Der Dollar ist die Ikone des internationalen Geldverkehrs

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SWR2 ZEITWORT
02. 04. 2002, 6.50 Uhr
02.04.1792: Der Dollar wird die Währungseinheit der Vereinigten Staaten
Von Stephan Krass ©
Der Dollar ist die Ikone des internationalen Geldverkehrs. Mit ihrer weltweiten
Vormachtstellung seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die amerikanische Währung
zum Synonym für Geld überhaupt geworden. „In God We Trust“ steht auf jedem
Dollar, ob Schein oder Münze. Der Schöpfer des Dollars war Alexander Hamilton. Im
Jahre 1784 zählte er zu den Mitbegründern der „Bank von New York“. Als George
Washington 1789 von der Bundesversammlung einstimmig zum neuen Präsidenten
gewählt wurde, machte er Alexander Hamilton zu seinem Schatzsekretär. Unter
dessen Ägide wurde die Union der amerikanischen Staaten zum größten
Freihandelsgebiet der Welt. Vielen Amerikanern gilt Alexander Hamilton als der
eigentliche Begründer der Vereinigten Staaten, weil er es vermochte, die Einheit der
Unionsstaaten durch eine nationale Finanzpolitik zu sichern. Hamilton erreichte, dass
der Kongress im Februar 1791 der „First Bank Of The United States“ eine Lizenz zur
alleinigen Banknotenausgabe erteilte und somit eine Bundeszentralbank schuf.
Durch den „Mint-Act“ vom 2. April 1792 erhielten die Vereinigten Staaten eine eigene
Währung. Der Dollar, der in den Gründungsjahren der Union stets ein hochgradig
inflationsanfälliges Geldinstrument war, konnte sich nun stabilisieren und zur
verbindlichen Währungseinheit werden. Neben der Integration nach innen war durch
die gemeinsame Währung auch eine solide Grundlage geschaffen, die gezielte
Expansion der 13 Unionsstaaten nach Westen voranzutreiben. Ohne den Dollar wäre
diese Politik buchstäblich im Sande verlaufen. Mit seinem gnadenlos
ökonomiefixierten Blick hat Amerika den Preis zum Maß aller Dinge gemacht. Das
Steuerungsmittel, das die komplexe Gesellschaftsstruktur immer wieder auf den
Boden des kleinsten gemeinsamen Nenners zurückgeführt hat, war der Dollar. Der
Glaube an die elementare Prägekraft des Geldes ist bis heute das geheime Band,
das all die Mitglieder dieser Auswanderergesellschaft verbindet. Aus vielen
verschiedenen Ländern sind sie in den neuen Kontinent eingereist. Sie haben keine
gemeinsame Kultur, keine gemeinsame Sprache, keinen gemeinsamen Gott, keine
vergleichbaren Erziehungs- und Ausbildungsstandards, keine gemeinsame Moral,
keine gemeinsame Ethik, keinen gemeinsamen Wertekosmos. Adelsprivilegien,
Doktorhüte, Dienstgrade, Beamtentitel oder sonstige soziale Distinktionsformen
gelten in der Neuen Welt nicht mehr. Alle haben nur ihre individuelle Arbeitskraft und
ihre ideelle Leistungsbereitschaft. Die Maßeinheit dafür ist der Dollar. Die
amerikanische Gesellschaft ist von allem Anfang auf Ökonomie gegründet, weil nur
die Geldwirtschaft über ein integratives Steuerungspotential verfügte, das die
Pluralität der größten Völkerwanderung der Weltgeschichte auf ein gemeinsames
Programm verpflichten konnte. Was immer dazukam, ist zweiter Ordnung. „In God
We Trust“ steht auf der Kopfseite der Dollarmünze. „E pluribus unum“ steht auf der
anderen Seite. Einheit durch Vielfalt. Kopf oder Zahl, beides zählt, man kann es
drehen und wenden, wie man will.
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