die Eins teilbar: die drci, die e rste unge mde Primzahl. Aile weiteren Primzahlen sind dann ungel"dde. 43) Wahrseheinlich ist es wirklich so, daf~ die 3 deshalb als magischc Zahl gilt, weil sic die erstc Brcehung der Ursymmetric darstellt. Wie die Taoisten sagen, entstehen aus dem EINEN die Zwci (Yin und Y~ng), aus ihnen jedoch die .zehnta usend Dinge" der Welt. Der erste Symmetric· bruch "rzeugt nicht die Zwei und auch nicht die Vier, sondem die Drei! Die ehristliehe Trinitat ist ubrigens cine herrliche t!) Metapher dafUr: Ein Gatt in drei Personen (c Aspekten)! Der Vater symbolisiert das EINE, aber aueh das Gegenstandliche, Materielle oder Stoffliche, das uber den (zweiten ) Aspekt dcs Moglichen, sonst meist .GciMes", Immaterielles oder .Luftiges", auch Ungcgenstandliches oder Kontinuum genannt, diese Symmetrie (es sind ja zwei Aspekte!) bricht und den Sohn gebiert. Die drei sind und verbleiben aber dennoch eins, und der Sohn - Mensch und Gott - wird geboren (reprjsentiert die Welt) und stirbt (als Wirklieher), bldbt aber, als Gott (Moglicher), doeh ewig, zeitlos. So bricht hier die magische Zahl drel nieht nur eine Symmetric, sondem auch die Widerspruehsfreiheit, die unser Denken stets fordert: ER, Jesus, ist Gott und Mensch, sterblich und ewig zugl<!ieh; eine Person und somit von Vater und dem Geist unterschiedlich, aber doeh identisch mit dem <!inen Gatt, der er ist, das EINE , e1bst. Wisscnschaftliche Nachrichten ' Miir' April 2001 BIOLOGIE, GEOWISSENSCHAFfEN Prof. Mag. Leo Holemy Blut und Blutplasma Univ. Prof D,: Palll Hocker 1 Blut- und Plasmaspende Die Bedeutung der Blutspende und der Plasmaspende kann nicht hoch genug eingeschatzt werden. Sie helfen, in Notfallen Leben zu retten, und dienen dazu, wichtige, haufig lebenswichtige, Arzneimittel herzustellen. 1mmer mehr Menschen erkennen das und stellen sich uneigenniltzig als Spender zur Verfugung. Die Blutspende ist weithin verbreitet und bekannt, wahrend die Methode der gezielten Plasmaspende noch nicht ausreichend verbreitet ist. Plasma wird jedoch in groBen Mengen fur Produkte benatigt, die z. B. fur Menschen mit der angeborenen Bluterkrankheit ilberlebensnotwendig sind. Das Plasma aus Vollblut und Plasma aus den gezielten Plasmaspenden ergeben zusammengenommen heute bei uns noch nicht die Menge, die fur den tatsachlichen Bedarf notwendig ist. Es fehlt vor allem Plasma. Erst durch 1mporte kann der Bedarf gedeckt werden. Wenn wir in Osterreich und Europa selbstversorgt sein wollen, milssen wir die Plasmamenge steigern. Hierfur kommt vor allem die Ausweitung der Plasmaspende in Betracht, da grundsatzlich genilgend Blut zur Verfugung steht. Aber auch die Blutspende darf nicht vernachlassigt werden, urn den Grad der Versorgung mit wichtigen zellularen Bestandteilen, wie rote Blutkorperchen oder Blutplattchen, nicht zu gefahrden. Durch die Berichte ilber Hepatitsinfektionen in Plasmaspendezentren ist es leider zu einer Verunsicherung der Spender und zu e inem deutlichen Rilckgang der Plasmas pender gekommen. Die Entwicklung in dem letzten Jahrzehnt hat aber die Plasmaspende mittels Zellseparatoren ( = Plasmapherese) und Einmalmaterial zu einer der sichersten medizinischen MaBnahmen werden lassen, so daB Bedenken bezilglich einer gesundheitlichen Gefahrdung durch die Plasmaspende nicht mehr gerechtfertigt sind. Es soli daher ilber die Maglichkeiten der Blut- Plasma und Thrombozytenspende berichtet werden, wobei zunachst der besondere Saft Blut mit seinen Bestandteilen besprochen wird. 1m weiteren wird ilber die verschiedenen Spendetechniken und die SicherheitsmaBnahmen referiert und auch auf den Einsatz der verschiedenen Plasmaprodukte und der Thrombozyten eingegangen. 2 Blut und Aufgaben des Blutes Blut setzt sich aus lebenden Zellen und vielen kleinen Teilchen zusammen, die jedes fur sich eine fur das Leben notwendige Funktion haben. Blut kann nur yom Karper selbst gebildet werden und ist deshalb durch nichts zu ersetzen. Wissenschaftliche Nachrichtcn . Man/April 2001 Blut besteht aus: • 49,5% Wasser (BlutfiOssigkeit oder Blutplasma) • 1,09% Fett, Zucker, Kochsalz • 4,4% EiweiBe (Proteine) • 42,8% Rote Blutkarperchen(Erythrozyten) • 0,07% WeiBe Blutkarperchen (Leukozyten) • 2,14% Blutplattchen (Thrombozyten) Die Blutkarperchen werden im roten Knochenmark gebildet, das bei einem Erwachsenen etwa 3-4 kg betragt und ein sehr aktives Organ darstellt. Pro Tag werden etwa 300 Milliarden rote Blutkarperchen, 200 Milliarden Blutplattchen und 100 Milliarden Leukozyten neu gebildet. Die EiweiBbestandteile des Plasma wie Albumin und Gerinnungsfaktoren werden zum Oberwiegenden Teil durch die Leber synthetisiert, und die 1mmunglobuline, die fur die Abwehr verantwortlich sind, sind Produkte spezifischer Zellen wie Plasmazellen und Lymphozyten. 2.1 Rote Blutkorperchen (Erythrozyten) Die roten Blutkarperchen (Erythrozyten) sind fur den lebenswichtigen Sauerstofftransport von der Lunge zu den Karperzellen ZiJstandig. Sie transportieren die Atemgase Sauerstoff von den Lungen zu den Organen und Karperzellen und Kohlendioxid von dort zu den Lungen. Jeder Mensch kann einen gewissen Blutverlust ausgleichen und verkraften. Ein gesunder Erwachsener kann 1 bis 1,51 Blut verlieren, ohne daB schwere Schaden auftreten. Der Karper kann jedoch die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen, wenn der Blutverlust ein bestimmtes MaB Obersteigt. Bei schwereren Unfallen und Verletzungen, bei inneren Blutungen oder bei Krankheiten, bei denen der Karper nicht mehr selbst ausreichend Blut bilden kann, mOssen die Erythrozyten dann so schnell wie maglich durch eine Bluttransfusion ersetzt werden. 2.2 WeiSe Blutkorperchen (Leukozyten) Die weiBen Blutkarperchen (Leukozyten) sind in der Lage, karperfremde Zellen und Gewebe, also auch Krankheitserreger, zu erkennen. Die Fahigkeit des Karpers, eingedrungene Fremdkarper und Krankheits- . erreger unschadlich zu machen, ist vor allem an FreBzellen (Phagozyten) und an antikarperbildende Blutzellen (Lymphozyten) gebunden. 2.3 BlutpHittchen (Thrombozyten) Blutplattchen (Thrombozyten) sind wichtig fur die Blutgerinnung und werden bei sehr groBen Blutverlusten transfundiert. Die Blutplattchen haben einen ent- 11 scheidenden Anteil an der Blutstillung. Sie wirken bei einer Verletzung durch Verkleben mit den Wundrandem wie ein ninneres Pflaster". Sie werden haufig fUr Patienten mit Blutkrebserkrankungen benotigt. 2.4 Blutfli.issigkeit (Plasma) In der Blutflussigkeit, dem Blutplasma, befinden sich EiweiBstoffe, die fUr die Aufrechterhaltung der FlUssigkeitsmenge in den Adem wichtig sind Cz. B. Albumin). Die Gerinnungsfaktoren sind ebenfalls EiweiBverbindungen, die im Zusammenspiel mit den Blutplattchen und der Wundoberflache fUr die Blutstillung notwendig sind. Bei sehr groBen Blutverlusten oder Operationen wird Plasma transfundiert, ebenso bei Blutungskomplikationen mit einer Storung der Blutgerinnung. Viele wichtige Medikamente, wie z. B. Gerinnungspraparate fUr Bluter, Praparate fUr Intensivpatienten und Mittel gegen schwere Infektionen, werden aus Plasma hergestellt. 2.7 Kell-System Nach dem ABO- und Rhesus-System ist fur die Bluttransfusion das Kell-System am bedeutendsten, da der haufig vorkommende Antikorper Anti-Kell CAnti-K) wie auch das seltene Anti-Cellano CAnti-k) schwere Zwischenfalle bei Transfusionen und Schwangerschaften verursachen kann. Rhesus-Verteilung RH-Blutgruppe Haufigkeit Rh-positiv 83%, Rh-negativ 17% Kell-Verteilung Kell-Blutgruppe Haufigkeit Kell-negativ 91%, Kell-positiv 9% 2.5 Blutgruppenmerkmale Welche und wie viele Blutgruppen gibt es? Es gibt eine Vielzahl an erythrozytaren Blutgruppenmerkmalen, deren einzelne Aufzahlung und Erlauterung den Umfang dieses Skriptums sprengen wlirde. Nachstehend sind lediglich die transfusionsrelevanten Hauptblutgruppenmerkmale aufgefUhrt. ABO-Blutgruppen Das ABO-Blutgruppensystem wurde in den Jahren 1901 und 1902 von Landsteiner und seinen SchUlem Decastello und Sturli entdeckt. Man unterscheidet dabei hauptsachlich vier Blutgruppen: 0, A, B und AB. Menschen sind nach der Zusammensetzung ihrer Blutgruppenmerkmale sehr verschieden. Bei Blunransfusionen mussen jedoch die wesentlichen Merkmale CBlutgruppen) ubereinstimmen. Die Verteilung der ABO-Blutgruppen und ihre Haufigkeit in unserer Bevolkerung kann aus der Tabelle entnommen werden. Verteilung der ABO-Blutgruppen ABO-Blutgruppe Haufigkeit • • • • •0 39% 43% 13% • AB 5% Abb. 2 •A •B 2.6 Rhesus(Rh)-System Rh ist die Abktirzung von Rhesus, dem Namen einer Affengattung, mit deren Blut man erstmals Antikorper bei Kaninchen experimentell erzeugte. Die Rh-Antikorper fUhrten 1940 zur Aufdeckung eines beim Menschen vorkommenden erblichen Blutgruppensystems und der heute noch gebrauchlichen Bezeichnung Rhpositiv und Rh-negativ. Man fand dann bald heraus, daB es sich nicht urn einen Faktor allein handelt, sondem urn ein ganzes Merkmalsystem, das mit verschiedenen Buchstaben bezeichnet wurde Cnach eng!. Autoren CDE bzw. cde). Die Bestimmung dieses Merkmalkomplexes fUhrt zur Ermittlung der Rh-Formel, die wichtig ist fUr die fruhzeitige Erkennung von Gefahrdungssituationen des Kindes bei Schwangeren in Verbindung mit der Suche nach Antikorpem bzw. bei Vorliegen von RhAntikorpem fur die vertragliche Transfusion. 12 Abb.1 3 M6glichkeiten der Spende von Blut, Plasma und Thrombozyten 3.1 Vollblutspende Sie wird am haufigsten durchgefUhrt, und anschlieBend wird das entnommene Blut in verschiedene Komponenten aufgetrennt. Es durfen insgesamt bei einer Blutentnahme hochstens 10% des gesamten zirkulierenden Blutvolumens 500 ml +/- 10%) entnommen werden, was in der Regel auch bei der Erstspende ohne Probleme vertragen wird. Der Abstand zwischen zwei Blutspenden soli im Regelfall 12 Wochen betragen, er darf keinesfalls 8 Wochen unterschreiten. Bei regelmaBigen beZiehungsweise mehrfachen Blutspenden jahrlich wird den Spendem eine medikamentose Eisenprophylaxe angeboten. Der Spender wird nur zur Blutspende zugelassen, wenn die Blutspende sowohl im Hinblick auf seine Gesundheit als auch fUr die Herstellung von Transfusionsblut arztlich unbedenklich ist. Wissens haftliche N~ (; hric hten . Marz/April 2001 3.2 Plasmaspende (Plasmapheresespende) Das Plasma wird entweder zur Herstellung weiterer Produkte oder zum unmittelbaren therapeutischen Einsatz entnommen. Es wird maschinell gewonnen, wobei die Zellbestandteile (z. B. die roten Blutkorperchen) dem Spender wieder zugefuhrt werden (Plasmapherese). Bei einer Plasmaspende werden ca. 600 ml Plasma entnommen. Die Haufigkeit der Plasmaspende und ihr zeitlicher Abstand wird dem einzelnen Spender angepaBt. Das Gesamtvolumen darf 35 I Plasma pro Jahr nicht uberschreiten. Die Eignungsuntersuchung vor der ersten Plasmaspende liegt regelmaBig nicht mehr als 4 Wochen zuruck. Sie ist aile 4 Monate zu wiederholen. 3.3 Thrombozytenspende (Thrombozytapheresespende) Bei Thrombozytapheresespendern wird eine allgemeine Spendetauglichkeit vorausgesetzt. Zusatzlich zu den o.g. Untersuchungen wird darauf geachtet, daB die Thrombozyten des Spenders nicht durch Medikamente (z. B. Acetylsalicylsaure-Aspirin) in ihrer Funktion beeintrachtigt sind. 4 Blut- und Plasmaspender Dauerspender und Gelegenheitsspender Nach der Haufigkeit der Blutspenden werden Blutspender in sog. Dauerspender und Gelegenheitsspender unterteilt. Der Dauerblutspender kommt zur Blutspende in regelmaBigen, durch die nBlutspenderverordnung" festgelegten, zeitlichen Abstanden und steht auch bei Bedarf auf Abruf zur Blutspende bereit. Der Wiederholungs- oder Gelegenheitsspender spendet Blut in groBeren, unregelmaBigen Abstanden, steht aber zumeist nicht auf Abruf zur Verfugung. 4.1 Voraussetzungen zur Blut- und Plasmaspende und Spendetauglichkeit Die Identitat des Spendewilligen wird zumeist anhand eines gultigen Personaldokuments mit Lichtbild gepruft. Der Spendewillige wird vor der ersten Spende in einer fur ihn verstandlichen Form uber den Eingriff aufgeklart. Der Spender muB seine Bereitschaft, Blut zu spenden, durch Unterschrift bestatigen, die Verwendbarkeit der Spende erklaren oder vom freiwilligen SelbstausschluB Gebrauch machen. Er muB vor jeder Spende insbesondere nach Organ-, Infektionsund Suchtkrankheiten befragt werden. Name, Vorname, Geburtsdatum, Wohnort und Blutgruppe des Spenders werden erfaBt und unterliegen dem Datenschutz. Die Spendetauglichkeit wird durch eine vom Spender durch Unterschrift bestatigte Anamneseerhebung, durch eine arztliche Untersuchung und durch Laboruntersuchungen festgestellt. Dauerspender, die wiederholt Blut oder Blutbestandteile spenden, werden in regelmaBigen Intervallen einer arztlichen Nachuntersuchung unterzogen. Zusatzlich mussen fur die Zulassung zur Spende neben einem subjektiven Gesundheitsgefuhl bestimmte korperliche Voraussetzungen erfullt sein, wie Z. B. Mindestgewicht von 50 kg, nor. maier Blutdruck und eine Korpertemperatur nicht uber Wis~enscha ftliche Nachrichten . MarziApril 2001 37,5 dc. Bei jeder Blut- und Plasmaspende mussen folgende Laborparameter untersucht werden: Hepatitis-B-Virus Oberflachen-Antigen (HBsAg), Hepatitis-C-Virus (HCV) , Antikorper, Luesantikorper (TPHA-Test), HIV-Antikorper und Leberwerte (GPT) sowie ein unspezifischer Marker der Immunreaktion (z.B. Neopterin). Vor der Freigabe einer Blut- oder Plasmakonserve zur Transfusion mussen eindeutig negative Ergebnisse dieser Laboruntersuchungen vorliegen. AuBerdem werden Personen zeitlich begrenzt oder auf Dauer von der Spende ausgeschiosseA, die Z. B. an bestimmten 'Krankheiten leiden oder gelitten haben oder deren Spende aus anderen Grunden sie selbst oder andere gefahrden konnte, wie Z. B. Alkohol- oder Rauschgiftsuchtige. Hieruber informieren die Spendedienste ausfuhrlich. 4.2 Auswirkungen der Blut- und Plasmaspende auf den Spender? 4.2.1 Blutspende Der Blutspendevorgang ist ungefahrlich, da durch die Verwendung von sterilem Einwegmaterial eine Infektion fur die Spender (z. B. AIDS) grundsatzlich ausgeschlossen ist. RegelmaBiges Blutspenden hat keine nachteiligen Auswirkungen auf die Gesundheit der Spender. Die arztliche Beurteilung der Spendefahigkeit, verbunden mit laborchemischen Untersuchungen bei jeder Spende, schutzt nicht nur die Empfanger, sondern auch die Gesundheit der Spender und kann zur Fruherkennung von Krankheiten beitragen. Langjahrige Erfahrungen haben gezeigt, daB der menschliche Organismus den plotzlichen Verlust von 10-15% seines Blutvolumens in der Regel ohne Probleme bewaltigt. Der durch eine Blutspende verursachte Volumenverlust wird durch eine Vermehrung des Plasmavolumens in der Regel im Verlauf von 24 Stunden ausgeglichen. Der nach einer Blutspende auftretende Abfall der Thrombozytenzahl bewegt sich noch innerhalb normaler Schwankungen, hat keine funktionelle Bedeutung und wird innerhalb weniger Stunden ausgeglichen. Die Erythrozyten werden am langsamsten ersetzt. Die Veranderungen des roten Blutbildes sind fur den gesunden Erwachsenen ohne Bedeutung. Die Blutspende hat ebenfalls einen EinfluB auf den Eisenhaushalt. Normalerweise werden pro Blutspende 450-500 rnl Blut entnommen, entsprechend einem Verlust von 200-250 mg Eisen. Deshalb muB vor einer weiteren Blutspende ein langerer Abstand eingehaiten werden, in der Regel 12 Wochen. Er darf keinesfalls 8 Wochen unterschreiten. Der durch die Blutspende verursachte Verlust an PlasmaeiweiB liegt bei durchschnittlich 8% des Ausgangswertes und wird praktisch sofort durch die EiweiBreserve des Organismus ausgeglichen. Die Reserven an Leukozyten und Thrombozyten des gesamten Organismus sind groB genug, daB ohne Beeintrachtigung des Gesundheitszustandes des Spenders nicht nur Blutkonserven, sondern auch die zellularen Blutbestandteile wie Leukozyten und Thrombozyten gewonnen werden konnen. Da bei alteren Menschen im zeitlichen Zusammenhang mit einer Blutspende u. U. ein anerkanntes 13 Grundleiden bestehen kann (Koronarthrombose, Zerebralvenenthrombose u. a.) sollten altere Menschen, die vorher noch nie Blut gespendet haben, zur Blutspende nicht herangezogen werden. Nach den Richtlinien und gemaB der Blutspendeverordnung sollen Blutspender nicht junger als 18 und nicht alter als 65 Jahre sein. 4.2.2 Plasmaspende Die Plasmaspende durch Plasmapherese ist ein fUr den Spender schonendes Verfahren, weil nur das Plasma gewonnen, der Anteil an zellularen Bestandteilen (z. B. roten Blutkorperchen) dem Korper des Spenders zuruckgegeben wird. Diese Methode erlaubt eSt daB der Plasmaspender haufiger zur Spende kommen kann als der Blutspender. Pro Jahr kann der Spender maximal 50mal Plasma spenden. Er darf nicht alter als 65 Jahre sein. 4.2.3 Thrombozytenspende Thrombozyten konnen mittels Zellseparator (- Thrombozytapherese) gewonnen werden. Dabei werden nach Auftrennung des Blutes die Thrombozyten in etwa 200 ml Plasma gesammelt, wahrend die ubrigen Blutbestandteile dem Spender wieder retransfundiert werden. Das Verfahren dauert etwa eine Stunde und ermoglicht die Gewinnung einer Thrombozytenmenge, die 6 aus Vollblut gewonnenen Thrombozytenkonzentraten entspricht. Eine Thrombozytenspende mittels Zellseparator kann aile 2 Wochen durchgefUhrt werden, so daB eine Thrombozytenspende bis zu 26mal im Jahr durchgefUhrt werden kann, wenn der Spender die Spendekriterien erfUllt. 5 Von der Blutspende zur Blutkomponente Bei jeder Blutspende werden ca. 450 ml Blut entnommen. Dem entnommenen Blut werden Stoffe zugesetzt, die verhindern, daB das Blut unmittelbar nach der Entnahme im Beutel gerinnt oder verklumpt. Bei der Verarbeitung wird das Blut in verschiedene Bestandteile aufgeteilt - in die Erythrozyten, das Plasma und die Thrombozyten. 1. Aus den roten Blutkorperchen (Erythrozyten) wird das Erythrozytenkonzentrat (EK) hergestellt. Es !st im Kuhlschrank bei 4 °C +/- 2 °C bis zu 42 Tagen haltbar. Unter einem Erythrozytenkonzentrat versteht man eine Blutkonserve, aus der das Plasma bis auf minimale Reste durch Zentrifugierung entfernt worden ist. Es besteht also nur aus Zellen, vorzugsweise aus Erythrozyten, und ist das Standardpraparat bei allen Formen von Blutarmut (Anamie). 2. Aus dem Plasma wird nach Schockgefrierung das gefrorene Frischplasma (GFP) hergestellt. Das GFP wird bei - 30 °C bis - 40°C +/- 3 °C gelagert und ist mindestens 12 Monate haltbar. Das gefrorene Frischplasma enthalt im aufgetauten Praparat mindestens 70% der ursprunglichen Funktion und wird Patienten bei sehr groBen Blutverlusten oder Operationen transfundiert, ebenso bei Blutungskomplikationen mit einer Storung der Blutgerinnung. Gefrorenes Frischplasma darf ab 1. Juli 1995 nur in Verkehr gebracht werden, wenn es uber einen Mindestzeitraum von 6 Monaten gelagert wurde und wenn bei einer yom Spender nach Ablauf der Quarantanefrist erneut entnommenen Blut- 14 probe in einer entsprechend dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand durchgefUhrten Prufung die Infektionsmarker HN-II2-Antikorper, HCV-Antikorper und HBsAg nicht gefunden wurden. Plasma zur therapeutischen Anwendung, das virusinaktiviert worden ist, unterliegt nicht der Pflicht zur Quarantanelagerung. 3. Aus den Blutplattchen (Thrombozyten) wird ein Thrombozytenkonzentrat hergestellt. Thrombozyten sind besonders empfindlich und nur sehr kurz, maximal 5 Tage, haltbar. Sie mussen auf speziellen Geraten (Schuttler) bei 22°C +/- 2 °C gelagert werden. 6 Von def Plasmaspende zum Plasmaprodukt Menschliches Plasma ist ein Ausgangsstoff fUr haufig benotigte Medikamente. Plasmaprodukte mit angereicherten Bestandteilen sind in der Anwendung weit verbreitet, u. a. fUr die gezielte Behandlung von Gerinnungsstorungen z. B. bei Blutern, zur Vorbeugung von Blutgruppenunvertraglichkeiten bei Schwangeren oder zur Verhutung und Behandlung schwerer Infektionskrankheiten. Durch die Plasmaspende wird ein wichtiger Beitrag zur Versorgung der Patienten mit Plasmaprodukten geleistet. 7 Wer kann Plasma spenden? Jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 65 Jahren kann Plasma spenden. Bei der Plasmaspende (Plasmapherese entsteht grundsatzlich kein Verlust an Blutzellen, so daB auf den Eisenhaushalt keine Rucksicht genommen werden muB. Die das Blutplasma ausmachenden EiweiBe unterliegen in der Leber einem standigen Ab- und Aufbau, so daB der Verlust innerhalb von 1-2 Tagen wieder ausgeglichen wird. Bei einer Plasmapherese werden max. 700 ml Plasma entnommen. Das Gesamtvolumen betragt 35 I Plasma pro Jahr und Spender. 8 Plasmaprodukte aus Plasma 1m Plasma sind uber 120 verschiedene EiweiBsubstanzen (Proteine) wie Enzyme, Hemmstoffe von Enzymen, Antikorper (Immunglobuline) sowie Proteine, die fUr die norma Ie Blutgerinnung sorgen, enthalten. Nach Abtrennen der roten und weiBen Blutzellen (z. B. durch Zentrifugierung) bleibt das Blutplasma als klare gelbtiche eiweiBhaltige Flussigkeit ubrig. Plasma besteht ganz uberwiegend aus Wasser, darin gelost sind biologisch aktive EiweiBkorper und Transportstoffe (Nahrstoffe, Stoffwechselprodukte, Hormone und Vitamine). Proteine, die Transportfunktionen erfUllen, binden und transportieren Fette, Zucker, Metalle, Vita mine, Produkte des korpereigenen Stoffwechsels, aber auch chemische Arzneimittel, deren Wirkung ohne diese EiweiBstoffe nicht mogtich ware. Der jeweilige Anteil dieser EiweiBstoffe im Blutplasma ist unterschiedlich. Albumin, ein Transportprotein, macht mehr als die Halfte des GesamteiweiBgehaltes des Plasmas aus. Die zweite Proteingruppe ist die der Immunglobuline (ca. 15% des Gesamtproteins), die zur Abwehr von Krankheitserregern beitragen. Durch Fraktionierung mittels Kalte und Alkoholfallung wird das Plasma in die einzelnen Fraktionen auf- Wissenschaftliche Nachrichten . Mii rzJApril 2001 getrennt, die dann noch aufgereinigt und konzentriert werden. Durch weitere Bearbeitungsschritte wie Pasteurisierung werden Virusinaktivierungen vorgenommen. Bei bestimmten Plasmabestandteilen wie Gerinnungsfaktoren gehen dabei bis zu 95% des Ausgangsmaterials dabei verloren, so daB der groBe Bedarf an Plasma verstandlich ist. Die durch die Fraktionierung gewonnen Produkte lassen sich in drei groBe Gruppen einteilen: a) Albumin b) Gerinnungsfaktoren c) Immunglobuline 8.1 Albumin Albumine stehen als 20%- oder 5%- bzw. 3,5%-Losung zur Verfugung und werden hauptsachlich als Volumsersatzmittel bei groBen Volumsverlusten eingesetzt. Vor aHem bei groBflachigen Verbrennungen, die mit exzessiven EiweiBveriusten einhergehen, ist Albumin das Mittel der Wahl. Weitere Anwendungsgebiete sind bestimmte Nierenerkrankungen, Erkrankungen der Bauchspeicheldriise und Durchfallerkrankungen, bei denen der EiweiBveriust eine entscheidende Rolle spielt. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen wird Albumin zur Schockbekampfung bei der Erstversorgung eingesetzt . So kam es z. B. beim Golfkrieg weltweit zu einer Verknappung des Albumins, da die amerikanischen Streitkrafte groBe Mengen an Albumin aufgekauft hatten. 8.2 Gerinnungspraparate Zwar werden einzelne Gerinnungsfaktoren wie der Faktor VIII bereits gentechnisch hergestellt, aber in naher Zukunft wird menschliches Plasma noch immer die wichtigste Quelle zur Gewinnung von Gerinnungsfaktoren bleiben. Menschen, denen bestimmte Gerinnungsfaktoren fehlen, sind auf die Zufuhr dieser Gerinnungsfaktoren angewiesen, urn lebensbedrohliche Blutungen zu vermeiden und Schaden wie Zerstorung der Gelenke zu verhindern. Anl bekanntesten ist die Blutererkrankung (Hamophilie A oder Hamophilie B) , die ein vererbtes Leiden ist. Erst die Moglichkeit hochkonzentrierte, sichere Gerinnungspdparate herzustellen, hat es diesen bedauernswerten Menschen ermoglicht, ein fast normales leben zu fuhren. Weitere Gerinnungspraparate sind Fibrinogen, Prothromblex, FaktorVII- und Faktor-IX-Praparate sowie Antithrombin III, das bei schweren Gerinnungstorungen im Rahmen von septischen Geschehen eingesetzt wird. 8.3 Immunglobuline Immunglobuline sind wichtige Bestandteile der korpereigenen Abwehr, die es dem Organismus ermoglichen, pathologische Erreger zu neutralisieren. Durch einen sehr komplexen Mechanismus werden fremde Substanzen (= Antigene) fur bestimmte Zellen des Korpers hergerichtet, die dann gegen diese Antigene gerich tete Abwehrstoffe (= Antikorper) bilden und diese neutralisieren bzw. durch die Bindung an diese Antigen es den weiteren Abwehrmechanismen des Korpers ermoglichen, diese Antigene zu eliminieren. Dieser Mechanismus wird z. B. bei der Impfung ausgeni.itzt, urn schwere Erkrankungen zu verhindern. Die Ge- Wissenschaftlichc Nachrichten . Marz/ April 2001 samtheit dieser Antikorper stellen die Immunglobuline dar. Die Anwendung der Immunglobuline beschrankt sich aber nicht nur auf den Ersatz bei angeborenen oder erworbenen Bildungsstorungen, die mit schweren z. T. lebensbedrohlichen Infekten einhergehen sondern Immunglobuline werden auch zur Therapie von Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Hier ist vor allem die idiopathische Thrombozytopenie anzufuhren - ein Krankheitsbild, das nach Infekten auftritt und zu einer starken Verringerung der PHittchenzahl fuhrt. Weitere Erkrankungen, bei denen Immunglobuline eingesetzt werden sind die multiple Sklerose, bestin1mte Erkrankungen des peripheren Nervensystems wie Gullain Barre und schwere Formen der Neurodermatitis. 8.4 Plasma Unfraktioniertes Plasma (Quarantaneplasma oder virusinaktiviertes Plasma) gilt in Osterreich ebenfalls als Gerinnungspraparat und wird bei Massivtransfusionen, wo es durch die Verdilnnung zu Gerinnungsstorungen kommen kann, eingesetzt. Fur den Plasmaaustausch bei der thrombotisch thrombozytopenischen Purpura, ein seltenes aber lebensgefahrliches Krankheitsbild, ist Plasma das einzig wirksame Austauschmedium. Auch zur raschen Behebung von komplexen Gerinnungsstorungen wird Plasma angewendet. 8.5 Plasma fur besondere Zwecke spezielle Immunglobuline Plasma fur besondere Zwecke kann gewonnen werden durch Selektion von Spenderplasmen mit speziellen Antikorpern bzw. durch Hyperimmunisierung von Spendern. Das fur die Se1ektion von Spenderplasmen erforderliche Plasma muB von Personen stammen, d ie ausreichende Antikorper nach naturlicher Infektion oder Routineimpfung gebildet haben. Fur die Herstellung von speziellen Immunglobulinen (Anti-D-Immunglobulin, Anti-Tetanus-Immunglobulin, Anti-FSME-Immunglobulin, Anti-Hepatitis-B-Immunglobulin und Anti-Tollwut-Immunglobulin) ist eine kontrollierte Immunisierung von Spendern unverzichtbar, da diese Antikorper in der Bevolkerung normalerweise entweder zu selten oder nicht in ausreichender Konzentration vorhanden sind. Spezielle Immunglobuline schutzen vor Erkrankungen, die schwerwiegende Foigen bis hin zum Tod haben konnen, wie z. B. chronische Verlaufe bei Infektionen mit Hepatitis B, mit der Friih-Sommer-Meningo-Enzephalitis (Hirnhautentzundung, hervorgerufen von durch ZeckenbiB ubertragenen Erregern), ferner wirken sie gegen Letalitat bei Infektionen mit Tollwut oder Tetanus. Die Gewinnung von Spenderplasma zur Herstellung spezieller Immunglobuline durch Plasmaspenden ist erforderlich, urn die Versorgung der Patienten und eine Selbstversorgung in 6 sterreich zu gewahrleisten. 9 Thrombozytenspende Thrombozytapheresekonzentrate (Blutplattchenkonzentrate) sind durch maschinelle Abtrennung (Zellseparation) von gesunden Spendern hergestellte Thrombozytenpraparate. Der Thrombozytengehalt eines Thrombozytapheresekonzentrates entspricht der filnf- bis sechsfachen Menge eines Thrombozytenkon- 15 zentrates, das aus einer Blutspende gewonnen wird. Diese Praparate dienen groBtenteils der Versorgung von Leukamiepatienten (Blutkrebspatienten). Die Behandlung von Leukamiepatienten fUhrt voriibergehend zu einer Storung der Blutplattchen, die unentbehrlich fUr das Zusammenspiel einer funktionierenden Blutstillung sind. Dadurch besteht bei solchen Patienten die Gefahr einer lebensbedrohlichen Blutung. Die Behandlung von Leukamiepatienten erstreckt sich uber einen langeren Zeitraum, was auch die forti aufende Dbertragung von Thrombozytenkonzentraten erfordert. Aufgrund der vielen Transfusionen konnen sich Antikorper gegen fremde Thrombozyten und Leukozyten bilden. Dies laBt sich nur durch die Verwendung von Thrombozytapheresekonzentraten von HLA-identischen (weiBe Blutkorperchen-passenden) Blutspenden vermeiden. Da es tausendfache Kombinationsmoglichkeiten von diesen HLA-Merkmalen gibt, wird eine groBe Anzahl von Spendewilligen benotigt. Deshalb ist es erforderlich" daB die Spender jederzeit abrufbar sind, wenn ihre Blutplattchen benotigt werden. Beh6rdliche Kontrolle Die Blut- und Plasmaspendeeinrichtungen werden in regelmaBigen Zeitabstanden von den zustandigen Behorden kontrolliert. Dabei wird die gesamte Dokumentation, insbesondere uber d ie Testergebnisse auf Infektionsparameter, gepriift. Aile Blutprodukte, ausgenommen die Eigenblutspende und andere fur bestimmte Patienten gezielt hergestellte Blutprodukte, unterliegen der Zulassung durch das Ministerium fUr Soziales und Generationen bzw. dem Staatssekretariat fUr Gesundheit. Zur Erhohung der Arzneimittelsicherheit besteht fUr nicht inaktiviertes Frischplasma die Auflage der Quarantanelagerung: Frischplasma darf erst dann angewendet werden, wenn der Spender nach einem Zeitraum von 6 Monaten erneut getestet wurde und die Priifungen auf Infektionsparameter ne.gativ verlaufen sind. Weitere Sicherheit wird dadurch erreicht, daB vor Freigabe der Plasmaprodukte (z. B. Albumin, Gerinnungsfaktorenpraparate) eine staatliche Chargenpriifung durchgefUhrt wird. Fur die Zulassung und Chargenpriifung der Blutzubereitungen gelten die Vorschriften des Arzneimittelgesetzes. AuBerdem bedurfen Spendeeinrichtungen und Betriebe, die Blut- und Plasmaprodukte herstellen, einer Herstellungserlaubnis, die ebenfalls durch das Arzneimittelgesetz vorgeschrieben ist. Der wissenschaftliche Standard wird in den Richtlinien fUr Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin beschrieben. Die Vorschriften und MaBnahmen dienen der groBtmoglichen Sicherheit fUr Spender und Patienten bei der Gewinnung und Anwendung von Blut und Plasma. Wo konnen Blut und Plasma gespendet werden? Blut wird bei den Blutspendezentralen des Osterreichischen Roten Kreuzes und den Blutspendediensten an den Universitatskliniken und ortlichen Krankenhausern gespendet. Plasma kann auBerdem auch bei den Plasmapheresezentren der pharmazeutischen Industrie oder bei einzelnen selbstandigen Spendezentren gespendet werden. 16 Abb.4 Firma Humanplasma Alserbachstr. 18, 1090 Wien Hotline: (01) 319 53 63 www.humanplasma.at e-mail: [email protected] 10 Fragen und Antworten zum Blut- und Plasmaspenden Warum sind Blut- und Plasmaspenden so wichtig? Blut- und Plasmaprodukte sind nicht nur fUr viele Menschen von Geburt an (z. B. Bluter) lebenswichtig. Sie helfen auch, in Notfallen Leben zu retten. Durch einen Verkehrsunfall oder eine andere schwere Erkrankung kann jeder plotzlich in die Lage geraten, Bluttransfusionen zu benotigen. Durch die moderne Notfallund Intensivmedizin sowie neue Methoden und Therapieformen besteht ein groBer Bedarf an Blutprodukten. Was sind die Voraussetzungen fUr die Blut- und Plasmaspende? Die Blut- und Plasmaspende setzt die Freiwilligkeit des Spenders voralls. Er darf nicht junger als 18 und sollte nicht alter als 65 Jahre sein. Zum eigenen Schutz vor gesundheitlichen Schaden sollen Blut- und Plasmaspender nur bei ausgewiesenen Spendediensten Blut, Blutbestandteile oder Blutplasma spenden. So sollten sich Frauen vorher informieren, ob sie wahrend der Periode (Monatsblutung), in der Schwangerschaft oder wahrend der Stillzeit Blut spenden durfen. Welche Blutspendearten gibt es? Bei einer Blutspende wird aus einer Armvene durch eine Venenkani.ile Blut entnommen. Es gibt grundsatzlich zwei verschiedene Arten, Blut zu spenden: Wissenschaftliche Nachrichten . Mar7.JApril 2001 • 1. Das Blut wird in ein Beutelsystem entnommen - ca. 400 bis 500 ml Blut - und anschlieBend in verschiedene Blutbestandteile (Blutkomponenten) getrennt. 2. Das Blut wird ilber eine Maschine (Zellseparator) entnommen und in dieser sofort in Bestandteile zerlegt. Der gewilnschte Anteil z. B. an Blutfiilssigkeit, Plasma (Plasmapherese), oder BlutpHittchen, Thrombozyten (Thrombozytapherese), wird gewonnen, wahrend die anderen Bestandteile (z. B. rote Blutkorperchen) dem Spender wieder zurilckgegeben werden. Wie wird der Blutverlust ausgeglichen? In der Regel treten durch die Blutentnahme keine merkbaren Storungen des korperlichen Wohlbefindens auf. Blutbildveranderungen mit Blutarmut (Anamie, z. B. Eisenmangel) sowie Anderungen der Zahl der weiBen Blutzellen und Blutplattchen sind selten. Schwere Storungen wie Kreislaufkollaps sind hochst selten. Noch seltener sind Schadigungen von BlutgefaBen (Venen, Arterien) und Nerven sowie Entzilndungen durch Punktion der Einstichstelle. Der Blutverlust durch eine Blutspende wird nach der Entnahme in der Regel in nachstehender Reihenfolge ausgeglichen: 1. Kreislaufregulation innerhalb 20 Minuten 2. Flilssigkeitsausgleich innerhalb zwei Stunden 3. PlasmaeiweiBersatz innerhalb zwei Tagen 4. Ersatz von Blutzellen innerhalb zwei Wochen 5. Eisenverlustausgleich innerhalb zwei Monaten (bei Frauen auch langer) Wieviel Blut hat ein Mensch? Ein durchschnittlich schwerer, gesunder Mensch hat ungefahr ein totales Blutvolumen von 8% seines Korpergewichtes. Ein ca. 70 kg schwerer Mensch hat also etwa funf bis sechs Liter Blut. Diese Angaben sind allerdings auch abhangig von Alter und Geschlecht. Frauen haben etwas geringere Blutwerte als Manner. Wie haufig kann Blut und Plasma gespendet werden? Der Zeitraum zwischen zwei Blutspenden soli im Regelfall zwischen acht bis zw6lf Wochen betragen. Blutplattchen (Thrombozyten) und Blutflilssigkeit (Plasma) konnen in kilrzeren Abstanden gespendet werden. Welche Risiken bestehen bei der Blutspende? Urn gesundheitliche Risiken fur Empfanger und Spender selbst ausschlieBen zu k6nnen, erfolgen sorgfaltige Untersuchungen. Bei jeder Blutspende werden Blutuntersuchungen durchgefuhrt: • Messung von rotem Blutfarbstoff • Messung der Leberwerte • Untersuchung auf Infektionen (Hepatitis B und C, AIDS, Lues). AnlaBlich jeder Blutspende erfolgt eine arztliche Beurteilung der Spendetauglichkeit mit Blutdruck- und Pulsmessung. Der Blutspendevorgang ist ungefahrlich, da durch die Verwendung von sterilem Einwegmaterial eine Infektion fur den Spender (z. B. AIDS) grundsatzlich ausgeschlossen ist. RegelmaBiges Blutspenden hat Wissenschaftliche Nachrichten . Marz/ April 2001 keine nachteiligen Auswirkungen auf die Gesundheit der Spender. Die arztliche Beurteilung der Spendefahigkeit, verbunden mit laborchemischen Untersuchungen bei jeder Spende, schiltzt nicht nur die Empfanger, sondern auch die Gesundheit der Spender und kann zur Frilherkennung von Krankheiten beitragen. Welche rechtlichen Folgen kann eine wissentlich falsche Angabe haben? Eine falsche Angabe des Spenders kann zu schwerwiegenden Folgen fur den Blutempfanger - bis hin zum Tod - fuhren . Wer wissentlich unwahre Angaben macht, muB fur immer von der Blutspende ausgeschlossen werden, da das Vertrauensverhaltnis zerstort ist. Er muB auBerdem mit einem Strafverfahren rechnen. Warum vertraulicher SelbstausschluB? Eine weitere SicherheitsmaBnahme zur Verhiltung von AIDS-Infektionen ist die M6glichkeit eines vertraulichen Selbstausschlusses. Dies bedeutet, daB ohne Gruppenzwang (z. B. durch Familienangeh6rige, Freunde, Bekannte und andere) die Moglichkeit gegeben sein muB, vertr~ulich durch Ankreuzen mitteilen zu konnen, ob das gespendete Blut fur Kranke und Verletzte verwendet werden darf oder nicht. Was bedeutet Quarantanelagerung von Plasma (Blutflussigkeit)? Durch behordliche Auflagen muB ab dem 1. ]anner 1995 das Frischplasma (Blutflilssigkeit) sechs Monate tiefgefroren bei - 30°C bis - 40°C +/- 3 °C gelagert werden und darf nur dann zur Transfusion freigegeben werden, wenn der Spender des Plasmas nach einem halben ]ahr erneut zur Spende erschienen ist und die durchgefuhrten laborchemischen Untersuchungen auf AIDS und Hepatitis negativ waren. Wenn der Spender nach mindestens sechs Monaten nicht mehr zur Spende erscheint und eine Blutprobe nicht entnommen werden kann, darf das gewonnene Blutplasma nicht fur Patienten verwendet werden. Aus diesem Grund ist es fur den Spendedienst auBerordentlich wichtig, daB Spender dauerhaft und regelmaBig zur Spende kommen. Inaktiviertes Frischplasma unterliegt nicht der Quaranmneregelung. Glossar Erlauterung von Fachausdrucken Albumin: EiweiBbestandteil in der Blutfiilssigkeit (ca. 52-62% des GesamteiweiBes). Funktion: Transport von Salzen, Wasser und Farbstoffen, Druckausgleich zwischen GefaBsystem und Gewebe. Antigene: Antigene sind Molekille, die das korpereigene Tmmunsystem als fremd erkennt und darauf mit der Bildung von Antik6rpern reagiert. Urn eine Immunantwort auslosen zu k6nnen muB eine Substanz eine MindestgroBe aufweisen. Bekannte Antigene sind Bestandteile von Bakterien, Viren, Pollen, Tumorzellen oder Zellen anderer Menschen. Anti-D-Immunglobulin: Spezielles Praparat eines hochwirksamen Antikorpers. Wird, wie bei einer Impfung, bei Rh-negativen Frauen unmittelbar nach der Geburt eines Rh-positiven (0 pos.) Kindes eingesetzt oder nach Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbruch. 17 ~ • AntikOr:per: Antikorper sind Abwehrproteine des Immunsystems, die von differenzierten Lymphozyten (Plasmazellen) als Reaktion auf den Kontakt mit einem Antigen gebildet werden. Antikorper bilden das Antigen zu einem Antigen Antik6rperkomplex. Abwehrzellen des K6rpers (Leukozyten) nehmen diese Komplexe auf und vernichten sie. AntikOtper. irreguliire: Gemeint sind hier Blutgruppen-Antik6rper, die nach Blurubertragung oder durch . Schwangerschaft (Kontakt mit nicht korpereigenen Blutzellen) innerhalb einiger Wochen entstehen k6nnen. Bei erneuter Gabe von fremden Blutzellen kann es dann durch die Antik6rper zu mehr oder weniger heftigen Reaktionen kommen (z. B. zur Blutkorperchenaufl6sung = Hamolyse). Autoimmunerkrankung: Sind Erkrankungen, bei denen sich die Immunabwehr gegen korpereigene Gewebe, etwa Bestandteile von Zellen oder Zellmembranen richtet. Spezifische Antikorper oder sensibilisierte Lymphozyten zerst6ren entweder Teile einze1ner Organe, bestimmte Gewebe oder lagern sich als AntigenAntikorper-komplexe vor allem in Gelenken, Nieren oder Haut abo Bltttgrutl,Pen: Bezeichnung spezifischer Stoffe, die in sehr mannigfaltigen Kombinationen hauptsachlich an den Blutzellen nachgewiesen werden k6nnen und zumindest hinsichtlich der Hauptblutgruppen ABO und Rh bei Blurubertragungen beriicksichtigt werden milssen. Elythro:z;yten: Rote Blutk6rperchen, die fUr den Sauerstofftransport lebensnotwendig sind. Frischplasma: Sofort nach der Blutspende durch Entfernen der Blutzellen oder maschinell gewonnene Blutflilssigkeit. Es enthalt aile beim gesunden Menschen vorhandenen wirksamen Bestandteile, z. B. zur Aktivierung der Gerinnung. Durch Einfrieren des Frischplasmas unter - 30 °C konnen die Gerinnungsfaktoren in gefrorenem Zustand ilber einen groBeren Zeitraum in ihrer Aktivitat erhalten bleiben. Gerinnungsaktive Plasmaprodukte: Nach speziellen Anreicherungsverfahren gewonnene Fraktionen aus Plasma zum spezifischen intraven6sen Einsatz bei isoliertem Mangel, z. B. Faktor VIII bei Hamophilie. Hiimo'llobin: Bezeichnung fUr den in den Erythrozyten vorhandenen roten Blutfarbstoff, der den Sauerstoff bindet. Hiimatokrit: Dieser Wert gibt das Verhaltnis der zellularen Blutbestandteile zu der BlutfiOssigkeir (Plasma) an. Hepatitis: Leberentzilndung durch spezielle Virusinfektionen, die durch Transfusionsblut Obertragen werden kann. Nach der labordiagnostischen ErfaBbarkeit lassen sich mehrere Arten unterscheiden (A, B, C, etc.). Filr den transfusionsmedizinischen Bereich bedeutsam sind vor allem die Typen B und C. RoutinemaBig untersucht werden heute aile Blut- und PI asmaspender auf einen EiweiBk6rper in der Blutfiilssigkeit, der Oberflachenbestandteil des Hepatitis-B-Virus ist (engl. surface antigen = HBsAg), und auf Antik6rper gegen Hepatitis C (HCV-Antik6rper). 18 Immunglobttline. HJ!Perimmttnglobttline: Spezielle Praparationen eines sofort hochwirksamen Abwehrstoffes. Bei manchen Erkrankungen wie Hepatitis B, Tetanus oder Tollwut k6nnen soIche Immunglobuline den moglichen schweren Krankheitsverlauf lindern oder heilen. Infektionen: Einige durch Blut ilbertragene Infektionen k6nnen durch Bluruntersuchungen friihzeitig erkannt und damit verhindert werden (siehe auch unter Hepatitis). Luesantikorper weisen auf eine Erkrankung mit Syphilis hin, HIV-Antikorper auf AIDS. Lettko:z;yten. LvmphoZ)'ten. Mono:z;yten: WeiBe Blutzellen errullen sehr wichtige Funktionen bei der Abwehr von Infektionen. Plasmapherese: Maschinelle Gewinnung (Zellseparator) nur der Blutfiilssigkeit (Plasma) yom Spender oder Patienten durch Zentrifugieren des Blutes. Die Plas- · mapherese wird unter anderem eingesetzt zur Herstellung besonderer therapeutisch unterschiedlich wirksamer Praparate oder zur Entfernung krankhafter Bestandteile aus Patientenblut. Die sofortige Rilcktransfusion der Blutzellen erlaubt einen haufigeren Einsatz des Spenders bzw. baldige Wiederholung der Plasmapherese beim Patienten. Thrombozvtapherese: Gewinnung von Thrombozyten eines Blutspenders mitte1s eines besonderen Gerates (Zellseparator). SoIche Blutpraparate werden von speziell ausgesuchten Blutspendern rur bestimmte Patienten wie etwa Leukamiepatienten gewonnen. Thrombozyten: Blutplattchen, kleinste Zellen unseres Blutes, die entscheidend den Gerinnungsvorgang bewirken. Ihre Verminderung kann eine t6dliche Blurung zur Folge haben. Zellseparatioll: Auftrennung des Blutes nach der Schwere bzw. GroBe seiner verschiedenen Bestandteile mit Hilfe einer Zentrifuge, eines besonderen Gerates (Separator), in rote oder weiBe Blutkorperchen und Blutplattchen. Diese Methode wird angewandt bei besonders geeigneten, ausgesuchten Spendern, um einzelne Blutbestandteile in m6glichst hoher Konzentration gezielt fUr einen Patienten zu gewinnen, aber auch bei Patienten, um krankhafte Blutbestandteile aus dem Korper zu entfernen. Dabei werden dem Spender bzw. dem Patienten die anderen Blutbestandteile wieder zuriicktransfundiert (siehe auch Plasmapherese). Univ. Prof Dr. Paul Hocker Leiter der Abteilung rur Transfusionsmedizin Universitatsklinik fUr Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin, AKH Wien Dieser Artikel wurde im Rahmen einer LehrerInnenfortbildung, unterstiltzt durch die Firma Humanplasma, an die Teilnehmer ausgegeben. Ansprechpartner rur Exkursionen: Mag . Isabella Robatscher Tel. : 01/319 53 63 33 Wissenschaftliche Na hricillen . Marzl April 2001 CHEMIE P. Dr. Leonhard A. Hiitter OFM BSE-Tests: Gibt es Schutz vor dem Wahnsinn? Susanne Donner, Frankjwt a . M. Mause erkranken in erster Linie an einer BSE-artigen Krankheit, wenn sie Hirn und Ruckenmark infizierter Rinder fressen. Muskelgewebe oder Organe wie die Milz sind jedoch nicht infektios.l) Deshalb gehen Wissenschaftler davon aus, daB der Mensch auch nicht gefahrdet ist, falls er Produkte dieser Gewebe verzehrt. Dagegen sind seit Oktober 2000 in der EU Hirn und Ruckenmark von Rindern in Lebensmitteln verboten. Wer sich uber dieses Verbot hinwegsetzt, bringt eine Lawine ins Rollen: Ein einziges Rinderhirn wandert in etwa 5000 Wurstwaren, diese wiederum kaufen etwa 44.000 Menschen. Da kann man nur hoffen, daB die eine Scheibe Wurst keine BSE-Erreger enthielt oder die Menge nicht fur eine Infektion ausreicht. Gibt es bald einen umfassenden Test und damit eine Garantie auf BSE-freies Fleisch? Proteinhaltige infektiose Teilchen Die Erreger der BSE (Bovine Spongiforme Encephalopathie) taufte der Nobelpreistrager Stanley Prusiner auf den Namen "proteinose infektiose Partikel" - kurz Prionen. Was genau sich dahinter verbirgt, ist auch heute noch unklar. Fest steht, daB das Prion thermisch und chemisch sehr stabil ist, so ubersteht es Temperaturen tiber 120°C und im Boden uberdauert es Jahrzehnte. 