Reuse von Elektronikkomponenten im Rahmen von MRO-Konzepten in Automobil, Bahn und Luftfahrt Industrie Grundlegende Aspekte und praktische Erfahrungen Olaf Bochow-Neß Ergebnisse aus den Projekten ReECar – Nachhaltigkeit durch den Einsatz von Gebrauchtteilen in der Kfz-Elektronik LangzEl – Langzeitverfügbarkeit von Elektronik Fraunhofer-Innovationscluster MRO in Energie und Verkehr © Fraunhofer IZM BMBF Programm FONA – Forschung für Nachhaltigkeit Motivation Reuse Elektronik: Ersatzteilversorgung Geforderter Zeitraum der Ersatzteilversorgung: 20 Jahre + Elektronik ca. 5 Jahre Angebotslücke in der Ersatzteilversorgung Restriktionen technisch Neuproduktion Abwärtskompatibilität ? Nachfertigung Untersch. Wertigkeit technisch wirtschaftlich ökologisch sozialbezogen Langzeitlagerung Optionen der Ersatzteilversorgung 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Wiederverwendung Kennzeichen der Ersatzteilversorgungsoptionen Abwärtskompatibilität Nachfertigung Einsatz von Baugruppen in aktuellen und vergangenen Produkten Kontinuierliches oder periodisches Fertigen von Baugruppe nach EOP technische Restriktionen durch schnelle Innovationszyklen erfordert Vorhalten von Betriebsmitteln erfordert zumeist zusätzliche Bauteile erfordert Einlagern von Bauteilen (bei Abkündigungen) kritisches Element: Mehraufwand in der gesamten Serienproduktion Langzeitlagerung Wiederverwendung Fertigen Abschlusslos, Einlagern der Baugruppen, Demontage der Betriebsmittel Nutzen gebrauchter Baugruppen (nach Prüfung oder nach Aufarbeitung) hohe Kapitalbindung Potenzial: Abfedern von FehlBedarfsprognosen kritisches Element: Bedarfsprognose zu viel: Entsorgung der Restbestände zu wenig: Redesign (im Fall von Bauteilabkündigungen) 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Verfügbarkeit von Baugruppen schwer vorhersagbar entscheidendes Element: Qualitätssicherung MRO Werkzeuge gebrauchte Komponenten Herstellersicht: Ersatzteilversorgung mit gebrauchten Komponenten – Projekt ReECar, Automotive Verfügbarkeit der gebrauchten Komponenten am Markt Qualität gebrauchter Komponenten Produktgestaltung für die Langzeitversorgung Auswahl einer geeigneten Ersatzteilstrategie MRO Sicht: Werkzeuge zur Reparatur von Komponenten – Projekt LangzEl, Bahn und Luftfahrt Zustandserkennung und Fehlerfindung (Thermografie) Reverse Engineering Qualität reparierter Lotverbindung Ersatzteilstrategien für MRO 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Elektronische Baugruppen in modernen Automobilen Schiebedachsteuergerät Reversible Gurtstraffer Datentransmitter AirbagSteuergerät Türsteuergeräte Sitzsteuergeräte Elektronisches Bremssystem Assistenzlenkung Aktives Gaspedal 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Anteil an Gesamtinput Verfügbarkeit von Altteilen durch Demontage Nur 15% der Altfahrzeuge verbleiben in Deutschland. 20% 15% Demontagebetriebe sind über Datenbanken gut vernetzt. 