1m wesentlichen besteht das Prion aus zellularem Prionprotein, das verschiedene Konformationen einnehmen kann, darunter die des normalen Prionproteinis Prpc und des krankmachenden PrPBSE. Alleine der Konformationsunterschied entscheidet, ob das Gehirn des Rindes gesund bleibt oder allmahlich zu einem schwammartigen Gebilde durchlochert wird . Zudem kann PrP BSE die Konformation des Prpc umwandeln. Durch diesen autokatalytischen ProzeB reichert sich PrPBSF. im infizierten Rind an. Dieser von Prusiner aufgeklarte Umfaltmechanismus am Protein funktioniert urn so effektiver,I.2) je ahnlicher sich die Aminosauresequenzen der Prionproteine sind: Das Prionprotein von Mensch und Rind besteht jeweils aus etwa 250 Aminosauren, lediglich in 30 unterscheiden sich beide. Zwei Strategien - zwei Tests Die Prionproteine kommen vor allem in Gehirn und Ruckenmark vor, weil sich hier viele Synapsen der Nervenbahnen befinden, in denen sich die zellularen Prionproteine anreichern . Auf diesem Tatbestand basieren zwei unterschiedliche Testprinzipien, die in Deutschland etabliert sind: Einer spurt das Risikoge- Wissenschaftliche Nachrichte n . MarzlApril 2001 webe Hirn und Ruckenmark, das Zentralnervengewebe (ZNS), in Wurstwaren auf. Der andere weist das veranderte Prionprotein Prp BSE selbst nacho Von diesem Verfahren existieren einige Varianten (Enfer Scientific, Biorad Laboratories);3) exemplarisch wird hier das Schnelltestverfahren der Schweizer Prionics vorgestellt, das in Europa derzeit die Methode der Wahl ist. Beiden vorgestellten Tests, dem auf BSE-Prionen und dem auf ZNS, ist gemeinsam, daB sie mit spezifischen Antikorpern und der Westernblot-Technik arbeiten. Isolierung des BSE-Prionproteins Eurofins Scientific in Garching bei Munchen bietet den von der Schweizer Prionics entwickelten BSE-Test kommerziell an, der in sechs bis acht Stunden ein Ergebnis liefert. Dieser Test ist empfindlicher und schneller als klassische Methoden der Histologie und Immunohistochemie, die vier bis fUnf Tage brauchen. Stefan Trentmann, Laborleiter der Eurofins Scientific, erklart die ersten Arbeitsschritte des Schnelltests: "Fur den Nachweis entnehmen wir 0,5 bis 0,6 g aus der Medulla oblongata des Rindes, einer Region, die die ObexRegion des Hirns und das Ruckenmark miteinander verbindet. Hier vermehren und akkumulieren sich die BSE-Prionen nach einer Infektion als erstes und finden sich dort deshalb in groBer Zahl. AnschlieBend wird die Probe in einer Pufferlosung homogenisiert." Danach wirkt auf die Probe eine Protease ein, die zwar Prpc, nicht aber PrP BSE verdaut. Von dem BSEPrionprotein PrP BSE trennt sie lediglich einen kleinen N-terminalen Rest ab, so daB sich das Molekulargewicht urn 6 kD verringert, namlich von 32 bis 35 kD auf 27 bis 30 kD. Damit ist das PrP BSE isoliert, da aile anderen Proteine stark verdaut vorliegen. Chemilumineszenz fur PrPBSE Eine SDS-Gelelektrophorese trennt die Proteinfragmente der LOsung nach GroBe und Ladung. Danach haften ie mittels Westernblot-Technik auf einer Membran. Protein und Proteinbruchsrucke sind nun separiert, doch bis zur Identifikation des PrPBSE war es noch ein weiter Weg. Olivier Schaller, Produktmanager der Prionics und einer der Entwickler des Schnelltestverfahrens, schildert die Schwierigkeiten: "Endlich hatten wir einen monoklonalen - inzwischen zum Patent angemeldeten - Antikorper (6H4) gefunden, der an Prionproteine bindet, gleichgultig ob sie in der veranderten (PrPB.~F.) oder normal en Konformation (PrPC) 19 vorliegen. Da jedoch Prpc durch die Protease zuvor verdaut worden ist, liegt in der Losung nur PrpBSE vor, an das der Antikorper bindet. Wir versuchten diesen Antikorper nun so zu modifizieren, daB er einen einfachen Nachweis gestatten wiirde, d. h. wir woHten ein Enzym anhangen, das beispielsweise Farbigkeit hervorrufen konnte. Doch sobald wir an dem Antikorper herumbastelten, ging die spezifische Bindung zum Prionprotein veri oren. " Wie vertrackt Forschung sein kann, zeigt auch die schlieBlich gefundene LOsung: "Wir verwenden einen zweiten Antikorper, der an den ersten andockt. An diesen ,Hilfsantikorper' ist eine alkalische Phosphatase gekoppelt, die einen Phosphatrest von einem Reagenz (Substrat, CPD-Star) abspaltet, wodurch ein 1,2-Dioxetan entsteht, das Chemilumineszenz hervorruft. ,,4) Garantiert BSE-frei? Der BSE-Schnelltest kostet 137,80 Mark fur die Einzelprobe und 99,80 Mark pro Probe ab 100 StUck. Kauft man mit diesem Test nun eine Garantie auf BSEFreiheit? Insbesondere bei Kalbern in der Inkubationszeit greift der Test laut Kritikern nicht. Trentmann gibt unumwunden zu: "Genaues wissen wir da noch nicht. Aber mindestens sechs Monate vor Ausbruch der Erkrankung erreicht die Konzentration der PrP BSE in der Medulla oblongata ein n Wert, den wir nachweisen konnen." Die Inkubationszeit liegt beim Rind zwischen 24 Monaten und 6 ]ahren, durchschnittlich bei 5 Jahren. An dieser Stelle setzen die Bedenken des Leiters fur Mikrobiologie der Bundesanstalt fur Fleischforschung in Berlin, Manfred Gareis, ein: "In Deutschland werden 60% der Rinder, die geschlachtet werden, nicht alter als zwei Jahre, d. h. der Hauptteil des Rindfleisches, das bei uns in die Nahrungskette gelangt, stammt von Tieren, die, auch wenn sie BSE hatten, mit diesem Test nicht erkannt werden konnten." Zumindest fehlen hierzu wissenschaftliche Studien. ner SchneHversion, die nach maximal sechs Stun den ein Ergebnis bringt." Die Schebo Biotech bietet den beschriebenen Test unter dem Namen Brainostic fur 300 Mark je Probe an. Farbe fur Markerproteine Fur den Cholesterinnachweis verwendet LUcker 2,5 g der Wurstprobe, die er zunachst mit einer alkoholischen Kaliumhydroxidlosung extrahiert. Die dann folgende Nachweisreaktion beschreibt er so: "Aus Cholesterin entsteht in einer 3-p-Oxidation zunachst ~4-Cholestenon. Dabei bildet sich Wasserstoffperoxid , das in Gegenwart von Katalase Methanol zu Formaldehyd oxidiert. Formaldehyd wiederum reagiert mit Ammoniumacetat und Acetylaceton zu dem gelben 2,4-Lutidin, das wir photometrisch nachweisen." Parallel dazu werden GFAP und NSE zunachst mit einem Harnstoffpuffer aus der Wurstprobe extrahiert, gelelektrophoretisch getrennt und mittels WesternblotTechnik auf einer Membran fixiert. Dann binden an beide Proteine jeweils spezifische monoklonale Antikorper. Die Nachweisreaktion an diesem primarerl Antikorper durchzufUhren, ware zwar moglich, wiirde jedoch die Selektivitat verringern und ware sehr teuer. Deshalb auch hier der Trick mit dem zweiten Antikorper: .An den primaren Antikorper dockt ein sekundarer, mit Biotin gekoppelter Antikorper der Ziege gegen Antikorper der Maus an. Unspezifische Bindungsstellen wie Albumin maskieren wir zuvor. Dann wird mit Avidin gekoppelte Peroxidase zugegeben. Avidin hat eine sehr hohe Bindungsaffinitat zu Biotin, so daB eine Art Sandwichkopplung stattfindet", erlautert Lucker. SchlieBlich folgt die entscheidende Farbreaktion, bei der Diaminobenzidindihydrochlorid (DAB) und Wasserstoffperoxid zugesetzt werden. Die Peroxidase katalysiert die Reaktion des DABs und des Peroxids zu einem braunen Produkt. 6) Gibt es Sicherheit? Test auf Zentralnervengewebe Dieses Problem umschifft Ernst Lucker, Professor yom Institut fur Lebensmittelhygiene der veterinarmedizinischen Fakultat der Universitat Leipzig, denn er setzt auf Pravention. Sein Test ermittelt ZNS-Gewebe, in dem Prionen in erster Linie zu finden sind. So wirkten im Tierversuch folgende Gewebe infektios: Hirn mit 64,1% der Gesamterregermenge, Ruckenmark mit 25,6%, Trigeminus-Ganglien mit 2,6%, dorsale Wurzelganglien mit 3,8%, Auge (bzw. die Netzhaut als Teil des ZNS) mit 0,04% und distaler Teil des Ileums mit 3,3%. 1.5) Insbesondere Hirn und Ruckemark durfen in Wurstwaren, wie eingangs erwahnt, nicht mehr verwendet werden. Somit liefert LUckers Meth<;>de das Uberwachungsinstument fur dieses Verbot. Das ZNS charakterisiert ein hoher Cholesteringehalt von etwa 2000 mg/100 g Feuchtmasse. Doch dieser Marker alleine reicht nicht fur einen eindeutigen Nachweis aus, da Cholesterin auch aus anderen QueHen stammen kann. Daher erfaBt der ZNS-Test zusatzlich zwei spezifische Proteine, die Neuronenspezifische Enolase (NSE) und das saure Gliafaserprotein (GFAP), die Verarbeitung und Hitze uberstehen. Die erste Version des Tests dauerte zwischen einem und drei Tagen, LUcker verrat aber: "Seit wenigen Wochen arbeiten wir mit ei- 20 Die Methode lokalisiert ZNS-Gewebe von Schwein und Rind in der Wurst bis zu einem Gehalt von 0,25%, durch Filtrationskonzentrieren sinkt die Nachweisgrenze auf 0,01%. In Deutschland testeten Lucker und seine Mitarbeiter im vergangenen Jahr 126 Leberwiirste, darunter waren 9,7% ZNS-positiv. Bei den Kochmettwiirsten lag der Anteil sogar bei ZooAl. Einige Fleischverarbeiter setzen sich offensichtlich uber das EU-Verbot hinweg: In vie len Schlachthofen trennen Separatoren nach wie vor Fleischreste yom Knochen, dabei gelangen Knochensplitter, Knorpel, Hirnteile und Ruckenmark in die Wurst. Hans Scheer, Vorstandsmitglied der Schebo Biotech formuliert, was sich das Unternehmen mit Brainostic erhofft: "Durch Stichproben lassen sich die schwarzen Schafe der Fleischindustrie abschrecken, und der redliche Hersteller hat eine hervorragende Qualitatskontrolle." Boehringer Ingelheim entwickelt derzeit ein Testverfahren fUr das lebende Tier. Der immunologische Test weist im Blut des BSE-infizierten Tieres ein Markerprotein auf den Blutzellen nacho Uber Trefferquote und Nachweisgrenze kann der Projektleiter Matthias Giese noch nichts sagen. Aile Testverfahren konnen zwar das Risiko senken, BSE-infiziertes Fleisch zu essen, eine Garantie auf BSE- Wissenschaftliche Nachrichten . Marz/April 2001 Freiheit kann es aber schon deshalb nicht geben, wei! trotz der Intensivierung der Grundlagenforschung elementare Fragen offen bleiben: Was ist das Prionprotein genau? Welche Erregermenge bewirkt eine Dbertragung der Krankheit? Der Ehrlichkeit halber sollte auf dem Schild an der Metzgertheke also allerhochstens .garantiert ZNS-frei (Genauigkeit 99,99%)" oder "vermindertes BSE-Risiko" stehen. Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium hat dies erkannt, und ein Etikett "BSE getestet" verboten, da dies irrefuhrende Werbung sei. Arunerkungen: 1) hllp:ll etlropa.etl.lnt/commljoodljslsdssdotl/come_en.hlml. 2) S B. Pr/lSiner, Science 1982, 216, 136. 3) R. lewis, New Scientist 1999, 13, 10. 4) M. B. Fischer, C. Roeckl, P. Parizek, H. P. Schwarz, A AgllZZi, Nature 2000, 408, 479. ;) O. Schaller, R. Fa/zer, M. Slack, j. Clark, W. Cooley, K. Biiffiger, S. Egli, M. Doherr, M. Vandevelde, D. Heim, B. Oesch, M. Moser, Acta Neuro· pathol, 1999, 98, 437. 6) E. H . Lllcker, E. Eigenbrodl, S. IVenlsch, R. Leider, M. BillIe, J. Food Prot, 2000, 63, 258 [Nachr. Chern. 2001, 49, 158] Haaranalyse auf Kokain wie wird's gemacht? Susanne Donner, Frankfurt a. M. Un wissenschaftlich, unsicher und eben v611ig an den Haaren herbeigezogen, so wird die Haaranalyse gerne hingestellt. Mit welchern Recht? Und wie junktioniert eigentlich die Haarana/yse? Die Haare sind ein verschliisseltes Gedachtnis des Menschen, in dem ein Analytiker herumstobern kann. Die Analyse gibt ein schlichtes Ja oder Nein auf die Frage, ob die Testperson Drogen konsumiert oder Schadstoffe aufgenommen hat. Dabei bringt ein positiver Befund unangenehme Foigen, schlimmstenfalls wird es nichts mit dem Traum yom FuBballbundestrainer, und der Ruf ist obendrein ruiniert. Was ware da einfacher als die Ergebnisse der Haaranalyse anzuzweifeln? Wie die Probe genommen wird 1m Labor fur forensische und klinische Toxikologie des Instituts fur Rechtsmedizin der Charite in Berlin ist die Haaranalyse Alltag. Der Abteilungsleiter, Professor Fritz Pragst, erklart, wie die Haare genommen werden: .Ein einzelnes Haar genilgt nicht, sondern ein Bilschel von 100-200 Haaren wird mit einer Schnur zusammengebunden und dicht am Kopf abgeschnitten. Ein pfenniggroBer, kahler Fleck bleibt." Eine Wasche der Haare in einer Tensidlosung entfernt Drogen und Schadstoffe, die an der Oberfliiche der Haare haften. Danach wird das Bilschel vom kopfnahen Ende her in maximal zwei Zentimeter groBe Stilcke geschnitten, urn gegebenenfalls zeitliche Zuordnungen treffen zu konnen. Ein Kopfhaar wachst im Durchschnitt einen Zentimeter pro Monat; ein sechs Zentimeter langes Haar archiviert demnach den Lebenswandel eines halben Jahres. "Schamhaare verwenden wir nur im Allsnahmefall, da sie nur eine Wachstumsphase von etwa einem Jahr durchlaufen, das ist die anagene Phase. Danach steckt das Haar fur etwa ein weiteres Jahr fest, ohne zu wachsen lind Nahr- oder Schadstoffe aus der Wurzel aufzunehmen, die telogene Phase. Beim Schamhaar befinden sich also etwa die Halfte der Haare in der telogenen, die andere in der anagenen Phase. Bei einer solchen Probe ist es schwierig, den Haaren ein Alter zu- Wissenschaftliche Nachrichten . Marz/ April 2001 Gaschromatogramm des Extraktes einer Haarprobe mit positivern Kokainbefund (QueUe: Fritz Pragst, Charite Berlin). zuordnen und damit zu sagen, wann der Proband Drogen konsumiert hat", erlautert Pragst. Wie die Probe vorbereitet wird Unterdessen werden die Haarabschnitte mit einer Schere in millimetergroBe Stilcke zerkleinert, 30 mg davon genilgen fur eine Untersuchung. Dazu muB die Droge zunachst aus dem Haar extrahiert werden. Das geschieht in einem neutralen Phosphatpuffer, damit die Estergruppen des Kokains nicht zerstort werden. Schon an dieser Stelle werden die deuterierten inneren Standards fur aile zu prilfenden Drogen und Metabolite zugesetzt. Das Reagenzglas kommt filr mehr als vier Stunden in ein Ultraschallband, wobei das Haar allmahlich aufquillt und das Kokain lind seine Metabolite nach und nach in die wassrige Phase ilbergehen. Sie liegen bei diesem pH-Wert in der hydrophilen protonierten Form vor. Urn den Extrakt zu reinigen, folgt eine Festphasenextraktion: In einer Saule mit Kationenaustauscher und C18-modifiziertem Kieselgel wird die Droge adsorbiert und mit einem Gemisch aus Dichlormethan, Isopropanol und Ammoniak eilliert. Neben Kokain erfasst diese Methode auch Opiate, Amphetamine und Ecstasy-Wirkstoffe. 21 Wie die Probe analysiert wird Pragst erHiutert die nachsten Schritte: "Ftir die Analyse, die Kapillargaschromatographie.Massenspektrometrie (GC-MS), benotigen wir verdampfbare Substanzen, deshalb wird zuvor mit einer Mischung aus Trifluoracetanhydrid und Hexafluorisopropanol verestert. 1m GC-MS-Spektrogramm suchen wir im Fall des Kokains nach vier moglichen Komponenten - nach dem Kokain selbst, dem Trifluoracetylester des Stoffwechselproduktes Methylecgonin und dem Hexafluorisopropylester des Benzoylecgonins und nach Kokaethylen, das entsteht, wenn die Testperson zugleich Alkohoi getrunken hat." 1st nun ein positiver Befund im Massenspektrum ein sicheres Ergebnis? "Wenn wir etwas nachweisen, dann hat die Person mit Sicherheit Kokain genommen. Schwieriger ist es dagegen zu sagen, wieviel und wie oft. Unser Ergebnis erlaubt allenfalls, daB wir grob einteilen nach sehr haufig oder eher selten." Inzwischen werden in der Szene spezielle Haarbehandlungsmittel angeboten, die Kokain aus dem Inne- ren der Haare entfernen sollen. In Analysen konnten diese Spezialschampoos jedoch nicht halten, was sie v~rsprechen. Tatsachlich schwankt aber die Kokainkonzentration im Haar je nach individueller Behandlung, z. B. wenn der Proband seine Haare farbt. Auch physische Eigenheiten verwischen die zeitliche Zuordnung: Durch die SchweiBdri.isen gelangt das Kokain binnen weniger Stunden nach dem Konsum an die Haare, wahrend es tiber die Haarwurzel erst nach 14 Tagen die Kopfoberflache erreicht. Bei einer Person, die Ecstasy konsumiert hat, und deshalb stark schwitzt, bleibt so der Zeitpunkt des Trips im Dunklen. Wer allerdings nicht dazu gezwungen ist, spart sich die Haaranalyse, denn sie kostet zwischen 300 und 600 Mark. Die meisten Menschen, die ihre Haare im Labor der Charite Berlin analysieren lassen, wollen ihre Abstinenz beweisen, urn ihren Ftihrerschein wiederzubekommen. Andere wiederum brauchen den Nachweis der Drogenfreiheit, urn Tanklastztige zu fahren oder-einen ahnlich gefahrlichen Beruf auszutiben. Und ist es nicht merkwtirdig, daB keine der "sauberen" Testpersonen die Haaranalyse unwissenschaftlich schimpft? Brennstoffzellen furs Auto Methanol k6nnte Treibstoff-Alternative zu Benzin, Diesel und Wasserstoff werden. Die Anbieter rich ten sich mit Kooperation und Produktionsanlagen auf den erwarteten Boom ein, die Methanol-Direkteinspritzerzelle laujt schon im Labor. Mitte November hat Daimler-Chrysler mit dem NECAR 5 (New Electric Car) ein weiterentwickeltes, methanolbetriebenes Brennstoffzellenfahrzeug vorgestellt. Neu ist sein ATR-Reaktor, der als "Anlasser" das Auto kaltstartfahig macht. ATR steht fur Autotherme Reformierung. Das Methanol wird dazu katalytisch zusammen mit Wasser und Luft teilweise zu Wasserstoff reformiert und teilweise verbrannt. Dies bringt das gesamte Antriebssystem innerhalb kurzer Zeit ahnlich wie fri.iher bei einem Diesel auf die volle Betriebstemperatur. Als Energielieferant auf der Strecke nutzt das Fahrzeug - ein Daimler-Chrysler A - Methanol, das mit Wasser verdampft in einen Reformer gefuhrt wird. In ihm stromt das Gemisch tiber den Katalysator aus Kupfer- und weiteren Metalloxiden. Dabei hat die BASF "bewuBt auf Edelmetalle im Katalysator verzichtet", urn das Material nicht zu teuer werden zu lassen. Es entstehen dann bei einer Betriebstemperatur von 200 bis 350°C aus Methanol und Wasser Wasserstoff und Kohlendioxid. Das Gasgemisch wird nun in der Brennstoffzelle zur Erzeugung elektrischer Energie genutzt [Nachr. Chem. 2000, 48, 1210). Die Brennstoffzelle liefert im NECAR 102 PS und macht das Auto 150 Stundenkilometer schnell. Eine Weiterentwicklung wird die Methanol-Brennstoffzelle mit Direkteinspritzung sein. Diese Zelle, die noch in den Daimler-Labors und in einem kleinen Gokart lauft, konnte den Reformer tiberfltissig machen und so technischen Aufwand und Gewicht einsparen. Allerdings: Die Technik ist sehr kompliziert und braucht sicher noch viele Jahre bis zur Reife. 22 Urn die Einfuhrung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen mit der Technik "Methanol plus Katalysator plus Brennstoffzelle" voranzutreiben, haben sich im vergangenen September die BASF mit Daimler-Chrysler, Xcellsis, BP und den Methanolproduzenten Methanex und Statoil zu einer Kooperation zusammengeschlossen. Inzwischen bereitet die BASF die groBtechnische Produktion des Katalysators vor, der speziell fur d ie Anforderungen im Fahrzeug entwickelt wurde. Schon jetzt kann ihn das Unternehmen in Ludwigshafen im TonnenmaBstab herstellen. Es entwickelte den Katalysator in einer Exklusivkooperation mit Xcellsis, einem Gemeinschaftsunternehmen von Daimler-Chrysler, Ballard Power Systems, VancouverlKanada, und der Ford Motor Company, Dearborn/ USA. Wahrend Katalysatoren normalerweise darauf ausgerichtet sind, bei eng umrissenen Druck- und Temperaturverhaltnissen optima Ie Ergebnisse zu liefern, liegt die Herausforderung bei der Methanolreformierung in der Flexibilitat. Der Reformer muB auf schnelle Belastungswechsel unmittelbar reagieren und am Berg wie a~f der Ebene, bei 30 wie bei 150 Stundenkilometern jederzeit die richtige Wasserstoffmenge produzieren. Auch die mechanischen Beanspruchungen, etwa eine Fahrt tiber Kopfsteinpflaster, muB das System problemlos wegstecken konnen. "Methanol eroffnet die Moglichkeit, jetzt in die umweltfreundliche Zukunftstechnologie ,Brennstoffzellenantrieb fur Fahrzeuge' einzusteigen", sagt Markus HolzIe, der fur die Weiterentwicklung des BASF-Katalysators verantwortlich ist. "Mittelfristig sehe ich fur den breiten Wisscnschaftliche achrk htcn - MarzlApril 2001 Markt keine andere Losung. SchlieBlich werfen Alternativkonzepte, bei denen statt Methanol reiner Wasserstoff getankt wird, eine Reihe ungeloster Probleme auf." Insgesamt entsteht beim Methanolantrieb weniger Kohlendioxid als in Verbrennungsmotoren. Allerdings bleibt das Deutsche Zentrum fUr Luft- und Raumfahrt skeptisch, denn Brennstoffzellentreibstoffe aus nichtregenerativen Quellen "verursachen fast genau so viel Kohlendioxidemissionen wie ein weiterenrwickeltes Benzinfahrzeug" . Klaus-Dieter Vohringer, im Vorstand veranrwortlich fUr Forschung und Technologie, erwartet die Einfuhrung der Methanol-versorgten Brennstoffzelle in den nachsten Jahren: ,,1m Jahr 2002 wird DaimlerChrysler die ersten Stadtbusse mit Brennstoffzelle ausliefern. 2004 folgen erste Pkws." Dann werden Flottenfahrzeuge wie Busse oder Firmenwagen gasfOrmigen Wasserstoff, der Individualverkehr in der Flache jedoch Methanol tanken. [Nachr. Chern. 2001, 49, 33 Innovationen fund urn PVC Die Wiege der PVC-Produktion stand im mitteldeutschen Chemiedreieck. Mittle1Weile gibt es in vielen Landern PVC-Anlagen, in denen die Industrie in den letzten zehn Jahren verschiedene Verfahrensstufen verbessert hat. Beim AmalgamprozeB fur die Chlorherstellung konnten die Quecksilberemissionen stark reduziert werden, namlich von 1972 bis 1997 urn mehr als 97%. Beim Diaphragmaverfahren werden derzeit Ersatzmaterialien fur die Asbest-Diaphragmen enrwickelt und erprobt. Bei Neuanlagen benotigt das Membranverfahren 15 bis 20% weniger Energie. Eine Membrananlage ist zum Beispiel seit November 1998 beim "Buna Sow Leuna Olefinverbund" (BSL) in Schkopau in Betrieb. Bei der Herstellung von Vinylchorid erhohen selektivere Katalysatoren die Ausbeuten. Die gasfOrmigen Emissionen sanken, seitdem der OxichlorierungsprozeB reinen Sauerstoff statt Luft nutzt. Der Energiehaushalt der VC-Herstellung konnte so weit optimiert werden, daB einige Anlagen bei Normalbetrieb ohne Dampfimport auskommen. Polymer und seine Verarbeitung Nach wie vor wird Vinylchlorid (VC) hauptsachlich aus Ethylen und Chlor in einem zweistufigen ProzeB hergestellt. Die EVC (Deutschland) in Wilhe lmshaven stellt aber in einer Versuchsanlage bereits jahrlich 1000 Tonnen Vinylchlorid direkt aus Ethan her. Dieser einstufige ProzeB hat Vorteile z. B. beim Energieverbrauch und bei den Emissionen. Deshalb soli in den nachsten Jahren eine groBtechnische Anlage folgen . Sie ist dort sinnvoll, wo Ethan in groBen Mengen zur Verfiigung steht, was bei Erdgasfunden der Fall ist. Bei der Herstellung von PVC war es notig, die RestVC-Werte zu senken; bei Typen fur den medizinischen Bereich sind sie besonders niedrig. Es gelang auch, durch neue Rezepturen und spezielle Aufheiztechniken die Leistungen der PVC-Reaktoren zu steigern. Damit sanken Energie- und Wasserverbrauch und die Konstanz der Verfahren und Produkte stieg. Zum GroBteil wird PVC mittels Extrusionsverfahren, aber auch iiber Kalandrieren, SpritzguB und Pastentechnik verarbeitet. Der Wettbewerb sorgte fur Impulse u . a. bei den Rezepturen, Maschinen und Produkten: Rohre aus PVC gibt es gerippt, gewellt und geschaumt, Fenster haben ausgekliigelte Mehrkammersysteme, Kabel sind schwer entflammbar und Folien mal hart und mal weich. Sogar die Mode nutzt PVc. Wissenschaftliche Nachrichten . Mii rzlAprii 2001 VelW~rtung von gebrauchtem PVC Bei der werkstofflichen Verwertung gibt es bereits Anlagen fur Fenster, Rohre, Bodenbelage, Dachbahnen und Kabel. Ein schon langer bekanntes Loseverfahren hat Solvin (Rheinberg) optimiert (Vinyloop): Als .Losemittel dienen hier Ketone. Das geloste Polymer einschlieBlich der Additive wird durch einen Dampfschock ausgefallt. Dieses Verfahren ist z. B. fUr Planen geeignet, weil dabei eine Auftrennung erfolgt und das Recyclat wieder fur Planen eingesetzt werden kann. Zwei Vinyloop-Anlagen sind in Planung: Eine in Frankreich fUr Planen mit einer Kapazitat von 5000 ri a, eine in Italien fur Kabel und Blister fur 10.000 tla . Beim rohstofflichen Recycling sind die Zielprodukte von Anlage zu Anlage verschieden. In einem Drehrohrofen bei der BSL in Schkopau entsteht Chlorwasserstotf fUr neues PVC und Energie aus dem Kohlenwas e rstoff. In Frankreich ist eine Pilotanlage mit einem Schlackebad-Verfahren der Linde entstanden, die jahrlich 2000 Tonnen PVC-Abfalle verarbeitet. Daneben gibt es Anlagen, die mit Vergasung, HydrolyelPyrolyse und Pyrolyse arbeiten. PVC in Zahlen Die PVC-Produktion in Bitterfeld und Schkopau wurde zwischen 1939 und 1940 aufgenommen. Anfangs wurden jahrlich 14.000 Tonnen hergestellt, 1990 waren es schlieBlich 300.000 a. Fiihrender europaischer PVC-Hersteller ist die EVC International NY mit Sitz in Amsterdam und der Koordinationszentrale in Briissel. Die deutsche Tochter EVC iibernahm imJuni 1998 die PVC-Anlagen in Schkopau. Sie baute die Kapazitaten an Emulsions- und Suspensions-PVC von 125.000 auf 150.000 Jahrestonnen aus und errichtete eine neue Anlage mit einer Kapazitat von 180.000 Jahrestonnen. Das erste PVC in der neuen Anlage in Schkopau wurde im Marz 2000 produziert. An den beiden Standorten Wilhelmshaven und Schkopau produziert die EVC jetzt 650.000 t PVC im Jahr, das ist die Halfte der Gesamtkapazitat der EVC-Gruppe. [Nachr. Chern. 2001, 49, 491 23 • ... ." ' ..:~ ~ ';. Buchbesprechungen Hans-Georg Elias: Makromolekiile. Band 1: Chemische Struktur und Synthesen. Sechste, vollsUindig Oberarbeitete Auflage 1999. XXXIII + 640 Seiten, geb. DM 398,- Wiley-VCH Verlag GmbH, Pappelallee 3, D-69469 Weinheim. ISBN 3-S27-29872-X Noch vor wenigen Jahrzehnten war es moglich, das Thema "MakrotnolekOle" bei nicht allzu ausfOhrlicher Darstellung in einem einzigen Band abzuhandeln. Inzwischen ist ein derartiger Wissenszuwachs zu verzeichnen, daB bei einer ebenfalls relativ knappen Darstellung der Polymerwissenschaften eine vierbandige Konzeption kaum ausreicht, den derzeitigen Wissensstand darzubieten. Das nunmehr bereits in einer vollsmndig iiberarbeiteten sechsten Auflage erscheinende Standardwerk "MakromolekOle" urnfaBt folgende Einzelbande: Band 1: Chemische Struktur und Synthesen. Band 2: Physikalische Struktur und Eigenschaften. Band 3: Rohstoffe; Industrielle Synthesen; Polymere. Band 4: Anwendungen. Zur allgemeinen Charakterisierung des Werkes sei der Verfasser selbst zitiert (Vorwort): "Dieses Lehrbuch ist - wie so viele seiner Art - aus den BedOrfnissen des Unterrichts entstanden. 1m obligatorischen Unterricht in den makromolekularen Wissenschaften fOr die Chemiker und Werkstoffkundler des 3.-7. Semesters (ETH ZOrich) hatte ich seit vielen Jahren ein Lehrbuch vermiBt, das von den Grundlagen der Chemie und Physik makromolekularer Substanzen bis zu den Anwendungen der Makromolekiile in der Technik fOhrte. Dieses Lehrbuch sollte die LOcke zwischen den kurzen und daher oft zu sehr simplifizierenden EinfOhrungen und den hochspezialisierten LehrbOchern und Monographien Ober Teilgebiete der makromolekularen Wissenschaften schlieBen und einen Dberblick Ober das Gesamtgebiet vermitteln ... In allen Fallen wurde weniger Wert darauf gelegt, moglichst viele Fakten zu vermitteln als vielmehr das Denken zu schulen und die Zusammenhange zwischen den einzelnen Teilgebieten aufzuzeigen ... " Der erste Band gliedert sich in die Hauptteile "Chemische Strukturen" (Abschn. 1-5, S. 1-147) und den weitaus urnfangreicheren (S. 148-602) zweiten Teil "Synthesen" (Abschn. 6-16). Dabei kommen auch "Biologische Polyreaktionen" (Abschn. 14) sowie ganz allgemein "Reaktionen von MakromolekOlen" (Abschn. 15) und "Konstruieren von MakromolekOien" (Abschn. 16) eingehend zur Sprache. Die textliche, formelmaBige und tabellarische Gestaltung und damit die Lesbarkeit bzw. Studierbarkeit des Werkes ist hervorragend. Jedem Abschnitt sind "Historische Notizen" sowie eine ansehnliche Liste weiterfOhrender aktueller Literatur angefOgt. Wer sich Ober den aktuellen Stand der Polymerforschung informieren will bzw. diese zu studieren hat, wird wohl kaum enttauscht; dies laBt sich bereits nach Vorliegen des ersten Bandes mit Genugtuung feststellen. Leonhard A. HOtter 24 Hans-Georg Elias: Makromolekiile. Band 2: Physikalische Strukturen und Eigenschaften. Sechste, vollstandig Oberarbeitete Auflage 2001. XXXIV + 673 Seiten, geb. DM 398,- (Serienpreis pro Band DM 348,-). Wiley-VCH Verlag GmbH, Pappelallee 3, D-69469 Weinheim. ISBN 3-527-29960-2 Dber das 4bandige Gesamtwerk wurde bereits in nebenstehender Besprechung berichtet. Dem sei noch hinzugefOgt, daB es derzeit kein anderes deutschsprachiges Werk Ober MakromolekOie gibt, das bereits in sechster Auflage vorliegt. Dies spricht sowohl fOr dessen hohe Qualitat als auch fOr die Aktualitat des Themas. Wie bereits aus dem Titel hervorgeht, befaBt sich der zweite Band mit den physikalischen Strukturen und Eigenschaften von MakromolekOien sowie mit den aus ihnen aufgebauten makromolekularen Substanzen. Der erste Teil schildert die Struktur isolierter MolekOie und die zur Strukturaufklarung verwendeten Verfahren. Damit dieser Band separat von Bd. 1 lesbar ist, wird zunachst kurz die chemische Konstitution von MakromolekOien repetiert (Abschn. 2); zum Vertiefen ware Bd. 1 heranzuziehen. In den Abschn. 3 und 4 werden dann die Mikro- und Makrokonformationen von MakromolekOien beschrieben. Dieser Teil schlieBt mit einem Abschnitt (5) Ober Streuverfahren, den wichtigsten Methoden zum Bestimmen der globalen Struktur von MakromolekOien. Der zweite Teil befaBt sich mit der physikalischen Struktur von MolekOlverbanden in amorphen Zustanden, Schmelzen und konzentrierten Losungen (Abschn. 6), im kristallinen Zustand (7), in Mesophasen (8), sowie in und an Grenzflachen (9). 1m dritten Teil werden MakromolekOie in Losungen diskutiert, und zwar deren Thermodynamik (10), ihre Transporteigenschaften (11) und, wegen ihrer groBen theoretischen und praktischen Bedeutung in einem besonderen Abschnitt (12), die Viskositat verdOnnter Losungen. Der vierte Teil ist den Eigenschaften von Schmelzen gewidmet: zunachst den thermischen Eigenschaften einschlieBlich den thermischen Umwandlungen (13), dann der MolekOidynamik (14) und schlieBlich der Schmelzviskositat (15). Der fOnfte und letzte Teil ist den mechanischen Eigenschaften von polymeren Festkorpern gewidmet: Elastizitat (1 6), Viskoelastizitat (17) und Bruchverhalten (18). Der Band 2 schlieBt (ebenso wie Band 1) mit einem Anhang (19) ab, der SI-Grundeinheiten, Umrechnungsfaktoren usw. auflistet. Dem folgt ein ausfOhrliches Sachregister und ein Verzeichnis englischer Fachausdriicke (ebenso wie in Bd. 1). Jedem Abschnitt sind - analog Band 1 - "Historische Notizen" sowie ein Literaturverzeichnis und Quellennachweise angefOgt. Auch dieser Band zeichnet sich aus durch eine nicht zu elementare und dennoch gut lesbare Darstellung des Stoffes und die integrierende Behandlung von Chemie, Physik, Biologie und Technologie. DaB der Verfasser auch Sinn fOr Humor hat, zeigt der das Werk einleitende Satz aus Goethe, Faust II., 1. Akt: "Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr ... " Leonhard A. HOtter Wissenschaftliche Nachrichten . Miirz/April 2001 MATHEMATIK Du. Kurt Wagner Das Pascal-Dreieck, ein vielseitiges Zahlenmuster Kurt Wagner, Klagenfurt 1. Einleitung Was ist Mathematik? K. Devlin [1] gibt darauf folgende Antwort. "Mathematik ist die Wissenschaft von den Mustern. Der Mathematiker untersucht abstrakte Muster - Zahlenmuster, Formenmuster, Bewegungsmuster, Verhaltensmuster und so we iter. Solche Muster sind entweder wirkliche oder vorgestellte, sichtbare oder gedachte, statische oder dynamische, qualitative oder quantitative, auf Nutzen ausgerichtete oder bloB spielerischem Interesse entspringende. Sie konnen aus unserer Umgebung an uns herantreten oder aus den Tiefen des Raumes und der Zeit oder aus unserem eigenen Inneren." Das Pascal-Dreieck ist ein schones Beispiel fur ein Zahlenmuster. Zwischen seinen Elementen, den Binomialkoeffizienten (BK) konnen fast unerschopflich viele interessante Beziehungen hergestellt werden. z\k I 0 - 4 - 3 - 2 - 1 0 2 3 4 5 6 7 8 1 1 1 1 1 1 3 4 5 - 4 - 3 - 2 -1 10 - 20 6 - 10 3 - 4 1 - I 35 15 5 1 -56 - 21 - 6 - 1 1 1 1 1 2 3 4 5 6 8 1 9 1 10 9 10 6 7 84 -120 28 - 36 7 - 8 1 - 1 8 10 9 165 -220 45 - 55 9 - 10 1 - 1 286 ... 66 ... 11... 1 ... 1 3 Der Beweis fur seine Gilltigkeit ist uber Gl. (1) oder Gl. (2) leicht zu fuhren. Es gibt auch ein kombinatorisches Argument fur naturliche Zahlen n. Zur Auswahl von k Elementen aus n Elementen bestehen n Ober k Moglichkeiten. Wir betrachten eine Menge von n - 1 weiBen und einer schwarzen Kugel. Es gibt n - 1 Ober k Auswahlen ohne schwarze Kugel und n - 1 Ober k - 1 Auswahlen mit der schwarzen Kugel. Genau das. sagt der Summensatz aus. 3. Reihensummen im Pascaldreieck Fur natOrliche n gel ten mehrere Reihensummen. Wenn eine Reihe das gesamte Dreieck durchquert, ist es nicht notig, fur k Grenzen anzugeben, da die BK auBerhalb des Dreiecks Null sind. 1 5 15 35 70 126 21 0 10 20 35 56 84 120 1 6 21 56 126 252 1 7 28 84 2 10 Zeilensumme (Z)= Lk (Z) = n L':. (m k)= (m n 1 .) (4) Lk (5) 6 10 15 21 28 36 45 Damit wird die Symmetrie im Pascal-Dreieck ausgedrilckt. Auch gilt (n uber k) = 0 fur k > n. Die wichtigste Beziehung uberhaupt ist der Summensatz. (6) 2" k 8 36 120 0, /iiI" (_1)k 0 + m Altemierende Zeilensumme >0 + + m+l Spaltensumme 1 9 45 Fallende Diagonale 10 2. Definition der Binomialkoeffizienten (kurz BK) (8) . (n ~ k) = Lk F" + j, (Fibonaccizahl) Aujsteigende Diagonale Fur ganze Zahlen z und naturliche Zahlen k gilt (1) (Z)k = z(z-l) (z- 2) ... (z- k+ 1) filrk> 0 1.2.3 . . .. k ' Speziell fur nicht negative Zahlen n nach Erweiterung des Bruches mit (n - k)! (2) (n)k - k! n' k)! - . ( n- Wisscnschaftliche Nachrichten . MiirzlAprii 2001 Die beiden ersten Summen folgen aus dem binomischen Lehrsatz (a + b)n mit a = b = 1 bzw. a = I, b = - 1. So wie aile angefuhrten Reihensummen konnen sie aber auch nur mit dem Summensatz allein abgeleitet werden. Besteht namlich eine Zeile aus den Zahlen Xo, Xj, X2, . . . Xn _ j, Xo; so lauten die Elemente der folgenden Zeile Xo, Xo + XII XI + X2 . . • Xn - l + Xn + j, Xn - I + Xo, Xo· Ihre Summe ist daher doppelt so groB wie die der ersten Zeile. 25 Die Gultigkeit der Gl. (2) ist fUr ungerade n augenfallig, fUr gerade n jedoch erstaunlich: Fur n '"' 8 z. B. ergibt 2 (1 - 8 + 28 - 56) = - 70, das ist der negative Wert des mittleren Gliedes. Nach dem Summensatz gelten folgende Beziehungen zwischen den Elementen zweier benachbarter Zeilen x. x, - X. x, - x, + X. x, - x, + x, - X. X. - X, + x, - x, + • • .. x. x. x, X, X, x, ............ "" x. I Bezeichnen wir mit Sk die alternierende Summe der 2. Zeile fUr k = 0, 1, 2 ... k, so gilt wegen der Gleichheit der letzten Glieder beider Zeilen (_1)n - 1 Sn _1 = Xn und Sn _1 + (_1)n Xn = 0, also Sn = 0. Die fallenden Diagonalen wie auch die Spalten im Pascaldreieck bilden arithmetische Foigen h6herer Ordnung, wobei der Zeilenindex bzw. der Spaltenindex die Ordnung angibt. Die Gleichungen (6) und (7) stell en die gleichen arithmetischen Foigen dar. Durch Anwendung der Symmetriebeziehung Gl. (2) ist dies leicht einzusehen. 1 4 6 x x x x x x x x 10 x 5 1 x x Es ergibt sich folgender Zusammenhang zwischen r, n und j: n = r/ 3 fUr r = mod 3, n = [r/ 31 + 1 sonst; j = 2r mod 3. In unserem Beispiel treten die Diagonalen r = 10, j = 2, r = 11, j = 1 und r = 12, j = auf. Man findet leicht do = 1, d l = 0, d 2 = d 3 = d 4 = 1, d; = 2 usw. Zur Erlauterung noch einige Beispiele (mit BK in Paarschreibweise). ° ° r - 9, r = 10, r - 11, r - 12, r - 13, j j j j j = 0, = 2, = I, = 0, = 2, (9) Lk k ( n-2k) = s", n-0: n-I n=2 n-3 n-4 (0,0) = I So . I (1,0) - I s, - 1 (2,0) - I ,!).: - 1 (3,0) - 1,0,1) = I So>· 2 (4.0) = I. (2,1) = 2s, - 3 n- ; n- 6 n-7 n- 8 (5,0) - I, (3,1) - 3 S, - ·1 (6,0) - I, (4,2) ·6 s,; - 6 (7,0) = I. (5.1) - 5, (3,2) = 3 s. - 9 (8.0) - I. (6,t) - 6. (4,2) - 6 .. - 13 Wir lesen ab '" 2 + 1 + 1,6 = 3 + 2 + 1,9 = 4 + 3 + 2 und 13 = 6 + 4 + 3. Wir vermuten die Rekursionsformel: So = Sl = S2 = 1, S3 = 2; Sn = Sn _! + sn-3 + Sn-4. Zum Beweis wenden wir auf (9) zweimal den Summensatz an. k = ~ (n-I-2k) k + (n-2k) ~ (n-I-2k)= ~ [(n-2-2k) + k- 1 k- 1 + +(n- 2k'- 2k) + (n -1k-l- 2k)] -_ ~ (11-2-2k) LJi (11-4-2k') k' + k + s" = Lk L..k L..k L..k L..k (10) L (3k11++k)j = dr, Flache Diagonale Hier besteht die Schwierigkeit, dass der Diagonalenindex r nicht mit dem Zeilenindex des Pascaldreiecks zusammenfallt. Die Zeile n = 4 z. B. wird von 3 flachen Diagonalen passiert. 26 + + + + + k, k, k, k, k, 3k), 3k + 2), 3k + 0, 3k), 3k + 2), (3,0) = 1, (4,3) = 4 d y= 5 (4,2) = 6, (5,5) = 1 dlO = 7 (4,0 = 4, (5,4) = 5 d" = 9 (4,0) = I, (5,3) = 10, (6,6) = 1 d" = 12 (5,2) = 10, (6,5) = 6 d ,; - 16 Wir vermuten die Rekursionsformel: = 0, d 2 = 1; d n = d n- 2 + d n- 3. Zum Beweis (fur j = 0) verwenden wir wieder den Summensatz. Sr= (113: k) 4 + ( n- Steile Diagonale Wir schreiben die ersten steilen Diagonalen und ihre Summen auf n = 3; (3 n = 4; (4 n = 4; (4 n = 4; (4 n = 5; (5 do = 1, d. 4. Extreme DiagoI¥llen AuBer den im vorigen Abschnitt genannten Reihen sind noch sehr steile und sehr tlache Diagonalen mit ihren Summen zu erfassen (siehe z. B. [2]). 1 + Lk = 31k+ k)] = (n-l3k+k) 3k' k') Lk ( 11 ++ 2 = Sr_~ + + Sr -.l 5. Hexagonaleigenschaft Die im Pascaldreieck kursiv angegebenen Zahlen 56, 28, 36, 120, 210 und 126 umgeben die Zahl 84 in einem schrag liegenden Sechseck. Bildet man die Produkte aus der 1., 3. und 5. bzw. aus der 2., 4. und 6. Zahl, so erhalt man uberraschender Weise Das gleiche Ergebnis: 56.36.210 = 28.120.126 = 423360. Aligemein gilt (n - 1, k-1) (n-l, k) (n, k-l) X (n, k + 1) (n + 1, k + 1) (n + 1, k) Hexagonale Anordnung urn das Element X = (n, k) n ) (11 + 1) k-l k+l k =(n+l)(n+l)( 11 ) k k+l k-l ( 11-1) ( = Zum Beweis ben6tigt man die Fakultatendarstellung der Binomialkoeffizienten. 6. Catalanzahlen Es hat den Anschein, dass die Mittelzahlen (2n uber n) des Pascal-Dreiecks 1, 2, 6, 20, 70, 252, 924, 3432, 12 870, 48 620 ... der Reihe nach ohne Rest durch 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 ... teilbar sind. Die so erhaltenen Zahlen heiBen Catalanzahlen Cn. (11) C = n _ 1_ (211) + 1 n n n! (211)! (n I)! = + = _ 1_ (211 + 1) 211 + 1 n Sind die Catalanzahlen wirklich immer ganze Zahlen? Die Umwandlung des letzten BK kann es zeigen. Wissenschaftliche Nachrichten . MiirzlApril 2001 b= (2n+ 1) = ~ ( n n 2n ) n-1 Da b eine ganze Zahl ist und n in 2n + 1 nicht enthalten sein kann, ist 2n + 1 ein Faktor von b. Catalanzahlen spielen bei verschiedenen Zahlproblemen eine Rolle. Betrachten wir "Berge", die durch n Aufwartsund n Abwartsstriche gezeichnet werden k6nnen. Fur n = 3 ergeben sich 5 M6glichkeiten. = (_1)""2(~), m == Omod 2 (15) Lk (_l)k (~)2= /\ / \ I \ /\/\ / ((( ») (()( » 1-6 2-; 3-4 / \/\ /\ N \ (()X) (X( » 1-4 2-3 5-6 1-2 /\ \ 1-6 2-3 '1-5 /\/\/\ ooC) 1-2 3-6 4- 5 Bt!tgt! Verschachteltt! K1ammem Hiindt!schuueln 3-'1 5-6 Wir sehen, dass drei recht verschiedene Probleme nach dem gleichen Muster zu behandeln sind. Beim Handeschutteln verstehen wir die Anzahl der Ausfalle, dass 6 im Kreis stehende Personen sich gleichzeitig ohne zu uberkreuzen die Hande geben k6nnen. /\ /\ / / \ I \ / \I / 7. Produktsummen (1'+ m +S n ) Vande~monde - Entwlcklllng Die Formel, die zuweilen auch von rechts nach links verwendet wird, ist leicht zu merken, denn man hat nur die oben und unten stehenden Zahlen zu addiereno Ersetzt man m + k durch k' und m + n durch n, so kann man die Summe auch einfacher schreiben. In dieser Form lasst sie sich leicht mit einer kombinatorischen Uberlegung beweisen. Wahlt man aus einem Beutel mit r roten und s schwarzen Kugeln n Kugeln aus, so kann man entweder keine rote und n schwarze oder eine rate und n - 1 schwarze usw. wahlen. Setzen wir r '" s = n, so erhalten wir die Summe der Quadrate der Elemente einer Zelle. = Z. B. 4. Zeile: 1 - 16 + 36 - 16 + 1 '" 6 (4 uber 2). Bei ungeraden Zeilen ergibt sich aus Symmetriegrunden die Summe Null. 8. Kubiksummen Wir gehen aus von einer symmetrischen Summe von Produkten aus drei Binomialkoeffizienten, wobei a 2! b 2! c 2! 0 ganzzahlig sein solI. (16) Lk (- 1)k = Urn die Anzahl der Berge zu bestimmen, vermehren wir die Anzahl der Aufwartsstriche urn eins. 1m Beispiel gibt es dann 7 uber 3 Ausfalle. Aber wenn wir ein Muster periodisch fortsetzen, so deckt es bereits 7 (allgemein 2n + 1) Ausfalle abo Denn man kann ja auch mit dem 2.,3 .... 7. Strich beginnen. Es gibt daher nur 5 wesentlich verschiedene Ausfalle. Lassen wir einen Aufwartsstrich weg (es gibt dafur nur eine M6glichkeit), so erhalten wir die oben gezeichneten 5 (allgemein cn) verschiedene Berge. (211) (3) Lk ( n)2 k n Aiternierende Qtladratsumme (aa b)k (bb kC) (cc a)k + + + + + + = \I I (12 ) L k ( m r+ k) ( n _s k ) = Alternierende Prodtlktsumme QlIadmtsumme Z. B. 4, Zeile: 1 + 16 + 36 + 16 + 1 c 70 = (8 uber 4). Etwas schwieriger zu beweisen (siehe Anhang A) ist eine ahnliche Formel, die uns die alternierende Quadratsumme gibt. Wissenschaftliche Nachrichten . Marzl April 2001 (a + b + c)! Trinominalkoef!izient a! Ii. c! Man sieht leicht, dass nur im Intervall c 2! k 2! - calle drei Faktoren von Null verschieden sind und daB fUr - k und k die Summe gleich graB ist. Das Ergebnis ist ein Trinominal-Koeffizient (kurz TK). Das ist der Koeffizient von x"ybxc in der Entwicklung des Trinoms (x + y + z)n mit n = a + b + C. Fur das Beispiel a = 5, b = 3 und c = 2 wollen wir zeigen, wie die Summe dieses "Kunststiick" schafft. Der TK ist 1O! (5! 3! 2!) = 2520. k = - 2 : s(2) = (8, 3) (5, 1) (7, 0) = 280 k = - 1 : sO) = (8, 4)(5, 2) (7, 1) = - 4900 k = 0: s(O) = (8, 5) (5, 3) (7, 2) = 11 760 Summe = s(O) + 2(s(1) + s(2)) = 2 520 Setzen wir nun in (16) a = b '" c = m, so erhalten aus (16) nach Ubergang von m + k zu k (17) Lk (_ 1)k ( 2;t Y (~~~! = Kubiksumme Die Gl. (17) stellt die alternierende Summe der dritten Potenzen der BK einer Zelle mit geradzahligem n = 2m dar. Fur n = 4 Z. B. erhalten wir 1 - 64 + 216- 64 + 1 = 90. Das ist auch das Ergebnis nach Gl. (17): 6!/ 8 = 90. Fur ungerade Zahlen ist die Kubiksumme Null. Es gibt nur wenige Produktsummen nach Art der Gl. (5). deren Ergebnis in geschlossener Form angegeben werden kann. Eine weitere Summe dieser Art wird im Anhang B behandelt. 9. Eine Summe von Quotienten Die Berechnung der Summe uber Quotienten von zweiBK ~m-O ~k (m)k / (It)k mit It::? m::?O ganzzahlig, erscheint zunachst recht aussichtslos. Ein Versuch mit n = 6 soli uns einen Hinweis geben. 27 m m m 0: (0, 0)/(6, 0) = 1 (BK in Paarschreibweise) 1: (1, 0)/(6, 0) + (1, 1)/ (6, 1) = 1 + 1/6 = 7/ 6 = 2: (2, 0)/ (6, 0) + (2, 1)/ (6, 1) + + (2, 2)/ (6, 2) = 1 + 2/ 6 + 1/ 15 = 7/ 5 m = 3: (3, 0)/ (6, 0) + (3, 1)/ (6, 1) + (3, 2)/ (6, 2) + + (3, 3)/ (6, 3) = 1 + 3/ 6 + 3/ 15 + 1/20 = 7/ 4 = = Dies Hisst das Ergebnis (n + 1)/(n + 1 - m) vermuten. Zum Beweis wandeln wir die Summe mit Hilfe der Fakultatendarstellung urn. r='.o (~);(~) r:.o (~~ !);(~) = Dadurch wird es moglich, den Nenner n ilber m aus der Summe herauszuheben. rill ( mn-k)k _- ~III k· O rill k· O k..k ·O (nm-(m- k)k) ) -_ (m - (l1-m+k)=(I1-m+m+l) k m Hier wurde beim ersten Dbergang der Index k durch m - k ersetzt (dabei verandern sich die Grenzen nicht) und beim letzten Dbergang die G!. (7) (fallende Diagonale) venvendet. Mit dem Nenner erhalten wir das Ergebnis Zwischen den beiden Konvertierungen wurde die G!. (3) (fallende Diagonalensumme) verwendet. Die Formel zeigt uns auch, dass wir Null erhalten, wenn wir tiber die ganze Zeile summieren. Das Ergebnis ilber die alternierenden Teilsummen konnen wir auch aus den Dberlegungen in Abschnitt 3 ablesen. Es ist interessant, dass es filr die Teilsummen einer Zeile ohne Vorzeichenwechsel keine geschlossene Formel gibt. Wir konnen nun auch direkt zeigen, dass bei Bildung der alternierenden Summe einer Zeile mit geradem n das mittlere Glied gleich groB ist wie die negative Summe aller anderen Glieder. )k(l1) n2- _l1) = k = 2 (- 1) nlz_ l (11/ ~-O- I(- 1 2. k..k ;" (_ 1)' = (- 1)' 2- 1 ( 11-1 ) + 11/ 2 - 1 :)2) (n11/2- 1)] ::2 ) = = - (- 1)nlZ ( 11. Symmetrie im negativen Bereich Mit Hilfe G!. (11) konnen wir die Symmetrie des positiven Bereiches im negativen wiederfinden. Mit n > 0 erhalten wir aus (n, k) = (n, n - k) durch Konver· tierung (_I)k (n + 1)! m! (11- m)! m! (11 - m + 1)! 11! 2 - 1 [( ( k-n-l) k = (_1)" -k (l1-k-n-l) n- k ul1d 11+1 11+1-m ( -n-l+k)_ k - (-1) "( - k - l) n- k 10. Binomialkoeffizienten mit negativem oberen Index Die Beziehung wird etwas tibersichtlicher, wenn wir n + 1 - k = N > 0 setzen. Bei Betrachtung des Zahlenmusters in Abschnitt 1 erkennen wir, dass im oberen Teil des Musters die gleichen Zahlen vorkommen wie im unteren, wenn auch zum Teil mit anderen Vorzeichen. Es muss also eine Beziehung zwischen ihnen bestehen. Wir untersuchen dies zunachst filr eine spezielle Zah!. - 4 ) = (- 4) (- 5) (- 6) (- 7) (- 8) (- 9) (- 10) ( 7 7! (21) ( - : ) = (_1)N - 1+ k 10 . 9 . 8 . 7 . 6 . 5 . 4 7! = _ 120 Die letzte Zahl links wird mit umgekehrtem Vorzeichen rechts zur ersten Zahl und k bleibt gleich. Entsprechende Zahlen stehen also in der gleichen Spalte. Bei ungeradem k tritt eine Vorzeichenanderung ein. Allgemein gelangen wir zu folgendem Zusammenhang (Z) (19). k = (- 1)~ (k- z-k 1) KOl1vertienl11gs!ormel . Setzt man links ein negatives zein, so erhalt man rechts einen Koeffizienten mit positivem oberen Index und umgekehrt. Wir verwenden die Konvertierung, urn die Formel filr die alternierende Teilsumme einer Zeile abzuleiten. (- ~k_+;)) Die Symmetrieachse liegt auf einer von (- 1, 0) ausgehenden aufsteigenden Diagonale. Die symmetrischen bzw. schiefsymmetrischen Zahlen liegen auf den dazu senkrechten absteigenden Diagonalen. Auch die Fibonacci-Eigenschaft ist zu finden. Aus (n - k, k) wird (- 1)k (- n - 1 - 2k, k). Die entsprechenden Zahlen liegen auf einer steil fallenden Geraden, die jeweils eine Zeile ilberspringt. Z. B. 1, - 1; 1, - 2; 1, - 3, 1; 1, - 4, 3 usw. Die Summe der Betrage dieser Zahlen bildet eine Fibonaccifolge. 