10% 5% 0% 5 10 15 20 25 Fahrzeug-Alter bei Annahme [Jahre] Nur geringe Stückzahlen verfügbar. ESD muss über die Demontagekette sichergestellt werden. Prozesskette Wiederverwendung Beschaffen von Demontage von Distribution von Abschätzen der Altfahrzeugen Baugruppen Baugruppen Zuverlässigkeit 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Aufarbeitung Qualitätssicherung Qualität gebrauchter Komponenten x 50 x max 25 45 20 35 30 15 25 20 10 15 10 z.B. Laufleistung oder Baujahr 5 5 0 0 0 Grundlagenuntersuchung Qualität Umwelttests für Neuteile (Temperatur, Vibration und Feuchte) Alle Teile bestehen elektrische Tests während und nach den Umwelttests Endurance Test Thermal Shock Vibration Humidity Group A Group B Group C Group D Bei Langzeitgelagerten Bauteilen wurde eine Degradation des Gehäusekunstoffs festgestellt © Fraunhofer IZM 200 Initial Test Keine Auffälligkeiten in der AVT, keine Korrelation zu Laufleistung 11.04.2012 50 100 150 km-Laufleistung / [km-Laufleistung] Log. NV ® Visuell Inspection of Returns Detaillierte Analyse Umfangreicher Reinigungsprozess notwendig absolute Häufigkeit ® Einfache Kriterien zur Einordnung gebrauchter Baugruppen relative Häufigkeit [%] ® 40 Output Test Destructive Testing Auswahl einer geeigneten Ersatzteilstrategie Relevante Kriterien zur Bewertung Technische Kriterien Ökologische Kriterien Reaktionsvermögen auf langfristige Abweichungen von der Prognose Primärenergiebedarf Bevorratungsrisiko Verfügbarkeit (Termin) Transportaufkommen Lagerungsaufwand Verfügbarkeit (Menge) Wirtschaftliche Kriterien Soziale Kriterien Beschaffungskosten Material Fertigungs-/Aufarbeitungskosten Gefährdungspotenzial in der Produktion Lagerhaltungskosten Gesundheitszustand Entsorgungskosten Arbeitsbedingungen Beschäftigung 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Beitrag zur Zukunftssicherung Vorgehen zur Auswahl und Bewertung Zeitperiode 1 Zeitperiode 2 Zeitperiode 3 Langztlg. Abwärts. Wiederv. Nachfert. Schritt 1 Auswahl Nachfert. Langztlg. Wiederv. Technisch geeignete Optionen 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Schritt 2 Bewertung Wiederverwendung Günstige Option ... Schritt 2: Spezielle Werteskala zur Bewertung Haupt- Gew. krite- (Hauptkriteririum um) Technik + Allgemein 0,3 Gew. (Krite0 rium/Indikator) Reaktionsvermögen auf 0,25 keine Reaktion möglich langfristige Abweichungen von der Bedarfsprognose Kriterium Kriterium 0 Bevorratungsrisiko Reaktionskeine 0,25 vermögen auf Reaktion langfristige möglich Bedarfs- Verfügbarkeit (Termin) 0,25 abweichungen 1 ... ... Beschaffungssehr hohe kosten Fertigungskosten Kosten: ... ... ODER (Material/Aufarbeitungskosten gebr. >200 % der BG) Serienkosten 11.04.2012 © Fraunhofer IZM ... 3 Wert 2 stark eingeschränkte Reaktion oder hoher Aufwand >6 Monate Serienkosten (hohe Anzahl an Bauteilabkündigung bzw. sehr hohe Kosten für BG) 2 stark eingschränkte Bereitstellung nach Reaktion möglich oder Zeitablauf möglich, Reaktion nur mit Menge eingeschränkt hohem Aufwand möglich hohes Risiko: Bevorratung über den gesamten Planungszeitraum erforderlich Verfügbarkeit (Menge) 0,25 keine nennenswerten Bevorratungshohes Risiko: Mengen risiko Bevorratung für GesamtWirtschaft 0,4 Beschaffungskosten 0,60 Sehr hohe Kosten: (Betrieb) Material ODERzeitraum Beschaffungskosten gebrauchte erforderlich >200 % der Baugruppen (BG) 1 im betrachteten mittleres Risiko: Zeithorizont Bevorratung für eingeschränkt verfügbar Teilzeiträume Hohe Kosten: Mittlere Kosten: erforderlich Beschaffungskosten Beschaffungskosten etwa 200 % der Serienkosten (mittlere Anzahl an Bauteilabkündigung bzw. Kosten für BG) ... uneingeschränkte Flexibilität hinsichtlich Menge und Termin 3 mittleres Risiko: Bereitstellung Bereitstellung Bevorratung für Teilzeiträume des nach Zeitablauf nach Zeitablauf Planungszeitraums möglich, Menge