12. Innere Binomialkoeffizienten Aufgrund von (n, 1) = n kann jede natOrliche Zahl Binomialkoeffizient sein. Wir schlie Ben die BK mit k = 0, 1, n - 1, n aus und definieren 111nerer Binomialkoeffizient (~) = mit 1 < k < n - 1 Ein Blick auf das Schema zeigt, dass durchaus nicht aile natOrlichen Zahlen innere BK sind. Gibt es einen einfachen Test filr das Auftreten einer beliebigen natOrlichen Zahl als innerer BK? Ich fand eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung. 1st P'" der maximale Faktor in der kanonischen Zerlegung der Zahl n, so kann n nur innerer BK sein, wenn P''' (ji" - 1)/2 < = n ist. Eine Zahl, die durch pili teilbar ist, kann frOhestens 28 Wissenschaftliche achrichten· Marz!April 2001 rur n = pm als innerer BK auftreten. Primzahlen und ihre Potenzen kann man nicht durch "aufmultiplizieren" erreichen. Die Bedingung schlieBt Primzahlen und ihre Potenzen als Innere BK aus. Denn pm _ 1 < = 2 ist nur rur p - 2 oder p = 3 errullt und dies sind kein innerer BK. Beispiele: n = 34 = 2,17,17.8 = 136> 34,34 ist kein innerer BK. n = 126 = 2 . 7 . 9, 9 . 4 = 36 < 126, von hier weg muss man probieren und findet in der gleichen Zeile (9, 4) = 126. 126 ist innerer BK. n = 54 = 2 . 27, 27 . 13> 54, kein innerer BK. 13. Zwei interessante Summen 11 + 1(11-k1) - - k+11 1) -111 (22) ( - I + (11) k- 1 o Sttmme zweier Kebrwerte 1 1 20 15 + 1 = 7 4+3 10 . 6; ~ = 7 60 'br---~ Der Beweis kann i.iber die Fakultiitendarstellung erfolgen. Eine andere bemerkenswerte Summe hat eine Zweierpotenz als Resultat. ",'" (m k k) + (23) ~k - 0 Abb. 2 2-k 2111, m :::= 0 '" FUr k = 0 ist die Beziehung richtig. Die vollstandige Induktion ruhren wir i.iber m. Sil ~", + 1 ",m L.. ~-o rill b' - - I S",+I = +1+ L-k - o "'1< - 0 + (m k k) _ (m k k) _ (mk-1k) _ ~III + 1 _ +1 - + 2 k k _ 2- + ~", + 1 "'1< - 0 + (m+k) 2 - + (2m+2) k + 1 2k In (m + k' + k) 2 _ 1 2 m- 2 k _ - + 1. . -S"+2 S",+1> k'- 1 _ 2S m 14. Ein Zahlproblem Am Umfang eines Kreises werden n Punkte angenom men und jeder Punkt wird mit jedem Verbunden. Durch einen Punkt im Inneren des Kreises sollen aber nicht mehr als zwei Sehnen verlaufen. In wieviele Teilflachen wird der Kreis geteilt. Bis zu vier Punkten (Abb. 1) lassen sich die Teilflachen leicht zahlen, ihre Anzahl ist A (n) = 2" - I. Aber gilt diese Formel allgemein? Urn dies nachzupri.ifen, muss man sich eine Zahlweise zurechtlegen. Nach (3) bezeichnen wir die n Punkte auf dem Kreis im positiven Drehsinn aufsteigend mit 0, 1, 2 ... n - 1. Eine Teilflache kann nun eindeutig festgeiegt werden. Der Punkt P im Inneren des Kreises (Abb. 2) wird durch die 4 Endpunkte a, b, c und d der beiden Sehnen bestimmt. Es sei a < b < C < d. Schreiten wir von P in Richtung auf d (Punkt mit der hochsten Nummer) fort, so wird die Flache zu unserer Rechten mit abed bezeichnet. Da jeweils vier Punkte aus n Punkten aus- Wissenschaftliche Nachrichten . MiirzlAprii 2001 Abb.3 gewahlt werden, so erhalten auf diese Weise n i.iber 4 unterschiedliche Teilflachen eine Bezeichnung. Vom Punkt c < d auf dem Kreis weist die Sehne nach d (Abb. 3). Die wie oben gewahlte Teilflache wird mit cd bezeichnet. Von dieser Sorte gibt es n i.iber 2 Teilflachen. Bei dieser Zahlweise bleibt eine Teilflache, namlich das von der Sehne 0 -7 n - 1 abgeschnittene Segment ohne Bezeichnung. Wir erhalten Die gesuchte Anzahl ist die Summe der ersten 5 BK der Zeile n - 1. Bis zu n = 5 wird dadurch die ganze Zeile erfasst. Doch ab n = 6 gilt A(n) < 2" - I. In (2) wird mit einer anderen zahlweise das gleiche Ergebnis erzielt. Unter den ersten 14 Werten kommt noch einmal (n = 10) eine Zweierpotenz vor. n A (n) 1 I 2 2 3 4 4 8 5 6 7 16 31 57 8 9 99 163 10 II 256 386 12 13 14 562 794 1093 29 AnbangB AnhangA Zu beweisen ist die Produktsumme sen, m) = Die Summe von Dreifaehprodukten lasst sich nur selten in gesehlossener Form angeben. Fur die Summe ~",- O (-1) k(n)( n k) = k..k k m- = S (-1)~ ( mil n ) fur m = 0 mod 2 2 = 0 fiir m = 1 mod 2 Bezeichnen wir einen Summanden von S (n, m) mit s (k), so ist s(m- k) = (_1)m-k (m~ k) (~) = = (m-r+s)(n+r-S)(r+k) k n- k m+n ist dies moglich. AuBer der Gl. (12) (VandermondeEntwicklung) benotigen wir noeh die sogenannte Trinomial-Umwandlung. (24) (:) ( ", O(-1) k [(n-l) Ekk + (n-l)] k-l n - 1\ ( n -1 )] [(m-k} + m- k-l Dureh Ausmultiplizieren erhalten wir vier Produkte. ", k(n-l)(n-l) Pj =Ek-O(-1) k m-k =S(n-l,m) P2 Ek ~) = ( ~) (: =~), a, ~, c g~nzzahlig, Tnnomzalumwandlung (-1)"' s(k) Fur ungerade m (gerade Anzahl von Summand en) heben sich je zwei Glieder der Summe auf und wir erhalten S (n, m) = O. Man uberzeugt sieh leicht, dass fur gerade m die Formel fur kleine Indizes n richtig ist. Die vollstandige Induktion benutzt einmal mehr den Summensatz. sen, m) = =E~'_ o(_1)k(n~I)Cnl~~~k) = Fur a = x + y + z, b = x + y und e = x erhalt man den Trinomial-Koeffizienten (x + y + z)!/ (x!y!z!). Die Gl. (24) erlaubt es, eine "unangeriehme" Zahl b aus einem der BK zu entfernen. Die Strategie zur Bereehnung von S besteht darin, zunaehst anstelle des dritten BK dureh umgekehrte Anwendung der Gl. (12) eine zweite Summe uber j einzufuhren. Dies sieht zunaehst nicht gerade naeh einer Erleicherung aus. Doeh gelingt es, aus zweien der nun vier BK den Index k zu entfernen, so dass die Summe tiber k bereehnet werden kann. Weitere Anwendung der "Zaubergleichungen" (12) und (24) fuhrt dann zum Ergebnis. Dabei wird aueh verwendet, dass man bei endliehen Summen die Reihenfolge der Summation vertausehen kann. S = E I: (111- kr+ S) (n n-k + r- S) E. ( r .) (~) ~ m+n-J J =S(n-l, m-l =0 P3 Auf den ersten und vierten BK wenden wir Gl. (24) an und ziehen die von k unabhangigen Faktoren VOf. =E~_ o(_1)k (;~DG:=lk) = E;'.-~(-ly+j S = Ej ( EJ: (njl)(n/~;~j) =S(n-l, m-2) Die Addition der beiden von Null versehiedenen Produkte ergibt m- r+ j S) (m + rn- j ) Ek (In -k-J r+ ~- j) (n n-k + r- S) Naeh der Summenbildung tiber k bleiben noeh drei von j abhangige Faktoren, S =E ~ (m -:J + S) (m+n-J r .) (111 n-J + J) 11 -: = sen, m) = S Cn-l, m) - S(n-l, m- 2) = (_ 1)"'/2 [(:/D (11:;2-~ 1)] + = (-1)" ! (11:;2) literatur: 11] K. Devlin. Muster der Mathematik. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg- Berlin 1994. [2] K. Steiner. Binomialkoeffizienten und Partitionen. Wissenschaftliche Nachrichten Nr. 61, Jiinner 1983. 30 [3] J. H. Convay, R. K. Guy. The book of Numbers. Springer-Ver- lag New York 1996. [4] R. L. Graham, D. E. Knuth, O. Patashnik. Concrete MathematiCS. Add ison-Wesley. 1989. Wissenschaftliche Nachrichten . Marz/ April 2001 Der Solver von EXCEL in der Mathematik - eine Kurzdarstellung an Hand von Fallbeispielen Dr. Helmut Bnmner Die Tabellenkalkulation EXCEL wird schon seit einigen Jahren an unseren haheren und mittleren Schulen angewendet. Die neuen Versionen enthalten bei den Extras ein Programm mit dem Namen Solver, welches zur Lasung von Optimierungsaufgaben dient. Der folgende Beitrag zeigt an Hand von Beispielen, wie dabei vorzugehen ist. Beispiel: Zielfunktion: 9x + lOy + 8z -> Maximum! Nebenbedingungen: 3x + 4y + 2z <= 100 2x + 5y + 2z <= 110 Ix + 4y + 3z <= 90 5x+1y+2z<=95 Nachdem die Koeffizienten in die Tabelle eingetragen sind, schreibt man in C8 die Gleichung der Ziel- funktion. In C2 bis E2 stehen willkOrlich gewahlte Startwerte fur x, y, z. In C8 schreibt man: =C3·C$2 + D3·D$2 + E3E$2 Da die Nebenbedingungen diesel be Struktur wie die Gleichung besitzen, kann man sie kopieren: Feldzeiger auf C8, strg + C betatigen, C9 bis C12 markieren und enter-Taste drOcken. Nun schreibt man die rechten Seiten der Nebenbedingungen in D9 bis D12. Mit der Maus klickt man hierauf Extras I Solver an . Ais Zielwert Max anklicken. Veriinderbare Zellen: C2 bis E2 mit gedrOckter linker Maustaste. Der Bildschirm hat jetzt folgendes Aussehen: .:.Ur.J..!.I ) Ii , • . =C~C$2+D:nJS2+E:n:S2 C8 A -f '- --" - -- -- C 0 2 IYerlinderbare Zellen 3 ·!KoelY. D. Zielfunktion: _4~ KoelY. d.Neben6 7 , 8 Gleichg. D. Zielfunktion: 9 13 1 Startwerte 8 2 2 3 2 4 5 1 . 5 1 9 9 B B 100 110 271 10 11 12 z 1 10 1 9 3 2 ~ bedingungen E y x 9) 95 Nun klickt man auf Hinzuji:igen und markiert mit der linken Maustaste die Zellen c9 bis c12. Dann wahlt man bei den Relationen <= aus und markiert anschlie Bend mit der linken Maustaste die Zellen d9 bis d12. Auf HinzuJilgen klicken, dann auf Abbrechen. Hierauf klickt man auf Optionen und wahlt: Lineares Modell voraussetzen, Nicht-Negativ voraussetzen, Schiitztmg: linear und OK. Zuletzt klickt man auf L6sen und erhalt die in folgender Tabelle dargestellte L6sung. C8 1.. r .- A 2 !Yerllnderbare Zellen j !KoeIY. D. Zielfunktion: : 4. ] KoelY.d.Neben5 bedingungen 6 ' 7. a. Gleichg. D. Zielfunktion: 9 : 1ifi Y K Z - • 11,7241379 9,48275862 13,4482759 l.Osung 9 10 8 342 252 1 .. 3 512 1-307~.93'!!'!!'!'1~~1 100 97,75f£207 110 11 . 9) 9) Tii 95 95 T3 ~ - - --F - :1.f! Wissenschaftliche Nachrichlen . Miirz/ Aprii 2001 31 Wenn bei verschiedenen Nebenbedingungen verschiedene ReIationen, wie z. B.: <-= und >= und = vorkommen, muB man bei jeder RelatIOn separat die Iinke Seite, dann die rechte Seite und Hinzujiigen ank1icken. Will man nach der LOsung in reellen Zahlen eine ganzzahlige L6sung, muB man nochmals Hinzt//ilgen anklicken, dann mit gedriickter linker Maustaste die veriinderbaren Zellen markieren und bei Relationen auf ganz klicken. Dann auf OK und LOsLlng. Wenn die Zielfunktion quadratisch ist, die Nebenbedingungen aber linear sind, kann die Struktur der Zielfunktion nicht auf die Nebenbedingungen kopiert werden. In diesem Fall gibt man die erste Nebenbe- ce dingung direkt ein (am Anfang mit =) und kopiert deren Struktur auf die restlichen Nebenbedingungen. Lasung eines .linearen Gleichungssystems: 2xl - 3x2 + 5x3 + 4x4 = 22 - 4xl + Ox2 + lx3 + 7x4 = 15 3xl + 2x2 + Ox3 + 5x4 = 20 6xl + 4x2 + 7x3 + 3x4 = 25 Wir fiihren die fiktive Zielfunktion lxl + lx2 + lx3 + lx4 -> Max (oder Min) ein und gehen genauso vor, wie beim ersten Beispiel. Nach den entsprechenden Eintragungen erhalten wir folgenden Bildschirm: • .l.. __~. __ __. ~ 1 i 2 1Veranderb. Zellen ~l Fiktive Zielfunktion ~ .( Koeff.d.Gleichungs 5 1syslems 6 7_1 - x21 x1 ... 1 1 4 7 5 3 1 1 2 ·4 3 6 Gleichg. Zielfk1ion: 9 10 i1' 12 8 22 4 10 20 15 20 25 1~ U Bei den Optionen klicken wir auf Lineares Modell, jedoch nicht auf Nichtnegativitiitl AnschlieBend auf Losen klicken, so daB wir folgenden Bildschirm erhalten: ce A 1 I I 2 jVertinderb. Zellen 3 .. Fiktive Zielfk1ion 4-! Koeff.d.Glei. .§j sys 61 '71 8 Gleichg. Zielfk1. x1 x2 x3 K4 1,85472155 .(),45762712 O,92TBJ17 3.07021792 U1sung 1 1 1 1 2 -4 ·3 5 0 1 320 647 . , .'!!"5.3~94673~~12~1 9' 10 . 22 15 15 1'~ 20 25 20 25 ',1 . 1J1 4 7 5 3 22 14 ! '151 Extremwert einer Funktion f(x,y) mit einer Nebenbedingung g(x,y) = 0: f(x,y) = x 2 • exp(- y) + y . exp(- x) g(x,y) : = x 2 + y2 = 1 = c$2A2*exp(- d$2) + d$2*exp Zielfunktion: (- c$2) in Zelle C3 schreiben Nebenbedingung: = C$2A2 + d$2A2 in Zelle C4 schreiben. In Zelle D4 kommt 1. 32 Extras / Solver: Max I Veriinderbare Zellen: Mit linker Maustaste C2 D2 anklicken. (Startwerte 1, 0) Hinzujilgel1: C4 anklicken, als Relation = anklicken, D4 anklicken, Hi11ZLI/ilgen und Abbrechen. Losen anklicken. FOr Minimum geht man analog vor. Wissenschaftliche Nachrichte n . MarzlApril 200 J y x 0(5423136 -O,2990S949 LOsung 1 2 verlinderb.Zelien 3 Zielfunktion 4 Nebenbedingung I Startwerte: x=1.y=O 1112EDi8IMaximum l,1)(lDJl)5 1 5 1:;- A x 1 2 Verlinderbare Zellen .ijZielfunktion _4 Nebenbedingung y 0 = 0,73887356 LOsung 10 Startwerte: x=l ,y=1 IMinimum 1 1 5 -e-; Um die vollstandige Losung def Aufgabe zu erhalten, mussen wir in f(x,y) aus der Nebenbedingung auch die zweite LOsung fur x, namlich x ~ - (1 - y2)A(112) einsetzen. Eine Zeichnung mit DERIVE liefert folgende Naherungswerte: Fur das Maximum: y = 0,6, x ~ - 0,8 Fur das Minimum: y = 0,9, x = - 0,2 Nun gehen wir zu EXCEL und nehmen obige Werte als , Startwerte fur den Solver. Die Vorgangsweise ist diesel be wie vorher. Man erhalt schlieBlich: Maximum: = 1,691 bei x - 0,7649, y = 0,644 Minimum: = - 1,091 bei x = 0,182, Y = - 0,983. Nichtlineares Gleichungssystem 2xz - 3yz + xy = - 5 x+2xyz=2 x + 3y- yz = - 1 Wir gehen von der fiktiven Zielfunktion x + y + Z -> Max aus und wahlen als Startwerte fUr x, y, z: 0, 1, 1. In Zelle C3 tragen wir daher ein: = c$2 + d$2 + e$2. In C4, C5 und C6 kommen die linken Seiten unseres Gleichungssystems: C4 : = 2*c$2*e$2 - 3*d$2*e$2 + c$2*d$2 entsprechend auch C5 und c6. In D4, D5, D6 schreibt man - 5, 2, - 1 Extras / Solver: veranderb. Zellen : C2D2E2 Hinzujiigen: C4C5C6 Relationen = D4D5D6 Hinzuji'igen, Abbrechen; Losen C3 P A_ x Verlinderbare Zellen fiktive Zielfktion Gleichungssystem It) ~eJ 0 E z Y 21 -3 1 -5 0 2 -1 IlHrbebn arISIcht enfUgen Fotmat ~ 2 04teQ Eenster l l Cl ~~~[g,es- ',~fi~ K-:~~t>~~ U i D. ~ · llm'•• _ " C3 • __A _ . 1 . B 1 I 2 Verllnderbare Zellen 3 fiktive Zielfktion -l Gleichungs- 5 system "6 -'r A- • =C$2+O$2+E$2 C o E x y z Of0036137 0,50965385 5,55146007 I 636147531 -5,0!lXlXl33 -5 2,ocmm7 2 -1 ,01l.D.lll3 -1 Wahlt man die Startwerte (1, - 1, 1) und (- 1, -1, 1) und (- 5,4,3) und (5, - 4, - 3) so erhait man vier weitere Losungen des Gleichungssystems. Moglicherweise gibt es noch weitere Losungen, was aber von mir nicht Wissenschaftlichc Nachrichten . Marz/ April 2001 F 1 .. .::!J LOsung ausprobiert wurde. Jedenfalls kann ein nichtlineares Gleichungssystem keine, eine oder mehrere Losungen besitzen. 33 Die Dreiecks-Aufgabe c, h, W; die PETRA-Kurven Dr. Hans DirnbOck, Klagenfttrt o. Kurzfassung: ---7 Von einem Dreieck ABC seien die Uinge der Grundlinie c, die zugeherige Hehe h und die Uinge der Winkel-Symmetralen w yon C bis zur Grundlinie gegeben. Das Dreieck ist zu konstruieren. Die Konstruktion geschieht (noch) elementargeometrisch; einige Zusatzbemerkungen. Gibt man nur c und w Yor, so entstehen fur die Ecke C gewisse Ortskurven 6. Ordnung, die PETRA-Kurven genannt seien. Abb. 0. 1: Dreieck ABC; Hiuft C auf einer PETRA-Kurve p, so bleibt w konstam. Ovaler Zug .. . wist Innenwinkel-Symm. Zug in die Ferne .. . wist AuBenwinkel-Symm. Fur C E hD sind die Winkel-Symmetral-Liingen untereinander gleich. 1. Vorausgesetztes Wissen: In C gibt es eine Innen- und eine AuBen-Winkelsymmetrale, diese stehen orthogonal zueinander. Mit den Bezeiehnungen der Abb. 1.1 gilt: TV = Teilverhaltnis, DV = Doppelverhaltnis, ---7 TV (ABW) = AW ---7 = - .Q. ' Vorzeiehen - , weil W im BW a Inneren von AB .. . (1.01), ---7 TV (ABZ) AZ ---7 BZ = b Vorzeiehen -, weil Z im a AuBeren vonAB ... (1.02), der Beweis kann mit zwei Sinussatzen erfolgen oder mit Hilfe yon zwei Orthogonalen von A und B jeweils auf [CWl. 34 DV (ABWZ) = ~ BW ---7 : ~ = - 1 ... .(1.03), BZ also sind A B W Z vier harmonische Punkte. Aus (1 .03) berechnet sieh ---7 -t OW . OZ = ( "2 C)2= OT ---7 2 ... (1.04); der Satz von der Kreispotenz (Kreissehnensatz, Kreissekantensatz, Beweis mit Randwinkelsatz) besagt also hier, dass der THALESkreis 1C tiber AB und der THALESkreis "t tiber WZ Orthogonalkreise zuei... (1.05). nander sind, Abb. 1.1: Standardwissen uber die Winkelsymmetralen in C. "t ist APOLLONIUS-Kreis der Punkte A und B fur das Verhaltnis bfa, das heiBt: "t ist der Geometrische Ort (die Menge)aller jener Punkte C, fur we1che die Abstande AC und BC in einem festen Verhaltnis stehen; AC/ BC = b/ a = const. . . . . .. (1.06). Nennt man A und B "Pole", so ist dies die "Bi-PolDefinition" fur "to 2. Zusatzliche Bemerkungen: Aile Kreise durch die "Grundpunkte" A und B bilden ein "elliptisches Kreisbtischel", [A B] ist die Chordale (gemeinsame Sekante). Aile Kreise orthogonal zu obigen Kreisen bilden ein "hyperbolisches Kreisbtischel" mit zwei konjugiertkomplexen gemeinsamen Grundpunkten auf der Streckensymmetrale von AB; die Streckensymmetrale ist die Chordale. Dies sind unsere APOLLONIUSKreise. Eine INVERSION am Kreis 1C verwandelt den Kreis "t als Ganzes in sieh, wahrend W und Z vertauscht werden. Auf jedem Strahl durch 0 findet eine Involution stan, z. B. auf [OZ]: A, B sind Fixpunkte, W und Z sind ein Paar der Involution. Eine INVERSION an irgendeinem Kreis des einen Btischels verwandelt jeden Kreis des anderen Btischels als Ganzes in sieh. Wissenschaftliche Nachrichtcn . MarziApril 2001 hat und auch an den Losungen mitgearbeitet hat, soH so eine Ortskurve PETRA-Kurve heiBen. Annahme, Bipol-Koordinaten: Man nehme c = 2, namiich A (- 1 I 0), B 0 1 0), C (x I y) ... · .. (4.01). Fasst man A und B als Pole auf, so gilt fUr aile Punkte und aile Kurven: b 2 =(x+1)2+y2 a Z = (x - 1)2 + y2 . . . (4.02), ~nd umgekehrt Abb. 2.1: Hyperbolisches Kreisbiischel. Weiters ist die Hyperbel ho eingezeichnet, welche der Geometrische Ort der Extrempunkte der Kreise ist. C E ho bewirkt, dass CW = CZ ist. FOr das nicht dargestellte elliptische Kreisbiischel ist dieselbe Hyperbe1 ho der Geometrische Ort der link en und rechten Extrempunkte der Kreise durch A und B. bl _ a l x=-4- y= [ (- a4 + 2 . a 2 . (b 2 + 4) - b i + 8 . (b 2 - 2» 4 ,y o_ · .. (4.03). [ (- a.j + 2 . a 2 . (b 2 + 4) - b i + 8 . (b 2 - 2» 4 3. Gegeben: c, h, w. Gesucht: das Dreieck ABC: Man betrachte Abb. 3.1. Zuerst sei das rechtwinkelige Dreieck Hew konstruiert, sodann Z und M. 't ist der THALES- und APPOLLONIUS-Kreis tiber W und Z. Der Kreis Kist unbekannt, er muss • Orthogonalkreis von K sein und er muss • den Radius = c/ 2 haben. (M. a. W.: Von einer Involution ist nur das Paar W Z gegeben, und die Fixpunkte A und B soHen den Abstand = c haben.) Ich schlage als Losungsweg vor: ich errichte zu 't irgendeinen Orthogonalkreis mit dem Radius = c/2; dieses vorHiufige System soli r== heiBen, es entstehen auch noch r und 0==. wird um M soweit gedreht, bis 0 E [ZW], es entsteht das System mit K, T, 0 und mit A und B. r r= r Gog.: c, h,w \ G•••: A Diese Formeln gehoren in die Formelsammlung und ins Repertoire jeder Geometerin und jedes Geometers. APOLLONIUS-Kreis 't: Bei uns sei t = (b - a) I (b + a) ... (4.04). 0 .06) wird vermoge (4.02) umgeformt in 2 x-- -t +1 - ' x+y-+ 1 t ? ? = 0 · .. (4.05), W (t I 0) Z Olt I 0 M ( (r2 + 1) / (2t) / 0) ... (4.06) . r = 0 - t2) / (2t Hyperbel h D : Laut Abb. 2.1 kann man den Geometrischen Ort ho der Extrempunkte C de r APPOLONIUSKreise suchen; C E ho bewirkt, dass Innenwinkelsymmetrallange CW = Aussenwinkelsymmetrallange CZ = wist. Nach (4.06) ist sodann x = (t l + 1) / (20} . , y = ± 0 - t2) / (2t) t hlOaus. nun ist I I y l = 1 .. . ho . . . . .. (4.07). Nun wird nieht die (noch) schuliibliche Bipoldarstellung (Flo Fl , r1 - r2 = constant) angestrebt, sondern eine Bipol-Darstellung mit den Polen A und B: Es wird (4.03) in (4.07) eingesetzt und es entsteht: (a 2 - b 2)2 - 4 . (a l + b2) = 0 . .. (4.08) . Xl - I ./ ./ ./ ./ ./ B Abb. 3.1: Konstruktionsgang fUr: Geg.: c, h, w. Ges.: A, B, C. Oer Kreis um M mit dem Radius MO== hat noch einen zweiten Schnittpunkt mit der Grundlinie, in der Abb. 3.1 links von Z. So entsteht ein weiteres Oreieck ABC, welches aber w als AuBenWinkel-Symmetrale hat. Leser und Leserin mogen dies bitte zeichnen. Man muss erkennen, dass Innen- und AuBen-Winke1Symmetralen in der Theorie vollig gleichberechtigt sind. 4. Die PETRA-Kurven: Gegeben sind nur c und W: Die Grundlage c eines Dreiecks sei gegeben und dazu Lange w der Winkel-Symmetralen. Das Dreieck ist unterbestimmt; auf welcher Ortskurve lauft C? Weil Frau cand omath. PETRA SCHERR diese Fragen gesteHt Wi~sensc haftliche Nachrichten . Marz/ April 2001 I PETRA-Kurven p, CARTESische Darstellung: In Abb. 1.1 wird ein Zirkelschlag t gemacht: Mitte = W, Radius = w = CW: (x - t)2 + y2 - w 2 = 0 ... t . . . (4.09) . Aus (4.05) und (4.09) ist t hinauszuwerfen, DERIVE liefert die PETRA-Kurven p: X 4 • f - w 2 . x· + 2 . Xl . y4- 2 . Xl . f . (w 2 + 1) + X l . (w 4 + 2 . w 2) + f' + y4 . (2 _ w 2) + y2 . (1 - 2 . w2) - w 2 = 0 ... p . . . (4.10). Eine p ist von 6. Ordnung. Eine p ist bizirkular, das heiBt: sie geht doppelt durch jeden der beiden Absoluten Kreispunkte; tiberdies hat sie den Fernpunkt der x-Achse als Doppelpunkt. Eine p hat 1 ovalen Zug und 2 Ztige in die Ferne. 35 Eine p hat 4· reelle Doppelpunkte im Endlichen; die Kurve dieser Doppelpunkte aller p kann von DERIVE berechnet werden: i - t - 2 . i . (w2 + 1) + w 2 . (w2 + 2» i - t - 2 . i . (w2 + 1) + w 2 . (w2 + 2» ..j2 . ..j(..j(w 2 . (w 2 + 4) - 4 . yl) . 1 2 . w2 1 + 2 . 2· ..j(W2_yl) ..j2 . ..j( ..j(w 2 . (w 2 + 4) - 4 . yl) . 1 2 . w2 1 + 2 . 2 . ..j(w2 _ y2) 1 i - 1- ..j2 . ..j( ..j(w 2 . (w 2 + 4) - 4 . yl) . 2 . w2 2. 2 · ..j(yl- w2) ..j2 . ..j( ..j(w 2 . (w 2 + 4) - 4 . yl) . 1 2 . Aus (4.10) wird x, welches nur als Xi und x2 vorkommt, ermittelt, benachbarte x-Werte werden gleichgesetzt: i - w2 1- t + 2. 2· ..j(y2 _ w x= , w 2 . (w 2 + 2» _ , 2 . y. + 2 . 2) i . (w2 + 1) - , x=- i . (w + 1) - x- - w 2 . (w 2 + 2» ... (4.11) . das heiSt: auf einer waagrechten abgeschlossenen XOvaler Zug - xZug in die Ferne ... (4.12). Aus (4.10) und (4.1 2) ist w hinauszuwerfen, dies - Halbgeraden liegen der Punkt auf der y-Achse, liefert die nun schon bekannte gleichseitige Hyperbel der Punkt am ovalen Zug von p, hD . .. (4.07). der Punkt auf der Hyperbel hD' Wenn di~ Vorzeichen der x-Werte gleich sind, gilt der Punkt am Zug in die Ferne von p harmonisch; xOvaler Zug . XZug in die Ferne - r + I .. . . . (4.13)' es geschieht eine ,Waagrechte reziproke Transforma8 tion an der Hyperbel h D". Abb. 4.1: PETRA·Kurven p. C auf einem Ovalen Zug. Abb. 4.2: PETRA·Kurven p, C auf einem Zug in die Fe rne. PETRA-Kurven p, Bipol-Darstellung: ovalen Zug dar, fUr w ~ 00 konvergiert dieser Zug gegen eine CASSINI-Kurve a . b = const., diese konvergiert ihrerseits gegen einen Kreis. Bemerkenswert: ,Die Rechnung ist kluger als der Rechner". .. (Bernhard BAULE): p ermoglicht CW= w und p ermoglicht CZ= W; man sieht wieder, dass diese Faile vollig gleichwertig sind. Schluss: Die PETRA-Kurven p ermoglichen nun, bei irgendeiner weiteren Angabe - z. B. Lange der Schwerlinie Sc - auf dem Wege der Algebra zwei Geo· metrische Orter zu schneiden und somit das Dreieck ABC zu finden. (4.03) in (4.10) eingesetzt, wird von DERIVE wie folgt simplifiziert: a . b ' (l- 4 (a + bY)=w 2 pin Bipol-Koordinaten ... (4.14). a.b.