möglich, Menge erforderlich eingeschränkt ausreichend >1 Woche...6 Monate nur Teilbedarfe erfüllbar Hohe Kosten: ... Beschaffungsko sten etwa 200 % der Serienkosten Bereitstellung nach Zeitablauf möglich, Menge ausreichend 4 4 kein Risiko: Keine Bevorratung erforderlich uneingeschränkte Flexibilität hinsichtlich 0...1 Woche Menge/Termin im betrachteten praktisch unbegrenzt Zeithorizont verfügbar ausreichend verfügbar kein Risiko: Keine Bevorratung Kostenlose Lieferung erforderlich gebrauchter Geringe Kosten: Beschaffungskosten entsprechen etwa 150 entsprechen etwa 100 Baugruppen durch % Serienkosten % der Kosten der Serie OEM (geringe Anzahl an (keine Bauteilabkündigung Bauteilabkündigungen bzw. Kosten für BG) bzw. Kosten für BG) Mittlere Kosten: ... etwa 150 % der Serienkosten ... ... Geringe ... Kosten: etwa 100 % der Kosten der Serie Kostenlose ...Lieferung gebrauchter Baugruppen durch OEM - Wiederverwendung - Langzeitlagerung - Nachfertigung - Abwärtskompatibilität Produktgestaltung für die Langzeitversorgung Beispiel Baugruppe Demontagegerechtes Design zerstörungsfreie und einfache Demontage der Baugruppe aus dem Fahrzeug robuste Auslegung gegen Beschädigung, weniger Werkzeugwechsel zerstörungsfreies Öffnen der Baugruppe bzw. des Gehäuses sonst evtl. Sollbruchstellen vorsehen Reparaturfreundlichkeit der Baugruppe zerstörungsfreies Öffnen der Baugruppe bzw. des Gehäuses sonst evtl. Sollbruchstellen vorsehen Lackierung und Verguss vermeiden lösbare Verbindungstechnologie (Kleben, Schweißen vermeiden) Heatsink / Wärmeleitpasten vermeiden austauschbare Dichtungen verwenden modularer Aufbau (funktionelle Gruppen) 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Produktgestaltung für die Langzeitversorgung Zielkonflikt Serienfertigung und Langzeitversorgung Serienentwicklung Langzeitversorgung Kosten- / Ressourcenminimierung und Zusatzaufwand für LZV-Anforderungen kürzer werdende Entwicklungszyklen Qualifizierung nach Lastenheft Design to Cost Steigende Komplexität der Produkte und Technologien Innovation Erhöhter Qualifizierungsumfang für Neuprodukte durch Zusatzanforderung Serienprodukt mit ggf. teureren Bauteilen (längere Verfügbarkeit, Lagerfähigkeit,...) Risikominimierung zur Sicherstellung der Ersatzteil-Lieferfähigkeit Keine allgemein gültige Handlungsempfehlung möglich Produktspezifische LZV-Strategie Berücksichtigung des gesamten Produktlebenszyklus (doppelte Lebensdauer bei Wiederverwendung) schon in der Entwicklungsphase erforderlich Bewusstsein für Langzeitversorgung und gemeinsame Abstimmung zwischen Kunde und Lieferant während der Produktentwicklung notwendig 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Reparatur Elektronischer Baugruppen in Bahn und Luftfahrt Ziel: Umfassende Unterstützung von MRO-Prozessen im Hinblick auf die Verbesserung der Langzeitverfügbarkeit elektronischer Systeme Berücksichtigung technischer, wirtschaftlicher und ökologischer Kriterien Projekt LangzEl – Projektabschluss 30.06.2012 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Verfügbarkeit von Altteilen durch Reparatur Bahn und Luftfahrt Werkzeuge Zustandserkennung und Fehlerfindung mit Thermografie Direkter Austausch von Teilen Reverse Engineering Qualität reparierter Lotverbindung Ersatzteilstrategien für MRO Einbau Repariertes Teil 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Ausbau Altteil Dokumentation