(l- 4 (a - b)2 )~_W2 Bemerkenswert ist, dass die Bipol-Darstellung von p in 2 Gleichungen zerfallt! Die Gleichung mit (a + b) im Nenner steHt den 36 Wissenschaftliche Nachrichten . Marz/April 2001 Aufgabenecke Walther Janous Aufgabe Nr. 77: Die Foige (XII' n ~ I) ist rekursiv definiert: XI = X2 = 0, X3 = 2, Xi = 3 und XII + oj = 2x + 3 - 4xII + 2 + 3xn + I - 2x", n ~ 1. Es sei Sn die Summe der ersten n Glieder dieser Foige. a) Man beweise, dass sich Sn in einfacher Weise als Funktion von Xn + 2 ausdriicken lasst. (Wie lautet dieser Zusammenhang?) b) Man bestimme ferner aile n, fur die Sn = 0 gilt. (Johanna TIBAUDO, Innsbruck) c)· ["Open-end-Teil'1 Man betrachte Verallgemeinerungen derartiger Foigen und Summen. (W. ].) lI Aufgabe Nr. 78: Man beweise folgende Parabeleigenschaften: a) Der H6henschnittpunkt eines Dreiecks, dessen Seiten auf den Tangenten einer Para bel liegen, liegt auf der Leitlinie I dieser Para bel. b) tl und t2 sollen zwei Tangenten an eine Parabel sein, die einander im Punkt P schneid en. tl beriihrt diese Parabel im Punkt B. Dann schneid en einander die Normale nl zu tl durch P und die Normale n2 zu t2 durch B auf I. c) Der Umkreis eines Dreiecks, dessen Seiten auf drei Tangenten einer Para bel liegen, geht durch den Brennpunkt F dieser Parabel. d) Mit den Bezeichnungen von b) gilt: Der Kreis, der t2 in P beriihrt und durch B geht, geht auch durch F. (Robert GERETSCHLAGER, BRG Kepler, Graz) Einsendeschluss fur L6sungen (bltte in iiberslebtUeber und gut lesbarer Form - getrennt nach Aufgaben [I]) 10. August 2001. Zuschriften erbeten an Walther Janous, WRG Ursulinen, Fiirstenweg 86, 6020 Innsbruck (oder Schneeburggasse 169, 6020 Innsbruck) bzw. WORD-lesbare Dokumente an [email protected]. Aufgabenvorseblilge (samt Losungen), Anregungen, Krltik usw. sind jederzeit wiUkommen. Losung tier belden Aufgaben aus WN 112 Uitnner 2000), p. 36. In einem gotischen Fenster findet sich Aufgabe Nr. 71: c ausschnittsweise die oben abgebildete Figur. (Dabei ist dem Teil zwischen dem unteren Halbkreis urn D und den beiden Sechstelkreisen urn A bzw. Beine "unendliche" Foige ko, kb k2' ... von beriihrenden Kreisen eingeschrieben.) Man bestimme a) die Radien dieser Kreise (der Halbkreis habe den Radius 1), b) den geometrischen Ort, auf dem die Kreismittelpunkte liegen, und c)+ die Gesamtsumme der Umfange bzw. Flacheninhalte aller Kreise der Foige. (trad. und W. J.) Rlebtige Losungen sind eingegangerJ von: Johann BRANDSTETIER (BG X, Wien), Johann DORFMEISTER (BG Amstetten), Karl EDLINGER (G 19, Wien), Franz GAMMER (Collegio del mondo un ito, Duino ITS], Italien), Alexandra GRUBNER (G 19, Wien), Herbert HAMETNER (Gallneukirchen), Michael HOFBAUER (BRG Steyr), Andreas HORTNAGL (Akad. Gymn. Innsbruck), W. ]., Karl Uffe KACETL (Theresianum Wien), Gerhard KIRCHNER (Univ. Innsbruck), Wolfgang KIRSCHENHOFER (Herzogenburg), Wilfried B. KURAN (BG/ BRG Scharding), Otto PREM (BHAK St. JohannlPg.), Helmut SCHMITZ (Grg XIX, Wien), Kurt SCHOISSWOHL (Akad. Gymn. Innsbruck), Peter SCHORGENHUMER (BORG Grieskirchen) und Johanna TIBAUDO CInnsbruck). Wir wahlen ein Koordinatensystem, sod ass die Gerade g(A, B) die x-Achse und g(C, D) die y-Achse ist. (Also: D(O/ O) und BO/ O).) (kl' i ~ 0), (MI (XI, yJ, i ~ 0) und h i ~ 0) sind die unendliche Folgen der in Rede stehenden Kreise, ihrer Mittelpunkte bzw. Radien. a) Der "typische" LOsungsweg verlauft folgendermaBen: . Es gilt Po = (0,1 + ro). Aus dem Dreieck !lADP: 1 + (1 + ro)2 = (2 - rJ2, d . h. ro = t und MO = (0, t )- Daraus, dass der Kreis kl den inneren Halbkreis, den auBeren Sechstelkreis und den Nachbarkreis kl + I beriihren soli, erhalt man o + xy + y; = (2 X; + YT= 0 r;P (1 ) (2) + rj)2 MIMI + I = rl + rl+ I Aus (1) und (2) folgen (2 - rj)2 = 1 + 2 . XI + 0 + rj)2, d . h . XI = 1 - 3 . r, und YI = J(l + J8 . li . rY - X; = (3) (4) J(l + rj)2 - 0- 3 . r j)2 = 0 - rj) Daher haben wir (1 - 3 . r" ~r::'8-·-r,-."7:0:--- MI = M I + I = (1 - 3 . rl + b J8 . rl+ I (5) -::-0) r. und ·0- rl + I)). Wenn wir dies in (3) einsetzen und quadrieren, erhalten wir 9 . (rl - rl+ IY + 8 . (Jrl- rT - Jrl + I - rT+ I = Y Wissenschafthche Nachrichten . MarziAprii 2001 37 Daraus ergibt sich nach kurzer Rechnung (Losung einer quadr.itischen Gleichung) rj+ 2 . rj' ( r j + 2 9 . rf - 1 J8 . rj' (1 - r;)) 00 j - (6) 4 . r, + 4 0 j - L. -2 - k + 2' k- 2 S(W = 4 .7t . 1 00 L. -,------,;..,,--....,.. rj = 4 . 7t. 1 00 = 4 . 7t. Durch Einsetzen der ersten Werte gelangt man zur 2 Vermutung: rj ='2 . 6 ( 1+ . 2~2 + 2' i ~ 0 t + 4 . t+ L. S(W = 2 . 7t. 0 (i + 2)2 + 2 also (m .coth( J2 7t) - ! - ~) = Sie wird induktiv bewiesen: ~) .) 2 1. . h' I ro = '6 = '3 1St nc tlg. = 7t . (J2 . 7t . coth( J2 7t) - ii) Es gelte rj =., /..1+ 6' 1- + Ferner ergibt sich durch gliedweise Differentiation der Summenformel (8) - sie ist wegen der gleichmaBigen Konvergenz erlaubt - nach kurzer Rechnung iii) Wir setzen dies in (6) ein und erhalten 2 . ( P + 2 . i + 3) 2 rj+ 1 = i4 + 8i3 + 26i2 + 40i + 33 = i 2 + 6i + 11 = 2 . . i 2.a 1 - k - 1 (a 2 + k 2)2 = a 3 7t3 7t - 2a2 . coth(a 7t) + 2a . . coth'(a 7t), a;e 0, d. h. 11 (i + 3)2 + 2 ' wle es sem so . Daher lauten die (rationalen) Kreismittelpunkte i· (i + 4) 4 . (i + 2) ) M, = ( (i + 2)2 + 2' (i + 2)2 + 2 ,i ~ O. b) Die gesuchte Ortslinie ist wegen AMI + DM, = = (2 - rJ + (1 + rJ = eine Ellipse mit den Brennpunkten A und D. Genauer: Aus (4) und (5) ergeben sich (bei Unterdriickung der Indizes) I- x I-x Mit a .. 2 erhalt man daraus uber 7t 2 2+x 1 r= - 3 - undf = 8· - 3 - ' - 3 - ' d. h. -8-'8 8X2 + 8x + 9y2 = 16. fur die Gesamtsumme SeA) aller Kreisfiachen Also: ~ . (x+ ;}+.f = 00 1, d. h. SCA) = 7t. Yz, 0)]. ell[a=%, b= 2, M(- 7t . COt7t z = L. ~k' z- k, Z 1 - Z 00 + L. k-J Z z€ C\Z, d. h. 2z 2 - 1 00 rl" 4 . 7t. L. k -2 (F + 2)2 d. h. 7t2 2 . 7t SCA) = 7t. ("2' coth 2( 27t) + - 4 - . coth( 2 7t)- c) Dieser Teil der Aufgabe bereitete (wie die den LOsungen beigefugten Kommentare andeuten) einiges Kopfzerbrechen, wenn man sich nicht bloB mit Naherungswerten der gefragten Summen zufrieden geben wollte. Urn ihre genauen Werte zu bestimmen, sei zuerst an die aus der Funktionstheorie wohlbekannte Partialbruchentwicklung der Cotangens-Funktion erinnert, namlich 7t . COt7t z = .L. , -0 k" z € C\Z - (7) 2 _ 7t 2 _ 17) 18' . Die entsprechenden numerischen Werte sind 6,631208 und SeA) := 0,53191944. sell) = Weitere bemerkenswerte Ergeb"isse: 1) Forlsetzung der Kreiifoige (kj , i:::: 0) "nach hinten". Dabei ergibt sich die symmetrisch zur x-Achse liegende Folge (k" i E Z), in der M _ 2 auf der x-Achse liegt und k _2 kongruent zum inneren Kreis kist, also Die Reihe konvergiert auf jeder kompakten Teilmenge von C\Z absolut und gleichmaBig. (Sehr schone Oberlegungen zu diesem Thema, wenngleich nur im reellen Fall, finden sich im Paragraphen 5 des Kapitels V im Buchlein [21, das in keiner Lehrerbibliothek fehlen sollte.) Mit der Substitution z = i . a, a reell, erhalt man schlieBlich aus (7) 1 7t 1 k~l a 2 + k 2 = 2a . coth(a 7t) - 2a2' a;e 0 (8) 00 a = 2 Iiefert kt k21+ 2 = m. coth(J2 7t) - !. Deshalb betragt die Gesamtsumme S(U) aller Kreisumfange 38 Wissenschaftliche Nachrichten . Marz!April 2001 2) Beriihrpunkte. Man rechnet unschwer nach, dass gelten: • kn beriihrt den inneren Kreis im rationalen Punkt (n + 2)2 - 4 Tn ( (n + 2)2 + 4 ' 4n + 8 ) (n + 2)2 + 4 ' n € Z. Dann erhalt man (mit Oberlegungen wie vorher) fur kn: . c(c- 1) * RadIUs rn = n 2 (c-l)2 + c . * Mlttelpunkt Mn = • kn beriihrt den auBeren (aus dem rechten Sechstelkreis fortgesetzten Kreis k (mit Radius r = 2) im iii · ((n + 2)2 - 3 4n + 8 ) ratJonalen Punkt Til (n + 2)2 + l' (n + 2)2 + 1 ' n€ Z . • kn beriihrt kn+ I im rationalen Punkt (Zrr+ l 0n+5 '-ZIT + IOn + BII 8n+20) 17' 2,r + IOn + 17 ' n € Z. (n2 (c - 1)2_ c 2c(c - l)n ) n- c - 1)2 + c , ·n 2 ( c - 1)2 + c ' Kreis g mit Radius r ? = ( 2c c + 1 und Mittelpunkt 1- c ~ (= Potenzzentrum) Z ( c + l' 0)' 't. aber auch die Summen S(U) und SeA) • Iiegt nicht symmetrisch zur x-Achse, schneidet (oder beriihrt) sie aber, etwa 3) Ein weiterer Kreis. Die Beriihrungspunkte Bn Iiegen auf dem Kreis g mit dem Mittelpunkt Z ~ ~, 0) und Radius : . AuBerdem schneidet g jeden Kreis kn rechtwinkelig. Deshalb ist Z das Potenzzentrum aller Kreise kll, n € Z. 4) Vergrofterung von k in x--Rich tung, so dass Kreis ko der Folge (kj , i € Z) r = c > 2. Der "mittlere" • Iiegt symmetrisch zur x-Achse, etwa In diesem Fall bleiben nahezu aile Fragen offen, weil die entsprechenden Terme unilbersichtlich ("unrechenbar") werden. Ein "weites Feld" fur verschiedenarlige Untersuchungen steht also offen! (Bitte mich ilber etwaige Fortschritte zu informieren. Ich berichte dann gerne dariiber.) Herzlichen Dank an Peter Schorgenhumer fur die wunderschonen (Computer-)Zeichnungen! Zwei abschlieknde Bemerkungen a) heuristischer Arl: Wie kommt man auf die Cotangens-Formel (7)? Eine Plausibilirarsilberlegung im Geiste Eulers oder Ramanujans. Die Funktion fez) = sin1t z hat genau die Nullstellenmenge Z. "Deshalb" muss (in Erweiterung des Vietaschen Satzes) gelten fez) = A.. n k.Z (z - k) mit einer bestimmten Konstanten A.. "Also folgt" log«(z» = logA. + L. I... z log(z - k) . Durch Differentiation "ergibt U sich schlieBlich die Darstellung (7). Narurlich ist daraus unmittelbar kein Beweis abzuleiten, weil fez) die Produktentwicklung fez) = 1t z· fI ~ - k-~) hat! k - I \: b) (kunst-)historischer Arl: Ein besonders schones gotisches Rosettenfenster mit dem Beginn einer Kreisfolge wie in unserer Aufgabe befindet sich in der burg- Wissenschaftliche Na hrichtcn . MiirzlApril 2001 39 undischen Kathedrale von Sens. (Dazu und zu vielen weiteren Aspekten der "zivilisierten" Geometrie empfehle ich das jiingst erschienene Buch [11, das wegen seiner hervorragenden Ausstattung leider nicht ganz preiswert ist.) Paarungen 0, 2), (3, 4) und 0, 5) stattfinden. Dann muss das vierte Spiel 1) (2, 3) oder Ii) (2, 4) sein. ad 1). Man erhalt dann unsehwer das folgende Verlaufsdiagramm fur die mogliehen Spielplane. Literatur ( III J. L. HEILBRON, Geometry Civilized (History, Culture, and 2) 1 (3 4) 1 Technique). Clarendon Press Oxford 1998. [21 M. KOECHER, Klassische elementare Analysis. Birkhiiuser Verlag Basel Boston 1987. (\5) Aufgabe Nr. 72: a) An einem Turnier nehmen funf Mannschaften teil. (Dabei spielt jede Mannschaft genau einmal gegen jede andere.) Weil nur ein Spiel platz zur Verfugung steht, mOssen die einzelnen Spiele hintereinander stattfinden. Dabei soli keine Mannschaft in zwei aufeinanderfolgenden Spielen eingesetzt werden. 1st es moglich, einen Spielplan aufzustellen, so dass keine Mannschaft des ersten Spiels auch im letzten Spiel antreten muss? b) • {Open-end-TeilJ Man untersuche auch analoge Fragestellungen. (Barbara DUNSER, WRG Ursulinen, und W. J.) (2, 3) ~ ~ (\ 5) (1, 3) (2 5) / / 1 (1,3) (2l.4) (2l.5) (\5) (\ 4) .k" ........,.. (\4) (\5) 0l.4) (\5) (\5) (2, 5) (2, 4) 0,4) (315) (\4) (1 ,3) .k" ........,.. (2l.5) (\5) Richtige Losungen sind eingegangen von: Johann BRANDSTETTER (BG X, Wien) , Johann DORFMEISTER (BG Amstetten), Franz GAMMER (Collegio del mondo unito, Duino [TSl, Italien), Stefan GOTZ (Univ. Wien und Akad. Gymn. Wien) , Peter GROBNER (HIB Boerhaavegasse, Wien) , Alexandra GRUBNER (G 19, Wien) , Herbert HAMETNER (Gallneukirchen), Michael HOFBAUER (BRG Steyr), Andreas HORTNAGL (Akad. Gymn. Innsbruck), W. J., Wolfgang KIRSCHENHOFER (Herzogenburg), Wilfried B. KURAN (BG/ BRG Scharding), Otto PREM (BHAK St. JohannlPg.), Helmut SCHMITZ (Grg XIX, Wien) , Kurt SCHOISSWOHL (Akad. Gymn. Innsbruck), Peter SCHORGENHUMER (BORG Grieskirchen), Thomas TERENYI (Akad. Gymn. Wien [SchOler]) und Johanna TIBAUDO (Innsbruck). ad Ii), Dieser Fall verlauft symmetriseh zu Fall i). [Als kleine Ubungsaufgabe Oberlege man sieh folgende Werte: • Dafur, dass keine Mannsehaft in zwei Spielen hintereinander eingesetzt wird, gibt es 240 versehiedene Spielplane , • dagegen gibt es 10 . 3 . 8! = 1 209 600 versehiedene Spielplane, wenn keine Mannsehaft des ersten Spiels auch im letzten eingeteilt wird.l b) Auch fur drei bzw. vier Mannschaften lasst sich kein Spiel plan analog zu a) aufstellen. Dagegen ist dies bei seehs oder mehr Mannsehaften immer mogIieh, wenngleich wegen der Anzahl der Spiele sieher nicht realisierbar. a) Die Antwort auf die gestellte Frage lautet "NEIN". (Dieses Problem ergab sich aus der Praxis [an unserer Schule] im Zusammenhang mit einem Handballturnier und den UnmutsauBerungen der Mitglieder einer Mannschaft. Ein moglicher (von vielen Einsendern) beschrittener Losungsweg besteht .. im Abklappern" eines Baumdiagramms. (Diese Methode wurde als "unerfreulieh unelegant" o. a. empfunden. Das finde ieh nieht. Der Hinweis auf einen rein graphentheoretischen Beweis blieb uneingelost. Wer hilft in dieser Richtung weiter?!) Es seien I, 2, 3, 4 und 5 die beteiligten Mannschaften. O. B. d. A. sollen in den ersten drei Spielen die AbschlieBend moehte ich noeh auf einige Druekfehler hinweisen, die sich in meinen Beitrag "Eine Vermutung von Euler- der Satz von Jacobi " [Wiss. Naehr. 113 (JulllAugust 2000), 25-26} eingeschlichen haben. • p . 25, reehte Spalte: · .. die Bilder jener Argumente a in den Ursprung, d . h. es ist x(a) = 0, ... · .. bedeutende Erkenntnisse u. a. Ober die f-und ~-Funktion . .. • p . 26, linke Spalte: · . . und in der Foige zu vielen Fragen Ober eindeu!!ge Faktorzerlegungen in Ringen Z[N dJ, dE N\{O}, die erst ... 40 • •• Wisscnschaftl iche Nachrichtcn . Marz/April 200 1 PHYSIK, ASTRONOMIE Dr. Christian wolny Weltraumreisen und das Zwillingsparadoxon Em. o. Univ.-Prof Dr. Ferdinand Cap Institut rur theoretische Physik der Universitat Innsbruck Utopische Filme im Fernsehen regen immer wieder die Frage an, wie es denn wirklich mit dem sogenannten Zwillingsparadoxon stehe. Filhrt die Behauptung der speziellen Re!ativitatstheorie, daB bewegte Uhren langsamer gehen, wirklich zum Zwillingsparadoxon? Unter dem Zwillingsparadoxon, meinst besser Ubrenparadoxon genannt, versteht man die folgende Behauptung: man betrachtet zwei gleichaltrige Zwillinge A und B. Zwilling A bleibt auf der Erde und B macht mit z. B. 9SOAl der Lichtgeschwindigkeit c wahrend 10 Erdjahren = dt eine We!traumreise. Wahrend dieser Reise sind also auf der Erde 10 Jahre vergangen und A ist daher um 10 Jahre gealtert, Zwilling B hingegen alterte infolge der relativistischen Zeitdehnung viel weniger. Man erhalt dt' = dt VI - til e! - dt· 0,1989. Die Weltraumreise des Zwillings B Wir wollen nun zunachst untersuchen, wie denn die Weltraurnreise des Zwillings B vor sich gehen konnte. Da sein Weltraumschiff Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit c erreichen soli, muB die Fahrt seiner Rakete durch die relativistische Bewegungsgleichung beschrieben werden [8, 9, 12, 13, 19, 20]. Wir wahlen die folgenden Bezeichnungen. Es sei mQJ(t) die von der Zeit, aber nicht von der Geschwindigkeit u 1 der Rakete abhangige Ruhmasse und der Index 2 beziehe sich auf die yom Weltraumschiff mit der Geschwindigkeit Uz ausgestoBenen "Auspuffmassen" (aTeilchen, Photonen) triuz(t). Dann lautet der relativistische Satz von der Erhaltung des Gesamtimpulses (1) B ist also nur um 1,9 Jahre gealtert und somit vie! jilnger als A. Abgesehen davon, daB 98% der Lichtgeschwindigkeit von einem Weltraumschiff trotz "WOK-Antrieb und Antimaterie-Zerstrahlung" niemals erreicht werden konnen, stellt sich die Frage, ob die Zeitdilationsforme I (1) richtig ist und experimentell bewiesen werden kann. Dies ist tatsachlich der Fall. ,u-Mesonen haben eine Halbwertszeit von 2 . 1O~ sec und machen auf der Erdoberflache etwa 90% der gesamten Hohenstrahlung aus. Die Erdoberflache erreichen sie aber nur deshalb, weil sie infolge ihrer groBen Geschwindigkeit eine Zeit dilatation nach (1) erfahren [21). Ohne diese waren sie wahrend ihrer Flugzeit in der Erdatmosphare schon langst zerfallen, bevor sie ankamen. Allerdings ist zu beachten, daB die ,u-Mesonen im Bezugssystem des irdischen Beobachters nicht auf Ruhe abgebremst werden. Beim Zwillingsparadoxon ist es aber anders - B steht neben A, beY~r er beschleunigt abreist und kommt beim Altersvergleich durch Bremsung des Weltraumschiffes zur Ruhe neben A. Erst dann findet der Altersvergleich statt. Die spezielle Relativitatstheorie ist nur rur mit konstanter Geschwindigkeit relativ zueinander bewegter Bezugssysteme zustandig. Dies trifft rur die ,u-Mesonen zu, aber nicht rur die Zwillinge, da B ja von Ruhe neben seinem Bruder auf 98% der Lichtgeschwindigkeit c beschleunigt werden soli. Betrachtet man zwei relativ zueinander beschleunigte Bezugssysteme, so ist die Wissenschaftliche Nachrichlen . Marz/ April 2001 allgemeine Relativitatstheorie zustandig und das Zwillingsparadoxon wird aufgelost [2, 8, 10]. o. (2) triul und moz sind deshalb Funktionen der Zeit, da sich die Ruhmassen triul bzw. mOl der Rakete bzw. des Treibstoffes durch den AusstoB der Treibstoffmassen verandern. Die Raketengeschwindigkeit tll(t) ist infolge der gewilnschten Beschleunigung eine Funktion der Zeit, wahrend die Auspuffgeschwindigkeit t/,z am sich als konstant angenommen werden konnte. Bei der hier besprochenen Reise des Zwillings B ist jedoch vorzusehen, daB die Antriebskraft zunachst das Schiff beschleunigt, dann verzogert und nach kurzem Stillstand am Ende der Reise das Schiff in die entgegengesetzte Richtung beschleunigen und dann abbremsen muB, damit es neben dem seit 10 Jahren wartenden Zwilling A wieder zur Ruhe kommt. Diese Antriebskraft Fist qualitativ durch F = w . dm/dt bestimmt. w sei die Austrittsgeschwindigkeit der ausgestoBenen Treibmassen relativ zur Rakete. Da F bei Erreichung des fernen Weltraumzieles zwecks Heimkehr zum Zwilling A sein Vorzeichen wechseln muB, dm/dt aber nie sein Vorzeichen wechseln kann, muB die Steuerung des Weltraumschiffes so erfolgen, daB w(t) bei Erreichen des Weltraumziels sein Vorzeichen andert, z. B. durch Drehen der Rakete um 1800 und am Ende der Reise bei der Landung auf Null geht. Nach dem relativistischen Additionstheorem der Geschwindigkeiten gilt dann 41 (3) oder nach kurzer Zwischenrechnung die Raketenbewegungsgleichung in der Form dUI Zur Ableitung der relativistischen Bewegungsgleichung des Weltraumschiffes benatigen wir nun noch den relativistischen Satz von der Erhaltung der Energie: mOl (t)c2) d ( dm02(t) . c2 Yl _ uf(t)/ c2 + Yl _ tl~(t)/c2 o. (4) Wir fUhren nun in (4) den DifferentiationsprozeB durch und erhalten nach Urnformung (5) mOl c2 - UI W dt' . .v/1 (7) uf) w 2/ ? ttl C- 1110(0) =Ma , (15) =M", (16) mo(t) Ma ist die Startmasse und Me die Landemasse nach Vollendung der Reise. Welche maxima Ie Reisegeschwindigkeit U kannte nun das Weltraumschiff erreichen? Durch Umformung von (14) erhalt man dmo rn; =- du w(1-1r I 2) ' (17) vgl. auch (24). Integration ergibt 1 In rno = - und dt erhalten. Diese Gleichung bestimmt die Geschwindigkeit UI(t), wahrend die GraBen mol(t) und w(t) noch frei wahlbar sind. Wir lassen nun den Index 1 weg. GemaB den Reisebedingungen muB die Massenfunktion der Rakete die folgenden Bedingungen erfiillen, wobei wir mit 'l" die wahrend der Hin- und ROckreise, einschlieBlich der Start- und Landezeit verflossene Zeit bezeichnen: wobei wir nun immer das Zeitargument t weglassen und die AbkOrzung eingefUhrt haben. In gleicher Weise erhalten wir aus dem Impulssatz (2) das Ergebnis (c2 ...V /1 - dmol _ Ui . .21 / c....2 = - "2 w In C C+ C_ UI UI + const. (18) Eine BerOcksichtigung von (15). (16) Iiefert die magliche maxima Ie Reisegeschwindigkeit (8) Man bemerkt, dass AI und A2 nur von den GraBen mit dem Index 1 abhangen. Urn nun die GraBen mit dem Index 2 vallig zu eliminieren und so zu einer Bewegungsgleichung fUr die Masse mOl zu gelangen, ziehen wir das bisher noch nicht verwendete Additionstheorem (3) heran und bilden die ebenfalls riur von tll abhangigen Terme 1 Yl- uY c2 1- ulw/ c2 = Yl- uJ/ c2 Yl- tti/ c2 ==BI (9) und ~ W-UI Yl- uV 2 = Yl- uJ/ 2 Yl- ui/ 2 == ~ (10) Damit kannen wir nun die Gleichungen (5) und (7) in der Form (11) und (12) A2 = - dm02 . B2 schreiben, so daB wir nach Elimination von dmo2 (13) 42 1-(~r~'C U=- C 1+ (M )2UVC - (19) p Ma Offensichtlich steht fUr den Antrieb eines Weltraumschiffes nur das ROckstoBprinzip zur VerfUgung, wenn auch Ober eine Beschleunigung durch im Weltraum vorhandene elektromagnetische Felder nachgedacht wird (FERMI-Beschleunigung u. a. [11]). Die mittels des ROckstoBprinzips erzielbaren Geschwindigkeiten einer Rakete wurden mehrfach untersucht, schon 1923 hatte sich EINSTEIN mit der Photonenrakete befaBt [12, 13, 91. Sei e der Bruchteil von eM", der in Antriebsenergie Me2 verwandelt wird, und wird mit bM~ die insgesamt ausgestoBene Treibmasse bezeichnet, so gilt wegen der Impulserhaltung die Bedingung ~ = J1- (_b_Y. (20) Ferner gilt die Massenbilanz Ma= M~(1 + e + b). ( 21) Fur eine Photonenrakete (w= c, b= 0) gilt dann UPh = C 1 - (1 + e)·2 (22) Wissenschaftliche Nachrichten . Miir7j April 200 I Die Gro~ E Iiegt durch die Art des Raketenantriebs fest (chemisch [14], Plasma [11], nuklear durch Spaltung [15, 16] oder Fusion [11, 16], Materie-Antimateriezerstrahlung, z. B. Ansaugen von Antimaterie aus dem Weltall). Fur durch Kernspaltung getriebene Raketen gilt E ~ 0.01 [13, 151. Damit erreicht man eine Endgeschwindigkeit Ve = 0,00995 c, also nicht einmal ein Prozent der Lichtgeschwindigkeit! Was muBte man tun, urn 990Al der Lichtgeschwindigkeit zu erreichen (Zeitdilatation 1 : 7)? Dies ware nur bei vollstandiger Antimaterie-Materiezerstrahlung denkbar. So mUBten z. B. von einer Startmasse M" = 14 Tonnen rund 13 t komplett zerstrahlt und fUr den Antrieb verwendet werden. Wir Menschen werden daher wohl auch in ferner Zukunft kaum Reisen zu Fixsternen oder gar zu Galaxien unternehmen konnen. Schade, aber die Naturgesetze gestatten es nicht. Wir wollen aber in dieser kleinen Arbeit unabhangig von einer Realisierung solcher Weltraurnreisen das ZwiIlingsparadoxon untersuchen. Urn die Bewegungsgleichung (1 4) integrieren zu konnen, benotigen wir die zwei Funktionen n1o(l) und Damit auch die Landungsbedingung erfullt werden kann, muB offensichtlich die Funktion g(t) die Eigenschaft (29) g(O) =g(r) besitzen. Dies ist die einzige Einschrankung fur die sonst frei wahlbare Funktion w(t). Setzt man (28), (29) in (27) ein, so sieht man leicht, daB die Bedingungen u(O) - u(r) = 0 erfullt werden. Weiters muB auch w(t) die Forderung (30) w(O) = w(r) = 0 erfullen. Wir wahlen daher den (30) erfullenden Ansatz (31) Ub ist eine von der Art des Raketenantriebs abhangige konstante GroBe. Damit erhalt g(t) die einfache Form w(t) . In Dbereinstimmung mit 15) und (16) mach en wir den Ansatz M,,-Me 1710(1) = r t + M,,, d l11o(t) df Setzen wir dies in (14) ein, so erhalten wir nach kurzer Rechnung die bemerkenswert einfache Bewegungsgleichung (32) = (23) was (29) erfullt. Damit erhalt man nun als Losung der Bewegungsgleichung (24) ex p ( du M,,-M,. (1 'I ') 171o() td!