Befundung Funktionstest Funktionstest Reparatur Fehlersuche Generierung von Stromlaufplänen für die Leiterplattenreparatur Ausgangssituation Nutzer von Leiterplatten betreiben hohen Aufwand zur Prüfplanerstellung Funktionelle Zusammenhänge unklar Stromlaufpläne sind nicht mehr (z. B. Insolvenz des Herstellers) oder nicht in ausreichender Qualität verfügbar Projektziele Definition und Machbarkeitsuntersuchung einer integrierten Prozesskette zur Schaltplangenerierung (Vorlaufforschung) Innovativer Einsatz optischer Verfahren Projektergebnis Prozessdefinition Algorithmen zur Pinidentifikation und Bauteilsegmentierung in CT-Daten 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Fehlersuche mit Thermografie E Ausgangssituation 37. 33. Fehlersuche ist wesentlicher Fertigungsschritt in der Reparatur 31. 28. Projektziel Vorlaufforschung zum Einsatz der Thermografie zur schnelleren Fehlererkennung Bestimmung des Einflusses von Schutzlacken, Umgebungsbedingungen und Betriebsarten auf das Messergebnis 26. 24. Temperaturerhöhung an Leiterbahnverengung Ergebnisse Leitfaden Thermografie zur Fehlererkennung in Elektronischen Baugruppen Referenzmessungen an Testbaugruppen 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Package mit Überlast Versorgung 22. 20. Einfluss der Oberflächenbeschaffenheit auf IR Messung DIL-Bauteil im Betriebsmodus (5V/0,1A) Unterschiedliche, farblose Lackvarianten analysiert 28,9 °C POI0 Temperatur steht in Abhängigkeit der Schichtdicke des Schutzlackes Lack A Lackvarianten für Infrarot-Strahlung teilweise durchlässig LOI0 POI1 28,4 °C Reflektionsgrad unter der Lackschicht ist nicht vernachlässigbar Leitfaden: Thermografie zur Fehlererkennung in Elektronische Baugruppen 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Lack A (2fach) Fehlererkennung muss individuelle Emissivität der Baugruppe berücksichtigen 33,0 °C POI0 LOI0 POI1 32,4 °C Qualität reparierter Lotverbindungen Ausgangssituation Austausch von Bauteilen mit Lotverbindungen ist wesentlicher Reparaturschritt Projektziel Vorlaufforschung zum Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen des Reparaturlötens: Anzahl der zulässigen Reparaturvorgänge Lötprozess Zuverlässigkeit Ergebnisse Optimierte Prozesse auf Grundlage von Referenzuntersuchungen and THT und SMT Baugruppen und vergleichende Lebensdauertests 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Zusammenfassung Ersatzteilstrategien Wiederverwendung unterscheiden sich deutlich aus Hersteller und MRO Sicht Hersteller (z.B. Automotive): Direkte Wiederverwendung Schwerpunkte Verfügbarkeit, Logistik und Qualitätssicherung MRO (z.B. Bahn und Luftfahrt): Durch relativ konstanten Bestand im Feld mit langen Nutzungsdauern erfolgreiches Geschäftsmodell. Schwerpunkte schnellere und günstigere Reparaturprozesse. Wesentliche Ergebnisse Automotive: Wiederverwendung ist aus Qualitätssicht möglich, jedoch wegen der eingeschränkte Verfügbarkeit nur als Ergänzung sinnvoll MRO Bahn und Luftfahrt: Verbesserte Werkzeuge zur Reparatur, u.a. durch automatische Funktionstests und Thermografie zur Fehlererkennung. 11.04.2012 © Fraunhofer IZM Kontakt Olaf Bochow-Neß [email protected] 030 46403-218 Abteilung Environmental and Reliability Engineering Abteilungsleitung Dr. Nils Nissen und Dr. Olaf Wittler [email protected] und [email protected] Sekretariat 030 46403-200 11.04.2012 © Fraunhofer IZM