= r -we-w. (24) u(t) = M" - M,. 2Ub sin22m) - 1 r 1rC C ex p ( M" - Me 2 Ub sin 2 1rC Durch Trennung der Variablen erhalten wir daraus , (33) r wobei die Identitat du M,,-M,. l - lN c! = r w(t)dt (25) . , a 1 -cos a= 2sm- Z !V!a - M" - Me f r (34) verwendet wurde. Aus (24) erhalt man nun auch die zeitabhangige Kraft F(t), die das Weltraumschiff beschleunigt: Die Iinke Seite laBt sich leicht integrieren: C ( 1l-lIl + til C) c +COl1st = du c! f l-LN 2m) + 1 = 2'ln F(t) = .M,,-Me r 2m ( M,,-Me ) Ubsin-r-· M,,r t. w(t) M,,- M" - Me dt"" g(t). r t (26) Damit erhalt man fur die Geschwindigkeit der Rakete u(t) = C exp(2g(t)/c+ canst) -1 exp(2g(t)1C + canst) + 1 (27) Da beim Start der Rakete zur Zeit t = 0, die Anfangsgeschwindigkeit u(O) = 0 und bei der Landung zur Zeit r ebenfalls 1I (r) = 0 gilt, konnen wir die Integrationskonstante in (27) berechnen: canst =- 2g(0)/ c. Wissenschaftli he achrichten' Marz/ April 2001 (28) Wie FOCK [8] gezeigt hat, ist die von ANDERSON [4] nach SCHILD [17] und auch im INTERNET [18] verbrei tete Deutung des Zwillingsparadoxons nicht zulassig, da die Zeitdilatationsformel (1) fur beschleunigte Bezugssysteme nicht mehr gilt. Die Auflosung des Zwillingsparadoxons kann daher [2, 8, 9] nur im Rahmen der allgemeinen Relativitatstheorie behandelt werden. 43 Die allgemeine Relativitatstheorie In der speziellen Relativitatstheorie sind nur LORENTZ-Transformationen zugelassen, die bei unbeschleunigter Bewegung zu (1) fUhren. In der allgemeinen Relativitatstheorie sind allgemeinere Transformationen gestattet, die das vierdimensionale Linienelement ds konstant lassen. Unter Verwendung des metrischen Fundamentaltensors g,ix), i,k", 1 ... 4 erhalt man Der EinfluB einer Beschleunigung auf den Gang einer Uhr Vorher wollen wir nun zur Frage Stellung nehmen, wie eine beschleunigte Bewegung einer Uhr auf ihren Gang wirkt. Betrachtet man eine eindimensionale Bewegung, dann fUhrt die Transformation X'=!(X,t), y'=y, z'=z, t'=g (x,tJ (41) 'I d~ = I (36) glkdxidx", i,k-1 wobei die tiefstehenden Indizes covariante und die hochstehenden Indizes contravariante GraBen bezeichnen ("covariant mal contravariant - invariant"). Da die vierte Koordinate ublicherweise als X4 '" et (oder iet) definiert wird, kann man die in dem durch glk definierten System S verflossene Zeit ausrechnen. Bewegt sich ein Karper K im System S in beliebiger Weise vom Punkt PI zum Punkt P2 , so ist die in K verflossene Eigenzeit r (fallt nicht mit der physikalischen Zeit t des Systems S zusammen!) gegeben durch [1, 9) Wenn der Obergang von Bezugssystem S mit den Koordinaten ~, i = 1 ... 4 zu einem anderen beliebig bewegten Bezugssystem S' mit den Koordinaten X', und dem Tensor g~p berechnet werden soli, dann gilt die Transformationsformel vom irdischen System S zum kraftfreien mit dem Weltraumschiff verbundenen (starren, nicht elastisch deformierten) System S'. Seine Koordinatenlinien werden durch (39) und seine Metrik durch beschrieben. 1m System S hingegen gilt Den letzten Term im (43) kann man als Abhangigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Gravitation oder als EinfluB der in g44 steckenden Beschleunigungen auf den Gang einer Uhr interpretieren. Durch jungste Experimente (Verhalten eines senkrecht von der Erdoberflache emittierten und reflektierten elektromagnetischen Strahls [22) oder Vergleich der Zeitanzeigen von vier genau gleichen Casiumuhren: 2 auf der Erde stehend, eine westwarts, die andere ostwarts auf einem Flugzeug herum gefuhrt etc.) ist dieser EinfluB experimentell bewiesen. Die Aufl6sung des Uhrenparadoxons (38) (Bezuglich eingehender Erklarungen und detaillierter Ableitungen soil der Leser auf die Literatur verwiesen werden [1-8]). In der Metrik (38) der allgemeinen Reliativitatstheorie erhalt man fUr einen Massenpunkt mit der Masse 1 die Bewegungsgleichung einer beschleunigten Uhr in der Form (z. B. [2, 9]) Nach FOCK [8) bzw. TOLMAN [2) referieren wir nun uber einen Beweis der Auflosung des Uhrenparadoxons. Dazu benGtzen wir d~ in NEWTON'scher Naherung und betrachten das Inertialsystem S, in welchem Zwilling A bzw. die Uhr A ruht. Dann gilt in (43) gIl = 1 und aus der allgemeinen relativistischen Bewegungsgleichung (39) erhalten wir nach einiger Zwischenrechnung [2) das NEWTON'sche Bewegungsgesetz in der ungewohnten Form (44) In der gewohnten Form lautet das Bewegungsgesetz Die Kurven xk(r) beschreiben in der durch (38) gegebenen Metrik geodatische Kurven, die die maglichen Bahnen eines Weltraumschiffes beschreiben. Die n, sind die CHRISTOFFEL Symbole rkl - .!.2 '" L. g I 1m (dg,,,,i dg'm dX + dX i - dgkl ) dX'" . (40) 11/ Ein exakter, also nicht naherungsweiser Beweis der Auflasung des Uhrenparadoxons ist aus (39) durchs Vergleich mit (35) prinzipiell maglich, aber sehr kompliziert. Dem Verfasser sind auch nur linearisierte Losungswege bekannt, die nach [8, 10, 2) we iter unten referiert werden. 44 wobei U nun das statische NEWTON'sche Gravitationspotential ist. Mit X4 '" et erhalten wir durch Gleichsetzen von (44) und (45) die (genaherte) physikalische Bedeutung von g44 (46) wobei die auftretende Integrationskonstante -1 gesetzt wurde. Da wir in NEWTON'scher Naherung (11« c) den Beweis fuhren und da ds = edt fUr einen Wis.~e nsc haftlic hc Nachrichten . Mar;)April 2001 ruhenden Beobachter gilt, schreiben wir 0) in der Form 2dt'2 = ciS = 2 dr (1 - lN 2) (47) oder fur u« e edt'= edt \11- u 21c2 = edt (1- u 2/ 22). (48) und erhalt so die durch Gravitationspotentiale bedingte Zeitdilatation bzw. Zeitkompression, welche das Uhrenparadoxon aufheben. Dies gilt allerdings wegen der verwendeten Naherung nur "anschaulichqualitativ" und nicht quantitativ. 1m Rahmen der hier betrachteten NEWTON'schen Naherung kann man die Betrachtungen noch we iter verfeinern. Man kann z. B. uber das Potential U weitere Annahmen machen, etwa [8] Nun betrachteri wir eine im System S ruhende (dx = dy = dz ~ 0) Uhr. Aus (48) und (46) sowie der Tatsache, dass der genaherte Ausdruck fur ds fur U ~ 0 in U= Lb U=Uo+g(xl-x) (48) ubergehen muB, folgt der genaherte Ansatz edt' = edt (1 - 1(2/2 2 - UI 2). (49) Daraus ist ersichtlich, daB ein Gravitationspotential U die Zeitdilatation der speziellen RelativiUitstheorie auch schon in roher NEWTON'scher Naherung verandert: der spezielle relativistische Ausdruck (1) bzw. (47) ist durch (49) zu ersetzen. Die Forme! (49) fuhrt wegen der auf der Sonne und uberdichten Sternen herrschenden Gravitation zu einer experimentell bestatigten Rotverschiebung der von bekannten Elementen auf der Sternoberflache emittierten Spektrallinien [4, 8J. Formel (49) stellt nun die Basis fur die Auflosung des Uhrenparadoxons dar. Wir betrachten dazu ein Inertialsystem, in dem die Uhr A ruht. Wenn zwischen dem Zeitpunkt, an dem die Uhr B sich zu bewegen beginnt und dann nach der Bremsung wieder neben Uhr A zum Ruhen kommt, die Zeitspanne -r verflossen ist, dann gilt zunachst fur die sich im Potential Lb befindliche ruhende Uhr A (u = 0) fUr die inzwischen verflossene Zeit -rA nach (49) (50) rur x< XI rurx>xlo (55) wobei g eine Konstante ist. Ruht Zwilling A im Koordinatenursprung X = 0 und bewegt sich B zunachst mit konstanter Geschwindigkeit lIo und dann beschleunigt langs der x-Achse, so gilt fUr seine Koordinaten fUr t< tl X= ti{)I, x= XI + lIo(t- II) - x= XI + lIo(t- II) 1 z g(t - , tl )-, fUr tl < t< t2 fUr t> tl . (56) Zwilling B passiert somit auf dem Hinweg den Punkt XI zur Zeit 110 wahrend er auf dem Ruckweg XI zur Zeit 12 erreicht. Da fUr I < II die Begegnung mit konstanter Geschwindigkeit Llo erfolgt und eine Beschleunigung durch das Potential U - Lb erst im Bereich x> XI auftritt, gilt Dabei ist nun r = t2- I I die Dauer der gleichmaBig beschleunigten Bewegung. Da der Zeitpunkt, an dem B zum Punkt X = 0 zurUckkehrt, also wieder neben A steht, durch -r gegeben ist, muB gel ten Fur die bewegte Uhr B gilt jedoch wahrend derselben Zeitspanne (58) (51) Urn nun die Altersdifferenz -rA - -rB der beiden Zwillinge zu berechnen, verwenden wir (53) und (54). Man erhalt [8] Das bedeutet nun, daB die Uhr B gegenuber der Uhr A urn den Betrag (59) (52) nachgeht. Sei nun lio die Geschwindigkeit der Uhr B an jener Stelle (Erdoberflache), an der U= Lb, dann gilt naherungsweise der NEWTON'sche Energiesatz 1 1 1 > ZW-ZUij = U- Uo. (53) Damit kann man (52) umformen in -r,I--rn= ~ r(~ tto+2U-2Uo)dl Wissenschaftliche Nachri hten . Mii r7./ April 2001 (5 ) Daraus folgt -rA = -rB, d. h. die zwei Zwillinge sind bei der Ruckkehr von B gleich alt, wenn die Beschleunigungsdauer r = 3-r/ 4 ist, wenn also in 3/ 4 der gesamten Reisezeit -r beschleunigt und verzogert wird. Eine eX,akte Berecbnung Wahrend das Ergebnis (59) auf der NEWTON'schen Naherung beruht, muBte eine genauere Berechnung von der LOsung (33) der relativistischen Bewegungsgleichung (24) und der allgemein relativistischen Zeitanderung ausgehen . Die entsprechende Kraft (35) 45 milBte mit (39) verglichen werden, urn so. die gfk bzw. die rtf zu gewinnen. Die Altersdifferenz . milBte dann mit (37) bzw. mit einer vereinfachten Formel [8] (60) dt'= Ygoodt (61) berechnet werden. Der hierzu beni:itigte mathematische Aufwand ist jedoch kaum zu bewaltigen, auch dilrften Mehrdeutigkeiten auftreten. Immerhin hat jedoch schon die naherungsweise Betrachtung plausibel gemacht, daB es Weltraurnreisen geben kann, nach denen die beiden Zwillinge gleich alt sind, das Zwillingsparadoxon also aufgeli:ist ist. Uteratur [I) A. S. EDDINGTON. tbe Matbematical 7beOlY of Relativity. Cambridge University Press, 1952 (2) R. TOLMAN. Relativity, Thermody namics and Cosmology. Clarendon Press, Oxford, 1950. (3) D. J. RAINE. I1Je Isotropic Universe. Adam Hilger, Bristol, 1981. ['I) J. A. ANDERSON. Plinciples of Relativity Pbysics. Academic Press, New York, 1967, p 174, 418. (5) L. WITTEN, (Ed.). Gravitation: all il1lrodllction to CIlI7'ent researcb. J. Wiley, New York, 1962. 46 (6) M. CARMEL!. Classical Fields: General Relativity and Gauge 7beory. J. Wiley, Noew York. 1982. (7) R. ADLER, M. BASIN, M. SCHIFFER. Introduction to General Relativity. McGraw-Hili, New York, 1957. (8) F. FOCK. 7beOlie von Rau, ZeIt lind Gravitation . AkademieVerlag, Berlin, 1960. [91 F. CAP. RelativitiitstbeOlie lind Astonallfik. Proc. 1st Intern. Astonaut. Congress, Amsterdam, 1958, pp 210-221 (Ubersicht). c. M0LLER. On Homogeneolls Gravitational Fields in tbe General TheOlY of Realtivity and tbe Clock Paradoxon. Kgl. Danske Vidensk Selsk, mafysiske Medd, 20, 25 (1943). 111) vgl. p 42, 371, 376 F. CAP. Lebrbucb del' Plasmapbysik lind Magnetobydrodynamik. Springer, Wien, 1994. . [I2) A. EINSTEIN in H. W EYL. Rat/III, Zeit, MaMie. Springer, Berlin, 1923. (13) J. ACKERET. ZlIr I1JeOlie derRaketen. Helve!. Phys. Acta 19 (1946). [I4) M. BARRERE, A. JAUMOTTE, B. DE VEUBEKE, J. VAN DEN KERCKHOVE. Raketenal1lrieb. Elsevier, Amsterdam, 1961. [IS) p 422 ff F. CAP. Pbysik lind Tecbnik del' Atomreaktoren. Springer, Wien, 1957. [I6) R. BUSSARD, R. D ELAVER. Nllclear Rocket Propulsion. McGraw-Hili, New York, 1958. (7) A. SCHILD, The Amer. Math. Monthly 66, 1 (1959). (18) http://sasuk.econ.he.keio.ac.jp/ -ken/ physics-faq/ twin_spacetime.html. [I9) BADE. Relativistic Rocket 7beol)). Amer. J. Phys 21, 310 (1953) . (20) G. MARX. Astonautica Acta 6 Nr 6, (1960), p 366. (21) R. DURBIN et al. Phys. Rev. 88, 179 (1952). (22) R. V. POUND, G. A. REBKA. Phys. Rev. Letters'!, 337 (1960) . [10) WissenschaFtliche Nachrichte n . MaoJ Aprii 200 1 WIRTSCHAFfS- UND SOZIALGEOGRAPHIE WIRTSCHAFfSINFORMATIONEN Prof. Mag. Wolfgang Sitte - Dr. Christian Sitte Englisch als Arbeitssprache (EAA) als Chance den GWK-Unterricht an osterreichischen Oberstufenformen auch allgemein weiterzuentwickeln Resumee nach dem 4. Lehrerfortbildungsseminar des BMUK/Abt. II/ 3b, Dez. 2000. IMPULSE - allch gerade fur nicht EAA-unterrichtende GWK-Lehrer - aus der Nutzung der dazu erstellten Webseite am www.bildungsservice.at Christian Sitte (Wien) In einer ersten Welle der Lehrerfortbildung fi.ir EAA in GW beschaftigten wir uns in den letzten Jahren mit der Frage, welchen Nutzen wir aus britischen Schulbi.ichern ziehen konnten '). Herausgestrichen wurde die Notwendigkeit, sich dazu auch mit Struktur und Aufbau des britischen National Curriculums (NC) zu beschaftigen2). Gerade seine forma Ie Struktur mit nKey-Stages" (unser Interesse richtete sich jm Seminar besonders auf KS 4 bzw. das GCSE-Anforderungsniveau) und fur diese Stufen, z. T. in ihren Anforderungen diese Stages i.iberlappend formulierte "levels", konnten uns fur weitere Lehr(plan)arbeit wichtige Impulse geben. So waren darin als wertvoller Impuls gerade die (in unseren GWK-Lehrplanen der Unter- und Oberstufenformen3) ja praktisch nicht als konkrete Hilfen bzw. in aufsteigenden Niveauanforderungen dort ausformulierten) "Skills" einen Blick auch fur unseren Unterrichtsgebrauch wert (z. B. http://gca.org.uk/ keyskills/latest-position.htm). Ahnliches bieten im tibrigen auch die "Geographical Standards", die man i.iber www.nationalgeographic.com und nxpeditions" weiterklickend, finden kann. In solche Unterlagen sollten wir vor den nachsten Lehrplanrevisionen hineinschauen! . Diese weit starker "Fertigkeiten" betonende Ausrichtung eines Geographieunterrichts spiegeln auch die dazu erstellten Unterrichtsmaterialien wieder. Auch im Zusammenhang mit der seit diesem Schuljahr yom neuen Lehrplan 99 (vgl. Themenheft 7-8/2000 von nErziehung und Unterricht", obv Wien) von den Lehrern geforderte Ausformulierung der "Erwejterungs~ reiche" (vgl. Ch. SITIE dazu in GW-Unterr. H. 82/ 2001) finden wir bei englischen Geo-Schulbi.ichern Anregungen: Zur KS 3 ( = SI) Ausgabe von David WAUGHs "Key Geographie", Bde. Foundations, Connections, Interactions, gibt es genau abgestimmte Bde. "Basics" bzw. nExtensions" beim Verlag St. Thornes (Homepage siehe spater). Als Ergebnis der sowohl fachdidaktische als auch finanzielle Aspekte einbeziehenden Di kussionsprozesse der ersten EAA-Seminare, und urn dem dringenden Bedi.irfnis der Lehrerchaft nach Hilfen fOr die konkrete Arbeit in den Klas- Wissenschaftlic:he Naduichten MiirL!April 2001 sen nachzukommen, tibernahm es der Berichterstatter dieser Zeilen aus dem reichen Angebot zwei, diesen Kriterien entsprechende Unterrichtswerke tiber die Verlage Ed. Holzel bzw. OBV auf die (Gratis- Schulbuchliste zu bekommen·I) . Der "One-Volume Cours" von WAUGH fungiert dabei als mehrjahrig verwendbare Basisausstattung, wahrend das Buch von BUNCE mit seinen 16 Fallstudien, deren Materialzusammenstellungen jeweils mit dem Auftrag einer auszufiillenden/ auszuarbeitenden Rollenbeschreibung fur die SchOler beginnen (0, ein sowohl inhaltlich als auch methodisch reizvolles Erweiterungsprogramm bietet5). Insgesamt zeigt sich immer wieder bei den Fortbildungsseminaren, dass auch andere, sowohl graphisch als auch methodisch unseren (Oberstufen-) GWKBi.ichern weit vorausliegenden englischsprachigen Unterrichtsmaterialien6) nicht nur groBes Interesse weckI) Vgl. im Anikd SITrE Ch . FremdsprJchen in G"ogrJphi" - auch im bi- 2) 3) 4) 5) 6) lingual"n Unt"rrichl hal d"r fachdidaklisch" Aspekl im Vord"rgrund zu sld,,,n. In Wiss. Nachr. H. 106, Jann, 199B, S, 46-49 (vinuell auch abrun,ar uber di" dazu eingerichl"I" EAA-Linksammlung (Ch. SITrE, Linksammillng 1999, updal" 2000, abrufu.tr www.bildungsservice.atlfa ..cher/ e_a_a/geographie/ slan.htm) Vgl. ZeilSchrift ,Teaching Gt:ography' (www.geography.org.uk) - Secial Featllr" Curriculum 2000 in H. 1/ 2000; RAHWLING, Tht: Nat. Curriculum - whal's nt:w? in: H. 312000; bzw, Themenhefl 412000 . Raising Standards al 14-19" don auch zu IT; u, a, m, vinuell zum LP: www.dfee.gov,uklindex.shlml, www,qca,org.uk, oder auch bei hUp://www,edexcel.org_ukledexellhlml.nsf( pages/ Key+Slage+4 Vinucll sind aile oSlerreichischen LPt: abrun,ar uber das groge Internelponal hnp'//gweduhLat Es sind dies 0, WAUGHs (New) Wider World - Th" one-volumt! GCSEcourse, von Nelson hzw. V. B NCs World geogmphy - Case Sludies, von Cambridge University Press, Auf der angefuhnen EAA-Linksammlung findel man dazu auch von d"n bril. Verlagen ins Nelz geslellle Probekapilel zum Anschauen und unterrichllichen NUlzen, Dies gill auch ganz besonders fU r die fmnzosischsprJchigen Geogmphiebucher der lelzl,," Jahre, von denen es ebenfalls gelungen iSI diesmal uber den Verlag W"slermann-Wien - die. unsere z, Z, verfugbaren Schulbucher weil in den Schanen slellende Oberslufenserie .G<?ogmphie, fur Lyeee in 3 &len", von Ch. Bouvel (betm Verlag Hahene), auf die oSlerreichische Schulbuchlisl" und damil fUr jede Schule einfach beslellbar zu machen' Aueh sie konnte/ solhe in ihrer gr.tphischen, inhahlichen und melhodischen Hinsichl ein Vorbild fUr die dringend nOlwendige Weil" rentwicklung unSerer OberSlufenbucher in AHS und BHS sein! Die ,Spr.tchbarriere" sollIe da kein Hindernis sein, sich mil ihnen in Kreisen der Fachdidakltk , Arheilsgemd nschaflen usw. zu beschafligen 47 ten, sondern auch weit Ober den fremdsprachlichen Sachfachunterricht (EAA in GWK) hinaus Ideen liefern bzw. konkretisieren. Erganzt wurde dieser Schritt durch die - von den Lehrern in den Klassen dringend gewOnschte Beschaftigung mit englischsprachigem Material fOr die "Osterreichklassen". Nach einem EAAGW Reader (Hg. BMUK Abt. II/ 3, 1999), fOr den in den Seminaren durchgearbeitete englischsprachige geographische Artikel in Textbli:icke zerschnitten und mit Fragen unterrichtsadaquat montiert worden sind, ki:innen wir seit Beginn des Jahres 2000 auf das englischsprachige Standardwerk von E. LICHTENBERGER: Austria - Society and Regions (VerI. Osterr. Akademie d. Wissenschaften Wien [email protected]) als Grundlage fOr einen geographisch anspruchsvollen Geographieunterricht zurUckgreifen. Aus diesem Buch wurde ein ca. 120 Seiten starker Basistext zur Osterreichklasse auf der S II beim Osterr. Bundesverlag zusammengekOrzt und zur Approbation beim BMUK im Feb. 2001 eingereicht. Der nachste S!=hritt wurde uns praktisch durch die Entwicklung im englischsprachigen Raum schon vorgezeichnet: Die (mit 5 Banden in der KS3 = unsere Unterstufe, bzw. 2 Banden auf dem GCSE-Niveau der KS4) von D. WAUGH herausgebrachte Serie "Key qeography", beim Verlag Stanley Thornes, wurde in den letzten Jahren durch ein breites Angebot im Internee) erganzt - man vergleiche nur die z. Z. daraufstehenden 12 Bereiche (mehrere Buchanhangseiten, aber auch die Zeitschrift "Geo-File", umfassende, groBe und informativ gestaltete Einstiegsseite ("Portal") www. thornes.co. uk/secondary/geographylindex.htm. Und hier setzten erste Gehversuche im Vorjahr schon ein, und wurden heuer im Rahmen der Fortbildung ausgebaut - und sollen mit Hilfe (ROckmeldungen) der beteiligten Nutzer weiter wachsen: Erfahrungen des Autors in der Fachdidaktikausbildung an der Universitaf) zeigten Vorteile (auch technisch nur ganz einfach gestalteter) Internetportale aufl). Es lag also nahe, sowohl fOr den Lehrerfortbildungsbetrieb der EAA-Seminare des BMUKs, als auch fOr einen Einstieg zu Nutzung des Internets im EAAGeographie-Unterricht in der Klasse eine LINKZUSAMMENSTEllUNG verfOgbar zu machen, die den Kollegen die Arbeit erleichtern soil. Neben einem Quelltyp am Server meiner Schule steht heute eine schneller aufrufbare Variante dank der Initiative des dort werkenden Kollegen R. Wieser am Tiroler Bildungsserver www.blldungsservice.atlfaecher.atle_a_a/geographie/index.htm (daneben gibt es eine Reihe direkt als pdf-Files herunterladbare EAA-Arbeitsblatter sowohl beim "bildungsservice.at" (von Kol!. Trautsamwieser) als auch bei der wichtigsten i:isterreichischen schulgeographischen Einstiegsseite "gw.eduhLat" (von Koll. Hansen). Entstanden ist die oben angefOhrte EAA-Linksammlung aus einer kurzen Zusammenstellung einiger groBer Einstiegsadressen, wie der oben angefOhrten Seite von "thornes.co.uk", dem "Geography-Web-Ring", dem "Staffordshire Learning Net" und einer Reihe von instruktiven und inhaltsreichen Lehrerhomepages10). 1m Herbst 2000 wurde begonnen, neben Themeneinstiegsadressen auch passgenau zu den Inhaltsteilen der Jahrgangs-Lehrplane von Geographie direkt dazu verwertbare Linkadressen fertiger, internetgestOtzter Unterrichtseinheiten schon anzu- 48 fOhren (solche gibt es im englischsprachigen Raum naturgegebenerweise in viel gri:iBerer Zahl!). Ein weiterer Abschnitt der EAA-LINKSAMMLUNG versucht theoretische Hilfen und Mi:iglichkeiten zu "Teaching and Learning" (mit dem WWW) virtuell schnell abrutbar zur VerfOgung zu stell en. Dahinter steht die, meiner Dberzeugung nach nun als nachstes, auf breiter Lehrer(fortbildungs)front anzugehende/ zu diskutierende Frage: "WIE" wir in der Klasse mit dem neuen Medium zweckmaBig und methodisch effektvoll umzugehen werden haben - und das ist primar eine methodische Fragestellung ll). Hier soli nicht nur fOr einfach gemachte, passgenau zur eigenen Unterrichtsplanung vom Lehrer selbst zusammengestellte Linkabfolgen prasentiert werden. Gerade die als eine sehr weit verbreitete "Kutur" des Lernens mit dem Web in den USA seit 1995 existierenden WEB-QUESTS I2 1 bzw. die auf britischen Servern stehenden (technisch etwas einfacher, methodisch aber nicht weniger ideenreich, gestrickten) WEB-ENQUIRIES (z. B. auf www. sln.org.uk) sollten uns wichtige Impulse geben ki:innen, wie wir mit dem Web ganz allgemein im Regelunterricht (abseits vom Einsatz in Projekten, simpler Literatursuche oder dem Herunterladen von "Schummelseiten" fOr Referate)umgehen ki:innten! Zu diesem Angebot habe ich nicht nur Beispiele auf dem EAA7) In Osterrekh wurde auf dem damaligen teehnisehen Standard schon 1998 in einem erstmaligen Versueh eine PASSGENAUE Interneterganzung zu einem BHSIBMS) Sehulbueh beim Verlag Manz erstellt (Ch. Sitte, unter. www.man7sehulbueh.at/geschichte.html). dem bei diesem Verlag inzwisehen weitere BOehererganzungen folgten. 1m Jahre 2000 )libt es in Osterreich in unserem Faeh zwei derartige Weherganzungen: eine leider wegen des Fehlens einer dem neuen Medium entspreehenden Methodik und wegen ihrer mangelnden Passgenauigkeit zu den Kapitelinhalten nur mOhsam und daher nur unter groBerem Vorbereitungsaufwand nutzbaren Linksammlung zu einem Geogrdphie und Wirtsehaftskundesehulbuehs der Oberstufe (unter www.veritas.at - aueh ein besser gestalteter Anhang zu einem Gesehichtebueh ist dort zu finden) ferner eine 7.weile zu einem GW-Unterstufenhueh, namlieh die sehr aufwendig gestaltete (Frage: wie lange halten das Verlage in Form eines fUr die Durehsetzung eines solchen Konzepts notwendigen Gratisangebots finanziell aus?), aber weilaus besser direkt im Unterrieht einsetzbare Weberganzung zum (z. Z. 1 KI Bd. von) "Panorama" unter www.hoel7.el.at. 1m Studienbetrieb der Uni Wien wurde im SS 2000 eine passgenaue www-Erganzung zu MalciklSitte W.: Raum - Gesellsehaft- Wirtschaft, 7. KI. AHS-Oberstufe, VerI. Holzel erstellt, die in weiterentwiekelter Form demnaehst aueh virtuell zur VerfUgung stehen soli, aueh http://gw.eduhi. 8) So wurde im WS 1999 am Institut fUr Geographie dcr Universitiit Wien erstmalig fUr die faehdidaktisehen Proseminare nieht nur die Struktur und der LV-Verlauf, sondern aueh interaktiv abrun,are Faehdidaktikartikel bzw. Links mit Arbeitsauftr'Jgen fUr die Studenten zum Dureharbeiten ins Netz gestellt (anzuklieken Ober www.univie.ae.at/geograohie und dann weiter mit ,Lehramtsstudium' und weiter dort bei ,Faehdidaktikbloek'); im WS 2000 findet man einen weiterentwickelten wwwAnhang zu meiner LV Faehdidaktikl2. Studienabsehnitt aueh an der Uni Salzburg (www.sbg.ae.at - w<;iter mit Nawi-Geographie-Vorlesungsverzeichnis-WSOO-Sitte), 1m Februar 2001 wurde das Faehdidaktikproseminar am Institut fUr Geographie der Uni Wien virtuell weiter interaktiv aus)lebaut - u. a mit einer "virtuellen Faehdidaktikbibliothek". 9) Vgl. aueh Ch. SI1TE (2000): Ansiitze fOr den emfaehen Einsatz des Internets im GW-Unterrieht. In: GW-Unterr. H. 79, S. 74ff bzw. unter httO:II!!w.eduhi.at/didaktik/w()ess/~.htm (dort aueh noeh andere Artikcl angefUhrt!) 10) TRENTINI (2000) sehreibt in seiner, den EAA-Unterricht m TIrol untersuehenden Diplomarbeit (Inst. f. Geo. d. Uni Innsbruek) von einem sehr positiven Eeho bei den "Abnehmern" (= in dokumentierten Leh· rerinterviews) 11) Vgl. dazu aueh Artikelsammlung hei Nicol Herman: www.geaworld.de/ fachdiddktiklgunterrieht.html 12) Bernie DODGE. Some Thoughts aba ut Web-Quests. San Diego State Univ. 1995, Update 1997, http://edweb.sdsu .edu/ courses/ edtee596/a bout_webquests html Wissenschaftliche Nachrichten . MiirzlAprii 2001 Website des "bildungsservice.at" schon nach Klassenerfordernissen geordnet aufgelistet. Das US-Angebot aus den Social-Studies kommend, ist dabei starker facheriibergreifend l3) (und damit u. a. auch fur "Geschichte in EAA" gut nutzbar), wahrend britische Beispiele sich starker auf rein geographische Inhalte konzentrieren. Auch einige einschlagige fachdidaktisch/ methodische Artikel, die virtuell verfugbar sind, wurden dazugelinkt. Die in EAA naheliegende Nutzung solcher schon vorgefertigter "Web-Leitfaden" usw. zeigt uns neben zum Weblernen erprobten formalen Strukturen (mit Vorlagen, wie man solche konstruiert u. a. http:// edweb.sdsu.edu/webquestlLesson Teplate.htmi) derartiger Angebote auch eine Reihe von neuen methodischen Moglichkeiten! Und die "Arbeits- sprache Englisch in Geographie" entledigt uns einiger ansonsten im Regelunterricht (ev. im Wahlpflichtfach der AHS-Oberstufe, oder ftir facheriibergreifende Reifepriifungen) mit deutscher Unterrichtssprache eventuell ins Haus stehender sprachlicher Hindernisse I Mentalreservationen bei Schtilern bzw. Lehrern. Vielleicht konnen wir uns (gemeinsam) in nicht allzu langer Zeit auch daran wagen, derartige Bausteine fur die "Osterreichklassen" ins Netz zu stellen. In einem spater folgenden Beitrag werde ich darauf naher eingehen. Rtickmeldungen: [email protected]. 13) z. B. http://edsilement.neh.gov/ lessonplans!great_plains.html oder das Learningangebot der www.nylimes.com Bergbauern zwischen Liberalisierung und erschwerten Wirtschaftsbedingungen MR Dipl.-Ing. Leopold Panbolzer BM rur Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien Das 20. Jahrhundert brachte in der Geschichte ohne Zweifel den bisher starksten Wandel in den Lebensund Wirtschaftsverhaltnissen des bauerlichen Berufsstandes. Herausragende Erkenntnisse der Naturwissenschaften und der Technik ruhrten dazu, dass sich im letzten Jahrhundert in der Bodenwirtschaft die Ertrage in den Industriestaaten etwa verftinffacht haben, die Leistungssteigerungen in der Tierhaltung waren ahnlich sensationell. Urn die Jahrhundertwende ernahrte bei uns ein Bauer zwei Menschen, heute 70. Die seit Jahren in heftiger Diskussion stehende Globalisierung wird von vielen Okonomen als ein Prozess begriiBt, der Regierungen davon abhalten soli, Wirtschafts- und Sozialpolitik gegen die Rationalitat des Marktes zu betreiben, urn die internationale Konkurrenzfahigkeit der Unternehmen sichern zu konnen. Ftir die wirtschaftlich schwachen Lander sollte die Deregulierung der Agrarmarkte und der Zollabbau einen leichteren Zugang zu den Markten bringen. Die Gegner der Globalisierung furchten eine Umweltverteilung der Gewinne von unten nach oben, menschenfeindlichere Wirtschaftsverhaltnisse, Sozialund Okodumping sowie eine Forcienmg von Unternehmenskonzentrationen. Konsequenzen der Liberalisierung sind eine steigende transnationale Bewegung von Kapital, Gtitern und Menschen, eine zunehmende internationale Arbeitsteilung durch Verlegung von Produktion und Dienstleistungen an verschiedene Standorte, d. h. oft Lander oder sogar Kontinente. Diese sehr komplexen Vorgange gehen mit einem Anstieg und Bedeutungszuwachs internationaler Institutionen aber auch Konzerne einher. Wissenschaftliche Nachrichten . Marz/ Apr!l 2001 Globalisierung ist also ein komplexer multidimensionaler Prozess der Entgrenzung bzw. Entraumlichung zum einen und der Konzentration und Vernetzung zum andern. Die Landwirtschaft wird - nicht zuletzt durch das Betreiben internationaler Organisationen - zwangslaufig immer mehr von der Globalisierung erfasst. Dadurch erfolgt im Agrarbereici1 ein beschleunigtes Zusammenwachsen der Markte fur Gtiter und Dienstleistungen, fur Kapital und Arbeit. Mit dem EU-Beitritt haben wir gleich ein paar Stu fen auf einmal tibersprungen, gleichzeitig ist damit der Spielraum ftir eigenstandige agrarpolitische Entscheidungen wesentlich geringer geworden. Die Agrarpolitik wird mellr und mehr von globalen Vorgaben mitbestimmt, wahrend die nationalen an Bedeutung einbtiBen. Sie muss es aber der Landwirtschaft ermoglichen, ihren multifunktionalen Charakter unter europaischen Verhaltnissen zu erhalten. Die MaBnahmen - insbesondere die der Forderung - sollen von der Produktion entkoppelt, bedarfsorientiert, integrativ und sozial orientiert bzw. ausgewogen sein, urn soziale Harten und Unruhen zu vermeiden. Die Agrarentwicklung seit 1945 So wie Oste.rreich schlitterte auch die EU von einer zu beseitigenden Unterversorgung von Nahrungsmitteln nach dem ~ . Weltkrieg im Laufe von zwei bis drei Jahrzehnten allmahlich in eine Dberschusssituation bei den wichtigsten Agrarprodukten. Dieser versuchte man mit mehreren, meist wenig erfolgreichen Reformen beizukommen. Wie gut dieses Vorhaben mit der letzten Kurskorrektur, der Agenda 2000, gelingen wird, 49 wird sich erst in einigen Jahren wirklich zeigen. Uisst man irgendwelche groBere Katastrophen auBer acht, so ist davon auszugehen, dass unter der Annahme eines kaum veranderten Konsumvolumens und der weitergehenden Produktivitatssteigerung sich der Preisdruck fur Agrarprodukte in der EU verscharfen wird. Infolge der hoheren Produktionskosten im Berggebiet gewinnen die Gunstlagen bei der Produktion immer mehr an Wettbewerbsvorteilen, dies umso mehr, je billiger die Transportkosten sind. Wahrend im Berggebiet die Produktionsfunktion laufend an Bedeutung verliert, kommt den anderen Funktionen infolge geanderter gesellschaftlicher Anspruche eine umso wicht igere Rolle zu. Nach der im Zuge eines EU-Beitrittes durchgefuhrten Gebietsklassifizierung urnfasst das Berggebiet etwa 70% der osterreichischen Gesamtkatasterflache. 36% aller Betriebe sind Bergbauernbetriebe, sie bewirtschaften 440/0 der landwirtschaftlichen Nutzflache und drei Viertel der Grunlandflache Osterreichs. Bei der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Alpenraum verscharfen sich seit Jahrzehnten die Disparita ten. Manche westosterreichische Tourismusregionen haben zwar eine impulsive Wirtschaftsentwicklung, jedoch bereits bedenkliche, teilweise schon ressourcenbedrohende Nutzungsdichten mit bedenklich hohen okologischen Belastungen und einer enormen Konzentration von verschiedenen Raumanspruchen. Demgegenuber weisen mane he inner- und ostosterreichische alpine Regionen sowie einige periphere Lagen nicht selten eine stagnierende Wirtschaftsdynamik mit Abwanderungs- oder gar Entsiedelungstendenzen auf. 1m Umfeld der groBstadtischen Ballungsraume erfolgt oft ein geradezu verschwenderischer Verbrauch von besten ebenen Agrarflachen fur Siedlungen, Industrie und Verkehrsbauten. Das derzeitige hohe Produktionsniveau basiert auf einem hohen Energieeinsatz. Die schockierende Vision von Mansholt in den 60er Jahren uber eine zukunftsfahige Agrarstruktur wurde bzw. wird in weiten Gebieten Europas Realitat, wenn die globalen Rahmenbedingungen, Preisdruck, weitergehender wissenschaftlich-technischer Fortschritt und die geanderten Konsum- und Lebensanspruche der neuen bauerlichen Generation zum Tragen kommen. Mit einer Bereinigung der Betriebsstatistik urn Rentnerbetriebe und die vielen kleinen Nebenerwerbsbetriebe mit eher Selbstversorgungsviehbestanden ware auch fur Osterreich jetzt schon ein anderes Strukturbild zu malen. In den sechs Grunderstaaten der EU gingen seit der Grundung etwa die Halfte der Betriebe verloren, bis 20 ha sogar der GroBteil, ausgenommen die Spezialbetriebe. Bei der Agrarquote liegt Osterreich im Spitzenfeld der EU mit einem lawinenartigen Abbau seit dem 2. Weltkrieg. Zuerst schieden die Fremdarbeitskrafte aus, in der Folge betraf es die mithelfenden Familienarbeitskrafte. In der ersten Phase kamen die Abwandernden oft als Hilfsarbeiter/ innen in der Industrie unter, danach eher im Dienstleistungsbereich oder als Facharbeiter, und jetzt erhalten die Bauern und somit auch die Bergbauernkinder gleich eine bessere schulische oder Berufsausbildung. Nur die Hofubernehmer 50 bleiben oft fur die landwirtschaftliche Ausbildung ubrig. Die 1st-Situation in der bergbauerlichen Landwirtschaft In den Bergbauernbetrieben wird nach wie vor im Durchschnitt dn geringeres Einkommen je Arbeitskraft als im Bundesmittel aller Haupterwerbsbetriebe erwirtschaftet. Innerhalb der Bergbauernbetriebe besteht naturgegeben ein Gefalle zwischen der Zone 1 und der Extremzone 4. Die Ursachen liegen hauptsachlich in der deutlich geringeren Agrarflachenausstattung, der arbeitsintensiveren Bewirtschaftung und naturbedingten Faktoren. Dies vermogen auch die offentlichen Gelder nicht auszugleichen. Die abwartende Phase fur Betriebsentscheidungen und Investitionen in der Zeit urn den EU-Beitritt ist vorbei. Die Bauern, die in den letzten Jahren noch keine Entscheidungen in Richtung Expansion, Spezialisierung, Neben- und Zuerwerb oder Betriebsauflosung getroffen haben, fuhlen sich jetzt oft unter Zugzwang. Die Kostenbelastungen fUr Gebaude- und Maschinen sind in den Bergbauernbetrieben flachenbezogen in den Bergbauernbetrieben wesentlich hoher als in Nichtbergbauernbetrieben. Die Flachenleistung der sehr teuren, hangtauglichen Spezialmaschinen ist aber vergleichsweise geringer als bei Maschinen fur das Flachgebiet. An sich ist auch die uberbetriebliche Maschinenverwendung und der gewerbliche Maschineneinsatz in der Regel witterungs- und hangneigungsbedingt unproblematischer und auch leichter. Derzeitige Perspektiven fUr bauerliche Betriebe Die starke Regulierung der EU-Landwirtschaft wird aller Voraussicht nicht bedeutend geringer werden. Die WTO-Verhandlungen werden Auswirkungen auf das Forderungsniveau haben, es wird aber mittelfristig hoch bleiben. Dennoch ist abzuschatzen, dass die globale Marktregulierung reduziert und damit mehr Wettbewerb stimuliert wird. Der Einfluss des Weltmarktes auf den nationalen Agrarmarkt und damit auf die Produktion wird starker werden. Bei normalen globalen Witterungsverhaltnissen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind auf Sicht keine wesentlichen Preisimpulse zu erwarten. Der Anbau relativ fOrderbegunstigter Kulturen wird sich ausweiten, was zu einer Einschrankung der Vielfalt beitragt. Gerade in Berg- und Ungunstlagen ist von einer noch weitergehenden Integration der Landwirtschaft in die Gesamtwirtschaft auszugehen. Eine zunehmende Verknupfung mit dem vor- und nachgelagerten Bereich bedingt meist einen Verlust an Selbstandigkeit der Betriebe. Die Kooperationsformen von Betrieben werden zunehmen. Diverse bauerliche Zusammenschli.isse - auch bei der Erzeugung - sind zwar im Entstehen, der Marktmacht im Lebensmittelhandel wird aber auch in Zukunft kein gleichrangiges Instrument auf bauerlicher Seite gegenuberstehen. Die unternehmerischen Anforderungen werden steigen, vor aHem wird mehr Flexibilitat sowie innovatives und okonomisches Denken gefragt sein, so dass eine Wissenschaftl iche Nachrichten . MiirzlApril 200 I diesen Aspekten Rechnung tragende Ausbildung in der Landwirtschaft wichtiger denn je wird. Vor aHem im Berggebiet wird eine betriebliche oder auBerbetriebliche Erwerbskombination auch in Zukunft ein existentieHes Thema sein. Den kleinen Betrieben im Berggebiet kommt etwa im Hinblick auf die Bewirtschaftung, also der Pflege der Kulturlandschaft, eine wichtige Aufgabe zu. Eine Entkoppelung von Produktion und anderen Funktionen ware aber der falsehe Weg und wlirde zu pre karen Folgen filhren. Die bauerliche Lebens- und Arbeitswelt ist einem laufenden Wandel in Bezug auf Familienstruktur (Kinderzahl, Lebensformen, Altenbetreuung usw.) und Betriebsorganisationen (z. B. rechtliche Formen von Betriebskooperationen und Marktzusammenschlussen) unterworfen. Manehe tradierte Verhaltensweisen bleiben aber trotz Wertewandel bestehen und haben mitunter schwerwiegende Konsequenzen auf die familiaren, betrieblichen und damit finanziellen Verhiiltnisse des Betriebes. So hat die AuBenmechanisierung in der bauerliehen Mentalitat oft Vorrang vor der Innenmechanisierung, was oft zur Arbeitsuberlastung der Bauerinnen beitr:igt. Wirtschafts- und StruktUlwandel durch Wertewandel uberlagert Die Sensibilitat in der nichtlandwirtsehaftlichen Bevalkerung uber den Einsatz von affentlichen Geldern wurde dureh die Fardersystemumstellung infolge des EU-Beitrittes und die Budgetmittelkurzungen in anderen Bereichen noch graBer. Aber aueh die nachkommende bauerliche Jugend hat andere Einstellungen bzw. Werte und damit oft hahere, sieh finanziell auswirkende Anspruche. In Zukunft werden die unternehmerisehen Anforderungen an die bauerlichen Betriebsleiter steigen. Der landwirtschaftliehe Betrieb entwickelt sich immer mehr zum Hochtechnologiebereich, was eine wesentlieh bessere Ausbildung erfordert. Es ist aber aueh ein waehsendes Angebot professioneHer Anbieter filr diverse Leistungen zu erwarten. Zusammenfassend ist darauf hinzuweisen, dass sich die Gesellsehaft, die Politiker und selbst die Bauern daruber auseinandersetzen mtissen, wohin eigentlieh die derzeitige Entwicklung geht und welche Konsequenzen daraus resultieren. Hauptmerkmale des "Neuen Berghofekatasters" (BHK) In der neuen Programmplanungs-Periode (2000 bis 2006) werden die betriebsbezogenen Ergebnisse des nNeuen Berghofekatasters" ab dem Jahre 2001 wesentliche Gnmdlage filr die Bereehnung der Ausgleichszulage darstellen. 1. Aktuellere Erfassung der Erschwernissituation der Bergbauernbetriebe (gemaB nBergbauern"-Verordnungen des Bundesministers von Land- und Forstwirtschaft aus dem Jahre 1987). Betriebe der Basiszone (= Erschwerniskategorie 0) gehen im Rahmen der neuen Ausgleichszulage mit null BHKPunkten in die AZ-Berechnung ein. 2. Umfassendere Beurteilung der Ersehwernissituation der Bergbauernbetriebe dureh das System BHK im Vergleich zur bisher geltenden nZonierung" . Das bisherige Ersehwernissystem bezog sich fast ausschlieBlich (mit Ausnahme der Hektarsatzund AVL-Regelung) auf die Hangneigungsverhiiltnisse. Oer BHK umfasst ein breites Btinde! von Erschwernisverhaitnissen: • Innere Verkehrslage: vor allem: - Hangneigung in filnf Stufen (bis 18%; - 25%; -35%; - 50%; tiber 50%), (Feststellung der grundErsttieksbezogenen schwernisflache durch Befliegungsergebnisse (Orthophotos) und Berechnung der Hangneigungsstufen durch Anwendung eines digitalen GeHindehahenmodelles durch das Bundesamt filr Eich- und Vermessungswesen) - Fliichenaufsplitterung (Trennstiieke) • AuBere Verkehrslage - Erreichbarkeit der Hofstelle, Entfernungen, Wegerhaltung, Extremverhaltnisse usw. • Boden und Klima - Seeh6he, Klimawerte (14-Uhr-Temperatur, Warmesumme), Ertragsmesszahl. 3. Aktualisierbarkeit der Bewirtschaftungserschwernisse uber den jahrlichen nMehrfachantrag Flaehen" (betrifft Hangneigung der bewirtschafteten Flachen); Allerdings: Weiterfilhmng der Zonienmg bei Betrieben mit nationaJer Fardemng (Nationale Beihil.fe = NB) ftir die Anwendung def ,.Wahnmgsregelung" (his 2004) bzv.'. fUr die AZ-Wahnmg notwendig. Aus J)er Fordenmgsdienst" (BMLF) , Heft 1212000 (gektirzt). Wb~c n~d lafthl he admchtc n Mii r7.; Apn1 2001 51 N euerscheinungen Vier neue Bucher zum politischen System in Osterreich Der politische Wechsel im Osterreich des Jahres 2000 hat eine gr6Bere Anzahl von Bi.ichern auf den Markt gebracht, die den Wandel im Politischen System Osterreichs beleuchten. Lehrer fur Geographie und Wirtschaftskunde haben ja im Lehrplan der 7. Klasse AHS oder den Osterreichklassen der BHS den direkten Lehrplanauftrag, wirtschaftspolitische Fragen in den Unterricht einzubinden. Und sie sollten sich hierzu auBer ihren Informationen zum aktuellen Geschehen, das sie aus den Tageszeitungen entnehmen, auch mit einigen die Hintergriinde ausleuchtenden Werken auseinandersetzen, bzw. ihren Schiilern auch Tipps fur Leselisten z. B. fur die Spezialgebiete der Reifepriifung geben. PEUNKA!ROSENBERGERs Buch ist in der Struktur einer Einfuhrungsveranstaltung zum Politikwissenschaftsstudium verfasst. Es ist gegen Ende 1999, also nach der NR-Wahl, fertiggestellt worden und streift in 15 Kapiteln, historisch bei den Strukturen der Monarchie beginnend, den Wandel in allen wichtigen Bereichen unserer Republik. Es kann ruhigen Gewissens auch von seiner leichten Lesbarkeit her - filr jeden Maturanten empfohlen werden. Manche Teile sind vielleicht etwas zu knapp gehalten, wie z. B. das Kapitel zu den Sozialpartnern (und ihrem z. Z. ablaufenden BedeutungswandeD, ader auch das Kap. Osterreich und die EU (wo ich auch in den weiterfuhrenden Literaturzitaten das Standardwerk von Gehler/ Steininger vermisste). Norbert LESER gibt in seinem starker aufsatzmaBig (also ohne Literaturapparat) gehalten m Buch eine lesenswerte scharfzilngige Analyse fur den Niedergang der fast dreiBig Jahre in Osterreichs Politik bestimmenden Kraft. Seine Position als alter Sozialdemokrat, Gesellschaftsphilosoph und Politikwissenschafter ermoglicht uns damit einige interessante Interpretationsmuster. Wir waren zwar Zeitgenossen, aber haben wir wirklich die Geschehnisse des Jahres 1999/ 2000 so schnell bei der Hand? Gerfried SPERLs spannend geschriebenes Buch behandelt eines der Schlilsseljahre der Republik. Neben der Chronologie (die wir gut auch im Unterricht fur einen Einstieg in ein Aufsuchen verschiedener Positionen in den Internetarchiven konkurrierender Tageszeitungen - vgl. via www.zis.atllinksfr.html) einsetzen konnten, gibt daneben auch noch dem Leser Interpretationsmoglichkeiten fur die Hintergriinde des Machtwechsels und einen Ausblick auf Osterreich und Europa. Das vierte Buch nahert sich von einer kritischen Seite der wirtschaftspolitischen Causa Prima. Als "Kritik von Links" ist es ein interessantes, zum Nachdenken anregendes Gegengewicht zur Regierungsposition, geschrieben von einem Sozialwissenschafterkollektiv. PELINKA A., ROSENBERGER S. (2000): Osterreichische Politik. Grundlagen - Strukturen - Tre nds. Wiener Universitiits Verlag, 1090 Berggasse. 266 Seiten, AT 298,LESER N. (2000): ... auf halben Wegen und zu halber Tat ••. Politische Auswirkungen einer osterreichischen Befindlichkeit. Amalthea Verlag, 1030 Wien 216 Seiten SPERL G. (2000): Der MachtwechseL Osterreichs politische Krise zu Beginn des 3. Jahrtausends. Verlag Molden, 1010 Wien. 240 Seiten, ATS 298,BElGEWURM (Beirat f. ges.-, wi pol.- u. 1I1llweitpolitische Alternativen) 2000: Mythos Nulldefi7.it. Alternativen ZlIIll Sparkurs. Mandelbaulllverlag, 1015 Wien. 110 Seiten. [email protected] GEOGRAPHIE HEUTE. Erscheint 10mal jahrlich, Einzelheft OM 18,50, Jahresabo OM 162,- Friedrich Verlag (in Zusammenarbeit mit Klett). Postfach 1001 50 , 0-30926 Seelze/OBV-Klett, Wien 1010, Hohenstaufengasse 15. PRAXIS GEOGRAPHlE. Erscheint monatlich. Einzelheft oS 115,- (Jahresabo OM 158,90 plus Versandkosten) . Westermann Verlag, Postfach 47 38,0-38104 Braunschweig / Lowengasse 47, A-1 030 Wien . GEOGRAPHlSCHE RUNOSCHAU. Erscheint monatlich. Einzelheft oS 115,- (Jahresabo OM 158,90). Westermann Verlag, Postfach 47 38,0-38104 Braunschweig I Lowengasse 47, A-1030 Wien. GEOGRAPHIE UNO SCHULE. Fachliche Grundlagen, Unterrichtspraxis, Materialien fOr die S II. Erscheint aile zwei Monate. Einzelheft OM 15,80 (im Abo OM 14,60). Aulis Verlag Oeubner & Co., Antwerpener StraBe 6- 12, 0-50672 Koln. AKTUELLE CORNELSEN LANOKARTE (ehem . AJL-JRO/Seydlitzkarte). Erscheint 10mal jahrlich. OIN-AOWandkarte mit 16 Seiten Beiheft. Einzelnummer OM 17,50 (Jahresabo OM 158,50). Hrsg. Cornelsen & Schroedel GmbH & Co. Vertrieb: Oeding Oruck und Verlag, Postfach 33 11, 0-38023 Braunschweig. MATERIALIEN ZUR OIOAKTIK OER GEOGRAPHIE UNO WIRTSCHAFTSKUNOE. Erscheint mehrmals jahrlich in unregelmaBiger Folge: Einzelhefte: oS 70,- bis 100,-. Institut fOr Geographie der Uni Wien, UniversitatsstraBe 7N, 1010 Wien. MATERIALIEN ZU GE~~LLSCHAFT, WIRTSCHAFT UNO UMWELT 1M UNTERRICHT. Erscheint 4mal p. a., Jahresabo oS 200,- . OGKG, Clementinengasse 5/35, A-1150 Wien. GEOGRAPHIE UNO IHRE OIOAKTIK: Zeitschrift des Hochschulverbandes fOr Geographie und Oidaktik (HG). Erscheint vierteljahrlich , Einzelheft OM 6,- (Jahresabo OM 19,- ). c/o Hildesheim, Marienburger Platz 22, 0 -31141 Hildesheim. 52 WI~Sc;: n. ha fll ichc .Ic hnc htcn M:II""/ April 2001